Südafrika (IV)

Teil 1 von 2

Freitag, 08.01.2010 – Dongola

Der Limpopo, die Grenze zwischen Simbabwe und Südafrika Auf der südafrikanischen Seite des Flusses ist natürlich genau so viel los. Es sind gerade zwei Busladungen Simbabwer angekommen und wir treffen vor der Immigration auf eine 100m lange Menschenschlange. Das wird dann wohl etwas dauern. Während Thomas den Platz in der Schlange hält geht Isabella die Einreiseformulare suchen. Die Formulare findet sie zwar nicht, aber sie entdeckt, dass die Leute grüppchenweise nicht in den Einreise-Schalterraum, sondern in einen anderen Raum gelotst werden. Wir wüssten nicht, was wir dort sollten, also gehen wir an der Kolonne vorbei zum nächsten Schalter. Wir finden dann heraus, dass der “andere Raum“ der Schalterraum auf der Ausreiseseite ist und die Kolonne auf diese Weise schneller durchgeschleust werden soll. Ups, da sind wir wohl etwas unhöflich gewesen... Wie auch immer, wir kriegen unsere drei Monate Aufenthalt in den Pass geschrieben, und der äusserst höfliche Zöllner am leeren Customs-Schalter hat auch das Carnet im Griff und in wenigen Minuten ausgefüllt. Bei Obelix findet dann noch die Fahrzeugkontrolle statt, zu der sich gleich vier Beamte strahlend versammeln. Wir versuchen ihnen klar zu machen, dass nur einer, und möglichst ohne Schuhe, hinein darf. Sie können uns aber plausibel erklären, dass sie vier, Polizist, Zöllner, Landwirtschafts- und Gesundheitsbeamter, verschiedene Funktionen und darum alle das Recht zur Inspektion hätten. Schliesslich steigen Landwirtschaft und Gesundheit ein und fragen Isabella nach verschiedenen Produkten. Sie interessieren sich für Medikamente, und für bleichende Hautcremen im besonderen. Nachdem Isabella ihnen glaubhaft versichert, dass sie ersteres brauche um nicht auszuflippen und letzteres ganz sicher nicht anwende, dürfen wir ohne weitergehende Inspektionen nach Südafrika einreisen. Hier gibt’s wieder mehr Supermärkte Wenn wir denn einen Gatepass hätten... Thomas macht nochmals die Runde, vorbei an der nun noch längeren Kolonne zu den Schaltern. Fünf Minuten später und fünfzig Minuten nach der Ankunft am südafrikanischen Zoll sind wir unterwegs zur nahen Stadt Musina, wo wir erst mal den Pick’n Pay Supermarkt ansteuern um einige wenige Sachen zu kaufen. Dann fahren wir zum Baobab Caravan Park im Süden der Stadt, der aber in eine Chalet-Anlage verwandelt wurde. Auf guter Strasse geht’s in der Abenddämmerung nach Dongola Wir hatten gehofft, Erika und Toni, zwei Schweizer, die wir vor ziemlich genau einem Jahr zuerst in Windhoek und dann noch einmal in Upington getroffen hatten, und die jedes Jahr drei bis vier Monate im südlichen Afrika mit ihrem orangen Puch unterwegs sind, hier anzutreffen. Wir wissen, dass sie irgendwo in der näheren Umgebung sein müssen und senden ihnen darum kurzentschlossen ein SMS. Wir erhalten auch postwendend Antwort, nämlich dass sie 35km westlich auf der Dongola Ranch stehen. Wir machen uns schnellstens auf den Weg dorthin, denn unser GPS hat bereits den Sonnenuntergang verkündet. Wir erreichen Dongola im letzten Licht und verfahren uns erst mal im weitläufigen Gelände der Ranch. Erika lotst uns schliesslich mit einer Taschenlampe auf den richtigen Platz, wo wir uns nur hinstellen und dann mit einem kleinen Snack zu den beiden sitzen. Es gibt viel zu erzählen und später am Abend machen sie uns noch einen feinen Schällebuur Chrüterkafi, so wie ihn Isabella schon einmal in Upington vor einem Jahr geniessen durfte. Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir trauen unseren Augen nicht, als die Uhr beim Schlafengehen halb drei anzeigt.

Samstag, 09.01.2010 – Dongola

Plan der weitläufigen Dongola Ranch Wir mögen heute natürlich nicht recht aus den Federn und ausgeschlafen sind wir auch nicht. Isabella plagt wieder einmal der Magen und sie gibt beim späten Frühstück forfait. Unser Standplatz mit dem eigenen Sanitärhäuschen Wir bleiben heute sicher auf dieser grosszügigen Anlage, in der wir unser eigenes kleines Sanitärhäuschen mit drei Eingängen (Spüle, WC, Dusche) haben. Gleich daneben steht noch die Wäscherei, wie wir sie noch auf keinem Campingplatz vorgefunden haben. Alles ist fein säuberlich aufgeräumt, es stehen je zwei Wasch­maschinen und Trockner da, ein grosser sauberer Tisch, und die Wäsche­ständer stehen in einem ummauerten mit Elektrozaun gesicherten und nur durch eine Tür zugänglichen Innenhof. Da wir seit vier Wochen so gut wie nichts mehr gewaschen haben nützen wir die Gelegenheit beim Schopf. Der in Windhoek stationierte Puch von Erika und Toni Isabella füllt natürlich gleich beide Maschinen, während Thomas lieber mal einen kleinen Teil gewaschen hätte. Es wird tagsüber ziemlich heiss, möglicherweise ein Grund, warum nicht viele Gäste hier sind. Gemütliche After-Dinner-Runde Nachdem Isabella die ganze Wäsche praktisch im Alleingang erledigt hat, setzt sie sich zu Erika und Toni, während Thomas sich darum bemüht, unseren drahtlosen Internetzugang wieder einzurichten. Mit der Hilfe des kompetenten Vodacom Helpdesks gelingt das schliesslich und wir sind in Sachen Kommunikation wieder dabei. So können wir am frühen Abend noch die Mails der vergangenen drei Festtagswochen runterladen und vergessen darob beinahe das Nachtessen. Wir dürfen unsere Pouletbrüstchen bei Erika und Toni auf den Grill geben, aber Erika muss uns erst noch daran erinnern, dass ihre Glut nicht ewig heiss bleibt. Während Thomas zu den Hühnchen schaut kocht Isabella noch schnell einen Reis und schmettert einen Tomatensalat hin. Wir essen unter einem gigantischen Sternenhimmel. Dann gesellen sich Erika und Toni noch zu uns und wir höckeln wieder bis weit nach Mitternacht zusammen.

Sonntag, 10.01.2010 – Dongola

Pool und Lapa der Dongola Ranch Als wir erwachen sind wir erstaunt, die Sonne von starker Bewölkung verdeckt zu sehen. Nachdem wir gestern ja doch ziemlich fleissig waren, nehmen wir es heute gemütlich und bleiben noch einen Tag. Es gibt ein spätes Frühstück und nach dem Abwasch gehen wir uns mal die Anlage etwas ansehen. Die Bar in der Lapa Die Dongola Ranch ist eine durchgeplante Anlage mit verschiedenen Bungalows, den luxuriösen Campingplätzen, einem Restaurant, einem grossen Konferenz­saal, mehreren Swimming­pools und Bars, einem vermutlich bis auf den letzten Baum gestalteten Garten, einer riesigen Voliere und einem Museum. Die Anlage wirkt sehr gepflegt, sieht aber irgendwie verlassen, oder zumindest unternutzt aus. Blick über die Ranch Es hat praktisch keine Gäste und darum sind auch einige der Angebote, z.B. die Bars oder das Museum, geschlossen. Rentieren kann das auf keinen Fall. Später am Nachmittag kühlen wir uns noch etwas im Pool ab, obwohl es nicht wirklich heiss ist. Auf dem Weg dorthin laufen wir doch tatsächlich einem Brown-hooded Kingfisher über den Weg. Zu essen gibt es einen griechischen Salat, denn wir haben noch simbabwische Tomaten zu verwerten. Isabella plagen aber Magenkrämpfe und so verzieht sie sich schon bald in die Horizontale. Thomas plaudert noch etwas mit Erika und Toni, bevor es dann auch für ihn, und deutlich früher als gestern, Zeit wird schlafen zu gehen. In der Nacht gibt’s dann noch mal kurz Aufregung, als Isabella, wie immer ist es sie, draussen komische Geräusche hört. Dort sitzt doch tatsächlich eine Eule keine zwei Meter von Obelix entfernt auf dem gemauerten Platz am Boden, schaut hinauf und gibt diese sonderbaren Geräusche von sich. Dann können wir ja beruhigt weiterschlafen.

Montag, 11.01.2010 – Magoebaskloof

Heute beginnt der Tag wolkenlos, dafür geht ein recht böiger Wind. Wir essen draussen Frühstück und als wir nur noch unsere Tisch-Sets und den Kaffee auf dem Tisch haben bläst der Wind mit Hilfe eines der Tisch-Sets doch tatsächlich Thomas’ Tasse, halb voll Kaffee, um. Brauchen wir sowas heute morgen...? Als wir am Zusammenräumen sind kommen Erika und Toni vorbei um sich zu verabschieden. Wir fahren über die Soutpansberge kurz vor Louis Trichardt Sie waren ja in Simbabwe unterwegs und sind eigentlich nur um einen defekten Stossdämpfer zu ersetzen nach Südafrika gefahren. Jetzt wollen sie aber, nach einem Abstecher zum Thermalbad von Tshipise, in den Krüger Nationalpark statt zurück nach Simbabwe. Bananenplantagen bei Tzaneen Wer weiss, vielleicht fahren wir uns noch einmal über den Weg, bevor sie Ende März zurück in die Schweiz fliegen. Wir brauchen wie immer etwas länger, aber um elf Uhr fahren auch wir los. Zuerst geht’s auf dem selben Weg zurück nach Musina, wo wir etwas einkaufen. Wir fahren weiter südwärts und durchqueren zum zweiten Mal auf unserer Reise die Soutpansberge. In Louis Trichardt machen wir noch einen zweiten Einkaufsstopp und auch Obelix kriegt nach knapp 2’750km wieder einige Tropfen Diesel, damit es bis nach Pretoria reicht. Wir nehmen aber nicht den direkten Weg dorthin unter die Räder, sondern biegen nach drei Dutzend Kilometern Richtung Tzaneen ab. Obelix absolviert seinen fünfundsiebzigtausendsten Kilometer in der Nähe von Tzaneen Hier wird die Landschaft auch wieder wesentlich interessanter, die Strasse windet sich über Hügel und durch Täler. Alle Flüsse die wir überqueren sind zwar trocken, aber die Landschaft ist trotzdem ausserordentlich grün. Bei Tzaneen wird auch Holz angebaut Kurz vor Tzaneen fahren wir durch ausgedehnte Bananenplantagen, und an den Strassen werden Tomaten und Mangos verkauft. Bei anderen Plantagen die mit niederen Bäumen bestückt sind vermuten wir aufgrund von beschrifteten Tafeln, dass es sich um Guavakulturen handelt. Wir biegen einmal mehr ab und steigen einem Pass entgegen, der Magoebaskloof heisst. Kurz davor liegt ein Restcamp, das wir aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit ansteuern. Zwischen Bungalows hindurch zirkeln wir uns zu einem der vier Plätze für Caravans. Als wir eingeparkt haben ist es höchste Zeit ein Feuer zu starten, denn wir wollen wieder einmal grillieren. In Musina haben wir ein grosses Rumpsteak gekauft, zu dem es Gemüse und feinen Reis gibt.

Dienstag, 12.01.2010 – Pretoria

Obelix im Magoebaskloof Ruskamp In der Nacht ist es richtig kühl geworden und als wir aufstehen finden wir uns ganz knapp unter einem Nebeldeckel, der an den Hängen aufliegt. Zuerst sieht’s fast wie im Zürcher Oberland aus ... Wir essen Frühstück, packen zusammen und zirkeln Obelix wieder durch das Bungalow­labyrinth zum Ausgang des Magoebaskloof Ruskamp. Die Fahrt geht durch eine fast voralpenmässige Landschaft, die vor allem zur Forstwirtschaft genutzt wird. Am westlichen Ausgang des Magoebaskloof gegen Polokwane hin ändert die Landschaft abrupt. Alles sieht viel trockener aus, der Nebel hat wenigen Wolken Platz gemacht und hier wachsen Aloen und kakteenartige Bäume. ... und zehn Minuten später schlagartig nicht mehr Bei Moria kommen wir an einem riesigen eingezäunten Gelände vorbei, das der Hauptsitz der Zion Christian Church, einer schwarzen christlichen Glaubensgemeinschaft ist. Drei Buben unterwegs In Simbabwe haben wir öfters Angehörige dieser Konfession gesehen, die an ihren weissen Gewändern zu erkennen sind. An Ostern sollen sich auf diesem Gelände bis zu 2 Millionen Gläubige versammeln, eine schwer vorstellbare Szenerie. Ab Polokwane sind wir wieder auf der Great North Road, die von Johannesburg, bzw. Pretoria nach Simbabwe führt. Ein Stück fahren wir auf der kostenpflichtigen Autobahn, nehmen aber ab Modimolle, in dessen Nähe wir tatsächlich den Nil überqueren, die alte Strasse R101. Die kostenpflichtig Autobahn bei Mokopane, früher Potgietersrus Wir lassen uns auch von einigen Fahrverbotstafeln für Fahrzeuge über sieben Tonnen nicht abhalten, denn wir sind ja gemäss Fahrzeugausweis, Version Botswana, nicht ganz so schwer. In Pretoria erwartet uns ein Gewitter Es ist nicht so, dass unterwegs irgendwelche altersschwachen Brücken überquert werden müssten, aber offensichtlich will man auch hier den Schwerverkehr auf die Autobahn zwingen. Wir fahren auf dieser manchmal etwas rumpeligen Strasse bis nach Pretoria, bei dessen Durchquerung wir von einem heftigen Gewitter geduscht werden. Wir finden mehr oder weniger problemlos zum Fountains Valley Caravan Park, der uns schon vor neun Monaten als Basis in der Region Johannesburg/Pretoria gedient hat. Unser Platz von letztem Mal ist leider besetzt und es stehen auch sonst ein paar Wohnwagen mehr herum. Die meisten gehören aber nicht Touristen, sondern Langzeitbewohnern. Wir finden dann doch noch ein passendes Plätzchen und machen uns daran, wieder einmal Bolo mit Salat zu kochen.

Mittwoch, 13.01.2010 – Pretoria

Obelix parkt gratis bei den Lieferanten Welche Karte gehört nicht ins Gestell: Congo, Kenia, Switzerland, Ethiopia, Mauritius, Mozambique? Heute ist ein typischer Erledigungstag und wir sind ab Mittag auf der Piste um einiges einzukaufen. Wir fahren ins Menlyn Shopping Center wo wir Obelix wieder auf dem Lieferantenparkplatz hinstellen. Es wird wie meistens später als gedacht bis wir wieder zurück sind. Trotzdem gibt es noch Gehacktes mit Hörnli und für morgen haben wir bereits feine Hacktätschli vorbereitet.

Donnerstag, 14.01.2010 – Pretoria

Obelix auf unserem Platz im Fountains Valley Caravan Park Heute beginnt eine spezielle Zeit, denn wir werden fünf Tage lang ein Cricket Spiel, einen sogenannten Test, live im Stadion verfolgen. Um Südafrika gegen England spielen zu sehen müssen wir 45km nach Johannesburg fahren und darum zeitig aufstehen. Diese Natelantenne fällt dank der Tarnung als Baum praktisch gar nicht auf... Wir fahren extra früh los, denn wir wissen nicht, wie die Parkplatz­situation rund um das Wanderers Stadion aussieht. In der Nähe des Stadions winken einem Schwarze in Warnwesten in Quartier­strassen um dann Parkplätze zuzuweisen. Wir fragen uns, wie offiziell dieser Service wohl ist und was er kosten wird. Der Einweiser lotst uns auf ein Trottoir und kaum stehen wir, geht draussen irgendeine Diskussion los. Als wir selber draussen nachschauen hat Obelix mit seinem rechten Hinterrad eine Pflästerung, die offensichtlich nicht für dieses Gewicht gemacht ist, etwas eingedrückt. Scheinbar gehört die Pflästerung zum angrenzenden Gebäude in dem eine Schule einquartiert ist und eine Dame und ein Herr haben nun das Gefühl, dass wir für den Schaden aufkommen sollen. Wir hingegen haben ein ganz anderes Gefühl, nämlich, dass wir ja nur gemacht haben, wozu uns der Einweiser aufgefordert hat. Auf unsere Frage, warum denn wir und nicht der Einweiser zahlen soll, bekommen wir die einfache Antwort, dass dieser natürlich nicht zahlen könne, während wir, die wir uns ein solch grosses Fahrzeug leisten können, sicher genug Geld hätten. So geht das... Typische Szene auf dem Cricket-Platz Als uns auch noch mit der Polizei gedroht wird machen wir kurzerhand einen Abgang. Wir schätzen das Risiko, mit dem ausländischen Nummernschild für ein unklares Vergehen sozusagen zur Fahndung ausgeschrieben zu werden als gering ein, auch wenn ein sehr unangenehmes Gefühl zurückbleibt. Die Zuschauer strömen in der Mittagspause aufs Spielfeld Wir suchen uns einen anderen Parkplatz und machen uns auf den Weg ins Stadion. Auf unseren Stühlen sitzt natürlich schon jemand, aber es gibt jede Menge freie Plätze und so machen wir es uns einfach wo anders bequem. Das Spiel ist bereits seit einer halben Stunde im Gang und wir haben tatsächlich bereits das Ausscheiden von zwei englischen Schlagmännern verpasst. Die Engländer glänzen in ihrem ersten Durchgang nicht besonders und kommen auf keine sehr hohe Laufzahl. Im Cricket gibt es eine Mittagspause und während dieser Zeit dürfen hier die Zuschauer auf den heiligen Rasen, wovon auch fleissig Gebrauch gemacht wird. Die Anzeigetafel mit allen nötigen Informationen zum Spiel Am frühen Nachmittag ist es um alle Engländer geschehen, aber die Südafrikaner können anschliessend auch nicht sehr viele Bälle schlagen, bevor Regen zum Unterbruch des Spiels zwingt. Heimfahrt in der Dämmerung Wir überlegen uns schon das Stadion zu verlassen und zurück nach Pretoria zu fahren, als schliesslich kurz nach fünf Uhr das Spiel für fünfunddreissig Minuten noch einmal aufgenommen wird. Die südafrikanischen Proteas kriegen während dieser Zeit zwar nicht viel mehr Läufe auf die Tafel, aber die beiden ersten Batsmen bleiben für morgen im Spiel. Wir fahren mit einem Tankstopp wieder nach Norden, wo wir just bei Dunkelheit eintreffen. Die Wärter am Eingangstor versuchen noch mit uns einen krummen Deal zur Bezahlung der Camping­gebühr zu drehen, aber für heute ist unser Bedarf bezüglich Sachen die krumm laufen gedeckt. Zum Glück und zum Trost haben wir fixfertige Hacktätschli im Kühlschrank, die wir traditionellerweise an einer Pfeffersauce und mit Krawättli geniessen.

Freitag, 15.01.2010 – Pretoria

Baustelle des Gautrain, des TGV zwischen Pretoria und Johannesburg Nach dem selben Morgenablauf wie gestern sind wir wieder unterwegs nach Johannesburg. MAN Werkstatt Centurion Wir fahren noch bei der MAN Werkstatt in Centurion vorbei, die am Weg liegt, um Obelix für einen längst verdienten Service am Dienstag anzumelden. Als wir danach kurz nach zehn Uhr wieder auf die Autobahn einbiegen hören wir am Radio, wie das Cricket Spiel kommentiert wird. Und wir dachten, dass es erst um halb elf beginnt, auf jeden Fall ist diese Zeit auf unserem Ticket so aufgedruckt. Wir suchen uns einen Parkplatz noch einmal an einer anderen Ecke und möglichst weg von den Warnwestlern. Als wir im Stadion sind ist das Spiel schon knapp eine Stunde alt und wir haben das erste Wicket, also das Ausscheiden des ersten Schlagmannes, verpasst. Pitschnasse Pitch Die Südafrikaner spielen wesentlich solider als die Engländer gestern, und ihr zweiter Schlagmann wird von den Briten erst nach dem dieser knapp über 100 Läufe erreicht hat erledigt. Dazwischen liegt aber wieder die Mittagspause und wir können unsere restlichen Hacktätschli mit Brot als gediegenes Picknick auf der Tribüne geniessen. Thomas bringt Kaffee, im Vordergrund die couragierte Zuschauerin Am frühen Nachmittag kommt dann der Regen wieder, heute aber als dreiviertelstündiges Gewitter, eingeleitet durch einen Blitzschlag in einen der vier Scheinwerfermasten. Teile des Feldes sind zwar mit Planen abgedeckt, aber nach einer halben Stunde ist das Oval ein einziger See. Wir zweifeln daran, dass das Spiel heute noch einmal aufgenommen wird. Da viele Zuschauer ins Trockene fliehen herrscht ein ziemliches Durch­einander. Dies versuchen die fliegenden Verkäufer von Getränken und Snacks auszunützen, zum Teil unterstützt von Komplizen, in dem sie sich im Moment herrenlose Gegenstände wie Hüte, Brillen, Taschen und dergleichen unter den Nagel zu reissen versuchen. Der Platz wird mit Walzen getrocknet Wegen einer Zuschauerin, die beherzt diese Diebstähle in ihrer Umgebung zu verhindern weiss, werden wir auf diese Vorgänge aufmerksam. Neue Wohnsiedlung am Südrand von Pretoria Daraufhin schauen wir den potentiellen Tätern, die sich vorsichtig umsehen ob die Luft rein ist, präventiv tief in die Augen. Die Versuchung ist für die Kleinverdiener natürlich gross, aber es wird dadurch trotzdem nicht recht. Wir harren aus, wärmen uns mit einem Kaffee auf und schauen den Trocknungs­arbeiten auf dem Platz zu. Schliesslich wird auf halb sechs Uhr die Wiederaufnahme des Spiels angekündigt und auch durchgeführt. Wir, und der Reaktion nach wohl ein grosser Teil des Publikums, fühlen uns dann allerdings etwas verarscht, als eine Viertelstunde später für heute bereits wieder Feierabend ist. Wir fahren zurück nach Pretoria, wo Isabella noch schnell gebratenes Huhn mit gedünsteten Bohnen und gekochtem Reis zu einer Version unseres Nasi Goreng verheiratet. Es wird spät bis das Essen auf dem Tisch steht, aber es schmeckt.

Samstag, 16.01.2010 – Pretoria

Ob der Ratschlag das Geld weise auszugeben über die Festtage etwas genützt hat? Langsam gibt es am Morgen etwas Routine und wir fahren wieder zur genau gleichen Zeit los. Heute haben wir unterwegs nichts zu erledigen und sind darum etwas früher im Stadion. Tag drei im Wanderers Cricket Stadion Ganz zur Spielaufnahme um 10 Uhr reicht es aber doch nicht und wir haben in der guten Viertelstunde schon wieder zwei Wickets verpasst. Heute sitzen deutlich mehr Zuschauer im Stadion und irgendwann meldet der Stadionspeaker ausverkauftes Haus, obwohl rund um uns herum Dutzende von Plätzen unbesetzt sind. Nach einem vorübergehenden Hoch haben die englischen Werfer wieder mehr Mühe, die südafrikanischen Schlagmänner “Aus“ zu stellen. Wir freuen uns aber schon auf unsere Sandwiches für die Lunchpause, in der Hunderte von Knirpsen das Cricketspiel auf dem Platz trainieren. Angeleitet von ihren Trainern üben Knirpse Cricket Fünfundvierzig Minuten nach der Pause kommt das obligate Gewitter, dass heute aber nur einen Unterbruch von einer Stunde verursacht. Das obligate Nachmittagsgewitter Am Nachmittag haben die Südafrikaner dann so viele Läufe Vorsprung, dass sie freiwillig das Feld Räumen und die Engländer wieder schlagen lassen. Diese beginnen nur wenig besser als am Donnerstag und wir befürchten schon, dass das Spiel bereits heute zu Ende gehen könnte. Doch schlechtes Licht führt zu einem Spielunterbruch, von dem wir nicht glauben, dass er nochmals aufgehoben wird. Wir spazieren also zurück zum parkierten Obelix und hören dort im Radio doch prompt den Radiokommentar zum fortgesetzten Spiel. So vernehmen wir, dass wir doch schon wieder das Ausscheiden eines Schlagmannes verpasst haben. Dafür sind wir durch unser (zu) frühes Aufbrechen eine Stunde eher in Pretoria. Trotzdem wird es für Isabella stressig in der Küche, denn wir kochen aus unserem Rindsfilet gleich zwei Gerichte. Heute gibt’s ein Stroganoff und für morgen ein Curry, das wir dann nur noch wärmen müssen.

Sonntag, 17.01.2010 – Pretoria

Wie hoch werden hier die Lastwagen geladen, wenn vor einer Durchfahrtshöhe von “nur“ 4.75m gewarnt wird? Obwohl es eigentlich wieder einmal Zeit für ein ausgedehntes Sonntags­frühstück wäre, halten wir uns kurz und schaffen es heute sogar fünf Minuten früher loszufahren. Auf dem Weg zu unserem Parkplatz im Melrose Quartier in der Nähe des Stadions Wir suchen uns wieder einen ruhigen Parkplatz abseits der Einweiser und stehen genau beim ersten Ballwurf im Stadion. Die Engländer, die weiterhin am Schlagen sind, spielen genauso schwach weiter, wie sie den Test begonnen haben. Ein einziger Schlag­mann, Collingwood, genau wie im ersten Durchgang, vermag den südafrikanischen Werfern einigermassen Widerstand zu leisten. Ausser ihm schafft es keiner auf seine durchschnittliche Laufzahl zu kommen. So kommt es wie es kommen muss: Mit dem zweitletzten Ball vor der Mittagspause sind alle Engländer ausgeschieden und das Spiel nach knapp dreieinhalb Tagen beendet. Interviews nach dem Test Die Briten verlieren damit das Spiel mit einem sogenannten Inning und 74 Läufen, einem ziemlich krassen Resultat auf diesem Niveau. Crickettest Endstand auf der Anzeigetafel Das ist wie wenn im Fussball England gegen Deutschland 8:0 verlieren würde. Die Tickets für den morgigen Tag können wir nun wohl zum Anfeuern verwenden... Wir geniessen trotzdem noch unsere Sandwiches im Stadion während wir den Ehrungen zuschauen und überlegen uns, was wir mit dem freien Nachmittag nun anfangen sollen. Warum nicht ins Kino, es ist schliesslich bereits wieder ein Jahr her, seit wir in Upington den letzten Film gesehen haben. Wir fahren zum nächsten Shoppingcenter, denn in diesen ist meist ein Multiplex-Kino integriert. Leider scheitern wir beim ersten Versuch in der Rosebank Mall wieder einmal an der Parkplatzfrage. Das Wasserspiel in der angenehmen Irene Village Mall ist ein Spass für die Kinder So fahren wir zurück Richtung Pretoria zur Irene Village Mall, wo wir schon einmal waren und darum wissen, dass wir dort parkieren können. Pretoria bei der Anfahrt auf der R21 von Süden mit der “Talsperre“ der University of South Africa Die Filme haben leider alle bereits vor rund einer Stunde begonnen und mit der nächsten Startzeit wird es uns einfach zu spät. Thomas ist etwas frustriert, aber dagegen ist ja ein Kraut gewachsen: Shopping! Davon profitiert auch Isabella, denn für sie gibt es ein neues Sommerbadekleid, das sie eigentlich schon lange benötigt. In einem Buchladen finden wir auch noch ein Vogel­bestimmungsbuch, das uns für den Rest der Reise durchs östliche Afrika begleiten wird. Zurück im Fountains Valley Caravan Park gibt’s erst mal ein Bier, dann eine Dusche und dann noch eine Runde Fotos von Simbabwe aussortieren. So wird es dann doch wieder nach acht Uhr, bis wir mit Kochen beginnen. Zum Glück ist das Curry ja schon vorgekocht, so dass das Essen nicht allzuspät auf den Tisch kommt.

Montag, 18.01.2010 – Pretoria

Grüne Spargeln mit Sauce Hollandaise und einem Glas Sprudel Thomas hat offensichtlich etwas Schlaf­nachholbedarf, denn er schafft’s erst um halb zehn Uhr aus dem Bett zu kriechen. Derweil sitzt Isabella bereits am Laptop, denn dieser Tag, der ja eigentlich fürs Cricket reserviert war, wird nun zum Homepage-Tag. So geht der Vormittag bei zwei Tassen Kaffee aus dem zimbabwischen Hochland rasch vorbei. Der Kaffee riecht gemahlen zwar wunderbar, aus der Espresso­kanne schmeckt er dann aber eher mässig. Am Mittag gibt es wieder einmal eine garnierte Fleisch- und Käseplatte und am Nachmittag geht’s im Vormittagstakt weiter. Zum Znacht gibt’s kleine, feine grüne Spargeln, die wir gestern im Supermarkt gefunden haben und die wir mit einer Hollandaise Sauce geniessen. Dazu trinken wir einen Poncgrácz, denn heute ist zum dritten Mal auf unserer Reise grosser Isabella-und-Thomas-Feiertag.

Dienstag, 19.01.2010 – Centurion

09:16h: Thomas am Warten bis Obelix’ Service beginnt... Diese Nacht war wieder kürzer, denn gestern wurde es deutlich nach Mitternacht, und um sieben Uhr stehen wir schon wieder auf. Wir machen auf Nationalpark-Frühstück, nämlich Kaffee und Joghurt, damit wir nicht zu spät für den Service bei MAN in Centurion sind. Es ist nicht sehr weit dorthin und wir kennen den Weg. Nachdem wir dem Vorarbeiter erklärt haben, was für Arbeiten wir erledigt haben wollen, geht erst mal gar nichts. Um elf Uhr werden weitere Daten aufgenommen, denn sie finden Obelix in ihrem System nicht. Auf der Gautrain-Baustelle werden Rasenteppiche verlegt Isabella stinkt die Warterei und sie macht sich an ihrem Laptop nützlich, während Thomas Präsenz markiert. Es wird Mittag, ohne dass Obelix in die Werkstatt fahren darf. Wir gehen während der Mittagspause ins Einkaufs­zentrum gleich gegenüber und kaufen uns dort zwei Sandwiches, die wir gleich vor Ort verdrücken. Danach geht das Warten weiter und wir zweifeln langsam daran, dass das noch etwas wird mit dem Service heute. Das ist damit die zweite MAN-Vertretung in der Region Johannesburg / Pretoria, die keine speziell gute Falle macht. Um vierzehn Uhr wird Obelix doch noch in die Werkstatt verschoben und eine halbe Stunde später beginnt ein Mechaniker tatsächlich daran zu arbeiten. 14:29h: ... hurra, es geht los mit Obelix’ Service! Schliesslich kümmern sich bis zu vier Angestellte um Obelix und sorgen dafür, dass die verschiedenen Ölwechsel zügig über die Bühne gehen. So ist der Service nach zwei Stunden erledigt und der Vorarbeiter geht Obelix probefahren. Dabei stellt er fest, was wir vor fünf Tagen zum ersten Mal gesehen haben, nämlich dass die Kühlwassertemperaturanzeige einen Wackel hat. Wir wollten unser MGD auf jeden Fall waschen lassen, doch dafür ist es jetzt natürlich zu spät. So fragen wir, ob wir nicht auf dem Gelände übernachten können, damit das morgen erledigt werden kann. Der Vorarbeiter ist darüber gar nicht unglücklich, denn so muss er zur Reparatur der Kühlwasseranzeige nicht Überstunden machen. Obelix wird gleich vor der Werkstatt parkiert und wir verziehen uns ins MGD-Innere. Nicht schlecht staunen wir, als beim Eindunkeln plötzlich unsere Türe aufgerissen wird. Draussen steht ein Wachmann, der etwas überrascht scheint, als Thomas ihn fragt, was er denn da mache. Er fängt sich aber rasch wieder und fragt unverfroren, ob er sich nicht unsere Wohnung mal schnell ansehen könne. Unsere Antwort ist kurz und deutlich: “Sorry, NO!“ Wenig später klopft jemand an Obelix’ Reifen und schleicht um das Fahrzeug. Isabella fragt ihn, ob etwas nicht in Ordnung sei, worauf sie die befremdliche Antwort erhält, dass er die Batterien überprüfen müsse. Na ja, das sind nicht gerade vertrauenserweckende Vorgänge auf einem eingezäunten, bewachten Gelände. Hoffen wir nur, dass die Nacht ungestört verläuft.

Mittwoch, 20.01.2010 – Pretoria

In den frühen Morgenstunden des neuen Tages prasselt es gehörig auf unser Dach. Wir schlafen aber weiter bis wir um die gleiche Zeit wie gestern aufstehen müssen. Obelix erhält seine wohlverdiente Wäsche bei MAN in Centurion Wir schaffen es bis zum Arbeitsbeginn um halb acht Uhr vor dem Fahrzeug zu stehen, werden für diesen Effort aber schlecht belohnt. Erst scheint sich ein Arbeiter um unseren defekten Kühlwassersensor zu kümmern, dann geht aber eine Stunde lang gar nichts mehr. Obelix glänzt wieder Wir sind, gelinde gesagt, wieder einmal nicht so begeistert, vor allem, als der Sensor dann in fünf Minuten gewechselt ist. Anschliessend kriegt Obelix noch die verdiente, gründliche Wäsche. Bis aber aller Dreck weg ist müssen wir viermal die Pingeligen spielen und die Putzequipe nachbessern lassen. Um elf Uhr ist alles erledigt und wir können endlich vom Gelände fahren. Eineinhalb Tage haben wir bei MAN Centurion für Arbeiten verbracht, die locker an einem halben Tag hätten erledigt werden können. Sollen wir nun sagen, der nächste Service findet gottlob voraussichtlich in Nairobi statt...? Ganz in der Nähe soll es gemäss GPS-Info einen Gasladen geben und wir wollen unser Glück mit unserer leeren Gasflasche versuchen. Es ist tatsächlich ein Fachbetrieb und die Spezialisten kümmern sich um unseren Fall. Unser schweizer Anschluss passt nicht an ihre Füllstation und so kommt zum ersten Mal unser Adapterset zum Einsatz. Wir brauchen gleich zwei Adapter aus dem Sortiment, aber wenige Minuten später ist unsere Flasche wieder gefüllt. Darüber ist vor allem Isabella glücklich, denn sie hätte gar keine Freude, wenn während des Kochens plötzlich die Flamme ausginge und kein Nachschub vorhanden wäre. Via Menlyn Park Mall, wo wir etwas einkaufen, fahren wir wieder zum Fountains Valley Caravan Park, wohin denn sonst. Wir haben uns eine Boerewors gekauft und machen darum seit langem wieder einmal ein Grillfeuer. Die Wurst schmeckt ganz gut, fast so gut wie der Bouillonreis, den Isabella dazu macht. In verdankenswerter Weise hat der Regen bis später am Abend gewartet, damit wir die Wurst auch geniessen können.

Donnerstag, 21.01.2010 – Pretoria

Heute gibt es wieder einen Laptop-Tag, denn unsere Internetseite ist schon seit über einem Monat nicht mehr aktualisiert worden. Mehr als 100 Minuten um ein Foto hochzuladen, das ist neuer Rekord! Ausserdem wollen wir abwarten, was die Gunwils, also Gunilla und Wilfried, die für südafrikanische Verhältnisse einen Katzensprung von uns entfernt in der MAN Werkstatt in Vereeniging stehen, vorhaben. Wir würden sie gerne noch einmal treffen. Schliesslich melden sie sich und wir machen ab, dass wir morgen nach Vanderbijlpark südlich von Johannesburg fahren werden, um sie dort übers Wochenende bei Freunden von ihnen zu besuchen. Wir sind den ganzen Tag an der Arbeit und Isabella lädt fleissig Fotos für unseren Reisebericht von Botswana auf den Server. Am späteren Abend gibt es einen neuen Rekord: Sie benötigt sage und schreibe 108 Minuten um ein einzelnes Foto hochzuladen, und der Clou ist, dass das Foto dort nicht vollständig angekommen ist. Hätte sie nebenbei nicht anderes zu tun gehabt, sie hätte wohl einen Schreikrampf gekriegt. Wir sind zwar in Südafrika, aber trotzdem: It’s Africa!

Freitag, 22.01.2010 – Vereeniging

Am Vormittag arbeiten wir weiter an unserem Homepage-Update als uns ein Anruf von Wilfried erreicht. Er meldet, dass sie wohl heute noch in der Werkstatt bleiben müssen und so vereinbaren wir, dass wir zu ihnen nach Vereeniging fahren werden. Landschaft unterwegs nach Vereeniging Wir können dann allenfalls zusammen auf dem MAN-Gelände übernachten und am Abend trotzdem zusammensitzen. Zuerst bringen wir aber tatsächlich noch unseren Update fixfertig auf den Server, was wir nicht gedacht hätten. Viele Stromleitungen die Strom vom Kohlekraftwerk bei Vereeniging in den Grossraum Johannesburg bringen Isabella strahlt richtig und so können wir zufrieden zusammenpacken und uns am frühen Nach­mittag bei ansehnlichem Wetter auf den Weg machen. Unterwegs kaufen wir noch etwas vakuumiertes Fleisch ein, denn wir wissen ja nicht so genau, was essens­mässig übers Wochen­ende läuft. Die Fahrt auf der Autobahn an Johannesburg vorbei ist bei dem starken Verkehr recht anstrengend, vor allem weil die Strecke eine einzige enge Baustelle ist. In Vereeniging finden wir Gunilla und Wilfried tatsächlich in der Werkstatt und es gibt ein herzliches Wiedersehen. Als die Arbeiten für heute abgeschlossen sind erkundigen wir uns beim Besitzer der MAN Vertretung, ob wir auf dem Gelände übernachten dürfen. Der Gunwiltruck in der Garage in Vereeniging Der findet aber, wir sollten besser zu ihm nach Hause kommen, er habe ein grosses Grundstück und wir könnten dort auf einem Platz direkt am Vaal Fluss stehen. Es ist bereits dunkel, als uns der Vorarbeiter mit einem Bakkie der Firma bis zu einem Tor lotst, wo uns Bertie, der Besitzer, in Empfang nimmt. Von hier aus müssen wir noch fünf Kilometer über eine Piste fahren, die es in sich hat. In der Stadt hat uns das nachmittägliche Gewitter nur gestreift, aber hier hat es seine nasse Fracht in rauhen Mengen abgeladen. Darum ist die Piste teilweise recht matschig und an einer Stelle kommen wir ohne Allradantrieb nur knapp durch. Natürlich spritzt der Dreck nach allen Seiten und das nur zwei Tage nachdem Obelix gründlich gewaschen wurde. Bertie ist so nett und stellt uns sogar eines ihrer Autos zur Verfügung, damit wir in die Stadt essen gehen können. Gunilla und Wilfried kennen ein portugiesisches Restaurant, dessen Patron sie neulich kennengelernt haben, und wir fahren, zum Glück auf einer kürzeren und weniger abenteuerlichen Strecke, dorthin. Der Chef kümmert sich gleich persönlich um uns und wir bestellen vor allem Fleisch, einzig Wilfried steht der Sinn nach Fisch. Die Damen bekommen ein Filet und Thomas ein Rumpsteak, im Grunde genommen ziemlich unportugiesisch. Das aus Argentinien importierte Fleisch schmeckt aber vorzüglich und auch Isabella ist zufrieden, nachdem sie das für ihren Geschmack zuwenig gebratene Fleisch, dass sie irrtümlich erhalten hat, mit Gunilla tauschen kann. Einzig die Pommes-Frites sehen besser aus als sie sind, aber dafür gibt es zum Schluss noch einen richtig feinen Espresso. Thomas steuert den Audi wieder zurück zu unseren Fahrzeugen, und wir genehmigen uns dann zu viert im MGD noch eine Flasche Wein, die erst weit nach Mitternacht ausgetrunken ist.

Samstag, 23.01.2010 – Vanderbijlpark

Das Anwesen unserer Gastgeber Unser an und für sich ruhiges Plätzchen am Vaal Fluss mit dem Leihauto Nach einer ruhigen Nacht werden wir von einem Quad geweckt, das über das Grund­stück knattert, aber es ist ja sowieso Zeit aufzustehen. Jetzt sehen wir bei Tageslicht das Grundstück, das eher einem Park gleicht. In einem grossen Teich liegt eine kleine Insel und auf den grünen Wiesen weiden Spring- und Blesböcke. Auf dem Gelände stehen drei grosse Häuser in denen verschiedene Generationen der Familie wohnen. Wir stehen auf dem Parkplatz eines grossen Hauses direkt am Vaal Fluss, das man als “Festhütte“ bezeichnen könnte und das die Familie für Veranstaltungen vermietet. Nach dem Frühstück fahren wir um zehn Uhr wieder zur MAN Werkstatt. Dieses elektrische Tor sprang beim Schliessen aus der Schiene Dort wird Obelix freundlicherweise vom gröbsten Dreck befreit. Obelix wird vom gestern und heute gesammelten Dreck befreit Am Mittag machen wir mit Gunilla im Regen, wie könnte es anders sein, einen Ausflug zur Einkaufsmall von Vereeniging. Das Einkaufszentrum ist, genau wie in der Schweiz an einem regnerischen Samstag, gut besucht. Nach­dem wir unsere Sachen eingekauft haben verschwinden wir so schnell wie möglich wieder. Zurück in der Werkstatt beginnt das grosse Warten. Ein Arbeiter hat unnötiger­weise den Fahrer­haus­kipp­mechanismus von Gunwils Lastwagen beschädigt und die Reparatur, respektive Bastelei, dauert den ganzen Nachmittag. Um fünf Uhr platzt Wilfried der Kragen und er lässt das Teil, obwohl jetzt komplett funktionsunfähig, wieder einbauen. Frischfleischtransport mit dem Pickup in Vereeniging Wir fahren dann nach Vanderbijlpark, wo ihre Bekannten in einer dieser für Südafrika typischen, gesicherten Siedlungen wohnen. Der Gunwiltruck unterwegs zu den Freunden Das ausser­gewöhnliche an Hannelie und Jean ist, dass sie als Südafrikaner in vierzehn Monaten eine Umrundung von Afrika, samt einem Abstecher nach Europa, gemacht haben. Normalerweise fahren Südafrikaner die klassische “Cape to Cairo“-Route, wenn sie denn genug abenteuerlustig sind. Und noch spezieller ist, das sie die Reise mit ihren zwei kleinen Söhnen unternommen haben. Wir werden von den beiden herzlich willkommen geheissen und zum Znacht gibt es, wie könnte es anders sein, ein Braai mit Boerewors und Steaks. Isabella hat während der Warterei in der Werkstatt am Nachmittag Reis gekocht und kann so einen Reissalat beisteuern. Es wird auch heute ein langer Abend, mit vielen Geschichten und einigem Wein, der für uns erst in den ersten Morgenstunden des neuen Tages zu Ende geht.

Sonntag, 24.01.2010 – Vanderbijlpark

Crowned Lapwings (Kronenkiebitze) Unser Kopf ist heute etwas schwer als wir aufstehen und es dauert einige Zeit, bis wir auch wirklich wach sind. Es ist schön, dass wir uns zum Frühstück einfach hinsetzen können, denn Hannelie hat für uns Scones gebacken, die wir mit selbstgemachter Aprikosenkonfitüre oder Honig verdrücken. Dazu gibt’s noch Kaffee und die Welt sieht schon wieder besser aus. Isabella würde ja gerne auch selber solche Konfi machen, aber die Saison für Aprikosen scheint bereits vorbei zu sein, denn in den Supermärkten haben wir die Früchte nur selten und dann sehr unreif gepflückt gesehen. Hannelie und Jeans Haus Im Verlauf des Nachmittags ist es für die Gunwils dann Zeit aufzubrechen, denn sie müssen noch nach Johannesburg fahren, da sie morgen früh einen Termin mit dem höheren Management von MAN Südafrika haben. Wir verabschieden uns von ihnen in der Hoffnung, dass wir uns vielleicht im März noch einmal sehen werden. Vorläufig aber haben sie genug vom feuchten Wetter hier und wollen deshalb nächste Woche auf schnellstem Weg in angenehmere Gefilde, in die Kapregion entfliehen. Den Rest des Nachmittags verplaudern wir angeregt mit unseren Gastgebern. Dann bereitet Hannelie aus dem übriggebliebenen Rumpsteak von gestern feine Sandwiches und aus den gebackenen Kartoffeln einen schmackhaften Härdöpfelsalat. Heute abend sind wir etwas vernünftiger als gestern, denn schliesslich muss Jean morgen um sechs Uhr wieder zur Arbeit und auch wir wollen zu einer anständigen Zeit losfahren. Da Jean schon weg sein wird bis wir aufstehen verabschieden wir uns bereits jetzt von ihm. Er lädt uns ein, doch noch einmal bei ihnen vorbeizuschauen bevor wir endgültig nordwärts ziehen. Das ist südafrikanische Gastfreundschaft.

Montag, 25.01.2010 – Rustenburg

Wir schlafen gut und etwas länger als an den vorangegangenen Tagen. Am frühen Morgen ist es sogar so kühl, dass wir unter die Wolldecke kriechen. Auf dem Weg nach Krugersdorp Wir essen wieder einmal unser eigenes Frühstück und räumen dann zusammen. Verabschieden und noch einmal bedanken können wir uns nur bei Hannelie, denn Jean musste ja schon früh zur Arbeit und die beiden Buben sind im Kindergarten. Abraumhalde in Krugersdorp Wir versprechen, vor dem Start unserer Reise nordwärts noch einmal bei ihnen vorbeizuschauen, dann wollen sie uns auch noch einige Tipps für die Ostroute geben. In der Mall in Vanderbijlpark kaufen wir noch einige Sachen ein und fahren dann wieder in Richtung Johannesburg. Wir lassen die Stadt aber rechts liegen und biegen bei Krugersdorp, das von riesigen Abraumhalden umgeben ist, nach Westen ab. Rechts von uns steht schon bald der Magaliesberg, eine markante, wenn auch nicht sehr hohe Bergkette, die sich von Pretoria bis nach Rustenburg erstreckt. Ein mit Tomaten möglicherweise leicht überladener Pickup Rustenburg ist unser Tagesziel, von hier aus wollen wir Sun City und das Pilanesberg Game Reserve besuchen. Das Camp, das wir ansteuern macht uns erst mal keine Freude, denn das Eingangstor ist wieder einmal nicht hoch genug für Obelix. Rustenburg Kloof Zum Glück gibt es noch einen Seiteneingang für uns, so dass wir nur noch um einige Bäume mit tiefhängenden Ästen zirkeln müssen. Das Rustenburg Kloof Holiday Resort, das am Fusse des Magaliesberg liegt, ist riesig, mit vielen Chalets und 250 Stellplätzen, die praktisch gänzlich unbesetzt sind. So haben wir die Qual der Wahl und entscheiden uns schliesslich für einen ebenen Platz mit Schatten spendenden Bäumen. Schatten ist gar nicht übel, denn hier haben wir plötzlich wieder Temperaturen jenseits der Dreissiggradmarke. Und dann stellt sich heraus, dass unser Platz nicht wirklich frei war, denn in einem abgestorbenen Baumstrunk wohnen schon mindestens zwei Halsband-Bartvögel, die uns aus dem Eingang ihrer Nisthöhle argwöhnisch beobachten. Nach Einbruch der Dunkelheit zieht dann ein saftiges Gewitter, das wir schon lange haben kommen hören, dem Berg entlang über uns hinweg. Da ist es doch wieder einmal angenehm im Trockenen zu sitzen und das von Isabella scharf zubereitete Gemüse Curry geniessen zu können.

Dienstag, 26.01.2010 – Rustenburg

Green Wood-Hoopoe (Steppenbaumhopf) Als wir aufstehen ist es draussen grau und es sieht nicht gerade so aus, wie wenn nächstens schönes Wetter ausbrechen würde. Eigentlich war unser Plan hier zu waschen, denn es stehen Waschmaschinen mit Warmwasseranschluss in der Wäscherei. Heute regnet es nur einmal Das Wetter war ja gestern auch sonnig und heiss, doch davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Zum Aufbrechen ist es aber auch schon eher spät, darum bleiben wir trotzdem hier, schliesslich haben wir noch genug mit unserer Homepage zu tun. Im Camp mit seinen vielen Bäumen sind verschiedene Vögel anzutreffen. So sehen wir neben unseren Nachbarn, den Bartvögeln, noch auffällige Steppenbaumhopfe. Im Verlauf des Vormittags zieht dann ein laues Gewitter auf, das mehr oder weniger den ganzen Tag über Rustenburg hängt. Am Nachmittag erleben wir den seltenen Fall, dass wir bei Sonnenschein und Regen sehr nahen Donner krachen hören. Am frühen Abend beruhigt sich das Wetter wieder und wir können duschen gehen, ohne vorgespült zu werden. Isabella ist aber trotzdem nicht begeistert, denn in ihrer Dusche kommt kein warmes Wasser, was bei einer Lufttemperatur um die zwanzig Grad doch ganz angenehm wäre.

Mittwoch, 27.01.2010 – Rustenburg

Hoppla, verschlafen. Wer ist schuld? Wenn es wenigstens schön wäre um zu waschen... So macht der eine ein bisschen dies und der andere ein bisschen das, bis sich dieser Tag gnädig verabschiedet.

Donnerstag, 28.01.2010 – Rustenburg

Der Waschsalon im Camp Der weisse Riese hat wieder einmal zugeschlagen Als wir erwachen spannt sich ein makellos blaues Himmelszelt über uns. Dieses Geschenk des Himmels gilt es zu packen, den Wettergeschenke haben meist ein kurzes Verfalldatum. So packen wir noch vor dem ersten Kaffee unsere Wäsche und schleppen sie zur Wäscherei. Eine Maschine läuft ohne dass wir Geld einwerfen müssen, eine arbeitet ganz normal und eine macht keinen Wank nachdem wir Geld eingeworfen haben. Der aufgebotene Maintenance Manager, der mit seinem Lederhut eher wie Crocodile Dundy aussieht, bringt sie aber zum Laufen, so dass unsere ganze Wäsche schon bald gewaschen ist. Der Halsband-Bartvogel am Eingang seiner Wohnhöhle Dank der starken Sonne und der jetzt wieder tieferen Luftfeuchtigkeit können wir die Wäsche laufend wieder von der Leine nehmen. Unser Platz im Rustenburg Kloof Holiday Resort Am Mittag haben sich schon die ersten grösseren Wolken am Himmel etabliert und wir sind froh, bis auf den Molton, der in einer Nachzügler-Maschine gelandet war, mehr oder weniger die ganze Wäsche im Trockenen zu haben. Am frühen Nachmittag erfahren auch unsere Wenigkeiten etwas Zuwendung. Einmal mehr spachteln wir Salami, Käse und Zugemüse. Obwohl die Wolken noch weiter wachsen, wir einzelne Tropfen abkriegen und nördlich von uns gedonnert wird, wagen wir es mit einem Grillfeuer, denn wir haben noch einiges an grillfähigem Fleisch im Kühlschrank. Unser Mut wird belohnt, denn es bleibt trocken und wir können neben etwas Gemüse die Hälfte eines anständigen Rumpsteakfladens auf den Grill legen. Das Fleisch schmeckt richtig gut und auch das delikate Gemüse, das etwas viel Hitze erwischt hat, ist noch geniessbar.

Freitag, 29.01.2010 – Pilanesberg Nationalpark

Beflaggte Strasse auf dem Weg zum WM-Stadion ausserhalb Rustenburg Wir stehen nicht speziell früh auf und sind um halb elf Uhr wieder unterwegs. Dieser Sattelschlepper hat auch einige Hicke in unserer Windschutzscheibe auf dem Gewissen Mit einem kleinen Einkaufsstopp an der Waterfall Mall am entgegengesetzten Ende der Stadt geht es auf nach Sun City, vorbei am neuen Fussball-WM Stadion, das ca. 20km ausserhalb Rustenburg steht. Am Eingang zu Sun City sind die Fahrspuren für Tages­besucher geschlossen, so dass wir nach der Bezahlung des Eintritts automatisch auf der Zufahrt zu den Hotels und Casinos landen. Da wir keinen Plan oder andere Infos erhalten haben, machen wir uns mit Obelix einfach auf eine kleine “Stadtrundfahrt“ durch den Komplex. Die Vorfahrt des Palace of the Lost City Hotel So fahren wir erst durch die Vorfahrt des Palace of the lost City Hotels und dann sozusagen mitten durch die Lobby des Cascades Hotels. Wir nähern uns der Lobby des Cascades Hotel Nur schade, dass wir wieder einmal vergessen ein Foto zu schiessen... Wir parkieren auf dem Parkplatz zwischen dem Cascades und dem Sun City Hotel und begeben uns erst mal ins Entertainment Center, das in erster Linie ein Spielcasino ist, aber auch eine riesige Veranstaltungs­arena enthält. Hier gibt es auch was zu essen und wir stärken uns mit einigen indischen Samosas. Von hier aus besichtigen wir das Valley of the Waves, eine künstliche Lagune mit Sandstrand, an den alle zwei, drei Minuten eine ebenso künstlich ausgelöste Welle brandet und in der man gegen zusätzliches Eintrittsgeld baden kann. Künstliche Welle im Valley of the Waves Wir aber machen einen Rundgang durch die weitläufige Anlage in der die vier Hotelkomplexe samt allerlei Zugemüse stehen. Slot-Machines, der ursprüngliche Grund für Sun City Beim ältesten der Hotels, dem eigentlichen Sun City Hotel, werden wir Zeugen eines Einbruchs in zwei Hotel­zimmer. Einige Paviane haben offen­sichtlich gesehen, dass eine Balkonschiebe­türe offen steht und klettern die Fassade hinauf zum entsprechenden Balkon. Einer nach dem anderen verschwindet im Hotel­zimmer und kommt mit Beute wieder heraus. Einige Balkone weiter schieben sie sogar eine Türe auf um sich darin zu bedienen. Unglaublich! Weiter hinten gibt es auch zwei Volieren in die man eintreten kann und von denen eine voller exotischer und sehr zutraulicher Vögel ist. Knysna Turaco (Helmturaco) In einem weiteren Vogelgehege wohnt ein Common Mynah, ein begnadeter Stimmenimitator der spricht und lacht. Ein Red-winged Starling (Rotschwingenstar) trinkt aus einer Pfütze Am grossen künstlichen See vorbei gehen wir zurück zu Obelix und fahren zum nahen Pilanesberg Nationalpark, der dazumal zusammen mit Sun City konzipiert wurde. Erst haben wir etwas Mühe durch das angeblich vier Meter hohe Tor zu fahren, aber mit etwas gutem Willen geht es dann doch. Wir sind erfreut über den recht günstigen Eintrittspreis, denn für rund 15 Franken können wir bis morgen abend im Park herumkurven. Wir fahren auf der Teerstrasse Richtung Bakgatla Gate, denn dort liegt eines der beiden für uns in Frage kommenden Camps. Impala auf dem Sprung Unterwegs sehen wir die ersten paar Kilometer gar nichts, dann endlich mal ein paar Warzenschweine. Woodland Kingfisher (Senegalliest) Schliesslich folgen noch Gnus und Impalas und bis wir auf direktem Weg das Gate erreicht haben sehen wir so die üblich Palette an Wildtieren. Das Camp liegt zu unserem Erstaunen ausserhalb des Parks, aber wir können morgen mit unserem Permit einfach wieder reinfahren. Der Campingplatz ist erstaunlich gut besetzt, wir kriegen jedoch problemlos einen Platz. Es ist schon recht spät. Nach dem anstrengenden Tag haben wir aber erst einmal ein Bier verdient, für das wir sogar noch die Campingstühle auspacken. Dann geht’s in die Küche, wo aus dem zweiten Teil des Rumpsteaks ein leckeres Curry entsteht.

Samstag, 30.01.2010 – Broederstroom

Viele Wolken ergeben eine spezielle Morgenstimmung Nach einer kurzen Nacht, in der es kurz etwas regnete, schaffen wir es um sechs Uhr unter einer grauen Wolkendecke loszufahren. Giraffe Wir sind rasch am Parktor, das bereits seit einer halben Stunde offen ist. Nach einigen Kilometern zweigen wir auf eine Kiespiste ab, die in einem grossen Bogen in den Westen des Pilanesberg Nationalparks führt. Der Park liegt im ca. 25km durchmessenden Krater eines urzeitlichen Vulkans mit drei konzentrischen Kraterketten, in dessen Caldera ein Stausee liegt. Das Gebiet ist wunderschön und speziell im Westen, wohin sich nicht so viele Fahrzeuge verlieren, fühlt er sich wild und unberührt an. Zwei Gnus mit Jungem Ein erstaunliches Gefühl, wenn man bedenkt, dass das Game Reserve am Rand einer der dichtest besiedelten Industrielandschaften Afrikas liegt. Bevor wir Wild zu Gesicht bekommen können wir uns erst einmal an ein paar Vögeln erfreuen. Drei Löwen wenige Meter neben der Strasse An auffälligen Arten der Gattung sehen wir Yellow-crowned Bishops, einen Shaft-tailed Wydah, einen grünen Diderick Kuckuck, farbige European Bee-eater, immer wieder Rufous-naped Larks und die omnipräsenten, uns den ganzen Tag begleitenden White-winged Widowbirds. Schliesslich treffen wir auch auf Vierbeiner, angefangen bei Red Hartebeest, über eine grosse Gruppe von Giraffen, zu Kudus und immer wieder Impalas. Einen ersten Höhepunkt gibt es schliesslich, als wir wenige Meter neben dem Weg drei Löwen, ein Männchen und zwei Weibchen erblicken. Später entdeckt Isabella auf der anderen Seite noch ein Männchen. Löwin unterwegs im Gras Wir schauen den Katzen natürlich ein Weilchen zu, bis sie sich irgendwann in die Büsche verziehen. Nicht viel weiter gibt es bereits wieder Aussergewöhnliches zu erblicken: Drei Nashörner, wovon eines ein ziemlich junges ist. Später und nachdem wir unser Frühstück an einem Picknickplatz nachgeholt haben, sehen wir noch mehr Rhinos und auch noch eine Löwin. Nashörner und Zebras Eigentlich hätten wir erwartet, dass wir von den Big Five, die alle in diesem Park vorkommen, am ehesten die Elefanten antreffen würden, aber die machen sich rar. Schliesslich entdecken wir in einiger Entfernung von der Strasse doch ein einsames Exemplar, und nicht viel später treffen wir dann auf eine ganze Gruppe von Elefanten, die sich an einem Wasserloch aufhalten. Erstaunlich ist aber doch, dass wir während des Tages fast so viele Nashörner wie Elefanten sehen, das hätten wir nicht erwartet. Impalas Im Mankwe Stausee gibt’s dann auch noch drei Flusspferde zu sehen und so haben wir heute einen wirklich vielfältigen Strauss an verschiedenen Tieren erlebt. Der Tag vergeht auch wie im Flug und es ist bereits vier Uhr, als wir den Park, der unbedingt einen Besuch wert ist, bei Manyane wieder verlassen. White-winged Widowbird (Spiegelwida) im Prachtkleid Wir haben noch gut zwei Stunden Fahrt Richtung Pretoria vor uns, denn wir wollen das Swissafrican Restaurant beim Hartebeespoort Stausee besuchen. Wir haben den schweizer Besitzer vor knapp einem Jahr in Fishhoek bei Kapstadt kennengelernt, und er hat uns damals eingeladen, doch einmal bei ihm vorbeizuschauen. Das machen wir jetzt einfach unangemeldet, und Mike, der sich noch knapp an uns erinnert, zeigt uns stolz seine Anlage, von der man einen wunderbaren Blick auf den Hartebeespoort Dam hat. Farbige Tücher stehen am Strassenrand zum Verkauf Wir dürfen sogar bei ihm auf dem Parkplatz übernachten und damit steht einem Nachtessen im Restaurant nichts mehr im Wege. Das Restaurant ist eine Art zweigeteilte Scheune. In der einen Hälfte, durch die der Gast eintritt, wird gekocht, während in der anderen Hälfte bei gedämpften Licht und ebensolcher Musik gegessen wird. Hartebeespoort Dam Neben internationalen Gerichten, darunter auch Pizzas und Sushi, gibt’s natürlich schweizer Spezialitäten auf der Karte, und die interessieren uns mehr. Fondue lassen wir zwar Fondue sein, aber Isabella entscheidet sich für ein Cervelat-Cordonbleu, was denn sonst, während sich Thomas an das richtige Cordonbleu hält. Es gibt grosse Fleischportionen, Isabella erhält gleich zwei gefüllte Cervelats. Und das besten daran: Es schmeckt wie richtig! Natürlich lassen wir uns von Mike die Adresse des Metzgers geben von dem er die Würste bezieht, denn dort müssen wir unbedingt vorbeischauen. Nach dem Essen setzen sich Mike und ein deutscher Gast noch etwas zu uns und wir verbringen einen spannenden Abend, bis es um Mitternacht Zeit ist, nach dem langen Tag endlich schlafen zu gehen.

Sonntag, 31.01.2010 – Pretoria

Am Morgen schlafen wir nicht sehr lange, oder besser gesagt nur mehr häppchenweise, denn auf der nahen Strasse röhren immer wieder Motorräder vorbei, die auf gut schweizerdeutsch “voll Hahne“ gefahren werden. Auch Einfahrtstore gibt’s am Strassenrand zu kaufen Es scheint uns, dass jeder in Gauteng immatrikulierte Töff hier vorbeifährt. Später klärt uns Mike auf, dass hier seit 1960 der sogenannte Breakfast-Run, der um den Hartebeespoort Dam führt, durchgeht, und den an jedem wettermässig anständigen Sonntag Hunderte von Motorradfahrern abfahren. Auch Pretoria ist eine WM Host-City Nachdem wir dann mal aufgestanden sind nehmen wir es gemütlich und gehen gegen Mittag bei Mike im Restaurant vorbei, wo er gerade am Klavier sitzt. Wir begleichen unsere Schulden und verabschieden uns, bevor wir uns auf die kurze Strecke nach Pretoria machen. In Pretoria füllen wir noch einen unserer Dieseltanks, denn am nächsten Dienstag wird der Dieselpreis um fast drei Rappen ansteigen. Wir steuern unsere gewohnte Basis in Pretoria an, nach dem wir telefonisch erfahren haben, dass die mögliche Alternative etwas weiter südlich bei Irene auch die nächsten zwei bis drei Monate nicht geöffnet sein wird. Als wir auf dem Fountains Valley Caravanpark einfahren staunen wir nicht schlecht, als wir den grünen Berner Sprinter von Laura und Heiri sehen. Nach einer ersten Begrüssung richten wir uns erst einmal ein. Später kommen die beiden zu einem Sundowner-Bier bei uns vorbei, bei dem es allerhand zu erzählen gibt, denn es ist ja genau ein Monat her, seit wir sie in Great Zimbabwe getroffen haben. Unterbrochen vom Nachtessen, bei dem es für uns nur eine uralte Knorr Steinpilzsuppe gibt, geht es nachher bei ihnen im Sprinter weiter mit Geschichten und es wird wieder Mitternacht bis wir ins Bett kommen.

Montag, 01.02.2010 – Pretoria

Für einmal haben wir am morgen als wir aufstehen einen blauen Himmel über uns. Wir begeben uns gedanklich noch einmal nach Simbabwe, denn heute widmen wir uns dem Homepage-Update zu diesem Land. Das Wetter hält nicht ganz was es versprochen hat, schon bald mehren sich die Wolken und wir hören es donnern. Wie auch immer, wir sind drinnen beschäftigt. Heute nimmt für einmal Thomas die Küche in Beschlag, damit Isabella mehr oder weniger ungestört am Laptop weiterarbeiten kann. Das Gemüse Curry, das er unter gelegentlicher Supervision von Isabella bereitet, wird gar nicht so übel. Auf jeden Fall ist es rasch weggeputzt.

Dienstag, 02.02.2010 – Pretoria

Das Gras ist in unserer kurzen Abwesenheit ziemlich gewachsen Noch ein Homepage-Tag. Langsam scheint es auch hier in Pretoria Sommer zu werden. Unterlagen für den Simbabwe Homepage-Update Auf jeden Fall haben wir heute mit Abstand den wärmsten Tag, den wir bisher hier erleben, so dass wir richtig ins Schwitzen kommen. Was macht man am Abend so eines Tages? Richtig, grillieren. Als wir Feuer machen bringen uns die zwei Buben, die gleich oberhalb von uns wohnen, einen Sack voller Tannzapfen zum verfeuern. Sie sind, warum auch immer, seit zwei Jahren mit ihren Eltern hier auf dem Platz, ziehen nun aber in, je nach Version, einem oder drei Monaten wieder in ein Haus. Wir legen erst einen Butternuss-Kürbis in und dann Rindsfilet auf den Grill. Die Butternuss wird wie sie sein muss, aber Thomas lässt die Fleischstücklein etwas zu lange über der Hitze. Da hat er noch etwa Übungsbedarf.

Mittwoch, 03.02.2010 – Pretoria

Gestern wurde es etwas spät an den Laptops, deshalb schlafen wir etwas länger. Das Wetter ist bewölkt und eher kühl, gerade richtig um den Kühlschrank wieder einmal zu enteisen. Bis Thomas beginnt kommt die Sonne dann aber langsam durch und es wird auch heute wieder recht warm. Laura und Heiri sind mit ihrem grünen Sprinter von ihrem Ausflug zum “Cradle of Humankind“, einer archäologischen Fundstätte von Schädeln des Vorgängers des Homo Sapiens, nicht mehr nach Pretoria zurückgekehrt, denn sie wollten sowieso weiter nach Sun City. Mal sehen, ob sich unsere Wege noch einmal kreuzen, bevor sie nach Südamerika verschiffen, bzw. wir den Weg nach Norden antreten. Isabella sucht fleissig Fotos für unseren Reisebericht über Simbabwe aus und Thomas macht eine kleine Zerlegung an der mobilen Abwasserpumpe, die letztes Mal nach kurzem die Arbeit verweigerte. Die Reinigung dürfte das Problem behoben haben, wir werden sehen. Angesichts des schönen Wetters grillieren wir auch den zweiten Teil des Rindsfilets. Heute gibt’s statt Kräuterbutter, Reis und Butternuss Champignonrahmsauce, Teigwaren und Bohnensalat. Diesmal gelingt das Fleisch schon besser, es ist also noch nicht alle Hoffnung verloren. Am späteren Abend kühlt dann ein kurzer Schauer aus dem Nichts heraus die Luft etwas ab.

Donnerstag, 04.02.2010 – Pretoria

Heute findet ein Kopie des gestrigen Tages statt. Schwarze Wolken gibt’s aber schon am Vormittag, doch die ziehen nach Johannesburg und verursachen dort Überschwemmungen, während es hier wieder schön und warm wird. Das Nachtessen halten wir heute einfach. Es gibt einen griechischen Salat, so dass wir danach nochmals an der Homepage arbeiten können. Isabella schaffte es, alle Fotos für Simbabwe auszusuchen, so dass nun der grösste Teil der Arbeit für den Update erledigt ist.

Freitag, 05.02.2010 – Pretoria

Studentenwohnblock in der Universitätsstadt Pretoria Heute gibt’s wieder einmal etwas Abwechslung, obwohl wir uns noch nicht wieder auf Achse begeben. Aber wir wollen vor dem Wochenende noch das eine oder andere erledigen, wofür wir uns bewegen müssen. Auffällige Restaurant-“Tafel“ Von Laura und Heiri haben wir den Standort eines deutschen Metzgers im Osten von Pretoria erhalten, den wir heute finden wollen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Jacaranda Clinic vorbei, der eine Travel Clinic angeschlossen ist. Thomas sollte schon seit einiger Zeit sein Blut untersuchen lassen um zu kontrollieren, ob die Filariose, man erinnere sich an seinen Poppey-Arm vom letzten März, erfolgreich behandelt wurde. Die Travel Clinic schickt uns zum Labor, wo Thomas Blut entnommen wird, ohne dass wir zuerst überflüssigerweise einen Arzt mit Geld beglücken müssen. Ziemlich hässliche Wohnblocks im Osten von Pretoria Das Resultat können wir am Nachmittag oder morgen Samstag abholen. Weiter geht’s zur Metzgerei, die weiter entfernt als gedacht liegt. Grosse Brot- und Tortenauswahl in der deutschen Bäckerei Wir finden sie aber ohne Probleme und gleich daneben schliesst sich, wie von Laura und Heiri beschrieben, noch eine deutsche Bäckerei an. Die Auswahl an Broten und Gebäcken erschlägt uns fast. Wir können nicht widerstehen und kaufen neben einem Brot auch einen Zopf, der als Kita Brot angeschrieben ist. Am Sonntag werden wir sehen, ob er etwas taugt. Da gerade Mittag ist, essen wir einen Zwiebelkuchen, der zwar fein, aber leider lauwarm ist. In der Metzgerei sieht es genau so aus, wie wir es aus der Schweiz gewohnt sind und man möchte fast den Laden leer kaufen. Hier drinnen gibt’s Cervelats... Das wichtigste aber: Es gibt Cervelats und wir müssen natürlich ausprobieren ob sie, trotz deutscher Metzgerei, das Wahre sind. Falls ja werden wir hier wohl noch ein paar Päärli bunkern, bevor wir uns auf die Runde durchs östliche Südafrika machen. Um für diese Runde vorzusorgen fahren wir als nächstes ins Menlyn Park Shopping Center, wo wir im riesigen Checkers Supermarkt unsere Vorräte aufstocken. Bis wir das erledigt haben ist es natürlich wieder einmal später als gedacht und die restlichen Punkte auf unserer Liste bleiben unerledigt. Dafür liegt auf dem Rückweg die Klinik wieder am Weg, so dass wir in letzter Minute, im Labor sind die Lichter bereits gelöscht, das Resultat der Blut­unter­suchung entgegennehmen können. Die Werte sind erfreulicherweise alle normal, ein Indiz dafür, dass die Medikamente dem Wurm den Garaus gemacht haben. Endgültige Gewissheit wird aber nur ein spezifischer Test geben, der erst einiges später gemacht werden kann. ...um Wurst-/Chässalat zu machen Zurück beim Eingang zum Fountains Valley Caravan Park schenkt uns die Angestellte, wohl angesichts unserer bereits zahlreichen Übernachtungen, die Gebühr für die nächste Nacht; eine nette Geste. Wir machen aus einem Paar Cervelats natürlich sofort einen Wurstkäsesalat, zusammen mit echtem Gruyère, den wir uns geleistet haben, und deutschem Emmentaler, der zwar nicht sonderlich überzeugt, aber im Salat nicht negativ auffällt. Der Salat lässt nichts zu wünschen übrig, denn die Cervelats sind absolute Spitze. Wir werden unseren Kühlschrank damit füllen, das ist beschlossene Sache. Heute gibt es ganz ausnahmsweise mal einen Kaffee nach dem Essen, denn wir haben aus der Bäckerei noch zwei Berliner als Dessert. Im Gegensatz zu den Berlinern aus Outjo in Namibia sind diese tadellos, einzig die Aprikosen- anstelle der für uns üblichen Beerenkonfitüre im Innern ist etwas ungewohnt. Danach ist noch einmal Arbeit angesagt. Wir wollen endlich den Simbabwe-Update unserer Homepage zu Ende bringen und schaffen das auch bis kurz vor Mitternacht. Zur Feier dieses “Milestones“ köpfen wir noch schnell ein kleines Fläschchen Sprudel.

Samstag, 06.02.2010 – Pretoria

Isabella hat eine eher unruhige Nacht, denn sie lässt ihren Laptop DVDs brennen und steht dafür zweimal auf. Dafür schläft sie am Morgen dann auch etwas länger als Thomas, der wieder einmal nichts von allem mitkriegte. Am Vormittag, denn das ist es bereits, trinken wir erst einmal einen Kaffee und überlegen dabei, was wir jetzt machen wollen. Die Metzgerei ist morgen geschlossen, so dass wir entweder sofort, oder aber erst am Montag losfahren können, bzw. müssen. Wir entschliessen uns gegen Stress und nehmen uns vor, das Wochenende ruhig zu geniessen. Nach dem späten Morgenessen rufen die Gunwils an und melden, dass sie uns besuchen kommen. Dagegen haben wir natürlich nichts einzuwenden und so bereiten wir am Nachmittag unser Nachtessen vor, damit wir dann am Abend auch genügend Zeit haben um unsere Köpfe zusammenzustecken. Sie kommen dann relativ spät und nachdem beide Partien etwas gegessen haben sitzen wir gemütlich zusammen. Sie haben einige neue Geschichten aus der MAN Werkstattwelt zu erzählen. Immerhin ist mit ihrem LKW nun wieder alles in Butter und sie können guten Mutes ihre weitere Reise in Angriff nehmen. Eigentlich wollten sie ja nur für eine halbe Stunde vorbeikommen, da sie etwas müde sind. Aber es wird natürlich wieder Mitternacht, denn es gibt ja viel mehr zu erzählen und zu diskutieren, als das was sie in den letzten Tagen in der Werkstatt erlebt haben.

Sonntag, 07.02.2010 – Pretoria

Isabella schläft heute noch länger als gestern. Es ist ja schliesslich auch Sonntag und wir genehmigen uns ein gemütliches Frühstück mit Rührei. Nachdem abgewaschen ist, setzen wir uns nach draussen, wo bereits Gunilla und Wilfried ihre brandneuen, bequemen Campingstühle, die wir natürlich Probesitzen müssen, aufgestellt haben. So verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag bis uns ein Gewitter in den Gunwil Truck treibt. Irgendwann hört der Regen wieder auf, aber nun ist es bereits dunkel und deshalb Zeit etwas zu essen. Dafür holen wir bei uns etwas Fleisch und Käse, und dabei entdeckt Isabella wieder einmal eine Küchenschabe, diesmal in der Dusche (von Thomas boshafterweise Vorratsraum genannt). Da gibt’s nur eines: alles ausräumen und Gift spritzen, was dem unappetitlichen Tierchen den Garaus macht. Wir lassen uns den Abend aber nicht verderben, der bei Gunwils bis in die ersten Morgenstunde mit spannenden Gesprächen weitergeht.

Montag, 08.02.2010 – Petrus Steyn

Obelix und der kleine Bruder Wir sind nicht speziell früh auf den Beinen, obwohl wir uns für heute einiges vorgenommen haben. Immerhin sind wir schon mit dem Frühstück fertig, als Gunilla und Wilfried vorbeikommen um sich zu verabschieden. Wir durchqueren das Zentrum von Johannesburg auf einer Bücke Sie machen sich nun definitiv auf in die Kapregion, während wir uns in die Region Drakensberge/Durban begeben wollen. Eigentlich wollten wir heute auf dem Vorbeiweg noch das Apartheidmuseum in Johannesburg besuchen, aber Isabella findet heraus, dass es am Montag geschlossen ist. Kurz vor Mittag sind wir unterwegs zum deutschen Metzger, um uns mit mehr von den feinen Cervelats und noch einigen anderen Stückchen Fleisch einzudecken. Bis wir dann auch noch unsere letzte Aufgabe erledigt haben, das Ablassen unserer Abwassertanks an der Autobahnraststätte, ist es drei Uhr nachmittags. Ein Coca-Cola-Transporter hat auf der Autobahn nach Vereeniging einige Harassen verloren Zum Glück ist das Museum geschlossen... Wir fahren südwärts und in Heilbron wäre es gerade Zeit einen Schlafplatz anzusteuern, als wir den Wegweiser zu einem Caravanpark sehen. Als wir den Tafeln folgend den Ort durchquert haben, ohne ihn zu finden, machen wir noch einen Versuch aus der entgegengesetzten Richtung. Aufkommendes schlechtes Wetter bewirkt eine besondere Stimmung in der Nähe von Heilbron In einer Kurve entdecken wir, was wohl einmal dieser Caravanpark war: Schön am Ufer des kleinen Stausees gelegen, jetzt aber verlassen und mit hohem Gras überwachsen. In der näheren Umgebung gibt es keine Alternative, darum fahren wir einfach mal weiter mit Kurs Süden. In Fahrtrichtung sehen wir in der Ferne immer öfter Blitze zucken und es geht nicht allzulange, bis wir mitten im Gewitter stecken. Ärgerlich und gefährlich ist, dass die nicht seltenen Schlaglöcher im Asphalt nun mit Wasser gefüllt und deshalb im schlechten Licht fast nicht mehr auszumachen sind. In Petrus Steyn steht an der Hauptstrasse eine Tankstelle mit einem grossen, leeren Kiesplatz davor. Wir entschliessen uns, bei entsprechender Erlaubnis, die wir auch erhalten, uns für die Nacht hier hinzustellen. Damit verbringen wir in Südafrika, abgesehen von der Nacht auf dem Parkplatz an der Waterfront in Kapstadt, zum ersten Mal eine Nacht in der freien Wildbahn. Wir haben aber kein schlechtes Gefühl und im Verlauf des Abends gesellen sich immer mehr Lastwagen zu uns auf den Platz. Wir kochen unser geräuchertes Schinkli zusammen mit Dörrbohnen, dazu gibt es natürlich Salzkartoffeln. Das Schinkli ist gut, aber recht salzig, so dass wir nach dem Essen noch ziemlich durstig sind. Vernünftigerweise trinken wir statt Bier einen feinen Rock Shandy. Der löscht den Durst genau so gut.

Dienstag, 09.02.2010 – Golden Gate Nationalpark

Morgens um sechs Uhr sind schon fast alle Lastwagen wieder weggefahren In der Nacht gibt es zwar keine unangenehmen Überraschungen, ruhig ist sie aber trotzdem nicht. Um halb elf Uhr fahren wir als letzte wieder los Zwischen morgens um vier und sechs Uhr fahren alle Sattel­schlepper, von denen der letzte nach Mitternacht ankam, wieder los, und wir werden natürlich bei jeder Abfahrt von den potenten Motoren geweckt. Als wir wieder alleine auf dem Platz stehen schlafen wir noch eine Runde und es wird halb elf Uhr, bis auch wir losfahren. Es geht weiter über unendliche Landwirtschaftsflächen, die die Strasse meist kerzengerade durchschneidet. Auf diesen Flächen werden Mais und Hirse, aber auch andere Nutzpflanzen angebaut. Löchrige Landstrassen durch die weiten Felder im Free State Die Strasse ist in katastrophalem Zustand, sie hat so viele Schlaglöcher, dass sie eigentlich nur noch komplett neu gemacht werden kann. Southern Red Bishop (Oryxweber) Wir fragen uns kopf­schüttelnd erstens, wie man seine Infrastruktur nur so vor die Hunde gehen lassen kann, und zweitens, ob dies wohl erste Anzeichen einer “Simbabwisierung“ des Landes sind. Unterwegs gibt es dank teilweise grosser Grassflächen einige Vögel zu sehen. Die Männchen sind jetzt meist im Brutkleid unterwegs, so zum Beispiel die Long-tailed Widowbirds, die unglaublich lange, grosse Schwanzfedern hinter sich herschleppen. Wir sehen auch einige feurige Southern Red Bishops, teilweise zusammen mit Yellow-crowned Bishops, die im Balzflug wie goldig aufgeplusterte Wollknäuel aussehen. Long-tailed Widowbird (Hahnenschweifwida) Gerade als wir am Strassenrand stehen und eines der gelben Kerlchen, das endlich einmal nicht davonfliegt, fotografieren wollen, fährt ein Auto vorbei und hupt unnötigerweise. Hauptstrasse in Bethlehem, Free State Natürlich verscheucht er den Vogel damit. Da ärgert sich Isabella ein wenig, aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen... Nach Bethlehem, gegen Lesotho hin, wird die Landschaft hügeliger und wir erreichen am frühen Nachmittag den Golden Gate Nationalpark, den wir schon einmal im letzten Herbst, dem Südherbst, besucht hatten. An der Rezeption erneuern wir unsere Wildcard, die uns für ein Jahr freien Eintritt in alle SAN-Nationalparks beschert. Das wird sich auch diesmal für uns lohnen, obwohl wir nur noch gut zwei Monate in Südafrika sind. Auf dem Weg in den Golden Gate Nationalpark Gerade als wir uns, der Motor läuft bereits, zum Campingplatz verschieben wollen, kommen drei Ranger anmarschiert. Letztes Mal leuchteten die Felsen schöner Einer deutet, dass Thomas das Fenster hinunter­kurbeln solle und meint dann, dass wir ja sicher nichts dagegen hätten, wenn sie sich schnell das Innere des Fahrzeuges ansähen, das würde sie sehr interessieren. Unsere Antwort ist immer die selbe: Sorry, NO! Ideen haben die Leute... Jetzt im Sommer leuchten die senkrechten Sandstein-Felswände nicht so schön wie im Herbst, denn Gewitterwolken versperren der Sonne den Weg. Immerhin verschonen uns diese Wolken und wir können den Grill einfeuern. Wir veranstalten wieder einmal ein Festessen: Schweinsfiletmedaillons vom Grill an einer Rahmsauce mit gebratenen, kleinen, neuen Kartöffelchen und dazu einen grünen Salat. Auch für Idefix ist es ein guter Abend.

Mittwoch, 10.02.2010 – Golden Gate Nationalpark

Die Putzfrau trägt die Putzmittel in gut afrikanischer Manier auf dem Kopf Nach der unruhigen vorderen Nacht müssen wir etwas Schlaf nachholen. Der Himmel ist wolkenlos, so dass einer kleinen Wanderung in der schönen Umgebung nach dem Frühstück nichts im Wege steht. Wanderweg im Nationalpark Um halb elf marschieren wir los, zuerst zu einem Ort namens Mushroom Rock. Der präparierte Weg geht über Wiesen, fast wie Alpweiden, auf der nur die Kühe fehlen, denn wir sind ja in einem Nationalpark. Wir versuchen verschiedene Gräser, die in einer Broschüre beschrieben sind, zu bestimmen und erfreuen unsere Augen an den vielen Blumen. Als nächstes Ziel wandern wir zu einer Schlucht, die aus dem weichen Sandstein ausgewaschen wurde. Der Mushroom Rock Es geht einige Meter in die Höhe, bis wir die Echo Ravine erreichen. Die Schlucht ist eindrücklich. Es ist eigentlich eher ein riesiger, lang­gestreckter Tunnel, der im Gewölbe einen Spalt von ein, zwei Metern Breite offen lässt, durch den man den Himmel sieht. Fast wie eine Alpwiese Im Osten hat sich schon früh eine Wolke aufgetürmt, die sich langsam gegen uns verschiebt, und ab und zu hören wir es donnern. Wir behalten das Wetter im Auge und machen uns auf zum nächsten Ziel, einem Felsüberhang, der zu Zeiten der San als Wohnstätte gedient haben mag. Von hier oben haben wir eine schöne Aussicht, die wohl bereits nach Lesotho hinein reicht. Auf dem Rückweg vom Boskloof raschelt es plötzlich vor Isabella auf dem Weg und eine etwa ein Meter lange Schlange (oder war es eine Schleiche?) verzieht sich ins hohe Gras. Echo Ravine Nicht viel später überrascht Isabella noch eine kleine Schlange, die fast gleich wie die erste aussieht, aber nur etwa einen Drittel so gross ist. Isabella ist fast auf sie drauf getreten und sieht sie erst, nachdem sie sich zwischen Isabella und Thomas davonmacht. Boskloof Wir sind in den zwei Jahren in Afrika nicht vielen lebenden Schlangen begegnet, jetzt aber innert einer halben Stunde zweimal. Später sehen wir dann doch noch ein Säugetier, von denen es im Park das eine oder andere geben soll: Ein fettes Rock-Dassie trippelt über eine Felsplatte. In den tieferen Lagen haben die Parkwächter entlang des Weges das Gras gemäht. Gut gedacht, aber nicht genug studiert: Nun liegt das Gras auf dem betonierten Weglein, so dass die Kanten nicht mehr sichtbar sind und man sich leicht den Fuss verstauchen kann. Drakensberg Prinia (Gelbbauchprinie) Dazu verwandelt das dörre Grünzeug steile Abschnitte selbst im trockenen Zustand in eine rutschige Angelegenheit. Geologischer Anschaungsunterricht: Magmaband, das in die früher einmal horizontale Schichtung eingeschossen wurde Nach knapp vier Stunden wandern haben wir genug, wir gehen zurück ins Camp. Hier gibt’s zuerst einen Kaffee mit Muffin und dann eine Dusche. Für das Nachtessen feuern wir den Grill wieder ein. Erstens wollen wir probieren wie die Cervelats grilliert schmecken, und zweitens haben wir auch noch Weisswürste, die fast wie Bratwürste sein sollen. Dank Kameldorn-Holz aus Namibia, das wir hier im Camp für teures Geld gekauft haben, gibt’s bald eine schöne, heisse Glut, die die Würste knusprig werden lässt. Isabella brät dazu Provençale-Kartoffeln, die wegen des dominierenden Paprikas allerdings fast in Puszta-Kartoffeln umbenannt werden müssten. Spät am Abend bekommen wir dann doch noch einige Tropfen der grossen Gewitterwolke ab, eine harmlose Sache.

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