Usbekistan

Donnerstag, 18.08.2016 – Bukhara

Am usbekischen Zoll, den wir wegen seinem Ruf schwierig zu sein etwas fürchten, beginnt es schon mal schwierig. Der Soldat an der Schranke befiehlt uns, hinter den Transitlastwagen anzustehen, und nur dank der Hilfe eines Chauffeurs dürfen wir schliesslich doch vorfahren. Immerhin können wir Obelix, der zuerst ein Fussbad kriegt, in den Schatten eines grossen Daches stellen, bevor wir uns in den Kampf stürzen. Doch es gibt kein Getümmel, die Leute, die das Land wechseln wollen, kann man an einer Hand abzählen. Ziegen auf der Strasse nach Bukhara Als erstes kriegen wir gleich unsere Pässe gestempelt, dann müssen wir die Zolldeklaration ausfüllen. Hier ist es wichtig, alles Geld zu deklarieren, damit es bei der Ausreise keine Schwierigkeiten gibt. Junge treibt sein Eselgespann an Der Zoll interessiert sich vor allem auch für Medikamente und wir schleppen unseren Erste-Hilfe-Koffer an. Die freundliche Beamtin wühlt sich durch den Inhalt, findet aber nichts was sie stört. Am meisten Zeit benötigt aber die Registrierung von Obelix, denn er passt wieder einmal nicht so richtig in ihr Schema. Schliesslich gibt es noch eine kurze Kontrolle unseres Hauses, das den sonst eher ernsten Beamten staunen und strahlen lässt. Nach gut eineinhalb Stunden dürfen wir nach Usbekistan hinein fahren und sind fast sprachlos, wie relaxed, zum Beispiel im Vergleich mit Turkmenistan, diese Einreise war. Kleiner Supermarkt Weit kommen wir zwar nicht, denn gleich nach der Grenze werden wir zum Geldwechseln und Versicherung abschliessen angehalten. Strasse mit Belagsschäden Dann aber machen wir uns auf die Socken um nach Bukhara zu gelangen, dem ersten Ziel in diesem Land. Es fällt uns sofort auf, dass hier wieder alles irgendwie “normaler“ aussieht, nicht jedes Gebäude und jeder Laden riecht nach Staat. Und in einem ganz normalen, kleinen Laden kaufen wir dann auch unser Bier für heute Abend. Die Strasse ist zwar auch nicht über alle Zweifel erhaben, aber wir erreichen zeitig die Stadt, in der wir ein in unserer OSM-Karte verzeichnetes Hotel ansteuern, das sich sogar als TIR-Parking entpuppt. Baltika 3, das trinkbare Bier aus St. Petersburg Da wir in Usbekistan zumindest die Mehrheit unser Übernachtungen mit kleinen Registrierungszetteln nachweisen müssen, nehmen wir im Hotel ein Zimmer, das uns zwanzig Dollar kostet. Dafür kriegen wir sogar Strom für unser MGD. Vollmond am Hochzeitstag Aber da war doch noch was? Ach ja, unser achtundzwanzigster Hochzeitstag. Wir sind glücklich, dass der Tag nach dem mühsamen Beginn so gut verlaufen ist und gehen ins nahe, scheint’s zum Hotel gehörenden Restaurant für unser traditionelles Hochzeits­tagessen. Es ist zwar kulinarisch nicht ganz so hochstehend wie in unserem Hochzeitstags-Stammlokal “Buechwäldli“ am Ägerisee, dafür einige usbekische Som günstiger. Wir kriegen Schaschlik bis uns die Ohren wackeln, unglaublich gute Pommes-Frites, die ersten seit Urzeiten, einen Salat und schön kühles Bier. Zur Krönung und zum Abschluss des Tages stossen wir mit einem Gläschen Prosecco an, das in einer Büchse wundersam den Weg durch den Iran gefunden hat.

Freitag, 19.08.2016 – Bukhara

Diese Nacht war eher auf der unangenehmen Seite, für einmal nicht wegen unerbetenen Besuchen, sondern wegen des Klimas. Da unser Parkplatz gleich neben einem Polizeiposten liegt, versuchten wir möglichst nach parkiertem Fahrzeug auszusehen und haben deshalb alle Fenster fast geschlossen und die Dachluke nur einen Spalt weit offen. Kleine Katze zeigt dem Welpen seine Abneigung Thomas zählt Banknoten Vor allem Thomas ist nicht wirklich toll erholt, aber ein Kaffee hilft auch in diesem Fall. Der Tag verläuft typisch für einen zweiten Tag in einem Land. Wir sitzen hinter unseren Laptops, versuchen etwas Ordnung in unsere Daten zu bringen und uns über das Neue zu orientieren. Es wird ganz schön warm in unserem MGD, aber wir wollen ja nicht klagen. Im Hotel können wir Geld zu einem zwanzig Prozent besseren Kurs als an der Grenze wechseln, was nichts anderes heisst, als dass die Geldwechsler an der Grenze den uninformierten Touri etwas geschröpft haben. Für hundert Dollar kriegen wir sechshundert Tausender­noten gebündelt in einem Plastiksack. Als wir auf einer kleinen Einkaufstour sind, kommt aus einem benachbarten TIR-Parking ein Mann auf uns zu. Ibrahim und Thomas Isabella erkennt ihn gleich wieder, es ist der Chauffeur, der uns an der Grenze geholfen hat die Lastwagenkolonne zu überspringen. Er lädt uns zu einem Tee ein und wir unterhalten uns ein Weilchen, denn er spricht ein paar Worte Deutsch, die er seinerzeit in Deutschland gelernt hat. Musiker mit traditionellen Instrumenten im Restaurant Im Gegenzug laden wir Ibrahim ins Restaurant ein, in dem wir gestern schon gegessen haben, aber er will nur etwas trinken und flunkert vom Cholesterol, das ihm nicht bekommt. Immerhin nimmt er dann doch etwas von Isabellas Steak und Pommes und einen Salat. Er, der selber Kurde ist, zeigt uns Bilder von seiner Familie und seinem Haus in Gaziantep im Südosten der Türkei. Manchmal haben wir etwas Mühe ihn zu verstehen, nicht nur wegen seinen beschränkten Deutschkenntnissen, sondern auch wegen dem Lärm, den eine usbekische Tafelrunde mit Musik im Restaurant veranstaltet. Es war ein netter Abend, als wir uns herzlich von unserem freundlichen Helfer verabschieden.

Samstag, 20.08.2016 – Bukhara

Diese Nacht war’s dank weiter geöffnetem Dach über dem Bett schon wesentlich angenehmer. Einzig der Lärm von der Strasse wurde dadurch nicht weniger. Obwohl unser Waschtag eigentlich noch nicht fällig wäre ergreifen wir die günstige Gelegenheit und beginnen kurz vor Mittag damit. Wir denken, dass unsere Wöschhänki während der Siesta nicht so wahrgenommen wird und das Hotelpersonal lässt uns auch in Ruhe. Obelix auf unserem Parkplatz mit dahinter hängender Wäsche zum Trocknen Ausserdem trocknet die Wäsche bei mindestens fünfunddreissig Grad so schnell, dass sie gar nicht lange sichtbar bleibt. Unser Essensfahrplan gerät uns aber etwa ausser Kontrolle, denn das nominelle Frühstück, heute “Toad in a Hole“, gibt’s erst um drei Uhr. Etwa eine Stunde später ist der Waschtag erledigt und wir setzen uns wieder hinter unsere Laptops. Isabella versucht mit dem Update unserer Homepage nicht hoffnungslos in Rückstand zu geraten. Thomas dagegen plant bereits an unserer Route im Anschluss an die Stan-Staaten, denn wir haben im Internet mögliche Reisepartner für die teure Durchquerung von China gefunden. Nun gerät aber nicht nur unser Essensfahrplan ausser Kontrolle sondern die Zeit insgesamt. Irgendwann vor Mitternacht sind wir vernünftig genug, noch eine Dusche zu nehmen, und nach Mitternacht gibt’s dann noch ein Bier und ein paar Chips. Wie alt sind wir eigentlich?

Sonntag, 21.08.2016 – Bukhara

Holzdecke über dem Thronsaal des Ark In Bukhara sind wir ja nicht nur, weil es einfach am Weg liegt, sondern hier gibt’s auch einiges anzuschauen. Darum schnappen wir uns nach dem Mittag ein Taxi und fahren ins Stadtzentrum. Bolo-Hauz Moschee Zuerst besichtigen wir die Festung Ark, das älteste Gemäuer in der Stadt. Es war der Sitz der Khans und nur rund zwanzig Prozent der Festung sind restauriert. Gegenüber ist die Bolo-Hauz Moschee, mit einem Vorbau aus Holz, wie wir ihn noch an keiner Moschee gesehen haben. Weiter geht es ins Zentrum zu vielen weiteren schönen Bauten, Moscheen, Minaretten und Medresen wie aus dem Bilderbuch. Iwan der Abd-ul Aziz Khan Medrese Man hat das Gefühl, dass rund um die Sehenswürdigkeiten einiges investiert worden ist, jedenfalls sieht alles ziemlich aufgeräumt, gut unterhalten und sauber aus. Hochzeitspaar posiert beim Lyabi-Hauz Platz Andererseits gibt es hier nur Touristen und Händler, was das Stadtzentrum etwas steril erscheinen lässt. Nachmittags um vier überkommt uns der Hunger und wir verputzen am Lyabi-Hauz Platz einen Döner mit Poulet. Eigentlich ist das gar keine gute Idee, um diese Zeit so etwas zu essen, wenn die Zutaten nicht frisch gekocht sind. Aber wir werden sehen... Gleich nebenan können wir sogar noch eine usbekische SIM-Karte kaufen, selbst wenn unser Reiseführer schreibt, dass dies Ausländern gar nicht möglich ist. Anschliessend besuchen, oder besser gesagt suchen wir noch das Chor Minor, ein Kleinod, das wie eine Moschee mit Minaretten aussieht, aber weder das eine ist, noch das andere hat. Es ist in Tat und Wahrheit das Eingangstor zu einer nicht mehr existierenden Medrese. Zurück bei Obelix geniessen wir im Garten des Hotels ein kühles Bier und lassen uns dann im Restaurant, in dem wir nun fast schon Stammgäste sind, nochmals verwöhnen.

Montag, 22.08.2016 – Samarkand

Distanzschilder über der Autobahn Heute soll’s wieder eine Meile ostwärts gehen. Wir frühstücken, füllen in Ruhe einen der Wassertanks und nehmen noch schnell eine Dusche, bevor wir punkt Mittag den Zimmerschlüssel abgeben. Unterwegs nach Samarkand Die Fahrt geht zwar nur durch flaches Gelände, das aber ganz, ganz sanft ansteigt. Irgendwann begleiten uns auf beiden Seiten kahle Berge, die uns aber nie nahekommen. Das Land wird durchgehend landwirtschaftlich genutzt, nur zweimal fahren wir ein kurzes Stück durch unbewässertes Terrain, dass dann sofort entweder wüstenhaft oder steppenartig ist. Angebaut wird natürlich die alles dominierende Baumwolle, aber an der Strasse werden jetzt auch tonnenweise Melonen und Kürbisse angeboten. Trauben gibt es auch, die von wild wuchernden Reben stammen. Junger Mann unterwegs mit dem Eselskarren beschäftigt sich mit seinem Handy Die Qualität der Strasse ist recht unterschiedlich, manchmal müssen wir mit vierzig dahinholpern, einige wenige Male sind wir mit siebzig Sachen schon fast im Geschwindigkeitsrausch. Unterwegs kaufen wir uns noch einen Eimer Tomaten frisch vom angrenzenden Feld. Gemüseanbau bei Samarkand Die dreieinhalb Kilo kosten gerade mal einen Franken, aber bei genauerem Hinsehen ist die Qualität dann auch nicht so toll. Eigentlich wollten wir ja nicht bis Samarkand durchfahren, aber irgendwie finden wir nichts Passendes um uns hinzustellen und landen dann bei Sonnenuntergang in den Vororten der Stadt. Dort biegt vor uns ein Sattelschlepper von der Strasse ab, ein untrügliches Zeichen, dass hier ein TIR-Parking sein muss. Es ist nicht allzu viel los und wir können uns einen Platz aussuchen. Wir sind heute von zweihundert Metern auf rund sechshundert gestiegen und man merkt das tatsächlich auch an der Temperatur: Es ist hier am Abend nur noch einunddreissig Grad warm. Wir machen es uns nach dem doch lange gewordenen Fahrtag einfach: Bei so vielen Tomaten muss es einfach einen Salat Matmata geben.

Dienstag, 23.08.2016 – Samarkand

Unterwegs in Samarkand In der Nacht hat es abgekühlt wie schon länger nicht mehr. Isabella muss sich gegen Morgen sogar eine Decke krallen. Wir versuchen heute eine MAN-Vertretung zu finden, denn dort können wir Obelix vielleicht die längst verdiente Wäschen angedeihen lassen. Kirche in Samarkand Im zweiten Versuch und bereits wieder ausserhalb der Stadt Richtung Tashkent sind wir erfolgreich. Wir werden vom zuständigen Manager sogar auf Deutsch nach unseren Sorgen gefragt, dabei haben wir ja gar keine. Aber Obelix darf tatsächlich in die Waschkabine und wird dort mit Hochdruck geduscht. Vom Resultat sind wir allerdings etwas enttäuscht. Es hat jetzt zwar etwas weniger Dreck, aber von sauber kann man nicht wirklich reden. Da man uns diesen Service gratis geboten hat, wollen wir uns aber nicht beklagen. Nun gilt es nur noch einen Schlafplatz zu finden, der uns wieder einen Registrierungszettel ausstellt. Brotverkäuferinnen am Strassenrand In der Nähe des Zentrums gibt es das Bahodir Bed & Breakfast, aber Thomas hat gewisse Zweifel, ob wir a) dort überhaupt hingelangen und b) Platz haben, uns hinzustellen. Erstaunlicher­weise trifft beides zu und wir werden erst mal mit Tee, Guetzli und Früchten begrüsst. Ein erster Blick auf die Bauten am Registan Im Innenhof stehen zwei verdächtig bekannte Velos, nämlich die von Simone und Sämy, die es auch schon hierhergeschafft haben, wenn auch mit etwas Hilfe der usbekischen Bahn. Wir nehmen es erst mal gemütlich und fläzen uns in eine der Sitz­gelegenheiten. Dann werden wir aber nochmals aktiv, denn unser Tomatenberg soll sich verkleinern. Isabella verwandelt ein Kilo Tomaten in einen feinen Sugo, und dazu passt doch der Merlot aus der Umgebung von Samarkand wunderbar, auch wenn es nicht gerade ein Spitzenwein ist.

Mittwoch, 24.08.2016 – Samarkand

Tilla Kori Medrese Heute ist Sightseeing-Tag, denn Samarkand ist ja schliesslich die Top-Destination in Usbekistan. Wir können uns zwar noch nicht recht vorstellen, was schöner als in Bukhara sein könnte, aber wir werden es herausfinden. Kuppel der Tilla Kori Medrese Erst gibt es aber das Frühstück im Bohodir, das wie versprochen umfangreich, wenn auch etwas ungewohnt ist. Nach dem Mittag begeben wir uns auf die Besichtigungstour, die gleich neben unserem Schlafplatz beginnt. Der Registan Platz mit seinen drei Medresen ist schon eindrücklich, aber bei der Besichtigung der Ulug Beg Medrese sind wir zuerst etwas schockiert, denn die ehemaligen Zellen sind samt und sonders mit Souvenir-Shops gefüllt, es sieht aus wie in einem Touristen-Basar. Detail der Muqarna in der Tilla Kori Medrese Das eigentliche Highlight ist dann aber die Moschee der Tilla Kori Medrese, deren Inneres mit unglaublich viel Gold verziert ist, das mit dem Kobaltblau der Bemalung kontrastiert. Keramikkacheln an der Bibi Khanum Moschee Weiter geht’s die eher sterile, verkehrsfreie Tashkent Strasse hinunter zur riesigen Bibi Khanum Moschee, die auf den ersten Blick nur mit ihrer enormen Grösse auftrumpfen kann, bei genauerem Hinsehen aber viele schöne Details zeigt. Das Innere der Moschee ist noch unrestauriert und lässt erahnen, wie viele dieser Bauten zu Beginn des letzten Jahrhunderts wohl noch ausgesehen haben. Gleich daneben liegt der grosse Basar, und zwar der ohne Souvenirs, dafür mit Früchten, Gemüsen, Gewürzen und vielem mehr. Plötzlich tauchen wir in eine Lebendigkeit ein, die auf der Tashkent Strasse wie verbannt schien. Damit wir zu unserer letzten Sehenswürdigkeit gelangen, müssen wir zuerst eine vierspurige Schnellstrasse überqueren. Hier haben die Städteplaner wohl etwas versagt... Die Shah-i Zinda ist eine kleine Allee aus Mausoleen, die sich gegenseitig an Schönheit zu übertrumpfen versuchen. Brotverkauf im Basar Im Shirin Bek Ata Mausoleum Als wir beim Tickettischchen die von uns geforderten dreiundzwanzig Tausendernoten abzählen winken einheimische Besucher, die etwas Englisch sprechen, händeringend ab. Sie meinen, dass wir viel zu viel bezahlen, werden aber von der energischen Kassierin gleich zusammengestaucht, dass sie sich nicht einmischen sollen. Wir erklären ihnen dann, dass wir als ausländische Besucher halt zehnmal mehr bezahlen müssen als sie. Aber die umgerechnet vier Franken für uns zwei und die Nikon sind ja nicht die Welt und allemal gut investiert. Uns gefällt was wir sehen, die vielen wunderbaren Keramikfassaden, deren Platten oft noch mit Reliefs versehen sind, und die filigran gearbeiteten Kuppeln. Detail einer Keramikfassade am Shah-i Zinda Zu Obelix zurück gehen wir der Nase nach durch ein Labyrinth von engen Strassen und Gassen, in denen noch offene Abwassergräben verlaufen. Zurück bei Obelix gibt’s das verdiente Bier, ein russisches Baltika mit der Nummer 7, das besser als die Nummer 3 schmeckt. Ulug Beg Medrese am Abend Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir nochmals zum Registan, aber eigentlich ist die Sonne nun schon zu tief um noch einen schönen Effekt auf den Fayencen zu erzielen. Zu unserem Ärger soll unser relativ teures Ticket am Abend nicht mehr gelten, aber wir möchten uns unbedingt nochmals die Decke in der Tilla Kori Medrese ansehen. So schleichen wir uns dann halt, ehrlich gesagt mit wenig schlechtem Gewissen, unbemerkt nochmals hinein. Da wir nun schon unterwegs sind, gehen wir gleich auch auswärts essen. Die Gerichte im atmosphärischen Restaurant mit offener Veranda sind zwar ganz gut, das Personal aber etwas uninteressiert und die Preise sind verglichen mit unserem Stammlokal in Bukhara gefühlt wesentlich teurer. Ein Touri-Lokal halt...

Donnerstag, 25.08.2016 – Samarkand

Kaffee, Frühstück im Bohodir, Kaffee am Laptop. Laptop, Laptop, Laptop bis uns die Augen kribbeln. Ganz knapp schaffen wie es einen Griechischen Salat zu verdrücken, bevor wir noch kurz unter die Dusche hüpfen. Und dann ist es auch schon wieder höchste Zeit schlafen zu gehen.

Freitag, 26.08.2016 – Tashkent

Kleiner Lastwagen mit grosser Ladung Heu Als wir zum Frühstück ins Bohodir gehen, treffen wir Lukas wieder, den wir vor fast zwei Wochen auf dem Weg von Mashhad nach Saraks überholt hatten. Nach dem Essen plaudern wir kurz und fragen uns, wo wir uns das nächste Mal wohl wiedersehen werden. Das Bohodir liegt neben einer Klinik, vor der immer Parkplatzmangel herrscht. Non, das usbekisch Brot So sind wir auch heute zugeparkt, haben aber Glück, dass wir bei unserer Abfahrt eine Lücke erwischen. Wir verlassen die Stadt und setzten Kurs Nordost. Wie fast immer in den letzten Tagen geht es durch flaches Land, das von Kanälen durchzogen ist und deshalb Landwirtschaft erlaubt. Hier wird am Strassenrand eine unbekannte Flüssigkeit verkauft Einzig in der Nähe von Jizzakh überqueren wir eine sanfte Bergkette und brechen dabei fast in Begeisterung aus. Die einzige weitere Besonderheit ist der kleine Umweg den wir um eine Ecke von Kasachstan fahren müssen. Zu Soviet-Zeiten gab es hier noch keine Landesgrenzen und die Strasse führte einfach schnurgerade durch kasachisches Gebiet nach Tashkent. Begegnung auf dem TIR-Parkplatz Je mehr wir uns der Hauptstadt nähern, desto öfters sehen wir Felder die von unabhängigen Bauern bebaut werden. Vorher dominierte die Agro-Industrie mit ihren riesigen Baumwoll- und Getreidefeldern, hier wird die Scholle noch mit Pferden und Eseln beackert. An der Zufahrtsstrasse nach Tashkent gibt es einige LKW-Parkplätze und auf einen dürfen wir uns gegen ein kleines Entgelt stellen. Heute wird wieder einmal unser Herd eingeheizt. Es gibt Speck und Teigwaren, die gebraten werden; ein beliebtes Gericht aus Afrika-Zeiten.

Samstag, 27.08.2016 – Tashkent

Vom Zahn der Zeit gezeichnetes Fahrerhaus eines usbekischen LKWs der Marke Kamaz Als erstes wollen wir uns heute einen behördlich genehmigten Schlafplatz suchen, also ein Hotel, das uns einen Registrierungs­zettel ausstellt. Auf dem Weg zum Hotel unserer Wahl kommen wir, nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt, an einem riesigen Basar vorbei. Allee in die Stadt mit wenig Verkehr Es herrschen aber vom Verkehr her schon so chaotische Verhältnisse, dass wir die Idee, dort etwas kaufen zu wollen, bald aufgeben. Im Hotel, dessen Lobby nicht wirklich von Gästen überquillt, haben sie plötzlich kein freies Zimmer, als sie nach genauem Studium des Passes und der dazu­gehörigen Zettel feststellen, dass wir nicht lückenlos dokumentiert sind. Obelix im Verkehrschaos beim Basar Drei Hotels später, eines ist nur für Einheimische, das nächste zu teuer, klappt es im Hotel Rohat endlich, auch wenn sie hier ebenfalls die fehlenden Nächte monieren. Während sich danach Isabella am Laptop zu schaffen macht, erkundet Thomas die Umgebung, um möglichst einige Dinge zu erledigen, was aber nur teilweise gelingt. Immerhin sind die Haare wieder kürzer und der Biervorrat ist gesichert. Thomas auf dem Auto-Scooter Am Abend, es ist schon dunkel, gehen wir auf die andere Seite des angrenzenden Parks um endlich einmal Plov, das usbekische Reisgericht zu probieren. Doch auch hier haben wir kein Glück, Plov scheint es nur am Mittag zu geben, und so weichen wir auf Schaschlik aus. Im Park gibt es auch eine permanente Chilbi und wir können es uns nicht verkneifen eine Runde mit dem Auto-Scooter zu fahren. Als wir später ins Hotel gehen um zu duschen werden wir von der Reception aufgefordert, die Fahrzeugversicherung vorzuzeigen. Das kommt bei uns etwas schräg an, denn was um Himmels Willen hat das Hotel mit unserer Versicherung zu tun? Die Qualität der Antwort auf unsere Frage ist dann auch etwas dürftig: “The Government“. Wir vertrösten sie auf morgen. Angesichts einer ungemütlich warmen Nacht bei geschlossenen Fenstern kapituliert Thomas und findet, wir sollten im kühleren Hotelzimmer schlafen, wenn wir schon dafür bezahlen. Isabella bricht nicht wirklich in Begeisterungsstürme aus, denn dies ist das erste Mal auf dieser Reise, dass wir nicht im MGD schlafen.

Sonntag, 28.08.2016 – Tashkent

Das Hotelzimmer ist zwar das beste Zimmer, das wir bisher auf dieser Reise gesehen haben, aber die Betten sind hart wie ein Brett und Isabella fühlt sich nicht wirklich erholt. Nach einem Kaffee im MGD gehen wir zum Frühstück, dessen Buffet zwar gross aussieht, aber auch nicht gerade begeistert. Der ominöse, weisse Lada Auf Nachfrage unsererseits stellt sich heraus, dass die für Ausländer zuständige Behörde unsere Versicherung sehen will, die wir dann auch vorzeigen. Interessanterweise steht ganz in der Nähe von Obelix ein weisser Lada mit einem Antennensockel, in dem es sich ein Mann im Liegesitz bequem gemacht hat. Im Verlauf des Tages parkiert er ein paar Mal um, immer den Schatten suchend und immer in Sichtweite von uns. Offensichtlich werden wir beschattet, es ist fast ein bisschen wie im Film. Damit der gute Mann auch weiss, dass wir ihn bemerkt haben, bringt ihm Thomas am Nachmittag ein Choc-Ovo mit besten Grüssen aus der Schweiz vorbei, wofür der sich ganz artig und nett bedankt. Stillleben mit Laptop, Maus, Bier und Chips Bis am Abend schaffen wir es endlich unser Homepage-Update von Armenien auf unseren Server zu laden, womit wir vorübergehend nur noch zwei Länder im Rückstand sind. Anschliessend geht es zum verdienten Nachtessen, das wir auch heute wieder auswärts geniessen. Ein erster Versuch in einem Restaurant namens “München“ scheitert zwar, weil wir auf der Karte nichts lesen können, die Bedienung keine Lust hat uns irgendwie zu helfen und es eh zu teuer ist. Im zweiten Anlauf in einem normalen Restaurant funktioniert es dann besser, und neben dem obligaten Kebab gibt es noch ein von der Serviertochter empfohlenes Gericht. Fettig zwar, aber nicht schlecht. Heute Nacht haben wir getrennte Schlafzimmer, denn Isabella zieht das eigene, bequeme Bett der Hotelzimmerpritsche vor, auch wenn sie dafür etwas schwitzen muss.

Montag, 29.08.2016 – Pungan

Der Farbdrucker im Fotostudio Nach dem Frühstück gehen wir auf Einkaufstour, denn ganz in der Nähe des Hotels gibt es einen schönen, grossen Markt und den bestsortierten Supermarkt, den wir seit Georgien gesehen haben. Zuerst gehen wir aber noch kurz im Fotostudio vorbei, wo nach Thomas gestern heute auch Isabella noch Indien-Visum taugliche Passfotos hergestellt kriegt. Plattenbau an der Peripherie von Tashkent Im Markt kaufen wir nebst Gemüse und Früchten auch noch ein hübsches Rindsfilet, nach dem man, wie fast immer ausserhalb Europas, fragen muss, da es nie in der Auslage ist. Kurz nach Mittag, nachdem Isabella noch kurz eine Dusche genommen hat, verlassen wir das Hotel und fahren ins Stadtzentrum, wo Thomas die gesperrte SIM-Karte entsperren lässt. Säcke mit Zwiebeln bereit zum Abtransport Nur, dass sie dann trotzdem nicht funktioniert, wie wir später merken. Auf dem Weg aus der Hauptstadt hinaus müssen wir noch das eine oder andere Lastwagenfahrverbot missachten und tatsächlich machen zwei Ordnungshüter Anstalten, uns herauszuwinken, was wir jeweils freundlich achselzuckend ignorieren. Sonnenblumenernte Zuerst geht es einmal südöstlich schnurgerade auf die Berge zu, die wir auf dem Weg ins Fergana Tal überqueren müssen. Da wir heute aber zum ersten Mal seit ewig langer Zeit einen zumindest teilweise bewölkten Himmel haben und die Fernsicht unter Dunst leidet, sehen wir nicht viel davon. Ort auf dem Weg ins Fergana Tal Ab Almaliq folgen wir dem Ohangaron Fluss in einem weiten Tal, das sich langsam aber stetig verengt und ansteigt, sodass wir die kahlen Berge irgendwann sehen müssen. Hinter Angren gibt es einen Kontrollposten, in dem wir uns eintragen müssen. Weidende Schafe auf dem Weg ins Fergana Tal Diese einzige Verbindung über rein usbekisches Gebiet ins Fergana Tal ist gut über- und bewacht: jedes Objekt, Brücke oder Tunnel, ist von Soldaten in Kampfmontur gesichert. Die Strasse über den gut 2’000m hohen Kamchick Pass wird gerade auf der ganzen Länge vierspurig ausgebaut und so klettert Obelix problemlos über den Berg. Da wir Tashkent relativ spät verlassen haben, beginnt es auf der Südseite bereits einzudunkeln, sodass wir das Fergana Tal nur knapp als weite, leere Ebene wahrnehmen können. Letztes Tageslicht auf der Südseite des Kamchick Passes Wieder einmal dank einem Sattelschlepper, der rund dreissig Kilomter vor Kokand vor uns von der Hauptstrasse fährt, finden wir einen Fernfahrer­spunten, bei dem wir uns für die Nacht hinstellen dürfen. Schaschlik Angesichts der fortgeschrittenen Stunde entscheiden wir uns auch heute auswärts zu essen, womit einmal mehr Schaschlik auf dem Teller landet, denn das ist das einzige Gericht, welches die Servierdame aufzählt, das wir kennen, beziehungsweise verstehen. Zum Abschluss genehmigen wir uns noch einen Vodka, der in einem gefüllten Wasserglas daherkommt. Wir teilen uns das Glas zwar, aber der Vodka gibt Thomas so den Rest, dass er fast notfallmässig in die Horizontale muss. So sind wir wenigstens wieder einmal vor Mitternacht im Bett.

Dienstag, 30.08.2016 – Kokand

Wieder alleine auf unserem Schlafplatz beim Restaurant Auch diesmal ist es nicht gerade der ruhigste Schlafplatz, denn zwischen fünf und sechs Uhr in der Früh fahren alle Lastwagen, ausser Obelix natürlich, los. Um halb acht geben wir es dann auf mit noch-schlafen-wollen, weil am Restaurant Handwerker zu Gange sind, die mit lauten Maschinen arbeiten. Enten unterwegs am Strassenrand Tatsächlich fallen aus dem bedeckten Himmel einige wenige Regentropfen aufs Dach; es sind die ersten seit dem Kaspischen Meer und damit seit über einem Monat. Da wir es ja nicht weit bis nach Kokand haben nehmen wir es gemütlich bevor wir starten. Schon bald überqueren wir den Syr Darya, einen der beiden Speiseflüsse des Aralsees, der hier noch enorm viel Wasser führt, das aber kaum mehr im dortigen See ankommt, weil es unterwegs fast komplett zur Bewässerung verbraucht wird. Syr Darya In Danghara decken wir uns in einem kleinen Laden mit Bier, Wein und einer kleinen Flasche Vodka ein. Lustigerweise erkennt uns die Frau des Besitzers sofort als Schweizer, was uns einigermassen überrascht. Verkaufsstände gleich nach der Brücke Aber wir glauben zu verstehen, dass ihr Bruder in der Schweiz lebt. In Kokand fahren wir ins Zentrum zum Hotel Kokand und müssen dafür für einmal kein Fahrverbot missachten. Dort bekommen wir ein frisch renoviertes Zimmer das tiptop aussieht und weil wir in Lokal­währung bezahlen kostet es auch nur die Hälfte dessen, was mit Dollars fällig wäre. Das Parkieren im Hof stellt sich dann aber noch als Schwierigkeit heraus, weil zwei Bäume tiefe Äste haben, die die Leute des Hotels partout nicht absägen wollen. So müssen wir dann mehr oder weniger in der Hofeinfahrt stehen, was die Bauarbeiter, die gerade die andere Hälfte des Hotels renovieren, nicht sonderlich freut. Nachdem wir uns einiger­massen eingerichtet haben bringt Thomas mit einem dreimaligen Gang zum Ucell-Büro unser Handy wieder zum Funktionieren. Am frühen Abend begeben wir uns wieder einmal in die MGD-Küche, denn gestern haben wir Hackfleisch gekauft. Die Hörnli mit dem Gehackten schmecken natürlich wie immer himmlisch gut, aber leider ist der usbekische Rotwein, der uns im Getränkeladen empfohlen wurde, süss; etwas, das wir gar nicht mögen.

Mittwoch, 31.08.2016 – Kokand

Khan Palast von aussen ... Diese Nacht haben wir im Hotelzimmer geschlafen und Isabella hätte gerne eine Decke gehabt, denn Klimaanlagen sind wir uns einfach nicht gewohnt. ... und Detail des Kapitells einer farbigen Säule Zuerst genehmigen wir uns aber einen Kaffee im MGD, bevor wir zum relativ bescheidenen Frühstück gehen. Heute wollen wir uns Kokand etwas ansehen, aber zuerst gibt’s noch Arbeiten zu erledigen. Innert kurzer Zeit haben schon zwei unserer neuen LED-Leuchten den Geist aufgegeben, obwohl sie bis zu fünfzigtausend Stunden leuchten und mindesten fünfundzwanzig­tausend Schaltzyklen überstehen sollten. Schöne neue Technik, aber in dreieinhalb Jahren Afrika mussten wir keine einzige Halogenbirne ersetzen, die jetzt wieder zum Zuge kommen. Geschmiedetes Schild Am Nachmittag sehen wir uns dann noch den Palast des Khans an. Er ist nicht ganz so alt und imposant wie die Bauten in Samarkand, aber ein eigentliches Kleinod. Vor allem die wunderbar farbigen, teils geschnitzten, teils Kasetten-Holzdecken haben es uns angetan. Schmucke, kleine Medrese Khudayar Khan, der Erbauer dieses hundertvierzehn Zimmer grossen Palastes konnte seinen Wohnsitz indes nicht lange geniessen. Zwei Jahre nach Fertigstellung der Anlage wurde der Khan von den Russen ins Exil geschickt. Auf dem Rückweg ins Hotel werden wir zweimal auf der Strasse von jungen Usbeken, respektive Usbekinnen angesprochen und dann für eine Weile plaudernd begleitet. Zurück im MGD im Hof des Hotels kommen dann die gestern gebratenen Hacktätschli zum Aufwärmen zuerst in die Pfeffersauce und dann zusammen mit ein paar Krawättli auf den Teller. Der heutige usbekische Rotwein hält was er verspricht. Er ist trocken und damit hundert Mal besser als der gestrige, süsse. Allerdings sagt das noch nichts über seine Qualität aus, die uns nicht gerade aus den Socken haut.

Donnerstag, 01.09.2016 – Khujand (Tadschikistan)

Kein Dreikönigskuchen sondern auch Non Schönes Wetter in Sicht Wir sind lernfähig und lassen die Klimaanlage im Hotelzimmer während der Nacht ausgeschaltet, sodass niemand mehr frieren muss. Geweckt werden wir von trötenden Tönen die von der Strasse herauf­dringen. Das muss wohl mit dem heutigen usbekischen Nationalfeier­tag zu tun haben. Sonst scheint das Leben aber seinen gewohnten Gang zu gehen, denn die Bauarbeiter, die das Hotel renovieren, sind jedenfalls an der Arbeit. Nachdem wir uns mit Kaffee und Frühstück gestärkt und nochmals schnell geduscht haben, machen wir uns auf den rund fünfzig Kilometer langen Weg an die Grenze. Brautkleidergeschäft Zwei ältere Usbeken unterwegs mit dem Velo Je näher wir der Grenze kommen, desto spärlicher wird der Verkehr, bis wir schliesslich alleine an der völlig verlassenen Grenze stehen, deren Tore geschlossen sind. Sollte die Grenze wegen des Feiertages vielleicht doch geschlossen sein? Immerhin erscheint ein bewaffneter Soldat und lässt uns nach einigen Funksprüchen hinein. Ist das nun gut oder schlecht, dass wir die Einzigen sind, auf die sich die versammelten Beamten und Beamtinnen stürzen können? Eine Stunde später haben wir nach der bisher zwar pingeligsten, aber in einer entspannten Atmosphäre verlaufenen Grenzkontrolle Usbekistan verlassen.

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