Turkmenistan

Montag, 15.08.2016 – Khauz-Khan

Siedlung kurz nach der Grenze Tiefe Spurrinnen in der Fahrbahn Nach dem Passieren der Grenz­brücke erreichen wir nach rund zwei Kilometern den grossen turkmenischen Grenzposten. Hier beginnt dann ein ziemlich undurchsichtiger Papierkrieg der uns um hundertneunzig US-Dollar erleichtert. Immerhin gibt es für alles sauber eine Quittung und die Attitüde der Beamten reicht von förmlich bis freundlich, aber niemand ist schroff oder unhöflich. Nachdem das alles erledigt ist steht uns noch die Begutachtung unseres MGD durch den Zoll bevor, vor der wir uns etwas fürchten, nachdem wir sehen, wie sie die LKW vor uns auseinandernehmen. Solche Schafherden sehen wir oft European Bee-eater (Bienenfresser) Und was uns noch mehr stört ist, dass nur Thomas mit Obelix dort durch muss, während Isabella als Passagier im Terminal auf sie warten muss. Unsere Taktik war bisher immer, dass Isabella im MGD physisch Präsenz markiert, wenn die kontrollierenden Beamten unser Haus betreten. Aber diesmal nützten alles Insistieren und alle Schauspiel­künste nichts, damit sie Isabella zu Obelix lassen. So macht sich dann eine Bande von jungen Uniformierten über Obelix her, in dessen Verlauf ein Loch im Eingangs­moskitonetz entsteht und eine Klappe eines Stauraum­verschlusses abgebrochen wird. European Bee-eater (Bienenfresser) Baumwollpflanzen So weit so schlecht, aber insgesamt ist die Durchsuchung eigentlich noch gnädig und nicht sehr gründlich. Nach knapp zweieinhalb Stunden sind wir in Turkmenistan drin und wechseln bei Händlern mit hübschen Goldzähnen gleich noch einige Dollar in turkmenische Manat um. Die Landschaft ist zwar gleich trocken wir im Iran, aber alles ist flach und vor allem ist die Strasse um Klassen schlechter. Wir holpern also meist geradeaus und werden in den ersten fünfzig Kilometern zweimal kontrolliert. Einer der vielen Kanäle zur Bewässerung der Baumwollfelder Sonnenuntergang Eine Abkürzung die wir nehmen wollen entpuppt sich dann für uns zwar als Sackgasse, aber dort sitzen auf Leitungen Euopean Bee-eater in einer Zahl, wie wir es noch nicht gesehen haben. Als wir in die Hauptverkehrsachse, die von Ashgabat herkommt, einbiegen, wird die Strasse zwar etwas besser, aber langsam wird es dunkel und damit durch die unberechenbaren Verwerfungen in der Strasse auch gefährlich. Darum sind wir froh, dass wir kurz nach acht Uhr einen grossen Parkplatz finden, der für die transitierenden LKWs aus der Türkei und dem Iran angelegt ist. Unser Übernachtungsplatz Das erste Bier seit Armenien und erst noch sehr trinkbar In der dazugehörigen Bar kaufen wir uns zwei schön kühle, turkmenische Biere. Dieses ist gar nicht so schlecht, wie wir bei Bier und Chips (ja, das Original!) feststellen können. Das zweite gibt’s dann zum Greek Salad zu später Stunde. Und noch später, so um halb zwölf, kriegen wir dann noch Besuch von einem Immigrations­beamten, der unsere Pässe kontrollieren will. Willkommen in Turkmenistan!

Dienstag, 16.08.2016 – Zahmet

Junger Blue-cheeked Bee-eater (Blauwangenspint) mit Schmetterling im Schnabel Dank dem offenen Dach schlafen wir ganz gut, einzig die bei Tagesanbruch wegfahrenden Lastwagen stören uns kurz. Als wir aufstehen steht Obelix wieder ganz allein auf dem riesigen, staubigen Platz. Common Myna (Hirtenmaina) Bei einem ersten Kaffee arbeiten wir den gestrigen Tag auf, der uns doch ganz schön geschafft hatte. Beim zweiten Kaffee gibt’s dann Zmorge mit dem Rest des etwas missratenen Brotes und der von Sabine und Sämy gestifteten halben Wassermelone. Für die zehn Manat, knapp drei Franken, die wir bezahlen müssen, können wir dann auch noch duschen. Mary ist keine sehr lebendige Stadt So ist es dann fast zwei Uhr nachmittags, als wir losfahren. Es geht weiter durch grosse Baumwollplantagen, die mit Wasser gespiesen werden, das früher in den Aralsee floss und deshalb diesen riesigen See fast verschwinden liess. Eine der staatlichen Prunkbauten Kurz vor Mary sehen wir einen gigantischen Basar, völlig anders, als man sich bei uns einen Basar vorstellt. Nur schon die Tatsache, dass wir in diesen Openair-Basar hineinfahren können zeigt, wie ungewöhnlich er ist. Trotzdem finden wir für unsere Vorräte nur wenig kaufbares, und viele der Marktstände sind leer oder werden gerade zugedeckt. Zum Basar gehören auch viele Geschäfte in verstreuten Pavillons, die uns aber auch nicht locken können. Verkehrsschilder in Mary In Mary selbst, das vor allem aus staatlichen (nicht stattlichen...) Prunkbauten besteht, sieht Isabella plötzlich Einkaufswagen vor einem Gebäude stehen. Wohnhäuser ausserhalb der Stadt Das muss jetzt aber ein richtiger Supermarkt sein! So ist es dann auch und wir gehen in die vollen, nachdem die Kassiererin unsere Kreditkarte als valables Zahlungsmittel bestätigt. Der Supermarkt hat ein wirklich gutes Sortiment von Importwaren aus aller Herren Länder. An der Kasse funktioniert die Karte dann natürlich nicht und auch der daneben stehende Geldautomat will nichts von unserem Plastik wissen. So bieten wir von unseren Dollars an, die wir eigentlich tauschen wollten, und die problemlos akzeptiert werden. Allgegenwärtige Baumwollfelder Allerdings haben sie trotz aller Telefoniererei den Wechselkurs nicht im Griff. Die Bahnlinie Turkmenabat-Ashgabat bei Bayramaly Zuerst sollen wir für Waren, die nach unserer Rechnung rund fünfundsiebzig Franken kosten, nur zehn Dollar bezahlen. Das wurde dann auf 52 Dollar korrigiert, was natürlich immer noch einen schönen Rabatt beinhaltet. Dafür übersehen wir grosszügig, dass uns manchmal der Kilo- statt der effektive Gewichtspreis verrechnet wurde. Auch bei den 7,5 dl Olivenoel fand der Scanner es sei ein Liter. Dann verlassen wir Mary ostwärts auf gegenüber gestern wesentlich besseren Strassen, sodass wir für einige Kilometer sogar eine Geschwindigkeit von 70km/h erreichen. Sabine & Sämy mit dem Fahrrad unterwegs nach Turkmenabat Ein paar Kilometer nach Bayramaly überholen wir zu unserer Überraschung Sabine und Sämy, die in zwei Tagen schon ziemlich weit gekommen sind. Ein weiterer Kanal , der dem Aralsee das Wasser abgräbt Wir plaudern eine knappe halbe Stunde bei untergehender Sonne am Strassenrand bevor wir weiterfahren und uns nach einem TIR-Parking umsehen. In Zahmet sehen wir zwei Transit-Lastwagen von der Strasse abbiegen, die uns damit zu einem unmarkierten solchen Platz lotsen. Wir machen es wie gestern und holen uns zwei Bier aus dem Restaurant. Als Isabella gerade unser Gemüse-Curry kocht poltert die Polizei an unsere Türe. Na super... Die Polizei ist dann allerdings nicht die Polizei, sondern Sämy und Sabine, die sich mit uns einen kleinen Scherz erlauben. Nach dem Essen sitzen wir noch etwas mit ihnen zusammen, bis es dann Zeit wird, vor allem für sie, schlafen zu gehen.

Mittwoch, 17.08.2016 – Turkmenabat

Dromedar am Strassenrand In der Nacht muss es ganz in der Nähe unseres Parkplatzes einen fürchterlichen Frontalzusammenstoss zwischen einem Lastwagen und einem Personenwagen gegeben haben. Die “Verbauungen“ sollen die Barchendünen am Wandern hindern Der nette Chef des Platzes, der uns hier gratis parkieren, schlafen und duschen lässt, spricht von zwei Toten. Das muss dann wohl der Knall gewesen sein, den wir gehört hatten. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass man sich die goldene Regel, nie in der Nacht zu fahren, unbedingt zu Herzen nehmen sollte. Als wir am Mittag losfahren können wir erahnen, wie der Unfall passiert sein könnte. Es muss wie immer eine Kombination von mehreren Unzulänglichkeiten und unglücklichen Umständen gewesen sein. Auch etwas Abwechslung: Geschwindigkeitkontrolle in the middle of nowhere Die Fahrt durch die turkmenische Wüste ist nicht gerade aufregend, aber wir können immerhin mit rund 65km/h über die Strasse tuckern, womit wir ganz zufrieden sind. Wohnhäuser in Turkmenabat Neben einem Kaffee-Stopp sorgen ab und zu hübsche Barchendünen, die allerdings immer auch von Sträuchern bewachsen sind, für etwas Abwechslung. In Turkmenabat, der zweitgrössten Stadt des Landes nahe der Grenze zu Usbekistan, würden wir uns am liebsten wieder auf einen Lastwagenparkplatz stellen. Aber nachdem uns fünfundzwanzig Kilometer vor der Stadt zu früh ist, finden wir dann keinen mehr bis zur Brücke, die über den Amu-Darya Fluss führt. ÖV-Bus in Turkmenabat Und die Tankstelle, die wir ansteuern um den Tank wieder zu füllen will uns auch kein Diesel gegen Dollar verkaufen. Obelix at the beach Mit turkmenischen Manat im Gegenwert von nur noch gut sechs Franken im Sack machen wir natürlich keine grossen Sprünge mehr und müssen morgen deshalb nochmals etwas Zeit fürs Geld investieren. Als Schlafplatz­alternative haben aber noch den “Strand“ von Turkmenabat, effektiv ein Strandbad in einem alten Hafenbecken des Amu-Darya. Hier dürfen wir uns auch gratis hinstellen, haben aber keinerlei Infrastruktur. Wir setzen uns für einen Dip nach draussen, aber heute fehlt das Bier, leider. Nach einem einfachen Essen, eine Art Risi-Bisi, geht’s dann auf die Matratze, denn die Daunendecke haben wir wieder versorgt. Das ist dann allerdings bereits schon wieder nach Mitternacht.

Donnerstag, 18.08.2016 – Bukhara (Usbekistan)

Heute ist unser Hochzeitstag und der beginnt schon ziemlich früh. Um halb drei Uhr hören wir Funkgeräte piepsen und es wird laut kommuniziert. Keine Frage, die Polizei ist hier. Um drei wird dann geklopft und Thomas muss mit den Pässen raus zur Kontrolle. Die vier Beamten und zwei Zivilisten (welcher von ihnen ist wohl der Denunziant?) blicken ernst und nur einer der Beamten hält mit Thomas Kontakt. Nach einigen Telefonaten ist dann aber gut, und wir dürfen weiterschlafen. Als wir aufstehen parkiert gerade ein Polizeiauto auf dem Platz. Weshalb wohl? Nach dem Frühstück wird uns dann bedeutet, dass wir nun fahren sollen, aber wir dürfen noch in Ruhe abwaschen und zusammenräumen. An der nahen Tankstelle gibt’s leider keinen Diesel, aber ein Fahrzeug das hinter uns anhält will uns zum richtigen Ort lotsen. Aha, auch eine Polizeieskorte in Zivil haben sie organisiert. Die beiden sind aber ganz nett, schiessen uns sogar die Manat für hundert Liter Diesel vor und rechnen die Dollar, die wir ihnen dafür geben, fast rappengenau ab. Sie bringen uns bis zur Zahlstelle der Pontonbrücke, die über den Amu-Darya führt und versichern sich, dass wir jetzt aber an die Grenze fahren werden. Für die Benützung der lottrigen Brücke werden wir mit rund fünfundfünfzig Franken vom turkmenischen Staat nochmals ganz schön abgezockt. Vielleicht brauchen sie das Geld ja für die neue Brücke die nebenan im Bau ist. Pünktlich zu Mittag sind wir am turkmenischen Grenzposten, wo die Abfertigung etwas schleppend, aber insgesamt einigermassen entspannt über die Bühne geht. Einer der Zöllner versucht zwar etwas auszuloten, ob es bei uns Alkohol zu holen geben könnte, aber der Versuch bleibt harmlos. So verlassen wir den Grenzposten, können dann aber erst nach gut zwei Stunden wirklich ausreisen, da der Soldat am letzten Tor erst nach der Mittagspause die Schranke wieder öffnet.

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