Pakistan

Freitag, 28.10.2016 – Sost

Pakistani lässt sich mit Danielle fotografieren Unsere zwei GPS sind sich auf dem Khunjerab Pass nicht ganz einig: das ältere sieht uns auf 4’718m, während das neuere mit 4’699m näher bei der publizierten Höhe liegt. Wie auch immer, für Obelix und uns ist dies natürlich ein neuer Rekord. Pakistani, Thomas und Obelix werden fotografiert Kaum sind wir über die Grenze, werden wir auf der pakistanischen Seite fast wie Stars empfangen. Pakistanische Touristen wollen sich unbedingt mit uns fotografieren lassen und sie sind erst noch äusserst freundlich dabei. Dann aber beginnen wir mit der Talfahrt auf der pakistanischen Seite des Karakorum Highway, der zu Beginn stellenweise noch mit Schnee und Eis bedeckt ist. Zum ersten Mal heute haben wir hier kurz Minustemperaturen, aber mit dem fortschreitenden Abstieg ist dieses potenzielle Problem schnell wieder behoben. Das Tal wird immer enger und die eigentlich hervorragende Strasse ist immer wieder mal von Felsstürzen herrührend beschädigt. Schnee und Eis auf der Fahrbahn Karakorum Gipfel Kurz vor Sost sollte gemäss unseren Informationen an einem Checkpoint ein Gehege mit einem Schneeleoparden stehen, diesem seltenen Tier, auf das alle zentralasiatischen Staaten so stolz sind. Wir können ihn aber nicht entdecken und wir interpretieren die Gesten des Schrankenwärters so, dass die Katze wohl das zeitliche gesegnet hat. In Sost, achtzig Kilometer nach der Grenze findet die eigentliche Einreise nach Pakistan statt. Die Passkontrolle dauert zwar ein bisschen, aber die Beamten sind ausnehmend nett und höflich. Kommt dazu, dass wir uns endlich wieder mit Englisch verständigen können, was die Sache wesentlich erleichtert. Karakorum Highway nach Sost Karakorum Highway Seitenblick in ein Tal Der Zöllner füllt uns das Carnet aus und fragt nur kurz, ob wir verbotene Sachen mitführen, was wir natürlich verneinen, wohlwissend, dass Alkohol eine dieser Sachen wäre. Doch der Beamte verabschiedet uns mit den besten Wünschen für einen schönen Aufenthalt in Pakistan und wir dürfen ohne weitere Kontrolle weiterreisen. Danielle und Richard zieht es noch weiter, aber wir und der VW-Bus fahren nur noch bis zum zweihundert Meter entfernten PTDC Motel, wo wir uns für fünfhundert Rupien hinstellen können. Im Ort ziehen wir trotz Stromausfall unsere ersten Rupien, mit denen wir anschliessend in einem einfachen Lokal ein einfaches, aber sehr leckeres Nachtessen bezahlen. Fahrbahnschäden durch Felssturz Der erste Übernachtungsplatz in Pakistan Wir sehen auch unseren allerersten, so typischen, pakistanischen Lastwagen, der mit allerlei Krimskrams verziert und bemalt ist. Zurück im Motel laden wir Mia und Brecht noch zu einem Bier ein und verbringen so einen schönen, angeregten Abend. Pakistan ist uns bis hierher sehr sympathisch und wir hoffen, dass das so bleibt. Aber was uns etwas erstaunt ist, dass wir noch keine einzige Frau gesehen haben, nicht am Zoll, in keinem Lokal und auch nicht auf der Strasse. Aber dieses Rätsel werden wir heute nicht mehr lösen.

Samstag, 29.10.2016 – Hunza

Laden in Sost Unsere erste Nacht in Pakistan verläuft wunderbar ruhig und es ist auch nicht mehr ganz so kalt wie in China. Trotz der hohen Berge rundherum wird unser MGD schon bald von der Sonne beheizt. Hunza Tal Wir wollen heute nur knapp hundert Kilometer fahren und haben es deshalb nicht eilig. Von Mia und Brecht verabschieden wir uns mehr oder weniger provisorisch, denn wir sind uns fast sicher, dass wir uns im engen Tal wieder sehen werden. Wir gehen noch kurz ins Zentrum des Ortes und sichten dabei tatsächlich auch die erste Frau, die nicht die letzte sein wird, die wir heute sehen. Wir tauschen unsere verbliebenen chinesischen Yuan in pakistanische Rupien um und für unterwegs kaufen wir noch etwas Brot, bevor wir dann am frühen Nachmittag losfahren. Pakistanische LKWs sind ein Kunstwerk Die Fahrt ist einfach traumhaft. Zu Beginn ist das Tal des Hunza noch etwas weiter und bei den Dörfern leuchten die herbstlich gefärbten Blätter der Obst- und Laubbäume vor den hohen Felstürmen und noch höheren Eisriesen des Karakorum. Der “natürliche“ Attabad Stausee Unsere Nikon kommt fast nicht zur Ruhe und ab und zu halten wir an um die Szenerie richtig aufnehmen zu können. Den Batura Gletscher, der der fünftgrösste Gletscher ausserhalb der Polarregionen sein soll, sehen wir von der Strasse aus zwar nicht, aber der Passu Gletscher, hinter dem ein weit über siebentausend Meter hoher Gipfel thront, können wir in seiner ganzen Länge bewundern. Bei Gulmit erreichen wir den Beginn des Attabad Sees, der vor einigen Jahren durch einen Felssturz entstanden ist und den Karakorum Highway unterbrach. Bis vor einem Jahr musste man den See mit Booten überqueren, jetzt aber ist eine von den Chinesen erbaute neue Umfahrungsstrasse mit vielen Kunstbauten in Betrieb. Herbstfarben im Hunza Tal Blick das Hunza Tal aufwärts Nach dem letzten Tunnel sind wir wieder auf der Originalstrecke unterwegs, die aber auch sehr gut zu befahren ist, wenn nicht gerade ein Steinschlag einen Teil der Strasse weggefegt hat. Hier ist das Hunza Tal eng und wild und weitet sich erst bei Hunza wieder, einer Ansammlung von mehreren Orten. Wir fahren wieder zum PTDC Motel, wo der Parkplatz leider nicht sehr idyllisch ist, vor allem als um sechs Uhr abends drei Meter neben uns noch der Generator angeworfen wird. Wir überlegen uns, ob wir ins Restaurant essen gehen sollen, sind dann aber zu bequem uns nochmals nach draussen zu begeben und begnügen uns deshalb mit Ravioli und Salat. Dafür gibt’s im MGD noch etwas Wein dazu.

Sonntag, 30.10.2016 – Hunza

Baltit Fort Nicht einmal Google weiss den Namen dieses Seitentales bei Hunza Glücklicherweise wurde der Generator bereits um halb elf abgeschaltet, sodass wir eine erstaunlich ruhige Nacht verbringen, trotz der ebenfalls nur einige Meter entfernten Strasse. Wir sind zwar relativ früh auf den Beinen, aber bis wir losfahren ist Mittag doch schon wieder vorbei. In Karimabad, einem Ort von Hunza, gibt es das Baltit Fort zu besichtigen, ein altes Schloss im Stil tibetischer Bauten, das bis 1945 vom Herrscher des Hunza Tales bewohnt wurde. Es liegt über der Ortschaft mit einmaligem Ausblick über das Tal und die umliegenden Berge, wobei sich der knapp 7’800m hohe Rakaposhi hinter einem Wolkenhut versteckt. Blick das Hunza Tal abwärts Chicken Biryani Der Eintritt ist für uns zwei mit sechzehn Franken zwar recht teuer, dafür kriegen wir zu dritt eine Führung mit einem sehr netten und vor allem sehr ver­ständlich Englisch sprechenden Führer, der uns viele interessante Informationen vermittelt. Mit dabei ist auch Szymon, ein polnischer Overlander, den wir gestern schon unterwegs angetroffen hatten. Eigentlich wollen wir im Anschluss an die Besichtigung ja auf dem sogenannten Channel Walk wandern gehen, doch stattdessen gehen wir mit Szymon etwas essen. Junger Pakistani hält auf Pick-up stehend Leitung in die Höhe Dabei isst Thomas zum ersten Mal Yakfleisch, das zwar von einer feinen, scharfen Sauce begleitet, aber etwas gar fest ist. Freundliche Pakistanis in Hunza Isabella ist zuerst beim Anblick ihres Chicken Biryani nicht gerade begeistert, doch das Fleisch fällt fast von selbst vom Pouletbein, was die Sache entscheidend verbessert. Inzwischen ist es schon später Nach­mittag und wir entschliessen uns wieder zum PTDC Motel zu fahren. Hier oben Obelix zu wenden ist etwas schwierig und so fahren wir auf der Suche nach einem Wendeplatz immer weiter durch verschiedene Ortsteile von Hunza. Die Strasse ist nicht viel mehr als ein schlechter, schmaler Fahrweg auf dem uns immer wieder Verkehr entgegenkommt und der von nicht gerade Lastwagenhöhe konformen Bäumen gesäumt ist. Zweimal müssen Leitungen in die Höhe gestemmt werden, was von den freundlichen Pakistanis sofort an die Hand genommen wird. Schmaler Weg, auf dem wir ab zu noch ein Auto kreuzen Scheues Mädchen und scheuer Junge am Strassenrand Abgesehen von der Anspannung, ob wir es auf diesem Weg wirklich wieder bis an den Karakorum Highway schaffen, ist es eine Freude durch die Gegend zu fahren, denn die Leute erwidern unser Winken fast immer mit einem Strahlen und winken zurück. Zurück im Motel haben wir heute offensichtlich das Glück, dass am Abend Strom durch das Netz fliesst, denn der Generator wird nach kurzer Zeit wieder runtergefahren. Da wir am späten Nachmittag beim Essen ziemlich zugelangt haben, ist unser Hunger nicht gerade riesig und wir begnügen uns mit Chips und Avocado-Dip.

Montag, 31.10.2016 – Gilgit

Ein Lastwagen des China-Konvoy Wieder unterwegs auf dem KKH Heute solle es weiter nach Gilgit gehen, aber als wir kurz vor Mittag abfahren wollen sagt man uns, dass die Strasse gesperrt sei, denn es käme ein Konvoi mit fünfhundert Containern aus China. Wie lange die Sperre dauern soll kann man uns aber nicht sagen. So setzen wir uns halt wieder hinter die Laptops, denn mit unserer Homepage gibt es immer zu tun. Tatsächlich kommen nach kurzer Zeit pakistanische LKWs mit Bannern beschriftet und von Polizei begleitet tröpfchenweise bei uns vorbei. Kurz nach vierzehn Uhr erkundigen wir uns über den Stand der Dinge, denn wir haben schon länger keinen Lastwagen mehr vorbeifahren sehen. Ein eher seltener Anblick im Norden von Pakistan: Frau unterwegs Namenloser 5’000er im Rakaposhi Massiv Nun heisst es plötzlich, dass die Strasse gar nie gesperrt gewesen sei. Na super, vielen Dank! Wir packen möglichst schnell zusammen, denn die hundert Kilometer bis Gilgit sollten bis zum Einbruch der Dunkelheit noch zu schaffen sein. Kurz vor drei geht es dann los, aber die Sonne macht sich hinter den steilen Felswänden und Bergen bereits rar, womit die Bedingungen zum Fotografieren der tollen Landschaft für Isabella schon schwierig werden, vor allem auch da Thomas natürlich auf die Tube drücken muss, damit wir vorwärtskommen. Wir halten trotzdem kurz beim Rakaposhi Viewpoint an um einen Blick auf den Fastachttausender zu werfen. Rakaposhi Gipfel vom Viewpoint aus In Danyore erreichen wir eine Art Vorort von Gilgit und hier wird der Verkehr zum ersten Mal in Pakistan etwas chaotisch. Strassenkaffee am KKH Zudem beginnt es bereits dunkel zu werden und als wir in Gilgit selber sind ist es bereits Nacht. Dunkel ist auch die Stadt, denn eine Strassenbeleuchtung fehlt und nur dank unserem GPS finden wir das Serena Hotel, das wir ansteuern. Nach einem engen Slalom durch Sicherheitsbarrieren können wir aber nicht bleiben, denn aus Sicherheitsgründen müssten wir ein Zimmer für einhundert US-Dollar nehmen, was eindeutig über unserer Schmerzgrenze liegt. Fleischverkaufsstände am Strassenrand So stürzen wir uns noch einmal in die Dunkelheit und fahren einmal mehr zum PTDC Motel, wo wir wieder gratis campieren dürfen. Thomas beim Abendessen im Motel Restaurant Da es natürlich einmal mehr spät geworden ist, essen wir im Restaurant des Motels. Es wirkt zwar nicht gerade einladend, denn wir sind die einzigen Gäste im schmucklosen, grossen Saal, es ist kalt und es bedient uns ein älterer Herr in Lederjacke, der wenig Englisch spricht und eher wie ein Sicherheitsbeamter aussieht. Das Essen, Poulet ohne Knochen, so wie Isabella es gerne mag, mit einer Sauce und einfachem Reis ist aber erstaunlich gut, und auch als wir schlafen gehen, können wir noch nichts Schlechtes über die Mahlzeit sagen.

Dienstag, 01.11.2016 – Gilgit

Der Koch unseres Mittagessens Grillhühnchen am Spiess Eigentlich wollten wir ja ein paar Tage in Gilgit bleiben um nach China wieder etwas Ordnung in unseren Alltag zu bringen. Schneeketten versorgen und wieder mal Wäsche waschen wäre zum Beispiel angesagt, aber unser Platz hier im PDTC Motel ist nicht wirklich dazu geeignet. Trotzdem beschliessen wir heute hier zu bleiben, denn gestern konnten wir wegen der Verspätung ja nichts mehr erledigen. So gehen wir am Mittag ins Stadtzentrum, wo wir erst mal etwas essen. Ein kleines Restaurant hat seine Gasbrenner zur Strasse hin aufgebaut und was der Koch in den Pfannen umrührt und anbrät gefällt uns. Garküche mit dem Koch vor einem grossen Brattopf Trockenfrüchte, für die Gilgit berühmt ist Anschliessend besorgen wir uns eine SIM-Karte, von der wir uns allerdings fragen, ob sie auch pakistan­weit funktionieren wird. Auf der Strasse ziehen Gruppen von Autos und Motorrädern mit Fahnen vorbei und ab und zu plärrt eines dieser Autos mit grossen Lautsprechern. Es muss wohl eine politische Kundgebung sein, etwas, das wir eigentlich nicht unbedingt in unserer Nähe haben wollen, vor allem nicht in Pakistan. In einem kleinen Supermarkt mit Importartikeln kaufen wir einige Dinge, später auf der Strasse noch etwas Gemüse und Früchte. Drei Männer und ein Junge posieren für ein Foto Unser Gastgeber für eine Tasse Tee Dabei spricht uns ein älterer Pakistani in gutem Englisch an und lädt uns in seinen Laden zu einem Tee ein. Es ist ein richtiger Trödlerladen mit Schmuck und Tüchern und allerlei Krimskrams, aber entgegen unserer unnötigen Befürchtung versucht er uns nichts aufzuschwatzen. Er hat in den siebziger Jahren zehn Jahr in Europa gelebt, die meiste Zeit in Spanien. Wir unterhalten uns ganz nett, aber so richtig in Schwung kommt die Kommunikation trotzdem nie. Auf dem Rückweg ins Motel kommen wir an einem winzigen Laden vorbei, in dem ein Herr landestypische Kittel, Hüte und Decken verkauft. Die gekaufte Paschtunendecke Uns gefällt eine Patu genannte Decke, die von den Paschtunen auch als Umhang getragen wird, und kaufen sie nicht ganz billig, aber mit der Zuversicht, damit lokales Handwerk zu unterstützen und qualitativ gute Ware zu erhalten. Geburtstagsessen Um Thomas’ heutigen Geburtstag noch etwas feiern zu können killen wir eine kleine Dose Bluesecco, die den Iran ebenfalls inkognito durchquert hat. Das anschliessende Festessen besteht aus hausgemachten Hacktätschli, frisch aus dem Tiefkühler angeliefert, Krawättli und Tomatensalat. Ein rechter Cabernet-Sauvignon darf da natürlich nicht fehlen, und als Schlumbi folgt noch ein Gläschen Glenfiddich. Fehlt eigentlich nur noch die Montechristo, aber im MGD herrscht natürlich Rauchverbot.

Mittwoch, 02.11.2016 – Astak

Früchte- und Gemüsestand in Gilgit Drei Kinder auf dem Schulweg Wir schlafen wie Steine und verpassen beinahe den Termin für eine warme Dusche im Motel. Als wir beim Frühstück sind klopft es wieder einmal an unsere Türe und Isabella glaubt am Klopfen erkennen zu können, dass es wohl Bekannte sein müssen. Tatsächlich sind es Danielle und Richard, die nun auch in Gilgit eingetroffen sind. Wir tauschen uns kurz etwas aus, dann aber schauen wir, dass wir bald abfahrbereit sind, denn es wird früh genug wieder dunkel. Wir durchqueren Gilgit diesmal am Tag, aber viel besser als vorgestern Abend ist es auch nicht, denn wir sehen zwar mehr, dafür ist auch viel mehr Verkehr, und der ist erst noch ziemlich hektisch. Unterwegs ausgangs Gilgit Die Hängebrücke über den Gilgit Nach einer kurzweiligen Registrierung an einem Checkpoint ausgangs Gilgit geht’s auf dem gewohnt gut ausgebauten Karakorum Highway vierzig Kilometer weiter südwärts, bis wir fast die unscheinbare, spitzwinklige Abzweigung auf die Skardu Road verpassen. Hier beginnt nach der Überquerung des Gilgit auf einer etwas altersschwachen Hängebrücke eine einzigartige Strasse, die in den achtziger Jahren von der Pakistanischen Armee zu grossen Teilen aus den steilen Felswänden des Tales, durch das der Indus fliesst, gesprengt wurde. Lastwagen vor uns auf der Skardu Road Die Strecke ist zwar geteert, aber so holprig und mit Strassenschäden durchsetzt, dass wir nie schneller als dreissig fahren können. Skardu Road und Indus Sie ist nur einspurig gebaut, dafür mit vielen kleinen Ausweichstellen ausgestattet, neben denen es dann oft hundert Meter oder mehr zum Indus hinunter geht. Zum Glück haben wir die pakistanischen Lastwagen, die mindestens so hoch wie wir sind, hier fahren gesehen, sonst hätten wir immer wieder Zweifel, ob wir unter den überhängenden Felsen durchkommen. Unser Ziel für heute liegt auf halbem Weg nach Skardu in Astak, wo es wieder ein PTDC Motel gibt, bei dem wir kurz nach Sonnenuntergang ankommen. Steinbehausungen von Leuten, die im Berg nach etwas suchen Skardu Road hoch und senkrecht über dem Indus Bis wir uns im etwas schwierigen Gelände hingestellt haben ist es bereits dunkel. Wir sind von der anstrengenden Fahrer- und Fotografiererei einerseits und dem stundenlangen Geschaukel andererseits ziemlich geschafft, sodass wir es uns mit dem Znacht möglichst einfach machen. Rösti mit Spiegelei und Tomatensalat ist die Lösung. Wir versuchen für einmal etwas früher zu Bett zu gehen, mit dem Ziel morgen auch früher aufzustehen, um das Tageslicht, das kurz nach fünf Uhr abends bereits erlischt, besser nützen zu können.

Donnerstag, 03.11.2016 – Skardu

Premiere für den Camping-Toaster In Pakistan gibt es Nan genanntes Fladenbrot, das als Frühstücksbrot zum Bestreichen leider nicht taugt. Hier bei Skoyo versteckt sich eine Hängebrücke Die Engländer haben das Toastbrot hinterlassen, das wir gerne zu Lachs essen, oder als “Toad in a Hole“, sonst aber auch nicht gerade unser Favorit ist. Zum Glück haben wir einen Camping-Toaster dabei, den wir auf den Gasherd stellen können und mit dem wir die weissen Scheiben in knusprige Toasts verwandeln. Heute kommt das Teil zum ersten Mal zum Einsatz und besteht seine Feuertaufe. Gruppenfoto mit Brecht, Mia, Security Guard und Thomas Wir haben noch neunzig Kilometer der Skardu Road vor uns, was bei einem realistischen Schnitt von fünfzehn Kilometern pro Stunde durchaus sechs Stunden dauern könnte, sodass wir froh sind, gegenüber gestern eine Stunde früher loszufahren. Kreuzung mit zwei schmuckvollen Lastwagen der älteren Generation Sechzig Kilometer schlängeln wir uns weiter dem Indus entlang, der aus dem Himalaya kommt und bis hierher bereits eine beachtliche Strecke zurückgelegt hat, wie wir am Morgen beim Kartenstudium erstaunt festgestellt haben. Irgendwann taucht plötzlich der VW-Bus von Mia und Brecht hinter uns auf, die also auch nach Skardu unterwegs sind. An einem Kontrollposten halten wir einen kurzen Schwatz, bevor sie uns vorausfahren. Gemüsegarten am Strassenrand Nach diesen sechzig Kilometern weitet sich das Tal plötzlich und der zuvor meist reissende Indus breitet sich über eine riesige, von hohen Bergen bekränzte Kiesebene aus. Enges Indus Tal Leider versteckt sich hinter diesen Bergen die Kette mit einigen Achttausendern wie dem K2, dem Broad Peak oder den beiden Gasherbrum Gipfeln. Auch heute müssen wir wieder zahlreiche Einladungen zum Tee oder gar zum Essen ablehnen und sogar Mia und Brecht geben wir einen Korb, als sie uns einen gemeinsamen Lunch-Stopp vorschlagen, denn bei Tageslicht in Skardu anzukommen ist unsere oberste Priorität. Das schaffen wir dann auch, aber nicht mehr als eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Weites Indus Tal Vor allem müssen wir uns auf dem Weg zum PTDC Motel noch durch den Basar kämpfen, durch den der Verkehr ziemlich chaotisch verläuft. Strasse in Skardu Das PTDC Motel ist dann zu unserem Erstaunen geschlossen, aber zum Glück zeigt unsere Karte auf dem GPS ganz in der Nähe noch ein anderes Motel, in dem bereits Mia und Brecht stehen. Nur wenig später treffen auch noch Danielle und Richard ein, womit unser längst aufgelöstes Grüppchen wieder komplett ist. Wir essen zusammen im Restaurant des Motels und einmal mehr werden wir vom pakistanischen Essen nicht enttäuscht. Auf wieder über zweitausend Metern ist es eindeutig kälter als in den letzten Tagen und wir lassen am späteren Abend nochmals unsere Heizung röhren.

Freitag, 04.11.2016 – Skardu

Heute ist für uns ein Ruhetag angesagt bevor wir uns morgen wieder auf den beschwerlichen, aber interessanten Rückweg machen. Danielle und Richard wollen auf einem anderen Weg zurück zum Karakorum Highway, während Mia und Brecht noch zögern, ob sie diesen Weg mit ihrem nur an einer Achse angetriebenen VW-Bus auch wagen sollen. Da uns das Wetter nicht besonders nach draussen lockt, schauen wir uns inzwischen wieder einmal einige Fotos an, diesmal von unserem kurzen Aufenthalt in China. Schliesslich verabschieden sich auch die beiden Youngsters aus unserer Gruppe, bis zum nächsten Mal, wer weiss das schon so genau. Etwas bleiche Brötchen fürs Fondue Sonst versuchen wir noch unsere lokale SIM-Karte für den Datenverkehr freischalten zu lassen, aber die Angelegenheit entwickelt sich zum Debakel, denn die Sachbearbeiter vertrösten uns bei einem halben Dutzend Anrufen immer mit “in einer Stunde wird es funktionieren“, Fondue-Brotwürfel ab und zu mit dem bezeichnenden Zusatz “Inshallah“... Da wir heute wahr­scheinlich für einige Zeit zum letzten Mal in der kühlen Höhe von über zweitausend Metern übernachten wollen wir nochmals ein Fondue machen. Dazu benötigen wir aber erst einmal noch taugliches Brot, das nur der Hausbeck liefern kann. Das scheint ihm heute ganz gut zu gelingen, denn Isabella ist jedenfalls hell begeistert von den drei Broten, während Thomas wie immer die Bleichheit der Laibe zu kritisieren hat. Auf jeden Fall schmeckt uns das Fertig-Fondue bisher am besten. Wer weiss, vielleicht liegt es ja tatsächlich am Brot.

Samstag, 05.11.2016 – Astak

Freundlicher Strassenbautrupp Kleines Mädchen unterwegs Das selbstgebackene Brot schmeckt wirklich gut, besonders natürlich mit der hausgemachten Chriesikonfitüre aus Armenien. Da fehlt eigentlich nur noch die selbst gestossene Butter dazu. Wir verlassen das Concordia Motel, dessen staubigen Parkplatz wir gratis benutzen durften, für unsere Verhältnisse relativ früh, nämlich kurz vor zehn Uhr. Nicht unbedingt weil es abwärts geht, sondern weil wir uns bei weniger Checkpoints einschreiben müssen, benötigen wir fast eine Stunde weniger als vorgestern und sind bereits mitten am Nachmittag beim PTDC Motel in Astak. Aus dem Fels gesprengte, schmale Strasse über dem unsichtbaren Indus Hier bei Skoyo ist das Tal fast schon lieblich Da reicht sogar die Zeit um noch einen Teig zu kneten, denn morgen ist ja schliesslich Sonntag und wieder einmal einen Zopf zu schnabulieren wäre nicht ohne. Ausserdem stellen wir noch den Klappgrill nach draussen, aber nicht, wie der Manager des Motels vermutet, um etwas zu grillieren, sondern um spezielles Holz zu verbrennen, das die Reise bis hierher mitgemacht hat und nun in anderer Weise weiterreisen soll. Ein übriggebliebenes, gestern gebackenes Brot verschwindet bis zum nächsten Fondue in die Gefriertruhe, und um dafür Platz zu schaffen wandern zwei Migros Pizza Margherita von daselbst in den Backofen. Easy Znacht... Der Zopf kann dann anschliessend auch gleich in den vorgewärmten Ofen und kommt gar nicht schlecht heraus.

Sonntag, 06.11.2016 – Gilgit

Vom Fluss geschliffener Gesteinsbrocken in Form eines Fisches Vom Indus bizarr geschliffener Fels Als wir aufwachen spitzen wir zuerst mal unsere Ohren um zu hören, ob auf der nahen Strasse Lastwagen durchfahren, denn gestern muss die Strasse unterhalb Astak wegen eines Felsrutsches zumindest zeitweise gesperrt gewesen sein. Das Ergebnis des Hörtest: Unsere Chancen scheinen gut zu stehen. Noch vor dem Frühstück gehen wir ans Ufer des Indus hinunter, der mit seiner gewaltigen Kraft und der Hilfe von kleineren Steinen phantastische Steinskulpturen geschaffen hat. Der Zopf ist zwar nicht ganz so luftig geworden, wie Thomas sich das gewünscht hätte, aber zusammen mit dem kirgisischen Honig schmeckt er alleweil fein. Aus dem Fels gesprengte, schmale Strasse hoch über dem Indus Freilufttoilette am Strassenrand Dann schauen wir aber, dass wir auf die Strecke kommen, denn heute wollen wir unbedingt vor der Dämmerung in Gilgit sein. Obelix meistert auch den letzten Teil der Strecke bravourös, und auf der Hängebrücke, die über den Gilgit zurück auf den Karakorum Highway führt, zeigt er einem Minibus auch noch den Meister: Der drängelnde Fahrer, der einfach auf die immer nur von einem Fahrzeug zu befahrende Brücke fuhr, obwohl wir auf der anderen Seite schon länger auf die Überfahrt warten, wir von ihm mitten auf der Brücke zum Zurücksetzen gezwungen. Auf den letzten Kilometern der Skardu Road Mutter mit Kind auf dem Rücken So geht das! In Gilgit kennen wir uns inzwischen ja schon aus und fahren schnurstracks zum PTDC Motel. Müde von der doch anstrengenden Fahrt verzichten wir auf eigene Küche und ziehen uns warm für das ungeheizte Motel Restaurant an. Das Chicken Handi beim letzten Besuch war so gut, dass wir es gleich wieder bestellen, nur diesmal die volle Portion. Was übrig bleibt nehmen wir take-away mit, womit wir in den nächsten Tagen mal einen schnellen Znacht haben werden.

Montag, 07.11.2016 – Gilgit

Zimmer im PTDC Motel Wenn wir in den PTDC Motels logieren benützen wir gegen eine Gebühr jeweils eine Dusche in einem Zimmer des Motels. In Pakistan wird das heisse Wasser mit Holz erwärmt und das passiert nur einmal am Tag, nämlich morgens. Badezimmer im PTDC Motel Nach dieser frühen Dusche stellen wir an der Reception die relevante Frage, die den weiteren Verlauf dieses Tages bestimmen wird: “Können wir Strom bekommen?“ Wir können und so gibt das heute einen Waschtag. Irgendwas stimmt aber mit der Stromspannung nicht, sodass unsere Maschine etwas verwirrt ist und ihr Programm nicht mehr beenden will.Nach dreieinhalb Stunden und etwas Hilfe von uns schafft sie es dann doch noch. Mit der zweiten Ladung geht’s schon besser, aber da es ja bereits um fünf Uhr dunkel wird müssen wir es dabei bleiben lassen und den Rest der vielen Wäsche, die sich in den letzten gut drei Wochen angesammelt hat, auf morgen schieben. Da das Frühstück aktivitätsbedingt ausgefallen ist freut sich Thomas speziell auf die kalte Platte, die Isabella am frühen Nachmittag herrichtet und von der wir zwischendurch schnabulieren. Bis zum Znacht dauert es dann konsequenterweise etwas, obwohl wir keinen grossen Aufwand betreiben und einfach das gestern im Restaurant eingepackte Chicken Handi samt Reis erwärmen. Langweilig aber gut.

Dienstag, 08.11.2016 – Gilgit

Hinter Obelix am Stewi zum Trocknen aufgehängte Wäsche Heute also ist Waschtag Nummer zwei und auch heute haben wir mit der Spannung zu kämpfen. Aber insgesamt bringen wir die zwei Maschinen gut und zeitig über die Runde, auch weil das Wetter schön mitspielt. Kaki im Garten des Motels Während Isabella noch die Wäsche schrank-, beziehungsweise schubladenfertig macht, geht Thomas bevor es dunkel wird noch schnell ins Zentrum der Stadt, wo er ein paar Sachen mehr einkauft als ihm aufgetragen war. Macht nichts, denn mit dem Poulet, das darunter ist, liebäugelt Isabella schon länger. Das Huhn kommt heute aber nicht dran, dafür verarbeitet Isabella endlich Bohnen, die wir letztes Mal hier gekauft haben. Das ist ganz schön aufwändig, denn die Bohnen haben Fäden wie wir es schon ewig nicht mehr gesehen haben. Ein Teil der Bohnen landet zusammen mit ein paar Rüebli in einem Gemüse-Curry, das es endlich wieder einmal gibt.

Mittwoch, 09.11.2016 – Chilas

Drei junge Männer auf einem Motorrad Nach mehrmaliger Änderung der geplanten Route und den dazu­gehörenden Etappen weiter in Richtung Süden haben wir heute eine relativ lockere Strecke vor uns. Zusammenfluss von Gilgit und Indus Wir fahren ins rund hundert­dreissig Kilometer entfernte Chilas weiter unten im Indus Tal, obwohl wir einen Stopp dort eigentlich vermeiden wollten. Der Ort hat keinen guten Leumund, denn in der Umgebung wurden schon mehrfach Schiiten aus Bussen geholt und erschossen, und man vermutet, dass der Angriff auf das Basislager des Nanga Parbat, bei dem mehrere ausländische Bergsteiger getötet wurden, ebenfalls von hier aus gestartet wurde. Unser Problem ist, dass man zwischen Chilas und dem nächsten “sicheren“ Ort, Besham, auf 200km nirgends übernachten kann. Ausserdem ist ein Teil der Strasse so schlecht, dass man uns für dieses Teilstück eine Fahrzeit von sieben bis acht Stunden voraussagt. Unser erster 8’000er, der 8’126m hohe Nanga Parbat Gute KKH-Strasse vor der Raikot Brücke So verlassen wir um halb elf Uhr das PTDC Motel in Gilgit bei schönstem Wetter und fahren auf der erstklassigen Strasse des Karakorum Highways weiter talwärts. Beim Zusammenfluss von Indus und Gilgit halten wir kurz an um die Tafel zu fotografieren, die alle fotografieren. Auf ihr sieht man, dass sich hier die drei grössten Gebirge dieser Erde, Himalaya, Karakorum und Hindukusch, treffen. Wieder einmal werden wir von pakistanischen Touristen gebeten, mit ihnen für ein Erinnerungsfoto zu posieren. Etwas weiter südlich erblicken wir dann unseren ersten wahrhaftigen Achttausender, den Nanga Parbat. Schlechte KKH-Piste nach der Raikot Brücke Äcker im Indus Tal Er steht zwar wolkenlos vor uns, aber die Sicht ist irgendwie diesig, sodass er wie entrückt wirkt und uns nicht sonderlich beeindruckt. Die tolle Strasse dauert leider nur für fünfundsiebzig Kilometer bis zur Raikot Brücke, auf der wir über den Indus die Talseite wechseln. Für die restlichen fünfundfünfzig Kilometer benötigen wir zwei Stunden, möglicherweise ein Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwartet. In Chilas fragen wir in zwei Hotels, ob wir auf ihrem Parkplatz campen können, was wegen der “Security“ abgelehnt wird. So fahren wir halt zum Polizei Checkpoint ausgangs des Ortes um uns dort beraten zu lassen. Auch die Traktoren werden geschmückt Diese Steinhäuser wirken nur aus der Ferne nicht sehr bewohnt Zu unserer Überraschung dürfen wir uns bis morgen gleich bei ihnen auf ihr Volleyballfeld stellen. Von der Polizei erfahren wir auch, dass ein gewisser Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA gewählt wurde. Irgendwie ist dieses Weltereignis bei uns zwischen Stuhl und Bank gefallen. Macht auch nichts. Wir sind zuerst noch etwas skeptisch, ob wir wirklich am Checkpoint stehen bleiben dürfen und beschliessen deshalb nicht zu kochen, sondern uns mit kalter Küche zu begnügen. So kommt seit Ewigkeiten wieder einmal ein Griechischer Salat auf den Tisch. Hier auf elfhundert Meter über Meer sind sogar die Temperaturen beinahe wieder passend.

Donnerstag, 10.11.2016 – Besham

Morgenstimmung im Indus Tal So früh geht bei uns sonst der Wecker nur wenn wir auf Morgen­safari gehen. Draussen ist es noch stockdunkel als wir unseren ersten Kaffee schlürfen. Unser Ziel ist es, bei Beginn der bürger­lichen Morgendämmerung um viertel nach sechs Uhr loszufahren, Dorf im Indus Tal denn wir wollen sicher sein, dass wir die zweihundert Kilometer bis nach Besham, Strassenzustand hin oder her, bei Tageslicht absolvieren können. Die Polizisten am Check­point wollen uns aber gleich mal bremsen. Wir bräuchten eine Eskorte und die gebe es erst um acht Uhr. Als wir insistieren, dass wir unbedingt jetzt losfahren wollen, verkürzt sich die Wartezeit auf zwanzig Minuten, und nach fünf Minuten lassen sie uns schliesslich doch alleine ziehen. Vier Schüler fahren auf dem Schmuckvorbau vor dem Fahrerhaus eines Lastwagens mit Wir passieren heute viele Checkpoints, an einem werden wir sogar per Webcam erkennungs­dienstlich erfasst. Vielleicht um zu wissen nach wem sie suchen müssen wenn wir abhandenkommen? An einem anderen wollen sie uns zum Frühstück einladen bis die Eskorte bereit ist. Steinhäuser am Pistenrand Wir insistieren auch diesmal auf einer direkten Weiterfahrt und siehe da, schon sitzt ein Polizist auf einem abgefangenen Motorrad, mit dem er als Sozius vorausfährt. In Dassu, nach gut hundertzwanzig Kilometern, erreichen wir den ersten grossen Ort seit Chilas. Alle Läden sind entlang der Hauptstrasse aufgereiht und es herrscht ein emsiges Gedränge von Fahrzeugen, Menschen und manchmal auch Vieh darin. Wir wechseln nochmals die Indus Talseite und ab hier finden wir wieder eine perfekt Teerstrasse. Hier sind die Berge nicht mehr ganz so imposant Versammlung von Männern in, um und auf dem Flachdach eines Hauses in Dassu Die Berge rund um uns herum sind zwar nicht mehr so eindrucksvoll wie oben im Hunza Tal, aber die Strassenführung immer rund zwei- bis dreihundert Meter praktisch senkrecht über dem Fluss ist absolut spektakulär. Kurz vor Besham müssen wir uns an einem letzten Checkpoint nochmals registrieren und hier wollen sie uns tatsächlich nochmals eine Eskorte anhängen. Als Thomas dieses Ansinnen mit einem Lachen als Scherz verstanden haben will, lachen sie mit und lassen uns auch noch die letzten sechs Kilometer bis in den Ort alleine fahren. Emsiger Verkehr in Dassu’s Strassen Dort ist dann aber plötzlich ein bewaffnetes Motorrad vor uns, das uns ungefragt zum PTDC Motel lotst. Dassu-Ortsteil auf der anderen Flussseite In achteinhalb Stunden, ohne je lange zu stoppen, haben wir unser Ziel dank dem frühen Start zu einer vernünftigen Zeit erreicht, sodass wir uns sogar mit einem Bier und ein paar Chips belohnen können. Draussen pfeifen in den Bäumen Vögel, die sich bei näherem Betrachten als Bulbuls herausstellen, die Vögel mit dem farbigen Bürzel. Es war zwar ein langer, anstrengender Tag, aber Isabella leistet noch eine zweite Schicht in der Küche, von wo sie die vorgestern gekauften Pouletbrüstchen an einer feinen Nusssauce serviert. Dazu gibt’s die üblichen Krawättli und in Speck gewickelte Bohnen, die aber partout nicht eingewickelt bleiben wollen. Für so einen feinen Znacht opfern wir natürlich gerne noch einen unserer inzwischen kostbaren Rotweine, denn bis in Indien gibt’s keinen Nachschub mehr.

Freitag, 11.11.2016 – Besham

Himalayan Bulbul (Himalajabülbül) Wir machen einen Tag lang Fahrpause, das kommt der Sache näher, als “Ruhetag“. Denn wir lassen zum Beispiel die Schnee­ketten wieder an ihren angestammten Platz unter dem Fahrgestell verschwinden. Wächter im Hof des PTDC Motels in Besham Schwerarbeit! Ausserdem: Stichwort “Laptop“... Nachdem Isabella die Bulbuls schon am Morgen, als Thomas noch etwas Schlaf nachholt, mit der Kamera gejagt hat, sehen wir uns die munteren Gesellen, die sich an den Früchten der grossen Bäume gütlich tun, am späteren Nachmittag gemeinsam an. Es tummeln sich mindestens zwei verschiedene Arten, die auch noch übers Kreuz brüten. Ausserdem sehen wir noch zwei, drei andere interessante Vögel, die wir aber leider nicht sicher identifizieren können. Auf jeden Fall scheint es ornithologisch langsam aber sicher wieder unterhaltsamer zu werden.

Samstag, 12.11.2016 – Balakot

Läden in Thakot Gleich hinter unserem Bett beginnt am morgen früh, als wir gerne noch etwas schlafen würden, das Büschen einer Touristengruppe seinen Motor hochtourig warmlaufen zu lassen. Metzgerei in Batgram Na super, dann stehen wir um halb acht Uhr halt auch auf. Dafür sind wir kurz nach zehn dann schon unterwegs. Am ersten Checkpoint fragt man erstaunt wo denn unsere Eskorte sei, aber nach einem kurzen Telefonat lässt uns der Polizist weiterfahren. Wir folgen noch einige Kilometer weiter dem Indus, bevor sich der Karakorum Highway nach einer weiteren Überquerung bei Thakot vom Fluss verabschiedet. Obelix klettert wieder über eintausend Meter in die Höhe und hier ist die Landschaft wesentlich anders als wir sie bisher in Pakistan gesehen haben. Markt auf der alten Brücke in Batgram Es ist nicht mehr so steil, so steinig, dafür grün und mit ansehnlichen Nadelbaumbeständen. In Pakistan wird überall Cricket gespielt Wir fahren kaum mehr durch unbesiedeltes Gebiet, überall sind Häuser und Gehöfte, immer ist irgendwo jemand unterwegs, allein, in Gruppen oder mit Tieren. Die Ortschaften die wir durchfahren sind sehr belebt, dafür werden die Checkpoints eher weniger, auch wenn wir noch einmal nach unserer Eskorte gefragt werden. Je weiter südwärts wir kommen, desto dunstiger wird die Sicht, die Sonne scheint je länger je fahler zu uns hernieder. Kartoffelernte in der Nähe von Shinkiari In Manshera, zwanzig Kilometer vor Abbottabad, dem Ort, in dem die Amerikaner Osama Bin Laden liquidiert haben, biegen wir Richtung Kaghan Tal ab, Männer in vornehmen Anzügen bei einem Händler auf dem Land das eigentlich in die falsche Richtung, nämlich nach Norden führt. Aber in Balakot steht wieder ein PTDC Motel, bei dem wir unsere Fahrt nach Islamabad, der pakistanischen Hauptstadt, unterbrechen wollen. Kurz vor unserem Ziel erleben wir noch eine kritische Situation weil ein Mädchen nach einem kreuzenden Auto einfach über die Strasse rennt. Dank Obelix’ Bremsen und dem Umstand, dass Thomas sie früh genug gesehen hat, geht das Ganze nochmals glimpflich aus. Prachtvolle Prunkvilla in der Nähe von Manshera In Balakot scheinen wir im Gegensatz zu Besham die einzigen Gäste zu sein, und nicht einmal richtige Gäste sind wir, denn wir schlafen ja nicht im Zimmer. Markt nördlich von Manshera Immerhin aber haben wir uns auf sieben Uhr ein Abendessen bestellt. Chicken Handi, Huhn ohne Knochen an Sauce soll es auch diesmal sein. Das Gericht ist hier etwas schärfer als in Gilgit, aber dort gab es eine richtig feine Sauce, während sie sich hier in etwas gewürztem Bratfett erschöpft. Schlecht war es deswegen aber noch lange nicht. Auch hier, wie in Gilgit, ist es im Restaurant eher kühl, und wir sind froh, einen schön warmen Tee serviert zu bekommen.

Sonntag, 13.11.2016 – Bandigalu

Diese Schenkeli schmecken perfekt! Das Hackfleisch wird mit einer Sonde gekühlt Zwischen dem ersten Kaffee und dem Frühstück machen wir noch schnell einen Ausflug in den Ort, denn wir benötigen Brot für jetzt und später unterwegs. Dadurch sind wir erst um halb zwölf wieder auf der Strasse, aber das sollte für die vor uns liegenden, knapp hundert­siebzig Kilometer trotzdem gut reichen. Wir wollen uns an Islamabad etwas “hintenherum“ anschleichen, über Muzaffarabad und Murree, und dafür müssen wir ein kurzes Stück durch den Azad Kaschmir, den umstrittenen, von Pakistan besetzten Teil des Kaschmir fahren. An der imaginären Grenze bei Ramkot fragen uns die Polizisten nach dem NOC, einem Permit, das in Pakistan für bestimmte Regionen notwendig ist, wenn man dort durchfahren will. Seitenstrasse in Garhi Habibullah Hektischer und dichter Verkehr Damit haben wir nicht gerechnet und wir haben natürlich kein solches Papier. So müssen wir umkehren und Islamabad über Manshera ansteuern. Dieser Umweg dauert natürlich etwas und wir sind nun skeptisch, ob wir es bis zum Einbruch der Dunkelheit in die Hauptstadt schaffen. Kurzerhand beschliessen wir in Abbotabad einen ungeplanten Nightstop einzuschalten, denn im PTDC Motel in Besham hat man uns das Royal Hotel als möglichen Übernachtungsplatz empfohlen. Daraus wird dann aber nichts, denn der extra herbeigeeilte Manager erklärt uns, dass er wegen der Lage nahe einer Kaserne keine Ausländer beherbergen darf. Blick über das ausfransende Manshera Mit Decken geschützte Kuh und Kalb auf einem Transporter Ausser Spesen in Form von Zeit­verlust also nichts gewesen. So geht die Fahrt im hektischen Verkehr halt weiter Richtung Islamabad. Von Indien haben wir ja schon gehört, wie kriminell der Fahrstil der Autofahrer sein soll, aber in diesem Teil von Pakistan scheint es langsam aber sicher auch nicht viel besser zu sein. Am schlimmsten sind einmal mehr die Fahrer der Minibusse, die links und rechts überholen. Sobald der Verkehr etwas steht wird gedrängt was das Zeug hält. Und so kommt es wie es kommen musste: Rechts von uns, also in der Mitte der Fahrbahn drängt sich ein Autofahrer zwischen uns und den Gegenverkehr. Blechschaden zwischen Auto und Obelix Veston Verkauf unter freiem Himmel in Haripur Irgendwann ist dann kein Platz mehr und Obelix killt den Aussen­spiegel des Autos, was er allerdings mit einem zerstörten Blinker bezahlen muss. Autsch! Diskussionen gibt es nur kurz, denn als wir anschliessend zur Seite fahren macht sich der Pakistani einfach aus dem Staub. Unsere einzige Genugtuung bleibt die Annahme, dass sein wirklich schönes, neu wirkendes Auto den teureren Schaden hat als wir. Und die Moral von der Geschichte? Es lohnt sich einfach nicht im Recht zu sein, wenn man den Schaden hat; oder anders gesagt: Lieber zehnmal Platz machen und der Dumme sein. Auf jeden Fall haben wir jetzt einen Grund zu MAN nach Lahore zu fahren um den Blinker zu flicken, nachdem die Überholung des Getriebes nicht zustande gekommen ist. Tiefstehende Sonne Weil es das Navi so will verlassen wir bei Haripur die Hauptstrasse N-35, die über Hassanabdal nach Islamabad führt und fahren auf einer vielleicht etwas schlechteren, dafür aber ruhigeren Strasse südwärts. Auch die Busse sind in Pakistan Kunstwerke Die Sonne steht schon tief und nur noch milchig über dem Horizont. Als wir eine gross­flächige Tankstelle mit ein paar abgestellten Lastwagen sehen versuchen wir unser Glück und fragen, ob wir uns für die Nacht neben sie stellen dürfen. Überraschenderweise geht das problemlos und wir werden erst noch gleich zum Tee eingeladen. Als wir den schlürfen trifft gerade der Nachtwächter ein, der eine doppelläufige Schrotflinte aus dem Kasten holt. Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Wir verabschieden uns dankend ins MGD und bereiten schon bald unseren Znacht, eine Bratpfanne voll Speck und Makkaroni, wobei die Makkaroni bei weitem überwiegen.

Montag, 14.11.2016 – Sohawa

Typisches, älteres Fahrerhaus eines LKW Thomas, Tankwart und Zuschauer beim Tanken der 100 Liter Die Nacht ist erstaunlich ruhig, sehr viel scheint an der Tankstelle nicht zu laufen. Bevor wir Richtung Rawalpindi weiterfahren tanken wir, sozusagen zum Dank, hundert Liter Diesel. Natürlich geht das Ganze nicht ohne ein paar Fotos mit uns zu schiessen und mittlerweile hat sich auch eine kleine Zuschauerschar eingestellt. In Taxila treffen wir wieder auf die Haupt­verkehrsachse und im dichten Verkehr kommen wir nur mässig voran. Eingangs Rawalpindi ist ein grosser Checkpoint und wir werden von einem Polizisten in die sogenannte “Check Lane“ geschickt, wo man sich allem Anschein nach etwas genauer mit uns befassen will. Als wir dort brav anhalten winkt uns ein anderer Polizist, dass wir passieren sollen, was wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen. Da übersehen wir dann auch grosszügig im Rückspiegel, dass der erste wie verrückt in die Trillerpfeife bläst und die Hände verwirft. Nach knapp drei Kilometern überholt uns ein Motorrad mit einem bewaffneten Soldaten hinten drauf und wir wissen genau wen sie suchen. Autowaschplatz, auch für Motorräder Passagiere auf dem Dach eines Buses Am Strassenrand ziehen sie unsere Pässe ein und befehlen uns ihnen zum Checkpoint zu folgen. Mit dem Hinterherfahren haben wir kein Problem, aber wir weigern uns einfach, ohne unsere Pässe von hier irgendwohin zu fahren. Es wird telefoniert und der erste Polizist erscheint auf der Szene um uns zu erklären, dass wir hier gar nicht durchfahren dürften. Es wird noch mehr telefoniert und das Innere des MGD inspiziert, wobei Isabella den Polizisten gleich den Schuh-Tarif durchgibt. An der Situation ändert sich aber weiterhin nichts, denn ohne Pässe fahren wir keinen Meter. Auf dem Weg nach Islamabad kurz vor Taxila Gemüseladen an einer Strassenecke bei Taxila Der Kompromiss ist dann, dass sie Thomas’ Fahrausweis und den Fahrzeugausweis haben und wir die Pässe. So fahren wir dann endlich zurück zum Checkpoint, wo schon der zweite Polizist auf uns wartet um uns mitzuteilen, dass wir ihn falsch verstanden hätten. So einigen wir uns auf ein grosses Missverständnis, was ihnen erlaubt ihr Gesicht zu wahren und uns weiterzufahren. Aber auf die verlorene Stunde hätten wir gerne verzichtet. Bereits wieder ausserhalb Rawalpindis, auf dem Weg nach Lahore, findet sich ein grosser Supermarkt im Stile eines Carrefour in einem Einkaufszentrum, das im Moment noch nicht richtig eröffnet ist. Drei Autos drängeln nebeneinander auf einer Strasse mit Gegenverkehr in Taxila Mit bewaffneter Eskorte zurück zum Checkpoint Hier machen wir unseren ersten richtig grossen Einkauf in Pakistan. Zum Glück akzeptieren sie unsere Kreditkarte, denn der einzige Geldautomat im Gebäude ist ausser Betrieb. Eigentlich wollten wir ja in Rawalpindi zum Übernachten zum Flashmans Hotel fahren, wieder einem Tipp des Managers im PTDC in Besham folgend. Bei der Vorbeifahrt sah es aber ziemlich verrammelt und damit nicht sehr einladend aus. Ausserdem haben wir keinen Bock mehr, uns zehn Kilometer zurück ins Getümmel des Stadtverkehrs zu stürzen. So fahren wir weiter Richtung Lahore bis die Sonne untergeht. Pferdetransport auf normalem Lastwagen Feierabendverkehr bei Rawalpindi An der ersten Tankstelle die wir anfahren will man uns über Nacht nicht haben, aber auf der gegenüberliegenden Seite stehen ein paar Tanklastwagen auf einem grossen Platz bei einem Hotel mit Restaurant. Wir stellen uns einfach daneben und hoffen, dass man uns in Ruhe lässt. Nach ewig langer Zeit machen wir uns wieder einmal einen Salat Matmata. Allerdings haben wir uns in einem der Stan-Staaten wegen mangelnder Kyrillisch-Kenntnissen zwei Büchsen Sardinen statt Thon eingehandelt, was, erstens, Thomas noch ganz schön Arbeit verursacht und, zweitens, dann erst noch nicht soo gut ist. Schade.

Dienstag, 15.11.2016 – Wazirabad

Obelix zwischen drei riesigen Sattelschleppern Wenige Minuten bevor unser Wecker um sieben Uhr abgeht klopft es an unser Haus. Wir verstehen zwar nicht genau was die Männer von uns wollen, aber als wir ihnen zu verstehen geben, Landschaft zwischen Sohawa und Dina dass wir in einer Stunde verschwunden sein werden ziehen sie zufrieden davon. Wir schlürfen noch einen ersten Kaffee und fahren dann früh wie selten los. In Dina verlassen wir die Grand Trunk Road für einen Abstecher zum Rohtas Fort. Dort angekommen holen wir erst einmal unser Frühstück nach. Es geht nicht lange bis sich ein sehr netter Polizist bei uns meldet, der offensichtlich herbeigerufen wurde, Rohtas Fort mit teilweise rekonstruierten Mauern denn er ist von seinem Posten mit dem Motorrad gekommen. Wir verschieben uns dann auch dorthin, wo sich der Eingang zu diesem riesigen Fort befindet. Im Innern des Fort Die Mauern aus dem sechzehnten Jahrhundert sind etwa zur Hälfte erhalten oder restauriert worden und im Innern befinden sich wenige Überreste von drei Palästen. Auf dem Weg dorthin, im Fort und auf dem Weg zurück zur N-5 gibt es auch noch einige Vögel zu sehen, so einen Gleitaar, Wiedehopfe, Dschungeldrosslinge, eine Hinduracke, ein erster Kuhreiher und Milane. Um etwas Zeit zu haben um unser gestern gekauftes Fleisch zu verarbeiten suchen wir uns schon bald einen Platz zum Stehen. Shah Chandwali Gate Ein erster Versuch kurz nach Jlheum misslingt, aber bei Kharian sehen wir ein PTDC Resort, das allerdings nur aus einem Restaurant und einer der hier verbreiteten “Wedding Hall“ besteht. Detail des Haveli Man Singh, eines der wenigen erhaltenen Teile der Paläste im Fort Der enthusiastische Manager des Restaurants, der ein sehr amerikanisches Englisch spricht weil er einige Jahre in den USA gelebt hat, ist begeistert uns als Gäste zu haben und will uns auch eine Dusche organisieren. Doch nach einigen Minuten kommt er mit der Mitteilung, dass die Behörden unsere Anwesenheit nicht goutieren, da in der Nähe ein Armeestützpunkt liegt. Das kennen wir ja bereits von Abbotabad her. Putziges Palmenhörnchen Er lädt uns aber noch zu Tee und Sandwich ein und verspricht uns eine Alternative einige Kilometer entfernt Richtung Lahore zu organisieren. Wir merken aber bald, dass er sehr gerne spricht und dabei auch viel verspricht, eine Eigenschaft die er sich wohl in den USA angeeignet haben muss. Auf jeden Fall dauert es etwas bis das organisiert ist und wir machen uns schon langsam Sorgen, dass wir die Strecke bis dorthin noch bei Tageslicht schaffen. Hübsch herausgeputztes Geschwisterpaar Gleich nach der Überquerung des Chenab Flusses kurz nach Gujrat steht das Akbars Kinara Hotel, wo wir nach etwas Ratlosigkeit an der Reception schliesslich von einem jungen Mann der Besitzerfamilie empfangen werden. Noch ein schöner Bus in Jhelum Wir dürfen tatsächlich hier bleiben und Hassan nimmt uns gleich mit auf eine Besichtigungstour durch das gepflegte Hotel. Sein Englisch ist hervorragend und er besucht zurzeit gerade eine Ausbildung im Hotelfach in Spanien. Hier in Pakistan ist er nur während der Winterpause seiner Schule und heute vertritt er seinen Onkel, der sonst hier das Sagen hat, aber gerade nicht hier ist. Er lädt uns gleich in das dazugehörige Grill-Restaurant ein, wo er für uns ein paar pakistanische Spezialitäten bestellt. Es schmeckt uns hervorragend und auch der Service und die Präsentation sind auf recht hohem Niveau. So haben wir unser Tagesziel, das eingekaufte Fleisch zu verquanten zwar verfehlt, aber zumindest hatten wir einen guten Grund dazu. Und morgen ist ja auch noch ein Tag.

Mittwoch, 16.11.2016 – Wazirabad

Aussicht vom Akbars Kinara Hotel auf den Chenab Wir stehen relativ zeitig auf, denn Hassan wollte mit uns frühstücken. Nach einem Kaffee gehen wir uns um neun Uhr an der Reception mal nach ihm erkundigen. Dort heisst es, er schlafe noch und bis um elf Uhr sei sicher nicht mit ihm zu rechnen. Das bringt uns etwas in die Bredouille, denn wir wollen ja eigentlich nach Lahore weiter, aber einfach so abschleichen ohne uns von ihm zu verabschieden und ihm zu danken wollen wir auch nicht. Isabella ärgert sich ein bisschen, denn damit sind wir nicht mehr Meister unseres eigenen Fahrplanes. Gediegene Dusche im Akbars Kinara Hotel In der Not beschliessen wir uns halt mit der Portionierung und Verpackung des Rindfilets aus Rawalpindi zu beschäftigen, denn das muss ja irgendwann auch noch in den Tiefkühler wandern. Unsere dampfende Bialetti auf dem Herd Mittendrin in dieser Arbeit, die vor allem von Isabella geleistet wird, klopft es, und draussen stehen Hassan und sein Onkel. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft, auch wenn das mit dem Frühstück wohl irgendwie vergessen ging. Wir erfragen uns noch die Option möglicherweise eine zweite Nacht hier zu bleiben, was uns gerne gewährt wird. Das Frühstück findet dann im MGD statt, bevor sich Isabella auch noch dem Hackfleisch widmet, das zu einem Teil als Hacktätschli endet und zum anderen als Gehacktes für heute Abend vorgebraten wird. Wie immer dauert alles ein bisschen, und bis Thomas in der Küche aufgeräumt hat ist es auch schon Zeit für den Nachmittagskaffee, zu dem es Schenkeli aus Balakot gibt. Der Tag ist damit dann schon fast vorbei, es wird ja früh dunkel. Etwas Laptop, etwas essen, etwas aufräumen, nochmals etwas Laptop, und schon sollten wir längst im Bett sein.

Donnerstag, 17.11.2016 – Lahore

Feine Papaya zum Zmorge Heute geht es endgültig nach Lahore, aber erst nachdem wir zum Frühstück unsere allererste und erst noch feine Papaya auf dieser Reise genossen haben. Töff Abschleppen auf pakistanisch: Ein Fahrer zieht den anderen an der Hand Wir kommen eigentlich immer noch erstaunlich gut voran, wenn es der Verkehr zulässt düst Obelix schon mal mit fünfundsiebzig Sachen über den Asphalt. Allerdings gibt es auch immer wieder haarsträubende Situationen mit den unberechenbaren Auto- und Autorikscha­fahrern. Da sind wir doch froh, zur Abwechslung mal anhalten zu können, denn als weitere Premiere hat Thomas auf einer Leitung einen Kingfisher ausgemacht. Keine Augenweide, dieser Abfall am Strassenrand Zwei, drei Mal haben wir sie schon ihre typischen Trillertöne schmettern hören, aber heute sehen wir mit diesem Braunliest den ersten von ihnen. Hier sind auf der Autobahn vor allem Pferdekarren, Tuc-Tuc und Motorräder unterwegs Einige Kilometer vor Lahore biegen wir auf die Umfahrungs­autobahn ab und sind froh, für einmal eine Weile von Fuhrwerken, Autorikschas, Motor­rädern und entgegenkommenden Fahrzeugen verschont zu werden. Die MAN Vertretung liegt im Süden der Stadt auf der Strasse nach Raiwind und wir sind angesichts der Umgebung etwas skeptisch ob sie sich tatsächlich hier befindet. Unvermutet taucht auf der rechten Seite tatsächlich ein modernes Gebäude mit dem gesuchten Logo dran auf. Läden in Muridke bei Lahore Wahnsinnig viele Lastwagen stehen nicht herum und auch das Grundstück ist nicht gerade riesig, sodass wir unsere Hoffnung hier vielleicht übernachten zu können ziemlich schnell begraben. Schaf oder Ziege? Hauptsache lange Ohren! Immerhin werden wir von zwei Herren empfangen und gleich in die Kantine zum Lunch eingeladen, was uns ganz gelegen kommt, nicht zuletzt auch weil es wirklich sehr gut schmeckt. Dann kümmert man sich um unseren Blinker, wobei es schon bald heisst, ein Ersatzglas hätten sich nicht verfügbar. Auch unsere Anregung das Ganze etwas zu richten und einfach eine neue Birne einzusetzen scheitert daran, dass sie nicht einmal eine solche Standardbirne an Lager haben. Auf dem Rückweg von MAN nach Lahore Da sind wir dann bald froh, dass wir die Revision unseres Getriebes nicht ihnen anvertraut haben. Betttransport auf dem Motorrad Der After Sales Supervisor, der sich um uns kümmert, reisst sich nicht gerade ein Bein aus und er verabschiedet uns so rasch, dass wir das Gefühl haben, er möchte uns so schnell wie möglich wieder los haben. So fahren wir auf der Suche nach einem Nachtplatz wieder nach Norden, Richtung Stadt. Wir versuchen unser Glück bei der Emporium Mall, doch dort lassen sie uns nicht einmal auf das Gelände, weshalb wir, immerhin mit ihrer Hilfe, ausserhalb parkieren müssen um im hiesigen Hyperstar Supermarkt etwas einzukaufen. Als wir unsere Suche fortsetzen ist es bereits dunkel und damit beginnt der Spass, in einer unbekannten Stadt bei Nacht unterwegs zu sein. Zuerst ist es dank GPS eigentlich noch kein Problem, aber wegen des Staatsbesuchs des türkischen Präsidenten ist die Strasse zum Flughafen, die wir überqueren müssen, gesperrt und damit herrscht ein heilloses Chaos. Türkisches Verkehrschaos in Lahore Über eine Tankstelle, in der wir gleich einen Tank füllen, können wir wenden und uns auf einem anderen Weg zum Fortress Einkaufszentrum machen. Unterwegs als Geisterfahrer Doch ein weiteres Mal ist für uns kein Durchkommen, diesmal aber nur für uns, denn wir stehen vor einer “Restricted Area“, und das mitten in der Stadt. So tun wir halt, was jeder Pakistani machen würde: Wir wenden auf der richtungsgetrennten Strasse und fahren als Geisterfahrer rund fünfhundert Meter bis zur nächsten Abzweigung zurück. Unser GPS zeigt im Gulberg Quartier einen Parkplatz, den wir ansteuern und wir dürfen tatsächlich auch parkieren. Wir flanieren eine Runde durch die hufeisenförmig angelegte Ladenzeile bevor wir uns ins MGD verziehen. Dort gibt’s noch Bier und Chips mit Dip bevor wir ins Bett gehen. Eine ruhige Nacht wird es auch heute nicht werden, aber wir sind vom langen Tag wohl müde genug um trotzdem schlafen zu können.

Freitag, 18.11.2016 – Lahore

Unser Übernachtungsplatz mitten in Lahore Wegen der nur ein paar Meter hinter unserem Schlafzimmer vorbeiführenden Strasse war es natürlich nie wirklich ruhig, aber wir blieben sonst ungestört, und das ist mitten in der Stadt auch etwas wert. Unterwegs in Lahore Wir nehmen es recht gemütlich, frühstücken und fahren dann quer durch die Stadt zu den Sehenswürdigkeiten, die sich in der Nähe des Ravi Flusses befinden. Dafür benötigen wir eine Stunde und manchmal denken wir: Das kann auch nur uns in den Sinn kommen, sich mit Obelix hier in den Stadtverkehr zu stürzen. Zuerst besichtigen wir das Fort der Stadt, das ein riesiger Palast ist der mehrmals zerstört wurde und dessen jetzige Form aus dem Mittelalter stammt. Chauburji genannter Torbau aus dem 17. Jahrhundert Die Grösse ist eindrücklich, es sind grosszügige Parkflächen integriert, aber insgesamt ist der Zustand der Gebäude eher dürftig. Lahore Government College University Unter den tausenden von Besuchern sind wir, abgesehen von einem anderen westlichen Paar, das uns mit seinem Guide begegnet, weit und breit die einzigen Nicht-Pakistanis. Und gefühlt die Hälfte dieser einheimischen Touristen wollen mit uns fotografiert werden. Zu Beginn ist es ja ganz lustig, aber irgendwann überlegen wir uns, ob wir nicht vielleicht doch Geld verlangen sollten damit der Andrang kleiner wird... Die riesige Badshahi Moschee schauen wir uns nur von aussen an, denn wir haben keine Lust unsere Schuhe am Eingang unter tausend anderen zu lassen und auf dem riesigen Hof, der Platz für einhunderttausend Gläubige bieten soll, unsere Socken zu löchern. Foto mit uns und einem pakistanischen Paar Danach fahren wir über den Ravi Fluss zum Jahangir Mausoleum, das vom selben Herrscher stammt, der das Taj Mahal erbauen liess. Badshahi Moschee, Mauern des Fort und Sikh Ranjit Singh Mausoleum Dort sind nicht annähernd so viele Besucher wie in der Alten Stadt und in den riesigen Grünflächen im Grabmal wird fleissig Cricket gespielt. Schon beim Eingang heftet sich gleich ein ungebetener Guide an unsere Fersen, den wir während des Besuchs nie richtig loswerden. Dazu wollen sie uns für das Abstellen von Obelix auf einem Sandplatz vor dem Eingang abzocken, was das erste Mal in Pakistan für unangenehme Diskussionen sorgt. Wir buchen es als Training für Indien ab. Isabella und drei Pakistani-Damen als Fotosujet Das Grabmal sieht von weitem wunderbar aus, aber bei näherer Betrachtung nagt auch hier der Zahn der Zeit. Am Eingang zur Badshahi Moschee Nicht, dass wir das Taj Mahal schon gesehen hätten, aber so stellen wir es uns auf jeden Fall nicht vor. So fahren wir dann wieder quer durch die Stadt, wobei der Verkehr nun noch dichter als am Vormittag ist und das Navi es uns mit seiner Routenwahl auch nicht unbedingt einfacher macht. Einmal mehr versuchen wir uns zur Fortress Shopping Mall in der Cantonment Area vorzukämpfen, und nach einer Ehrenrunde und zweier Inspektionen unserer Wohnung gelingt es uns tatsächlich. Lager von Kameltreibern auf der anderen Seite des Ravi Flusses Wir kaufen im Hyperstar noch ein paar Sachen ein und beschliessen dann es uns am 18. gut gehen zu lassen und auswärts zu essen. Eingangstor zum Jahangir Mausoleum In einem Chinarestaurant bestellen wir Garlic Chicken und Ginger Prawns, dazu gibt’s ein Garlic Fried Rice. Alles schmeckt wunderbar und die Portionen sind so riesig, dass wir uns die Hälfte einpacken lassen und mitnehmen. Unsere Anfrage bei der Security, ob wir bei Ihnen übernachten dürfen wird leider abgelehnt und so fahren wir wieder zu “unserem“ Parkplatz in Gulberg, wo uns derselbe Mann von gestern wieder einlässt, obwohl die Autos heute noch dichter stehen. Wir müssen uns erst noch etwas zur Seite stellen, aber um halb elf haben wir unser definitives Plätzchen und stossen mit den letzten Tropfen Sprudel die wir noch haben auf den 18. und den ersten Kingfisher von gestern an.

Samstag, 19.11.2016 – Wagah

Schlafender Mann auf der Ladung eines Transporters im Morgenverkehr Ambulante Früchtehändler in Lahore Es ist schon angenehm die Nacht hindurch einige Meter weiter weg von der Strasse zu stehen und so schlafen wir auch etwas länger. Auf dem Parkplatz wird engagiert und gewissenhaft Cricket gespielt, neben Polo und Landhockey die wichtigste Sportart in diesem Land. Da unser Plan für heute eigentlich nur darin besteht an die gut zwanzig Kilometer entfernte Grenze in Wagah zu fahren, können wir es recht gemütlich nehmen und wir fahren erst kurz vor Mittag los. Unterwegs tauschen wir noch den grössten Teil unseres pakistanischen Bargeldes in Diesel um. An der Grenze sollte es ein PTDC Motel geben, Schüler in Wagah Drei Meter breiter Motorrad-Strauchtransport auf der Strasse zur Grenze aber nachdem wir schon vorher an einem Checkpoint aufgehalten werden, und nachdem unsere englischen China-Gefährten auch schon gescheitert sind, sind wir etwas skeptisch ob wir dort wirklich übernachten können. Wie auch immer, an der Grenze findet jeden Tag die grosse, berühmte Grenztor-Schliessungszeremonie statt, die wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen wollen. Dort wird mit grossem Pomp auf beiden Seiten der pakistanisch-indischen Grenze die Flagge eingeholt und das Tor geschlossen. Wir sind etwas früh dran, sodass die stadionähnlichen Ränge nur zu einem kleinen Teil gefüllt sind. Der Eingang zum “Stadion“ VIP-Logenplätze Wir dürfen als westliche Touristen auf den Logenplätzen gleich an der “Manege“ Platz nehmen, was ganz schön wäre, würden hinter uns nicht gleich die riesigen Lautsprecher dröhnen. Als es um vier Uhr losgeht ist das Stadion praktisch voll und Animatoren versuchen die Zuschauer in Stimmung zu bringen. Auf indischer Seite wird an diesem Stadion gerade gebaut und es sieht aus, wie wenn es nach der Fertigstellung ein paar Tausend Patrioten fassen könnte. Die Zeremonie besteht aus im Stechschritt paradierenden Gala-Soldaten in Operetten-Uniformen, die mit ihrem Imponiergehabe die jeweils andere Seite zu beeindrucken versuchen. Volle Frauen-Tribüne Erwischt! Unautorisiertes Selfie Obwohl das Ganze in einer Art Wettkampf­stimmung ausgetragen wird ist die Choreo­graphie zwischen den beiden Lagern, respektive Ländern genauestens aufeinander abgestimmt. Die Stimmung auf den Rängen ist fast wie an einem Fussballmatch, aber abgesehen vom mit Stolz zur Schau getragenen Patriotismus fühlen wir keine Feindseligkeiten, obwohl zwischen den beiden Ländern im Moment ja wieder einmal nicht gerade eitel Sonnenschein herrscht. Bei Sonnenuntergang ist der Spass vorbei und wir suchen uns mit Obelix das letzte Mal in Pakistan einen Platz zum Schlafen. Auch die Männertribüne ist gestossen voll, die Zeremonie beginnt Pakistanischer und indischer Soldat stehen sich bewaffnet in Kampfmontur Aug in Aug gegenüber Etwa einen Kilometer vor dem letzten Checkpoint vor der Grenze, die dann nochmals eineinhalb Kilometer weiter entfernt liegt, stellen wir uns neben die Strasse und wärmen ein paar Hacktätschli. Normalerweise gibt’s dazu ja eine Pfefferrahmsauce, aber Isabellas Qualitätsansprüchen vermögen sie diesmal nicht so zu genügen, dass sie eine der inzwischen raren Knorr-Saucen dazu hergeben würde. Dafür trinken wir noch eine Flasche Rotwein, die wir in Pakistan so gespart haben, dass wir einige wenige sogar wieder exportieren müssen.

Sonntag, 20.11.2016 – Amritsar (Indien)

Zwei Prachtexemplare von pakistanischen Lastwagen Endlose LKW-Kolonne zur Grenze Thomas’ Prophezeiung, dass wir hier an der Strasse zur Grenze ein ruhiges Plätzchen haben werden, da die Grenze ja bis am frühen Vormittag geschlossen ist, bewahrheitet sich ganz und gar nicht. Das erste Mal werden wir in aller Herrgottsfrühe vom viel zu nahen, aber unsichtbaren Muezzin geweckt. Später werden auf der Strasse Motoren hochgedreht, dass uns das Weiterschlafen vergeht. Als wir die Sichtblenden öffnen staunen wir nicht schlecht: Auf der Strasse steht eine endlose Kolonne von Lastwagen, die mit allen möglichen Gütern beladen sind, und die sich wie ein Tatzelwurm immer wieder weiterbewegt. Wenig Platz zwischen der Lastwagenkolonne und dem breit mit Stroh beladenen Pferdefuhrwerk, das uns entgegenkommt Bye-bye Pakistan, gleich fahren wir durchs “Stadion“ Wir haben schön Zeit zu frühstücken und tuckern dann bis an die Grenze. Die Ausreise aus Pakistan dauert rund dreiviertel Stunden, obwohl es eigentlich nicht viel mehr zu tun gibt, als unser Carnet und die Pässe zu stempeln. Aber unser Fahrzeug wird nochmals kontrolliert und wir wechseln bei einem der pakistanischen Zöllner etwas umständlich fünfzig US Dollar in indische Rupien um. Dann fahren wir mit Obelix durch das “Stadion“, in dem wir gestern gesessen sind, und durch das Tor, das so theatralisch geschlossen wurde.

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