Nepal

Samstag, 28.01.2017 – Nepalgunj

Beim nepalesischen Zoll darf uns Thomas in ein Buch eintragen und ein Uniformierter schaut ganz kurz in das Fahrzeug. Den weiteren sogleich herbeieilenden Beamten bleibt dieses Glück leider verwehrt. Auf der anderen Seite der Strasse beginnt einer unser Carnet auszufüllen, scheint aber keine grosse Ahnung zu haben, denn er schreibt einfach die Einträge des indischen Beamten ab und Thomas muss zum ersten Mal seit Afrika erklären, was zu tun ist. Fünfhundert Meter weiter finden wir auch noch die Immigration, wo uns ein sehr junger Mann gegen je ein Passfoto und vierzig US-Dollar ein dreissigtägiges Visum in den Pass klebt. Isabella muss dafür nicht einmal das Fahrerhaus verlassen. Neben unserem Übernachtungsplatz wird Cricket gespielt Kurz darauf gibt es noch einen Stopp, denn hier ist offensichtlich der eigentliche Zoll. Zwei Sikhs vor Obelix Aber als ein ebenfalls sehr junger Beamter sieht, dass wir mit dem Carnet eingereist sind können wir ohne weitere Kontrollen weiter­fahren. Es ist nun gerade Sonnenuntergang, also höchste Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen. Auf einem Feld stehen ein paar Lastwagen und daneben wird Cricket gespielt. Die Lastwagen werden umgeladen, deshalb stellen wir uns lieber nicht dazu. Aber gleich daneben liegt ein bewachtes Gelände und zwei Wachmänner beobachten uns. Auf Nachfrage dürfen wir zwar nicht hinein, uns aber gleich neben den Zaun stellen, was uns genügt. Zum Znacht veranstaltet Isabella noch eine aufwändige Küche mit vier Pfannen, und das bei nur drei Koch­stellen. Es wird etwas spät und unorthodox: Es sind Kalbsschnitzel aus der Schweiz an einer Currysauce mit Blumenkohl und ...Reis.

Sonntag, 29.01.2017 – Thakurdwara

Neugierige Besucher bei Obelix Unsere erste Nacht in Nepal verläuft angenehm ruhig, aber als wir aufstehen ist schon eine lärmende Bande von Jungen draussen, die zunehmend aufdringlicher wird. Unser Pech, dass heute Sonntag ist, wenn die Bengel denn überhaupt in die Schule gehen. Haus bei Nepalgunj Zum Glück sorgt ein Mann der herbeieilt für Ordnung, was uns sehr positiv überrascht. Allerdings haben wir das Gefühl, dass die Menschen hier in Nepal eher aufdringlicher, oder sagen wir mal neugieriger als die Inder sind. Gemäss unserem Reiseführer soll das in der Terai, dem flachen nepalesischen Himalaya-Vorland, das an Indien grenzt, der indische Einfluss sein. Das Wetter sieht so aus, als könnte man diese Decken gebrauchen Wie auch immer, nach einem Zopf­frühstück fahren wir unter einer grauen Hochnebeldecke los, um dann im nahen Nepalgunj gleich wieder anzuhalten. Hier gilt es erst einmal Bargeld und dann eine SIM-Karte zu organisieren. Hauptstrasse durch Nepalgunj Der erste Teil erweist sich schwieriger als gedacht, denn die meisten ATMs wollen für unsere Karten kein Geld ausspucken. Als das dann doch gelungen ist haben wir, im Gegensatz zu Indien, schon bald darauf eine funktionierende, nepalesische Handynummer, samt Internetzugang. Dann geht’s zuerst einmal ein paar Kilometer nordostwärts, bis wir in Kohalpur den Mahendra Highway erreichen, die einzige west-ost Verbindung durch ganz Nepal. Holztransport mit Büffelgespann auf dem Mahendra Highway Wir biegen nach Westen, also wieder einmal in die falsche Richtung ab, denn wir wollen den Bardia Nationalpark besuchen. Hübsches Häuschen unterwegs In Ambaasa verlassen wir die Teerstrasse und fahren auf einer holprigen Piste zehn Kilometer durch typische Dörfer nach Thakurdwara, dem Parkhauptquartier. Hier werden wir gleich von einem Mann abgefangen der uns warnt, dass weiter vorne im Ort die Strasse unterbrochen sei. Wir sind etwas misstrauisch, vor allem als er uns mit seinem Motorrad die Umfahrung zeigen will. Wir lehnen dankend ab, haben ihn aber trotzdem schon bald als Follow-me vor uns. Bei einem Kanal vor einigen Resorts zeigt er uns einen Platz wo wir uns gratis hinstellen könnten, aber wir sind weiterhin skeptisch, wie hehr seine Absichten sind. Der Babai Fluss Der Platz ist aber nicht schlecht und wir beschliessen uns zumindest mal für eine Nacht hinzustellen. Gehöft bei Thakurdwara Der Kanal ist leider trocken, sonst könnte hier vielleicht noch ein interessanter Platz um Vögel zu beobachten sein. Wir verschwinden ziemlich schnell im MGD und so verlieren sich nadisna auch alle Zuschauer aus der Umgebung. Weil das letzte Brot so gut gelungen ist probiert Thomas ob sich seine Glückssträhne fortsetzt und bäckt ein neues Ruchbrot. Der zweite Teil des grossen Blumenkohls wird derweil von Isabella zu einem unserer beliebten Gemüse Currys verarbeitet. Draussen ist es schön ruhig, eine richtige Wohltat nach dem lärmigen Indien.

Montag, 30.01.2017 – Thakurdwara

Obelix am Übernachtungsplatz Unsere Pizza sieht doch gar nicht schlecht aus? Heute ist ein typischer Tag für einer der ersten Tage in einem neuen Land: Wir räumen ein bisschen das vorangehende auf und bereiten das neue vor. Dabei würde manchmal das Internet helfen, doch leider ist hier die Verbindung so schlecht, dass wir froh sind, wenn wir E-Mails senden und empfangen können. Immerhin bleiben wir den ganzen Tag unbehelligt und haben unseren Frieden. Auch die Sonne scheint heute wieder vom Himmel, nachdem sie den Nebel vertrieben hat. Heute beenden wir unsere Pizza-Trilogie, in dem wir das letzte Drittel des grossen, indischen Mozzarellas verarbeiten. Etwas mehr, das aufgegessen ist.

Dienstag, 31.01.2017 – Thakurdwara

Rhesusaffe Am Vormittag erkundigen wir uns in der Lodge neben der wir stehen, wie es wohl mit einer nachmittäglichen Safari in den Bardia Park aussieht. Und siehe da, der Mann der uns vorgestern ganz uneigennützig den Parkplatz hier gezeigt hat, führt mit seinem Jeep, der in der Lodge steht, solche Fahrten durch. Auf Safari Wir müssen zwar noch etwas seine Preisvor­stellung korrigieren, aber nachdem wir uns einig geworden sind müssen wir schon fast mit dem Lunch, also unserem Frühstück, pressieren damit wir um ein Uhr bereit zur Abfahrt sind. Der Jeep ist zwar alt und klapprig, aber er hat eine erhöhte Sitzbank hinten drauf, wie es sich für ein Safarifahrzeug gehört. Zwei grosse Krokodile Der Eintritt in den Park geht ziemlich ins Geld: zehn Franken je für uns und zwanzig für den Jeep, den natürlich wir bezahlen. Nach der Sichtung eines gepunkteten Rehs, von denen wir noch viele sehen werden, sitzen zwei verschiedene Affenarten in den Bäumen, was aber unseren Fahrer nicht speziell motiviert, anzuhalten. Etwas weit weg, aber immerhin: Ein Nashorn Immerhin ist die Fahrt durch den hier eher lichten Wald ganz angenehm und ab und zu fliegt mal ein Vogel durch die Szenerie. In diesem Park gibt es neben Wild und Antilopen auch Tiger, Nashörner und Elefanten. Wir fahren zu einem Punkt an dem wir aussteigen und nach einem kurzen Fussmarsch einen guten Überblick über ein Stück Flusslauf haben. Wildschwein Der Fahrer erklärt uns, dass wir eine fünfundachtzigprozentige Chance hätten hier einen Tiger zu Gesicht zu bekommen. Wir bleiben ein bisschen skeptisch, aber neben Krokodilen sehen wir nach relativ kurzer Zeit in der Ferne immerhin schon mal zwei Nashörner langsam durch den Fluss ziehen. Sonst sind es aber vor allem Vögel, die uns unterhalten. Chital unterwegs Wir sehen sicher drei verschiedene Kingfisher Arten, und vielleicht sogar noch eine vierte, was dann der Stork-billed Kingfisher wäre. Einen neuen Raubvogel gibt es auch noch zu sehen, einen auffälligen, weil schwarz-weiss, Changeable Hawk Eagle. Obwohl uns der Guide immer mal wieder Hoffnung macht, wenn er das Wild Warnrufe ausstossen hört, bleibt uns der Tiger doch verwehrt, und nach einer knappen Stunde geben wir auf und verschieben uns an einen anderen Ort. Flusslandschaft im Park Unterwegs begegnen wir noch einem Wildschwein, das einen grossen Bogen um uns macht. Der Tiger will auch am zweiten Treffpunkt am Wasser nicht zum Trinken erscheinen, dafür sehen wir anschliessend auf der Weiterfahrt angesichts der vorgerückten Tagesstunde immer mehr Rehe, die jetzt am Äsen sind. Sonnenuntergang im Park Bei Sonnenuntergang fahren wir zum Ausgang und besuchen dort noch das scheint’s fast blinde Nashorn, das dort sein Gnadenfutter bekommt. Ausserdem sitzt zur Strafe ein Leopard in einem Käfig ein, denn bei siebenundzwanzig gerissenen Ziegen war es wohl irgendwann einmal eine zu viel. Wir sind natürlich von den afrikanischen Nationalparks mit ihrer grandiosen Fauna verwöhnt, aber eigentlich war es eine ganz vergnügliche, nachmittägliche Pirschfahrt. Zurück im MGD gibt’s erst mal ein Bier, bevor Isabella wieder einmal etwas mit Fleisch kocht. Eines unserer beliebten Rezepte am Bramenring war das Mogul-style Beef, ein Curry aus Rindshuft an einer Mandel-Rahm Sauce. Obwohl der russische Rahm etwas lahmt schmeckt es fast wie immer.

Mittwoch, 01.02.2017 – Bhalubang

Gütertransport per Velo und per Pedes Heute verlassen wir die Gegend um den Nationalpark und fahren auf dem Mahendra Highway wieder Richtung Osten, bis nach Kohalpur in der Nähe von Nepalgunj auf demselben Weg wie vor drei Tagen. Fischen scheint hier Frauensache zu sein Die Strasse ist eher noch leerer und wir kommen erfreulich gut voran. Der Unterschied im Vergleich zu Indien ist frappant: Es sind fast nur Lastwagen, Busse und Traktoren unterwegs, und von den Autos sind noch die Hälfte Jeep-Taxis. Wir haben den Eindruck, dass von den unzähligen Fussgängern sehr viele festlich angezogen sind. Ob heute ein Feiertag ist wissen wir nicht, aber vielleicht liegt es an den vielen Hochzeiten, die wir unterwegs sehen. Gehöft im Terai Östlich von Kohalpur sehen wir im Dunst endlich einmal die ersten Hügel von Nepal, die rund tausend Meter hohen Berge der Churia Range. Festlich gekleidete Frauen und ein Mann unterwegs Wir sind etwas überrascht, dass wir die meiste Zeit durch Wälder fahren und Orte nur sporadisch auftauchen. Aufgrund der Angaben in unserem Reiseführer hatten wir die Erwartung, dass das flache Berg-Vorland Terai komplett landwirtschaftlich genutzt wird und stark bevölkert ist. Dank der Abwesenheit der Zivilisation kämen wir so auch hier gut voran, wenn nur die Strasse nicht so holprig wäre. Isabella wird es vom Gerüttel fast schon schlecht und Kopfweh ist die Folge. Junge Mädchen bei einer Bushaltestelle Da hilft nur noch langsamer fahren. Wir folgen dem Tal des Rapti Nadi, allerdings nie direkt am Fluss, sondern in vielen Kurven durch die nächsten Hügel. Kurz vor Sonnenuntergang überqueren wir den Westlichen Rapti bei Bhalubang Nach gut zweihundert Kilometern haben wir bei Bhalubang genug und fragen bei einem richtigen Hotel an der Strasse, ob wir uns auf ihren Parkplatz stellen dürfen. Wir bekommen problemlos die Erlaubnis und gehen dafür wieder einmal auf ein Bier ins Restaurant, wo wir unseren ersten nepalesischen Gerstensaft trinken, ein in Lizenz gebrautes, trink­bares Tuborg. Wir bestellen dann sogar gleich auch noch etwas zu essen: Huhn in zwei Varianten. Es schmeckt gut und dazu können wir uns am Fernseher gleich noch die erste Halbzeit eines Cricket Spiels zwischen Indien und England ansehen. Für Kenner ist es natürlich das erste Innings eines Twenty20. Zurück im MGD verfolgen wir via Internet wie die Engländer auch dieses Spiel, wie schon so viele auf ihrer diesjährigen Indientournee, verlieren.

Donnerstag, 02.02.2017 – Tansen

Ein Holztransport vor uns auf der Passstrasse Nach den ruhigen Nächten in Thakurdwara werden wir hier nahe der Strasse wieder mit Strassenlärm beschallt. Aber wir wollen nicht klagen, wir hatten ein sicheres Plätzchen und dürfen am Morgen sogar noch unseren leeren Wassertank füllen. Viel Landwirtschaft im Terai-Vorland Damit muss Obelix wieder ziemlich viel Gewicht bewegen, denn alle Tanks sind mehr oder weniger gefüllt. Wir verlassen den Rapti Nadi und kurven über einen kleinen Pass wieder ins flache Vorland, das hier nun durchgehend landwirtschaftlich genutzt wird. Durch den starken Dunst gibt es nicht sehr viel Interessantes zu sehen und der Verkehr wird gegen Butwal hin doch ungemütlich dicht. Rhesusaffen am Strassenrand In der recht grossen Stadt biegen wir nach Norden ab, endlich geht es in die Berge. Während der Mahendra Highway in der Terai einfach rumplig war, aber eine intakte Teerschicht aufwies, so ist der nach Pokhara führende Siddhartha Highway auch noch löchrig. Löchrige Strasse in die Berge kurz nach Butwal Wenn das den ganzen verbleibenden Weg bis nach Tansen, unserem Tagesziel, so weitergeht, benötigen wir gut und gerne zwei Stunden für die rund dreissig Kilometer. Ausserdem irrt unser Rough Guide Reiseführer wenn er schreibt, dass die meisten Lastwagen und Busse eine längere, dafür einfachere Strecke fahren würden, denn der Verkehr ist auch hier nicht ohne. Wir folgen tief eingeschnittenen Tälern und steigen nur langsam an. Dorf zwischen Butwal und Bartung Zum Glück wird die Strasse wieder besser, aber kurvig bleibt sie alleweil. In Bartung, wo die Strasse abzweigt, erreichen wir eintausend Meter und klettern dann durch das erstaunlich grosse, am Hang klebende Städtchen Tansen hindurch bis auf den Srinagar Hill, die Krete über dem Ort auf tausendvierhundert Meter Höhe. Erstaunlich gross: Tansen So hoch oben war Obelix seit drei Monaten nicht mehr, seit dem Karakorum Highway in Pakistan. Wir finden einen aufgeschütteten, mehr oder weniger ebenen Platz, wo wir uns hinstellen. Von hier aus sollte man eigentlich einige Himalaya-Achttausender sehen können, aber der Dunst lässt das nicht zu. Es ist schon bald wieder Sonnenuntergang und wir verziehen uns ins MGD. Natürlich werden wir noch ab und zu von Neugierigen besucht die auch mal mit den Fingern schauen, was wir eigentlich nicht so mögen. Aber sobald es richtig dunkel ist haben wir unseren Frieden und können uns unserem leiblichen Wohl widmen. Heute werden wieder einmal Makkaroni zusammen mit Speck gebraten, etwas das wunderbar schmeckt, wir aber auch schon länger nicht mehr geniessen konnten.

Freitag, 03.02.2017 – Pokhara

Irgendwo dahinten wären die Achttausender Unterwegs quer durch Tansen Wir haben den Wecker auf halb sieben Uhr gestellt, den Beginn der bürgerlichen Morgendämmerung. Unsere Hoffnung ist, dass am Morgen die Luft vielleicht noch klarer ist und wir die Achttausender sehen können. Doch bereits um sechs werden wir von einem unbestellten Weckdienst geweckt: Zehn Meter von Obelix entfernt hat sich ein Mann mit einem plärrenden Radio hingesetzt, in dem sich vermutungsweise zwei Politiker streiten. Sechs oder halb sieben Uhr macht keinen Unterschied, wir sehen keine Berge, höchstens knapp die Hügel in der näheren Umgebung. Gemüsegarten am Strassenrand Hoch über dem Kali Gandaki Fluss Nachdem auch der Herr mit dem Radio weitergezogen ist nehmen wir nochmals eine Mütze voll Schlaf. Wir schlafen zwar nicht ganz so lange, aber es wird viertel vor eins bis wir losfahren. Zuerst müssen wir wieder quer durch Tansen bis wir zurück beim Siddharta Highway sind. Und dann ist fünfeinhalb Stunden nonstop kurbeln bis Pokhara angesagt. Vielfach folgen wir zwar Tälern, aber immer wird die Strasse oben an den Hängen geführt, wo sie natürlich schön dem Relief folgt. Auf der zweiten Hälfte der Strecke kommt dann noch eine extrem holprige Fahrbahn dazu, was unserer Durchschnittsgeschwindigkeit auch nicht gerade förderlich ist. Reisterrassen bei Waling Festlich gekleidete Familie wartet am Strassenrand auf eine Transportmöglichkeit Immerhin ist der Verkehr zwischen Bartung und Waling tatsächlich ziemlich ausgedünnt, er nimmt erst gegen Pokhara hin wieder zu. Die Stadt am Phewa See erreichen wir erst kurz vor Sonnenuntergang und wir steuern gleich unsere erste Referenz an, das Mountain House. Leider ist der Platz nicht gross genug und wir ziehen weiter zum ehemalige Campingplatz, bei dem man sich eventuell, zumindest mal für eine Nacht, noch hinstellen können sollte. In der Dunkelheit ist aber wenig zu sehen, vor allem auch keine Zufahrt. Bevor Strassen gebaut wurden waren solche steilen Treppen und Wege die einzigen Verbindungen zwischen den Dörfern Bergbauern-Traktor in Pokhara So fahren wir einfach mal dem See entlang, bis wir uns langsam fragen: wie weiter? Schliesslich entdecken wir hinter einem Haus einen leeren Platz und fragen im kleinen Laden im Haus, ob wir uns für eine Nacht hinstellen dürfen. Die Chefin gibt uns die Erlaubnis und wir kaufen zum Dank gleich mal zwei Flaschen Gurkha Bier und ein Kilo Äpfel. Da es schon spät ist machen wir uns eine kalte Platte, zu der wir das nepalesische Bier degustieren, das es wohl zu unserer Hausmarke hier im Land bringen könnte.

Samstag, 04.02.2017 – Pokhara

Indischer Tata Lastwagen nach nepalesischer Art Vor lauter Reklame sieht man den kleinen Laden nicht Am Morgen werden wir natürlich von Stimmen und Motoren geweckt, aber wir sind ganz zufrieden mit unserem Platz. Zum Dank kaufen wir der Frau noch ihren Restbestand an Gurkha Bier ab und fahren dann wieder Richtung Stadt. Im Ort sehen wir auf einer Wiese einen französischen Camper stehen, daneben liegen ein Restaurant und ein Hotel. Im Hotel verweist man uns ans Restaurant und dort ist der Manager, der alles weiss und entscheiden kann, erst ab elf Uhr vor Ort. Bis dahin nehmen wir mal den alten Campingplatz am See bei Tageslicht in Augenschein und wissen dann, dass dieser definitiv nichts für uns ist. Also doch: Himalaya! Die Strasse nach Sarangkot hinauf Wir fahren weiter durch eine der Hauptstrassen von Pokhara und sehen plötzlich einen Schnee­berg hinter den Häusern hervor­gucken. Also doch, Annapurna und Co. sind nicht dauerhaft vom Dunst verschluckt. Um einen besseren Ausblick zu haben fahren wir auf die Berge zu Richtung Norden und sehen plötzlich die Abzweigung nach Sarangkot, dem Aussichtsberg der Stadt. Die Strasse ist natürlich keine Autobahn und beim Kreuzen wird es ab und zu eng, vor allem wenn überraschen­derweise mal ein Lastwagen entgegen kommt. Annapurna-Massiv Annapurna II Obelix schafft es aber problemlos bis auf tausend­fünfhundertdreissig Meter und zu Fuss steigen wir die letzten Höhen­meter bis zum Aussichtspunkt hinauf. Hier haben wir das ganze Panorama des Annapurna Massivs vor uns, samt Dhaulagiri und Manaslu. Die Sicht ist zwar sicher nicht optimal, aber wir sind sehr zufrieden mit dem was wir zu sehen bekommen. Nachdem wir genug geschaut haben fahren wir mit Obelix einige Höhenmeter hinunter, dorthin, wo die Gleitschirmpiloten ihren Startplatz haben. Hier gibt es eine grosse ebene Fläche und wir stellen uns für die Nacht dort hin. Die Annapurna Eisriesen von Nahe Annapurna-Panorama Es ist noch früh am Nachmittag und so können wir uns mit einem Kaffee und einem hausgemachten Muffin nach draussen setzen und zumindest noch einen Teil des Panoramas geniessen. Dann aber ist der Beck noch gefordert, denn heute, auf dieser kühlen Höhe, soll es ein Fondue geben, für das erst noch ein Brot gebacken werden muss. Und da er schon am Teigen und morgen Sonntag ist, zöpfelt er gleich noch einen Zopf. Für den Sonnen­untergang und das dazugehörige Bier setzen wir uns nochmal nach draussen, werden dabei aber leider von einem Jungen angebettelt, der einfach nicht einsehen will, dass es bei uns nichts gibt. Kleiner Junge am Wegesrand Red-vented Bulbul (Russbülbül) Als wir ihn dann endlich los sind können wir für eine Minute noch ein tolles Alpen-, respektive Himalaya­glühen bewundern. Da es dann schnell kühl wird verziehen wir uns ins MGD, wo der Backofen etwas heizt. Bis wir aber zum Fondue kommen, diesmal eines unserer favorisierten Fondue Marseillaise aus dem Freiburgischen, ist es schon ordentlich spät.

Sonntag, 05.02.2017 – Pokhara

Machapuchare (6’997m), auch Fishtail genannt, bei Sonnenaufgang Natürlich stellen wir heute wieder den Wecker, aber den hätte es gar nicht gebraucht, denn Isabella muss in der Nacht jede Stunde einmal das WC besuchen. Irgendwie macht auswärts essen hier einfach keinen Spass. Sonnenaufgang auf Sarangkot In Pakistan hatten wir null Probleme, aber seit Indien kämpfen wir immer wieder mit Magenproblemen. So kann dann halt nur Thomas draussen den Sonnenaufgang bewundern, der ein kurzes Aufleuchten der Gletscher des Annapurna bewirkt. Es hat aber zu viele Wolken, sodass das Schauspiel schon rasch vorbei ist. Die Berge sehen dann wie an einem bedeckten Tag bei uns aus: hellgrau in dunkelgrau. Sonnenaufgang auf Sarangkot Isabella verbringt den Tag im Bett und Thomas hinter dem Laptop. Appetit hat sie noch gar keinen. Sarangkot in den ersten Sonnenstrahlen So verpasst sie sowohl den frischen Zopf zum Frühstück, wie auch das Nachtessen, das allerdings wegen Thomas bescheidenen Kochkünsten nur aus Teigwaren an einer Jäger­sauce besteht. Irgendwann am frühen Abend taucht ein Mann auf der leicht alkoholisiert zu sein scheint und uns zu verstehen gibt, dass er der Landbesitzer sei und deshalb tausend Rupien möchte. Das kann ja jeder sagen, weshalb Thomas zum Ladenbesitzer oberhalb der Strasse geht, der uns gestern seine Aufwartung gemacht hat um uns als seine Kunden zu gewinnen. Abendglühen am Lamjung Himal Strahlendes Annapurna-Massiv Der bestätigt, dass wir auf dessen Land stehen und hilft mehr oder weniger mit, die Forderung auf zweihundert Rupien herunterzuhandeln, womit wir ganz gut leben können. Damit es auch morgen, dem Tag nach dem Zopf, Brot gibt, bäckt Thomas auch heute wieder. Und nach dem eher grauen Tag lässt der Sonnenuntergang das Annapurna Massiv nochmals rot erstrahlen. Da war das gestern nichts dagegen. Wenigstens kann Isabella das Schauspiel vom Bett aus verfolgen, was aber nur ein kleiner Trost ist.

Montag, 06.02.2017 – Pokhara

Wenig Sonne beim Sonnenaufgang über den Bergen Auch diesen Morgen geht der Wecker wieder, aber auch jetzt ist es Isabella nicht darum, den Sonnenaufgang draussen zu bewundern. Allerdings verpasst sie nicht sehr viel, denn spektakulär war es gestern Abend. Junge Geisslein Da es ihr ganz und gar nicht besser geht beschliessen wir auch heute noch hier zu bleiben, selbst wenn der Landbesitzer dann mehr Geld will. Die Himalaya-Gipfel verschwinden irgendwann hinter Wolken und wir kriegen tatsächlich ein paar Tropfen aufs Dach. Das hindert die Gleitschirmflieger aber nicht daran, fleissig von der Wiese etwas unterhalb zu starten. Wir machen beide das gleiche wie gestern, ausser, dass heute der Backofen kalt bleibt. Immerhin mag Isabella am Abend erstens ein paar hundert Fotos von Kirgisien anschauen, und zweitens, etwas Reis mit Sojasauce essen. Zum Dessert schauen wir uns nach längerem wieder einmal einen Film an, auch dies vielleicht ein Zeichen, dass es ihr schon ein ganz klein wenig besser geht.

Dienstag, 07.02.2017 – Pokhara

Pastellfarbene Hügel in der Morgendämmerung Sonnenaufgang zum dritten. Obwohl der Himmel fast wolkenlos ist gibt es auch heute wieder kein Farbenspiel. Isabella fühlt sich fit genug, um nach Pokhara hinunter zu fahren, wo wir noch einige Dinge werden erledigen müssen. Ein letzter Blick auf den Machapuchare Der Landbesitzer ist heute nüchtern und freundlich, vergisst aber nicht, seinen Obolus für die zusätzliche Nacht einzufordern. Auf dem Weg talwärts versuchen wir erfolglos an zwei Brunnen unseren leeren Wassertank aufzufüllen. Der Druck reicht nicht aus, um das Wasser auf die Höhe des Einfüll­stutzens zu fördern. So fahren wir auf der Suche nach Wasser unten im Pokhara Tal angekommen erst mal Richtung Nordwesten zur Stadt hinaus. Phewa See Aber an allen öffentlichen Brunnen, die wir sehen, sind schon Schläuche angehängt und es dauert eine Weile, bis wir einen unbenutzten finden. Pflanzterassen am Sarangkot Der Druck ist auch hier nicht gerade grossartig, aber nach rund vierzig Minuten sind zweihundert­fünfzig Liter im Tank. In Pokhara steuern wir erneut das Mountain House an. Der freundliche Besitzer hatte uns vor vier Tagen angeboten seinen Nachbarn zu fragen, ob wir uns auf seinen Parkplatz stellen dürfen. Damals wollten wir uns erst einen Platz mit Stromanschluss suchen, denn wir müssen ja noch waschen. Jetzt werden wir halt waschen lassen und verzichten auf den Strom. Ein letzter Blick auf Annapurna Der Nachbar will natürlich etwas Geld fürs Parkieren White-throated Kingfisher (Braunliest) und für ebenfalls dreihundert Rupien dürfen wir im Mountain House einen Teil der Infrastruktur benützen. Isabella ist der Reisetag nicht gut bekommen, sie hat weiterhin Durchfall, der Magen drückt sie wieder und der Appetit ist vergangen. Wenn das morgen nicht langsam bessert wird ein Arzt­besuch wohl unvermeidlich. Thomas macht sich am späteren Nachmittag auf, die Touristenmeile von Pokhara auszuchecken. Es ist unglaublich wie viele Restaurants, Hotels und Outdoor-Veranstalter dort zu finden sind. Bereits in Beschlag genommener Brunnen Die Super­märkte sind komplett auf die Bedürfnisse der trekkenden Touristen ausgerichtet. Felder in der Umgebung von Pokhara Da Isabella aufgrund der Darmgeschichten jeglichem Restaurantbesuch abschwören will, ergreift Thomas die Gelegenheit um ins New Everest Steak House zu gehen, wo es das in den letzten Monaten so rar gewordene Gut “Fleisch“ gibt. Da er erst eine halbe Stunde vor Torschluss dort ankommt bleibt er der einzige Gast und die Atmosphäre ist etwas trist. Alleine gegessen macht das feine Fleisch nur halb so viel Spass.

Mittwoch, 08.02.2017 – Pokhara

Nichts Neues von der Krankenvisite: Isabella scheint es zwar besser zu gehen, aber der Durchfall bleibt. Thomas bearbeitet heute vornehmlich wieder seinen Laptop und kocht am Abend unter Anleitung von Isabella unseren Znacht. Reis und leichtes Gemüse; Krankenkost, wie es Isabella nennt. Immerhin gibt es auch noch Pouletbrustfilet dazu und alles zusammen wird schonend in einer Pfanne gedämpft.

Donnerstag, 09.02.2017 – Pokhara

Da Isabellas Durchfall nun doch schon länger als bei einer normalen Reisediarrhö andauert, entschliessen wir uns den Stuhl untersuchen zu lassen. Und wenn wir schon mal dabei sind, dann machen wir es gleich für beide, denn Thomas hatte ja auch schon mehr als einmal Magen-Darmprobleme. Thomas sattelt das Velo und bringt die Proben zum Fewa City Hospital, das uns der Besitzer des Guesthouses empfohlen hat. Auf dem Weg dorthin wird er beim Abbiegen noch von einem Motorrad angefahren, das eine leichte Acht in sein Hinterrad drückt. Das kommt davon, wenn man sich, wie landesüblich, nicht richtig umschaut. Die Untersuchung kostet gerade mal drei Franken pro Person und das Resultat der Stuhluntersuchung erhält er schon nach einer Viertel­stunde. Das Verdikt: Thomas hat nichts, Isabella dagegen Amöben. Keine erfreuliche Nachricht, dafür wissen wir nun, woran wir sind. Und trotz allem mag sie am Abend etwas von der kalten Platte, die Thomas herrichtet, essen. Bis wir schliesslich ins Bett kommen dauert es ein bisschen, denn heute reichen wir unsere Visumsanträge für Neuseeland ein. Die Zusammenstellung der Unterlagen und das Ausfüllen des langen Formulars im Internet braucht eben seine Zeit.

Freitag, 10.02.2017 – Pokhara

Nachdem wir nun wissen was Isabella plagt haben wir im WWW recherchiert, wie die Amöben behandelt werden müssen. Thomas macht sich mit dem Velo auf die Suche nach Apotheken, die auf der Touristenmeile aber dünn gesät sind. Restaurants, Souvenirshops und Abenteuer­veranstalter rentieren wohl besser. Trotzdem findet er das eine der beiden Medikamente problemlos und die Kur mit einem nepalesischen Generikum kostet gerade mal einen Franken. Das andere Medikament, von dem wir beim Recherchieren keine Generika gefunden hatten, scheint es aber in Nepal nicht zu geben, auch in der sechsten Apotheke in der Stadt, abseits der Touristen, nicht. Das wichtigere der beiden haben wir aber und Isabella beginnt mit der ersten von drei Dosen gleich beim mittäglichen Frühstück, bei dem sie auch wieder einmal am Tisch sitzt. Am Nachmittag setzt sie sich mit ihren Amöben auseinander in dem sie im Netz nach diesem und jenem forscht. Thomas putzt derweil was es so wieder mal zu putzen gibt. Zum Znacht will es Isabella wissen und steht selber in die Küche um etwas recht aufwändiges zu kochen: Das Gericht wurde von ihr in Durban, Südafrika erfunden und besteht aus dünnen Rindsfiletstreifen, die zuerst mariniert und dann zu einem Curry gebraten werden. Natürlich gehört Basmatireis dazu, etwas weniger die Rüebli und Zucchetti, die aber schon so lange in unserem Kühlschrank liegen, dass sie unbedingt verwertet werden müssen.

Samstag, 11.02.2017 – Kunintar

Viel Betrieb auf dem Prithvi Highway am Stadtrand von Pokhara Es ist wieder einmal eine typische Parkplatz-Nacht, einfach nie durchgehend ruhig bis zum Aufstehen. Eine schnatternde Schar von Männern findet es extrem lustig, um vier Uhr morgens die verschiedenen Töne der Alarmanlage eines ihrer Autos auszu­probieren. Wir weniger. Stattliches Haus unterwegs Heute wollen wir endlich zur Tat schreiten und mit unserer inzwischen wieder einmal umfangreich gewordenen Wäsche beginnen. Aber es ist kompliziert: Im Hotel machen sie nur Handwäsche, was wir aus schlechter Erfahrung gar nicht mögen, und an einem anderen Ort gehen nur drei Kilo aufs Mal. So entschliessen wir uns am späten Vormittag, vor allem auch weil Isabella spätestens nach der letzten Nacht der Platz, auf dem wir stehen, nicht mehr passt, Richtung Kathmandu weiterzuziehen. Unterwegs auf dem Prithvi Highway Zuerst nützen wir aber noch die dank der vielen Touristen guten Einkaufsmöglichkeiten in Pokhara um ein paar nützliche Sachen einzukaufen, bevor wir schliesslich um zwei Uhr die Stadt Richtung Osten verlassen. Mit orangen Blumen überwachsener Schuppen Der Prithvi Highway ist auf den ersten dreissig Kilometern extrem rumplig, wir können trotz durchgehendem Teerbelag selten mal über dreissig Kilometer pro Stunde fahren. Zwischen Damauli und Dumre ist es dann schon wesentlich besser und wir haben zwischendurch Ausblicke auf die Gipfel des Manaslu Himal. In Dumre wollen wir etwas Gemüse einkaufen, aber die Händler verlangen Phantasiepreise. Das wissen wir, weil in der Kathmandu Times täglich die Marktpreise der wichtigsten Gemüse und Früchte veröffentlicht werden. Nicht nur Wolken, sondern Gipfel des Manaslu Himal In Mugling können wir dann immerhin ein Kilo Tomaten kaufen, womit uns erst mal gedient ist. Madi Khola bei Damauli Hier in Mugling biegen wir auf die aus dem Süden kommende Hauptverkehrsachse nach Kathmandu ein und die Strasse füllt sich sogleich mit langsamen Lastwagen, die Waren aus Indien in die Hauptstadt bringen. Für uns ist es nun aber sowieso Zeit einen Platz für die Nacht zu suchen. Einige Kilometer nach Mugling steht eine moderne Gondelbahn die nach Manakamana führt, und wir als Bewohner eines Berglandes wissen: Jede Seilbahn hat ihren Parkplatz. So stellen wir uns wieder einmal just bei Sonnenuntergang auf den noch sehr belebten Platz, der sich im Verlauf des Abends aber komplett leert. Um unseren Parmesan-Vorrat abzubauen kommt uns ein Pilzrisotto gerade richtig und Tomaten haben wir jetzt ja auch noch dazu.

Sonntag, 12.02.2017 – Charaundi

White-rumped Munia (Spitzschwanz-Bronzemännchen) Red-vented Bulbul (Russbülbül) Wir schlafen ganz gut auf unserem Seilbahn­parkplatz, auch wenn der Lastwagenverkehr auf der Strasse unter uns in der Nacht wohl nur kurz nachlässt. Das einzige was wir uns heute vorgenommen haben ist ein Platz zu suchen, an dem wir endlich unsere Wäsche erledigen können. Und dazu sollte sich auf den nächsten gut zwanzig Kilometern hoffentlich ein Resort oder Camp finden lassen. Darum gehen wir den Tag auch eher gemütlich an und schauen dem einen oder anderen Vogel nach, der sich auf und um den Platz tummelt. Die Fahrt dem Trisuli Fluss entlang ist ganz entspannt, denn wir können ja richtig bummeln. Common Tailorbird (Rotstirn-Schneidervogel) Die ersten zwei Resorts, die wir unter die Lupe nehmen, sehen nicht so aus wie wenn wir dorthin passen würden, sodass wir schliesslich zu dem Camp gelangen, das uns von Ralph empfohlen wurde. Über die Ladefläche hinaus beladener Lastwagen Zuerst will man uns zwar zu einem Zelt für fünfzig US Dollar verknurren, aber als sie schliesslich Obelix sehen dürfen wir dann doch für zwar teure rund fünfzehn Franken parkieren, die Infrastruktur nutzen und, das Wichtigste, uns ans Stromnetz hängen. Da beginnen wir am frühen Nachmittag natürlich gleich mit einer ersten Ladung Wäsche. Doch wir haben uns zu früh gefreut, denn erstens goutiert unsere Samsung die mickrigen hundert­achtzig Volt aus dem Netz nicht, und zweitens ist der Druck auf der Wasserleitung so gering, dass kein Tropfen die Waschmaschine erreicht. Nepalese zu Fuss Unterwegs Das zweite sind wir uns ja schon gewohnt, aber beim Strom müssen wir etwas Neues aus­probieren. Trisuli Fluss Unsere Maschine wäscht auch mit kaltem Wasser und verlangt dann nur wenig Leistung, sodass unser Wandler stark genug sein sollte. So trennen wir uns wieder vom Netz und waschen zum ersten Mal völlig autonom. Die Bordbatterie können wir ja dann in der Nacht vom Netz her wieder laden. So bringen wir diese eine Maschine ohne weitere Probleme durch. Leider haben wir dann beim Aufhängen der Wäsche noch mehr Gegenwind. Der Trisuli ist bekannt für Rafting Thomas hat die Leine offensichtlich nicht gut genug befestigt, sodass sie, natürlich samt einem Teil der Wäsche, zu Boden fällt. Unterwegs auf dem Prithvi Highway am Trisuli Isabella ist gelinde gesagt “not amused“, denn die runter­gefallenen Stücke können wir gleich wieder in die Wäsche schmeissen. Um sich von diesem Frust etwas abzulenken macht sie sich gleich hinter das Inventar unserer Vorräte, schliesslich müssen wir auch mal noch wissen, was wir im Hinblick auf Neuseeland alles abzubauen haben. Und darum gibt es zum Znacht auch gleich einen lötigen, wenn auch fein gewürzten, Teigwarensalat.

Montag, 13.02.2017 – Charaundi

Die Camp-Katze Diesen Waschtag machen wir keine halben Sachen und lassen nichts anbrennen. Um halb acht Uhr wird geweckt, damit die erste Maschine um acht unterwegs ist. So bringen wir heute problemlos drei Maschinen durch und es fallen auch keine frisch gewaschenen Stücke auf den Rasen. Erfüllt! Heute ist hier mehr Betrieb, aber es sind keine Gäste, sondern Angestellte und Guides von White Water Nepal, dem Betreiber des Camps. Thomas geniesst draussen einen Kaffee Bidur, einer unter ihnen, scheint eine höhere Nummer im Unternehmen zu sein und spricht uns auch an. Er war schon sieben, acht Mal in Europa und hat den Bodensee schon von der deutschen Seite aus gesehen. Eine Gruppe von ihnen trainiert für die bevorstehenden Rafting-Meisterschaften, während er und einige Kollegen heute den ausgedehnten Garten mit neuen Blumen für die beginnende Touristensaison verschönern. Heute können wir sogar wieder einmal draussen einige Spätnachmittagssonnenstrahlen geniessen, Thomas mit einem Bier, während Isabella wegen ihrer Medikamente gegen die Amöben mit einem Zitronensüssgetränk vorlieb nehmen muss. Danach widmet sich Isabella wieder unserem umfangreichen Inventar, dank dem heute ein Risi-Bisi auf den Tisch kommt. Thomas seinerseits schiebt das am Nachmittag vorbereitete Brot in den Ofen, damit Isabella sein neues Hausbrot auch einmal probieren kann.

Dienstag, 14.02.2017 – Charaundi

Hausbrot? Ok. Die Camp-Katze bearbeitet einen Knochen So sollte es sein: Nachdem wir unsere erste und einzige Wasch­maschinenladung gestartet haben können wir uns für einen Kaffee nach draussen an die Sonne setzen. Den zweiten Kaffee gibt es nach dem unfallfreien Aufhängen der Wäsche zum Frühstück, wo Thomas’ Hausbrot als gut, aber nicht ganz so gut wie das letzte beurteilt wird. Den Rest des Tages, unterbrochen nur von einem Kaffee am Nachmittag, sind wir fleissig damit beschäftigt, verschiedene Dinge zu erledigen, die sich in den letzten Wochen, nicht zuletzt wegen unserer Krankheitstage, angesammelt haben. Und dann wird wieder gebacken: Thomas versucht sich an einer Art Tessinerbrot, während Isabella ihre beliebten Muffins bäckt. Muffins? Ja, klar. Tessiner? Wenn der Beck meint... Beides scheint ganz gut gelungen, aber der Beweis muss mittels einer Degustation erst noch erbracht werden. Zum Feierabend­bier, zumindest für Thomas, reicht es heute leider nicht, wir sind viel zu beschäftigt. Da kommt uns ein schnell gemachter Salat Matmata als Nachtessen ganz gelegen. Und da wir noch einige Büchsen Thon im Keller haben sind wir so frei, uns gleich zwei davon zu genehmigen. Punkto Fleiss geben wir dann sogar noch einen drauf: Kurz bevor uns die Augendeckel zufallen schaffen wir es sogar noch zweihundert Kirgisien-Bilder zu sichten.

Mittwoch, 15.02.2017 – Charaundi

Unbekannter Schmetterling Rafting-Instruktion für Gäste Nachdem wir nun zwei Tage schön fleissig waren dürfen wir es heute etwas gemütlicher nehmen. Nach dem obligaten Kaffee, auch heute wieder draussen, schauen wir uns auf der Suche nach Vögeln in den Bäumen und riesigen Bambus­stauden im Camp etwas um. Die Anlage ist wirklich schön gemacht; bei der Planung muss jemand “studiert“ haben, wie Isabella es nennt. Da morgen eine Gästegruppe erwartet wird sind die Angestellten fleissig am Reinigen und Bereitmachen. Mit den Vögeln sind wir nur mässig erfolgreich, irgendwie sind die meisten schon in der Mittagspause. Pantoffelblume “Studiert“ gestaltete Anlage So machen wir halt auch Pause und essen ein improvisiertes Frühstück draussen, obwohl die Sonne heute nicht so glänzt wie in den letzten Tagen. So ganz können wir dann aber doch nicht ohne Arbeit sein. Bei Isabella ruft einmal mehr das Inventar und Thomas muss sich nochmals mit Steuergeschichten herumschlagen. Als wir aber eine Eule in einem nahen Baum rufen hören stürzen wir sofort nach draussen. Wir können sie allerdings nicht finden, denn natürlich hört sie sogleich auf, sobald wir in ihre Nähe kommen. Das Gleiche passiert mit einem Bartvogelpaar, das sein Duett ertönen lässt, leider nicht lange genug. Oriental Magpie-Robin (Dajaldrossel) mit Raupe im Schnabel Brotschnitten Und da aller guten, und manchmal auch schlechten Dinge drei sind, veräppelt uns auch noch ein Specht, der irgendwo versteckt klopft. Da trösten wir uns dann mit einem Kaffee und einem frischen, feinen Muffin von Isabella, natürlich draussen. Für den Znacht ist für heute einmal Thomas zuständig, denn Brotschnitten sind sein Rechaud, wie wir zu sagen pflegen. Zum ersten Mal aber macht er das mit selbst gebackenem Brot, dem gestern entstandenen Tessinerli. Obwohl die Form des Brotes mit dem Originalrezept nichts gemein hat schadet das dem Produkt Brotschnitte ganz und gar nicht.

Donnerstag, 16.02.2017 – Kathmandu

Ein letzter Kaffee draussen Irgendwie ist es schade, dass wir weiter müssen, denn hier liesse es sich gut noch einige Tage aushalten, auch wenn Thomas das nie endende Rumpeln der Lastwagen auf der hundert Meter entfernten Strasse nach wie vor stört. Junge winkt Aufwiedersehen Im Verlaufe des Vormittags treffen die Leute der angekündigten Gruppe mit ihren Autos ein und wir schauen, dass wir die Parkfläche freigeben. Bis nach Kathmandu ist es nicht sehr weit und wir können gemütlich auf dem Prithvi Highway dem Trisuli entlang gondeln. Irgendwann verabschiedet sich unsere Strasse in ein Seitental und wir steigen stetig an bis wir auf fünfzehnhundert Meter einen Pass überqueren, der ins hoch gelegene Kathmandu Tal führt. Marktstand mit Bananenstauden am Trisuli Gleich nach der Über­querung ist dann fertig lustig, denn die Strasse ist ab hier etwas vom übelsten, was wir je gefahren sind, Afrika inklusive. Prithvi Highway am Trisuli Es wird zwar irgendwie daran gebaut, aber niemand scheint interessiert zu sein, diese Hauptverkehrsachse trotzdem anständig befahrbar zu halten. In der Stadt versuchen wir zuerst in der Nähe des buddhistischen Swayambhunath Tempels eine Bleibe zu finden, aber den anvisierten Tipp suchen wir vergeblich. Bei einem freundlichen, koreanischen Restaurant dürften wir uns sogar in den kleinen, engen Garten stellen, aber wir können wegen zu tief hängender Kabel nicht hinein. Verunfallter Lastwagen auf dem Prithvi Highway So suchen wir in der Stadt weiter und beginnen uns schon bald ab den allgemein tief über den kleineren Strassen hängenden Strom­kabel zu fürchten. Agglomeration schon auf dem Weg ins Kathmandu Tal Da ist es schon fast ein Wunder, dass wir nur ein einziges davon kappen. Auf unserer Fahrt durch die Stadt wird es immer enger und irgendwann geht es dann nicht mehr weiter. Wenden ist schwierig, denn auch dafür ist fast kein Platz. Im dritten Versuch, unter “Mithilfe“ von mindestens einem Dutzend Leute und dreimal so vielen Zuschauern, gelingt es uns schliesslich und wir finden wieder auf die grosse Ringstrasse, die um Kathmandu herumführt. Enge Strasse in Kathmandu mit vielen Kabeln Unsere letzte Hoffnung auf einen Übernachtungsplatz ist eine Autowerkstatt im Süden der Stadt, genau genommen in Patan, Strasse in Kathmandu mit vielen Kabeln ursprünglich einer eigenen Königs­stadt, die sich der Millionenmoloch Kathmandu inzwischen einverleibt hat. Wir finden Irwin’s Work­shop und werden von ihm auch freundlich begrüsst, genauso freundlich wie von den vielen Hunden, die sich dort tummeln. Der Werkplatz ist so staubig, dass die Autos von einer Staubschicht bedeckt sind als wäre es ein Hauch Schnee, wenn auch nicht ganz so weiss. Markthalle Aber wir sind froh, dass wir eine Bleibe gefunden haben und Irwin’s Wi-Fi ist das schnellste, das wir wohl bisher auf der gesamten Reise benutzen konnten. Obelix in Irwin’s staubigem Workshop Heute getraut sich Isabella nach einer Karenzzeit wegen ihrer Medika­mentenkur gegen die Amöben auch wieder einmal ein Bier zu trinken. Und da sich keine unmittelbaren Spät­wirkungen zeigen können wir zum Filetgulasch Stroganoff einen australischen Shiraz geniessen. Auch wenn der Standplatz hier kein Traum ist geht es uns gut, nicht zuletzt auch als wir noch ein E-Mail erhalten das besagt, dass Isabellas Visumsantrag für Neuseeland genehmigt wurde.

Freitag, 17.02.2017 – Kathmandu

Spuren des Erdbebens am Königspalast Auch der Anbau von 1908 hat Schäden erlitten Als Thomas am Morgen nach dem Aufstehen unsere Mailboxen checkt hat auch er Grund sich zu freuen, denn sein Neuseeland Visum ist ebenfalls ausgestellt worden. Damit gibt es eigentlich keinen Grund mehr, Obelix nicht nach Neuseeland zu verschiffen, denn wir haben von einem Fracht­agenten in Chennai auch ein bezahlbares Angebot für die Seefracht erhalten. So machen wir uns nach dem Frühstück frohgemut auf zum Sightseeing in Kathmandu. Irwin ist so nett, uns mit seinem Auto zur Busstation am Lagankhel in Patan zu bringen, von wo wir mit einem Microbus in die Nähe des Durbar Square, dem Palast- und Tempelviertel fahren. Tempel am Durbar Square Hübsch integrierte Souvenirläden Als Ausländer dürfen wir natürlich wieder einmal etwas mehr Eintritt bezahlen als die Einheimischen, was mit sechsmal so viel aber schon fast bescheiden ist. Wie auch immer, unser Geld können sie hier sicher gut gebrauchen, denn zum ersten Mal sehen wir hier richtige Schäden des starken Erdbebens von vor knapp zwei Jahren. Leider scheint es gerade viele alte, historische Bauten getroffen zu haben. Schiefe Fassaden werden von Gerüsten abgestützt, Teile des Palastes sind sicherheitshalber gesperrt und einige alte Tempel, darunter das angeblich älteste Gebäude von Kathmandu, der Kasthmandap, sind schlicht nicht mehr da. Viele Tauben auf den Tempeldächern Taleju Tempel Trotzdem gibt es noch einiges zu bewundern, vor allem wunderschöne Holzarbeiten an Türen und Fenstern der Paläste und Tempel. Nachdem wir genug gesehen haben machen wir uns zu Fuss auf durch das Gewusel der engen Strassen Richtung Thamel, der Touristenzone von Kathmandu. Dort scheint zunächst jeder zweite Laden ein Outoor-Ausrüstungs-, dann ein Outdoor-Veranstalterladen, und schliesslich eine Bäckerei zu sein. In einer dieser Bäckereien können wir uns immerhin ein anständiges Vollkornbrot kaufen, sodass der Hausbeck etwas Ferien machen kann. Wunderschönes Holzfenster Hanuman Dhoka Wunderschönes Holzfenster Hanuman Dhoka Als es langsam dunkel wird bemühen wir uns einen Transport zurück nach Patan zu finden. Das ist aber nicht ganz einfach, denn erstens müssen wir einen in die richtige Richtung fahrenden Microbus finden und zweitens sind die jetzt zur Stosszeit mindestens gestossen voll. So schnappen wir uns lieber ein Taxi, das zwar zehnmal teurer ist, uns dafür aber praktisch vor die Haustüre fährt. Hier gönnen wir uns zum Znacht eine weitere Leckerei aus unserem tiefgekühlten Vorrat: Die letzte Packung selbst gemachten Sugo. Die Verschiffung nach Neuseeland lässt grüssen.

Samstag, 18.02.2017 – Kathmandu

Renovations-Schreinerei Mul-Chowk, der zentrale Innenhof des Palastes Der heutige Tag verläuft fast gleich wie gestern. Am frühen Nachmittag machen wir uns wiederum auf, den Durbar Square zu besichtigen, diesmal allerdings denjenigen von Patan, der in Gehdistanz liegt. Wieder dürfen wir rund zehn Franken Eintritt bezahlen und wieder sind einige Tempel vom Erdbeben platt gemacht worden. Allerdings geht hier alles eine Nummer gemächlicher zu und her und es hat auch weniger Besucher, was uns gut gefällt. Ausserdem kriegt man hier zwar vielleicht weniger Quantität, dafür aber mehr Qualität fürs Geld als in Kathmandu, Das “Königliche Bad“ im Sundari Chowk Detail des Königspalastes denn in Teilen des toll renovierten ehemaligen Palastes ist ein modernes, interessantes Museum eingerichtet. Wiederum sind es aber vor allem die phantastischen Holzarbeiten, die uns begeistern. Das spezielle an diesem Palast ist auch, dass er nach siebzehnhunderneunundsechsig, als das Königreich von Patan unterging, abgesehen von Renovationen praktisch nicht mehr verändert wurde. Nach der Besichtigung stiefelt Thomas auf der Suche nach Briefmarken viermal durch das alte Stadtzentrum, das von hübschen, alten Gebäuden und Tempeln nur so strotzt. Durbar von oben Isabella setzt sich derweil gemütlich an den Rand des Durbar Platzes und wird mehr als einmal von ambulanten Verkäuferinnen angesprochen, sehr freundlich und überhaupt nicht aufdringlich. Fliegende Händlerinnen auf dem Durbar Platz Nachdem Thomas sowohl Briefmarken gefunden als auch die Post erledigt hat, spazieren wir durch die staubigen Strassen zurück zum staubigen Garagenhof, auf dem der staubige Obelix auf uns wartet. Unsere staubigen Kehlen haben ein Bier verdient, wie eigentlich fast immer. Zur Feier des Datums gibt es heute natürlich auch noch Schaumwein, diesmal, bei uns nicht unpassend, importiert aus Südafrika. Dazu gönnen wir uns einen Krabbencocktail und anschliessend Lachs auf Crackern. Asterix möge uns verzeihen, aber mit einer Tiefkühltruhe in der Garage ist halt so einiges möglich.

Sonntag, 19.02.2017 – Kathmandu

Eigentlich wollte Thomas heute schon weiterziehen, aber nach zwei Besichtigungstagen ist auch einmal etwas Ruhe angesagt. Ausserdem ist es sehr komfortabel mit Irwin’s superschnellem Wi-Fi zu surfen. Nach dem gemütlichen Zopffrühstück, nach längerer Zeit wieder einmal mit Eiern, widmen wir uns auch wieder etwas unserer Homepage, mit der wir weiterhin hoffnungslos im Rückstand sind. So vergeht der Tag im Flug und wir verdrücken zum Znacht unser allerletztes Fondue Marseillaise, standesgemäss auf dreizehnhundert Metern Höhe, bevor es dann wieder in tiefere und wärmere Gefilde geht.

Montag, 20.02.2017 – Kathmandu

Na ja, hätte in tiefere und wärmere Gefilde gehen sollen. Schon gestern Abend spät begann sich Isabellas Darmflora wieder bemerkbar zu machen und heute Morgen muss sie öfters auf den Thron als ihr lieb ist. So beschliessen wir im Workshop zu bleiben und abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Immerhin hat Thomas so Zeit etwas zu backen, aber die beiden Teige entwickeln sich wieder einmal nicht wie gewünscht. Wegen Unzöpfelbarkeit entstehen so statt einem Brotzopf zwei Brötchen und auch das Hausbrot war wohl schon besser. Aber wir werden sehen. Am Abend gibt es tatsächlich, aber nicht wirklich überraschend, da mit fünfundfünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit vorausgesagt, einen kurzen Schauer. Das dürfte beim eingestaubten Obelix nicht gerade einen Verschönerungseffekt bewirken. Zum Znacht mag Isabella immerhin ein Pilzrisotto essen, ein leichter Hoffnungsschimmer.

Dienstag, 21.02.2017 – Dhurgen

Zurück durch Kathmandu Der Eindruck gestern Abend hat nicht getäuscht, Isabellas Unpässlichkeit scheint diesmal nur ein Intermezzo gewesen zu sein. So können wir heute doch endlich weiterfahren. Nicht nur wir, auch Mönche kämpfen sich durch den Stadtverkehr Irwin informiert uns, dass unsere geplante Route über Dhulikhel und Sindhulimadhi wegen eines Erdrutsches für grosse wie Obelix gesperrt ist. So müssen wir entweder über den Tribhuwan Highway, oder über die Lastwagenroute via Narayangadh ausweichen. Die zweite Route wäre zwar, obwohl einiges länger, schneller, doch wir haben keine Lust wieder den halben Weg zurück nach Pokhara zu fahren. Der Tribhuwan Highway schraubt sich in die Höhe Und der Tribhuwan Rajpath ist auf unserer Karte immerhin grün markiert, müsste also eine schöne Route sein. Die Gemeinheit ist nur, dass wir so schön auf der Ostseite von Kathmandu sind, jetzt aber wieder die ganze Stadt über die üblen Strassen nach Westen durchqueren müssen. Eine Herde Ziegen unterwegs auf dem Tribhuwan Highway So benötigen wir dann auch eine gute Stunde dafür, bevor wir den Talkessel von Kathmandu verlassen haben. In Naubise zweigt unsere Strasse nach Süden ins Mahabharat Gebirge ab. Der Tribhuwan Highway war die erste Strasse, die Kathmandu mit der Aussenwelt verband. Sie wurde in den Fünfzigerjahren von den Indern erbaut und entspricht in etwa einem Passsträsschen. Mahabharat Berge Dass es relativ eng ist stört uns nicht, denn der Verkehr hält sich in Grenzen. Aber die Strasse folgt extrem dem Gelände, sodass Thomas ganz schön kurbeln muss. Tribhuwan Highway: schmal, kurvig und löchrig Ausserdem scheint der Teerbelag noch aus dem Erstellungsjahr der Strasse zu stammen, was nichts anderes heisst, als dass er mehr oder weniger löchrig ist. Geflickt wird nicht mit Teer, sondern Steinen. So können wir selten mal schneller als zwanzig Kilometer pro Stunde fahren und uns schwant schon bald, dass wir für die Strecke nach Koshi Tappu wohl drei statt zwei Tage benötigen werden. Immerhin können wir mit steigender Höhe ab und zu einen Blick auf einen schneebedeckten Himalaya-Gipfel werfen. Grey Wagtail (Gebirgsstelze) Vom höchsten Punkt auf knapp zweitausendfünfhundert Metern soll das Panorama grossartig sein, aber am frühen Nachmittag sehen wir zum grössten Teil nur Wolken. Der Highway schlängelt sich durch das Mahabharat Gebirge Kurz vor Sonnenuntergang begegnen wir einem schwedischen Paar mit einem Saab, wie es sich für Schweden gehört. Das Fahrzeug ist aber speziell, denn da wo sonst die Heckklappe ist, thront jetzt eine Pick-up Kabine. Wir halten an und plaudern kurz, fahren dann aber weiter, denn wir müssen ja auch noch einen Übernachtungsplatz finden. Bevor wir uns versehen ist es dunkel, was hier aber eher weniger ein Problem ist, denn alle Verkehrsteilnehmer sind gezwungenermassen ziemlich gemütlich unterwegs. Schliesslich finden wir gleich neben der Strasse eine halbwegs ebene Fläche, auf der wir uns installieren. Wir beschliessen es heute mit Chips, Dip und Bier bewenden zu lassen und möglichst früh in die Federn zu kommen.

Mittwoch, 22.02.2017 – Rupani

Nepalesische Gebirgslandwirtschaft Eigentlich ist es erstaunlich, dass wir so gut schlafen, denn wir stehen wie das Kirchlein von Wassen am Gotthard: Nicht die Bahn, aber der Tribhuvan Highway führt drei Mal an uns vorbei. Hängebrücke über den Östlichen Rapti bei Bhaise Und es sind einiges mehr an Lastwagen als gedacht auf dieser schmalen Strecke unterwegs. Nach dem Frühstück kurbeln wir Obelix weiter in die Tiefe und an einer Stelle folgen sich elf Kehren, womit dann sogar die “dieci tornanti“ am Splügenpass übertroffen wären, auch wenn das Gelände nicht ganz so spektakulär ist. In Bhaise erreichen wir endlich einmal Talgrund, womit die Strasse dann etwas weniger kurvig wird und wir darum besser vorwärtskommen. Tata Lastwagen am Strassenrand In Hetauda treffen wir auf den Mahendra Higway und damit auch wieder auf alle Lastwagen, die den weiteren Weg genommen haben. Nepalesische Hanuman-Languren Zum Glück biegen wir nach rund dreissig Kilometern nach Osten ab, während die meisten Brummis geradeaus an die nahe indische Grenze fahren. Auf unserer Route ist der Verkehr relativ schwach, die Strasse ist gut im Schuss und wir kommen wirklich zügig voran. Zuerst fahren wir noch durch ein Naturreservat, aber die einzigen Tiere die wir hier zu Gesicht bekommen sind zwei Affenarten. Schulkinder in Uniform auf dem Nachhauseweg von der Schule Später dann folgen wieder Kulturlandflächen, vor allem mit Reis bepflanzt. In Dhalkebar fahren wir plötzlich auf eine Kolonne von Fahrzeugen auf. Es stehen vor allem LKWs, aber auch Busse, in denen sich sogar Passagiere befinden. Auch Zuckerrohr schlagen ist Frauenarbeit Wir haben keine Lust uns hinten anzustellen und fahren einfach mal nach vorne, bis wir auf eine Sperre treffen. Als uns ein Polizist sieht, beginnt er zu telefonieren und ein paar Mal fällt das Wort “Tourist Gaadi“, was so viel wie “Touristenfahrzeug“ heisst. Das Zauberwort scheint zu wirken, denn wir dürfen tatsächlich weiterfahren. Stau an der Bandha-Strassensperre Wir finden heraus, dass hier eine nepalesische Bandha durchgeführt wird, was nichts weiter ist als eine Sperrung der Strasse durch eine politische Gruppierung als Manifestation ihres Protests gegen irgendetwas. Kamala Fluss Bandhas sind in Nepal ein häufiges Ereignis und wir profitieren nun sogar davon, denn wir haben die Strasse, abgesehen von Fussgängern, Fahrrad- und Motorradfahrern, praktisch für uns alleine. In Lahan stossen wir schliesslich auf eine Sperre der Protestierenden an der uns ein Mann aufhält, und für einen kurzen Moment beginnen sich einige Männer unangenehm auf uns zuzubewegen. Dank Bandha ist der Mahendra Highway fast leer Das dauert aber nur eine oder zwei Sekunden, bevor wir auch hier zum Weiterfahren aufgefordert werden. In Rupani, eine knappe halbe Stunde vor Sonnenuntergang, stellen wir uns auf einen schön ebenen Platz neben einem brandneuen Spital, das noch nicht ganz fertig ausgebaut ist. Taxi trotz Bandha auf dem Mahendra Highway unterwegs Um sechs Uhr beginnen Lastwagen und Busse vorbeizudonnern, ein Zeichen, dass die Sperre zumindest für heute wohl aufgehoben ist. Nicht zuletzt dank dieser Bandha haben wir heute mit zweihundertsechzig Kilometern die in Nepal mit Abstand längste Etappe geschafft. Zur Belohnung verwöhnt uns Isabella mit einem Züri-Geschnetzelten und Rösti. Alles muss weg!

Donnerstag, 23.02.2017 – Koshi Tappu Wildtierreservat

Spitalpersonal Wir schlafen ziemlich lange, was aber heute kein Problem ist, denn bis zu unserem Ziel Koshi Tappu Wildlife Reserve sind es nur fünfzig Kilometer. Unterwegs versuchen wir erfolglos ein paar Eier zu kaufen. Stroh in verschiedenen Varianten am Strassenrand In den Läden gibt es keine und die Restaurants, die welche haben, wollen sie uns nicht verkaufen. Na sowas. Wir über­queren den Koshi auf dem langen Wehr und folgen dann dem Fluss in etwas Abstand hinter dem Damm stromaufwärts. Auf den Strom­leitungen sitzen die Drongos schon fast in Reihe, dazwischen immer wieder Lieste und ganz selten mal ein Spinnt. Das muss wohl eine Hochzeit sein In einem Feld sitzt einmal gar ein Geier und ein Falke stürzt sich von einem Mast auf den Boden. Und dort wo’s Vieh hat sind natürlich Kuhreiher nicht weit. Insgesamt lässt sich das Koshi Tappu Reservat, das oberhalb des Wehres liegt, vielversprechend an. Zufahrtssträsschen zum Naturreservat Nach einigen Kilometern verlassen wir den Mahendra Highway und fahren auf einem fahrzeugbreiten Strässchen, das auf einem Damm verläuft, zum Parkhauptquartier. Zum Glück kommt uns hier kein Fahrzeug entgegen, denn ausweichen wäre praktisch unmöglich. Vor dem Eingang liegt ein schöner Platz, auf dem wir uns nach einigen Bedenken wegen marodierender Elefanten auch hinstellen dürfen. Gleich nebenan liegt ein Armeestützpunkt, wir sind also gut bewacht. Dorf im Reservat Da wir so zeitig dran sind können wir uns erst mal gemütlich einen Kaffee gönnen. Thomas findet sogar Zeit, für den kommenden Sonntag einen Zopf zu backen. Neuer Anbau in Halbfertigbauteilen? Morgen möchten wir im Reservat gerne etwas Birdwatching betreiben, aber als wir uns am späteren Nachmittag erkundigen wollen sind die Büros bereits geschlossen. Offensichtlich sind sie hier nicht sehr auf Individualtouristen eingestellt, denn die meisten Besucher kommen aus den drei umliegenden Lodges mit Touren. Hoffen wir mal, dass wir morgen dann nicht vergebens früh aufstehen. Beim Nachtessen schlagen wir auch heute zu, denn wir holen ein paar Rindsfiletstücke aus dem Tiefkühler. Dazu gibt’s frisches Gemüse und einen Gratin aus schon viel zu schrumpelig gewordenen Kartoffeln. Und natürlich Wein. Es hät solangs hät.

Freitag, 24.02.2017 – Koshi Tappu Wildtierreservat

Bronze-winged Jacana (Hindublatthühnchen) Wir lassen uns beim Morgendämmern wecken. Zur schnellen Stärkung gibt’s erst mal einen Kaffee und Cornflakes. Angeketteter Elefant im Freiluftstall Als wir bei Sonnenaufgang die Lage beim Eingang sondieren ist alles noch verschlafen, aber ein junger Mann mit einem grossen Schlüsselbund, der gerade am Wischen ist, erklärt sich für zuständig und will uns die Tickets ausstellen. Wir machen uns bereit für unsere Safari, aber als wir wieder bei ihm sind ist alles anders. Er habe mit seinem Chef Rücksprache genommen, und wir könnten jetzt noch nicht hinein, denn wegen Elefanten in der Nähe sei es zu gefährlich. Spotted Owlet (Brahmakauz) Er vertröstet uns auf zehn Uhr und wir gehen deshalb mal innerhalb des Geländes der Parkverwaltung auf Vogelpirsch. Romantisches Brücklein im Park Am anderen Ende liegt der Elefantenfreiluftstall, wo fünf Arbeitselefanten angekettet sind. Dort steht auch ein kleiner Aussichtsturm mit Aussicht auf ein kleines Feuchtgebiet. Hier können wir den einen oder anderen Watvogel sehen, verschiedene Reiher, Wasserhühner, Jacanas, Coucal, Drongos, spezielle Tauben und viele Braunlieste, von denen einer gerade einen kleinen Fisch erbeutet. Auf dem gemütlichen Retourweg entdeckt Isabella in einem Baum einen kleinen, herzigen Brahmakauz. Blue-throated Barbet (Blauwangen-Bartvogel) Es ist zwar noch nicht zehn Uhr als wir zurück bei Obelix sind, aber schon bald heisst es, dass es heute überhaupt keine Tickets für das Reservat gibt. Drei Arbeitselefanten mit ihren aufsitzenden Meistern So setzen wir uns halt mit dem zweiten Kaffee des Tages nach draussen und machen Birdwatching von unseren Camping­stühlen aus. Wir sehen einen Green Bee-eater und zwei verschiedene Bartvögel, die wir hier schon gehört, aber nicht gesehen haben. Einer von ihnen ist fleissig dabei eine Nisthöhle zu zimmern. Obwohl wir am Nachmittag ein westliches Touristenpaar mit seinem Guide den Eingang zum Reservat passieren sehen dürfen wir auch jetzt nicht hinein. Ängstliche Touristin beim Fototermin mit einem Elefanten Die seien nur in ihr Resort gegangen, heisst es wenig glaubwürdig. Sei’s drum, wir machen gegen Sonnenuntergang hin nochmals eine Exkursion zum Elefantenstall und finden Isabellas Kauz gleich wieder. Sonnenuntergang Ausserdem begegnet uns ein Black-hooded Oriole und zum ersten Mal können wir einen Stork-billed Kingfisher identifizieren. Ausserdem glauben wir, dass wir auch einen Eisvogel wie es ihn auch bei uns gibt sehen, aber bis wir ihn uns näher anschauen können entschwindet er bereits mit einem erbeuteten Fisch im Schnabel. Wir bleiben bis das schwindende Licht das Fotografieren verunmöglicht und begeben uns dann zum Feier­abendbier ins MGD. Nach längerem steht heute wieder einmal ein Gemüse Curry auf dem Speiseplan. Vorräte aufbrauchen in Ehren, aber ein Gemüse Curry muss ab und zu einfach sein.

Samstag, 25.02.2017 – Fikkal Bazar

Mädchen mit Ziege am Wegrand Weil es gestern so schön war stehen wir heute gleich nochmals im Morgengrauen auf. Unser Ziel ist wieder der Turm bei den Elefanten und wir sehen auch mehr oder weniger dieselben Vögel, inklusive des kleinen Kauzes. Dorfleben findet auf dem Fahrweg statt Was aber neu ist sind vier kleine Buben, die heute schulfrei haben und natürlich zu uns auf den Turm kommen müssen. Sie sind nicht unartig, aber die Ruhe ist damit dahin. Mit der Zeit verlieren sie dann das Interesse und trollen sich, nur um kurz darauf durch einen Mann ersetzt zu werden, der wohl das Gefühl hat, dass er auf dem Turm den besseren Handyempfang für sein Gespräch hat. Getreideverkauf in der Nähe von Inaruwa im Ost-Terai Damit ist dann auch für uns Zeit zu gehen. Wir verabschieden uns mit einem letzten Blick vom Kauz und entdecken auf dem Retour­weg noch ein Sunbird Paar. Ausserdem hackt der Bartvogel wieder fleissig an seiner Bruthöhle. Stau in Itahari Für uns gibt’s nun Frühstück und dank dem frühen Aufstehen sind wir dann für einmal auch relativ zeitig startbereit. Über den Damm geht’s zurück zum Mahendra Highway und dabei muss noch ein kleines Zicklein, das es sich mitten auf dem Fahrweg bequem gemacht hat, vor Obelix gerettet werden. Weiter geht es in der Terai ostwärts, immer näher zur nepalesischen Grenze. Geflügeltransport per Motorrad Wir überqueren dabei einige Flüsse, die aus den Bergen kommen, und mehr als einmal sehen wir in den breiten Flussbetten brennende Scheiterhaufen auf denen gerade jemand kremiert wird. Kremationsvorbereitung am Ratua Fluss Wir haben noch einige tausend Rupien übrig, mit denen wir eigentlich den in Nepal gegenüber Indien günstigeren Diesel tanken wollten. Aber alle Tankstellen sind trocken, sodass wir das Geld lieber in Wein investieren, der in Indien wieder eher schwieriger zu erhalten sein wird. Hinter Birtamod biegen wir nochmals nach Norden ab und lassen Obelix ein letztes Mal in Nepal in die Hügel klettern. Nepalesische Teeplantagen Die Strasse führt nach Ilam, dem nepalesischen Pendant zum indischen Darjeeling in Sachen Teeanbau, und noch weiter Richtung Himalaya. Die Strasse ist zwar gut im Schuss, aber sehr kurvig, womit wir rund drei Stunden bis nach Ilam bräuchten. Hauptstrasse durch Fikkal Bazar Da wir schon einiges vorher mitten durch Teeanbaugebiet fahren entschliessen wir uns bald, Ilam Ilam sein zu lassen und bereits früher einen Platz für unsere letzte Übernachtung in Nepal zu suchen. Den Platz finden wir um vier Uhr, für uns schon fast ungewöhnlich früh. Er liegt zwar wie am Tribhuvan Highway früher diese Woche in einer Kehre der Strasse, ist aber wesentlich besser sicht- und lärmgeschützt. Wir zweifeln daran, dass die Kiwis Freude daran haben, wenn wir Rösti zu ihnen importieren und braten deshalb eine der Berner Rösti die wir noch an Bord haben. Traditionellerweise gibt’s die bei uns mit Spiegeleiern, hier allerdings in die Rösti gemischt, damit sie auch komplett durchgebraten sind.

Sonntag, 26.02.2017 – Bagdogra (Indien)

Dunstige Sicht in den Hügeln Nepalesische Landwirtschaftsterrassen zum Letzten Wie es sich für einen Sonntag gehört schläft zumindest Isabella gehörig aus. Nachdem uns der kirgisische Honig ausgegangen ist mussten wir noch ein kleines Gläschen nepalesischen kaufen, von wegen keep the Bären happy und so. Die Farbe dieses Chiuri-Honigs ist mit seinem extrem hellen Beige einiger­massen gewöhnungsbedürftig. Er schmeckt aber trotzdem sehr gut auf dem Zopf. Am Mittag fahren wir dann los, eigentlich etwas spät dafür, dass wir noch einen Grenzübertritt vor uns haben. Früchteverkaufsstand am Strassenrand Zumindest müssen wir am Aussichtspunkt nicht anhalten, denn die Sicht reicht bei diesem starken Dunst nur ein paar Kilometer, aber sicher nicht bis zu den Himalaya Bergriesen. Grenzbrücke nach Indien Im letzten Ort vor der Grenze sehen wir, dass es heute teilweise wieder Diesel gibt. Und statt unsere restlichen nepalesischen Rupien irgendwo in indische Rupien zu wechseln tauschen wir sie lieber gegen gut hundert Liter Diesel. Nach zwei Stunden sind wir an der Grenze in Kakarbhitta, wo wir, ohne dass sich Isabella zur Immigration bemühen muss und ohne dass Obelix angeschaut, geschweige denn kontrolliert wird, nach fünfundzwanzig Minuten ausgestempelt sind.

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