Kirgisistan

Dienstag, 27.09.2016 – Sary-Mogol

Die Piste auf der kirgisischen Site des Kyzyl-Art Passes Nach rund zwanzig Kilometer Fahrt über eine eher mühsame Piste erreichen wir den kirgisischen Grenzposten. In diesem Niemands­land begegnen wir einem Schweizer Paar mit ihren Velos, wobei er sogar noch einen Anhänger zieht. Im Tal des Kyzyl-Art Flusses Wir unterhalten uns natürlich etwas mit ihnen, und das mitten auf der Strasse, ohne dass wir irgend­jemanden behindern würden. Bei der Einreise nach Kirgisistan sind die Pässe schnell gestempelt und wir freuen uns schon auf eine unkomplizierte Einreise, als wir beim Zoll in den falschen Film geraten. Die Einfuhr von Gasflaschen sei verboten, wir müssten sie ausladen und da lassen. Taldi-Suu im Alai Tal So einfach machen wir das natürlich nicht und wir diskutieren erst mal eine Runde mit einem Zöllner, der sogar gut Englisch spricht. Vorschrift sei Vorschrift meint der, und erst nachdem Isabella eine veritable Szene mit Tränen und allem macht, lässt er sich erweichen, uns zu helfen, wie er es nennt. Sary-Mogol taucht auf Der Rest des Papierkrams ist dann schnell erledigt, der die Bezahlung einer Ökosteuer von umgerechnet vierzig Dollar beinhaltet. Wir dürfen also mit unseren Gasflaschen weiter nach Norden reisen und kommen ins weite Alai Tal, wo wir zum ersten Mal seit einigen Hundert Kilometern wieder eine einwandfreie Teerstrasse antreffen. Wir fahren noch etwas Richtung Westen, nach Sary-Mogol. Sary-Mogol Hier soll man den besten Blick auf den gut 7’100m hohen Pik Lenin haben, einer der am einfachsten zu besteigenden Siebentausender. Die Berggipfel sind heute aber schon den ganzen Nachmittag von Wolken gekrönt und somit müssen wir für den Anblick auf morgen Vormittag hoffen. Der Kyzyl-Suu mit dem Transalai Pamir Auf der anderen Seite des Flusses suchen wir uns einen Platz für die Nacht neben einem der zahlreichen Fahrwege, die zum Basislager des Berges führen. Gerade als wir uns zur Ruhe begeben wollen, etwas spät, wie immer, rüttelt es an Obelix und es ist nicht der Wind. Genau wie in Khorog ist der Spuk schnell vorbei und wir können absolut nichts sehen, was es gewesen sein könnte. Etwas verunsichert gehen wir dann, halt noch später als etwas spät, trotzdem schlafen.

Mittwoch, 28.09.2016 – Chyrchyk

Schlafzimmerblick auf den Pik Lenin Der Rest der Nacht verläuft ruhig, trotzdem fehlt uns natürlich noch etwas Schlaf am Morgen. Aus unserem Schlafzimmerfenster können wir nun den Pik Lenin sehen und darum genehmigen wir uns ausnahmsweise den ersten Kaffee im Bett. Drei kleine Jungen in Sary-Mogol Für den zweiten können wir schon draussen sitzen, denn die Sonne wärmt genug und der Wind fehlt fast ganz. Wir haben ein unglaubliches Panorama des über und über mit Schnee und Eis bedeckten Transalai Pamir. Es sieht fast so aus, als sei die Kette frisch verschneit, dabei ist einfach der Gebirgszug so hoch. Damit wir diese Ansicht noch etwas geniessen können verschieben wir unsere Abfahrt auf den frühen Nachmittag. Gehöft im Alai Tal Es geht zurück über die nicht sehr vertrauenserweckende Brücke in den Ort, wo wir erst mal Obelix’ Reifen auf Strassendruck bringen. Dann cruisen wir mit fünfundsiebzig Sachen Richtung Sary-Tash, ein ziemlich ungewohntes Gefühl. Auch die Teerstrasse über den gut 3’600 Meter hohen Taldyk Pass ist in sehr gutem Zustand und führt auf der Nordseite in vielen Kehren in das Tal des Gülcha Flusses hinunter, dem wir dann bis zum gleichnamigen Ort folgen. Im Tal des Gülcha Flusses Dort geben wir für zwei Brote unsere ersten, noch in Tadschikistan gewechselten Som aus und nehmen den nächsten Pass in Angriff, der aber nur noch auf 2’400 Meter hinauf führt. Man merkt, dass der Sommer vorbei ist, denn anstelle von Jurten sehen wir nur noch die kreisrunden Abdrücke, wo sie die letzten Monate gestanden haben. Kurz hinter dem Pass ist es Zeit einen Nachtplatz zu suchen, den wir mit Hilfe eines Hirten hoch zu Pferd, der uns auf eine eingezäunte Wiese weist, bei der Abzweigung zu einem Seitental finden. Inzwischen ist es stark bewölkt und bereits auf dem Pass setzten sich erste, winzige Tröchpfen auf unsere Frontscheibe. Beim Eindunkeln beginnt es dann tatsächlich zu regnen und es wird sogar ein kurzes Gewitter daraus. Der Regen geht dann aber auch weiter als wir ein kaltes Plättchen verspeisen und hört auch danach nicht auf.

Donnerstag, 29.09.2016 – Osh

Unsere ersten zwei kirgisischen Brote Irgendwann in der Nacht hört es auf zu regnen und am Morgen strahlt die Sonne wieder vom blauen, wolkenlosen Himmel. Bis Osh, der zweitgrössten Stadt in Kirgisistan sind es jetzt nur noch rund 60km, womit wir genügend Zeit haben sollten, uns ein Plätzchen in der Stadt zu suchen. Junge mit typischem Kirgisenhut unterwegs auf der Strasse Die Strasse ist weiterhin angenehm glatt und folgt dem Taldyk Fluss talabwärts bis wir die Tausender Höhenkurve erreichen. Gleichzeitig ist die Temperatur auf angenehme fünfundzwanzig Grad gestiegen. Als erstes steuern wir das TES Guesthouse an, das sehr schön und ruhig gelegen aussieht. Aber leider scheitert die Zufahrt an der Gasleitung, die wie in allen Sowjetstaaten üblich in luftiger, hier aber nicht genug luftiger Höhe die Einfahrt überquert. So fahren wir quer durch die quirlige Stadt in den Norden, wo ein anderes Guesthouse, das Byi Ordo, liegt. Viehtrieb (Schafe und Ziegen) auf der Strasse Unterwegs besorgen wir uns noch Bargeld aus einem Geldautomaten und eine SIM-Karte von Beeline samt Internetzugang. Die SIM-Karte mit 3 Gigabyte Datenguthaben kostet weniger als zwei Franken. Grosses Haus Eingangs Osh Wenn wir die gleiche Datenmenge mit unserem Swisscom-Abo verbrauchen würden, würde das, Roaminggebühren sei Dank, rund dreitausendneunhundert Franken kosten... Zuerst haben wir etwas Mühe das andere Guesthouse zu finden, dafür finden wir für Obelix nach all dem Staub einen Waschplatz. Die Waschbox ist in der Höhe äusserst knapp bemessen und so touchieren wir beim Rausfahren tatsächlich ein Teil des Torrahmens, zum Glück nicht zu unserem Schaden. Auch der Platz im Byi Ordo ist ziemlich eng, im schmalen Hof bleibt links und rechts nur wenig Platz. Aber sonst ist alles gut: wir können uns in T-Shirt und Shorts, mit Bier und Chips nach draussen setzen. Auch der Znacht folgt wieder einem Sommerrezept: Salat Matmata. Und natürlich gehen wir, dank vorhandenem Wi-Fi, ewig nicht ins Bett. Das ist aber nicht der einzige Grund, denn nebenan liegt eine offene Fussballhalle, aus der es hitzig tönt, und im Hof wird auch morgens um zwei, als wir endlich ein Einsehen haben und schlafen gehen, noch lautstark getratscht.

Freitag, 30.09.2016 – Osh

Wegen der späten Nachtruhe stehen wir auch etwa später auf. Dann aber schauen wir, dass unser Waschtag bald losgeht, obwohl uns die Managerin on duty warnt, dass es heute regnen wird. Wir können die im Guesthouse vorhandene Maschine benützen und damit unsere Samsung etwas schonen. Der Regen kommt jedenfalls nicht und Thomas kann sich darum am Nachmittag mit dem Velo auf ins Stadtzentrum machen, um eine Versicherung für Obelix abzuschliessen. Nach einigem Suchen findet er das Büro auch, deren Adresse andere Reisende, die wir auf unserer Afrikareise einmal in Namibia getroffen hatten, auf ihrer Webseite in verdankenswerter Weise veröffentlicht haben. Danke Paulchen! Die Haftpflichtversicherung kostet für einen Monat nur etwa zwölf Franken, deckt aber auch nur Schäden bis umgerechnet maximal tausendfünfhundert Franken. Rindsfilet, Nudeln, Butternuss und gedämpfte Tomate auf dem Teller Während Thomas in der Stadt umhergondelt, ärgert sich Isabella über eine der Waschfrauen des Guesthouses, die ihre nasse Frottéwäsche ziemlich rücksichtslos, weil sie wohl sauer ist, dass sie warten musste bis unsere drei Maschinen durch waren, so aufhängt, dass unsere beinahe trockene Wäsche wieder nass wird. Als Thomas zurück ist hat Isabella aber den Waschtag erfolgreich abgeschlossen und wir können uns wieder erfreulicheren Dingen zuwenden, zum Beispiel dem Essen. Da Thomas auf dem Nach­hauseweg noch zwei vielversprechende, weil chilenische und australische Weine gefunden hat, nehmen wir ein Pack Rindsfilet aus dem Tiefkühler. So haben wir ein richtiges Festessen, das wir draussen mit Zigarre und Singlemalt abschliessen, denn vom Regen ist immer noch nichts zu sehen.

Samstag, 01.10.2016 – Osh

Mal schauen ob heute der versprochene Regen kommt. Wir veranstalten einen typischen dies-und-das-Tag, sitzen viel am Laptop, putzen das Nötigste und bringen den Boiler wieder zum Heizen. Praktisch ist, dass es frisches Brot im kleinen Laden, sozusagen vor der Haustüre des Guest­houses, zu kaufen gibt. Lange hatten wir schon kein Risotto mehr, und zusammen mit der zweiten Flasche Rotwein, wenn auch kein Merlot, sondern ein Cabernet Sauvignon aus Chile, freuen wir uns ungemein darauf. Der Regen bleibt auch heute aus, aber nach Mitternacht, wir sind halt wieder mal noch nicht im Bett, beginnt es tatsächlich auf unser Dach zu tröpfeln.

Sonntag, 02.10.2016 – Osh

Es regnet wohl die ganze Nacht und am Morgen ist es grau mit wiederkehrendem Regen. Ein Grund nicht nach draussen zu gehen, sondern brav am Laptop zu sitzen. Ausser für unser tägliches Brot natürlich. Davon gibt’s auch zum Salat Matmata. Nach zwei aufwändigen Znacht ist wieder mal schnelle, aber ebenso feine Küche angesagt.

Montag, 03.10.2016 – Osh

Obelix im ziemlich engen Hof des Byi Ordo Guesthouse Sorry, Leute. Noch ein Arbeitstag. Abstauben, Staubsaugen, Boden aufnehmen. Dazwischen etwas essen; muss ja auch sein. Und sonst: Laptop... Thomas am Laptop Dafür gibt’s auf unserer Homepage endlich wieder mal etwas Interessanteres zu lesen, nämlich den Reisebericht Iran. Das Wetter hat wieder auf schön gestellt, aber es ist von der Temperatur her längst noch nicht so angenehm wie vor dem Regen. Zum Znacht graben wir in unserem Keller eine Büchse scharfe Chakalaka-Sauce aus Südafrika aus, die wir natürlich mit Teigwaren verspeisen.

Dienstag, 04.10.2016 – Kyzyl-Bagysh

Auf dem Weg zum Basar Den Iran Reisebericht scharf zu stellen dauerte dann doch noch etwas länger, darum kommen wir erst spät aus den Federn. Und deshalb wird es auch ein Uhr, bis wir das Byi Ordo endlich ver­lassen. Wir wollen zuerst zum Basar, müssen aber schon bald kapitulieren, denn die Verhältnisse sind eng und wir finden keinen Platz zum Parkieren. Auf dem Weg zur Stadt hinaus So verlegen wir den Grosseinkauf halt in den Super­markt “Osh Market“, zwar ebenfalls im Stadtzentrum gelegen, aber an einer etwas ruhigeren Strasse. Der Grosseinkauf bezieht sich für einmal vor allem auf Wein, denn der Laden hat, verglichen mit anderen, ein relativ grosses Sortiment an bezahlbaren, aus­ländischen, und deshalb verlässlich trinkbaren Tropfen. Thomas organisiert noch einen Schübel kirgisische Som, denn Obelix braucht auch wieder mal einen Gutsch Diesel. Bis wir dann Osh endgültig verlassen ist es bereits fünf Uhr und natürlich zu spät um noch irgendwo sinnvoll hinzukommen. Haufenweise Kürbisse zum Verkauf am Strassenrand Immerhin wird es eine hübsche Feierabendfahrt mit der Sonne im Rücken. Obwohl wir eigentlich nach Norden wollen müssen wir zuerst ostwärts, denn ein Zipfel von Usbekistan verwehrt uns den direkten Weg. Abendstimmung In Özgön, von dessen Namen es etwa drei­hundert verschiedene Schreibweisen gibt, drehen wir wieder nach Westen und fahren über eine Hügelkette, bevor die Strasse in eine Ebene, in der Jalal-Abad liegt, abfällt. Hier unten ist die Luft ungemütlich rauchgeschwängert, denn an jeder Ecke qualmt irgendein Feuerchen, dessen Rauch wegen fehlendem Wind in Bodennähe kleben bleibt. Wir fahren bis zum Sonnen­untergang und stellen uns dann in der Nähe von Jalal-Abad neben eine Tankstelle. Das wird zwar keine sehr stille Nacht werden, aber wir werden vor lauter Müdigkeit auch so gut schlafen. Bevor es soweit ist verdrücken wir aber erst noch ein kaltes Plättchen und geniessen einen der gebunkerten Weine dazu.

Mittwoch, 05.10.2016 – Arslanbob

Fisch hängt am Strassenrand als Zeichen für frisch erhältlichen Fisch In der Tat stört uns der Verkehrslärm nicht gross, aber ein kurzes Inter­mezzo gibt es dann doch noch: Irgendwann in der Nacht werden wir von lauter Musik geweckt, die ein paar Junge volle Pulle aus ihrem in zehn Meter Entfernung stehenden, mit allen vier Türen geöffneten Auto dröhnen lassen. Zum Glück dauert die unfreiwillige Disco nur etwa drei Stücke lang, dann dürfen wir weiterschlafen. Zum Frühstück gibt’s zur Abwechslung wieder einmal ein Roggenbrot, das wir nicht mal selber backen mussten. Allee auf dem Weg nach Arslanbob Kurz nach unserer Abfahrt staunen wir, denn am Strassenrand werden Erdbeeren frisch vom Feld angebotenen, dabei ist doch hier jetzt Herbst. Bei einem Fisch­restaurant bei Suzak dürfen wir freundlicherweise einen Wassertank auffüllen. Die Strasse ist seit Jalal-Abad ziemlich holprig und wir tuckern meist mit gemütlichen fünfundvierzig Kilometern pro Stunde bis nach Bazar-Korgon, wo wir von der Strasse nach Bishkek abzweigen. Wir fahren nach Arslanbob, das für seine Walnusswälder berühmt ist, und in denen just jetzt die Nussernte im Gang sein müsste. Tal des Kara-Unkyur Ausserdem ist die Lage am Fusse eines viereinhalbtausend Meter hohen Gebirges recht pittoresk. Im Ort fahren wir zum sogenannten Turbaza, einem Camp, das seine besten Tage zu Sovjetzeiten hatte. Jetzt Anfangs Oktober sieht das Ganze schon ziemlich verlassen aus. Das Eingangstor zum Turbaza Camp Wir dürfen für wenig Geld trotzdem hinein und stellen uns auf das Volleyballfeld, den ebensten Platz im Gelände. Wir sind schon am frühen Nachmittag angekommen und machen uns deshalb gleich auf, uns in der Umgebung etwas umzusehen. Tatsächlich stehen auch im Camp einige Walnussbäume, aber wir sehen keine einzige Nuss an den Bäumen hängen. Auch am Boden sind fast keine Nüsse zu finden, wir bringen es gerade mal auf ein Dutzend. Familie beim Nüsse sammeln Auf einem angrenzenden Grundstück ist immerhin noch eine Familie am Nüsse einsammeln, sonst müssten wir annehmen, dass entweder die Saison schon vorbei, oder die Ernte komplett ausgefallen ist. Ein Prachtexemplar von einem Admiral Schmetterling Zurück bei Obelix setzen wir uns mit einem Bier, Chips und Dip, und den gesammelten Nüssen vor die Bergkulisse und geniessen die letzten Sonnenstrahlen, die noch durch die Bäume fallen. Dann wird es auf Davos-Höhe schon bald kühl und wir gehen gerne nach drinnen. Hier kocht Isabella nach einem kurzen Vorabendnickerchen ein Voressen aus Fleisch, das wir uns gestern von einem Metzger haben abschneiden lassen. Die Qualität ist zwar im wahrsten Sinne des Wortes etwas durchzogen, aber der Geschmack ist ganz lecker. Und das Ganze ist im Dampfkochtopf samt Kartoffeln, Rüebli und Tomaten erst noch schnell gemacht.

Donnerstag, 06.10.2016 – Kara-Köl

Grosi schiebt Buggy Nach einer ruhigen Nacht auf dem Volleyballfeld fahren wir das Tal, in dem Arslanbob liegt, bei weiterhin wolkenlosem Himmel wieder hinunter bis nach Bazar-Korgon, Walnussverkauf en gros am Strassenrand wo wir auf die leider immer noch holprige Hauptstrasse Richtung Hauptstadt einschwenken. Die bleibt so bis kurz nach Kochkor-Ata, wo die Strasse einen Bogen nach Norden machen muss, weil die alte Route aus Sovjetzeiten geradeaus für etwa einen Kilometer über usbekisches Territorium führen würde. Auf dieser “Neubaustrecke“ ist der Belag tatsächlich besser und das bleibt er im weiteren Verlauf auch. Verkehrsbehinderung in Kochkor-Ata wegen links und rechts parkierter Autos Der Naryn, dem wir nun nord- und flussaufwärts folgen, wird mit einigen Staustufen zur Energiegewinnung genutzt und deshalb musste die Strasse im engen Tal zumindest teilweise neu gebaut werden. Eine der Schaf- und Ziegenherden, denen wir begegnen Unterwegs quetschen wir uns an einigen Schaf- und Ziegenherden vorbei und fragen uns, wie sie die Tiere sicher durch die stockdunklen Tunnels bringen, die ab und zu eine Felsnase durchqueren. Auch hier ist der Strassenzustand, wohl nicht zuletzt wegen dem Strassenneubau, sehr gut, was wir aber teuer bezahlen sollen. Kurz vor Kara-Köl kommen wir zu einer Zahlstelle, an der man für Obelix vierzig Dollar kassieren will, Einheimischen bezahlen 250 Som (3.75 CHF). Trockener Zufluss zum Naryn bei Tasch-Komur Wir wissen von anderen Reisenden, dass sie diese Gebühr auf vernünftige und erträgliche zehn Dollar herunterhandeln konnten, Wir überqueren den gestauten Naryn vor allem da auf dem Weg nach Bishkek nochmals eine solche Maut fällig wird. Uns gelingt das aber nicht, so sehr wir uns auch über die den Tourismus schädigende Wirkung dieser Abzocke beklagen. Nach über einer Stunde fruchtlosen Diskutierens mit einem etwas des Englischen mächtigen Angestellten wird es langsam spät und wir entschliessen uns, neben der Zahlstelle zu übernachten. Nicht, dass morgen zwingend etwas anders sein muss, aber zumindest ist es ein neuer Tag. Obwohl wir seit längerem nicht mehr auswärts gegessen haben rumort es etwas in unserem Gedärme und deshalb gibt’s heute nur Reis mit Erbsen zu Essen, das soll den Magen etwas beruhigen.

Freitag, 07.10.2016 – Kara-Balta

Aus Containern gebauter Laden in Kara-Köl Wir kommen auch am Morgen nicht darum herum, wir müssen die vierzig Dollar in Som bezahlen, wenn wir weiterfahren wollen. Als sich Thomas nochmals beschwert, versichert uns der Verantwort­liche, dass wir mit dieser Quittung bis Bishkek nichts mehr bezahlen müssten. Der Toktogul Stausee Da sind wir dann ja mal gespannt. Im Ort Kara-Köl kaufen wir uns noch drei Brote, von denen eines beim Frühstück über dem Toktogul Stausee, dem grössten Stauwerk im Tal des Naryn, draufgeht. Auf der anderen Seite des Sees, im Ort Toktogul, werden wir von der Polizei angehalten, da wir in einer vierziger Zone vor einem Schulhaus zu schnell gefahren sind. Naryn Tal oberhalb des Toktogul Stausees Irgendwie können wir das nicht recht glauben und konsultieren das Log unseres GPS, das zeigt, dass wir zwar etwas zu schnell, aber sicher nicht mit 63km/h, wie die Polizisten gemessen haben wollen, unterwegs waren. Thomas verlangt so lange, dass sie sich zuerst unsere GPS-Daten anschauen, bis es ihnen zu viel wird und sie uns ziehen lassen. Mit Feldernte 6m breit beladener Kleinlastwagen auf der Strasse Auf der Anfahrt zum Ala-Bel Pass tauchen am Strassenrand endlich die schon lange ersehnten Imker auf und wir stocken zur Freude unserer Bären den schwindenden Vorrat an Honig auf. Auf dem fast 3’200m hohen, eher sanften Pass liegt noch Schnee vom letzten feuchten Wochenende, an dem wir in Osh Regen hatten. Honig-Verkaufswagen mit leerem Gestell Die Abfahrt vom Pass ist nicht sehr lange, denn es folgt eine hochalpine, riesige Ebene die bis in die Gegend von Suusamyr führt. Hier sieht man, dass im Sommer fast Jurte an Jurte steht, aber die sind bereits alle abgebaut und es stehen nur noch verlassene Wohnanhänger und winkelschiefe WC-Verschläge in der Gegend. Auf dem Ala-Bel Pass liegt Schnee Wir nehmen auch noch den zweiten und letzten Pass auf dem Weg nach Bishkek in Angriff, denn wir wollen unbedingt noch heute die zweite Zahlstelle passieren. Wir schrauben uns mit fantastischem Ausblick auf die Ebene und die umliegenden Berge noch einmal auf knapp 3’200m hinauf um dann vor dem Tunnel, der den früher nochmals dreihundert Meter höheren Töo-Ashuu Pass unterquert, mit anderen Lastwagen darauf zu warten, dass die alternierende Durchfahrt für uns freigegeben wird. Viehherde auf der Suusamyr Hochebene Auf der anderen Seite geht es immer auf recht guter und vor allem breiter Strasse zuerst sehr steil mit vielen Kehren einig hundert Meter hinunter. Dann folgen wir für ewig dem Kara-Balta Fluss, der in einem tiefen Canyon nach Norden fliesst und wo keine einzige Seele zu wohnen scheint. Einige der wenigen, verbliebenen Jurten Es wird langsam Dunkel, denn die Zahlstelle folgt erst am Ausgang des Tales. Dort werden wir vom Zahlmeister im Kabäuschen erst mal regelrecht angeschrien, als wir nicht ganz so wollen, wie er will. Nachdem er sich aber die Quittung genau angesehen hat, öffnet er uns die Barriere und wir können, ohne nochmals zu bezahlen, in die Freiheit passieren. Nun ist es aber bereits stockdunkel und unmittelbar bei der Zahlstelle sehen wir keinen geeigneten Übernachtungsplatz. So brechen wir wieder einmal die goldene Regel, nie in der Nacht zu fahren und erreichen Kara-Balta, wo wir ein Plätzchen direkt neben der Strasse entdecken. Es ist zwar laut, aber immerhin. Zu später Stunde kochen wir natürlich nicht mehr, aber wir haben noch einige Tomaten für einen Greek Salad und eine verdiente Flasche Wein zum Entspannen.

Samstag, 08.10.2016 – Bishkek

Häuschen im unendlichen Vorort von Bishkek Bis in die kirgisische Hauptstadt Bishkek sind es nur noch rund sechzig Kilometer und darum sind wir auch schon am frühen Nachmittag dort. Aber eigentlich haben wir schon ab Kara-Balta das Gefühl, dass wir durch einen unendlichen Vorort der Stadt fahren. 3,5m Höhenbeschränkung, aber Obelix (3,6m) ging durch Wir steuern das Einkaufszentrum Bishkek Park mitten im Zentrum an und haben sogar das Glück, ein Plätzchen zu finden um Obelix abzustellen. Hier kaufen wir im offensichtlich türkischen Yimpas Supermarkt, der ein recht breites Sortiment, und vor allem eine anständige Fleischabteilung hat, einiges ein. Dann fahren wir weiter durch die Stadt, missachten höchstens ein bis zwei Lastwagenfahrverbote und kommen zu einer Herberge, die in Google Streetview so aussah, als wenn wir Obelix dort unterbringen könnten. Ein Trolleybus scheint den anderen überholen zu wollen. Wie soll das gehen? Tatsächlich können wir unser MGD äusserst knapp in den Hof zirkeln, denn die Strasse ist nicht sehr breit um eine neunzig Grad Kurve in das Einfahrtstor zu machen. In diesem Spezialitätenladen erfreuen Aufschnitt, Speck und Haselnüsse Isabellas Herz Da aus unseren Wasserhähnen inzwischen meist weniger als ein Rinnsal tröpfelt muss der Vorfilter dringend gereinigt werden. Dabei stellt sich heraus, dass die letzte Reinigung in fast viertausend Meter Höhe wohl auch einen Einfluss auf diese Durchflusseinbusse gehabt haben muss, denn im Filter muss seither irgendwie ein Unterdruck herrschen, obwohl die Frischwasseranlage ja eigentlich kein geschlossenes System ist. Wie auch immer, jetzt können wir die Pfanne wieder mit Wasser füllen um Hörnli zu kochen, denn im Supermarkt haben wir das dazugehörige Hackfleisch gekauft. So guet!

Sonntag, 09.10.2016 – Bishkek

Sonntag - Zopftag. Dank unserer Tiefkühltruhe im Heck geht das auch ohne gestern den Backofen eingeheizt zu haben. Ansonsten merkt man eigentlich wenig, dass heute Ruhetag wäre, denn wir sind wie fast immer fleissig. Der Regen in Osh hat die Solarpaneele mit Staub verklebt, bitte reinigen! Die Dichtungen unserer Stauraumklappen und –türen wurden auf dieser Reise noch nie gepflegt. Bitte reinigen und silikonieren! Der Boden im MGD hätte es wieder mal nötig. Sweet-and-Sour-Ginger-Gemüse mit Basmatireis Bitte wischen und aufnehmen! Ausserdem ist unsere restliche Route in Kirgisistan etwas genauer zu planen, denn wir müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein. Das hat mit dem weiteren Verlauf unserer Reise zu tun, und dafür tauschen wir Karten und Reiseführer von vergangen mit solchen von kommen­den Ländern aus, und diese befinden sich in den Tiefen des MGD. Zum Znacht wollen wir eigentlich ein Gemüsecurry machen, aber Isabella hat keine Lust schon wieder Teigwaren zu essen und macht deshalb aus dem Curry kurzerhand ein Sweet-and-Sour-Ginger-Gemüse wozu es natürlich Reis gibt. Immerhin Basmati Reis.

Montag, 10.10.2016 – Bishkek

Schattiger Mittelstreifen auf dem Erskindik Boulevard Heute weckt uns tatsächlich wieder einmal der Wecker. Der Grund dafür ist, dass wir am Vormittag zur Schweizer Botschaft wollen um die aus der Schweiz zugesandten zweiten Pässe mit den Visa von China, Pakistan und Indien abzuholen. Ala-Too Platz Nach nur einem Kaffee und einem Teller Crisps machen wir uns auf die Socken und gehen die knapp fünf Kilometer zur Botschaft zu Fuss. Im vornehmen Bürogebäude, in dem auch die britische Botschaft untergebracht ist, herrscht kein grosser Andrang und wir bekommen das Couvert schnell und unkompliziert ausgehändigt. Daraufhin spazieren wir ins Zentrum von Bishkek, zum Ala-Too Platz. Hier weht, so wie in Dushanbe, eine grosse Nationalflagge an einem riesigen Fahnenmast, wenn auch nicht so gigantoman wie in der tadschikischen Hauptstadt. Die andere Seite des Ala-Too Platzes Nach rund eineinhalb Stunden Fussmarsch und dem eher knappen Frühstück haben wir Hunger und essen in einem netten Restaurant Plov, das zentralasiatische Traditionsgericht, das es eigentlich nur zu Mittag gibt. Thomas sucht im Reiseführer nach einem Restaurant Im Restaurant werden wir von einem deutschen Paar, Iris und Hilmar, angesprochen, denn sie vermuten, dass wir die Besitzer des Fahrzeugs im Tunduk Hostel sind, an dem sie heute Vormittag eine Visitenkarte zwecks Kontaktaufnahme hinterlassen haben. Sie möchten mit ihrem Mercedes-Kurzhauber gerne unseren Platz übernehmen und deshalb wissen, wie lange wir dort zu bleiben gedenken. Das wissen wir selber auch noch nicht so genau und so versprechen wir ihnen ein SMS zu senden. Sehen fein aus die Koteletts, haben es aber trotzdem nicht in den Rucksack geschafft Nach dem Essen machen wir uns langsam wieder auf den Heimweg und nehmen erst mal ein Taxi zum Vefa Shopping Center. Von da geht’s zu Fuss und mit dem Trolleybus weiter heimwärts und der Rucksack und eine Tasche werden immer voller mit Einkäufen. Die Einkäufe laden wir im Tunduk ab und machen noch eine Ehrenrunde zu dem Beta Store. Nur die Schwarzwald Bäckerei, die auch noch in der Nähe sein sollte, finden wir nicht. Sie scheint in eine andere Ecke der Stadt gezogen zu sein. Zurück bei Obelix sind wir rechtschaffen müde und machen uns bald daran, das Nachtessen zu kochen. Wir haben es einfach, denn vorgestern sind aus einem Teil des Hackfleisches noch Tätschli entstanden, die wir nun nur noch in der Pfeffersauce wärmen müssen. Mit Rotwein haben wir keine Sorgen mehr, denn hier in Bishkek findet man eine schöne Auswahl von vor allem südamerikanischen Weinen, die zuverlässig geniessbar sind.

Dienstag, 11.10.2016 – Bishkek

Es gibt noch so viel zu tun, dass wir heute noch hier bleiben. Erst am späten Nachmittag gönnen wir uns ein Feierabend-Bier, solange die Sonne, die heute wieder äusserst angenehme Temperaturen bewirkt, noch nicht hinter den Mauern des Grundstücks verschwunden ist. Dann gibt’s noch ein Nasi und schon ist es Zeit schlafen zu gehen.

Mittwoch, 12.10.2016 – Balykchy

Haus am Weg nach Burana in der Nähe von Tokmok So, aber heute geht’s zur Freude von Thomas wieder einige Kilometer weiter. Da in der engen Quartierstrasse ab und zu ein kleiner Lastwagen parkiert ist, der die Ausfahrt aus dem Hof des Tunduk erschwert, schauen wir, dass wir zeitig wegkommen. Das Kirgisische Ala-Too Gebirge vom breiten Tal des Chui bei Tokmok aus gesehen Das wäre bei uns dann so etwa viertel nach zehn Uhr. Zuerst machen wir in Bishkek noch ein, zwei Einkäufe für uns und Obelix, dann aber geht es ostwärts Richtung Issyk-Köl See, dem zweitgrössten alpinen See auf dieser Welt. Rechterhand grüssen die verschneiten, gut viertausend Meter hohen Gipfel des Ala-Too Gebirges, links gähnt zu Beginn noch die Leere der kasachischen Steppe. Freilufttheaterproben beim Burana Turm, der eigentlich ein Minarett war Nach rund sechzig Kilometern machen wir einen Abstecher nach Burana. Hier steht als einziges Relikt der einst grossen und wichtigen Stadt Balasagun ein einziges Minarett, und auch das ist nur noch halb so hoch wie in seinen besten Jahren. Wohnblock in Tokmok Es sind gerade Proben für eine Aufführung zugange, die wahrscheinlich das tausendjährige Jubiläum der einstigen Stadt feiern sollen. Dabei könnte man gerade so gut die fünfhundertjährige Nichtmehrexistenz begehen. Uns herrscht hier zu viel Betrieb und wir verschieben unsere anschliessend geplante Kaffeepause um einige Kilometer. Auf dem weiteren Weg zum See fahren wir schliesslich durch die Boom Schlucht, durch die der Chui fliesst. Strasse, Bahn und der Chui führen durch die Boom Schlucht Nicht zum ersten Mal sehen wir einen Fluss, der unnatürlich viel Wasser führt. Denn der Chui fliesst nicht etwa aus dem abflusslosen Issyk-Köl, wie man automatisch annehmen würde, sondern aus den Bergen südwestlich davon und passiert dabei einen Stausee. Ein erster Blick auf den Issyk-Köl In Balykchy sehen wir den dunklen See, der etwa zehn Mal so gross wie der Bodensee ist, und den wir in den nächsten Tagen umrunden wollen, zum ersten Mal. Ausgangs des langen, irgendwie unwirklichen Ortes mit vielen Industrieruinen fahren wir an den Strand und stellen uns mit Blick auf die Berge ennet dem See hin. Auf 1’600m Meereshöhe ist es nicht mehr allzu verlockend, draussen noch ein Bier zu trinken und die Aussicht können wir auch nicht allzu lange geniessen, denn es wird schon bald dunkel. Zeit um ein feines Pilz-Risotto zu kochen und einen ebenso feinen, wenn auch chilenischen Merlot dazu zu trinken.

Donnerstag, 13.10.2016 – Cholpon-Ata

Obelix auf dem herrlich ruhigen Übernachtungsplatz Wie herrlich ruhig diese Nacht doch war. Sogar der See hat mitgemacht und die Wellen ganz klein werden lassen. Einer der vielen Alleen entlang des Sees Da wir auf dem Weg ans gut zweihundert Kilometer entfernte östliche Ende des Sees noch einen Nightstop einlegen wollen, können wir es gemütlich nehmen. Darum sichten wir während des ersten Kaffees ein paar hundert Bilder aus Tadschikistan. Nach dem Frühstück sehen wir uns noch etwas am Strand um und finden das Wasser zwar nicht mehr gerade handwarm, aber immerhin wärmer als wir es für diese Jahreszeit angenommen hätten. Unterwegs kurz vor Tamchy Dann fahren wir gemütlich mit knapp fünfzig Kaämha dem See entlang, die Strasse lässt für Obelix auch nicht viel mehr zu. Noch ein feines Kirgisenbrot Das geht so bis zum internationalen Flughafen bei Tamchy, ab dort wird an einem neuen Belag gearbeitet, den wir bis Cholpon-Ata teilweise auch bereits benützen dürfen. In Cholpon-Ata fahren wir zum lokalen Yacht Club, denn uns interessiert, wie wir uns so eine Clubanlage in einem Land wie Kirgisistan vorstellen müssen. Tatsächlich stehen an einigen Stegen neben einigen schlanken Ausflugsboten auch ein paar Motor- und Segelyachten, die nach gepflegten Zweithandbooten aussehen. Der Yachthafen Die ganze Anlage macht einen sorgfältig angelegten und ebenso gepflegten Eindruck. Pizza selbstgemacht schmeckt einfach am Besten Ausserdem sind wir von der Klarheit des Wassers im kleinen, natürlichen Hafen überrascht. Wir fragen kurzentschlossen, ob wir auf dem Yacht Club Gelände übernachten dürfen, was uns ohne Zögern erlaubt wird. Wir geniessen es, einmal zeitig angekommen zu sein und so mögen wir in der Küche auch etwas Aufwändigeres anstellen. Eine Pizza soll es heute werden und wir sind mit dem üppigen Resultat aus dem Backofen ganz zufrieden.

Freitag, 14.10.2016 – Karakol

Issyk-Köl bei Bosteri kurz nach der Abfahrt Die Wetterprognose hat für die Nacht eine Wetterverschlechterung vorausgesagt und so beginnt es am frühen Morgen tatsächlich zu regnen. Da können wir doch gleich wieder ein paar Bilder unseres letzten Reiselandes sichten, denn wir haben auch heute keine grosse Etappe geplant. Es herbstelet am Issyk-Köl Als wir kurz nach Mittag den Hafen verlassen ist im Westen schon ein grosses, blaues Loch im Wolkenhimmel sichtbar. Wir scheinen aber schneller als das Wetter zu sein, denn wir holen den Regen ein, womit Obelix wieder ganz schön schmutzig wird. Damit wir doch noch etwas mehr von der Geographie mit dem See und den umliegenden Bergen mitkriegen legen wir einen Kaffeestopp ein, bis uns der blaue Himmel doch noch einholt. Regennasse Strasse in Grigoryevka Jetzt können wir die frisch verzuckerten Hügel sehen, und es sieht fast so aus, wie wenn der Schnee auf der anderen Seite des Sees das Ufer erreicht. Herbststimmung am Issyk-Köl Als wir weiterfahren haben wir eine dank dem Licht beinahe dramatische Herbststimmung mit tollen Farben, die nicht zuletzt von den unendlichen Reihen von Pappeln am Strassenrand stammt. Der Schnee kommt nun auch auf unserer Seite immer weiter herunter, bis wir schliesslich an frischen Schneeflecken vorbeifahren. Am östlichen Ende des Issyk-Köl liegt als grösster Ort die Stadt Karakol und an dessen Stadtrand steht ein kleiner Tanklastwagen mit “Propan“ angeschrieben. Der frische Schnee nähert sich Wir versuchen unser Glück und können tatsächlich unsere leere Gasflasche auffüllen. Damit ist Isabella endlich die Sorge los, eines Tages nicht einmal mehr einen Kaffee kochen zu können. Mobile Gastankstelle In Karakol fahren wir aufgrund eines Tipps im Internet das Riverside Guesthouse an. Der Betreiber ist ein junger Holländer mit seiner kirgisischen Frau und er kommt gleich auf die Strasse gesprungen, denn er hat uns von der Küche aus zufahren gesehen. In seinem Hof hat es wesentlich mehr Platz als in Bishkek um uns hinzustellen; Strom kriegen wir auch und fliessendes Wasser, abgesehen vom Fluss, ist auch nicht weit. Wir sind ganz zufrieden und beschenken uns, respektive Isabella tut es, mit einem extrem gelungenen Gemüsecurry. Das verdient sogar einen Glenfiddich als Tagesabschluss.

Samstag, 15.10.2016 – Karakol

Um halb acht Uhr beginnt unsere Heizung zu röhren und dreiviertel Stunden später, als wir auf­stehen, können wir trotz negativer Aussentemperatur unseren Kaffee im warmen Häuschen geniessen. Frühstück gibt’s im Guesthouse, zu dem wir gleich eine erste Ladung an Wäsche mit­bringen. Draussen ist dank der Sonne die Temperatur inzwischen über den Nullpunkt geklettert, aber es ist trotzdem ziemlich ungewohnt, die Wäsche zwischen Überresten des Schnees von gestern aufzuhängen. Obelix im Riverside Guesthouse Die hat jetzt den ganzen Tag Zeit trocken zu werden und wir können uns anderen Dingen zuwenden, zum Beispiel den Kühlschrank wieder einmal abtauen oder das Fahrer­haus endlich mal etwas zu entstauben. Mit den letzten Sonnen­strahlen gönnen wir uns noch ein Bier an der langsam wieder frischer werdenden Luft und räumen dann noch den Rest der Wäsche in Kästen und Schubladen. Das, zusammen mit anderen Dingen des täglichen Essens, die umgeräumt werden, dauert dann aber doch etwas und wir machen uns deshalb einfach eine kalte Platte zum Znacht. Der Käse ist zumindest recht würzig, und die Schnittwürste sind schlicht sehr gut. Da wir morgen wieder einmal etwas früher aufstehen müssen, schaffen wir es sogar vor Mitternacht ins Bett.

Sonntag, 16.10.2016 – Karakol

Karakol Viehmarkt Kirgisische Sättel Am Sonntag ist in Karakol Viehmarkt und der beginnt bei Tagesanbruch. André vom Guesthouse hat uns auf sieben Uhr ein Taxi bestellt, was nichts anderes heisst, als dass wir um sechs Uhr aufstehen müssen. Vor Sonnenaufgang ist es noch sehr frisch und wir sind bald froh, dass wir lange Unterwäsche angezogen haben. Das Taxi spuckt uns nach schneller Fahrt am Rande des Getümmels aus und wir stürzen uns zwischen Viecher und Menschen. Wir merken rasch, dass im grossen Viereck nach Tierarten gesondert gehandelt wird. Rundherum steht eine Vielzahl von Fahrzeugen, mit denen die Tiere mehr oder weniger tiergerecht transportiert werden. Älterer Herr in Nadelstreifenhose spricht zu seinem neu erworbenen Pferd Überblick über den Markt Wir ziehen zuerst bei den Schafen und Ziegen vorbei, wo Verkäufer meist mit bis zu einem halben Dutzend Tieren, die sie an Leinen halten, stehen. Die Kühe sind fast wie bei uns früher an langen Geländern angebunden und hier müssen wir am meisten aufpassen, dass wir im Gedränge nicht zu sehr mit dem nicht immer stubenreinen Vieh in Berührung kommen. So kämpfen wir uns zu den Pferden durch, wo es etwas mehr Platz zwischen den Verkäufern gibt. Hier müssen wir einfach noch auf Reiter aufpassen, die ab und zu durch die Reihen galoppieren. Kuhsch... an Männerjacke Am Rande des Platzes gibt es eine Vorrichtung für den Hufbeschlag und der anwesende Hufschmied kann sich über Arbeit nicht beklagen, obwohl die meisten Pferde auf dem Markt nicht beschlagen sind. Transport Tuk-Tuk transportiert ein Rind ab Den einen oder anderen Handel können wir hautnah mitverfolgen und es ist auch interessant zu sehen, wie meist professionelle Käufer die eher von Kleinbauern angebotenen Tiere mit den Händen mustern. Nach eineinhalb Stunden haben wir genug gesehen und verschieben uns immer noch einigermassen sauber zu Fuss Richtung Stadtzentrum. Auf dem Weg liegt die Moschee der Dungan, die eher einem buddhistischen Tempel gleicht. Der Besitzer dieses Moskwitsch legt der Farbe nach zu beurteilen keinen Wert auf einen Wiederverkauf Das ist auch kein Wunder, denn die Dungan sind ethnische Chinesen muslimischen Glaubens. Der nächste Sakralbau ist die russisch-orthodoxe Kathedrale, die, wie schon die Moschee, ganz aus Holz gebaut ist. Dungan Moschee Als wir uns die Kirche anschauen ist gerade der Sonntags­gottesdienst im Gang und ein schöner Chor begleitet die Messe ohne Unterbruch. Erstaunt sind wir über das ständige Kommen und Gehen, vielleicht gibt es deshalb keine Bänke in der Kirche. Als wir schliesslich bei Obelix sind, müssen wir ihn erst mal umparkieren, denn André erwartet sieben Tonnen Kohle, die gleich geliefert werden. Russisch-orthodoxe Kathedrale der Heiligen Dreieinigkeit in Karakol So ist es dann schon früher Nachmittag, bis wir endlich etwas Substanzielles zwischen die Zähne kriegen, nämlich eine Kröte im Loch, oder wie das jetzt schon wieder heisst. Im Zusammen­hang mit unserer Weiterreise gibt es noch etwas Aufregung und einige E-Mails fliegen hin und her, denn ein Mitglied unserer Reisegruppe durch China steckt noch in Tiflis. André und seine sieben Tonnen Kohle für den Winter Er will in sieben Tagen 4’500km hinter sich bringen um zu uns zu stossen und das sorgt für gewisse Sorgen bei uns anderen. Wie auch immer, auch heute trinken wir noch ein Bier draussen und diesmal haben wir sogar einen feinen Avocado Dip dazu. Und wenn wir schon beim Essen sind: Nach der Dusche machen wir endlich wieder einmal Spaghetti Bolo. Im Keller ist noch mindestens eine Büchse Hero Sugo, etwas, das vor der Zeit unserer hausgemachten Saucen öfters unsere Spaghetti begleitete.

Montag, 17.10.2016 – Jeti Oguz

Die Landschaft ausgangs Karakol Entgegen aller Prognosen begrüsst uns der Tag mit vielen Grau­tönen, aber immerhin bleibt es trocken. Wir frühstücken heute wieder im Guesthouse und plaudern dabei mit Priska und Oliver, zwei Schweizern, die auf einer halbjährigen Weltreise sind. Das Strässchen ins Jeti Oguz Tal Bei André erkundigen wir uns nach einer Reparaturwerkstatt für Lastwagen, denn Obelix verliert an der Kupplung ziemlich Luft und wir wollen das wenn möglich beheben lassen. Als ehemaliger Kranlastwagenfahrer will er sich die Sache aber mal selber ansehen und nach ein paar Anläufen kann er das Leck am Anschluss des Versorgungs­schlauchs mittels Dichtungsband auch zumindest provisorisch abdichten. So können wir uns mit einer Sorge weniger vom angeneh­men und sympathischen Riverside Guesthouse verabschieden. Dieses Tier am Fluss ist wahrscheinlich doch ein Hund Zuerst fahren wir nochmals ins Stadtzentrum um noch etwas einzukaufen, setzen anschliessend Kurs West um die Umrundung des Issyk-Köl auf der Südseite fortzusetzten. Die steinige, steile Piste Schon bald biegen wir aber in das Seitental von Jeti Oguz ab, denn hier gibt es eine Fels­formation aus rotem Sandstein zu bewundern und von Iris und Hilmar, die wir in Bishkek getroffen hatten, haben wir einen Tipp für einen Stellplatz bekommen. Im Tal, in der Nähe des Gebrochenen Herzens, schleicht sich dem Fluss entlang ein Tier, von dem wir nicht wissen, ob es nun ein Wolf, oder schlicht ein Hund ist. Herrlicher Übernachtungsplatz über Jeti Oguz Der angesprochene Stellplatz liegt auf einem Rücken über dem sogenannten “Kurort“, einem Sanatorium aus Sovietzeiten mit einem halben Dorf rundherum. Schafe weiden in der Umgebung Wir lassen Obelix eine steinige, steile Piste hinaufklettern und stellen uns dann auf eine Alpwiese mit herrlichem Blick auf die sieben Bullen, was “Jeti Oguz“ übersetzt heissen soll. Auch heute stellen wir die Campingstühle auf und genehmigen uns ein Bier, aber die Sonne macht sich rasch rar und wir müssen zuerst noch die Faserpelzjacken montieren, bevor wir dann gern in unser Haus hinein zügeln. Am Abend gibt es dann wiederum entgegen aller Prognosen noch einige Tropfen Regen. Wir hoffen, dass es nicht richtig nass wird, denn oben auf dem Rücken ist die Piste nicht steinig, sondern aus Erde und könnte sonst morgen noch etwas rutschig werden.

Dienstag, 18.10.2016 – Akterek

Obelix auf der Alpweide Wie erwartet, oder zum Glück, je nach Betrachtungsweise, hat es in der Nacht nicht weiter gefeuchtet, womit wir uns keine Sorgen wegen einer Rutschpartie machen müssen. Die Roten Sandfelsen von Jeti Oguz Wir nehmen es gemütlich und machen nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang auf der Alpweide rund um Obelix. Dabei sehen wir schön auf den “Kurort“ hinunter und in den Büschen verstecken sich auch ein paar Vögel. Obwohl Kirgisistan von der Geographie her allgemein als Schweiz Zentralasiens gehandelt wird haben wir hier zum ersten Mal im Land das Gefühl, wir könnten gerade so gut in der Schweiz sein. Es wäre eigentlich schön, noch etwas hier oben zu bleiben, aber leider haben wir keinen Handy-Empfang, womit wir auch keine E-Mails lesen können. Ein Flüsschen das in der Nähe von Kyzyl-Suu in den Issyk-Köl fliesst Dabei tut sich in Bezug auf unsere Weiterreise gerade Entscheidendes und wir müssen unbedingt auf dem Laufenden bleiben, was nichts anderes heisst, als dass wir wieder an die Hauptstrasse hinunter müssen. Tatsächlich fahren wir dort schon bald an die Seite, machen einen Kaffeestopp und setzen mit dem Laptop eine E-Mail ab. Die Strasse entlang des Issyk-Köl Danach geht’s weiter dem See entlang, auch wenn die Strasse einige Kilometer vom Ufer entfernt verläuft. Auf der linken Seite begleiten uns die verschneiten Berggipfel des Terskey Ala-Too. Als wir wieder an den See stossen suchen wir uns einen Platz am Ufer, nach etwas weniger als siebzig Kilometern Fahrstrecke. Da heute wieder einmal ein 18. ist, lassen wir es uns ausnahmsweise etwas gut gehen. Das beginnt damit, dass wir draussen zu Chips und Avocado Dip einen Schluck Schaumwein trinken. Farbige Laubbäume am Issyk-Köl Da irgend ein Schlufi unser Datenpaket aufgefressen hat und wir weiterhin dringend E-Mails empfangen und versenden können müssen, macht Thomas notfallmässig noch einen Abendspaziergang in den nahen Ort, um unseren Kredit bei Beeline wieder aufzustocken. Obelix in der Abenddämmerung vor dem noch fast spiegelglatten Issyk-Köl Kaum ist er wieder zurück, beginnt es draussen zu blasen und der vorhin fast spiegel­glatte Issyk-Köl beginnt seine Wellen mit Meeresakkustik an den Strand zu rollen. Es sind die Vorboten einer neuen Schlechtwetterfront, die uns möglicherweise wieder Schnee bringen wird. Drinnen haben wir es aber noch recht gemütlich und der Wohlfühlabend geht mit Rindsmedaillons mit Kräuterbutter, Härdöpfelgratin, Broccoli und Blumenkohl mit gedämpfter Tomate weiter. Dazu gibt’s einen für einmal etwas teureren Shiraz aus Chile, der die Investition auf jeden Fall gelohnt hat. So nebenbei sind am Abend noch drei kleine Baguettes entstanden, die diesmal auch etwas mehr danach aussehen als letztes Mal. Der Beck hatte also Recht, als er den Misserfolg auf die ineffektive Trockenhefe schob.

Mittwoch, 19.10.2016 – Ottuk

Stürmischer Morgen mit einem aufgewühlten Issyk-Köl Ufer des Issyk-Köl mit kleinen Buchten Die ganze Nacht hindurch pfeift der Wind um Obelix. Gott sei Dank stehen wir genau im Wind, sodass uns Obelix nicht nonstop schaukelt. Am frühen Morgen beginnt es dann auch noch zu regnen, aber für Schnee ist es dann doch nicht kalt genug. Als wir einen Blick nach draussen riskieren sind die Hügel weiss gepudert, aber Wolken versperren noch den Blick in die Berge. Da die Wetterprognosen für die nächsten sieben Tage nicht viel Gutes versprechen machen wir eine Planänderung. Statt noch ins Barskoon Tal zu fahren und dort zu übernachten versuchen wir möglichst schnell Richtung chinesische Grenze zu kommen. Strasse und Berge bei Bokonbayevo Terskey Ala-Too Berge vom Kesken-Bel Pass aus Morgen soll der Tag noch schön sein und wir wollen das dazu nützen, den dreitausend Meter hohen Dolon Pass zu überqueren und Naryn, den letzten bedeutenden Ort rund hundertachtzig Kilometer vor dem Torugart Pass, zu erreichen. Für diese insgesamt dreihundert Kilometer lange Strecke haben wir also zwei Tage Zeit, womit wir heute auf das angekündigte, bessere Wetter warten können. Wir nützen die Wartezeit um ein paar hundert Fotos zu sichten und anschliessend unsere kühlen Bäuche mit schön wärmenden “Toad in a hole“ zu füllen. Ein Grey Shrike (Raubwürger) mit im Flug angelegten Flügeln Issyk-Köl bei Ottuk Der Himmel beginnt zwischen Schauern immer öfter aufzureissen, sodass wir sogar wunderbare Regenbogen bestaunen können. Um halb zwei Uhr fahren wir schliesslich los und tuckern gemütlich über die holprige Strasse weiter westwärts. Über dem Issyk-Köl ist der Himmel schon ziemlich blau, was den See noch blauer schimmern lässt. Überhaupt ist das herbstliche Farbenspiel von See, Bergen und Bäumen phänomenal und wir geniessen diese Fahrt in vollen Zügen. Auf dem gut zweitausend Meter hohen Kesken-Bel Pass, über den die Strasse einen Abstecher weg vom See macht, pausieren wir kurz und steigen zu Fuss noch etwas in die Höhe um eine möglichst gute Aussicht zu haben. Die Strasse bei Ottuk Schlafplatz gleich neben der kleinen Piste Mehr oder weniger am Ende des Sees bei Ottuk biegen wir noch einmal Richtung Seeufer ab. Da die Uferzone in dieser Ecke relativ sumpfig ist fahren wir aber nicht bis an den Strand, sondern stellen uns auf halbem Weg neben die kleine Piste. Es wird schon bald dunkel und kalt, für einmal Grund genug, auf des Feierabend­bier zu verzichten. Stattdessen gibt’s heute ein Fondue, das heizt unsere Stube auch ein bisschen. Die gestern gebackenen, kleinen Baguettes stehen ja schon bereit.

Donnerstag, 20.10.2016 – Naryn

Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, tiefblauer See Der Morgen glänzt mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, aber es ist kalt. Der Schnee auf den umliegenden Bergen hat sich schon ziemlich weit hinauf zurückgezogen, sodass einer erfolgreichen Überquerung des Dolon Passes nichts im Wege stehen sollte. Pappeln ganz in der Nähe unseres Schlafplatzes Kurz nachdem wir zurück auf der Strasse sind biegen wir auf eine Abkürzung ein, die uns gegenüber der Hauptroute rund fünfundzwanzig Kilometer Strecke ersparen sollte. Hier säumen noch keine Pappeln den Weg, sodass Isabella mit der Kamera für einmal freie Schussbahn hat. Auf dem Weg nach Kochkor fahren wir am Orto-Tokoy Stausee vorbei, der auch schon mehr Wasser gesehen hat. Entlang der Abkürzung steht eine einzige Pappel Kurz nach dem See biegt die Strasse von Bishkek her auf unsere Route ein und bringt einen wunderbar glatten Strassenbelag mit. So sind wir mit Obelix mit etwas über sechzig Stundenkilometern unterwegs und werden schon bald von der Polizei angehalten. Der unverbaute Oberlauf des Chui Thomas schwant, dass er eine Fünfzigertafel gesehen hat und das wäre dann auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit gewesen. Diesmal lässt sich mit dem GPS-Log kein Staat machen, aber Thomas will wieder die Geschwindigkeits­tafel ansehen gehen. Nach gut zwei Kilometern findet er sie, es ist die letzte Tafel nach der Bishkek-Kreuzung. Das ist natürlich völlig sinnlos, denn die Strasse ist super ausgebaut, hat keine engen Kurven und niemand wohnt hier oder ist zu Fuss unterwegs. Weidende Pferde und Berge bei Kochkor Die Beschränkung dient also einzig und allein der Polizei um die Leute abzuzocken. Während Thomas unterwegs ist, zieht die Polizei nach etwa zehn Minuten ab, denn mit Obelix so auffällig am Strassen­rand lässt sich kein Geld mehr machen. Einige Häuser von Kochkor von der Umfahrungsstrasse aus gesehen Isabella versucht Thomas mit unserem Posthorn zurück­zurufen, aber der hört es nicht. Als Thomas nach langen dreiviertel Stunden wieder zurück ist hat sie sich schon lange Sorgen gemacht und ist froh, dass er nicht gekidnappt wurde. Immerhin hat sich der Fussmarsch wenigstens finanziell gelohnt und wir fahren weiter nach Kochkor, das wir auf der Umfahrungsstrasse gleich rechts liegen lassen. Zwei Golden Eagle (Steinadler) im Formationsflug Auch die Abzweigung zum Song-Kul, einer der Hauptattraktionen Kirgisistans, lassen wir aus. Erstens wegen des Wetters und zweitens weil, wie André in Karakol uns gesagt hat, dort oben auf dreitausend Metern niemand mehr ist und alle Jurten schon abgebaut wurden. Auf der Nordseite des Dolon Passes Den Dolon Pass überqueren wir problemlos, die Strasse ist auch hervorragend ausgebaut. Allerdings ist es auf der Südseite bereits bewölkt und je näher wir Naryn kommen, desto mehr sieht es nach Schnee aus. In Naryn suchen wir die Polizeizentrale um abzuklären, ob wir ein sogenanntes Border-Permit benötigen, um an die Grenze auf dem Torugart Pass fahren zu können. Eisbildung in einem kleinen Fluss Da keiner der Beamten Englisch spricht, dauert es fast eineinhalb Stunden, bis aus einem Beinahe-Verhör eine Antwort zur ursprünglichen, einfachen Frage resultiert: Es sollte ohne gehen. Während dieser Zeit beginnt es leicht zu schneien, wir erleben also unseren ersten Wintertag in diesem Jahr. Zufahrt von Süden nach Naryn Es beginnt schon zu dämmern als wir noch den Basar ansteuern, aber die meisten Händlerinnen haben bereits zusammengeräumt und wir kaufen nur einige Zwiebeln und Bananen. Bereits im Dunkeln fahren wir zum Celestial Mountain Guesthouse, wo wir uns auch hinstellen können. Nach einer schön warmen Dusche machen wir uns noch ein schön warmes Pilzrisotto in unserer schön warmen Wohnung. Draussen sind die Autos schon mit zwei Zentimeter Schnee bedeckt und bis morgen könnte noch etwas dazukommen.

Freitag, 21.10.2016 – Naryn

Unser Platz im Celestial Mountain Guesthouse Heute beginnt hier unsere Wartezeit, um am nächsten Dienstag möglichst sicher auf dem nur noch knapp zweihundert Kilometer entfernten Torugart Pass zu sein. Langweilig wird es uns nicht, denn unsere Homepage gibt immer Arbeit. Am Vormittag klopft es an unsere Tür. Es sind Priska und Oliver, die wir in Karakol getroffen hatten und die jetzt auch hier sind. Am frühen, respektive späten Nachmittag treffen unsere Reisegespanen durch China hier ein, ohne dass wir konkret abgemacht hätten. Mia und Brecht mit ihrem VW-Bus und Danielle und Richard mit ihrem Landy. Wir tauschen uns etwas mit ihnen aus, dann aber macht jeder wieder sein eigenes Ding. Eigentlich wollen wir am Montag zusammen noch die Karawanserei von Tash Rabat anschauen aber da müssen wir erstmal abwarten, was Petrus dazu sagt, denn der Ort liegt auf dreitausend Metern Höhe. In unserem Kühlschrank befindet sich noch etwas Gemüse, genau richtig für ein Gemüsecurry. Heute gibt es eine besonders luxuriöse Ausgabe mit vier verschiedenen Gemüsen, Cashew-Nüssen und einer Banane.

Samstag, 22.10.2016 – Naryn

Der Landy von Danielle und Richard, und der VW-Bus von Mia und Brecht In der Nacht schreckt Isabella plötzlich auf, denn es tropft ihr auf den Kopf. Es ist wohl nicht so, dass unser MGD jetzt undicht wäre, aber Schwitzwasser hat sich an der Dachluke angesammelt und ist abgetropft. Es ist wirklich winterlich geworden, denn draussen ist wieder alles weiss. Mit Schneematsch bedeckte Fussgängerbrücke auf dem Weg in die Stadt Kurz vor Mittag spazieren wir in die Stadt um uns bei der Polizei den Kontakt zum federführenden Beamten von vorgestern geben zu lassen. Dann geht’s weiter zum Basar, wo wir zuerst zwei feine Samsas ver­drücken, bevor wir noch etwas einkaufen und zurück zu Obelix spazieren. Nach einem wärmenden Tee gibt’s draussen noch zu tun, wenn auch im Schärmen von Obelix. Markt in Naryn Für die bevorstehende Tour über ein paar Dreitausenderpässe und angesichts der Wettervorhersage nehmen wir vorsichtshalber einmal die Schneeketten aus einem Kasten der unter dem MGD hängt und versorgen sie etwas griffbereiter. Und wenn Thomas schon mal unter dem Fahrzeug liegt fotografiert er für die MAN-Vertretung in Pakistan noch das Identifikationsschild des Getriebes, das wir dort eventuell überholen lassen wollen. Fast ein bisschen Weihnachtsstimmung: Obelix vor einem von Laternen beleuchteten Tannenbaum mit Schnee Am Abend kocht unser Grüppchen in der Küche des Guesthouses sein Nachtessen, wobei wir uns der Einfachheit halber für eine schnelle Knorr Gerstensuppe entscheiden. Beim Essen haben wir Gelegen­heit, mit den anderen ein erstes Mal etwas auf Tuchfühlung zu gehen. Beide Paare wollen bis nach Indien fahren und von dort wieder nach Hause verschiffen. Mia und Brecht mussten von Europa hierher etwas Gas geben, denn sie sind erst anfangs August auf­gebrochen, während Danielle und Richard bereits eine Runde über Russland und die Mongolei gedreht haben. Morgen werden sich unsere Wege nochmals trennen, um uns dann am Montag­abend am äusseren Checkpoint des kirgisischen Zolls wieder zu treffen.

Sonntag, 23.10.2016 – Ak-Beyt

Strasse in Naryn Die perfekte Strasse kurz vor dem Kyzyl-Bel Pass Auch heute Morgen liegt wieder etwas Schnee auf den Autos, aber diesmal lacht bereits die Sonne vom Himmel als wir aufstehen. Die Prognose besagt für heute heiteres Wetter und die Sonne lässt den Schnee hier auf zweitausend Metern schon bald schmelzen. Die anderen zwei Fahrzeuge unserer Gruppe verlassen das Guesthouse vor uns, denn wir haben es wie fast immer nicht eilig. Beim Basar versuchen wir noch einige unserer vorigen Som in chinesische Yuan umzutauschen, aber das Vorhaben misslingt, darum tauschen wir sie halt gegen die globale Währung Diesel. Reiter auf dem Kyzyl-Bel Pass Das kirgisische Matterhorn? Von Naryn aus steigt die perfekte, und für uns besonders erfreulich, trockene Strasse sofort in einem Tal in die Höhe und nach kurzer Zeit über­queren wir den gut 2’600m hohen Kyzyl-Bel Pass, um dann sanft in das Hochtal, in dem At-Bashy liegt, abzusinken. Wir fahren weiter südwestwärts diesem Hochtal entlang, das beidseits von Bergen eingefasst ist. Die Strasse verläuft fast schnurgerade und steigt gleichzeitig ziemlich stark an, bis wir auf 2’800m die Abzweigung zur Karawanserei in Tash Rabat erreichen. Dies ist unser Tagesziel, denn wir wollen hier abwarten, wie die Wetter- und Strassen­situation morgen aussieht bevor wir weitergehende Pläne schmieden. Geschecktes, junges Pferd Neben der Piste nach Tash Rabat finden wir einen schönen Kiesplatz auf den wir uns hinstellen. Die Sonnen scheint auf die At-Bashy Berge bis zum Untergang Die Sonne scheint bis zu ihrem Untergang und von uns aus könnte sie morgen auf der anderen Seite ruhig wieder erscheinen. Wir starten schon bald unsere Heizung, denn erstens ist es hier schon ganz schön kühl und zweitens sind in der Nacht kräftige Minustemperaturen zu erwarten. Für die klimatische Landesverteidigung rüstet uns Isabella mit rustikalen Käsetoasts aus, mit denen wir die Kälte aussen vor halten.

Montag, 24.10.2016 – Ak-Beyt Pass

Am Morgen taucht die Sonne hinter den At-Bashy Bergen wieder auf Die hervorragende Piste nach Tash Rabat, bevor sie ins Seitental eintaucht In der Nacht lassen wir per Timer zweimal die Heizung für zwei Stunden laufen, damit uns unser MGD nicht einfriert. Am Morgen haben wir trotzdem nur noch etwa zwölf Grad in der Wohnung und wir stellen die Heizung natürlich sofort wieder an, bevor wir aus dem Bett kriechen. Nach einem Blick aus dem Fenster macht sich erst einmal Erleichterung breit, denn die Sonne steigt tatsächlich über den Horizont und es hat nur einen Hauch von Schnee gegeben. Damit steht einem Besuch der Karawanserei von Tash Rabat nichts mehr im Weg. Wir nehmen es aber auch heute erst mal gemütlich, denn wir haben so oder so keine weite Strecke vor uns. Yaks, das zentralasiatische Bergvieh Also erst mal Kaffee auf den Tisch und ein paar Bilder aus Tadschikistan anschauen. Jurten und Haus bei Tash Rabat Etwas nach zwölf Uhr fahren wir dann los, nachdem Obelix nach der kalten Nacht klaglos seinen Motor startet. Einzig etwas weisser Rauch zu Beginn könnte darauf hindeuten, dass der Diesel vielleicht doch nicht hochkarätig winterfest ist. Die Piste nach Tash Rabat ist hervor­ragend hergerichtet, einzig zu Beginn stört etwas Wellblech, aber wir sind schneller unterwegs als wir es auf einigen Teerabschnitten entlang des Issyk-Köl waren. Kurz vor der Karawanserei weidet gleich neben der Piste eine Herde von Yaks. Das Innere der Karawanserei von Tash Rabat So nahe und in grosser Zahl haben wir diese für das zentralasiatische Hochland so typischen Viecher bisher noch nicht gesehen. Tash Rabat Karawanserei In Tash Rabat treffen wir auf Mia und Brecht, die hier in ihrem alten VW-Bus übernachtet haben. Eigentlich wollten sie auf eine längere Wanderung gehen, aber als ihr Fahrzeug am Morgen nicht ansprang mussten sie sich erst einmal darum kümmern. Wir schauen uns die Karawanserei aus dem Mittelalter an, die innen wesentlich heller als zum Beispiel die Karawanserei am Selim Pass in Armenien ist. An der zentralen Kuppel sieht man sogar, dass die heute rohe Steinstruktur Stukkaturverzierungen gehabt haben muss. Bearded Vulture (Bartgeier) Etwas später treffen dann auch noch Danielle und Richard mit ihrem Land Rover ein und ein zweites Mal treffen wir uns alle, ohne uns verabredet zu haben. Schneefall auf der Strasse nach Ak-Beyt Nach einer Weile ziehen wir dann weiter zu unserem abgemachten Treffpunkt “Outer Border Checkpoint“. Als wir aus dem Seitental in dem Tash Rabat liegt wieder in das weite Hochtal kommen, in der die Strasse zum Torugart verläuft, erwarten uns graue Wolken aus denen es bereits schneit. Wir scheinen aber dem schlechten Wetter davonzufahren, denn vor uns im Südwesten ist es noch heller und wir können bei der Fahrt über den Ak-Beyt Pass sogar wieder etwas Sonne geniessen. Gleich nach dem Pass sehen wir abseits der Strasse den Land Rover stehen und da Richard und Danielle bereits ein Lagerfeuer gestartet haben gehen wir davon aus, dass dies unser Platz für die Nacht auf gut 3’200m Höhe sein wird, wenige Kilometer vor dem Checkpoint. Blick in die Berge dank besserem Wetter am Ak-Beyt Pass Thomas, Brecht, Danielle und Richard am wenig wärmenden Kohlefeuer Etwas später kommen auch Mia und Brecht dazu und wir sind komplett. Wir stehen bis zum Eindunkeln am wegen des Windes nur wenig wärmenden Kohlefeuer und plaudern etwas über dies und das. Dann sind wir aber froh, uns in unser geschütztes MGD verkriechen zu können, wo es noch gebratene Kartoffeln mit Speck und einen Tomatensalat gibt, bevor wir heute wesentlich früher als sonst zu Bett gehen. Morgen wird es schliesslich auf jeden Fall ein langer und, je nach Wetter und Laune der vielen involvierten Beamten, spannender Tag werden.

Dienstag, 25.10.2016 – Kashgar (China)

Richard versucht unter dem Landy liegend den Diesel zu erwärmen Unser Schlafplatz knapp unterhalb des Ak-Beyt Passes auf der Moving Map Als wir einmal in der Nacht nach draussen schauen ist es sternenklar und dem entsprechend kalt. Darum lassen wir die Heizung auch die ganze Nacht durchlaufen. Am Morgen schneit es dann leicht, aber die befürchtete Menge an Neuschnee hat es nicht gegeben. Wir sehen und hören, dass Brecht den VW-Bus zum Laufen gebracht hat, aber bei Richards Land Rover sieht es nicht so gut aus. Er versucht dann mit unserem Föhn den Diesel zu wärmen, aber es nützt alles nichts. Um neun Uhr beschliessen wir ihn über den Torugart Pass zu schleppen, damit wir den Grenzübertritt nicht doch noch vermasseln. Der Landy wird von Obelix geschleppt Schnee auf der Strasse zum kirgisischen Grenzposten am Torugart Pass Am äusseren Checkpoint sind wir schnell durch, ein Border Permit braucht es also tatsächlich nicht. Zum Glück ist die Strasse bis zum kirgisischen Grenzposten meistens schneefrei und wir kommen mit Richard und Danielle im Schlepp schneller voran als befürchtet. So schaffen wir noch vor dem Mittag ohne irgendwelche Probleme die Ausreise aus Kirgisistan. Bis zur Passhöhe auf 3’765m sind es noch 6 km, aber als wir am Mittag dort ankommen haben die Chinesen das Grenztor bereits geschlossen.

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