Iran

Dienstag, 19.07.2016 – Tabriz

Im Schritttempo geht’s auf der Grenzbrücke über den Fluss und Isabella drapiert ihr Tuch um den Kopf, wie es im Iran die Vorschrift ist. Um es kurz zu machen: Die Einreise in den Iran verläuft ganz problemlos, auch wenn sie fast eineinhalb Stunden dauert. Unterwegs im Aras Tal Hier ist das Aras Tal schon breiter Auch hier verplempern wir die meiste Zeit mit der Einfuhr von Obelix, obwohl das für den Iran benötigte Carnet de Passages eigentlich in fünf Minuten ausgefüllt sein könnte. Vielleicht weil Isabella den Beamten mit “welcome to my home“ begrüsst, schaut er nur kurz vom Eingang her ins Fahrzeug, und auch die Aussenkontrolle ist bei der Einreise oberflächlicher als bei der Ausfuhr aus Armenien. Wir hätten uns theoretisch mit der Vernichtung unserer alkoholischen Getränke gar nicht so ins Zeug legen müssen, aber sicher ist sicher. Rial Banknoten im Wert von Millionen Unsere Reise geht weiter durch das enge Aras Tal, jetzt einfach auf der Südseite, nach Jolfa, einer Zollfreizone an der Grenze zu Nachichevan. Unterwegs nach Tabriz Dort tanken wir erst mal etwas Diesel für siebzehn Rappen der Liter. Auch der Geldwechsel ist etwas speziell, denn für zweihundert US-Dollar werden wir gleich siebenfache Rial-Millionäre und wir kriegen einen Packen von hundert fünfzigtausender Noten. Jetzt aber nichts wie los nach Tabriz, wir haben durch die Zeitumstellung ja schon wieder eine halbe Stunde verloren. Und dort ist es vielleicht auch etwas weniger heiss als die fünfundvierzig Grad, die uns Obelix hier anzeigt. Moschee in Sufian Unterwegs müssen wir zwar schon bald bei einer Strassenkontrolle nochmals ein paar Stau­kästen öffnen, aber dann geht es auf sehr guten Strassen zügig in die Stadt. Tabriz aus der Ferne Ein Hotel bei dem wir uns hinstellen könnten finden wir nicht und ein erster Versuch für einen Stellplatz bei einem Aquapark, mit Wasser­rutsch­bahnen und allem, ist erfolglos: Nur für Männer! Darum fahren wir zum Elgoli Park, von dem wir wissen, dass wir auf dem dortigen Parkplatz übernachten können. Es sind einige Familien, die sich schon im Park auf ausgelegten Matten zum Picknick niedergelassen haben, aber auf dem Parkplatz hat’s noch genügend Platz. Unterwegs in Tabriz Wir setzen uns mit ein paar Chips und keinem Bier nach draussen und werden immer mal wieder gefragt, woher wir kommen. Die Sonnenblumenkerne-Clique Und immer heisst es “Welcome to Iran!“ Die Platz­verhältnisse ändern sich im Verlaufe des Abends bis fast jeder Flecken, nicht nur auf dem Parkplatz, besetzt ist. Bei unserem Znacht, einem Salat Matmata, sind wir von Clans umzingelt und schliesslich bringt uns einer einen Pouletspiess. Die etwas jüngere Clique gleich neben uns lässt sich auch nicht lumpen und schiebt einen Teller voll gesalzener Sonnenblumenkerne zum Knabbern rüber. Kommunikation dank Google Translate Mit ihnen beginnt eine lustige Kommunikation, denn sie können praktisch kein Englisch und wir kein Farsi. Der Pouletspiess-Clan Zum Glück gibt es Handys und Google Translate, aber die Übersetzungen sind manchmal schlicht sinnfrei. Es ist trotzdem richtig lustig und natürlich müssen viele Fotos gemacht werden. Vom Picknick mit dem Spiess kriegen wir zum Dessert noch ein Riesenstück Melone und auch mit ihnen gibt’s eine Fotosession. Gegen ein Uhr ziehen wir uns zurück und auch draussen wird nach und nach zusammengepackt. Aber viele haben ein Zelt aufgestellt und übernachten im Park, weil es einfach kühler als Zuhause ist.

Mittwoch, 20.07.2016 – Tabriz

Im Elgoli Park Wir schlafen trotz der Wärme überraschend gut, was vor allem an der tiefen Luftfeuchtigkeit liegt. Am Morgen packen alle Besucher zusammen und als wir aufstehen sind wir schon fast alleine auf dem Parkplatz. Permanente Chilbi im Elgoli Park Putzequipen, Raben und Spatzen sind mit der Reinigung beschäftigt, während wir uns wieder einmal einige Fotos ansehen. In den letzten Tagen waren wir doch ordentlich unterwegs, sodass wir gerne wieder mal einen “Ruhetag“ einlegen. Am Nachmittag machen wir uns auf einen Bummel durch den Park und versuchen anschliessend erfolglos in der näheren Umgebung eine vernünftige Einkaufsmöglichkeit zu finden. Shirazi Familie Zurück bei Obelix werden wir schon wieder zu einem Picknick eingeladen, diesmal von einer Familie aus Shiraz, die auch als Touristen hier unterwegs sind. Esfahani Familie Dann stellen wir sogar unseren Grill auf und brutzeln zwei Cervelats darauf, die wir mit einem kühlen Teigwarensalat verspeisen. Kurz darauf müssen wir schon weiteressen, denn Nachbarn bringen uns etwas Fladenbrot und Lammfleisch. Schliesslich landen wir zu Tee und Melonen bei ihnen auf der Matte. Die beiden Familien sind aus der Umgebung von Esfahan und ebenfalls in den Sommerferien hier. Natürlich wird es wieder Mitternacht bis wir uns verabschieden und noch einiges später bis wir abgewaschen und zusammengeräumt haben.

Donnerstag, 21.07.2016 – Tabriz

Wir bleiben heute noch hier um uns ernsthaft um eine lokale SIM-Karte und eine Versicherung für Obelix zu kümmern. Dazu fahren wir mit dem Taxi ins Stadtzentrum zum Bazar, wo sich Isabella etwas umsehen kann, während Thomas die beiden Dinge zu erledigen versucht. Isabellas Kleiderladen mit Chef und Berater Es stellt sich schnell heraus, dass es mit der Versicherung nichts wird, denn es ist ja eigentlich Samstag und damit sind die Versicherungshengste im Wochenende. Basar Der SIM-Karten­kauf samt Registrierung geht dank einem jungen, sehr gut Englisch sprechenden Verkäufer recht rasch über die Bühne. Anschliessend hat Thomas etwas Mühe Isabella wiederzufinden, denn erstens klappt es mit der SMS-Kommunikation nicht und zweitens ist der Bazar auch noch recht gross. Sie hat sich zur Erweiterung ihrer Iran-Kleiderkollektion noch ein überlanges, ärmelloses Shirt gekauft, mit dem sie mehr Möglichkeiten zum Kombinieren hat. Mit dem Taxi fahren wir zurück zu Obelix im Elgoli Park, wo wir gerade noch verhindern können, dass uns ein Besucher mit seinem Auto unseren Eingang zuparkt. Kebab mit Brot Wir stellen wieder den Grill auf und verköstigen uns mit einem Päärli Bratwurst und dem Rest unseres Pastasalats. Die Kebab-Spender Gerade als wir denken, dass wir heute wohl leer ausgehen, erhalten wir ausgerechnet vom Autofahrer, den wir verärgert zu haben glaubten, eine Platte mit Kebab, gegrillten Tomaten und Brot. Das haben wir wohl unserer Wieder­gutmachung zu verdanken, als wir ihm beim knappen Einparken halfen. Von einer zweiten Seite gibt es dann noch einen Tee und von ganz neuen Nachbarn um Mitternacht noch einen Pfirsich. Um der Gefahr noch mehr essen zu müssen zu entgehen verziehen wir uns dann ins MGD, wo es auch heute wieder extrem spät wird.

Freitag, 22.07.2016 – Khalkhal Pass

Elgoli Zeltstadt Natürlich sind wir nicht so rasch aus den Federn, aber hinter uns steht auch noch eine ganze Zeltstadt, die nur langsam kleiner wird. Wir trödeln eigentlich nicht speziell herum, aber mit dem späten Aufstehen kommen wir wieder erst um Mittag weg. Zwischen Bostanabad und Myaneh Zuerst geht’s zügig auf der Autobahn für einen Franken Gebühr Richtung Südosten bis Bostanabad, danach auf guter Strasse immer weiter in die Berge hineinführend nach Miyaneh. Obwohl wir nie unter tausend Meter über Meer absinken, erreicht die Temperatur hier sechsundvierzig Grad und wir sind einmal mehr froh um unserer Klimaanlage. In Miyaneh verpassen wir nach einer Fahrzeugpapierkontrolle prompt die Abzweigung, die dann auf ziemlich holpriger Strasse zuerst einem breiten, unwirklich grünen Flusstal folgt, in dem scheinbar vor allem Reis angebaut wird. Reisanbau Wir verlassen dieses Tal dann um über einen fast zweitausend Meter hohen Pass über Kivi nach Khalkhal zu kommen. Lehmhäuser Hier ist es zwar nicht mehr ganz so heiss, aber wir haben uns entschlossen auf dem Weg zum Kaspischen Meer auf dem noch vor uns liegenden, auf der Karte die 2’500er-Kurve kratzenden, eigentlich namenlosen Pass einen kühlen Übernachtungsplatz zu suchen. So staunen wir nicht schlecht als wir bei der Auffahrt schon bald Nebel über die Hänge ziehen sehen. Das Thermometer sinkt rasant und schon bald liegen wir zwanzig Grad unter dem Tageshöchstwert. Tatsächlich Nebel! Man kann die steigende Luftfeuchtigkeit fast mit den Händen greifen und als Thomas oben auf dem Scheitelpunkt die Lage erkundet werden die Kleider fast wie von einem feinen Sprühregen feucht. Neblig-feuchter Schlafplatz Ein Fahrweg führt vom Pass noch weiter in die Höhe und etwas oberhalb des Passes gibt es einen ebenen Platz auf dem offensichtlich schon gepicknickt wurde. Es ist bereits spät, denn wir sind ziemlich genau dreihundert Kilometer gefahren. Dieser lange Tag mit den hohen Temperaturen und dem oft heftigen Gerüttle, und natürlich die vergangenen drei eher kurzen Nächte fordern ihren Tribut. Wir knabbern nur noch etwas vom unterwegs gekauften Brot mit einer undefinierbaren, aber nicht schlechten Füllung, bevor Isabella als erste die Segel streicht. Thomas hält es zwar noch etwas länger aus, aber auch er ist um Stunden früher im Bett als in den letzten Nächten.

Samstag, 23.07.2016 – Hashtpar

Sieht schön aus, ist aber speziell: Brot mit süsslicher Füllung Am Morgen sind wir nicht nur von dichtem Nebel umgeben, nein es regnet sogar ganz fein und die Temperatur beträgt draussen nur noch 14 Grad. Auf der Nordseite des Khalkhal Passes Der Regen macht den Fahrweg zurück zur Passstrasse ganz schön schliefrig und unser Adrenalinspiegel steigt unangenehm früh am Tag. Der Nebel begleitet uns bis weit hinunter und nicht verwunderlich bei so viel Feuchtigkeit breitet sich links und rechts der Strasse so etwas wie Regenwald aus. Wir fahren nach Hashtpar, denn dort soll es am See, der das Kaspische Meer ja eigentlich ist, gemäss unserem Buch einen exzellenten Campingplatz geben. In der Stadt überholt uns ein VW-Bus und ein Insasse winkt uns wie wild zu. Einkaufsmöglichkeit unterwegs nach Hashtpar Siehe da, er fährt mit St. Gallern Nummernschildern, aber zu einer Begegnung kommt es nicht. Verkaufsstand für Eingemachtes Der Campingplatz ist dann doch nicht so exzellent und als Isabella sich die Sache mit Kopfbedeckung, aber in Hosen und kurzämliger Bluse schnell anschauen will, wird sie von einer Sittenwächterin zusammen­gestaucht. Danke und Tschüss. Weil der Fensterhebermotor auf der Beifahrerseite bei knapp halb geöffnetem Fenster den Geist aufgegeben hat, müssen wir eine Reparaturmöglichkeit suchen. Wir fragen an einer Tankstelle nach einer Werkstatt und werden vom Besitzer, der telefonisch herbeigerufen wird, gleich unter seine Fittiche genommen. Hashtpar Hashtpar Shahrokh holt einen Mechaniker, der am Strassenrand gleich damit beginnt, alles auseinanderzunehmen. Er schleift und schmiert ein bisschen, bis der Motor wieder tut und baut dann alles wieder zusammen, was insgesamt rund dreissig Franken kostet. Shahrokh lädt uns zu sich nach Hause ein, er ist es sich gewohnt, ab und zu ausländische Gäste zu beherbergen. Zuerst macht er mit uns aber noch eine Stadtrundfahrt im hektischen Abendverkehr, der aus der Autoperspektive sehr ungewohnt, um nicht zu sagen ungemütlich ist. TIM in Hashtpar In der schönen, grossen Wohnung kocht seine Frau Moghgan ein traditionelles iranisches Essen, das ausgezeichnet schmeckt und von dem sich Isabella deshalb die Rezepte geben lässt. Bei Shahrokh und Moghgan Zuhause Die beiden Söhne Rastin und Radin sind auch dabei und später kommt noch seine Schwester mit Sohn dazu. Shahrokh gibt uns Tipps für unsere weitere Reise im Iran und macht schon fast einen Routenplan. Aber auch er muss dann feststellen, dass ein Monat gar nicht reicht um alles zu sehen. Es ist bereits nach Mitternacht als er uns zurück zu Obelix bringt, der an der Tankstelle auf uns wartet.

Sonntag, 24.07.2016 – Bandar Anzali

Obelix an Shahrokhs Tankstelle Bäckerei in Hashtpar In der Nacht ist es ziemlich ruhig an der Tankstelle und auch die Hauptverkehrsstrasse ist wenig befahren. Wir haben den Wecker gestellt, denn wir wollen Shahrokh wegen der Versicherung nicht zu spät anrufen. Leider wird es aber nichts damit, und wir fahren nach der Füllung eines Wassertanks wieder südwärts. Ausgangs Hashtpar entdecken wir zwar ein Versicherungs­büro, aber die sehr hilfsbereiten Angestellten können nach verschiedenen Nachfragen leider auch nicht weiterhelfen. Shahrokh ruft uns nochmals an und informiert uns, dass wir bei Iran Insurance in Bandar Anzali Obelix’ Versicherung bekommen sollten. Mann steigt mit Leiter durch ein Fenster ein Häuser am Wasser in Bandar Anzali Dort wollen wir uns sowieso ein Hotel suchen, bei dem wir uns hinstellen und endlich wieder einmal waschen können. Ein erster Versuch scheitert, weil wir für siebzig Dollar ein Zimmer nehmen müssten. So fahren wir insgesamt dreimal quer durch Bandar Anzali, jedes Mal mit stärkerem Verkehr. Thomas und Obelix scheint das sogar noch Spass zu machen. Bei der letzten Durchquerung entdecken wir noch so etwas wie einen Supermarkt, den Isabella dann unter die Lupe nimmt. Sonnenschirm auf einer Verkehrsinsel Sie ist aber enttäuscht vom eher dürftigen Angebot und die Schlange an der Kasse ist ewig lang. Dreiköpfige Familie auf einem Motorrad Als dann beim Anstehen auch noch der Strom ausfällt verliert sie die Geduld und kehrt mit leeren Händen zum MGD zurück. Schliesslich landen wir im Hinterhof eines trotz Sommerferien nicht sehr geschäftigen Hotels. Auch hier müssen wir ein Zimmer nehmen, mit fünfzig Dollar eigentlich viel zu teuer. Aber es sieht so aus, als ob wir hier morgen vielleicht unsere Wäsche waschen können. Der Manager fragt uns höflich, ob wir die Nacht nicht im Voraus bezahlen könnten, denn der Besitzer, ein älterer Herr, der kein Englisch spricht, benötige das Geld dringend.

Montag, 25.07.2016 – Bandar Anzali

Thomas werkelt an Obelix’ Tür Ohne den sonst obligaten Kaffee starten wir mit Waschen, auch wenn es ziemlich grau aussieht. Als wir zum im Zimmerpreis inbegriffenen Frühstück gehen beginnt es dann tatsächlich schon zu regnen. Picknick auf einem nicht sehr einladenden Strand Super! Aber für was haben wir denn ein Zimmer? Wir stellen darin unseren Stewi auf und lassen die Klimaanlage als Entfeuchter arbeiten. Petrus hat dann aber ein Einsehen und die restliche Wäsche können wir wie sonst immer rund um unser MGD aufhängen. Bis am Abend ist dann alles wieder picobello trocken und zusammen­gelegt in den Kästen verstaut und wir machen noch einem kleinen Ausflug an den nahen Strand des Kaspischen Meeres. Selbstverständlich findet auch hier mindestens ein Picknick statt, aber insgesamt sieht der ziemlich vermüllte Strand nicht sehr einladend aus. Warm ist es zwar alleweil noch, aber nicht heiss, sodass wir wieder einmal richtig kochen. Schade, gibt es zum Steinpilzrisotto keinen Merlot.

Dienstag, 26.07.2016 – Ramsar

Nach dem Frühstück macht sich Thomas auf, endlich die Versicherung für Obelix abzuschliessen. Dafür fährt er mit dem Taxi ins Stadtzentrum, findet das Büro von Iran Insurance aber nicht. Hier gibt’s wohl gegrillte Maiskolben Immerhin kann er in einem kleinen Laden bei einem netten, älteren Herrn, der kein Wort Englisch spricht, Geld wechseln. Auto mit fehlenden Frontteilen Der schreibt ihm, nach einem kurzen Telefonat mit der Versicherungsagentur, auch noch die Adresse auf einen Zettel, damit das Taxi Thomas an den richtigen Ort bringt. Nach dem Shahrokh nochmals per Telefon hilft, beginnt das Warten auf ein “Certificat“, das in einer Stunde aus der offensichtlich grösseren Agentur in Rasht kommen soll. So um zwei Uhr fragt dann der sehr nette Agent dort nach, wo das Papier bleibt. Die frustrierende Antwort ist: morgen. Wir haben aber keine Lust noch eine Nacht hier zu bleiben, nur um dann morgen eventuell auch keine Versicherung zu erhalten. Viele Wolken an der Küste So packen wir zusammen und fahren nach drei Uhr los. Gondelbahn bei Ramsar Bei einem anderen Supermarkt in der Nähe ist Isabella diesmal erfolgreicher und kommt mit den gewünschten Artikeln nach Hause. Nur mit Thomas ist sie dann nicht so zufrieden, der an der Strasse Tomaten kauft, deren Zustand zu wünschen übrig lässt. Wir fahren unter einer geschlossenen Wolkendecke alles der Küste des Kaspischen Meeres entlang bis nach Ramsar. Dort entdecken wir einen Park am Strand, in dem auch schon einige Iraner ihre Zelte aufgestellt haben. Das passt uns gut als Übernachtungsplatz, auch wenn die laute Durchgangsstrasse sehr nahe ist. Und weil unsere Ankunftszeit einmal mehr eher auf der späten Seite liegt, machen wir uns einen Matmata-Salat und gehen für unserer Verhältnisse wirklich früh, und ohne unsere täglichen Aufgaben gemacht zu haben, schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Mittwoch, 27.07.2016 – Banafsheh Deh

Strandpark am Morgen Das war wieder einmal eine schweisstreibende Nacht, die erst gegen Morgen hin angenehmer wurde. Wir nehmen es gemütlich und holen das gestern Versäumte bei etwas Kaffee nach. Haus im Bau, aber teilweise schon bewohnt So ist es denn auch heute deutlich nach Mittag bis wir lostuckern. Es geht weiter dem Kaspischen Meer entlang, das uns nie wirklich zum Baden anmacht, obwohl die Wassertemperatur durchaus angenehm erscheint. Ausserdem würde es mit den Kleider­vorschriften für Isabella sowieso schwierig. Rund zwanzig Kilometer vor Chalus, wo die Strasse nach Teheran nach Süden über die Berge abzweigt, beginnt eine endlose Kette von Geschäften, die offensichtlich auf Kunden aus Teheran ausgerichtet sind. Laden mit Schwimmringen und ähnlichen Artikeln Wir fahren trotz Lastwagenfahrverbot auf die Autobahn und prompt verwirft der Mann im Kassahäuschen die Hände. Gesperrte Strasse in Marzanabad Er zeigt irgendetwas an, das unter anderem nach Umdrehen aussieht, aber wir fahren einfach mal auf der schönen neuen Strasse weiter. In Marzanabad begreifen wir dann, was der Mann gemeint hat, denn die Strasse Richtung Teheran ist abgeriegelt. Wir bringen in Erfahrung, dass dies wegen dem starken Gegenverkehr aus der Hauptstadt bis morgen früh um fünf Uhr so bleiben soll. So suchen wir uns halt einen Platz zum Übernachten, denn einen Umweg von 250km zu fahren lohnt sich zu dieser Zeit nicht mehr. Einkaufsmeile in den Bergen Wir fahren die Strasse Richtung Kelardasht, die immer schön ansteigt, obwohl sie schlussendlich wieder ans Kaspische Meer führt. Die Fladenbrote sehen noch lecker aus Auf etwas über tausend Meter kaufen wir uns zwei Fladenbrote direkt aus dem Ofen für umgerechnet zwanzig Rappen und kehren wieder um. Bei einer Haarnadelkurve haben wir beim Hinauffahren einen grossen, ebenen Platz gesehen, auf dem jetzt gerade eine Familie picknickt. Wir stellen uns so weit wie möglich nach hinten und kochen heute wieder einmal, denn hier oben ist es etwas kühler. Rösti mit Sunny Side Down-Spiegeleiern und Tomatensalat ist gar nicht so schlecht.

Donnerstag, 28.07.2016 – Teheran

Wochenendhäuser in den Bergen für reiche Teheraner? Obwohl wir noch gestern Abend in Watte eingepackt wurden und es die ganze Nacht blieben, ist es nicht so kühl geworden wie wir dachten. Beim Schlafen gestört hat aber trotzdem eher der Verkehr, denn die Strasse mit der nahen 180°-Kurve kam nie wirklich zur Ruhe. Dichter Ausflugsverkehr aus Teheran Nach dem Frühstück fahren wir bei schon klarer Sicht wieder hinunter nach Marzanabad, mit der leisen Befürchtung, dass die Strasse nach Teheran schon wieder gesperrt sein könnte. Dem ist aber nicht so und so fahren wir munter bergwärts, einmal mehr an einem Lastwagenfahrverbot vorbei. Auffahrt zum Kandovan Pass Obelix ist ja kein Lastwagen und wo um Himmelswillen sollen wir denn sonst das Elbrus Gebirge überqueren, wenn nicht auf der Hauptverkehrsachse? Zumindest von Obelix’ Grösse her sollte es kein Problem sein, denn Reisebusse kommen uns entgegen. Verkaufsladen mit Sortiment für die Zielgruppe “Reisende Familie“ Immerhin verwerfen unterwegs zweimal Polizisten ihre Hände, aber nichts weiter passiert. So folgen wir weiter einem tief eingeschnittenen Tal, das mit einer spektakulären Strassenführung begeistert. Der Gegenverkehr ist extrem dicht, man könnte meinen, ganz Teheran möchte übers Wochenende ans Kaspische Meer. Zum Teil fahren die Autos nur noch im Schritttempo in Kolonne. Der Kandovan Pass wird in einem Tunnel unterfahren, wir erreichen aber trotzdem 2’670m über Meer. Von da an ging’s bergab... Ausser mit der Temperatur, die steigt nun wieder Grad um Grad. Fast wie am Gotthard: In der Kolonne ans Meer Sinkende Strasse, steigende Temperatur auf der Südseite des Passes Wir fahren über Karaj im Westen von Teheran, denn an der Strasse zwischen den beiden ungleichen Städten soll die Vertretung von MAN liegen, die wir gerne besuchen würden. Wir sehen sie schliesslich auf der anderen Strassenseite, aber das Gelände ist komplett leer und auf einen Anrufversuch antwortet auch niemand. So fahren wir halt weiter Richtung Osten in den Süden von Teheran, wo das Mausoleum von Ayatollah Khomeini liegt. Iraner picknicken ÜBERALL Es ist ein riesiges Gelände, wo wir uns gut zum Übernachten hinstellen können, wie in Tabriz umgeben von picknickenden und zeltenden, iranischen Familien. Obelix bei Khomeini Die Temperatur hier ist am Nachmittag knapp unter vierzig Grad, dafür ist die Luft wieder trockener. Wir wissen noch nicht sicher, ob wir nun die feuchte Wärme der kaspischen Küste oder die trockene Hitze des Landesinnern bevorzugen sollen. Zum Angewöhnen beginnen wir einmal vorsichtig mit einer Kalten Platte und einem Malzgetränk mit Pfirsichgeschmack. Das Beste am Getränk ist die Kohlensäure.

Freitag, 29.07.2016 – Teheran

Da es rundherum nie ruhig wurde, sind wir automatisch auch sehr spät schlafen gegangen. Am Morgen ist es zwar auch nicht besser, aber wir schlafen trotzdem lange, nicht zuletzt, weil es mit nur noch fünfundzwanzig Grad im MGD überraschend angenehm wurde. Heute ist der ganze Tag Laptop-Tag. Isabella arbeitet an den Updates der letzten beiden bereisten Länder und Thomas bereitet Schreibkram für zwei Visa vor. Turkmenistan ist unser nächstes Land und dafür benötigen wir noch ein Transitvisum. Ausserdem scheint in Teheran eine gute Chance zu bestehen, das chinesische Visum relativ einfach zu erhalten, was wir darum auch versuchen werden. Berber-Pizza Am Mittag findet auf dem Trottoir genau vor unserem Eingang ein Picknick statt. Schattenplätze sind hier rar und wir haben uns gestern eben genau so ein Plätzchen ergattert. Neben einigen Kaffees, trotz aller Wärme, futtern wir im Verlauf des Tages allerhand: Um zwei Uhr gibt’s zum “Frühstück“ eine Berber-Pizza, um halb fünf Kaffee und Kuchen und abends noch ein spezielles Risotto, das es von Frick bis nach Teheran geschafft hat. Aber hatten wir nicht gerade erst Risotto? Doch, aber es wäre einfach zu schade, wenn uns der angebrauchte Parmesan verschimmeln würde. Nach dem Nachtessen gibt’s noch kurz etwas Aufregung: Zwei Frauen spielen auf obengenanntem Trottoir Federball und natürlich landet der Shuttle auf dem Fahrerhausdach. Wir ärgern uns ein bisschen, dass man einfach auf unser Allerheiligstes, das MGD klettert, was wir ganz und gar nicht mögen, statt uns zu fragen ob wir helfen können.

Samstag, 30.07.2016 – Teheran

Picknick hinter dem Auto neben der Hauptstrasse Wir hatten ja fest vor, früher schlafen zu gehen, aber es gelang dann doch nicht. So sind wir am Morgen noch etwas unausgeschlafen, aber dagegen hilft ja unser Kaffee. Thomas stutzt seinen Bart Da nach gestern auch heute noch alles zu ist, vor allem die Botschaften, gibt’s noch einen warmen Arbeitstag im MGD. Ein bisschen Mail schreiben, etwas an der Homepage schrauben und eine Putzrunde in unserer Wohnung. Kaffee und Kuchen gibt’s heute zum Frühstück, am Nachmittag einen schön kühlen Dip und zum Znacht Reis mit einem Curry-Gemüse. Heute schaffen wir es tatsächlich früher schlafen zu gehen, was aber auch dringend nötig ist, denn morgen müssen wir sehr früh aus den Federn.

Sonntag, 31.07.2016 – Teheran

Ruhige, schlafende Zeltstadt Um fünf Uhr ist es tatsächlich ruhig draussen, offensichtlich schlafen die Iraner doch auch einmal. Aber kaum sind wir aufgestanden, sind schon die ersten Verkäufer von Brot laut rufend unterwegs. Für uns gibt’s einen Kaffee und ein Joghurt bevor wir uns zur nahen Metrostation begeben. Diese Metro ist etwas speziell, denn wir erleben zum ersten Mal in einer U-Bahn einen Sonnenaufgang. Und welche Metro bewältigt auf ihrer Strecke schon einen Höhen­unterschied von fünfhundert Metern? Nicht mal die Metro von Lausanne. Ausserdem sind Männer und Frauen in separaten Abteilen unterwegs, wir müssen uns für die Fahrt also trennen. Vor einer Konditorei in Teheran Wir durchqueren Teheran in einer Stunde von Süd nach Nord, steigen an der Station Sahid Sadr aus und spazieren zur Schweizer Botschaft, die hier im höher gelegenen, kühleren Norden der Stadt liegt. Für einmal sind wir sogar zu früh dran und müssen eine Viertelstunde warten bis sie öffnet. Wir holen hier ein Beglaubigungsschreiben ab, das wir für den chinesischen Visumsantrag benötigen. Zu unserer leichten Enttäuschung bricht die Mitarbeiterin über unseren Besuch nicht gleich in Begeisterung aus und lädt uns auch nicht zur bevorstehenden 1. Augustfeier ein. White-eared Bulbul (Weissohrbülbül) So ziehen wir per U-Bahn und Taxi weiter zur turkmenischen Botschaft und auch hier müssen wir auf die Öffnung der Antragsklappe warten. Wir dürfen unsere Anträge abgeben und hoffen das Beste, dass das Visum bis in zehn Tagen genehmigt ist, denn man hört immer wieder von willkürlichen Ablehnungen. Motorrad mit Dach Zur chinesischen Botschaft fährt uns ein pensionierter Reiseführer, der hervorragend Englisch spricht und sich bei uns gerne als Führer verdingen würde. Die Botschaft finden wir allerdings nicht wegen ihm, sondern dank unseres GPS. Wie aus gewissen Informationen in Internetforen schon zu befürchten war, stellen die Chinesen nur noch Visa aus, die ab Ausstellung nur ein Monat gültig sind, was uns natürlich nichts nützt. Wir hätten uns das Geld für das schweizer Beglaubigungsschreiben also sparen können. Die Berge beginnen gleich am nördlichen Stadtrand Von der nächsten Metrostation Nobanyad wollen wir ins Stadtzentrum fahren, doch in der Station fehlt eine für uns lesbare Beschriftung, die uns die nötigen Informationen liefern könnte. So hilft uns eine junge Frau weiter, die ein Stück mit uns fährt und zu unserer Verblüffung mit uns ins Männerabteil einsteigt. Offensichtlich ist auch hier eine gewisse Lockerung der Regeln eingetreten, zumindest ausserhalb der Rush-Hour. Im Gespräch mit Isabella gibt sie zu verstehen, dass die Jungen ziemlich genug vom gegenwärtigen Regime hätten und auf eine weitergehende Änderung hoffen; eine Meinung, die wir nicht zum ersten Mal hören. Am Rande des Basars Im Zentrum besuchen wir den Basar, in dem wir erst mal eine Pizza im Stehen verdrücken. Im Markt finden wir aber nichts wirklich Interessantes, vor allem finden wir den Esswarenmarkt nicht, in dem wir einige Sachen kaufen wollten. Dafür können wir in einer Bank unsere Schulden gegenüber dem iranischen Reisebüro, das gegen eine Gebühr die Genehmigung des iranischen Aussenministeriums für unsere Visa eingeholt hat, begleichen. Inzwischen etwas erschöpft fahren wir mit der Metro, die für einmal nicht so überfüllt ist, zurück zum Mausoleum. In den Wagen tönt es fast wie an der Züspa: Fliegende Händler versuchen lautstark ihre diversen Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Beim Mausoleum, das eine halbe Stadt ist und darum auch Restaurants, Banken und Läden enthält, kaufen wir unter anderem auch eine Melone, die in den schon gestern vorbereiteten Reissalat wandert, wenigstens teilweise. Gemäss unserem Fahrer/Führer von heute sind am Wochenende die Ferien zu Ende gegangen. Wahrscheinlich stehen darum heute um uns herum auch nicht so viele Autos und Zelte. Uns ist es egal, denn vom langen Tag sind wir ziemlich müde und schaffen es für einmal problemlos früher ins Bett.

Montag, 01.08.2016 – Teheran

Diese Nacht haben wir den verpassten Schlaf der vorhergehenden Nacht nachgeholt. Eigentlich könnten wir jetzt weiterziehen, aber Thomas will erst mal einen Plan für unsere restliche Zeit im Iran aufstellen. Und überhaupt gibt es noch dies und das zu tun. Zum Beispiel ein Paar Cervelats aus unserer Tiefkühlbox nehmen. Und schon bricht Hektik aus, denn die Digitalanzeige des Geräts steht auf plus 2 Grad Celsius und die Fehlerlampe leuchtet. Nach der Überprüfung des Inhaltes stellen wir erleichtert fest, dass das Meiste noch gefroren ist, wir also keinen Totalschaden erlitten haben. Cervelats mit Schweizer Fähnchen auf dem Grill Ausserdem beginnt das Gerät nach einem Reset wieder zu kühlen. Und die Moral von der Geschichte: Bei heissen Temperaturen müssen wir ab und zu den Tiefkühler checken. Unsere 1. August-Tafel Für eine 1. August Feier haben wir zwar kein Feuerwerk dabei, aber wir lassen uns nicht lumpen und legen die Cervelats auf den Grill. Wir stellen sogar Tisch und Stühle nach draussen, nehmen Servietten mit dem Schweizer Kreuz dazu und essen die Würste mit Härdöpfel­salat. Dazu gibt’s noch einen feinen Appenzeller Flauder aus Isabellas Vorratskistchen. Auf das Singen der Nationalhymne verzichten wir allerdings, dafür ist es zu warm...

Dienstag, 02.08.2016 – Abyaneh

Wassertank füllen Thomas’ Plan steht, wir können fahren. Allerdings haben wir’s nicht so eilig, auch wenn heute dreihundert Kilometer auf diesem Plan stehen. Berge zwischen Qom und Kashan Wir wollen nämlich noch einen unserer Wassertanks füllen und das geht am besten über Mittag, wenn die campierenden Iraner schon abgereist sind, und bevor die Nächsten ankommen. Als wir das Gelände des Mausoleums verlassen ist es bereits viertel vor eins und es wäre noch später geworden, wenn wir uns auf Diskussionen über nachzubezahlende Gebühren eingelassen hätten. Ort zwischen Qom und Kashan Dann versucht uns bei der Autobahnzahlstelle auch noch ein Polizist aufzuhalten, aber offensichtlich erhält er Weisung, uns fahren zu lassen. Alte Festung in Hanjan auf dem Weg nach Abyaneh Auf der dreispurigen, insgesamt sehr guten Autobahn kommen wir zügig voran, und an allen ausser einer Zahlstelle werden wir durchgewunken. Qom lassen wir rechts liegen, Kashan links. Dazwischen liegt nicht viel ausser Halbwüste, schlechte Fernsicht und hohe Temperaturen, die heute bei 45 Grad ihr Maximum finden. Strasse nach Abyaneh Nicht zuletzt um wieder einmal in etwas angenehmerer Luft zu schlafen verlassen wir vor Natanz die Autobahn und stechen in die Berge, die hier dem vorher eher langweiligen Gelände wieder etwas Struktur geben. Abyaneh Unser Ziel ist das Bergdorf Abyaneh, das auf 2’250m liegt. Wir stellen uns auf den Parkplatz vor dem Museum, wo im Verlauf des Abends noch vier Zelte aufgerichtet werden. Die Temperatur ist noch knapp über dreissig Grad, gar nicht unangenehm. Da können wir doch getrost unseren Herd heizen und so kommt nach zweieinhalb Monaten zum ersten Mal auf dieser Reise Spaghetti Bolognese auf den Tisch. Und erst noch mit unserer hausgemachten Sauce!

Mittwoch, 03.08.2016 – Esfahan

Gepflegtes Abyaneh Es wird in der Nacht zwar nicht ganz so kühl wie wir erwartet hatten, aber wir schlafen angenehm, bis uns ein schreiender Goof von einer der campierenden Familien aus dem Schlaf holt. Schöner Balkon Wir nützen die relative Kühle um unseren unter einem Eispanzer leidenden Kühlschrank abzutauen und gehen dann auf eine Besichtigungstour durch das hübsche Dorf. Man sieht, dass mit dem bezahlten Eintritt, den wir gestern an einer Schranke vor dem Dorf bezahlen mussten, etwas gemacht wird, denn die teilweise neu gepflasterten Gassen sehen aufgeräumt und sauber aus. Die rot verputzten Lehmziegelhäuser haben oft schön geschnitzte Fenstergitter um die Wärme draussen zu halten. Im Dorf entdecken wir eine Rebe, deren Stamm oberschenkeldick ist und die sich einen Baum hinauf windet. Aussicht von Taghis Terrasse Wie alt die wohl sein mag? Plötzlich werden wir mit einem “Bonjour“ begrüsst. Taghi So kommen wir mit Taghi, der hier geboren und aufgewachsen ist, ins Gespräch. Er lädt uns gleich zu sich nach Hause zu einem Tee ein. Er lebt eigentlich in Grenoble und arbeitet dort, obwohl er inzwischen pensioniert ist, an der Universität. Bei Wasser, der iranischen Version von Ayran, Früchten und Tee plaudern wir eine ganze Weile, bevor es für uns Zeit wird, wieder aufzubrechen. Für ein Erinnerungsfoto zieht Taghi extra noch die lokale Beintracht über und wir merken, dass er uns am liebsten wohl das ganze Dorf zeigen würde. Wir müssen aber noch den Kühlschrank wieder einräumen und nach Esfahan fahren, von dem er uns vorschwärmte, dass es die schönste Stadt im Iran sei. Auto mit falsch geschriebener Aufschrift “I lave you“ Auf dem Rückweg zu Obelix werden wir nochmals von einer französisch sprechenden Familie angesprochen. Auch sie leben in Frankreich und sie deuten auf das Haus, in dem ihr Grossvater geboren wurde. European Roller (Blauracke) Wir trinken zu Hause noch einen Kaffee, füllen den zweiten Tank auch noch ganz auf und fahren dann wieder hinunter in die weite Ebene. Die alte Strasse nach Esfahan führt aber sogleich wieder in die Berge. Wir durchqueren Natanz, bevor wir wieder auf die Autobahn fahren, die nun über ein hügeliges Hochplateau führt. Bei der nächsten Zahlstelle erlässt uns der für seinen Posten viel zu gut Englisch sprechende, nette, ältere Herr im Kabäuschen die Gebühr als sein Geschenk. Wegweiser zur Si-o-se Pol Brücke in Esfahan Obelix will trotz Fahrverbot natürlich wieder einmal mitten durch Esfahan fahren und tatsächlich scheint ein Polizist im hektischen Stadt­zentrum daran keinen Gefallen zu finden. In Esfahan Als er aber sieht, dass wir ein komisches Nummern­schild spazieren fahren, wendet er sich schnell wieder anderen Dingen zu. Unser Ziel, das ITTIC Tourist Inn, ein Hotel mit Camping­möglichkeit, scheint gerade abgebrochen worden zu sein und wir müssen etwas anderes finden. Ganz in der Nähe sehen wir ein Hotel, das im grossen Sofeh Busbahnhof liegt. Nach einem eher unerfreulichen “Plausch“ mit dem arroganten Herr über die Zufahrtsschranke nehmen wir schliesslich ein Zimmer im Hotel Homam und zwei zuerst aufgeregte Polizisten weisen uns dann den Parkplatz zu. Wir duschen im Zimmer, ziehen dann aber unsere eigene Wohnung vor, in der wir ein paar Crackers mit Lachs verspeisen, bevor wir müde ins Bett sinken.

Donnerstag, 04.08.2016 – Esfahan

Imam Platz, auch Maydan-e Shah genannt Heute ist Sightseeing angesagt. Nach dem bescheidenen Frühstück im Hotel besteigen wir einen Bus, der ins Stadtzentrum fährt. Der Fahrer ist ganz begeistert von uns und begrüsst uns mit einem “welcome to my bus“. Eingang zur Scheich-Lotfollah Moschee Bezahlen können wir die Fahrt auch nicht und an unserem Ziel wird extra ein junger Passagier zu uns nach hinten geschickt um mitzuteilen, dass wir nun aussteigen müssen. Wir begeben uns zum Imam Platz, der einer der grössten der Welt sein soll. Rundherum sind unter Arkaden kleine Läden untergebracht, wie in einem Basar. Wir besuchen die Imam Moschee, die irgendwie eigentlich geschlossen ist, aber irgendwie doch nicht, denn wir dürfen trotzdem hinein. In der Imam Moschee Die Dimensionen sind schon gigantisch und die Iwan genannten, riesigen Eingangspforten sind wahre Kunstwerke aus Stein und Keramik. Töff Parkplatz Unter dem grossen Dom kann man in die Hände klatschen und ein mehrfaches, perfektes Echo schallt von der Kuppel zurück. Wir ziehen weiter durch die Arkaden und Isabella findet in einem modernen Laden noch zwei Kleidungsstücke, die irantauglich und dennoch auch sonst tragbar sind. Nordwärts anschliessend an den Platz beginnt der unendlich scheinende, überdachte Basar, der uns aber irgendwann doch ausspuckt. Wir finden bald die grösste Moschee des Iran, die Freitagsmoschee, auch Jame Moschee genannt. Einer der Iwans ... ... und ein zweiter Iwan der Freitagsmoschee Sie erscheint uns vom Aufbau her ähnlich wie die bereits besuchte Moschee, aber der ganze Komplex ist noch um einiges grösser. Am meisten beeindrucken natürlich wieder die vier Iwane rund um den Innenhof. Wir schlendern zurück zum Imam Platz, diesmal ohne den Himmel zu sehen. Viele Läden sind bereits geschlossen, es ist ja schliesslich Samstag, und teilweise sind die Arkaden schon fast beängstigend leer. Nachdem wir wieder einmal ein paar Dollar in Millionen von Rial gewechselt haben, können wir uns dem Nachtessen widmen. Si-o-se Pol Brücke am trockenen Zayandeh Fluss Auf dem Weg dorthin besuchen wir noch die Si-o-se Brücke, die so heisst, weil “si-o-se“ dreiunddreissig bedeutet, und damit die Anzahl Bögen meint. Si-o-se Pol Brücke bei  Nacht Wir sind nun aber wirklich hungrig und essen im Restaurant Shahrzad ein köstliches Lamb Shank. Sogar Isabella, die es sonst nicht so mit Knochen hat, ist begeistert wie das zarte Fleisch wie von selbst davon abfällt. Unser Verdauungsspaziergang führt uns nun über die beleuchtete Brücke, die den Fussgängern vorbehalten ist. Auf der anderen Seite schnappen wir uns ein Taxi und fahren zurück zum Sofeh Busbahnhof, wo Obelix geduldig auf uns wartet.

Freitag, 05.08.2016 – Esfahan

Nach dem Vergnügen die Arbeit. Heute ist wieder einmal ein Bürotag angesagt. Und die Homepage ist ja leider auch nicht selbsterstellend. Der warme Tag vergeht so ziemlich schnell und immerhin gibt’s zur Belohnung am Abend Rohschinken zu einer kühlen Melone.

Samstag, 06.08.2016 – Kashan

Neue Wohnblocks am Rande von Esfahan Heute müssen wir wieder selber fürs Frühstück sorgen, da wir gestern aus dem Hotel ausgecheckt haben. Wie meistens gegen Mittag starten wir mit unserer Weiterreise, oder fast besser gesagt Rückreise, denn wir müssen bis nach Qom zurück, um dann nach Osten abzubiegen. Iranische Tankstelle Diesmal umfährt Obelix Esfahan brav auf einer Umfahrungsstrasse, was für uns wesentlich nervenschonender ist. Wir nehmen die alte Autobahn 65, die westlich der Kuhha-y Berge verläuft bis nach Meymeh, von wo wir die Überquerung des Gebirges in Angriff nehmen, denn wir wollen morgen Kashan besuchen. Die Fahrt ist hier wieder wesentlich interessanter, es gibt farbige Berge und hübsch gelegene Dörfer zu sehen. Berg am Weg nach Meymeh Auf einem namenlosen Pass erreichen wir mit 2’700m den Scheitelpunkt und wir beginnen nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten, denn wir wollen die nächste Nacht noch in der Höhe verbringen, bevor wir ins heisse, weil auf nur tausend Meter gelegene Kashan fahren. Verkaufsstand für Früchte und Gemüse direkt vom Feld Im kleinen Qahrud finden wir tatsächlich einen Laden, in dem wir einige der Lebensmittel kaufen können, die wir schon einige Zeit suchen. Als die Route Richtung Qamsar in einen Canyon taucht, nehmen wir eine wenig befahren aussehende Strasse, die auf einen Sattel steigt. Wir folgen ihr weiter und landen schliesslich bei einem grossen Grab auf einer Anhöhe mit atemberaubender Aussicht auf Kashan und die Ebene, die sich dahinter ausbreitet. Atemberaubende Aussicht Als wir sogar einen ebenen Platz direkt am Abhang finden ist klar: Dies wird unser Übernachtungsplatz! Wir setzten uns mit Fanta und Chips nach draussen und können uns fast nicht satt sehen. Der Schrein In der Tiefe können wir auch einige Industriegebäude ausmachen, die wohl das Atomforschungsgelände des Iran bei Natanz, an dem wir vor vier Tagen direkt vorbeigefahren sind, sein müssen. Als wir um das Grabmal herum fotografieren, immer schön darauf achtend, dass wir die Armeeeinrichtungen, die auch noch hier oben sind, nicht aufs Bild kriegen, taucht ein Auto der Sicherheitspolizei auf. Uns schwant, dass die wohl wegen uns hier sind. Vogelnest am Schrein Wir dürfen verschiedene Papiere vorweisen, aber niemand kann uns sagen worum es genau geht, denn weder die Polizisten noch der herbeigeeilte Kommandant des Militärpostens spricht etwas anderes als Farsi. Das Auto der Sicherheitspolizei bedeutet nichts Gutes Wir müssen die Kamera aushändigen und auch unsere Pässe werden einbehalten. Nach langem Warten heisst es schliesslich: Folgt uns nach Qamsar! Tschüss schöner Übernachtungsplatz... Wir fahren dann halt ohne Kamera durch den engen Canyon und werden an der Strasse nach Kashan an eine zivile Streife, von deren Besatzung einer immerhin einigermassen Englisch spricht, übergeben. Ihr folgen wir bis zu einem Posten in der Stadt und unterwegs setzt Isabella vorsichtshalber noch ein SMS ab, damit wir nicht spurlos verloren gehen können. Der junge Beamte sagt uns etwas zu oft “No Problem“, als dass wir es ihm so richtig glauben wollen. Er durchsucht einige Schränke und Schubladen im MGD, wobei ihn vor allem die Schublade mit unserem Elektronikzubehör interessiert. Als er mit seinen Kleidern auf Isabellas Kissen sitzt um die Schränke über dem Bett zu kontrollieren ist sie gar nicht begeistert, da helfen auch all seine Entschuldigungen nichts. Verpflegung von der Polizei Um uns zu zeigen, dass sie eigentlich keine Bösen sein wollen, bringen sie uns einen Sack voll Snacks und Getränke aus einem Laden. Aber die Kontrolle geht weiter, nun wird Isabellas Laptop nach Auffälligem durchsucht. Nicht ganz einfach, bei einem Harddisk mit einer Speicherkapazität von einem Terabyte. Er sucht nach Filmen und findet witzigerweise Aufnahmen vom Skifahren auf dem Chäserrugg. Kashan (unfreiwillig) by night Nach dem auch auf der Kamera und dem GPS nichts Verdächtiges gefunden wird und alle Daten aufgenommen sind, wird ein Protokoll geschrieben, dass Thomas bitte unterschreiben solle. Das kommt natürlich nicht in Frage, denn es ist in persischer Schrift geschrieben, aber: No Problem! So werden wir dann um halb zehn Uhr freundlich verabschiedet mit den Instruktionen, wie wir einen Parkplatz in der Stadt zum Übernachten ansteuern können. Den finden wir dann auch, aber er wirkt nicht wirklich einladend, und so fahren wir zu einem Park an der Ausfallstrasse nach Teheran, laut aber bewacht. Mit Kochen in kühler Höhe ist jetzt natürlich nichts, aber Isabella macht uns zu dieser späten Stunden noch einen Tomatensalat mit ein paar Gurken. Um Mitternacht ist es noch 35 Grad warm, aber irgendwann schlafen wir dann trotzt Wärme und Lärm.

Sonntag, 07.08.2016 – Kashan

Mir Emad Moschee Na ja, unser Platz oben in den Bergen wäre sicher angenehmer gewesen. Als wir aufstehen, es ist bereits nach acht Uhr, schafft es unser Innenthermometer immerhin grad so unter die dreissig-Grad-Marke. Im Basar Wir machen es wie fast immer: Zuerst einen Kaffee, dann das Frühstück. Irgendwann am frühen Nachmittag nehmen wir ein Taxi und fahren zum Basar. Was uns schon gestern Abend aufgefallen ist, bestätigt sich auch heute: In Kashan ist der Verkehr wesentlich weniger dicht und damit auch weniger hektisch. Wir schlendern durch den Basar in dem jetzt, so um zwei Uhr, schon viele Läden geschlossen sind oder gerade für die Siesta schliessen. Eher aufreizende Damenkleider in einem Laden im Basar Als wir in einer Seitengasse eine Moschee besuchen werden wir von einem älteren Mann, Mohammed, gleich zum Tee eingeladen. Er macht das allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken, denn er bietet in seiner Wohnung Couchsurfing an und wir sind wohl potenzielle Gäste. Stolz erzählt er, dass schon fünfhundert Personen bei ihm gewohnt haben. Er gibt uns den Tipp, das Sultan Amir Ahmad Badehaus zu besuchen, eine Sehenswürdigkeit, die in unserem Reiseführer fehlt. Dachkuppel eines der Prunkpaläste Das machen wir dann auch und sind beeindruckt von der harmonischen Ausgestaltung der erstaunlich vielen Räume auf relativ kleiner Grundfläche. Sultan Amir Ahmad Badehaus Lustigerweise ist der Parkplatz, den uns die Polizisten gestern als Schlafplatz aufgeschrieben hatten, gleich neben dieser Sehenswürdigkeit. In der näheren Umgebung gäbe es auch noch einige Prunkpaläste aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, aber die Hitze setzt uns etwas zu und wir verziehen uns lieber wieder in den Basar, der dank der Überdeckung etwas kühler ist. Nachdem ein bestimmter Juwelier seinen Laden wieder geöffnet hat wechseln wir nochmals einige Dollars in Rial und fahren dann per Taxi zurück zu Obelix. Sultan Amir Ahmad Badehaus Um zehn vor sieben starten wir noch den Motor und verschieben quer durch die Stadt zum Fin Garden, den wir morgen vor der Weiterfahrt noch besuchen wollen. Unterwegs kaufen wir noch ein Brot, respektive kaufen es doch nicht, denn wir bekommen es schlicht geschenkt. Andererseits stellen wir im Laden nebenan einen Saft und zwei Joghurts wieder ins Gestell, weil wir das Gefühl haben, dass die Besitzerin uns über den Tisch ziehen will. Moschee in Kashan Beim genannten Garten gibt es einen riesigen Platz auf dem wir uns hinstellen. Der Mann vom benachbarten Haus bittet uns sogleich in sein bescheidenes Haus, wo uns Gurken, Früchte und Tee aufgetischt werden. Als wir uns wieder verabschieden, findet er es gar nicht gut, dass wir auf dem unbeleuchteten Platz schlafen wollen und empfiehlt uns, auf den nahen, beleuchteten Platz zu wechseln. Wir teilen seine Bedenken eigentlich nicht, aber wir wollen ja nicht unhöflich sein und seine Empfehlung in den Wind schlagen. So aber gerät auch heute unser Essensfahrplan aus den Fugen und statt selber noch zu kochen holen wir uns schnell zwei Maiskolben von der Holzkohle, die aber leider mit anständigen Körnern geizen.

Montag, 08.08.2016 – Semnan

Pavillon im Bagh-e Fin Eine Nacht wie die andere: kurz, warm und laut. Geschlafen haben wir trotzdem erstaunlich gut. Zum Frühstück gibt’s wieder Lavash, das persische Brot, das wie eine Omelette aussieht. Kuppel im Fin Garten Unserem Hausbeck fehlt zurzeit wegen der Hitze die Motivation, wieder mal ein richtiges Brot auf den Tisch zu bringen. Dann besichtigen wir den als schönsten Garten von Persien betitelten Bag-e Fin, eine kleine, hübsche Oase am Rande der Stadt. Interessant ist auch hier das verwinkelte Hamam, in dem vor rund hundertfünfzig Jahren ein wichtiger Minister gemeuchelt wurde. Zwischen Kashan und Qom Wir verlassen Kashan und fahren weiter nordwärts, bis wir in Qom nach Osten abbiegen. Während in unserer Karte noch eine Nebenstrasse eingezeichnet ist, fahren wir auf einer dreispurigen Autobahn Richtung Mashhad, unserem Fernziel in zwei Tagen. Beginn der dreispurigen Autobahn Dank Google Maps Satellitenbildern wussten wir schon, dass wir hier gut vorankommen werden und wir können uns trotz 375km Fahrstrecke sogar einen Kaffeestopp leisten, bei dem wir auch noch gleich Teigwaren für einen Pastasalat kochen. Die Strecke ist nicht immer interessant weil sie durch viel Nichts führt, aber ab und zu begleiten uns ein paar Hügel, die nicht mit farbigen Gesteinsformationen geizen. Zwischen Garmsar und Semnan Rund fünfzig Kilometer vor Garmsar staunen wir wieder einmal nicht schlecht, als wir in der Ferne schemenhaft eine eisgepanzerte Pyramide sehen. Neue Wohnblocks in Semnan Das muss der nördlich von uns in knapp hundert Kilometern Entfernung liegende, oder besser gesagt stehende Damavand sein, der mit 5’671m höchste Berg des Iran. Unser Tagesziel ist Semnan, wo wir erfolglos versuchen, bei einem Hotel unterzukommen. So stellen wir uns halt wieder bei einem öffentlichen Park hin, dessen Parkplatz absolut leer ist. Gleich nebenan gibt es ein paar kleine Läden, die so einiges an Tagesnotwendigem anbieten. Im Verlauf des Abends beginnt sich der Parkplatz zu füllen, bis er gegen Mitternacht schliesslich komplett gefüllt ist. Die Iraner geniessen nach dem heissen Tag, wir hatten wieder Temperaturen bis knapp über 40 Grad, den etwas kühleren Abend im Golestan Park.

Dienstag, 09.08.2016 – Sabzevar

Segelflugzeug mit gebrochenem Flügel bei der Zufahrt zum Flughafen Semnan Am Morgen sind wir bis auf eine auch noch campierende Familie wieder alleine auf dem Parkplatz. Die Wegfahrt der vielen Autos in der Nacht haben wir gar nicht mitgekriegt. Wir kaufen noch Früchte und Gemüse ein und machen uns dann auf die Socken. Wolken vom Kaspischen Meer Heute liegt eine Monsteretappe von knapp 450km vor uns, was allerdings dank der guten Hauptverkehrsachsen im Iran kein Problem sein sollte. Wir steigen gleich mal über einen 2’000m hohen Pass, was angenehmere Temperaturen bringt, und die steigen auch beim Abstieg nicht gleich wieder an. An den Bergen, die uns vom Kaspischen Meer trennen, sehen wir tatsächlich Wolken und diese feuchte Luft schafft es in einem stieren Seitenwind bis zu uns, denn plötzlich haben wir unangenehme fünfzig Prozent Luftfeuchtigkeit in der Fahrerkabine. Karavanserei von Miandasht Nach knapp dreihundert Kilometern machen wir, nach einem vorgängigen Tankstopp, bei der Karavanserei Miandasht auch noch einen Kaffeehalt. Wir besichtigen diese grosse Herberge aus dem siebzehnten Jahrhundert, die im vorletzten Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte. Kurz vor Sabzevar Leider ist ein Teil der Anlage im Stadium des Zerfalls und viel Müll liegt herum. Wir finden, dass wenn schon Eintritt verlangt wird, wir zahlen übrigens sechsmal mehr als die Iraner, auch etwas dafür getan werden könnte. Abfall Einsammeln ist keine wirklich teure Unterhaltsarbeit. Wir nehmen noch die restlichen hundertfünfzig Kilometer bis nach Sabzevar unter die Räder, das wir just bei Sonnenuntergang erreichen. Beim Kamelia Hotel kriegen wir zum Zimmer einen Platz für Obelix mit Strom, und so hoffen wir morgen eine Runde waschen zu können. Wir machen uns noch schnell einen Griechischen Salat, was bei dieser Wärme einfach etwas Gutes ist. Zu später Stunde gibt’s noch ein Joghurt mit Gurken, angenehm kühl.

Mittwoch, 10.08.2016 – Sabzevar

Obelix’ Platz im Kamelia Hotel Wie bereits erwähnt steht heute Waschen auf dem Programm. Da wir keine Lust auf schwierige Diskussionen haben verzichten wir darauf, unsere Wäsche rund um Obelix zu drapieren und hängen sie stattdessen in unser Zimmer. So missbrauchen wir die Klimaanlage halt wieder als Entfeuchter, die bis am Abend auch schafft, was draussen in null Komma nichts trocken gewesen wäre. Am Abend gönnen wir uns das Hotel Restaurant. Der Kebab ist ein bisschen uninspiriert, aber durchaus essbar.

Donnerstag, 11.08.2016 – Mashhad

Das “grosse“ Frühstück Heute haben wir ja nur 260km vor uns, also kein Grund zur Eile. So können wir heute beim Hotel-Zmorge richtig zuschlagen, denn seit gestern Abend wissen wir, was für ein Frühstück im Zimmerpreis inbegriffen ist. Zwischen Sabzevar und Soltanabad Kurz vor der Abfahrt gönnen wir uns sogar noch schnell eine erfrischende Dusche. Statt der Autobahn nehmen wir die alte Strasse Richtung Neyshabur, die steigt nämlich gleich über einen kleinen Pass und verspricht darum die interessantere Geografie. Doch nach Soltanabad fahren wir über eine weite, relativ fruchtbare Ebene, die bis nach Neyshabur führt. Die weiteren interessanten Dinge, die wir auf der Strecke bis nach Mashhad sehen, lassen sich an einer Hand abzählen: Rote Erde wie in Afrika, ein paar Blauracken, Pilger, wenigstens glauben wir das, die in Gruppen zu Fuss auf dem Weg zum heiligen Schrein in Mashhad sind, und ein Windräder-Park. Abfahrt vom Godar-e Aliyak Pass Richtung Soltanabad Ausserdem dürfen wir wieder einmal ein Stück Autobahn, das die letzten 40km nach Mashhad hinein führt, gratis benützen. Follow-me Motorräder im Qadir Camp Der Verkehr wird immer dichter, was angesichts der zweitgrössten Stadt des Irans auch kein Wunder ist. Wir fahren zum Qadir Camp, einem riesigen Park gleich beim Flughafen, das für die Aufnahme der vielen Pilger, die hier ihre Zelte aufschlagen, vorbereitet ist. Wir kriegen am Eingang gleich ein Follow-me Motorrad, das uns zu unserem Standplatz lotst. Im ersten Moment sind wir nicht gerade begeistert, wir hätten uns sicher nicht hierher gestellt. Aber immerhin stehen wir schön eben und in der Nähe ist gleich ein Häuschen der Security. Weil Tomaten einfach immer verfügbar sind, gibt’s heute einen Matmata. Und weil dasselbe auch für Melonen gilt, gibt’s die zum Dessert.

Freitag, 12.08.2016 – Mashhad

Zum Zmorge eine Berber-Pizza... Heute ist “Ruhetag“, denn das turkmenische Konsulat, wo wir unser Transit-Visa abholen wollen, ist natürlich zu. Drum gibt’s wieder einen “dies und das-Tag“. Damit wir nicht verhungern müssen macht Isabella eine Berber-Pizza und der Hausbeck will für den Sonntag einen Zopf backen. ...zum Znacht dann noch ein kleines Rindsfilet Doch der Markt verlangt nach Brot und der Kunde ist natürlich König. Ob die Königin mit der Qualität zufrieden sein wird? Morgen werden wir es wissen. Vor dem Znacht machen wir noch einen kleinen Ausflug zum Supermarkt im Camp. Obwohl der verglichen mit den üblichen Lädchen recht gross ist, finden wir nicht viel von Isabellas Liste. Heute gönnen wir uns auch zum Znacht etwas spezielles, obwohl wir eigentlich nichts zu feiern haben. Ein kleines, aber feines Rindsfilet aus unserem Tiefkühler, mit Kräuterbutter, Nudeln und einem Tomatensalat kommen auf den Tisch. Wärme hin oder her.

Samstag, 13.08.2016 – Mashhad

Heute ist wieder mal Wecker-Tag. Und damit wir das gestern gebackene Brot probieren können noch etwas früher, nämlich um sechs Uhr. Leider ist der Beck offensichtlich etwas aus der Übung, aber er schiebt es auf die alte Trockenhefe. Ansprechende Architektur in der Stadt Wir schaffen es zeitig aus dem Haus und finden am Eingang des Camps einen Bus, der ja eigentlich Richtung Stadtzentrum fahren muss, denn die meisten Leute hier wollen zum Schrein des Imam Reza. Schlangen von Pilgern vor dem Schrein Er fährt dann zwar nur zu einem Busterminal, doch dort gibt’s im Minutentakt Busse ins Zentrum. Wir sind dann sogar zu früh beim Turkmenischen Konsulat, weil die Öffnungszeit irgendwie einfach eine halbe Stunde nach hinten verschoben wurde. Dafür offeriert uns der wachhabende Soldat einen Stuhl und zwei leckere Birnen. Nach Ankunft des Konsularbeamten haben wir die Visa innert einer Viertelstunde in unseren Pässen, es ist eine Freude. Den anderen zwei Personen, die auch noch da sind, geht es genau gleich. Sabine und Sämy sind auch aus der Schweiz und mit dem Fahrrad unterwegs. Natürlich unterhalten wir uns ein bisschen und wir entschliessen uns spontan zusammen Richtung Schrein zu gehen, denn wir müssen beide auch noch Geld wechseln. Pilger vor dem Schrein Obwohl wir wegen der Tschador-Pflicht für Isabella das Innere des Schreins eigentlich nicht besuchen wollten, werden wir förmlich fast hinein­komplimentiert. Feine Schokolade in Form von Steinen in einem Süssigkeitenladen Schon bald steht ein freundlicher “Foreign Visitors Guide“ bei uns und bittet uns zu einem Laden in dem es grosse Tücher zu kaufen gibt, denn wegen des morgigen Geburtstags des seligen Imam sind die Leih-Tschador ausgegangen. Der Kauf und damit der Besuch des Schreins scheitert dann allerdings an der miesen Qualität des billigsten Angebots und den Kosten für einen angenehmeren Stoff. Fruchtpüree-Coup Dafür haben Sabine und Sämy noch eine spezielle Delikatesse in ihrem Reiseführer entdeckt, die wir probieren gehen. Es ist ein Bierhumpen voll von verschiedenen, gemischten Früchtepürees und Nüssen, fast zu viel des Guten. Beim Bezahlen gibt’s dann leider eine böse Überraschung, denn die vier Gläser sollen so viel wie etwa hundertsechzig Liter Diesel kosten. Abend im Qadir Park Wir weigern uns den absurden Betrag zu bezahlen und natürlich gibt es eine unerfreuliche Diskussion, auch wenn keiner der beiden Parteien ein Wort der anderen versteht. Schliesslich bezahlen wir in etwa was andere Kunden bezahlen und verlassen das Lokal einfach. Nachdem wir unsere iranischen Telefonnummern ausgetauscht haben trennen wir uns und weil es so einfach war, fahren wir auch zurück ins Qadir Camp mit dem Bus. Dort muss Isabella erst einmal liegen, denn ihr Magen ist etwas in Aufruhr. Aber ein bisschen Schlaf und Fencheltee tun Wunder und sie ist bald wieder bei Laune. Am späteren Abend machen wir uns noch etwas über Schnittfleisch und Käse her, deren Vorräte sich langsam gegen Null bewegen.

Sonntag, 14.08.2016 – Sarakhs

Feine Mango zum Frühstück Obelix mit den beiden vorgehängten Fahrrädern Für einen Sonntag stehen wir recht zeitig auf, denn wir erwarten nach dem Frühstück Sabine und Sämy, die gerne an die Grenze zu Turkmenistan mitreiten möchten. Mit Hilfe der etwas missbrauchten Sandblechbefestigung an der vorderen Stossstange prangen ihre beiden Räder schliesslich an Obelix’ Front. Kurz nach Mittag geht’s los und etwas ausserhalb Mashhad finden wir eine Tankstelle um unseren Dieselvorrat mit dem billigen iranischen Most maximal aufzufüllen. Zwei gleiche Pickups mit gleicher Heuladung Ein einheimischer Carchauffeur lässt uns freundlicher­weise hundert Liter auf seine Tankkarte tanken, womit wir in den Genuss des zusätzlich subventionierten, nur achteinhalb Rappen teuren Sprits kommen. Blick zurück auf Mazdavand Die Strasse nach Sarakhs ist zwar nicht sehr stark befahren, aber die Hälfte des Verkehrs machen Lastwagen aus, was auf der eher schmalen, nicht immer tadellosen Strecke volle Aufmerksamkeit erfordert. Zusätzlich weht ein sehr starker Gegenwind, der auch einem einsamen Radfahrer das Leben schwer macht. Es ist Lukas aus Deutschland, der hier sozusagen für Turkmenistan übt. Shurlukh Nach einem kurzen Schwatz nehmen wir die restlichen, gegen Ende hin flachen Kilometer zu unserem Tagesziel unter die Räder. In Sarakhs fahren wir zu einem Park im Norden der Stadt, in dem Sabine und Sämy ihr Zelt aufstellen zu können hoffen. Nach einer kurzen Einkaufstour in die Stadt tun sie das dann auch, aber damit beginnen auch schon die Probleme. Irgendwem passt das nicht und es gibt Diskussionen. Obelix vor dem Park Nach mehr­maligem Verschieben ihres Zeltes tritt dann die Polizei auf den Plan und bescheidet ihnen, dass sie hier nicht bleiben dürfen. Nach einer Gnaden­frist für das Nachtessen packen sie dann zusammen und verabschieden sich bei uns. Der Polizist, der natürlich kein Englisch spricht und sie zum Roten Halbmond eskortieren soll, will dass wir auch gleich mitkommen, aber wir wimmeln ihn erst mal ab. Eigentlich erwarten wir, dass er bald wiederkommt, aber das passiert nicht und so legen wir uns gegen Mitternacht halt trotzdem schlafen. Die Abfahrts­bereitschaft ist in Erwartung einer nächtlichen Ruhestörung ja erstellt.

Montag, 15.08.2016 – Khauz-Khan (Turkmenistan)

Eine Stunde nachdem wir schlafen gegangen sind klopft es an die Türe, aber der Sicherheits­polizist ist gnädig und lässt uns weiterschlafen. Um acht Uhr ist es dann ein Zivilist, der will, dass wir verschwinden, aber wir trinken erst mal einen Kaffee bevor wir losfahren. Heuballen auf dem Feld In der Stadt wollen wir nochmals etwas Geld wechseln um den Dieseltank wieder ganz zu füllen. Kaum ist Thomas in einer Bank steht auch schon die Polizei bei Obelix. Ein übereifriger Polizist will uns wegen der Missachtung des Lastwagenfahrverbots eine Busse anhängen. Überdimensionierte Melonen auf einer Verkehrsinsel am Abzweig zur Grenze Sarakhs sucks! Da wir uns nicht verständigen können, nimmt er Thomas mit zur Sicherheitspolizei, die sich mit einem Grinsen für den nun verärgerten, weil desavouierten Polizisten entschuldigt. Wir aber haben langsam aber sicher genug von dieser Stadt. Wir wechseln dann halt an der Grenze zu einem eher schlechten Kurs und fahren noch rasch zur nächsten Tank­stelle bevor wir uns in den Grenzübertritts­prozess begeben. Auf iranischer Seite geht es ziemlich problemlos und gesittet über die Bühne, mit einem sehr netten Zollbeamten, der uns sogar Bilder seiner hübschen, rothaarigen Tochter zeigt. Die einzige Irritation ist, dass sich ein junger Mann, der uns durch den Zoll begleitet, als Schlepper herausstellt, der dann zwanzig Dollar für seine Dienste will. Da er uns tatsächlich das Leben erleichterte, geben wir ihm wenigstens fünf und er ist ganz zufrieden damit.

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