Indien (II)

Sonntag, 26.02.2017 – Bagdogra

Winkender Grenzbeamter auf der indischen Seite Auf der anderen Seite des Grenzflusses geht es bei der indischen Einreise genau so entspannt zu und her. Das Carnet des Passages wird abgeschrieben und gestempelt und die Zolldeklaration wird ohne überhaupt angeschaut zu werden abgelegt. Rikschas und andere Verkehrsteilnehmer im indischen Grenzort Panitanki Unser MGD interessiert weiters niemanden. Bei der Immigration werden unsere Pässe von einem aufgestellten Beamten gestempelt, der überhaupt nicht wie ein Inder, sondern wie ein Tibeter aussieht. Kein Wunder, er kommt ja auch aus Darjeeling. In Bagdogra versucht Thomas unsere indische SIM-Karte wieder zum Leben zu erwecken, was sich als eher mühsame und vor allem langwierige Angelegenheit herausstellt. Frau mit drei Ziegen, davon eine störrische, unterwegs auf dem Feld In Bagdogra liegt auch der Flughafen von Siliguri, dem Gateway zu den Hügeln von Westbengalen um Darjeeling und Sikkim. Thomas hat die Idee, dass wir uns auf dem dortigen Parkplatz für die Nacht hinstellen könnten. Bus mit Dachpassagieren unterwegs Man lässt uns auch hinein, aber nach einigen Stunden klopft es an unser Fahrerhaus und ein Mann fragt uns nach einem Permit fürs Parkieren, das wir natürlich nicht haben. Der bei unserer Ankunft noch extrem belebte Parkplatz ist abends um sieben Uhr komplett verlassen. Wenig später kommt der Mann mit einem Uniformierten zurück, der uns zu verstehen gibt, dass wir auf diesem Armeegelände ohne Permit unmöglich bleiben dürfen. Teeplantage als Vorbote des nahen Darjeeling So machen wir uns halt wieder einmal in der Dunkelheit auf, einen anderen Platz zu suchen. Bambusgerüste am Strassenrand Wenige Kilometer entfernt auf der Hauptstrasse Richtung Süden blitzen wir bei einem Restaurant zuerst noch ab, können uns aber kurz danach auf einen grossen Platz stellen, auf dem auch schon andere Lastwagen stehen. Wir hatten uns schon vorher entschieden, heute einen griechischen Salat zu machen, was uns jetzt sehr gelegen kommt. Der Platz am Flughafen wäre für uns perfekt gewesen, offensichtlich sogar schön ruhig, da der Betrieb bis am Morgen ruht. Das kann man von der nahen Strasse natürlich nicht behaupten. Wir werden trotzdem ganz zufrieden schlafen, denn dieses Szenario sind wir uns ja einigermassen gewohnt.

Montag, 27.02.2017 – Darjeeling

Kinder in Schuluniform auf der Ladebrücke eines Lastwagens unterwegs zur Schule So richtig zufrieden sind wir dann doch nicht als es um viertel nach fünf Uhr zum ersten Mal klopft. Wir sehen aber niemanden und schlafen weiter, aber nur für eine Stunde, denn dann klopft es schon wieder. Gartenbaucenter am Strassenrand Diesmal sehen wir jemanden davonstapfen und nehmen an, dass er bald wieder kommt. So stehen wir halt auf, aber auch ein erster Kaffee kann uns noch nicht richtig wecken. Offen­sichtlich stehen wir auf dem Parkplatz eines anderen Restaurants und der Wirt verlangt wenig später seinen Obolus. Er hat wohl etwas Mühe mit den englischen Zahlen, denn zuerst will er den absurden Betrag von zweitausend Rupien, rund dreissig Franken. Enge Strassenverhältnisse schon am Beginn der Fahrt nach Darjeeling Schliesslich korrigiert er auf zweihundert Rupien, aber Isabella ist da bereits so in Fahrt, dass sie ihm zu einer Gardinenpredigt, die er sicher nicht versteht, fünfzig Rupien hinstreckt, mit denen er von dannen zieht. Zaunproduktion, ebenfalls am Strassenrand Als erstes fahren wir nach Siliguri zu einer Shopping Mall, aber natürlich sind wir jetzt zu früh dran und müssen eine gute Stunde warten bis der Supermarkt um halb elf öffnet. Dieser Spencer’s begeistert uns nicht sonderlich und noch weniger, als wir beim Brotgestell kleine Kakerlaken herum­wuseln sehen. Noch vor dem Mittag machen wir uns auf in die Hügel Richtung Darjeeling. Die Strasse ist eng, aber in recht gutem Zustand. Plakat wirbt für die Emigration nach Kanada, Australien, England und die USA Das Problem ist der starke Verkehr und die nicht sehr vorausschauend fahrenden Inder. Wir kommen aber doch einigermassen vorwärts und klettern wieder Meter um Meter. Kurz vor Kurseong hängt wieder einmal ein Kabel viel zu tief über der Strasse, der Hauptstrasse nach Darjeeling notabene. Obelix kappt den Draht und der peitscht dem nachfolgenden Auto auf die Karosse. Blick zurück über die Hügel ins Tiefland Da die Inder es innert Kürze fertig bringen eine einspurige Strasse zu blockieren, verursachen wir auch noch ein kleines Verkehrs­chaos. Mit dem Fahrer des Autos einigen wir uns auf die Zahlung von rund fünfundsechzig Franken, damit er die Farbschäden reparieren lassen kann. Für diesen Betrag die Versicherung zu bemühen wäre wohl nicht wirklich ratsam gewesen. Schmale Strasse für viel Verkehr Wenig später, mit zunehmender Höhe, landen wir auch noch in den Wolken und die Sichtweite beträgt im Nebel manchmal kaum dreissig Meter. Am Strassenrand verläuft praktisch immer das Geleise der berühmten Darjeeling Himalayan Railway. Kurseong Die Spurweite ist so schmal, dass es fast wie eine Garteneisenbahn aussieht und kaum zu glauben ist, dass darauf richtige Dampf- und Diesel­loks Wagons ziehen. Wir kommen Darjeeling immer näher und machen uns zunehmend Sorgen, wo wir denn wohl übernachten werden, denn wir haben keinerlei Informationen über eine Stellmöglichkeit. Die Stadt ist eigentlich unglaublich gross, oder besser gesagt lang, und wir können nicht anders als immer weiterfahren. Dichter Nebel macht die Fahrerei auch nicht einfacher Wir fragen einen Polizisten nach einer Parkmöglichkeit und der schickt uns auf eine Strasse die die Stadt weiter hinauf klettert. Überall hat es natürlich diese vermaledeiten Kabel und mehrere Male haben wir Glück, dass wir nicht einhängen. Schmale Strasse für viel Verkehr zum zweiten Einmal aber passiert es doch und Thomas muss aufs Dach um das Kabel auszu­hängen. Die Fahrt verwandelt sich zunehmend zu einem Alptraum und immer noch haben wir keinen Schimmer, wo wir heute stehen können. Aber die Polizei von Darjeeling ist uns hier Freund und Helfer. Mehr als einmal helfen sie uns den entgegenkommenden Verkehr auf die Seite zu scheuchen und als wir aus dem gröbsten raus sind, zeigt uns einer auch noch einen Platz wo wir uns hinstellen können. Es ist vor dem Sommersitz des Gouverneurs von West­bengalen, dem Raj Bhawan. Die Wache dort ist zwar gar nicht begeistert, aber der besagte Polizist weist uns einen Parkplatz zu. Thomas ist von der Kurbelei und der stundenlangen Millimeterarbeit total geschafft. Aber dank Isabella kommt doch noch etwas zu essen auf den Tisch, auch wenn es heute nur Ravioli aus der Büchse sind. Auch die müssen noch weg.

Dienstag, 28.02.2017 – Siliguri

’The Mall’ ist eine hübsche Flaniermeile mit Bänken Polizist hilft Obelix durch den Verkehr zu kommen Für uns war gestern Abend schon klar, dass wir mit Obelix in diesen Bergen nichts verloren haben. Die Verhältnisse sind einfach zu eng und vor allem hängen die Kabel hier viel zu tief. Ausserdem bringt es gar nichts, im Nebel herumzukurven. So machen wir uns nach dem Frühstück auf den Rückweg Richtung Siliguri. Da es eine alternative Route gibt, wollen wir sicher nicht mehr durchs Stadtzentrum fahren. Diese Route ist aber wieder extrem schmal und natürlich kommen uns dauernd Autos entgegen. Auch hier hilft uns ein Polizist beim Weiterkommen. Schliesslich landen wir, samt “sägen“ in zwei extrem engen Kehren, erleichtert wieder auf der Hauptstrasse. Taxistand im Zentrum von Darjeeling Lokremise der Darjeeling Himalayan Railway Auf dieser lässt sich Darjeeling relativ problem­los durchqueren, auch wenn die Platzverhältnisse alles andere als komfortabel sind. Bis nach Ghom begegnen wir sogar einer einsamen Diesellokomotive, deren Führer schon fast für ein kleines Schwätz­chen mit uns anhalten zu wollen scheint. Beim Batasia Loop sehen wir auch noch einen Touristenzug, der von einer Dampflokomotive gezogen wird. Ab Ghom nehmen wir eine andere Route als gestern, die uns zuerst Richtung Kalimpong ostwärts führt. Die Strasse ist eine wahre Freude, es gibt genügend Ausweichmöglich­keiten und sehr wenig Verkehr. Bahnhof in Ghom Schmale aber leere Strasse Richtung Kalimpong Unsere Freude wird dann allerdings in den Dörfern stark gedämpft, denn die Leitungen hängen wieder so tief, dass Thomas einige Male aufs Dach klettern muss. Da wir zweitausend Meter Höhe vernichten müssen wird die Strasse zum Schluss extrem steil, aber bei den letzten Kehren, 26km nach Ghom, ist das Ende absehbar. Und dann kommt der Hammer: Die Strasse macht einen Kreisel und wird unter sich selber durchgeführt. Oder anders gesagt: Wir stehen vor einer Unterführung und es sieht sehr, sehr knapp aus. Angesichts der überall so tief hängenden Kabel kann es ja eigentlich nie und nimmer reichen, aber wie probieren es. Strassenarbeiter reparieren Belag Obelix vor der knappen Kreisel-Unterführung Um es kurz zu machen: Obelix geht durch das Nadelöhr, allerdings nicht ganz ohne die Dachreling in Mitleidenschaft zu ziehen. Aber dafür, um unser Haus zu schützen, ist sie ja eigentlich auch da. Kurz danach, in Teesta Bridge, stehen wir dann noch vor einer Brücke, vor der auf einer Tafel steht, dass sie schwere Fahrzeuge nicht befahren dürfen. Aber wer sagt denn, dass Obelix schwer ist? Dies ist unsere letzte Prüfung, bevor wir die von Sikkim herkommende Hauptstrasse erreichen. Die restlichen knapp fünfzig Kilometer bis nach Siliguri verlaufen für indische Verhältnissen recht ereignislos. Auch diese nächste enge Strassenkehre schafft Obelix noch Die Brücke bei Teesta Bridge Hier im flachen Land sind wir definitiv wieder in Indien, nachdem wir zwei Tage in einer anderen Welt waren, denn um Darjeeling dominieren runde Gesichter mit Mandelaugen und der Buddhismus. Ausserdem ist es hier unten mindesten zehn Grad wärmer. In der Stadt kommen wir an der Vega Mall vorbei, die den zweiten Spencer’s Supermarkt beherbergt. Der Laden ist noch ganz neu und das Personal ist unheimlich freundlich und hilfsbereit. Hier getrauen wir uns sogar ein Brot zu kaufen. Da es bereits später Nachmittag ist beschliessen wir die Nacht gleich auf dem grossen, unbefestigten Platz neben der Mall, zu dem man uns zu parkieren geschickt hat, zu verbringen. Auf dass sie so ruhig wie in Darjeeling sei.

Mittwoch, 01.03.2017 – Dalkola

Schulbus-Rikscha Schuhverkäufer Ausgangs Siliguri Die Nacht durch bleibt es tatsächlich ruhig und wir schlafen wirklich gut. Wir sind relativ früh auf den Beinen und können noch in Ruhe ein Mail schreiben. Es macht keinen Sinn zu früh loszufahren, denn wir wollen noch das Nachfolgemedikament für Isabellas Amöben-Kur in der Stadt zu besorgen versuchen. Entgegen unseren Erwartungen sind wegen der Bar­geldkrise die meisten Geldauto­maten immer noch leer. Deshalb decken wir uns gleich mit einer ansehnlichen Summe Rupien ein, als wir einen Scheine ausgeben­den Kasten finden. Mit Isabellas Medikament haben wir leider auch hier kein Glück, wir werden es wohl in Kolkata nochmals versuchen müssen. Kleiner Jeep mit Soldaten Reisfelder Statt weiter nach Osten zur Grenze von Myanmar geht es nun Richtung Süden. Unser neues Ziel ist Chennai, von wo aus Obelix nach Neuseeland schaukeln soll. Bis dorthin sind es schlappe zweitausenddreihundert Kilometer, was in etwa gleich weit wie von Zürich nach Istanbul oder Lissabon ist. Heute schaffen wir sicher nicht mehr viel von dieser Strecke, denn bis wir endlich richtig unterwegs sind ist es fast halb zwei Uhr. Immerhin ist die Strasse bis nach Dalkola meist richtungsgetrennt, was die Fahrerei wesentlich stressfreier gestaltet, obwohl man natürlich auf den gelegentlichen Geisterfahrer gefasst sein muss. Der lustige Bahnübergangsstau in Dalkola Lokale Veloproduktion In Dalkola ver­lassen wir diese schöne Strasse und geraten im Ort gleich mal in einen Stau. Im Zentrum liegt der Bahn­übergang einer viel befahrenen Bahnlinie und entsprechend oft ist die Barriere geschlossen. Die Inder veranstalten dann natürlich das übliche Chaos, in dem auf beiden Seiten auf allen Spuren aufge­schlossen wird. Aber wir haben es ganz lustig mit den Fahrgästen eines Buses und einigen Traktor­fahrern, so dass die Zeit wie im Flug vergeht. Nicht so lustig ist der Zustand der Strasse und wenn der bis vor Kolkata so bleiben sollte wird das sicher kein Spass. Wie auch immer, bereits kurz nach dem Ort stellen wir uns auf den Parkplatz eines Restaurants, denn die Sonne wird sich gleich schlafen legen. Wir kochen heute nichts, sondern naschen von unseren Vorräten. Alles ungesundes Zeugs halt.

Donnerstag, 02.03.2017 – Farakka

Strasse mit schlechtem Teerbelag Gestern hatten wir eigentlich noch nicht das Gefühl, dass diese Strasse so stark befahren ist, aber in der Nacht hört der Lärm der Lastwagen auf der halt allzu nahen Strasse nie wirklich auf. Überlandtaxi mit zusätzlichen Passagieren ausserhalb des Fahrzeugs Als wir nach dem Frühstück weiterfahren geht das nur ziemlich langsam, denn die Strasse ist eine der schlechtesten die wir in Indien schon gefahren sind. So schaffen wir in der ersten Dreiviertelstunde gerade mal zwölf Kilometer. An einer Tankstelle in Karandighi dürfen wir einen leeren Wassertank füllen und tanken dafür hundert Liter Diesel. Die Befüllung des Wassertanks dauert allerdings geschlagene zwei Stunden, die wir uns aber mit den Betreibern der Tankstelle und einem Lastwagenfahrer aus Punjab, der ganz passabel Englisch spricht, vertreiben. Hier sind so ziemlich alle indischen Verkehrsmittel zu sehen Der Fahrer hat nach seiner Ausbildung zwei Jahre bei einer Bank gearbeitet. Er fand aber, dass er so auf keinen grünen Zweig kommt und hat auf die Transportbranche umgesattelt. Typische Strassenszene in einem Ort unterwegs Heute betreibt er fünf Lastwagen und die Fahrerei gefällt ihm erst noch besser als die Büroarbeit. Ab Raiganj gibt es dann wieder eine richtungsgetrennte Strasse, was dem Vorwärtskommen schon sehr förderlich ist. Allerdings fehlen noch die Umfahrungsstrassen um die Städte, womit wir immer wieder in üble, von den ungeduldigen Verkehrsteilnehmern unnötig verursachte Staus geraten. Bei Farakka begegnen wir dann doch noch dem mächtigen Ganges, nachdem wir Varanasi ja ausgelassen hatten. Farbige Häuser und Werbeplakate in English Bazar Die Strasse führt auf einem zweieinhalb Kilometer langen Wehr über den Strom und die Sonne schickt sich gerade an hinter dem Horizont zu verschwinden, als wir ihn überqueren. Abendstimmung auf dem Wehr über den Ganges Dass wir dann den gesamten Sonnenunter­gang auf dem Wehr erleben hätten wir allerdings nicht gedacht, und für die ersten anderthalb Kilometer nach der Überquerung benötigen wir gleich dreiviertel Stunden. Verursacher dieses Staus sind eine Handvoll Ordnungshüter, die an einer eigentlich unbedeutenden Kreuzung ein Chaos anrichten. Als wir diesem Chaos entrinnen ist es natürlich bereits stockfinster und wir schauen, dass wir möglichst rasch von der Strasse kommen. Bei einem Restaurant dürfen wir uns nach diesen enttäuschend wenigen, aber trotzdem ermüdenden rund hundertfünfzig Kilometer Tagesleistung hinstellen. Wir machen uns einen griechischen Salat, der passt zum Klima hier, denn die Temperaturen waren den ganzen Tag deutlich über dreissig Grad.

Freitag, 03.03.2017 – Burdwan

Blühende Mangobäume Das darf ja nicht wahr sein, um sechs Uhr werden wir wieder einmal aus dem Schlaf geklopft. Isabella schickt den Kerl zum Teufel und wir können noch einmal etwas schlafen. Nähatelier Als uns die netten Betreiber des Restaurants fragen ob wir eine gute Nacht gehabt hätten, meinen sie lachend, dass das wohl der Nachtwächter gewesen sein muss. Wir machen uns wieder auf den Weg weiter südwärts und nehmen dabei die Strecke über Rampur Hat. In Mallarpur kommen wir von unserer Route ab, beschliessen aber die siebzehn Kilometer auf dem kleineren State Highway als Abkürzung zu fahren. Kleintransporter mit riesigem Strohfuder Die Strasse ist zuerst eng, wird dann aber zu einer formidablen Landstrasse, erst noch fast ohne Verkehr. Wir fahren heute durch viele Kilometer sattgrüne Reisfelder und dort wo Gärten sind blühen die Mangobäume um die Wette. TATA Fahrgestell Schade, dass wir die Mangosaison verpassen werden. Nach Bolpur, dem grössten Ort in der Gegend gibt es wieder einmal eine Unterführung, diesmal unter der Bahn durch. Wir sehen gleich, dass es einmal mehr knapp werden wird, aber wir kommen unter der vor der Unterführung stehenden Höhenbeschränkung durch. In der ungeteerten Passage gibt es eine kleine Senke in der Spur. TATA Lastwagen Das bewirkt, dass Obelix’ Heck in die Höhe geht, was sich mit einem unangenehmen Kratzgeräusch bemerkbar macht. Die Dachreling muss wieder einmal einstecken... Kurz vor Burdwan entdecken wir ein grosses, offenes Gelände, das zu einem Trainingszentrum, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, gehört. Schön aufgereihte TATA Lastwagen Für einmal haben wir einen Übernachtungsplatz bevor es fast, oder ganz dunkel ist. Zeit genug also, um wieder einmal etwas richtig Feines zu kochen. Als es dann dunkel ist und wir noch beim Feierabendbier sind macht sich draussen eine Gruppe junger Männer bemerkbar. Das sei Regierungsland und wir könnten hier nicht bleiben weil es gegen die Vorschrift und überhaupt zu gefährlich sei. Traktorkolonne bei der Ablieferung der Kartoffelernte Sie trollen sich aber wieder als wir ihnen sagen, dass es für uns kein Problem sei und wir morgen früh wieder wegfahren würden. Als Isabella gerade die Pouletbrüstchen an einer Nusssauce kocht fährt dann die Polizei mit zwei Fahrzeugen und bewaffneten Polizisten ein. Ländliche Abendstimmung Offensichtlich wurden sie von Anwohnern in der Nähe informiert, dass hier ein verdächtiges Fahrzeug stehe, denn wir werden zu Beginn recht unfreundlich kontrolliert. Als wir uns beklagen wird der Ton dann freundlicher und nun geht es nur noch um unsere Sicherheit, die hier nicht gewährleistet sei. Dann wird viel telefoniert und wir einigen uns darauf, dass wir uns von ihnen, nachdem wir gegessen haben, einen sicheren Platz für die Nacht zuweisen lassen. Natürlich bleibt der Genuss auf der Strecke und natürlich geht es den Polizisten nicht schnell genug, was uns wiederum hörbar verärgert. Um viertel vor zehn Uhr folgen wir dem Polizeiauto für fast eine halbe Stunde quer durch die Stadt Burdwan, bis sie uns an deren Ende hinter einem bewachten Tor, das wohl der Zugang zu einer Wohngegend ist, abliefern. Wir trinken noch den Rest unseres Weines, aber irgendwie ist dieser Abend hinüber. Es ist wohl langsam aber sicher an der Zeit, Indien hinter uns zu lassen.

Samstag, 04.03.2017 – Burdwan

Unser Platz hinter dem bewachten Tor Es war keine gute Nacht, denn durch das Rein und Raus gestern Abend haben sich ein paar Moskitos ins MGD geschlichen die Isabella, natürlich wieder nur sie, auf das Übelste traktierten. So sind wir heute Morgen nicht sehr frisch, aber immerhin werden wir für einmal nicht klopfenderweise geweckt. Ein etwas eigentümlicher Wasserturm, wenn es denn einer ist Irgendwie brauchen wir nach einer Woche Unterwegssein wieder einmal einen Ruhetag. Die Security am Eingangstor, die wir fragen wollen ob wir bleiben können, ist offensichtlich den Tag durch unbesetzt und wir beschliessen, auch wenn es hier ja nicht gerade der ruhigste Platz ist, einfach mal stehen zu bleiben. Am Nachmittag gibt es noch eine nette Art der Vorratsverwertung: Unser zugewiesener Schlafplatz in Burdwan Aus Marronipüree, Vanilleglace und etwas Schlagrahm entsteht ein Coup Vermicelles. Nicht schlecht bei dreiunddreissig Grad im MGD. Thomas beschäftigt sich mit der Planung der restlichen Route in Indien und Isabella kümmert sich wieder einmal um die Homepage. Nicht, dass es dadurch schon etwas Neues zu lesen gäbe, aber die Bilder zum Reisebericht müssen ja auch zuerst ausgesucht werden. Zum Znacht ist wieder ein Pilzrisotto angesagt. Aber natürlich beginnen genau jetzt, nach dem die Security wieder vor Ort ist, draussen Diskussionen, bei der es nur um uns gehen kann. Wir sind ein bisschen auf Nadeln, aber schliesslich passiert nichts Weiteres und wir können unser Risotto mit einem Merlot einigermassen geniessen.

Sonntag, 05.03.2017 – Dantan

Kartoffelernte Wie nur all die Mücken in unser MGD kommen? Dabei haben wir vor dieser Reise extra alle Moskitonetze an den Fenstern durch neue ersetzen lassen, da wir den alten nicht mehr trauten. Hindustan Ambassador Taxi Jedenfalls sind wir wieder die halbe Nacht auf Moskitojagd und Isabella einmal mehr das Opfer. Um zwei Uhr morgens ist es genug und wir montieren unser bewährtes Moskitonetz über dem Bett. Dann haben wir auch Ruhe. Jedenfalls vor den Mücken. Bis wir Burdwan verlassen wird es Mittag und Kolkata lassen wir nach eineinhalb Stunden schlicht links liegen weil wir irgendwie keine Lust haben uns ins Getümmel der Stadt zu stürzen. Monumentales Eingangstor nach Kolkata Als wir auch die Vororte und Industrieparks der Millionenstadt hinter uns gelassen haben geht es vor allem durch weite Reisfelder zuerst westwärts, bevor wir bei Kharagpur nach Süden schwenken. Auf Lastwagen gepinselte Verhaltensregeln Es ist ein für indische Verhältnisse entspanntes Fahren, denn erstens und wichtigstens ist die Strasse richtungsgetrennt, zweitens ist der Verkehr recht dünn gesät und drittens halten sich Geisterfahrer und andere Querulanten in engen Grenzen. So kommen wir gut voran und stellen uns kurz vor fünf Uhr nach rund zweihundertfünfzig Kilometern an eine Tankstelle. Der Himmel verfinstert sich in einer Ecke, aber das Gewitter zieht dann doch an uns vorbei. Bei einem zweiten Versuch findet uns der Regen dann doch noch, was zu einer willkommenen Abkühlung führt. Und zum Znacht? Bratwurst und Rösti kann man auch in Indien essen...

Montag, 06.03.2017 – Uttara

Lastwagen mit hinten weit überhängender Ladung Lastwagenstau an der Grenze Unser Moskitonetz hält was wir uns davon versprechen, es hat sich schliesslich auch schon während der Jahre in Afrika bewährt. Wir schlafen also ungestört, aber trotzdem ist Isabella am Morgen müde und schlapp, mit Puls achtzig. Bevor wir trotzdem abfahren sondieren wir, ob wir unseren Wassertank füllen können, aber als wir die Klarheit des Wassers prüfen, lassen wie es lieber sein. Nach wenigen Kilometern überschreiten wir die Bundesstaatsgrenze von West Bengalen nach Odisha. Wie schon einmal in Indien gibt es an dieser Grenze einen mit Lastwagen vollgestopften Terminal, an dem wir zum Glück nach einem kurzen Stopp, aber ohne Diskussionen vorbeifahren können. Beckenverkäufer in der Nähe von Bhubaneswar Leider ist der Viadukt noch im Bau Ansonsten spulen wir wieder unsere Kilometer ab, auf nicht mehr ganz so guten Strassen und auch mit mehr Verkehr. Wir müssen ein paar Mal Autobahngebühren bezahlen, aber das ist es uns wert. Und schliesslich ist Obelix ja ein leichtes Bürschchen, sodass wir nur den Tarif für Light Commercial Vehicles, also Lieferwagen bezahlen müssen. In Bhubaneswar verlassen wir die Route Richtung Chennai und fahren südwärts der Küste entgegen. Heute kommt das Gewitter schon früher und mit den ersten Tropfen stellen wir uns wieder an eine Tankstelle zum Übernachten.

Dienstag, 07.03.2017 – Puri

Gemüse- und Früchtehändler Eine weitere typische Tankstellennacht: Etwas Lärm hier, hupen dort. Auf jeden Fall war es trotz des gestrigen Gewitters die bisher schwülste Nacht und wir fühlen uns nach Mali zurückversetzt. Kleine, unreife Mangos am Baum Nach dem Frühstück strecken wir unsere Fühler wieder wegen des Wassers aus. Die Qualität sieht nicht schlecht aus und wir dürfen auch auffüllen. Allerdings geht es wieder extrem langsam und nach hundert Litern ist Schluss: der Druckwassertank scheint leer zu sein. Vielleicht hat uns der Manager ja falsch verstanden als wir ihm gesagt haben, dass wir zweihundertsechzig Liter benötigen. Sonnentempel mit Gerüst So machen wir uns halt nur halbvoll auf den Weg nach Konark, wo wir den Sonnentempel besuchen, vielleicht unser letztes kulturelles Sightseeing in Indien. Es ist ein massiver Klotz, mit vielen, vielen Steinmetzarbeiten, aber ein grobes Stahlgerüst beeinträchtigt den Eindruck. Friesdetail mit drei Elefanten Es ist ein geschäftiger Touristenort, aber ausser uns entdecken wir nur noch zwei andere Bleichgesichter. Auf dem Areal stehen auch ein paar Mangobäume, die nicht nur blühen, sondern an denen sogar kleine Früchte hängen. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung. Nach zwei vergeblichen Versuchen unsere Parkgebühr zu bezahlen fahren wir kopfschüttelnd, um nicht zu sagen wobbelnd weiter bis an die ganz nahe Küste des Golfs von Bengalen, Gemalte Tafel mit den zugelassenen Tempel-Führern wo Obelix zum ersten Mal seit Georgien wieder ein Meer, zum ersten Mal seit der Türkei ein offenes Meer und zum ersten Mal überhaupt auf dieser Reise ein ozeanisches Meer sieht. Golf von Bengalen Die Strasse folgt für einige Kilometer direkt dem Strand, entfernt sich dann aber wieder davon. Eingangs Puri werden wir von Uniformierten angehalten die uns mitteilen, dass wir mir Obelix nicht in die Stadt fahren dürften, oder dann frühestens um zehn Uhr abends. Nachdem unser Hinweis darauf, dass wir Touristen seien und zum Strand von Puri wollten nichts fruchtet, drohen wir ihnen unverhohlen, dass wir ihren Befehl missachten und trotzdem hinfahren werden. Polizistin beim Telefonieren Das löst, Handy sei Dank, wieder einmal hektisches Telefonieren aus, aufgrund dessen wir dann ein bisschen weiterfahren dürfen, wo wir dann aber wieder angehalten würden. Unterwegs auf dem Marine Drive in Puri Davon kann aber keine Rede sein und wir erreichen die Model Beach ohne weiter belämmert zu werden. Nur können wir entgegen unserer Hoffnung hier nicht parkieren, es sei nachts zu gefährlich. So fahren wir weiter zur Sea Beach, die die ganze Nacht belebt sein soll, was uns allerdings auch nicht gerade freudig stimmt. Dort dürfen wir nach einigem Hin und Her dann tatsächlich für die Nacht parkieren. Mit einigen heute gekauften Tomaten machen wir einen Salat Matmata und harren dann der Dinge, die in der Nacht noch kommen werden, denn der Parkplatz leert sich bis am späten Abend komplett und ausser den ansässigen Hunden ist keine Seele mehr da.

Mittwoch, 08.03.2017 – Barkul

Hunderudel unter einem schattenspendenden, abgedeckten Verkaufsstand am Strand Tausende von Menschen am Strand von Puri Es kommt zum Glück nichts und es ist auch ziemlich ruhig. Aber der Schlaf lässt trotzdem zu wünschen übrig, denn wir schwitzen wie blöd und die Pyjamas müssen am Morgen erst mal zum Trocknen aufgehängt werden. Dafür gibt es bereits am Vormittag einen kräftigen Gewitterregen, der ein klein wenig Abkühlung bringt. Nach dem dieser Spuk vorbei ist und bevor wir abfahren gehen wir noch zum Strand, der erstaunlicherweise nicht komplett vermüllt ist, zumindest für indische Verhältnisse. Am breiten Sandstrand, der der Copacabana durchaus Konkurrenz machen könnte, tummeln sich tausende von indischen Touristen. Viel Verkehr in Puri Heilige Kühe auf der Fahrbahn Weiter entfernt sieht es so aus, als würde der Strand von Ameisen bevölkert. Danach fahren wir unbehelligt durch die Stadt, ohne dass uns ein Uniformierter mit einem Fahrverbot belegen will. Isabella kauft in einem erst vor zwei Wochen eröffneten Reliance Fresh Supermarkt ein paar wenige Sachen ein und wird dabei zwischen Laden und MGD kurz etwas geduscht. Die Strasse zwischen Puri und Bhubaneswar ist durchgehend richtungsgetrennt, eine erfreuliche Überraschung. Wir könnten zwar eine Abkürzung nehmen und die Hauptstadt von Odisha auslassen, aber wir haben keine Lust auf Experimente mit Bahnunterführungen und kämpfen uns lieber durch die Stadt. Brückenbaustelle in Bhubaneswar Dutzende von Natel- und anderen Antennen auf einem Spital in Bhubaneswar Auf dem Weg nach Südwesten gelingt es uns an einer Tankstelle den gestern nicht voll gewordenen Wassertank noch ganz zu füllen und dafür tanken wir dann auch hundert Liter Diesel. Auf dem weiteren Weg wird nach Isabella auch noch Obelix von einem Stark­regen geduscht, aber sonst ist die Fahrerei heute wieder recht entspannt, abgesehen von der Begegnung mit einem alten Mann, der mit seinem Velo seelenruhig auf einer Brücke ohne grosse Ausweichmöglichkeit mitten auf unserer Spur entgegenkommt. Nachdem wir gestern ja schon kleine Mangos an den Bäumen haben hängen sehen, fahren wir heute an zwei Verkaufsständen mit Mangos vorbei. Wasser auf der Fahrbahn Ausflugsboote im Hafen des ’Wassersportzentrums’ Bei Barkul, das am Chilika Lake, einer grossen, vom Meer abgetrennten Lagune liegt, können wir auf einem Parkplatz gegen ein Entgelt von hundertfünfzig Rupien parkieren. Wir sind recht früh dran und besuchen das “Wasser­sportzentrum“ genannte Hafen­gelände. Im seichten Wasser staksen ein paar Watvögel durch das Wasser, nichts Aufregendes, aber immerhin. Durch die Lüfte ziehen sogar zwei Black-headed Ibis, die den afrikanischen Heiligen Ibissen sehr ähnlich sehen. So ohne Stress kocht Isabella gerne etwas Besonderes, zum Beispiel ein Stroganoff mit Fleisch aus dem Tiefkühler zum baldigen Verbrauch. Der australische Shiraz muss dagegen vor dem Genuss noch etwas in den Kühlschrank, sonst ist er einfach zu warm.

Donnerstag, 09.03.2017 – Tekkali

Strand im Bereich der Promenade von Gopalpur-on-Sea Wir verbringen eine ziemlich ruhige Nacht, abgesehen von den Zügen die auf der nahen Bahnlinie verkehren und Isabella manchmal wecken. Wir fahren weiter mit Hauptrichtung Südwest der Chilika Lagune entlang, die wir aber nur selten sehen, und bei Berhampur machen wir nochmals einen Abstecher ans Meer. Breiter, langer Sandstrand von Gopalpur-on-Sea Gopalpur-on-Sea ist ein Seebad aus alten Kolonialtagen und uns wesentlich sympathischer als Puri, denn es ist klein und übersichtlich. An der Beachfront gibt es eine hübsche Promenade und der Strand ist breit und lang soweit das Auge reicht, zumindest gegen Süden, denn im Norden liegt noch ein kleiner, kommerzieller Hafen. Und das Schönste daran: Hier sind nicht tausende von Touristen unterwegs. Fischerboote am Strand von Gopalpur Gleich anschliessend an die Promenade liegt das Hotel Seaside Breeze direkt am Strand. Es hätte eine schöne, grosse Plattform um Obelix hinzustellen und auch keine tiefhängenden Kabel im Weg. Aber aus irgendeinem Grund dürfen sie im Hotel seit einem Jahr keine Ausländer mehr beherbergen. Hübsches Haus Es wäre auch zu schön gewesen. Wir versuchen noch ein paar andere Hotels im Ort, aber nichts passt, und uns nur für eine Nacht irgendwo auf einen Platz zu stellen haben wir auch keine Lust. So fahren wir halt wieder zurück auf die Autobahn zehn Kilometer landeinwärts und fahren weiter Richtung Vishakhapatnam. Schon bald verlassen wir Odisha und fahren wieder an hunderten von Lastwagen vorbei, die an dieser innerindischen Grenze ihren Papierkram erledigen müssen. Die Strandpromenade Auch an zwei Zahlstellen werden wir heute vorbeigewunken, man hält uns wohl wieder einmal für das Rote Kreuz. In Andra Pradesh, dem Staat in dem wir nun unterwegs sind, geraten wir in ein ausgewachsenes Gewitter und zum ersten Mal, soweit wir uns erinnern können, tropft es von der Kabinendecke im Fahrerhaus. Nicht die Grenze zwischen Odisha und Andra Pradesh, sondern eine lokale Mautstation Das Wasser wird wohl vom Starkregen durch eine Kabeldurchführung hineingepresst. Bei Tekkali stellen wir uns nicht zu spät wieder einmal bei einem Restaurant hin, das über einen riesigen Vorplatz verfügt. Das Gewitter scheinen wir heute schon hinter uns zu haben denn wettermässig passiert nichts mehr. Isabella ist bei der Vorratsverwertung kreativ: Es gibt Rösti mit Sunken Eggs “Tekkali“. Dabei werden vier Eier in ebenso viele Löcher in der Rösti versenkt und durchgebraten. Nichts Spezielles und doch speziell.

Freitag, 10.03.2017 – Anakapalle

Bei einer Reismühle wird ein Lastwagen beladen Ganz ordentlicher Herdentrieb Der Parkplatz scheint dann doch nicht zum Restaurant, sondern zur danebenliegenden Tankstelle zu gehören, denn ein Angestellter klopft am Morgen, zum Glück nicht zu früh, am MGD. Zum ersten Mal verlangt man von uns an einer Tankstelle eine Parkgebühr, aber da uns der Betrag mit zwanzig Rupien angemessen erscheint, diskutieren wir nicht lange. Was uns dann weniger freut ist, dass sie am Rand des Platzes mit entsprechender Rauchemission Blätter und Müll zu verbrennen beginnen. Da können wir nur noch die Fenster schliessen, was angesichts des Klimas auch kein Spass ist. Mit einem Tuk-Tuk kann man auch Armierungseisen transportieren Lastwagen mit in farbige Tücher gehülltem Transportgut Und sonst gibt’s nur noch eines: Möglichst schnell ab auf die Piste. Es gibt eine ereignislose und daher erfreuliche Fahrt bis nach Vishakhapatnam, wo wir wieder in einem Reliance Fresh Super­markt noch die Dinge kaufen, die vorgestern vergessen gingen. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel, der MAN Vertretung in Anakapalle. Dort wollen wir in Ruhe das Wochenende verbringen und wenn möglich endlich wieder einmal etwas waschen. Wir werden freundlich empfangen und bekommen neben einem Tee auch Strom und den Code fürs Wi-Fi. Mit einem Tuk-Tuk kann man auch Hühner transportieren Warntafel mit Totenkopf und gekreuzten Knochen Unser zugewiesener Platz wäre ganz nett, nur leider auf der falschen Seite des Gebäudes, gleich neben der Strasse mit einer Schwelle, über die so mancher Lastwagen poltert. Ruhig wird es also nicht werden, aber das sind wir uns ja schon lange gewohnt. Planmässig schreiten wir mit dem Verbrauch unseres Parmesan­vorrates voran, es gibt also wieder ein Pilzrisotto. Zum Glück schmeckt das so gut, dass es einem einfach nicht verleiden kann.

Samstag, 11.03.2017 – Anakapalle

In der Nacht wird das während des Tages ausgebliebene Gewitter noch nachgeliefert, sodass wegen der offenen Fenster kurzzeitig etwas Hektik entsteht. Schön kühl wird es deswegen im MGD aber leider auch nicht und wir erwachen wie immer in den letzten Tagen komplett verschwitzt. Isabellas Muffins Trotzdem gibt’s natürlich erst mal Kaffee, während dem wir uns etwas im Netz tummeln, wenn wir schon mal wieder vernünftig surfen können. Die Strasse vor unserem Fenster kommt irgendwie nie zur Ruhe. Man könnte meinen Anakapalle sei eine Millionenstadt und dies ihre einzige Zufahrtsstrasse. Eigentlich ist es ja schon warm genug, aber trotzdem backen wir am Nachmittag was der Backofen hergibt. Thomas macht wohl den letzten Zopf für ein Weilchen und sein inzwischen übliches Hausbrot, während Isabella noch ein paar Muffins backt. Auch dies ist nicht zuletzt dem Verbrauch von vorrätigen Zutaten geschuldet. Genau wie der Znacht, der eine Art Tapas ist. Hier sind die Mücken ganz schön aggressiv und irgendwie finden sie weiterhin einen Weg zu uns hinein. Auf jeden Fall wird Isabella wieder ziemlich belästigt und findet erst unter dem Moskitonetz ihre Ruhe.

Sonntag, 12.03.2017 – Anakapalle

Heute ist hier bei MAN Ruhetag, also genau richtig für unseren Waschtag. Wir legen tatsächlich bereits vor dem ersten Kaffee los, aber schon bald einmal kommt unsere Maschine ins Stocken. Sie will einfach nicht weitermachen und ein unbekanntes Blinken lässt uns Schlimmstes vermuten. Der Wächter macht uns darauf aufmerksam, dass der Strom ausgefallen ist, denn die Pumpe, die uns das Wasser liefert läuft nicht mehr. Das sollte aber nichts machen, denn wir sind an der Notstromversorgung des Betriebs angehängt und haben auch Spannung auf dem Kasten. Bevor wir ganz auf Handwäsche umstellen machen wir noch einen Versuch mit unserer hauseigenen Stromversorgung und siehe da: Unsere Samsung scheint halt einfach ein Sensibelchen zu sein, denn bei uns schnurrt sie wie eine eins. Der Grund für den Stromausfall sehen wir sogar, denn auf einigen umliegenden Strommasten klettern ein paar Monteure herum und montieren neue Kabel. Am Sonntag? Na ja, eigentlich macht es ja Sinn, denn dann arbeiten die umliegenden Betriebe nicht, was uns aber nicht wirklich glücklich macht. Apropos Sonntag: Während die zweite Ladung unterwegs ist können wir den gestern gebackenen und durchaus geratenen Zopf geniessen, einzig die Butter will gleich wieder davonlaufen. Als uns für die Wäsche das Wasser auszugehen droht ziehen die Monteure ab, der Netzstrom kommt zurück und die Pumpe fördert wieder. So schaffen wir unsere Wäsche bis zum Sonnenuntergang, auch dank des guten Wetters, denn die Sonne brennt den ganzen Tag vom Himmel. Von uns aus könnte es aber ruhig ein paar Grade weniger heiss sein. Das findet vor allem Isabella, die bei dieser Hitze für einmal den Kühlschrank abtaut und dabei, so paradox es tönt, ganz schön ins Schwitzen kommt. Mit dem vielen gepumpten Wasser gönnen wir uns am Abend draussen noch eine erfrischende Kübeldusche, was uns schwer an unsere afrikanischen Zeiten erinnert.

Montag, 13.03.2017 – Pottilanka

Mit Hölzern sehr voll geladener Lastwagen Mädchen in farbigen Saris unterwegs Eigentlich haben wir ja eine reine Überführungsetappe von der einen MAN Vertretung zur nächsten vor. Aber wir wollen die dreihundert Kilometer lieber in zwei Tagen hinter uns bringen, das bringt weniger Stress. So können wir so gut es geht ausschlafen, in aller Ruhe (das ist jetzt nicht akustisch gemeint...) frühstücken, den Boden noch richtig sauber machen und den Wassertank füllen. Dann werden wir von den Leuten von S.G. Motors herzlich verabschiedet und wir machen uns auf die Strecke. Die Fahrt ist ziemlich entspannt, bis kurz vor Rajahmundry kommt uns abgesehen von zu vernach­lässigenden Motorrädern kein einziges Fahrzeug entgegen und an den beiden Autobahnzahlstellen winkt man uns jeweils durch. Reisfelder, glaub Blumenkranz-Verkaufsstand und allerlei falscher Verkehr auf der Strasse In Rajahmundry versuchen wir erfolglos einen Reliance Supermarkt zu finden, das ist sogar in Zeiten von Google Maps möglich, zumindet in Indien. Selbst Tomaten, die wir als kaufwürdig erachten, gibt es nicht, und der Schnapsverkäufer denkt nicht daran, seine vier Bierflaschen zum auf der Etikette angeschriebe­nen maximalen Verkaufspreis zu verkaufen. So bringen wir heute keine einzige Rupie unter die Leute bis wir uns an einer Tankstelle auf den diesmal einige Meter weiter von der Hauptstrasse entfernten Platz stellen. Nach dem üblichen Feierabendbier geht es heute einem Tiefkühlspeck an den Kragen, der zusammen mit Teigwaren gebraten wird.

Dienstag, 14.03.2017 – Eluru

Lastwagenkabine mit Hängeschloss an der Fahrerhaustüre Hübsches Haus unterwegs Dank dem, dass wir hier in der Nacht die Dachluke und einige Fenster mehr öffnen können schlafen wir auch vom Klima her ein ganz klein wenig besser. Aber nicht wirklich länger, denn kurz nach sieben Uhr klopft ein Angestellter der Tankstelle um die geringe Parkgebühr von zwanzig Rupien zu kassieren. Nach dem Frühstück plagt Isabella wieder einmal der Magen, die indischen Viecher lassen sie einfach nicht in Ruhe. Kurz nach Mittag fahren wir dann trotzdem los. Schon bald überqueren wir einen ersten Arm des enorm breiten Godavari, dessen Bett jetzt allerdings zum grössten Teil trocken liegt. ’Welcome to Eluru’-Tafel über der Strasse Pfannenfertige Hühner vor einem Laden aufgehängt Nach der Überquerung des zweiten Armes geht es vor allem westwärts durch wirklich grosse Reisfelder. Wir sehen auch die Maschinen, mit denen der Reis geerntet wird. Sie sehen aus wie kleine Mähdrescher auf Raupen. In Eluru machen wir erst noch eine Runde durch die Stadt bevor wie die MAN Vertretung ansteuern. Wir hoffen vergeblich einen kleinen Supermarkt zu finden und so decken wir uns bei einem kleinen Händler nur mit Mineralwasser für die kommenden, arbeitssamen Tage ein. Die MAN Werkstatt ist erst seit zwei Monaten in Betrieb und sieht dementsprechend noch wie aus dem Truckli aus. Kleines Schweinchen Pförtner öffnet das Eingangstor zur MAN-Vertretung Das extra angereiste Management vom Werkstattbetreiber und der lokalen MAN Vertretung wartet bereits auf uns. Und da die Werkstatthalle gähnend leer ist und die Mechaniker deshalb etwas unterbeschäftigt sind, stehen auch diese bald rund um Obelix herum. Da wir sicher hungrig sein müssen wird für uns erst mal eine Pizza bestellt und dann werden die obligatorischen Fotos mit Obelix und uns und dem Management und den Angestellten geschossen. Man stellt uns jede erdenkliche Hilfe in Aussicht, die Belegschaft ist sozusagen fast nur für uns da. So beginnen wir gleich einmal mit einer ersten oberflächlichen Wäsche für Obelix, damit wir nicht schmutzig werden wenn wir ihn anfassen müssen. Obelix und wir, eingerahmt von den Mechanikern und dem Management Obelix in der neuen und unglaublich sauberen Werkstatthalle, mit Thomas davor Wir dürfen uns einen Platz in der Halle aussuchen und stellen uns trotz anfänglichen Bedenken hinein. In Libreville in Gabun haben wir einmal eine fürchterlich heisse, schwüle und stickige Nacht in der Werkshalle von MAN verbracht. So eingepfercht zwischen den eingestellten Lastwagen ging damals kein Lüftchen. Aber hier ist ja viel freie Luft um uns herum. Wegen der späten Pizza und einem herbeigerufenen und noch später erscheinenden Mann, der uns neue Schutzhüllen für unsere Ersatzreifen anfertigen soll, kommt unser Abendfahrplan etwas aus dem Takt. So gibt es dann erst zu später Stunde wieder eine Art Tapas zu einem kühlen Bier.

Mittwoch, 15.03.2017 – Eluru

Kleine Echse klettert auf Isabellas Velo herum Mechaniker auf unautorisierter Velo-Probefahrt Dies ist seit einiger Zeit die erste Nacht, in der das Innenthermometer am Morgen unter dreissig Grad fällt. In der Halle können wir aber auch unbesorgt die meisten Fenster und die Dachluke geöffnet halten. Ein erster Kaffee muss natürlich auch hier sein, aber dann starten wir mit der grossen Putzaktion, um Obelix für Neuseeland fit zu machen. Isabella kümmert sich um die Kästen im MGD, während Thomas draussen meist auf dem Dach herumturnt. Alles kommt vom Dach runter: Die Sandbleche, der Galgen, das Klappvelo und anderes Zubehör. Von unter dem Fahrzeug kommen die Schneeketten und der Notfallkanister. Das massgeschneiderte Pyjama für den Ersatzreifen auf dem Fahrerhausdach passt perfekt Letzte Detailarbeiten am Cover für das Ersatzrad am Heck Die MAN Mechaniker, die auch heute auf Arbeit warten, waschen alles mit Hochdruck, aber erst nach dem Mittag. Die Hauptaufgabe auf dem Dach ist es, das gesamte von Obelix im Verlauf der Reise gesammelte Holz und Laub, das unter den Solarpaneelen steckt, zu entfernen. Erfahrungsgemäss funktioniert das mit viel Druckluft am Besten. Es dauert aber fast den ganzen Nachmittag, bis auch das letzte Ästchen weggeblasen ist. Zwischendurch benötigen wir mal eine kleine Zvieripause, in der wir von den feinen Muffins naschen. Auch das Cover für das Ersatzrad am Heck passt perfekt Nachdem die ganze Belegschaft gegangen ist kommt noch der Hersteller unserer neuen Radcovers und wir probieren den Michelin Reifen die Pyjamas an. Das Material sieht richtig gut aus; es fragt sich nur, wie UV-stabil das Ganze dann sein wird. Thomas und die Cover-Lieferanten mit zufriedenen Gesichtern Aber vorderhand sind wir mit dem Gelieferten sehr zufrieden und zahlen den abgemachten Rest­betrag, bevor natürlich noch das obligate Erinnerungsfoto geschossen wird. Nach der Dusche steht Isabella nochmals an den Herd und kocht endlich wieder einmal landes­gemäss ein Curry. Die Rindshuft ist zart und die Sauce wird extrem lecker. Das haben wir uns doch verdient, auch wenn wir es erst sehr spät geniessen können.

Donnerstag, 16.03.2017 – Eluru

Zwei Mechaniker tragen eine Leiter zum Waschplatz Heute soll der grosse Waschtag sein. Da Obelix mehrheitlich in der Sonne stehen wird und wegen der Spritzerei die Fenster geschlossen bleiben müssen, flüchtet Isabella mit ihrem Laptop in den Kundenaufenthaltsraum. Isabellas temporärer Arbeitsplatz im Kundenaufenthaltsraum Thomas versucht die Arbeit der MAN Mechaniker, die Obelix wieder einmal zum Glänzen bringen sollen, etwas zu koordinieren und legt auf dem Dach auch selber Hand an. Es ist erstaunlich, was die Hochdruck-Wasserpistole noch an Dreck und Ästchen unter den Solarpaneelen hervorspült. Dabei hatten wir gestern das Gefühl, mit der Druckluft alles weggepustet zu haben. Die Leute in ihren grauen Arbeitskleidern sind zwar willig und fleissig, aber mit der systematischen Arbeitsweise haben sie es nicht so ganz. Die beiden netten Putzfrauen bei MAN So gibt es zum Beispiel keinen Grund Schmutz zu beseitigen, wenn man ihn nicht sieht. Aber wir schaffen bis zur Mittagspause den hinteren Teil, danach wird das Fahrerhaus gekippt und Obelix wird auch vorne zumindest ziemlich gründlich geduscht. Auf zur Feierabend-Dusche Als die Mechaniker mit ihrer Arbeit zufrieden sind, lässt sich Thomas die Hochdruckdüse geben und legt sich unter Obelix. Diese Arbeit ist keinem der Angestellten zuzumuten, auch wenn die speziell fleissigen unter ihnen sich dafür anerbieten. So werden auch der Boden unserer Wohnkabine und das Chassis abgespritzt. Von oben tropft ganz schön sandiges, rotbraunes Wasser auf den in Badeshorts arbeitenden Thomas, was nicht sehr angenehm ist. Zum Glück ist es wenigstens über dreissig Grad warm und das Spülwasser wahrscheinlich ebenso. Als mitten in der Unterbodenwäsche das Wasser ausgeht und Thomas unter Obelix im Schatten und Wind warten muss, ist es plötzlich doch sehr kühl. Irgendwann ist er dann ganz allein auf dem Waschplatz, denn die anderen haben sich zu Isabella in den Aufenthaltsraum verkrümelt. Dort gibt es auf dem Laptop interessante Bilder zu sehen, das fasziniert viel mehr. So macht Thomas halt Feierabend und begibt sich direkt unter die Dusche um den Sand wieder loszuwerden. Darauf folgt die übliche Abendprozedur: Feierabendbier, Nachtessen. Wir machen einen Pastasalat, aber der kommt erst morgen zum Zug. Für heute stehen nochmals Brotschnitten auf dem Plan, womit wieder etwas aus dem Tiefkühler verschwunden wäre.

Freitag, 17.03.2017 – Eluru

Zwei Mechaniker mustern das Klappvelo Unterbodenwäsche mit Mechanikern als interessierte Zuschauer Weiter geht’s. Am späten Vormittag legt sich Thomas für die zweite Hälfte der Unterbodenwäsche nochmals unter Obelix und Isabella verzieht sich in den Aufenthalts­raum. Am Nachmittag, als Obelix wieder in der Halle steht, kümmert sie sich weiter um die Einbau­schränke, während Thomas auf dem Dach das gereinigte Zubehör montiert. Die Mechaniker dürfen dann noch das Fahrerhaus reinigen, was sie mit Druckluft erledigen und womit sie in erster Lesung einfach eine Umverteilung des Sandes bewirken. Am späten Nachmittag taucht wie angekündigt der CEO des Betriebes auf und stellt uns freundlicherweise sein Auto samt Chauffeur für eine kleine Einkaufstour in die Stadt zur Verfügung. Thomas unter Obelix beim Abspritzen Obelix kommt nach dem Abspritzen zurück in die Halle So sind wir wieder mit Bier, Chips und Tomaten versorgt. Als Thomas zurück kommt macht Isabella gerade Feierabend, womit wir anschliessend gleich zwei Büchsen des neu erworbenen Kingfisher Ultra probieren können. Und nach der Dusche ist es höchste Zeit für den Znacht. Pastetlifüllung kann man auch mit Reis essen, wenn gerade mal keine Pastetli zur Verfügung stehen. Nachdem uns der Frachtagent den Verschiffungstermin vom 2. April bestätigt hat, machen wir Nägel mit Köpfen und reservieren uns ein Zimmer im Hyatt Regency in Chennai für die Zeit der Abgabe von Obelix. Erstens können wir wohl lange nicht mehr so günstig in einem Hyatt logieren wie in Indien und zweitens haben wir tatsächlich das Gefühl, dass wir uns nach drei Monaten Indien etwas leisten sollten.

Samstag, 18.03.2017 – Eluru

Die Nacht ist wärmer als die vorangegangene, irgendwie schwitzen wir mehr. Der obligate Kaffee muss natürlich sein, aber dann legen wir gleich los. Unser Haus ist zwar klein, trotzdem haben wir so viel Stauraum, so viele Schubladen und Kästen im Wohnbereich, dass Isabella auch heute nicht mit deren Reinigung fertig wird. Thomas kümmert sich um das Fahrerhaus, das dank etwas Silikon innen glänzt wie schon lange nicht mehr. Servicewagen der Vertretung unter der Dusche Apropos Silikon-Spray: Der Glanz der MAN Vertretung beginnt auch etwas zu verblassen. Obwohl wir im Verlauf des Tages dreimal darum bitten, uns einen Silikon-Spray zu organisieren, passiert bis am Abend gar nichts. Vielleicht liegt’s ja am Regenschauer der am Nachmittag so auf das Hallendach kracht, dass wir fast einen Gehörschaden kriegen und uns auch im MGD nur mit Schreien verständigen können. Dann stellt Thomas fest, dass auf den Solarpanels ein Belag des Autoreinigungsmittels klebt, der nur mit Vif mühsam wieder zu entfernen ist. Auch der Chef-Mechaniker stellt seinen Töff ins Trockene Dasselbe gilt natürlich auch für alle Scheiben rund­herum, inklusive jener des Fahrerhauses. Darum lässt Thomas die Mechaniker antraben, damit sie den Schlamassel doch bitte wieder wegputzen. Diese Aktion frustriert Thomas dann vollends, denn es wird mit völlig untauglichen Mitteln etwas über die Scheiben gewischt. Als er mit dem Resultat nicht zufrieden ist, ist für sie klar, dass der Schmutz auf der Innenseite der Frontscheibe sein muss. Ganz der verlorengegangene Schulmeister beweist er ihnen, dass es eben doch die Aussenseite ist. Als es nach einer zweiten Putz­runde der Scheiben noch immer kein befriedigendes Resultat gibt, bricht Thomas die Aktion ab, denn er müsste ja so oder so alles nochmals nachreinigen. Immerhin gibt es nun einen gefestigten Fakt: Wir machen nun garantiert alles selber, sonst gibt es nur Mehrarbeit. Aber was soll’s, um viertel nach sechs gibt es Feierabendbier mit einem kleinen Krabbencocktail als Amuse Bouche. Anschliessend schlemmen wir noch ein kleines Festessen mit dem letzten Rindsfilet aus dem Tiefkühler. Dazu gibt’s Teigwaren, Rotkraut und Rosenkohl. Und weil heute ein Achtzehnter ist, geniessen wir statt Rotwein einen australischen Schaumwein.

Sonntag, 19.03.2017 – Eluru

White-browed Wagtail (Mamulastelze) als Sonntagsbesucher Sonntag. Doch der einzige Unterschied zu den anderen Tagen der Woche ist, dass die MAN Angestellten nicht hier sind. Wir haben nämlich noch genug zu tun. So reicht es beim Frühstück auch nicht zu Eiern und Speck, aber immerhin stehen doch noch ein Zopf und etwas Honig auf dem Tisch. In einer Garage kann man auch waschen In der leeren Halle können wir unsere Wäscheleinen spannen wie wir wollen und ohne Zuschauer wäscht es sich auch angenehmer. Sogar der nachmittägliche Regenschauer kann so keine Hektik verursachen. Dafür lässt die hohe Luftfeuchtigkeit den Schweiss in Strömen fliessen, als wir bei der Reinigung der Bettstatt mit der Matratze kämpfen. Nach diesen Arbeiten nehmen wir schon etwas spät unser zweites Ziel des Tages in Angriff: Es wird wieder gebacken. Es gibt noch Mehl zu verwerten und Thomas bäckt deshalb gleich zwei seiner Hausbrote. Isabella ihrer­seits veredelt die mitgenommene Marronimasse zu einer Marronitorte. Es ist jetzt ein bisschen die Zeit des “letzten Males“. Zum Beispiel heute Abend, zu eher vorgerückter Stunde, der Griechische Salat.

Montag, 20.03.2017 – Eluru

Mechaniker am Motorblock vor dem gekippten Fahrerhaus Das Aufregendste heute ist, dass am Vormittag tatsächlich ein MAN Kipper in die Werkstatt kommt. So haben die Mechaniker endlich mal etwas zu tun und sie stehen sich auch fast auf den Füssen um den Motorblock herum. Die Besatzung rechnete wohl damit, heute noch wieder wegzufahren, aber irgendwann räumen sie ihre sieben Sachen aus dem Fahrerhaus an die Hallenwand und der Brummi bleibt für die Nacht unser Nachbar. Ausser arbeiten, arbeiten und arbeiten tun wir wohl was noch? Genau! Zmorge, Zmittag, Zvieri, Znacht. Monitor mit Überwachungskamerabildern Wir müssen schliesslich für die verbleibenden Tage bei Kräften bleiben. Zum Zvieri knabbern wir an der feinen Marronitorte und als Nachtessen gibt es nochmals einen echten Leckerbissen: Das letzte Päärli Cervelats kommt auf den Grill und dazu wird ein Safranrisotto serviert. Die Küchenchefin und der Grillmeister können beide stolz auf das Resultat ihrer Künste sein. Nachdem wir am Freitag das erste Hotel unserer Transitzeit gebucht haben, basteln wir weiter an unserer Reise nach Neuseeland: Wir buchen Flüge nach Kuala Lumpur und Singapur mit Malaysia Airlines.

Dienstag, 21.03.2017 – Eluru

Ach, was sollen wir noch schreiben? Die Tage gleichen sich, zumindest für uns. In der Werkstatt hingegen ist der Teufel los. Am späten Nachmittag stehen mit unserem Obelix vier Lastwagen in der Halle und die Mechaniker müssen Überzeit leisten. Wir sind sogar schon beim Bier als sie noch am Nachzügler basteln. Und zum Thema “letztes Mal“: Spaghetti con sugo fatto in casa.

Mittwoch, 22.03.2017 – Eluru

Mechaniker demontieren den Motor des Kippers Damit wir unsere Abwassertanks so gut wie möglich reinigen können müssen wir sie erst mal leeren. Da wir hier bei MAN keine Möglichkeit dazu haben müssen wir für eine Runde auf die Strasse und uns ein passendes Örtchen suchen. Thomas reinigt die Abwassertanks Beim Hinausfahren entdecken wir wo unser Abfall, den wir schön brav in einen bereitstehenden Eimer entsorgten, landet: Auf einem Haufen ausserhalb der Mauer, gleich neben der Einfahrt. Obelix steht bis am Mittag in der Sonne, denn draussen kann Thomas die Tanks mit Wasser spülen. Die Temperatur erreicht heute siebenunddreissig Grad, was Isabella im MGD ganz schön schwitzen lässt, während Thomas etwas viel Sonne erwischt. Auf der anderen Seite findet die Reinigung des demontierten Motors des Kippers statt Am späten Nachmittag, als wir wieder in der Halle stehen, bekommen wir einen neuen Nachbarn. Der Kipper wird am Haken angeliefert und sieht wie ein Wrack aus. Wie heisst es so schön: sauber putzen und wegschmeissen... Wir sind noch ganz schön fleissig, so dass unsere Backstube erst spät öffnet. Nachdem Isabellas Muffins gebacken sind kommt eine Zwetschgenwähe in den Ofen und dann um elf Uhr auf den Tisch. In der Zwischenzeit haben wir immerhin das Hotel in Kuala Lumpur gebucht.

Donnerstag, 23.03.2017 – Eluru

Das gestern angelieferte Kipper-Wrack Eidechse auf dem Nivelierkeil Nachdem wir bisher fast jeden Morgen, trotz spätem zu Bett gehen, immer so um halb acht Uhr aufgestanden sind, verschlafen wir heute und erwachen erst, als um halb neun die beiden Putzfrauen die Büros aufzuschliessen beginnen. Nach dem obligatorischen Kaffee legen wir wieder los um Obelix und unser MGD den Kiwis in bestem Glanz präsentieren zu können. Das geht so bis zum Abend, unterbrochen vom einen oder anderen Häppchen um uns zu stärken. Am benachbarten Wrack bauen sie den Motor aus, und um das bewerkstelligen zu können müssen sie die Kippmulde auffahren und mit einer drehbaren Stütze sichern. Mit diesem in Indien üblichen Kran wurde die Kippmulde angehoben Isabella beim späten Feierabendbier in der Garage Die verhockte Stütze versuchen sie mit einem kleinen Hammer zu bewegen, was aber nur mit Mühe gelingt. Da sind sie dann offensichtlich froh, als wir ihnen unseren massiven Vorschlag­hammer auslehnen. Wir arbeiten heute wieder eher länger und so sind wir auch später zum Feier­abendbier in unseren Camping­stühlen. Nach der wie immer erfrischenden Dusche kommt heute die allerletzte Frischware in die Pfannen. Unsere geliebten Hacktätschli geniessen wir wie immer an einer Pfefferrahmsauce zusammen mit Krawättli. Beim Salat wird schon etwas improvisiert: es gibt vor allem Erbsen aus der Büchse zusammen mit etwas Mais. Dafür ist der Wein noch richtig gut. Es ist ein australischer Shiraz, ebenfalls die allerletzte Flasche.

Freitag, 24.03.2017 – Eluru

Die Luft, die vom Ventilator durch das Moskitonetz geblasen wurde, war definitiv dreckig Mechaniker vor dem fast schon wieder fertig zusammengebauten Motorblock Nun ist das Ende der Putzerei langsam absehbar. Noch zwei Tage und dann geht’s Richtung Chennai. Bis dahin geben wir uns noch Mühe und beginnen wie meistens gleich nach dem Kaffee. Isabella schwitzt drinnen und Thomas draussen, es gibt keinen grossen Unterschied. Da uns trotz bescheidenem Konsum von einer Büchse pro Tag und Person langsam aber sicher das Bier ausgeht, versucht Thomas über unseren Ansprechpartner einen Transport in die Stadt zu organisieren. Der vergisst die Anfrage irgendwie wieder, aber als er sich samt Management auf den Nachhauseweg macht, Das Dach und die Solarpaneele sehen noch arg schmutzig aus taucht plötzlich ein Mechaniker mit seinem Motorrad aus der Dunkelheit auf. Er fährt mit Thomas in die Stadt und bringt ihn nach erfolg­reicher Einkaufsaktion auch wieder zurück. Zum Dank kriegt er schon mal eine kleine Toblerone. Isabella legt derweil noch eine Zusatzschicht ein und bringt unseren Küchenchromstahl, der unter dem kalkhaltigen Wasser in den letzten Tagen arg gelitten hat, wieder auf Hochglanz. Kulinarisch werden wir nun gezwungener­massen etwas bescheiden, denn nun kommt vor allem Büchsen­futter zum Zug. Aber auch eine Büchse Hero Ravioli kann man schliesslich gut nachwürzen.

Samstag, 25.03.2017 – Eluru

Den Deckenventilator kann man auch vom Dach her putzen Einen haben wir noch. Und den verbringen wir vor allem drinnen, denn neben all den Schränken gibt es auch noch einen Herd, Venti­latoren und anderes Zeugs zu putzen. Heute passiert es tatsächlich, dass alle fünf Hallenplätze zumindest kurzzeitig belegt sind. Die fabrikneue Zugmaschine Auf einem davon steht eine fabrikneue Zugmaschine, die zwar aussieht wie Obelix, aber neunundvierzig Tonnen schwer sein darf. Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen, ein angenehmer Ton neben all den alten Rocheln. Wir verschenken einige Tafeln Schweizer Schokolade, die wir sowieso nicht nach Neuseeland mitnehmen dürften, an das Personal von MAN, das sie freuden­strahlend entgegennimmt. Am Nachmittag ruft der CEO der Firma an und es dauert ein Weilchen bis Thomas begreift, dass er gerne mit einem Reporter vorbeikommen würde. Aufs Berühmtsein haben wir aber gar keinen Bock und Thomas erklärt ihm, dass wir lieber nicht in der Zeitung erscheinen wollen. Daraufhin ist das Telefonat dann ziemlich rasch vorüber, bevor wir uns bei ihm noch gebührend bedanken können. Am Abend würden wir nach dem Bier und einer Dusche gerne noch eine Waschmaschinenladung waschen. Aber weil die Besitzer der neuen Zugmaschine erscheinen, bleiben die Workshop Manager und einige Mechaniker trotz Samstag ziemlich lange hier. So gibt’s dann halt zuerst noch ein Risotto bevor wir um zehn Uhr die Maschine starten. Bis knapp vor Mitternacht ist dann die Wäsche aufgehängt und alles wieder aufgeräumt. Hier kann die Wäsche ruhig mal in der Nacht trocknen.

Sonntag, 26.03.2017 – Bitragunta

Kleine Spitzmaus, die sich im Nivelierkeil eingenistet hat Die Sanitärzelle der Garage Dies ist voraussichtlich für ein Weilchen der letzte Sonntag, den wir im MGD verbringen. Für das Früh­stück haben wir zwar keinen Zopf mehr, aber immerhin noch eigenes Brot, und Speck und Eier. Die Wäsche muss noch abgenommen und versorgt und das eine oder andere auf- und weggeräumt werden. Bevor wir losfahren gönnen wir uns noch schnell eine Dusche, doch das Wasser ist am Mittag alles andere als erfrischend. Aber der Schweiss lässt sich auch mit warmem Wasser wegspülen. Eine kleine Spitzmaus, die sich in einer Sicke unseres Nivelierkeils eingerichtet hat, schaut etwas verdutzt als Obelix von diesem Keil rollt. Abschiedsfoto mit fast voll besetzten Hallenplätzen Sie muss sich wohl oder übel eine neue Wohnung suchen. Um viertel nach ein Uhr trägt uns der Wachmann in sein Journal ein und wir sind nach zwölf Tagen wieder unterwegs Richtung Chennai. Dieses Ding fährt auch auf der Strasse Die Durchquerung von Vijayawada, der neuen Haupt­stadt des Staates Andhra Pradesh, ist zwar etwas mühsam, aber anschliessend können wir meist auf einer dreispurigen Autobahn fahren, was uns gut vorankommen lässt. Unterwegs sehen wir Mangobäume mit schönen grossen Früchten dran und dann stehen an der Strasse auch Verkaufsstände mit vielen, reifen Mangos. Zuckerrohrpresse am Strassenrand, für einmal von einer Frau betrieben Isabella verzweifelt fast beim Gedanken an die Mangokonfi, die sie jetzt nicht machen kann. Dank der guten Strasse und dem schon deutlich späteren Sonnenuntergang schaffen wir trotz des späten Startes dreihundert Kilometer. Den “Fressbalken“, hier über einer Autobahnzahlstelle, gibt es auch in Indien Allerdings ist es bereits dunkel, als wir uns auf den riesigen Parkplatz eines Restaurants stellen. Wir wollen uns dort ein Bier genehmigen, müssen es dann aber im MGD trinken, denn sie dürfen eigentlich keinen Alkohol verkaufen. Der Kühlschrank gibt noch einen Schinkenspeck her, der zusammen mit Teigwaren gebraten wird. Aber das Beste am Znacht ist heute wohl das kühle Bier.

Montag, 27.03.2017 – Palanjur

Unser wenig romantischer Übernachtungsplatz Laptop-Bildschirmschaden Dank der kleinen Ventilatoren, die die ganze Nacht durchlaufen und unseren Schweiss fortlaufend trocknen, hören wir sozusagen keinen Strassenlärm von der nahen Autobahn. Kurz nach sechs Uhr will natürlich wieder jemand eine Parkgebühr kassieren, aber nachher schlafen wir nochmals eine Runde. Zum Frühstück kommt das letzte Stück Brot auf den Tisch und der Honig wird, Montag hin oder her, ausgeputzt. Als Thomas seinen Navi-Laptop im Cockpit hochfährt hört Isabella hinten im MGD einen lauten Aufschrei. Zum Glück ist bei Thomas noch alles ganz, aber der Laptop zeigt nur noch einen Teil des Bildes. Grosser Parkplatz mit vielen Tata-Lastwagen Auf der Autobahn unterwegs nach Chennai Der Grund ist, dass Thomas beim Fensterputzen aus Versehen auf den Deckel des Laptops gestanden ist und damit diesen kapitalen Schaden verursacht hat. Damit haben wir noch einen Punkt mehr auf der To-do-Liste. Um viertel nach elf Uhr sind wir wieder auf der Strasse und es geht weiter auf Chennai, unsere letzte Destination in Indien, zu. Kurz davor biegen wir allerdings auf die Umfahrungsstrasse ab, denn morgen sind wir im Westen der Stadt bei der Vertretung von MAN angemeldet um Obelix reisefertig zu machen. Tuk-Tuk mit weiblichen Passagieren Einer der vielen Mango Verkaufsstände Leider finden wir Khviraj Motors am uns angegebenen Ort hinten und vorne nicht und auf der Suche schleichen wir uns wieder einmal durch ein Dorf mit tief hängenden Kabeln. Ja brauchen wir das jetzt noch? Nach einigen Telefonaten werden wir schliesslich von einem Servicewagen aufgegabelt und ins Schlepptau genommen, nur um zu einem unmarkierten Tor geleitet zu werden, an dem wir schon vorbeigefahren sind. Nach einigen Minuten sind wir schon wieder weg, denn wir dürfen auf dem Gelände nicht übernachten. Die ganze unnötige Sucherei kostet uns knapp zwei Stunden, Zeit die wir lieber mit Gescheiterem verbracht hätten. Neue Wohnblöcke am Rande von Chennai Blick in eine Schneiderei Danach machen wir uns noch auf die Suche nach einem Hotel in der Nähe, denn die nächste Nacht ist die letzte, die wir im MGD schlafen können. Praktischerweise ist gleich neben dem gefundenen Hotel ein riesiger, bewachter Lastwagenparkplatz auf dem wir diese letzte Nacht verbringen werden. Nach Bier und Chips wird auch noch ein letztes Mal gekocht. Drei Eier rufen nach einer Berner Rösti, und weil noch ein dänischer Blaukäse im Kühlschrank liegt, der über Nacht abgetaut werden soll, wird auch der noch über die Rösti verteilt. Diese Kombination ist zwar etwas grenzwertig, aber: weg ist weg.

Dienstag, 28.03.2017 – Palanjur

Wahrscheinlich ein Yellow-billed Babbler (Gelbschnabeldrossling) Die MAN-Vertretung in Chennai Nach kurzen fünf Stunden holt uns der Wecker um sieben Uhr aus unserem tiefen Schlaf. Beim Frühstück landet der Rest unserer Guava Konfitüre statt auf einem Brot in den letzten Joghurts. Kurz nach halb zehn bei Khviraj Motors erwarten wir ja kein grosses Empfangskomitee, aber hier wartet gar niemand auf uns und wir werden auch nicht entsprechend eingewiesen. Um halb elf taucht dann der Werkstattchef auf, aber von einem Platz im Schatten der Halle können wir nur träumen. Wir sind einigermassen frustriert, denn für diese Infrastruktur hätten wir gerade so gut auf dem Lastwagenparkplatz bleiben können. Obelix wird gewaschen Thomas schaut der Reinigung frustriert zu Am frühen Nachmittag kommt der After Sales Manager von MAN vorbei und organisiert uns die Wagenwäsche, nachdem wir einfach mal vertröstet wurden. Allerdings hätten wir das besser bleiben lassen, denn die Reinigung wird zum Desaster. Man glaubt es kaum, aber es ist möglich: Obelix ist nachher schmutziger als zuvor. Und wir sind heute zum zweiten Mal frustriert und lassen das den MAN Manager auch wissen. Was soll’s, wir versuchen unsere Arbeiten zu Ende zu bringen und fahren um halb sechs zum Hotel. Wir freuen uns schon auf die Dusche und ein kühles Bier, das uns der Zimmerservice bringen soll. Aber Thomas traut seinen Ohren nicht, was er am Telefon zu hören kriegt: Das Hotel hat keine Bar und deshalb auch kein Bier. Daraufhin versucht er erfolglos in der Umgebung ein Bier zu organisieren, was dann heute wohl Frust Nummer drei wäre. Isabella hat aus unseren Kühlschrankresten eine kalte Platte kreiert, die wir halt mit Mineralwasser geniessen müssen.

Mittwoch, 29.03.2017 – Chennai

Obelix erwartet uns schon sehnlichst Hübsch gekleidete Frau im Damensitz auf einem Motorrad-Taxi Auch heute weckt uns der Wecker wieder, diesmal damit wir auch genug Zeit haben, um das ganz anständige Frühstücksbuffet zu geniessen. Wir müssen nicht viel zusammenpacken, dann bringt uns der Golf Buggy zu Obelix. Wir sind zeitlich gut unterwegs, sollten es also problemlos auf die vereinbarte Zeit nach Chennai schaffen. Das Parkieren in der Nähe des Büros von Interfreight ist aber ein Problem, und als wir uns auf einen freien Streifen stellen auf dem schon zwei Autorikschas stehen ist sofort die Polizei samt Abschleppwagen da. Es gibt ein grosses Palaver und der Ranghöchste heisst uns vom Platz zu verschwinden. Frauen schlafen auf den geladenen Ziegeln eines Lastwagens Schon gebaute Pfeiler für eine zukünftige Schnellstrasse Schliesslich finden wir doch noch einen Platz in der Nähe am Rande des High Court, wo wir uns gegen eine Gebühr hinstellen dürfen. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Spediteur werden wir mit einem Motorrad, auf dem wir dann zu dritt reiten, abgeholt. Unser Mann in der Firma, I.P. Prasannakumar, hat bereits einige Papiere vorbereitet und wir geben ihm unser Carnet de Passages und Thomas’ Pass. Viel mehr gibt es jetzt nicht zu tun und nach eineinhalb Stunden fahren wir zum Hyatt Regency, wo wir es uns die nächsten vier Tage gut gehen lassen wollen. Wir können hinter dem Haus sogar parkieren, wenn vorerst auch nur provisorisch. Das Ripon Building, etwas durch die Metro-Baustelle verschandelt Strassenszene in Chennais Zentrum Der Sicherheitschef wird gerufen um zu sehen, was da in seinem Verantwortungsbereich abgestellt wird. Das können wir durchaus verstehen, aber die Kontrolle die er durchführt empfinden wir als komplett übertrieben. An keinem Zoll ausser dem turkmenischen wurden wir so akribisch gefilzt wie hier. Ziemlich genervt wollen wir uns an der Reception über den Herrn beschweren, aber hier haben wir gleich ganz andere Probleme. Das kleinere Problem ist, dass Thomas seinen Pass, der ja beim Spediteur ist, nicht auf sich hat. Das andere, dass unsere Visa am neunzehnten März abgelaufen seien. Unterwegs in Chennai Slums mitten in der Stadt Wir geben ihnen zu verstehen, dass sie wohl die Regeln nicht kennen würden, denn sowohl bei der Ausreise aus Indien wie auch bei der Wiedereinreise wurde von den Immigrationsbeamten auf unsere ausdrückliche Nachfrage hin bestätigt, dass wir lediglich vor dem Ablaufdatum wieder einreisen müssten um dann neunzig Tage im Land bleiben zu dürfen. Schliesslich verbindet uns der eingeschaltete Chef vom Dienst mit einem Beamten der Ausländerbehörde, der uns klarmacht, dass unsere Visa definitiv abgelaufen seien und wir uns einen sogenannten Exit Permit beschaffen müssten, damit wir das Land wieder verlassen können. Unterwegs zum Hyatt Hotel Den Parkplatz vor lauter Motorrädern nicht mehr sehen Na super! Nachdem wir endlich unser Zimmer beziehen können verbringt Thomas den restlichen Nachmittag damit sich schlau zu machen, wie das mit dem Exit Permit funktioniert. Da sein Laptop ja nicht mehr richtig zu gebrauchen ist muss er das natürlich mit Isabellas Gerät tun, was wiederum Isabella frustriert. Nach dem Ausfüllen eines Online Antrages kann er immerhin für morgen Mittag einen Termin auf dem Amt reservieren. Damit ist natürlich unser schön geplanter Packtag im MGD im Eimer und wir müssen schauen, wie wir das dann auch noch über die Bühne bringen. Um sieben Uhr sind wir soweit, dass wir auch unserem Hunger etwas Beachtung schenken können. Wir schlemmen vom wirklich guten indischen Buffet im Hotel und genehmigen uns anschliessend noch ein Schlummerbier in der Bar. Dann aber schauen wir, dass wir etwas Schlaf kriegen, denn wer weiss, wie das morgen läuft. Von wegen es sich ein paar Tage gut gehen lassen...

Donnerstag, 30.03.2017 – Chennai

Nun sind die Zeiten mit richtigem, feinem Kaffee aus unserer Bialetti vorbei und wir müssen uns mit einem Nescafé begnügen. Den Vormittag nützen wir solange es geht mit ersten Sachen im MGD zusammenzupacken. Dann fahren wir mit einer Autorikscha zum FRRO, wie das Foreigner Regional Registration Office gemeinhin genannt wird. Wir schaffen es gerade so auf unseren ersten Termin, aber das scheint nicht besonders wichtig zu sein. Entgegen den Angaben im Internet müssen wir einiges mehr an Papieren und Kopien abliefern als dort genannt wird. So müssen wir erst mal noch rasch, rasch einen Erklärungsbrief schreiben und auf der anderen Strassenseite einige Kopien von Pässen und Visa machen lassen. Und dann beginnt natürlich das grosse Warten, denn wir sind ja nicht die einzigen hier. Aber irgendwann wird unsere Nummer aufgerufen und wir dürfen an den Schalter wo unser Antrag auch akzeptiert wird. Ein wichtiges Papier fehlt aber noch, das sogenannte Police Clearance Certificate, oder kurz: PCC, und das kriegen wir nur bei der Polizei. Diese Bescheinigung soll bestätigen, dass wir uns in Indien nichts haben zu Schulden kommen lassen. Sie gibt es aber nicht an jedem Polizeiposten sondern nur im Polizeikommissariat. Wir schnappen uns gleich wieder eine Autorikscha und landen sogar am richtigen Ort. Das Stichwort “PCC“ führt uns recht schnell in ein Büro, wo schon ein paar Leute auf Stühlen sitzend warten. Der Beamte hinter seinem Schreibtisch schockiert uns mit der Mitteilung, dass es mindestens eine Woche daure, um den Wisch auszustellen. Wir denken wir hören nicht recht, schliesslich geht in drei Tagen unser fix gebuchter Flug. Unser Jammern und Flehen, dass auf dem Schreiben der Ausländerbehörde steht dass wir morgen diesen PCC vorbeibringen sollen, nützt nichts. Im Gegenteil wir müssen auch hier noch eine Handvoll Papiere beibringen, die wir natürlich nicht aus dem Ärmel schütteln können. Eines ist aber klar: Wir werden sicher nicht wie geplant am Sonntag nach Kuala Lumpur fliegen und unsere bereits bezahlten Hotelreservationen gehen auch den Bach runter. Da wir nicht alles gleichzeitig machen können entscheiden wir uns hier abzubrechen, morgen Freitag die Verschiffung von Obelix über die Bühne zu bringen und die Ausreiseangelegenheit halt erst am Montag anzugehen. Wir fahren also zurück ins Hyatt und sind um drei Uhr wieder am Packen. Auch unser Gepäck hat’s in Hotelzimmer geschafft Das dauert den ganzen restlichen Nachmittag und ist bei fünfunddreissig Grad im MGD ganz schön schweisstreibend. Zur Stärkung gibt es zum Znacht im Hotelzimmer wieder ein kaltes Plättchen, denn Isabellas Vorrat ist schier unerschöpflich. So um neun Uhr lassen wir den Portier unser Gepäck vom MGD ins Hotelzimmer transferieren. Natürlich geht das eine oder andere noch vergessen, sodass es anschliessend noch geholt werden muss. Auf dem Hinaufweg ins Zimmer kommen wir so wenigstens noch zu unserem verdienten Bier in der Bar. Im Zimmer werden die Taschen und Kartons neu gepackt, damit wir wissen wie schwer unser aufzugebendes Gepäck sein wird und es am Flughafen beim Check-in keine unangenehme Überraschung gibt. Irgendwann nach Mitternacht ist das geschafft und dann müssen nur noch ein, zwei Mails geschickt werden, bevor wir den Schlaf der Gerechten finden dürfen.

Freitag, 31.03.2017 – Chennai

Chennais S-Bahn Slums auf dem Weg ins Stadtzentrum Heute ist der grosse Tag für Obelix. Er soll im Containerterminal auf das Flat Rack verladen werden, damit er am Sonntag Richtung Neuseeland schippern kann. Morgens um halb neun haben wir keine Mühe durch die Stadt zu fahren und sind früh genug am Treffpunkt, von wo aus uns ein Angestellter von Interfreight mit seinem Motorrad voraus fährt. Am Terminal angekommen heisst es erst mal warten, denn der Waagemeister ist gerade in der Pause. Nachdem Obelix dann doch gewogen ist geht die Warterei weiter, die wir allerdings für allerletzte Vorbereitungsarbeiten nützen. Wir folgen unserem Zweirad-“Follow me“ Hindu-Tempel So werden der zweite Wassertank und der Boiler noch entleert und die neuen Ersatz­radüberzüge montiert. Am späten Vormittag kommt dann der Zöllner vorbei, ein jüngerer, sehr freundlicher Beamter, der sich mit einer angenehm oberflächlichen Kontrolle begnügt. Genau zu dieser Zeit bekommen wir einen Anruf vom Schweizer Honorarkonsul in Chennai, worin er uns mitteilt, dass er mit dem Deputy Commissionner der Polizei gesprochen habe und wir die Chance hätten unsere Police Clearance Certificates heute zu erhalten, wenn wir sofort ins Polizeikommissariat fahren würden. Wir entschliessen uns diese Chance zu packen. Diese Stofftiere werden Obelix auf der langen Reise Gesellschaft leisten Spartanisch eingerichtetes Lastwagen-Führerhaus Das heisst, dass Thomas diesem PCC nachjagt, während Isabella die Verschiffung von Obelix bewältigt. Ironischerweise bedeutet das auch, dass sie Obelix die letzten Meter auf indischem Boden auf das Flat Rack fahren wird. Thomas hetzt zurück ins Hotel um ein paar Papiere auszudrucken und nimmt sich dann eine teure Hotellimousine um zum Kommissariat zu fahren. Dort angekommen kommt Siva, der Fahrer, ungefragt gleich mit, um allfällige Verständigungsschwierigkeiten zu vermeiden. Der Deputy Commissionner ist nicht mehr im Haus und sie landen deshalb im Büro der nächst tieferen Charge des stellvertretenden Kommissärs. Ein sogenannter Reach-Stacker, oder einfacher: Greifstapler Obelix’ Flat Rack mit dem gebrochenen Sicherheitsbolzen unten rechts Schon nach wenigen Minuten steht der Beamte, der uns gestern bei der versuchten Beantragung des PCCs abgeputzt hat, im Raum. Er hat gar keine Freude daran, dass Thomas schon wieder hier auftaucht und stellt sich sofort quer. Als Thomas moniert, dass der Wille zu helfen offensicht­lich doch fehlt, kommt Bewegung in die Sache. Formulare werden ausgefüllt und Siva organisiert selbständig, dass ein notwendiger Brief vom Hotel per E-Mail geschickt wird. Das nächste Problem ist, dass Isabella nicht hier ist und damit den Antrag nicht unterschreiben kann, und dass Thomas seinen Pass nicht dabei hat, denn der ist immer noch beim Frachtagenten. Ein riesiger Hubstapler dreht das Flat Rack um 180° Das Flat Rack ist bereit um Obelix raufzufahren Thomas erreicht aber unter Mithilfe des engagierten Siva, dass der Prozess trotzdem gestartet wird. Und dann heisst es, nach dem Bezahlen von je tausend Rupien Gebühren und hundert Rupien Schmiergeld an die Kassiere, zu warten. Derweil hat Isabella ebenfalls gewartet bis das Flat Rack bereit ist und die Auffahrrampen bereitstehen. Sie parkiert Obelix perfekt auf der Plattform und lässt die Verzurrcrew an die Arbeit gehen. Diese legen Stahlkabel über die Achsen und befestigen sie am Flat Rack, damit Obelix fest damit verbunden ist. Sie muss aber einige Male intervenieren, denn der indische Qualitätsmassstab ist nicht ganz mit dem unsrigen kompatibel. Obelix perfekt parkiert auf dem Flat Rack Arbeiter bringen die Stahlzurrkabel an Der Vermesser, der die Grösse unserer Ladung misst und die sichere Verzurrung bestätigen muss, ist ihr Haupt­ansprechpartner bei der ganzen Verladeaktion. Thomas wartet mit seinem Driver immer noch auf den PCC und es wird spät und später. Er ist überzeugt, dass ihn der schmollende Beamte aus Rache auflaufen lässt, sprich den Wisch so spät aushändigt, dass es sicher nicht mehr reicht, um zum Foreigner Regional Registration Office zu fahren. Schliesslich ist es zwanzig vor fünf als er den ersehnten PCC in Händen hält. Siva und er sprinten zum Auto und der Fahrer fährt wie ein Verbrecher durch die Stadt zum Ausländeramt. Dort heisst es dann, dass die Schalter schon geschlossen sind, aber auf Sivas Drängen dürfen sie dann doch noch hinein. Der Beamte am Schalter schnauzt Thomas zwar an, warum er erst so spät komme, stellt auf Sivas drängendes Bitten den ersehnten Exit Permit aber doch noch aus. Um die fällige Busse bezahlen zu können muss Siva Thomas sogar noch einige Rupien leihen. Die Spiegel sind eingeklappt Die Achsen sind festgezurrt Es ist geschafft! Doch nach der Erleichterung kommt der Hammer: Ohne Thomas’ Pass geht gar nichts, denn der muss gestempelt werden. Und Isabella muss den Exit Permit persönlich unterschreiben. Scheibe! Dass der Beamte deswegen kurz explodiert ist dann nur noch eine Randnotiz. Um noch etwas mehr Masala in diese heisse Sache zu geben ist der Exit Permit, den wir nun erst am Montag abholen können, genau bis Montag Mitternacht gültig. Das heisst, dass wir am Montag gehauen oder gestochen ausreisen müssen. Draussen ist es inzwischen dunkel und Isabella ist immer noch im Containerterminal wo versucht wird Obelix möglichst schlank zu machen, damit er die Grundfläche der Plattform nicht überragt. So werden die Spiegel so weit wie möglich dicht geholt und sogar der Bordsteinspiegel demontiert. Gelbe Flickarbeit an der blauen Verpackung Der versandbereite Obelix Doch die an der Seite angebrachte, sprich angeschraubte und -geklebte Markise lässt sich natürlich nicht demontieren. Schliesslich wird Obelix in eine blaue Plane eingekleidet und der neue Anzug mit Seilen verschnürt. Als dabei der Plastik einreisst wird das Loch mit einem gelben Stück geflickt, womit wir Obelix in Neuseeland auch eingewickelt werden erkennen können. Siva fährt Thomas wieder zum Container­terminal wo die Verladearbeiten gerade abgeschlossen werden. Damit kann sich auch Thomas von Obelix verabschieden, und zusammen mit Isabella geht’s zurück zum Hotel. Dort gönnen wir uns noch einmal das feine indische Buffet bevor wir uns in die Bar zum Schlummertrunk begeben.

Samstag, 01.04.2017 – Chennai

Prasannakumars Vorzimmer Die an der Überbreite schuldige Bride wird versetzt Heute hoffen wir auf den ersten etwas ruhigeren Tag seit wir in Chennai angekommen sind, denn nachdem nun Obelix auf dem Flat Rack verzurrt und verpackt ist, gibt es nur noch den Papierkram zu erledigen. Dafür sind wir auf viertel nach elf Uhr im Büro von I.P. Prasannakumar verabredet. Der Vermesser der Ladung hat in seinem Papier festgestellt, dass wir auf beiden Seiten über das Flat Rack hinausragen und Mr. Prasannakumar erklärt uns, dass deshalb der Platz auf beiden Seiten unserer Palette, mit entsprechender Kostenfolge für uns, nicht benutzbar sei. Unterwegs in Chennais Quartierstrassen Zu dritt unterwegs auf dem Töff Uns ist schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann, denn die gemessene Breite von Obelix stimmt nicht mit der berechneten Überbreite der gesamten Ladung überein. Was uns im Moment aber am meisten ärgert ist, dass Obelix deshalb heute nicht verladen wird und somit noch eine Woche später in Neuseeland ankommen wird. Wir wollen uns das vor Ort anschauen und der Vermesser wird auch gleich hinbestellt. Auf dem Weg dorthin erleben wir Indien nochmals wie es leibt und lebt: Unser Begleiter, der mit seinem Motorrad hinfährt, hat mit einem Autorikscha Fahrer einen Preis von hundertfünfzig Rupien ausgemacht. Unterwegs in Chennais Quartierstrassen Familie am Strassenrand Als der Fahrer sieht, dass die Fahrgäste Ausländer sind verlangt er plötzlich dreissig Rupien mehr. Wir fahren dann zum günstigeren Tarif. Am Container­terminal taucht zu unserer angenehmen Überraschung der Vermesser von gestern schon bald auf. Unsere Vermutung, dass wir höchstens auf der rechten Seite über die Plattform hinausragen bestätigt sich, und dass die Überbreite links nur wegen den Verzurrstahlseilen ist. Das akzeptieren wir natürlich nicht und nach intensiver Telefoniererei zwischen dem Vermesser und unserem Agenten einigt man sich darauf, diesen Überhang auf null zu setzen, obwohl die Stahlseile immer noch über den Rand geführt sind. Spielende Kinder Unterwegs in Chennais Quartierstrassen Um das Gesicht zu wahren, wird eine Bride, die nun daran schuld gewesen sein soll, etwas versetzt. Wir fühlen uns ziemlich verarscht, denn selbst wenn wir auf beiden Seiten innerhalb der erlaubten Breite geblieben wären, hätte der Bericht des Vermessers eine Überbreite wegen der Stahlseile bescheinigt und Obelix wäre nicht aufs Schiff geladen worden. Aber nun gibt es hier für uns nichts mehr zu tun und auf dem Motorrad unseres Begleiters fahren wir zu dritt durch viele, interessante Hintersträsschen, damit uns die Polizei nicht sieht, zurück zum Perry’s Corner in der Nähe ihres Büros. Dort ruft uns der nette Mann noch ein Taxi, mit dem wir unsere nächste Aufgabe des Tages angehen, unsere Flugtickets auf den Montag Nachtflug umzubuchen. Überquellender Müllcontainer in einer Quartierstrasse Zum Glück haben wir ein Ticket von Malaysia Airlines, das eine Umbuchung, wenn auch gegen eine Gebühr, überhaupt erlaubt. Der Helfer, unser Fahrer und Begleiter Auf dem Rückweg zum Hotel suchen wir uns noch eine Bar, in der wir einige kühle Biere kaufen, die einiges billiger als im Hotel sind. Ausserdem finden wir noch ein kleines Vorhängeschloss das wir benötigen und für Thomas in einer Apotheke eine spezielle, medizinische Hautcreme. Wäre das Verschiffungsdebakel nicht gewesen, wäre es ein richtig erfolgreicher Tag geworden. Zurück im Hotel hat Isabella sogar noch die Energie unsere Kleider einer gründlichen Handwäsche zu unterziehen. Danach veranstalten wir einen Bier-und-Chips-Znacht, denn von beidem haben wir noch reichlich.

Sonntag, 02.04.2017 – Chennai

Unser Hotelzimmer So, heute ist Sonntag, also alles geschlossen was uns beelenden könnte. Klar liegen wir nicht den ganzen Tag im Bett, sondern erledigen Kram, der in den letzten vier Tagen liegen geblieben ist. Thomas föhnt die Wäsche Ausserdem benötigt die aufgehängte Wäsche noch etwas Trocknungs­hilfe, die sie mit Hilfe des Föhns erhält. Aus unserer Minibar ist gestern das Bier verschwunden und um sicherzugehen, dass wir beim Auschecken keinen Ärger bekommen melden wir dies der Reception. Die verblüffende Begründung für das Verschwinden ist ein Beschluss des höchsten Gerichts, das den Verkauf von Alkohol entlang der Nationalstrassen untersagt hat. Reisefertiges Gepäck Und da das Hyatt an einer solchen Strasse liegt darf also weder Bier noch Wein serviert werden und die Hotelbar bleibt deshalb auch gleich geschlossen. Indien... Wir haben noch so viel Knabberzeugs, dass wir auch heute den ganzen Tag am Futtern sind. Und wir haben noch unser gestern gekauftes Bier in der Minibar. Am Abend packt Isabella unser Gepäck, damit wir reisefertig sind. So haben wir morgen den ganzen Tag um zu erledigen, was noch zu erledigen ist und können abends einfach unser Gepäck schnappen und zum Flughafen fahren. Hoffentlich...

Montag, 03.04.2017 – Chennai

Die zusätzliche Übernachtung im Hyatt beinhaltet ein Frühstück, was uns angesichts des bevorstehenden, möglicherweise stressigen, aber sicher langen Tages ganz gelegen kommt. Als erstes fahren wir mit einem Taxi zum Foreigner Regional Registration Office und hoffen unsere Exit Permits möglichst schnell zu erhalten. Wir sind sogar zu früh dran, was man von den Beamten nicht unbedingt sagen kann. Aber wir wollen nicht klagen, denn nachdem der Betrieb endlich losgeht werden wir gleich an den Schalter gerufen, wo wir innert weniger Minuten unsere heutige Ausreise legalisiert haben. Immerhin! Wir schnappen uns eine Motorikscha und sind viel früher bei Mr. Prasannakumar als der sich das wohl vorgestellt hat. Nach einer sich etwas künstlich anfühlenden Wartezeit im Gang dürfen wir in sein klimatisiertes Büro, wo wir wie üblich mit einem Getränk versorgt werden. Dann beginnt das grosse Warten auf die neue Frachtrate, die wir wegen der Überbreite zu erwarten haben. Der lokale Agent von Maersk, der Reederei die Obelix transportieren wird, muss mit der Zentrale in Europa Rücksprache nehmen, was angesichts des Zeitunterschieds natürlich dauert. Und dauert. Und noch länger dauert. Wir sitzen den ganzen Tag im Büro von Herrn Prasannakumar, der sich während dieser Zeit kein einziges Mal aus seinem Sessel erhebt. Falls es etwas zu erledigen gibt klingelt er, und jemand kommt und nimmt seinen Auftrag entgegen, oder er diktiert seiner Sekretärin in guter alter Manier. Ab und zu machen wir etwas Smalltalk, aber insgesamt ist es ein zäher Nachmittag. Uns wird langsam klar, dass hier irgendwie auf Zeit gespielt wird, wohl wissend, dass wir heute zum letzten Mal hier auftauchen können. Am späten Nachmittag kommt dann der neue Preis auf den Tisch. Die neue Frachtrate ist etwas mehr als doppelt so hoch wie der ursprünglich offerierte Preis, was uns natürlich nicht passt. Wenn schon, dann benötigen wir einen zusätzlichen Containerplatz, was in unserer Logik höchstens den doppelten Preis ergeben kann. Die E-Mail des Maersk Agenten, die uns Prasannakumar zeigt, strotzt vor Fehlern von Massen und Daten und wir verlangen eine Korrektur. Die Stimmung im Büro ist nun schon etwas angespannt und die Zeit spielt natürlich gegen uns. Obwohl unser Gegenüber verspricht, für uns beim Agenten zu intervenieren, meint er schliesslich, dass der Preis so steht wie er zuletzt offeriert wurde. Als er uns um viertel vor sieben, also eine Viertelstunde vor dem letztmöglichen Zeitpunkt ins Hotel zurückzukehren, die bereits eine halbe Stunde alte, korrigierte E-Mail Offerte zeigt, platzt uns der Kragen. Die falschen Zahlen wurden korrigiert, am Preis hat sich deswegen gar nichts geändert. Wir fühlen uns wieder einmal komplett verarscht und im Büro wird es nun laut und heftig. Wir haben das Gefühl, dass dieser Preis bereits seit langem steht und wir einfach bis zum letzten Moment hingehalten wurden. Der Hinweis von Mr. Prasannakumar, wir könnten uns ja einen anderen Spediteur suchen kommt bei uns natürlich schlecht an. Und als er aufgrund aufgeschnappter Begriffe unserer züritütschen Konversation das Gefühl hat, dass sein Name im Zusammenhang mit dieser Verschiffung negativ im Internet in Erscheinung treten könnte, droht er uns gar damit Obelix wieder abladen zu lassen. Wir haben keine andere Wahl, als diese Verschiffung als teures Lehrgeld abzuhaken, denn wir machen das ja zum ersten Mal. In aller Eile werden nun noch Rechnungen gedruckt, Verpflichtungsbriefe geschrieben und Dokumente ausgehändigt. Ziemlich wütend verlassen wir das Büro von Interfreight um viertel nach sieben. Im Hotel bleibt uns gerade noch knapp Zeit um unter die Dusche zu stehen, bevor wir das Taxi zum Flughafen nehmen. Der Flughafen entpuppt sich entgegen unserer Befürchtungen als ganz normaler, zeitgemässer Flughafen, ohne spezifisch indisches Chaos, sodass wir uns nach der erfolgreichen Ausreise mit dem Exit Permit erstmals etwas entspannen können. Als unsere Boeing-737 der Malaysia Airlines mit etwas Verspätung eine halbe Stunde nach Mitternacht zurückgestossen wird sind wir froh und erleichtert Indien hinter uns gelassen zu haben. Hoffen wir nur, dass das auch Obelix, der noch fast eine Woche auf indischem Boden bleiben muss, gelingen wird.

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