Indien

Sonntag, 20.11.2016 – Amritsar

Am “Stadion“ auf der indischen Seite der Grenze in Wagah wird gebaut Begrüssungstafel am Zoll Auf der indischen Seite ist der Empfang eher verhalten freundlich. Vier verschiedene Soldaten geben uns vier verschiedene Anweisungen wo wir uns hinstellen sollen, und einer von ihnen beginnt schon mal einige Klappen­schlösser zu befummeln, die natürlich alle verschlossen sind. Nach einigen Minuten dürfen wir zur formellen Einreise schreiten, die rund zwei Stunden dauert. Die meiste Zeit stehen wir tatsächlich am Immigrationsschalter an, auch wenn nicht gerade Massen von Menschen einreisen wollen. Die Erfassung der Daten dauert irgendwie ewig, obwohl die Pässe ja maschinell gelesen werden können. Unsere ersten Meter auf indischen Strassen Mit Stroh prallvoll geladener Lastwagen Am Zoll gibt’s dann noch ein Problem mit den dreitausendeinhundert Indischen Rupien, die wir schon gewechselt haben und treuherzig auf dem Zollformular deklarieren, weil ihre Einfuhr nämlich nicht gestattet ist. Der nette Zöllner sorgt aber dafür, dass die deklarierte Zahl auf dem Formular wieder verschwindet und erst noch, ohne irgendeinen Vorteil für sich herausholen zu wollen. Auch die Fahrzeugkontrolle ist eher auf der anstrengenden Seite, denn wir müssen sowohl aussen, wie auch innen fast alle Schänke öffnen. Darum war die Strasse so leer: Ausgangs Amritsar drehen alle um Eingangstafel zu Amritsars “Cantonment“ Quartier Von der angekündigten Überprüfung der Motornummer, zu der wir das Fahrerhaus kippen müssten, sehen sie dann glücklicherweise ab, nachdem der eine Zöllner dem anderen strahlend die Einteilung unseres Hauses erklärt hat. So bleibt noch die Behandlung des Carnets. Dafür wird Thomas von einem stummen Mann, der irgend­wie zum Betrieb gehört, aber wohl kaum vom Staat angestellt ist, zum Cargo Terminal gebracht, denn dort wird in einem Büro das Zollpapier gestempelt. Dann sind wir endlich in Indien eingereist und nehmen die wenigen Kilometer nach Amritsar unter die Räder. Vor dem Hintereingang zu Mrs. Bhandari’s Guesthouse Ein schneller Znacht und erst noch lecker Die Strasse ist hervorragend und der Verkehr gering, was irgendwie anders ist, als wir es erwartet haben. Vielleicht liegt’s ja auch nur daran, dass heute Sonntag ist, aber uns soll’s recht sein. In der Stadt fahren wir zu Mrs. Bhandari’s Guesthouse, einem Ort, wo wir mit Obelix unterkommen sollten. So ist es dann auch und wir können uns in den grossen Garten stellen, wo wir sogar Strom, wenn auch nicht gratis, bekommen. Hier wollen wir die nächsten Tage bleiben, denn es gibt altes aufzuräumen und neues zu planen. Zum Glück ist mit dem Erwärmen der Reste aus dem Chinarestaurant in Lahore schnell gekocht, sonst wäre es noch später geworden, bis wir unsere Häupter auf die Kissen betten.

Montag, 21.11.2016 – Amritsar

Den Tag beginnen wir, abgesehen vom obligaten Kaffee, mit der Sichtung von Fotos. Wir sind damit ziemlich im Rückstand und unsere Homepage dadurch natürlich erst recht. Danach geht Thomas die Lage erkunden und bleibt dabei viel länger weg, als gedacht. Nur schon das Besorgen einer lokalen SIM-Karte erweist sich als schwierig, denn die winzigen Verkaufsläden sind dünn gesät. Obelix im Garten von Mrs. Bhandari’s Guesthouse In einem von ihnen kann er eine bereits registrierte Karte kaufen, denn die Verkäufer finden, dass die mitgebrachten Papiere für eine neue nicht reichen. Amritsar ist ja keine kleine Stadt, aber wenn die Versorgunglage in Indien dem Angebot hier entspricht, kann es in den nächsten Wochen noch interessant werden. Immerhin findet er einen kleinen, richtigen Supermarkt, doch auch hier ist das Angebot nicht überwältigend. Kingfisher Bier, unser Favorit Dafür scheint das Angebot an Früchten und Gemüsen auf dem Markt ganz anständig zu sein. Ein Problem ist zurzeit auch die Geldversorgung, denn Indien hat vor kurzem die meistgebrauchten fünfhunderter und tausender Geldscheine über Nacht aus dem Verkehr gezogen. Damit ist das Bargeld knapp geworden und die Geldautomaten, die überhaupt noch funktionieren und vor denen lange Schlangen stehen, spucken umgerechnet nur noch maximal knapp vierzig Franken aus. Der leere Pool im Guesthouse So versuchen wir in Zukunft halt möglichst oft mit der Kreditkarte zu bezahlen, selbst Kleinbeträge von wenigen Franken. Nach dem Lärm, Gestank und Dreck ist Thomas froh, wieder in der kleinen Oase von Mrs. Bhandari zu sein, die heute hundertzehn Jahre alt wäre, wenn sie nicht vor neun Jahren gestorben wäre. Da es auch mit dem Bier-Einkauf gehapert hat, sind wir froh, dass es hier im Guest­house, wenn auch nicht ganz billig, Bier zu kaufen gibt. So trinken wir unser erstes Kingfisher, das natürlich rein vom Namen her unser Favorit sein muss. Wir trinken es zum Gemüse-Curry, das Isabella wieder einmal etwas abändert und damit Amritsar zum Einzug in ihre Rezeptsammlung verhilft.

Dienstag, 22.11.2016 – Amritsar

Wir holen etwas Schlaf nach und sind drum nicht sehr früh auf den Beinen. Sonst läuft heute nichts Spezielles im MGD-Programm. Klar gibt’s ab und zu etwas zu essen, am Abend sogar ganz gediegen: Zum schönen Blumenkohl und Broccoli gehört ein schönes Stück Rindsfilet und dazu natürlich einer unserer langsam wieder rar werdenden Rotweinflaschen.

Mittwoch, 23.11.2016 – Amritsar

Eurasian Hoopoe (Wiedehopf) Heute sind wir nach einem Startkaffee etwas konkreter aktiv: Es wird wieder einmal richtig geputzt. Und da wir vor unserer Ankunft in Amritsar vergessen haben unsere Abwassertanks zu leeren, ist auch hier etwas Arbeit angesagt. White-throated Munia (Indiensilberschnabel) Thomas hat das Vergnügen Becken um Becken unserer Brühe in den Abwasserschacht im Garten, der für unseren Entleerungsschlauch leider zu weit entfernt liegt, zu tragen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ist das zum Glück erledigt und zur Belohnung gibt es nach der nötigen Dusche mit sauberem Wasser ein Kingfisher und hiesige Lays Chips. Die zwei Varianten die wir probieren (Chile Limón und India’s Magic Masala) sind von der Schärfe her nicht ohne. Nach dem Apéro gibt’s dann noch einen Salat Matmata, aber das scheint Thomas nicht zu genügen, denn ausnahmsweise schnappt er sich noch ein paar Guetzli zum Dessert.

Donnerstag, 24.11.2016 – Amritsar

Red-wattled Lapwing (Rotlappenkiebitz) Eigentlich ist heute unser Waschtag geplant, aber als wir aufstehen muss Isabella Forfait geben, denn ihr Magen plagt sie. So verbringt sie dann denn grössten Teil des Tages im Bett und liest zur Not mal ein Buch. Thomas nützt die günstige Gelegenheit und schnappt sich ihren Laptop, um dort aus über viertausend Bildern aus Tadschikistan ein paar Fotos für die Fotogalerie unserer Webseite auszusuchen. Das dauert natürlich ein bisschen und so vergeht der Tag, ohne dass wir Sichtbares geschaffen hätten. Am Abend getraut sich Isabella wenigstens wieder zu essen. Etwas gebratener Reis mit Gemüse ist da genau das Richtige. Allerdings verschwindet sie schon bald wieder in der Horizontalen, diesmal aber eher wegen hereinbrechender Müdigkeit.

Freitag, 25.11.2016 – Amritsar

Schlaf tut gut, darum ist Isabella wieder fit und dem Waschtag steht nichts im Weg. Dank einem Tipp von Ralf, einem Bekannten aus Afrika-Zeiten, der auch schon hier war, wissen wir, dass wir im Guesthouse eine Versicherung für Obelix abschliessen können. Der Versicherungsagent sollte eigentlich um zehn Uhr hier sein, doch um halb elf kündigt der Manager seine Ankunft auf Mittag an. Unsere aufgehängte Wäsche findet beim Manager keinen Gefallen, das störe auf dem nahen Gartensitzplatz, bei dem Gäste ab und zu zu Mittag essen. Die Wäsche trocknet auf dem Dach Ausser heute... Immerhin dürfen wir sie an die hauseigene Wäscheleine auf dem Dach hängen. Isabella ist trotzdem nicht gerade begeistert, denn ein Grossteil der Wäschestücke ist kurz davor schranktrocken zu sein. Würste auf dem Grill Der Versicherungs­hengst taucht schliesslich um halb drei Uhr auf, um sich dann zu beklagen, dass er auf Thomas warten muss, der gerade US Dollar Bargeld zusammenkratzt, da Rupien bei uns weiterhin rar sind. Immerhin geht das Ganze schnell und ohne grossen Aufwand über die Bühne, und wir sollten die Police morgen erhalten. Kurz darauf ist dann auch die Wäscherei geschlossen und endlich gibt es auch mal etwas zwischen die Zähne. Kaffee und Guetzli ersetzen nicht gerade das Frühstück, aber immerhin. Und das erst noch draussen im Garten. Nachdem die Wäsche dann auch noch unter Dach und Fach ist, und wir frisch geduscht, wird es bereits dunkel. Wir graben in der Tiefkühltruhe ein Pack Grillwürste aus einem der Stan-Staaten aus und machen uns einen Pastasalat dazu. Die Würste kommen auch tatsächlich auf den Grill, aber angesichts der aggressiven Mücken verzichten wir darauf, draussen zu essen. Die Würste sind im grossen Ganzen gar nicht schlecht, aber ziemlich fettig, wie Thomas ein zweites Mal beim Abwasch feststellen kann.

Samstag, 26.11.2016 – Amritsar

Der Freiluftsalon nach dem Haareschneiden Irgendwie gefällt’s uns hier in Mrs. Bhandaris Garten und so können wir uns durchaus vorstellen, noch einige Tage hier zu bleiben, nicht zuletzt weil wir für einmal keinen Termindruck haben, denn unser Visum für Indien erlaubt uns einen Aufenthalt von drei Monaten. Dabei sondieren wir bereits die Reisemöglich­keiten für Myanmar, denn dort müssen wir wie in China wieder eine Tour buchen, damit wir durch das Land fahren dürfen. Thomas überprüft im Spiegel die neue Frisur Und dass wir das bereits jetzt machen statt Indien-Pläne zu schmieden hat wiederum mit Thailand zu tun, weil sie dort seit Mitte des Jahres einen Bürokratie-Wahnsinn mit Permits, notariell beglaubigten Fahrzeugpapieren und mit Datum und Orten fixierter Einreise und Ausreise in Gang gesetzt haben. Die feinen Chips zum Bier Unsere grösste Sorge im Moment ist aber unser schwindender Wasservorrat, der sich langsam aber sicher gegen Null bewegt. Doch auch dagegen wird uns hier im Guesthouse geholfen: Dank einer starken Pumpe und einem dicken Schlauch verschwinden im Nu fünfhundert Liter Wasser in Obelix’ Bauch. Am Nachmittag darf Thomas’ Bartschneider das erste Mal einen Stock höher an die Arbeit. Isabella freut sich diebisch, dass auch sie sich endlich mal an seinen Haaren vergreifen darf. Da haben wir das Bier und die Chips im Garten dann aber schwer verdient. Damit es uns nicht zu wohl wird geht’s darauf nochmals an die Arbeit. Die Engländer haben Pakistan und Indien in Punkto Brot nur den Toast hinterlassen, was für uns Grund genug ist endlich mal ein dunkles Brot zu backen. Da morgen Sonntag ist wird es natürlich ein Brotzopf. Und wenn der Ofen schon mal heiss ist schieben wir gleich noch eine selbstgemachte Pizza rein, denn irgendwo im Kühlschrank liegt noch eine Kugel Mozzarella aus Irgendwoistan.

Sonntag, 27.11.2016 – Amritsar

Gemütlicher Sonntag in Mrs. Bhandari’s Garten Das Guesthouse Am siebten Tage sollst du ruhen. Einverstanden. Für einmal tun wir nichts, was auch noch zu tun wäre, sondern setzen uns in den Garten und schauen den Vögeln nach und lesen – na ja, Reiseführer. Zwischendurch probieren wir noch unseren Brotzopf, der auch mit dem pakistanischen, gebleichten Weizenmehl, Maida genannt, ganz lecker geworden ist. Im Garten tummeln sich ein paar Vogelneuheiten für uns: Isabella entdeckt im gleichen Baum gut versteckte Yellow-footed Green Pigeon und etwas weniger gut getarnte, weil schwarze Koel, eine Kuckucksart. Der Brotzopf Common Myna (Hirtenmaina) Auf ihren langen Beinen stolzieren ausserdem zwei Rotlappenkiebitze im Rasen umher. Für das Nachtessen werfen wir wieder den Grill an und legen Huftsteak auf den Rost. Als die ersten drei Stücklein am Brutzeln sind schleicht sich einer der drei Hunde des Guesthouses, der von Thomas am Nachmittag schon ausgiebig gestreichelt werden wollte, an. Isabella hat ihre Bedenken, aber Thomas findet, nachdem der Hund auch bei Gelegenheit keine Anstalten macht das Fleisch zu schnappen, dass er schon brav sein wird. Yellow-footed Green Pigeon (Rotschultertaube) Der diebische Hund So legt er die zweite Tranche an Steaks auf als wir drinnen die feinen Stücke zusammen mit Kräuterbutter, Reis und Kürbis essen. Nach sechzehn Minuten wendet er die bratenden Stücke zum zweiten Mal, ohne dass sich der Hund daran vergriffen hätte. Braver Hund! Zwei Minuten später holt Thomas das Fleisch, ausser, dass da nichts mehr zu holen ist. Böser Hund! Isabella ist gar nicht glücklich, denn sie hatte sich auf das zweite Stück wirklich gefreut. Aber der grosse Hundekenner musste es ja besser wissen... Seither gibt es bei Isabella den Spruch vom Vegihund.

Montag, 28.11.2016 – Amritsar

Willkommen zur zweiten Woche in Mrs. Bhandari’s Guesthouse. So lange sesshaft waren wir auf dieser Reise noch nie, aber wahrscheinlich brauchen wir das jetzt einmal. Isabellas Muffins Den für heute vorgesehenen Besuch des Goldenen Tempels der Sikhs wird gleich verschoben, denn bis auch die letzte Person aus dem Bett purzelt ist es schon ein bisschen spät. Aber nach dem gemütlichen Sonntag gestern können wir ja wieder frisch an die Arbeit, die uns auch heute nicht ausgeht. Fleischloses Nachtessen Seit Khartoum im Sudan weiss Thomas was er zu tun hat, wenn das Wasser im Wasch­becken im Bad nicht mehr richtig abläuft. Er macht den Sanitär und demontiert Abflussrohre und Siphon. Isabella nützt die spätere Abwesenheit von Thomas, der noch schnell für ein paar Einkäufe in die Stadt geht, um die schon lange vorgesehenen, aber nie gebackenen Muffins endlich zu verwirklichen. Nach dem Fleisch­debakel von gestern kochen wir heute wieder fleischlos. Wir haben noch gut eineinhalb Kilo Kürbis im Kühlschrank, drum gibt’s heute Bouillonreis und mit Blaukäse verfeinerte Butternut.

Dienstag, 29.11.2016 – Amritsar

Mit der Rikscha unterwegs in Amritsar Viel Fussgängerverkehr auf der Golden Temple Road So, heute gibt’s keine Ausrede mehr, Sightseeing ist angesagt. Aber bis wir unsere Oase in Amritsar verlassen ist es natürlich fast Mittag. Wir möchten eigentlich mit einer Autorikscha zum Goldenen Tempel, dem höchsten Heiligtum der Sikhs, doch vor dem Eingang des Guesthouses ist nur gerade eine Velorikscha verfügbar. Nun denn, der Fahrer befördert uns mit seiner Muskelkraft in einer halben Stunde auf die andere Seite der Geleise zumindest in die Nähe des Tempels, denn der Zugang wurde kürzlich in eine Fussgängerzone verwandelt. Das Darshani Deori genannte Eingangstor zum Goldenen Tempel, rechts Akal Takht Hamandir Sahib, der Goldene Tempel Um den Tempel zu besichtigen müssen wir Schuhe und Socken ausziehen. Diese und den Rucksack kann man kostenlos aufbewahren lassen, und diese Aufbewahrung ist sogar vorbildlich organisiert. Der Tempel liegt auf einem grossen Gelände, was angesichts der vielen Pilger auch ziemlich von Nöten ist. Das grosse Becken, in dem der Goldene Tempel steht, ist rundherum von Gebäuden umgeben, was ein harmonisches Gebilde ergibt. Black Drongo (Königsdrongo) Aus Lautsprechern tönen Trommeln und Singsang, das Rezitieren des heiligen Buches der Sikhs. Sikhs im Gurdwara Wir wandern gemächlich wie die meisten einmal im Uhrzeigersinn um den Goldenen Tempel herum und lassen die friedliche Stimmung und die vielen Farben auf uns einwirken. Auch hier werden wir, wenn auch nicht so oft wie in Pakistan, darum gebeten, zusammen mit Indern fotografiert zu werden. Beim Akal Takht, dem zweitwichtigsten Gebäude auf dem Gelände, sehen wir unsere ersten Drongo, Vögel die wir hier nicht unbedingt erwartet hätten. Den vielleicht grössten Speisesaal der Welt, in dem jeden Tag im Schnitt rund achtzigtausend Menschen gratis verköstigt werden, sehen wir uns nur von aussen an. Seitenfassade des Darshani Deori Als wir genug gesehen haben stürzen wir uns wieder ins Gewühl ausserhalb des Tempels und besuchen den in der Nähe liegenden Jallianwala Park. Innenseite des Haupteingangs mit Uhrturm Hier wurde 1919 mit dem brutalen Niedermähen von Hunderten von Indern durch die britischen Besatzer sozusagen der Grundstein für die Unabhängigkeit Indiens gelegt. Der Park ist für indische Verhältnisse sehr gepflegt und viele Inder besuchen ihn, denn er ist als Erinnerungsstätte angelegt. Danach bummeln wir wieder etwas durch das indische Chaos, erfolglos auf der Suche nach Lederschlüpfern als Finken im MGD. Unser Rikschafahrer für den Rückweg Wir schnappen uns wieder eine Velorikscha mit einem fast schon betagten Fahrer, der uns zur Albert Road bringt, wo wir ebenfalls erfolglos versuchen, bei den vielen Geldwechslern einige Travellerchecks einzulösen. Buschwerk in Form von feuernden Soldaten im Jallianwala Park So spazieren wir bereits im Dunkeln zurück zur Cantonment Area, wo das Guesthouse liegt. Unterwegs kaufen wir noch eine Papaya und Tomaten, vom grossen Angebot an Früchten und Gemüsen auf dem Strassenmarkt profitierend. Bei Mrs. Bhandari hat sich zu dem am Mittag schon angekommenen VW-Bus aus Lörrach noch ein polnischer Motorradfahrer gesellt, die ersten motorisierten Gäste seit unserer Ankunft hier. Plaudern werden wir mit ihnen später einmal, denn jetzt ist es Zeit mit einem Griechischen Salat endlich mal unsere Mägen zu besänftigen.

Mittwoch, 30.11.2016 – Amritsar

Jungle Babbler (Dschungeldrossling) In Uganda haben wir vor sechs Jahren zum ersten, einzigen und bisher letzten Mal Weihnachtsguetzli im MGD gebacken. Heute machen wir uns nach dem Frühstück, das natürlich wieder nicht wirklich früh ist, zum zweiten Mal daran. Damals hatten wir noch das Teigrührwerk dabei, heute ist Handarbeit angesagt. Spitzbuben vor dem Backen Trotz dem einen oder anderen Zwischenfall schaffen wir die beiden Teige und zur Pause können wir uns schon einen Kaffee mit Muffin gönnen. Thomas bereitet noch einen Brotteig zu, denn wenn der Ofen schon eingeheizt wird können wir auch noch gleich ein Ruchbrot zu backen probieren. Das Ausstechen und Backen unserer Mailänderli, hundertvierzig an der Zahl, und die noch etwas aufwändigeren einundfünfzig Spitzbuben zieht sich natürlich hin, sodass unsere Backstube erst nach einundzwanzig Uhr wieder aufgeräumt ist. Spitzbuben und Mailänderli, fertig zum Genuss Die Mailänderli sehen auf den ersten Blick etwas bleich aus, aber das ist bei unserem Backofen, der nur Unterhitze produziert, immer ein Problem. Das Ruchbrot sieht auch nicht schlecht aus Dafür gefallen uns die farbenfrohen Spitzbuben mit Cassis- und Aprikosenkonfitürefüllung sehr gut. Gelegentlich werden wir auch heraus­finden, ob sie uns dann auch gut schmecken. Aber nicht alles ist heute erfreulich. Uns beschleichen langsam Zweifel, ob wir mit Obelix tatsächlich Thailand werden bereisen können, denn im grossen, weiten Netz verdichten sich gewisse Hinweise, dass die thailändischen Behörden überhaupt keine Wohnmobile mehr ins Land lassen. Das würde für den weiteren Verlauf unserer Reise weitreichende Konsequenzen haben, denn die Durchquerung von Südostasien würde damit praktisch verunmöglicht. Kommt Zeit, kommt Rat. Aber was heute sicher nicht mehr kommt ist ein Nachtessen. Ein paar Chips und ein Bier müssen genügen.

Donnerstag, 01.12.2016 – Amritsar

Sitzgruppe im MGD In der Nacht tropft es ab und zu auf unser Dach. Es ist aber kein Regen, sondern draussen herrscht Nebel und der Baum über uns sammelt die Feuchtigkeit mit seinen Blättern und lässt dann den einen oder anderen Tropfen fallen. Wir schlafen trotzdem ganz gut, aber wir sollten einfach mal etwas früher schlafen gehen, dann ist es nicht bereits neun Uhr bis wir aufstehen. Küche im MGD Sei’s wie’s ist, der erste Kaffee treibt uns den Restschlaf schon aus. Dank unserer langen Standzeit ist unser Abwassertank schon wieder voll, weshalb Thomas zum zweiten Mal innert kurzer Zeit in den Genuss des manuellen Entleerens kommt. Zur Stärkung, vor allem nach dem fehlenden Nachtessen gestern, gibt’s dann wenigsten Zmorge. Das Ruchbrot ist ganz gut gelungen, nur eine richtige Kruste hat der Beck wieder nicht hingekriegt. Aber zusammen mit der himmlischen, selbstgemachten Aprikosenkonfitüre aus Armenien ist es ein Genuss, so sehr, dass die Hälfte des Pfünderlis bereits fehlt. Nachdem die MAN Vertretung Indien bezüglich unseres Problems mit dem Getriebe nicht gerade eine tolle Unterstützung war, kommt heute etwas Bewegung in die Sache. Abgepackte Spitzbuben und Mailänderli Der von uns direkt angesprochene Hersteller des Getriebes, der in Indien ein eigenes Werk betreibt, verspricht uns die Reparatur zu einem Bruchteil des Preises, den MAN Indien mit dem Einfliegen eines Ersatzgetriebes vorgeschlagen hatte. Nächste Woche in Delhi werden wir weitersehen. Wir schaffen es wieder einmal ein Feierabendbier draussen zu trinken. Dabei plaudern wir auch kurz mit den beiden Jungen mit ihrem Lörracher VW-Bus. Sie haben genau dreiundsiebzig Tage hierher gebraucht, sind also schon etwas schneller unterwegs als wir. Sie wollen noch nach Nepal und dann vielleicht zurück nach Deutschland verschiffen, vielleicht aber auch über China und Russland nach Hause fahren. Heute werfen wir nochmals den Grill an. Unser zweitletztes Bratwurstpaar wird darauf von Thomas streng bewacht, während Isabella drinnen die dazugehörige Rösti brät. Und natürlich gibt es noch von der Butternuss dazu, die soll ja nicht auch noch vor die Hunde gehen.

Freitag, 02.12.2016 – Amritsar

Alle erhältlichen Rupien Noten, es fehlen die 500er und 1000er Obwohl wir für einmal eine Stunde früher schlafen gegangen sind kommen wir nicht eher als an den Tagen davor aus den Federn. Vielleicht sollten wir noch früher schlafen gehen? Jedenfalls sind unsere Nachbarn mit dem VW-Bus bereits weg. Nach dem ersten Kaffee schnappt sich Thomas das Velo, damit wir unseren Bestand an Rupien etwas aufstocken können. Das ist auch jetzt noch nicht einfach, denn etwa die Hälfte der Banken die er betritt hat schlicht und einfach kein Bargeld in den Kassen. Bei einer hat er allerdings Glück: Sie wechselt ihm mit 100 US-Dollar sogar rund 20% mehr, als von der Zentralbank pro Woche einem Touristen eigentlich zugestanden wird. Berberpizza in der Pfanne Mit den Travellerchecks klappt es hingegen gar nicht, die scheinen, zumindest in Schweizer Franken, hier völlig nutzlos zu sein. Berberpizzaviertel im Teller Nach der gut zweistündigen Fahrt durch die ganze Stadt, die er mit nur wenigen Fahrzeugberührungen heil übersteht, erwartet ihn Isabella schon sehnsüchtig, vor allem weil es nun endlich Frühstück gibt. Später arbeiten wir neben anderen Dingen etwas an der Homepage, und nur knapp können wir den Ausfall des Nachtessens verhindern. Wir haben noch etwas Gemüse im Kühl­schrank, von dem eine Zucchetti Anton am Letzten hat und eine Aubergine bewohnt ist. Für eine fleischlose Berberpizza reicht es aber alleweil noch.

Samstag, 03.12.2016 – Amritsar

Eine letzte Kaffeepackung aus Zentralasien Guavenkonfitüre im Entstehen Heute sind wir nochmals ganz schön fleissig, nachdem wir es wie immer nicht so früh aus den Federn geschafft haben. Zuerst waschen wir noch eine Maschine voll Wäsche, die dann wieder die Wendeltreppe hinauf auf die Dachterrasse zum Trocknen gebracht werden muss. Nachdem die von Thomas anfangs letzter Woche gekauften Guaven endlich reif geworden sind verarbeitet sie Isabella heute zu Konfitüre. Die Ausbeute besteht aus sieben Gläsern. Leider sind die Fruchtstücke nicht wie gewünscht verkocht weil Thomas keine Lust hatte den Rotor-Mixer in Betrieb zu nehmen, und ihn dann, vor allem, abwaschen zu müssen. Rikschamanufaktur in der Stadt Sei’s drum, Selbstgemachtes ist ja so oder so etwas leckeres. Nachdem alles, inklusive Wäsche, wieder aufgeräumt und versorgt ist, gehen wir zusammen noch etwas einkaufen. Wir nützen den nahe liegenden Markt um noch einmal unsere Früchte- und Gemüsebestände aufzustocken. Zwei Ferkel in den Strassen Amritsars Zuletzt lassen wir uns noch zwei Pouletbrüstchen aus einem Huhn schneiden, gerade richtig für unseren Znacht. Bis wir zurück sind ist es bereits dunkel und Isabella beginnt mit einer aufwändigen Kocherei. Das Kraut der Kohlrabi, das fast die Hälfte des Gewichts ausmacht, wird zu einem Gemüse gerüstet. Isabellas Mise en Place Dazu kommen Tomaten und Gewürze. Das Poulet wird angebraten und dann beim Gemüse mitgedämpft. Derweil macht Thomas mit dem frisch gekauften, in Indien Atta genannten Vollkornmehl einen Brotteig, um zu sehen, ob dieses Atta auch etwas taugt. So wird es recht spät, bis das Essen auf den Tisch kommt und leider ist das Ergebnis des grossen Aufwandes etwas enttäuschend. Das Pouletfleisch ist wohl das zäheste, das wir je gegessen haben und das Kohlrabikraut nicht wirklich als Gemüse geeignet. Immerhin ist der Basmatireis gut wie immer und der Gemüsefond gut gewürzt. Zu später Stunde wird auch noch das Brot gebacken, das diesmal dank grösserer Hitze eine richtige Kruste bekommt, aber nicht gerade grossartig aufgeht.

Sonntag, 04.12.2016 – Amritsar

Vollkornbrot So schön wie letzten Sonntag haben wir es nicht, denn unseren letzten ruhigen Tag am gleichen Ort nutzen wir noch um unsere Leserschaft wenigstens mit dem China-Update unserer Homepage zu beglücken. Dann fehlen ja nur noch drei Länder... Das Vollkornbrot schmeckt ganz gut, auch wenn es nicht so luftig geworden ist wie Thomas sich das gewünscht hätte. Aber er kann ja noch ein paar Mal pröbelnd üben. Ein kleines bisschen Reinemachen muss auch noch sein, so sind zum Beispiel die Solarpaneele nach wenigen Tagen schon wieder mit Staub und Dreck bedeckt. Ausserdem füllen wir unsere Wassertanks nochmals komplett auf, denn: wer weiss, wann wir wieder so einfach zu so klarem Wasser kommen. Das Nachtessen lassen wir uns heute im Garten servieren. Wir haben uns je ein Mutton- und Chicken-Curry mit Gemüse bestellt. Der Koch kommt persönlich vorbei um zu fragen ob uns denn auch alles schmeckt und überredet uns gleich noch einen Dessert zu nehmen. Frische Guaven mit flüssigem Rahm tönt auch zu verlockend. Damit es nicht schon dunkel und kalt ist essen wir bereits um fünf Uhr; für uns ungewohnt, aber wir sind ja flexibel. Ausserdem sind die Portionen so ordentlich, dass wir auch später keinen Hunger mehr haben. Die günstige Konstellation mit dem Draussen-essen nützen wir gleich aus und verwandeln eine Montecristo in Asche. Den dazugehörigen Glenfiddich genehmigen wir uns später dann noch als Schlumbi drinnen.

Montag, 05.12.2016 – Kurali

Unterwegs auf der Ausfallstrasse Heute gilt es ernst. Wir verlassen unseren sicheren Hafen in Indien. Damit wir auch etwas vorwärtskommen läutet heute nach langer Zeit wieder einmal der Wecker. Amritsars pompöses Eingangstor über die Grand Trunk Road Auch für Szymon, unseren polnischen Bekannten von Hunza, der gestern relativ spät noch im Guesthouse angekommen ist, haben wir natürlich nicht mehr stundenlang Zeit um Stories von Pakistan auszutauschen. Bis dann auch noch die Rechnung erstellt ist vergeht doch noch etwas Zeit, auch weil für die Inbetriebnahme des Kreditkartenkästchens extra noch der Generator angeworfen werden muss. So ist es fast viertel vor elf bis Obelix rückwärts durch das Tor hinausfährt. Ob hier wohl kostbares Himalayasalz transportiert wird? “Blow Horn“, die akustische Geisel Indiens Die Fahrt durch Amritsar ist verglichen mit Lahore auch nicht schwieriger und schon bald sind wir beim AlphaOne Einkaufszentrum, wo es den grössten Supermarkt von Amritsar gibt. Allerdings haben wir etwas Mühe vorzufahren, denn niemand von der Security will uns mit Obelix einlassen. Schliesslich dürfen wir auf der Strasse vor der Mall parkieren, was uns auch recht ist. Der Hypercity Supermarkt ist zwar recht gross, aber vom Angebot her doch eher enttäuschend. Jedenfalls geben wir nicht extrem viel Geld aus, und dies nicht weil die Ware in Indien so viel billiger wäre. Stattliches Haus in der Nähe von Ludhiana im Punjab Indiens heilige Kühe, hier in Ludhiana Nichtsdestotrotz dauert unser Einkauf etwas, sodass uns schon bald klar ist, dass wir unser Tagesziel Kurali nicht mehr bei Tageslicht erreichen werden. Wir fahren über Jalandhar, nehmen aber nicht die kürzeste Strecke die bei Phagwara abzweigen würde, sondern bleiben bis nach Ludhiana auf der Grand Trunk Road, um dann die auf der Reise Know-How Karte als richtungsgetrennt eingezeichnete NH-95 zu nehmen. Wieder einmal stimmt diese Angabe aber leider nicht, denn von richtungsgetrennt kann keine Rede sein. Immerhin können wir die meiste Zeit hinter einem Abschleppwagen herfahren, was in der Dunkelheit ganz angenehm ist. Abschleppwagen als “Follow me“ Richtung Kurali Feierabendverkehr in einer Kleinstadt namens Samrala Kurz vor Kurali kommt uns dann aber doch noch ein Lastwagen auf unserer Seite entgegen, der es dank gleichzeitigem Bremsen und Ausweichen unsererseits doch noch an uns vorbei schafft. In Kurali suchen wir die MAN-Werkstatt, die wir natürlich nicht finden. Zum Glück haben wir eine Telefonnummer und schon bald tauchen gute Geister auf um uns dorthin zu lotsen. Wir stellen uns hin und schauen, dass es noch etwas rechtes zu essen gibt. Die nicht enden wollende Butternuss verfeinert Isabella mit einigen Tomaten zu einem Gemüsesugo, den wir, vor allem verglichen mit gestern, relativ spät mit Spiralen geniessen. Dann versuchen wir möglichst früh ins Bett zu kommen, denn auch morgen wird wieder der Wecker gehen.

Dienstag, 06.12.2016 – Kurali

Unser Schlafplatz bei MAN in Kurali Wir können es fast schon gemütlich nehmen, denn bis Obelix um zehn Uhr in die Wartungshalle rollen darf haben wir locker gefrühstückt und abgewaschen. Die Halle sieht nicht wahnsinnig nach Werkstatt aus und es fehlt so ziemlich alles an Apparaturen, Maschinen und Werkzeugen wie wir es aus der Schweiz kennen. So packt Thomas dann bereits um das Fahrerhaus zu kippen unser Bordwerkzeug aus. Obelix in der Werkhalle Der einfache Service mit Motorenöl- und Filterwechsel geht aber recht zügig vonstatten und ein neuer Blinker für den in Pakistan zerstörten ist sogar an Lager und wird vom Chef persönlich montiert. Während Thomas die Arbeiten rund um Obelix beaufsichtigt beschäftigt sich Isabella drinnen mit dem Aussuchen von Fotos für die Fotogalerie von Tadschikistan, eine sehr anspruchsvolle Aufgabe angesichts der vielen, vielen tollen Fotos. Bescheidenes Werkzeug Als es eigentlich Zeit für die Mittagspause wäre beginnen die zwei Mechaniker mit der Demontage der Auspuffanlage, denn ein Rohr ist am Topf abgebrochen und muss geschweisst werden. Vom regionalen MAN Manager, der extra wegen uns aus Ludhiana angereist ist, bekommen wir ein Mittagessen spendiert, das er uns auf unseren Wunsch hin aus dem Stadtzentrum mitbringt. Kingfisher Ultra, das etwas teurere Kingfisher Bier Da der Auspuff auswärts geschweisst werden muss kehrt rund um Obelix etwas Ruhe ein, sodass wir das gut gewürzte Essen, Reis, Dhal und ein Gemüse mit Tofu, ohne Lärm geniessen können. Dass es dann doch Abend wird bis wir Obelix wieder aus der Werkstatt fahren liegt vor allem daran, dass der Wiedereinbau des Auspuffs zweimal gemacht werden muss bis Thomas damit zufrieden ist. Die Rechnung für alle Arbeiten, Ersatzteile und Schmierstoffe beträgt rund hundertfünfundsiebzig Franken, die wir sogar per Banküberweisung bezahlen dürfen. Mit Abstand der teuerste Posten mit fast der Hälfte des Totalbetrages ist das Motorenöl, während das externe Schweissen mit drei Franken, und die Arbeit der zwei Mechaniker während dem grösseren Teil des Tages mit etwas über fünfundzwanzig Franken zu Buche schlägt. Berechne den Stundenlohn! Dafür nimmt einer der beiden Mechaniker Thomas nach Feierabend mit dem Motorrad auch noch mit zum nächsten Schnapsladen, damit er dort zwei Flaschen Bier kaufen kann. Eines davon trinken wir dann zu den Resten des sehr reichlichen Mittagessens, das wir aber erst am späteren Abend aufwärmen, denn der Zmittag war auch schon eher auf der späten Seite.

Mittwoch, 07.12.2016 – Ganaur

Obelix wird nach dem Service gewaschen Nachdem es gestern für Obelix’ Wäsche nicht mehr gereicht hat wird das heute nachgeholt. Obelix kommt auf eine Rampe und wird dadurch untenrum sauber wie schon lange nicht mehr. Einfachste Unterkünfte in der Nähe von Kurali Das Fahrerhaus wird auch gründlich geschrubbt, einzig für den Aufbau reicht es nur so hoch wie die Leute gross sind. Aber immerhin sind damit die Bereiche die wir meistens anfassen sauber. Bezahlen müssen wir für diesen Service nichts und kurz nach elf Uhr sind wir wieder auf Indiens Strassen unterwegs. Die erste Stadt die wir schon nach wenigen Kilometern erreichen ist das in den Fünfzigerjahren vom Architekten Le Corbusier entworfene Chandigarh. Bitumenauftrag auf eine Strasse in Chandigarh Wir machen eine ausgedehnte Stadtrundfahrt, nicht zuletzt weil die Polizei verschiedene Strassen, die wir durchfahren wollen, abgesperrt hat. Obelix wird wieder einmal auf der Strasse mit einem Handy fotografiert Die von Bäumen gesäumten Boulevards sind jedenfalls schön breit und der Verkehr verläuft wesentlich gesitteter, vielleicht aber auch nur, weil weniger Fahrzeuge unterwegs sind. Eines der Haupt­gebäude ist das Hohe Gericht und wir würden es uns gerne etwas näher ansehen. Es scheint aber viel, sehr viel Arbeit zu haben, denn rundherum und auf der Zufahrt ist alles schon zugeparkt. Selbst in einer Retortenstadt wie Chandigarh ist Platz für einen Slum So begnügen wir uns mit einem flüchtigen Blick auf den Betonbau und fahren auf dem Weg aus der Stadt noch am künstlichen Sukhna See vorbei, der die Uferpromenade einer Schweizer Stadt abgeschaut haben könnte. Obdachlose oder Mittagsschläfer in einer Gartenanlage in der Nähe des High Court? Dann geht es unter einer Smog-Decke, die fast schon an Nebel grenzt, südwärts Richtung Delhi. Die fast-Autobahn ist im Allgemeinen in sehr gutem Zustand und dank zahlreicher Kunstbauten, die über die meisten Kreuzungen in den Städten gebaut wurden, kommen wir wirklich zügig vorwärts. Dafür bezahlen wir aber auch fast zehn Franken Gebühren, für indische Verhältnisse viel Geld. Unter Smog Delhi entgegen Unterwegs sehen wir sogar den einen oder anderen White-throated Kingfisher, wobei Thomas nur einen einzigen mitbekommt, denn der Verkehr, oder besser gesagt die indischen Fahrkünste erfordern seine volle Aufmerksamkeit. Eine frische Unfallstelle an der wir vorbeikommen beweist, dass das auch absolut nötig ist. Unser Ziel ist zwar Delhi, aber uns war schon beim Losfahren bewusst, dass wir die rund dreihundert Kilometer nicht an einem Tag schaffen werden. Lieferwagen bis zum Anschlag mit Textilrollen beladen So suchen wir uns rund eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang eine grosse Tankstelle aus, die uns auch tatsächlich über Nacht parkieren lässt. Süss-saures Gemüse Wie gut wir dann auch schlafen werden wird sich weisen, denn die Strasse ist nahe und die Inder sind die notorischsten Huper, die wir bisher auf der ganzen Welt angetroffen haben. Aber am Abend können wir uns ja noch etwas in der Küche beschäftigen und dort entsteht ein vegetarisches Gericht mit Blumenkohl, Broccoli und den hier in Indien offensichtlich üblichen roten Karotten. Das Gemüse wird süss und sauer gemacht und dazu gibt es natürlich Reis, wenn auch für einmal Jasmin statt Basmati. Süss und Sauer ist ja schliesslich auch kein indisches Gericht.

Donnerstag, 08.12.2016 – Bilaspur

Der Nebel lichtet sich, wir können fahren Ein Zebu unterwegs Die ruhigste Nacht war dies mit Sicherheit nicht, aber dafür haben wir eigentlich gar nicht schlecht geschlafen. Als wir nach dem Aufstehen die Blenden öffnen denken wir zuerst, dass die Scheiben beschlagen sind. Dem ist aber nicht so, sondern es herrscht draussen so dicker Nebel, dass man fast die Hand vor den Augen nicht sieht. Die Autos, Lastwagen und Busse, die auf der vielleicht dreissig Meter entfernten Strasse unvermindert vorbeibrausen, sehen wir jedenfalls nicht. Die Sonne kämpft mit dem Smog Transport-Tuctuc mit der wichtigen Aufschrift auf dem Heck: Horn Please! Für uns ist klar, dass wir hier erst losfahren, wenn die Sicht wesentlich besser geworden ist. Inzwischen telefonieren wir noch mit unserem Kontakt beim Getriebehersteller Eaton, woraus sich ergibt, dass unser heutiges Tagesziel die MAN Werkstatt in Gurgaon im Süden von Delhi sein wird. Ziemlich genau am Mittag ist die Sicht auf ein akzeptables Niveau gestiegen und wir können uns auf den Weg machen. Weil sie hier an der Tankstelle sogar Kreditkarten akzeptieren tanken wir sozusagen als Dankeschön für den sicheren Übernachtungsplatz gleich noch hundert Liter Diesel. 1KS-Gefährt auf der Autobahnauffahrt zur Ring Road von Delhi Blumenverkaufsstände an einer Kreuzung in Janakpuri Die Fünfzehnmillionen-Stadt Delhi umfahren wir auf der westlichen, äusseren Ring Road und trotzdem haben wir das Gefühl mitten durch die Stadt zu fahren. Im Stadtteil Janakpuri gibt es einen HyperCity Supermarkt, der sozusagen am Weg liegt. Mangels Parkflächen parkieren wir einfach in einer Seitenstrasse, auch wenn wir davon ausgehen können, dass dies hier verboten wäre. Als wir in Gurgaon ankommen, ist es gerade dunkel geworden und wir sehen natürlich nichts von einer MAN Vertretung. Kurzentschlossen rufen wir unseren Kontaktmann bei MAN, den After Sales Manager für Nordindien an, der dafür sorgt, dass uns der Verantwortliche der Werkstatt mit den korrekten Koordinaten versorgt. Gemüsemarkt in Janakpuri Nur so als Hinweis: Wir sind hier richtig unterwegs Siehe da, die liegen noch etwa fünfundzwanzig Kilometer weiter im Süden, was natürlich eine weitere halbe Stunde Nachtfahrt beschert. Wir kommen aber heil dort an und werden sofort eingelassen. Natürlich ist es wieder einmal ein bisschen spät um noch das volle Kochprogramm durchzu­ziehen, aber für einen Griechischen Salat reicht es noch. Nachdem wir uns heute zwei sehr teure, original griechische Feta geleistet haben liegt das problemlos drin.

Freitag, 09.12.2016 – Bilaspur

Shikra (Schikrasperber) Und schon steht Obelix wieder in der Werkstatt Auf dem Gelände von MAN verbringen wir die bisher ruhigste Nacht in Indien, und das liegt einfach daran, dass wir hier am weitesten entfernt von einer belebten Strasse sind. Um zehn Uhr sollte der Getriebespezialist hier eintreffen und die Arbeit im Werkhof generell beginnen. Zuerst kümmern sich die Mechaniker aber noch um einen anderen Patienten, der auch schon seit gestern hier ist, und vom Mann von Eaton ist noch weit und breit nichts zu sehen. Macht nichts, denn zuerst muss ja das Getriebe von Obelix abmontiert werden und das scheint durchaus etwas länger dauern zu können. Immerhin werden wir zwischendurch mit Tee versorgt, für kleines Futter sorgen wir selber. Thomas markiert wie immer Präsenz auf der Baustelle, während Isabella die Behaglichkeit unseres Hauses als Arbeitsplatz vorzieht. Damit das Getriebe entfernt werden kann müssen zuerst zwei Antriebswellen und die Auspuffrohre weg. Zwischendurch entdeckt Thomas auf einer nahen Stromleitung immer wieder mal einen Vogel, zuerst einen Sperber, dann einen Gleitaar und dazwischen eine kleine, hübsche Prinie. Diese Prinie ist vielleicht eine Dschungelprinie (Jungle Prinia) Indian Chat (Braunschmätzer) Kurz nach Mittag sieht es so aus als ob die Demontage, und damit die Reparatur des Getriebes überhaupt, in Frage gestellt sein könnte, denn der Mechaniker und sein Handlanger kommen wegen des Kabinen­aufbaus nicht richtig an die zu lösenden Schrauben und Muttern. Als sie dann um ein Uhr ihr Werkzeug fein säuberlich wegpacken ohne dass das Aggregat neben Obelix steht befürchten wir das Schlimmste. Bald darauf erscheint der Eaton-Mann, der natürlich auch nichts tun kann und stattdessen mit dem Werkstatt-Chef diskutiert. Der Auspuff und die Kardanwellen sind schon mal weg Black-shouldered Kite (Gleitaar) Ob es wohl darum geht wer uns die schlechte Nachricht überbringen soll? Doch um zwei Uhr kommen die beiden Angestellten aus der Mittagspause und schrauben weiter, bis das Getriebe am späten Nachmittag mit einem grossen Rums am Boden liegt. Der Grund dafür liegt allerding nicht an mangelnder Sorgfalt, sondern daran, dass sie es auf dem Hebewagen, auf dem es zuletzt lag, nicht unter Obelix hätten hervorziehen können. Das war’s dann aber für heute und es beginnt auch schon dunkel zu werden. Thomas sitzt als Aufsicht in der Werkhalle Das ist Obelix’ Getriebe Der Mann vom Getriebe meint, dass die Reparatur acht Stunden dauern wird, was dann wohl heisst, dass wir noch ein paar Tage hier sein werden, denn er spricht sicherlich vom indischen Zeit­verständnis. Wir verschieben uns in die Küche, wo sich Isabella der gestern gekauften Pouletbrüstchen annimmt, dem einzigen Frischfleisch, abgesehen von Fischen, das im grossen Supermarkt verfügbar war. Daraus machen wir eine Art unseres Nasi, allerdings ohne Chinakohl, sondern mit Rüebli und Kohlräbli. Schmeckt auch ganz gut.

Samstag, 10.12.2016 – Bilaspur

Das zerlegte Getriebe mit rundum verstreuten Einzelteilen Der Spezialist von Eaton montiert das Getriebe wieder zusammen Eigentlich erwarten wir, dass heute mit unserem Getriebe noch etwas passiert, zumindest hatte das der Mechaniker von Eaton so ver­sprochen. Aber als es nach neun Uhr noch absolut ruhig auf dem Gelände ist sind wir etwas skeptisch. Grundlos wie sich zeigt, denn pünktlich um zehn beginnt die Zerlegung unseres Getriebes. Der Spezialist bestätigt das von ihm vermutete Problem schon bald: Die Synchronringe des dritten und vierten Ganges müssen ausgetauscht werden, und diese Teile hat er auch gleich mitgebracht. Der dazugehörige Wechsler hat deutlich Abnützungsspuren und muss ebenfalls ersetzt, aber erst noch angeliefert werden. Die defekten Teile: Synchronringe und dazugehörender Wechsler Men at work (im Uhrzeigersinn): Chefmechaniker, Werkstattchef, Chefmechaniker-Helfer, Eaton-Fachmann Inzwischen reinigen die beiden MAN-Mechaniker alle Teile des Getriebes, das sonst zumindest für uns Laien noch ganz gut aussieht. Das fehlende Teil bringt unser Kontakt­mann bei Eaton persönlich vorbei, denn er wollte uns ja auch direkt kennen lernen. Er überbringt dazu auch die erfreuliche Nachricht, dass wir einzig die Ersatzteile bezahlen müssen, denn die Arbeitsstunden des Mechanikers sind ein Geschenk von Eaton Indien. Vielen Dank! Am Nachmittag wird das Getriebe schon wieder zusammengesetzt und MAN will es noch heute wieder montieren. Ein seltener Anblick: Getriebeinnenleben Es ist vollbracht: Das Getriebe ist wieder zusammengesetzt Zu diesem Zeitpunkt ist es aber bereits gegen fünf Uhr und wir schlagen dem Shop-Manager darum vor, damit bis am Montag zu warten, was zumindest bei einem Teil der Mechaniker ein Strahlen auf das Gesicht zaubert, denn dann müssen sie nicht bis spät in die Nacht arbeiten. Wir tun es aber vor allem aus Eigennutz, denn uns gefällt die Vorstellung, dass im Halbdunkeln beim Schein von schwachen Taschenlampen an unserem Obelix operiert wird gar nicht. So kehrt langsam wieder Ruhe ein und wir können uns erst mal einen Kaffee und ein paar unserer Weihnachtsguetzli gönnen. Später gönnen wir uns noch mehr, nämlich ein Gemüsecurry, was auf dieser Reise schon fast ein wöchentlicher Klassiker geworden ist.

Sonntag, 11.12.2016 – Bilaspur

Waschtag in der Werkstatt Der zweite Grund, dass wir gestern noch gar nicht fertig werden wollten ist, dass wir heute hier noch zu waschen gedenken. Dafür müssen wir aber sicher sein, dass heute nicht gearbeitet wird; man weiss ja nie. Um zehn Uhr bleibt alles ruhig und kurz vor elf läuft die sechzig Grad Maschine. Sie gibt aber wieder merkwürdige Geräusche von sich, genau wie in Gilgit, als die Stromspannung so schwankte. Irgendwann merken wir, dass das Schwingen während der Wäsche nicht richtig funktioniert, und am Schluss versucht sie ewig erfolglos auf Touren zu kommen. Super, so pflotschnasse Wäsche aufhängen zu müssen, und selbst wenn wir sie von Hand auswinden wird es knapp werden mit dem Trocknen. Das Getriebe liegt noch unter Obelix auf dem Betonboden In der Not machen wir noch einen Versuch: Wir nabeln uns vom Landstrom ab und betreiben die Samsung über unsere Bordbatterien. Siehe da: geht wie eine Eins! Leider können wir die nächste Ladung nicht auch so laufen lassen. Obwohl dieses Mal das Wasser nur auf vierzig Grad aufgeheizt werden muss ist unser Spannungswandler mit dem Heizstab komplett überfordert. Die Kurbelwellen warten darauf eingebaut zu werden So muss wieder Landstrom ans Werk und das bedingt dann nach dem eigentlichen Waschgang eine Fummelei mit Spül- und Schleuderdurchgängen, wobei Thomas prompt eine Überschwemmung verursacht. Statt mit den wenigen Angestellten, die hier den Sonntag durchbringen, eine Runde Cricket auf der Strasse zu spielen, muss er halt unseren Garagenboden wieder trockenlegen. Auspuff- und Luftansaugrohre warten auf die Wiedermontage Damit dauert auch diese Wäsche wieder länger als nötig. Kurz vor Sonnenuntergang entdecken wir in den umliegenden Bäumen unseren ersten Toko auf dieser Reise, einen Indian Grey Hornbill. Kurz nach Sonnenuntergang steigt die Luftfeuchtigkeit massiv an und damit wird auch nicht alles trocken, womit wir die verbleibenden Kleiderstücke ins MGD umhängen müssen, etwas das wir nicht speziell mögen. Überhaupt ist Isabella vom heutigen Tag frustriert, denn obwohl wir nur zwei Ladungen zu waschen hatten haben wir noch keinen Bissen zwischen die Zähne gekriegt. Der Zopf, der gestern gebacken wurde, steht immer noch unberührt in der Küche. So gibt es dann halt zum Znacht das Frühstück als Café Complet, immerhin mit Rührei als Zugabe, statt das geplante Risotto. Wir sind ja so was von flexibel...

Montag, 12.12.2016 – Bilaspur

Vom Turbolader angesengte Motorraumverkleidung Heute ist Getriebeeinbautag und wir sind gespannt wie lange der dauern wird. Wir beschäftigen uns erst mal mit anderen Dingen, wie der vertrackten Einreisesituation für uns in Thailand, mit den letzten Steuern in der Schweiz, die uns auch diesmal unterwegs einholen, und mit einem neuen, schönen und bereits Tradition gewordenen Wandkalender für das neue Jahr. Als letztes Teil wartet noch das Steuergehäuse auf den Einbau Beim Frühstück putzen wir gleich ein halbvolles Glas der neuen Guavenkonfitüre weg, so gut schmeckt sie. Die Montage zieht sich über den ganzen Tag hin, denn nach dem Getriebe müssen noch die anderen entfernten Teile zurück an ihren angestammten Platz. Schliesslich wird es langsam dunkel und wir stellen unseren kleinen Scheinwerfer auf, damit sie unter dem Fahrzeug auch noch etwas sehen. Um halb sieben sind sie dann fertig und beim ersten Test zeigen sich zwei Probleme: Erstens wird die Rückfahrkamera beim Einlegen des Rückwärtsgangs nicht eingeschaltet, und zweitens verliert das Getriebe massiv Druckluft. Nach einer halben Stunde sind diese zwei Dinge gefixt, aber die Probefahrt, die wir zu ihrem Erstaunen machen wollen, verschieben wir auf morgen. Während Thomas draussen die Behebung der Probleme begleitet, bestreitet Isabella die Zubereitung des Nachtessens für einmal ganz alleine. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, drum gibt es heute endlich das Pilzrisotto. Dazu einen Tomatensalat und unsere allerletzte Flasche Wein, einen Merlot aus Chile. Das Risotto, und vielleicht auch wir, hat es verdient.

Dienstag, 13.12.2016 – New Delhi

Wieder unterwegs auf Indiens Strassen Heute ist der Tag der Wahrheit. Nach dem Frühstück streift sich Thomas den Overall über um sich die Arbeit der Mechaniker unter dem Fahrzeug mal selber anzusehen. Auf dem Weg nach Gurgaon Dabei entdeckt er nichts Auffälliges, soweit er das überhaupt beurteilen kann. Um zehn Uhr gehen wir auf die Probefahrt, zu dem uns der Chef einen Mann mitgibt der wohl aufpassen soll, dass wir nicht einfach abhauen. Der dritte und vierte Gang gehen wunderbar, bis zum siebten ist alles in Ordnung, aber der achte springt gleich wieder heraus. Irgendwie stimmt wohl etwas mit der Einstellung des Schaltgestänges nicht, was dann schliesslich in zwei Versuchen korrigiert wird. Kühe im Abfall am Strassenrand Nachdem wir um halb zwei auch noch die Banküberweisung für die Rechnung von MAN aufgegeben haben, Bargeld ist nach wie vor Mangelware, wären wir eigentlich abfahrbereit. Schwierig zu merkende Notfallnummer auf einer Verkehrstafel Doch irgendwie bekommt der Werkstattchef plötzlich kalte Füsse so ohne Zählbares in der Hand und beginnt zu telefonieren. Nach einer weiteren halben Stunde dürfen wir dann endlich doch losfahren. Mit der gemütlichen Einkaufstour Richtung Delhi wird das jetzt natürlich nichts mehr, wir werden gerade mal einen Supermarkt ansteuern können bevor es dunkel wird. Tuctuc warten auf Kunden In Gurgaon gibt es einen Spar der auch eine Weinabteilung führt, in der wir unseren Weinkeller wieder etwas auffüllen können. Der indische Staat erreicht sein Ziel mit der massiven Besteuerung der Importweine, denn wir kaufen nur einheimische Gewächse. Verkehrsgedränge Hoffentlich taugen sie dann auch etwas, zumindest Zapfen werden sie mangels selbigem nicht haben. Wie vorausvermutet findet die Fortsetzung der Fahrt in der Dunkelheit statt, aber neben der ordentlichen Strassenbeleuchtung sind eigentlich auch die Fahrzeuge ganz gut beleuchtet. Und mit Hilfe des GPS ist auch das Finden unseres Tagesziels in Neu Delhi kein Problem, es dauert wegen des Verkehrs einfach etwas. Einkaufszentrum Ziemlich genau um acht Uhr erreichen wir den Nehru Park, auf dessen Parkplatz man sich gemäss unserer Informationen problemlos hinstellen können soll. Viel Verkehr auch in der Nacht Wir wollen uns gerade das Bier, das es zu den Chips, unserer heutigen Hauptmahlzeit, gibt, aufmachen, als es auch schon an die Tür poltert. Super... Aber draussen steht nicht ein unverständlich sprechender indischer Sicherheitsmann oder so, sondern Harald, der mit seiner und einer weiteren Familie eine Parkbucht weiter vorne steht, ebenfalls mit ihren Wohnmobilen. Wir sprechen kurz etwas miteinander und erfahren dabei, dass sie morgen Vormittag weiterziehen werden. Wer weiss, vielleicht sehen wir sie dann ja auf dem weiteren Weg nochmals, denn sie sind in der gleichen Richtung wie wir unterwegs. Jetzt aber ist höchste Zeit für das Bier!

Mittwoch, 14.12.2016 – New Delhi

Die Strasse ist zwar wieder nah, aber wir schlafen nicht schlecht. Als wir am Morgen die Blenden öffnen stehen rund um uns herum schon viele Autos und wir sind nicht sicher, ob wir jetzt hier wegkämen. Schon bald klopft es wieder einmal bei uns. Diesmal ist es Silvia, eine hier lebende Schweizerin, die mit ihren Hunden unterwegs ist. Palmenhörnchen beim Futtern Wir tauschen unsere Natelnummern aus und schon bald kommen von ihr erste Tipps für Delhi auf unser Handy. Nach dem ersten Kaffee gehen wir auf eine Entdeckungsrunde in den Nehru Park der ganz einladend, weil recht gut gepflegt, wirkt. Massage im Park Schon bald sind wir beim anderen Parkplatz und siehe da, die beiden Wohn­mobile stehen immer noch da. Die Männer sind zwar zum Shopping ausgeflogen, aber Tanja und Sabina mit ihren Kindern sind zu Hause. Wir verplaudern dann rasch den ganzen Vormittag und noch etwas mehr, und stellen dabei fest, dass wir Luca und Sabina schon vor fünfeinhalb Jahren in Dahab in Ägypten kurz getroffen hatten. Ist das wirklich ein richtiger Adler im Nehru Park? Kleine Welt... Dank einem Tipp von Silvia finden wir in der Nähe einen Laden, in dem wir Bier kaufen und erst noch mit der Kreditkarte zahlen können. Denn an den Bargeldverhältnissen in Indien hat sich noch nichts geändert und vor den Banken sehen wir auch einen Monat nach dem desaströsen Entscheid noch immer lange Schlangen. Der Nehru Park ist ein beliebter Ort für Schulausflüge Zurück im MGD ist es nun schon viel zu spät für das Frühstück und so entschliessen wir uns mitten am Nachmittag unser Nachtessen zu kochen. Wir sind ja flexibel... Im Spar haben wir gestern ein Seezungenfilet gekauft, das Isabella auf einem sündhaft teuren, mit Rüeblistreifen geschmückten Chinakohlbett dämpft. Dazu versuchen wir als ersten indischen Wein einen Chenin Blanc, der eigentlich ganz gut schmeckt, auch wenn er ganz leicht auf der süssen Seite ist. Seezungenfiletmenu Wir bekommen einmal mehr Besuch, diesmal von Luca, der uns noch auf einen Kaffee zu ihnen einlädt. Als wir dann später dort ankommen ist bereits Szymon dort, den wir nach Hunza und Amritsar zum dritten Mal antreffen. Er fliegt heute Nacht für einen einmonatigen Aufenthalt nach Polen zurück, bevor er dann von hier weiterreist. Es kommen dann noch mehr, diesmal indische Bekannte der italienischen Familie vorbei, womit wir maximal zwölf Personen im Iveco-Wohnmobil sind. Irgendwann werden es wieder weniger und die Kinder gehen in ihren Kojen schlafen, bis auch wir um elf Uhr die lustige, improvisierte Party verlassen. Als wir wieder bei Obelix sind steht ein Polizeiauto daneben, aber glücklicherweise scheinen sie nicht wegen uns hier zu sein und verschwinden nach einiger Zeit wieder. Dann kann einer guten Nachtruhe ja nichts mehr im Wege stehen.

Donnerstag, 15.12.2016 – New Delhi

Schmuckvolles, schmiedeeisernes Tor im Handwerksmuseum Als wir am Morgen unser lokales Natel einschalten erhalten wir ein SMS von Silvia, die uns zum Mittagessen einlädt. Damit ist unser Tag natürlich eingeteilt. Bis dahin schreiben wir noch ein, zwei E-Mails und schauen, dass wir einigermassen anständig aussehen, wenn wir schon ausgehen dürfen. Ein Haus aus Kullu im Himachal Pradesh im indischen Ballenberg Um ein Uhr holen uns Silvia und ihr indischer Mann mit ihrem Chauffeur ab. Wir fahren quer durch Neu Delhi zum Crafts Museum, das gleich neben dem Alten Fort, Purana Quila, liegt. Zum Museum gehört auch ein Restaurant, das im Lonely Planet etwas bescheiden als “Cafe“ bezeichnet wird. Wir lassen mehr oder weniger für uns bestellen und essen dann erst mal ausgiebig Vorspeisen, bevor wir unsere Hauptgänge erhalten. Das Westtor Bara Darwaza des alten Fort Alles schmeckt ausgezeichnet, aber wir können uns die Namen der Gerichte, die alle bis auf die Garnelen vegetarisch sind, nicht merken. Eckturm an der Rückwand der Qila-i-Kuhna Moschee Neben dem Essen gibt es natürlich einen angeregten Austausch über unsere Personen und dabei erfahren wir, dass Sunil, Silvias Mann, ein Politiker ist, und erst noch ein hochrangiger, wie wir später herausfinden. Nach dem Essen trennen sich für heute unsere Wege und wir sehen uns zuerst im sehr interessanten Handwerks­museum um, das gleichzeitig auch eine Art Ballenberg mit Gebäuden und Gebäudeteilen aus ganz Indien ist. Leider ist im Moment ein grosser Teil davon wegen Renovationsarbeiten abgesperrt und so wechseln wir dann ins alte Fort auf der anderen Strassenseite hinüber. Zuerst haben wir etwas Mühe den Eingang zu finden, spazieren dann aber bis zum Sonnenuntergang in der Anlage herum. Qila-i-Kuhna Moschee Uns gefällt vor allem die Quila-i-Kuhran Moschee mit ihren schönen Steinmetzarbeiten, aber auch die Reste der majestätischen Eingangstore sind eindrücklich. Steinmetzarbeit an der Moschee Dann schnappen wir uns eine Motorikscha die uns quer durch die Stadt wieder zum Nehru Park bringt, wo wir noch kurz mit Luca plaudern bevor wir uns ins MGD verziehen. Zum späten Znacht gibt’s die mitgenommenen Reste aus dem Restaurant, die uns nochmals munden. Und weil es nicht mehr so reichlich ist gibt’s zum Dessert noch eine kleine Früchteplatte. Als wir nach Mitternacht endlich schlafen gehen wollen taucht auf dem sonst leeren Parkplatz plötzlich noch ein Lastwagen auf, dessen Besatzung damit beginnt, gleich neben uns Betonröhren abzuladen. Na dann gut Nacht!

Freitag, 16.12.2016 – New Delhi

Obelix und die abgeladenen Betonröhren Die Röhren waren dann zum Glück relativ rasch abgeladen und es gab keine zweite Fuhre, womit unserem gesegneten Schlaf dann nichts mehr im Wege stand. Sonst gibt es von heute eigentlich nichts Spannendes zu Berichten, denn wir haben uns einen klassischen Innendiensttag verschrieben. Wir belohnen uns dafür mit einigen von unseren Weihnachtsguetzli, die wir am Nachmittag mit einem Kaffee geniessen. Nach einem Schwatz mit Luca, der mit seinen zwei Kindern rasch vorbeigekommen ist, steht Isabella noch in die Küche. Wir haben noch eine feine Sauce von gestern Mittag im Kühlschrank und darum herum bastelt sie einen Znacht. Pouletbrüstchen werden gebraten, Karotten und Kohlrabi gedünstet und Reis gekocht. Alles zusammen schmeckt wunderbar. Der erste indische Rotwein den wir trinken, ein Cabernet Shiraz, kann da leider ganz und gar nicht mithalten.

Samstag, 17.12.2016 – New Delhi

Luca und Sabinas schweres Fiat-Wohnmobil Heute soll unser grosser Delhi Sightseeing-Tag sein. Darum stehen wir auch schon um halb acht Uhr auf, damit wir dann um zehn aus dem Haus sind. Mit einer Motorikscha geht es zur nächsten Metro-Station “Racecourse“, wo sich der heutige Tag ein erstes Mal in die Karten blicken lässt. Eine der Sehenswürdigkeiten: India Gate in Neu-Delhi Der Mann am Schalter, an dem wir unsere Billette kaufen, behauptet forsch, dass er kein Wechselgeld habe. Wir finden das irgendwie lausig und verlangen nach dem Beschwerdebuch, das gemäss Hinweis hier aufliegen muss. Statt uns das Beschwerdebuch zu geben kramt er dann plötzlich doch noch drei Münzen aus der Kasse. Monumentale Regierungsgebäude Von der Pferderennbahn geht es mit der topmodernen U-Bahn zum Connaught Place. Von hier fährt von einer Seitenstrasse der sogenannte Hop-on-hop-off Bus, der alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt anfährt. Unterschiedliche Eintrittspreise für Einheimische und Ausländer Wir beschliessen, nicht zu viele Besichtigungen machen zu wollen und lassen uns erst einmal längs durch die Stadt nach Süden bringen, unter anderem an vielen älteren Palästen von Maharadschas und solchen neueren Datums von Ländern aus aller Welt, “Botschaften“ genannt, vorbei. In Neu Delhi ist nichts von Chaos und Dreck zu sehen, der Verkehr verläuft recht flüssig, nirgends sind Kühe oder Schweine auf der Strasse und die Stadt ist wirklich erstaunlich grün. Ein Zikkurat erbaut vom Thomas Metcalf Weiter im Süden beginnt es dann mit dem Vorwärtskommen etwas zäher zu werden und wir kommen mit circa einer Viertelstunde Verspätung beim Qutab Minar an. Beim Kauf der Eintrittstickets folgt dann der zweite Streich. Rock Pigeon (Felsentaube) Es gibt zwar ein Kästchen zur Kreditkarten­zahlung, aber das akzeptiert keine Karten. Das ist nun wirklich zum Schreien: Einerseits können wir wegen der vom Staat zu verantwortenden Bargeldkrise kein Geld aus den Automaten holen und dann akzeptiert ein staatliches Institut unsere Kreditkarte nicht. Das wäre ja alles kein Problem, wenn wir wie die Inder dreissig Rupien Eintritt bezahlen müssten, doch es ist sechzehnmal mehr, womit unser sorgfältig gehütetes Bargeld wie Schnee an der Sonne schmelzen würde. Zwei parkierte Autos mit Radklemmen der Polizei So lassen wir den Besuch der grossen Siegessäule einfach fahren und essen dafür in einem Fastfood-Restaurant ein vegetarisches Biryani, selbstverständlich mit der Kreditkarte bezahlt. Im Bus geht es dann wieder nordwärts. Viel Volk in der Nähe des Connaught Place Damit der Fahrplan im zunehmenden Verkehr nicht komplett aus dem Ruder läuft wird eine Station einfach ausgelassen. Wir merken das nur, weil wir die Strecke auf der Karte verfolgen, denn angesagt wird das lieber nicht. Unser nächstes Ziel, das Grabmal von Humayun, liegt dann wieder an der Strecke. Aber auch hier müssten wir wieder eintausend Rupien in Bar abdrücken, womit wir auch dieser Sehenswürdigkeit entnervt den Rücken zukehren. Tamilischer Weihnachtschor Wir sind so frustriert, dass wir an unserem letzten Ziel, dem Roten Fort, gar nicht erst aussteigen, sondern gleich zurück zum Connaught Place fahren. Weihnachtsveranstaltung im Central Park So sind wir also mit nicht sonderlich bequemen, von ihren Chauffeuren mit unendlichem Gehupe aggressiv gefahrenen Bussen rund fünf Stunden durch Delhis Stadtverkehr gekurvt. Sowas will man sich eigentlich nicht antun, aber wir haben dafür noch gut dreissig Franken bezahlt, viel Geld in Indien. Im Central Park, der Grünfläche im kreisrunden Connaught Place ist gerade eine Weihnachtsveranstaltung im Gange. Verschiedene Chöre singen Weihnachtslieder und Gospel, und es werden sogar Cakestücke unter den Zuhörern verteilt. Alter und sehr junger Samichlaus an der Weihnachtsveranstaltung Mit der friedlichen Stimmung beruhigt sich sogar Isabellas Nervenkostüm wieder etwas. Thomas’ “Special Thali“ sieht aufregend aus Wir nehmen die U-Bahn zurück zur Rennbahn und besuchen, in der Hoffnung vielleicht noch etwas Weihnachtsschmuck zu finden, einen kleinen Weihnachtsmarkt; scheint’s der erste überhaupt in Delhi. Leider finden wir nichts Passendes und so spazieren wir zurück Richtung Nehru Park. Wir kommen am Hotel Ashok vorbei, zu dem das Sagar Ratna Restaurant gehört und das gemäss einem Tipp von Silvia gutes südindisches Essen anbieten soll. Da wir diese Küche nicht besonders gut kennen haben wir etwas Mühe mit dem Bestellen, aber Thomas liegt mit seinem Thali goldrichtig, er kriegt viele kleine Gerichte auf einer grossen Platte serviert. Isabellas Uthapam, ein Pfannkuchen auf Reisbasis, ist da etwas weniger aufregend. Kurz darauf sind wir nach rund neun Stunden wieder zurück bei Obelix, müde, und für einmal nicht ganz zufrieden.

Sonntag, 18.12.2016 – New Delhi

Wir versuchen einen richtigen Sonntag anzustellen, womit wir erst einmal versuchen möglichst lange zu schlafen. Der Nehru Park ist heute den ganzen Tag von Familien in Beschlag genommen, während es sonst nach den Frühsportlern meist etwas ruhiger wird. Auch beim Frühstück ist Sonntag, dank einem aus dem Tiefkühler geborgenen Zopf. Nur die Dreiminuteneier lassen wir aus. Am Nachmittag betätigen wir uns tatsächlich zum ersten Mal auf dieser Reise etwas sportlich. Wir packen die Badmintonschläger aus und spielen zwischen all den anderen Leuten eine Runde Federball. Als wir genug haben gehen wir zum Apéro über, an dem es dank heutigem, speziellem Datum Sprudel gibt, und zwar indischen. Der ist gar nicht so schlecht, sodass wir uns den Namen des Produzenten, Sula, merken. Als wir dann vor dem Znacht noch zwei, drei Sachen drucken wollen, unter anderem Isabellas neuen Kalender für das nächste Jahr, lässt uns der Drucker im Stich. Damit müssen wir eine Reparaturmöglichkeit finden, und was in Casablanca möglich war, müsst doch eigentlich auch in Delhi machbar sein. Wir werden sehen, und vielleicht noch länger als gedacht in der indischen Metropole bleiben. Auch der Znacht ist ein typisches Sonntagsgericht: Ein klassisches TIM Nasi Goreng. Abgesehen von einer Tomate, die wegen ihrem schlechten Zustand Asyl im Gericht erhalten hat. Während wir sonst traditionell ein Bier zu diesem Gericht trinken probieren wir heute unsere neue Weinsammlung weiter. Dieser Rotwein, genau wie vorgestern ein Cabernet Shiraz, aber diesmal von Sula, kann durchaus überzeugen.

Montag, 19.12.2016 – New Delhi

Heute wollten wir ja eigentlich die Besichtigung des Roten Fort nachholen, aber oha, Montag ist in Indien Museumssonntag. So bleiben uns nur die anderen beiden Aufgaben, die wir uns heute vorgenommen haben, nämlich Rupien zu organisieren und den Drucker zur Reparatur zu bringen. Wir fahren wieder zum Connaugt Place, wo uns am Samstag ein Geldwechsler versprochen hat unsere Travellerchecks einzulösen. Entgegen seiner Aussage von vorgestern nimmt er die in Schweizer Franken ausgestellten Checks dann doch nicht, aber zumindest können wir hundertvierzig US-Dollar in Rupien tauschen. Wohnblock in der Nähe des Rajendra Place Dann geht’s mit der Metro, die nach kurzer Strecke zur Hochbahn mutiert, weiter zum Rajendra Place, wo eine Servicestelle unseres Druckerherstellers Canon sein soll. Wir finden sie auch und ein Angestellter nimmt sich des Druckers an, während wir an einem Tee nippend warten und ein bisschen in der heutigen Zeitung lesen. Nach nicht allzu langer Zeit folgt das Verdikt: Zu alt für eine Reparatur, das zu ersetzende Teil ist nicht mehr erhältlich. Da werden wir uns wohl nach einem Nachfolger umsehen müssen, denn so ein Teil ist unterwegs sehr praktisch und äusserst nützlich. So fahren wir halt nur halbverrichteter Dinge zurück zum Nehru Park, wo wir im nahen Yashwant Shopping Complex wenigstens noch unseren Biervorrat auf einen anständigen Pegel bringen. Später kommt dann noch der Vertreter von Eaton kurz bei uns am Park vorbei. Das Geld für die Getriebereparatur wurde den Firmen zwar überwiesen, aber ihre Banken haben ihnen natürlich Gebühren abgezwackt, die wir ihnen nun gegen Bar vergüten. So ist diese Geschichte nun hoffentlich zum Guten abgeschlossen. Wir schauen uns noch Bilder für unsere Homepage an, aber irgendwie sind wir komplett auf den Felgen, sodass wir uns beide, was sehr ungewöhnlich ist, am frühen Abend für eine Stunde aufs Ohr legen. Thomas fühlt sich auch danach nicht wirklich fit und beschliesst für heute schon bald die Segel zu streichen, auch ohne Znacht. Isabella nützt die ungestörten Stunden und arbeitet noch etwas am Laptop, aber für einmal ist auch sie vernünftig genug, um deutlich vor Mitternacht schlafen zu gehen.

Dienstag, 20.12.2016 – New Delhi

Heute wollten wir ja eigentlich die Besichtigung des Roten Fort nachholen, aber oha, Thomas ist nicht fitter als gestern und der Fiebermesser zeigt, dass er leicht Temperatur hat. Das wird im Verlauf des Tages natürlich nicht besser, selbst wenn er den ganzen Tag, abgesehen von einer kurzen Sitzung am Laptop um unsere Bilder für die Galerie von Tadschikistan auszusuchen, brav im Bett verbringt. Obwohl alles ein bisschen auf eine milde Magen-/Darmgeschichte hindeutet mag er am Abend immerhin schon etwas essen. Isabella kocht patientengerecht einen Bouillonreis, der mit Karotten und Zucchetti verfeinert ist. Der Zinfandel von Sula, der zweite sehr trinkbare Rotwein dieses indischen Produzenten, ist dann allerding der gesunden Besatzung des MGD vorbehalten.

Mittwoch, 21.12.2016 – New Delhi

Von wegen milde Magen-/Darmgeschichte: Am Morgen ist Thomas’ leichtes Fieber immer noch gleich und damit können wir diesen Tag natürlich auch gleich vergessen. Allerdings stellen sich uns nun zwei Probleme: Dünnes aber üppig geschmücktes Weihnachtsbäumchen in einem Schaufenster Erstens sind unsere Abwassertanks nach einer Woche stehen an Ort übervoll und zweitens ist unser Natelguthaben unter unglücklichen Umständen über Nacht auf null gesunken. Thomas fühlt sich aber fit genug am Nachmittag einen kurzen Ausflug ins nahe Yashwant Center zu machen, wo wir unsere Verbindung zur Aussenwelt wieder herstellen können. Dass er fit genug ist, ist allerdings eine Fehleinschätzung, denn während Isabella noch erfolglos versucht ihren Kalender ausdrucken zu lassen, muss er sich zur zwischenzeitlichen Erholung erst mal auf eine Parkbank legen. Für das andere Problem warten wir bis spät abends, bis sich unser Parkplatz wie üblich gänzlich geleert hat. Vorher gibt es aber auf Wunsch des Patienten noch eine zünftige Portion Spaghetti Bolo. Nachdem Isabella auch noch den Abwasch gemacht hat, schliesslich bleibt das zur Zeit alles an ihr hängen, fahren wir mit Obelix noch eine Runde auf der nahen Strasse und suchen uns den nächsten Abwasserschacht, wo wir auch unsere zweite Sorge loswerden können. Wenn jetzt nur noch diese verflixte andere Geschichte vorbeiginge.

Donnerstag, 22.12.2016 – New Delhi

Herzige, schwarz-weisse Welpe Zum Glück haben wir gestern noch unsere Toilette geleert, sonst hätten wir jetzt ein Problem, denn Thomas sitzt heute fast mehr dort, als dass er im Bett liegt. Damit ist der Tag dann getaktet. Isabella schaut zu ihrem Patienten so gut es geht, eine salzige Bouillon da, warmer Tee dort. Im Bett hat Thomas immerhin Zeit sich mit dem heimischen Steueramt rumzuärgern; ein Hobby von uns, dem wir schon in Afrika frönten. Am Abend traut er sich dann wieder etwas Reis zu essen, nachdem die Portion Spaghetti gestern wohl zu viel, zu früh des Guten war.

Freitag, 23.12.2016 – New Delhi

Thomas geht es wieder etwas besser, das Fieber ist weg, der Magen hat sich beruhigt. Dafür macht Isabella heute genau das, was Thomas gestern gemacht hat: Die Toilette im Minutentakt besuchen. Eine schöne Weihnachtsbescherung... Damit ist eigentlich klar, dass wir Weihnachten wohl noch hier am Nehru Park verbringen werden bis wir beide wieder ’fit for travel’ sind. Das bringt dann gleich das nächste Problem ins Spiel: Unser Wasservorrat wird dafür nicht reichen. In der Not fragen wir Silvia, ob sie vielleicht Connections zu den Gärtnern des Parks hat, doch schliesslich vermittelt sie uns einen Kontakt zu jemandem in der Nähe der nahen Schweizer Botschaft, der uns mit Wasser aus den verbreiteten Wassertankfahrzeugen, die sauberes Wasser liefern, bedienen kann. Obelix erregt im Slum Aufsehen Kinder schauen beim Wasserfüllen zu Wir fahren hin, müssen aber feststellen, dass die Füllung unserer Tanks so nicht funktionieren wird. Sandeep, der sehr gut Englisch sprechende, junge Mann schlägt uns stattdessen vor im Slum, der einen Brunnen hat und gleich zwischen der schweizerischen und österreichischen Botschaft liegt, um Wasser fragen. Die Verantwortlichen sind dann auch einverstanden, wir müssen dafür aber später nochmals vorbei­kommen. Inzwischen versuchen wir unser Glück auch noch an zwei Tankstellen, aber ohne Erfolg. Um zwei Uhr nehmen wir die kurze Strecke nochmals unter die Räder und Thomas muss Obelix wieder einmal zentimetergenau zwischen abgestellten Autos und Hausdächern zum Brunnen zirkeln. Der “Brunnen“ In einer Viertelstunde sind unsere beiden Tanks wieder randvoll. Im Slum wird Abfall sortiert Wir sind ja froh, dass wir nun diese Sorge los sind und bezahlen gerne etwas dafür. Trotzdem ist es erst das dritte Mal auf unseren Reisen mit Obelix, dass wir für Wasser etwas bezahlen müssen. Zurück am Nehru Park finden wir überraschenderweise sogar einen vernünftigen Platz um uns definitiv wieder hinzustellen. Isabella hat die gesamte Wasserodyssee vom Bett aus mitverfolgt und nun legt sich auch Thomas wieder dorhin. Die Anstrengung und Aufregung war offensichtlich zu viel des Guten, denn das Fieber und der Durchfall sind bei ihm zurück. So dämmern wir dann beide dem Abend entgegen, nur etwas Tee und Bouillon schlürfend. Irgendwann beschliessen wir uns die Zeit mit einem Film ab DVD zu verkürzen. Bevor wir das tun können müssen wir uns erst mal noch etwas mit der vorinstallierten Abspielsoftware herumärgern, denn die ist offensichtlich nur dazu da, uns Geld aus der Tasche ziehen zu wollen. So installieren wir uns halt rasch einen Open-Source Player aus dem Netz, womit dem Genuss des Brüder Coen-Films “Burn after reading“ nichts mehr im Wege steht.

Samstag, 24.12.2016 – New Delhi

Immerhin starten wir beide heute Morgen fieberfrei, aber Isabellas Magen will noch nichts behalten. Thomas geht es eindeutig wieder besser, aber das hatten wir ja auch schon mal. Genau darum ist es so frustrierend, dass die Temperatur bei uns beiden im Verlauf des Tages wieder über siebenunddreissig Grad steigt. Ein gediegenes Weihnachtsessen im MGD können wir uns gleich mal abschminken, zumindest für heute. Ein bescheidenes Weihnachtsessen Aber immerhin isst Thomas ein kleines Frühstück, ohne dass sein Gedärm gleich wieder reklamiert. Nach der gestrigen Erfahrung versuchen wir möglichst zu liegen und nichts zu tun, ausser etwas zu lesen und natürlich am Schläbbi zu töggeln. Am Abend wärmt sich Thomas den Rest der grossen Portion Reis von Vorgestern, das kommt jetzt gerade gelegen. Unser schöner Weinvorrat bleibt weiterhin ziemlich unangetastet, dafür trinken wir einen Tee nach dem anderen. Und weil’s gestern so schön war sehen wir uns heute gleich wieder eine DVD an. Airplane! Alt aber schräg. Schöne Weihnachten!

Sonntag, 25.12.2016 – New Delhi

Hier im Nehru Park ist heute alles gleich wie am letzten Sonntag, aber von Weihnachten ist nichts zu spüren. Allerdings ist es heute grau und wir sehen zum ersten Mal in Indien keine Sonne, nicht einmal eine fahle. Die Bauarbeiterfamilien, die gestern mit dem Fahrrad angerückt sind um zwischen Parkplatz und Strasse einen Graben auszuheben, kommen am Morgen wieder und beginnen mit einem zweiten, natürlich genau vor Obelix. Bei uns ändert sich verglichen mit gestern auch nichts, was uns ziemlich frustriert. Abwarten und Tee trinken... Bei Isabella ist der Magen noch nicht in Ordnung, während Thomas sich fortwährend etwas dehydriert fühlt. Bei uns beiden kommt im Verlauf des Tages die Temperatur zurück, was uns etwas ratlos lässt. Immerhin gibt es am Nachmittag ein paar Weihnachtsguetzli zum Tee, aber auch heute fällt das opulente Dinner aus. Stattdessen steht wieder Reis auf dem Plan, diesmal als Bouillonreis. Und was machen wir am Abend? Kino-Kunde. Wir lernen, dass Eddy Murphy nicht nur Top-Filme gemacht hat. “Das goldene Kind“ werden wir jedenfalls gerne gegen etwas anderes eintauschen.

Montag, 26.12.2016 – New Delhi

Frau schaufelt im Strassengraben Komisch, heute scheint die Sonne wieder wie wenn gestern nichts anderes gewesen wäre. Und ebenfalls komisch ist, dass heute am Morgen wesentlich weniger Autos als sonst auf dem Parkplatz stehen. Mann pickelt im Strassengraben Aber sonst ist alles wie vorher: Die Familien kommen neue Gräben ausheben, wir machen eine weiteres Strichlein auf unserer Krank-Liste. Obwohl, so ein ganz klein wenig bessert es sich schon, einfach zu wenig. Am späteren Nachmittag sind wir immerhin noch fit genug, um zum Yashwant Einkaufzentrum zu gehen, denn das Brot ist uns nun ausgegangen. Dort soll es einen Laden geben der Backwaren der “Swiss Gourmessa“ führt, so Köstlichkeiten wie richtigen Zopf, Roggenbrot, Baguette und Silserli, um einmal beim Brot zu bleiben. Es stellt sich heraus, dass dies der Laden ist, in dem Thomas schon einmal zwei Knopfbatterien gekauft hat. Kleiner Junge spielt mit einer Betonröhre Aber was es hier sonst noch alles gibt: italienischen Kaffee, Salami, echten Gruyère, eben die Brote, Lachs, Kaviar, Hero Konfitüre; eigentlich ist fast der ganze Laden voll von Importwaren. Immerhin ein Kaltes Plättchen Wir kaufen dann trotzdem indischen Kaffee, denn den sehen wir hier zum ersten Mal und wollen ihn unbedingt probieren. Aber eigentlich sind wir ja wegen dem Brot gekommen und wir schnappen uns einen Silserkranz und ein Roggenbrot. Was uns allerdings schon auffällt ist, dass die Brote keine richtig festen Krusten haben, was vor allem das Baguette etwas schlaff aussehen lässt. Zurück im MGD machen wir uns gleich ein kaltes Plättchen und essen die Silser Brötchen dazu. Leider ist es so, dass von allen Zutaten, wie russischen Würsten und Käse, nur die Silser enttäuschen. Da kann es mit dem Roggenbrot morgen eigentlich nur noch besser werden. Aber wie man sieht mögen wir doch schon etwas Rechtes essen. Vom dazugehörenden Wein sehen wir obervernünftigen Rekonvaleszenten aber bis auf weiteres, oder hoffen wir doch eher auf nächstens, noch ab. Damit wir unsere wiederkehrende Fitness noch etwas testen können fahren wir mit Obelix zu später Stunde noch eine Runde auf die Strasse zum nächsten Gully, denn unser reger Thronbesuch in den letzten Tagen hat den Fäkalientank in Rekordzeit wieder voll werden lassen. So viel zum Thema “habt Ihr’s schön!“.

Dienstag, 27.12.2016 – New Delhi

Wir behaupten unseren Parkplatz auf der Baustelle Auch im angrenzenden kleinen Pärklein wird gearbeitet Ein weiterer kleiner Fortschritt: Heute sind wir alle beide auf den Beinen und trinken sogar einen ersten Kaffee. Wir wissen nicht recht was wir von den indischen Kaffeebohnen halten sollen, aber das liegt wahrscheinlich eher am Wasser, das wir hier gebunkert haben. Das Roggenbrot zum Frühstück schmeckt wesentlich besser als die weiche Kruste vermuten lässt, dafür die indische Mangokonfitüre eher nach Vierfrucht, aber sicher nicht nach Mango. Wir versuchen, halbwegs gesund, nicht zu strub ins Zeug zu fahren und sitzen darum erst mal an unsere Laptops, denn hier gibt’s immer was zu tun. Ein gutes halbes Dutzend verschiedene Senfe Selbst Hero Konfitüre gibt es hier Wieder am späten Nachmittag machen wir uns einmal mehr auf ins Yashwant Center, und diesmal packen wir ein paar verlockende Frischwaren in den Einkaufskorb: Salami, Schinken, Speck, Lachs, Käse. Dazu noch ein paar Dinge, die wir sonst nicht so einfach finden und eine andere Röstung des indischen Kaffees. Geld wechseln wollten wir auch noch, aber für die kleinen Noten die wir dabeihaben bekommen wir einen zu schlechten Kurs, sodass wir ein anderes Mal mit grösseren Denominationen vorbeigehen wollen. Zurück zu Obelix nehmen wir eine Motorikscha. Gestelle voller Importwaren Ein bisschen Weihnachtsstimmung, wenn auch verspätet Der Fahrer will zwar zuerst nicht für den Preis den wir ihm bieten, aber als wir einfach losmarschieren fährt er uns schliesslich hinterher und lässt uns einsteigen. Zurück bei Obelix ist es schon ziemlich spät, vor allem um noch zu essen. Wir nähern uns also wieder der Normalität. Mit dem noch vorhandenen Reis von Vorgestern und dem letzten Gemüse, das sich noch in unserem Kühlschrank findet, kocht Isabella etwas Leichtbekömmliches. Wir wollen es mit unseren Mägen ja nicht gleich wieder verderben.

Mittwoch, 28.12.2016 – New Delhi

Ein guter, alter Hindustan Ambassador als Polizeiauto Da wir auf dem stetigen Weg der Besserung sind wollten wir heute eigentlich den Besuch des Roten Forts nachholen, aber Isabella bedingt sich noch einen Erholungstag aus und so gehen wir es auch heute ruhig an. Unser Platz am Nehru Park Nach dem Frühstück machen wir wieder einmal einen ausgedehnten Spaziergang durch “unseren“ Nehru Park, der uns natürlich unweigerlich zum Yashwant Center führt. Wir wollen ja noch Geld wechseln und heute haben wir die grossen Dollar-Scheine dabei. Der Kurs ist gegenüber gestern nochmals schlechter geworden, aber dafür können wir je einhundert Dollar wechseln, was ja eigentlich illegal wäre. Wir bekommen für die Transaktion, wenig überraschend, auch keine Quittung, was uns aber nicht weiter stört. Volle Gestelle im “Russenmarkt“ Unser nächster Stopp ist einmal mehr der wohl als “Russenmarkt“ bekannte Laden von “Kishan Sons“ in dem wir auch heute nochmals etwas Geld, vor allem für Kaffee, liegen lassen. Handgeschriebene Rechnung des “Russenmarkts“ Und natürlich nehmen wir auch wieder ein Roggenbrot mit, denn soo schlecht war das ja doch nicht. Davon gibt’s dann auch gleich zum Salat Matmata, den wir uns zu machen getrauen. Den gibt’s allerdings erst nachdem Isabella die neu erworbenen Schätze fein säuberlich inventarisiert und versorgt hat. Auch der zweite Wein des Produzenten Riya den wir probieren, ein Merlot, ist schlecht. So schlecht, dass wir ihn tatsächlich wegleeren. Stattdessen trinken wir einen Grenache Syrah von Sula, leider wieder auf der süssen Seite, aber gerade noch erträglich. Wir sind definitiv auf dem Weg der Besserung.

Donnerstag, 29.12.2016 – New Delhi

Lahore Gate des Roten Fort Auf geht’s zum Roten Fort. Wir fühlen uns beide fit genug, sodass wir nach dem Zmorge schon bald losgehen, was bei uns so um halb zwölf Uhr ist. Wie gehabt geht’s mit einer Motorikscha zur Racecourse Metrostation und von da nach Chandni Chowk, der im Moment noch nächsten Station zum Fort. Kunstvolle Verzierungen Auch heute, eine Woche nach unserem letzten Versuch, werden ausländische Kreditkarten zur Bezahlung des Eintritts “temporär“ nicht akzeptiert, was wir immer noch eine absolute Zumutung finden. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die das Fort besuchen wollen und zwischen den tausenden von Indern sehen wir auch den einen oder anderen westlichen Touristengrind. Bögen der Diwan-i-Aam Die Engländer haben nach der Eroberung des Mogul-Reiches zwar einen grossen Teil der Bauten im Fort durch Garnisons-Blöcke ersetzt, aber was aus der Zeit der Moguln erhalten geblieben ist, ist nicht ohne. Noch mehr Blumenmotive Allerdings sind viele der Palastbauten abgesperrt, sodass sich die schönen Details der kunstvollen Verzierungen an den Säulen, Wänden und Decken, so sie denn erhalten geblieben sind, nicht aus der Nähe bewundern lassen. Nach gut zwei Stunden haben wir genug gesehen und stürzen uns wieder in den Chandni Chowk. Jetzt erst merken wir, wie schön ruhig es trotz der vielen Besucher im Fort war, das uns mit seinen hohen Mauern vom wahnsinnigen Lärm der Hupen abschirmt hat. Diwan-i-Khas, die private Audienzhalle Mit der Metro machen wir noch einen Ausflug nach West-Delhi zu einem Shopping Center, wo wir natürlich einen grossen Supermarkt auschecken, allerdings ohne viel zu kaufen. “Kishan Sons“-Laden im Yashwant Shopping Center Die Metro bringt uns auch zurück zu Obelix, wenigstens fast. Sie ist wirklich eine tolle Sache für Delhi und man will es fast nicht glauben, dass sie so gut funktioniert und erst noch sauber ist. So sauber, dass sogar die Wagenaussenhüllen glänzen. Wir machen dann noch unseren inzwischen täglichen Abstecher ins Yashwant Shopping Center und weil es dadurch schon wieder einmal reichlich spät geworden ist halten wir uns an eine Kalte Platte, Wein inklusive. Wir finden, wir haben uns gut gehalten mit unserem Programm heute und nehmen deshalb für morgen neue Ziele ins Visier.

Freitag, 30.12.2016 – Agra

Unterwegs im Süden Delhis Endlich, endlich darf Obelix heute wieder einige Kilometer abspulen. Damit bis zum Sonnenuntergang auch ein paar Kilometer zusammenkommen piepst der Wecker ziemlich früh, nämlich kurz nach sieben Uhr. Fliegender Verkäufer mit unentbehrlichem Zubehör für Lastwagen Pünktlich um zehn verlassen wir unseren Parkplatz am Nehru Park und fahren erst mal schon fast gemütlich durch das grüne Neu Delhi. Wir wollen über den Yamuna Expressway nach Agra fahren, und ungefähr in dieser Richtung liegt auch der Reliance Supermarkt, in dem wir noch unsere Vorräte an Frischwaren aufstocken wollen. Ein kurzes Stück Autobahn dorthin ist gebührenpflichtig, aber an der Zahlstelle will das Kreditkartenkästchen Isabellas Kreditkarte nicht akzeptieren. Früchte- und Gemüseverkäufer im Südwesten von Delhi Natürlich wird sie darum nach Bargeld gefragt, aber sie behauptet steif und fest, dass sie wegen der Bargeldknappheit keine Rupien habe. Autobahngebühren auf dem Yamuna Expressway Wenn uns die Regierung mit ihrer “Demonization“ das Leben schwer machen will, dann dürfen wir wohl schon etwas dagegen halten. Den armen Angestellten bleibt fast nichts anderes übrig, als uns ohne Bezahlung passieren zu lassen. Der Supermarkt ist dann leider eine ziemliche Enttäuschung. Das Sortiment ist nicht gerade eine Offenbarung und es ist der schmutzigste Laden, den wir bisher gesehen haben. An Afrika gemahnende Rundhütte in ländlicher Umgebung Schmutzige Ware in den Gestellen, schmutzige Waagen, schmutzige Kassentresen und auf den Früchten und Gemüsen Fliegen. Autobahnzahlstelle Wir sind froh, als wir wieder draussen sind. Der Yamuna Expressway ist eine durchgehend dreispurige Autobahn praktisch nach europäischem Standard gebaut. Er ist fast leer, was für uns extrem angenehm ist, wir uns aber mit rund zwanzig Franken Gebühren für die zweihundert Kilometer erkaufen müssen. Die hohe Maut ist wohl auch der Grund für das eher magere Verkehrsaufkommen auf der Strasse. Sie wurde abseits der bestehenden Hauptverbindung Delhi-Agra auf die grüne Wiese gebaut, womit wir vor allem eine ländliche Gegend dominiert vom Reisanbau zu Gesicht bekommen. Dunstige Nachmittagsstimmung Manchmal fühlen wir uns nach Afrika zurückversetzt, nicht wegen der Autobahn, sondern weil wir ab und zu eine Rundhütte sehen, neben der Dungziegel getrocknet werden. Autobahntafeln mit Verhaltensvorschriften Als wir in Agra ankommen beginnt es natürlich wieder einmal dunkel zu werden und das letzte Stück auf unserem Weg zum Lauries Hotel führt dann bei Dunkelheit durchs enge, hektische Stadtzentrum. Isabella kann fast nicht mehr hinsehen, aber Thomas scheint wieder einmal Gefallen daran zu finden. Das Hotel selbst ist zwar irgendwie in Betrieb, jedenfalls ist die Reception besetzt, aber irgendwie auch nicht, denn Gäste gibt es keine. Wir wollen ja nur parkieren, was wir dann für eine happige Gebühr auch dürfen. Wir gönnen uns ein Bier mit ein paar Chips, wir sind ja schliesslich wieder “back to normal“. Dann gibt’s noch gebratenen Speck mit Makkaroni, eine richtig Köstlichkeit nach der eher schmalen Kost in letzter Zeit.

Samstag, 31.12.2016 – Agra

Eingang zum Roten Fort Hündin säugt ihre Welpen Heute beginnt der Tag ziemlich neblig, nicht gerade gute Voraussetzungen für Sightseeing. Aber bis wir gefrühstückt haben und abmarschbereit sind ist es Mittag und der Smog hat sich bis dahin soweit gelüftet, dass man die Sonne mindestens als matte Scheibe am Himmel sieht. Wir haben gestern Abend noch Ali angeheuert, einen Autorikschafahrer der immer hier um das Hotel Lauries herumhängt und auf Exoten wie wir spezialisiert ist. Er fährt uns mit seinem Tuctuc, das wie aus dem Truckli aussieht, zuerst zum Fort von Agra, dem Herrschaftssitz der Moguln, bevor sie nach Delhi zogen. Jahangir Palast im Fort Innenhof im Jahangir Palast Wir staunen erst mal, dass der Eintritt mehr als ins Rote Fort von Delhi kostet, können dies dann aber schon bald als gerechtfertigt nachvollziehen. Das Areal innerhalb der gigantischen Umfassungsmauern ist so vollgepackt mit architektonischen Juwelen, dass es einem fast schwindlig wird. Alles ist aus rotem Sandstein, oder dann gediegenem weissen Marmor gebaut. In der Ferne können wir zuerst nur ganz vage, dann immerhin schemenhaft das Taj Mahal erkennen, eines der berühmtesten Gebäude der alten Welt. Wir bestaunen und bewundern rund zwei Stunden lang die vielen wunderschönen Details der verzierten Bauten, bevor uns Ali zum Taj Mahal bringt. Familie posiert spassig vor einer Marmorwand Khas Mahal im Fort Wir sind nicht die einzigen Besucher heute, um es einmal milde auszudrücken. Die Inder stehen in Mehrfachkolonnen über hunderte von Metern bereits vor dem Eingang zur Anlage Schlange, sodass wir schon fast froh sind, ein x-fach teureres “High-value ticket“ gekauft haben zu müssen. Immerhin haben wir es hier fertiggebracht mit der Kreditkarte zu bezahlen, was allerdings auch nicht ganz einfach war. Wir können mit unseren Tickets einfach hineinspazieren, aber bei der gross aufgemachten Sicherheitskontrolle ist Thomas’ Sackmesser ein Problem. Im Innern des Khas Mahal Die Galerie des Eingangstores zum Taj Mahal, Darwaza-i-Rauza Statt es draussen an der “Garderobe“ abzugeben lässt er es dann im Portemonnaie verschwinden und gut ist. Auch Isabella weiss inzwischen aus der Delhi Metro, an deren Eingang jeweils eine Sicherheitskontrolle stattfand, wie damit umzugehen ist. Ein selbstbewusstes Auftreten mit einer “bei mir wurde alles schon durchsucht!“-Attitüde lässt sie problemlos ohne weitere Gepäckkontrolle durchschlüpfen. Nicht, dass sie uns noch unsere Getreideriegel beschlagnahmen. Als wir uns durch das imposante Portal Zugang zum Innenhof, in dem das Taj Mahal steht, verschaffen, sind wir zuerst einmal nicht von der Schönheit, sondern von den Tausendend von Menschen erschlagen, die die Gartenanlage bevölkern. Taj Mahal Die Gartenanlage im Taj Mahal Aber auch so lässt sich nicht verleugnen, dass das Mausoleum mit seinen perfekten Proportionen und seinem blendenden Marmor einen unerhörten Eindruck hinterlässt. Das Herzstück der Anlage ist der Grabesdom, in den wir wiederum einfach hineinspazieren können, während die geduldigen Inder zuerst gefühlt dreimal rund um das Gebäude herum anstehen müssen. Im Innern stellt sich dann eine Art Nôtre-Dame-Effekt ein, denn es ist trotz aller Hinweisschilder, ruhig zu sein, laut wie in einer Markthalle, nicht zuletzt wegen des Sicherheitspersonals, das seine Schäfchen mal laut bellend, mal mit Trillerpfeife in Schach zu halten versucht. Mogulstil-Ruine am Yamuna neben dem Taj Mahal Geduldige Inder Das Fotografier­verbot kümmert in Zeiten des Selfies eh niemanden. Wiederum dank unseres Tickets können wir uns in der ganzen Anlage mehr oder weniger frei bewegen, während Familie Kumar und Herr Singh den vorgegebenen Bewegungskorridoren folgen müssen. Als die Sonne langsam untergeht verlassen wir Taj Mahal und lassen uns vom zuverlässigen Ali zurück ins Hotel bringen. Nach der fälligen Dusche in einem Hotelzimmer, für das sie sogar warmes Wasser zustande bringen, widmen wir uns dem Apéro für unseren Silvesterabend. Später gibt es dann noch Lachs auf Wasa-Knäckebrot und etwas indischen Sprudel, mit dem wir dann um Mitternacht auch auf ein hoffentlich erfreuliches, neues Jahr anstossen.

Sonntag, 01.01.2017 – Bharatpur

Unterwegs in Agra Durch unsere kleine Silvesterfeier wird die Nacht natürlich nicht die Längste, vor allem auch weil die Inder auch am ersten Januar auf der nahen Strasse wie immer manisch hupend unterwegs sind. Verkehrsgedränge in einem Basar in Agra Wir frühstücken gemütlich, Rührei wieder einmal inklusive, und fahren erst gegen ein Uhr los, denn wir haben nur eine kurze Tagesetappe von siebzig Kilometern, mit einem Stopp in der ehemaligen Mogul-Hauptstadt von Fatehpur Sikri geplant. Ali hatte uns gestern gewarnt, dass uns unser GPS vielleicht nicht die geeignetste Route aus der Stadt zeigen würde und so kommt es dann auch: Wir fahren wieder mal durch einen Basar und benötigen für zweihundert Meter davon eine halbe Stunde. Die indische Verkehrshölle an der Abzweigung nach Fatehpur Sikri Dann geht es aber flott voran bis zu einer Zahlstelle, wo wir zuerst etwas anstehen müssen und dann, nach einer Verhandlungsrunde von Isabella, wieder einmal gratis passieren können weil unsere Kreditkarte nicht akzeptiert wird. Diwan-i-Khas im Königspalast von Fatehpur Sikri Bei der Abzweigung zum UNESCO Welt­kulturerbe, eines der vielen in Indien, bricht dann wieder einmal die indische Verkehrshölle los. Diesmal benötigen wir vierzig Minuten um durch ein Nadelöhr namens Agra Gate zu gelangen, durch welches sich der ganze Verkehr zum und vom Fort einspurig zwängen muss. Zum Glück regeln einige Gesetzeshüter die Durch­fahrt, sonst wäre das Chaos wohl noch schlimmer. Kunstvolle Steinmetzarbeit Vom grossen, teuren Parkplatz folgen wir einfach der indischen Masse und kommen so automatisch zur Freitagsmoschee, die Teil des Komplexes ist. Wir haben aber keine Lust bei der gigantischen Eingangspforte Buland Darwaza die Schuhe auszuziehen und machen uns auf die Suchen nach dem Ticket-Schalter für die Palastanlage. Panch Mahal Wir finden sie tatsächlich und können zu unserer angenehmen Überraschung sogar den Eintritt per Kreditkarte bezahlen. Der Komplex ist riesig; unglaublich, wenn man bedenkt, dass der Herrschaftssitz hier nur vierzehn Jahre lang war, bevor er nach Agra verlegt wurde. Alles ist aus rotem Sandstein gebaut und vieles ist wunderschön und fein verziert, aber nach dem Fort in Agra und dem Taj Mahal sind wir natürlich etwas verwöhnt. Im Palast von Fatehpur Sikri Bei Sonnenuntergang fahren wir vom Parkplatz wieder weg, und bis zu unserem Ziel Bharatpur ist es ja nur noch ein kurzer Sprung. Aber wir haben die Rechnung selbstverständlich ohne die Inder gemacht. Mogulstil-Architektur im Dunst Sobald sie hinter dem Steuer sitzen wird das Hirn komplett herunter­gefahren und die Triebe regieren. Wenn es staut wird jede, und wirklich jede Möglichkeit genutzt, an der Kolonne vorbeizufahren. Das heisst dann, dass die Autos nicht die Fahrbahnbreite, sondern die gesamte Strassenbreite benützen um aufzuschliessen. Aber natürlich gibt es immer noch Gegenverkehr und natürlich endet das in einer Totalblockade. Palast des Birbal Am Agra Gate versucht nun niemand mehr etwas Ordnung ins Chaos zu bringen, oder dann höchstens Beifahrer von Autos und nur um ihr Fahrzeug möglichst schnell durch das Nadelöhr zu bringen. Hathi Pol (Elefanten-Tor) Nach einer geschlagenen Stunde haben wir den halben Kilometer schliesslich doch geschafft und wir können, im Dunkeln natürlich, weiter bis nach Bharatpur fahren. Dort ist der Parkplatz für den Nationalpark, auf den wir uns gerne gestellt hätten, schon geschlossen, sodass wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen. Schliesslich parkieren wir in einer ruhigen Seiten­strasse neben einem Park. Wobei die Ruhe etwas relativ ist, denn irgendwo tönt aus Lautsprechern der Singsang eines Sikhtempels. Es ist schon so spät, dass Thomas’ Wunsch nach einem feinen Neujahrsfestessen ins Wasser fällt. Stattdessen gibt es Chips und ein Bier, der Late-Arrival-Klassiker.

Montag, 02.01.2017 – Bharatpur

Fliegende Händler und Rikschafahrer warten beim Parkeingang auf Kundschaft Purple Sunbird (Purpurnektarvogel) Wir verbringen eine ungestörte Nacht, auch wenn der Singsang vom Tempel nie aufhört. Heute wollen wir ja den Keoladeo Ghana National­park, ein UNESCO Weltnaturerbe besuchen, ein kleiner Park, der vor allem wegen der Vögel interessant ist. Wir stellen aber keinen Wecker, denn Wasser- und Watvögel, die vor allem in diesem Feuchtgebiet leben, sind den ganzen Tag hindurch anzutreffen und nicht nur morgens und abends aktiv. Als wir zum ersten Mal nach draussen schauen sind wir froh ausgeschlafen zu haben, denn es herrscht dicker Nebel. Kurz nach Mittag machen wir uns dann auf zum Park. Bienenschwarm Chital mit Jungem Auf dem Parkplatz nehmen wir unsere zwei Velos hervor und pedalen mit Feld­stechern und Kamera bewaffnet los. Auch hier sind wir bei weitem nicht die einzigen Besucher und nebst den vielen Indern sitzen auch ein paar Weisse wie wir in den Velorikschas, dem bevorzugten Safarivehikel im Park. Es macht uns grossen Spass so durch den Park zu radeln und natürlich gibt es den einen oder anderen Vogel zu sehen. Ausserdem sehen wir noch Affen, Rehe und eine Antilopenart, und ... Kühe, die in Indien offensichtlich einfach überall geduldet werden. Purple Heron (Purpurreiher) White-throated Kingfisher (Braunliest) Im Park soll es rund dreihundertsechzig Vogelarten geben und natürlich sehen wir nur einen Bruchteil davon. Von unseren Favoriten sehen wir immerhin White-throated und Pied Kingfisher, nur die kleinen, farbigen Common Kingfisher fehlen uns. Sonst gibt’s unzählige Störche, die verschiedensten Enten und Gänse, Reiher und ab und zu einen Ibis zu sehen. Entlang des Weges präsentieren sich immer mal wieder kleinere Singvögel, wovon ein Blaukehlchen wohl unser Vogel des Tages ist. So gelingt es uns auch das eine oder andere schöne Foto zu schiessen. Junge Painted Stork (Buntstörche) Vielleicht ein Black Kite (Schwarzmilan) Wir könnten hier noch Stunden, wenn nicht Tage verbringen, aber bei Sonnenuntergang, wenn der Park schliesst, sind wir wieder draussen. Beim letzten Licht des Tages verstauen wir Isabellas Klappvelo wieder auf dem Fahrer­hausdach, etwas in dem uns etwas die Übung fehlt, denn so oft haben wir es noch nicht aus der Alukiste geholt. Entgegen der Auskunft heute Morgen dürfen wir jetzt gegen ein kleines Entgelt doch auf dem Parkplatz übernachten und darüber sind wir froh. Pied Kingfisher (Graufischer) Indian Cormorant (Braunwangenscharben) Nach einem kleinen Feierabendbier steht Isabella gleich in die Küche, denn heute haben wir Gelegenheit das ausgefallene Essen von gestern nachzuholen. Drei Rindsfiletstücke aus unserer kalten Schatztruhe, zusammen mit selbstgemachter Kräuterbutter, dem Gemüseklassiker Blumenkohl und Broccoli, farblich komplementiert durch gedämpfte Tomaten, landen zusammen mit Nudeln auf unserem Teller. Dazu gibt’s einen Syrah von Sula und man merkt, dass dieser Wein etwas teurer ist. Und weil es so gut geschmeckt hat, runden wir den Abend mit einem kostbaren Glenfiddich ab. So geht das...

Dienstag, 03.01.2017 – Jaipur

Unterwegs in Bharatpur Auch heute Morgen herrscht dichter Nebel, sodass an ein frühes Losfahren nicht zu denken ist. Trotzdem sind wir für unsere Verhältnisse früh dran, denn wir wollen ja nach Jaipur fahren. Am Strassenrand zur Trocknung aufgestapelte Dungziegel Die Strasse ist in hervorragendem Zustand und der Verkehr ziemlich entspannt, was für Indien etwas heissen will. Das Interessanteste unterwegs sind heute drei Zahl­stellen, wobei wir die erste noch problemlos passieren. Bei der zweiten wird unsere Kreditkarte wieder einmal nicht akzeptiert und Isabella beginnt ihr neues Lieblingsspiel: Sorry, no cash! Allerdings sind die Beauftragten hier ziemlich stur und ein ganzes Rösslispiel von Vorgesetzten wird angefordert um unseren Fall zu behandeln. Seltsamer Transporter auf der Überholspur Hinter uns wird zuerst natürlich kräftig gehupt und als sich auch nach einer halben Stunde noch nichts bewegt wird die Kolonne hinter uns rückwärts aufgelöst. Schönste Mogulstil-Architektur in Jaipur Gerade als die letzten Mohikaner sich an einer anderen Kolonne anstellen gibt die General Managerin per Telefon schliesslich das OK, dass wir ohne zu bezahlen passieren dürfen. Nach fünfzig Kilometern erreichen wir die nächste Toll Plaza desselben Betreibers und uns ist eigentlich klar, was nun kommen muss: Sorry, no cash! Diesmal sind aber hinter uns auch zwei Busse in der Kolonne und die Chauffeure beginnen bald einmal ihre potenten Hörner jodeln zu lassen. Ameri Gate in Jaipur Als sie merken, dass das nichts nützt kommen sie zum Zahlhäuschen und schon bald beginnt eine hitzige Diskussion zwischen allen, aus der wir uns sauber raushalten. Der Verkehr zwängt sich um einen Baum, der eine der beiden Fahrspuren versperrt Nach rund zwanzig Minuten hat einer der Anstehenden so genug vom Theater, dass er uns doch glatt unsere Maut bezahlt, was uns natürlich nicht recht ist, aber wir können jetzt ja nicht plötzlich mit Bargeld wedeln. So erreichen wir dann doch noch zeitig Jaipur, wo wir uns mit Obelix wieder einmal durch den Stadtverkehr schlängeln. Das erste Hotel das wir anfahren entpuppt sich als Niete und beim zweiten glaubt Isabella nicht, dass wir es überhaupt erreichen können, als wir wieder einmal in eine kleine Strasse mit allerlei Ständen links und rechts einbiegen. In der “Pink City“ wird durchaus auch restauriert Doch plötzlich stehen wir vor dem Tor des Bissau Palace mit reichlich Platz dahinter und schliesslich dürfen wir uns auch in eine Ecke stellen. Hier geht’s irgendwie zu unserem Hotel, aber es ist keines der beiden auf dem Bild Es ist zwar nicht ganz billig, aber so ein Platz mitten in der Stadt hat halt seinen Preis. Da wir heute erst einen Kaffee hatten gibt es nach der Ankunft ausnahmsweise einen zweiten statt eines Bieres, mit einigen der verbleibenden Weihnachtsguetzli dazu. Thomas erkundet noch schnell die nähere Umgebung und kommt mit einem Kilo Tomaten und einem Brot zurück, die beiden obersten Dinge auf unserer Einkaufsliste. Zum Znacht kommt aber der verbliebene Blumenkohl und Broccoli zum Zug, in einem feinen Gemüse-Curry mit Spiralen.

Mittwoch, 04.01.2017 – Jaipur

Nach einer guten Nacht ist ein unspektakulärer Putztag angesagt, der uns den grössten Teil des Tages beschäftigt. Später nutzen wir ausgiebig das Wi-Fi des Hotels bevor wir uns mit einem Greek Salad stärken, und irgendwann um Mitternacht gibt’s auch noch ein paar Chips, damit wir bei unserer Arbeit an der Homepage bis weit in die Nacht hinein nicht verhungern.

Donnerstag, 05.01.2017 – Jaipur

In der Form gebackener Dreikönigskuchen Halb aufgegessene Pizza Laptop-Tag. Isabella macht Dampf, dass wir endlich wieder einmal mit unserer Homepage vorwärts machen, denn wir hinken ja meilenweit hinterher. Allerdings schaffen wir es heute noch nicht, Tadschikistan fertig zu stellen. Fast schon zum Zvieri gibt es eine Berber-Pizza; während des Tages musste Kaffee genügen. Am frühen Abend beginnt Thomas noch etwas Teig zu bereiten. Für morgen soll ein Dreikönigskuchen entstehen, eine Premiere. Und wenn wir den Ofen schon anwerfen, dann kommt auch gleich noch eine Pizza hinein, in der wir unter indischem Mozzarella die ungeliebten Sardellen von irgendwo aus Turkestan verstecken. Die Pizza bleibt trotzdem durchaus geniessbar.

Freitag, 06.01.2017 – Jaipur

Der neue Kalender wurde heute auch noch fertig Common Tailorbird (Rotstirn-Schneidervogel) Leider werden wir vom Touristen­busfahrer, der gestern Abend gleich neben Obelix parkiert hat, viel zu früh geweckt. Wahrscheinlich darum schlafen wir danach noch eine Runde bis weit in den Vormittag hinein. Wir machen das gleiche wie gestern, nämlich an unserer Webseite schaffen. Dazu knabbern wir vom wunderbar luftig gewordenen Dreikönigskuchen, aber keiner von uns beiden wird König, bis wir vorläufig genug davon haben. Am Abend bleibt gerade noch Zeit für ein kaltes Plättli, auf dem ein wunderbarer, in Delhi sündhaft teuer gekaufter, importierter Schinken landet.

Samstag, 07.01.2017 – Jaipur

Obelix’ Standplatz im Bissau Palace Wie viele Tage arbeiten wir nun schon wieder an der Homepage? Immerhin ist der Tadschikistan-Update nun bereit und am frühen Nachmittag lädt ihn Isabella auf den Server. Dazu benützen wir das ziemlich schnelle Wi-Fi des Hotels, für das wir allerdings in die Lobby zügeln müssen. Lobby des Hotel Bissau Palace Thomas versucht derweil im Netz möglichst viele Informationen bezüglich Alternativen zur Reise durch Thailand zu finden, denn so wie es aussieht will Thailand Obelix partout nicht einreisen lassen. Das durchkreuzt unseren groben Reiseplan Richtung Südostasien natürlich aufs Übelste. Wir sitzen in der halboffenen Lobby bis es draussen dunkel wird. Das ist das Zeichen, dass es an der Zeit ist ans Nachtessen zu denken. Isabella brät einige Speckwürfel zusammen mit ebenso gewürfelten Kartoffeln und Karotten. Das müssen wir uns aber erst noch verdienen, in dem wir unsere Flaschenschublade, in der ausgelaufenes Angostura unnötigerweise eine Sauerei angerichtet hat, gründlich putzen.

Sonntag, 08.01.2017 – Jaipur

Bapu Bazaar Gebäude am Johari Bazaar Wir schlafen auch heute lange, obwohl wir gestern einiges früher als in den Nächten davor schlafen gegangen sind. Das ist wohl der Nachholbedarf. Beim Frühstück outet sich endlich der König des Dreikönigkuchens; er hatte sich im letzten noch möglichen Stück versteckt. Etwas nach Mittag machen wir uns endlich auf, auch in Jaipur ein paar Dinge anzuschauen. Mit einer Motorikscha fahren wir zum Neuen Tor der Altstadt und beginnen mit unserem Spaziergang durch die “Pink City“. Sie heisst so, weil die meisten Gebäude in einem roten Sandstein-Ton gehalten sind. Hawa Mahal, der Palast der Winde Eines der verschliessbaren Fensterchen Isabella kauft sich unterwegs ein paar ähnliche Finken wie sie Thomas schon in Agra gekauft hat, und später noch einen Rock. Dann aber ist fertig mit Lustig, Kultur ist angesagt. Wir kommen zuerst zum Hawa Mahal, einem Palast, der von einem der Maharadschas für die Frauen des Hofes gebaut wurde. Der unendlich verwinkelte Bau mit vielen Innenhöfen hat unendlich viele kleine, mit Läden verschliessbare Fensterchen, von denen aus die Frauen das Treiben auf der Strasse unten verfolgen konnten. Wir sind natürlich auch heute nicht die einzigen Touristen, es ist ja schliesslich Sonntag. Isabella fotografiert Thomas fotografiert Isabella Innenhof des Hawa Mahal Nachdem wir fast jede Ecke des Palastes erforscht haben, machen wir uns auf Richtung Stadtpalast und Observatorium, die gleich beieinander liegen. Da wir in letzter Zeit schon ein paar Paläste gesehen haben entschliessen wir uns erst einmal das Observatorium Jantar Mantar anzuschauen. In einem Park wurden ab dem achtzehnten Jahrhundert verschiedene grosse astronomische Instrumente gebaut. Mangels genügender Kenntnisse verstehen wir sie natürlich nicht genau, aber viele der Teile sehen wie gigantische Sonnenuhren aus, auch wenn ein Teil davon zur Beobachtung der Sterne diente. Eines der astronomischen Instrumente, die wir nicht verstehen Früchtehändler im Chandpol Bazaar Als wir das Jantar Mantar wieder verlassen bliebe uns für das City Palace noch eine halbe Stunde, was natürlich Geldverschwendung wäre. Stattdessen gehen wir entlang der Hauptachse Chandpol Bazaar, wo wir schon mit Obelix durchgefahren sind, zurück in Richtung unseres Hotels. Durch das Chandpol Tor verlassen wir die Altstadt wieder und kaufen gleich um die Ecke auf dem Markt, der erst gerade richtig zum Leben erwacht zu sein scheint, noch kräftig Gemüse und Früchte ein. Zurück im Bissau Palace genehmigen wir uns ein Bier, bevor wir ins Restaurant des Hotels wechseln, denn heute haben wir keine Lust mehr zu kochen. Rhesusaffen sitzen mitten in der Stadt auf einem Autodach und Scooter Salon im Hotel Die Karte ist vielversprechend umfangreich, aber alles ist entweder Lamm, Poulet oder vegetarisch. Und weil Lamm heute trotzdem nicht im Angebot ist, werden die Optionen dann plötzlich wesentlich weniger. Unsere beiden Chicken sind immerhin, wie versprochen, ohne Knochen und kräftig gewürzt; es schmeckt uns ausgezeichnet. Jetzt hoffen wir nur noch, dass wir unseren kulinarischen Ausflug nicht wieder bereuen, nachdem wir unsere Darmflora mit Hauskost erfolgreich wieder aufgepäppelt haben. Und weil wir nach dem Essen ja nicht auch noch aufräumen müssen sehen wir uns noch ein paar Fotos von Kirgisistan an. Damit wir auch diesen Homepage-Update irgendwann erfolgreich auf den Server bringen können.

Montag, 09.01.2017 – Hardhyanpura

Strasse beim Hotel Bissau Palace Irgendwie ist heute der Wurm drin. Zuerst verschüttet Isabella ihren Kaffee über den Tisch, die Sitzgruppe und ihren Rock. Als wir die Dusche des Hotels nochmals benützen wollen, gibt es kein warmes Wasser. Flott unterwegs durch Jaipur Die versprochene Füllung eines Wassertanks scheitert an der plötzlichen Eintrübung des Wassers des Hotels. Isabella kann das Amber Fort, das wichtigste Wahrzeichen von Jaipur, nicht besuchen weil sie Probleme mit dem linken Knie hat. Von den drei grossen Supermärkten, die es gemäss der Daten in unserer teuer gekauften Garmin-Indienkarte in Jaipur geben soll, finden wir trotz stundenlanger Fahrt kreuz und quer durch die Stadt keinen einzigen. Amber Fort Dank der langen, erfolglosen Suche können wir wieder einmal bei Dunkelheit durch die Gegend fahren und kommen erst noch nicht weit aus Jaipur hinaus. Ganesh Pol im Amber Fort So weit, so frustrierend. Aber es gibt ja immerhin auch noch zwei, drei erfreuliche Dinge: Wir kommen auch heute ohne Unfall durch den verrückten Verkehr und Thomas kann sich den riesigen, noch verwinkelteren Palast in Amber ansehen. Die Autobahnzahlstelle akzeptiert unsere Kreditkarte ohne zu mucken und erspart uns so Diskussionen. Als Schlafplatz suchen wir uns den grossen Parkplatz eines Fernfahrerrestaurants aus, in dem wir als Gegenleistung ein Bier trinken. Vielleicht wären wir aber besser zu einer Tankstelle gefahren, denn das Kommen und Gehen der Lastwagen geht natürlich nicht gerade geräuschlos von sich.

Dienstag, 10.01.2017 – Pushkar

Die Männer vom Restaurant Um viertel vor neun Uhr klopft es an unser Haus und als wir nachschauen scheint uns der Chef des Restaurants sagen zu wollen, dass es höchste Zeit ist aufzustehen. Coiffeur am Strassenrand Na denn, wir wollen seine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und machen uns so rasch wie möglich vom Platz, sogar ohne einen ersten Kaffee. Den und das Frühstück gibt es dann schon wenig später auf einem erstaunlicherweise unvermüllten Platz neben dem Eingang zu einem zukünftigen Erschliessungsgebiet. Die Strasse bis nach Ajmer ist hervorragend, einzig die vielen Lastwagen auf dieser Hauptroute nach Mumbai sind etwas lästig. Autobahn nach Ajmer Kurz vor dem Ort zweigen wir auf die Strasse nach Pushkar ab, die ebenfalls neu gemacht ist, bis auf einige merkwürdige, kurze Lücken von wenigen Metern dann und wann. Versammlung an der Autobahn In Pushkar haben wir die Adresse eines Hotels, bei dem wir stehen können sollten, aber als Thomas sich zu Fuss auf die Suche macht findet er stattdessen das Chand Palace, das uns gerne aufnimmt. Die Einfahrt ist zwar etwas eng und es muss erst noch eine Lampe entfernt werden, die nicht hoch genug hängt, aber schliesslich stehen wir zwischen Pool und Hotel. Wie üblich: Lastwagen kommen auf unserer Fahrbahn entgegen Wir kriegen Strom, anständiges Wi-Fi gibt es auch, was wollen wir im Moment mehr? Es ist noch so früh, dass wir uns gleich einen Kaffee brühen und die letzten Weihnachtsguetzli verputzen. In Pushkar: links oder rechts? Dank dem Wi-Fi sitzen wir natürlich schon bald hinter unseren Laptops, aber trotzdem schafft es Isabella noch ein Sweet-and-sour Gemüse hinzukriegen, das uns beiden vorzüglich schmeckt. Etwas Aufregung, sehr zum Missvergnügen der Hausherrin, gibt es noch nach dem Znacht, als jemand einfach unsere Türe aufmacht. Als wir den ungebetenen Gast ziemlich lautstark und unfreundlich ansprechen ist der Spuk sogleich vorbei. Wir werden den Manager morgen wohl mal fragen müssen, wie sicher sein Hotel denn ist.

Mittwoch, 11.01.2017 – Pushkar

Trotz des Zwischenfalls von gestern Abend schlafen wir gut, denn für einmal stehen wir nicht neben einer vielbefahrenen Strasse. In der Nacht war es ziemlich kalt, der Manager meint sogar, dass er letztmals vor zehn Jahren eine solche Kälte erlebt hat. Für uns ist heute Waschtag, denn die Bedingungen dafür sind hier optimal; so gut, dass wir sogar die Waschmaschine direkt ans Wasser anschliessen können. Standplatz am Pool Dass es dann doch nicht so gut läuft, liegt an der Wäsche selber, denn das Fixleintuch hat sich fast sämtliche Wäschestücke gekrallt und schickt den Schleudergang wegen der entstandenen Unwucht in eine unendliche Probierschlaufe. Zweimal fällt auch noch der Strom aus und so sind wir schliesslich ziemlich frustriert, als wir erst um zwei Uhr die erste Ladung aufhängen können. Obelix im Hotel Chand Palace So schaffen wir heute nur noch eine zweite Maschine statt der üblichen drei, aber immerhin wird die Wäsche bis zum Sonnenuntergang trocken. Weil es im Chand Palace anständiges Wasser aus einem fünfundfünfzig Meter tiefen Bohrloch gibt, füllen wir gleich noch den einen leeren Tank auf. Und weil wir grad so schön fleissig sind, macht Thomas noch ein Brot, das er aber wieder einmal total verbockt. Wieder liegt es an der Hefe; Schuld ist aber der Beck, denn er hat sie nicht vorschriftsgemäss verarbeitet. Zur Aufhellung des Gemüts macht Isabella ein Pilzrisotto, das natürlich wie immer 1A wird. Probleme wie in der Backstube kennt die Küche nicht. Zum feinen Risotto gehört natürlich ein Rotwein, den wir uns aus dem wieder spärlicher werdenden Vorrat gönnen. Und natürlich wird es wie schon fast üblich wieder viel zu spät bis wir schlafen gehen.

Donnerstag, 12.01.2017 – Pushkar

Diese Nacht ist es wieder gleich kalt wie gestern, was unter unserer Daunendecke natürlich kein Problem ist. Aber in unserer Wohnung fröstelt es uns ein wenig, sodass wir, wer hätte das je geglaubt, tatsächlich die Heizung anmachen. Aber sonst: neuer Tag, neues Glück. Fondue schmeckt uns auch in Indien Heute bringen wir drei Waschmaschinen problemlos über die Bühne. Wir geben uns aber auch schön Mühe in dem wir früh beginnen. Allerdings bleiben wir auch heute nicht komplett von Ungemach verschont. Diesmal reisst eine Endhalterung der Wäscheleine aus und –fomp- liegt der Deckenanzug auf dem sandigen Boden. Das gibt natürlich einen Extraspülgang, aber wir bringen den Waschtag insgesamt doch sehr erfreulich über die Bühne. Auch unseren zweiten Wassertank, der sich langsam aber sicher leert, füllen wir heute wieder auf. Bei diesen kühlen Temperaturen liegt ein nettes Käsefondue doch eigentlich fast auf der Hand und wir schmelzen unser letztes Gerber Fertigfondue ein. Der ausgezeichnete indische Sauvignon Blanc von Sula passt wunderbar dazu.

Freitag, 13.01.2017 – Pushkar

Heute schlafen wir endlich wieder einmal aus. Bis wir unsere zwei Kaffees geschlürft haben beschäftigen wir uns mit Mails und Fotos und so, und dann ist es auch schon bereits Mittag. Am Nachmittag ist nach der Textilreinigung wieder einmal etwas Raumpflege angesagt und so bringen wir diesen Freitag den dreizehnten schadlos hinter uns. Hacktätschli hatten wir nun schon ein Weilchen nicht mehr und Mangels Frischfleisch in Indien kommen die heute aus dem Tiefkühler. Da diese kleinen Hamburger die Qualitätsansprüche von Isabella nicht ganz erfüllen werden sie nur mit einer Jägersauce serviert, statt der sonst üblichen, aber rar gewordenen und deshalb kostbaren Pfefferrahmsauce.

Samstag, 14.01.2017 – Pushkar

Pushkar See Little Egret (Seidenreiher) und Indian Pond-Heron (Paddyreiher) Das Wetter hat sich über Nacht geändert. Wie aus dem nichts ist es windig geworden und wir würden nicht staunen, wenn es plötzlich auch noch zu regnen begänne. Aber ein Blick nach draussen lässt schnell erkennen, dass noch weit und breit kein Regen in Sicht ist. Dafür sehen wir gleich neben dem Pool ein hübsches Rotlappenkiebitz-Paar. Am frühen Nachmittag machen wir uns endlich einmal auf, das Städtchen Pushkar anzuschauen. Der See an dem es liegt ist überraschend klein, d.h. das Gewässer sieht eher wie ein grosses künstliches Becken aus, rund um das herum Treppen, die sogenannten Ghats, zum Wasser hinab führen. Händler liest vor seinem Laden die Zeitung “Heilige“ Kuh bei einem Ganesh-Schrein Der See ist heilig und die Treppen sind dazu da, dass Hindu-Pilger im See baden können. Auf diesen Ghats kann der See umrundet werden, aber dafür müssen die Schuhe ausgezogen werden. Angesichts des Schmutzes, den nicht zuletzt die allgegen­wärtigen Kühe verursachen, haben wir aber absolut keine Lust dazu und bleiben deshalb oberhalb einer imaginären Linie für die Um­rundung. Pushkar ist die wohl touristischste Stadt die wir bisher in Indien gesehen haben. Für das Zielpublikum sind wir aber erstens viel zu alt und zweitens zu normal. Lustig finden wir jedenfalls noch, dass das alternative Reisevölkchen offensichtlich auf italienische Küche steht, denn fast jedes Restaurant wirbt hier nicht mit indischen Spezialitäten, sondern Holzofenpizzas. Und deutsche Bäckereien gibt es wohl auch mehr als ansässige Deutsche. Mogulstil Architektur in der Stadt Gebäude mit schmuckvoller Veranda In der Hauptgasse um den See ist es jedenfalls recht hektisch und vor allem wieder extrem laut, denn die vorbeirauschenden Motorräder hupen, wie üblich, praktisch pausenlos. Nach zwei Stunden sind wir rundherum und wieder zurück bei Obelix im Chand Palace, gerade richtig zum Kaffee. Weil wir trotz “German Bakery“ kein gescheites Brot gefunden haben beschliessen wir halt selbst einen Zopf zu backen, denn morgen ist ja Sonntag. Und weil im Kühlschrank ein angebrauchter Mozzarella liegt, machen wir gleich auch noch unsere eigene Pizza. Zwar nicht im Holzofen, aber immerhin über der Gasflamme.

Sonntag, 15.01.2017 – Chittaurgarh

Gehobene Wohnlage in Ajmer Gemüsehändler besetzen die Hälfte der Fahrbahn in Ajmer Einmal mehr stehen wir um einiges länger an einem Platz als wir geplant haben, aber heute darf Obelix wieder auf die Piste. Weil das Wasser hier ziemlich in Ordnung zu sein scheint, toppen wir den angebrauchten Tank noch einmal. Zuerst geht die Fahrt zurück nach Ajmer, das ebenfalls an einem See, etwas grösser, dafür weniger heilig, liegt. Hier suchen wir zwei kleine Supermärkte, die wir im Gegensatz zu denen in Jaipur sogar finden, und wo wir die wichtigsten Dinge wieder aufstocken können. Einkaufen dauert bei uns immer etwas, sodass es bereits vierzehn Uhr ist, bevor wir richtig auf die Strecke gehen. In dieser Strasse haben wir für einmal kapituliert und sind umgekehrt Ein knackiges Schwein kommt auf unserer Fahrbahn entgegen In Nasirabad stossen wir wieder auf die Autobahn NH48, die von Delhi und Jaipur herkommt, mit all ihren Lastwagen die nach Mumbai unterwegs sind. Da die nach Lust und Laune eine der beiden Fahr­spuren benutzen, muss Obelix praktisch permanent Slalom fahren. Zum Glück ist die Fahrbahn in gutem Zustand und das Gelände einfach, weil flach. Trotzdem gibt es immer wieder haarsträubende Situationen. Zum Beispiel wenn wieder mal ein Fahrzeug entgegenkommt, sei’s am Strassenrand oder auf der Überholspur, Zelthütten entlang Ajmers Ausfallstrasse Auf der Autobahn kommt uns wieder einmal ein Lastwagen entgegen oder wenn einfach ein Motorrad­fahrer ohne mit der Wimper zu zucken sich von der Gegenfahrbahn aus vor Obelix aufpflanzt. Trotzdem schaffen wir es locker bis nach Chittaurgarh, unserem heutigen Ziel. Wir steuern einem Tipp gemäss das Hotel Padmini an und dürfen uns für ein kleines Entgelt auf den Parkplatz stellen. Isabella hat im Super­markt Spinat gekauft, der zusammen mit etwas Poulet in einem grünen Curry landet. Die Sauce ist ganz schön scharf, aber da hilft ja ein kühles Bier dagegen. Schade nur, dass wir genau diesen Artikel heute nicht aufstocken konnten.

Montag, 16.01.2017 – Udaipur

Zenana (Harem) im Rana Kumbha Palast Blick vom Fort auf Chittaurgarh hinunter Heute sind wir für einmal ziemlich ausgeschlafen, auch wenn wir nicht später als sonst aufstehen. Nach dem Frühstück sind wir um elf Uhr bereit um die Festung von Chittaurgarh, die auf einem sechs Kilometer langen Tafelberg liegt, zu besichtigen. Da wir nicht ganz in der Nähe nächtigten, wollen wir uns eine Motorikscha schnappen um hinzufahren. In der Hotelvorfahrt stehen schon einige und uns wird gleich eine Tour des Forts angeboten, allerdings zu einem viel zu hohen Preis. Schliesslich einigen wir uns dann doch auf einen zweistündigen Ausflug für vierhundert Rupien. Teil des Rana Kumbha Palastes Detail des Rana Kumbha Palastes Das Fort wurde bereits fünfzehnhundertachtundsechzig verlassen und hat darum auch von allen bisher besuchten Gemäuern am ehesten den Charakter einer Ruine. Innerhalb der Festungsmauern stehen auch noch ein paar Hindu-Tempel, bei denen immer auch Affen anzutreffen sind, denn die wissen ja, wo es was zu Futtern gibt. Neben den Tempeln sind zwei Triumpf-Türme am besten erhalten, respektive restauriert. Deren Fassaden sind mit unglaublich reichen Steinmetzarbeiten verziert. Aus unserem zweistündigen Trip werden zweieinhalb, und wir sind fast etwas erstaunt und noch mehr positiv überrascht, dass es keine Diskussionen um eine Zulage gibt. Meera Tempel Padmini Palace Da wir so früh dran sind setzen wir unsere gestern angedachte Plan­änderung der Planänderung in die Tat um und fahren noch einmal Richtung Westen, um das nur etwas mehr als hundert Kilometer entfernte Udaipur doch noch zu besuchen. Die Fahrt auf der richtungsgetrennten Fahrbahn ist keine grosse Sache, allerdings findet Isabella, dass Thomas’ Adrenalinspiegel angesichts seiner Flüche und ungeduldigen Fahrweise wohl etwas hoch liegt. Natürlich müssen wir Udaipur wieder einmal durchqueren, denn hier gibt es tatsächlich keinen Weg darum herum. Fatta Haveli Die indischen Marwari-Pferde erkennt man an ihren Sichelohren Wir steuern das Rang Niwas Hotel an, das eine tolle Lage ganz in der Nähe des Stadt­palastes hat, und in dem wir auch parkieren dürften. Leider scheitert ein Aufenthalt aber an den begrenzten Platzverhältnissen. So fahren wir nochmals quer durch die Stadt und als wir am Fateh Sagar, einem der beiden Seen in Udaipur entlangfahren, kann Isabella sogar noch etwas Sightseeing geniessen. Wir fahren zum Shilpi Resort, das einige Kilometer im Nordwesten von Udaipur liegt, werden dort aber zuerst einmal abgewiesen. Gebäude in Udaipur Komische Vogelstatue mit pädagogisch wertvoller Inschrift auf dem Sockel Als Thomas nach der Erkundung von alternativen Schlafplätzen zu Obelix zurück­kommt, dürfen wir schliesslich doch im Resort parkieren, was wir einem netten, hervorragend Englisch sprechenden Herrn des Hotels zu verdanken haben. Allerdings ist es nicht ganz gratis, dafür kriegen wir kostenlosen Wi-Fi Zugang, der sonst auch eine Stange Geld kosten würde. Isabella beginnt sogleich in der Küche Gemüse zu rüsten, damit der Znacht auch heute zu einer anständigen Zeit auf dem Tisch steht. Eigentlich ist es ja schon fast ein Running Gag, aber gemäss Isabella gab es tatsächlich seit einem Monat kein original Gemüse-Curry mehr.

Dienstag, 17.01.2017 – Marna

Ein Ticketschalter wie wir ihn uns vorstellen Der Stadtpalast von Udaipur Nachdem es weder auf Karten noch auf Satellitenbildern so aussieht, als ob wir Obelix vernünftig in der Nähe des Stadtzentrums parkieren könnten, lassen wir ihn für die Besichtigung lieber im Hotel stehen. Als auf Nachfrage an der Reception das Travel-Desk des Resorts einen Transport organisieren will, winken wir schnell ab. Wir haben keine Lust auf einen teuren Transport zu warten und halten uns draussen auf der Strasse lieber selber eine Motorikscha an. Wir fahren schnurstracks zum City Palace, dem Wohnsitz der Maharanas, und merken gleich, dass hier etwas anders ist, als an den anderen Sehenswürdigkeiten. Aussicht vom Palast über die Stadt Balkon zum Mor Chowk (Pfauenhof) im Stadtpalast Der Ticketschalter ist kein finsteres, kleines Loch, sondern eine Schalterfront, wie wir uns das eigentlich vorstellen. Die Eintrittskarte kann problemlos mit der Kreditkarte bezahlt werden und zum ersten Mal in Indien gibt es für Inder und Ausländer einen einheitlichen Eintrittspreis. Für uns liegt der eher auf der günstigen Seite, für Inder hingegen gar nicht. Das zeigt sich dann im Museum, in dem praktisch nur westliche Touristen und Inder der gehobenen Klasse anzutreffen sind. Der Palast wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder erweitert und liegt auf einem Hügel am Pichola See. Einer der vielen Balkone im Stadtpalast Exponat einer Instrumentenaustellung Die Aussicht vom Palast über die Stadt auf der einen und den See auf der anderen Seite ist gar nicht schlecht. Der Unterschied zu den bisher besuchten Palästen liegt diesmal darin, dass es nicht nur Gemäuer anzusehen gibt, sondern immer wieder auch verschieden Exponate ausgestellt sind. Auch wenn wir wieder durch viele, verwinkelte Korridore gehen ist längst nicht der ganze Palast zugänglich, aber nach drei Stunden sind wir satt und verlassen den Komplex wieder. Wir schlendern noch etwas durch die Gassen der Stadt, fahren dann zurück nach Shilpgram, um wie gestern nach einem Kaffee nochmals einige Kilometer auf den Tacho zu bekommen. Der City Palace liegt auf dem Hügel, im Vordergrund der Pichola See Domestizierte Dromedare am Rande von Udaipur Es geht wieder ostwärts nach Chittaurgarh, heute aber mit eher weniger Verkehr als gestern. Wir sehen aus der Ferne nochmals die Ruinen auf dem Tafelberg, umfahren die Stadt aber im Süden und steuern Richtung Osten. Hier ist der Verkehr nun endgültig dünn geworden und der Strassenbelag ist erste Sahne. Wir fragen uns ob wir wirklich noch in Indien sind, werden aber in die Realität zurückgeholt, als an der nächsten Zahlstelle unsere Kreditkarte wieder einmal nicht akzeptiert wird. Immerhin sind sie hier wenig kompliziert und lassen uns schon bald ohne Bezahlung weiterfahren. Maximal mit Sand beladene Anhänger von Traktoren Im letzten Sonnenlicht unterwegs Richtung Osten Im letzten Tageslicht steuern wir auf einen grossen Platz vor einem Restaurant und bekommen die Erlaubnis hier zu übernachten. Wir bedanken uns mit der Konsumation eines Bieres und eines Päckchen Chips. Essen gibt’s dann aber zu Hause, denn ein paar Tomaten müssen vor dem Verderben gerettet werden. Der Feta, den wir für die Errettung verwenden, kommt wirklich aus Griechenland und wahrscheinlich haben wir in Delhi ein Vermögen dafür bezahlt. Aber Hauptsache es schmeckt.

Mittwoch, 18.01.2017 – Thana-Kasba

Unser Übernachtungsplatz bei Tageslicht Strassenbau in der Nähe von Kota Heute fahren wir nach nur einem Kaffee los und kommen bis Kota, abgesehen von einer Zahlstation, die wegen unserem “No cash“-Spiel etwas Zeit kostet, gut voran. Dort ist aber die Umfahrung der Stadt gesperrt und wir müssen auf einer miserablen Strasse Richtung Zentrum. An einer Tankstelle die Kreditkarten akzeptiert füllen wir hundert Liter Diesel in den fast leeren Tank. Doch das Kästchen, respektive die beiden vorhandenen Kästchen akzeptieren unsere verschiedenen Karten auch beim zehnten Versuch noch nicht. Was jetzt? Thomas fährt als Sozius mit einem Motorrad zu einer Tankstelle der gleichen Marke, die aber mit einer anderen Bank geschäftet. Frauen für einmal ohne schwere Lasten zu Fuss unterwegs Mit Gras beladene Tuctuc und Motorrad Dabei kommt er in den Genuss auf einer Royal Enfield, der berühmten englischen, aber nur noch in Indien hergestellten Motorradmarke, mitzureiten. Bei der zweiten Tankstelle funktioniert die Bezahlung dann natürlich auch nicht und es geht weiter zur zuständigen Bankfiliale. Dort schlägt der Bankdirektor den beiden ratlosen Tankleuten vor, Thomas solle das Geld doch am Automaten beziehen. Der aber ist äusserst skeptisch, denn vor dem angegliederten ATM steht keine Menschenschlange, was bisher immer hiess, dass es hier nichts zu holen gibt. So ist er dann extrem überrascht als der Automat, wie wenn nie etwas anders gewesen wäre, zehntausend Rupien ausspuckt. Schmuckreklame am Strassenrand Blackwinged Stilt (Stelzenläufer) Nachdem wir den Diesel bezahlt haben geht’s weiter durch die Stadt hindurch und ehe wir uns versehen sind bereits drei Stunden seit unserer Abfahrt vergangen, ohne dass wir viel mehr als hundert Kilometer geschafft hätten. Thomas heimliche Hoffnung heute die etwas über vierhundert Kilometer bis Orchha in einem Stück zu schaffen hat sich damit zerschlagen. Nun ist es aber höchste Zeit das Frühstück nachzuholen, das dann eher ein Zmozmizvi ist. Dank einem in Kota gekauften Toastbrot können wir uns wenigstens mit einem “Toad in a Hole“ trösten. Die Gegend östlich von Kota ist dünner besiedelt als was wir bisher überall in Indien gesehen haben und zwischendurch gibt es immer wieder savannenähnliche Landschaft, die uns fast etwas an Afrika erinnert. Die Marwari-Pferde gibt es auch als Rappen Wir nehmen lieber die Brücke als die Furt über den Kali Sindh An der zweiten Zahlstelle heute müssen wir mangels Kreditkartenakzeptanz unsere freie Fahrt wieder ersitzen, was aber wegen dem Zeitverlust zunehmend nervig wird. So zahlen wir an der dritten dann halt für einmal in Bar, denn Obelix geht hier als leichter Transporter durch und wir müssen deshalb nicht so viel bezahlen. An der Grenze zwischen Rajasthan und Madya Pradesh geht gerade die Sonne unter und wir halten nach einem Übernachtungsplatz Ausschau. Da kommt uns der “Integrated Border Checkpoint“ mit seinen grossen, geteerten Flächen gerade recht und wir stellen uns dort einfach an den Rand. Eine Dromedarherde auf der Autobahn, wo denn sonst Obelix vor dem “Integrated Border Checkpoint“ Was es mit dem Checkpoint genau auf sich hat finden wir dann morgen raus. Heute ist ja wieder einmal ein 18. Januar und deshalb ist auch ein ausgezeichneter, indischer Sula Schaumwein im Kühlschrank. Dazu geniessen wir Rauchlachs als Sashimi. Beim Wasserkochen für unsere tägliche Teeration geht dann noch das Gas aus und wir müssen die Flasche tauschen. Dabei kommen für einmal nicht ein paar neugierige Inder vorbei um zu schauen was es zu sehen gibt, sondern eine Hundefamilie mit Mutter, Vater und drei herzigen Welpen, wohl eher in der Hoffnung, dass für sie etwas Essbares abfällt.

Donnerstag, 19.01.2017 – Orchha

Wir fahren auf der Auto- und Busspur vor Nichts Besonderes auf diesem Bild, der Geistertraktor ist ja schliesslich indisch normal Heute nimmt der Morgen seinen gewohnten Gang: Zuerst ein Kaffee, dann Frühstück, dann Fahr­bereitschaft erstellen. So wird es viertel vor elf Uhr bis wir losfahren, was aber nicht weiter schlimm ist, denn wir haben bis zu unserem Tagesziel Orchha nur etwa hundertfünfzig Kilometer vor uns. Am Grenzcheckpoint haben wir keine Lust hinter den LKWs anzustehen und fahren auf der Busspur vor. Dort ist aber niemand und wir können einfach durchfahren. Allerdings gibt es ausgangs des Checkpoints noch einen Schlagbaum und der verantwortliche Mann will uns wieder zurückschicken. Reisfelder östlich von Shivpuri Fabrikneue Traktoren quer auf der Ladefläche des Lastwagens Dazu haben wir aber noch weniger Lust und nach etwas diskutieren geht es dann endlich auf die Bahn. Die ist insgesamt weiterhin sehr gut im Schuss, das Verkehrsaufkommen ist nach wie vor gering und wir kommen deshalb ganz anständig voran. Wie schon gestern fahren wir manchmal durch Savannenlandschaften, in der auch die dazugehörigen stachligen Sträucher und Bäume nicht fehlen. Dass es trockner ist als anderenorts sehen wir auch an den Hinduracken, die jetzt neben den Braunliesten öfter auf den Stromleitungen entlang der Strasse sitzen. Damit es nicht zu einfach wird: Gesperrte Brücke in Jhansi Ein auf Zwiebeln und Knoblauch spezialisierter Händler Wenn die Landschaft grün ist sind es meist Reisfelder, die es aber nur dort gibt wo bewässert wird. Nach zwei­einhalb Stunden erreichen wir bereits Jhansi, nun ist es nicht mehr weit bis nach Orchha. Aber leider müssen wir wieder einmal mitten durch die Stadt fahren, und es kommt noch besser: Die Brücke, die im Zentrum über die Geleise führt, ist gesperrt und eine Umfahrung Fehlanzeige. So suchen wir uns selbst einen Weg um auf die andere Seite zu gelangen, was gar nicht so einfach ist, denn wir müssen drei Schienenstränge überqueren. Eine halbe Stunde später ist es vollbracht und bevor wir Jhansi wieder verlassen schaffen wir es sogar unseren Bargeldbestand mit nochmals zehntausend Rupien aus einem Geldautomaten aufzustocken. Unter der gesperrten Brücke: Wie weiter? Zivilisierte Kolonne vor dem zweiten Bahnübergang in Jhansi Die Cashkrise scheint sich nach gut zwei Monaten etwas entschärft zu haben. Auf dem kurzen verbleibenden Strassenstück zu unserem Ziel wird es noch ganz schön hektisch, denn die Herrlichkeit einer richtungsgetrennten Fahrbahn ist vorbei. Wir müssen langsame Motorräder und Traktoren über­holen, Autos wollen uns überholen, auf unserer Seite kommen überholende Autos entgegen und Lastwagen, die etwas mehr als ihre Spur benützen. In Orchha stutzen wir noch einmal kurz als wir durch ein altes Stadttor fahren müssen, aber Obelix flutscht locker hindurch. Tuctuc drängeln auf der Gegenfahrbahn vor der Barriere in Orchha Brückenfurt über den Betwa Fluss in Orchha Leider ist der relativ grosse Platz über dem Fluss, den man früher offenbar als Standplatz benützen konnte, mit einem Fahrzeug nicht mehr erreichbar, sodass wir uns eine Alternative suchen müssen. Nicht weit entfernt führt eine wenig befahrene Strasse zwischen zwei Hotels hindurch und wir stellen uns dort einfach in eine Ausbuchtung. Heute ist der Fahrtag wieder einmal etwas früher zu Ende und wir können uns gemütlich ein Bier und ein paar Chips gönnen. Mit der Sichtung einiger dutzend Fotos aus Kirgisistan haben wir unser Nachtessen endgültig verdient. Wir halten es einfach mit einer kalten Platte mit wirklich gutem russischen Salami, etwas Käse und saurem Zugemüse.

Freitag, 20.01.2017 – Orchha

Raj Mahal Wunderschöne Reliefarbeiten im Raj Mahal Wie wir es eigentlich erwartet haben, nächtigen wir an einem ganz ruhigen Plätzchen. Entgegen unserer Gewohnheit werden wir wohl auch die nächste Nacht hier verbringen. Wir können es heute relativ gemütlich nehmen, es steht ja nur etwas Sightseeing auf dem Programm. Kurz nach Mittag tappen wir los und gehen in den Ort und über die Brücke zur ehemaligen Festung, in der vor allem zwei grosse Paläste erhalten sind. Zuerst sehen wir uns Raj Mahal an, in dem so etwas wie Entdeckergefühle aufkommen. Wir können durch enge Treppenläufe in die obersten Etagen steigen und von ungesicherten Balkonen aus die Umgebung betrachten. Im Raj Mahal, dahinter die Kuppeln des Jahangir Mahal Farbige Fresken Überall sind Gebäude, Ruinen und Überreste von Tempeln und Palästen zu erblicken. All das liegt in einer grünen Flusslandschaft, es ist eine Pracht. Gleich daneben liegt Jahangir Mahal, ein Palast aus einem Guss, symmetrisch bis in die letzte Ecke. Man merkt, dass er in einem Zug erbaut wurde und dass nicht verschiedene Herrscher in mehreren Jahrhunderten daran herumgebastelt haben. Man fragt sich fast, ob hier wirklich jemals jemand gewohnt hat, oder ob der Bau nicht als Skulptur erbaut wurde. Im Jahangir Mahal Jahangir Mahal Das interessiert jedenfalls einen Schmutzgeier nicht, der auf einer der Eckkuppeln gerade eine Pause macht. Ganz selten kann man in den Gewölben noch Farben und Fresken sehen, aber zu seinen Glanzzeiten muss dieser Palast ein Fest für das Auge gewesen sein. Anschliessend sehen wir uns noch die Kamelställe an, ein stattliches Gebäude, das bei näherer Betrachtung aber doch etwas grob daherkommt und die Raffinesse der Paläste vermissen lässt. Lustig ist, dass obwohl das Gebäude nur rund fünfhundert Jahre alt ist, trotz seines Namens niemand wirklich weiss, wozu es eigentlich gedient hat. Purple Sunbird (Purpurnektarvogel) Elefantenstatue am Jahangir Mahal Im neuen Ort Orchha besuchen wir noch den alles dominierenden, massiven Chaturbhui Tempel, der aber ausser seiner Masse nicht wirklich viel zu bieten hat. Eigentlich sollte man für eine tolle Aussicht in diese massige Turmpyramide steigen können. Aber als man uns mit dem Klimpern einiger Schlüssel dazu verlocken will, hören wir nur Geld klingeln. So ziehen wir lieber weiter zum Betwa Fluss hinunter, wo wir einen Kingfisher vertreiben, der auf die andere Flussseite auf einen Ast flüchtet. Isabella ist sich fast sicher, dass es keiner der oft gesehenen Braunlieste ist. Küche eines Hochzeitfests im Ort Die Chhatris genannten Mausoleen Unten am Fluss liegt eine ganze Gruppe von grossen, im Grunde genommen gigantischen Mausoleen der früheren Herrscher der Gegend. Uns faszinieren aber die vielen auf den Kuppeln hausenden Geier fast mehr als die Gebäude selber. Von hier haben wir es nicht mehr weit bis wir nach einem spannenden Nachmittag zurück bei Obelix sind. Den Apéro nehmen wir Zuhause, aber für das Nachtessen zügeln wir in das beste Haus am Platz, das Amar Mahal, das gleich auf der anderen Seite der Strasse liegt. Es gibt einen erfreulichen, wenn auch vergleichsweise teuren Abend, an dem alles stimmt: das Essen, der Service und die nette Bedienung.

Samstag, 21.01.2017 – Khajuraho

Junge Burschen winken vom Strassenrand Single-Lane-Brücke über einen Zufluss des Betwa Auch die zweite Nacht verläuft ruhig und um halb zehn Uhr sind wir schon unterwegs, weil Thomas nach dem gestrigen Gelage einfach noch kein Frühstück essen mag. Die Herrlichkeit mit richtungsgetrennten Fahrspuren hat seit Jhansi definitiv ein Ende. Zum Glück ist wenigstens das Verkehrsaufkommen nicht so gross, aber die Fahrt bis nach Khajuraho ist trotzdem recht anstrengend, denn oft ist die Fahrbahn so schmal, dass zwei Lastwagen nicht auf dem Belag kreuzen können. In Mau Ranipur tanken wir nochmals hundert Liter Diesel, aber auch hier funktioniert unsere Kreditkarte nicht. Eisenbahnbrücke über den Betwa kurz nach Orchha Unterwegs vor Mau Ranipur So fährt Thomas auch heute als Sozius zu einem ATM, diesmal allerdings auf einer lokal hergestellten Hero Honda. In Khajuraho sehen wir bereits den VW-Bus von Mia und Brecht, unseren Weggefährten vom Karakorum vor einem Hotel im Zentrum des Städtchens stehen. Wir haben uns mehr oder weniger verabredet, weil sich unsere Wege hier noch einmal kreuzen. Neben ihrem “Meep“ steht aber auch noch ein blauer MAN mit Zürcher Nummernschildern, der Esther und Thomas gehört, die auch schon einige Zeit in der Welt herumgondeln. Bäume am Strassenrand, die in die Fahrbahn ragen Kuhgespann versperrt die Strasse Sie gehören zu den späten Glücklichen, die noch durch Thailand fahren durften, etwas, das uns wohl verwehrt bleiben wird. Nach einem gemeinsamen Apéro-Bier gehen wir alle zusammen in ein nahes, italienisches Restaurant, weil Mia gerne wieder einmal eine Pizza essen würde. So bestellen sich dann alle einen Teigfladen, ausser Thomas natürlich, der stattdessen Fettucine haben will. Es ist tatsächlich warm genug, sodass wir draussen essen können, ohne dass das Essen sofort kalt wird.

Sonntag, 22.01.2017 – Khajuraho

Lakhsmana Tempel Surasundaris Nach einem ersten Kaffee setzen wir uns für den zweiten in den VW-Bus von Mia und Brecht. Sie fahren heute nach Orchha weiter und wir nützen diese letzte Gelegenheit um nochmals etwas zu plaudern. Ihre Reise geht dem Ende entgegen. Sie sind unterwegs nach Goa um dann von Mumbai aus nach Hause zu verschiffen. Nachdem wir sie winkend verabschiedet haben widmen wir uns unserem eigenen Frühstück. Thomas merkt da schon, dass wieder eine Magen­geschichte im Anzug ist, aber wir machen uns dann trotzdem auf, die nahen Tempel zu besichtigen. Dafür, dass sie schon vor rund tausend Jahren geschaffen wurden sind die unendlich vielen Figuren, die diese Tempel schmücken, unglaublich wirklichkeitsgetreu. Am berühmtesten sind die Tempel allerdings für ein paar erotische Darstellungen dieser Figuren, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Aber eigentlich sind sich die Tempel, einmal abgesehen von der Grösse, so ähnlich, dass sich schon bald einmal eine Sättigung einstellt. Elefanten und Pferde als Tempelfries Red-vented Bulbul (Russbülbül) So sind wir nach eineinhalb Stunden bereits wieder zurück bei Obelix, wo Thomas den Rest des Tages im Bett verbringt. Hätte er gestern doch nur auch eine Pizza bestellt. Isabella geht für das Nachtessen hingegen mit Ruth und Thomas nochmals in ein Restaurant, diesmal mit eher asiatischer Küche. Später am Abend, als sie wieder zurück ist, stellt sie mit Entsetzen fest, dass unsere Webseite nicht mehr erreichbar ist. Da hat sie dann wenigstens morgen etwas zu tun, wenn wir noch hier bleiben.

Montag, 23.01.2017 – Khajuraho

Ziege frisst vom Haag Wir bleiben heute noch hier. Thomas’ Fieber, das gestern Abend ziemlich stark angestiegen war, ist zum Glück bereits etwas zurückgegangen, aber der Dünnpfiff ist noch da. Derselbe Wein mit bundesstaatsspezifischen Rückseitenetiketten Also gibt’s für uns einen ruhigen Tag, der eigentlich nur durch die Verabschiedung von Ruth und Thomas unterbrochen wird. Isabella bringt mit der raschen und unkomplizierten Hilfe von Mafi von unserem Hostprovider HostTown die Webseite wieder zum Laufen und Thomas versucht sich ebenfalls am Laptop wenigstens etwas nützlich zu machen. Das Nachtessen fällt heute etwas mager aus, es gibt nur Reis mit Sojasauce. Da muss Idefix jetzt durch.

Dienstag, 24.01.2017 – Khajuraho

Der quietschende Brunnen vor unserem Haus Neu Delhi zum zweiten? Hoffen wir es nicht... Zumindest Isabella ist schon mal verschont geblieben und hoffentlich dauert es bei Thomas nicht wieder so lange. Vegetarisches Fried Rice Auf jeden Fall zeigt das Fieberthermo­meter am Morgen nur noch knapp Temperatur an, aber ein Ruhetag muss zumindest noch sein. Am Laptop geht der Tag ja schnell vorbei. Zum Znacht wird der Rest des gestrigen Reises mit Gemüse gestreckt und fertig ist das Fried Rice. Es schmeckt offensichtlich auch Thomas, denn heute wird alles weggeputzt.

Mittwoch, 25.01.2017 – Khajuraho

Unser Platz vor dem “Zostel“, dem freundlichen Backpackers Shivsagar See in Khajuraho Thomas möchte heute ja gerne weiterfahren, aber Isabella kennt da nichts: Erst muss ein fieberfreier Tag abgeliefert werden, bevor sie die indischen Verkehrsteilnehmer wieder auf Thomas loslässt. Sei’s so, aber für unsere Planung heisst das, dass wir unser nächstes Ziel Varanasi vorderhand auslassen und von hier direkt nach Norden an die nepalesische Grenze fahren werden. Thomas kann die Wartezeit gleich für die Planung der geänderten Route nützen und Isabella stellt sicher, dass wir den Kontakt zu unseren Freunden in der ganzen Welt nicht verlieren. An unseren Platz anschliessendes Pärklein Chill-Area im Backpackers Ausserdem beschäftigen wir uns mit einigen Verschiffungsagenturen, denn wir sind dabei uns konkret mit dem Transport von Obelix nach Ozeanien zu befassen, nachdem Thailand uns einen vernünftigen Zugang nach Südostasien blockiert. Zum Beweis von Thomas’ Genesung wird wieder auf richtiges Frühstück umgestellt, wobei es wegen des fehlenden Brotes halt Corn Flakes gibt. Damit das morgen nicht wieder so ist und weil wir ziemlich viel Mehl im Vorrat haben, den wir vielleicht schneller als gedacht verbrauchen müssen, macht er sich auch noch als Beck nützlich. Isabella ergreift derweil die günstige Gelegenheit des zusätzlichen Tages um wieder einmal im MGD-Innern für mehr Sauberkeit zu sorgen. Wandzeichnung im Backpackers Indischer Ausverkauf: Buy 2, Get 1 Und wenn Thomas schon wieder gesund sein will, so wird auch wieder einmal richtig zu Abend gegessen. Ein Rindsfiletkopf wird fein geschnetzelt und an einer Rotweinsauce gebraten. Dazu gibt’s feine Krawättli und mangels Frischgemüse Rüebli und Erbsli aus der Büchse. Das Ganze selbstverständlich zu einem Rotwein, wie es sich für das gesunde TIM gehört. Um elf Uhr beginnt es draussen zu lärmen und wir denken schon, dass das wohl die Vorboten des morgigen Nationalfeiertages sind, bis wir merken, dass es eine Strassenbaumaschine ist... Hoffentlich rumort sie nicht die ganze Nacht auf der Strasse vor unserem Platz.

Donnerstag, 26.01.2017 – Sajeti

Büffel kommen uns auf der Strasse entgegen White-throated Kingfisher (Braunliest) im Flug Morgens um fünf Uhr werden wir ein erstes Mal geweckt weil irgendwo einer den Soundcheck für die Nationalfeiertagsparty macht. Der dauert zum Glück nur eine gute halbe Stunde, womit uns nochmals etwas Schlaf vergönnt ist, bevor dann ein Umzug mit seiner Beschallung zu lärmen beginnt. So sind wir kurz nach acht Uhr auf den Beinen und geniessen das dank Migros-Data-aktueller Schweizer Hefe sehr gelungene Ruchbrot zum Zmorge. Es dauert dann wieder bis kurz vor Mittag bis wir auf der Strasse sind, verabschiedet vom sehr freundlichen und engagierten Manager des Zostels. Coppersmith Barbet (Kupfer-Schmiedbartvogel) Kurzer Halt in Bamitha Auf dem meist etwas schmalen Weg zurück nach Chhatarpur gibt es zum Glück relativ wenig Verkehr und noch weniger Lastwagen die entgegenkommen. Vielleicht liegt es ja tatsächlich am heutigen Nationalfeiertag. In Chhatarpur schwenken wir nach Norden, unsere Hauptrichtung für die nächsten zwei Tage. Auf halbem Weg nach Mahoba verlassen wir den Staat Madhya Pradesh und müssen deshalb zum letzten Male einen ihrer “Integrated Border Checkpoints“ passieren. Wir fahren einfach wieder vorbei, genau wie alle Autos, kommen aber am Ende des Checkpoints doch noch zu einer Sperre. Gemüsehändler in Bamitha Rind versucht sich mit Obelix anzulegen Natürlich sollen wir zurück, was wir natürlich nicht wollen, dann zur Seite fahren, was wir auch nicht wollen. Zwei Leute werden herbeigerufen, aber keiner scheint kompetent genug zu sein, uns durchlassen zu können. Wir werden immer lauter, was höchstens symbolischen Eindruck macht, denn Englisch verstehen die Männer kaum bis gar nicht. Als es heisst, wir müssten fünfundzwanzig Minuten warten, platzt uns der Kragen und Thomas beginnt zu toben, wie es selbst Isabella noch selten, wenn überhaupt, erlebt hat. Er steigt aus und beginnt die Sperre eigenhändig zur Seite zu räumen, um sich dann mit Obelix in die Lücke zu schieben. Schwein mit Kragen aus Bambusstecken Verfallende Lehmhütte Ganz zufälligerweise kommt genau in diesem Augenblick die Erlaubnis weiterzufahren. Was für ein Theater... Immerhin ist die Strasse ab Chhatarpur in sehr gutem Zustand, wenn halt auch nur zweispurig. Ab Kabrai sind sehr viele schwer beladene und deshalb sehr langsame Kipper unterwegs. Das bedeutet, dass all die anderen Lastwagen und Autos, auch wir, dauernd am Überholen sind. Das kann natürlich nicht immer gut gehen und wir sehen am Strassenrand mehr als ein LKW-Fahrerhaus, das vorne rechts (Linksverkehr!) eingedrückt ist. Zwei Exemplare müssen gar von heute sein. Kleiner Junge auf dem Drahtseil als Unterhaltung fürs Volk Verunfallter Lastwagen wird geborgen Mit dem Überholen haben wir zwar keine Probleme, aber trotzdem benötigen wir in einer Ortschaft einen Schutzengel als ein Motorradfahrer vom Strassenrand einfach losfährt und trotz Thomas Huperei knapp vor uns zur Strassenmitte hin zu ziehen beginnt. Als er dann doch bremst erzählt ihm Thomas von oben herab etwas, er hat ja heute schon Übung darin. Der Gipfel ist dann, dass uns gleich darauf ein Auto ausbremst, zwei Herren daraus aussteigen und zu Isabella, dem vermeintlichen Fahrer, gehen. Isabella hat aber gerade auch genug Adrenalin im System um die Männer zusammenzustauchen, ohne dass überhaupt klar ist, was sie eigentlich wollten... Wir überqueren ein letztes Mal den Betwa Kleine, herzige Welpe Bei Hamirpur fliesst der Fluss Betwa in den Yamuna und wir überqueren beide der Reihe nach etwas oberhalb des Zusammenflusses. Am Betwa sind wir vor kurzem in Orchha gewandelt und den imposanten Yamuna kenne wir schon aus Delhi und Agra. Kurz darauf wird es höchste Zeit einen Platz für die Nacht zu suchen, den wir kurz vor Ghatampur wieder einmal an einer Tankstelle finden. In nächster Zeit werden wir vor allem von unseren Vorräten leben, denn wir möchten möglichst wenig wegschmeissen müssen, wenn wir denn in knapp zwei Monaten verschiffen sollten. Darum gibt es heute ein Pilzrisotto. Immerhin der Tomatensalat ist “Made in India“.

Freitag, 27.01.2017 – Kaiserganj

Die nette Tankstellen-Crew Weniger schlimm als befürchtet: Unterwegs im Regen Auch heute werden wir in der Nacht geweckt, diesmal aber von grossen Tropfen, die auf unser Hausdach fallen. Die Wetterapp auf unserem Handy hatte zwar Regen für heute vorausgesagt, aber so recht glauben wollten wir es ihm ja nicht. Aber es giesst tatsächlich wie aus Kübeln und der eine oder andere Donner ist auch dabei. Dies sind seit zwei Monaten, als wir auf dem Torugart Pass an der kirgisisch-chinesischen Grenze Schneefall hatten, die ersten Niederschläge. Als wir einige Stunden später aufstehen und unseren Kaffee trinken ist dann schon die nächste Schütte fällig. Hochzeitsauto im Regen unterwegs Motorradfahren ist heute eine feuchte Angelegenheit Weil es in Nepal immer mal wieder Streiks und Blockaden gibt wollen wir lieber mit ziemlich vollen Tanks dort einreisen und tanken als Dank für den Übernachtungsplatz wieder hundert Liter Diesel. Vom äusserst netten Manager werden wir zum Abschied sogar noch mit je zwei Blumen beschenkt. Thomas’ Angst, dass die Fahrerei auf nasser Strasse noch schlimmer sein werde, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Aber Obelix wird ob des vielen stehenden Wassers auf der Strasse schmutzig wie schon lange nicht mehr. In Kanpur überqueren wir den Ganges, den heiligsten Fluss des hinduistischen Indiens, jetzt halt hier statt in Varanasi. Bei Nässe wirkt die Strassenumgebung auch nicht sympathischer Ein Wunder: Rikschafahrer macht Handzeichen Die Brücke ist ganz schön lange, aber der Fluss benötigt im Moment nur einen kleinen Teil seines Flussbettes. Ab hier beginnt wieder eine richtungsgetrennte “Autobahn“, aber wirklich entspannter wird das Fahren nicht, denn der Fahrbahn würde eine Renovation gut tun. Sie führt bis nach Lucknow, der Hauptstadt des Staates Uttar Pradesh, und darum herum. Bei der Umfahrung erspähen wir sogar noch einen Spencers Supermarkt, den wir natürlich gleich ansteuern. Dort finden wir ein paar Sachen, von denen wir nicht so sicher sind, ob sie im nächsten Land auch wieder verfügbar sind. Wohnblocks an der Peripherie von Lucknow Brücke über den Ganghara zwischen Ramnagar und Jarwal Ab Lucknow in Richtung Grenze ist die Strasse wieder nur noch zweispurig, dafür aber in Topzustand. Es beginnt aber schon bald dunkel zu werden, nicht zuletzt weil wir einer Gewitterzelle entgegenfahren. So suchen wir uns dann wirklich im Dunkeln wieder eine Tankstelle, um so rasch wie möglich von der Strasse zu kommen. Es dauert aber eher länger als wir gerne möchten, denn auf dieser Route ist der Verkehr und damit auch die Tankstellendichte eher gering. Als wir fündig geworden sind, fällt unser geplantes Nachtessen wegen Magenproblemen von Isabella ins Wasser. Stattdessen kommt wieder einmal das bewährte Aufbaumenu “Reis mit Sojasauce“ zum Einsatz.

Samstag, 28.01.2017 – Nepalgunj (Nepal)

Lastwagen mit praller Ladeverlängerung Tischlerei in Bahraich Nach einem nebligen Tagesbeginn drückt schon bald die Sonne wieder durch. Wir tanken ein letztes Mal hundert Liter Diesel, womit der eine Tank praktisch voll ist, der andere zu dreiviertel. In Bahraich will man uns an einer Kreuzung auf eine Um­fahrung schicken, aber wir wollen ins Zentrum um dort unser Handy Datenguthaben aufzuladen, damit es möglichst lange gültig bleibt und während unserer Landesabwesenheit nicht verfällt. Das gelingt dann wohl doch nicht ganz und wir werden von Polizisten erst noch auf eine Ehrenrunde geschickt, So transportiert man mit dem Velo eine Leiter Auf der Umfahrung in Bahraich was wir aber angesichts des Chaos in der Strasse vor uns in Kauf nehmen und womit wir dann wieder zurück bei der Umfahrungsabzweigung landen. Ausgangs Bahraich, wo wir wieder auf die Hauptstrasse treffen, ist diese dann nur noch eine Fahrzeug­breite geteert und links und rechts davon nach dem Regen von gestern Morast. Bei kreuzendem Verkehr will natürlich jeder auf dem Asphalt bleiben, was selbstverständlich nicht funktioniert. Zum Glück hat der Spuk nach einem Kilometer ein Ende und bis nach Rupaidiha, dem indischen Grenzort, dürfen wir wieder auf der perfekten, breiten NH28C fahren. Zur Trocknung an eine Wand gepappte Dungfladen Soo viel Wäsche und ganz ordentlich aufgehängt In Erwartung eines Zollhofes fahren wir durch den Ort, wobei Thomas die eine oder andere Aufforderung anzuhalten um irgendwelchen Papierkram zu erledigen ignoriert, womit wir uns dann unvermittelt auf nepalesischem Territorium wiederfinden. Ein indischer Polizist ist uns nach­gefahren und schickt uns zurück auf Feld eins, dem Zoll, der einfach so an der Strasse liegt. Das Abschreiben des Carnets dauert ein wenig, denn bei nur einem ausländischen Fahrzeug pro Monat fehlt denn freundlichen Zöllnern etwas die Übung, und dieses Jahr sind wir gar die ersten. Irgendwo da vorne ist der Zoll Im zweiten Anlauf stehen wir am richtigen Ort Die Immigration liegt in einer kleinen Hütte am Strassenrand und wir sind die einzigen die dort ihre Pässe stempeln müssen, denn Inder und Nepali können die Grenze ohne Papiere überqueren. Auch hier dauert es, bis der sonst wohl eher unterbeschäftigte Beamte unendlich viele Daten in sein Buch geschrieben hat. Zum Schluss folgt noch irgendeine Registrierung von Obelix an einem Schalter und kurz darauf stehen wir wieder dort, wo wir schon einmal gestanden sind.

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