Georgien

Montag, 27.06.2016 – Batumi

Die georgische Seite der Grenzabfertigung ist erstaunlich kompakt. Als wir uns anstellen sehen wir schon das Gewusel auf dem Platz vor dem Zoll. Ein sehr freundlicher Beamter, der gut Englisch spricht, will einen kurzen Blick in unser Fahrzeug werfen, wo er wie immer von der Dame des Hauses empfangen wird. Schwarzmeerstrand kurz vor Batumi Er ist bald wieder draussen und wir dürfen zur Passkontrolle, wo die Beamtin uns beide ganz genau mit den Fotos in den Pässen vergleicht. Im Zentrum von Batumi Nach zwanzig Minuten sind wir völlig problemlos in Georgien eingereist. Thomas wechselt unsere übrig­gebliebenen Lira in Lari um und macht dabei einen richtig schönen Anfängerfehler: Im erstbesten Büro direkt an der Grenze ist der Wechselkurs natürlich mies. Wir fahren weiter ins nahe Batumi, der grössten georgischen Stadt am Schwarzen Meer. Der Verkehr ist ziemlich hektisch, eher hektischer als in der Türkei, und manchmal gibt es Kreuzungen ohne offensichtliche Vortrittsregeln, wo dann das Recht des (Nerven-)Stärkeren gilt. Wir durchqueren die Stadt, denn im Norden liegt der bekannte Botanische Garten, bei dem man campieren können soll. Das Navi will uns den ganzen Garten durchqueren lassen, was natürlich nicht geht und so versuchen wir unser Glück von der nördlichen Seite her. Batumi S-Bahn hält direkt neben unserem Stellplatz Die “Einreise“ in den Park ist etwas kompliziert und als wir mit Obelix zum auf dem Plänchen eingezeichneten Platz fahren wollen wird es noch komplizierter. Unser Platz im Botanischen Garten Natürlich darf man im Park nicht mit seinem privaten Fahrzeug fahren, aber nach einem Telefonat dürfen wir uns auf einen Weg am Rande des Gartens stellen, direkt neben der Bahnlinie. Ennet dem Gleis ist gleich der Kiesstrand. Da wir mit dem Grenzübertritt wieder eine Zeitzonen-Stunde verloren haben ist es für den Strand aber schon etwas spät, obwohl wir bei dreiunddreissig Grad und hoher Luftfeuchtigkeit wie blöd schwitzen. Dafür benützen wir seit Urzeiten das erste Mal die Dusche im MGD wieder, was natürlich mit einigen Umräumearbeiten verbunden ist. Zum Glück haben wir die Hacktätschli und den Salat gestern schon vorbereitet.

Dienstag, 28.06.2016 – Batumi

Der Japanische Garten Wir haben auch schon besser geschlafen, und dies aus drei Gründen: Erstens schwitzen wir still vor uns hin, zweitens rattert ab und zu ein Güterzug vorbei und drittens beginnt es mitten in der Nacht zu schütten, was im MGD natürlich mit Geräusch verbunden ist. European Robin (Rotkehlchen) Dafür bleiben wir am Morgen dann etwas länger liegen. Wir verbringen einen Grossteil des verregneten Tages mit Kaffee und Laptop, bevor wir am frühen Nachmittag auch mal etwas essen. Danach zeigt sich sogar noch die Sonne und wir machen einen Ausflug quer durch den Botanischen Garten. Exotische Blüte An Vögeln gibt es mehr zu hören als zu sehen, aber immerhin zeigen sich zutrauliche Buchfinken und kecke Rotkehlchen. Für den Rückweg nehmen wir den kleinen Elektro-Bus, denn der Himmel hat sich wieder arg verdunkelt und natürlich ist es auch einfach bequem. Regen fast wie in den Tropen Zurück im MGD beginnt es wieder zu regnen, gerade richtig um noch die restlichen Bilder der Türkei zu sichten. Später entwickelt sich aus dem Regen noch ein ausgewachsenes Gewitter. Das Nass hat offensichtlich die Kröten geweckt, denn rund um uns herum beginnt es zu quaken. Damit sie nicht sogleich wieder verstummen zieht noch ein zweites Gewitter herauf, das zwar nicht so heftig ist, dafür aber bis in die Nacht hinein andauert.

Mittwoch, 29.06.2016 – Batumi

Diese Nacht lassen wir uns durch nichts stören und schlafen tief und fest, nicht zuletzt auch weil sowohl die Temperatur als auch die Luftfeuchtigkeit deutlich abgenommen haben. Sonst ist der heutige Tag ganz und gar der Aufarbeitung der Türkei für unsere Webseite gewidmet. Sosehr, dass Isabella keinen Fuss vor das MGD setzt, obwohl das Wetter heute Welten freundlicher als gestern ist. Sie ist so in ihre Aufgabe versunken, dass für einmal Thomas den Griechischen Salat zubereitet. Auf dass es bald etwas Neues zu lesen gebe!

Donnerstag, 30.06.2016 – Idliani

Batumis Skyline Als erstes fahren wir heute nochmals nach Batumi hinein, denn wir müssen etwas einkaufen und wollen uns auch wieder eine lokale SIM-Karte besorgen. Während Isabella schon mal die, im Gegensatz zur Türkei, vielen Importwaren im Goodwill Supermarkt begutachtet, bringt es Thomas mit der Hilfe von verschiedenen netten Georgiern fertig auch ein Guthaben auf das Handy zu laden. Strassenverkaufsstände mit allerlei Krimskrams Nach einem kurzen Tankstopp, der Most ist hier nur halb so teuer wie in der Türkei, geht die Reise vorerst nach Norden dem Schwarzen Meer entlang bis Poti. Hier schwenken wir landeinwärts und fahren dann eigentlich durch ein einziges, unendliches Strassendorf, das bis nach Jvari am Fusse des Kaukasus reicht. Beidseits reiht sich ein doppelstöckiges Haus ans nächste, jedes mit einer grossen Aussentreppe und manche davon schön geschwungen. Kühe: Die wahren Königinnen der Strasse in Georgien Zur Selbstversorgung ist jedes Haus mit einem grossen Umschwung versehen. Wir waren ja noch nie in den US-Südstaaten, aber irgendwie so ähnlich können wir uns den ländlichen Bundesstaat Georgia vorstellen. Die ersten Hügel des Kaukasus Was dann allerdings nicht ganz passt, sind die Kühe, Rinder, Kälber und Schweine, die sich auf der Strasse tummeln und um die alle Fahrzeuge herumkurven müssen. Das Klima ist heute wieder schwül-feucht und wir sind froh, als die Strasse endlich etwas zu steigen beginnt. Der unterste Teil des Enguri Tales ist auch hier mit einem Stausee gefüllt und am oberen Ende des Sees stellen wir uns auf einen grossen Kiesplatz. Es reicht gerade noch um draussen ein verdientes Bier zu trinken bevor die ersten Gewittertropfen einsetzen. Das Gewitter bleibt aber eher lau und geht dann langsam in Regen über. Isabella brät uns das geschnetzelte Rindfleisch aus dem Carrefour in Erzurum, das diesmal den der Supermarktkette früher gespendeten Lorbeeren einiges schuldig bleibt.

Freitag, 01.07.2016 – Mestia

Der reissende, wilde Enguri Isabella geniesst die angenehme Temperatur und will fast nicht mehr aus den Federn. Dann nehmen wir aber nach dem Frühstück die verbleibenden gut siebzig Kilometer nach Mestia unter die Räder. Die Strasse im Enguri Tal Dabei folgen wir weiter dem Enguri Fluss, der als reissende, braune Brühe daherkommt. Die Strasse ist gewohnt holprig, aber insgesamt in gutem Zustand. Allerdings haben die Strassenunterhalter an einigen Stellen mit den Naturgewalten zu kämpfen. Immer wieder liegen Steine auf der Strasse, sind Fahrbahnplatten unterspült und manchmal ist das Gelände so instabil, dass ein fester Strassenbelag schlicht nicht möglich ist. Wehrtürme, das Wahrzeichen von Svanetien So benötigen wir etwas mehr als zwei Stunden bis wir den Ort tief im Grossen Kaukasus erreichen. Mestia Schon von weitem sehen wir die alten Wehrtürme, für die dieses Gebiet bekannt ist. Der Ort selbst liegt auf 1’400m und ist von einigen fast-Fünftausendern umgeben. So sagt es jedenfalls die Karte, denn die Gipfel verhüllen sich in Wolken. Aber wir sehen zumindest Schneefelder und Gletscher und man könnte sich ebenso gut in der Schweiz wähnen. Leider ist das Wetter etwas labil und wir müssen schon einige Tropfen in Kauf nehmen, als wir unser verdientes Feierabendbier trinken. Aber Gewitter und Regen bleiben heute aus. Hoffen wir, dass das morgen auch so sei, auch wenn die Prognosen etwas anderes versprechen.

Samstag, 02.07.2016 – Mestia

Wehrtürme in Mestia Isabella hat Thomas gestern auf die Idee gebracht, heute eine Wanderung zu machen. Als wir um sieben Uhr aus dem Fenster schauen sieht auch das Wetter ganz freundlich aus. Rock Bunting (Zippammer) So steht dem Aufstieg zum Kreuz, das neunhundert Meter über Mestia thront, und von dem aus man eine wunderbare Aussicht haben soll, nichts im Weg. Ausser, nach einer guten Viertelstunde, Isabellas Schuh. Wir haben ein Déjà-vu, denn genau wie anno Domini Thomas in Ruanda beim Schimpansen-Tracking, schält es die Sohle ihres Wanderschuhs ab. Zum Glück darf sie mit einem Georgischen Bauingenieur zurück zum MGD fahren, wo dann auch noch die andere Sohle halb abfällt. Bergblütenpracht So ein Ärger, und dafür ist sie erst noch früh aufgestanden. So setzt sie sich mit einem Kaffee und einem Buch erst mal nach draussen. Der Doppelgipfel des Ushba (4700m) versteckt sich hinter Wolken Thomas setzt derweil den steilen Aufstieg fort. Nach zweieinhalb Stunden ist er oben und kann das gewaltige Panorama einer ganzen Kette von Vier- und Fünftausendern bestaunen. Und die Blumenpracht und der Blütenduft auf den Alpwiesen sind fast noch besser. Das Wetter spielt weiter mit, auch wenn sich die Bergspitzen nun schon hinter Wolken zu verstecken beginnen. Auf dem Abstieg begegnet er einem jungen, österreichischen Paar, das ebenfalls mit seinem eigenen Fahrzeug unterwegs ist und ebenfalls noch in den Iran will. Ewiges Eis im hohen Kaukasus Sie nehmen es aber gemütlicher, sind schon seit letztem Herbst unterwegs und machen auch ausgedehntere Bergtouren in der Umgebung. Der klapprige Pick-up ist auch ein Heuladewagen Als Thomas am frühen Nachmittag wieder zurück ist gelüstet ihn erst mal nach einem Glace, das sich zum Glück noch im Kühlschrankeisfach findet. Er hat auf der Wanderung ziemlich Sonne erwischt, weil die Sonnencreme in den Rucksack gehört und nicht auf die Haut. Typisch Mann... Wir sitzen dann noch draussen solange uns das Wetter lässt, aber irgendwann setzt dann ein Schauer ein der uns ins MGD vertreibt. Nach einer luxuriösen Vorspeise (Avocado mit Crevetten) gibt’s einen einfachen Znacht (Teigwaren an Jägersauce), damit Thomas seine Kohlenhydratspeicher wieder etwas nachfüllen kann. Er muss morgen ja wieder ziemlich mit Armen und Beinen arbeiten.

Sonntag, 03.07.2016 – Kutaisi

Jvari Stausee Da es fast die ganze Nacht geregnet hat, erwarten wir beim Aufstehen einen grauen, verhangenen Morgen. Dem ist aber nicht so und wir verlassen Mestia bei zumindest verhaltenem Sonnenschein. Wartehäuschen oder Kapelle? Bis Zugdidi und noch etwas darüber hinaus fahren wir dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg nach Mestia, zuerst kurbelnd dem nach wie vor wilden Enguri entlang, dann holpernd dem ewigen Strassendorf im “Mittelland“. Kurz vor Kutaisi, unserem heutigen Tagesziel, fahren wir in eine graue, nicht sehr einladende Wetterwand, die zum Glück nur starken Regen, aber keinen Hagel birgt. Grandioses Haus mit landwirtschaftlichem Umschwung In der Stadt erspähen wir sogar einen Spar Supermarkt, in dem Isabella gleich noch einige Sachen postet, während Thomas draussen mit laufendem Motor am Strassenrand wartet. “Strasse“ in Kutaisi nach dem Gewitter Nur so laufen die Scheiben nicht komplett an. Wir steuern das Hotel Imeri an, das gemäss seiner Webseite in seinem Park auch Camping anbietet. Wir dürfen uns dann hinter das Hotel auf einen Betonplatz stellen. Die Dusche ist in einem Zimmer und wir haben Strom, das stimmt für uns erst mal so. Da es schon ordeli spät ist, und wir vom geschüttelt werden müde, lassen wir den Kochherd kalt. Dafür gibt’s einen Salat Matmata, den schnellen Supertreffer.

Montag, 04.07.2016 – Kutaisi

Junges Kätzchen Die Wetterprognosen sind zwar alles andere als wohlmeinend für einen Waschtag, aber wir versuchen es trotzdem. Noch ein junges Kätzchen Den nötigen Stromanschluss haben wir, doch beim Wasser hapert’s diesmal. So müssen wir unseren eigenen Vorrat anzapfen, was uns etwas stinkt. Wir überlisten unsere sonst so clevere Maschine, indem wir ihr literweise manuell Wasser, das wir von einer Zapfstelle holen, einfüllen. So klappt das ganz gut und wir schaffen es, vor den ersten Regentropfen des sich auch heute entwickelnden Gewitters fertig zu sein. Waschtag in Kutaisi Zur Belohnung wollen wir es uns im Hotelrestaurant gut gehen lassen, aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Unsere Wäscheleine Obwohl in der Küche für eine Gesellschaft gekocht wird, gibt es nichts für uns. Vor dem Eingang des uns als Alternative empfohlenen Restaurants in der Nähe sitzt ein Wächter, der so aussieht, als wolle er niemanden hineinlassen. So enden wir schliesslich am Tischchen vor unserem MGD und verköstigen uns mit einer kalten Platte und einem kühlen, georgischen Weissen.

Dienstag, 05.07.2016 – Kutaisi

Kleine Katze in Obelix’ Motorraum Dieselbe kleine Katze auf der Stossstange Weil Arbeit so schön ist, hängen wir heute gleich noch einen Tag an. Die Homepage soll ja irgendwann mal mit der Türkei aktualisiert werden und das gibt’s nicht gratis. Isabella sucht fleissig Fotos aus und Thomas macht sich anderweitig so gut es geht nützlich, zum Beispiel in seinem Spezialfach “Kühlschrank abtauen“. Abwechslung bringt sonst noch eine der vier kleinen Katzen hier, die laut miauend überall auf Obelix herum klettert. Der scheinbar tägliche Regenschauer kommt heute einiges später, sodass wir trotz spätem Essen dieses gerade noch draussen geniessen können.

Mittwoch, 06.07.2016 – Kutaisi

Gottesanbeterin springt auf Thomas’ Zeigefinger Wassertank mit Satellitenschüsseln Gleicher Ort, gleiche Protagonisten: Isabella kümmert sich um die Homepage. Thomas übt sich in seinem zweiten Spezialfach “Deckenventilator putzen“. Die kleine, miauende Katze missbraucht Isabella beim Frühstück als Kletterbaum. Das Wetter startet mit seiner Gewittertätigkeit, bevor wir unser Gemüsecurry draussen auftragen können.

Donnerstag, 07.07.2016 – Ananuri

Der Kleine Kaukasus im Süden Endlich darf Obelix auch wieder mal etwas tun. Wir fahren mit ihm mehr oder weniger durch das georgische Mittelland. Linkerhand liegen die sanften Ausläufer des Grossen Kaukasus und rechts der Kleine Kaukasus persönlich. Hier gibt’s noch die guten alten Holzrahmen-Liegestühle zu kaufen Wir denken schon, dass das jetzt bis nach Tiflis so weitergeht, und das erst noch auf einer schönen neuen Autobahn, wenigstens meistens. Aber nach Zestaponi biegen wir in ein relativ enges Tal ein und folgen dem Dzirula Fluss für rund vierzig Kilometer. Der verabschiedet sich dann nach Norden und unser neuer Begleiter heisst für einige Kilometer Rikotula, bis der sich an der Wasserscheide zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer irgendwann verliert. Früchte und Gemüse-Stände an der Strasse In unserem Fall heisst die Wasserscheide Rikoti Pass und wir lassen Obelix statt der unterirdischen Abkürzung wieder über den gesamten Pass fahren. Plattenbauten im Aragvi Tal nördlich von Tiflis Die Aussicht und die Blumenpracht geben uns Recht. Danach sind wir wieder im georgischen Mittelland, östlicher Teil, wie wir nun wissen. Auch hier verläuft eine zunächst tadellose Autobahn, an deren Zustand man aber ansieht, dass sie von Tiflis her gebaut wurde. Über Gori, dessen berühmtester Sohn Stalin ist, kommen wir schliesslich nach Tiflis, wo wir uns sogleich in die nördlich der Stadt gelegenen Tbilisi Mall stürzen. Altes Steinhaus am Zhinvali Stausee Hier gibt es einen Carrefour Supermarkt, den wir erst nach gut zwei Stunden wieder verlassen, wobei wir einen Teil dieser Zeit unfreiwillig an der Kasse verbringen. Angenehmes Bushcamp am Zhinvali Stausee Wir verlassen Tiflis sogleich wieder Richtung Norden und nehmen die sogenannte Georgische Heerstrasse in Angriff, die noch einmal tief in den Grossen Kaukasus hineinführt, respektive ihn nach Russland hin überquert. Am Zhinvali Stausee gibt es bei Ananuri eine alte Festung und einige Meter darunter viel Platz um sich hinzustellen. Es sind viele Besucher zum Baden hier, aber mit der Zeit werden es immer weniger. Wir nehmen wieder den Grill hervor, etwas, das wir bei einem Buschcamp noch nie gemacht haben. Aber die Aussicht das gekaufte Rindsfilet grilliert zu geniessen war einfach zu verlockend. Es hat sich mehr als gelohnt!

Freitag, 08.07.2016 – Stepantsminda (Kazbegi)

Eingangsportal einer der Kirchen in der Ananuri Festung Nachts gab es dann nochmals bis morgens um vier Uhr Betrieb, was ausser der Abfahrt mit röhrenden Motoren aber nicht weiter beunruhigend war. Das Wetter hat überraschenderweise geändert, es ist bedeckt und kühl, also nicht wirklich einladend für ein Freiluftfrühstück am See. Berittene Hirten unterwegs auf der Georgischen Heerstrasse Es setzt dann sogar Regen ein, womit wir den perfekten Morgen für etwas Arbeit an der Homepage haben. In einer kurzen Regenpause besichtigen wir die oberhalb liegende Festung von Ananuri, die den Herrschern des Tales im Mittelalter als Sitz diente. Nachmittags um zwei machen wir uns dann aber auf die Socken, um noch tiefer in den Kaukasus hinein, nahe an die russische Grenze zu fahren. Bienenhäuser auf einem Anhängerwagen Der erste spezielle Ort den wir erreichen ist Gudauri, ein Wintersportort, der genauso aussieht wie in den französischen Alpen: Irgendwie hässlich. Schafe auf der Alpweide Interessanterweise war dieser Ort vor vielen Jahren einmal auf Thomas’ Radar, als es um Heliskiing ging. In Gudauri erreichen wir die Wolkenuntergrenze und fahren darum im Nebel über den auf unserem Navi just 2’400m hohen Jvari Pass. Schade um die Aussicht auf die Kaukasusgipfel, die hier oben wohl nicht schlecht sein müsste. So fahren wir hinunter nach Stepantsminda, das allgemein aber nach seinem den Ort dominierenden Berg, dem Kazbegi, benannt wird. Kanobi im Tergi Tal Wir fragen uns ob das wohl die steilen Gipfel, die östlich des Ortes aufsteigen, sind, obwohl sie nicht nach einem erloschenen Vulkan aussehen. Berggipfel über Stepantsminda Immerhin entdecken wir die berühmte Tsminda Sameba Kirche, die auf einem Felsvorsprung über dem Ort prangt. Wir stellen Obelix in eine dank Sackgasse ruhige Strasse beim Museum und richten uns ein. Als wir dann nochmals draussen sind kommt der Moment, wo einem einfach der Kiefer runterfällt: Weit, weit über der Tsminda Sameba Kirche erscheint ein Teil des eisgepanzerten Gipfel des Kazbegi. Vielleicht sehen wir morgen ja mehr davon. Wir machen uns daran ein Nasi Goreng, einer unserer Favoriten, zu kochen, auch wenn es für unterwegs recht aufwändig ist.

Samstag, 09.07.2016 – Ananuri

Tsminda Sameba Kirche mit Kazbegi Heute wollen wir wieder etwas sportlich sein und die Wanderung hinauf zur Tsminda Sameba Kirche machen. Bergwiesenblumen Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, liegt rund 450 Meter über Stepantsminda und ist vom Ort aus, zusammen mit dem dahinter liegenden, beeindruckenden Kazbegi Gipfel, wenn der sich nicht gerade in den Wolken versteckt, gut sichtbar. Im nahen Ort Gergeti geht der Aufstieg richtig los, zuerst noch durch Nadelwälder und darum abgesehen von einigen Vögeln nicht sonderlich interessant. Tsminda Sameba Kirche Dann aber folgt der zweite Teil über üppige Alpwiesen und diesmal ist auch Isabella begeistert ab all den bunten Bergblumen. Stepantsminda (Kazbegi) von oben Schon auf dem Weg sind wir eigentlich nie alleine und oben angekommen treffen wir dann auf Tourgruppen, die mit 4x4 Büschen über eine ruppige Piste zur Kirche gekarrt werden. Zum Glück kehrt für einen Moment Ruhe ein als wir die Kirche besichtigen, die mit einigen alten Fresken und vielen Ikonenbildern verziert ist. Einen richtig tollen Blick auf seine Herrlichkeit, der sich von hier oben bieten würde, verwehrt uns der Kazbegi leider. Auch in Georgien gibt es Sinterformationen Meist ist nur gerade ein Teil des Gipfels sichtbar. Trotzdem zufrieden steigen wir wieder zu Obelix hinab, wo wir uns vor der Abfahrt erst mal noch mit einem Kaffee und einigen Guetzli wieder stärken. Monument der Soviet-Georgischen Freundschaft Zusammen klettern wir wieder auf den Jvari Pass, den wir diesmal bei bester Sicht überqueren. Kurz nach dem Pass besuchen wir das Monument der Sowiet-Georgischen Freundschaft, dessen bröckelnder Zustand wohl ein Abbild dieser Freundschaft ist. In Gudauri gibt’s noch schnell einen Fotostopp, denn hier wachsen viele, kleine Orchideen (wir glauben wenigstens, dass sie das sind), die Isabella bereits auf der Hinfahrt entdeckt hatte. Sind es Orchideen? Eigentlich wollten wir heute ja bis in die Nähe von Tiflis fahren, aber da unser Ausflug etwas länger gedauert hat, steuern wir gleich wieder unseren Übernachtungsplatz von vorletzter Nacht am Zhinvali Stausee an. Ausnahmsweise hübscher Strassenhund Am Strand ist viel los, sogar eine Pfaditruppe aus Belgien ist zugegen. Einem Autofahrer mit plattem Reifen, aber ungenügendem Werkzeug, können wir mit unserer Ausrüstung sogar aus der Patsche helfen. Da haben wir unseren Znacht, ein kaltes Plättli, heute doch redlich verdient, oder? Bevor wir aber dazu kommen werden wir noch von zwei Männern in Schweizerdeutsch angesprochen. Sie arbeiten für eine schweizerische Hilfsorganisation in Georgien, und den einen der beiden werden wir vielleicht sogar noch einmal in Kirgistan antreffen, wer weiss. Die Besucher des Strandes verziehen sich nadisna, und wir hoffen, dass sich trotz “Saturday Night“ nicht wieder jemand zur späten Party einfindet.

Sonntag, 10.07.2016 – Tiflis

Holzbalkon in Mtskheta Um vier Uhr in der Früh ging die grosse Party dann doch noch los. Anders als befürchtet, aber grad so laut. Petrus war’s, der die Himmelsschleusen öffnete und damit ziemlich viel Lärm auf unserem Dach veranstaltete. Kura Fluss und die neue Kathedrale in Tiflis Und ausdauernd war er auch noch. Jedenfalls ist dann am Morgen alles grau, womit wir auch heute den Campingtisch unbenutzt wieder versorgen. Und genau wie vorgestern bleiben wir auch heute bis am frühen Nachmittag hier und schaffen es endlich, unsere Homepage mit dem Türkei-Update online zu stellen. Dann aber geht es wieder Richtung Tiflis mit einem Stopp in Mtskheta, dem spirituellen Zentrum von Georgien. Flohmarkt Hier war die Hauptstadt, bevor sie im fünften Jahrhundert nach Tiflis verlegt wurde, und deshalb stehen hier auch wichtige Sakralbauten. Im Zentrum von Tiflis In der Svetitskhoveli Kathedrale aus dem elften Jahrhundert können wir zufälligerweise gerade eine Taufe mitverfolgen. Der Täufling, ein von der Zeremonie gar nicht begeistertes Mädchen, wird dabei vom Priester dreimal zur Gänze ins Taufbecken getaucht. Wir besuchen auch noch die Samtavro Kirche, nicht weit von der Kathedrale entfernt. Wie wir es manchmal machen, wollen wir auch hier zwei Kerzen anzünden. Isabella ist aber hell entsetzt als sie sieht, dass die Nonnen des dazugehörenden Klosters die Kerzen gleich wieder abräumen, kaum dass sie angezündet sind. Nariqala Festung mit St. Nikolaus Kirche So geht das nicht, und sie nimmt die beiden Kerzen lieber mit als sie diesem unflätigen Schicksal zu überlassen. Tifliser Plattenbauten aus Soviet-Zeiten Bis nach Tiflis ist es nun nicht mehr weit, aber wir müssen wieder einmal die Stadt durchqueren um zu unserem Ziel zu gelangen. Auf dem Weg zum Flughafen gibt es das Hotel Meridiani, das gemäss seiner Internetseite auch Camping anbietet. Gerade viel los ist in diesem Etablissement, das sicher schon bessere Zeiten gesehen hat, nicht. Wir dürfen uns in den Hof stellen und, nach längerem Nachdenken der Managerin, die Dusche eines Zimmers benützen. Auch hier kriegen wir nach der Dusche noch einen Schauer ab, aber deswegen schmeckt die nächste Portion des Rindsfilets, die Isabella heute im Griddle brät, nicht schlechter.

Montag, 11.07.2016 – Damia-Giaurarkhi

Obelix fährt durch engen Hotelausgang Heute ist Shopping-Tag. Nur fünfhundert Meter von unserem, trotz Sandwich zwischen Strasse und Schiene, recht ruhigen Platz liegt die East Point Mall, wo es den obligaten Carrefour Supermarkt gibt. East Point Mall Zuerst flanieren wir aber durch die Freiluft-Mall, die eigentlich nur aus Kleider- und Schuhläden besteht. Isabella findet im Geschäft einer türkischen Modekette zwei Tunikas, die ihr im Iran möglicherweise noch gute Dienste erweisen werden. Thomas leistet sich als Ersatz­beschaffung zwei T-Shirts von Giordano. Verdichtete Neubauten im Süden der Hauptstadt Dies ist trotz ihres Namens eine Hongkong-Chinesische Firma, die hier in Georgien ihre westlichsten Filialen betreibt. Noch mehr Zeit verbringen wir natürlich im Carrefour, sodass es bereits halb vier Uhr ist, bis wir Tiflis Richtung Süden verlassen. Landschaft in der Nähe von Mameuli südlich von Tiflis Kaum haben wir das Tal der Kura, an der die georgische Hauptstadt liegt, verlassen, finden wir uns sogleich in einer grassteppenähnlichen Landschaft wieder. Das Wetter, das am Morgen fast wie gestern grau und kühl war, ist am Nachmittag nicht wiederzuerkennen. Die Sonne strahlt vom Himmel und in den umgebenden Bergen türmen sich bereits wieder Cumulonimbus auf. Importartikel für Armenien auf dem Weg an die Grenze In Shulaveri füllen wir noch so viel Diesel nach, dass wir bis in den Iran keinen wesentlich teureren armenischen Sprit tanken müssen. Bald darauf ist es Zeit ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Obelix zwischen Traktoren Bei einer kleinen Tankstelle, einige Kilometer vor der georgisch-armenischen Grenze, platzieren wir Obelix zwischen ein paar Traktoren, die hier auf Arbeit oder bessere Zeiten warten. Da wir in den nächsten Tagen unseren Alkoholvorrat gegen null herunterfahren müssen, kommt heute ein feiner Aigle aus unserem Vorrat auf den Tisch. Dazu haben wir uns heute im Carrefour extra ein Stück Lachs gekauft, das auf einem Gemüsebett unseren Bäuchlein entgegendampft.

Dienstag, 12.07.2016 – Dzoraget (Armenien)

Bei Sadakhlo kurz vor der Grenze zu Armenien Es ist eine ruhige Nacht, für einmal ohne Regen. Da wir nicht wissen, wie schnell wir in Armenien zu einer SIM-Karte kommen, nützen wir noch etwas unser Datenguthaben bei Magti, dem georgischen Handynetz aus. Die letzten 500m Strasse in Georgien Darum fahren wir auch nicht so früh los und sind, obwohl die Grenze nur ein paar Kilometer entfernt liegt, erst kurz vor Mittag dort. Unterwegs sehen wir unsere ersten zwei Bienenfresser, doch leider haben sie nicht die Ruhe, schnell auf einen Telefondraht zu sitzen. Die Ausreise aus Georgien ist in fünf Minuten erledigt und völlig problemlos.

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