Uganda

Samstag, 13.11.2010 – Kisoro

Unmittelbar nach dem ruandischen Schlagbaum hört der Teer auf. Die Einreise nach Uganda erfolgt ebenfalls problemlos, dauert aber etwas länger, nicht zuletzt weil Thomas zur Bezahlung einer Strassensteuer noch Euro in ugandische Schillinge wechseln muss. Der Kurs ist miserabel, aber es gibt keine Alternative. Die Steuer ist mit knapp 20 Franken moderat und deshalb keine weiteren Diskussionen wert. Das Wetter ändert wie nicht anders zu erwarten war an der Grenze nicht und dementsprechend sieht auch die Piste zum nächstgrösseren Ort Kisoro aus. Sie ist recht ruppig und Obelix muss einige ziemlich tiefe, mit Wasser gefüllte Löcher durchpflügen. Wir können uns schon gar nicht mehr erinnern, wann wir zum letzten Mal solche Pistenverhältnisse angetroffen haben. Auf jeden Fall merkt man, dass wir noch in der kleinen Regenzeit stecken und vielleicht werden wir unsere Routenplanung den meteorologischen Gegebenheiten anpassen, indem wir nicht jede noch so kleine Piste fahren werden. Obelix bringt uns zunächst aber reibungslos nach Kisoro, wo wir erst einmal einen Geldautomaten für ugandische Schillinge melken. Wir fahren zur Rugigana Campsite und zweifeln ob es sie, ausser der Hinweistafel an der Strasse, überhaupt noch gibt. Wir landen vor einem Haus wo uns zwei Männer empfangen. Wir sind offensichtlich die einzigen Gäste, was aber auch nicht verwunderlich ist, denn der Platz scheint schon bessere Zeiten gesehen zu haben. Das WC ist ein Loch in einer Betonplatte und die kalte Dusche in einer mehr als windschiefen Hütte. Wir werden uns bezüglich deren Benützung wohl zurückhalten, heute haben wir ja sowieso nicht geschwitzt. Nach einer Runde um den Platz um nach Vögeln Ausschau zu halten, es gibt auch hier laute Weber, kleine Nektarvögel, viele Raben und einen schönen Paradiesschnäpper, verziehen wir uns zum Bier ins MGD. Wir tun das gerade rechtzeitig, denn es beginnt wieder einmal zu regnen, und das recht ausdauernd. Zum Znacht gibt’s zwingend ein Gemüsecurry, denn wir haben noch je einen grossen Blumenkohl und eine ebenso grosse Zucchetti im Kühlschrank. Isabella versucht das Curry wieder einmal zu variieren, doch mit dem Resultat ist sie nicht richtig zufrieden. Ach was, schlechtes Essen gibt es im Hotel MGD nicht!

Sonntag, 14.11.2010 – Lake Bunyonyi

Wir haben gut geschlafen, was angesichts der verhältnismässig tiefen Temperaturen auf fast 2’000m über Meer auch nicht weiter verwunderlich ist. Dafür ist es aber weiterhin stark bewölkt. Immerhin sehen wir wo der über 4’000m hohe Mt. Muhavura steht und der etwas niedrigere Gahinga Vulkan ist sogar ganz sichtbar. Wir nehmen den Morgen gemütlich und es wird fast elf Uhr bis wir losfahren. Die Piste zwischen Kisoro und Kabale wird gerade zu einer Teerstrasse ausgebaut, aber der neue Teer hört schon nach wenigen Kilometern auf und noch einmal einige Kilometer weiter sind wir auf der alten Piste. Die ist in gar nicht mal so schlechtem Zustand und steigt spektakulär durch bebaute Hänge bis auf fast 2’500m über Meer mit schöner Aussicht auf die nun nur noch teilweise wolkenverhangenen Vulkane der Virungas. Hier am sogenannten Kanaba Gap, einem Passübergang, hört die Landwirtschaft schlagartig auf und wir fahren durch Berg- und Bambuswälder. Die Erklärung liegt darin, dass wir für einige Kilometer das Echuya Waldschutzgebiet durchqueren. Schon bald beginnt wieder eine grosszügige Bautrasse auf der wir sogar fahren dürfen und zu unserer grossen Überraschung beginnt 26km nach Kisoro bereits der Teer der neuen Strasse. Sehr schön. Wir tuckern aber weiter gemütlich Kabale entgegen und so hat auch Thomas mehr von der schönen, hügligen Landschaft. Als wir das Nordende des Bunyonyisees erreichen verzichten wir darauf die kleine Piste einzuschlagen, die wohl wunderschön dem See entlang nach Kabale führt. Wir wissen von einem anderen grossen Wohnmobil das in der Regenzeit auf dieser Strecke von der Piste gerutscht ist und sich überschlagen hat. Darauf können wir doch glatt verzichten. Dafür sehen wir auf dem weiteren Weg Dutzende von Grey Crowned Crane die erstaunlicherweise oft wie Cattle Egret bei Rinderherden nach Futter stochern. In Kabale nehmen wir zwei Supermärkte unter die Lupe und sehen uns auch sonst noch etwas um. Da unsere Zain Telefonkarte aus Tansania in Uganda fürs Internet nicht richtig zu funktionieren scheint wollen wir uns eine andere besorgen. Doch am Sonntag haben die meisten Anbieter ihre Läden geschlossen und bei Orange haben sie die richtige SIM-Karte nicht am Lager. Wir finden auch noch den recht grossen Markt, doch auf dem Platz wo wir Obelix parkieren wollen hängen einige unangenehm aufdringliche Jugendliche herum die offensichtlich Leim schnüffeln. Unangenehm. So geht Isabella alleine zum Markt und Thomas bleibt im Führerhaus. Doch als Isabella auch dort eine unliebsame Begegnung mit einer jungen, auffälligen Frau hat kehrt sie unverrichteter Dinge zu Obelix zurück. In der Hot Loaf Bäckerei kaufen wir noch ein Brot und machen uns dann auf den Weg über den Hügel an den Bunyonyisee. Hier steuern wir das als laut verschriene Bunyonyi Overland Resort an, denn wir versprechen uns hier die beste Infrastruktur für unsere anstehenden Arbeiten vorzufinden. Man schickt uns zum Hintereingang, wo wir ziemlich weit weg von den Overlander-Trucks stehen; gut so. Doch wir machen trotzdem lange Gesichter, denn der Kiesplatz ist schräg und auf der einzigen geraden Fläche steht schon ein australischer Landcruiser. Ein Angestellter zeigt uns noch einen Platz weiter oben auf einer Terrasse, von dem Isabella gar nicht begeistert ist, da ein festes Zelt den Ausblick auf den See verstellt. Wir stellen uns mangels Alternativen trotzdem hin und verziehen uns angesichts des sich wieder verschlechternden Wetters ins MGD. Heute gibt’s kein Bier zum Apéro, was einiges über die klimatischen Bedingungen sagt. Wir haben immer noch ziemlich viel Blumenkohl im Kühlschrank und Isabella macht daraus zusammen mit Tomaten eine Gemüseplatte, die es zu den mit Senf bestrichenen, gebratenen kleinen Cervelats und Teigwaren gibt. Währenddessen klickt sich Thomas wenigstens durch die Hälfte aller Bilder aus Tansania, damit wir mit unserem Homepage-Update wieder etwas vorwärts kommen. Da kommt ihm eine feine Stärkung vor der zweiten Hälfte gerade recht.

Montag, 15.11.2010 – Lake Bunyonyi

Es ist Montag, Beginn einer jeden Arbeitswoche. Für uns ist es nicht anders, denn wir müssen dringend wieder einmal waschen und verschiedene andere kleinere Sachen erledigen. Ausserdem warten drei Länder darauf in der Homepage publiziert zu werden. Es steht also ganz schön viel Arbeit an. Immerhin sind wir gut ausgeschlafen, die Nacht war ruhig und kühl. Als wir mit dem ersten Kaffee aus den Fenstern schauen sehen wir zwischen Wolken immerhin etwas blauen Himmel. Trotzdem setzen wir uns zuerst kurz hinter den Laptop, damit wir die Fotogalerie von Tansania bereinigen können. Dann aber nichts wie los mit waschen, denn der nächste Regen kommt bestimmt. Wir stellen wieder einmal unseren Stewi auf, damit wir unsere trocknende Wäsche bei Bedarf problemlos unter unsere Marquise zügeln können, wenn der zu erwartende Regen eintrifft. Vorerst bleibt es aber trocken und wir können sogar einige Sonnenstrahlen geniessen. Um ein Uhr sind wir mit der heutigen Wasch-Tranche fertig und können endlich zum Frühstück übergehen, das wir seit längerer Zeit zum ersten Mal draussen essen. Dann widmen wir uns wieder der Homepage und Thomas hat noch etwas Nachholbedarf beim Abwaschen. Am Nachmittag fährt der Schauer dann tatsächlich ein, aber unsere Wäsche steht sicher im Trockenen. Kommt Abend, kommt Hunger, kommt Nachtessen. Wir haben wohl beim Einkauf mit dem Gemüse in Kigali etwas überbordet, darum steht auch heute Vegetarisches auf dem Programm. Dank Zucchetti und Karotten können wir wieder einmal die Urform des Gemüsecurrys kochen und es ist immer noch ganz lecker.

Dienstag, 16.11.2010 – Lake Bunyonyi

Heute beginnen wir nach dem Aufstehen und einem Kaffee gleich mit der Wäsche. Unser Moskitonetz erhält nach dem Waschen wohl seine letzte Imprägnierung mit einem Insektizid auf dieser Reise, denn seit dem letzten Mal in Vanderbijlpark sind bereits wieder fast sieben Monate vergangen. Das kostet uns einige Zeit, denn zuerst müssen wir den betonierten Zugang zum Zelt vor unserem Haus schrubben, damit wir das Netz dort auf einem einigermassen sauberen Boden zum Trocknen auslegen können. Bis gegen Mittag haben wir den zweiten Teil unserer Wäsche erledigt und wir stärken uns mit einem Egg-in-a-hole-Toast. Am frühen Nachmittag zänzelt uns Petrus dann doch noch mit einigen Tropfen, so dass wieder einmal mehr oder weniger hektisches an-den-Schermen-Räumen angesagt ist. Nachdem unser Bett mit sauberer Wäsche frisch bezogen ist wollen auch wir nicht nachstehen und gehen heute einmal früh unter die Dusche. Das Wetter beruhigt sich auch wieder und wir machen einen kleinen Rundgang durch die Anlage. Sie ist recht hübsch angelegt und mit vielen blühenden Pflanzen geschmückt. Wir suchen natürlich wieder vor allem nach Vögeln und sehen auch den einen oder anderen. An die tauchenden Pied Kingfisher haben wir uns ja schon fast gewöhnt, aber für einen kurzen Augenblick fliegt uns einer der kleineren Eisvögel durchs Blickfeld. Leider ist der Augenblick viel zu kurz um ihn auch nur ansatzweise zu identifizieren. Nach dem Rundgang gönnen wir uns ein “Nile Special“ und machen uns dann frühzeitig daran, das Abendessen zu bereiten. Nachdem der grösste Teil des Gemüses nun beseitigt ist, können wir uns wieder einmal etwas anderem zuwenden. Kartoffeln und einige Wienerli warten schon lange darauf in der Pfanne verbraten zu werden.

Mittwoch, 17.11.2010 – Lake Bunyonyi

Heute meint es Petrus gut mit uns und wir danken es ihm, indem wir den grössten Teil des Tages mit Waschen verbringen. Dafür ist dann bereits die ganze Wäsche erledigt und wir können uns in den nächsten Tagen anderen Dingen widmen. Um fünf Uhr erinnert sich Petrus daran, dass in Uganda ja kleine Regenzeit herrscht und schickt doch noch einen Schauer vorbei. Doch bei uns ist schon fast alles im Trockenen und der kleine Rest in unserer Nasszelle. Eigentlich wollten wir heute abend ja ins Restaurant essen gehen, aber wir müssten dazu tatsächlich Socken und Schuhe anziehen, so kühl ist es nach dem Regen geworden. Das stinkt uns und so essen wir zu Hause. Wir machen es uns einfach in dem wir uns etwas Teigwaren kochen. Dazu gibt es eine selbst kreierte Champignonrahmsauce.

Donnerstag, 18.11.2010 – Lake Bunyonyi

Als wir aufstehen ist es eher grau, zum Glück haben wir gestern gewaschen. Wir beschäftigen uns bei einem Kaffee ein wenig mit Bilder sichten. Am Mittag kochen wir uns tatsächlich ein warmes Süppchen und am späteren Nachmittag heizt unser Ofen noch etwas, in dem wir kleine Baguettes backen. Die Baguettes benötigen wir um wieder einmal ein Fondue essen zu können. Auf 2’000m über Meer und bei diesen Temperaturen, heute stieg das Thermometer nur ganz knapp über 20 Grad, ist das durchaus zu verantworten. Zum Nachtisch genehmigen wir uns ebenfalls zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine DVD. “Leathal Weapon“, ein knackiger Krimi mit Mel Gibson steht auf dem Programm.

Freitag, 19.11.2010 – Lake Bunyonyi

Noch ein grauer Tag und am frühen Nachmittag beginnt es richtig zu regnen. Ach ist es schön, drinnen im Trockenen sitzen zu können. Für etwas Wärme sorgt wiederum der Ofen, in den Thomas heute wieder einen Brotzopf steckt. Auch diesmal ist das Resultat rein optisch noch verbesserungswürdig. Wie er schmeckt werden wir dann morgen sehen. Für heute abend halten wir uns an einen griechischen Salat. Die Tomaten haben Anton am Letzten, wir haben sie viel zu lange aufgespart.

Samstag, 20.11.2010 – Lake Bunyonyi

Zuerst schaut es am morgen wieder ziemlich grau aus, aber im Verlauf des Vormittags bessert das Wetter. Zum Frühstück gibt’s vom gestern gebackenen Brotzopf, der trotz seinem nicht astreinen Aussehen schön knusprig ist. Wir sortieren wieder einmal einige Fotos aus, diesmal sind die ersten von Uganda dran. Da sich das Wetter weiterhin anständig hält und wir nicht gleich die langen Hosen und die Faserpelzjacke montieren müssen entschliessen wir uns endlich das Restaurant zu beehren. Hier am Lake Bunyonyi gibt es Seekrebse aus dem See die ganz lecker sein sollen und erst noch nicht teuer sind. Es dauert ziemlich lange bis das Essen kommt, aber wir vertreiben uns die Zeit mit etwas Guacamole und einem Chapatti und wir haben es ja nicht eilig. Die Krebse sehen dann mehr oder weniger wie Krevetten aus, aber schlecht sind sie auf jeden Fall nicht. Als wir wieder bei Obelix sind sehen wir einen grossen Dragoman Overlander-Lastwagen einfahren. Wir befürchten schon, dass sie auf unsere Seite des Campingplatzes kommen und es mit der Ruhe vorbei sein könnte, was sich dann aber nicht bewahrheitet. Es bleibt sogar am Abend ausgesprochen ruhig in der Bar, die doch in Hörweite liegt. Etwas später am Abend knurrt dann doch noch unser Magen etwas und wir besänftigen ihn mit einer leckeren Bouillon mit Suppenperlen-Einlage. Um halb zehn Uhr entschliessen wir uns, es ist ja schliesslich Samstagabend, noch eine DVD reinzuziehen. Wir nehmen uns endlich “Herr der Ringe“ vor, dessen erster Teil fast drei Stunden dauert. Wir überlegen uns gerade eine Pause einzulegen als der Film auch schon zu Ende ist. Wir können es fast nicht glauben, aber es ist tatsächlich schon halb ein Uhr.

Sonntag, 21.11.2010 – Lake Bunyonyi

Als wir am Morgen ein erstes Auge riskieren hängt noch der Nebel in den Hügeln über dem See. Als wir schliesslich aufstehen drückt schon die Sonne durch und nach einem Kaffee machen wir uns wieder einmal auf Vogelpirsch. Neben den üblichen Sunbirds und Weavers und Boubous präsentieren sich uns zwei verschiedene, hübsche Flycatcher im besten Sonnenlicht und ein kleiner zitronengelber Canary ist in einem Baum unterwegs. Auf der anderen Seite der kleinen Bucht stehen zwei Grey Crowned Crane. Heute können wir unser spätes Frühstück tatsächlich draussen geniessen, es ist der wettermässig bisher schönste Tag in Uganda. Der Brotzopf schmeckt auch mit Honig ganz gut. Am Nachmittag ist trotz Sonntag noch ein wenig Arbeit angesagt, unter anderem macht Thomas zum dritten Mal diese Woche ein Brot. Auch das Bier können wir noch draussen geniessen und die Wolken die sich doch noch entwickeln bleiben heute harmlos. Vielleicht ist die kleine Regenzeit vorgestern ja zu Ende gegangen. Uns wär’s recht. Unser Kühlschrank leert sich immer mehr, aber in einer Ecke der Schublade findet sich noch etwas Schinkenspeck. Zu Streifen geschnitten wird er von Isabella zusammen mit Zwiebeln schön knusprig angebraten, mit Kräutern fein gewürzt und schliesslich mit Makkaroni vermischt. Das ergibt eines dieser rustikalen, unübertrefflichen Gerichte. Heute waschen wir rasch ab, so können wir uns gleich noch den zweiten Teil von “Herr der Ringe“ ansehen und kommen doch noch fast heute ins Bett.

Montag, 22.11.2010 – Lake Bunyonyi

Wettermässig beginnt der Tag gleich wie gestern, allerdings gibt’s heute schon viel früher die ersten Wolken. Wir lassen uns aber nicht ins Bockshorn jagen und beginnen nach dem obligatorischen Kaffee mit einer abschliessenden Runde Waschen bevor wir morgen weiterziehen wollen. Kurz vor Mittag können wir unsere Waschutensilien wieder wegräumen, jetzt muss nur noch die ganze Wäsche trocknen. Es gibt nochmals draussen Frühstück und dabei mundet das gestern entstandene Brot ganz vorzüglich. Wir sollten es vielleicht zum Hausbrot erklären, aber was machen wir wenn uns Roggen- und Ruchmehl ausgehen? Mit der Wäsche haben wir das Glück der Tüchtigen, bis am Nachmittag ist alles trocken und verstaut. Nach einem Freiluftapéro gehen wir früh ins Restaurant, denn so rasch kriegen wir wahrscheinlich keine Seekrebslein mehr. Isabella bestellt sie gleich wieder mit einer Knoblauchsauce, während Thomas sie diesmal als Curry ordert. Als die Teller dann kommen sieht auch der von Thomas genau gleich wie letztes mal aus, aber die Sauce ist dann doch noch etwas schärfer. Zurück im MGD sehen wir uns, da wir schon einmal damit angefangen haben, gleich noch den dritten Teil von “Herr der Ringe“ an. Zum Glück sind wir heute wirklich früh dran, so dass der Film, der wieder mehr als drei Stunden dauert, diesmal schon weit vor Mitternacht fertig ist. So sollten wir morgen einigermassen fit für die Strasse sein.

Dienstag, 23.11.2010 – Mbarara

Nach neun Nächten am Lake Bunyonyi geht es heute wieder einige Kilometer Richtung Äquator. Vorerst kommen wir aber nicht weit, denn im nahen Kabale gibt es einiges zu erledigen. Wir versuchen unseren fast leeren Kühlschrank mit Frischprodukten aus dem Supermarkt aufzufüllen, was angesichts der beschränkten Auswahl allerdings etwas schwierig ist. Während Isabella die Einkäufe verstaut sucht sich Thomas einen Coiffeur. Gerade als der mit der Maschine die Hälfte seinen Schopfes geschert hat geht Punkt zwölf Uhr der Strom aus. Dieses sogenannte “Load-shedding“ passiert in Uganda mehrmals die Woche. Da nicht genug Strom produziert oder importiert wird muss der Strom immer wieder abgeschaltet werden. Aber muss das gerade jetzt sein? Mit einem Strahlen im Gesicht verkündet der Coiffeur: “We have a generator!“ Uff, Glück gehabt! Anschliessend besuchen wir den Markt, der eine anständige Auswahl bietet und den wir mit vollen Taschen verlassen. Von einem Metzger lassen wir uns sogar ein grosses Stück Fleisch aus einer Rinderhälfte schneiden. Wir sind ja keine Experten, aber nach Rumpsteak, das er uns versprochen hat, sieht das nicht aus. Und seine Waage, wie andere im Markt auch, scheinen nicht gerade die genauesten zu sein, zufälligerweise natürlich immer zu unserem Nachteil. Wie auch immer, wir füllen unseren Biervorrat noch mit einigen “Nile Special“ auf und sind dann endlich unterwegs Richtung Mbarara. Vorerst führt die Strecke noch durch die terrassierten Hügel wie wir es bisher in Uganda gewohnt sind. Dann kommen wir in etwas tiefere und nicht mehr so steile Gefilde, die zum Teil grossflächig mit Bananen bepflanzt sind. Noch später fahren wir durch eine sanfte, wellige, grüne Graslandschaft in der offensichtlich Vieh- und Milchwirtschaft betrieben wird. Milchkühe weiden auf den Flächen und immer wieder sehen wir Bauern die mit ihrem Velo, was denn sonst, eine Milchkanne zu einer der entlang der Strasse stehenden Molkereien bringen. In den kleinen Städtchen unterwegs kommen wir an dem einen oder anderen Spital vorbei und lustigerweise sitzen immer wieder Marabus auf deren oder in der Nähe stehenden Dächern. Ob die hier in Uganda wohl die Babies bringen? Weissstörche sehen auf jeden Fall wesentlich sympathischer aus. Mbarara ist eine der grösseren Städte in Uganda und wir wühlen uns quer durch das quirlige, moderne Stadtzentrum. Es ist bereits halb sieben Uhr als wir uns beim Agip Motel auf die grüne Campingwiese stellen. Thomas geht noch eine Runde auf Erkundungstour, denn wir benötigen noch Geld und Guthaben für unser Handy, damit wir mit unserer neu erstandenen Telefonkarte von Orange endlich wieder Internetanschluss haben. Derweil macht sich Isabella an die Zubereitung des Nachtessens. Für die Verarbeitung des Fleisches ist es schon ein bisschen spät, so dass sie statt dessen ein Steinpilzrisotto kocht. Das hatten wir schon ewig nicht mehr, genau so wie den Tomatensalat den es dazu gibt.

Mittwoch, 24.11.2010 – Queen Elizabeth Nationalpark

Wir verbringen eine erstaunlich ruhige Nacht so mitten im Stadtzentrum. Während unseres Frühstücks zieht ein erster kräftiger Schauer über uns hinweg. Es lässt sich nicht bestreiten, dass wir immer noch in der Regenzeit stecken. Wir besorgen uns noch mehr Geld, und Diesel der uns im schlimmsten Fall bis nach Kampala reichen sollte. Von Mbarara aus geht es westwärts, zuerst durch weite, grüne Ebenen. Später folgen dann wieder sanfte Hügel und Bananenstauden bis zum Abwinken. Bei Kichwamba erreichen wir den Ostrand des Rifttales und können auf Lake Edward und Lake George hinunterblicken. Kaum haben wir die Talsohle erreicht beginnt auch schon der Queen Elizabeth Nationalpark. Vorerst müssen wir noch nichts bezahlen, denn die Teerstrasse darf man für den Transit gratis benützen. Das erste Tier das wir sehen ist ein tot am Strassenbord liegender Pavian, der erst vor kurzem angefahren worden sein muss. Wenig später hockt eine Sippe von Pavianen im Schatten von Büschen, von wo aus sie dem, allerdings nicht sehr dichten, Verkehr auf der Strasse zusehen. Bei Katunguru überqueren wir den breiten Kazingakanal der die beiden Seen Edward und George auf knapp vierzig Kilometern verbindet. Kurz danach biegen wir links auf eine Piste ein wo wir noch vor dem nach knapp zwei Kilometern folgenden Katunguru Parktor Warzenschweine entdecken. Unsere grösste Sorge ist, dass sie uns für Obelix am Parkeingang 150 US-Dollar abknöpfen wollen und wir wieder einmal diskutieren müssen. Aber der Ranger verrechnet uns nur die 50 US$ die für ein normales Fahrzeug fällig werden. Zusammen mit den 180 US-Dollar Eintritt für uns beide für drei Tage liefern wir ja immer noch ganz schön viel Geld ab. Aber jetzt freuen wir uns wie kleine Kinder darauf wieder einmal auf Pirschfahrt zu gehen. Schon treffen wir auf eine kleine Gruppe von Elefanten direkt am Pistenrand. Ein herziges, kleines Junges kommt uns ganz neugierig begrüssen bevor auch es wieder im Busch verschwindet. Unterwegs dem Kanal entlang sehen wir noch weitere Elefanten, mehr Wildschweine und einige Waterbuck, die im Gegensatz zu ihren Brüdern weiter südlich statt einem weissen Ring auf dem Hinterteil dort einfach weiss sind. An mehreren Stellen des gegenüberliegenden Kanalufers sichten wir stattliche Büffelherden. In einem etwas tiefer gelegenen Baum, leider etwas zu weit entfernt um gute Fotos schiessen zu können, entdecken wir einen Schreiseeadler mit seinem schneeweissen Jungen in einem Horst. In Mweya, dem touristischen Zentrum des verzettelten Nationalparks, fahren wir nach dem Registrieren zum Campingplatz der über dem Kanal liegt. Wir können draussen gemütlich ein Bier trinken und mit einigen Chips etwas Dip schaufeln. Zwanzig Meter neben uns grasen friedlich, aber vorsichtig und aufmerksam zwei Warzenschweine. Heute Nachmittag haben wir Glück mit dem Wetter, ein Gewitter zieht haarscharf an uns vorbei. Unten vom Kanalufer herauf hören wir die Flusspferde grunzen. Mit dem Fleisch aus Mbarara machen wir in bewährter und sicherer Art ein Voressen im Dampfkochtopf und die Qualität des Fleisches ist gar nicht übel. Endlich funktioniert auch unser Anschluss ans weltweite Netz direkt aus unserem MGD wieder. So kommen wir natürlich eher später ins Bett, nicht nur, aber vor allem deswegen. Dann hält uns aber auch die nicht weit entfernt jammernde Hyäne nicht mehr vom Schlafen ab.

Donnerstag, 25.11.2010 – Queen Elizabeth Nationalpark

Gemäss unseren Reiseführern soll dieser Campingplatz nachts von Tieren, vor allem Flusspferden, übertrieben gesagt geradezu überlaufen sein. Wir merken aber nichts davon, vielleicht haben wir einfach zu tief geschlafen. Am frühen Morgen beginnen die Vögel in den Büschen um uns herum ziemlich viel Lärm zu machen und trotzdem schlafen wir recht lange, Isabella sogar fast bis um zehn Uhr. Den ersten Morgen im Park nach dem langen Abend gestern machen wir blau. Dafür tun wir ein bisschen dies und das, schauen den Vögeln vor unseren Fenstern nach, machen einen groben Plan, was wir in diesen drei Tagen im Park überhaupt machen wollen und essen dann ein spätes Frühstück. Um halb zwei Uhr tuckern wir endlich los, zurück zum Katunguru Gate. Unterwegs sehen wir uns noch die beiden Einzelcampingplätze in der Wildnis an, von denen wir einen übermorgen vielleicht benützen wollen. Unterwegs ist nicht viel Wildlife zu sehen, wir müssen uns, abgesehen von den obligaten Büffeln am anderen Kanalufer, mit einigen Wildschweinen begnügen. Wir machen einen Abstecher auf den Leopard-Drive auf dem uns dann immerhin einige Elefanten begegnen. Am Gate erkundigen wir uns nach der Möglichkeit uns für nächste Nacht hier hinstellen zu können, erhalten aber eine abschlägige Antwort. Auf dem kurzen Stück Teerstrasse bevor wir zu den Kasenyi-Plains rechts abbiegen sehen wir fast alles was wir schon gesehen haben, allerdings in etwas weiterer Entfernung. Die Kasenyi-Ebene ist mehr offene Grassavanne und hier sehen wir viele, viele Kob-Antilopen. Die sind das Hauptfutter für die hier lebenden Löwen, von denen wir einige zu entdecken hoffen. Vorerst fahren wir jedoch einem Gewitter entgegen von dem wir aber, einmal mehr, nur einige Tropfen abbekommen. Unterwegs sehen wir neben den Antilopen auch viele Büffel, einige Waterbuck, wenige Reedbuck und genau ein einsames Hippo in einem Pool einer Sumpflandschaft. Wir fahren bis nach Kisenyi am Lake George, das vom Nationalpark ausgenommen ist und einen eher tristen Eindruck macht. Wir kehren noch vor den ersten Häusern um und machen uns auf den Rückweg, auf dem wir wohl die gleichen Tiere wieder sehen. Am neuen Gate, von dem wir nicht wissen wie es heisst und das eigentlich gar kein Tor ist, fragen wir bei Einbruch der Dunkelheit, ob wir auf dem schön grossen Kiesparkplatz für die Nacht parkieren dürfen. Aber auch hier will man uns nicht haben, offensichtlich wurde die Anweisung ausgegeben, dass gefälligst im Camp in Mweya genächtigt werden soll. Immerhin machen sich die Angestellten die Mühe einen Vorgesetzten anzurufen, was dann mangels Guthaben auf ihrem Handy mit unserem Telefon geschieht. Der lässt ausrichten, dass es nicht erlaubt sei, ausser wir bezahlten die Campinggebühr von 15’000 Schilling pro Person. Wir beissen in den sauren Apfel, denn es ist bereits relativ spät und dunkel, und wir wollen morgen ja bei Sonnenaufgang noch einmal diesen Teil des Parks befahren. So bleiben wir stehen und verziehen uns ins MGD wo wir uns gleich mit dem Nachtessen beschäftigen. Der übriggebliebene Teil des Fleisches vom Voressen von gestern wird zu einem Nasi verbraten. Dazu gibt’s Tomatensalat, nächstes Mal hoffentlich wieder mit geschmackvolleren Tomaten. Damit wir morgen auch früh raus mögen geben wir uns Mühe früher schlafen zu gehen, was allerdings angesichts des eher späten Essens wieder nur mit Mühe gelingt.

Freitag, 26.11.2010 – Queen Elizabeth Nationalpark

Wir schlafen auch diese Nacht gut, die grunzenden Hippos und bellenden Hyänen haben irgendwann Ruhe gegeben. Um halb sechs Uhr geht unser Wecker und gut eine Stunde später fahren wir los. Der Ranger der das Geld fürs Campieren kassieren soll meint, dass wir ja bei unserer Rückkehr bezahlen können. Auch gut. Wir fahren auf der Hauptpiste wieder ostwärts aber ausser einem einsamen Kob-Bock gibt es nicht viel zu sehen. Schon bald biegen wir auf eine kleine Erdpiste ab die durch die Savanne gegen Norden führt. Auch hier ist nicht viel los, ab und zu taucht mal ein Warzenschwein oder ein Waterbuck auf. Die einzige Überraschung sind zwei Elefantenbullen die wir in diesem Teil des Parks nicht unbedingt erwartet haben. Wir nähern uns immer mehr dem Äquator und fast auf den Meter genau dort steht eine Wasserbockherde. Isabella schiesst einige Fotos, aber wir stossen nicht mehr mit einem Glas Champagner an wie vor über zwei Jahren auf dem Weg in den Süden. Wenige Kilometer später stossen wir auf das Dorf Hamukungu am Lake George. Wir fahren an der am Dorfrand liegenden Schule vorbei wo uns viele der Kinder mit einer abschätzigen Handbewegung begrüssen. Kein sehr netter Empfang auf der Nordhalbkugel... Wir können es insbesondere nicht verstehen, da die Dörfer innerhalb des Nationalparks 20% der Eintrittsgebühren erhalten, sie also von unserer Anwesenheit direkt profitieren. Wir kehren um und fahren mangels Alternativen auf dem selben Weg wieder zurück. Exakt auf dem Äquator stellen wir uns neben die Piste um das Frühstück nachzuholen, das aus leckeren Eiern im Toastloch besteht. Danach fahren wir noch ein Stück in den südlichen Teil der Kasenyi-Ebene wo wir neben anderem eine recht grosse Herde von Büffeln entdecken. Wir kehren auch hier um, aber diesmal aus Zeitgründen, denn wir müssen spätestens um vier Uhr wieder in Mweya sein, wo unsere Bootsfahrt auf dem Kazinga-Kanal beginnt. Am Gate an dem wir genächtigt haben will der Kassier auch jetzt nicht wirklich kassieren, er meint, wir sollen dann in Mweya bezahlen. Damit ist die Geschichte für uns gegessen und wir machen uns auf den Weg dorthin. Wir benützen die öffentliche Strasse nach Katwe zum Main-Gate, die sich als ziemlich nervige Wellblechpiste entpuppt. Unterwegs kommen wir nicht nur am Nyamununka Kratersee vorbei an dessen Ufer fast rundherum Büffel stehen und liegen, sondern auch an einigen Feuern, die offensichtlich von der Parkverwaltung zum Abbrennen des Grases gelegt werden, wie wir selber feststellen können. Auf den siebeneinhalb Kilometern vom Parktor bis zur Mweya Halbinsel ist wieder nicht sehr viel zu sehen, abgesehen von ein paar Mungos jedenfalls nicht mehr als auf der öffentlich zugänglichen, gebührenfreien Transitstrasse. In der Mweya Safari Lodge, deren Bootsausflugsangebot wir benützen wollen, bescheidet man uns, dass wir die einzigen Interessenten wären und wir deshalb den doppelt so hohen Minimaltarif für das Boot bezahlen müssten. Wir winken dankend ab, dürfen dann aber schliesslich doch für den normalen Preis fahren. Am Bootssteg erwarten uns schon der Schiffsführer und der Guide. Wir erhalten tatsächlich eine Privattour die nichts zu wünschen übrig lässt. Am gegenüberliegenden Ufer des Kanals das wir ansteuern liegen Dutzende von Büffeln im Wasser und zwei Elefanten sind gerade dabei das Papyrusschilf einer kleinen schwimmenden Insel abzuernten. Dazwischen schwimmen unzählige Nilpferde, so dass wir immer wieder um sie herumkurven müssen. Es sind so viele, dass man sie mit der Zeit schon fast nicht mehr beachtet. Das Hauptaugenmerk gilt aber sowieso den Vögeln, von denen es entlang des Ufers nur so wimmelt. Wir kommen kaum mit, unsere Ferngläser auf all die Vögel zu richten die uns der Guide zeigt. Es sind viele Watvögel, unterschiedliche Störche und Reiher, natürlich die stolzen Schreiseeadler und, unglaublich aber wahr, Dutzende und Aberdutzende von Pied Kingfisher. Sie sitzen alle paar Meter alleine, zu zweit oder zu mehreren auf irgendwelchen Ästen. Sie sind aber nicht die einzige Eisvogelart, wir sehen auch noch einen wunderschönen Graukopfliest, so viel Malachiteisvögel wie noch nie in unserem kurzen Leben und sogar einen African Pygmy-Kingfisher. Keine Frage, heute ist wieder einmal der Tag der Eisvögel. Leider geraten wir nach rund einer Stunde in ein ausgewachsenes Gewitter und diesmal erwischen wir nicht nur ein paar Tropfen. Die Crew gibt sich alle Mühe, dass wir trocken bleiben, indem wir Pelerinen erhalten und die seitlichen Schutzwände heruntergelassen werden. Nachdem das Gröbste ausgestanden ist setzen wir unsere Fahrt bis zur Mündung des Kazinga-Kanals in den Edwardsee fort. Es gibt noch eine Kolonie von hunderten von Möwen, genauer gesagt Weissflügelseeschwalben, und eine mit eben so vielen Weissbrustkormoranen, Pelikanen, Marabus, Nimmersatt und einem einzelnen Heiligen Ibis. Leider sind die Bedingungen fürs Fotografieren nun alles andere als ideal. Nach diesem wunderbaren Ausflug machen wir uns auf den Weg zu unserem Campingplatz in der Wildnis über dem Kanal. Es ist schon recht spät und so machen wir uns nach dem verdienten Apéro-Bier ein eher einfaches Nachtessen aus gut gewürztem Reis. Im Kanal unten grunzen noch die Flusspferde und neben den fast schon obligaten Hyänen hören wir heute auch den König der Tiere nicht allzu weit entfernt brüllen. Je später der Abend desto ruhiger wird es aber und wir hören nur noch einige Kröten und das Gezirpe von Insekten bevor wir ins Land der Träume entschwinden.

Samstag, 27.11.2010 – Fort Portal

Unsere Reiseführer schreiben zwar davon, dass Begegnungen mit grossen Säugetieren auf unserem speziellen, einsamen Campingplatz eher die Norm als die Ausnahme sein sollen. Davon kann aber keine Rede sein, denn selbst wenn wir tief geschlafen haben sollten, hier war garantiert nichts los. Die einzigen Spuren die seit dem Regen von gestern nachmittag auf dem jungfräulichen Boden um unser MGD herum hinterlassen wurden sind die von Obelix und einem kleinen Tier mit Krallen, vielleicht einem Mungo. Bei Beginn der Dämmerung wecken uns die Vögel noch vor dem gestellten Wecker. Sonst ist aber weiterhin nichts los und von den Vögeln ist auch mehr zu hören als zu sehen. So essen wir unser Frühstück und fahren dann los. Wir machen uns auf den Royal Circuit, auf dem es aber auch nicht wirklich viel zu sehen gibt. Es dauert ein Weilchen bis wir einen einzelnen Waterbuck antreffen und noch länger bis wir auf die ersten Elefanten stossen. Es ist also nicht gerade die Hölle los, aber bis wir ziemlich genau am Mittag den zahlpflichtigen Teil des Parks verlassen, sehen wir immerhin rund fünfzig Elefanten. Zuvor entdecken wir auf dem Kob-Drive tatsächlich noch zwei Kob-Antilopen, aber viel mehr Warzenschweine und Wasserböcke. Und die Fahrt über die schmale Piste durch die Grassteppe mit schönen Ausblicken ins Gelände und auf das Ruwenzori-Gebirge, das zu Beginn nur von wenigen Wolken bedeckt ist, ist sowieso ein Genuss. Verglichen mit dem Krüger Nationalpark in Südafrika haben wir hier im Queen Elizabeth Nationalpark zwar einiges mehr bezahlt und dafür sicher keine so grosse Vielfalt an Tieren zu Gesicht bekommen, aber es hat uns grossen Spass gemacht, nach vielen Monaten wieder einmal so richtig ausgiebig durch einen Park zu pirschen. Danach geht es auf der Teerstrasse weiter nordwärts, wo wir schon nach wenigen Kilometern zum zweiten Mal den Äquator, diesmal für etwas länger, überqueren. Hier gibt es beidseits der Strasse ein kleines Monument, vor dem wir natürlich das obligatorische Touri-Foto schiessen. Gemäss GPS liegt der wahre Äquator dann allerdings noch einige hundert Meter weiter nördlich, genau an der Abzweigung einer Teerstrasse an die kongolesische Grenze. Wir fahren weiter nach Norden, den Ausläufern der Ruwenzoriberge entlang und steigen aus dem Rifttal wieder auf deutlich über 1’000m auf die westliche Seite. Unterwegs kaufen wir einige Bananen, Tomaten und Avocados und kommen schliesslich nach Fort Portal, der wichtigsten Stadt im Westen von Uganda. Hier decken wir uns im besten Supermarkt mit wenigen Sachen ein und fahren dann einige Kilometer westwärts zu den Amabere Caves. Die Höhle interessiert uns nicht besonders, Isabella hat wegen ihrer Platzangst eh keine Freude an solchen Attraktionen, aber hier soll es einen hübschen Campingplatz geben. Gerade als wir ankommen öffnet der Himmel seine Schleusen. Auf der Wiese auf die wir uns stellen sollen hat es nach kurzer Zeit schöne Pfützen und wir sind skeptisch, dass der Rasen Obelix’ Gewicht aushält. Als es nach einer geraumen Weile schliesslich wieder zu regnen aufhört fahren wir ganz vorsichtig auf die Wiese und sind überrascht, dass wir nicht mehr Schaden anrichten. Nach dem wiederum langen Tag beginnen wir schon bald mit dem Znacht. Aus dem letzten Teil Fleisch aus Kabale kocht Isabella Beef mit Gemüse an Rotweinsauce. Es schmeckt wie immer lecker. Obwohl wir müde sind bleiben wir zu lange auf, denn wir wissen, dass wir morgen ausschlafen können.

Sonntag, 28.11.2010 – Fort Portal

Nach fünf Tagen auf Achse gönnen wir uns wieder einmal einen Ruhetag, es ist schliesslich auch Sonntag. Wir schlafen also aus und werkeln dann etwas an unseren Laptops. Es gibt ja immer etwas zu tun. Das Wetter geizt nicht mit Sonne und die Temperaturen sind ganz angenehm. Bis wir frühstücken ist es bereits Mittag und nach langer Zeit geniessen wir wieder einmal ein Rührei. Mit etwas Zopf anstelle des Toastbrotes wäre es sogar noch besser. Am Nachmittag zieht dann schon wieder ein Gewitter auf, das allerdings nicht so heftig ausfällt wie gestern. Dafür fällt unser Ausflug zum nahen Wasserfall den man rauschen hört ins Wasser. Nach etwas Dip und Bier gehen wir schon bald zum Abendessen über. Heute gibt es wieder einmal von den kleinen Cervelats aus Kenia die in Halbscheibchen geschnitten zusammen mit Kartoffelwürfeln und vielen Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen gebraten werden. Lecker!

Montag, 29.11.2010 – Nkingo

Wir erwachen auch heute zu Sonnenschein auf unserem Rasenplätzchen vor der sehr europäisch anmutenden Villa die im Moment unbewohnt ist. Nach einem Kaffee bei dem wir besprechen, was wir heute denn anstellen wollen, gibt’s Frühstück. Nachdem wir reisefertig sind besuchen wir aber noch schnell den Wasserfall, der in nicht allzu grosser Entfernung über eine rund zehn Meter hohe Klippe stürzt. Dann geht’s zuerst wieder ins Städtchen Fort Portal, wo wir zur Sicherheit noch etwas mehr Diesel bunkern und einige Sachen in Andrew’s Supermarket kaufen. Danach halten wir wieder nach Süden, diesmal aber auf einer Erdpiste die in die Gegend des Kibale Forest Nationalparks und einer ganzen Reihe von Kraterseen führt. Unser Ziel ist im Moment aber weder das eine noch das andere, denn wir wollen zum Bigodi Wetland Sanctuary, einem Feuchtgebiet, das berühmt für seine Vogelvielfalt ist. Dabei müssen wir den Nationalpark durchqueren und diese Strecke führt durch schönen Urwald. Die einzigen Tiere die wir dabei sehen sind drei Sippen von Pavianen, abgesehen von einer Herde von Kühen, die auch gerade durch den Park getrieben wird. Bei einer Brücke will Isabella rasch aussteigen um ein Foto des Urwaldflüsschens zu schiessen. Dabei passiert das Malheur: Sie stürzt aus der Fahrerhaustür rund anderthalb Meter auf die Piste. Wie das ganz genau geschehen ist weiss sie eigentlich auch nicht. Was wir aber wissen ist, dass sie sich weh getan hat. Sie hat verschiedene Schürfungen und Prellungen, die Schulter und der Ellbogen schmerzen und die Lippe ist auf der Innenseite aufgeplatzt. Wenigstens ist die Nikon die sie während des Abflugs in den Händen hielt noch ganz... Humor ist wenn man trotzdem lacht! Jetzt gilt es erst einmal alle Wunden zu desinfizieren und abzudecken. Was Thomas vor allem beunruhigt ist ein stechender Schmerz, der ab und zu an der Wurzel ihres rechten Daumens auftritt. Vielleicht müssen wir die Hand gelegentlich mal röntgen lassen. Wir fahren dann die letzten Kilometer weiter zum Bigodi Naturschutzgebiet um uns trotzdem über die Einzelheiten für einen Vogelbeobachtungsspazierganz zu informieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Isabella morgen früh einen Feldstecher halten kann ist allerdings ziemlich gering. Nicht weit entfernt liegt die Kibale Safari Lodge, bei der wir uns wegen der Schräge des Geländes mit einigen Schwierigkeiten hinstellen. Beim Essen brechen jetzt wohl harte Zeiten an, wenn der Chefkoch ausfällt. Thomas holt heute ein schon lange abgelaufenes Fertiggericht aus der Schweiz hervor das zwar gerade noch essbar ist, aber verglichen mit dem was wir uns gewohnt sind natürlich eine Zumutung ist.

Dienstag, 30.11.2010 – Nkingo

Wir lassen die Vögel heute morgen alleine fliegen und schlafen lange, Isabella auch dank dem Schmerzmittel, das sie gestern entgegen ihren Gewohnheiten noch vorsorglich genommen hat. Wir beschliessen den heutigen Tag hier abzuwarten um zu sehen, wie sich alle ihre Blessuren entwickeln, um dann morgen eventuell doch nochmals einen Anlauf mit dem Feuchtschutzgebiet zu machen. Heute lassen wir sogar für einmal unsere Laptops in Ruhe und lesen dafür den ganzen Tag in einem Buch das auch kein Reiseführer ist. Vielleicht hilft es ja bei Isabellas Genesung. Zum Znacht gibt es einen Salat Matmata, das bringt unter Anleitung auch der Hilfskoch zustande.

Mittwoch, 01.12.2010 – Kampala

Es ist leider nicht so geworden, dass wir sagen könnten: back to normal. Aufgrund unserer Analyse befürchten wir, dass Isabella einen Mittelhandknochen gebrochen haben könnte und beschliessen deshalb auf dem schnellsten Weg nach Kampala zu fahren und dort ihre rechte Hand röntgen zu lassen. Bis wir allerdings losfahren ist es bereits nach elf Uhr und bis in die Hauptstadt sind es gut dreihundert Kilometer. Wir rotteln nach Fort Portal zurück und sehen diesmal im Nationalpark keine Paviane. Dann geht es immer ostwärts unter einem grauen Deckel, der es schliesslich auch kräftig regnen lässt. Immerhin ist die Strasse sehr gut, so dass wir für einmal schnell vorankommen. Trotzdem ist klar, dass wir bei Dunkelheit in Kampala ankommen werden. Das stört Thomas aber nicht gross, er liebt ja den nächtlichen Strassenkampf. Der beginnt dann allerdings schon rund 50km vorher in Mityana. Ab hier wird die Strasse neu gebaut und auf der Baustelle geht es ziemlich wild zu und her. Oft ist es sehr eng, aber es wird gerade jetzt in der Dunkelheit einfach drauflosgefahren. Zwei, drei mal bleibt nur eine Handbreit zwischen uns und einem entgegenkommenden Lastwagen. So benötigen wir für diese 50km fast zweieinhalb Stunden und es wird gegen neun Uhr bis wir im Kampala Backpackers eintreffen. Wir stellen uns rasch hin und gehen dann ins Restaurant um noch etwas zu essen. Die Auswahl ist allerdings nicht mehr sehr gross und wir bestellen zwei heisse Sandwiches, eines mit Käse und eines mit Speck. Die werden als sie auf den Tisch kommen mit einem Bier hinuntergespült und wir lassen es gut sein.

Donnerstag, 02.12.2010 – Kampala

Irgendwie muss es die ganze Nacht schwach geregnet haben, denn es fallen durchgehend einzelne Tropfen von den Bäumen auf unser Dach. Als erstes versuchen wir am Vormittag das Schweizer Konsulat anzurufen um deren Empfehlung für eine Klinik oder einen Doktor hier in Kampala zu erfragen. Wir bleiben aber ohne Rat, denn das Telefon wird einfach nicht abgenommen, so dass wir langsam an der Richtigkeit der Nummer zweifeln. Darauf versuchen wir es bei der deutschen Botschaft, aber auch hier müssen wir es lange läuten lassen. Schliesslich nimmt dann doch noch jemand ab, nur um uns aufzufordern, es in zwanzig Minuten noch einmal zu versuchen. Bei einem letzten Versuch beim Schweizer Konsulat haben wir dann endlich Glück und uns werden zwei Kliniken genannt, die auch in unseren Reiseführern an erster Stelle stehen. Nach dem Frühstück fahren wir zu “The Surgery“, wo Isabella erstaunlich rasch drankommt. Die Doktorin findet nichts Gravierendes, zur Sicherheit wird die Hand aber noch geröntgt, dank Isabella sogar die richtige. Auch das Röntgenbild zeigt keinen Bruch. Ein Plastiksäcklein mit einigen Schmerztabletten ist das einzige, was Isabella verschrieben bekommt. Wir sind natürlich sehr erleichtert und fahren als nächstes zum Garden City Shoppingcenter. Hier gibt es zwei Supermärkte die wir unter die Lupe nehmen wollen. Zuerst gibt es etwas Ärger darüber, wo wir Obelix parkieren dürfen, denn sie wollen uns nicht in der Nähe des Gebäudes haben. Als wir sehen, dass alle Fahrzeuge die ins Parkhaus fahren zuerst durchsucht werden verstehen wir, dass dies wohl eine Sicherheitsmassnahme ist. Während des Finalspiels der Fussball-WM in Südafrika gab es in Kampala zwei Sprengstoffanschläge die über siebzig Todesopfer forderten und offensichtlich fürchtet man sich vor weiteren Attentaten. Sogar beim Eintritt in den Supermarkt werden wir mit Metalldetektoren überprüft. Es piepst zwar allenthalben, aber eine genauere Inspektion findet dann doch nicht statt. Anschliessend fahren wir noch zum südafrikanischen Shoprite in der Lugogo Mall von dem wir uns einiges erwarten, der uns aber mit seinen vielen leeren Gestellen und höheren Preisen eher enttäuscht. Wenigstens können wir hier in einer Wechselstube noch unsere übriggebliebenen tansanischen Schillinge in ugandische umtauschen. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Red Chilli Hideaway, dem anderen Backpacker mit Campingmöglichkeit auf der anderen Seite der Stadt und hier scheint es etwas mehr Volk als im Kampala Backpacker zu haben. Die Bedingungen sind auch hier nicht ideal für uns, wir müssen auf dem grossen Platz mit Steinen basteln, bis wir einigermassen eben stehen. Aus dem Shoprite haben wir Hackfleisch mitgebracht und so ist nicht nur der Tag mit der guten Nachricht über Isabellas Arm, sondern auch der Abend mit einem leckeren “Gehacktes mit Hörnli“ gerettet.

Freitag, 03.12.2010 – Kampala

Da wir nun ja wissen, dass Isabella bei ihrem Sturz glücklicherweise keine ernsthafte Verletzung davongetragen hat benützen wir den heutigen Tag neben anderem dazu, die weiteren Reisepläne für Uganda zu schmieden. Das geht natürlich am Besten bei einer Tasse ugandischem Kaffee. Der Besuch des Murchison Falls Nationalparks steht nun wieder auf dem Programm. Am Mittag beginnt es kräftig zu regnen und es würde uns ehrlich gesagt nichts ausmachen, wenn es einmal für einige wenige Tage trocken bleiben würde obwohl wir im MGD ja schön geschützt sind. Für unser Feierabendbier, wieder bei sonnigem Wetter, gehen wir heute in die belebte Bar des Red Chilli Hideaway. Es ist witzig zu sehen, dass heutzutage eine Steckdosenleiste das wichtigste Infrastrukturteil eines Backpackers zu sein scheint. Dort sind Dutzende von Akkuladegeräten für Handys und Kamerabatterien angeschlossen. Als wir sehen, dass heute Pizzaabend ist und sie sogar einen holzbefeuerten Steinofen einheizen, können wir nicht widerstehen und bestellen je eine. Die Käsefladen sind wirklich sehr grosszügig belegt und schmecken gut, einzig der Teig ist nicht knusprig gebacken. Aber dieses Problem haben wir ja bei unseren eigenen Pizzas auch noch nicht gelöst.

Samstag, 04.12.2010 – Masindi

Wir stellen heute den Wecker. Zwar nicht speziell früh, aber seit wir bei der Einreise nach Uganda die Zeit um eine Stunde verstellen mussten schlafen wir morgens einfach länger. Heute machen wir vorwärts und bringen es fertig, nach dem Frühstück sogar noch einen Wassertank zu füllen und trotzdem “schon“ um halb elf Uhr loszufahren. Zuerst geht’s nochmals zum Shoprite um einige wenige Sachen zu kaufen, kurz darauf erhält Obelix noch etwas Most. Wir kommen eigentlich erstaunlich gut durch den berüchtigten Verkehr von Kampala, erst in den nördlichen Vororten stockt es ab und zu etwas. Bald aber verdünnt sich der Verkehr zusehends und auch die Besiedlungsdichte nimmt stark ab. Wir fahren meist durch flaches Land und je weiter nördlich wir kommen, desto savannenhafter wird die Landschaft. Als wir den ersten nördlichen Breitengrad passieren öffnet sich vor uns zum ersten Mal seit langer, langer Zeit ein wolkenloser Himmel. Dafür steigt auch die Temperatur wieder deutlich über 30 Grad. Die Strasse Richtung Gulu auf der wir fahren ist dank kürzlicher Neuteerung in tadellosem Zustand, wie von den Leuten im Red Chilli versprochen. Unterwegs gibt es wenige Highlights. So zum Beispiel blühende Kaffeesträucher, etwas, das wir bisher noch nicht gesehen haben. Kurz vor Masindi sehen wir auch noch eine ganze Gruppe von Sattelstörchen in einem Feld stehen. Wir sind schon um sechzehn Uhr in Masindi und beschliessen, obwohl es bis in den Budongo Forst, unserem eigentlichen Ziel vor dem Murchison Falls Nationalpark, nicht mehr weit wäre, es für heute nach etwas über 200km gut sein zu lassen. Im New Court View Hotel gibt es für einmal einen schön ebenen Platz um uns hinzustellen. Es wäre richtig toll, wenn er nicht gleich auf zwei Seiten von einer Strasse gesäumt würde. Aber nachts sind erfahrungsgemäss nicht viele Fahrzeuge unterwegs, so dass wir uns keine grossen Sorgen wegen unseres Schlafs machen. Zum Znacht gibt’s wieder einmal ein Curry und wir freuen uns richtig darauf. Hinein kommt diesmal ein Broccoli und einige süsse Banänchen. Zusammen mit den verschiedenen Gewürzen ereignen sich im Gaumen richtige Geschmacksexplosionen...

Sonntag, 05.12.2010 – Murchison Falls Nationalpark

Am Morgen nehmen wir es richtig gemütlich, was wir uns angesichts der kurzen Distanz bis zum Budongo Waldschutzgebiet auch leisten können. So gibt’s wie es sich für einen Sonntag eigentlich gehört Eier zum Frühstück, diesmal Sunny Side Down. Da Isabellas Arm beim Heben doch noch Schmerzen verursacht, sie also Schwierigkeiten hat, über länger Zeit ein Fernglas auf Augenhöhe zu halten, entschliessen wir uns kurzfristig zuerst in den Murchison Falls Nationalpark zu fahren. Die Vögel im Budongo Forst nehmen wir uns dann auf dem Rückweg vor. Kurz vor Mittag fahren wir los, allerdings zuerst noch einmal ins Städtchen, denn um in den Nationalpark zu fahren benötigen wir noch mehr Geld. Wir haben zuerst Bedenken, dass wir überhaupt Geld kriegen, denn es ist Sonntag und gestern haben wir vor den Automaten lange Schlangen gesehen. Aber bei der Barclays Bank finden wir einen einsamen Bankomaten der erst noch eine Million Schillinge aufs Mal ausspuckt. Von Masindi nordwärts führt uns unter einem wolkenlosen Himmel eine sehr gute Piste, die beste die wir bisher in Uganda gefahren sind, rasch zum Eingangstor des Nationalparks. Wir wollen auch in diesem Park drei Tage bleiben und laden darum gleich die Hälfte des Geldes, das wir gezogen haben hier wieder ab. Der Ranger will, nachdem er Obelix gesehen hat, für ihn nachträglich 150 US-Dollar statt 50 kassieren. Durch bestimmtes Auftreten und den Hinweis, dass wir im Queen Elizabeth Nationalpark auch nur 50 Dollar bezahlt hätten, können wir ihn davon wieder abbringen. Nach wenigen hundert Metern begegnen wir schon zwei der grossen Ground-Hornbills. Es sind die ersten von der Sorte Northern Ground-Hornbill, die in der nördlichen Hemisphäre vorkommen, und wir sind ja schliesslich auf fast zwei Grad Nord. Die Piste ist auch im Park hervorragend, zumindest dort wo sie bereits neu hergerichtet ist. Auf dem weiteren Weg bis zum Murchison Wasserfall ist nicht gerade die Hölle los, aber gemäss unseren Reiseführern ist das auch nicht zu erwarten. Wir sehen Warzenschweine, Graukopflieste und einige Trupps von Pavianen. Dazu gibt es immerhin noch eine Premiere: Black-and-white Colobus, zu deutsch Seidenaffen, mit einem schwarz-weissen Fell und einem ebensolchen überlangen Schwanz bekommen wir zum ersten Mal zu Gesicht. In Hülle und Fülle gibt es hingegen Tsetsefliegen, die sobald wir anhalten im Dutzend durch die offenen Fenster ins Fahrerhaus einfallen und helle Aufregung verursachen, bis alle mit der Fliegenklatsche erledigt sind. Aber dank Klimaanlage können wir ja auch mit geschlossenen Fenstern fahren. Das ist nicht unangenehm, denn die Temperatur steigt bis auf 36 Grad, nicht zuletzt weil wir das erste Mal seit Tansania wieder ziemlich unter die 1’000m Marke absinken. Eine deutlich schmäler Piste führt uns dann bis zum Wasserfall, wo wir zum ersten Mal in unserem Leben den Nil erblicken. Es ist der sogenannte Viktoria-Nil, wie er auf dem Weg zwischen dem Viktoria- und dem Albertsee, in den er wenige Dutzend Kilometer von hier mündet, heisst. Hier stürzt und zwängt er sich durch einen nur wenige Meter breiten Felsspalt rund vierzig Meter in die Tiefe. Die rohe, ja brutale Kraft des Wassers ist hier spürbar wie nie. Wir sehen uns den Fall von den verschiedenen Plätzen aus an und werden dabei natürlich auch geduscht. Anschliessend verschieben wir uns zum “Top of the Falls“ Campingplatz, der einige hundert Meter flussaufwärts liegt und wo der heranbrausende Fluss rauscht, als ob der Fall schon hier wäre. Hier ist niemand ausser uns und wir können uns sogar problemlos eben hinstellen. Einer der Ranger bringt uns Feuerholz und wir starten nach langer Zeit wieder einmal ein Grillfeuer. So ein gegrilltes Rumpsteak schmeckt einfach lecker vom Grill, aber mit dem gefüllten Butternuss-Kürbis vergeigt es Thomas, die Füllung ist nicht richtig durchgegart. Da fehlt einfach die Übung! Wir können das Gemüse zwar trotzdem essen, aber zum Glück gibt es noch feinen Bouillonreis dazu.

Montag, 06.12.2010 – Murchison Falls Nationalpark

Heute haben wir es auch nicht eilig mit Aufstehen, denn wir müssen nur etwas über 30km fahren. Vor dem Frühstück machen wir noch eine Runde rund um Obelix und entdecken dabei, dass ein Flusspferd wenige Meter von unserem Standplatz entfernt seit gestern Abend seine Fussabdrücke in Obelix’ Spur hinterlassen hat. Unten im tosenden Fluss lebt an einer von einem Felsen geschützten Stelle doch tatsächlich eine ganze Clique von Hippos. Wir fragen uns wie oft es wohl passiert, dass, aus welchem Grund auch immer, eines der Tiere in das mitreissende Wasser gerät und den Fall hinunter gespült wird. Isabella versucht, wie schon erfolgreich praktiziert, mit Gesang die Flusspferde zum Aufsperren ihrer Mäuler zu bewegen. Sie hat aber keinen Erfolg, wahrscheinlich haben diese hier kein Musikgehör. Kurz vor Mittag tuckern wir los und bis zur Fähranlegestelle in Paraa gibt es ausser einigen wenigen Vögeln nichts zu sehen. Um halb drei Uhr legt unser Boot, das uns den Nil hinauf zurück zum Murchison Fall bringen soll, ab. Der Nil ist hier breit und träge. Man hat schon fast das Gefühl, dass man auf dem Albertsee unterwegs ist. Die Bootsfahrt fängt beschaulich an, ab und zu gibt es mal ein Flusspferd oder einen Vogel zu bestaunen. Es ist zwar kein Verglich mit der Fahrt auf dem Kazingakanal, wo man von all den Vögeln, Büffeln und Elefanten fast erschlagen wird. Aber es gibt immer wieder etwas zu sehen, darunter die wunderbaren Red-throated und Northern Carmine Bee-eater, viele Pied Kingfisher, immer wieder mal Egrets und Herons, und zahlreiche African Fish-Eagle auf Bäumen sitzend, um einmal mit den Vögeln zu beginnen. Die kleinen Malachite Kingfisher im Schilf sehen wir wahrscheinlich als Einige der wenigen auf dem Boot, wir halten aber auch speziell nach ihnen Ausschau. An Vierbeinern wimmelt es natürlich wieder von Nilpferden und in diesem Fluss stimmt für einmal diese Variante des Namens. Am Ufer sehen wir verschiedentlich, aber nie wirklich nahe, Elefanten, öfters Waterbuck, auch mit Jungen, wenige Bushbuck, eine Handvoll Jackson’s Hartebeest und wirklich viele Warzenschweine. Nach zwei kurzweiligen Stunden erreichen wir den Fuss des Falls, besser gesagt die vielleicht zwei Kilometer flussabwärts reichenden Strudel, die eine Weiterfahrt verhindern. Der gewaltige Wasserfall macht auf diese Distanz keinen so grossen Eindruck, dazu fehlt vor allem die tosende Geräuschkulisse. Im Fernglas sieht es allerdings immer noch imposant aus. Danach fahren wir zügig zurück nach Paraa und sehen unterwegs noch den einen oder anderen Eisvogel. Wir fahren zum nahe gelegenen Red Chilli Rest Camp, das mit kalten Duschen und fehlendem Licht in denselben glänzt. Macht nichts, Licht haben wir dabei und die erfrischende Dusche ist heute willkommen. Als Nachtessen gibt es ein deftiges Wintergericht, Braten, Kartoffeln und Gemüse aus dem Dampfkochtopf. Sind wir eigentlich noch zu retten? Vielleicht nicht, aber Hauptsache es schmeckt!

Dienstag, 07.12.2010 – Murchison Falls Nationalpark

Heute ist unser Game-Drive Tag, darum geht der Wecker um viertel vor sechs Uhr los. Eine Stunde vorher weckt uns allerdings schon ein schmatzendes Tier draussen, das wir in der Dunkelheit aber nicht sehen können. Nach einem Kaffee und einem Joghurt fahren wir zur Fähranlegestelle, von wo um sieben Uhr die erste Fähre über den Nil ablegen soll. Wir werden für die fünfminütige Fahrt ganz schön zur Kasse gebeten, 64’000 Schilling oder fast dreissig Franken werden fällig. Beim Warten und auf der Fähre selber plauschen wir mit einem älteren, witzigen Ranger, der sich uns gerne als Guide andienen würde. Nach einem kurzen Stück nordwärts biegen wir schon bald nach Westen ab, wo die Büsche fast augenblicklich von einer offenen Grassavanne abgelöst werden. Den Tsetsefliegen scheint diese Umgebung nicht zu behagen, denn mit den Büschen werden wir auch sie los. Der Spickel Land, der sich zwischen den Viktoria- und den Albert-Nil zwängt beherbergt am meisten Tiere im Murchison Falls Nationalpark. Als erstes fallen uns die grossen Gruppen von Giraffen auf. Gleich bei der ersten Begegnung zählen wir zwei Dutzend von ihnen. Im Verlauf des Tages werden es Dutzende die wir sehen und damit ist’s natürlich der Tag der Giraffen. Es gibt aber auch ebenso viele Hartebeest zu sehen, viele Kob-Antilopen, einen einzelnen Elefanten und natürlich Büffel. Die nördlichste Piste die dem Albert-Nil folgt wird uns mit der Zeit etwas zu abenteuerlich und wir fahren wieder landeinwärts um festeren Boden unter Obelix Finken zu kriegen. Trotzdem peilen wir den westlichsten befahrbaren Punkt im Delta an, den wir auch erreichen. Eigentlich wollten wir hier ja unser Frühstück nachholen, aber Isabella entdeckt rund um die Sonne ein Halo. Bei uns in Europa ist das in der Regel ein Anzeichen für einen Wetterwechsel und im Osten ist der Himmel bereits mit grauen Schleierwolken tapeziert. Bei diesen Pisten wollen wir nicht riskieren vom Regen überrascht zu werden und machen uns deshalb ohne Pause auf den Rückweg. Wir sehen die selben Tierarten wieder, diesmal fallen uns aber auch die vielen kleinen Oribi-Antilopen auf, die oft am Pistenrand grasen. Mit der Vieruhrfähre fahren wir zurück auf die andere Seite des Nils, diesmal hat Obelix im Gegensatz zum Morgen den ganzen Ponton für sich alleine. Auf dem Campingplatz stehen immer noch Sonja und Marc, die gestern abend relativ spät angekommen waren, mit ihrem Mercedes G. Wir plaudern ein wenig mit ihnen bis es Zeit wird endlich etwas Rechtes in unser Bäuche zu befördern. Von der Hälfte des Bratens von gestern machen wir ein Nasi, das allerdings eher wie ein Reisfleisch aussieht. Aber auch das kann man mit Stäbchen essen.

Mittwoch, 08.12.2010 – Hoima

Nachdem wir gestern ja ganz schön viele Tiere gesehen haben und wir nicht damit rechnen ausgerechnet heute Löwen oder anderen Katzen zu begegnen, nehmen wir es am Morgen gemütlich. Wir setzen uns dafür mit einem Kaffee nach draussen um a) die angenehme Temperatur zu geniessen und b) etwas nach Vögeln Ausschau zu halten. Kurz vor Mittag, nach Frühstück und einer erfrischenden Dusche, machen wir uns auf zum Parkausgang, der nicht sehr weit entfernt ist. Wir fahren westwärts dem Albertsee entgegen auf einer brandneuen Piste bis nach Busio. Ab hier geht es dem See entlang auf einer nicht mehr so guten Piste. Vom See sehen wir aber lange nichts, dafür ist das Ufer doch zu weit weg. Dafür entdecken wir eine ganze Herde von Kob-Antilopen, die gleich links der Strasse und noch im Bugungu Wildreservat grasen. Schliesslich klettern wir aus dem Rift Valley, in dem der Albertsee liegt, nach Biso hinauf aufs Inlandplateau. Wir steuern das Budongo Waldschutzgebiet an, das auf dem Weg nach Masindi liegt. Hier befindet sich die sogenannte Royal Mile, ein bekanntes Vogelbeobachtungsgebiet. Wir fahren direkt zur Forstschule wo die Vogelmeile liegt um uns über die Modalitäten schlau zu machen. Insgeheim hoffen wir beim dortigen Gästehaus gleich nächtigen zu dürfen, damit wir morgen zeitig zur Vogelpirsch starten können. Es ist aber alles ganz anders und wir müssen zurück zur Busingiro Campsite, an der wir vorbeigefahren sind und von wo aus alles organisiert wird. Als wir dort ankommen ist aber ausser einem Wächter der kein Wort Englisch spricht niemand da. Der Wächter zeigt uns eine Telefonnummer, die einem der Führer gehört. Natürlich haben wir genau hier mit unserem lokalen Orange-Handy keinen Empfang. Mit der Zain-Karte würde es zwar gehen, aber nach kurzer Zeit ist unser kleines verbliebenes Guthaben aufgebraucht. Der Führer ruft zwar zurück, aber die Verbindung ist miserabel. So bekommen wir gerade knapp mit, dass alles irgendwie nicht so einfach ist. Inzwischen erkundigen wir uns beim Wächter wegen dem Camping, aber auch hier weiss er keinen Bescheid und offensichtlich ist die Person, die zuständig ist, auch nicht da. Nun wird es uns zu blöd und wir beschliessen die Royal Mile sausen zu lassen und statt dessen das verbleibende Tageslicht zu nutzen um südwärts gut vierzig Kilometer bis nach Hoima zu fahren. Die Piste führt über viele Hügel und ist meist in ganz anständigem Zustand. Eingangs des Städtchens und bereits bei Dunkelheit werden wir noch auf eine kleine, abenteuerliche Umfahrung geschickt die uns schliesslich auf ein Stück übel zerstörte Teerstrasse bringt. Wir suchen die African Village Guestfarm, haben angesichts fehlender GPS-Koordinaten und Dunkelheit aber etwas Mühe sie zu finden. Schliesslich finden wir sie entlang eines üblen Stücks Piste, das westlich zur Stadt hinausführt. Das Tor ist mit einer Kette verschlossen und niemand ist da. Immerhin haben wir in unserem Reiseführer eine Telefonnummer unter der sogar jemand Antwort gibt. Die Frau kann den Torwächter aber nicht erreichen und rät uns, doch einfach eine andere Unterkunft in der Stadt zu suchen. So einfach geht das! Es ist bereits acht Uhr und so stellen wir uns einfach auf das ebene Stück Grasland neben dem Tor. Wir machen uns rasch Spaghetti Bolo und sonst nichts zum Znacht. Wollen wir mal schauen ob noch irgend jemand auftaucht heute abend, sonst ist es uns auch recht.

Donnerstag, 09.12.2010 – Kampala

Da wir gestern für einmal zu einer rechtschaffenen Zeit schlafen gegangen sind erwachen wir zusammen mit dem beginnenden Tag. Wir machen uns nur einen Kaffee und schauen, dass wir von unserem ruhigen, aber ungewöhnlichen Schlafplatz wegkommen. Der Torwächter, von dem gestern abend nichts zu sehen war, versucht, nachdem er uns offensichtlich bemerkt hat, bis zu unserer Abfahrt erfolglos das Kettenschloss des Tores zu öffnen. Auch gut, das erspart uns jegliche Diskussion. Ausgangs Hoima zweifeln wir schon ob wir die richtige Strasse erwischt haben, aber ein Wegweiser bestätigt uns, dass wir auf dem Weg nach Kampala sind. Die Strasse ist tatsächlich neu und makellos, so wie wir es uns aufgrund von Berichten erhofft hatten. Das Wetter kann allerdings nicht ganz mithalten, es ist grau wie an einem Herbsttag. In Kiboga wird es dann richtig düster, man spürt dass etwas in der Luft liegt. Kurz darauf beginnt es zu regnen und nicht zu knapp. Während einer Stunde fahren wir durch zünftigen Regen und sind froh, dass wir nun nicht auf einer der schmierigen, in Uganda Murram-Road genannten Erdpisten unterwegs sind. So kommen wir weiter gut vorwärts und können uns unterwegs sogar einen Kaffeestopp gönnen. Am frühen Nachmittag kommen wir nach Kampala und auch hier geht es zunächst noch ganz flott vorwärts. Wir wollen uns den zweiten Shoprite im Stadtzentrum von Kampala anschauen. Das erweist sich als eher unglückliche Idee, denn als wir auf die Namirembe Road kommen die an den beiden zentralen Taxistandplätzen vorbeiführt geht nicht mehr viel in Sachen Distanzgewinn. Nun kämpfen wir nur noch mit den Minibusfahrern, die gar nichts kennen und immer noch eine zusätzliche Spur eröffnen, um Zentimeter. Wenn zwischen den Fahrzeugen mehr als eine Handbreit Platz bleibt zwängen sich noch Fussgänger, Velotransporteure und Motorradtaxis dazwischen. Manchmal passiert es, dass sie von den Autos eingeschlossen werden und weder vor noch zurück können. Wir müssen immer wie Häftlimacher aufpassen, dass wir niemanden überfahren wenn es wieder in paar Zentimeter vorwärts geht, denn die genannten Verkehrsteilnehmer können wir von unserem Fahrerhaus aus oft nicht sehen. Es ist die extremste Stadtfahrt die wir je gemacht haben, die chaotischen Verkehrsverhältnisse sind unbeschreiblich, es ist hektisch, adrenalinfördernd, manchmal aber auch lustig. Für knapp zwei Kilometer benötigen wir eineinviertel Stunden. Und das geht hier garantiert jeden Werktag so zu und her. Schliesslich schaffen wir es zum Supermarkt, fragen uns aber gleich, wo wir wohl parkieren können, als uns schon ein Wächter auf den kleinen und überfüllten Parkplatz winkt. Wir sollen uns einfach in die Mitte stellen. Na ja, wenn er denn meint, aber ein paar Autofahrer werden an uns sicher keine Freude haben. Wir gehen einkaufen und finden heraus, dass wir uns diesen Teil der Stadt kein zweites Mal mehr antun müssen. Als wir wieder zu Obelix kommen sind die zwei von ihm “abgesperrten“ Parkplätze doch tatsächlich leer und wir fragen uns, wie es die beiden aus ihrer Parklücke geschafft haben. Der weitere Weg zum Red Chilli Hideaway geht erstaunlich flüssig von sich und wir können uns dort wieder auf den selben Platz stellen, nachdem ein Gast noch sein Auto verschoben hat. Wir gönnen uns draussen das wirklich verdiente Bier und schauen ein bisschen der residenten, man entschuldige den Ausdruck, dicken Sau zu, wie sie immer wieder eine neue, bequeme Liegeposition in ihrem Blätterbett sucht. Danach kochen wir uns ein feines Stroganoff, schliesslich konnten wir wieder etwas Fleisch kaufen. Bier, Apéro, die Flasche Wein, aber natürlich auch der lange, anstrengende und aufregende Tag fordern von Thomas ihren Tribut. Er lässt wieder einmal alles stehen und liegen und rettet sich noch knapp ins Bett.

Freitag, 10.12.2010 – Kampala

Für heute haben wir uns einiges vorgenommen und für einmal sind wir dafür nicht vom Wetter abhängig. Wahrscheinlich genau deshalb lässt Petrus meist die Sonne scheinen. Zuerst müssen wir aber erst noch den Geschirrberg von gestern abarbeiten bevor wir loslegen können. Heute hat unsere Rotor Küchenmaschine ihren grossen Tag, denn als erstes mahlen wir mit ihr unser eigenes Paniermehl. Dann kommt die grosse Teigschüssel drauf und wir bereiten verschiedene Teige. Obwohl wir auch dieses Jahr nicht wirklich grossartig in Vorweihnachtsstimmung geraten machen wir heuer nach drei Jahren Pause, und das erste Mal unterwegs, wieder Weihnachtsguetzli. Natürlich nicht so viele wie früher, aber Mailänderli müssen natürlich sein und als zweites gibt’s noch Spitzbuben. Und da wir vom Mäiländerliteig noch abgeriebene Zitronenschale übrig haben suchen wir uns ein Cake-Rezept, in dem wir dafür Verwendung finden: Der Haselnuss-Zimtcake eignet sich gemäss Beschreibung sowohl für den Sommer, wegen Zimt und Nüssen aber auch für Weihnachten. Welcher Kuchen wäre in unserer Situation geeigneter? Nachdem der Teig bereitet und im Kühlschrank kalt gestellt, und alles Geschirr wieder abgewaschen ist, können wir uns der nächsten Aufgabe widmen. Endlich, endlich ist wieder einmal Ingwer/Mangokonfitüre-Zeit. Fünf Mangos werden verarbeitet und das Tasting verläuft vielversprechend. Wir sind fast ein bisschen enttäuscht, dass es nur etwas mehr als drei Gläser ergibt. Nach dem nächsten Abwasch wird endlich gebacken und als erstes kommt der Cake dran. Dann backen wir hundertvierundvierzig Mailänderli und 42 Spitzbuben. Die Spitzbuben bestreichen wir natürlich mit unserer frischen Ingwer/Mangokonfi und einer Dattelmarmelade die zwar gekauft ist, aber immerhin Datteln. Unser Gasofen muss ganz schön heizen und wir hoffen, dass das Gas trotzdem noch bis Nairobi reicht. Wir kommen natürlich ins Schwitzen, aber es riecht himmlisch in unserem MGD und wir müssen uns ganz schön beherrschen, dass wir nicht gleich vom Gebäck naschen. Irgendwann gegen acht Uhr abends ist dann auch der letzte Abwasch erledigt und der Boden nach der Küchenschlacht wieder sauber. Es ist Freitagabend. Das heisst, dass es im Restaurant hier von den wirklich üppig und fein belegten Pizzas gibt, und die, und natürlich vor allem auch ein schön kühles Bier haben wir uns heute redlich verdient.

Samstag, 11.12.2010 – Kampala

Es ist zwar nicht Sonntag, aber nach dem anstrengenden Tag gestern gönnen wir uns einen etwas längeren Schlaf. Danach gibt’s erst mal Kaffee und wir sortieren eine Runde Fotos von Uganda aus. Am späten Vormittag essen wir Frühstück und probieren von unserer Ingwer/Mangokonfi. Es ist zwar erst der gestern aus der Pfanne abgeschöpfte Schaum, aber auch der schmeckt schon lecker. Weniger Freude haben wir an den ugandischen Milchprodukten. Ein halbes Kilo erst vor zwei Tagen gekaufte Butter können wir wegschmeissen weil sie grau ist und ein halber Liter vor einem Monat produzierter UHT-Milch ist bereits im Beutel geronnen. Wir unterstützen ja gerne die lokale Industrie, aber nach solchen Erfahrungen überlegen wir uns gelegentlich schon, ob wir mit, zwar teurer, südafrikanischer Importware längerfristig nicht besser fahren. Am Nachmittag steckt Thomas’ Kopf meist in der WC-Schüssel, nicht weil ihm die Butter nicht gut getan hätte, aber das verkalkte Kugelventil der Toilette schliesst nicht mehr dicht und benötigt wieder einmal etwas Wartung. Dazwischen telefoniert er immer mal wieder mit dem Kundendienst von Orange, einem weiteren unserer ugandischen Sorgenkinder. Vor vier Tagen ist unser gekauftes Datenguthaben einfach verschwunden und wir versuchen seither erfolglos das Guthaben zurückzuerhalten. Der Telecomanbieter hat vor kurzem sein Verrechnungssystem auf eine neue Software umgestellt und wir vermuten schwer, dass wir ein Opfer dieser Umstellung geworden sind. Doch wir werden immer nur vertröstet und heute versucht uns ein Kundendienstmitarbeiter gar mit offensichtlich unwahren Angaben abzuwimmeln. So werden wir einmal mehr vertröstet, diesmal, es ist ja Wochenende, auf kommenden Montag. Inzwischen könnten wir uns ja ein neues Datenguthaben kaufen... Wenn nicht noch sehr Überraschendes passiert werden wir mit Orange wohl nie mehr etwas zu tun haben wollen. Spät am Nachmittag, viel später als wir gedacht hatten, kommen wir schliesslich zu Kaffee und Kuchen. Der selbstgemachte Cake schmeckt erstklassig, den müssen wir wieder einmal backen. Schon bald danach kümmern wir uns um unser Abendessen. Wir haben noch vom Rindsfilet im Kühlschrank und Isabella verwandelt es in das genial gute, marinierte Beef-Curry “Durban“. Dazu gehört natürlich standesgemäss Basmatireis und etwas weniger zwingend Broccoli. Am späteren Abend erleben wir nach langer Zeit wieder einmal die unangenehme Seite von Overland-Trucks auf einem Übernachtungsplatz. Die Passagiere eines der beiden heute angekommenen Lastwagen veranstalten bis in die ersten Morgenstunden draussen eine laute Party.

Sonntag, 12.12.2010 – Kampala

Scheinbar ist die Party ziemlich genau dann abgeebbt, als wir schlafen gingen, wir haben jedenfalls nichts mehr gehört. Es herrscht auch heute wieder graues Wetter und am Vormittag regnet es ausgiebig. Zum späten Frühstück gibt’s wieder einmal Rühreier, immer wieder fein. Wir beschäftigen uns den ganzen Tag mit Lesen und an den Laptops. Wir machen uns langsam schlau was wir in Kenia anstellen wollen und insbesondere wo wir die anstehenden Feiertage verbringen könnten. Ausserdem ist unsere Homepage seit Mosambik nicht mehr aktualisiert worden und erfordert noch weitere Arbeit. Wir sind auf einige E-Mails Antworten schuldig und für die weitere Route durch Äthiopien und Sudan müssen bezüglich Visa und Zollvorschriften einige Abklärungen mit den schweizer Botschaften in Nairobi und Addis Ababa getroffen werden. So geht dieser Sonntag vorbei und einzig der Zimt-Nusskuchen zusammen mit einigen Weihnachtsguetzli am Nachmittag erinnert daran, dass heute der dritte Advent ist. Bald darauf geht’s ins Restaurant zum Feierabendbier bevor wir uns einen einfachen Salat Matmata machen. Ziemlich spät kommt noch ein Overlander-Truck an, der sich natürlich genau zwei Meter neben uns stellen muss. Wenn die heute Abend nur nicht auch noch eine Party veranstalten...

Montag, 13.12.2010 – Kampala

In der Nacht blieb es ruhig, wahrscheinlich weil sie morgens um fünf Uhr wieder aufstehen. Uns weckt das natürlich auch, aber nachdem wir die Fenster auf der Seite der Overlander schliessen, können wir nochmals ganz gut schlafen. Wir bleiben noch einen Tag, denn es gibt noch das eine oder andere zu erledigen. Zum Frühstück gibt es für einmal etwas anderes: Isabella belegt einige Toastbrotscheiben mit in Scheiben geschnittenen Avocados, auf die noch etwas Pfeffer und Salz gestreut wird. Mhm! Danach müssen wir wieder einmal unseren Wasserfilter wechseln, denn nach nur knapp 2’000 Liter Filterleistung ist er von den Schwebestoffen zugesetzt und es kommt nur noch ein Rinnsal aus unseren Hähnen. Am Nachmittag, nachdem die graue Bewölkung der Sonne doch noch etwas Platz gemacht hat, genehmigen wir uns draussen Kaffee, Cake und Guetzli. Natürlich hören wir nichts vom Orange Kundendienst, dafür verflüchtigt sich ein neu gekauftes Guthaben von 70 Mb in rekordverdächtiger Geschwindigkeit beim Surfen. Bei denen stimmt einfach etwas nicht.

Dienstag, 14.12.2010 – Entebbe

Heute sind wir wieder einmal etwas früher auf den Beinen, denn Obelix braucht etwas Bewegung. Gerade rechtzeitig zeigt sich das Wetter wieder von der schönsten Seite, der Himmel ist zu Beginn des Tages wolkenlos. Nach dem Frühstück füllen wir den einen leeren Wassertank und fahren dann nach dem Zusammenpacken um halb elf Uhr Richtung Stadtzentrum. Heute ist unser letzte Grosseinkaufstag in Uganda und wir lassen in den verschiedenen Supermärkten ganz schön Geld liegen. Es geht schon gegen vier Uhr als wir uns daran machen, Kampala in Richtung Entebbe am Viktoriasee zu verlassen. Das ist nicht weiter schlimm, denn bis zu Kampalas Flughafenstadt sind es nur etwas über dreissig Kilometer. Zuerst aber müssen wir uns noch durch den Stadtverkehr quälen und dabei gibt’s in der Ausfahrt aus einem Kreisel noch etwas Karosseriekontakt. Ein Weisser, der sich wohl schon zu sehr an das lokale Verhalten im Verkehr gewöhnt hat, muss seinen Geländewagen unbedingt noch an uns vorbeiquetschen und gerät dabei an Obelix’ Stossstange. Wir bekommen auf dem Blinker und der Stahlstosstange etwas von seiner Farbe ab, was nichts anderes heisst, als dass der Drängler einen gehörigen Farbschaden hat. Aber Isabella sieht, dass er zusätzlich eine zünftige Delle am hinteren, linken Kotflügel eingefangen hat. Der Fahrer schaut nur in den Rückspiegel, hält aber nicht an. Wahrscheinlich ist ihm klar, dass es sein Fehler war. Wir fahren ohne weitere Probleme nach Entebbe und sehen nun zum ersten Mal den Viktoriasee, den wir in einem grossen Bogen umrundet haben. Wir fahren zum Uganda Wildlife Education Center, einer Art Zoo, auf dessen Gelände man auch campen können soll. So ist es denn auch, aber wir haben wieder einmal Mühe, uns auf dem abschüssigen Gelände vernünftig hinzustellen. Als es endlich leidlich geschafft ist setzen wir uns mit einem Bier noch rasch nach draussen, wo uns von einer Leitung aus ein Woodland Kingfisher beäugt. Das ist unser auf der Westseite Afrikas meistgesehene Eisvogel, aber in Uganda sind uns bisher fast nur Grey-headed Kingfisher über den Weg geflogen. Auf einem grossen Baum lärmen noch ein paar Eastern Grey Plantain-eater, eine Turacoart die wir noch nie gesehen haben. Nach unserem Grosseinkauf haben wir die Qual der Wahl was wir heute kochen sollen, aber schliesslich siegt ein Gehacktes mit Hörnli nach Punkten. Dazu gibt es nach langer Zeit wieder einmal einen grünen Salat, den wir, was für ein Wunder, in erstklassigem Zustand gefunden haben. Thomas ist von der Hektik von Kampala auch nach Punkten besiegt und begibt sich wieder einmal ohne abzuwaschen in seine Ringecke. Isabella dagegen hält sich tapfer noch ein Weilchen und räumt fast alle unsere Errungenschaften an ihr definitives Plätzchen.

Mittwoch, 15.12.2010 – Entebbe

Es ist ja nicht gerade so, dass wir die letzten Tage immer früh aufgestanden sind, aber irgendwie hatten wir doch einmal richtig Schlaf nötig. Auf jeden Fall ist es schon fast halb zehn Uhr bis Thomas aus dem Bett kriecht und Isabella hält es sogar noch eine Stunde länger im Schlummerland aus. Eigentlich wollten wir heute morgen ja in den Botanischen Garten, aber das verschieben wir dann wohl auf morgen. Erst muss nun eh mal das ganze Geschirr von gestern abgewaschen werden und dann gibt’s gemütlich Frühstück mit einer leckeren Mango als Dessert. Isabella macht sich dann daran, Teile unserer nächsten zwei Nachtessen vorzukochen. Es macht ihr richtig Spass, mal in aller Seelenruhe und ohne Stress köcheln zu können. Am Nachmittag machen wir uns auf, den Zoo des Wildlife Education Centers unter die Lupe zu nehmen. Der Eintritt ist für Ausländer wie uns mit 10 US$ pro Person wieder einmal ganz schön happig. In den Gehegen finden sich viele der in Uganda vorkommenden Tiere, die alle vor Wilderern gerettet oder von Tierhändlern konfisziert wurden und hier ein Gnadenbrot erhalten. Es ist vielleicht nicht gerade ein Vorzeigezoo, dafür liegt zuviel an Müll herum und zumindest das Gehege der Serval-Katzen hat schon bessere Zeiten gesehen. Aber es ist ein grosses Gelände und wir müssen zugestehen, dass für uns alle Tiere gesund und gut genährt aussehen. Wir verbringen locker drei Stunden in der Anlage, ein Teil davon mit einem jungen Ugander und einem älteren Kanadier, die sich auch erst vor zwei Stunden kennengelernt haben. Dabei schleicht sich wenige Meter hinter uns eine Schwarze Mamba über den Weg. Es ist eine der giftigeren Schlangen, der wir in Afrika bewusst begegnet sind. Zurück bei Obelix geniessen wir draussen bei schönstem Wetter, das heute den ganzen Tag geherrscht hat, mit etwas Dip und Chips unser Bier. Auf dem Baum, auf dem gestern die Plantain-eater sassen, landen heute zuerst grosse Black-and-white-casqued Hornbill und später noch zwei Crowned Hornbill mit ihren grossen, leuchtend roten Schnäbeln. Nach einer Kaltwasserdusche ist es dann höchste Zeit sich ums Nachtessen zu kümmern. Heute gibt es eine richtige Leckerei: gebratene Pouletbrüstchen an einer Nusssauce, dazu mit Speck umwickelte Bohnen und Krawättli, einer unserer All-time-favourites.

Donnerstag, 16.12.2010 – Jinja

Heute morgen sind wir etwas früher auf den Beinen und nach einem Kaffee und einem Joghurt auch schon unterwegs. Bis zum Botanischen Garten ist es nicht weit. Hier sind die Eintrittspreise etwas moderater: umgerechnet je einen Franken für jeden von uns, Obelix und die Kamera. Der Park wirkt wesentlich gepflegter als wir es aufgrund der Beschreibung in einem unserer Reiseführer erwartet haben. Auf unserem Rundgang treffen wir nur im Bereich des Picknick-Areals am Ufer des Viktoriasees auf einigen Unrat. Im weitläufige Garten stehen viele einzelne Baumriesen, aber es gibt auch eine Fläche wie aus dem Dschungelbuch, in dem die Lianen wachsen und alles mit Schlingpflanzen überwuchert ist. Wir halten natürlich auch nach Vögeln Ausschau und entdecken neben vielen kleinen, die in den Sträuchern herumwuseln und darum das Bestimmen schwierig machen, auch einige grössere auf den Bäumen. Eine kleine Überraschung sind die Nilgänse, die wir auf einem Baum sehen. Nicht, dass wir diese Art noch nie gesehen haben, im Gegenteil, aber Gänse auf einem Baum? Von den grösseren Vögeln lärmen von allen Seiten die Black-and-white-casqued Hornbills, drei der wunderschönen Great blue Turacos turnen durch die Äste eines Baumes und als Höhepunkt des heutigen Tages zeigen sich zwei African Pied Hornbills, eine west- und zentralafrikanische Tokoart. Uganda ist das einzige Land in Ostafrika, das ohne geographische Hindernisse ans Kongobecken anschliesst und deshalb viele in dieser Gegend heimisch Vogelarten beherbergt. Das macht das Land für Vogelbeobachtungen so interessant und deshalb ist es ein bisschen schade, dass wir das Bigodi-Feuchtgebiet und die Royal Mile verpasst haben. Jä nu, nach zwei Stunden knurrt uns der Magen und wir schnappen uns Obelix um mit ihm durch den Botanischen Garten zum Picknickplatz zu kurven. Dort, mit Blick auf den See, gibt es gebratenen Speck mit Rührei. Köstlich! Um halb ein Uhr machen wir uns endlich auf die Socken, denn wir wollen heute noch bis nach Jinja fahren, dort wo der weisse Nil aus dem Viktoriasee fliesst. Dafür müssen wir noch einmal Kampala passieren, was uns heute ohne Kampfspuren gelingt. Unterwegs halten wir ein paar Mal um an den Ständen entlang der Strasse Gemüse und Früchte zu kaufen. Sonst ist die Strecke nicht besonders interessant, aber recht anstrengend, denn hier sind viele Sattelschlepper unterwegs, die Waren und Treibstoff aus Mombasa in Kenia nach Uganda und weiter bis in die Demokratische Republik Kongo bringen. Am späten Nachmittag erreichen wir unseren Zielort, respektive den Nil, den wir zum einen Teil auf einer Brücke und zu einem anderen auf der Owendam-Staumauer überqueren. Wir halten uns nicht lange auf, sondern fahren direkt zum Explorers Backpacker, das einem der Raftingfirmen, die Schlauchbootfahrten durch die Stromschnellen etwas flussabwärts anbieten, gehört. Das Wetter ist wieder ziemlich sonnig, nachdem es am Morgen noch nicht so freundlich ausgesehen hatte. So können wir auch heute unser Bier draussen geniessen, bevor wir unser zum Glück teilweise schon vorbereites Essen fertig machen. Gefüllte Peperoni hat Isabella auf dieser Reise noch nie gemacht, vielleicht finden sie unter dem Namen “Jinja“ Eingang in die Rezeptsammlung.

Freitag, 17.12.2010 – Jinja

Wir stehen bei schönstem Wetter auf, mehr kann man für einen Waschtag nicht verlangen. Nach einem Kaffee geht es zeitig los und bis am Mittag ist eine erste Tranche gewaschen. Wir stärken uns mit der bewährten kalten Platte und runden sie mit einem Kaffee und einigen Mailänderli ab. Am Nachmittag legen wir uns noch einmal ins Zeug und auch dieser Teil ist bis am Abend locker trocken. Eigentlich sind wir fast etwas erstaunt, dass wir den ganzen Berg Wäsche an einem Tag erledigen konnten. Zwischendurch hat Isabella aus dem bereits gebratenen Hackfleisch mit einigen der vielen Tomaten ein Sugo bereitet, womit unsere Spaghetti Bolo auch schon fast fertig ist. Nur noch schnell einen Tomatensalat machen und schon können wir den Schmaus draussen unbeschwert geniessen.

Samstag, 18.12.2010 – Jinja

Das Wetter meint es auch heute gut mit uns und wir sitzen die meiste Zeit draussen. In den Bäumen und Büschen turnen wie immer einige Vögel herum. Neben den auffälligen Eastern grey Plantain-eatern beeindrucken uns zwei Neuentdeckungen: Ein Double-toothed Barbet und ein Brown-throated Wattle-eye. Ein Angestellter des Backpackers, der auf der Suche nach Kunden für den Sunset-Cruise ist, meint, dass wir auf ihrer Bootsfahrt zur Quelle des Nils und auf dem Viktoriasee noch viel mehr Vögel sehen könnten. Dazu gäbe es erst noch zu essen und zu trinken, das im Preis inbegriffen sei. Interesse hätten wir ja schon, aber wir müssen dringen unseren Vorrat an Tomaten abbauen und darum wollen wir zu Hause essen. Schliesslich vereinbaren wir den Deal, dass wir nur die Hälfte bezahlen, dafür aber auf die Verpflegung verzichten. Kurz vor fünf Uhr holt uns der Bus, in dem schon sieben junge Leute sitzen, ab um uns zum Boot zu bringen. Dort kriegen wir gleich beim Ablegen ein Bier. Beim Ausfluss des Nils aus dem See sind noch viele Wasservögel zu sehen: Viele Kormorane, verschiedene Reiher und einige Störche, ja wir sichten sogar einen Malachiteisvogel. Es wird aber schon bald klar, dass wir hier auf einem Booze-Cruise gelandet sind, denn die Musik aus den Bordlautsprechern ist der Vogelbeobachtung nicht wirklich zuträglich und die jungen Leute langen beim Whiskey und Gin ganz schön zu. Auch wir bekommen mehr Bier ab als unserem fast nüchternen Magen eigentlich gut tun würde, aber daran sind wir selber schuld. Bis zum Schluss wird der Ausflug dann schon ein bisschen laut und jeder der Jungen verlässt das Boot mit zwei Bechern Hochprozentigem. Zurück im MGD machen wir uns dann trotzdem wie vorgenommen noch einen griechischen Salat. Auf den sonst obligaten Wein verzichten wir heute aber, ja sogar der Sprudel zur Feier des 18. bleibt im Kühlschrank...

Sonntag, 19.12.2010 – Jinja

Noch mehr Sonnenschein, vielleicht haben wir die kleine Regenzeit nun wirklich hinter uns gelassen. Isabella hat heute morgen keinen Appetit, darum isst Thomas das Frühstück draussen alleine. Zum Glück können wir es gemütlich nehmen, denn wir haben keine grosse Strecke vor uns. Wir wollen nur 15km nilabwärts verschieben, zu einer Lodge die “The Haven“ heisst und an einer Stromschnelle liegt. Mittag ist schon vorbei als wir losfahren. Zuerst machen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, denn für unser nächstes Quartier müssen wir noch etwa Geld auftreiben. Die Hauptstrasse wird von niedrigen Gebäuden aus der Kolonialzeit gesäumt, es sieht richtig sympathisch aus. Anschliessend fahren wir zum Source of the Nile garden, wo der Entdecker Speke anno 1862 diesen Ort zur Quelle des Nils erklärt hat. Wir haben aber keine Lust Eintritt zu bezahlen, obwohl das Ganze ziemlich gepflegt aussieht und kehren wieder um, wir sind ja gestern mit dem Boot schon an der Quelle gewesen. So fahren wir also noch einmal an der Nile Brewery, aus der unser bevorzugtes ugandisches Bier “Nile Special“ kommt, vorbei auf einer Teerstrasse entlang des Nils etwa 17km nordwärts. Hier biegen wir auf eine kleine Piste ab die durch ein paar Dörfer an das Ufer des Nils zur Lodge führt. Sie liegt wirklich an einem traumhaften Flecken Erde direkt über einer mächtigen, rauschende Stromschnelle. Alles wirkt sehr gepflegt und vom Rasen auf den wir Obelix stellen können, könnte jede Badi in der Schweiz träumen. Rainer, der Besitzer und Manager bekommt uns persönlich begrüssen, etwas, das wir als ganz und gar nicht selbstverständlich kennengelernt haben. Unsere Vollpension beginnt erst mit dem Abendessen, darum stärken wir uns zuerst noch mit einem Tomatensalat, zu dem es ein Gläschen schön kühlen Rosé gibt. Danach sehen wir uns etwas in der Anlage um und fläzen uns in die gemütlichen Liegestühle, die etwas abseits am Ufer des Nils liegen. Von hier aus sehen wir allerlei Wasservögel und es ist schade, dass wir unsere Ferngläser und die Kamera nicht mitgenommen haben. Vor dem Essen spielen wir noch eine Runde Billard und erfrischen uns dann unter der Dusche in den makellosen und geräumigen Sanitäranlagen. Zum Essen sitzen wir draussen auf der Terrasse und geniessen den Dreigänger zum Rauschen der Fälle. Wir bestellen beide Fisch und werden nicht enttäuscht. Es ist schön angerichtet und schmeckt auch gut. Der einzige Wermutstropfen ist, dass Thomas von winzigen Ameisen als Kletterbaum missbraucht wird. Er lässt sich aber, abgesehen von einigen komischen Bewegungen um die Plagegeister vom Kopf oder wo auch immer zu vertreiben, nichts anmerken. Nach dem Essen sind wir schon bald zurück im MGD, denn der gestrige Abend ist nicht ganz spurlos an uns vorbei gegangen.

Montag, 20.12.2010 – Jinja

Wir schlafen gut, einzig ein plötzlich aufkommender, heftiger Wind lässt uns kurz auffahren um die Fenster auf der Luvseite zu schliessen. Draussen ist es erstaunlich kühl, in den ersten Sonnenstrahlen dampft der Nil und die Stromschnellen verschwinden fast in der “Gischt“. Wir genehmigen uns trotz Vollpension erst einmal einen Kaffee aus unserer eigenen Küche, bevor wir gemächlich zum Frühstück übergehen. Und was für ein Frühstück! Es ist unglaublich was alles aufgetragen wird, so etwas haben wir tatsächlich in unserem ganzen Leben noch selten gesehen: Von einer ganzen Palette von frischen Früchten, über Aufschnitt und Käse, Pfannkuchen, Eiern nach Wunsch, zu Brötchen mit Konfitüre, Honig und Nutella(!). Dazu ein frischer Fruchtsaft und ebensolcher Kaffee. Wir geben uns Mühe, nicht zu platzen, denn bei so vielen feinen Sachen können wir natürlich auf nichts verzichten. Als Tüpfelchen aufs i gibt’s dazu noch die Aussicht auf die Fälle. Wir schleppen uns zurück zum MGD und legen uns zwecks Erholung draussen in unsere bequemen Stühle und lagern die Beine hoch. Na ja, ein bisschen kann man ja auch so noch an den Laptops arbeiten. Aber oje, schon bald ist es Zeit, Mittagessen zu gehen. Wir schieben es soweit es geht nach hinten, damit wir auch wieder etwas essen mögen. Danach legen wir uns wieder unten am Fluss auf die Liegestühle, diesmal mit Feldstecher und Fotoapparat. Wir machen zwar keine aufregenden Entdeckungen, aber es herrscht reger Flugbetrieb von Kormoranen und Schlangenhalsvögeln, die von ihren Nestern auf den Felsen in den Fällen zu ihren Futterplätzen oder zurück fliegen. Ausserdem taucht zweimal kurz ein Otter auf, den wir wohl gestern schon gesehen haben. Isabella gefällt’s so gut, dass sie am liebsten gleich über Weihnachten hier bleiben würde. Doch Thomas legt sein Veto ein, denn so wohlhabend ist unsere Reisekasse seiner Meinung nach dann doch nicht. Zurück auf unserem Plätzchen über dem Fluss sortieren wir noch einige wenige Fotos von Uganda aus, nicht weil wir es ohne Arbeit nicht aushalten, sondern weil wir sonst keinen Platz für neue Fotos haben. Nach einem Glas Rosé zum Apéro dislozieren wir schon wieder zum Restaurant, in dem wir nach der Suppe heute Beefsteak bestellen. Das Essen ist wieder tadellos, einzig die Spätzli, die es dazu gibt, würden wir uns zutrauen besser zu machen. Am Montag ist etwas weniger Betrieb als gestern und nach einer weiteren Runde Billard sind wir um halb zehn Uhr die letzten Gäste die das Restaurant verlassen.

Dienstag, 21.12.2010 – Jinja

Kaum zu glauben, dass es mit so gleichen Voraussetzungen zwei so verschiedene Nächte geben kann. Im Gegensatz zu gestern schlafen wir diesmal gar nicht gut. Isabella plagt der Magen und auch Thomas ist immer wieder wach. Irgendwie muss am Essen etwas nicht ganz koscher gewesen sein. Um halb zehn Uhr hat dann aber auch Isabella wieder Lust auf Frühstück und wir langen tüchtig zu. Heute haben wir immerhin die Ferngläser mitgebracht, genau richtig für den kleinen Natalzwergfischer, der sich uns präsentiert. Wir sind fast ein wenig stolz darauf, dass wir ihn vom sehr ähnlich aussehenden Malachiteisvogel unterscheiden können. Vom Frühstückstisch aus können wir auch noch ein Brown-throated Wattle-Eye Paar und einen Woodland Kingfisher beobachten. Eigentlich läuft unsere Vollpension heute mit dem Mittagessen aus. Wir hängen aber noch eine Nacht an, allerdings ohne Verpflegung und vereinbaren, das Mittagessen gegen einen kleinen Aufpreis als Abendessen einzutauschen. Mal schauen ob das in der Endabrechnung dann klappt. Den Rest des Tages schauen wir uns einige Fotos an, Isabella vollendet ihren neuesten Kalender und Thomas schreibt einige Jahresend-Mails. Nachdem es gestern abend hier ziemlich ruhig war ist heute wieder fast volles Haus. Immerhin finden wir im Restaurant noch einen Tisch mit zwei Gedecken. Allerdings scheint die Küchencrew den Betrieb nicht ganz im Griff zu haben, denn für einmal dauert es sehr lange, bis die einzelnen Gänge aufgetragen werden. Für etwas Unterhaltung sorgt aber ein Gecko, der an der Decke offensichtlich seine Haftung verloren hat und via Thomas’ Kopf im Suppenlöffel landet. Na ja, lieber im Löffel als in der Suppe. Der kleine Kerl bleibt einen Moment benommen im Löffel sitzen bevor er sich dann langsam trollt. Abgesehen von den Timingproblemen ist das Essen wieder ganz lecker. Hoffen wir, dass sich heute auch alle brav die Hände gewaschen haben... Schlaf dankt.

Mittwoch, 22.12.2010 – Eldoret

Gestern spät abends hatte der Vollmond bereits einen Wolkenhof und folgerichtig beginnt es heute am frühen Morgen auch auf unser Dach zu tröpfeln. Allem Anschein nach sitzen wir am Rand eines kleinen Gewitters, denn es blitzt und donnert in der Ferne. Heute müssen wir uns wieder selber um das Frühstück kümmern, das Flohnerleben ist vorbei. Es gibt nicht mehr viel zusammenzupacken und nachdem wir unsere nicht allzu kleine Rechnung beglichen haben verlassen wir diesen schönen Platz. Der Regen hat bereits aufgehört als wir den Nil bei Jinja passieren. Wir werden diesen längsten Fluss der Welt wohl erst wieder in Khartum im Sudan sehen. Die Fahrt geht über eine gute Teerstrasse ostwärts der Grenze zu Kenia entgegen und wir kommen flott vorwärts. Der Verkehr der Transitlastwagen hält sich erstaunlicherweise in Grenzen, zwischen Kampala und Jinja war es vor ein paar Tagen wesentlich geschäftiger. Kurz nach Mittag sind wir an der Grenze und die Ausreise verläuft eigentlich recht einfach, wenn erst einmal das richtige Büro im obersten Stock des “Customs House“ gefunden ist. Es gibt einzig noch eine kurze Diskussion wegen der für Asterix nicht bezahlten Strassensteuer, auf die der Zöllner aber pragmatisch verzichtet, als Thomas ihm erklärt, dass das Motorrad nur bei Obelix mitgeritten und nicht auf Ugandas Strassen gefahren ist. Kontrollen am Fahrzeug finden überhaupt keine statt und so können wir nach einer knappen halben Stunde das kleine Stück zum kenianischen Zoll fahren.

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