Tansania

Dienstag, 07.09.2010 – Nangomba

In Mtambaswala benötigen wir 40 Minuten für die Einreise nach Tansania. Die Beamten sind sehr freundlich und heissen uns ausdrücklich im Land willkommen. Für das Visum müssen wir je eine 50 US$-Note hinlegen, deren Echtheit der Beamte sogar durch ein Prüfgerät testen lässt. Die problemlose Carnet-Abfertigung kostet 5 US$, die als Fuel-Levy, also Treibstoffabgabe quittiert wird. Entgegen unserer Erwartung wird keine Strassengebühr erhoben und wir hoffen, dass dies dann bei der Ausreise keinen Ärger gibt. Die Leute an der recht guten Piste nach Nangomba winken uns vielfach freundlich zu, ein angenehmer Empfang in einem neuen Land. Entlang der Piste sehen wir hier Cashewbäume, die bereits ihre Scheinfrüchte tragen und so wird’s vielleicht doch noch etwas mit Cashewfrucht-Konfitüre, wenn wir denn auf einem Markt davon finden. Wir halten schon längere Zeit nach einem Buschcamp Ausschau, finden aber nichts passendes. In Nangomba treffen wir auf die Hauptachse, wo eine Strassenbaustelle mitten durch das Dorf verläuft. Wir biegen nach Osten ab und entdecken nach wenigen Kilometern einen Platz der Strassenbauer, auf dem Lastwagen und Baumaschinen abgestellt sind. Wir fragen die zahlreichen Wächter ob wir hier übernachten könnten, aber keiner spricht Englisch, sondern alle nur Swahili. Schliesslich können wir uns so weit verständigen, dass wir uns zwischen einen Grader und einen Lastwagen stellen dürfen. Später kommt dann ein des Englisch mächtigen Vorarbeiter der Bewachungsgesellschaft vorbei den sie wohl angerufen haben. Es ist überhaupt kein Problem, dass wir hier stehen, und er gibt uns gleich drei Telefonnummern auf denen wir ihn anrufen können, falls uns irgendwer Ärger machen sollte. Da Tansanias Uhren gegenüber Mosambik eine Stunde vorausgehen haben wir beim Grenzübertritt eine Stunde verloren. So kommen wir, obwohl wir uns nur rasch einen Salat Matmata machen, nicht so früh ins Bett.

Mittwoch, 08.09.2010 – Kilwa Masoko

Es bleibt auf dem Bau- oder Lagerplatz länger ruhig als wir gedacht haben und wir sind um sieben Uhr, als ein Lastwagen die ersten Arbeiter bringt, schon abfahrtbereit. Wir richten uns auf knapp vierzig weitere Pisten­kilometer bis Masasi ein, aber nach fünf Kilometern können wir von der Baustellen­piste bereits auf das Asphaltband einbiegen. Wir halten schon bald am Strassenrand um unser Frühstück nachzuholen, denn heute hatten wir noch nicht einmal einen Kaffee. Nachdem die Windschutzscheibe geputzt ist und die Reifen unter zurückhaltender Beobachtung von vier Jungen auf­gepumpt sind geht es weiter. Bereits in Masasi entdecken wir zu unserer Überraschung Geldautomaten, womit wir endlich auch in den Besitz von tansanischen Schillingen kommen. In nordöstlicher Richtung geht es wieder der Küste entgegen, die wir in Lindi kurz nach Mittag erreichen. Ab hier erwarten wir eine schlechte Piste, die gemäss Michelin-Karte in der Regenzeit sogar unpassierbar werden kann. Davor müssen wir jetzt in der Trockenzeit zwar keine Angst haben, aber Piste heisst für uns meist langsames und mühsames Vorwärtskommen. Wir haben uns vorgenommen, einfach soweit wie möglich Richtung Kilwa Masoko zu fahren und vor Anbruch der Nacht einen Platz zum Schlafen zu suchen. Doch in Lindi hört der Teer einfach nicht auf. In der Umgebung der Stadt stehen Baobabs direkt am Sandstrand. Baobabs und Meer sind eine sonst eher seltene Kombination, die wir das letzte Mal in Angola so ausgeprägt gesehen haben. Wir machen Kilometer um Kilometer durch dünn besiedeltes Gebiet und trotzdem folgt alle paar Kilometer wieder ein Dorf, angekündigt durch mehr oder weniger gemeine Bodenschwellen. Die sind aber auch nötig, denn die tansanischen Bus­chauffeure fahren wie die Henker. Irgendwann kommen wir an einem aktiven Kieswerk für den Strassenbau vorbei und rechnen mit dem baldigen Ende unseres Glücks. Aber erst einige wenige Kilometer vor dem Abzweig nach Kilwa Masoko müssen wir auch tatsächlich ab der schönen Strasse, und erst noch nur für wenige hundert Meter. In Nangurukuru, dem Ort der Abzweigung, kaufen wir einige Tomaten, Bananen und Orangen, allerdings mit erheblichen Schwierigkeiten, denn die Verkäuferin versteht wie die meisten einfachen Leute nur Swahili. Da müssen wir uns wohl mal noch ein bisschen anstrengen und uns in unser Swahili-Sprachbüchlein vertiefen. In Kilwa Masoko fahren wir zuerst zum Hafen und versuchen dann im Städtchen etwas Brot aufzutreiben. Unsere diesbezügliche Frage an einem Marktstand löst eine kleine Diskussion aus und schliesslich führt ein Mann Thomas zu einem Laden der aber auch nur Cakes im Angebot hat. Ob wir uns wohl noch wehmütig an Mosambik erinnern werden, wo es auf jedem Markt feine Brötchen gab? Wir fahren über holprige und sandige Wege zum nahen Kilwa Seaview Resort, das auf einer kleinen Klippe über dem Strand von Kilwa liegt. Hier treffen wir auf das junge australische Paar, das wir schon bei Russel’s in Pemba angetroffen hatten. Wir richten uns ein und machen uns schon bald ans Nachtessen. Thomas steht der Sinn wieder einmal nach einer schönen Portion Spaghetti und dafür haben wir ja ein al Arrabiata-Rezept. Es schmeckt lecker, aber danach ist für Thomas nach dem langen Fahrtag Sendeschluss und er geht ohne abzuwaschen auf dem schnellsten Weg in die Horizontale.

Donnerstag, 09.09.2010 – Kilwa Masoko

Endlich wieder einmal ausschlafen, bis so um acht Uhr. Herrlich! In den letzten drei Tagen sind wir 839km gefahren, waren jeden Tag fast zehn Stunden unterwegs. Da ist eine kleine Verschnaufpause angebracht. So beginnen wir diesen Tag, wie wir solche Tage normalerweise angehen: Mit einer oder zwei Tassen Kaffee. Was uns gar nicht gefällt sind die vielen Mücken, die wir heute morgen in unserem MGD erledigen und die sich in der Nacht wohl eingeschlichen haben. Nach dieser Jagd gibt’s ein bisschen dies und das zu tun. Für Thomas zum Beispiel den Aussis vor ihrer Abfahrt etwas Luft in einen schwächelnden Reifen zu geben und den Abwasch von gestern, den er nicht mehr geschafft hatte, nachzuholen. Für Isabella ist es Arbeit an der Homepage. Während Thomas wieder einmal auf einen Ausflug darf, bleibt Isabella tapfer am Laptop. Er geht dem Strand entlang ins nahe Städtchen zum Gouverneursgebäude, wo sich ein Büro befindet, das Permits für den Besuch der Ruinen auf der Insel Kilwa Kisiwani ausstellt. Dort arrangiert er mit dem Beamten für morgen gleich eine Führung auf der Insel. Auf dem Weg zurück zum Seaview Resort geht er beim Laden der gestern kein Brot hatte vorbei um zu sehen, ob vielleicht heute welches erhältlich ist. Tatsächlich zeigt die Verkäuferin auf sandwichähnliches, wattiges Zeug, das in Plastiksäcke verpackt ist. Nein danke, das sieht ja schlimmer als ghanaisches Brot aus, und das will etwas heissen. So versucht sich Thomas zu Hause halt wieder an einem Brot. Mal schauen wie es sich morgen schneiden lässt. Isabella hat vorletzte Nacht drei komische Stiche am Oberkörper abgekriegt, die sicher nicht von Moskitos stammen. Die Stellen jucken nun so stark, dass es sie fast zum Wahnsinn treibt und nur das Abdecken mit Pflastern verhindert, dass sie sich dort wund kratzt. Nach dem Feierabendbier, das wir draussen zu einigen scharfen Cornchips trinken, ist es auch bereits Zeit, sich dem Abendessen zu widmen. Da in Tansania, obwohl ungefähr auf der selben geographischen Länge liegend, die Uhren gegenüber Mosambik um eine Stunde vorgehen, wird es hier später dunkel, was uns eigentlich sehr entgegenkommt. Das Problem ist nur, dass wir damit automatisch mit dem Essen später dran sind und dadurch sicher nicht früher ins Bett kommen. Wie auch immer, wir erfreuen uns an einem vegetarischen Rüebli Nasi Goreng und essen dazu zur Abwechslung mal einen Randensalat aus dem Beutel, dank Isabellas Salatsauce auch ganz geniessbar. Die Moskitos machen uns weiterhin Sorgen, denn auch abends fliegen sie uns drinnen wieder um die Ohren. Wir hoffen, dass die alle noch von letzter Nacht stammen und wir nicht ein gröberes Leck an irgendeinem Rollo haben.

Freitag, 10.09.2010 – Kilwa Masoko

Oje, heute werden wir wieder geweckt. Diesmal allerdings von eigener Hand, denn der Wecker ist auf halb sieben Uhr gestellt. Wir essen Zmorge, klassisch mit Konfibrot und Kaffee, respektive Thomas’ Ovo-Ersatz Milo. Wir freuen uns am gelungenen Brot, das endlich mal eine chüschtige Kruste bekommen hat. Danach noch drei kleine, feine Banänchen und wir sind für unseren Ausflug zu den Ruinen von Kilwa Kisiwani gestärkt. Wir gehen zuerst dem Strand entlang der etwas vermüllt ist auf kürzestem Weg zum Hafen. Dort erwartet uns schon Paul, der Beamte von gestern der alles organisiert hat. Tatsächlich wartet neben dem Pier bereits eine Dhau auf uns die uns zur Insel übersetzen soll. Um die Dhau zu besteigen müssen wir bis zu den Knien ins Wasser waten und dazu unsere Laufschuhe ausziehen. Das gefällt Isabella gar nicht, denn es ist nicht so ihre Sache barfuss durch glitschigen Schlick zu stapfen. Nach einer knappen halben Stunde landen wir auf der Insel wo wir wegen der Ebbe wieder durchs Wasser müssen. Zum Glück haben wir daran gedacht einen Lappen mitzunehmen, so dass wir unsere Füsse etwas abputzen und -trocknen können bevor sie wieder in die Socken müssen. Hier auf dieser Insel, die heutzutage gerade mal 1’400 Einwohner in einfachen strohgedeckten Hütten beherbergt, befand sich vor sechs-, siebenhundert Jahren die wichtigste Stadt an der ganzen ostafrikanischen Küste mit mehr als 10’000 Einwohnern. Davon sind heute nur noch Ruinen übrig, von denen wir als erstes das schon bei der Anfahrt von weitem sichtbare Fort besuchen. Obwohl es von den Portugiesen erbaut wurde, haben diese hier nur etwa 200 Jahre geherrscht. Vorher, und aus dieser Glanzzeit stammen die meisten Ruinen, herrschten hier Sultane die aus Shiraz in Persien hierhergezogen waren, danach für kurze Zeit Omanische Herrscher, die die bereits serbelnde Stadt dann aufgaben. Wir besuchen die grosse Moschee, die mit ihren vielen, teilweise noch recht gut erhaltenen Kuppeln einen Eindruck von der ehemaligen Pracht des Baus vermittelt. Der nächste Stopp gilt dem Sultanspalast aus dem 15. Jahrhundert, bevor wir als letztes noch den Husuni Kubwa genannten Sultanspalast aus dem 14. Jahrhundert an einzigartiger Lage an und über der Lagune besichtigen. Das spezielle an diesem riesigen Komplex mit einem grossen integrierten Bad liegt darin, dass er nur während zweier Generationen genutzt und dann verlassen wurde. Weil der Handel mit dem Gold aus Simbabwe schlecht lief konnte sich der Sultan den Unterhalt schlicht nicht mehr leisten... Im grossen und ganzen erinnern uns die Ruinen, über die wir von Paul viele interessante Informationen erhalten, an solche der Römer die wir in Nordafrika besucht haben, sie sind einfach nicht ganz so alt. Gegen ein Uhr sind wir zurück bei Obelix und stürzen uns erst einmal auf ein eisgekühltes, frisch gepresstes Glas Orangensaft aus der MGD Küche. Dazu verspeisen wir die noch aus Mosambik stammende Papaya, bevor wir uns in den Pool des Resorts stürzen. Das Bad erfrischt uns äusserlich herrlichst und ein kühles Kilimanjaro Bier tut dieselbe Wirkung innerlich. Als wir wieder auf dem Campingplatz sind beginnt Isabella der Magen zu plagen, dummerweise genau heute, wo wir uns im Restaurant zum Abendessen angemeldet haben. Sie hält dann tapfer mit beim Shrimp-Curry essen, aber leider geht es ihr, entgegen ihrer Hoffnung, danach nicht besser. Im Gegenteil, später am Abend leidet sie noch viel mehr und sitzt schliesslich verkehrt vor der Toilettenschüssel. Immerhin kann sie danach eine Runde schlafen und verzieht sich dann bald ins Bett.

Samstag, 11.09.2010 – Kilwa Masoko

Wir haben beschlossen heute noch hier zu bleiben. Erstens wissen wir noch nicht, ob wir jetzt auf dem kürzesten Weg nach Dar es Salaam fahren sollen und zweitens können wir gewisse Dinge auch hier in Ruhe erledigen. Isabella geht es heute zum Glück wieder besser, hoffentlich bleibt es dabei. So gibt’s erst Kaffee, am Mittag ein gewöhnliches Zmorge, später am Nachmittag ein Bier und schliesslich Znacht, ein Curry mit unseren letzten Rüebli. Dazwischen arbeiten wir für einmal nicht nur an der Homepage, sondern wir putzen ein bisschen, machen etwas Unterhalt und backen.

Sonntag, 12.09.2010 – Kilimahewa

Für einen Sonntag stehen wir eher früh auf. Zum Frühstück gibt es einen feinen Zopf, natürlich mit Honig. Isabella ist irgendwie doch noch nicht so richtig fit, denn trotz 27 Grad im MGD hat sie kalt. Schliesslich erklärt sie sich dann doch als reisefähig und wir können zusammenpacken und zahlen. Wir fahren zurück zur Abzweigung in Nagurukuru und versuchen an einem Stand an der Kreuzung Tomaten zu kaufen, was heute aber schon zum zweiten Mal am zu hohen Preis scheitert. Nun geht es weiter nordwärts, mit dem Meer nun nicht mehr in Sichtweite. Wir wissen, dass irgendwann der Teer aufhören wird, aber so wie es aussieht führt er noch weiter als eine unserer Karten ausweist. Uns soll’s recht sein. Irgendwann sehen wir einen Bus aus einer Staubwolke auftauchen und wir vermuten damit das Teerende erreicht zu haben. Tatsächlich verkündet eine Tafel am Strassenrand die Baustelle, die die Strasse die nächsten 60km auf Teerstandard verbessern soll. Wir lassen gleich mal etwas Luft aus den Reifen, was angesichts des Zustands der Piste gar nicht schlecht ist. Es ist zwar kein Wellblech, aber sie so holprig, dass wir eher selten 20km/h oder darüber erreichen. Heute Sonntag wird offensichtlich nicht gearbeitet, aber auf den ersten Kilometern sehen wir mehrere Bauplätze an denen Wasserabflussrohre betoniert werden. Wenig später ist die neue Trasse bereits aufgeschüttet, so dass wir hoffen vielleicht noch etwas von diesem Projekt profitieren zu können. Die Baustellenpiste und damit die Rumpelei geht aber immer weiter. Wir nützen die Zeit um die Zahlen auf Swahili zu lernen, denn auf dem Markt haben wir immer wieder Schwierigkeiten uns über so simple Dinge wie Gewichte und Preise zu verständigen. So verfliegt mehr als eine Stunde im Nu. In Nyamwage hatten wir eigentlich gehofft, dass der Teer wieder beginnt, aber die Baustelle führt noch einige Kilometer weiter bis unmittelbar vor die Brücke über den Rufiji, den grössten Fluss in Tansania. Nach nur 60km ist also wieder Reifen aufpumpen angesagt. Dabei tut sich der Reifen hinten rechts etwas schwer, denn wir brauchen eine halbe Stunde bis er wieder auf dem richtigen Druck ist. Wir lassen das Selous Game Reserve nun doch links liegen, es ist für uns einfach zu teuer. Vielleicht investieren wir das Geld dann in die Serengeti im Norden des Landes. Wir fahren noch so weit wie das Tageslicht reicht, aber es ist nicht einfach einen Platz für die Nacht zu finden. Es ist schon fast dunkel als wir in Kilimahewa eine Hinweistafel auf eine katholische Kirche finden. Wir fahren vor und erkundigen uns beim Wachmann, der überraschenderweise gut englisch spricht, nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Er kommt schliesslich mit einem Priester zurück der uns freundlich die Erlaubnis erteilt. Wir stellen uns hin und machen uns gleich daran ein Risotto mit Champignons zu kochen. Im Kühlschrank liegt sogar noch ein Mocken Parmesan der frisch gerieben auf und im Risotto einfach wunderbar schmeckt. Wir gehen bald schlafen, denn wir wollen morgen zeitig nach Dar es Salaam kommen, das noch 80km entfernt liegt, um einige Dinge zu erledigen.

Montag, 13.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Es war eine wunderbar ruhige Nacht, vor allem Isabella schläft wieder einmal herrlich. Da stört es auch nicht weiter wenn um zehn vor sechs die Kirchenglocke läutet. Heute ist es stark bewölkt und unterwegs auf dem weiteren Weg nach Dar es Salaam müssen wir durch den einen oder anderen kurzen Schauer fahren. Der Verkehr in der Stadt ist gar nicht so schlimm, aber vielleicht liegt es auch nur an der günstigen Tageszeit. Wir fahren schnurstracks zum Shoprite Supermarkt und kaufen einiges ein, zum Beispiel wieder einmal Fleisch, Gemüse und Milchprodukte. Es gibt recht viele Produkte aus Kenia im Angebot, offensichtlich hat dieses Land die prosperierendste Wirtschaft in Ostafrika. Ganz in der Nähe soll auch die MAN Vertretung sein, zu der wir Obelix in den Service bringen wollen. Leider ist an der gesuchten Adresse aber weit und breit nichts dergleichen zu finden. Wir fahren weiter zum Millennium Shoppingcenter das eine eins zu eins Kopie einer südafrikanischen Einkaufs-Mall ist. Bis wir aber auf dem Weg dorthin die Stadt auf der Morogoro Road durchquert haben wachsen uns fast Bärte; na ja, zumindest Thomas. Das Verkehrschaos ist so gross, dass es alle paar Minuten um jeweils hundert Meter weiter geht. In der Mall gibt es eine Geldwechselstube, in der sie unsere mosambikanischen Meticais und zambischen Kwachas aber nicht wechseln wollen. Rand würden sie zwar nehmen, nicht aber unsere 200er Note. Da wir ja länger als nur ein paar Tage in Tansania bleiben werden und unsere Homepage mit gleich zwei Ländern aktualisieren müssen, bemühen wir uns um eine lokale Handy-Simkarte, vor allem um damit das Internet anzapfen zu können. Die Karte kostet bei Zain gerade einmal umgerechnet 35 Rappen, natürlich ohne Gesprächsguthaben. Wir wollen ein Data-Bundle benützen, das uns in einem Monat 8 Gigabyte Datenverkehr erlaubt. Dafür müssen wir unser Handy mit rund 50 Franken Guthaben laden, was die Dame vom Verkauf gleich im Laden erledigt. Komischerweise will dann aber niemand von uns Geld dafür. Uns soll’s recht sein. Allerdings funktioniert die Internetverbindung übers Handy dann auch nicht, obwohl das Telefon gemäss ihrem Experten für Einstellungen richtig konfiguriert ist. Wir müssten nur etwas Geduld haben, es dauere jeweils etwas bis der Zugang freigeschaltet sei. Im Shoprite kaufen wir uns ein Baguette für unterwegs, das sich überraschend als ganz, ganz feines Brot entpuppt. Als wir aus dem Shoppingcenter kommen steht auf dem Parkplatz neben Obelix ein Landcruiser mit Kapstadt-Nummerschildern. Aus ihm steigt ein junger Mann aus, der astreinen Bündnerdialekt spricht. Herbi und Rebekka haben das Auto in Südafrika gekauft und sind damit bis hinauf nach Uganda gefahren. Jetzt sind sie wieder auf dem Rückweg nach Kapstadt. Wir plaudern ein Weilchen mit ihnen bis es langsam Zeit wird zu gehen, denn in wenigen Minuten ist Sonnenuntergang und wir wissen noch nicht so recht wo wir heute schlafen sollen. Wir entschliessen uns doch nach Kigamboni im Süden der Stadt zu fahren, da wo sich die nächsten Campingmöglichkeiten befinden. Da die Fähre die über die Hafenbucht führt und damit den Weg abkürzt scheint’s um diese Zeit nicht mehr fährt, sind wir gezwungen statt fünfundzwanzig Kilometer fünfundvierzig aussen herum zu fahren. Dabei geraten wir in das, so weit wir uns zu erinnern vermögen, schlimmste Verkehrschaos auf unserer bisherigen Reise. Wir benötigen für die fünfundvierzig Kilometer drei Stunden, zweieinhalb davon für die ersten zwanzig Kilometer. Vor allem die kleinen Stadtbusse sind eine Pein, denn sie drängeln wo sie können und verursachen an ihren Haltestellen Staus weil sie nicht richtig in die Haltebuchten fahren. An einem Strassenabschnitt benützen sie ganz einfach den Fussgängerweg und machen ihn kurzerhand zur Busspur. Um zwanzig nach neun treffen wir im Sunrise Beach Resort ein, einige Minuten vor Herbi und Rebekka die noch vor uns vom Shopping Center abgefahren waren. Wir stellen uns einfach hin, zufälligerweise erst noch schön waagrecht. Das Nachtessen lassen wir sausen und gehen dafür an der Bar ein Bier trinken, das nährt auch. Wir plaudern bis Mitternacht mit den beiden Schweizern bevor wir geschafft ins Bett sinken.

Dienstag, 14.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Nach einer sehr ruhigen Nacht ist Isabella zuerst auf den Beinen. Sie geht mit der Kamera ein paar Fotos von Strand und Obelix schiessen. Als wir gestern hier angekommen sind stand schon ein Landcruiser mit englischen Nummernschildern auf dem Platz. Es gehört einem südafrikanischen Paar das unterwegs von Kapstadt nach London ist und Isabella plaudert ein Weilchen mit ihnen. Dabei wird sie gleich zu einer Tasse Tee eingeladen. Thomas versucht derweil, nachdem auch er endlich aufgestanden ist, ob nun die Internetverbindung übers Handy funktioniert. Er hätte ja keinen Rappen darauf gewettet, aber es geht tatsächlich. Selbst mit dem Laptop können wir nun das Natel als Modem benützend wieder ins Internet, wunderbar. Thomas versucht gleich ein paar Informationen über gewisse Dinge in Dar zu bekommen. Über die MAN Vertretung hier findet er aber einfach nichts. Tatsache ist jedenfalls, dass die Angaben in der MAN Webseite nicht mehr stimmen. Als Isabella zurückkommt setzt auch sie sich hinter den Laptop und bleibt dort den ganzen Tag um an der Homepage zu arbeiten. Zum Zmittag gibt’s “Egg in a hole“, schliesslich haben wir gestern im Supermarkt Toastbrot gefunden. Als spätnachmittägliche Erfrischung gibt’s heute spät nur eine Dusche und ein kleines Bier. Danach wechselt Isabella von hinter dem Laptop vor den Herd. Es gibt ein weichgeklopftes Rindsplätzli mit gebratenen, kleinen Kartoffeln vom Zomba-Plateau in Malawi und Blumenkohl und Broccoli. Solche Abwechslung beim Gemüse hatten wir schon länger nicht mehr.

Mittwoch, 15.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Das Wetter zeigt sich heute von der veränderlichen Seite. Bis am Mittag gibt es immer wieder Schauer. In einer Pause plaudert heute Thomas etwas mit den Südafrikanern bevor die dann kurz nach Mittag in einem weiteren Schauer abrauschen. Thomas hat auf seinem Laptop Ärger mit dem Wireless Adapter der nicht mehr funktioniert seit er gestern einige Updates von Microsoft installiert hat. Das frustriert ihn wieder einmal ungemein, denn statt vorwärts zu schaffen muss er sich nun auch noch um diesen Kram kümmern. Immerhin finden wir im Verlauf des Tages heraus, dass es in Dar keine MAN Vertretung mehr gibt. Die sitzt nun in Arusha im Norden des Landes und wir werden den Service dann wohl dort machen lassen. Den Rest des Tages sind wir meist fleissig an der Homepage, so fleissig, dass sogar das Nachtessen ausfällt. Ganz, ganz spät gibt es dann noch ein Bier, das ist gut gegen Wärme, Durst und Hunger.

Donnerstag, 16.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Die letzte Nacht war wieder kühler, so dass wir schon fast ein Leintuch ertragen hätten. Da wir sehr spät schlafen gingen kommen wir auch eher spät aus den Federn. Am Vormittag bleibt es trocken, auch wenn sich zwischenzeitlich ein paar Wolken aufplustern. Das ist uns aber eh Wurst, denn wir sitzen mit dem obligaten Kaffee drinnen. Am Mittag gibt es geräuchertes Rindfleisch aus Kenia das gar nicht übel schmeckt. Dafür ist der teure Camembert aus Dänemark totaler Käse. Da trauern wir ja direkt dem südafrikanische Pendant von Simonsberg nach. Am Nachmittag strahlt die Sonne und am Strand tummelt sich eine grosse Schar von Schülern. Wir haben es nicht so schön, denn wir sind mit unserer Homepage ja arg im Rückstand. Wir sagen uns einfach, dass wir nicht zu unserem Vergnügen hier in Dar sind. Vor der Dusche am Abend springen wir dann aber doch noch schnell ins Meer, das angenehm warm, aber etwas mit Schwebstoffen belastet ist. Heute schlagen wir in der Küche wieder einmal zu, denn ein kleines Vergnügen müssen wir uns ja doch auch ab und zu gönnen. So gibt es ein sämiges Stroganoff mit Reis, etwas Tomatensalat und einen behäbigen Shiraz von Fleur du Cap dazu. Feine Sache!

Freitag, 17.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Wir schaffen es einfach nicht zeitig ins Bett zu kommen und so sind wir auch heute morgen weder fit noch ausgeschlafen. Ein Kaffee muss uns in die Gänge helfen damit wir produktiv werden. Unseren ursprünglichen Plan heute in die Stadt zu fahren haben wir schon gestern Abend aufgegeben. Das Wetter ist heute schön, aber es findet ohne uns statt, denn wir haben zu tun. Was das wohl sein könnte? Immerhin können wir die Aktualisierung unserer Homepage mit Malawi abschliessen, so dass wir jetzt nur noch Mosambik zu erledigen haben. Wir sind noch gut aufgestellt mit Vorräten, einzig beim Brot hapert es ein wenig. Dem schafft Thomas am Nachmittag Abhilfe. Unseren Znacht halten wir heute mit einem Teigwaren-Gemüse vegetarisch. Wegen der vielen Sonne, dem Backen und Kochen haben wir es ziemlich warm im MGD. So begeben wir uns spät am Abend noch unter die Dusche nur um uns etwas abzukühlen.

Samstag, 18.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Isabella friert am morgen früh im Bett, sie muss immer wieder niesen und ihre Nase läuft. Kein gutes Zeichen, denn so kalt ist es nun weiss Gott nicht. Als wir aufstehen sieht sie nicht sehr fit aus, aber das Fieberthermometer gibt Entwarnung und nach einem kleinen Zusatzschläfchen geht es ihr wieder besser. Das gestern gebackene Brot sieht zwar wieder etwas komisch aus, schmeckt aber ganz ordentlich und ist auf jeden Fall besser gelungen als das letzte. Wir sind nun websitemässig in Mosambik angekommen; willkommen zur Arbeit! Immerhin schaffen wir es heute an diesem weiteren sonnigen Tag zeitig die Laptops zuzuklappen und draussen gemütlich auf den 18. anzustossen. Am Strand ist recht viel los und von einem benachbarten Resort plärrt ziemlich laute Musik herüber. Es ist halt Wochenende und diese Gegend ist als Vergnügungsecke von Dar es Salaam bekannt. Wir hoffen einfach mal, dass der Lärm nicht die ganze Nacht über anhält. Für den heutigen kleinen Feiertag kochen wir etwas Ordentliches. Das Rindsfilet verwandelt sich zu einem chinesischen Curry, dessen Rezept Isabella wieder einmal den Gegebenheiten anpasst. Statt Kartoffeln gesellen sich grüne Bohnen zum Fleisch. Das stört vor allem Thomas überhaupt nicht, denn seine Liebe zu Kartoffeln hält sich ja bekanntlich in Grenzen. Das Resultat schmeckt jedenfalls toll und das Gericht darf jederzeit wieder aufgetragen werden. Zu unserem Erstaunen ist es draussen schon zeitig ruhig geworden, was uns nur recht sein kann. Wir selber dagegen finden wieder keine Ruhe und kriechen viel zu spät auf die Matratze. Immerhin sind dafür aber auch schon alle Fotos der Mosambik-Galerie auf den Server geladen.

Sonntag, 19.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Heute haben wir nach einer Woche wieder einmal einen Ruhetag verdient und wir haben uns vorgenommen etwas auszuspannen. Bei Thomas wird es sogar mitten am Vormittag bis er wieder aus der Schlafkoje steigt. Draussen weht ein recht starker Wind der nicht sehr an den Strand einlädt. Isabella friert sowieso wieder und heute zeigt das Thermometer das Thomas ihr verordnet knapp Temperatur. Offensichtlich hat sie eine Erkältung eingefangen. So bleiben wir auch heute vorerst drinnen und schlagen dafür mit Rührei und Speck wieder einmal so richtig zu. Am Nachmittag machen wir dann doch noch einen ausgedehnten Spaziergang über den sehr belebten Strand. Im fast angrenzenden Kipepeo Camp, das als etwas günstigere Alternative in Frage käme, stehen vier Overlander-Lastwagen und es hat viel Volk. Da gefällt es uns an unserem Platz doch besser, auch wenn sie heute ein lärmiges Einmannorchester an der Strandbar aufgestellt haben. Nach dem Spaziergang nehmen wir noch ein erfrischendes Bad im Meer bevor wir uns das übliche Bier, heute mit einigen Chips und etwas Dip, genehmigen. Eigentlich hat es hier ja keine Grillstellen, aber wir würden gerne unser Rumpsteak grillieren und machen deshalb auf dem Platz hinter Obelix einfach ein Feuerchen. Niemand stört sich daran und schon bald haben wir die nötig Glut. Zum Fleisch gibt es heute für einmal eine reine Gemüsepfanne, denn wir haben noch ziemlich viele Bohnen die weggeputzt werden sollten. Heute müssen wir einfach früher schlafen gehen, denn morgen wollen wir definitiv in die Stadt fahren.

Montag, 20.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Es ist eine der mühsameren Nächte die wir erleben. Isabella macht die Erkältung zu schaffen und auch Thomas schläft unruhig. Dazu jagt sie uns beiden einen gehörigen Schrecken ein als sie ein Geräusch, das vermeintlich aus dem Bad kommt auffahren lässt. Dafür verschlafen wir dann den Wecker um sechs Uhr, besser gesagt Thomas stellt ihn einfach ab und dreht sich nochmals um. Mit einer halben Stunde Verspätung stehen wir dann doch auf und beginnen etwas zusammenzuräumen, aber Isabella ist alles andere als auf dem Damm und Thomas schickt sie mit dem Fiebermesser wieder ins Bett. Die Temperaturanzeige bleibt zwar deutlich unter dem Wert für Fieber, aber Thomas verordnet ihr für heute trotzdem Bettruhe. So bleiben wir natürlich noch einmal einen Tag länger hier. Wenn es etwas Gutes an Isabellas Unpässlichkeit gibt, dann das, dass sich Thomas ihren Laptop schnappen kann um ... tatsächlich eine Steuererklärung auszufüllen. Die Software läuft auf seinem alten Tough-Book unbrauchbar langsam, darum muss er auf ihren Rechner ausweichen. Irgendwie würde es ihn reizen bei Ort und Datum der Erstellung “Dar es Salaam, 20. September 2010“ hinzuschreiben. Zwischendurch verdrückt Thomas den Rest des geräucherten Rindfleisches und Isabella eine Dose Sardinen, und zum Znacht begnügen wir uns mit einer Bouillon mit Einlagen. Morgen starten wir den nächsten Versuch hier wegzukommen.

Dienstag, 21.09.2010 – Dar es Salaam

Nach einer besseren Nacht als der letzten verschlafen wir auch heute. Thomas müsste wohl einfach früher schlafen gehen. Isabella geht es ein bisschen besser, so dass wir heute in die Stadt fahren. Der Verkehr ist am Vormittag nicht so chaotisch und wir erreichen unser erstes Ziel, die Schweizer Botschaft, in einer vernünftigen Zeit. Hier wollen wir neue Pässe bestellen, denn die vorhandenen freien Doppelseiten für Visa in den alten Pässen werden langsam wieder Mangelware. In der Kanzlei der Botschaft müssen wir erst einmal warten, denn niemand ist am Schalter und auch klingeln nützt nichts. Na so was... Schliesslich taucht doch ein Angestellter der Botschaft auf dem wir unser Anliegen vortragen. Wir trauen unseren Ohren nicht als er uns fragt, ob wir dafür nicht morgen noch einmal vorbeikommen könnten, denn die Prozedur sei ziemlich aufwändig und kompliziert. Vor zwei Jahren konnten wir die Geschichte auf dem kleinen Konsulat von Lomé in Togo problemlos erledigen und hier auf der Botschaft soll das nicht möglich sein? Schliesslich erweicht er sich seine Kollegin zu fragen, ob sie den Fall übernehmen könnte. Die freundliche Tessinerin, die die Kanzlei zur Zeit alleine betreuen muss, erklärt uns, dass es mit den neuen biometrischen Pässen leider komplizierter geworden ist einen Pass zu bestellen. Jetzt wird uns auch klar warum der graue Kasten, der uns an einen der guten, alten Fotoautomaten erinnert, im Raum steht. Zum ersten Mal in unserem Leben, zumindest soweit wir uns erinnern können, werden uns in diesem Kasten auch Fingerabdrücke genommen. Wir lassen uns die Pässe nach Nairobi schicken, wo wir sie auf der dortigen Botschaft abholen werden. Als wir die Botschaft verlassen ist Mittag bereits vorbei und wir lassen Punkt 2 auf unserer Liste sausen. Wir wollten eigentlich einige unserer Reifen zwecks Rotation ummontieren lassen, aber erfahrungsgemäss benötigen wir dafür eher den grösseren Teil eines Tages. Ausserdem wollen wir unseren Sansibar-Besuch organisieren, was uns im Moment wichtiger ist. Als erstes müssen wir einen Standplatz für Obelix finden. Laut unseren Informationen kann man sein Fahrzeug für einen geringen Betrag beim YWCA in Gehentfernung vom Hafen abstellen, wenn man dort für eine Nacht ein Zimmer nimmt. Als wir dort ankommen wollen sie Obelix aber nicht auf ihrem zugegebenermassen nicht sehr grossen Parkplatz haben, obwohl wir wissen, dass ein Wohnmobil gleicher Grösse schon dort abgestellt werden durfte. So ziehen wir unverrichteter Dinge weiter und fahren eine Runde durch das Stadtzentrum bis wir ganz in der Nähe beim YMCA landen wo wir ebenfalls unser Glück versuchen. Dessen Parkplatz ist auch nicht wirklich grösser und die Begeisterung des Rezeptionisten hält sich gelinde gesagt in Grenzen. Doch der freundliche, ältere Parkplatzwächter meint, dass Obelix schon Platz hat. Wir stellen uns in die einzige freie Parklücke genau gegenüber der Einfahrt, was uns angesichts der Fahrkünste der Tansanier nicht gerade begeistert. Aber vielleicht findet sich im Verlaufe des Tages ja noch ein sicherer Platz. Thomas geht zum Hafen um die Fährtickets zu besorgen. “Azam Marine“, die Gesellschaft bei der er bucht, akzeptiert entgegen ihren eigenen Angaben auf ihrer Webseite keine Euros. Dafür kann er mit Shilling bezahlen, entgegen allen Angaben, dass Tickets von Ausländern in US$ zu löhnen seien. Auf dem Weg zum Hafen und zurück versucht er in einem halben Dutzend Wechselstuben erfolglos unsere übriggebliebenen mosambikanischen Meticais umzutauschen. Wenigstens wird er die südafrikanischen Rand und sambischen Kwachas los. Es ist noch früher Nachmittag und heiss, ein schön kühles Glacé wäre jetzt toll. Ganz in der Nähe vom YMCA befindet sich ein Mövenpick Hotel, vielleicht gibt’s dort ja von dem gleichnamigen, feinen Eis. Wir können das aber nicht definitiv klären da Isabella vom Personal schlicht und ergreifend ignoriert wird während Thomas noch schnell etwas erledigt. Das macht sie fuchsteufelswild und wir verlassen den ungastlichen Ort schnellstens wieder. Aus Protest nehmen wir dann Glacé und Espresso im gleich neben dem YMCA liegenden Holiday Inn: Nette Bedienung, feines Glacé und guter Kaffee. Zurück bei Obelix müssen wir noch unseren Rucksack packen bevor wir um acht Uhr in die Kantine essen gehen. Wir sind offensichtlich spät dran, denn es sind nicht mehr viele Gäste zugegen. Isabella isst vegetarisch, sie hat keine Lust auf das angebotene magere Hühnchen. Das Essen ist nicht gerade umwerfend und das Gemüse lauwarm. Immerhin ist die Sauce lecker, und das Ganze kostet dafür auch nicht viel. Danach müssen wir noch das Hotel in Sansibar organisieren. Die meisten aus der günstigen Kategorie sind deutlich teurer als erwartet, so dass wir schliesslich beim Narrow Street Hotel landen. Thomas ist gerade dabei telefonisch die Reservation vorzunehmen als das Guthaben auf der lokalen Telefonkarte auf null sinkt. Mist! Und noch ein Mist ist, dass Isabella eine Kakerlake im Bad entdeckt als wir schlafen gehen wollen. Muss das auch noch sein? Da gibt’s nur eines: Auf in den Kampf mit der Giftkeule.

Mittwoch, 22.09.2010 – Stone Town, Sansibar

Obwohl wir ja ein Zimmer bezahlt haben und dieses auch sehr sauber aussieht schlafen wir lieber in unserem eigenen Haus. Das Frühstück ist inbegriffen und besteht aus einer Orangenhälfte, 2 Scheiben ungetoastetem Toastbrot, etwas Margarine und Konfitüre und einem ungesalzenen Omelett. Nicht berauschend, aber immerhin, und bei einem Zimmerpreis von unter zwanzig Franken sowieso sehr in Ordnung. Wir können Obelix noch in eine weniger exponierte Ecke umparkieren und marschieren dann mit unseren Rucksäcken zum Hafen. Im brandneuen Terminal von “Azam Marine“ gibt es gratis Kaffee, Saft, Brötchen und andere Snacks. Die Fährtickets sind zwar teuer genug, aber immerhin wird hier dafür etwas geboten. Vor dem Besteigen der Fähre gibt’s eine Sicherheitskontrolle, alles Gepäck wird genauestens durchsucht. Zum Teil nimmt es absurde Formen an, beispielsweise als eine Kontrolleurin einen Pass durchblättert. Isabella hat die Kontrolle bereits hinter sich und wehrt sich gegen eine zweite während Thomas noch anstehen muss. Als bei einem jungen Mann nur der Tagesrucksack durchsucht wird, sich aber niemand für sein grosses Backpack auf dem Rücken interessiert wird es Thomas zu blöd und er spaziert ihm einfach hinterher, ohne zurückgerufen zu werden. Der moderne, noch fast neue Katamaran “Kilimanjaro II“ sollte um neun Uhr dreissig fahren, es wird aber kurz nach zehn bevor wir ablegen. Nachdem wir den geschützten Hafen verlassen haben beginnt der Kahn ganz schön zu stampfen und Isabella hat trotz der geschluckten Tablette gegen Reisekrankheit Bedenken, die Fahrt gut zu überstehen. Als wir nach Norden drehen schwankt der Katamaran nur noch, das ist wesentlich weniger schlimm und die Überfahrt ist bei schönstem Wetter ganz angenehm. In Sansibar müssen wir richtig einreisen, das heisst wir müssen eine Einreisekarte ausfüllen und bekommen einen Stempel in den Pass. Das ganze ist natürlich ein Witz, aber Sansibar ist ein eigener Teilstaat innerhalb Tansanias und damit soll wohl seine Eigenständigkeit demonstriert werden. Am Hafen holt uns ein Angestellter des Hotels ab, was sehr angenehm ist, denn so müssen wir uns nicht mit den Dutzenden von Schleppern und Taxifahrern abgeben. Wir marschieren fünf Minuten durch enge Gässchen zum Narrow Street Hotel, wo uns die “Deluxe Suite“, eines von acht Zimmern zugewiesen wird. Wir haben Klimaanlage und Ventilatoren, Fernseher, ein eigenes Badezimmer mit warmem Wasser, Moskitonetze über den Betten und alles ist sehr sauber. Wir haben langsam aber sicher Hunger und machen uns am frühen Nachmittag auf etwas zu futtern zu finden. Ein chinesisches Restaurant hat für den Nachmittag leider gerade geschlossen und so essen wir etwas kleines auf der Terrasse eines Cafés. Isabella geniesst es anschliessend einmal ausführlich in einem Souvenirladen schmökern zu können, obwohl wir dann nur eine Schwetti Postkarten kaufen. Anschliessend stürzen wir uns ins Gassengewirr der Altstadt, lassen uns durch die Gässchen treiben und werden beim Markt wieder ausgespuckt. Wir tauchen nochmals ein und finden sogar unser Hotel wieder, und das mit nur einmal fragen. Schon bald ist es wieder Zeit essen zu gehen und wir steuern das Restaurant mit dem komischen Namen “Passing Show“ an. Hierher verirrt sich nur selten ein Tourist, wir sind gerade die einzigen. Es gibt keine Speisekarte und nur ein Gericht: Reis mit Huhn, Fleisch oder Fisch. Es ist einfach, gut und günstig. Wir wollen bei einem Bier ein paar von den Ansichtskarten schreiben, aber da es hier keinen Alkohol gibt zügeln wir ins Zanzibar Grand Palace Hotel in der Nähe des Hafens auf die Dachterrasse. Doch auch hier gibt es überraschenderweise keinen Alkohol, dafür aber einen Espresso. Für das Bier ziehen wir dann noch weiter ins Mercury’s, benannt nach Freddy Mercury, dem verstorbenen Sänger der Rockgruppe Queen, der auf Sansibar geboren wurde. Zurück in unserem Hotel verziehen wir uns bald unter die Moskitonetze die einem das Gefühl geben als schliefe man in einem Himmelbett.

Donnerstag, 23.09.2010 – Stone Town, Sansibar

Wir schlafen nicht schlecht und ohne Klimaanlage, aber die Betten sind mit der Zeit doch ungewohnt hart findet Thomas. Es gibt ein umfangreiches Frühstück mit Früchten, Eiern und erstaunlich gutem Brot, das wir gestern schon auf dem Markt gesehen haben. Draussen geht gerade ein Schauer nieder, so dass wir erst mal gemütlich sitzen bleiben und den Rest unserer Postkarten schreiben. Es wird Mittag bis wir in den Gassen der Steinstadt unterwegs sind und inzwischen haben wir bereits wieder Hunger. Im alten Fort gibt es neben vielen Verkaufsständen die vor allem Bilder verkaufen auch ein Restaurant. Isabella hat wieder einmal kein Glück, denn alles was sie ab der Karte bestellen will gibt es nicht. So verleidet es ihr und sie verzichtet murrend. Thomas’ Essen ist ganz gut und schön präsentiert, abgesehen von den nicht fertig gebackenen Chapati und dem zu hohen Preis. Danach geht’s mit einem Umweg über die Post wo wir die Karten einwerfen zum Palast Beit el Ajaib, auch Haus der Wunder genannt, dem eindruckvollsten Gebäude an der Wasserfront. Doch so weit kommen wir nicht, denn Isabella wird bei einem Restaurant mit Wasser geduscht. Ein Tanklastwagen der vor dessen Eingang steht pumpt mit einem Schlauch Wasser in das Gebäude und genau als wir vorbeigehen schert der mehr als armdicke Schlauch ab, wobei Isabella eine volle Breitseite Wasser erwischt bevor die Leute die Pumpe abstellen. Isabella ist klitschnass und gar nicht glücklich. Sie geht schnurstracks ins Restaurant wo sie zumindest ein paar Trocknungstücher erhält, damit ihre Hosen wenigstens nicht mehr tropfen. Gleichwohl gibt es nur eines: Zurück ins Hotel um die Kleider zu trocknen. So halten wir eben Siesta bis die Kleidungsstücke trocken sind. Zufälligerweise ist das gerade dann, als es Zeit wird etwas essen zu gehen. Heute gehen wir in den Forodhani-Park wo jeden Abend Dutzende Grillstände aufgestellt werden. Sozusagen als Aperitif genehmigen wir uns einen Zuckerrohrsaft der wunderbar erfrischt. Nachdem wir etwa zwei Runden durch die Stände gedreht haben bestellen wir an einem einige Seafood-Spiessli und etwas Beigemüse. Die vorgekochten Spiesse werden leider zu wenig lange auf dem Grill fertig gebraten, so dass wir sie lauwarm erhalten. Schade, denn sonst wären sie ganz lecker. Beim Zahlen gibt’s dann wieder einmal Differenzen, denn gewisse Dinge sind nun plötzlich teurer geworden und eine Kochbanane, ein absolutes Grundnahrungsmittel, soll fünfzig Prozent teurer als ein Fischspiess sein. Wir können uns dann zwar auf einen einigermassen vernünftigen Preis einigen, aber Isabella findet wieder einmal: Typisch... Für ein Bier gehen wir auch heute Abend wieder ins Mercury’s, denn auf dem Heimweg gibt’s sonst keine andere Möglichkeit.

Freitag, 24.09.2010 – Stone Town, Sansibar

Heute geht wieder einmal der Wecker als es sieben Uhr schlägt. Nach dem Frühstück startet um acht Uhr dreissig unsere Gewürztour, die Tour, die wohl fast alle Touristen auf Sansibar machen. Wir haben uns für die private und damit etwas teurere Variante entschieden. Damit hoffen wir uns die verschiedenen Pflanzen auf der Spice-Farm in aller Ruhe anschauen zu können. Zuerst aber fahren wir zu den Ruinen des Maruhubi Palastes wenig nördlich der Steinstadt. Der Sultan baute diese Gemäuer für sein Harem Ende des vorletzten Jahrhunderts. Wenige Jahre später brannte der Palast bereits wieder ab. Auf der Plantage werden wir von einem Führer und seinem Helfer in Empfang genommen. Sie führen uns von Nutzpflanze zu Nutzpflanze, lassen uns an zerdrückten Blättern und Gräsern riechen, Stücke von verschiedenen Wurzeln und Früchten probieren. Der Guide erklärt uns für was man die Pflanzen und deren Erträge alles gebrauchen kann, sei es kulinarisch oder medizinisch. Es ist auch hier nicht immer für alles Saison. So sehen wir zwar Vanille-Pflanzen die jedoch ohne Schoten sind. Unser Helfer und ein Helfershelfer fertigen für uns aus Pflanzenteilen Kopfbedeckung respektive -schmuck, eine Krawatte und eine Brosche, sowie eine Handtasche an, natürlich in Erwartung eines Trinkgeldes. Es ist eine unheimlich interessante Führung und wir können jede Pflanze ganz nach unserer Lust und Laune genauer unter die Lupe nehmen wenn wir wollen. Einzig auf die heftigen Schauer die uns zweimal begiessen hätten wir verzichten können. Vor allem als wir zum Schluss der Tour gerade am Probierstand sind schüttet es kräftig. Nach zwei Stunden ist die Führung zu Ende und wir fahren zurück ins Hotel. Wir waschen unsere im Regen schmutzig gewordenen Füsse und halten auch heute Siesta. Danach sind wir noch einmal unterwegs, zuerst runter zum Hafen wo wir auf unserem Ticket die Rückreise für morgen eintragen lassen. Dann stiefeln wir wieder quer durch die Stadt zur Kenyatta Road wo Isabella neben einem Kikoy genannten farbigen Tuch das eine oder andere wohlriechende Souvenir ersteht. Dann endlich geht es zum House of Wonders, das wir gestern ja leider ausfallen lassen mussten. Es ist mit seinem hohen Turm das auffälligste Gebäude in Stone Town das ebenfalls Ende des vorletzten Jahrhunderts vom damaligen Sultan als Repräsentationspalast erbaut wurde. Es ist ein vom Raumkonzept her unglaublich verschwenderischer Bau mit einem riesigen Atrium in der Mitte und ebenso grossen Veranden die rund um die Fassade laufen. Heute beherbergt der Palast ein interessantes und sehenswertes Museum über die Swahili-Kultur. Jetzt ist es aber Zeit für den Sundowner-Apéro auf der Terrasse des Africa House Hotels. Wir beobachten bei einem Bier mit Dutzenden von anderen Touris den für uns für einige Zeit wahrscheinlich letzten Sonnenuntergang über dem Meer. Die Karte des Restaurants des Hotels, das sich einen Stock höher ebenfalls auf einer Terrasse befindet tönt so verlockend, dass wir fürs Essen gleich hier bleiben. Leider können wir auch heute vom Essen nicht uneingeschränkt schwärmen. Nicht, dass es schlecht wäre, aber unter einem Pfeffersteak stellt sich Thomas einfach etwas anderes als das dünne Plätzli vor, das er mit einer jeden Pfefferkornes entbehrenden Sauce erhält. Kein Wunder hat ihn der Kellner nicht gefragt, wie er das Fleisch gerne gebraten haben möchte.

Samstag, 25.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Eigentlich haben wir heute noch fast den ganzen Tag Zeit bevor unsere Fähre am Nachmittag zurück nach Dar es Salaam ablegt. Aber Thomas hat seit gestern Abend des öfteren Stuhldrang und deshalb keine Lust in unangenehme Situationen zu geraten. So streichen wir den geplanten Ausflug zum Jozani Forest, wo es zur Abwechslung mal Colobus Monkeys statt Paviane und Meerkatzen zu sehen gegeben hätte. Wir schlafen dafür etwas länger, essen gemütlich Frühstück und packen dann zusammen. Wir drehen eine letzte Runde durch die Altstadt und decken uns beim Markt für die nächsten Tage mit drei kleinen Laiben des feinen Sansibar-Brotes ein. Unser Hotel finden wir auch heute morgen, am dritten Tag seit unserer Ankunft, nicht einfach auf Anhieb. Wir gehen zum Hafen und lassen uns auf die Mittagsfähre umbuchen. Im Warteraum sieht es nach ziemlich vielen Passagieren aus und als wir spät an Bord der Kilimanjaro II gehen fragen wir uns, wo wir denn sitzen sollen. Auf dem obersten Deck, das auf der Hinfahrt vielleicht zu einem Drittel besetzt war, sitzen einige bereits am Boden. Immerhin findet Isabella noch einen Platz. Wir legen ab und kurz bevor wir uns aus dem Schutz der Insel begeben verteilt ein Matrose Kotztüten. Hoppla. Tatsächlich fahren wir dann eineinhalb Stunden lang Achterbahn, hin und her, rauf und runter, kein Vergleich zur geradezu ruhigen Hinfahrt. Zum Glück hat Isabella eine Tablette gegen Reisekrankheit geschluckt und Thomas, der inzwischen einen Platz neben ihr erhalten hat, verträgt es auch so. Auf der richtigen Achterbahn ist es jeweils umgekehrt. Zurück in Dar es Salaam werfen wir noch einen Blick in die St. Josephs Kathedrale die gleich beim Fährhafen liegt. Offensichtlich wird auch hier samstags geheiratet, denn eine Hochzeitsgesellschaft bereitet sich gerade auf den Gang vor den Altar vor. Wir spazieren durchs Stadtzentrum das heute deutlich weniger hektisch ist zum YMCA, wo uns Obelix sehr zu unserer Freude und Erleichterung unversehrt erwartet. Nachdem wir unsere Parkgebühr von 3’000 Shilling oder gut 2 Franken pro Tag bezahlt haben fahren wir los. Es geht wieder quer durch die Stadt beim Shoprite vorbei, wo wir uns für das Wochenende mit Frischprodukten versorgen bevor wir uns wieder an die South Beach verschieben. Wir kommen in der Dämmerung im Sunrise Beach Resort an und müssen zu unserem Schrecken feststellen, dass bereits zwei Overlander-Lastwagen da stehen. Der eine von ihnen ist genau der Rotel Tours-Lastwagen den wir im letzten November in Kasane angetroffen haben und der jetzt exakt auf unserem Plätzchen steht. Wir zirkeln uns ziemlich nahe hinter ihn wo wir immerhin auch noch einigermassen gerade stehen. Wir machen uns ein Gehacktes mit Hörnli und einem Eisbergsalat, was nach all dem Restaurant-Food zur Abwechslung ganz und gar nicht schlecht ist.

Sonntag, 26.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Thomas ist gestern so lange aufgeblieben, dass er am frühen Morgen gar nicht merkt, dass Isabella mit ihrem Magen kämpft. Krämpfe und Dünnpfiff plagen sie. Sie bleibt denn auch den ganzen Tag im Bett und trinkt nur Tee. So sitzt Thomas mit dem feinen Sansibar Brot allein beim Frühstück. Na ja, wenigstens fast, denn es ist ja schliesslich Sonntag und da haben unsere Bären auch ihre Ansprüche. Wegen Isabellas Unpässlichkeit kann Thomas auf ihrem Laptop die Steuererklärung zu Ende bringen. Gemacht ist gemacht. Am frühen Abend hat Isabella doch noch etwas Hunger und Thomas kocht einen einfachen Jasminreis dem wir mit Sojasauce etwas Geschmack verleihen. Immerhin muss Isabella danach nicht gleich zur Toilette rennen, dafür hat sie am Abend aber leichtes Fieber. Da hilft wohl nur weitere Ruhe.

Montag, 27.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Isabella geht es zwar ein klein wenig besser als gestern, aber nicht gut genug. So verordnen wir ihr noch einen Ruhetag. Thomas macht während dessen ein bisschen dies und das, vor allem aber unser 8 Gigabyte Datenguthaben bei Zain abbauen.

Dienstag, 28.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Langsam, langsam geht es Isabella besser, aber zuerst ruht sie noch etwas. Am späteren Vormittag, nach dem Frühstück, macht sich Thomas auf den Weg in die Stadt um unsere neuen Carnets, die Thomas’ Schwester Manuela aus der Schweiz geschickt hat, abzuholen. Alles klappt bestens: Die Fahrt in die Stadt und zurück mit Dalla-Dalla und Fähre verläuft reibungslos, er findet das Kurier-Büro im ersten Anlauf und auch die Dokumente sind da. Nach zwei Stunden steht er mit dem Couvert, einem Brot und Orangen wieder auf der Matte. Inzwischen hat Isabella, wenn auch vom Krankenlager aus, die Arbeit an der Homepage wieder aufgenommen. So schaffen wir es bis am Abend die Fotogalerie von Mosambik fertigzustellen. Vor dem Eindunkeln kommt noch wie vom Rotel Tours-Fahrer angekündigt ein zweiter Lastwagen derselben Firma auf dem Platz an. Da die fahrenden Hotels Riesenteile sind wird es langsam eng auf dem Areal. Isabella wäscht vor dem Znacht noch ein paar Kleidungsstücke aus, wohl zum Beweis, dass sie wieder auf dem Damm ist... Wir bleiben aber noch bei einfacher und trotzdem leckerer Kost. Beim Safran-Risotto mit Tomatensalat langt Isabella schon fast wieder wie normal zu.

Mittwoch, 29.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Am frühen morgen weckt uns ein Schauer. Ist ja auch kein Wunder, denn wir haben für heute einen Waschtag ins Auge gefasst. So schlafen wir noch etwas weiter und stehen ziemlich spät auf. Draussen hat’s noch viele Wolken, so dass wir keine Lust haben tatsächlich mit waschen zu beginnen. Statt dessen verschafft sich Isabella in der Küche einen Überblick über unsere Vorräte, füllt einige Behältnisse nach und mixt eine ihrer Gewürzmischungen. Draussen hören wir ein kleines Kätzchen japsen. Es liegt ganz allein im grossen, strohgedeckten Unterstand und ist wirklich noch winzig. Wir fürchten schon, dass es von seiner Mutter verlassen worden ist, bis wir diese einige Stunden später das Kleine holen kommen sehen. Thomas sticht am Nachmittag doch noch das schöne Wetter und er, ganz wie Isabella gestern, beginnt kurz vor Betriebsschluss noch eine Runde zu waschen. Dafür sitzt nun natürlich Isabella hinter dem Laptop. Die Zubereitung des Nachtessens ist dann aber wieder TIMwork. Thomas rüstet, Isabella kocht und alle beide essen wir das leckere Gemüsecurry.

Donnerstag, 30.09.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Obwohl auch heute morgen früh wieder ein Schauer niedergeht starten wir gehauen oder gestochen unseren richtigen Waschtag. Das Wetter sieht am Vormittag doch ganz anständig aus, so dass wir guter Hoffnung sind das ganze trocken über die Bühne und in unsere Schränke zu bringen. Für Abwechslung sorgen nur die neugeborenen Kätzchen, von denen uns eines ja gestern schon beschäftigt hat. Offensichtlich hat sie die Mutter wieder zusammengetragen und nun liegen sie, wieder alleine, am Rande eines Betonsockels im Gras. Am Morgen sind sie noch im Schatten, aber im Verlaufe des Tages entschwindet der und sie sind der unbarmherzigen Sonne ausgesetzt. So beginnen zwei von ihnen mit ihren noch geschlossenen Augen ziellos auf der sandigen Wiese herumzukriechen und wir fürchten, dass sie eine Beute der vielen Krähen werden könnten. Ausserdem geht es einigen von ihnen wirklich schlecht, sie sehen aus wie wenn sie kurz vor dem Verdursten wären. Aber alles was wir tun können ist sie in eine schattige Ecke zurückzulegen. Dazu tröpfelt ihnen Isabella etwas Flüssigkeit in ihre Schnäuzchen bevor sie mit einem Stuhl die Schattenfläche noch etwas vergrössert. Von der Mutter ist den ganzen Tag nichts zu sehen und eines der vier Kätzchen ist schliesslich verschwunden. Im besten Falle ist es irgendwo unter einen Busch gekrochen, so hoffen wir es wenigstens. Unsere Wäscherei ist am frühen Nachmittag abgeschlossen und wir gönnen uns unser traditionelles Wöschtag-Zmittag; ein Plättchen mit Wurst, Käse, Brot und noch etwas Beigemüse. Nachdem alles wieder verstaut ist hüpfen wir noch schnell ins Meer, obwohl es ziemlich bläst und der Himmel etwas bedeckt ist. Es ist trotzdem ganz schön. Nach der fälligen Dusche ist es auch schon wieder Zeit ans Essen zu denken. Heute machen wir aus einem Rindsfilet Geschnetzeltes zu dem sich einige in Scheiben geschnittene Karotten gesellen. Dazu braten wir eine bequeme und trotzdem feine Hero Fertig-Rösti, von denen wir noch einige im Schrank vorrätig haben.

Freitag, 01.10.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Wir beginnen den Oktober mit einem Laptoptag. Isabella hat ihre Homepage und Thomas seinen Frust. Alles was er mit seinem Laptop anfängt geht irgendwie in die Hose. Wir entschliessen uns bis am Montag hier zu bleiben um noch möglichst viele Bilder für den Reisebericht von Mosambik auszusuchen und auf den Server zu laden. Dies vor allem bevor unser 8 GB Datenguthaben fürs Internet in einigen Tagen verfällt. Das Wetter ist heute schön und es windet für einmal auch nicht so stark. Allerdings haben wir ausser Wärme im MGD nicht viel davon, denn wir arbeiten halt drinnen da es draussen zu hell ist. Thomas verarbeitet seinen Frust in dem er ein Vollkornbrot macht. Wenigstens hier hat er Erfolg und das Resultat gibt’s als Beilage zu einem Matmata Salat. Nachdem Thomas am Morgen das Gratulations-SMS an Isabellas Schwester für deren runden Geburtstag verschlampt hat telefoniert ihr Isabella zur Wiedergutmachung via Skype in die Schweiz. Für einmal ist die Verbindung übers Internet ganz brauchbar.

Samstag, 02.10.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Im Süden nichts neues, ausser dass heute ein Zopf anstelle des Vollkornbrotes gebacken wird. Vom Brot ist nicht mehr viel übrig, denn es hat gestern und heute regen Zuspruch gefunden. Für den Zopf muss Thomas in der Restaurantküche aber erst noch ein Ei erbetteln, denn das einzige das wir noch besitzen ist ein gekochtes. Damit Isabella möglichst lange am Laptop sitzen kann kochen wir etwas das auch Thomas weitgehend zustande bringt. Spiralen an einer Tomatensauce und einen Maissalat dazu. Damit wir die Büchse Mais im Vorratskeller finden muss dann aber doch Isabella ran.

Sonntag, 03.10.2010 – Kigamboni, Dar es Salaam

Einmal mehr sind wir viel zu spät ins Bett gekommen und da draussen die gestern neu angekommenen Gäste des Rotel-Busses bereits herumtigern kriegen wir natürlich nicht wirklich genug Schlaf. Wir bringen es doch tatsächlich fertig eine Woche am gleichen Ort zu bleiben und dennoch ein Schlafmanko aufzubauen. Aber gegen den Schlafmangel gibt es ja Kaffee, dem wir wie gewohnt in solchen Situationen am Vormittag zusprechen. Der Zmorge mit dem Zopf ist auch gut fürs Gemüt obwohl dieser auch schon besser gelungen ist. Damit wir nicht wieder den ganzen Tag drinnen hocken haben wir uns für vier Uhr nachmittags eine Deadline gesetzt. Mit nur einer halben Stunde Verspätung schaffen wir es uns in die Brandung zu stürzen. Das Wetter zeigt sich heute von der schönsten Seite und das Wasser ist wunderbar warm. Weil heute Sonntag ist, ist wieder viel Betrieb am Strand und leider röhren auch die stinkenden Jetski über die Wellen. Zum voraussichtlichen Abschluss unseres Aufenthaltes hier im Sunrise Beach genehmigen wir uns das Nachtessen im Restaurant. Die Speisekarte ist riesig, mit einem Akzent auf indischem Essen. Wir bestellen uns einige Samosas und etwas vom Huhn. Es dauert dann aber ganz schön lange bis unser Essen kommt. Wahrscheinlich hat die Rotel-Gruppe, die auch gerade Platz nimmt, ihr Essen vorbestellt, womit wir etwas zwischen Stuhl und Bank geraten. Als es schliesslich kommt wird Isabella einmal mehr enttäuscht, denn ihr Poulet hat eine gelinde gesagt eigenartig weiche Textur. Und die natürlich nur einmal fritierten Pommes frites passen auch nicht richtig dazu. Wäre sie doch nur bei ihrer ursprünglichen Absicht geblieben Meergetier zu bestellen. Thomas hat mehr Glück. Sein Gericht schmeckt ganz gut, vor allem die Sauce mit dem grosszügig verwendeten Koriander. Damit auch Isabella einige anständige Häppchen bekommt tauschen wir zwischendurch mal die Teller. Keep the Navigator, Cook, Co-Driver und Master of W.D. happy...

Montag, 04.10.2010 – Dar es Salaam

Die beiden roten, rollenden Hotel-Lastwagen verlassen den Platz natürlich vor uns. Der eine fährt mit seinen Passagieren nach Namibia und der andere verschiebt leer zurück nach Nairobi. Bei uns dauert es etwas länger weil wir zuerst noch unsere Wassertanks füllen und dann will Isabella noch das Gröbste im Bad putzen, was Thomas natürlich gar nicht in seinem Plan hatte. Kurz vor elf Uhr fahren dann aber auch wir los, zuerst auf der Suche nach einem der Reifengeschäfte, die sich gemäss unseren Angaben an der Strasse zum Flughafen befinden sollen. Das Problem ist nur, dass wir sie nicht finden. Bei Scania, der Vertretung der in Tansania weitaus am stärksten verbreiteten Lastwagenmarke, fragen wir um Rat. Sie beschreiben uns den Weg zu “Superdoll“, dem Vertreter von Michelin, also genau der Marke mit der Obelix besohlt ist. Dort sehen sie sich ausserstande uns heute noch zu bedienen, so dass wir einen Termin auf morgen um acht Uhr vereinbaren, womit Thomas’ schöne Planung jetzt natürlich total im Eimer ist. Jä nu, so haben wir wenigstens Zeit unseren Grosseinkauf im Shoprite Supermarkt in aller Ruhe zu erledigen. Um dorthin zu kommen müssen wir quer durch die Stadt fahren, wobei der Verkehr diesmal nicht so schlimm ist. Trotzdem verläuft die Fahrt nicht reibungslos. An einer Kreuzung steht links ein Minibus, viele Leute stehen darum herum und der Verkehr kommt irgendwie nicht recht vom Fleck. Langsam merken wir, dass wir hier wohl an eine Unfallstelle geraten sind. Tatsächlich hieven einige der Zuschauer einen Mann, der mehr tot als lebendig aussieht auf die Pritsche eines kleinen Pick-up, der dann davonfährt, wohl Richtung Spital. Der Minibus scheint wuchtig in den Mann mit seinem Transport-Dreirad gefahren zu sein, denn das Dreirad sieht ziemlich platt aus. Genau hier wird auch Obelix Opfer des verrückten tansanischen Strassenverkehrs. Als wir noch an der Unfallstelle stehen fährt der Sattelschlepper auf der Spur rechts neben uns wieder los und kommt uns immer näher bis er schliesslich mit seinem Anhänger unsere Spiegel traktiert. Wir befürchten schon, dass er auch die Seite unseres Aufbaus beschädigt haben könnte, doch zum Glück findet Isabellas rasche Inspektion keine offensichtlichen Schäden. Im Mlimani City Shoppingcenter überrascht uns erst mal der geschlossene Shoprite Supermarkt, vor dem eine Tafel informiert, dass der Laden wegen Inventarisierung bis und mit heute fünf Uhr geschlossen ist. Na toll, das heisst, dass es heute wieder einmal spät wird. So vertreiben wir uns die Zeit mit einem Espresso und klappern alle geeigneten Läden nach einem Bikini für Isabella ab. Das einzige das sich dann aber in der Einkaufstasche findet ist ein kurzärmliges Hemd und ein T-Shirt für Thomas. Als wir zur angegebenen Zeit vor dem Eingang des Supermarktes bereitstehen öffnet der aber nicht, sondern die abgeänderte Tafel, dass der Laden nun den ganzen Tag geschlossen bleibe wird pünktlich um fünf Uhr hinausgestellt. Afrika... Wir fahren weiter durch die Stadt zu zwei Standorten, an denen es noch Shoprite geben soll, leider ohne Erfolg. Im Slipway Shoppingcenter finden wir immerhin einen indischen Supermarkt, in dem wir zwar viel Geld ausgeben, aber doch bei weitem nicht alles finden, was auf unserem Einkaufszettel steht. So fahren wir nach 90km Dar es Salaam-Stadtverkehr müde und etwas frustriert ins Stadtzentrum, wo wir wieder das YMCA ansteuern. Damit werden wir auch morgen den grösseren Teil des Tages noch in Dar verbringen müssen. Kochen mögen wir nun nicht mehr und für die Kantine des YMCA ist es bereits zu spät. So begnügen wir uns mit Pringles und einem Kili Bier.

Dienstag, 05.10.2010 – Chogo

Wie es nicht anders sein könnte schlafen wir nicht besonders mitten in der Stadt. Die Luft ist stickig und warm, und beim nahen Geldwechselbüro geht ein paar Mal der Alarm los. So sind wir fast froh, der unruhigen Nacht mittels Wecker ein frühes Ende zu bereiten. Nach unseren Erfahrungen mit dem städtischen Stossverkehr planen wir genügend Zeit ein damit wir es auch sicher auf acht Uhr zum Reifenhändler schaffen. Nach einem Kaffee fahren wir los und natürlich ist morgens um halb sieben Uhr auf den Strassen noch nicht viel los womit wir nach nur einer Viertelstunde viel zu früh dort ankommen. So bleibt uns wenigstens Zeit zu frühstücken und für Isabella noch etwas Schlaf nachzuholen. Wir können pünktlich in die Box fahren, wo erst einmal die Ersatzreifen von ihren Haltepunkten heruntergeholt werden müssen. Dabei geht schon einmal die Nummernbeleuchtung in die Brüche. Kein sehr erfolgsversprechender Anfang. Dann aber geht die ganze Wechslerei ganz ordentlich über die Bühne. Die Angestellten haben eine gute Maschine zur Verfügung und können damit auch vernünftig umgehen. Isabella installiert sich derweil in einem Büro und macht sich am Laptop zu schaffen. Hier kriegen wir auch einen Ersatz für unseren durchgescheuerten und längst im Kaokoveld an die Himbas verschenkten Schlauch für den Notfall. Allerdings wollen sie uns zuerst einen billigen indischen zum Preis des teuren Pirelli-Schlauches andrehen. Nur ein Fehler oder doch ein Versuch? Auf jeden Fall ist kurz nach elf Uhr alles erledigt, die Nummernschildbeleuchtung mittels Schnellkleber geflickt und die Rechnung bezahlt. Jetzt müssen wir nach dem gestern nur halbwegs gelungenen Versuch ja nur noch unsere Vorräte richtig aufstocken und dann können wir Dar es Salaam endgültig hinter uns lassen. Wir fahren einmal mehr zum Mlimani City Shoppingcenter, da es sowieso mehr oder weniger am Weg liegt. Heute ist der Shoprite wirklich offen und wir geben noch ein paar Tausend Schilling aus. Natürlich kaufen wir noch mehr von den feinen Baguettes, auch wenn sie uns heute nicht ganz gleich gut gelungen scheinen. Wir fahren auf der Morogoro Road Richtung Westen, füllen noch unseren zweiten Dieseltank und sind dann endgültig wieder unterwegs. Einige Dutzend Kilometer ausserhalb Dar es Salaams folgen fast alle paar hundert Meter zum Teil nagelneue Tankstellen die keiner der grossen Ketten angehören. Wir fragen uns was das wohl soll und es erinnert uns sehr an Nigeria. Auf der Strecke bis nach Chalinze herrscht dichter Verkehr, viele Busse und Heerscharen von Tanklastzügen sind unterwegs. Die Busse rasen zwar nicht gerade mit 140 Sachen wie immer wieder erzählt wird, aber sie fahren schnell und überholen an allen möglichen oder eben unmöglichen Stellen. Wir sind froh in Chalinze nach Norden abbiegen zu können, denn die Tanker, die alle Treibstoff nach Malawi und Sambia bringen, fahren hier geradeaus. Die Strasse Richtung Segara ist neu gemacht, der Asphalt ist perfekt und wir kommen gut voran. Allerdings wissen wir, dass wir wohl ein Buschcamp finden müssen, denn wir werden bis zum Eindunkel an keinem touristisch erschlossenen Ort vorbeikommen. Wir finden aber nichts Schlaues und biegen schliesslich schon in völliger Dunkelheit in eine der seltenen, abgehenden Pisten ein. Wir folgen ihr einige Kilometer und entdecken schliesslich einen Feldweg. Zuerst wollen wir uns einfach darauf stellen, finden aber einige Meter weiter hinten ein abgeerntetes Maisfeld. In der Nähe steht ein Haus das allerdings verlassen wirkt. Wir stellen uns auf das Feld und warten ohne Licht zu machen bei einem Bier ab, was passiert. Nichts. So machen wir rasch einen Salat Matmata, räumen alles abfahrtbereit weg und schauen, dass wir ins Bett kommen.

Mittwoch, 06.10.2010 – Kigombe

Ach, was haben wir gut geschlafen. Es war eine Ruhe wie wir sie schon lange nicht mehr hatten. Und am Morgen ist es tatsächlich so frisch, dass wir gerne die Daunendecke über uns ziehen. Draussen schimmert die Sonne durch einen leichten Nebel. Geweckt werden wir von Motorrädern die auf der nur wenig entfernten Piste vorbeiknattern. Jetzt bei Tageslicht sehen wir auch was für einen Platz wir uns gestern in der Dunkelheit ausgesucht haben: Wir sind von allen Seiten wunderbar zu sehen. Aber die Leute die in der Nähe vorbeigehen winken uns nur freudig zurück und lassen uns ansonsten in Frieden. Man bescheidet uns, dass die Piste die wir gestern eingeschlagen haben nicht nach Pangani führt und so fahren wir zurück zur Teerstrasse und weiter nach Norden. Gemäss der nicht immer zuverlässigen Reise-Know-How Karte zweigt in Kabuku eine Piste ans Meer ab. In diesem Ort bestätigt man uns an der Tankstelle das Vorhandensein dieser Piste und sie soll sogar in gutem Zustand sein. So ändern wir unseren Plan, den einfachsten Weg zu nehmen wieder und stürzen uns ins Abenteuer. Die Piste beginnt ganz ordentlich, so dass wir guter Hoffnung etwas Luft aus den Reifen lassen. Wir kommen zu einem Militärstützpunkt an dessen Eingang wir uns registrieren müssen bevor wir mitten durchs Camp weiterfahren dürfen. Die Piste ist nun deutlich schmäler und weniger befahren und führt vom knapp 400m hohen Plateau in die gerade noch 100m über Meer gelegene Küstenebene hinunter. Hier unten ist es wieder deutlich über 30 Grad heiss. Für einmal ist die Reise-Know-How Karte die einzige Karte die stimmt und der eingezeichnete Routenverlauf deckt sich exakt mit der Wirklichkeit. Nach dem Überqueren der Eisenbahnlinie die hinauf nach Tanga führt kommen wir in ein Forest Reserve. Wir fühlen uns in einen Nationalpark versetzt, nicht nur wegen der buschsavannenartigen Landschaft, sondern auch weil es hier keine Dörfer, keine Felder und keinen Verkehr gibt. Einzig die Tiere fehlen, abgesehen von den Vögeln die ab und zu unsere Piste überfliegen. Die Auffälligsten von ihnen sind einige grosse Trumpeter Hornbill. Wir sind froh, dass es trocken ist, denn die leicht gewellte Landschaft führt durch viele Senken die mit der berüchtigten Black Cotton Soil gefüllt sind. In der Regenzeit ist es hier sicher kein Spass zu fahren, schon gar nicht mit Obelix, wenn die Piste überhaupt befahrbar ist. Das Waldschutzgebiet wird nun immer mehr zum Forstanbaugebiet, denn links und rechts sind allerlei verschiedene Bäume schön in Reih und Glied gepflanzt. Immer mehr Erschliessungswege gehen nun von unserem Weg ab und in einen von ihnen biegen wir ein um einen Kaffeehalt zu machen. Wir sind überzeugt, dass man hier problemlos und ungestört einen oder mehrere Tage verbringen könnte. Wir fahren aber weiter Richtung Meer. Die Piste ist nun zwischendurch schon beinahe abenteuerlich zu nennen. Aber schön langsam und an den straffen Zügeln von Thomas bewältigt Obelix die schwierigeren Stellen ohne Anstände. Schon bald treffen wir auf die erste Sisalplantage, durch die wir dann Kilometer über Kilometer fahren. Entlang einem dieser Sisalfelder erfreut uns in einer Hecke ein wunderbarer Brown-hooded Kingfisher und in einem Feld stolzieren drei Ground Hornbill umher. In Bweni, das Pangani gegenüber liegt, müssen wir nicht lange auf die Fähre über den Pangani Fluss warten. Wir bezahlen 6’000 Schilling für die kurze Überfahrt, laut Ticket der Preis für einen Lastwagen bis sieben Tonnen und was ja gemäss unserem Spezial-Fahrzeugausweis auch stimmt... Pangani ist eine weitere der bedeutenden Hafenstädte Ostafrikas des 18./19. Jahrhunderts, von der heute allerdings nicht mehr viel zu sehen ist. So halten wir uns hier nicht lange auf und fahren auf der nun gut ausgebauten, aber nervig rotteligen Allwetterpiste weiter nordwärts. Nach weiteren zwanzig Kilometern durch Sisalplantagen kommen wir nach Kigombe wo wir zum Peponi Holiday Resort abbiegen. Der Platz der uns zugewiesen wird ist nicht gerade ideal. Isabella ist nicht sehr begeistert und so muss Thomas Obelix noch ein wenig umrangieren. Den Strand haben wir uns auch etwas anders vorgestellt und so fragen wir uns, was denn so speziell am vielgelobten Peponi sein soll. Auf jeden Fall ist der Platz gut besucht: Ein holländischer DAF-Lastwagen, ein uralter Landy mit französischen Nummernschildern, ein australischer Land Cruiser, und ein deutsch-finnisches Paar mit einem roten Landy sind hier. Kurz nach dem wir ankommen herrscht etwas Aufregung wegen einer grünen Baumschlange die in einer Baumgruppe entdeckt wird. Sie hat aber Glück und entkommt ihren einheimischen Häschern, so hoffen wir wenigstens. Wir genehmigen uns ein Bier und einige Chips bevor duschen angesagt ist. Zum Znacht macht Isabella ein Nasi, für einmal mit Rindfleisch, und Zucchetti und Rüebli als Gemüse. Und natürlich wird es wieder zu spät bis wir den Weg ins Bett finden.

Donnerstag, 07.10.2010 – Kigombe

Ursprünglich wollten wir heute eigentlich einfach ausspannen, doch dann hat Thomas plötzlich Pläne, was er alles erledigen will. So starten wir den Tag mal mit einem Kaffee bis wir wissen was er jetzt will. Wir sitzen draussen und machen grosse Augen, denn das Meer das gestern Nachmittag noch an den schmalen Strand geschlagen hat ist um ein paar hundert Meter zurückgewichen. Wir gehen in das neben unserer Anlage gelegene Capricorn Beach Cottages wo es einen Deli geben soll, der frisches, hausgemachtes Brot verkauft. Das Brot entpuppt sich dann als Baguette das beim anschliessenden Frühstück gar nicht schlecht schmeckt. Dann höckeln wir wieder einmal an unseren Laptops, diesmal aber draussen, so dass es sich weniger nach Arbeit anfühlt. Am Nachmittag, nachdem das Meer wieder an den Strand zurückgekehrt ist, gehen wir ein Runde baden. Das Wasser ist badewannenwarm, irgendwie ungewohnt. Der vorhandene Pool bringt dann noch ein ganz wenig Abkühlung. Wir machen wieder einmal ein Feuer und legen ein paar Filetstücklein drauf. Dazu gibt es Blumenkohl, Broccoli und Nudeln. Leider geht die Brise auch abends noch so stark, dass das Essen nach dem Schöpfen gleich kalt ist. Schade.

Freitag, 08.10.2010 – Kigombe

Das war aber eine sehr warme Nacht und wir haben geschwitzt wie in Mali annodazumal. Erst gegen Morgen wird es etwas angenehmer und wir schlafen doch noch etwas besser. Als wir aufstehen machen sich die Holländer und Australier, die lose miteinander reisen, zur Abfahrt bereit. Fast alle Camper auf dem Platz kommen zusammen um noch etwas zu plaudern bevor sie losfahren. Schliesslich verschieben wir uns sogar noch ins Capricorn Beach Cottages für einen Kaffee aus einer richtig guten Kaffeemaschine. Mit einem Baguette im Sack machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Peponi Resort wo die Abfahrbereiten nun doch noch abfahren. Sie wollen in die Usambaraberge, die ebenfalls unser nächstes Ziel sind, und so werden wir sie vielleicht noch einmal antreffen. Isabella verzieht sich ins MGD um weitere Fotos für den Reisebericht von Mosambik auszusuchen während sich Thomas um die neu aufgezogenen Reifen kümmert. Natürlich haben die Leute bei Superdoll die Radmuttern mit ihrem Schlagschrauber viel zu stark angezogen und Thomas bringt die meisten von ihnen nur mit viel Mühe wieder auf um sie dann mit dem Drehmomentschlüssel auf den richtigen Wert anzuziehen. Eine Schraube am rechten Hinterrad bringt er selbst mit Isabellas Hilfe nicht lose und es braucht das Gewicht eines 110 Kilogramm schweren Südafrikaners mit deutschen Wurzeln aus Johannesburg um das Problem zu lösen. Nach dieser schweisstreibenden Arbeit ist endlich mal etwas essen angesagt, es ist schliesslich auch schon früher Nachmittag. Wurst und Käse, wenn auch nicht gerade von bester Qualität, schmecken zusammen mit dem Baguette so übel doch nicht. Später am Nachmittag nach nochmaligem Arbeitseinsatz ist endlich Erfrischung im Meer angesagt, wobei Erfrischung erst im Pool zu finden ist, denn das Meer ist einfach zu warm. Mit dem Rest des gestern gekauften Holzes machen wir noch einmal ein Feuer. Heute wird ein Rumpsteak gegrillt, dazu gibt es Bohnen und Reis. Das Essen wird diesmal in der steifen Brise nicht so schnell kalt weil wir mit einer Blache einen Windschutz erstellt haben. So können wir es heute um einiges besser geniessen.

Samstag, 09.10.2010 – Kigombe

Diese Nacht war es wesentlich angenehmer zu schlafen, wir haben nicht so geschwitzt. Vielleicht half es, dass wir die Dachluke ein wenig offen stehen hatten. Wir beginnen auch heute mit einem Kaffee und sitzen dann beide draussen unter unserem Dach am Laptop. Langsam aber sicher wollen wir Mosambik zu Ende bringen. Im Capricorn Beach Cottages haben sie einen Holzofen, aus dem nicht nur die feinen Baguettes kommen die wir jeden Tag essen, sondern in dem auch Pizzas gebacken werden. Und die sollen so gut wie der gestern selber ausprobierte Kaffee sein. Wir wollen das überprüfen, was für uns einen sehr frühen Znacht bedeutet, denn die Pizzas gibt es nur bis fünf Uhr abends. Isabella hat mit ihrer Quattro Stagioni, die allerdings einen anderen Namen trägt, den Joker gezogen, denn sie ist wirklich gut belegt. Bei Thomas’ Pizza mit Thon ist der Fisch ein bisschen dünn gesät. Aber der Teig ist Spitzenklasse, eine so feine Pizza assen wir wohl schon ewig nicht mehr. Auf ein Bad in Meer und Pool verzichten wir heute, nehmen aber doch gerne noch eine Dusche mit.

Sonntag, 10.10.2010 – Lushoto

Auch diese Nacht hatten wir dank der ein wenig geöffneten Dachluke die Wärme besser im Griff. Bis zum ordentlichen Frühstück müssen wir noch etwas warten, denn die Baguettes gibt es bei den Nachbarn erst ab neun Uhr. Isabella benützt die Gelegenheit gleich um einen Teil der Bücher die sie schon gelesen hat zu tauschen. Nach dem Zmorge, den wir noch draussen geniessen, räumen wir weiter zusammen und machen uns abfahrbereit. Auch im Peponi Resort gibt es eine Buchbörse und Isabella tauscht noch mehr Bücher. Ganz zum Schluss nehmen wir noch eine schnelle Dusche, denn es ist auch heute drückend schwül. So wird es fast zwölf Uhr bis wir tatsächlich losfahren. Die Piste Richtung Tanga ist zuerst weiterhin ziemlich holprig wird aber besser je näher wir Tanga kommen. In der Stadt machen wir noch eine kleine Rundfahrt, denn Thomas möchte gerne den Hafen sehen. In der Bucht liegen zwei kleine Frachter vor Anker, also nichts Aufregendes. Dafür finden wir den kleinen gedeckten Markt wo wir bei einem freundlichen Verkäufer etwas Gemüse und Früchte kaufen. Auf dem Platz vor dem Markt können wir in aller Ruhe auch Obelix Reifen wieder aufpumpen. Dann geht es auf sehr guter Strasse südwestwärts bis nach Segera, wo wir wieder auf die Strasse aus Dar es Salaam treffen und ab hier in mehr nördlicher Richtung fahren. Auch hier sind ausgedehnte Sisalplantagen angelegt, von denen aber einige offensichtlich nicht mehr betrieben werden, denn die Agaven sind schon ziemlich überwuchert. In Mombo zweigen wir auf die Strasse in die Usambara Mountains ab. Sie ist recht schmal, aber geteert und gut in Schuss. Wir fahren zum ersten Mal seit langer Zeit auf einer richtigen Bergstrasse die uns rund tausend Meter in die Höhe führt. In Lushoto, dem Hauptort im Bergmassiv, biegen wir auf eine kleine Piste ab die uns noch einige wenige Kilometer zur Irente Farm führt die nahe dem Irente Aussichtspunkt liegt. Die letzten zweihundert Meter sind ziemlich eng, aber Obelix schleicht sich wieder einmal durch die Büsche. Hier treffen wir den holländischen DAF von Henk und Maureen wieder und ein deutscher Turbo-Daily steht auch hier. Christine und Rouven sind schon ein kurzes Stückchen mit den Holländern in Westafrika gefahren und haben sie hier wieder getroffen. Wir stellen Obelix auf die kleine, einigermassen ebene Fläche die vorhanden ist, was wieder einmal etwas dauert. Dann setzten wir uns mit einem Bier zu den anderen nach draussen die gerade dabei sind ihr Nachtessen zu machen. Isabella kümmert sich dann auch um unser Essen während Thomas, nicht sehr zur Freude von Isabella, weiterhin draussen plaudert. Sie macht aus dem zweiten Rumpsteak ein Geschnetzeltes an einer Rotweinsauce mit Reis und dazu Bohnensalat. Nach dem das feine Essen weggeputzt ist sitzen wir nochmals zu den anderen, bis die sich in ihre Fahrzeuge verabschieden. Wir lassen das Geschirr heute stehen, morgen ist schliesslich auch noch ein Tag.

Montag, 11.10.2010 – Lushoto

Es ist angenehm wieder einmal zu schlafen ohne zu schwitzen. Obwohl es draussen kühl ist brauchen wir keine Bettdecke, wir heizen unser Wohnhaus rein durch unsere Körperwärme auf angenehme 24 Grad. Henk und Maureen sind als erste draussen und wir gesellen uns mit einem Kaffee zu ihnen. Christine und Rouven kommen dann auch noch hinzu und dank der Sonne sind bereits T-Shirt und Shorts angesagt. Sie fahren heute zusammen weiter, aber bis es so weit ist wird es Mittag. Henk, der seinen DAF selber aufgebaut hat, interessiert sich sehr für unser MGD. Er will später vielleicht nochmals ein solches Fahrzeug selber bauen und ist deshalb immer auf der Suche nach Ideen. Nachdem sie gegangen sind besuchen wir den Laden der Irente Farm um zu schauen, was sie so alles verkaufen. Uns interessieren vor allem das Roggenbrot, Käse, Konfitüre und der Sauerrahm. Leider gibt es dann weder Brot noch Sauerrahm, so dass wir uns mit zwei Konfis und einem Tilsiter begnügen. Hoch über den Bergen türmen sich die Wolken auf und wir hören es zwei, drei Mal auch donnern. Bis zu uns schafft es aber kein einziger Regentropfen und die Sonne bleibt uns erhalten. Den Rest des Tages verbringen wir wieder einmal an den Laptops, sehr zum Missvergnügen von Thomas, der viel lieber etwas unternehmen möchte. Dafür ist am Abend immerhin unsere Homepage auf dem neuesten Stand und wir können uns nun voll und ganz Tansania widmen. Wegen der Arbeit sind wir wieder einmal etwas spät dran und Isabella macht darum etwas das schnell geht und erst noch einige von unseren vielen eingekauften Eiern verwertet: Omelette Liwonde. Allerdings hält sie sich wie so oft nicht genau an ihr eigenes Rezept, was dem guten Gelingen aber keinen Abbruch tut.

Dienstag, 12.10.2010 – Buiko

Wir verbringen eine weitere angenehme Nacht auf gut 1’400m über Meer, aber leider ist sie viel zu kurz. Thomas hat den Wecker auf viertel vor sechs Uhr gestellt, denn wir wollen früh zum Irente Aussichtspunkt, wo gemäss Henk um diese Zeit noch eine gute Sicht herrscht. Es sind nur gut zwei Kilometer dorthin und der Weg ist einfach zu finden. Wir sind allerdings etwas überrascht als wir dort ein Dorf vorfinden und uns aus einem Betrieb laute Musik entgegenschallt. Die Aussicht haut uns auch nicht gerade vom Hocker, denn einerseits liegt zu Beginn eine Art Hochnebeldecke über der 1’000m weiter unten liegenden Ebene und die Aussicht vom Rigi dünkt uns vergleichsweise auch nicht schlechter. Dafür erfreuen uns einige Sunbirds die in den ersten Sonnenstrahlen herumjagen. Zurück auf der Irente Farm hängen wir gleich noch eine kleine Spazierrunde an, in der Hoffnung auch hier den einen oder anderen Vogel zu sehen. Am auffälligsten sind dabei nicht zuletzt wegen ihrer Grösse die Speckled Mousebird. Zurück bei Obelix genehmigen wir uns draussen noch gemütlich einen Kaffee bevor es Frühstück, mangels Brot von der Farm halt mit ein paar Cornflakes, gibt. Im Laden kaufen wir dann noch etwas Quark und Sauerrahm, die allerdings gefroren sind. Gerade bevor wir abfahren kommt das erste Vollkornbrot aus dem Ofen von dem wir gerne eines mitnehmen. Zuerst geht die Fahrt auf dem selben Weg von den Usambarabergen hinunter in die heisse Ebene bei Mombo, wo wir nach rechts Richtung Moshi und Arusha, also Richtung Kilimanjaro abbiegen. Die Strasse ist zwar ok, aber Thomas muss trotzdem höllisch aufpassen, denn der Belag hat auch schon bessere Tage gesehen und das eine oder andere Loch klafft im Teer. Nach nur vierzig Kilometern, die meist am Fusse der Usambaraberge verlaufen, verlassen wir die Hauptstrasse schon wieder und fahren zum Pangani River Camp. Eigentlich hatten wir dieses ja gar nicht in unserer Planung, aber die Managerin von der Irente Farm hat uns erzählt, dass es hier am Fluss viele Vögel zu sehen gibt. Wie dem auch sei, noch bevor wir aus dem Fahrerhaus ausgestiegen sind setzt sich schon ein Eisvogel in Szene, ein Grey-headed Kingfisher wie wir bald feststellen. Es ist zwar heiss hier, aber der Platz ist wirklich fantastisch, wir kommen wieder einmal gar nicht nach mit im Vogelbestimmungsbuch blättern. Und das schöne daran ist, dass hier die verschiedensten Vögel anzutreffen sind. Eine kleine Auswahl gefällig? Hamerkop, Black Crake, African Jacana, Three-banded Plover, Green Sandpiper, Common Sandpiper, Emerald-spotted Wood-Dove, White-browed Coucal, Malachite Kingfisher, Little Bee-eater, African Grey Hornbill, Brown-breasted Barbet, African Paradise-Flycatcher, Beautyful Sunbird, Taveta Weaver, Green-winged Pytilia. Wir sind begeistert, vor allem weil einer der drei Grey-headed Kingfisher immer in unserer Nähe posiert. So verbringen wir den ganzen Nachmittag draussen bis die Feldstecher schon fast an unserem Gesicht angewachsen sind. Mit dem Nachtessen machen wir es uns heute einfach. Es gibt einen Teigwarensalat den wir draussen beim Eindunkeln aus dem Teller auf unseren Knien essen. Im letzten Tageslicht machen sich zwei Bushbabies akustisch bemerkbar die wir dann in einem grossen Baum behende herumturnen sehen. Einzig Krokodile, die es im Pangani Fluss geben soll haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Damit können wir leben...

Mittwoch, 13.10.2010 – Lake Chala

Auch heute geht der Wecker und um sechs Uhr schauen wir mal aus dem Fenster. Aber oha lätz, der Himmel ist grau und es beginnt gerade zu tröpfeln. Das wird dann wohl nichts mit Birdwatching, dafür ist auch das Licht zu schlecht. Statt dessen verkriechen wir uns wieder und drehen noch eine Zusatzschleife im Traumland. Eineinhalb Stunden später stehen wir dann endgültig auf und sitzen mit einem Kaffee nach draussen. Es ist zwar nicht ganz so viel los wie gestern Nachmittag, aber der eine oder andere Vogel macht seine Aufwartung, darunter natürlich der Graukopfliest. Angesichts des unsicheren Wetters entschliessen wir uns schweren Herzens doch weiterzufahren. Es geht weiter am Fusse der Berge entlang, zuerst dem South, dann dem North Pare Mountain. Teilweise fahren wir wieder durch riesige Sisalplantagen, dann durch steppenartigen Busch. Nach langer Zeit sehen wir wieder einmal stattliche Raubvögel, darunter einen Long-crested Eagle, einen Eastern Chanting Goshawk und einen grossen schwarzweissen Adler von dem wir nicht sicher sind ob es nun ein Martial Eagle oder ein Black-chested Snake-eagle ist. Irgendwann kommen wir auf die Idee, dass sich unter der grossen Wolke die im Norden steht wohl der Kilimanjaro versteckt. Ob wir ihn einmal in seiner ganzen Pracht sehen werden? Als wir bei Himo auf die Strasse treffen die von der kenianischen Grenze herkommt biegen wir statt nach links nach rechts ab. Wir wollen zum Lake Chala der ganz an der Grenze zu Kenia liegt. Doch vorerst müssen wir noch eine Ehrenrunde über die Waage fahren, die wir ausnahmsweise einmal nicht auslassen. Wir haben gehört, dass Reisende die mit ihrem schweren Wohnmobil hier einfach vorbeifuhren Schwierigkeiten bekamen und die auf einer Tafel angedrohte Busse beträgt immerhin 2’000 US-Dollar. Natürlich muss auch hier einer der total bescheuerten Buschauffeure dazwischendrängeln, nachdem wir unterwegs schon mehrere von deren völlig wahnwitzigen und teilweise sinnlosen Überholmanövern miterleben konnten. Kurz vor der kenianischen Grenze nehmen wir eine ziemlich schlechte Piste nordwärts die an einer längeren Stelle durch extrem feinen Sandstaub führt, womit Obelix rot gepudert wird. Vom Kratersee sehen wir nichts bis wir auf unserem Platz in der Lake Chala Lodge, die erst aus dem Campingplatz und einer Bar zu bestehen scheint, stehen. Wir gehen zuerst auf ein Bier an die Bar und trinken ereignisgemäss natürlich ein Kilimanjaro. Von der Bar aus sieht man den See gut, aber es zieht gerade ein kräftiger Schauer heran, so dass wir uns in einen Unterstand verziehen. So richtig regnen will es dann aber doch nicht. Auch der Kilimanjaro schickt noch einen feuchten Gruss herüber und so ziehen wir uns ins MGD zurück. Wir machen uns für einmal zeitig ans Nachtessen. Ein Rindsfilet wird geschnetzelt, mariniert und gebraten und wandert als chinesisches Curry in unsere Kacheln, die wir mit Stäbchen wieder leerputzen.

Donnerstag, 14.10.2010 – Lake Chala

Irgendwie sind wir von den Wochentagen her in einen dummen Rank geraten. Obelix muss in Arusha in den Service und das Wochenende naht. Heute ist in Tansania Feiertag und ob am Freitag etwas läuft wissen wir nicht. Realistischerweise müssen wir also erst am Montag in Arusha sein, womit wir noch vier Tage Zeit haben. Wenn uns das vorher bewusst gewesen wäre, hätten wir sicher noch einen Tag bei den Vögeln am Pangani River verbracht. Wie auch immer, als erstes werfen wir einen Blick auf den Kili der aber auch heute Morgen unter seiner Decke steckt. So tun wir es ihm gleich und schlafen noch eine Runde. Als auch Thomas gegen neun Uhr endlich wieder aus dem Bett kriecht machen wir erst mal gemütlich Frühstück. Gerade als wir damit anfangen wollen kommt die Mutter des Managers vorbei um uns mitzuteilen, dass sich ganz in der Nähe Elefanten aufhielten. Wir stärken uns trotzdem erst und Isabella nimmt sogar gerne eine warme Schokolade, was etwas über die angenehmen Nacht- und Morgentemperaturen aussagt. Gegen elf Uhr machen wir uns dann auf die Socken, nicht nur um die Elefanten zu suchen, sondern auch um uns den Chalasee etwas aus der Nähe anzusehen. Der See liegt in einem klassischen Krater und soll dreitausend Meter tief sein. Dreiviertel des Sees liegen auf kenianischem Gebiet und auf dem dortigen Kraterrand steht was wie die Ruinen einer verlassenen Lodge aussieht. Wir steigen vom Kraterrand nicht bis zur Wasseroberfläche ab sondern haben nach rund der Hälfte genug vom steilen Weg und kehren um. Auch die Elefanten sind scheinbar schon weitergezogen, jedenfalls können wir sie nirgends entdecken. Wir machen noch eine Besichtigung der Lodge, deren Gebäude scheint’s seit 2002 halbfertig dastehen. Die Aussicht aus den Zimmern direkt am Kraterrand wäre wirklich toll, vielleicht werden ihn irgendwann einmal Lodgegäste geniessen können. Wir visionieren am Nachmittag eine erste Tranche unserer Bilder von Tansania, denn die Homepage ist ja nie fertig. Später gehen wir auf ein Bier an die Bar. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir ein “Tusker“ trinken, dass wir einen Elefanten trompeten hören. Auf jeden Fall sehen wir auch jetzt keinen der Dickhäuter als wir noch einmal die Gegend absuchen. Auch heute kommen vom Kili her wieder dunkle Wolken zu uns herüber, aber es fallen nur ein paar wenige Tropfen. Inzwischen ist es bereits dunkel geworden und höchste Zeit uns um unser leibliches Wohl zu kümmern. Heute geht’s schnell und einfach, es gibt einen schön kühlen griechischen Salat.

Freitag, 15.10.2010 – Lake Chala

Isabella schläft diese Nacht nicht so toll obwohl es auch wieder recht abkühlt. Einerseits verursacht der Kühlschrank den wir in der Nacht abtauen lassen ungewohnten Lärm, andererseits schläft Thomas ziemlich unruhig. Am Morgen sind wir etwas früher auf den Beinen und gehen nach einem Kaffee auf Elefantenpirsch. Zuerst denken wir schon, dass wir wieder kein Glück haben bis Isabella die mit der roten Lateriterde gepuderten Schwergewichte entdeckt. Sie sind etwas weiter entfernt als wir vermutet haben, aber mit den Ferngläsern gut zu sehen. Es ist eine stattliche Herde die wir auf mindestens fünfzig Tiere schätzen. Gemäss dem Manager der Lodge sind es eigentlich kenianische Elefanten die sich in der Trockenzeit am Fusse des Kilimanjaro aufhalten und mit dem Beginn der Regenzeit im November wieder in den Tsavo Nationalpark in Kenia ziehen. Nachdem die Elefanten in den Büschen kaum mehr zu sehen sind gehen wir zurück zu Obelix wo uns noch etwas Arbeit erwartet. Wäsche waschen ist angesagt und das beschäftigt uns bis in den frühen Nachmittag. Es trocknet wirklich gut, so dass wir die ganze Wäsche weggeräumt haben bis die ersten Regenschleier in der näheren Umgebung drohen. Auch heute genehmigen wir uns das Bier an der Bar, denn die Preise sind hier sehr moderat. Leider scheint uns auch heute Petrus das Bier irgendwie zu neiden, denn wie bisher jeden Tag fallen einige Tropfen auf unser Revier. Zu einem richtigen Schauer reicht es aber auch heute nicht und so starten wir frohgemut ein Feuer, denn unser letztes Stück Filet soll auf dem Grill braten. Als ein Angestellter sieht, dass wir ein Feuer machen bringt er gleich noch mehr Holz vorbei, eine sehr aufmerksame Betreuung. Dadurch dauert es allerdings etwas länger bis wir eine schöne Glut haben und das Fleisch darüber legen können. Da wir vom Waschen her eh schon den Tisch draussen haben essen wir auch unter dem Himmelszelt. Doch leider ist es mit knapp über 20 Grad tatsächlich so frisch, dass die Nudeln und das Gemüse im Teller gleich kalt werden. Wenigstens verspricht das wieder eine temperaturmässig angenehme Nacht zu werden.

Samstag, 16.10.2010 – Sanya Juu

Nach drei irgendwie ungeplanten, aber doch schönen Tagen am Lake Chala machen wir uns wieder auf den Weg. Vom Kili sehen wir auch heute morgen nichts, wahrscheinlich versteckt er sich hinter seiner Wolkendecke ohne dass wir ihn je sehen werden. Auch die Elefanten lassen sich heute nicht blicken obwohl wir uns extra noch einmal auf die Suche nach ihnen machen. So fahren wir kurz vor elf Uhr los, zuerst ein Stück auf derselben Strecke retour, dann aber dem unsichtbaren Vulkan entgegen bis wir auf die Piste treffen die den Kili umrundet. An dieser namenlosen T-Kreuzung befindet sich auch ein kleiner Markt auf dem wir einige Tomaten und ein krautähnliches Grünzeug kaufen. Die Piste nach Marangu ist eine breite Erdpiste die dem Relief des Kili auf einer Höhe zwischen 1’400m und 1’500m folgt. Sie ist sehr holprig was uns aber nicht besonders stört weil wir ja genug Zeit haben. Die Erde scheint am Abhang des Kili sehr fruchtbar zu sein, auf jeden Fall stehen entlang der Piste Tausende von Bananenstauden. In Marangu gibt’s wieder Teer der uns bis nach Moshi führt. Moshi ist DIE Stadt am Fusse des Kili, für uns gibt es aber keine Notwendigkeit hier zu bleiben. Wir drehen aber eine Runde durch das Stadtzentrum und finden die Bäckerei die in unserem Reiseführer beschrieben ist. Die beiden Baguette die Isabella bringt riechen göttlich und schmecken auch so als wir uns über eines der beiden hermachen. Wenn der “Zopf“ den sie ebenfalls gekauft hat dann auch noch so fein ist... Wir fahren 25km weiter Richtung Arusha und biegen dann auf eine kleine holprige Teerstrasse ab die zwischen dem Kili und dem anderen grossen Vulkan in der Gegend, dem Mount Meru nach Norden führt. Auch jetzt sehen wir nichts von den Bergen, selbst der Mount Meru verbirgt sich hinter einem Wolkenkleid. In der Nähe des Ortes Sanya Juu hat uns Henk die Koordinaten eines Buschcamps geschickt in dem sie die letzten Tage gestanden sind. Wir wollen die nächste Nacht auch dort verbringen, finden aber die genaue Zufahrt nicht gerade. So landen wir vor dem Eingang von etwas das wie eine Farm aussieht, sich schliesslich aber als Priesterseminar der katholischen Kirche herausstellt. Wir fragen ob wir uns für die nächste Nacht bei ihnen hinstellen dürfen, was uns nach einigem hin und her und einigen Telefonaten gegen eine “kleine Spende“ von 10 US$ erlaubt wird. Von unserem Küchenfenster aus sehen wir, dass sich die Wolkendecke des Kili deutlich angehoben hat und wir können die Schneefelder der Eiskappe sehen. Kurz vor Sonnenuntergang hat sich die Wolkendecke sogar so verschoben, dass wir den Gipfel zu sehen glauben. Na also geht doch. Jetzt können wir uns zufrieden unserem Nachtessen widmen das aus dem gekauften Kraut und einem Bouillon-Reis besteht. Das Grünzeug ist nicht so zart wie das, das wir in Malawi zum Fisch hatten, dank Isabellas Kochkünsten aber allemal sehr geniessbar.

Sonntag, 17.10.2010 – Lake Duluti

Es ist eine angenehm kühle Nacht und am Morgen wecken uns Vögel vor dem Fenster. Wir essen gemütlich ein einfaches Frühstück mit dem weichen, leicht süsslichen “Zopf“, der mit Honig gar nicht so schlecht schmeckt. Dann gehen wir uns verabschieden und fragen gleichzeitig ob die Strasse die am Seminar vorbeiführt nach Ngare Nanyuki führt. Statt einer Antwort kriegen wir einen jungen Mann mitgeschickt der auf halber Strecke wohnt und uns auf den richtigen Weg bringen soll. So fahren wir eine Abkürzung über Feldwege und durch Dörfer. Englisch kann der Guide überraschenderweise zwar nur ganz wenig, aber er möchte unbedingt, dass wir sein Haus und seine Familie besuchen. Wir werden von seinem Vater, der einigermassen englisch spricht, dessen Frau und der Tochter begrüsst. Ausser dem adrett gekleideten Sohn gehen alle in alten zerschlissenen Kleidern und barfuss. Die Frau mit ihren grossen Löchern in den Ohren bringt gleich einen Stuhl und einen Hocker für uns. Es ist eine kurze aber sehr nette Begegnung, die allen Freude macht und mit einem Foto beschlossen wird. Schliesslich soll uns der Sohn weiter bis Ngare Nanyuki begleiten was wir aber dankend ablehnen, denn so schwierig ist der Weg ab hier nicht zu finden und Isabella sitzt lieber auf ihrem Sitz als im Fahrerhausdurchgang. Die Piste ist ziemlich schlecht, steinig und nach kürzlichen starken Regenfällen an einigen Stellen auch schlammig. Wir kommen aber problemlos durch bis wir kurz vor Ngare Nanyuki vor einem Baum stehen der quer über den Weg liegt. Es gibt bereits eine Art Umfahrung die aber schon total umgeackert ist und über einen kleinen Bach führt. Ein kleiner Lastwagen ist dabei etwas weiter entfernt auf festerem Boden über den Bach zu setzen. Wir schauen uns die Situation an und entschliessen uns, nach dem der kleine LKW ohne Vierradantrieb durchgekommen ist, ebenfalls diesen Weg zu nehmen. Obelix schafft es problemlos. In Ngare Nanyuki wollen wir uns über den weiteren Verlauf der Piste hinter dem Mount Meru erkundigen. Da kommt gerade ein NGO-Auto mit weissen Fahrzeuginsassen aus jener Richtung gefahren und die meinen auf unsere Frage hin, dass es mit unserem Fahrzeug kein Problem sein sollte. So machen wir uns frohgemut auf die restlichen gut 25km Piste bis wir bei Oldonyo Sambo wieder auf Teer stossen sollten. Der Mount Meru hüllt sich zwar wie sein Nachbar Kili in Wolken, aber wir haben wunderbare Aussicht auf seine grünen Hänge und die sich nach Norden zur kenianischen Grenze hin ausbreitende Steppe. Die Fahrt um den Vulkan lohnt sich trotz der ruppigen Piste also allemal. Gegen Schluss müssen wir noch ein paar gröbere aber trockene Bachbette durchqueren und viele Staublöcher lassen uns nur noch langsam vorankommen. In Oldonyo Sambo biegen wir auf ein brandneues Asphaltband. Die Strasse ist aber irgendwie noch nicht recht fertig, denn immer wieder fehlen kurze Stücke der neuen Strasse. Schliesslich finden wir uns dann für längere Zeit auf der holprigen Baustellenpiste und wir kommen ähnlich langsam wie hinter dem Mount Meru voran. Kurz vor Arusha ist die Bauerei dann zu Ende und wir fahren die letzten paar Kilometer auf der alten Strasse. Wir kommen vom Regen in die Traufe, denn der Belag ist ein Graus, man kann schon fast nicht mehr von einer Strasse sprechen. In Arusha suchen wir einen Geldautomaten der auch genügend Geld hergibt und machen uns dann schnurstracks auf nach Usa River, wo die MAN Vertretung sein soll. Wir denken schon, dass wir sie verpasst haben als schliesslich linkerhand doch noch ein Gelände mit Lastwagen auftaucht. Es sieht allerdings nicht einmal der Spur nach nach MAN aus und wir können auch nicht auf dem Gelände übernachten. So fahren wir wieder ein Stück zurück zum Dulutisee, wo es auf halbem Weg nach Arusha einen Campingplatz geben soll. Dort haben wir aber wieder einmal Mühe mit tiefhängenden Ästen und müssen deshalb mit dem vorgelagerten Parkplatz vorlieb nehmen. Es war ein langer, schöner, aber auch anstrengender Tag und so bereiten wir uns einen eher einfachen Znacht, Chakalaka-Makkaroni mit einem Tomatensalat.

Montag, 18.10.2010 – Arusha

Morgens um vier Uhr erwacht Isabella weil der Wachmann Holz hackt und anschliessend wird auch nicht gerade geräuscharm noch das Auto des Besitzers gewaschen. Thomas erfährt das alles dann am Morgen, nachdem um viertel nach sechs der Wecker auch ihn aus dem Schlaf holt. Wir müssen so früh aufstehen weil wir um acht Uhr bei Huges Motors in Usa River sein müssen um den Service an Obelix machen zu lassen. Als wir dort eintreffen empfängt uns ein Angestellter mit der vielsagenden Frage: “Ist das ein MAN?“ Schliesslich holt man den Manager, einen Weissen, der uns beibringt, dass die MAN-Vertretung hier erst im Aufbau begriffen ist und sie deshalb keinerlei Ersatzteile hätten. Na, toll! Das hätten sie uns auch vor drei Tagen am Telefon sagen können. Wenigstens dürfen wir Obelix gratis waschen lassen, was der arme Kerl schon lange nötig hat. Während das in anderthalb Stunden erledigt wird bekommen wir einen Kaffee serviert und können für einmal eine tansanische, englischsprachige Zeitung lesen. Obelix ist danach wirklich gründlich geputzt und wir hätten uns manch anderes Mal selbst bei Bezahlung gewünscht, dass er so gestrahlt hätte. Wir fahren wieder nach Arusha und haben dabei eine tolle Sicht auf den nun fast wolkenfreien Mount Meru der ziemlich nah in den Himmel ragt. Die Überholmanöver die wir erleben sind wieder einmal haarsträubend, das gibt’s wirklich nur in Tansania. In Arusha herrscht heute einiges mehr an Verkehr. Viele Safari-Autos sind unterwegs und erstaunlicherweise die meisten leer. Wir fahren zum Shoprite und geben wieder einmal ein kleines Vermögen aus, was allerdings für eine Weile auch das letzte Mal gewesen sein dürfte. Im Einkaufskomplex mit vielen kleinen Läden gibt es eine italienische Gelateria wo wir zum leckeren Glacé auch einen feinen Espresso bekommen. Von dort fahren wir zum wegen lauten Overlandern eher verschrieenen Masai-Camp. Als wir dort ankommen steht aber nur ein kleiner Overlander-Lastwagen auf dem Gelände und der scheint erst noch unbesetzt zu sein. Wir sind wieder einmal etwas früher dran und können den restlichen Nachmittag draussen unter Bambusstauden sitzend geniessen. Besonders gut gelingt das mit südafrikanischem Sprudel von dem wir aufgrund des Datums eine Flasche öffnen. Es bleibt auch abends im Camp angenehm ruhig, abgesehen vom unvermeidlichen Lärm von der nahen Strasse. Wir haben wieder etwas Fleisch eingekauft und machen uns ein aufwändiges aber leckeres Devil’s Pork Curry, wie meistens einfach mit Rind statt Schwein.

Dienstag, 19.10.2010 – Mto wa Mbu

Es bleibt hier im berüchtigten Masai-Camp eine ruhige und auch temperaturmässig äusserst angenehme Nacht und es wird wieder einmal halb elf Uhr bis wir losfahren. Im Moment machen wir eine rollende Planung von Tag zu Tag, denn wir wissen noch nicht wirklich welche weitere Route wir durch Tansania nehmen sollen. Vorerst müssen wir aber so oder so quer durch die Stadt, deren Verkehr uns heute noch dichter als gestern erscheint. Wir kaufen zwei frische Baguette in einer Bäckerei und besuchen noch einmal, diesmal aber nur rasch, den Shoprite. Etwas ausserhalb der Stadt liegt das Hauptquartier der Nationalparkbehörde wo wir uns nach den genauen Eintrittsgebühren für Fahrzeuge erkundigen wollen. Es gibt dort aber keinen eigentlichen Informationsschalter sondern Thomas wird in ein Büro zu einem netten Herrn geschickt. Der braucht eine Viertelstunde um die Broschüre, die wir eh schon vom Internet heruntergeladen haben, mit den Tarifen auszudrucken. Er bestätigt, dass die Gebühren in allen Parks die gleichen sind, obwohl wir von anderen Reisenden den Eindruck erhalten hatten, dass dem nicht so ist. Die hohen Preise von 200 und 300 US-Dollar für Fahrzeuge wie Obelix rechtfertigt er mit der hohen Belastung die so grosse Fahrzeuge für die Natur wären und sie diese so von Fahrten in den Parks abhalten wollen. Zu gut deutsch sind wir mit Obelix in den Parks also nicht willkommen. Wir entschliessen uns trotzdem bis zum Tarangire Nationalpark zu fahren und dort einmal direkt am Gate nachzufragen wie es aussieht. Von dort stehen uns dann immer noch verschiedene Varianten offen wie wir weiterfahren können. Schon bald nach Arusha öffnet sich die Landschaft und es ist weite Steppe. Der Verkehr ist einiges geringer als auf dem Weg nach Arusha, aber die Strasse ist so holprig, dass 60km/h vielfach noch zu schnell ist. Hier sind wir nun wirklich in den Stammlanden der Massai, denn wir sehen viele entlang der Strasse. Vor Makuyuni haben wir einen tollen Ausblick ins Rift-Valley und auf den Manyarasee bevor die Strasse ins Tal hinabführt. Am Eingang zum Nationalpark trudelt gerade eines um das andere Safari-Vehikel für den Nachmittags-Gamedrive ein. Wir erhalten hier leider keine günstigere Auskunft, so dass wir uns dafür nur noch einige Vögel beim Eingang anschauen. Neben anderen sehen wir einige der in dieser Gegend verbreiteten, wunderbar farbigen Superb Starling und die noch auffälligeren White-headed Buffalo-weaver, die wir zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Obwohl wir zuerst noch daran denken von hier direkt nach Burundi aufzubrechen, entschliessen wir uns doch noch nach Norden zum Lake Natron zu fahren und dann von dort die Serengeti im Transit in einem Tag zu durchqueren. Viel teurer als was wir für den Chobe-Transit in Botswana bezahlt haben ist es ja nicht, auch wenn es natürlich gesponnen ist, diese Preispolitik zu unterstützen. Aber diese Streckenwahl ermöglicht uns einfach eine attraktivere Route über Mwanza am Viktoriasee zu fahren. So schaukeln wir zuerst gut 25km zurück nach Makuyuni wo wir Richtung Ngorongoro Krater abbiegen. Ab hier ist die Teerstrasse viel besser und wir folgen ihr bis nach Mto wa Mbu, wo unsere Piste zum Lake Natron beginnt. Hier suchen wir eine Bleibe für die Nacht. Die Lodges haben sich offensichtlich auf einen Standardpreis von 10 US$ pro Person geeinigt, etwa das doppelte des Landesüblichen. Im Migunga Camp können wir den Preis um einen viertel herunterhandeln. Der Platz ist zwar wunderschön unter grossen Fieberbäumen angelegt, aber die Sanitäranlagen sind für diesen Preis eigentlich eine Frechheit. Man merkt, dass wir hier auf dem sogenannten Safari-Circuit unterwegs sind, da kann man diese Preise anscheinend verlangen. Wir haben gestern einen Braten von beinahe einem Kilo Gewicht gekauft mit dem wir die fast schon traditionelle Triage machen: Ein Drittel wird als Voressen geschnitten und zwei Drittel drehen wir durch den Fleischwolf. Zuerst wird ein Teil als Hacktätschli für morgen gebraten, aus dem Rest gibt’s für heute Gehacktes. Natürlich mit... Hörnli und Tomatensalat, was denn sonst.

Mittwoch, 20.10.2010 – Lake Natron

Wir verbringen eine ruhige Nacht, die im Camp lebenden Meerkatzen haben uns in Ruhe gelassen. Nach dem Frühstück entdecken sie Obelix allerdings als Kletterburg was nicht weiter schlimm wäre, wenn sie ihn nicht auch als WC benützen würden. Um zehn Uhr sind wir unterwegs und werden auf dem kurzen Stück zurück zur Teerstrasse von drei Kingfishern begrüsst, einem Graukopf- und zwei Streifenliest. Wir wollen noch ein paar Tomaten kaufen, aber auch hier werden überhöhte Preise verlangt, so dass wir es etwas verärgert bleiben lassen. Die Piste führt östlich der Ngorongoro Conservation Area entlang nach Norden zum Lake Natron und weiter in den östlichen Teil der Serengeti. Die Piste ist zu Beginn breit aber holprig, vielfach mit happigem Wellblech. Die Landschaft ist schön, aber die Sonne wird von einem Wolkenteppich verdeckt, so dass die Farben der gelben Steppe nicht so recht zur Geltung kommen. Dies ist Massai-Land und wir sehen immer wieder Herden von Kühen oder Ziegen mit ihren Hirten. In Engaruka treffen wir auf eine erste Barriere an der die Gemeinde kassiert. Je zehn US-Dollar müssen wir bezahlen ohne dass dafür irgend ein Gegenwert geboten wird, sondern einfach, dass wir durchfahren dürfen. Besonders ärgerlich wird das, wenn uns dann jeder Massai an der Piste, und wirklich fast jeder den wir antreffen, auch noch die hohle Hand entgegenstreckt. Die Piste wird nun deutlich schmaler und führt durch eine wirklich tolle Landschaft. Es gibt auch Tiere zu sehen, obwohl dies ja kein Schutzgebiet ist. Als erstes sichten wir Giraffen, dann Zebras, von denen wir im Verlaufe des Tages noch ein paar Dutzend zu Gesicht bekommen. Interessanterweise halten sich die Zebras vielfach in unmittelbarer Nähe von Kuhherden auf. Wir sehen einige wenige Grant’s-Gazellen und genau zwei Gnus. Dazu kommen die typischen Savannen-Grossvögel wie Strausse, Riesentrappen und nach langer Zeit wieder einmal Sekretäre. Rundherum stehen hohe Vulkankegel von denen der Ol Doinyo Lengai wenn nicht der Höchste so doch der Eindrücklichste ist. Am Fusse dieses Berges mitten im Nichts folgt dann wieder eine Zahlstelle wo die nächsten 10 US-Dollar fällig werden. Als wir den Lake Natron zum ersten Mal von weitem sehen entdecken wir Dutzende von Pelikanen die in Formationsaufstellung auf dem Abendausflug sind. Die Piste ist jetzt teilweise recht abenteuerlich, doch Obelix nimmt sie wie immer langsam, aber mit Stil. Unsere durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt nicht einmal 15km/h und so wird es sechs Uhr bis wir den Ort Engare Sero am Lake Natron erreichen. Um präziser zu sein erreichen wir eine dritte Barriere mit der wir nicht gerechnet hatten. Wenn auch hier wieder 20 US Dollar fällig werden geht das ganz schön ins Geld bevor wir den Serengeti Nationalpark überhaupt erreichen. Aber weit gefehlt! Hier setzen sie noch einen drauf und verlangen 15 US$ pro Person und 150 für Obelix. Wir brechen in hysterisches Lachen aus. Einmal mehr erleben wir, wie der Esel der goldenen Mist macht zu Tode geschunden wird. Das grosse Jammern kommt dann hinterher. Doch für uns ist es nun endgültig genug und wir kehren blitzartig um. Nach fünf Kilometern stellen wir uns neben die Piste, denn es wird gleich dunkel sein. Wir trösten uns mit den vorbereiteten Hacktätschli und Teigwaren zu denen wir uns eine Knorr-Pfeffersauce gönnen. Es wird langsam Zeit Tansania den Rücken zu kehren, denn in dieser Ecke des Landes sind sie total übergeschnappt wie sie den Reisenden versuchen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir versuchen möglichst schnell schlafen zu gehen, aber es geht ein sehr warmer, starker Wind gegen den die Temperatur unseres Föhns in der Schweiz schon fast ein laues Lüftchen ist.

Donnerstag, 21.10.2010 – Mto wa Mbu

Der föhnartige Wind hört erst gegen Morgen auf. Damit erleben wir wohl eine der wärmsten Nächte seit Mali und nur dank unserer Müdigkeit vom langen Fahrtag schlafen wir einigermassen gut. Um sechs Uhr geht der Wecker, denn wir wollen nicht zu lange bei Tageslicht direkt neben der Piste stehen. Auf der Kuppe eines nahen Hügels stehen einige Zebras, fast wie im Bilderbuch. Nach dem Frühstück setzen wir unseren Retourweg fort und auch heute sehen wir wieder viele Zebras, einige Giraffen und wenige Gazellen. Bei den Vögeln ersetzen heute die Ground Hornbills die Sekretäre. Wir stellen uns darauf ein, dass es an den beiden Barrieren die wir gestern passiert haben Diskussionen wegen der Bezahlung der Durchfahrtsgebühren geben könnte, aber bei beiden wird uns kommentarlos die Schranke geöffnet. Wahrscheinlich sind sie gar nicht so überrascht, dass wir zurückkommen und die Hauptsache ist wohl, dass sie schon kassieren konnten. Das Wetter ist weniger bewölkt und so wird die Landschaft zumindest am Vormittag ins beste Licht gerückt. Der Ol Doinyo Lengai zeigt sich als absoluter Bilderbuchvulkan mit einem typischen Hut. Auch heute wird von den Massai am Wegesrand gebettelt was das Zeug hält und nur ganz selten wird uns einfach freundlich zugewunken. Dank dem gegenüber gestern früheren Start sind wir auch früher zurück in Mto wa Mbu. Wir könnten zwar jetzt noch weiterfahren, aber sieben Stunden Rüttelpiste sind genug und wir suchen uns hier lieber zeitig eine Bleibe. Wir fahren zur Nsya Lodge die irgendwie noch ziemlich neu aussieht. Es stellt sich heraus, dass sie eigentlich schon 15 Jahre alt ist, die letzten zwei davon aber geschlossen war. Jetzt ist ein neuer Besitzer, der gerade anwesend ist, dabei sie neu aufzubauen. Auch hier verlangen sie den Einheitstarif von 10 US$, aber wir sind zu müde um zu handeln oder weiterzusuchen und immerhin gibt es einen Pool. Als erstes gönnen wir uns aber ein Bier bevor wir Obelix’ Reifen wieder etwas aufpumpen und mit der Druckluft auch gleich noch etwas vom angesammelten Staub wegpusten. Isabella putzt sogar die Stauraumklappendichtungen und gönnt ihnen etwas Silikon. Danach hüpfen wir trotz drohender Regenwolken die sich aber wieder verziehen in den Pool, der noch etwas mehr Pflege nötig hätte. Die Sanitäranlagen sind nagelneu und schön gemacht. Noch besser wäre allerdings wenn auch noch etwas warmes Wasser aus der Leitung käme, vor allem bei diesem stolzen Preis. So freuen wir uns auf unser eigenes Zuhause und stellen uns in unsere funktionierende Küche. Heute kommt wieder einmal der Dampfkochtopf zum Einsatz. Voressen mit Gemüse und Kartoffeln ist angesagt, lecker!

Freitag, 22.10.2010 – Nangwa

Heute schlafen wir wieder etwas länger und auch die Schlafzimmertemperatur ist angenehmer. Wir nehmen nun den langen Weg in den Westen von Tansania unter die Räder. Gemäss unseren Karten führt dieser über einige Hundert Kilometer laut Reiseführer zum Teil ziemlich üble Pisten. Immerhin haben wir von Bekannten vernommen, dass ein Teil davon inzwischen asphaltiert worden sei. Wir werden sehen. Den ersten Teil der Strecke bis zur Abzweigung zum Tarangire Nationalpark kennen wir ja schon und kurz darauf hört der Asphalt wie in der Karte eingezeichnet auf. Aber auch hier sind die chinesischen Strassenbauer bereits am Werk. Wir fahren auf einer Baustellenpiste neben dem bereits aufgeschütteten Strassenkoffer. Schön wäre natürlich, wenn wir auf den 60 Kilometern bis zum Abzweig in Babati auch noch etwas vom Strassenbau profitieren könnten. Wir haben die Hoffnung schon aufgegeben als wir 15km vor der Stadt doch noch auf den brandneuen Teer auffahren dürfen. Was für eine Wohltat! In Babati wollen wir ein paar Tomaten und Orangen kaufen, aber die Preise sind viel höher als in Arusha. Zuerst lassen wir es bleiben, kaufen ausgangs der Stadt dann aber doch noch etwas Weniges. Zu unserem Erstaunen ist auch auf dieser zweitrangigen Strecke Richtung Singida eine neue Teerstrasse im Bau. Angesichts des Baufortschritts haben wir hier aber wenig Hoffnung Asphalt geniessen zu können. Sie sind gerade erst dabei die Wasserdurchführungen zu betonieren, was für uns eine ausgedehnte Slalomfahrt um diese Hindernisse bedeutet. Die Strasse, die schon nach Babati deutlich angestiegen ist, führt weiter in die Berge und wir geniessen schöne Ausblicke auf eine recht grüne, intensiv bewirtschaftete Landschaft. Schon aus weiter Ferne sehen wir den vierthöchsten Berg von Tansania, den Mount Hanang. Es ist, wie könnte es anders sein, ein weiterer Vulkan. Die Baustellen sind nun zu Ende und wir fahren auf der Originalpiste, die wirklich ziemlich ruppig ist. Wenn wir im vierten Gang mit etwas über 20km/h fahren können sind wir schon ganz zufrieden. Natürlich brauchen wir so ziemlich viel Zeit um vorwärts zu kommen und unser anvisiertes Tagesziel Singida bleibt unerreichbar. Ein Dorf vor Katesh, dem grössten Städtchen in der Region direkt am Fusse des Hanang, sehen wir auf einem Hügel eine Kirche thronen. Wir fahren hin und wollen uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit erkundigen. Wir werden freundlich empfangen und dürfen uns in den ummauerten Innenhof stellen. Man ermahnt uns nachts nicht nach draussen zu gehen, denn wir werden von einem scharfen Hund bewacht. Wir haben aber auch nicht vor einen Mondscheinspaziergang zu machen, sondern wollen in Ruhe unser Gemüse Curry geniessen. Es ist ein Hochgenuss, wie sogar Isabella selber zugeben muss... Hier in Nangwa sind wir auf gut 1’700m über Meereshöhe, was eine schön kühle Nacht verspricht.

Samstag, 23.10.2010 – Igunga

Die kühle Nacht ist dann fast schon frisch, zum ersten mal seit langer Zeit sinkt die MGD-Innentemperatur unter die 20 Grad Marke. Nach dem Frühstück, mangels Brot gibt’s wieder einmal Vollkorn-Flakes, werfen wir noch kurz einen Blick in die einfache aber recht grosse Kirche mit ihren schönen Glasfenstern. Dann verabschieden wir uns vom freundlichen Father Emanuel mit einer kleinen Spende und machen uns wieder auf den Weg, respektive auf die Rüttelpiste. Es ist die selbe Geschichte wie gestern, die meiste Zeit holpern wir neben dem neuen Strassenkoffer dahin und nur selten dürfen wir auf der neuen Trasse fahren. Teer sehen wir auf den 100km bis Singida keinen und wir brauchen gut vier Stunden um dorthin zu kommen. Wir sind wirklich froh, dass ab Singida westwärts geteert ist und wir sind guter Hoffnung die 140km nach Igunga bis Sonnenuntergang abspulen zu können. Einige Kilometer nach Singida überholt uns ein Pick-up und deutet uns an den Strassenrand zu fahren. Uns ist sofort klar, dass es wegen der Brückenwaage ist an der wir ausgangs Singida vorbeigefahren sind. Zwei Männer steigen aus, einer davon in Uniform und mit Sturmgewehr. Der Mann in Zivil ist aber nicht unfreundlich und fordert uns auf, zurück zur Waage zu fahren um uns zu wägen. Wir tun wie geheissen und müssen dort unseren Fahrzeugausweis abgeben. Als wir fertig sind fordert er uns auf in das umzäunte Areal hinter der Waage zu fahren. Aus einem Bericht anderer Reisender wissen wir, dass sie dort dann eingeschlossen wurden sobald sie eingefahren waren. So weigern wir uns, wo doch nun alles seine Ordnung habe und sie selber sagten, dass es keine Problem gebe. So heissen sie uns etwas vorzuziehen damit die Waage wieder frei wird. Als Thomas dann zurück geht rücken sie mit dem Bescheid heraus, dass nun die bekannten 2’000 US$ Busse fällig würden. Thomas ist eigentlich nicht sonderlich schockiert, denn der Betrag ist einfach zu grotesk hoch. Wo soll er das Geld auch hernehmen? Jedenfalls erhält er nach einer Viertelstunde diskutieren, jammern und versprechen den Fahrzeugausweis zurück, selbst ohne die angedeutete Bestechung bezahlt zu haben. Jetzt aber los, denn wir haben eine halbe Stunde verloren. Zum Glück ist die Strasse meistens noch gut im Schuss. Die Busse heizen wieder wie die Verrückten über die Strasse. Selbst eingebaute Schwellen im Bereich der Dörfer, die wir vorsichtig mit 20km/h überqueren, nehmen sie mit geschätzten 70km/h. So ist es denn irgendwie auch kein Wunder als am Ende einer langen, steilen Abfahrt ein Fahrzeug kopfüber neben dem Strassendamm liegt. Zum Glück ist es kein Bus, sondern “nur“ ein Sattelschlepper. Das Unglück muss vor kurzem passiert sein, denn Hunderte von Männern sind gerade damit beschäftigt, dessen Ladung Zementsäcke zu plündern. Wir durchfahren die durch den Zementstaub etwas gespenstisch wirkende Szenerie und sind froh, wieder aufs offenen Land zu kommen. Die Gegend wird nun sehr flach und das Tageslicht beginnt schon vor dem Sonnenuntergang zu schwinden. Beim Eindunkeln erreichen wir Igunga, wo wir nach dem Abchecken verschiedener für uns und Obelix untauglicher Hotels mit Hilfe eines Velofahrers die katholische Kirche ansteuern. Diese Mission wird von einem belgischen Pater geleitet und wir werden gleich herzlich willkommen geheissen. Zur Zeit sind gerade drei weitere Belgier hier zu Besuch und wir dürfen uns zum einfachen Nachtessen hinzusetzen. Die beiden Priester, neben dem belgischen Father Bolle noch der Franzose Father Maxime, ziehen sich bald zurück, denn sie müssen morgen etwas früher aufstehen als wir. So unterhalten wir uns noch etwas mit den Gästen, vor allem mit einem älteren Herrn der in Antwerpen an der Universität Swahili lehrt. Mit 65 muss er damit aufhören, darum sucht er sich nun eine neue Herausforderung in Tansania...

Sonntag, 24.10.2010 – Kahama

Trotz Sonntag geht um halb acht Uhr der Wecker weil wir eine halbe Stunde später am Frühstückstisch erwartet werden. Um neun Uhr besuchen wir die Messe die in Swahili abgehalten wird und von der wir deshalb nicht sehr viel verstehen. Aber wie immer in Afrika wird viel gesungen und eine Gruppe junger Mädchen tanzt zu jedem Lied vor dem Altar, ein eher ungewohnter Anblick. Als wir anschliessend wieder ins Refektorium kommen sitzt eine einheimische Dame die irgendwie gar nicht hierher sondern eher nach Sansibar passen würde mit den belgischen Gästen am Tisch. Sie hat unverkennbar einen arabischen Einschlag, ist Muslimin, offensichtlich wohlhabend und trägt moderne, dezente Kleidung. Sie sprudelt wie ein Brunnen, leider aber nur in Swahili, denn die Konversation die der Lehrer mit ihr führt scheint sehr interessant zu sein. Dann ist es Zeit uns von Father Bolle und den Gästen zu verabschieden. Er gibt uns noch den Rat mit auf den Weg in Nzega nicht geradeaus die scheinbar direkte Strecke einzuschlagen, sondern zuerst nach Norden Richtung Shinyanga zu fahren und dann in Jomo links abzubiegen. Das ist zwar ein ordentlicher Umweg, dafür ist diese Strecke durchgehend geteert. Wir fahren weitgehend durch flaches Land und links und rechts der Strasse stehen parzellierte Felder die offensichtlich sehnlichst den ersten Regen der kleinen Regenzeit erwarten. In Kahama machen wir auf der Suche nach der katholischen Kirche eine ausgedehnte Stadtrundfahrt durch die staubigen Strassen. Auf einem grossen Abfallhaufen mitten in der Stadt tummeln sich Dutzende von Marabus die sich durch die gleichzeitige Anwesenheit von Menschen überhaupt nicht stören lassen. Es ist ein eher gruseliger Anblick. Die Kirche liegt leicht oberhalb der Stadt und es wird gerade eine grosse, jedenfalls eindrückliche Kathedrale gebaut. Unsere Frage nach einem Übernachtungsplatz wird von den anwesenden Vertretern der Gemeinde zuerst skeptisch aufgenommen. Schliesslich gibt aber der kleine, rundliche Generalvikar in seiner schwarzen Sutane das Einverständnis. Um unseren Platz am Rande der sandigen Baustelle der Kathedrale zu erreichen benötigt Obelix doch tatsächlich noch Vierradantrieb. Der Mann der uns den Patz zuweist meint, dass er uns dann morgen gerne in der Frühmesse sehen möchte. Wir werden sehen... Gleich hinter Obelix fliegen fortwährend Reiher ein, die sich hier Nistmaterial holen und mit einem Zweig im Schnabel zum Rückflug starten. Als Nachtessen gibt es heute wieder einmal ein Nasi nach Isabella Art. Allerdings haben wir kein Poulet im Angebot und ersetzen es deshalb mit um so mehr Gemüse. Uns schmeckt es natürlich auch so.

Montag, 25.10.2010 – Kahama

Wir machen einen Effort und stehen heute noch früher als gestern auf. Als Zeichen unseres guten Willens sind wir um zwanzig vor sieben in der Frühmesse. Die beginnt dann zwar erst zehn Minuten später und dauert tatsächlich eine Dreiviertelstunde. Vom Typen der uns dazu aufgefordert hat ist aber nichts zu sehen. Na ja, wenigstens sind wir jetzt früh auf den Beinen. Nach neun aufeinanderfolgenden Tagen auf Achse brauchen wir wieder einmal einen Tag Bewegungsruhe, auch wenn wir natürlich nicht nichts tun. Es gibt einige Dinge administrativer Art zu erledigen, die liegen geblieben sind und deshalb bleiben wir heute hier. Wir beginnen mit Kaffee an unseren Laptops und sichten wieder einige der Tausenden von Fotos von Tansania. Am Mittag gibt’s leckere “Eier im Loch im Toast“ und schon geht’s weiter an den Laptops. Am Nachmittag zieht ein Gewitter auf, aber auch diesmal werden wir vom Regen verschont. Für den Znacht kommt eine Pizza in der neuen Variante “Kahama“ in den Ofen. Als Thomas im Internet nach den neuesten Informationen über die Sicherheitslage in Burundi recherchiert stösst er auch auf die Information, dass es an der Grenze keine Visa mehr gäbe. Das wäre eine böse Überraschung, denn bisher waren alle unsere Informationen gegenteiliger Art. Selbst mit Ruanda könnte die Visa-Situation wesentlich komplizierter sein, als wir bisher angenommen haben. Nun ja, wir werden sehen. Und in Afrika gibt es ja bekanntlich für jedes Problem irgendeine Lösung wenn man nur genug Zeit hat und beharrlich ist.

Dienstag, 26.10.2010 – Nyakahura

Heute verschlafen wir die Messe vorsätzlich, aber wirklich länger schläft es dann doch nicht. Thomas hört gar die Gläubigen den Rosenkranz beten, der der Frühmesse noch vorausgeht. Zum Frühstück gibt’s neben dem bröckligen Toastbrot zum zweiten Mal eine Mango als Dessert. Auf den Märkten gibt es hier im Westen von Tansania bereits viele dieser Früchte zu kaufen, die Bäume hängen voll von ihnen und vor allem Kinder und Jugendliche versuchen mit allerlei Methoden der Mangos habhaft zu werden. Und bei uns steht wohl bei nächster Gelegenheit wieder Mango-Ingwer-Konfitüre-Produktion auf dem Programm. Nachdem wir uns beim Generalvikar mit einer kleinen Spende verabschiedet haben kurven wir noch etwas durch die Stadt auf der Suche nach der Bäckerei an der wir vorgestern vorbeigefahren sind. Leider gibt es auch hier nur schnödes Toastbrot. An der Strasse kaufen wir allerlei Früchte ein und an der Tankstelle bekommt Obelix noch etwas Diesel spendiert. Gleich nach Kahama ist die Strasse neu gemacht aber wir können uns nicht lange daran freuen, denn schon bald müssen wir für einige Kilometer auf die Baupiste. Selbstverständlich sind auch hier die Chinesen am Werk was heisst, dass auf jeder Baustelle Schwarze arbeiten und ein Gelber beaufsichtigt. Je weiter wir nach Westen kommen desto grüner wird die Gegend und desto mehr Bäume stehen wieder in der Landschaft. Nach Bukombe gibt es für einmal Abwechslung im Strassenbaugeschäft. Die europäische Strabag darf hier die Strasse neu herrichten. Für uns ändert sich aber nichts, denn auch hier werden wir auf eine Umfahrungspiste geschickt. Was uns überrascht ist, dass die alte Strasse auf der wir nach 20km wieder landen eigentlich noch ganz passabel befahrbar ist. Heute hat es entlang der Strecke offensichtlich verschiedentlich stark geregnet ohne dass wir selber richtig geduscht wurden. Dafür prasseln am Nachmittag dann Schwärme von Termiten auf ihrem Hochzeitsflug auf unsere Windschutzscheibe und veranstalten eine riesige Schweinerei. Hoffentlich versuchen die heute abend dann nicht wieder zu Tausenden unsere gute Stube zu entern. Natürlich kommen wir mit all den Baustellen auch heute langsamer als gedacht vorwärts und schaffen es sicher nicht in die Nähe der burundischen Grenze zu kommen. So halten wir erst in Nyakanazi und dann in Lusahunga erfolglos nach Missionen Ausschau. Schliesslich kommen wir in Nyakahura zu einer Brückenwaage hinter der ein grosser Platz liegt. Nach dem wir brav über die Waage gefahren sind fragen wir die Polizei die die Schranken kontrolliert ob wir uns über Nacht auf den Platz stellen dürfen und ob die Sicherheit auch gewährleistet sei. Man versichert uns, dass hier so viele Gewehre vorhanden seien, das es ganz sicher sicher sei... Im übrigen werden wir nicht die einzigen sein, denn in dieser Ecke Tansanias ist nachts die Strasse gesperrt und so nächtigen viele Lastwagen mit uns auf dem Platz. Ab sechs Uhr wird es merklich ruhiger und bis um Mitternacht ist sogar die Musik in den umliegenden Bars verstummt. Zuerst aber essen wir noch unseren Znacht den Isabella als Curry mit süssen, kleinen Bananen an einer Kokosnussmilchsauce auf den Tisch zaubert. Und das zweitbeste daran ist, dass wir es sogar ohne uns gegen die fliegenden Termiten wehren zu müssen geniessen können.

Mittwoch, 27.10.2010 – Kabanga

Die Nacht ist wirklich erstaunlich ruhig, aber um halb sieben Uhr werden die ersten Lastwagenmotoren gestartet und damit ist für uns natürlich auch bereits wieder Tagwache. Auf dem Platz bricht ein ziemliches Chaos aus, denn jeder drängt zuerst auf die Waage und am schlimmsten sind natürlich wieder die Busfahrer. Zum Glück haben wir es nicht eilig mit losfahren sonst hätten wir Mühe wegzukommen. Nachdem wir gefrühstückt und zusammengeräumt haben ist der Platz dann praktisch leer und wir können los. Unser Ziel heute ist die Grenze zu Burundi die noch knapp 100km entfernt ist. Es wird eine gemütliche Fahrt durch eine hüglige, grüne Landschaft, so wie wir uns eigentlich Burundi oder Ruanda vorstellen. Und das schöne daran ist, dass die ganze Strecke geteert und abgesehen von einigen Schlaglöchern in anständigem bis sehr gutem Zustand ist. Am spektakulärsten ist die Durchquerung des Ruvubutales: Aus gut 1’700m sinken wir 400m ins Tal hinab und steigen dann wieder auf 1’800m nach Ngara, dem höchsten Punkt des heutigen Tages. Auf der ganzen Strecke fahren wir beinahe durch einen Wald von Bananenstauden, Mangobäume sehen wir dagegen nur selten. In Ngara sind verschiedene Kirchen und Organisationen vertreten, so dass wir uns gute Chancen ausrechnen hier ein Plätzchen zu finden falls die Verhältnisse am Grenzposten für eine Übernachtung nicht geeignet sind. Genau am Mittag kommen wir am Grenzposten von Kabanga an. Die Polizei will uns nicht auf ihrem grossen Platz beherbergen, aber vor dem Zoll dürfen wir uns zwischen zwei Fusswegen hinstellen. Den Rest des Tages verbringen wir mit essen, wenn wir nicht gerade vor dem Laptop sitzen. Zuerst gibt es Käse-Toasts, am Nachmittag einige Guetzli zum Kaffee, noch später Dip, Chips und Bier und schliesslich einen Salat Matmata als einfaches Abendessen. Wir sind ziemlich gespannt was uns der morgige Tag bringen wird und in welchem Land wir die nächste Nacht verbringen werden.

Donnerstag, 28.10.2010 – Bujumbura

Auch diese Nacht ist erstaunlich ruhig, wenn man vom Lärm absieht den Thomas beim Schlafen wieder einmal verursacht. Wir gehen durch unsere normale Morgenroutine und Thomas dann mit den Fahrzeugpapieren zum Zoll der unsere abgelaufenen Carnets ohne mit der Wimper zu zucken stempelt. Von der Strassensteuer die wir nie bezahlt haben ist keine Rede. Auch gut. Schliesslich stempelt die Immigration noch die Pässe und wir sind technisch aus Tansania ausgereist. Erst müssen wir allerdings noch vier Kilometer fahren bis wir in einem Tal ein kleines Flüsschen überqueren das die Grenze zwischen Tansania und Burundi bildet.

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