Sambia

Mittwoch, 09.06.2010 – Livingstone

Tafel mit Anweisungen um den Grenzübertritt zu beschleunigen Für die Überfahrt über den Sambesi bezahlen wir auf der Fähre 210 Rand, also gut dreissig Franken, ein einigermassen vernünftiger Preis. Schon beim Warten auf die Fähre haben uns sambische Schlepper die Ohren voll­gelabert, wie sie uns durch den komplizierten sambischen Zoll lotsen wollen. Es gilt dort etwa fünf Posten zu absolvieren, aber wir nehmen es gelassen und lassen die Dinge auf uns zukommen. Bei der Immigration gibt’s für fünfzig US-Dollar pro Person ein Visum in den Pass gestempelt. Anschliessend stempelt auch der Zoll, nämlich unsere Carnets, speditiv und kostenlos. Eigentlich wäre jetzt die Abgassteuer fällig, aber beim Schalter hängt ein handgeschriebener Wisch mit dem Hinweis, dass bis 14.20 Uhr Mittagspause sei. Worauf mag der Mann im Boot wohl warten? Macht nichts, der sambische Staat hat sich noch andere Steuern ausgedacht, die inzwischen bezahlt werden können. So ist zuerst eine Strassensteuer von zehn US-Dollar fällig, die aber nur darum so günstig ausfällt, weil wir nicht ganz wahrheitsgetreu angeben, am nächstmöglichen Punkt, nämlich Livingstone, das Land bereits wieder verlassen zu wollen. Für die nächsten zwei Steuern benötigen wir die sambische Landeswährung, die wir über Schwarzwechsler direkt im Zollgelände erhalten. Nach einigem Feilschen gibt es für unsere südafrikanischen Rand einen erstaunlich guten Kurs. Nach Isabella wird auch Obelix gleich sambischen Boden betreten Für die “Carbon Tax“ genannte Abgassteuer bezahlen wir 200’000 Kwacha, rund fünfzig Franken, und auch die “Gemeinde“, wer immer das ist, kassiert mit einer “Council Levy“ 20’000 Kwacha von uns. Damit haben wir genug Geld abgeladen und lassen die Schlepper, die uns unbedingt noch eine Versicherung und die weiss und rot reflektierenden Kleber, die in Sambia Pflicht sind, verkaufen wollen, einfach stehen. Der ganze Grenzübertritt, inklusive Fähre hat rund dreieinhalb Stunden gedauert und uns um rund 210 Franken ärmer gemacht. Da soll uns noch einmal jemand erzählen, auf der Ostroute sei alles viel einfacher und billiger... Von der Strasse, die zu den Fällen führt sieht man die Gischt schon von weitem Wir fahren also ohne Versicherung und Klebestreifen los Richtung Livingstone und hoffen, dass die Schlepper mit ihren Handys nicht schon ihre Kollegen bei der Polizei benachrichtigt haben. Prompt taucht schon nach wenigen Kilometern ein erster Checkpoint auf, an dem man uns aber, wie auch an zwei späteren, unbehelligt passieren lässt. In Livingstone fahren wir zur kleinen Shopping Mall mit dem Spar, wo wir im Supermarkt die Preise checken. Wir stellen fest, dass das Angebot zwar sehr gut, die Preise aber meist einiges höher als in Botswana und viel höher als in Südafrika sind. Am Geldautomaten versorgen wir uns mit noch mehr sambischer Währung und werden dabei zu Kwacha-Millionären. Wir fahren zur Livingstone Safari Lodge, wo uns der friesische Besitzer freundlich begrüsst. Auf dem Platz steht noch ein alter Unimog mit deutschen Kennzeichen, den wir schon beim Einkaufszentrum auf dem Parkplatz haben stehen sehen. Wir plaudern ein ganzes Weilchen mit Barbara und Lothar, die ihr Fahrzeug in Namibia stationiert haben und immer wieder im südlichen Afrika unterwegs sind. Das Kreuz des Südens steht längst am Himmel als wir uns um unser Nachtessen kümmern. Nach dem, trotz kurzer Fahrt, anstrengenden Tag halten wir es einfach, es gibt fleischlose Chakalaka-Teigwaren und Maissalat.

Donnerstag, 10.06.2010 – Livingstone

Heute schalten wir einen “Goodbye südliches Afrika, hello Sambia“-Tag ein. Das heisst, dass wir einiges aufräumen und versorgen können, das sich in anderthalb Jahren im südlichen Afrika angehäuft hat und nun nicht mehr gebraucht wird. Thomas beim Kartenstudium Nur unsere extra aus der Schweiz mitgebrachten Klebebuchstaben LHD (für Left Hand Drive), die im östlichen Afrika für links gelenkte Fahrzeuge an der Rückseite scheint’s in manchen Ländern Pflicht sind, finden wir einfach nicht mehr. Heute halten wir uns wieder einmal an Salami und Käse als Mittagsstärkung und am Nachmittag finden wir auch einmal Zeit, draussen unter dem blauen Himmel zu sitzen. Das Bier nehmen wir heute an der Bar der Lodge. Als wir den Besitzer der Lodge angesichts keines sichtbaren Fernsehers fragen, wie das denn mit dem morgen statt­findenden Eröffnungsspiel der Fussball-WM sei, meint er mehr oder weniger verschmitzt, dass hier eine fussballfreie Zone sei. Wir haben noch Fleisch aus Kasane, das unbedingt auf den Grill muss, und so machen wir mitten auf unserer Campingwiese ein Feuer. Isabella macht noch einmal einen Eisbergsalat, die einzige Beilage zum Fleisch. Das Fleisch ist leider etwas vom schwächeren, das wir seit langer Zeit gekauft haben. So helfen alle Grillkünste nichts und es ist auch auf dem Teller kein wirklicher Genuss, sodass es schon fast ein bisschen Schade um den feinen Salat ist.

Freitag, 11.06.2010 – Livingstone

Dort wo es stiebt rauscht dieses Wasser hundert Meter in die Tiefe Heute haben wir zwar den Wecker gestellt, aber als der losgeht drehen wir uns lieber noch einmal um. Eine halbe Stunde später kriechen wir dann doch aus den Federn, denn die Viktoriafälle rufen. Nach Kaffee und Joghurt bringen wir das kurze Stück bis zum Eingang des Parks hinter uns. Teil des Eastern Cataract Wir sind etwa um acht Uhr dort und erstaunlicher­weise steht sonst noch kein Fahrzeug auf dem Parkplatz. Aber vielleicht liegt das ja an der Gebühr von 5 US$ für’s Parkieren. Der Eintritt hat vor kurzem um 100% aufgeschlagen und kostet jetzt mit 20 US$ pro Person genau gleich viel wie auf der simbabwischen Seite. Als wir im Dezember dort waren hatten wir ja nicht das Gefühl, dass wenig Wasser über die Fälle fliesst. Thomas triefend nass von der Gischt Aber was jetzt an Wasser in die Tiefe stürzt ist schon noch eine Nummer grösser und meist sieht man vor lauter Gischt den Wasserfall gar nicht mehr. Der Weg führt über eine kleine, exponierte Brücke, bei der man schon von weitem sieht, dass es über ihr wie aus Kübeln giesst. Zeit, unsere Regen­trainer­jacken auszupacken und die Kamera ins Trockene zu bringen. Die zum Glück schnell trocknenden Hosen werden natürlich klitschnass und das Wasser läuft uns tatsächlich durch die Sandalen. Schalow’s Turaco (Schalowturako) Wir verbringen sage und schreibe drei Stunden auf den eigentlich nicht sehr weitläufigen Fusswegen, aber ab und zu müssen wir wieder einem Vogel, so zum Beispiel einem Schalow’s Turaco, oder einem Orange-breasted Bush-Shrike, nachschauen. Zurück auf dem Parkplatz holen wir in aller Ruhe unser Frühstück nach und fahren dann in die Stadt. Heute müssen wir unsere Fahrzeug­versicherungen organisieren, denn wir wollen uns ja keinen Ärger mit den Hütern des Gesetzes einhandeln. Alles in allem bezahlen wir für Asterix und Obelix rund 400 Franken. Dafür gelten die Versicherungen aber ein ganzes Jahr und bis hinauf nach Ägypten, womit wir diesbezüglich lange keine Sorgen mehr haben sollten. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und wir fahren zurück ins Camp, wo wir heute ein zweites Mal, diesmal ganz freiwillig, duschen. Bevor wir wieder weg­fahren kommt ein grösseres, geländegängiges Fahrzeug mit australischen Nummernschildern an. Es ist ein extrem aufgemotzter Mitsubishi Canter, gegen den Obelix schon fast ein wenig stiefmütterlich aussieht. Robert und Claire, ein holländisches Paar, das schon seit vielen Jahre in Australien lebt, will damit bis Ende Jahr auf der gleichen Route wie wir in ihr ursprüngliches Heimatland fahren, um dort mit der Familie Weihnachten zu feiern. Auch Obelix verfolgt das Eröffnungsspiel der Fussball-WM vom Parkplatz aus Uns zieht es nochmals stadtwärts zur kleinen Mall beim Spar, wo es ein offenes Restaurant gibt, in dem ein Fernsehgerät steht. Natürlich flimmert darauf das Eröffnungsspiel der Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika, wohl wie auf jedem anderen funktionierenden Fernseher auf dem afrikanischen Kontinent. Wir trinken, wie es sich gehört, ein Bier zum Spiel. Die Bedienung ist sehr aufmerksam, aber die später bestellten Pommes-Frites schaffen es dann doch nie bis an unseren Tisch. Das Spiel zwischen Südafrika und Mexiko endet mit 1:1, womit sicher alle zufrieden sind. Da das Spiel bereits um vier Uhr begann, können wir angenehmerweise noch im letzten Licht zurück auf unseren Platz in der Lodge fahren. Zum Znacht holen wir ein Paar von unseren Cervelats aus Pretoria aus dem Eisfach und machen damit einen Wurst-/Käsesalat, so ganz nach dem Motto: Servila in Sambia...

Samstag, 12.06.2010 – Monze

Heute stehen zum ersten Mal seit ein paar Tagen wieder ein paar Wolken am Himmel. Thomas plaudert am frühen Morgen etwas mit den australisierten Holländern, die schon draussen beim Kaffee sitzen. Wir essen dann auch noch Frühstück und fahren schliesslich nach ihnen los. Eines der Häuser aus der Kolonialzeit in Livingstone Wir treffen sie noch einmal beim Checkers Supermarkt, wo diesmal Isabella ein paar Worte mit Claire wechselt. So wird es schliesslich doch elf Uhr bis wir Livingstone verlassen. Gleich ausserhalb der Stadt beginnt eine Strassenbaustelle, die uns für die nächsten fünfzig Kilometer auf zunächst einfach rumpelnde, später aber zunehmend nervende Baustellenpisten schickt. Das brandneue Asphaltband Auch hier sind es die Chinesen, die die Strasse neu bauen. Zweimal können wir zwischendurch einige Kilometer auf Teer fahren, leider aber auf der alten Strasse, die mit Schlaglöchern gespickt ist. Immerhin dürfen wir dann auch noch 40km des brandneuen Asphaltbandes geniessen und für den Rest unserer Fahrt können wir über die Strasse nicht klagen. Das freut vor allem Isabella, die nun wieder vernünftig an ihrem Pullover stricken kann, ohne dass ihr dauernd die Maschen runterfallen... Auf der Strasse sind viele Menschen zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs. Monze Frauen haben meist ein Kleinkind auf den Rücken geschnallt. Da ist es also wieder, das andere Afrika, in dem wir uns nun für lange Zeit bewegen werden. Am späten Nachmittag kommen wir nach Monze, und zehn Kilometer nördlich davon liegt auf einer Farm ein netter Campingplatz. Als wir dort ankommen staunt Isabella nicht schlecht, als sie auf schweizerdeutsch angesprochen wird. Michel ist mit seiner Freundin Tanja auch auf der Reise, wie wir unterwegs gegen Norden. Sie sind aber hier im Süden etwas hängen­geblieben und bekommen immer mal wieder einen Job, beispielsweise um vorübergehend eine Farm zu managen. Der Platz sei sonst eigentlich immer sehr ruhig, erzählt uns Michel, aber ausgerechnet heute kommt eine Gruppe von Südafrikanern mit elf Fahrzeugen hier an. Es ist eine organisierte Tour, die in sechs Wochen hinauf nach Tansania in die Serengeti und wieder nach Hause führt. Wir machen ein Feuer oder besser gesagt, es wird uns gleich angemacht. Auf den Grill kommen heute vier kleine Sirloin-Steaks, die bis auf eines leider auch nicht so toll schmecken. Dafür ist das Gemüse, das für einmal wieder aus der Pfanne kommt, köstlich.

Sonntag, 13.06.2010 – Monze

Die Gruppe Südafrikaner, immer schön beisammen Der Platz hier ist so schön, dass wir wieder einmal kurzfristig einen Tag anhängen. Die Südafrikaner halten am frühen Morgen ein Briefing ab und packen dann zusammen. Wir nehmen unseren Tisch hervor und stellen ihn auf den gedeckten Sitzplatz. Wir installieren uns dort mit unseren Laptops und einem Kaffee. Im nahen Gebüsch herrscht viel Flugbetrieb. Es sind allerdings alles Vögel, die oft zu sehen sind. Trotzdem ist es wunderbar draussen zu sitzen und wir geniessen es. Isabella und Obelix auf der Moorings Campsite Am Mittag gibt’s dann endlich Frühstück. Bald darauf kommen Tanja und Michel vorbei und wir verplaudern so den ganzen Nachmittag. Einmal mehr erfahren wir, wie klein die Welt der Afrikafahrer ist, denn sie kennen Ute und Florian mit ihrem Magirus. Sie sind ein Stück mit ihnen in Mauretanien gefahren. Auch Doris, Hans und Mira-Bai haben sie hier im südlichen Afrika angetroffen. Für uns ist dann schon wieder Zeit unser Feuer starten zu lassen. Darauf sollen heute unsere letzten Bratwürste aus Pretoria brutzeln, denn wir müssen langsam unsere gefrorenen Würste verbrauchen, damit wir den total vereisten Kühlschrank in Lusaka abtauen können. Isabella macht dazu zum zweiten Mal den genialen Härdöpfelauflauf in der Pfanne und viel Gemüse. Wir können auch das Abendessen draussen geniessen, ohne dass wir gross von Insekten beelendet werden. Einzig einige Falter torkeln unangenehm nahe an unseren Gläsern und Tellern vorbei. Es kühlt dann aber doch ziemlich ab, so dass wir uns schliesslich lieber ins MGD verziehen.

Montag, 14.06.2010 – Lusaka

Wir sind zeitig auf den Beinen, denn wir wollen nach Lusaka fahren und dort wenn möglich gleich die Visa für Malawi beantragen. Wir essen unser Frühstück nochmals draussen und packen dann zusammen. Am meisten Zeit benötigen wir dafür, das Feuerholz auf dem Dach unterzubringen. Auf der Nordseite des Munalipasses führt die Strasse ins Kafuetal Wir haben ziemlich viel davon, denn gestern haben wir noch einen kleinen Stapel anstelle von Wechselgeld, das irgendwie Mangelware ist, erhalten. Checkpoint, auch da wird das Gras abgebrannt Tanja und Michel kommen gerade von ihrem Morgen­spazier­gang zurück und so wird es schliesslich doch fast zwölf Uhr bis wir den Moorings Camping­platz verlassen. Bis Mazabuka bleibt die Landschaft flach mit viel Busch, es gibt aber auch immer wieder kleine Siedlungen mit Feldern am Strassenrand. Danach wird das Relief hügliger und in der Ferne sind, allerdings nicht sehr hohe, Bergketten zu sehen. Auf dem Munali Pass überqueren wir eine dieser Ketten und fahren dann ins Kafue Tal hinunter. Der Kafue Fluss, der später in den Sambesi mündet und den wir auf dem Weg nach Lusaka überqueren, führt ganz schön viel Wasser. Fussgängerbrücke im Bau in Lusaka In Lusaka kämpfen wir uns quer durch die Stadt zur Malawischen Botschaft. Wir wissen an welcher Strasse sie ist, haben aber keinen GPS-Wegpunkt, weshalb Isabella wieder einmal zu unserem Navi wird. Die Skyline von Lusaka Sie führt uns tadellos hin, leider aber vergebens, denn Visa-Anträge können nur Vormittags abgegeben werden und jetzt ist es schon mitten am Nachmittag. So fahren wir noch einmal quer durch die Stadt, denn der Eureka Campingplatz liegt im Süden, da wo wir die sambische Hauptstadt erreicht hatten. Dieser Platz ist so ein bisschen als Treff­punkt für Überlandreisende bekannt und so ist denn auch ein englischer Landrover hier. Sonst steht noch ein Overlander-Truck da, und ein süd­afrikanisches Auto mit obligatem Anhänger. Das Gelände ist zwar gross, aber es hat nur einige wenige Grillstellen und irgendwie werden wir nicht so richtig warm hier. Später kommt dann noch ein Touribus gefahren und es ist am Abend verglichen mit unserem letzten Übernachtungsplatz eher laut. Zum Znacht machen wir es uns einfach, es gibt wieder einmal einen Griechischen Salat.

Dienstag, 15.06.2010 – Lusaka

Steinverarbeitung und Kiesproduktion mit Hammer direkt am Strassenrand Es ist wirklich nicht gerade der ruhigste Platz, denn morgens um fünf Uhr beginnen die Leute des später angekommenen Busses ihre Zelte abzubrechen. Als wir kurz nach sieben Uhr aufstehen ist der Platz bis auf uns und den englischen Landrover leer. Auch Korbwaren stehen am Strassenrand zum Verkauf Aber auch die Engländer sind am zusammenräumen. Nach dem Frühstück fahren wir wieder zur malawischen Botschaft, wo wir jetzt die Visa-Anträge problemlos einreichen können. Die Malawier langen bei der Visa-Gebühr ganz schön zu, wir müssen 100 US$ pro Person abliefern. Immerhin dürfen wir die Visa morgen schon abholen, obwohl auf dem Hinweisblatt eine Bearbeitungszeit von drei Tagen angegeben ist. Wir beschliessen zum anderen Camping­platz in Lusaka, der östlich der Stadt liegt, zu fahren. Die “Keep Lusaka Clean“-Strasse fanden wir nirgends auf unserem Stadtplan... Auf dem Weg dorthin besuchen wir noch das Arcades Shopping Centre, das einen ausgezeichneten Spar Supermarkt beherbergt, in dem wir einige wenige Sachen einkaufen. Das Pioneer Camp liegt fünf übel rumplige Pistenkilometer abseits der Great East Road. Wir können uns einen Platz aussuchen, denn es ist ausser uns niemand hier. Das ist allerdings nicht ganz einfach, denn das ganze Gelände ist wieder einmal abfallend und wir haben Mühe, Obelix gerade hinzustellen. Obelix transportiert Brennholz auf dem MGD Dach Den restlichen Tag verbringen wir natürlich wieder am Laptop, denn a) gibt es hier gratis Wireless Internet und b) wollen wir ja unsere Homepage mit unserem Botswana-Transit aktualisieren. Das Wireless hat allerdings so seine Tücken, einmal ist es pfeilschnell und dann geht wieder nichts mehr. So geht der Nachmittag natürlich schnell vorbei und es wird Zeit Feuer zu machen. Dazu haben wir ja viel Holz auf dem Dach, das erst noch sehr gut brennt. Auf die Glut kommen dann Tranchen eines Rindsfilets, das wir noch im Kühlschrank lagern. Dazu gibt’s Teigwaren, selbstgemachte Knoblauchbutter und grünen Salat. Mit grünem Salat hatten wir in Sambia eigentlich nicht mehr gerechnet.

Mittwoch, 16.06.2010 – Lusaka

Heute haben wir eigentlich nur zwei Fixpunkte: Wir wollen unsere Malawi Visa abholen und um sechzehn Uhr das WM-Spiel Schweiz gegen Spanien schauen. Ein ansehnliches Quartier mit Infrastruktur am Stadtrand Bevor wir in die Stadt fahren erkundigen wir uns an der Rezeption, ob wir die in der Laundry gesichtete Waschmaschine auch für unsere Wäsche brauchen können. Es ist zwar nicht ganz billig, aber allemal ein triftiger Grund, heute wieder hierher zurückzukommen. Rutschbahnen und Klettergerüste werden am Strassenrand verkauft Ausserdem können wir hier das Fussballspiel via Satelliten­fernsehen mitverfolgen. Nach einer unfreiwilligen Runde durch ein ganz ordentliches Häuschenquartier am östlichen Stadtrand sind wir zeitig bei der malawischen Botschaft. Entgegen Isabellas Befürchtungen sind die Pässe mit den Visa bereit und wir können weiter. Im nahen Kabulonga Shopping Center finden wir einen Bottlestore, in dem wir nur noch staunen können. Eine solche Auswahl an Weinen und sonstigen Alkoholika haben wir selbst in Südafrika nur selten vorgefunden. Ob dieser Weinauswahl staunen wir nur noch... Die Preise sind zwar um rund fünfzig Prozent höher, aber immerhin. Am Mittag sind wir bereits zurück im Pioneer Camp und setzen uns mit unseren Laptops nach draussen. Wir verfolgen das Fussballspiel Spanien gegen die Schweiz am Fernseher im Camp Wir geben gleich eine erste Ladung Wäsche in die Laundry und essen dann wieder einmal etwas Landrauchschinken, Käse und Brot. Mit der Wäsche geht es nicht ganz so schnell wie wir gedacht haben, aber als wir sie zurückerhalten ist noch genug Zeit, um sie heute draussen an der Wäscheleine trocknen zu lassen. Um vier Uhr dislozieren wir zur Bar, wo Thomas erst einmal den richtigen Satellitenkanal suchen muss, bis das Spielfeld mit den Spielern aus der Kiste flimmert. Statt lange über das Spiel zu berichten, das ja sowieso alle gesehen haben: Wir haben genauso mitgefiebert und -gezittert und sind natürlich mit dem Resultat mehr als zufrieden. Nach dem Vergnügen gibt’s nochmals Arbeit, die Wäsche ist inzwischen trocken und muss verräumt werden und wir wollen ja auch noch etwas essen. Aus dem zweiten Drittel des Rindsfilets macht Isabella unser favorisiertes Curry, Mogul Style Beef. Lecker!

Donnerstag, 17.06.2010 – Lusaka

Als wir aufstehen sind die Südafrikaner, die gestern abend noch angekommen sind, bereits wieder weg. Wir machen den zweiten Teil unserer Wäsche bereit und bringen sie in die Laundry. Es dauert natürlich auch heute länger bis wir sie zurückbekommen, aber wir können uns inzwischen ja anderweitig beschäftigen. Gegen Mittag holen wir dann unser Frühstück nach und der Nachmittag geht in Windeseile vorbei. Apropos Wind: Heute geht den ganzen Tag ein Wind der tatsächlich zu kühl ist, um gemütlich draussen sitzen zu können. Dafür trocknet unsere Wäsche ganz gut. Und ein Feuer können wir natürlich trotzdem machen, denn die letzten Filetstücklein sollen dran glauben. Dazu gibt’s unseren bewährten Pastasalat, der eigentlich auch noch für morgen reichen sollte. Doch unser Hunger ist wieder einmal grösser und es bleibt nur ein kleiner Rest übrig. Bevor wir schlafen gehen räumen wir noch unseren Kühlschrank in die “Waschmaschine“ um. In dieser gut isolierten Kiste bleibt unser Kühlgut jeweils einigermassen kühl. In der Nacht kann dann das vereiste Kühlaggregat abtauen, ohne dass Thomas mit dem Schraubenzieher dahinter muss.

Freitag, 18.06.2010 – Lusaka

Als Thomas erwacht hört er doch tatsächlich einige wenige Regentröpfchen aufs Dach fallen. Isabella bekommt davon nichts mit, denn diese Nacht schläft sie wieder einmal richtig gut. Cervelat vom Grill mit Safranreis und Tomatensalat Als wir aufstehen ist es draussen denn auch stark bewölkt und die Sonne versteckt sich. Der kühle Wind bläst auch heute und wir sind froh bei warmem Tee drinnen sitzen zu können. Der Kühlschrank hat sich über Nacht selbst des Eises entledigt und wir können ihn nach einer Abkühlphase wieder mit unseren Leckereien füllen. Das Thermometer steigt nicht gross über 15 Grad, dabei hatten wir hier in Sambia mit wärmerem Wetter gerechnet, um auch mal draussen sitzen zu können. Wie auch immer, wir vollenden den Update unserer Homepage mit Botswana und sind damit wieder sehr up to date und happy. Unsere letzten tiefgefrorenen Cervelats sind bei unserer Abtauaktion aufgetaut und kommen deshalb heute auf den Grill. Etwas unkonventionell machen wir dazu ein Safranrisotto und runden das Essen farblich mit einem Tomatensalat ab. Alles gelingt vorzüglich, genau richtig für ein kleines Festessen zum 18. des Monats.

Samstag, 19.06.2010 – Lusaka

Heute kehrt die Sonne wieder zurück, aber viel wärmer wird es wegen des unangenehmen Windes dennoch nicht. Isabella hat heute einen Flicktag angesetzt. Unter anderem wird auch Idefix, der aus einigen kleinen Löchern immer mehr Gewicht verliert, operiert. Thomas macht wieder einmal dies und das, die längste Zeit davon ein aufwändiges Mail an die Krankenkasse schreiben, die bei Isabella seit einigen Wochen wegen der langen Auslandsreise etwas kompliziert tut. Am Abend probieren wir zur Abwechslung einmal das Restaurant des Camps aus. Nach einem Apéro mit dem übriggebliebenen Schaumwein von gestern zügeln wir hinauf, wo draussen bei Kerzenlicht gedeckt ist. Das Essen, einerseits Stroganoff, andererseits Poulet mit Pommes-Frites, ist etwas uninspiriert aber durchaus essbar. Vor allem Isabellas Hühnchen ist schön knusprig gebraten, einzig auf die Knochen würde sie wie immer gerne verzichten. Wir verziehen uns danach bald wieder ins MGD, denn dort ist die Temperatur einiges angenehmer. Den Rest des Abends relaxen wir und hören auf BBC den zweiten WM-Match mit Beteiligung eines afrikanischen Teams heute. Die Kameruner verlieren gegen Dänemark, scheiden aus und mehren den Ruhm der kontinentalen Mannschaften damit auch nicht gerade.

Sonntag, 20.06.2010 – Lusaka

Isabella hat für heute einen Ruhetag ausgehandelt und bleibt fast den ganzen Vormittag im warmen Bett. Sie schläft aber nicht, sondern liest gemütlich im Reiseführer über Sambia. Der Jack-Russel Terrier schaut gespannt was Isabella mit “seinem“ Stein macht Das Wetter ist weiterhin schön, aber kühl. Zu kühl für uns um draussen zu sitzen, und darum räumen wir unseren Campingtisch weg und rollen die Markise wieder ein, nachdem wir sie etwas gereinigt haben. Beim Pool, den wir natürlich wegen den “winterlichen“ Temperaturen nie benützt haben, steht ein Billardtisch, auf dem wir ein paar Runden spielen. Genau so lange wie es braucht, um auf dem Tisch nebenan eine DVD zu brennen. Der Billardtisch ist zwar einigermassen spielbar, aber doch schon etwas mitgenommen. Damit sich die versenkten Kugeln im Reservoir sammeln, müssen wir jeweils den Tisch auf der gegenüberliegenden Seite anheben. Das heisst auch, dass wir jedesmal wenn wir aus Versehen die weisse Kugel versenken, neu beginnen müssen... Wir machen uns heute zeitig daran, das Nachtessen zu bereiten. Mangels Fleisch im Kühlschrank kochen wir wieder einmal fleischlos. Es gibt ein leckeres Gemüsecurry.

Montag, 21.06.2010 – Nkumbe

Heute soll es wieder weitergehen und dafür stellen wir sogar den Wecker auf sieben Uhr. Nach zwei Stunden sind wir unterwegs auf der Holperpiste, die zur Great East Road führt. Der grosse Kreisel am Südende der Cairo Road Als erstes fahren wir wieder ganz in den Süden von Lusaka, wo es eine deutsche Metzgerei geben soll. Kurz vor der Verzweigung zur Metzgerei sehen wir ein Hinweisschild von “Rudi the swiss butcher“, der in der Nähe des Arcades Shopping Centers, also mehr in Stadtzentrum, sein müsste. Afrikanische Zöpfelfrisur Das ist natürlich noch besser, nicht zuletzt, weil die Strasse zum deutschen Metzger ziemlich löchrig aussieht. Wir finden die schweizer Metzgerei, entdecken Bratwürste, halten aber vergeblich nach Cervelats Ausschau. Die Angestellte nimmt Isabella zum Chef mit, der bescheidet, dass die Frankfurter seine Cervelats sind. Diese Würste sind zwar einiges länger und dünner als die Richtigen, aber wenn sie gleich schmecken soll’s uns recht sein. Wir decken uns also wieder mit etlichen Würsten ein und lassen uns zusätzlich ein grosses Rindsfilet in TIM-gerechte Portionen aufgeteilt vakuumieren. Anschliessend decken wir uns im Spar im nahen Shopping Center mit einigen Vorräten ein und machen uns dann auf den Weg Richtung Norden. Hier wird viel Holzkohle und etwas Kartoffeln verkauft Allerdings ist ein Uhr wieder einmal bereits vorbei. Wir schaffen es einfach nie zu einer vernünftigen Zeit zu starten, wenn wir erst noch einkaufen müssen. Heute ist das doppelt schade, denn damit werden wir das zweite Spiel der Schweiz an der Fussball-WM, das um vier Uhr beginnt, verpassen, weil wir dann immer noch unterwegs sind. Die Fahrt über Kabwe nach Kapiri Mposhi führt durch viel Farmland und einige Male sehen wir grosse, kreisrunde, bewässerte Felder, die richtig grün leuchten. Am Strassenrand werden Tonnen von Tomaten und sonst noch vor allem Süsskartoffeln angeboten. Fahrradfahrer, die Zuckerrohr quer auf dem Gepäckträger transportieren Auf der Strasse herrscht viel Verkehr, etwas, das wir uns nicht mehr sonderlich gewohnt sind. An einem der Polizei-Checkpoints bemängelt die Polizistin, zum ersten Mal seit wir in Sambia unterwegs sind, dass bei uns die obligatorischen Klebereflektoren hinten und vorne fehlen. Wir müssen zur Seite fahren und ein anderer Beamter brummt uns eine Busse von knapp 25 Franken auf. Darauf haben wir natürlich gar keinen Bock und so ist, zum ersten Mal seit Simbabwe, wieder einmal eine Runde Verhandeln angesagt. Thomas versucht dem Beamten weiszumachen, dass wir diese Streifen nach internationalem Recht gar nicht bräuchten, was der aber nicht wirklich einsehen will. Knirpse am Strassenrand Irgendwann fragt dann der Polizist, ob Thomas die Busse jetzt bezahlen wolle. Thomas meint, dass er das eigentlich nicht will und erklärt ihm noch einmal seine Gründe. Darauf gibt ihm der Beamte seinen Fahrausweis mit den Worten “you can go“ zurück. Wir können es also immer noch... In Kapiri Mposhi biegen wir nach Osten ab, worauf der Teerbelag perfekt und der Verkehr viel dünner ist. Die Strasse säumen nun nicht mehr Felder, sondern zunehmend richtige Wälder. An den Strassenrändern ist viel Volk unterwegs und in den Dörfern merkt man den “Feierabend“, denn auch hier sind viele Leute draussen. Kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir unser Tagesziel, das Forest Inn gut 60km nach Kapiri Mposhi. Wir stellen uns auf einen Platz neben einem Overlander Lastwagen, dessen Chauffeur gleich ankündigt, dass sie morgen früh um sechs Uhr losfahren werden. Never mind... Wir genehmigen uns nach dem langen Tag ein Bier und überlegen uns, was wir heute mit möglichst wenig Aufwand kulinarisch noch anstellen könnten. Wir schnappen uns gleich ein Pack der frisch erstandenen Frankfurter und braten sie zusammen mit kleinen Kartoffelwürfeln. Die Würste sind zwar nicht hundertprozentig Cervelat-identisch, aber schlecht ist es nicht.

Dienstag, 22.06.2010 – Kasanka Nationalpark

Wir werden es nie verstehen, wie man hier einen Container verlieren kann... Isabella schläft wieder so gut, dass sie die Overlander um sechs Uhr nicht mal abfahren hört. Wir sind natürlich nicht so früh unterwegs, im Gegenteil, es geht gegen elf Uhr bis wir die gepflegt Anlage verlassen. Es wird so spät, weil wir unsere Wassertanks wieder randvoll machen, denn hier im Forest Inn haben sie gutes Brunnenwasser, womit wir unsere Wasserfilter weiterhin schonen können. Kartoffelverkauf Bis Serenje geht es weiter auf sehr gutem Teer, danach ist der Belag etwas älter, holpriger und ab und zu mit einem Loch gespickt. Beim Parkeingang zum Kasanka Nationalpark scheint man an unserem Obelix nicht recht Freude zu haben, irgendwie scheint er eine Nummer zu gross zu sein. Der sonst freundliche Torwärter nimmt per Funk Kontakt mit dem Hauptquartier in der Wasa Lodge auf und wir dürfen dann doch einfahren. Der Manager in der Lodge meint, dass es für uns von der Höhe her etwas knapp werden könnte, um zum Pontoon Camp zu gelangen, aber wir könnten es versuchen, wenn wir wollen. Wir wollen natürlich und Obelix sammelt auf den acht Kilometern ganz schön viel Holz ein. Die Zufahrt in den Kasanka Nationalpark Bei einem Baum wird es sehr knapp, denn es bleiben nur einige Millimeter, wenn überhaupt, zwischen Obelix und einem dicken Ast. Als erstes Tier sehen wir eine kleine Antilope, wahrscheinlich ein Duiker. Später stehen mehrmals Pukus am Wegesrand und als Isabella sie durchs offene Fenster fotografiert, haben wir auch schon die erste Tsetsefliege im Fahrerhaus. Sumpflandschaft im Park Diese aggressiven Viecher mögen wir nun überhaupt nicht und unsere Fliegenklatsche kommt wieder einmal erfolgreich zum Einsatz. Wir schaffen es tatsächlich zu unserem Campingplatz, zuletzt gefolgt von einem Landrover mit einem NE Kennzeichen, der allerdings nicht aus Neuenburg in der Schweiz, sondern Estcourt in Kwazulu Natal stammt. Die Südafrikaner müssen den Platz mit uns teilen, obwohl sie ihn eigentlich für sich reserviert hatten, wie wir später im Gespräch feststellen. Es ist ein schönes Plätzchen mit einem tollen Ausblick auf Gras- und Riedflächen des Kasanka Flusses. Pukus So setzen wir uns mit Fernglas, Bier, Chips und Dip ins Rondavel und versuchen die verschiedenen Antilopen, die friedlich grasen, zu bestimmen. Paviane sind auch unterwegs und durch einen kleinen See zieht ein Krokodil seine Bahn. Die Campbetreuer machen uns ein Feuer und bringen Eimer voller kaltem und heissem Wasser, mit dem der Duschkanister gefüllt wird. Während Isabella Gemüse für unser Nachtessen rüstet, schaut Thomas nach dem Feuer, das er nicht einmal selber anfachen musste. Dort sitzen auch schon Beth und Mike, unsere Nachbarn. Sie fühlt sich nicht ganz fit, denn sie wurde von einer “Putsi-Fly“ infiziert, einer Fliege, die wir in Westafrika als “Mango-Fly“ kennengelernt haben. Die Fliege legt Eier auf trocknende Wäsche, von wo der Parasit beim Tragen des Wäschestückes unter die Haut wandert und sich dort entwickelt. Nachdem Isabella fertig gekocht hat, dürfen wir unsere Filetstücklein auf ihren Grill legen. Wir essen heute auch draussen mit dem Teller auf den Knien und Wein aus dem Plastikbecher. Weil es bereits wieder so abgekühlt hat wird auch das Essen ziemlich rasch kalt, aber so können wir uns wenigstens ganz nett mit den beiden unterhalten.

Mittwoch, 23.06.2010 – Samfya

Morgennebel über dem Kasanka Wir sind in einem Nationalpark. Daraus folgt fast zwingend, dass früh­morgens der Wecker schrillt. So auch heute, um sechs Uhr. Das reicht gerade, um bis zum Sonnenaufgang einen Kaffee zu brauen. Draussen ist es richtig kalt und über dem Kasanka liegt tatsächlich Bodennebel. Das Rondavel als Beobachtungsposten Wir setzen uns wieder ins Rondavel, wo auch Beth und Mike bereits sind. Im sich langsam auflösenden Nebel entdecken wir zuerst eines der seltenen Sitatunga, später ein Bushbuck­weibchen mit ihrem Jungen und schliesslich eine kleine Herde von Pukus, die sich nach dem Futtern gemütlich ins Gras legen. Über den Wasserflächen halten zwei Pied Kingfisher nach Beute Ausschau und etliche andere Wasservögel sind im Riedgras unterwegs. Es ist eine friedliche Szenerie, die zunehmend ins wärmende Sonnenlicht getaucht wird. Nachdem wir genug gesehen haben gibt’s endlich Frühstück. Danach packen wir zusammen und verabschieden uns von unseren Nachbarn, die die nächste Nacht den Platz nun hoffentlich für sich alleine haben. Bewohnte Inseln im Sumpf Wir fahren zurück zur Wasa Lodge, wo wir unsere nicht geringen Schulden begleichen und sind etwas nach zwölf Uhr wieder auf der Teerstrasse. Nach 75km weichen die Bäume grossen Flächen, wir erreichen den Rand der Bangweulusümpfe. Die Strasse verläuft nun auf einem Damm und links und rechts sind kleine Felder angelegt, die für uns nach Reisanbau aussehen. Wir erreichen die drei Kilometer lange Brücke über den Luapulu Fluss, der die Bangweulu­sümpfe entwässert. Hier irgendwo fliesst der Luapulu Als wir über die Brücke fahren, können wir nur noch staunen. Überall ist Wasser und wir können nur ungefähr ausmachen, wo wir den eigentlichen Fluss überqueren. Es ist eine eindrückliche Landschaft, und wir können uns nicht erinnern, auf der Reise schon etwas ähnliches gesehen zu haben. In der Sumpf­ebene stehen überall kleine, zum Teil palmenbestandene Inseln, und auf der einen oder anderen steht eine kleine Strohhütte, die den Fischern als Behausung dient. Ein aufgeschütteter Fussweg durch den Sumpf Kurz nach der Brücke staunen wir gleich noch einmal, als wir auf eine recht grosse Herde von schwarzen Lechwes, einer weiteren Antilopenart, die das Wasser liebt, stossen. Nachdem wir wieder festen Boden erreicht haben fahren wir die nächsten 120km bis nach Samfya durch ein einziges zusammenhängendes Strassendorf, denn fast alle paar Dutzend Meter steht ein strohgedecktes Haus. Dementsprechend ist die Strasse in den Händen von Fussgängern und Velofahrern und wir können die Fahrzeuge, denen wir auf der ganzen Strecke begegnen, an einer Hand abzählen. In Samfya, das direkt am Bangweulusee liegt, drehen wir mit Obelix erst einmal eine Runde durchs Städtchen, auf der wir natürlich ziemlich viel Aufmerksamkeit erregen. Etwas nördlich der Stadt liegt ein kleiner Sandstrand, an dem zwei Lodges liegen. Die, die wir auswählen scheint zwar nur noch aus einer Bar zu bestehen, aber wir können uns praktisch direkt an den Strand stellen. Es kommen gleich Frauen mit frischen Fischen vorbei, aber wir haben keinen Bedarf. Der See, der trotz seiner Grösse nur wenige Meter tief ist, liegt ruhig wie ein Blatt Papier. Dass er auch anders kann sehen wir am Abend, als ein starker Wind aufkommt, der rechte Wellen an den feinen, weissen Sandstrand treibt.

Donnerstag, 24.06.2010 – Nchelenge

Obelix und der Sonnenaufgang über dem Bangweulusee Auch heute lärmt Thomas’ Uhr, denn er hat vergessen, den Wecker abzustellen. Während Thomas weiterschläft, steht Isabella auf und schaut sich auch heute den Sonnenaufgang an. Wir fahren kurz nach zehn Uhr los und halten nach Westen, Richtung Mansa. Die Strasse ist zwar ein Flickenteppich, aber die Ausbesserungen sehen richtig neu und auch perfekt gemacht aus. Wir kommen also gut voran und können gar nicht verstehen, warum unser GPS für die gut 300km Teerstrasse an den Mwerusee eine Fahrzeit von fast acht Stunden voraussagt. Nach einigen Kilometern treffen wir auf den Bautrupp, der den Belag repariert. Der gestaute Luonga Fluss bei Musonda Falls Immerhin sind die Löcher anschliessend schon zur Aufnahme der Teerfüllung vorbereitet, so dass sie gut passierbar sind. In Mansa, der Hauptstadt der Luapula-Provinz, gibt es einen Shoprite Supermarkt, in dem wir das Nötigste einkaufen. Auf dem Parkplatz wird ziemlich penetrant gebettelt, daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Nach dem kurzen Stopp geht es weiter Richtung Norden, wo wir wieder auf den im Sonnenlicht schön blau schimmernden Luapulu treffen, der als breiter Strom dem Mwerusee entgegenfliesst und die Grenze zur Demokratischen Republik Kongo bildet. Haus in der Luapulu Provinz bei Lubunda Die Qualität des Teerbelags ändert immer wieder. Meist kommen wir gut voran, müssen aber immer wie Häftlimacher aufpassen, damit wir die auftauchenden Löcher rechtzeitig entdecken. Das wird mit zunehmend tieferem Sonnenstand immer schwieriger, weil die Bäume am Wegesrand Schatten auf die Strasse werfen und damit die Löcher tarnen. Zwischendurch gibt es länger Passagen, in denen wir alle hundert Meter durch ein tiefes Loch, das quer über die ganze Breite der Strasse reicht, kriechen müssen. Solarenergie ist auch in Sambia im Vormarsch Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt dadurch natürlich rapide und wir fragen uns, ob wir es heute überhaupt noch an den Mwerusee schaffen werden. Es ist wieder unglaublich, wie viele Menschen auf der Strasse unterwegs sind, oder einfach am Strassenrand stehen und uns nachschauen. Auf der ganzen Strecke sehen wir nur selten einmal keinen Menschen und kein Fahrrad. Es ist fast, wie wenn wir durch ein 300km langes Spalier fahren würden. Isabella winkt unermüdlich, sie bekommt beinahe Muskelkater davon. Aber es macht auch richtig Spass, denn fast immer wird zurückgewunken, oft begleitet von einem strahlenden Lachen. Wunderbar. Das halbe Dutzend Polizei-Checkpoints sind auch kein Problem. Mit einem Fahrrad kann man fast alles transportieren, auch eine Matratze Die Beamten öffnen gleich die Barriere oder wollen nur ein nettes, kurzes Schwätzchen halten. Oder liegt es vielleicht an dem weissen Isolierklebeband, das wir als Reflektorkleber-Imitation inzwischen an die Stossstange geklebt haben, dass man uns so einfach ziehen lässt? Die letzten 50km Strasse bis Nchelenge, dem grössten Ort auf sambischer Seite am Mwerusee, sind dann vom Belag her wieder vergleichsweise tadellos, so dass wir es deutlich vor Sonnenuntergang dorthin schaffen. Allerdings verirrt sich auf diesem Stück noch ein Huhn unter Obelix, das zwar flatternd, aber ziemlich sicher nicht ungeschoren wieder darunter hervorkommt. In Nchelenge fahren wir zum Lake Mweru Transport Guesthouse, das direkt am See liegt. Wir kochen uns ein fast original Nasi Goreng à la Isabella, allerdings mit Spinat statt mit Chinakohl. Die Zeit reicht gerade noch um zu essen, bevor wir in den Aufenthaltsraum des Guesthouses gehen, in dem wir dank Satelliten-TV Fussball-WM Spiele schauen können. Danach ist noch Abwaschen angesagt und wir arbeiten etwas an den Laptops. Natürlich wieder einmal viel zu lange.

Freitag, 25.06.2010 – Nchelenge

Mwerusee Nach gut 1’100km Fahrt in vier Tagen haben wir einen Ruhetag verdient. Das ist doch ein gutes Argument um heute abend das letzte Gruppenspiel der Schweizer an der Fussball-WM hier am Fernseher anschauen zu können. Wir schlafen lange, denn wir sind ja gestern abend viel zu spät in die Federn. Dann starten wir mit einem Kaffee dort, wo wir gestern aufgehört haben, nämlich hinter den Laptops. Das war einmal ein Tanksäulenzählwerk Es gibt von Sambia schon rund 1’000 Bilder zu sichten, eine spannende, aber auch ermüdende Arbeit. Nach dem späten Frühstück machen wir uns auf, Nchelenge etwas zu erkunden. Im gedeckten Markt kaufen wir ein paar Tomaten, aber nach kühlem Büchsen-Bier um unseren Kühlschrank aufzufüllen halten wir vergebens Ausschau. Am Hafen entdecken wir noch ein Immigrations-Büro, in dem wir gleich nachfragen, ob wir vielleicht unser Visum verlängern lassen könnten. Klar, kein Problem, wird uns beschieden. Als Thomas mit den Pässen noch einmal vorbei geht ist es dann aber zeitlich doch noch zu weit entfernt und wir sollen es doch später an einem anderen Ort versuchen. Thomas am Ende des defekten Landungsstegs mit vorgelagertem, gesunkenem Schiff That’s Africa... Zurück im Gästehaus erkundigen wir uns, wo wir denn duschen könnten. Die uns eigentlich zugewiesene, allgemeinzugängliche Dusche sieht nicht sehr funktionstüchtig, sondern mit ihrem grossen mit Wasser gefüllten Bottich schwer nach Kübeldusche aus. Sonnenuntergang am Lake Mweru Darauf haben wir nun aber gar keinen Bock. Wir dürfen tatsächlich die Dusche in einem Zimmer benützen und es kommt sogar warmes Wasser. Heute wollen wir den Sonnenuntergang über dem Mwerusee bewundern. Leider geht die Sonne nicht direkt über der Wasserfläche unter und verschwindet dazu noch hinter einem Rauchschleier, der vom Abbrennen der Grasflächen herrührt. Deshalb gehen wir schon bald zurück ins MGD, denn vor dem entscheidenden Spiel der Schweizer an der WM steht noch das Nachtessen an. Isabella kreiert aus dem Poulet ein neues Curry mit Gemüse und es schmeckt fein. Thomas vermag heute sogar den Abwasch zu erledigen, bevor wir uns vor die Glotze hocken. Als wir in den Aufenthaltsraum kommen ist der Fernseher auf Chile gegen Spanien geschaltet. Wir können den Herrscher über die Fernbedienung aber davon überzeugen, dass wir unbedingt den Schweiz-Match sehen müssen, was wir dann auch etwa achtzig von neunzig Minuten tun. Leider verpassen wir in den zehn anderen Minuten kein Tor der Schweizer, so dass sie von der WM ausscheiden. Schade!

Samstag, 26.06.2010 – Lumangwe Falls

Mädchen bei Nchelenge Wir stehen auf, essen Frühstück, fegen noch den Boden, packen zusammen und sind kurz nach zehn Uhr wieder unterwegs. Zuerst geht es gut 40km auf derselben Strasse zurück nach Mbereshi, wieder mit viel, viel Winken. Dort biegen wir nach Osten ab und folgen weiter der guten Teerstrasse bis zu den Ntumbachushifälle. Viele Leute auf und neben der Strasse Sie sind zwar nicht unser Ziel, aber da sie schon mal am Wege liegen wollen wir sie uns ansehen. An der Abzweigung hält uns eine Frau an, die meint, dass der Eintritt zu den Fällen 15 US$ pro Person betrage. Wir trauen unseren Ohren nicht und machen rechtsumkehrt. Der Teer reicht noch weitere 40km, bevor die Piste beginnt, der wir für die nächsten knapp 300km folgen werden. Der Zustand ist recht unterschiedlich. Wir können eher selten zügig zufahren, vielfach schleichen wir dem Pistenrand entlang, weil in der Fahrbahnmitte in der Regenzeit tiefe, nun hart gewordene Spurrillen hinterlassen wurden. Obelix überquert den Kalungwishi Wir erreichen die Stahlbrücke über den Kalungwishi und biegen kurz darauf auf einen kleinen Weg nach links ab, der zum Lumangwe Wasserfall führt. Beim Wasserfall ist eine Gebührentafel aufgestellt, und siehe da, auch hier kostet der Eintritt nun 15 US$, fünf Mal mehr, als noch vor einem halben Jahr. Ja sind die denn von allen guten Geistern verlassen? Alles in allem kostet hier der Besuch mit einer Übernachtung auf dem Campingplatz für zwei Personen 65 US$. Und das praktisch ohne Infrastruktur, wenn man von der Latrine mit dem Loch im Boden absieht. Wir halten gegenüber dem Caretaker mit unserer Meinung bezüglich der Eintrittspreise nicht zurück. Die kleinen Vorstufen zum eigentlichen Fall Er erklärt, dass die Infrastruktur im Ausbau begriffen sei, er es aber auch unglücklich finde, dass die Preise schon vor Fertigstellung der Verbesserungen erhöht wurden. Schliesslich müssen wir nur fürs Camping und das Fahrzeug bezahlen, was für uns mit 35 US$, immer noch teuer genug ist. Immerhin können wir den Gegenwert in Kwacha bezahlen. Wir können diese Preispolitik einfach nicht nachvollziehen, denn so werden sie statt mehr schlussendlich weniger Geld einnehmen, weil die in dieser Gegend eh schon seltenen Besucher von den hohen Gebühren abgeschreckt werden. Obelix und Thomas auf unserem Camp direkt am Rand des Wasserfalls Nachdem dieses Kapitel erledigt ist, können wir uns endlich dem Wasserfall zuwenden. Es sind nicht gerade die Viktoriafälle, nichts desto trotz aber eindrücklich. Wir finden, dass ganz schön viel Wasser über die Fälle rauscht. Der Campingplatz liegt gleich am Rand der Abbruchkante, ein nicht zuletzt wegen dem fortwährenden Rauschen sehr spezieller Platz. Nachdem wir uns genug umgesehen haben genehmigen wir uns draussen ein Bier, knabbern Crackers mit Dip und geniessen es. Der Nachtwächter entfacht uns ein Feuer, und was für eines. Man könnte meinen, es sei schon 1. August. Wir machen es uns heute einfach mit dem Essen. Kleine Grillwürste vom schweizer Metzger in Lusaka kommen auf den Grill und dazu gibt es einfach grünen Salat mit einigen Tomaten als Farbtupfer drin. Für die Würste ist die extrem heisse Glut zuviel des Guten. Einige von ihnen reissen auf und schälen sich fast aus ihrer eigenen Haut. Sie schmecken trotzdem ganz gut, auch wenn sie nicht so scharf sind wie ihr Name “Fire Devils“ vermuten liesse. Später am Abend gehen wir nochmals an den Rand der Fälle, denn der Mond scheint hell vom wolkenlosen Nachthimmel.. Der Wasserfall sieht im fahlen Mondlicht irgendwie geheimnisvoll aus.

Sonntag, 27.06.2010 – Lumangwe Falls

Unterwegs zu den Kabweluma Falls gibt es schöne Blumen... Trotz des ständigen Rauschens schlafen wir wunderbar und stehen zum üblichen Sonnenschein auf. Einige wenige Kilometer von hier entfernt fliesst der Kalungwishi noch über eine Felskante, und diese Fälle sollen gemäss dem Caretaker noch schöner sein als die hiesigen. Da wir mit Obelix wegen tiefer Bäume nicht hinkommen wollen wir die Kabweluma Falls per pedes besuchen. Der Caretaker hat uns gestern noch ein kleines Kroki gezeichnet, damit wir den kürzesten Weg, teilweise durch den Busch, nehmen können. Nach einem Kaffee und einem Joghurt brechen wir auf. ... und Schmetterlinge zu sehen Wir kommen nicht weit, denn der Nachtwächter wurde von unserem Vorhaben informiert und führt uns die ersten zwanzig Minuten auf den rechten Weg, bevor er nach einer Weggabelung seiner eigenen Wege geht. Wir wandern aber nicht lange alleine durch den Busch, denn schon bald holt uns der Caretaker von heute ein, um uns zu den Fällen zu führen. Auf dem Fahrweg, den wir nach einer halben Stunde erreichen, sehen wir verschiedene Blumen und ganz viele verschiedene, schön farbige Schmetterlinge. Ausserdem zeigt uns unser Begleiter ein Hörnchen, das regungslos auf einem Ast eines Baumes hoch über dem Weg hockt. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir die Fälle. Es hat länger gedauert als gedacht, aber wir haben ja auch immer wieder angehalten um etwas anzuschauen. Die Kabwelumafälle sind tatsächlich atemberaubend schön. Das Wasser schiesst in drei einzelnen, nebeneinanderliegenden Fällen in die Tiefe. Die linken zwei, die nicht so viel Wasser führen, fallen über viele kleine Terrassen. Der rechte, mächtigere Teil der Kabwelumafälle Der volumenmässig grösste Fall rechts fällt in zwei breiten Stufen hinunter. Der Aussichtspunkt liegt auf einer Wiese gegenüber den Fällen und ist ziemlich feucht. Das ist etwas schade, denn dadurch kann man die Fälle nicht in aller Ruhe auf sich wirken lassen, ohne nass zu werden. So bereiten wir uns nach einer Viertelstunde wieder auf dem Rückweg vor. Der Caretaker zeigt uns noch die Baustelle des Take-Away Restaurants beim Parkplatz. Das ist kein Witz, am Kabwelumafall, dem abgelegeneren der beiden Fälle, die eh nur alle paar Tage einen Besucher empfangen, bauen sie ein Restaurant... Wir fragen uns, wer diese grandiose Idee, die natürlich niemals funktionieren wird, geboren hat. Dafür werden dann die Eintrittspreise um 500% erhöht und die Campinggebühr ist dreimal so hoch, wie auf einem durchschnittlichen Campingplatz in Sambia. Isabella an unserem Badeplatz Zurück am Lumangwefall genehmigen wir uns erst noch einen Kaffee, bevor wir uns endlich ans Frühstück machen. Um halb zwei Uhr gibt es Schinkenspeck und Rührei, worauf sich unsere Mägen schon längere Zeit freuen. Der Caretaker hat uns gestern offeriert, dass wir zum alten Campingtarif von 10 US$ pro Person noch eine Nacht bleiben könnten. Da diese Offerte auch heute noch Bestand zu haben scheint, bleiben wir an diesem doch tollen Ort. Der Lumangwefall im letzten Tageslicht Den kurzen Rest des Nachmittags verbringen wir draussen in den gemütlichen Stühlen. Danach gehen wir etwas flussaufwärts, denn dort soll man gemäss unserem Reiseführer wunderbar baden können. Wir finden das Wasser dafür zwar zu kalt, aber für eine Kreislauf anregende Vollreinigung reichts allemal. Erfrischt geniessen wir unseren Sundowner an der Fallkante. Unser Wachmann macht uns wieder ein Feuer und wir legen ein rechtes Rumpsteak auf die heisse Glut. Dazu gibt’s frische Bohnen und Nudeln, begleitet von Isabellas leckerer Knoblauchbutter. Manchmal ist das Leben auf Achse etwas hart, aber jemand muss es ja auf sich nehmen... Heute ist tatsächlich Vollmond und wir gehen noch einmal die wenigen Schritte zum Fall. Und nun sehen wir ihn, den berühmten Mondschein-Regenbogen. Nun gehören wir zum kleinen Zirkel von Leuten, die dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen gesehen haben. Damit erleben wir wieder einmal einen dieser besonderen Momente auf unserer Reise, der für immer in unseren Erinnerungen haften bleiben wird.

Montag, 28.06.2010 – Kapatu Mission

Obelix’ Spur verrät: Die Brücke hat gehalten Weil wir heute wieder viele Pistenkilometer vor uns haben, stehen wir früh auf und sind gegen halb neun Uhr schon unterwegs. Die Piste ist bis Mporokoso mal in besserem, mal in schlechterem Zustand. Meist schleichen wir mit rund 20km/h durch die Landschaft, aber ab und zu können wir bis in den sechsten Gang schalten und fliegen dann mit fünfundvierzig Sachen über die Piste. Die Pistenbreite hat tatsächlich für den hoch und breit beladenen LKW und Obelix gereicht Auf jeden Fall sind wir froh, dass jetzt Trockenzeit ist, denn Teile der Strecke sehen arg umgepflügt aus. Ab Mporokoso können wir von Tempo 45 nur noch träumen. Die Piste sieht zwar solider aus, hat aber viele Löcher und ist extrem holprig. Stundenlang tuckern wir im vierten Gang dahin. Hier ist die Gegend nicht mehr ganz so dicht besiedelt wie auf dem Weg zum Mwerusee, aber wir haben immer noch oft genug Gelegenheit zu winken. Die Leute hier scheinen ärmer zu sein, auf jeden Fall sind viele Kinder in zerrissene T-Shirt gehüllt. Trotzdem sehen die Häuser sehr solide aus, sie sind alle aus Backsteinen gebaut und zum Teil hübsch farbig verziert. Am Pistenrand wird die alte Vegetation abgebrannt Heute versuchen wir einfach möglichst weit voranzukommen, was auf einer Piste mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 22km/h immer weniger ist, als wir gerne hätten. Es geht gegen fünf Uhr, als wir nach Kapatu Mission kommen. Aufgrund des Ortsnamens hoffen wir hier eine Mission zu finden, in der wir vielleicht übernachten können. Obelix und unser Schlafplatz in der Kiesgrube Als wir durch den verstreuten Ort fahren sieht aber ganz und gar nichts nach einer Mission aus, und es steht auch keine der sonst üblichen Hinweistafeln am Strassenrand. Nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben ist klar, dass heute ein Bushcamp angesagt ist. Nur wenige Kilometer nach dem Ort entdecken wir eine Kiesgrube, die wohl zum erneuern der Piste angelegt wurde, denn die ist seit einigen Kilometern in deutlich besserem Zustand. Hier ist für einmal niemand unterwegs, so dass wir unbeobachtet in der Kiesgrube, die von der Piste her nicht einsehbar ist, verschwinden können. Wir machen uns gleich daran, unser Nachtessen zuzubereiten, denn wir wollen zeitig ins Bett. Das hindert uns aber nicht daran, ein “Sherried Beef with Spinach“ zu machen, denn gut gegessen ist halb gereist, oder so... Nach dem leckeren Essen ist noch aufräumen angesagt, denn wie immer im Bushcamp wollen wir hundertprozentig abfahrbereit sein, bevor wir schlafen gehen.

Dienstag, 29.06.2010 – Kapishya Hot Springs

Thomas und Obelix beim Warten bis die Raupe über die Strasse gekrochen ist In der Nacht bleibt es ruhig, nur einmal schrickt Isabella wegen komischer Geräusche auf. Sie merkt aber bald, dass die nur von Thomas stammen. Auch heute lassen wir uns um halb sieben Uhr wecken, denn wir haben noch einiges vor uns. Um halb neun Uhr sind wieder auf der Piste unterwegs, die uns heute etwas schneller vorankommen lässt. Nach 50km erreichen wir die Chisimba Falls, wo wir die Probe aufs Exempel machen. Lukuba Fluss westlich von Kasama Tatsächlich beträgt auch hier der Eintritt 15 US$, was wir eigentlich nicht anders erwartet haben. Wir versuchen den Leuten am Eingang klar zu machen, dass das viel zu teuer ist und wir deshalb die Fälle ungeschaut wieder verlassen. Man will uns schliesslich nach Rücksprache mit dem Chef für den Kindertarif von je 7 US$ einlassen, aber das ist uns immer noch zu teuer. Vielleicht erreichen solche Rückmeldungen ja den Schreibtischtäter, der diese Preispolitik verbrochen hat. Wenige Kilometer später hat Obelix wieder Teer unter seinen Finken, eine Wohltat. Bis Kasama ist es nicht mehr weit, wo wir im Shoprite Supermarkt wieder aufrüsten. Für einmal gehen wir nicht zusammen einkaufen, sondern Isabella kann ungestört durch die Gestelle schlendern. Wegweiser zur Kapishya Hot Springs Lodge & Campsite Thomas pumpt derweil unter grosser Anteilnahme die Reifen wieder auf. Nachdem wir in einem extrem günstigen, aber auch extrem langsamen Internet-Kaffee unsere Mails gecheckt haben fahren wir weiter Richtung Süden. Die Old Great North Road ist etwas rumpelig, aber der Teer ist abgesehen von wenigen Löchern ganz in Ordnung. Auf dieser Strecke, aber auch später auf der Piste nach Kapishya Hot Springs, fällt uns auf, dass nun nicht mehr nur freundlich gewunken wird, sondern dass oft auch sehr fordernde Handbewegungen gemacht werden. Durch diese Schneise soll eine Hochspannungsleitung führen Wir fragen uns, woran das liegen mag. Die oben erwähnte Piste beginnt als schmaler Feldweg, der aber sehr gut zu befahren ist. Später wird er schliesslich zu einer immer noch schmalen, aber richtigen Piste, die offensichtlich gerade frisch gemacht wird. Wir treffen auch auf Arbeiter mit Baumaschinen und einen von ihnen nehmen wir einige Kilometer mit zu seinem Grader bei der nächsten Baustelle. Für einmal können wir grossenteils von den Arbeiten profitieren und kommen erstaunlich schnell voran. So schaffen wir es deutlich bevor sich die Sonne hinter den zahlreichen Hügeln, durch die wir fahren, verabschiedet zu den heissen Quellen. Hier werden wir gleich vom Besitzer Mark Harvey begrüsst. Das Campinggelände ist ziemlich gut besetzt, es sind alles Südafrikaner mit ihren Geländewagen. Da das Gelände zum Fluss hin abfällt ist es für uns wieder einmal nicht einfach, einen einigermassen ebenen Platz zu finden. Wir schaffen es doch und können uns nach dem wiederum langen Tag unserem Wohlergehen widmen. Isabella macht einen klassischen Matmatasalat, wie immer einfach und gut, einfach gut. Danach können wir den letzten WM-Achtelfinal zwischen Portugal und Spanien schauen, den Spanien knapp, aber verdient gewinnt. Das wäre was, wenn Spanien Weltmeister wird, einzig geschlagen von der Schweiz...

Mittwoch, 30.06.2010 – Kapishya Hot Springs

Pale Flycatcher (Fahlschnäpper) Heute können wir wieder einmal ausschlafen, denn wir fahren ja nicht weiter, bevor wir in der warmen Quelle gesessen haben. Deshalb beginnen wir den Tag gemütlich mit einem Kaffee, den wir draussen trinken. Das Wetter ist weiterhin angenehm, allerdings erträgt es schon noch ein langärmeliges Shirt. Dann machen wir uns über den Bird-Trail, auf gut deutsch ein Vogelkundeweg, auf zum Haupthaus mit dem Restaurant. Eine Raffia-Palme und andere Bäume unterhalb der Quelle Wir sehen einige Vögel, aber sie sind schwierig zu bestimmen, denn sie sitzen nie lange am gleichen Ort. Immerhin können wir einen Black-throated Wattle-eye, Variable Sunbirds, die früher den bezeichnenderen Namen Yellow-bellied Sunbird trugen, und einen Tropical Boubou bestimmen. Irgend ein Vogel scheint aber an unserem Bird-watching keine Freude zu haben, denn er deponiert eine Ladung Vogeldreck zielsicher auf Thomas’ Scheitel. Der Fruchtstand einer Raffia-Palme Zum Glück hat Isabella ein Papiertaschentuch dabei. Im grossen Garten rund um die Lodge hat es viele farbige Blumen und ganz verschiedene Palmenarten. Mark, der Besitzer der Lodge betreibt auch ein Camp im North Luanga Nationalpark und so erhoffen wir uns von ihm eine Auskunft darüber, ob es für uns möglich ist mit Obelix ins Luangatal hinunter zu fahren. Davon hängen unsere weiteren Reisepläne in Sambia ab. Er verspricht uns, sich bei der Nationalparkbehörde in Mpika zu erkundigen. Als wir zurück zu Obelix gehen entdecken wir in den Bäumen einen kleinen Raubvogel, möglicherweise ein junger Gabarhabicht. Wir sehen ihn nur deshalb, weil andere Vögel in der Nähe ziemlich viel Lärm machen. Wir vermuten, dass sie so lärmen, weil der Raubvogel einen der ihren erbeutet hat und in einer seiner Klauen hält. Leider ist der Akku der Kamera ausgerechnet jetzt leer und so gibt’s kein Foto davon, schade. Isabella vor der Lodge von Kapishya Hot Springs Inzwischen ist es bereits Mittag geworden und nach einem weiteren Kaffee genehmigen wir uns etwas Wurst und Käse. Am Nachmittag arbeiten wir auch noch etwas, es haben sich bereits wieder 500 Fotos angesammelt, die gesichtet werden wollen. Jetzt aber ab in die 40 Grad warme Quelle. In einem kleinen Becken wird das Quellwasser, das aus dem sandigem Grund austritt, gestaut. Der Quellteich Das Ganze liegt von Bäumen und Palmen gesäumt hübsch gelegen. Obwohl die Lodge gut besucht ist, sind wir im Moment die einzigen, die in der Quelle baden. Es ist einfach herrlich und wir geniessen es. Nach einer halben Stunde gibt es mehr Betrieb, Zeit für uns zu gehen. Angestellte der Lodge haben uns inzwischen in der Feuerstelle Holz bereit gemacht, wir müssen nur noch anzünden. Wir machen einen Teigwarensalat und auf den Grill kommen die Frankfurter, sprich Cervelats, des schweizer Metzgers aus Lusaka. Leider haben die Würste nicht im entferntesten etwas mit den schweizer Nationalwürsten zu tun, im Gegenteil, sie sind wohl die schlechtesten Würste vom Grill, die wir seit langer Zeit gegessen haben. Das Fleisch mundet wie halbflüssiges Fett und hat keinerlei Textur. Und wir haben noch zwei Packungen davon... Wir lassen uns den Abend aber nicht verderben und essen draussen am Feuer mit den Tellern auf den Knien. Unten rauscht der Fluss und oben hält sich der Mond noch etwas zurück, damit die Sterne richtig funkeln können.

Donnerstag, 01.07.2010 – Kapishya Hot Springs

Isabella hält eine Liane Nach einer ruhigen Nacht, für einmal ist niemand der Campinggäste früh aufgebrochen, setzen wir uns wie gestern mit einem Kaffee nach draussen. Der Himmel ist heute aber stark bewölkt und die Sonne versteckt sich genauso wie die Vögel. Wir spazieren wieder zum Gästehaus, wo uns Mark mitteilt, dass er von der Nationalparkbehörde keinen positiven Bescheid bekommen hat. Der Kräutergarten der Lodge Als er hört, dass wir noch einen weiteren Tag hierbleiben wollen, verspricht er uns, mit einem Camp am Rande des Luangwatales Kontakt aufzunehmen, denn die wüssten mit Bestimmtheit wie es dort aussieht. Zurück bei Obelix schauen wir uns noch ein paar Fotos an, bevor wir uns wieder über überreifen Brie, Gouda und den abgelaufenen Salami hermachen. Anschliessend sind wir weiter fleissig und erledigen ein paar Sachen, die zu erledigen sind. Darunter ist der rechte hintere Spritzschutzlappen, den wir langsam zu verlieren drohen, weil der Gummi an der Befestigung ziemlich weit eingerissen ist. Die Reparatur geht erfreulich zügig von sich, der Lappen, wenn auch etwas kürzer, hängt nach kurzer Zeit wieder am richtigen Ort. Damit haben wir den warmen, natürlichen Swimmingpool verdient. Hier blühen viele schöne Blumen Auf dem Weg dorthin sehen wir noch zwei Ross’s Turacos in den Baum­wipfeln herumturnen und natürlich haben wir weder Fernglas noch Kamera dabei. Wir können aber den ziemlich grossen Vögeln in ihrem violett-blauen Kleid, mit einem feuerroten Kamm und einem gelben Gesicht auch noch im warmen Wasser liegend zuschauen. Nach dem Bad und der anschliessenden Dusche machen wir uns noch einmal auf zum Gästehaus, denn entlang des Flusses, der am Rand der Anlage entlang fliesst, stehen viele Raffia-Palmen, die mit ihren Früchten die seltenen Palm-nut Vultures, eine Geierart, anlocken. Raffia-Palmnüsse Mark hat uns gesagt, dass Nachmittags um vier oft ein Paar dieser Vögel den Fluss hinauf und hinunter fliegt. Wir machen uns einen Tee und sitzen fast schon fröstelnd am Flussufer nach den Geiern Ausschau haltend. Leider scheint für sie heute kein Flugwetter zu sein, denn sie lassen sich nicht blicken. Zum Trost schenkt uns Mark drei der Palmnüsse, auf die die Geier scharf sind. Mark hat vom Camp noch nichts gehört, wir sollen morgen früh nochmals bei ihm nachfragen. Ausserdem offeriert er uns morgen Vormittag auf einem kleinen Rundgang durch seine Anlage ein paar Vögel zu zeigen. Darauf freuen wir uns natürlich und sehen dann später, wie’s weitergeht. Inzwischen ist es aber höchste Zeit geworden ein Feuer zu starten, denn wir wollen einige Stücklein Filet grillieren. Doch heute hat Thomas wieder einmal grosse Mühe anständige Flammen hinzukriegen und es dauert ewig, oder zumindest bis viertel nach acht Uhr, bis die Glut bereit ist. Zu allem Übel beginnt es genau dann auch noch richtig zu nieseln. Zum Glück ist das nicht stark genug, um unsere Filetstückchen zu duschen und die Glut zu löschen. So können wir zu später Stunde das Fleisch zusammen mit Broccoli und Nudeln doch noch geniessen.

Freitag, 02.07.2010 – Kapishya Hot Springs

So sieht eine Baum-Tomate aus wenn sie aufgeschnitten ist Nach dem Aufstehen und dem obligaten Kaffee gehen wir zum Haupthaus um uns bei Mark zu erkundigen, wie es nun mit der Strecke ins Luangwatal aussieht. Baum-Tomate am Baum hängend Er hat von der Lodge noch nichts gehört, was für uns bedeutet, dass diese Strecke definitiv aus der Routenplanung fällt. Da wir dadurch Sambia einige Tag früher verlassen werden, gönnen wir uns noch einen Tag hier in Kapishya. Als kleines Zückerchen winken noch die ersten beiden Viertelfinalspiele der Fussball-WM. Bevor wir zurück zu Obelix gehen, der inzwischen mutterseelenallein auf der Campingwiese steht, machen wir mit Erlaubnis von Mark einen kleinen Rundgang durch den riesigen Garten der Lodge, in dem alles mögliche, was sich ein Schrebergärtler je wünschen könnte, wächst. Obelix mutterseelenallein auf der Campingwiese am Fluss In und um Obelix machen wir uns etwas nützlich und stärken uns dann mit dem verdienten Mittagsplättli. Und schon sind wir wieder unterwegs, denn Mark hat uns einige Tipps gegeben, wo wir ein paar spezielle Vögel aufscheuchen könnten. Wir sind aber auf unserer Pirsch nicht sonderlich erfolgreich, was auch am recht starken Wind und den schlechten Lichtverhältnissen liegt. Die Sonne versteckt sich auch heute hinter einer dicken Wolkenschicht. Als wir wieder zum Haupthaus gehen kommt uns gerade Mark entgegen. Isabella und Mark Harvey unterwegs in seinem Garten Er hat uns eine Tour durch sein Reich versprochen und holt gleich sein Fernglas. Wir sehen zwar auch mit ihm nicht gerade eine riesige Ausbeute an Vögeln, aber es wird eine hochinteressante Runde, die seinen grossen Garten noch einmal mit einschliesst. Dazu bekommen wir noch zwei Salate direkt aus dem Beet geschenkt, einfach toll. Vor dem ersten Fussballmatch bleibt uns knapp genug Zeit einen Kaffee zu trinken. Eine rustikale, romantische Holzkohle	heizung Das erste Tor der Brasilianer verpassen wir zwar noch, sehen aber wie sich die Holländer mit zwei Goals in den Halbfinal schiessen. Für den restlichen Abend liegt ein gedrängtes Programm vor uns: Als erstes lassen wir uns bei einbrechender Dunkelheit nochmals vom warmen Quellwasser umschmeicheln. Dann lassen wir uns im Restaurant aus der Küche verwöhnen. Es ist ein reichhaltiges Menu mit Huhn und verschiedenem Gemüse und Salat, wobei ausser dem Huhn alles aus dem heute bewunderten Garten stammt. Das Dessert, ein Chocolat-Brownie mit Vanillesauce, essen wir bereits wieder vor dem Flimmerkasten, vor dem wir das unglückliche Ausscheiden der letzten im Wettbewerb verbliebenen afrikanischen Mannschaft Ghana gegen Uruguay miterleben. Da das erst im Penaltyschiessen entschieden wird, kommen wir recht spät zu Obelix zurück und machen, dass wir zügig unter die Bettdecke kommen.

Samstag, 03.07.2010 – Isoka

Nachdem der Himmel letzte Nacht aufgeklart hat, dominieren heute morgen die Wolken wieder. Wir packen gemütlich zusammen und gehen dann zur Rezeption um unsere recht grosse Rechnung zu begleichen und uns zu verabschieden. Da Thomas bei der restlichen Routenplanung für Sambia etwas gepatzt hat, fehlt uns etwas Diesel um bis nach Malawi zu kommen. Mark gibt uns einen Tipp, wo wir den bekommen können, ohne nach Mpika hinunter fahren zu müssen. Haus in Shiwa Ngandu Wir geben ihm dafür noch einige Informationen zum Palmsamen vom Weingut Neuras in Namibia, den wir ihm gestern abend geschenkt hatten. Mark hat eine eigentliche Sammlung von verschiedenen Palmen im Garten und vielleicht passt diese ja in seine Kollektion. Wir fahren los und bringen die restlichen gut 30km Piste, die wieder einmal in unterschiedlichem Zustand, aber nie wirklich schlecht ist, hinter uns. Alte Bäume in Shiwa Ngandu Dabei kommen wir in Shiwa Ngandu vorbei, einem Landgut, das Marks Grossvater mütterlicherseits, ein Engländer, hier in den zwanziger Jahren erbaut hat. Nachdem wir Marks Tanktipp bereits als verpasst abgeschrieben haben, finden wir den Ort doch noch, nämlich dort, wo die Piste wieder auf den Teer trifft. Natürlich ist es keine Tankstelle, sondern in einem Häuschen stehen ein paar Treibstofffässer, aus denen fünf Zwanzigliterkanister abgefüllt werden, genau die Menge, die wir gerne möchten. Dies ist das erste Mal auf unserer Reise, dass wir aus Fässern tanken, etwas das wir angesichts der meist zweifelhaften Qualität solchen Diesels eigentlich vermeiden wollen. Unterwegs nach Isoka So kommt wenigstens endlich einmal unser spezieller Trichterfilter zum Einsatz, der eventuell eingepantschtes Wasser abscheiden sollte. Unser Mostlieferant scheint aber guten Treibstoff zu haben, denn ausser kleinen Partikeln bleibt nichts im Trichter zurück. Es wird ein Uhr, bis wir endlich die 180km Teerstrasse nach Isoka in Angriff nehmen. Eigentlich ist das keine grosse Sache, aber die Haupttransport­achse nach Tansania ist zwischendurch in arg löchrigem Zustand, was uns immer wieder zu einer Stop-and-go-Fahrweise zwingt. Es ist anstrengend und die zahlreichen Sattel­schlepper, die zumeist Container aus Dar-es-Salaam transportieren, machen die Sache auf der eher schmalen Strasse auch nicht besser. Das Resultat einer Streifkollision zweier Lastwagen Am Strassenrand stehen so viele Lastwagen mit Pannen, dass wir uns nach Westafrika zurückversetzt fühlen. Dass auf dieser Strecke nicht zu spassen ist, sehen wir an einem dieser Pannenorte, der besser gesagt ein Unfallort ist. Eine Streifkollision zwischen zwei LKWs hat eine der Führerkabinen arg beschädigt und den anderen Lastwagen samt Ladung auf die Seite gekippt. Bushaltestelle am Abzweig nach Isoka Wir schaffen es in knapp vier Stunden nach Isoka, wo unsere Piste nach Malawi abzweigt. Weil unsere Informationen nicht eindeutig sind, ob der Zoll an der Grenze besetzt ist, erkundigen wir uns bei der Polizei im Ort über die Situation. Ein freundlicher Beamter erklärt uns, dass auf der sambischen Seite der Grenze niemand ist. Den Ausreisestempel könnten sie uns hier Isoka in den Pass drücken, aber der Zoll, der das Carnet stempeln muss, liegt im 100km nördlich an der Grenze zu Tansania gelegenen Nakonde. Hm, so haben wir uns das nicht wirklich vorgestellt. Aber es wird uns wohl nicht viel anderes übrig bleiben, als dort hinauf zu fahren, womit uns natürlich schon wieder etwas Diesel fehlt. Immerhin dürfen wir uns auf dem Gelände des Polizeipostens für die Nacht hinstellen, was uns die Suche nach einem Bushcamp erspart. Isabella beginnt gleich damit, unser Nachtessen zuzubereiten. Sie zaubert ein vegetarisches Fried Rice aus der Pfanne, das den Rezeptnamen “Isoka“ erhält. Den zweiten Viertelfinal-Spieltag der Fussball-WM versuchen wir so gut wie möglich via Kurzwellenradio und mit der Hilfe von Olaf, der uns aus der Schweiz per SMS Resultatänderungen durchgibt, mitzuverfolgen. So wissen wir wenigstens, wer in den Halbfinals gegeneinander spielen wird.

Sonntag, 04.07.2010 – Nyala

Obelix bei der Polizei Wir haben bei der Polizei gut geschlafen und gehen durch unsere übliche Morgenroutine. Thomas treibt sogar noch ein Brot auf, aber sonst halten wir das Frühstück, trotz Sonntag, einfach. Schon bald sind wir wieder nordwärts unterwegs, wie von der Polizei versprochen auf einer wesentlich besseren Strasse als gestern. Auf der Fahrt reift langsam der Plan, nicht mehr bis nach Isoka zurückzufahren, sondern auf einer Piste, die auf halbem Weg abzweigt, in den Norden von Malawi zu fahren. Isoka Kurz vor Nakonde haben wir ein paar Mal sehr schöne Ausblicke in die weite Umgebung. In der Stadt suchen wir zuerst einmal das Polizeihauptquartier, bevor wir uns ins Grenzgetümmel stürzen. Leider liegt dieses an einer sehr, sehr holprigen Strasse und Isabella mag es gar nicht. Auch hier sind die Polizeibeamten extrem freundlich und hilfsbereit. Allerdings müssen wir tatsächlich an die tansanische Grenze um die Formalitäten zu erledigen. Sie meinen auch, dass wir die sogenannte Old Stevenson Road, die von hier direkt an die malawische Grenze führt, problemlos befahren könnten. Gut beladener Pick-up auf der Old Stevenson Road In unserem Reiseführer wird diese historische Route, die zu Beginn der Kolonialzeit den Malawisee mit dem Tanganjikasee verband, als im Verfall begriffen bezeichnet. Zuerst müssen wir aber wieder auf die Teerstrasse zurückholpern. Dabei kommen wir an einem kleinen Markt vorbei, an dem wir wunderschöne Tomaten, Zwiebeln und kleine Bananen kaufen. Am Zoll herrscht ein unglaubliches Gewimmel. Wir parkieren ausserhalb des Zollgeländes und Thomas, der sogleich von Schleppern umschwirrt wird, macht sich auf, die Formalitäten zu erledigen. Schöne Landschaft mit Bergen im Hintergrund im Grenzgebiet zwischen Sambia und Malawi Die Pässe werden allerdings nicht gestempelt, denn der Posten an der Grenze zu Malawi bei Nyala sei mit einen Beamten besetzt. Die Carnets hingegen erhalten ihre Stempel in einem kleinen, versteckten Büro, in dessen Vorraum eine lange Schlange von Menschen steht, an der vorbei Thomas direkt ins Büro geschickt wird. Nachdem der Papierkram erledigt ist und alle Schlepper abgeschüttelt sind, können wir uns auf die Suche nach der richtigen Abzweigung auf die gesuchte Piste machen. Natürlich ist nichts beschildert und so braucht es etwas Hilfe vom nahen Polizeiposten bis wir fündig werden. Nicht weit nach Nakonde kommen wir an eine Barriere die kein Polizei Checkpoint ist, sondern eine Kassierstelle der “Gemeinde “. In mittelalterlicher Wegelagerermanier werden ausländische Passanten gemolken, für nichts und wieder nichts. Es gibt nichts zu machen, wir müssen die 20’000 Kwacha, oder knapp fünf Franken, gegen eine offizielle Quittung abdrücken. Mädchen mit Häusern im Hintergrund kurz vor dem Grenzposten in Nyala Die Piste mag in der Regenzeit an einigen Stellen gar kein Spass sein, aber jetzt ist sie tatsächlich problemlos zu befahren, auch wenn wir nicht sehr schnell vorankommen. Das macht aber nichts, denn wir sind ja nicht in Eile und so können wir die Fahrt durch die tolle Landschaft voll geniessen. Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir wieder Berge, denen man diese Bezeichnung nicht nur mit viel Wohlwollen zugesteht. Die Leute an der Piste sind freundlich wie eh und je in Sambia und wenn der eine oder andere dann doch Gesten der eher fodernden Art macht, dann nehmen wir das gelassen. Ein Stück weit folgt die Strasse der Grenze zwischen Sambia und Malawi, oder ist es gar umgekehrt? Auf jeden Fall scheint die Piste gemäss unserer Karte mal auf dieser, mal auf jener Seite der imaginären Linie zu verlaufen. Etwas nach siebzehn Uhr kommen wir tatsächlich zum sambischen Grenzposten, wo der Beamte uns ins Register einträgt und dann die Pässe stempelt. Wir möchten heute eigentlich gar nicht mehr nach Malawi einreisen und fragen ihn deshalb um Erlaubnis, am Grenzposten zu übernachten. Wir dürfen bleiben und machen uns rasch einen Salat Matmata, die Version mit Eisbergsalat, die eigentlich fast schon ein “Salade Niçoise“ ist.

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