Nigeria

Donnerstag, 07.08.2008 – Tchikandou

Am nigerianischen Zoll bei Tchikandou Einige Meter weiter sind wir in Nigeria und der Weg, der vom Grenzdorf Tchikandou herunter kommt hat sich in einen Bach verwandelt. So ist es gar nicht so einfach trockenen Fusses zur ersten Hütte, die der Immigration, zu kommen. Thomas, der wie üblich den Postenlauf absolviert, wird freundlich begrüsst und die drei Beamten machen sich sofort an die Arbeit. Sie scheinen einigermassen organisiert zu sein, trotzdem braucht es seine Zeit. Sie fragen wie viele Tage wir genau für unsere Reise durch Nigeria benötigen und Thomas rechnet ihnen vor, dass wir natürlich die ganzen 15 Tage, die das Visum gilt, benötigen. Daraus machen sie dann 14 Tage, warum, das wissen die Götter. Nächster Posten ist die Gesundheitsbehörde, dessen Beamter die Impfausweise sehen will, die Namen daraus abschreibt, sich die Impfungen selbst aber gar nicht anschaut... Ein anderer “Health Officer“ will das Innere des Fahrzeugs inspizieren. Er ist sehr nett und zieht die Schuhe aus damit er das Fahrzeug nicht verdrecke, wie er anmerkt. Er will von Isabella wissen ob wir einen Kühlschrank haben. Darin interessiert ihn besonders ein gelber Plastiksack, dessen Inhalt, Käsesandwiches, er begutachtet. Er fragt ob wir auch Früchte dabei haben. Isabella holt die Mangos und Orangen aus der Dusche. Er inspiziert diese genau und wundert sich weshalb wir die Mangos nicht im Kühlschrank aufbewahren. Nach kurzer Zeit verlässt er zufrieden unser MGD wieder. Weiter zum Zoll. Hier sitzen die drei jungen Männer, die in Nikki, als wir warten mussten, etwa eine Stunde vor uns abgefahren sind. Der einzige handlungsfähige Zollbeamte sitzt mit ihnen an einem Tischchen und diskutiert mit ihnen. Das kann ja heiter werden, denn die drei Typen sehen etwas schräg aus und sind mit einem kleinen Datsun Sunny und einem modifizierten, buggy-ähnlichen Käfer in einer sogenannten “Schrott-Rallye“ unterwegs. Der Zöllner beginnt etliche Blätter mit vielen Feldern auszufüllen, das braucht natürlich seine Zeit. Inzwischen fragt Thomas einen Helfer ob es möglich sei unsere vorigen CFA in Naira zu tauschen, worauf dieser mit einem Motorradtaxi abrauscht und mit einem Wechsler zurückkommt. Der Kurs ist gut und das Geschäft geht ordentlich über die Bühne. Schliesslich hat der Officer auch für unsere Carnets Zeit. Auch er ist freundlich und tut seine Arbeit ohne nach irgend etwas zu fragen. Er kommt für eine Inspektion mit zu Obelix, der im Zollhof keinen Platz hatte, will dann aber nicht einmal ins Innere schauen und wünscht uns eine gute Weiterreise. Es ist nun bereits nach sechs Uhr abends und eigentlich Zeit einen Platz für die Nacht zu suchen. Der etwas frustrierte Thomas spät abends am Laptop Thomas ist etwas frustriert, denn er hatte heute schon noch etliche Kilometer mehr auf dem Routenplan. Die Strasse durch das Dorf ist in erbärmlichem Zustand, ab und zu zweifeln wir fast daran, ob wir überhaupt durchkommen. Kein Durchkommen scheint aber einige Kilometer weiter zu sein. Entgegen kommende Fahrzeuge berichten uns, dass die Strecke durch einen LKW blockiert ist und erst morgen wieder passierbar ist. Wir fragen noch im Ort bei einer Tankstelle, ob wir uns bei ihnen hinstellen dürfen, was auch in Nigeria “no problem, Sir“ ist. Angesichts der in der Luft hängenden Benzindämpfe verzichten wir heute darauf unseren Gaskochherd anzuwerfen und begnügen uns mit einem Thonsalat. Die drei jungen Männer tauchen ebenfalls an der Tankstelle auf. Es sind zwei Amerikaner und ein Australier, die für die Route von London nach Douala in Kamerun einen Monat Zeit haben. In einer Woche sollten sie die noch knapp 3’000km bis an ihr Ziel schaffen...

Freitag, 08.08.2008 – Ilesa

Modifizierter VW-Käfer der Schrott-Rally London-Douala Die Nacht war nicht besonders ruhig, in der Nähe nagelte die halbe Nacht eine Pumpe. Am frühen Morgen beginnt der umgebaute Käfer zu röhren und wir stehen ebenfalls auf. Ohne Frühstück machen wir uns auch bald auf den Weg, nachdem wir erfahren haben, dass die Strecke wieder offen ist. Nach vier Kilometern sind wir am Ort des Geschehens, einer Brückenbaustelle mit einer engen, glitschigen Umfahrung, die über einen Bach führt. Auch wir haben einen kleinen Adrenalinschub als wir schwankend darüber zirkeln... Isabella wendet am Checkpoint Trick 77 an Die Piste ist in gutem Zustand und so breit, dass wir uns problemlos an den Rand stellen können um unser Frühstück nachzuholen. Dann geht es weiter von Checkpoint zu Checkpoint, wofür Nigeria berühmt-berüchtigt ist. Bis am Abend zählt unsere Statistik 26 Kontrollen, wovon wir 12 mal anhalten mussten und 14 mal durchgewunken wurden, oder aber mangels Nagelbrett auf der Strasse und/oder passiver Beamter einfach winkend durchfuhren. Am ersten Checkpoint sind wir noch nicht ganz auf der Höhe. Die Beamten fragen gleich was wir ihnen mitgebracht haben und als wir ihnen nur ein Lachen schenken wollen sind sie nicht zufrieden und einer will sich unbedingt das Innere unseres MGD anschauen. Nun kommt Trick77 zur Anwendung, den wir von unseren holländischen Kollegen mit dem Action Mobil, die wir in Mali trafen, als Tipp erhalten haben. Nicht etwa ein Peugeot-Pickup sondern eine gut beladene Limousine Isabella steigt mit der Karte aus der Fahrerkabine und fragt nach dem richtigen Weg. Die Kabinenkontrolle ist vergessen und nach einigen Minuten gemeinsamem Kartenstudium können wir weiterfahren. Bei jeder weiteren Kontrolle bei der wir angehalten werden springt Isabella sofort raus und jedesmal wird ihr mit aller Freundlichkeit der Weg erklärt, ohne dass wir noch mit Forderungen konfrontiert werden. Ausserdem erfahren wir, dass wir einen anderen Weg als den ursprünglich geplanten nehmen sollen, da die Piste nach Kaiama die wir nehmen wollen “bad“ sei. Die andere Piste von Ilesa nach Ogboro hingegen sei neu und “very good“. Landschaft zwischen Ilesa und Ogboro Nun denn, so fahren wir meist auf breitem, gesplittetem Asphalt zügig nach Ilesa und sind guten Mutes heute noch weit zu kommen. In Ilesa biegen wir nach Osten ab und der Asphalt hört schlagartig auf, während die Strasse weiter in den Süden noch gut aussieht. Am nächsten Posten sagt man uns, dass die “Strasse“ nachher besser werde, was immer das heisst. Wir holpern 24km durch die grüne Landschaft, wobei die Piste manchmal ein Bach ist, ab und zu einige Wasserlöcher aufweist und dann wieder nasser Sand ist. Die Regenzeit lässt grüssen... Eine Piste ist auch ein Bach Aber Obelix meistert alles ohne Probleme. Wir wundern uns eine Zeit lang, dass hier so wenig Verkehr herrscht, dann kommen uns plötzlich viele Fahrzeuge aufs Mal entgegen. Nach den 24km und nur 3km vor dem nächsten Ort Ogboro wissen wir des Rätsel Lösung: Ein Lastwagen sitzt in einem von einer ganzen Reihe von Schlammlöchern fest. Nichts geht mehr. Nur einige waghalsige Autofahrer umfahren die Blockade stunt-mässig. Klar, auch die Motorradfahrer sind verhinderte Motocrössler! Wir überlegen uns, ob Obelix die Umfahrung auch schaffen könnte, aber immer wieder blockieren dann auch Autos diese Route. Zwischenzeitlich helfen wir einem 4x4 Pick-up, der sich komplett neben der eigentlichen Piste eingegraben hat. Erster Bergeversuch beim blockierten Schlammloch Erst ziehen wir mit Obelix an einem Befestigungsband, mit dem er seine Ladung von Eisenstangen befestigt hatte. Wie wir es nicht anders erwartet haben, reisst es sofort. Der Fahrer bedankt sich schon für unsere vergebene Mühe, als wir ihm vorschlagen mit unserem Bergegurt zu ziehen. Dieser Versuch klappt und der Fahrer und seine Helfer sind glücklich. Inzwischen schauen wir uns nochmals die Lage an der Front an und entschliessen uns dann mangels sichtbarem Fortschritt und angesichts des schon späten Nachmittags umzukehren und unser Glück weiter südlich zu versuchen, schliesslich sah die Strasse in dieser Richtung ja gut aus. Eine Piste ist auch eine Seenlandschaft Auf dem Weg zurück trauen wir schier unseren Augen nicht: Ein Sattelschlepper mit einem riesigen Bulldozer darauf kommt uns auf der Schüttelpiste entgegen. Ob die wohl an der blockierten Stelle die Piste flicken sollen? Ein kritisches Stück, in dem sogar Obelix schwer arbeiten musste und das nun von genau dem Fahrzeug blockiert ist, das wir bereits einmal geborgen hatten, liegt aber noch vor ihnen. Ein weiteres Auto der Schrott-Rally kommt uns entgegen, mit dem wir einige Worte wechseln. Diese Piste ist ein hoffnungsloser Fall Zurück in Ilesa biegen wir links auf den tollen Teer ab. Nach rund drei Kilometern machen wir aber wieder grosse Augen: Das breite Teertrasse macht einer Piste Platz, die diesen Namen nicht mehr verdient. Es ist soweit wir sehen könne eine einzige Abfolge von tiefen Wasserlöchern. Nach einem halben Dutzend von ihnen finden wir, dass es das nicht sein kann. Nun verstehen wir auch, dass die “neue“ Hauptpiste genau über die vergleichsweise, aber wirklich nur vergleichsweise, gute Rumpelpiste führt, die wir eben zurückgekommen sind. Angesichts der späten Stunde, es ist eigentlich Zeit ein Nachtlager zu beziehen, fahren wir auch hier zurück nach Ilesa wo wir uns wiederum an eine Tankstelle stellen um unsere Optionen einmal zu überschlafen. Wir sind zu müde und frustriert um noch etwas zu kochen und begnügen uns mit Bier und Chips. Für einmal schauen wir, dass wir früh ins Bett kommen um morgen wieder fit zu sein.

Samstag, 09.08.2008 – Mokwa

Hurra! Lastwagen kommen uns entgegen Wir stehen noch bei Dunkelheit auf damit wir heute früh los können. Nach reiflicher Überlegung sind wir zum Schluss gekommen, dass es wohl doch das gescheiteste ist die “gute“ Route über Ogboro zu nehmen, denn die Hauptverkehrsroute wird wohl am ehesten wieder flott gemacht. So fahren wir also ein drittes Mal über die Rumpelpiste, wobei uns die Uniformierten an den Checkpoints schon wie alte Bekannte freundlich durchwinken. Es kommt uns wieder kein Verkehr entgegen, was wohl heisst, dass die Strecke immer noch blockiert ist. Die gestern von einem Lastwagen blockierte Stelle Aber plötzlich tauchen drei Lastwagen auf die uns kreuzen und wir sind uns sicher, das muss ein gutes Zeichen sein. Als wir zur kritischen Stelle kommen erkennen wir sie im ersten Moment gar nicht mehr, denn da wo gestern Lastwagen, Autos und Dutzende von Menschen waren, ist nun nichts und niemand mehr. Und noch eine fast blockierte Stelle Obelix passiert das ominöse Schlammloch problemlos und wir freuen uns nun wirklich es geschafft zu haben. Die drei Kilometer bis zum Ort Ogboro haben es aber noch in sich: Die ganze Strecke ist verschlammt und von den Lastwagen arg mitgenommen. Eingangs Ort steckt ein solcher im Graben und wir kommen gerade knapp vorbei, bevor wir wenige Meter später vor der wirklich letzten Prüfung stehen: Eine etwa 50m lange Schlammspur. Thomas entscheidet sich die Stelle seitlich auf festem Grund zu umfahren und dann eine kurze, steile und schlammige Auffahrt zurück auf die feste Piste zu nehmen. Die letzte Schlammpassage Eingangs Ogboro Obelix meistert auch diese Aufgabe unter gebührendem Staunen der Zuschauer fabelhaft. Ab hier haben wir zum Glück nun Asphalt unter den Rädern, Schlammpiste haben wir für heute genug gehabt. Wir kommen gut voran, nicht zuletzt weil wir nur bei einigen wenigen Kontrollen anhalten müssen. Von Igbeti wären es nun noch rund 50km ostwärts bis zur nigerianischen Nord-Südachse bei Ilorin, aber auf dieser Route wurde eine Brücke beschädigt, so dass nur noch Autos passieren können. Für uns heisst dies ein 70km langer Umweg südwärts nach Ogbomoso, den Isabella übernimmt. Der Ort, wo sich Hund und Hase gute Nacht sagen Auch auf dieser Strecke müssen wir an einem Checkpoint anhalten und diesmal springt Thomas mit der Karte aus dem Fahrerhaus um sein Glück zu versuchen. Es wird ihm anhand der Karte von den Beamten zwar freundlich geholfen, aber der eine vergisst nicht zu fragen, was wir für ihn denn mitgebracht haben. Die Sache mit der Karte scheint also tatsächlich nur mit dem femininen Touch zu funktionieren... So muss Isabella halt trotz Fahren auch noch BIG Smiles und Handshakes verteilen. In Ilorin biegen wir wieder nach Norden ab und sind damit plötzlich ein Blutkörperchen in der nigerianischen Halsschlagader. Der Verkehr ist wirklich hektisch. Eines der zahllosen, grausigen Wracks auf der Nord-Südachse In Ilorin zwängen wir uns durch die grosse Stadt und befinden uns plötzlich auf der alten Hauptverbindungsstrasse in den Norden, was nochmals ein Umweg von rund 25km bedeutet. Die Strasse ist aber in wirklich gutem Zustand und praktisch ohne Verkehr, so dass wir entspannt und zügig durch eine interessante Landschaft vorwärts kommen. Spätestens als wir wieder zurück bei den Lastwagen auf der malträtierten Hauptachse sind, sind wir froh diesen Weg genommen zu haben. Wir sehen etliche Wracks entlang der Strasse liegen, zum Teil Frontalzusammenstösse von LKWs. Kein wirklich schöner Anblick und abgeräumt werden die Überreste anscheinend nicht. Der Niger bei Jebba Ein erfreulicherer Anblick bietet uns der Niger, den wir bei Jebba mit zwei Brücken via einer Insel im Fluss überqueren. Wir haben den Strom zum letzten Mal bei Tombouctou in Mali gesehen, und hier ist er nun wirklich mächtig, braun und gut gefüllt unterwegs zum Niger-Delta im Süden des Landes. Kurz vor Mokwa werden wir noch von einer letzten Kontrolle aufgehalten, die alle, aber auch wirklich alle Fahrzeuge passieren lässt, aber zufälligerweise genau uns herauswinkt. Isabella nimmt am Ende des langen, anstrengenden Tages noch einmal alle Energie und Nerven zusammen und geht mit der Karte zu den Beamten. Ein besonders originell bemalter LKW Die sind ziemlich unfreundlich und kommen bald zur Sache: Was habt ihr für mich? Isabella meint darauf nur, dass sie von den vielen Schlaglöchern in der Strasse Kopfweh habe, und was sie deshalb für sie hätten, schliesslich sei das ihre Strasse... Als die Beamten hartnäckig bleiben offeriert sie einen Händedruck und als der angesprochene Beamte die Hand nicht nehmen will klopft sie ihm spontan auf die Schultern. Offensichtlich ist Isabella damit für sie zum hoffnungslosen Fall geworden und sie wird richtiggehend weggeschickt, auch gut. Frau mit Kind auf dem Rücken und einem Zuber auf dem Kopf Wir fahren noch etwas weiter bis wir die Hauptachse in Richtung Abuja hinter Mokwa verlassen, damit dieses Irrenhaus hinter uns liegt. In einigem Abstand zur Strasse erblicken wir ein Ökonomiegebäude einer Farm mit viel Platz davor. Die Farmer sind vom Stamm der Hausa und überraschenderweise spricht niemand englisch. Wir können unser Anliegen, hier übernachten zu dürfen, trotzdem verständlich machen und einige der wenigen Worte die sie kennen sind: “no problem“. Wir sind froh, so problemlos einen Übernachtungsplatz gefunden zu haben, kochen einen seit einem Jahr abgelaufenen Fertigrisotto und gehen wieder zeitig schlafen, denn morgen wollen wir es bis Abuja schaffen. Und zum Abschluss eines langen, aber schlussendlich erfolgreichen Tages noch die tägliche Checkpoint-Bilanz: Wiederum 26 Kontrollen, aber nur sieben mal angehalten und dafür 19 mal durchgewunken: Wir interpretieren die Handzeichen wohl immer öfter zu unseren Gunsten....

Sonntag, 10.08.2008 – Abuja

Unser Hausa Gastgeber bei Mokwa mit Obelix Auf einem Bauernhof beginnt mit dem Tagesanbruch natürlich auch der Betrieb und es wird nichts daraus, dass wir gerne noch eine Stunde länger geschlafen hätten. Wie üblich gibt’s Frühstück und das nigerianische Brot, vor dem wir gewarnt wurden, ist eher besser als das in Ghana. Wir verabschieden uns vom Chef-Bauer mit einem kleinen Geschenk und er stellt sich mit Freuden vor Obelix um fotografiert zu werden. Wir machen uns auf den Weg nach Osten durch leichteren Verkehr als gestern und müssen bis Bida dem einen oder anderen Schlagloch ausweichen. Schlaglochausweichen wie es euch gefällt Ab Bida ist es dann über 100km weit ein einziges Slalomfahren mit zusätzlichem andauerndem Bremsen und Beschleunigen, wenn wieder mal ein strassenbreites Loch oder ein Stück total zerstörter Asphalt durchfahren werden muss. Ab und zu schütteln wir nur den Kopf, wie Asphalt mit Fahrzeugen so zugerichtet werden kann. Zwischen Lapai und Gawu im Landesinnern Ab Agaie wird die Gegend dann wieder spannend, manchmal könnte man meinen wir fahren im Schweizer Mittelland, und später, nach Gwau, ragen mächtige Granitfelsen aus der Landschaft. Hier ist auch die Teerstrasse wieder gut und zu Isabellas fotografischem Leidwesen fährt Thomas natürlich wieder schneller. In Suleja, das früher Abuja hiess, dem der Namen zu Gunsten der in der Nähe aus dem Boden gestampften neuen Hauptstadt Nigerias aber gestohlen wurde, kämpfen wir uns durch ein einziges langes, chaotisches Strassendorf. Wahrscheinlich ist es immer noch das wahre, nigerianische Abuja... Verstopfte Strasse in Suleja Von dort geht es auf einer ebenso chaotischen Autobahn nach Abuja proper, wo wir das Sheraton Hotel erst nach einem kleinen Umweg finden. Von anderen Reisenden wissen wir, dass wir hier gratis parkieren, respektive campieren können und Zugang zu Toiletten und Duschen haben. Autobahn nach Abuja Die Wachangestellten weisen uns einen Platz zu, sie tun es offensichtlich nicht zum ersten Mal, sie können sich auch an den Hund der fliegenden Holländer erinnern. Als wir aber an die Rezeption gehen um uns anzumelden sind wir erstaunt, dass alle etwas ratlos sind, was sie nun mit uns anfangen sollen. Schliesslich werden Kopien unserer ID’s gemacht und wir sind registriert. Als wir anfragen, ob und wo wir die Duschen benützen können bekommen wir nach einem Telefonat den Bescheid, dass das leider nicht möglich sei. Hhm... Abuja, die Hauptstadt Nigerias Auf dem Rückweg zum Parkplatz kommen wir bei einem der Wachleute vorbei und wir fragen ihn, ob er eine Idee hätte wo wir duschen können. Nach kurzem Studieren meint er, wir sollen es mal im Fitnessstudio versuchen. Dort antwortet uns die Empfangsdame auf unsere Frage nach den Duschen mit der Gegenfrage: “Tourists?“ Dies scheint das Zauberwort für uns zu sein, denn sie weist uns sofort den Weg zu den Garderoben im Squash-Gebäude wo wir duschen können. Hier im Hotel scheinen alle Leute kompetenter als die Rezeptionisten zu sein... Nach der Dusche ist’s auch schon Zeit fürs Nachtessen und wir wollen es uns, wie versprochen und verdient nach fünf anstrengenden Tagen mit fast 1’500km Fahrstrecke, gut gehen lassen. Erst müssen wir aber noch etwas nigerianische Naira organisieren, denn um ein feines Nachtessen in einem Fünfsternehotelrestaurant zu bezahlen haben wir nicht genug Cash. In der Lobby stehen gleich drei Kästen, wobei einer nicht in Betrieb ist. Abendstimmung über Abuja An den anderen zwei versuchen wir unser Glück aber vergeblich, obwohl wir alle angeblich akzeptierten Visa-, Master- und Maestrokarten probieren. Vielleicht ist es das bekannte “Sonntagabend-Kasten-leer“ Problem. Na, dann müssen wir halt Bargeld wechseln, was aber wiederum daran scheitert, dass die Kassierin ohne Zimmernummer gar nichts machen kann. Die Vorgesetzte, die vielleicht helfen könnte ist aber leider gerade in der Pause. *****Hotel, oder was??? Obelix an nobler Adresse (Sheraton Hotel) Wir könnten in den Restaurants auch mit Dollar bezahlen wird uns beschieden. Hoffentlich hat wenigstens diese Aussage Hand und Fuss. Wir essen im “Luigi’s“ und die Bedienung hat wirklich Klasse; das Essen ist gut aber nicht umwerfend, dafür ziemlich teuer. Bevor wir die Rechnung verlangen macht Isabella noch einen Versuch mit dem Wechseln, und siehe da, jetzt geht es ohne Probleme. Bleibt noch die tägliche Checkpoint-Bilanz: Wir trafen auf keine ernstzunehmende Kontrollen. Wenn nicht ein Nagelbrett auf der Strasse liegt oder wir in aller Deutlichkeit zum Anhalten aufgefordert werden fahren wir freundlich winkend durch. Intern laufen diese Checkpoints unter der neuen Rubrik “haben uns selber durchgewunken“, aber wir zählen sie nicht mehr..

Montag, 11.08.2008 – Abuja

Heute wollen wir unsere Kamerun-Visa besorgen. Wir haben zwar genaue Koordinaten der Botschaft, aber keine Adresse, die wir für den Taxifahrer benötigen. Fragen wir doch einfach an der Rezeption... Im Buch, das der gute Mann hervorkramt, ist die Botschaft immer noch in Lagos. Wir wissen, dass die kongolesische Botschaft an der selben Strasse liegt und fordern ihn auf, dann halt diese zu suchen. In seinem Computer wird er fündig und er schreibt uns die Adresse auf einen Zettel. Damit suchen wir uns einen Taxifahrer, nehmen aber vorsichtshalber das GPS mit dem eingetragenen Waypoint auch noch mit. Wir fahren lange Strassen ab, ohne die Richtige je zu finden. Von der Botschaft sind wir nun weiter weg, als je zuvor. Offensichtlich glänzt die Rezeption des Hotels einmal mehr in ihrer Inkompetenz, sie hat uns schlicht eine falsche Adresse angegeben. Da gibt’s nur noch eines: Thomas lotst das Taxi mit Hilfe des GPS in die Nähe der kamerunischen Botschaft. Den Eingang zur High Commission finden wir in der Feinsuche, sprich zu Fuss. Da wir diese bisher mit Abstand teuersten Visa nicht wie erwartet mit US Dollars bezahlen können, müssen wir erst noch einige Nairas organisieren. Da nun Mittag ist bleibt Isabella, sozusagen als Schuh in der Türe, in der Botschaft, während sich Thomas auf die Suche nach einem Geld-Automaten macht. Bei der gleich in der Nähe liegenden Standard&Chartered Bank prangt zwar das Visa-Zeichen auf dem Automaten, funktionieren tut die Karte allerdings nicht. Darum geht Thomas zum etwas weiter entfernt liegenden Hilton Hotel, das wie das Sheraton mehrere Automaten in der Lobby stehen hat. Hier bekommt er nach Versuchen mit verschiedenen Karten an verschiedenen Automaten schliesslich das Gewünschte. Zurück in der Botschaft geben wir unsere Anträge ab, bezahlen und versuchen der Sekretärin beizubringen, dass wir die Visa wenn möglich lieber morgen als übermorgen abholen möchten. Wir können ihr zwar kein Versprechen entlocken, dürfen morgen aber immerhin mal anrufen um den Status zu erfragen. Wir fahren zurück ins Sheraton, wo es natürlich wieder einmal genau dann zu regnen beginnt, als wir Wäsche waschen wollen. Isabella wäscht trotzdem einige Sachen drinnen, und wir haben wieder einen Indoor-Trocknungsraum. Ausserhalb des Sheraton soll es einige kleine Restaurants geben, von welchen wir eines ausprobieren wollen. Die Angaben im Reiseführer scheinen aber einmal mehr nicht so ganz mit der Wirklichkeit übereinzustimmen, jedenfalls finden wir nichts Passendes. Mit einem Brot als einziger Ausbeute gehen wir zurück ins Hotel, wo wir uns noch einmal in einem der teuren Restaurants verpflegen. Auf das Buffet für über dreissig Franken pro Person verzichten wir aber...

Dienstag, 12.08.2008 – Abuja

Am frühen Morgen beginnt es zu giessen und wir erleben einen feuchten Tagesbeginn, ein willkommener Grund etwas länger zu schlafen. Wir bereiten nach dem Zmorge unsere Webseite für eine Aktualisierung vor und hoffen sie im Hotel auf einen neuen Stand bringen zu können. Kurz nach dem Mittag versuchen wir die kamerunische Botschaft anzurufen, aber mit unseren Handys scheint es unmöglich zu sein eine Nummer in Abuja anzurufen. Thomas geht darum ins Business-Center des Hotels, wo er auch gleich einen Fax an den TCS in Genf schicken lässt, damit wir Nachfolge-Carnets für unsere im September ablaufenden Zollpapiere organisieren können. Die Preise sind unglaublich: Das dreiseitige Fax zu schicken kostet umgerechnet fast 20 Franken und eine Stunde Internet würde gar 30 Franken kosten. Damit fällt unser Homepage Update wohl ins Wasser, denn in der unmittelbaren Umgebung des Hotel haben wir keine Cyber-Cafes gesehen. Wenigstens erhalten wir die gute Nachricht, dass unsere Visa für Kamerun bereit sind, worauf sich Thomas sofort auf den, heute kürzesten, Weg zu Botschaft macht. Anschliessend gibt’s noch dies und das zu erledigen und schon ist es wieder Zeit zu kochen. Es gibt ein scharfes Gemüse-Curry. Da wir morgen sehr früh zu einer über 500km langen Mega-Etappe starten wollen, bereiten wir noch Sandwiches vor und versuchen dann so früh wie möglich ins Bett zu kommen, damit wir am Morgen fit sind. Es wird trotzdem halb elf Uhr...

Mittwoch, 13.08.2008 – Yankari Nationalpark

Abujas Moschee, weiter hinten die gleich grosse Kathedrale Wir wollten eigentlich bei Tagesanbruch losfahren, aber es beginnt dann gleich nachdem der Wecker losgegangen ist schon zu tagen. Wir trinken nur einen Kaffee und um fünf nach sieben tuckern wir rund ums Sheraton über den Parkplatz. Der Verkehr in Abuja hält sich in Grenzen und wir fahren an der Moschee, die Thomas an den Sarkophag von Tchernobil erinnert, und der, sicherlich nicht zufällig, gleich grossen Kirche vorbei. Der “Zählerableser“ an der Tankstelle In Nigeria kommt es immer wieder zu blutigen Konflikten zwischen Muslimen und Christen und nicht zuletzt deshalb wurde die Hauptstadt von Lagos hierher auf die konfessionell mehr oder weniger neutrale grüne Wiese verpflanzt. Wir finden die Strasse in Richtung Jos zwar nicht auf der geplanten Strecke durch die Stadt, dafür sind unsere Stadtkarten zu ungenau, aber wir sind doch bald auf dem richtigen Weg. Wir finden an der ersten Tankstelle an der wir es versuchen sogar Diesel, etwas, das in Nigeria, einem der grössten Erdölproduzenten der Welt, nicht selbstverständlich ist. Der Diesel ist mit 160 Naira, umgerechnet etwa 1.60 CHF, mehr als doppelt so teuer wie das Benzin mit 70 Naira. Die Berge, die das Jos-Plateau begrenzen Das sieht schwer danach aus, dass der Saft für die Autos stark subventioniert wird, respektive keine Steuern darauf erhoben werden. Erst geht es durch flaches Gelände ostwärts, bevor wir in Wamba nach Norden auf die Berge um das Jos-Plateau zuhalten. Isabella fährt ihren ersten Abschnitt über kleine aber gute Strassen und bringt uns über einen 1’325m hohen Pass ins nur wenig tiefer gelegene Jos. Die Fahrt durch die Berge und über die Hochebene ist sehr schön und abwechslungsreich. Thomas wird von Früchte- und Gemüseverkäufern umlagert Einige Kilometer nach Bauchi zweigen wir auf eine Nebenstrasse ab, die uns 70km in den Yankari Nationalpark führt. Entgegen unseren Befürchtungen, zum Ende eines langen Tages nochmals mühsame Pisten fahren zu müssen, finden wir eine hervorragende Strasse, wobei der Teil nach dem Parkeingang kürzlich total neu geteert wurde. Im Park herrscht zwar wegen der Tiere eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30km/h, aber unser Reiseführer meint, dass im Park eher selten Tiere anzutreffen sind. Der Hauptgrund für uns hierher zu fahren sind denn auch nicht die Tiere, sondern die warme Quelle Wikki Warm Spring, die direkt beim Park Camp liegt. Strasse zum Yankari Nationapark Unterwegs dorthin sehen wir dann zu unserer Überraschung in der Ferne zwei Affen über die Strasse huschen und eine kleine Antilope, wahrscheinlich ein Duiker, sich in die Büsche schlagen. Im Camp angekommen, während wir die Formalitäten erledigen, nehmen gleich zwei Paviane den Neuankömmling unter die Lupe und machen es sich auf dem MGD-Dach gemütlich. Sie klettern erst herunter als Thomas Obelix wieder bewegt. Der Platz, der uns zugewiesen wird begeistert uns nicht gerade: Es ist ein abfallender Parkplatz, auf dem wir unser MGD nur mit Hilfe von Betonklötzen einigermassen eben hinstellen können. Wollt ihr wohl Obelix in Ruhe lassen? Thomas im “Gespräch mit 2 Affen, die auf Obelix rumturnen“ Die uns zur Benützung gezeigten Toiletten benützen wir heute wahrscheinlich zum letzten Mal, die Damentoilette wird schon von zu vielen Tierchen bewohnt. Da wir nach unserer Etappe über 545km, der Längsten, die wir bisher auf unserer Reise gefahren sind, natürlich beide rechtschaffen müde sind, essen wir im Restaurant. Es sieht etwas düster und ungepflegt aus und das Menu beschränkt sich auf Spaghetti oder Reis mit Huhn. Wir nehmen ein Bier und Huhn, wobei das Huhn schon vor dem Bier auf dem Tisch steht, etwas das uns noch nicht oft passiert ist. Hoffen wir nur, dass das Essen nicht schon Stunden herumgestanden hat, denn sehr warm ist es nicht. Es schmeckt allerdings sehr gut, die Sauce ist ganz schön scharf. Zur Sicherheit genehmigen wir uns zurück im MGD einen schön grossen Vodka Spezial, um all die bösen Tierchen wieder abzutöten, bevor wir wieder früh schlafen gehen. Aber bevor wir es vergessen: Es gab heute nur 5 Kontrollen, wovon wir zweimal sehr freundlich durchgewunken wurden und bei den anderen nur einmal nach “Dash“, so nennt man in Nigeria das “Trinkgeld“ für die Polizei, gefragt wurden.

Donnerstag, 14.08.2008 – Yankari Nationalpark

Die Pavian-Sippe trollt sich nach der Attacke Pünktlich um sechs Uhr ist die Hölle los! Je ein Pavian hängt links und rechts des Fahrzeugs am Fensterrahmen und versucht das Moskitorollo zu öffnen um das Innere des MGD zu inspizieren. Wir scheuchen sie weg und können zusehen wie sich die Sippe trollt. Phu, was für ein Tagesbeginn... Trotz rasendem Puls legen wir uns wieder hin und schlafen dann nochmals eine Runde kräftig durch. Wir nehmen es auch sonst gemütlich und frühstücken erst gegen Mittag. Einzig die Paviane locken Thomas ab und zu aus dem Fahrzeug, wenn sie wieder aufs MGD Dach steigen. Am effektivsten nützt die Drohung mit Steinen nach ihnen zu werfen; davor haben sie Respekt und flüchten sich in sichere Distanz. Am Nachmittag gehen wir zur warmen Quelle und unser Puls steigt heute zum zweiten Mal in unangenehme Höhen. Am Eingang zeigen wir, wie vom Rezeptionisten gestern angewiesen, unsere Quittung mit dem bezahlten Eintritt. Nein, das gelte nicht, wir müssten bezahlen. Thomas erklärt, dass wir genau das gestern getan hätten. Nein, das sei heute nicht mehr gültig, es gelte nur für 24 Stunden. Thomas in der Wikki Warm Spring Thomas meint, dass dann ja alles Bestens sei, denn wir hätten gestern Abend um sechs Uhr bezahlt und jetzt sei es ja erst vierzehn Uhr. Nein, unser Eintritt sei schon abgelaufen, wir müssten wieder bezahlen. Nun wird es uns zu bunt und wir werden etwas lauter, deutlicher und unfreundlicher. Während Thomas mit dem stursten des Trios zur Rezeption geht um den Sachverhalt abzuklären, lässt Isabella den Kassier genau wissen, was sie von dessen Ansinnen, für den Eintritt nochmals zu kassieren, hält. Waterbucks Auch der zweite des Trios versucht diesem beizubringen, dass er wohl falsch liege und sagt Isabella sie könne natürlich da runtergehen. Inzwischen bekommt auch Thomas von einem Vorgesetzten das okay um in die Quelle baden zu gehen. Diese fliesst in ein rund 200m langes und 10m breites sandiges Becken und ist wunderschön, von Bäumen und Palmen umgeben, gelegen. Das Wasser ist angenehme 31 Grad warm und kristallklar. Wir geniessen es zu schwimmen und uns durch das Becken treiben zu lassen. Erst als wir schon ganz schrumpelige Haut haben ist es genug. Später unternehmen wir eine kleine Wanderung durch die Anlage, in der viele neue Bungalows gebaut wurden. Isabella amüsiert sich über die Planung des Gehweges, der an einer Hauswand endet Einige der neuen Parkgebäude sind noch nicht in Betrieb aber offensichtlich gab es auch genügend Geld um den alten, in unserem Reiseführer abgebildeten, klapprigen Mercedes Rundhauber durch vier moderne, speziell hergerichtete Safari-Toyotas zu ersetzten. Kleine, freche Paviane Unsere boshafte Vermutung ist, dass drei davon innert Kürze als Ersatzteilspender dienen werden... Unterwegs sehen wir drei Waterbuck äsen und zwei kleine Paviane, die zu einem Fenster reinschauen. Da die Gäste des Bungalows gerade zurück kommen hören wir, dass diese Frechdachse zum geöffneten Fenster reingestiegen sind um sich den Inhalt genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Angestellter hat sie anscheinend gesehen wie sie wieder rauskamen und danach das Fenster von aussen zugeschoben. Obacht, kann man da nur sagen!

Freitag, 15.08.2008 – Maladu

Hartebeest-Antilopen? Heute lassen uns die Paviane schlafen, aber wir sind trotzdem bald auf den Beinen. Nach dem Frühstück machen wir uns reisefertig und da es gleich neben uns einen Wasserhahn gibt, der wahrscheinlich auch aus der Quelle gespiesen wird und erst noch ein passendes Gewinde hat, füllen wir gleich noch schnell einen Wassertank wieder auf. Soviel Druck hat die Leitung dann aber doch wieder nicht und es dauert dreiviertel Stunden bis wir unterwegs sind. Wir tuckern zurück über die gleiche Teerstrasse zum Parkausgang und sehen unterwegs eine Pavian-Familie und ein halbes Dutzend Antilopen. Hospital-Shuttle = Krankenauto? Wir vermuten, dass es die etwas eigenartig aussehenden Hartebeest sind. Na also, das ist doch was. Bis Gombe ist die Strasse in sehr gutem Zustand, danach weist sie bis Biu arg viele Löcher auf. In Biu tun wir uns zunächst etwas schwer die richtige Strasse nach Maiduguri zu finden, da Wirklichkeit und Karten wieder einmal etwas auseinander klaffen. Zwischen Gombe und Biu Ausgangs Biu sehen wir den Werkhof von Strassenbauern, eine gute Möglichkeit für einen Schlafplatz. Es sind Chinesen, die die Strassen neu machen, d.h. das Geld, das Equipment und die Manager sind chinesisch, die Arbeiter hingegen schwarz. Thomas wird zum Assistant-Manager geführt, um unsere Bitte vorzutragen. Ein Auto am Leitungsmast, nichts spezielles im nigerianischen Strassenverkehr... Dieser darf oder will aber nicht entscheiden, das muss der oberste Boss tun, der in Kürze eintreffen soll. Nach einer halben Stunde und kurz vor dem Einnachten entschliessen wir uns nicht noch länger auf einen, eventuell auch negativen, Bescheid zu warten und fahren weiter. Die Strasse ist miserabel, bessert sich dann aber doch. Als wir einen Fahrweg zu einem Dorf sehen biegen wir ab und stellen uns, nachdem Obelix den Weg beim Wenden noch etwas umgepflügt hat, auf einen Grasflecken neben der weichen Piste. Jetzt ist es dunkel und wir kochen uns wieder einmal etwas Richtiges: Gebratene Kartoffeln und Dosenfrankfurter in Scheibchen mit viel Zwiebeln und Knoblauch und einem Tomatensalat. Hoffen wir, dass wir auch diese Nacht keine Besucher begrüssen müssen...

Samstag, 16.08.2008 – Kondugu

Zwischen Biu und Maiduguri bei Dumboa In der Nacht hat es etwas geregnet und richtig abgekühlt, so auf etwa 22 Grad, dass wir fast wieder die Bettdecke benötigt hätten. Es ist eine ruhige Nacht mit viel Schlaf gewesen, selbst die Leute, die am Morgen auf dem Weg vom oder ins Dorf sind gehen nur staunend aber ruhig vorbei. Baobabland im Norden von Nigeria zwischen Biu und Maiduguri Als Thomas gerade die Fahrerhausscheiben am Putzen ist hält ein junger Mann mit seinem Motorrad und fragt, ob nicht er das machen könne. Aber da lässt Thomas Niemanden ran, das ist Chefsache. Wir fahren nach dem Frühstück weiter Richtung Maiduguri. Die Landschaft ist nun wieder flach, die Vegetation besteht vor allem aus Büschen und Gras, und wir sind wieder im Baobab-Land, dem Baum, der so typisch für den Sahel ist. Nur, dass er hier nicht so nackt in der Gegend rumsteht sondern teilweise schon ein ganz ansehnliches grünes Kleid trägt. Belagerte Tankstelle bei Maiduguri Es wird sehr viel Mais angebaut und wo das Land überschwemmt ist, auch Reis. Während wir in Mali nur abgeerntete Hirsefelder gesehen hatten, steht er hier nun kurz vor der Ernte. Wir können uns kaum vorstellen, dass die Felder im staubig-sandigen Mali ebenso grün aussehen sollen wie hier. Wir treffen dank der guten Strasse schon früh am Nachmittag in Maiduguri ein wo wir uns ein Hotel suchen wollen um uns hinstellen zu können und wieder einmal unseren elektronischen Briefkasten zu leeren. Religiöse Slogans im islamisch geprägten Maiduguri Auf der Fahrt durch die Stadt fallen uns die vielen kleinen Täfelchen auf, die in den Strassen aufgestellt wurden und auf denen religiöse Slogans wie “Allah ist der Grösste“, “Ich bitte um Allahs Vergebung“ stehen. Dies ist der offensichtlichste und für uns auch etwas beklemmenste Ausdruck des vorherrschenden Islams im Norden von Nigeria. Hier und in einigen anderen Gliedstaaten gilt denn auch Sharia-Recht. Die andere Sorte von Tankstellen in Maiduguri Beim Abklappern der Hotels müssten wir in zwei davon ein Zimmer für einige Dutzend Franken nehmen, beim dritten wird Thomas’ Anwesenheit an der Rezeption so lange ignoriert, bis er kopfschüttelnd wieder abzieht. Das vierte steht praktisch unter Wasser, so dass wir uns nach einer Stunde Stadtrundfahrt lieber auf den Weg zur nigerianisch-kamerunischen Grenze machen. Wir fragen unterwegs noch bei zwei Gelegenheiten ob wir uns zur Übernachtung hinstellen dürfen, doch auch hier erhalten wir Absagen. Schliesslich ist es wieder eine Hausa-Farm, die scheinbar einem lokalen Senator gehört, die uns freundlich aufnimmt. Sie bitten uns zwar in den Hof, aber Isabella befürchtet, dass Obelix den Boden zu sehr beackert und deshalb stellen wir uns ausserhalb der Mauer vor dem Eingang hin und fühlen uns trotzdem sicher. Für die vielen Kinder, aber auch Erwachsenen, auf der Farm sind wir natürlich die Attraktion, aber wir fühlen uns zu keiner Zeit belästigt. Das für einmal etwas frühere Fahrtagende erlaubt uns noch das eine oder andere bei Tageslicht zu erledigen. Abendstimmung bei Kondugu vor Bama Da der Druck in unserem Wasserleitungssystem arg nachgelassen hat vermuten wir, dass der Vorfilter der Entkeimungsanlage gereinigt werden muss. Als Thomas den Filterbehälter abschraubt staunt er nicht schlecht, dass die Filterkerze gleich in zwei Teile zerfällt. Es stellt sich heraus, dass die Kerze, wohl beim Einbau, zerbrochen und später mit Klebeband wieder zusammengeflickt wurde. Wir sind nicht wirklich erfreut... Ausserdem kann die Kerze in der angegebenen Art gar nicht gereinigt werden. Wir kleben sie also auch wieder zusammen, bauen alles wieder ein und siehe da: es kommt immer noch gleich wenig Wasser aus den Hähnen. Zum Glück kocht Isabella wieder etwas Feines, so kann sich Thomas etwas von seinem Frust ablenken. Wenn alles gut geht ist dies unser letzter Abend in Nigeria.

Sonntag, 17.08.2008 – Maroua

Hausa Bauern im Norden Nigerias Es scheint fast so, als hätten sie auf der Farm extra den Güggel für uns weggesperrt, denn für einmal werden wir nicht durch das bei Tagesanbruch übliche Krähen geweckt. Unser eigentliches Ziel heute ist einfach Kamerun zu erreichen. “Teerstrasse“ an die Grenze zu Kamerun nach Bama Auf der kamerunischen Seite der Grenze wird der Teerspass dann erst mal aufhören und wir müssen schauen wie weit wir es in der Regenzeit auf der Piste dort schaffen. Wir verabschieden uns vom Bauernhof und bedanken uns wieder mit einigen kleinen Geschenken für die angenehme Gastfreundschaft. Bis Bama, dem letzten Städtchen vor der Grenze, geht es noch zügig voran, von da weg kann man aber nicht mehr von “Teerspass“ reden, es sei denn, man betrachtet es als Spass über eine von Lastwagen total zerstörte Teerdecke zu fahren. Die Berge sind bereits Kamerunisches Territorium Im Grenzort Banki weist uns ein Töfffahrer den Weg zum nigerianischen Zoll mitten im Ort. Hinter der Schranke steht auch schon ein Schild mit der Aufschrift “République Cameroun“. Der Töfffahrer hängt sich sofort an Thomas, der mit den Papieren ins Zollgebäude geht; offensichtlich will er sich als Helfer durch den Zoll etwas Geld verdienen. Es gilt eine Ausreisekarte auszufüllen, wobei der Offizielle ausdrücklich darauf hinweist, dass der Grund für die Ausreise einzutragen ist... Grenzort Banki Nach dem dies erledigt ist müssen wir darauf warten, dass die Pässe gestempelt werden, denn der Stempelberechtigte ist gerade beim Beten. In der Zwischenzeit wird immerhin das Carnet de Passages gestempelt und Thomas wird zum Gesundheits-Offizier gebeten, der die Impfpässe (bei der Ausreise!) aufs Genaueste studiert. Ob es hier wohl darum geht etwas “Dash“ herauszuschinden? Er scheint aber nichts zu finden was dazu Anlass geben könnte und schliesslich werden wir beim Stempeln der Pässe freundlich mit einem “Gute Reise!“ aus Nigeria verabschiedet.

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