Namibia (II)

Teil 2 von 2

Donnerstag, 10.09.2009 – Omaruru

Unser Schlafplatz beim Spar neben der Maerua Mall Der Wecker geht um sieben Uhr, viel zu früh für uns, denn es war längst heute, als wir im MGD die Lichter löschten. Aber wir müssen raus, denn wir haben uns für acht Uhr mit Annamaria im Kaffee des Spars zum Frühstück verabredet. Wir wollen ja heute endlich weiterfahren und mit dem für gestern vorgesehenen Nachtessen hatte es leider nicht geklappt, so dass dies die einzige Möglichkeit bleibt, nochmals zusammenzusitzen. Sie zeigt uns stolz Bilder ihres Action Mobil, das in Italien steht und noch fast wie neu aussieht. Wir hoffen, dass dies nicht die letzte Begegnung ist und versprechen in Kontakt zu bleiben. Als nächstes steht der Zoll auf dem Programm, wir wollen nochmals versuchen, unsere Carnets umstempeln zu lassen. Farbig blühende Sträucher in Windhoek Wir ändern unsere Taktik, diesmal geht nur Isabella mit den Papieren hin und Thomas wartet brav im MGD. Nach einer Viertelstunde kommt sie mit einem Pokerface zurück, denn Thomas soll nicht merken, dass sie es, wie könnte es auch anders sein, zustande gebracht hat. Isabella ist voll des Lobes ob der Frau, die sie zu sich ins Office rief. Tradition und Moderne in Windhoek: Hererofrau vor Motorradverkaufsvitrine Sie bekam einen Stuhl angeboten und als sie ihr Anliegen erläutert hat, wird eine Agenda gezückt in der Punkt für Punkt säuberlich aufgeschrieben ist, wie man ein Carnet auszufüllen hat. Super effizient wird alles gemacht, nur als dann der Stempel aufgedrückt werden soll ist das Stempelkissen furztrocken und Isabella stockt der Atem. Mit dem fünften Stempelkissen klappt’s dann doch noch. Wir fahren weiter ins Stadtzentrum, wo wir im Wernhill Park Shopping Center auf einen Tipp von Annamaria hin noch eine spezielle Karte übers Kaokoveld kaufen. Als Thomas mit seiner Kreditkarte bezahlen will weigert sich das System mit dem Kommentar “Karte nicht honorieren“ die Transaktion auszuführen. Baustelle bei Okahandja Wir können auch Bar bezahlen, aber diese Verweigerung macht uns schon etwas stutzig. Wir investieren ein paar Franken für einen Anruf beim VISA Kundendienst in der Schweiz, der uns zu unserer Erleichterung versichert, dass mit der Kreditkarte alles in Ordnung sei. Damit können wir Windhoek nun definitiv mit gutem Gewissen Richtung Norden verlassen. In Okahandja biegen wir nach Westen ab, auf die Strasse die nach Swakopmund an die Küste führt. Als wir vor einem dreiviertel Jahr diese Strecke in umgekehrter Richtung gefahren sind, war es eine meist schmale Baustellenstrecke, da die Strasse erneuert und ausgebaut wird. Es hat sich noch nicht viel geändert, aber im Gegensatz zum letzten Dezember wird auf der rund 75km langen Baustelle recht intensiv gearbeitet. Trotzdem wird es sicher nochmals mindestens ein Jahr dauern, bis diese Strasse fertig werden wird. In Karibib zweigen wir auf die C32 nordwärts ab, die uns nach Omaruru bringt. Die Strasse führt gemäss der Karte schön den Erongobergen entlang, aber in Wirklichkeit folgen wir dem Gebirge in zehn bis zwanzig Kilometer Abstand, so dass die Berge etwas schemenhaft im Dunst bleiben. Thomas macht am Laptop noch schnell das Büro In Omaruru fahren wir wieder ins Restcamp, wo unser Platz vom letzten Mal schon besetzt ist und wir uns etwas schwer tun, einen neuen zu finden. Nachdem das aber glücklich gelungen ist, packen wir unsere Campingstühle aus und geniessen den schönen, warmen Nachmittag. Isabella hat’s wohl geschmeckt Isabella tut dann noch etwas zur Bekämpfung ihres Schlafdefizits, während Thomas etwas an unserem Notfall-Safe bastelt. Heute kochen wir nach zwei Tagen wieder einmal selber. Und für einmal sind wir wieder richtig spät dran, wie früher, als wir noch einen festen Wohnsitz hatten. Es ist bereits nach halb acht Uhr, als die Schweinsmedaillon vom Grill, zusammen mit Röselikohl und Brathärdöpfeli auf den Tisch kommen. Zusammen mit der wunderbaren Rahmsauce von Isabella schmeckt es einfach himmlisch, nicht nur Idefix ist davon angetan... Die Müdigkeit und der schwere Wein tun dann aber ihre Wirkung: Das Geschirr bleibt wieder einmal liegen und wir fallen notfallmässig ins Bett und in einen tiefen, langen Schlaf.

Freitag, 11.09.2009 – Omaruru

Beim ominösen Frühstück Wir beginnen schon bald darüber nachzudenken, ob wir wohl nicht noch einen Tag hier anhängen sollen, obwohl wir ja noch nicht sehr weit gekommen sind. Wir wollen uns nach dem Frühstück entscheiden, das erst nach dem Abwasch des Geschirrs des Gelages von gestern Abend, also am späten Vormittag, auf den Tisch kommt. Die Entscheidung wird uns dann aber abgenommen, denn Isabella spuckt beim Essen mit einem Mal eine Seitenwand eines geflickten Backenzahnes aus. Thomas beobachtet Perlhühner Das heisst nichts anderes, als dass wir wahrscheinlich wieder zurück nach Windhoek fahren müssen, damit ein Zahnarzt den Schaden begutachten kann. Im besten Fall bekommt Isabella einen Termin am Montag. Also macht es keinen Sinn vor Sonntag wieder in die Hauptstadt zu fahren und wir werden solange hier bleiben. Mit Hilfe von Annamaria finden wir schliesslich eine Zahnärztin, die sie tatsächlich am Montag dran nimmt. Isabella hat zum Glück keine Schmerzen, einzig wenn Kälte an die neuralgische Stelle kommt reagiert der Nerv. Somit steht einem gemütlichen Tag also nichts weiter im Weg. Wir sitzen meist draussen, aber die Wärme von 34 Grad sind wir uns noch nicht wieder so richtig gewohnt. Helmeted Gunieafowl (Helmperlhühner) Unvermittelt erhalten wir von Ute und Florian die Nachricht, dass Gunilla und Wilfried, ein deutsch/schwedisches Paar, das seit Jahren mit ihrem Action Mobil auf der ganzen Welt umherreist, gerade in Windhoek ist. Wir haben die beiden vor drei Jahren in Saalfelden kennengelernt und sind mit ihnen unterwegs auch schon in Mailkontakt gestanden. Banded Mongoose (Zebramangusten) tummeln sich am Rande des Camps Wir verabreden uns auf morgen Nachmittag für ein Treffen im nördlichen Industriegebiet von Windhoek. Neben den Perlhühnern, die morgens und abends jeweils ziemlich lärmig auf dem Camp unterwegs sind, sehen wir heute auch eine Grossfamilie von mindestens 20 Banded Mongooses, die sich aber vorsichtig am Rand des Platzes bewegen. Als Isabella sich anschleichen will um einige Fotos zu schiessen sind sie auch schon wieder verschwunden. Heute machen wir uns einen relativ einfachen Znacht. Fleisch auf den Grill und Salat, den wir mit Karotten, kleinen Pelati und Blaukäse veredeln. Es schmeckt gut und das schöne ist, dass wir nach langer, langer Zeit wieder einmal ohne zu frieren draussen essen können.

Samstag, 12.09.2009 – Windhoek-Numuabis Hills

Lappetfaced Vulture (Ohrengeier) kreist im Aufwind Es dauert natürlich fast wieder bis am Mittag bis wir endlich losfahren, aber wir haben ja genügend Zeit für unsere Fahrt nach Windhoek. Schweizer Touristen in einer Reisegruppe Wir nehmen auf dem Rückweg die Abkürzung über die C36, die bis auf ein kurzes Stück nach einer Brücke eine sehr gute Piste ist. Was sich natürlich nicht verhindern lässt ist, dass Obelix wieder ganz schön staubig wird. Auf dieser Piste überholt uns eine ganze Gruppe von 4x4 Mietfahrzeugen und alle winken wie verrückt, was bei uns nur einen Schluss zulässt: Das müssen wohl Schweizer sein. Wir wollen für sie unser Spezialhorn ertönen lassen, müssen dabei aber feststellen, dass eines der Hörner nur mehr heiser piepst. Sogar am Samstag wird an der langen Baustelle bei Okahandja gearbeitet Sie stehen kurze Zeit später alle auf einem Rastplatz und halten uns an. Wir wechseln ein paar Worte mit ihnen und fahren dann weiter. Auf der Weiterfahrt sehen wir einige Geier kreisen und einen wirklich grossen Adler auf einem Baum sitzen, dafür müssen wir natürlich kurz anhalten. Gut geladener LKW, fast wie in Westafrika Auf der B2 ist wieder Baustellenfahren angesagt, und es wird überraschenderweise sogar am Samstag gearbeitet. In Okahandja wollen wir im Kaffee Dekker einen Stopp machen, aber die Bäckerei hat am frühen Samstag­nachmittag bereits geschlossen. So fahren wir halt direkt zum abgemachten Treffpunkt im nördlichen Industriegebiet von Windhoek, wo neben der Cola-Fabrik bereits unverwechselbar der hohe “Gunwiltruck“ steht. Die Begrüssung ist herzlich und wir sitzen schon bald in den Campingstühlen und unterhalten uns. Der “Gunwiltruck“ steht bereits am abgemachten Treffpunkt Wenig später kommen Ute und Florian dazu und Gunilla tischt uns die Tortenstücke auf, mit denen sie uns per SMS gluschtig gemacht hat. Ute kocht Kaffee dazu, und wir können einfach nur geniessen. Nach einiger Zeit verschieben wir uns in ein kleines Tal in den Hügeln östlich von Windhoek, wo wir über Sonntag bleiben wollen. Unterwegs über hügelige Pisten zu unserem Wochenendstandplatz Gunilla und Wilfried kennen den Platz, weil man hier bei Klaus sein Fahrzeug für längere Zeit unterstellen kann, was sie bei ihrem Europaaufenthalt diesen Frühling gemacht haben. Um den Ort zu erreichen geht es über eine ziemlich hügelige Piste, die fast nur aus Steigungen und Gefällstrecken besteht, und die ziemlich steil, aber für unsere Fahrzeuge kein Problem sind. Unterwegs sehen wir noch zwei Kudus über einen Zaun setzen. Klaus spendiert uns zur Begrüssung ein Bier und wir plaudern fast bis es dunkel wird. Heute Abend kocht jeder sein eigenes Süppchen. Obwohl wir nur ein Steinpilz-Risotto machen sind wir die Letzten, die dann am inzwischen brennenden Lagerfeuer sitzen, und das erst noch ohne abgewaschen zu haben. Wir sitzen lange um das Feuer und weit nach ein Uhr beenden auch die Männer ihre Philosophiestunde.

Sonntag, 13.09.2009 – Windhoek-Numuabis Hills

Unser Standplatz in den Numuabis Hills Nach dem späten Zubettgehen schlafen wir natürlich etwas länger, insgesamt aber trotzdem nicht viel. Zweig mit Blüten fast wie Weidenkätzchen Als wir uns nach einem Kaffee nach draussen begeben bleiben wir bei Gunilla und Wilfried hängen. Wir verplaudern den ganzen Vormittag mit ihnen und so gibt es dann anschliessend statt dem Sonntags­zmorge ein Käse-/Fleischplättli am Mittag. Danach gehen wir wieder raus, wo Florian eben ankündigt, mit Ute auf eine kleine Wanderung gehen zu wollen. Als aber auch Gunwils wieder auftauchen ist es auch um sie geschehen und wir sitzen in unseren Stühlen in der Runde vor dem “Gunwiltruck“. Neugierige Kuh Die Zeit vergeht natürlich wieder wie im Flug. Früh beginnen wir Holz zu suchen und sehen dabei auch heute wieder ein Kudu. Wir staunen, dass die anderen keinen Grill dabeihaben, offenbar grillieren sie nie. Wir stellen unseren zur Verfügung und darauf kommt ganz schön viel Fleisch. Thomas mit unseren Freunden am Esstisch Dazu gibt’s verschiedene Salate und Gemüse aus unserem Kochtopf. Wir schaffen es, mit dem Essen fertig zu sein bevor es dunkel wird. Da haben wir dann ganz schön viel Zeit, wieder um das Feuer zu sitzen und über die verschiedensten Dinge zu diskutieren und uns auszutauschen. So um Mitternacht haben wir das ganze Holz durchgebracht, aber wir müssen morgen ja eh früh raus, denn wir haben alle Termine, die einen später, wir am frühesten. Für Thomas wird’s dann doch noch etwas später, denn den Abwasch können wir heute natürlich nicht liegen lassen. Es war ein herrlicher Tag.

Montag, 14.09.2009 – Windhoek

Piste über die Hügel zurück in die Stadt In unserer kurzen Nachtruhe werden wir einmal gestört, als es doch tatsächlich einige Regentropfen auf unser Dach gibt. Kran im Stadtzentrum Um sieben Uhr geht dann unbarmherzig der Wecker. Das Frühstück lassen wir heute komplett aus, damit wir um acht Uhr sicher unterwegs sind. Wir schaffen es tatsächlich und sind früh genug in der Stadt. Wir finden die Praxis bald und Isabella sitzt nach dem Ausfüllen des Papierkrams auf dem Zahnarztstuhl. Die Zahnärztin ist eine junge deutschsprachige Frau, die mit ihrer Empfangsdame englisch und mit der Zahnarztgehilfin Afrikaans spricht. Die Diagnose fällt genau so aus, wie Isabella vermutet hat: Der fast nur noch aus Füllung bestehende Backenzahn muss mit einer Krone aufgebaut werden. Ordentlicher Verkehr im Stadtzentrum Damit wir trotzdem genügend Zeit für eine Runde in den Norden von Namibia haben, schieben wir die Termine für die Behandlung vier Wochen nach hinten. Zwischenzeitlich gibt es ein Provisorium. Weisser Rennvelofahrer trainiert auf der Autobahn Wir fahren dann wieder einmal zur Maerua Mall zum Spar, wo bereits der Magirus von Ute und Florian steht, denn Ute muss hier heute wegen ihrer Wurzelbehandlung ebenfalls zum Zahnarzt. Wir stocken unsere Vorräte für die Weiterfahrt wieder auf und machen es uns dann im MGD bequem. Irgendwann am Nachmittag senden wir ein SMS an Gunilla und Wilfried um den weiteren Verlauf des Tages zu fixieren. Genau in diesem Moment fahren auch sie auf den engen Parkplatz und alle drei Brummer sind wieder vereint. Der Tiger, Ute und Florians Hund Wir beschliessen für die Nacht ins nördliche Industriegebiet zu fahren, auf den Platz neben der Coca Cola Abfüllanlage, auf dem wir uns am letzten Samstag getroffen hatten. Alle drei Trucks wieder vereint auf dem Parkplatz vor der Coca Cola-Abfüllanlage Schon bald landen wir bei Gunilla und Wilfried in der guten Stube, denn sie wollen uns einige Tipps für die Route geben, die sie eben erst gefahren sind. Dabei bleibt es natürlich nicht und wir merken bei unseren interessanten Gesprächen gar nicht, wie die Zeit dahinfliegt. Irgendwann, schon später am Abend, tischt Gunilla dann noch einen kleinen aber feinen Imbiss auf, und es ist natürlich bereits wieder Mitternacht bis wir uns von ihnen herzlich verabschieden. Sie werden nun schon bald nach Botswana fahren, uns sozusagen einen Monat voraus. Aber die Chancen stehen gut, dass wir sie zu Beginn des neuen Jahres noch einmal in Südafrika treffen werden.

Dienstag, 15.09.2009 – Waterberg Plateau Nationalpark

Souvenirstände am Ortseingang von Okahandja Obwohl wir gestern wieder spät ins Bett kamen sind wir um sieben Uhr wieder wach, und das ohne Wecker. Der grosse Teerplatz erwacht zum Leben, die ersten Lastwagen rangieren darauf. Gunilla und Wilfried sind die ersten die losfahren, sie haben bereits um acht Uhr einen Termin und wir verabschieden uns noch einmal gebührlich. Strasse auf halbem Weg zwischen Okahandja und Otjiwarongo Wir sind die nächsten, die den Platz verlassen, denn wir haben beschlossen, das Frühstück später auf einem Rastplatz nachzuholen, so dass wir jetzt nur schnell einen Kaffee trinken. Wir verabschieden uns auch von Ute und Florian, die wir wahrscheinlich bei unserer Rückkehr nach Windhoek wieder antreffen werden. Erst geht es einmal mehr nach Okahandja, wo wir es statt mit einem Rastplatz noch einmal mit dem Kaffee Dekker versuchen, das jetzt, mitten am Vormittag, endlich geöffnet ist. Das Frühstück mit Eiern begeistert uns zwar nicht sonderlich, aber die heisse Schokolade, die Thomas schon vor bald einem Jahr einmal hier genossen hat, findet er immer noch spitze. Dann geht die Fahrt weiter in den Norden durch nicht speziell interessante Gegenden mit ganz wenigen Kurven. Immerhin begegnen wir einer Antilope, die wir nicht identifizieren können, Pavianen, und tatsächlich auch einigen Wildschweinen, vor denen auf Vorsichtstafeln entlang der Strasse gewarnt wird. Banded Mongoose (Zebramanguste) Auch verschiedene Vögel sind zu sehen, darunter nun wieder vermehrt Hornbills, oder Tokos, die sich in letzter Zeit rar gemacht haben. Das letzte Stück zum Camp am Waterberg ist nicht asphaltiert, aber in gutem Zustand. Wir wissen ja, dass die Camps in den Nationalparks teuer sind, das ist auch hier der Fall. Der Waterberg thront über dem Camp Aber als wir hören, dass ein Game Drive auf das Plateau über sechzig Franken pro Person kostet, haut es uns fast aus den Socken. Und wenn wir uns daran erinnern, dass wir vor bald fünfzehn Jahren auf diesem Ausflug als einziges Tier eine Antilope im Strauchwerk entschwinden sahen, so ist der Fall für uns erledigt. Wir wollen uns, neben einer eventuell neuerlichen Enttäuschung, nicht auch noch ärgern müssen. Wir suchen uns einen Platz aus, auf dem sich gerade eine Banded Mongoose Familie zusammen mit zwei Erdhörnchen aufhält. Hübsche Eidechse Nach einem kühlen Bier gibt’s dann erst einmal die längst fällige Dusche, und die ist auch angenehm, weil die Temperaturen in den letzten Tagen deutlich über die dreissig Grad Marke geklettert sind. In den Bäumen entdecken wir auch noch Vögel, die wir noch nie gesichtet haben, nämlich Rüppel’s Parrots, eine Papageienart. Der Hase lässt sich beim Futtern nicht stören Wir haben keine Lust auf grosse Küche oder Grillfleisch und begnügen uns mit dem Resten des Reissalates vom Sonntag, den wir mit geräucherten Pouletbruststückchen etwas “verlängern“. Als wir uns nach draussen setzen um den Znacht zu verspeisen, futtert auf der angrenzenden Wiese ein grosser Hase zufrieden und sich nicht stören lassend vom Gras. Im letzten Licht der Dämmerung sieht Isabella plötzlich einen kleinen, schwarzen Schatten mit einem langen, dünnen Schwanz durch das Geäst eines nahen Baumes huschen. Obwohl wir so ein Tier bisher höchstens auf Fotos gesehen haben, vermuten wir, dass es sich um ein Bushbaby handeln könnte. Unser Buch der Säugetiere des südlichen Afrikas bestärkt uns in unserer Vermutung, es ist wahrscheinlich ein Lesser Bushbaby. Heute gehen wir etwas früher in die Heia, auch wir brauchen ab und zu wieder einmal etwas mehr Schlaf.

Mittwoch, 16.09.2009 – Otavi

Felsformation an der Abbruchkante des Plateaus Da wir ja nicht auf den frühen Game Drive gehen können wir auch etwas länger schlafen. Paviane statt Vögel hocken in den Bäumen Wir wollen aber eine kleine Wanderung am Waterberg machen, und damit es nicht allzu heiss wird möglichst früh. Dafür verzichten wir bis auf einen Kaffee und ein Joghurt auf ein richtiges Frühstück. Es wird dann aber doch elf Uhr, bis wir abmarschbereit sind und Obelix sagt, dass es schon über 30 Grad ist. Zuerst hält uns noch ein französisches Paar auf, das uns etwas über unsere Reise ausfragt. Da können wir schon zum zweiten Mal innert kurzer Zeit unser Französisch etwas exerzieren. Aussicht auf die Strauchsavanne Dann aber geht’s endlich los, bergwärts. Entgegen unseren Erwartungen sehen wir nicht viele Vögel, dafür Paviane recht nah und auch einige Rock-Dassies. Ziegen und Hunde rennen über die Strasse Der Weg ist recht steil und führt auf das Plateau hinauf. Unsere Anstrengung wird mit einer schönen Aussicht auf die Strauchsavanne belohnt. Als wir zurück bei Obelix sind fahren wir zum Pool, wo wir eine Dusche finden. Das ist jetzt genau das Richtige, auch wenn Thomas zuerst etwas zögert, als er nur einen Kaltwasserhahn sieht. Anschliessend verdrücken wir noch schnell einen Landjäger mit Brot und damit kann’s nun weitergehen. Erst fahren wir dem Waterberg entlang ostwärts und drehen dann nach Norden. Buschbrände hinterlassen ihre Spuren am Strassenrand, hier bei Otavi Wir fahren wenig befahrene Pisten, die nicht zuletzt deshalb in recht gutem Zustand sind und uns einen Schnitt von fast 50km/h ermöglichen. Unser ruhiges Plätzchen im “zum Potjie“-Restcamp Nach rund 150km Schotter erreichen wir wieder Teer und kurz darauf Otavi. Wir fahren zur Herberge “zum Potjie“, einem kleinen, ruhigen Paradies einige Kilometer ausserhalb. Da extra der Boiler für uns eingeheizt wird können wir einer erfrischenden Dusche, der zweiten heute, nicht widerstehen. Heute gibt’s wieder einmal etwas Fleisch vom Grill, ein Drittel unseres riesigen Rindsfilets. Das Fleisch gelingt gut und auch das Gemüse, Blumenkohl und Broccoli sowie Tomaten in der Folie, wird ganz fein.

Donnerstag, 17.09.2009 – Otavi

Zitronen Eigentlich haben wir gestern schon halb beschlossen, heute hier auf diesem netten, ruhigen Platz zu bleiben. Jacarandablüten Wir frühstücken wieder einmal richtig mit Brot, Butter, Konfitüre, Kaffee und Ovi. Als wir unsere Espressomaschine ein zweites Mal aufsetzen, geht die Gasflamme aus. Die Gasflasche ist leer und muss mit der Ersatzflasche getauscht werden. Es ist uns lieber, dass uns das jetzt passiert, und nicht mitten im Geköch für ein aufwändiges Essen. Diesmal hat die Flasche fast acht Monate gereicht. Man merkt, dass wir öfters grilliert und weniger auf dem Herd gekocht haben. Anschliessend sichten wir wieder einmal Bilder von Namibia. Wir sind arg im Rückstand und haben von weit über 3’000 Fotos noch nicht einmal ein Drittel aussortiert. Exotische Blüte Das dauert bis in den frühen Nachmittag und geht wieder einmal ziemlich reibungslos vonstatten. Trotz der grossen Wärme, es ist schon 33 Grad warm im MGD, knurrt schon wieder der Magen und wir knabbern etwas Wurst und Käse. Riesige Peterli und vieles mehr findet man im “zum Potjie“-Garten Später spazieren wir im Garten der Lodge umher, es gibt viele interessante Sträucher und Bäume zu sehen. Vor allem die blühenden und damit sehr stark und wunderbar duftenden Zitrusbäume haben es uns angetan. Am späten Nachmittag sitzen wir mit einem Bier draussen und lauern mit unseren Feldstechern den Vögeln auf. Wir erspähen das eine oder andere eher selten zu sehende Exemplar, so zum Beispiel Violet-eared und Blue Waxbill, aber auch die wie immer putzigen Schnurrbärtchen, und ein Maskenwebervogel-Paar. Heute übertreiben wir es angesichts der Wärme definitiv mit dem Essen, aber wir haben noch Kartoffeln, die dringend gegessen werden müssen, und dafür haben wir uns einige Scheiben Kasseler gekauft, die wir zusammen mit den feinen Dörrbohnen aus der Schweiz verdrücken.

Freitag, 18.09.2009 – Etosha

Der kleine Hund bettelt um Brosamen In der Nacht kühlt es deutlich ab und am Morgen geht ein eher unangenehm starker Wind. Seltene Maisfelder Heute wollen und müssen wir uns wieder einmal bewegen, unser Ziel wird das Eingangstor zum Etosha Nationalpark. Bei der freundlichen Besitzerin der netten Lodge begleichen wir unsere Schulden und kaufen noch zwei Gläser hausgemachter und erst noch günstiger Konfitüre. Auch die Übernachtungen sind mit 100 Namibia Dollar auf der günstigen Seite, und dies mit blitzblanken und tadellos funktionierenden Sanitäreinrichtungen. Hier im “zum Potjie“ hätten wir es ganz gut noch länger ausgehalten und wir können diesen Platz nur weiterempfehlen. Der Hoba Meteorit Wir fahren zurück nach Otavi und nehmen von dort die Strasse nach Grootfontein unter die Räder. Diese verlässt erstaunlicherweise schon bald das offene Land und biegt in einen Gebirgszug ein. Biene auf Blütenstaubsammeltour Zwischen zwei Hügelzügen folgt sie einem immer breiter werdenden Tal, in dem wir zum ersten Mal in Namibia Ackerbau begegnen. Nach einiger Zeit biegen wir auf eine hervorragende Schotterstrecke ab, die uns zum Hoba Meteoriten bringt. Diesen 50 Tonnen schweren Eisenbrocken, der irgendwann vom Himmel gefallen ist, dabei aber erstaunlicherweise keinerlei Form von Einschlagkrater hinterlassen hat, haben wir schon vor Jahren besucht. Marico Sunbird (Bindennektarvogel)-Weibchen Die Anlage sieht immer noch gleich aus, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Blue Waxbill (Angola-Schmetterlingsfink), Violet-eared Waxbill (Granatastrild), Melba Finch (Buntastrild) Fast noch interessanter als den Meteoriten finden wir allerdings die vielen Finken, die bei einem kleinen Vogelbad zum Trinken kommen. Wir bestaunen wieder Violet-eared und Blue Waxbill und dazu einen Melba Finch, einen Vogel, den wir zuvor noch nie gesehen haben. Wir fahren weiter und sehen unterwegs tatsächlich sogar einige Milchkühe auf einer Weide. Sind die Milchprodukte in den Supermärkten vielleicht doch nicht samt und sonders aus Südafrika importiert? In Grootfontein decken wir uns im Spar mit einigen Dingen ein. Hier versucht es ein Typ wieder einmal mit einem personalisierten Schlüsselanhänger, auf dessen Nuss er extra unser Nummernschild eingeritzt hat. Hererofrau Thomas erklärt dem verdutzten Schnitzer, dass er doch einfach das Gewerbe wechseln soll, denn wir könnten ja nicht auf jedem Parkplatz so ein Ding kaufen. Blühender Jacaranda Baum in Grootfontein Hier im Ort gibt es einige der nun wunderbar violett zu blühen beginnenden Jacaranda Bäume. Das Kaffee, weswegen wir extra den kleinen Umweg in die Stadt gemacht haben, scheint allerdings nicht mehr zu existieren. So fahren wir ohne einen stärkenden Kaffee weiter nach Tsumeb, wo wir dafür ein entsprechendes Lokal finden. Im angenehm kühlen Biergarten genehmigen wir uns einen doppelten Espresso und ein Stück Torte und lesen dazu noch die deutschsprachige Zeitung von Namibia, die Allgemeine Zeitung. Wir haben es nicht eilig, denn wir wollen mehr oder weniger bei Sonnenuntergang am Von Lindquist Gate des Etosha Nationalparks ankommen, wo wir uns ein Plätzchen zum Übernachten suchen wollen. Steinböcklein am Strassenrand Nach einem weiteren Supermarktbesuch und einem kleinen Einkauf im wirklich erstaunlich günstigen “Lisboa“ Bottlestore gleich neben dem Spar, sowie einer kleinen Besichtigungsrundfahrt durch die Stadt mit ihren richtigen Jacaranda Baumalleen, nehmen wir die letzten 100km für heute in Angriff. Sonnenuntergang am Rande des Etosha Parks Die Stecke verläuft meist schnurgerade, nur von wenigen sanften Kurven unterteilt. Schliesslich biegen wir auf die Strasse die zum Nationalpark führt ein und hier beginnt der Zirkus. Auf dem Streifen zwischen den Zäunen entlang der Strasse sehen wir jede Menge Steinböcke, Damara Dik-Diks und Warzenschweine, die die letzten Minuten des Tages für ihr Abendessen benützen. Am Gate fragen wir nach einer Möglichkeit uns hinzustellen, aber wir erhalten keine brauchbare Antwort. So fahren wir zurück zum letzten Rastplatz in drei Kilometer Entfernung und stellen uns bei hereinbrechender Dunkelheit hin. Heute ist ja ein 18. und wir haben bereits so geplant, dass es zum Pongrácz nur noch Avocado-Dip und Chips gibt. So haben wir keinen Stress, denn morgen geht es ja wieder einmal früh los.

Samstag, 19.09.2009 – Etosha Nationalpark-Namutoni

Blackfaced Impala, die seltenere Impala-Art Der Wecker geht unangenehm früh los, vor allem auch, weil wir für einmal nicht so gut geschlafen haben. Ein Damara Dik-Dik Wahrscheinlich lag’s am recht starken Wind. Gemäss Auskunft der Torwärterin von gestern Abend soll das Gate um halb sieben Uhr öffnen, aber als wir ganz wenig später am Tor eintreffen tut sich noch gar nichts. So hat Thomas wenigstens noch Zeit die Windschutzscheibe zu putzen und bei Sonnenaufgang dürfen wir dann tatsächlich auch reinfahren. Auf der Teerstrasse nach Namutoni sehen wir diesmal als erstes eine Giraffe. Kurz vor dem Fort biegen wir auf den bei uns beliebten Dik-Dik Drive ein, denn hier begegnet man recht zuverlässig den winzigen Damara Dik-Dik Antilopen. Unsere erste Eland-Antilope Zuerst werden wir enttäuscht und wir wünschten uns, wir hätten die kleinen Wichte gestern Abend genauer studiert. Die Löwin vom Klein Okevi Wasserloch Dann aber sehen wir auf der kleinen Rundstrecke doch noch mehr als ein Dutzend davon. Auf derselben Schlaufe sehen wir tatsächlich auch ein Eland. Das ist genau die Antilope, die sich bisher immer vor uns versteckt hat, und die bei uns bereits zum Fabelwesen mutiert war. Am Klein Okevi Wasserloch entdecken wir eine einzelne Löwin. Wir sind offensichtlich die einzigen, die sie sehen und geben den Standort an die Insassen eines anderen Fahrzeuges weiter. Giraffen beim Trinken Wir fahren weiter zum Gross Okevi Wasserloch, wo gerade fünf Giraffen gleichzeitig am Trinken sind. Das haben wir so noch nie gesehen. Dann gehen wir auf eine kleine Runde der Pfanne entlang. Landschaftlich sieht es toll aus, von den Tieren her aber eher weniger. Am östlichen Etosha-Pfannenrand Wir kommen wieder nach Klein Okevi, wo sich die Löwin immer noch herumtreibt und wir unser Morgenessen nachholen wollen. Als wir parkiert haben verschwindet die Katze aber aus unserem Blickfeld. Einige Oryx und Kudus, die wir zuvor schon bei der Anfahrt zum Wasserloch gesehen haben, kommen vorsichtig um zu trinken. Hat die Löwin vielleicht doch einen Abgang gemacht? Als eine ganze Gruppe von Oryx von der anderen Seite herkommt und damit praktisch vor der Löwin durchspazieren müsste, vermuten wir, dass diese wohl tatsächlich nicht mehr da ist. Kudus beim Trinken Schliesslich kommt eine ganze Herde von Zebras, die ziemlich nervös agieren und ohne zu trinken weiterziehen. Springbock bei einem Prellsprung, dem sogenannten “Pronking“ Die Oryx waren also entweder ahnungslos oder kaltblütig und die Zebras mit gutem Grund nervös. Also ist die Löwin doch da oder was nun? Als wir mit dem Zmorge fertig sind stehen wir als einziges Fahrzeug noch da. Wir ziehen etwas vor und suchen das Gelände um das Wasserloch nochmals ab. Und was sehen wir da? Die Löwin hat es sich im Schatten eines Strauches gemütlich gemacht! Gerade als wir abfahren kommt eine ganze Gruppe von Spring­böcken zum Wasserloch. Obelix auf dem von Isabella erkämpften grosszügigen Stellplatz im Namutoni Camp Das könnte noch spannend werden, wenn wir jetzt nicht gehen müssten. Wir fahren ins Camp, wo Isabella erst einmal mit der Einweiserin diskutieren muss, damit wir einen anständigen Platz für unseren Obelix kriegen. Die Sonne tief über der Etosha-Pfanne Wir haben gerade Zeit, Salat und Tzatziki vorzubereiten, bevor es Zeit ist, um wieder auf die Pirsch zu gehen. Jetzt fahren wir um die Fisher Pan. Wir sehen ein Zebra mit einem auf der Seite liegenden Fohlen. Was wohl mit diesem los ist? Man möchte aussteigen und nachschauen gehen... Dann gibt’s noch vier Elefanten zu sehen und später einige Schakale. Die Schakale machen sich etwas rar, sonst laufen sie uns immer zahlreich über den Weg. Zurück im Camp werfen wir sofort den Grill an. Es kommen wieder Filetsteaks darauf und zwei Kartoffeln in der Folie, die diesmal auch gar werden.

Sonntag, 20.09.2009 – Etosha Nationalpark-Namutoni

Landschaft am Morgen in der Nähe von Namutoni Obwohl die Uhr eine halbe Stunde später als gestern piepst, ist es wieder brutal früh. Tüpfelhyäne, die sich in die Büsche schlägt Wir fahren ca. eine viertel Stunde nach der Toröffnung Richtung Norden. Am Klein Okevi Wasser­loch ist heute Morgen nichts los. Wir fahren weiter zum Tsumcor Wasserloch. Hier stehen zwei Steinböcklein, die wir bisher immer nur fernab von Wasserstellen gesehen haben. Isabella entdeckt wieder einmal eine Hyäne, die davontrottet. Wahrscheinlich hat sie eben am sonst verlassenen Wasserloch getrunken. Nach kurzer Zeit verlieren wir sie im Busch. Auf der Weiterfahrt in den Norden sehen wir linkerhand eine grössere Anzahl Elefanten, die sich in der entgegengesetzten Richtung bewegen. White-backed Vulture (Weissrückengeier) Dann biegen wir auf eine Nebenpiste entlang der Etosha-Pfanne ein. Zebras, ein Eland und Kudus am Tsumcor Wasserloch Landschaftlich ist es ganz schön, aber es sind hier fast keine Tiere. Vor knapp zehn Monaten hatten wir hier die einzigen Elefanten und das Nashorn gesehen. Beim Stinkwater Wasserloch wollen wir einige Zeit verbringen, aber es sieht trocken aus und es ist weit und breit kein Vierbeiner zu sehen. So kehren wir um und fahren zurück zum Tsumcor Brunnen. Als wir ankommen ist gerade einiges los, Springböcke, Zebras, Kudus und Eland halten sich hier auf. Wir stellen uns mit einer guten Sicht auf das Wasser hin und bleiben für ein Weilchen. Thomas blickt aus dem MGD auf’s Wasserloch Während wir gemütlich unser Sonntagsfrühstück essen, paradieren draussen vor dem Fenster die Tiere vorbei. Das gefällt uns so gut, dass wir beschliessen gleich bis zum Nachmittag hier zu bleiben statt zurück ins Camp zu fahren. Zebras trinken auf den Knien Neben den vielen Zebras, die am Wasser mit ihrer Nervosität immer für Aufregung sorgen, sind es vor allem Giraffen, die hier zum Trinken kommen. Wir sind zwar nicht sicher, ob es nicht immer wieder die gleichen sind, aber fast ständig haben wir Gruppen von sechs bis zwölf Giraffen vor uns. Die Eland können wir hier nun auch in aller Ruhe genau studieren. Sie sehen wirklich fast wie Fabelwesen aus, vor allem das Tier das nur noch ein Horn hat. Zwischendurch kommen auch noch zwei Elefanten vorbei, um zu trinken und zu duschen. Die Zunge der Giraffe reicht bis in Nasenloch Bevor wir uns auf den Rückweg machen können wir zwei Giraffenbullen bei einer Art Kampf, vielleicht ist es auch nur ein Kräftemessen, beobachten. Sie benützen ihren langen Hals als eine Art Peitsche, um die beiden Höcker auf dem Kopf ihrem Kontrahenten in die Flanke oder auf den Hals zu schlagen, und das während Dutzenden von Minuten. Zwei Giraffenbullen beim Kampf Irgendwann hat dann der eine genug davon und geht. Der andere folgt ihm und schliesslich stehen sie brüderlich Seite an Seite, wie wenn sie die besten Freunde wären. Für was der Kampf wohl gut war? Auf dem Rückweg fahren wir natürlich wieder zum Klein Okevi und auch hier sehen wir noch einen Elefanten, der kurz trinkt und dann wieder davonstapft. Kurz vor dem Fort Namutoni stehen einige Fahrzeuge am Strassenrand und meistens ist dies ein Zeichen dafür, dass Grosskatzen zu sehen sind. Diesmal sind es aber Elefanten, die das Wasserloch des Camps beehren. Wir versuchen sie zu zählen und kommen auf mindestens 60 Tiere jeden Alters. Elefanten in jeder Grösse gleich ausserhalb des Fort Wir sind uns nicht sicher, ob wir schon jemals eine so grosse Herde gesehen haben. Die Elefanten ziehen im Abendlicht wieder in den Busch Auf jeden Fall ist es ein schönes Dessert für den heutigen Tag, und das schon vor dem Nachtessen. Das haben wir heute am Tsumcor Wasserloch vorgekocht, so dass wir nicht mehr viel Arbeit damit haben. Wir essen draussen, doch die Natur verdirbt uns wieder einmal die Romantik. Geflügelte Viecher mögen die helle Farbe unserer Teller und stürzen sich immer wieder darauf. Zuerst räumen wir die fliegenden Käfer immer wieder weg, aber irgendwann hagelt es sie regelrecht, so dass an ein Weiteressen nicht mehr zu denken ist. Wir müssen an einen dunkleren Ort zügeln, damit wir unser Curry in Ruhe fertig essen können. Schönes Campingleben! Jetzt wissen wir wieder, warum es in der Regel angenehmer ist, im MGD zu essen.

Montag, 21.09.2009 – Etosha Nationalpark-Halali

Angestellter mit den Öffnungszeiten-Uhren Heute ändern wir unsere Taktik ein wenig. Wir kommen abends natürlich nie früh genug ins Bett, so dass sich automatisch ein Schlafdefizit ansammelt. Gnus am Koinachas Wasserloch Damit es uns nicht umhaut schlafen wir sozusagen aus. Erst um sieben Uhr, also wenn wir losfahren könnten, stehen wir auf. Das Frühstück wollen wir dann trotzdem unterwegs nach Halali, dem nächsten Camp, an irgendeinem Wasserloch nehmen. Eineinhalb Stunden nach Toröffnung fahren auch wir hinaus in den Park und steuern das erste Wasserloch, Koinachas, an. Hier hatten wir im November zwar keine Säugetiere, dafür viele, viele Herons angetroffen. Spuren der Buschbrände Jetzt ist es umgekehrt, wir sehen keine Vögel, dafür Zebras und Gnus, und eine Giraffe ist auch im Anmarsch. Da wir ja gestern schon einige Giraffen haben trinken sehen, fahren wir weiter Richtung Westen. Wir sehen die ersten Red Hartebeest oder Leierantilopen diesmal im Park, dafür machen sich die Eland wieder rar. Ein eher mageres Red Hartebeest in der Nähe des Batia Wasserlochs Zwischen Namutoni und Halali haben ziemliche Buschfeuer gewütet, links und rechts der Piste sieht es zeitweise recht trostlos aus. Erstaunlicherweise treffen wir in dieser Gegend einige Elefantenbullen an. Am Batia Brunnen, an dem wir unser Frühstück nachholen wollten, sehen wir nur in der Ferne Springböcke, Gnus und einige Red Hartebeests davonziehen, so dass wir uns entschliessen weiterzufahren. Die Springböcke suchen die frischen Grassprosse im Brandgebiet Bei Springbokfontein am Rande der Pfanne kommen hingegen viele Zebras und Gnus zum Trinken, aber leider gibt es hier keinen Platz um sich hinzustellen. In der näheren und weiteren Umgebung des Wasserlochs halten sich wohl hunderte von Tieren auf, es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Zebras und Gnus trinken von der schlammigen Springbokfontein Von hier aus müssen wir dem Rande der Etosha-Pfanne folgen, denn die Pisten weiter im Süden sind samt und sonders wegen Erneuerungsarbeiten geschlossen. So sehen wir auf dem restlichen Weg nach Halali abgesehen von Springböcken und einem formidablen Martial Eagle nicht mehr viel Spannendes. Die einzige Abwechslung bietet noch der Ausflug zum Etosha Lookout. Hier kann man in der Trockenzeit eineinhalb Kilometer auf einer Piste in die Pfanne hinausfahren, buchstäblich dem Nichts entgegen. Der gut markierte Weg hinaus in die Etosha-Pfanne Wenn man zum Horizont schaut, verliert man alle Sichtreferenzen. In Halali ist das Einchecken etwas mühsam. Nur eine Angestellte bedient und vor uns will ein Paar dies und das und dann noch jenes wissen. Gleichzeitig gibt’s Diskussionen um die Anzahl Zimmer einer Gruppe mit einer holländischen Reiseleiterin, die mit einer Flasche Bier an der Rezeptionstheke steht... Fleisch und Gemüse auf dem Grill Schliesslich kommen wir dann doch noch dran und kriegen wie im November einen untauglichen Platz zugeteilt. Wie gehabt suchen wir uns einen anderen und genehmigen uns ein kühles Bier, denn heute wollen wir nicht mehr fahren. Wir machen einen erfrischenden Sprung ins wirklich kühle Nass des Pools und anschliessend wird grilliert. Heute Abend wollen wir ans beleuchtete Wasserloch des Camps, das einen guten Ruf hat. Auf dem selbst ausgesuchten Platz Nummer 45 gefällt uns besser Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind wir dort und entdecken als erstes einen kleinen Steinbock, der in aller Ruhe trinkt. Als nächstes entdeckt Isabella dank unseres lichtstarken Nikon Fernglases ein Kuduweibchen in den Büschen hinter dem Teich, das allerdings ohne zu trinken wieder verschwindet. Dann ist allerdings bis auf eine Giant Eagle Owl, die ab und zu über die Szenerie fliegt und erstaunlich oft am Boden absitzt, nicht mehr viel los. Die Afrikanische Wildkatze im Scheinwerferlicht am Jagen Irgendwann taucht dann noch eine Afrikanische Wildkatze auf, der wir von ganz nah beim Jagen zusehen können. Erst erwischt sie eine Echse, dann eine schöne, fette Maus, und schliesslich legt sie sich noch mit einem recht grossen Skorpion an. Wir staunen nicht schlecht, dass sie das gefährliche Kriechtier nach wenigen Augenblicken zwischen den Zähnen hat, und es dauert auch nicht viel länger, bis es gefressen ist. Als wir die Katze beobachten, verpassen wir beinahe die Tüpfelhyäne, die plötzlich am Teichrand steht und trinkt. So schnell wie sie gekommen ist, so schnell geht sie auch wieder. Nach etwas über zwei Stunden, wir überlegen schon ob wir wohl gehen sollen, erscheinen ein Nashorn mit ihrem Jungen fast wie bleiche Geister im Lichtkegel der Scheinwerfer. Das war zwar kein spektakulärer Abend am Wasserloch, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Wenn nur diese englisch sprechende Frau hinter uns nicht gewesen wäre, die dauernd belangloses Zeugs mit ihrem Nachbarn in rücksichtsloser Lautstärke gequasselt hat...

Dienstag, 22.09.2009 – Etosha Nationalpark-Okaukuejo

Die beiden Giraffen würden gerne trinken, trauen sich aber nicht Heute geht der Wecker wieder um sechs Uhr los. Wir fahren zum ersten Wasser­loch Rietfontein, an dem vor langer Zeit einmal burische Trekker aus Südafrika auf dem Weg nach Angola während einiger Zeit gelebt haben. Löwinnen und Löwen Es stehen viele Autos dort, was auch kein Wunder ist, denn hier sind Löwen. Es dauert einige Zeit bis wir die Übersicht haben, aber wir staunen nicht schlecht: Es sind insgesamt zwölf Löwen, zwei Männchen, vier Löwinnen und sechs Jungtiere. Irgendwann entdecken wir dann noch ein drittes Männchen in einiger Entfernung. Hier schlagen wir gleich unser Zmorgequartier auf, schliesslich gibt’s etwas zu sehen. Grosse und kleine Löwen In der Nähe stehen zwei Giraffen die gerne trinken würden, sich aber nicht trauen, obwohl die Löwen keinen sehr hungrigen Eindruck machen. Schliesslich taucht eine erste Gruppe von Zebras die sich bis ans Wasser wagt auf, und endlich trauen sich auch die Giraffen, die inzwischen in einem grossen Bogen die Löwen und uns umgangen haben. Vorsichtige Kudus beim Trinken Jetzt gibt es kein Halten mehr, es kommen auch Kudus und Springböcke, und das in Massen. Wenn man die vielen Beutetiere der Löwen rund um das Wasserloch sieht würde man nicht glauben, dass ein ganzes Rudel der Raubkatzen in der Nähe ist. Wir verbringen drei Stunden am Wasserloch bevor wir weiterziehen. Um das Salvadora Wasserloch versammeln sich neben den üblichen Springböcken unglaublich viele Zebras. Viele Zebras am Salvadora “Schlamm“-Loch Es ist eine fortlaufende, für einmal fast ruhige Prozession zur Trinkstelle, die nur noch ein lehmiger Tümpel ist. Nur zwei Kilometer weiter liegt das Charitsaub Wasserloch, wo wir keine Tierseele finden, obwohl das Wasser viel besser aussieht. Es muss wohl einen Grund dafür geben, aber wir können uns darauf keinen Reim machen. Zebras und Oryx am Nebrownii Wasserloch Wenig später sind wir am Homob Wasserloch, einem toll gelegenen Amphitheater mit Zebras, Impalas und Springböcken auf der Bühne. Sie machen alle einen sehr entspannten Eindruck, was darauf hindeutet, dass sie hier und jetzt nichts zu befürchten haben. Die nächste Quelle, Kapupuhedi, ist trocken und verlassen, dafür sind in Nebwrownii wieder hunderte von Zebras anzutreffen. Die Springböcke suchen Schutz vor der Sonne unter Bäumen Sie sind zum Teil arg schlammverkrustet, denn auch hier ist das Wasserloch eher ein Schlammbad. Unter den wenigen Bäumen und Sträuchern in der unmittelbaren Umgebung suchen Gruppen von Springböcken Schutz vor der stechenden Sonne, so wie wir es schon im Sommer im Kgalagadi Nationalpark erlebt haben. Redheaded Finch (Rotkopfamadine)-Paar Als Thomas im Camp in Okaukuejo aus der Rezeption kommt läuft er Jüre und Doris Sollberger von ATW in der Schweiz in die Hände. Bei ihnen hatten wir den einen oder anderen Kurs als Vorbereitung auf unsere Reise besucht. Wie klein die Welt doch ist. Sie sind für drei Wochen in der Gegend in den Ferien und bewegen etwas ihr Fahrzeug, das sie im südlichen Afrika stationiert haben. Wir machen heute keine Nachmittagspirsch, sondern wollen auch das hiesige, beleuchtete Wasserloch beehren. Elefanten am beleuchteten Wasserloch von Okaukuejo Nach dem Duschen kommt ein gewaltiges Rumpsteak auf den Grill, das aber gar nicht nach Isabellas Geschmack wird, denn Thomas hat das Feuer mit viel zu wenig Holz gemacht, womit es einfach nicht genug gebraten wird. Nashorn im Flutlicht Wenigsten gibt’s für sie noch den feinen Teigwarensalat. Nach dem Nachtessen gehen wir ans Wasserloch. Es sind gleich sechs Giraffen und sieben Elefanten, zu denen noch ein Bulle stösst, da. Dann tauchen noch mindestens zwei Nashörner auf und die Elefanten machen irgendwann einen Abgang. Ganz, ganz nah hören wir mehrmals Löwengebrüll und wir sehen schemenhaft zwei Löwen am Rand des Scheinwerferkegels entlang schleichen. Sie haben aber offensichtlich keinen Durst, denn sie kommen nicht ans Wasser bis es für uns Zeit ist, zu gehen.

Mittwoch, 23.09.2009 – Etosha

Pearlspotted Owl (Perlkauz) zeigt seine falschen Augen am Hinterkopf Heute schaffen wir es sogar noch einmal fünf Minuten früher auf die Pirsch. Am trockenen Wolfsnes Wasserloch ist nicht viel los Wir fahren dem westlichen Rand der Etosha-Pfanne entlang nach Norden, genau schon wie im letzten November. Allerdings sehen wir gar nicht viele Tiere und als wir bei Wolfsnes am ersten “Wasserloch“ sind schwant uns langsam warum. Hier nordöstlich von Okaukuejo sind bis auf eines alle Wasserlöcher trocken. Im Gegensatz zur Regenzeit sind die Tiere jetzt aber auf diese Wasserstellen angewiesen, und wo kein Wasser, da keine Tiere. Nun ja, da wir schon einmal in der Gegend sind, wollen wir uns wenigstens den Geisterwald ansehen. Löwendame, die wieder einmal etwas Toilette nötig hätte Auf der Anfahrt stehen wieder einmal zwei Autos komisch in der Gegend, das eine mit einem grossen ATW-Kleber. Schon bald sehen wir, was sie sehen: Einen Geparden, der parallel zur Piste unterwegs ist. Allerdings verlieren wir ihn schon bald, er hat sich wohl im Gebüsch hingelegt. Faule Löwen unter einem Baum Na also, der Tag beginnt doch vielversprechend. Den Wald fanden wir übrigens nichts Besonderes... Auf der Rückfahrt nach Okaukuejo ist dann wieder Ruhe, bis wir auf drei Löwen stossen, die direkt am Pistenrand unter einem Baum liegen. Wenigstens tun dies die beiden Herren, die Dame scheint etwas vorsichtiger zu sein und liegt einige Meter abseits in der Sonne. Bei ihr entdecken wir eine hässliche Wunde in der Nähe des Schwanzansatzes und wir haben auch das Gefühl, dass sie etwas leidend aussieht. Unschuldig dreinblickende Löwen Wir bleiben fast eineinhalb Stunden stehen und knabbern dabei etwas, bevor wir weiterfahren. Kurz vor dem Camp sehen wir Geier auf Bäumen hocken und immer neue von ihnen heranfliegen. Geier und Schakale kämpfen um die besten Plätze am Kadaver Als wir um eine Kurve kommen sehen wir es ziemlich stieben, denn in zwei- bis dreihundert Meter Entfernung kämpfen einige Schakale und die Geier um den besten Platz an einem Kadaver. Inzwischen ist es früher Nachmittag und wir werweissen, ob wir wohl ins Wasserloch für die Menschen im Camp, oder doch an das nächste für die Tiere gehen sollen. Viele, viele Tiere an der Gemsbokvlakte Da Thomas kaltes Wasser ja nicht sonderlich mag und die Pools doch noch eher auf der kühlen Seite sind, fahren wir zwanzig Kilometer weiter. Gemsbokvlakte heisst der Ort, an dem wir den grösseren Teil des Nachmittags verbringen sollten. Löwin blockiert das Wasserloch Schon von Ferne sehen wir hunderte von Tieren rund um das Wasserloch, und auf der kurzen Zufahrt müssen wir schon fast zwischen den Zebras hindurchfahren. Etwas eigenartig finden wir allerdings, dass keines der Tiere auch wirklich trinkt, obwohl wir nirgends ein Raubtier sehen. Wir stellen uns an den Rand des Parkplatzes und entdecken dabei fast zufällig eine Löwin, die halb versteckt unmittelbar am Bassinrand liegt. Damit ist das Rätsel gelöst: Sie alleine verhindert, dass hunderte von Tieren das lebens­not­wendige Gut zu sich nehmen können. Elefanten vertreiben die Löwin Es sind nur einige wenige Oryx und Spring­böcke, die sich am entgegen­gesetzten Ende der Wasserstelle zu trinken getrauen. Elefanten und Zebras trinken am Wasserloch Doch Hilfe naht! Als wir unterwegs hierher waren, sahen wir eine Herde von Elefanten auf die Wasserstelle zusteuern. Erst kommen drei Bullen um zu trinken und einer verscheucht die Löwin einfach. Die zügelt an einen Platz in zweihundert Meter Entfernung und wird dabei wieder einmal von Dutzenden von Springböcken in geringer Distanz begleitet. Zuerst getrauen sich die Zebras, Oryx und Springböcke zwar wegen der Elefanten, von denen inzwischen die ganze, grosse Familie mit einigen Jungtieren angekommen ist, immer noch nicht ans Wasser. Aber spätestens als die Elefanten wieder abziehen ist der Bann gebrochen und rund um das Becken wird getrunken was das Zeug hält. Giraffenbaby trinkt bei seiner Mutter Schon eine halbe Stunde später ist nur noch ein Bruchteil der Tiere vor Ort, denn wer getrunken hat schlägt sich wieder in den Busch. Das Etosha Abschieds-Rhino Die Löwin hat inzwischen noch Verstärkung durch eine Artgenossin erhalten, aber bis wir losfahren müssen, damit wir den Parkausgang noch vor Sonnenuntergang erreichen, liegen sie nur faul im dürren Gras. Das war ein unglaublicher Nachmittag, den wir von unserem Logenplatz aus, mit Kaffee, Guetzli und Getränken, erleben durften. Es sind Bilder, wie man sie schon im Fernsehen gesehen zu haben glaubt: Chaos, Hektik, Hufgetrappel, Staub und schwirrende Farben. Als kleines Dessert sehen wir auf der Fahrt zum Gate noch ein Nashorn. Eigentlich wollten wir uns gleich am Gate oder kurz danach für die Nacht einfach wieder hinstellen, doch wir finden keinen uns zusagenden Platz. Wenige Kilometer später kommen wir zur ersten Lodge, wo wir zu unserer Überraschung sogar einen Platz erhalten, und es ist bereits dunkel, als wir uns nach einem langen, phantastischen Tag hinstellen.

Donnerstag, 24.09.2009 – Kamanjab

Strasse eingangs Outjo Obwohl wir es brauchen könnten ist Ausschlafen nicht wirklich angesagt. Die vielen Tourbusse auf dem Campingplatz beginnen natürlich früh zusammenzupacken und fahren dann nicht ganz lautlos weg. Tabak steht kiloweise im Supermarkt von Outjo zum Verkauf So starten wir, verglichen mit unserer durch­schnittlichen Abfahrtszeit, recht früh und sind schon bald in Outjo, wo wir unsere Vorräte wieder aufstocken. Vakuum­verpacktes Fleisch, etwas Wichtiges für uns weil es ja lange halten soll, suchen wir allerdings vergeblich. Im Städtchen gibt es auch eine Bäckerei, in der wir Brot kaufen. Wir genehmigen uns hier auch noch einen Kaffee zusammen mit einem Berliner, der zwar toll aussieht, beim Genuss aber vor Fett trieft. Warzenschwein zwischen Outjo und Kamanjab Von hier aus geht es 150km westwärts durch eher langweiliges Farmgebiet. Als kleine Abwechslung gibt es einzig eine Giraffe, ein Warzenschwein, einige Purple Roller und unzählige Drongos zu sehen, sowie alle zehn Minuten mal eine flache Kurve zu fahren. Felsen bei Otjikondo zwischen Outjo und Kamanjab In Kamanjab versuchen wir es im Supermarkt noch einmal wegen des Fleisches. Der Laden macht einen picobello Eindruck, ist aufgeräumt und auch gut sortiert. In punkto Fleisch ist es hier allerdings noch weniger nach unserem Geschmack, und bei der Metzgerei in der Nähe verstehen wir gar nicht, warum die so angeschrieben ist. So fahren wir dann ohne Fleisch ins nur wenige Dutzend Meter entfernte Oppi Koppi Restcamp, das von einem deutsch-belgischen Paar, auch ehemals Reisende, geführt wird. Am Abend beginnt es tatsächlich zu tröpfeln, und einige Male hören wir Donnergrollen. Eigentlich sollte jetzt ja noch der Höhepunkt der Trockenzeit sein, aber bereits seit einigen Tagen stehen viele, manchmal grosse Wolken am Himmel, und bereits heute Vormittag gab es in Outjo schon einen kleinen Regenschauer.

Freitag, 25.09.2009 – Opuwo

Das ruhige Oppi Koppi Restcamp Hier ist es ruhiger, wir schlafen sehr gut. Am Morgen stehen noch einige Wolken am Himmel, aber schon bevor wir wegfahren ist der Himmel von Horizont zu Horizont herausgeputzt. Die Strasse führt dem Zaun des Etosha Nationalpark entlang Wir plaudern noch kurz mit dem Besitzer des Camps und fragen ihn nach ihrer Quelle für Fleisch. Er nennt uns tatsächlich die Metzgerei, die wir gestern nach drei Sekunden wieder verlassen hatten. Er meint wir müssten einfach nach Filets fragen, die hätten sie nicht in der Auslage, sondern im Gefrierschrank. So machen wir es denn und schon liegt eine grosse Kartonschachtel voller vakuumierter Wildfilets auf der Theke. Grasbrand am Strassenrand Wir kaufen rund drei Kilo Kudu und Oryx, wovon wir einen Drittel wieder zu Biltong veredeln wollen. Dann setzen wir Kurs Nord und während einigen Dutzend Kilometern folgen wir dem Zaun des Etosha Nationalparks, ohne dass wir dahinter irgendein Tier zusehen bekämen. Kral südlich von Opuwo Hier überqueren wir auch wieder den Veterinärszaun. Zum Glück ist der Fleischtransport in diese Richtung erlaubt. Der Rest der Strecke, die entgegen den Angaben in allen unseren Karten inzwischen durchgehend geteert ist, ist bis kurz vor Opuwo eher langweilig, erfordert aber trotzdem die volle Aufmerksamkeit, denn hier sind wieder Menschen und ihre Viecher auf den Strassen unterwegs. In Epuwo, dem einzigen namhaften Zentrum im Nordwesten von Namibia, herrscht ein richtig afrikanisches Gewusel. Aufgewirbelter Staub bei Opuwo Halbnackte, lederbeschürzte Himbafrauen und in opulente Gewänder aus wilhelminischer Zeit gehüllte Hererodamen sind nebeneinander anzutreffen. Die meisten Menschen sind aber inzwischen auch hier westlich angezogen. Buntes Gewusel von Menschen vor dem Supermarkt Wir benützen die Gelegenheit noch etwas namibische Dollars zu ziehen, die wir gleich wieder in Diesel umsetzen. Wir fahren zum gediegenen, über der Stadt gelegenen Opuwo Country Hotel, das auch einen Camping­platz führt. Hier treffen wir wieder einmal Schweizer an. Nachdem wir uns eingerichtet haben gehen wir sie begrüssen und unterhalten uns recht lange mit ihnen. Doris und Hans sind mit ihrem Berner Sennenhund auch schon länger auf Achse. Sie sind auf der Ostroute herunter gefahren und sind nun seit rund zehn Tagen in Namibia. Davor waren sie auch schon einmal auf der Seidenstrasse unterwegs. Als es langsam eindunkelt ist es Zeit noch etwas für die knurrenden Mägen zu tun. Zuvor verarbeiten wir aber noch schnell ein Kilo vom Wild zu Biltong, bevor es wieder einmal einen leckeren Salat Matmata gibt. Da das Hotel ein Problem mit der Wasserversorgung hat, gibt es leider keine Dusche.

Samstag, 26.09.2009 – Epupa Falls

Blick vom Hotelhügel auf die Stadt Die Lage der Lodge, wie auch die des Campingplatzes, auf dem Hügel über der Stadt mit einer tollen Aussicht über die umliegenden Ebenen ist einmalig. Himbahütten am Stadtrand von Opuwo Etwas sehr schwach ist allerdings, dass es auch heute Morgen noch kein Wasser gibt, vor allem bei einem Übernachtungspreis von 20 Schweizer Franken fürs Campieren. Doris und Hans kommen vorbei um sich zu verabschieden, wenn auch nur vorübergehend, denn sie haben sich entschieden, ebenfalls an die Epupa Falls zu fahren. Wir starten einiges nach ihnen und gehen noch einmal kurz in den Supermarkt. Nach elf Uhr nehmen wir dann die Piste, von der wir nicht so genau wissen, wie gut oder schlecht sie ist, unter die Räder. Alle Himbas wollen uns anhalten Der Anfang ist vielversprechend, wir kommen gut voran. African Hawk Eagle Offensichtlich wurde die ganze Piste bis an die angolanische Grenze am Kunene entsprechend ihrer Kategorie C, der zweithöchsten, hergerichtet. Fast schon absurd ist die Dichte der Strassenvorsichts­tafeln in dieser äusserst dünn besiedelten Ecke des Landes. Uns soll’s recht sein. Unterwegs sehen wir nach langer Zeit wieder einmal die Bäume Afrikas: Baobabs. Wir kommen schon am Nachmittag an den Grenzfluss, wo wir zuerst einmal staunen, als wir einen ganzen Palmen­hain vor und unter uns sehen. Wir installieren uns auf dem Community Campingplatz unmittelbar am grössten der Wasserfälle. Baobab Der Platz liegt mitten im Palmenhain und ist deshalb angenehm schattig. Der Palmenhain von Epupa Falls Und wir staunen schon wieder, diesmal über die brandneuen Sanitäranlagen, die vor kurzem wohl im Rahmen eines Hilfsprojektes erstellt worden sein müssen. Eine halbe Stunden später treffen auch Doris und Hans ein, die wir unterwegs bei ihrer Mittagsrast überholt haben. Den Rest des Nachmittags tun wir nicht mehr viel, ausser mit unseren Zürcher Nachbarn plaudern und dann gibt’s für uns endlich wieder eine Dusche. Es ist eigentlich schon etwas spät, aber heute wird grilliert und wir sitzen alle vier bis spät in die Nacht draussen, denn es gibt viel zu erzählen.

Sonntag, 27.09.2009 – Epupa Falls

Epupa Fall im Morgenlicht Das Rauschen des Wasserfalls hat uns gut schlafen lassen, wir sind ziemlich ausgeschlafen, wenn auch nicht ganz fit nach dem gestrigen Abend. Epupa Falls Wir entschliessen uns als erstes und noch vor dem ersten Kaffee einen Spaziergang zur Besichtigung der Fälle zu machen, denn um neun Uhr ist es auch noch nicht so heiss. Wir haben eine gute Sicht auf den Fall, der unmittelbar beim Camp liegt. Er ist natürlich nicht mit den Grossen auf der Welt zu vergleichen, aber jetzt in der Trockenzeit fliesst auch nur das Wasser im Flussbett, das weiter oben bei Ruacana, dort wo wir vor zehn Monaten von Angola kommend nach Namibia eingereist sind, beim Staudamm durch die Turbinen gelassen wird. Als wir zurück sind kommt unser Fleisch zum Trocknen aufs Dach. Bevor Thomas sich ans Abwaschen des Geschirrs von gestern Abend macht nehmen wir draussen erst mal gemütlich einen Kaffee. Isabella findet, dass sie währenddessen etwas Wäsche waschen könnte, was uns dann bis am Nachmittag beschäftigt. Für ein Sonntagsfrühstück ist die Zeit nun definitiv abgelaufen, wir essen statt dessen wieder einmal etwas Wurst und Käse. Wäsche, an den Fällen gewaschen Dann ist endlich noch etwas Faulenzen angesagt. Isabella verschlauft sich in die Hängematte und Thomas liegt, fast wie früher bei der Arbeit im Büro, unter dem Laptop. Unser schattiges Plätzchen im Palmenhain Irgendwann kommt dann noch der Landy mit Berner Nummer, dessen Wege wir im Etosha Nationalpark immer wieder gekreuzt haben, hier an. Es sind Angelika und Dänu, der mit seinem Auto vor zehn Jahren die Westroute gefahren ist und sein Fahrzeug seither hier unten stationiert hat. Jetzt sind sie seit fünf Monaten unterwegs und haben noch einen Monat vor sich. Das Camp ist also fest in Schweizer Hand, vor allem als auch noch ein anderes Berner Ehepaar auftaucht, das mit einem gemieteten Camper unterwegs ist. Am Abend sitzen wir gemütlich draussen zusammen und verbringen einen kurzweiligen Abend. Für uns gibt es noch eine unangenehme Überraschung, denn unser Biltong ist voller kleiner Fliegen und riecht unangenehm. Isabella hatte wahrscheinlich wieder einmal Recht, als sie meinte, dass wir zu viel Fleisch auf das Blech gehäuft haben. Dazu war es nicht wirklich der prallen Sonne ausgesetzt, denn die Palmen geben viel Schatten. Voraussichtlich werden wir das Fleisch abschreiben müssen, aber morgen werden wir weitersehen.

Montag, 28.09.2009 – Epupa Falls

Frühstückstisch Wir schlafen wieder hervorragend, auch wenn es diese Nacht nicht sehr abgekühlt hat. Wir setzen uns wie gestern mit einem Kaffee nach draussen, wo die anderen auch schon beim Frühstück sind. Doris und Hans verabschieden sich, sie fahren heute schon weiter. Vielleicht sehen wir sie ja unterwegs nochmals irgendwo. Dänu und Thomas machen sich am Reifen zu schaffen Wir setzen uns dann für ein Weilchen nach drinnen hinter den Laptop, denn wir müssen dringend, aber wirklich dringend, Fotos sichten, sonst kommen wir mit unserem Platz auf der Harddisk in die Bredouille. Nach zwei Stunden sind wir erst mal geschafft und stärken uns einmal mehr mit Wurst und Käse, denn für ein richtiges Frühstück ist es natürlich schon wieder zu spät. An unserem Biltong, das wir noch einmal aufs Dach gelegt haben, sind nun so viele kleine Fliegen dran, dass wir definitiv keine Lust mehr darauf haben. Und noch viel weniger brauchen wir eine Fleischvergiftung, weshalb wir es gelegentlich wohl den Aasfressern übergeben werden. Epupa Fall im Abendlicht Am Nachmittag muss Dänu einen seiner Reifen flicken, ein Schlauch hat ein kleines Loch. Wir können ihm mit etwas Druckluft aus unserem Bremssystem aushelfen, so geht das Aufpumpen nach geglückter Reparatur wesentlich schneller und bequemer als mit der Fusspumpe. Baobabs und Palmen Auch wir haben noch etwas zu basteln, denn der 12 Volt Stecker der mobilen Abwasserpumpe muss wieder einmal gelötet werden. Nachdem auch das erledigt ist gehen wir noch einmal die Wasserfälle besichtigen, diesmal im Abendlicht. Wir sind schon fast ein bisschen zu spät dran, denn die Sonne versinkt gerade hinter den Hügeln und diese werfen bereits ihre Schatten auf die Fälle. Es wird uns erst jetzt so richtig klar, dass hier in der Regenzeit einiges mehr an Wasser fliessen muss und dann sieht es hier sicher noch eine Stufe eindrücklicher aus. Als wir zurück sind, machen wir gleich Feuer, denn heute grillieren wir noch einmal Wild und dazu gibt es einen feinen Salat. Wir sitzen mit Angelika und Dänu zusammen bis der Wind schon fast ein wenig kühl wird und wir uns zum wohlverdienten Schlaf verabschieden.

Dienstag, 29.09.2009 – Etengwa

Der neue Sanitärblock im Epupa Falls Camp Heute geht’s auch für uns weiter, die Berner bleiben noch eine Nacht hier. Ein Himba mit seiner Viehherde Aber vorher essen wir noch gemütlich zusammen Frühstück, bevor wir zusammen­räumen und sie auf eine kleine Wanderung gehen. Wir sind nach eineinhalb Stunden in Okangwati, wo die wunderbare Piste für uns aufhört, denn die führt zurück nach Opuwo. Wir aber wollen tiefer ins Kaokoveld hinein und biegen darum nach rechts ab, auf eine kleine Piste. Gleich zu Beginn stehen wir vor einer sandigen Flussbettdurchquerung, an deren Anfang die Piste unter einem ausladenden Baum durchführt. Piste durch Okangwati Nach einem Augenschein denken wir, dass es reichen sollte und so ist es dann auch, das erste Hindernis ist gemeistert. Ruppige Piste zwischen Okangwati und Etengwa Erst ist die Piste noch einigermassen sandig, was ein mässiges Vorwärtskommen erlaubt, aber schon bald wird die Gegend hügliger und die Piste steiniger, so dass wir selten eine Geschwindigkeit von über zehn Kilometern pro Stunde erreichen. Immer wieder müssen wir Passagen im kleinsten Geländegang überwinden. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das Himbadorf Etengwa, wo wir den trockenen Ombuko überqueren. Wenige hundert Meter später hört Thomas wieder dieses hässliche, rhythmische Zischen, das einen Reifendefekt anzeigt. Die Piste durchquert kurz vor Etengwa den trockenen, sandigen Ombuko Wir haben wieder eine Flanke, diesmal die des hinteren linken Reifens, aufgeschlitzt. Platter Reifen Obwohl wir die Strecke unmittelbar vor dem Ort des Geschehens abschreiten, können wir nirgends einen Stein oder eine Wurzel finden, der oder die diesen Schnitt verursacht haben könnte. Aber es tut ja nichts zur Sache, wir müssen den Reifen wechseln. Die Piste ist da, wo wir gerade stehen sehr uneben, so dass wir uns entschliessen, auf eine kleine Fläche gleich daneben zu verschieben. Isabella wird bei der Arbeit genau beobachtet Da wir ja ganz in der Nähe eines Dorfes sind, sind wir natürlich schon bald von Leuten, vor allem Kindern, umgeben. Die haben damit für heute natürlich ihr Fernsehprogramm... Thomas lässt einen Jungen schaufeln Wir machen uns einfach an die Arbeit, die wieder einmal dauert, und es ist uns schon bald klar, dass wir die Nacht wohl am besten hier verbringen werden. Da die Felge durch das Verschiebungsmanöver praktisch auf dem Boden steht, können wir die Achse mit dem Wagenheber nicht genügend anheben, so dass wir etwas Sand unter dem Rad wegschaufeln müssen. Zwei Himbajungen helfen uns dabei tatkräftig und wirklich fleissig, vergessen aber nicht, selbstbewusst gleich zwanzig Namibia Dollars dafür zu fordern. Wasser für die schwangere Himba Wir beeilen uns heute nicht sehr und es dauert drei Stunden bis alles wieder versorgt ist und wir abfahrbereit wären. Himbahirten von einem der Himba-Jungen fotografiert Die beiden Jungen entlöhnen wir mit zwei T-Shirts und einer Flasche Wasser und einer jungen, schwangeren Himbafrau geben wir ebenfalls eine Flasche, die sie gleich mit den umstehenden Leuten teilt. Nachdem es nichts mehr zu sehen gibt, verziehen sich die Zuschauer ins Dorf und auch die Jungen verlassen uns bei einbrechender Dunkelheit. Die mehrstündige Arbeit in der Hitze hat uns müde gemacht. Zum Glück haben wir noch einen fast fertigen, grünen Salat im Kühlschrank und wir machen uns dazu eine Pasta-Fertigmahlzeit aus unserem ursprünglichen Notvorrat, deren Verfalldatum schon vor einem Jahr abgelaufen ist. Wenig später, und für unsere Verhältnisse sehr früh, fallen wir müde ins Bett.

Mittwoch, 30.09.2009 – Opuwo

Tanzende Himbajungen Um sieben Uhr werden wir mit einem “Hallo“ geweckt. Isabella mit den Himbajungen Es sind die beiden Jungen, die mit einigen Kollegen vor unserem Haus stehen. Während Thomas noch die Erlebnisse vom Vortag in den Laptop tippt, geht Isabella nach draussen, nimmt sich einen Stuhl und setzt sich zu den Jungen. Zwei von ihnen erzählen stolz, dass sie in die Schule gehen. Isabella versucht die Herero-Phrasen aus unserem Namibia-Reiseführer auszusprechen und animiert die Jungs, diese auf Englisch zu wiederholen, was gar nicht schlecht klappt, da sie ganz gut lesen können. Isabella mit einem Himbajungen Um die Wochentage ohne ins Buch zu schauen zu übersetzen haben sie aber mehr Mühe, wogegen auf Englisch von eins bis hundert zu zählen problemlos geht. Isabella mit Himbajungen Nachdem sie auch noch alle Bildli angesehen haben, wird es Zeit für unser Frühstück. Obwohl die Buben “Goodby“ sagen bleiben sie während wir essen immer in der Nähe des Fahrzeuges. Wir denken, wenn wir schon bei einem Himbadorf sind, könnten wir es uns ja auch aus der Nähe anschauen. Die Jungen führen uns zu einem der Krale und beginnen beim Eingang etwas von “fifty“ zu erzählen. Obwohl wir uns denken können was sie meinen stellen wir uns dumm und fragen: “fünfzig was?“ Sie versuchen uns die Zahl zu erklären, aber wir versichern ihnen, dass wir die schon kennen. Piste über Stock und Stein Mit dem Wort “Dollars“ wollen sie einfach nicht herausrücken. Wir geben es schliesslich auf, denn den Kleinen geben wir sicher kein Geld und von den Erwachsenen des Krals taucht niemand am Eingang auf. Brunnen in der Nähe von Otjveze So machen wir uns dann halt ohne Besichtigung wieder auf den Weg. Da wir davon ausgehen, dass die Piste weiterhin so schlecht bleibt und wir jetzt keinen einsatzbereiten Ersatzreifen mehr haben, der montierte Reifen erst noch auf der geschweissten Felge läuft, die laut Dänu, der Schweisser ist, nicht die gleiche Festigkeit aufweist, entschliessen wir uns, den Rückweg anzutreten. Für die 25km bis zur guten Piste, die nach Opuwo führt, brauchen wir wie gestern gut zwei Stunden und tatsächlich ist die geschweisste Felge bereits wieder gerissen. Darum nehmen wir es bis Opuwo etwas gemütlicher, wir wollen nichts riskieren. Dort fahren wir gleich zu einem Reifenservice, wo wir wieder eine normal fahrbare Reifenkonfiguration erstellen wollen. Die drei runden Teile gehören zu unserer Sprengringfelge Etwas stutzig werden wir, als wir ihnen unser Werkzeug leihen müssen, denn normalerweise würden sie nur Autos machen. Schliesslich müssen wir ihnen auch noch zeigen, wie man die Felge auseinandernimmt, da sie zuerst etwas Mühe haben. Zum Glück haben wir ja schon ein paar Mal zugeschaut, aber selber gemacht haben wir es noch nie... Radmontage im Sandgestöber Als wir mit den Reifen beschäftigt sind zieht gerade ein heftiges Gewitter auf, was in erster Linie einmal heisst, dass der ganze Staub und Sand, und davon gibt es nach der langen Trockenzeit viel, durch Opuwo geblasen wird. Wir werden regelrecht eingesandet und heute Abend brauchen wir ganz sicher eine Dusche. Zum Glück bleibt uns aber die Dusche direkt vom Himmel erspart, das Gewitter zieht irgendwie um das Städtchen herum. Während an den Reifen gearbeitet wird unterhält sich Isabella mit einem älteren Mischling, einem Baster, wie sie sich stolz selber nennen, und diskutiert mit ihm über Gott und die Welt. Menschen unterwegs am Strassenrand in Opuwo Es stellt sich dann auch heraus, dass der ältere Herr genau gleich alt wie sie ist, obwohl sie, abgesehen von der Hautfarbe, eher wie Vater und Tochter zusammenpassen würden. Gewitterstimmung Um fünf Uhr ist die Reifengeschichte tatsächlich erfolgreich erledigt und wir verschieben uns zum gleich nebenan liegenden Supermarkt. Dort stehen doch tatsächlich Dänu und Angelika, die die gleiche Strecke ins Kaokoveld wie wir fahren wollten, aber ebenfalls umgedreht haben. Ausserdem sind sie noch in ein richtiges Hagelgewitter geraten, wahrscheinlich das, das Opuwo verschont hat. Wir fahren beide zum Opuwo Country Hotel auf den Hügel, wo wir uns an der Bar ein grosses, kühles Getränk genehmigen um uns den Staub aus den Kehlen zu spülen. Dann rennen wir unter die Dusche, denn diesmal gibt es tatsächlich Wasser. Auch hier macht das Gewitter noch einige zaghafte Versuche, aber es bewirkt schliesslich nur kühlere Luft, was zum Schlafen ja nicht unangenehm ist.

Donnerstag, 01.10.2009 – Sesfontein

Hererofrauen in Opuwo Eine Mücke verdirbt uns unseren wohlverdienten Schlaf. Himbas in Opuwo Thomas hört sie und bis wir heraus­finden, dass sie nur ausserhalb des Rollos sirrt dauert es eine Weile. Isabella findet anschliessend aber keinen richtigen Schlaf mehr. So sind wir nicht wirklich ausgeschlafen als wir aufstehen. Angelika und Dänu brechen auf, noch bevor wir auch nur das Frühstück gemacht haben. Um halb elf Uhr sind dann auch wir unterwegs mit Kurs Süd nach Sesfontein, wo auch die beiden Berner hinwollen. Die Piste ist ganz anständig und steigt schon bald durch abwechslungsreiches Gelände in die Joubertberge. Dorf südlich von Opuwo Unterwegs winkt uns fast jede Menschenseele, meist Himbas, ab und zu auch Hereros, mit dem afrikanischen Zeichen für “Anhalten“. Bachbett=Piste Wir würden es heute wohl nicht bis Sesfontein schaffen, wenn wir auch jedes Mal anhalten würden. Als Höhepunkt der Strecke gibt es zuerst eine kurze, steile Steigung und dann eine etwas längere und mindestens so steile Gefällstrecke. Isabella, die aussteigt und vorausgeht um einige Fotos von Obelix zu schiessen, muss ganz schön Rücklage geben, um das Gefälle von sicherlich 20% zu bewältigen. Obelix tut das locker im zweiten Gang mit der Motorbremse. Berg mit Elefantengesicht Anschliessend sinkt die Piste in einem recht engen Tal um rund sechshundert Meter ab, wobei es bei ein, zwei Passagen nur noch bachbettbreit ist, womit die Piste natürlich in selbigem, steinigen verläuft. Zufahrt zum Fort Der Rest der insgesamt rund 150km nach Sesfontein ist bald hinter uns gebracht, wobei die letzten 10km ganz schön mit Wellblech nerven. Dieser Teil folgt dem Tal des Hoanib Flusses, durch das ein starker Wind weht, der viel Sand und Staub durch die Gegend wirbelt. In Sesfontein besichtigen wir das von den Deutschen um die vorletzte Jahrhundert­wende gebaute Fort, das heute ein anständiges Hotel am Rande der Wüste beherbergt. Unsere Information, dass es nicht mehr möglich ist hier zu campen, bestätigt sich und wir ziehen weiter zum Camel Top Camp, auf dem wir ganz alleine sind. Angelika und Dänu sind wahrscheinlich schon ins Hoanib Flussbett weitergezogen, hier treffen wir sie auf jeden Fall nicht an. Fort Sesfontein Nach einem Bier genehmigen wir uns eine Freiluftdusche, aber Isabella hat nicht die Nerven zu warten bis der Angestellte den Warmwasserkessel endlich einheizt. Warmwasserheizung als Grillstelle Aber sie ist ja auch keine Warmduscherin. Dafür kommt Thomas dann auf die Idee, dass wir die Glut der Heizung gleich für unsere Kudu-Filets benützen könnten. Ins dazu­gehörende Gemüse-Reis kommt auch ein winziges Büchschen Tomatenpüree. Als Thomas das Ding öffnet, spritzt die rote Masse durch die ganze Küche, mit Thomas’ Oberkörper als Hauptzielgebiet. Zum Glück hatte er sein weisses T-Shirt gerade nicht an... Für Thomas gibt’s darum gleich nochmals eine Dusche, während Isabella tapfer die Küche wieder sauber macht. Zum Essen hat’s dann aber doch auch noch gereicht und fein war’s noch dazu.

Freitag, 02.10.2009 – Tsuxab

Obelix auf unserem sandigen, friedlichen Platz in Sesfontein In der Nacht hat es überraschend stark abgekühlt, so dass wir froh sind, unsere Daunendecke noch nicht weggeräumt zu haben. Fast wie im Neuschnee: Thomas im pudrigen Sand Um zehn Uhr geht’s los zum nächsten Abenteuer. Wir wollen nicht den direkten Weg über die Schotterpiste nach Purros nehmen, sondern durch das Flussbett des Hoanib, in dem es mit etwas Glück Wüstenelefanten zu sehen geben soll. Der Einstieg ist nicht ganz einfach zu finden und schon bald stehen wir vor einer sandigen, unüber­sichtlichen Passage. Thomas rekognosziert die Fahrspur und versinkt dabei mit seinen Sandalen knöcheltief im puderig feinen Sand, fast wie im Neuschnee. Fahrspur im Hoanib einmal fest ... Allerdings ist der Grund darunter fest, so dass Obelix schaukelnd zwar, sonst aber ohne Probleme durchkommt. An Tieren gibt’s allerdings noch nicht viel zu sehen, einzig Paviane sitzen ab und zu am Wegesrand. ...meist aber sehr sandig So halten wir uns halt an die Landschaft, die ein absoluter Traum ist. Das trockene Flussbett wird von kargen Bergen gesäumt und schliesslich treffen wir auch auf die ersten drei Springböcke. Der Fluss führt unter der Oberfläche durchaus noch Wasser, und das tritt an einigen Stellen in Tümpeln aus, durch die natürlich unsere Fahrspur führt. Als gebrannte Kinder sehen wir uns die Sache erst mal genauer an, aber schliesslich passieren wir auch diese Stellen erfolgreich. Oryx im Hoanib Anschliessend muss sich Obelix vor allem durch den teilweise recht tiefen Sand des Hoanib wühlen, aber diese Unterlage mag er ja eigentlich gerne. Da muss sogar die Giraffe ihren Hals noch recken um an die Blätter des Baumes zu gelangen Irgendwann sehen wir dann auch die erste Giraffe und einige Oryx, aber die Elefanten machen sich rar. Schliesslich stehen dann doch zwei Exemplare unter einem Baum und schon wenig später müssen wir anhalten, weil sich eine ganze Gruppe von ihnen auf unseren Weg begibt. Wir tuckern langsam und in gebührendem Abstand hinterher, bis wir sie auf einer kleinen Nebenspur überholen können. Es geht nicht allzu lange bis wir schon wieder anhalten müssen. Wir tuckern den Dickhäutern in gebührendem Abstand hinterher Diesmal schalten wir gar den Rückwärtsgang ein, nachdem die Mutter, uns drohend, zum Nachwuchs geeilt ist. Obelix im breiten Tal des Tsuxab Nach einer halben Stunde bewegen auch sie sich etwas seitwärts und wir können endlich vorbei. Inzwischen hat wieder der kräftige Wind eingesetzt, der nicht nur viel Sand aufwirbelt, sondern auch kühle Meeresluft mitbringt. Während es lange Zeit 35 Grad warm war, sinkt die Temperatur innert Kürze auf 28 Grad. Knappe zehn Kilometer vor Amspoort, dem Ende des zugänglichen Teils des Hoanib, kommt uns der Landy von Angelika und Dänu entgegen. Obelix auf unserem Übernachtungsplatz in der weiten Ebene des Kaokovelds Sie haben letzte Nacht am Rande des Flussbetts campiert und sind nach dem heutigen Ausflug wieder unterwegs zurück zu ihrem Camp. Wir unterhalten uns ein paar Minuten und fahren dann weiter. Thomas blickt in die Weite des Kaokovelds Vielleicht sehen wir uns wieder in Swakopmund, wer weiss. Wenig später kommt uns ein rotes Mietauto entgegen, mit deren deutscher Besatzung sich Thomas schon an den Epupa Falls unterhalten hatte. Auch mit ihnen plaudern wir ein Viertelstündchen bevor es weiter geht. In Amspoort benötigen wir noch zweimal den Rückwärtsgang, bevor wir den richtigen Ausstieg aus dem Hoanib finden. Oryx allein auf weiter Flur Ab hier folgen wir dem Tsuxab nordwärts. Dieses Tal hat einen völlig anderen Charakter, es ist viel trockener, was an den fast nicht vorhandenen Bäumen zu erkennen ist. Die Piste hier ist einfacher zu befahren, dafür rüttelt ab und zu heftiges Wellblech an Obelix. Die Sonne versinkt hinter der Skelettküstenbewölkung Je weiter wir aufsteigen, desto breiter wird das Tal und auch hier durchfahren wir eine unglaublich tolle Landschaft. Kurz nach sechs Uhr haben wir für heute genug, wir folgen einer Fahrspur zu einem kleinen Hügel, wo wir einen recht ebenen Platz finden. Hier ist es gerade noch 22 Grad warm, wir beginnen zu frösteln. Trotzdem steigen wir die paar Meter auf den Hügel, von dem wir eine 360 Grad Sicht haben und von dem aus wir die Sonne hinter der Bewölkung über der Skelettküste untergehen sehen. Das war ein Tag für die Ewigkeit!

Samstag, 03.10.2009 – Sesfontein

Der Nebel von der Skelletküste erreicht uns fast Wir erwachen kurz nach dem die Sonne auf Obelix zu scheinen beginnt. Der Nebel von der Skelettküste ist bis auf wenige Kilometer zu uns heran gekrochen. Wenn wir gestern unser Camp früher aufgeschlagen hätten, wären wir heute in einer feuchten Watte erwacht. Die vier Oryx, die ... Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Purros. Heute sehen wir noch Springböcke, Oryx und Strausse. Die Piste führt weiter über die breite Ebene bis kurz vor den Abstieg in das Hoarusib Tal. Wir entschliessen uns eine Piste zu nehmen die nicht dort hinunter führt, sondern parallel zum Tal verläuft, und die etwa 10 Kilometer östlich von Purros auf die Piste D3707 trifft. ... die beiden Kleinen haben stehen lassen Hier geraten wir wieder etwas zwischen die Hügel und die Fahrspur ist wesentlich steiniger als zuvor. Die Landschaft bleibt weiterhin wunderbar. Einmal machen sich vier Oryx rechts des Weges aus dem Staub. Unmittelbar danach sehen wir links zwei herzige Jungtiere, die offensichtlich zu den anderen gehören, den Anschluss aber verpasst haben. Die Piste auf der Ebene, dahinter das Hoarusib Tal So allein gelassen beobachten sie uns erst noch neugierig, nehmen dann aber in die entgegengesetzte Richtung Reissaus. Kurz nach Mittag stehen wir nach der Überquerung des ebenfalls trockenen Gomatum an der D3707, die links nach Purros führt. Wir machen kurzfristig eine Planänderung, denn die hundert Kilometer zurück nach Sesfontein sollten wir locker am Nachmittag schaffen, was uns einen zusätzlichen Tag Flexibilität bis nach Windhoek bescheren würde. Obelix durchquert das trockene Gomatum Flussbett Die Piste besteht gleich mal aus drei Fahrspuren, ein deutliches Zeichen, dass die eigentliche Piste in schlechtem Zustand ist, sprich viel Wellblech aufweist. Aber nicht nur deswegen kommen wir nur langsam voran, wir durchqueren des Öfteren das Flussbett des Gomatum, dem wir lange, lange folgen und oft ist die Piste auch sehr steinig. Schöne Landschaft mit Bergen im Hintergrund Tatsächlich sind wir auf dieser auf jeder Karte eingezeichneten Verbindungsstrecke nicht schneller unterwegs als auf den Wegen zwischen Hoanib und Hoarusib. Es wird uns schon bald klar, dass wir es wohl erst gerade vor Sonnenuntergang nach Sesfontein schaffen werden. Unter der Rüttelei des Wellblechs leidet natürlich auch wieder einmal Obelix. Nach der Überquerung dieses Passes... Die Aufhängung des Auspuffs ist nun zum dritten Mal gebrochen, zweimal davon in Namibia. Wir hoffen einfach wieder einmal, dass wir den Auspuff unterwegs nicht verlieren, denn gröber zu- und hergehen als auf dieser Piste kann es eigentlich nicht mehr. ... finden wir dieses ruhige Plätzchen neben der Piste Dafür entschädigt uns die Landschaft einmal mehr, sie ist wirklich einmalig. Nach der Über­querung eines steinigen Passes gut fünfzehn Kilometer vor Sesfontein suchen wir uns schliesslich etwas früher als gestern einen Schlafplatz etwas abseits der Piste zwischen einigen Bäumen. Ein einziges Auto fährt vorbei bis es eindunkelt und wir denken, dass wir hier, obwohl nicht ganz unsichtbar, wohl ungestört bleiben werden. Aus dem letzten Wildfleisch zaubert Isabella ein Geschnetzeltes an einer Bratensauce. Ohne Frischfleisch müssen wir uns morgen auch nicht überlegen, wohin wir das Fleisch verschwinden lassen sollen, falls wir morgen tatsächlich den Veterinärszaun nach Süden überqueren sollten.

Sonntag, 04.10.2009 – Palmwag

Provisorium #1, die Auspuffaufhängung Wie erwartet verläuft die Nacht in einem Frieden und wir sind zeitig wieder auf. Die gebrochene Schweissnaht des Batteriegestells Nach dem Frühstück demontiert Thomas die gebrochene Auspuffaufhängung und bastelt ein Provisorium mit einem Spanngurt, der hoffentlich nicht abbrennt. Als er so unter Obelix liegt, sieht er einen Kühl­wasser­schlauch, der eventuell auch nicht mehr richtig sitzt. Dieser Anschluss ist dann zwar in Ordnung, dafür entdeckt er, warum unser Spezialhorn nicht mehr richtig tönt: Das Horn des ersten Tones ist abgebrochen. Das Horn des zweiten Tones hängt lose an den Kabeln, hier ist der Träger gebrochen. Einzig das dritte Horn ist noch unversehrt. Provisorium #2, die Batteriegestellstütze Das lose Horn befestigen wir mit Kabelbindern, denn eine Demontage ist nicht ganz einfach. Dann räumen wir alles zusammen um endlich loszufahren. Thomas wäscht sich noch die Hände am Aussenduscheanschluss, dessen Mischbatterie im Technikschrank montiert ist. Dabei entdeckt er neues Ungemach: Eine weitere Schweissnaht einer Stütze des Batteriegestells ist gebrochen. Super, und wir haben noch 500km Pisten vor uns. So können wir nicht weiterfahren, denn die Gefahr besteht, dass die beiden oberen Batterien, die zusammen 150kg wiegen, auf die unteren fallen. Aus zwei Brennholzstücken basteln wir uns schliesslich eine provisorische Stütze, die wir lange zuschleifen müssen, bis sie die richtige Form haben und wir die Klappe wieder schliessen können. Bemalte Häuschen bei Khowarib Klar ist auch, dass wir unsere Reise in diesen Teil von Namibia abbrechen und auf dem schonendsten Weg, sprich möglichst auf Teerstrassen, nach Windhoek zurück­kehren müssen, um dieses Problem zu lösen. Wir sind schwer enttäuscht, dass wir wegen einer unserer Meinung nach mangelhaften Ausführung eines so wichtigen Teiles unseres Aufbaus nicht alles von Namibia bereisen können, was wir wollen. Mal schauen, ob uns Action Mobil wenigstens bei der Lösung des Problems behilflich sein kann. Berg- und Talbahnpiste Wie auch immer, weiterfahren müssen wir ja trotzdem und so sind wir kurz nach zwei Uhr nachmittags wieder unterwegs. Wir fahren vorsichtig die ersten fünfzehn Kilometer bis Sesfontein und sehen dann mal nach, ob unsere Bastelei den ersten Test bestanden hat. Alles ist noch so, wie es sein sollte, darum nehmen wir Palmwag gut 100km südlich als Ziel ins Visier. Zebras in der Abendsonne Die Landschaft entschädigt uns auch heute für den Ärger und unsere Stimmung heitert sich wieder etwas auf. Auf den letzten 50km ist die Piste eine einzige Berg- und Talfahrt, immer wieder tauchen wir in Flusstäler, die teilweise sogar noch etwas Wasser führen. Und wo es Wasser hat gibt es natürlich auch Tiere. So sehen wir viele Springböcke, Zebras und sogar Kudus in dieser wunderbaren Landschaft. Landschaft bei Palmwag in der Abendsonne Die Sonne sinkt immer tiefer und wirft ein goldenes Licht auf die Hügel. Schliesslich versinkt die Sonne ganz und im letzten Tageslicht erreichen wir Palmwag. Isabella verspürt keine Lust, 30 Schweizer Franken zu bezahlen, nur um dort für die kurze Nacht zu parkieren. Landschaft und Piste bei Palmwag in der Abendsonne Deshalb fahren wir weiter bis zum Veterinärszaun, der ein Kilometer nach der Lodge folgt und wo wir uns für die Nacht hinstellen wollen. Der Kontrolleur überprüft gewissenhaft unseren Kühlschrank, aber wir haben ja das letzte Frischfleisch gestern verbraucht. Wir fahren durch das Tor im Zaun und man weist uns einen Platz hinter dem Häuschen mit dem Büro zu. Dort bereiten wir uns rasch einen Salat Matmata, eine kühle Wohltat. Draussen tönt es aus einer anderen Ecke wie aus einer Disco, hoffentlich geht die dann gelegentlich mal zu Ende. Neben der Musik erhebt sich bald einmal der Lärm von Stimmen, bis schliesslich Bierflaschen bersten und die Musik stoppt. Es wird lautstark gestritten. Eigentlich dachten wir ja, dass wir an diesem offiziellen Ort sicher sind, aber so? Hoffen wir das Beste, und dass gelegentlich doch noch Ruhe und Vernunft einkehrt.

Montag, 05.10.2009 – Khorixas

Mais- und Kohlgärtchen gleich hinter dem Ladiesklohäuschen Offensichtlich beruhigen sich die Gemüter doch noch, denn wir schlafen tief und fest bis am Morgen. Einer der vielen Souvenirverkaufsstände an der Touristenroute vom Etosah Nationalpark an die Skelettküste Wir trinken nur einen Kaffee und fahren dann los, weiter auf meist mehr schlechter als rechter Piste, was uns natürlich nicht sehr erfreut. Damit wird auch nichts aus unserer leisen Hoffnung, dass wir beim Abzweig an die Skelettküste finden: Ist ja gar nicht so schlimm, wir nehmen die ursprünglich geplante Route ans Meer. Als kleiner Trost ist die Landschaft weiterhin spektakulär. Beim Abstieg ins Huab Tal kommen uns doch tatsächlich Doris und Hans mit ihrem Mercedes-Wohnmobil entgegen. Obelix beim Abstieg ins Huab Tal Es gibt eine freudige Begrüssung zum unvorhergesehenen Wiedersehen und eine kurze Konferenz am Pistenrand. Nach einer Viertelstunde fahren wir beide unserer Wege, vielleicht sehen wir uns in Windhoek wieder. Vor fünfzehn Jahren standen wir hier am Flussbett vor reissendem Wasser Kurze Zeit später ist es bereits Mittag und damit Zeit, endlich mal etwas Substantielles zu essen. Vor fünfzehn Jahren standen wir mit unserem gemieteten Fahrzeug vor einem fliessenden Fluss, einem “abkommenden Rivier“ wie die deutschsprachigen Namibier sagen, und das mitten in einer extrem trockenen Gegend unter wolkenlosem Himmel. Es ist genau die Stelle, an der wir jetzt unsere Mittagspause machen, nur ist der Huab jetzt, wie wahrscheinlich an 350 Tagen im Jahr, furztrocken. Landschaft und Berge im Damaraland Danach geht es weiter, mal können wir 40km/h fahren, dann wieder nur knapp 20. All die Touristenattraktionen an der Route wie die Felsmalereien von Twyfelfontein, sowie die Basalt-“Orgelpfeifen“ und den “verbrannten“ Berg in der Nähe davon, lassen wir rechts liegen. Teil eines versteinerten Baumstammes Wir haben sie vor 15 Jahren besucht und sie haben uns dazumal schon nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Einzig dem versteinerten Wald direkt an der Strecke statten wir einen Besuch ab, denn Isabella kann sich nicht mehr daran erinnern, wie es ausgesehen hat. Hier liegen mehrere versteinerte Baumstämme, die knapp dreihundert Millionen Jahre alt sind und scheinbar zu Zeiten eines flachen Binnenmeeres aus Zentralafrika angeschwemmt wurden. Thomas liegt gemütlich im Stuhl auf dem grünen Wiesli des Camps Auf dem Gelände wachsen ebenfalls einige Welwitschias, die aber nichts im Vergleich zu dem sind, was wir schon in Angola gesehen haben. Gegen halb sechs Uhr erreichen wir Khorixas, wo wir uns wieder wie im November letzten Jahres in der netten iGowati Lodge niederlassen. Vorwitziger Cape Wagtail (Kapstelze) Hier ist bei einem günstigen Preis sogar das Brennholz inbegriffen. Leider haben wir ja kein Grillfleisch mehr, und so sagen wir spontan zu, als uns der Angestellte fragt, ob wir im Restaurant essen wollen. Erst gibt’s aber noch das wohlverdiente Feierabend-Bier und die längst fällige Dusche, bevor wir frisch genug fürs Restaurant sind. Dort sind wir dann etwas enttäuscht, als wir auf der Karte nur zwischen Rump- und T-bone-Steak wählen können. Beides ist aber gut gemacht und wir sind zufrieden. Als wir uns die Desserts auf der Menu-Karte anschauen wollen bemerkt die Angestellte, dass uns das zweite Blatt im Ordner fehlt. Auf diesem hätten denn auch noch drei weitere Gerichte zur Auswahl gestanden...

Dienstag, 06.10.2009 – Omaruru

Landschaft zwischen Khorixas und Outjo Isabella versucht am Vormittag ihren Zahnarzttermin in Windhoek vorzuverschieben, damit wir eventuell nach der Batteriegestellreparatur noch einmal etwas Zeit für eine kleine Rundfahrt an die Küste nach Swakopmund haben. Blühender Jacaranda Baum auf einer Farm zwischen Korixas und Outjo Doch leider ist der Terminkalender total ausgebucht, es ist diesbezüglich also nichts zu machen. Wir entwickeln einen Plan B, der so geht, dass wir halt auf der Teerstrasse nach Swakopmund fahren wenn wir hier in Khorixas wenigstens die Auspuffaufhängung reparieren lassen können. Unserer Batterie­gestell-Bastelei trauen wir zu, dass sie bis Windhoek durchhält. Wir können das kleine Teil der Aufhängung gleich hier in der Lodge schweissen lassen. Achtung Warzenschwein Strassenschild Währenddessen pumpen wir unsere Reifen wieder auf Strassen­druck und füllen den leeren Wassertank. Etwas verblüfft sind wir, als der Angestellte meint, wenn wir ihm 100 Namibia Dollar, umgerechnet etwas weniger als 15 Franken, für die halbstündige Arbeit geben würden, wäre das in Ordnung. Und schon rennen Warzenschweine über die Strasse In Opuwo hat der ältere Mischling Isabella erzählt, dass ein einfacher Arbeiter ab 800 N$ im Monat verdient. Wir fühlen uns etwas über den Tisch gezogen, aber das Management des Hotels findet diesen Betrag ebenfalls angemessen... Wie auch immer, wir brechen ziemlich genau am Mittag auf. Wir wollen heute bis nach Omaruru gelangen und für diese 330km benötigen wir den ganzen Nachmittag. Zwischen Otjwarongo und Kalkfeld auf dem Weg nach Omaruru Die Landschaft ist hier eher wieder langweilig, so dass wir uns auf den kurzen Stopp in Outjo, wo wir Brot kaufen, freuen. Diesmal verzichten wir allerdings auf den durchsichtigen Filterkaffee. Altrosa blühender Baum am Strassenrand In Otjiwarongo, der nächsten Stadt in 60km Entfernung, gibt es ebenfalls eine deutsche Bäckerei mit Café, und hier kriegen wir einen richtig feinen Espresso. Der Laden sieht wirklich wie aus Deutschland hierher gebeamt aus und die bereits älteren Besitzer stehen noch selber hinter der Verkaufstheke. Wir können nicht widerstehen zum Kaffee noch ein Stück Schwarzwäldertorte zu verdrücken. Ganz schön mutiger Eber, so nahe bei Obelix... Die Torte ist dann aber leider nicht wirklich so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ab hier übernimmt Isabella zum ersten Mal seit der Knieoperation wieder das Steuer und fährt, wie wenn sie es jeden Tag tun würde. Kurz vor Omaruru kommen die Erongoberge in Sicht An der Strecke nach Kalkfeld und Omaruru stehen “Achtung Warzenschweine“-Tafeln, und für einmal nicht von ungefähr. Bald schon stehen die Tiere links und rechts am abgemähten Strassenrand, wo sie grasen. Isabella muss vorsichtshalber immer wieder runterschalten und einmal rennen die Viecher tatsächlich im letzten Moment über die Strasse. 40km vor Omaruru beginnen sich die fast schon vertrauten Erongoberge in der Ferne abzuzeichnen. Wir haben zu Beginn unserer Zeit in Namibia nicht gedacht, dass wir hier dreimal vorbeikommen werden.

Mittwoch, 07.10.2009 – Swakopmund

Herero-Mercedes: Eselkarren-Touren durch Omaruru Am Morgen wecken uns die Perlhühner mit ihrem lauten Gekreische. Nachdem wir uns gestärkt und zusammengepackt haben geht es zuerst südwärts bis Karibib und dann westwärts, dem Meer entgegen. Wüstenhafte Landschaft bei Rössing auf dem Weg nach Swakopmund Ab Usakos beginnt nicht nur die GPS-Anzeige der Meter über Meer zu sinken, sondern auch die Temperatur. Namibia ist ja sowieso ein eher trockenes Land, aber je näher wir Swakopmund kommen, desto dürftiger wird die Vegetation, bis wir kurz vor Swakop praktisch durch Wüste fahren. Am Ziel beehren wir wieder einmal einen Spar Supermarkt und fahren dann ans südliche Ende der hübschen Stadt. Zufahrt nach Swakopmund, im Hintergrund lässt sich schon das Meer erahnen Hier können wir uns nicht recht entscheiden, ob wir uns nun auf dem teuren Campingplatz “Alte Brücke“, der wirklich schön ist, oder aber auf dem günstigeren Sea Gull’s Cry Camping niederlassen sollen. Moltkestrasse im Zentrum von Swakopmund Als wir im Gull’s Cry gerade einen Augenschein nehmen wollen sehen wir Doris’ und Hans’ Mercedes Wohnmobil davorstehen. Damit gibt’s zum zweiten Mal innert zwei Tagen ein diesmal vor allem für sie überraschendes Wieder­sehen. Wir installieren uns im Gull’s Cry und sitzen erst mal nach draussen um bei einem Bier zu tratschen, obwohl die Temperatur eher nach einem Kaffee rufen würde. Als es dann doch zu kühl wird verziehen wir uns in unsere Häuser und dort in die Küche. Bei uns gibt es ein schön wärmendes Risotto, bis wir drinnen so warm haben, dass wir sogar die Fenster wieder aufsperren müssen.

Donnerstag, 08.10.2009 – Swakopmund

Blick vom Pier südwärts zum Dünengürtel Es ist grau und kühl draussen, so richtig, um noch etwas drinnen zu bleiben. Farbig blühende Vorgärten an den Strandhäusern Wir schreiben ein paar Mails und essen dann am späten Vormittag noch ein richtiges Frühstück. Dann machen wir uns auf, die Stadt zu Fuss zu erkunden. Wir gehen der Strand­promenade entlang zum alten Pier, an dessen Ende an einem neuen Restaurant gebaut wird. Anschliessend folgen ein paar bunte Häuser, vor denen Blumen in kräftigen Farben blühen. Im Stadtzentrum begeben wir uns zur Kristall Galerie, wo der grösste Kristall der Welt ausgestellt sein soll. Die Ausstellung ist tatsächlich auf Topniveau und die Stücke eindrücklich. Altes Amtsgericht Gebäude Die Galerie wird wahrscheinlich in erster Linie durch Schmuckverkäufe des umfangreichen, integrierten Ladens finanziert, denn der Eintritt ist sehr moderat. Kristall auf einem Amethystbett Noch besser als die riesigen Kristalle gefällt Isabella allerdings ein Gestein namens Pietersite, das in Scheiben geschnitten und poliert mit fantastischen Farbspielen auftrumpft. Es gibt erstaunlich viele Läden in einer Stadt mit nur etwas über 20’000 Einwohnern, und das sind nicht nur Shops für die Touristen. Die gibt es natürlich auch, wir treffen unterwegs in den Strassen und Fuss­gänger­passagen viele an. Eigentlich würden wir auch hier gerne eine Schwarz­wälder­torte versuchen, denn wenn in Namibia etwas deutsch ist, dann ist es Swakopmund. Hier sind die Bäckereien erstaunlicherweise aber etwas dünn gesät und so gehen wir zurück zum Café Anton. Garnisonstrasse in Swakopmund Dort werden wir dann auch noch enttäuscht, denn die Schwarzwälder sind bereits ausverkauft und irgendeinen anderen Kuchen wollen wir nicht. So ziehen wir hungrig zurück zum Campingplatz. Unterwegs gibt’s wenigstens noch ein Erfolgserlebnis: In einem der Super­märkte finden wir unseren Lieblingskaffee zum Aktionspreis, und so schnappen wir uns gleich zwei Packungen davon. Die alte Kaserne Auf dem Campingplatz stehen zwei super ausgerüstete Toyota Landcruiser mit deutschen Nummern­schildern, die wir bereits in der Stadt gesehen haben. Thomas plaudert ein wenig mit ihnen und es stellt sich heraus, dass sie die Fahr­zeuge nach Namibia verschifft haben. Sie haben nur vier Wochen Zeit und wollen ihre Wagen bis zum nächsten Urlaub in Namibia unterstellen. So kann man’s natürlich auch machen, aber dafür sehen ihre Fahrzeuge fast etwas übergerüstet aus. Als die Sonne untergegangen ist wollen wir uns gerade aufmachen, in einem Restaurant der Stadt endlich wieder einmal Fisch essen zu gehen. Da erhalten wir eine SMS von Thomas’ Schwester Manuela die uns fragt, ob wir die Dokumente, die sie uns per E-Mail geschickt hat, lesen könnten. Leider gibt’s damit ein Problem, so dass wir den feinen Fisch für heute abschreiben müssen. Kaum zu glauben, aber das Zürcher Steueramt bringt es tatsächlich zustande, uns diesen Abend zu vermiesen...

Freitag, 09.10.2009 – Swakopmund

Erklärungszeichnungen im Sand Heute ist wieder einmal früh aufstehen angesagt, denn wir gehen auf eine Tour in die Wüste für die wir um zehn vor acht vor dem Eingangstor des Camps bereitstehen müssen. Dancing White Lady Spinne Wir bringen es für einmal tatsächlich fertig, samt komplettem Frühstück und Abwasch pünktlich zu sein. Allerdings ist dann das Fahrzeug von “Living Desert Adventures“, das uns abholt, weniger pünktlich und wir müssen eine Viertel­stunde warten. Als es dann doch noch kommt, fahren wir erst einmal ins Flussbett des Swakop, hinter dem gleich die Dünen beginnen. Hier zeigt uns Christopher Nel verschiedene der in der Wüste lebenden Tiere, die wir als Laien nie sehen würden. Ein Skink, bei uns Blindschleiche genannt Zuerst aber erklärt er uns in einfachen Zügen wie das Ökosystem Wüste funktioniert und warum hier trotz der lebensfeindlichen Umstände ein erstaunlich vielfältiges, aber vielfach verstecktes Leben existiert. Dann geht es los mit den Tieren. Gecko vor der Kameralinse Als erstes findet er uns eine Spinne, die auf der Leeseite der Dünen unter der Sand­oberfläche wohnt. Sie hat die spezielle Eigenschaft, dass sie bei Gefahr einerseits wie ein Rad die Düne hinunterrollt, andererseits unten angekommen eine Art Kriegstanz aufführt, weshalb sie auch den Namen “Dancing White Lady“, also “tanzende weisse Dame“, bekommen hat. Dann werden kleine Blind­schleichen, Skinks, ans Licht gezaubert, die nichts anderes als blinde, hals- und beinlose Eidechsen sind. Der Palmato Gecko Wenn man sie wieder in den Sand setzt, sind sie in einer Sekunde verschwunden. Auch das Hauptfutter der “Raubtiere“ der Wüste, also der Spinnen, Eidechsen, Schlangen und Skorpione, wird uns gezeigt. Der Gecko verschwindet in seinem Bau nach dem anstrengenden Auftritt Es sind Silberfische, genau die, die auch in unseren Abflussrohren in den Häusern wohnen. Dann folgt, zumindest für Isabella, der Höhepunkt der Tour. Ein unglaublich farbiger Wüstengecko mit seinen riesigen Augen und “Schwimmhäuten“ an Händen und Füssen wird ans Tageslicht befördert. Zuerst ist er noch etwas steif und starr, so dass wir gute Fotos schiessen können. Dann aber, mit zunehmender Wärme, wird er munterer und er wird wieder in seine Behausung zurückgesetzt, wo er gleich den Eingang zuzuschaufeln beginnt. Chamäleon schnappt sich mit der Zunge einen Käfer Schliesslich gibt es noch zwei Wüstenchamäleons zu bewundern und wie sie mit ihren langen Zungen die hingehaltenen Käfer “schiessen“. In den wenigen Büschen zwischen den Dünen leben auch Schlangen und als erstes sehen wir eine “Sidewinder“-Viper. Wobei “sehen“ fast etwas übertrieben ist, denn die Schlange hat sich in den Sand eingegraben und nur ihre Kopfplatte ist sichtbar. Wir können sie allerdings erst erkennen, als sie ihre Zunge ein paar Mal hervorschnellen lässt. Ein junges Chamäleon Sie ist erstaunlich klein aber trotzdem schmerzhaft giftig, sollte sie einem beissen. Dann können wir noch eine Hornviper bestaunen, die ein wenig grösser, giftiger und aggressiver ist. Gemäss Chris sind diese Schlangen nur selten hier anzutreffen, er findet sie vielleicht einmal im Monat. Skorpione sehen wir leider keine, aber dreieinhalb Stunden sind wie im Fluge vergangen und wir haben uns nur einen Kilometer bewegt. “Sidewinder“-Viper Nun gibt es mit dem umgebauten Landy noch eine Fahrt durch die Dünen, damit wir auch die Dünenlandschaft noch etwas bestaunen können. Chris wettert immer wieder gegen die Quadfahrer, die die Dünen, und noch schlimmer, die Kiesebenen dazwischen, umpflügen und damit das Ökosystem, wenn nicht zerstören, so doch zumindest empfindlich schädigen. Hornviper in Verteidigungsstellung Er gibt sich mit seinem Unternehmen Mühe, immer dieselben Fahrspuren zu benützen, aber wir kommen um den Eindruck nicht herum, dass es auch ihm Spass macht, über die Dünen Achter­bahn zu fahren. Nach fünf kurzweiligen, interessanten und faszinierenden Stunden sind wir zurück im Camp. Im Dünengürtel von Swakopmund Die Tour ist zwar sündhaft teuer, aber uneingeschränkt zu empfehlen. Als wir zu Obelix kommen steht der Magirus von Ute und Florian dort, die uns heute aus Walvis Bay besuchen kommen. Sie plaudern schon mit Doris und Hans, wir setzen uns dazu und verbringen so den ganzen Nachmittag. Thomas mit Florian und Ute vor ihrem Magirus und vor dem Mercedes Wohnmobil von Doris und Hans Die Sonne scheint ganz schön kräftig und Thomas bringt es wieder einmal fertig, sein Gesicht zu verbrennen. Zum Glück schickt ihn Isabella auf die andere Seite, damit er die Sonne im Rücken hat und bringt ihm die Mütze, sonst wäre es noch schlimmer gekommen. Ute und Florian verabschieden sich wieder nach Walvis Bay und wir machen noch einmal einen Versuch mit einem Fischrestaurant. Im bekannten “Tug“ an der Strandpromenade beim Pier kriegen wir aber keinen Platz, es ist schliesslich Freitagabend. So versuchen wir unser Glück im Hotel Europa Hof, das nicht weit vom Camp entfernt liegt und eine einladende Menu­karte ausgehängt hat. Das Hotel wirkt etwas bieder und so ist denn auch unser Essen: Unsere “Küstenteller“ sind gut, aber das Ganze ist etwas uninspiriert. Zurück in der warmen Stube sichten wir noch schnell die Bilder von heute, bevor wir müde vom langen Tag an der frischen Luft ins Bett fallen.

Samstag, 10.10.2009 – Walvis Bay

Die Küstenstrasse nach Walvis Bay Als wir noch im Bett liegen hören wir doch tatsächlich einige Tropfen auf unser Dach fallen. Vom Gewitter nasse Strassen in Walvis Bay Wir nehmen es heute gemütlich, denn wir wollen nur nach Walvis Bay, das nicht mehr als rund 30km entfernt liegt. Nach dem Zmorge stehen wir noch etwas mit Hans und Doris zusammen, und dabei hören wir es doch tatsächlich donnern. Nicht weit von hier muss es also ziemlich sicher kräftig regnen, und dabei hat uns Chris gestern doch erzählt, dass Swakopmund seit drei Jahren keinen Regen mehr erhalten hat. Wieder einmal verabschieden wir uns von Doris und Hans, wahrscheinlich werden wir sie in Windhoek wieder sehen. Fischtrawler im Trockendock von Walvis Bay Wir fahren zwischen Meer und Dünen südwärts und es ist alles ziemlich grau. Kurz vor Walvis Bay gibt’s die ersten Tropfen, aber viel mehr kriegen wir dann doch nicht ab. Soweit das Auge reicht: Flamingos in der Lagune In der Stadt selber muss es aber ziemlich geschüttet haben, denn die Strassen sind nass und es stehen noch grosse Gunten. Wir machen ein paar Einkäufe und fahren nach einer kleinen Stadtrundfahrt an die Lagune, wo wir Ute und Florian anzutreffen hoffen. Sie sind aber noch unterwegs, so dass wir uns erst mal einen Kaffee genehmigen, den wir zusammen mit feinen Wernli Choccoly, die wir aus der Schweiz mitgebracht haben, geniessen. Als wir gerade beim zweiten Kaffee sind, kommen die beiden angefahren und wir dislozieren zu ihrem Stammplatz direkt an der Lagune. Ute und Florians Stammplatz an der Lagune Wir stehen zusammen draussen, plaudern, sehen zu wie die Flut hereinkommt und die Sonne langsam dem Horizont zuwandert. Sonnenuntergang über der Lagune Zwischendurch hören wir es wieder einmal donnern und wir können sogar einige Blitze beobachten. Dazu geht ein ganz schön kühler Wind, der uns schliesslich nach Sonnenuntergang in die Wärme unserer Wohnungen treibt. Wir kochen eines unserer Lieblingsgerichte, Pouletbrüstchen an einer Baumnusssauce. Da wir keine Baumnüsse gefunden haben ersetzen wir sie mit Walnüssen, die schmecken fast genauso gut. Dazu gibt es in Speck gewickelte Bohnen und richtige Bschüssig-Krawättli. Ein formidables Festessen, zu dem wir den teuren, namibischen Wein vom Neuras-Weingut trinken. Der kann dann den Erwartungen nicht ganz standhalten, aber wir geniessen unseren Schmaus. Nachdem wir in der Küche wieder aufgeräumt haben gehen wir noch auf einen Schlummertrunk zu Ute und Florian, von dem wir erst spät nach Mitternacht wieder zurück in unser MGD kommen.

Sonntag, 11.10.2009 – Windhoek

Hunderte von Kormoranen, die meisten davon Bank Cormorants (Küstenscharben) Pelikan-Staffel unterwegs Als wir das erste Mal nach draussen in die Lagune schauen sehen wir hunderte von schwarzen Kormoranen auf der Sandbank stehen. Damit wissen wir ja schon, was wir heute Vormittag machen: Vögel und nochmals Vögel beobachten. Es gibt viel zu sehen: Pelikane, Flamingos, Kormorane, verschiedene Möwen, Seeschwalben und kleinere Watvögel. Wir haben keine Chance, die alle zu bestimmen, da bräuchte man Tage. Schliesslich fliegen immer wieder Staffeln von Pelikanen über uns hinweg aufs feste Land, wo sie Aufwinde für ihren Flug in die Wüste suchen. Greater Flamingo (Rosaflamingo) in der Lagune Wir kommen gar nicht richtig dazu Frühstück zu essen. Florian und Ute wollen den Tiger dressieren So vergeht der Vormittag natürlich wie im Flug und wir haben heute ja noch 400km bis nach Windhoek vor uns, da Isabella morgen ihren Zahnarzttermin hat. Nachdem wir abfahrbereit sind verabschieden wir uns von Ute, Florian und ihrem Hund Tiger. Sie bleiben noch etwas länger hier auf diesem schönen, ruhigen Platz, an dem wir es auch noch den einen oder anderen Tag länger ausgehalten hätten. Heute ist das Wetter wesentlich besser und es ist auch nicht mehr so kalt. Die Sonne, die schon am Vormittag schien, begleitet uns den ganzen Tag. Bei Langstrand zwischen Walvis Bay und Swakopmund In Walvis Bay bunkern wir noch etwas Diesel, damit der Sprit sicher bis nach Windhoek reicht. Sonntagabends herrscht in Windhoek wenig Verkehr Wir fahren wieder der Küste nach zurück nach Swakopmund und biegen dort ins Landes­innere ab. Die Strasse und die Temperatur steigen kontinuierlich. 70 Kilometer vor Okahandja beginnt die bekannte Baustelle, die wir nun bereits zum vierten Mal befahren. Gegen halb sieben Uhr, oder nach rund sechs Stunden Fahrzeit, treffen wir auf dem Parkplatz beim Spar Supermarkt ein. Es ist gleich Zeit fürs Nachtessen und dank dem, dass Isabella das meiste gestern schon vorbereitet hat, geht es nicht lange, bis das chinesische Nasi auf den Tisch kommt.

Montag, 12.10.2009 – Windhoek-Trans Kalahari Inn

Trotz der immer wieder einschaltenden Kühlanlage des in drei Meter Entfernung stehenden Containers schlafen wir gut und ungestört bis der Wecker geht. Wir dürfen Isabellas Zahnarzttermin ja nicht verschlafen und etwas frühstücken wollen wir vorher auch noch. Wir schaffen es rechtzeitig zur nicht sehr weit entfernt gelegenen Praxis. Während Isabella auf dem Stuhl sitzt, schlägt sich Thomas mit Zürcher Steuer­fragen herum. Schliesslich kommt Isabella wieder aus dem Haus und mit abnehmender Wirkung der Spritze nehmen die Schmerzen zu. Es ist schon fast Mittag und wir fahren via Super Tyres zu der Firma, die unsere Felge geschweisst hat. Eine der Fahrerhaus-Lagerbuchsen Dort beklagen wir uns über die mangelhafte Reparatur und man verspricht uns, es noch einmal, gratis, und diesmal richtig zu machen. Na ja, wir werden sehen. Obelix im Innenhof von MAN Windhoek Anschliessend geht’s zu MAN, wo wir einerseits Obelix vom Dreck und Salz der vergangenen vier Wochen befreien lassen wollen und andererseits den richtigen Sitz des Kühlers, der nach Thomas Ansicht etwas wackelt, überprüfen zu lassen. Der Radiator ist in Ordnung, dafür stellt sich heraus, dass die Buchsen der Führerhaus­lagerung gerissen sind. Wir machen einen Termin für Mittwochvormittag ab, um die beiden extrem teuren Teile austauschen zu lassen. Das Waschen von Obelix dauert gut zwei Stunden, es wird aber auch diesmal sehr gründlich gemacht. Es reicht gerade noch, um bei Super Tyres den Ersatzreifen mit der kaputten Felge abzuladen, bevor sie für heute dicht machen. Wir fahren, mit einem kleinen Einkaufsstopp in Klein Windhoek, hinaus zum Trans Kalahari Inn, wo wir uns wieder auf Platz Nummer sechs stellen. Wir gehen auf ein Bier an die Bar und erkundigen uns beim Chef nach dem uns von Action Mobil angegebenen Schweisser. Er weiss auch bereits Bescheid und morgen soll der Herr angerufen werden. Wir sind gespannt, wie es morgen weiter­geht, aber inzwischen machen wir uns noch schnell einen Griechischen Salat, bevor es uns, dank dem Zürcher Steueramt, noch einmal an die Laptops verschlägt.

Dienstag, 13.10.2009 – Windhoek-Trans Kalahari Inn

Nach dem Frühstück wollen wir uns beim Besitzer des Trans Kalahari Inn wegen unseres Termins beim Schweisser erkundigen. Er ist aber ausgeflogen und kommt erst am Mittag aus der Stadt zurück. Wir sind über die Verzögerung nicht gerade glücklich, aber wir haben ja auch noch anderes zu tun, zum Beispiel Fotos von Namibia zu sichten. Am Mittag starten wir nochmals einen Versuch, und tatsächlich, Herr Grimm meint, dass uns Herr Gorn ab elf Uhr, was vor einer Stunde war, erwartet. Na ja, soweit weg stehen wir ja nun auch wieder nicht, als dass man uns das nicht hätte überbringen können... Die Batterien, unsere Stromversorgung Da nun natürlich Mittagspause ist, warten wir bis halb zwei Uhr, bevor wir zur nicht weit entfernten Lokalität fahren. Dort finden wir Kai Gorn, mit dem zusammen wir das gebrochene Batteriegestell begutachten. Eines ist gleich klar: Das Gestell muss zur Reparatur und Verstärkung demontiert werden, was dank der Verklebung ja nicht so einfach ist. Er rechnet mit insgesamt drei Tagen Arbeit, was zunächst nichts anderes heisst, als dass wir so lange keinen Strom im MGD haben, sprich der Kühlschrank ist ausser Betrieb und wir haben kein Licht. Isabella kriegt schier einen Anfall, von dem sie sich nur erholt als wir die Möglichkeit sehen, dass eine provisorische Wiedermontage der Batterien möglich sein sollte. Farbig blühende Sträucher und Bäume an den Strassen in Windhoek Wir wollen die Arbeiten angesichts unseres auslaufenden Visums möglichst rasch erledigt haben, weshalb wir morgen für zwei bis drei Tage hier auf das Werksgelände zügeln werden. Blick über den Stadtteil Klein Windhoek Unseren Termin mit MAN für das Auswechseln der Fahrerhauslagerbuchsen verschieben wir, beziehungsweise verschieben wir hierher, denn Herr Gorn ist auch Herr über einige MAN derselben Art wie unser Obelix, und er bietet uns um Zeit zu gewinnen an, diese “Verschleissteile“ in seiner eigenen Werkstatt zu wechseln. Er wirft auf unsere Bitte hin auch noch einen Blick auf die verschiedenen Risse an unserem Zwischenrahmen, aber er taxiert die neuralgischen Stellen als nicht wirklich problematisch. Anschliessend fahren wir noch in die Stadt zum Einkaufen, denn wir werden die nächsten Tage nicht sehr mobil sein, und verhungern wollen wir ja nicht. Zurück auf unserem Platz Nummer sechs machen wir nach langer Zeit wieder mal ein Grillfeuer, auf dessen Glut neben Gemüse einige Käsegriller kommen. Die Würste schmecken zwar fein, aber vom darin versprochenen Emmentaler merken wir herzlich wenig.

Mittwoch, 14.10.2009 – Windhoek-Taxidermy

Hinweistafel Taxidermy Heute kommt zu unserem Leidwesen schon wieder der Wecker zum Einsatz. Um sieben Uhr gibt’s einen Kaffee und ein Joghurt, fast wie in einem Nationalpark. Demontage der schweren Batterien aus dem Technikschrank Kurz nach acht Uhr stehen wir auf dem Werksgelände der “Trophäendienste Transport“. Der komische Name rührt daher, dass der Vater Gorn ein Unternehmen führt, das die Trophäen der Jäger präpariert. Das sind dann die ausgestopften Oryx-, Zebra- oder was auch immer -köpfe, die wir an die Wand gehängt vor allem aus Filmen kennen, und sei es auch nur der sprechende Hirsch aus dem Calanda Werbespot. Sein Sohn Kai führt das Transportunternehmen, das unter demselben Dach firmiert. Die gerissene Schweissnaht am demontierten Gestell Das Unternehmen hat einen recht grossen Werkhof, auf dem wir erst einmal etwas verloren dastehen. Nach einiger Zeit kommt dann Kai, der meint, es kann losgehen, obwohl wir das Gefühl haben, dass seit unserem Besuch gestern in Sachen Vorbereitung nicht wirklich viel geschehen ist. Der Technikschrank ohne Batterien und Gestell Es geht dann aber tatsächlich los und um halb elf Uhr sind die Batterien und das Gestell ausgebaut. Er nimmt das Gestell mit in die Stadt um es schweissen zu lassen, denn er hat hier im Betrieb keine passenden Verstärkungsteile. Mit aus der Stadt bringt er die zwei Buchsen für die Führerkabine, die Dani, ein farbiger Arbeiter, nach der Mittagspause auszuwechseln beginnt. Zu unserem Erstaunen geht das ohne das Fahrerhaus zu kippen. Um halb drei Uhr vermeldet Kai, dass wir uns glücklich schätzen können, denn das Gestell sei fertig geschweisst. Die verschlissenen Fahrerhaus-Lagerbuchsen Eine Stunde später ist Dani mit dem Fahrerhaus fertig, gerade rechtzeitig, denn nun kann er mit dem Einbau des Gestelles beginnen, das inzwischen wieder eingetroffen ist. Das geschweisste Batteriegestell mit Verstärkungsteilen Es sieht, samt Verstärkung, gut gemacht aus, aber ob es für immer halten wird? Zweifel beschleichen uns vor allem, als uns bei nochmaliger genauer Betrachtung klar wird, dass das Gestell nicht plan auf der Unter­lage aufliegt, sondern hinten links auf einem Absätzchen steht, das Gestell also leicht verwunden eingeklebt und angeschraubt war und wieder wird. Aber vielleicht hält es ja bis zurück nach Europa und dann kann Action Mobil dieses kleine Problem für ein und allemal aus der Welt schaffen. Um halb sechs Uhr ist alles fixfertig eingebaut und angeschlossen, und unsere Stromversorgung funktioniert wieder. Wir sind erleichtert, vor allem auch, dass aus den drei Tagen ein einziger geworden ist. Unser Übernachtungsplatz in der Taxidermy Wir bleiben trotzdem über Nacht hier und können im Schein der Abendsonne sogar noch etwas Tierleben geniessen. Blesböcke auf dem angrenzenden Grundstück Erst setzen sich zwei Greater Striped Swallows (Grosse Streifen­schwalben) pittoresk auf ein Kabel und später erblickt Thomas neben einem Southern Masked Weaver (Maskenweber) auch noch einen Ashy Tit (Aschenmeise). Auf dem angrenzenden Grundstück, das ebenfalls zum Betrieb hier gehört, sind gerade einige Blesboks und Springböcke beim Abendessen. Für uns ist es auch langsam Zeit. Im Spar Supermarkt haben wir kleine, feine grüne Spargeln aus Swakopmund gefunden, die allerdings fast gleich teuer wie in der Schweiz sind. Man gönnt sich ja sonst nichts und die kleinen Dinger schmecken mit der Knorr Hollandaisesauce aus der Schweiz ganz wunderbar.

Donnerstag, 15.10.2009 – Windhoek

Um sieben geht der Betrieb auf dem Werkhof los, wir sind automatisch wach. Es ist stark bewölkt. Wir sind gerade mit dem Morgenessen fertig, als wir erfahren, dass auf Annamarias Farm seit Dienstag ein grosses Feuer wütet, dass es eine Katastrophe sei. Wir bieten unsere Hilfe an, wobei wir nicht recht wissen wie wir denn, ausser mit unserer Muskelkraft, helfen könnten. Trophäensammlung in der Taxidermy Wir müssen ja noch unsere Rechnung bezahlen und gehen dafür zum grossen Souvenirshop hinauf, dort wo auch die Ateliers für die Präparierung der Tiere sind. Wir schauen uns zuerst im erstaunlich grossen Laden um, aber Souvenirs sind natürlich nichts für uns. Fünf Kudutrophäen hängen an der Wand Dann offeriert uns Kai an der Bar einen Kaffee. Wir bezahlen was wir zu bezahlen haben, die Kosten für die Batteriegestellreparatur gehen zu Lasten Action Mobil. Nachdem wir uns verabschiedet haben, machen wir noch eine Runde durch den “Taxidermy“-Betrieb. Es hängen Dutzende von Präparaten aller Gattungen Wild an den Wänden und es stehen auch einige Raubkatzen und Giraffen in einer Art Ausstellung. So haben wir das eigenartige Vergnügen, all die wilden Tiere einmal von wirklich ganz nah zu betrachten. In der Stadt parkieren wir wieder beim Spar bei der Maerua Mall und bringen unsere Wäsche in die Laundry, wo wir gleich vier Maschinen gleichzeitig laufen lassen. Während die Wäsche am Waschen ist tauen wir den Kühlschrank ab, der hat es auch wieder einmal nötig. Aus dem bedeckten Himmel fallen immer wieder Tropfen, ein oder zwei Mal kann man dem schon fast Regen sagen. Isabella flitzt nach einer halben Stunde wieder in die Wäscherei um unsere Wäsche in die Trockner umzufüllen. Rot blühender Busch in Windhoek Dabei schnauzt eine der Angestellten sie an, warum sie nur zwei Tumbler benütze, so trockne die Wäsche nicht. Militärpolizist regelt den Verkehr Wir geben es zwar ungern zu, aber die Frau sollte Recht behalten, denn wir müssen die zwei Ladungen doppelt so lange laufen lassen und der Matratzen­schoner wird nicht ganz trocken. Nachdem Wäsche und Kühlschrank erledigt sind kaufen wir noch etwas ein und fahren dann zu Super Tyres. Wir kommen aber nicht sehr weit, denn bei der Christuskirche entdeckt Isabella Doris’ und Hans’ Wohnmobil. Wir fahren ihnen kurzentschlossen hinterher und parkieren neben ihnen, unterhalb des grossen, zentralen Parkplatzes. Das Hallo ist natürlich gross und wir tauschen kurz die aktuellsten Neuigkeiten aus. Sie gehen noch auf einen Bummel durch die Stadt und wir, da es nun zu spät für andere Aktivitäten ist, zum öffentlichen Schwimmbad im Süden der Stadt, wo wir heute Nacht stehen wollen. Wohngegend im Süden von Windhoek Unterwegs hält ein Militär mit einer Maschinenpistole an einer Kreuzung den ganzen Verkehr auf. Wohngegend im Süden von Windhoek Wir vermuten, da wir zuvor schon mehrere dieser Soldaten an anderen Kreuzungen haben stehen sehen, dass gleich der Präsident durchfahren wird. Doch nach einigen Minuten dürfen wir dann weiterfahren, ohne dass ein Auto vorbei­gerauscht ist. Beim Schwimmbad gehen wir eine halbe Stunde vor Torschluss noch hinein, in erster Linie um zu duschen. Das Wasser ist mit 19 Grad auch viel zu kalt um zu schwimmen. Isabella schafft immerhin zehn Züge, während Thomas wieder einmal nur die Beine netzt. Als wir zurück sind fahren gerade Doris und Hans ein. Wir nehmen draussen einen Bier-Apéro und kochen schliesslich unser Gehacktes mit Hörnli. Wir machen für einmal gleich den Abwasch und können so anschliessend nochmals draussen zusammensitzen um den Rest des Abends zu verplaudern.

Freitag, 16.10.2009 – Windhoek-Trans Kalahari Inn

Gut beleuchtet direkt unter einer starken Strassenlaterne verbringen wir eine ruhige Nacht. Allerdings plagen Isabella starke Zahnschmerzen, so dass sie mitten in der Nacht ein Schmerzmittel nehmen muss, damit sie weiter schlafen kann. Sie bekommt heute ihre Krone verpasst, aber deswegen sollte sie eigentlich kein Zahnweh haben. Wir müssen uns mit dem Zmorge etwas beeilen und auch die Verabschiedung von Doris und Hans ist kurz, aber herzlich. Sie wollen morgen weiter Richtung Süden und wir werden sie jetzt voraussichtlich wirklich länger nicht mehr sehen. Wir schaffen es wieder gerade rechtzeitig zur Zahnärztin. Isabella verzichtet auf eine Spritze, denn sie will spüren können, ob die Krone genau in das Gebiss passt. Als mobile Grill umgenutzte Einkaufswagen Dafür muss sie ganz schön leiden, denn beim Trocknen des Zahnstummels, bevor die Krone aufgesetzt wird, tut es extrem weh. Die Zahnärztin ist etwas ratlos, denn hier ist eigentlich weit und breit kein Nerv. Wie auch immer, nach einer halben Stunde ist die Behandlung abgeschlossen und sie kommt zurück zu Obelix, der mit Thomas draussen gewartet hat. Auf der Robert Mugabe Avenue stadteinwärts Die Schmerzen sollten jetzt eigentlich vorbei­gehen, was aber nicht geschieht und was kein wirklich gutes Zeichen ist. Wir versuchen heute noch einige Dinge zu erledigen, kriegen zu unserem Verdruss aber überhaupt nichts auf die Reihe. Bei Super Tyres erfahren wir, dass die Felge, die wir am Montag abgegeben haben, noch nicht geschweisst ist, weshalb wir wieder bei der Schweiss­bude vorbeigehen, um denen etwas ins Gewissen zu reden. Heute werde das ganz bestimmt noch erledigt. Na ja, wir werden am Montag sehen... Jan Jonkerweg nach Klein Windhoek Wir brauchen fürs Wochenende, das wir beim Trans Kalahari Inn zu verbringen gedenken, noch etwas zu essen und fahren darum wie immer zum Maerua Spar. Und wer steht dort bereits auf dem Busparkplatz? Richtig: Doris und Hans! Wir scheinen sie einfach nicht loszuwerden... Diesmal gibt’s nur noch eine informelle Verabschiedung, denn offensichtlich kreuzen sich unsere Wege immer wieder. Eine neue Ladung Biltong wird mariniert Wir sind schon relativ früh an unserem Wochenenddomizil und nehmen es am Nachmittag gemütlich, nicht zuletzt weil Isabella mit ihren Zahn­schmerzen und einem beginnenden Reiz­husten nicht wirklich auf dem Damm ist. Plötzlich klopft es ans MGD und draussen stehen...? Nein, diesmal sind es nicht Hans und Doris, sondern Angelika und Dänu, die gerade von ihrer Tour in den Kgalagadi National­park zurückgekehrt sind. Sie verbringen das letzte Wochenende ihrer Reise auch hier, werden zusammenpacken und ihren Landy am Montag in einen Container verladen, bevor sie am Dienstag in die Schweiz fliegen. Da wir heute Abend alle zusammen etwas grillieren wollen löst das bei uns in der Küche noch etwas Hektik aus. Es wird ein angenehmer, vergnüglicher Abend, der erst kurz nach Mitternacht zu Ende geht.

Samstag, 17.10.2009 – Windhoek-Trans Kalahari Inn

Marico Sunbird (Bindennektarvogel) White-backed Mousebird-Paar (Weissrücken-Mausvogel) Isabella erlebt wegen den Zahnschmerzen und dem Husten eine schwierige Nacht und ist deshalb am Vormittag noch nicht auf den Beinen. Thomas räumt derweil in der Küche etwas auf, denn gestern Nacht hat es dafür nicht mehr gereicht. Wenigstens erfreuen uns wieder einmal ein paar interessante Vögel, das meiste Neu­entdeckungen für uns, die wir direkt aus unserem Fenster beobachten können. Ein schillernder Marico Sunbird (Bindennektarvogel), ein Long-billed Crombec (Langschnabel-Sylvietta), ein Short-Toed Rock Trush (Kurzzehrötel), ein White-backed Mousebird-Paar (Weissrücken-Mausvogel) und ein Pirit Batis (Piritschnäpper). Pirit Batis (Piritschnäpper) Farbenprächtiger afrikanischer Sonnenuntergang Heute nehmen wir auch unsere Biltong-Trocknungsanlage wieder in Betrieb. Gestern Abend haben wir es mitten in der Küchenhektik auch noch fertig gebracht, 600 Gramm Oryxfleisch zuzuschneiden und zu marinieren. Am Nachmittag gibt es dies und das zu erledigen, und so geht auch dieser Tag im Nu vorbei. Am Abend erleben wir wieder einmal einen dieser farbigen, afrikanischen Sonnenuntergänge und gehen dann mit Angelika und Dänu auf ein Bier an die Bar. Später gibt es bei uns noch einen leichten Salat und dann ist für heute auch schon wieder Sendeschluss.

Sonntag, 18.10.2009 – Windhoek-Trans Kalahari Inn

Marico Flycatcher (Maricoschnäpper) Bei Isabella zeichnet sich keine Besserung ab, morgen wird sie unfreiwillig wohl die Zahnärztin nochmals aufsuchen müssen. Sie muss eine Schmerztablette nach der anderen schlucken, denn nach knapp fünf Stunden lässt die Wirkung von Panadol jeweils nach. Violet-eared Waxbill (Granatastrild) Soviel von dem Zeugs hat sie, abgesehen vielleicht einmal von Spitalaufenthalten, in ihrem ganzen Leben zusammen noch nicht genommen. Trotzdem, und obwohl Sonntag ist, will sie heute noch vor dem Frühstück im MGD staubsaugen und den Boden feucht aufnehmen. Damit hat Thomas heute eigentlich nicht gerechnet, aber was sein muss, muss sein. Umso mehr haben wir dann den Zmozmi verdient. Short-Toed Rock Trush (Kurzzehrötel) Auch am Nachmittag tun wir noch dies und das, unter anderem schaut sich Dänu auch mal unseren gerissenen Zwischenrahmen an. Er meint zur Beruhigung von Isabella, dass wir unser Haus unterwegs wohl nicht gerade verlieren werden. Wir zeigen Angelika und ihm, beides auch Töfffahrer, Asterix in der Garage. Sie sind richtig neidisch auf uns, denn das neue Modell der BMW F650GS, die ihnen noch gefallen würde, hat keine Speichenräder mehr. Wir wollen heute Abend zusammen ins Restaurant essen gehen, aber davor nehmen wir bei uns noch einen Apéro. Da heute ja ein 18. ist kommen auch sie einmal in den Genuss eines Pongrácz Champagners aus Südafrika. Dann zügeln wir ins Restaurant. Alle bestellen wir Wild, das auf der Speisekarte prominent vertreten ist. Schliesslich bekommen wir unser Essen, und alles ist in Ordnung, ausser dass Isabellas Elandfilet, das sie “medium to well done“ bestellt hat, viel zu wenig gebraten ist. Wir sind ja flexibel und so tauscht sie mit Thomas das Essen, denn er mag es, wenn das Fleisch weniger durch ist. Trotzdem möchte sie den Koch wissen lassen, dass er das Fleisch für sie nicht wie gewünscht gemacht hat. Sie bemüht sich vergeblich entweder den Koch oder den Besitzer, die beide an der Bar sitzen, zu motivieren, an den Tisch zu kommen. Ihr Winken wird zwar offensichtlich wahrgenommen, aber schlicht und ergreifend ignoriert. So geht es natürlich nicht, darum bemüht sich Isabella selber an die Bar, um ihr Anliegen vorzubringen. Dort schlägt ihr Gleichgültigkeit entgegen, und als sie wieder bei uns am Tisch ist berichtet Dänu, dass der Koch Isabella, als sie ihnen wieder den Rücken zugekehrt hatte, den Stinkefinger gezeigt hat. Jetzt wird Isabella aber wirklich sauer. Sie schnappt sich den Teller und geht schnurstracks in die Küche, wohin sich die beiden verzogen haben. Dort sagt sie den beiden sehr, sehr laut, so dass es im Restaurant zu hören ist, ihre Meinung über dieses Verhalten. Herr Grimm, der Besitzer des Trans Kalahari Inn, findet, dass das Fleisch medium gebraten sei, was ja eben nicht der Bestellung entspricht, und verteidigt den Koch. Bei ihm würde niemand den Stinkefinger zeigen und er hoffe dass wir morgen abreisen würden. Das schlägt dem Fass nun ja wirklich den Boden aus! Da stehen wir im Ganzen gut drei Wochen auf seiner Anlage ohne Umstände zu machen, haben letzten Dezember auf der Internetseite von Action Mobil sogar noch bei einer Werbeaktion für ihn mitgemacht, haben immer brav unseren Platz bezahlt und werden nun sozusagen rausgeschmissen. Langsam passt alles zusammen mit dem, was wir in der letzten Zeit so über das Trans Kalahari Inn gehört haben, und das waren durchs Band keine Lobreden. So wurde, nur als kleines Beispiel, heute Abend Dänus Reklamation, dass ihre Alarmanlage nicht funktioniere mit der Aussage “Meine funktioniert auch nicht“ abgetan und ignoriert. Es ist schade um diese eigentlich schöne Anlage, aber wir werden dem Wunsch des Besitzers, der es offensichtlich nicht nötig hat, sicherlich nachkommen und morgen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Nach dem Essen verziehen wir uns mit Angelika und Dänu in unser MGD, denn wir wollen uns den letzten gemeinsamen Abend nicht ganz verderben lassen. Wir sitzen bei ein, zwei (oder waren’s mehr?) Gläsern Pinotage zusammen und verbringen einen guten, noch langen Abend.

Montag, 19.10.2009 – Windhoek

Morgenstimmung Wir müssen wieder früh aufstehen, denn wir haben einen Termin beim Autoelektriker. Dänu und Angelika sind schon startbereit und kommen vorbei um sich zu verabschieden. Sie fahren heute ihren Landy in den Container und suchen sich dann eine Bleibe in der Stadt, bis sie morgen zurück in die Schweiz fliegen. Als Thomas zahlen geht sitzen Steffi und Otti Reitz beim Kaffee. Die Senioren von Action Mobil sind heute früh aus Österreich angekommen und berichten von 40cm Neuschnee, den sie in Saalfelden bereits bekommen haben. Da sind sie also gerade noch rechtzeitig nach Namibia geflüchtet. Klein Windhoek Sie haben auch noch eine Abdeck­klappe für unseren Ventilator mitgebracht, die Otti Thomas gleich übergibt. Für ein ausgedehnteres Schwätzchen bleibt aber keine Zeit, denn für uns ist es Zeit zu fahren, wir sind sowieso schon spät dran. Unterwegs in die Stadt ruft Isabella in der Zahnarzt­praxis an und bekommt einen Termin um viertel vor eins. Bei Uli’s Services, dem Autoelektriker, haben wir fünfzig Prozent Erfolg. Beim Empfangsteil der Fernbedienung des Hella Scheinwerfers kann der Chef nichts finden. Sie bekommt Strom, aber es tut sich nichts und das Ganze ist eine versiegelte Black­box, es ist also nichts zu machen. Hingegen kann er den Wackelkontakt am Sicherungs­automaten beheben, etwas, das wir nächstes Mal auch selber machen können. Da kommt Stimmung auf: Die “geflickte“ Felge Weiter geht’s zu Super Tyres. Dort werden wir gleich in den Hof gebeten, wo Obelix nun die neuen Reifen bekommt. Es sind alle bestellten Pneus hier und auch die geschweisste Felge ist tatsächlich von Paco Engineering wieder angeliefert worden. Als wir die Reparatur genauer unter die Lupe nehmen, kommen wir gleich wieder in Stimmung... Einheimischer posiert für das von ihm gewünschte Foto Es wurde nur auf der Aussenseite geschweisst, der Riss ist innen immer noch klar sichtbar, und wir denken nicht, dass das länger als das letzte Mal hält. Ein Mitarbeiter von Super Tyres fährt Thomas mit der Felge gleich wieder zur Schlosserei. Der Typ, der versprochen hat es diesmal richtig zu machen, ist nicht da. Ein anderer nimmt die Felge entgegen und will veranlassen, dass auch die andere Seite geschweisst wird. In einer Stunde, kurz vor Mittag soll sie abholbereit sein. Bei Super Tyres geht das Reifenwechseln langsamer als erwartet vorwärts. Obelix ohne Hinterräder unter einem Sonnendach Isabellas Zahnarzttermin rückt immer näher und wir sind nicht mobil, weil Obelix an der Hinterachse aufgebockt und ohne Hinterreifen dasteht. Aber wir kriegen den Firmen-Bakkie (Afrikaans für Pick-up), zur Verfügung gestellt, mit dem Thomas Isabella in die Stadt zur Zahnarzt­praxis fahren kann. Nach einer halben Stunde ist Isabella bereits fertig und Thomas darf nochmals den Bakkie ausleihen. Die Zahnärztin hat eigentlich nichts gefunden, so dass sie von einer Infektion ausgeht und Isabella Antibiotika verschreibt. In der Reifen­werkstatt ist dann am frühen Nachmittag alles montiert, getauscht und versorgt, wir müssen nur noch bezahlen. Stadtzentrum von Windhoek aus einem anderen Winkel Das machen wir mit der Kreditkarte, aber die Transaktion dauert und dauert. Plötzlich läutet Isabellas Natel. Es ist eine Dame von UBS in der Schweiz am Apparat, die erklärt, dass auf ihrem Bildschirm eben ein Alarm erschienen ist, weil mit unserer Karte eine auffällige Transaktion stattfinde. Wir sind gleichzeitig verblüfft und beeindruckt, dass dieses Frühwarnsystem sozusagen in Echtzeit abläuft. Wir können ihr erklären, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht und so ist nach einigen Minuten unsere Rechnung beglichen. Im Zentrum von Windhoek nahe der Post Street Mall Wir fahren wieder einmal zur Maerua Mall, wo wir als erstes Isabellas Medikamente kaufen. Wir hätten Lust, wieder einmal einen Film im Kino anzuschauen, aber es läuft im Moment in den fünf Sälen dieses Kinos nichts Gescheites. Thomas geniesst den Coupe Stattdessen und vor allem weil Thomas danach gelüstet, genehmigen wir uns ein Glace. Auf der Karte im Mugg&Bean gibt es einzig bei den Kindersachen ein Vanilleglace mit Schoggisauce. Die fünf Kugeln Eis, die wir erhalten sind aber wahrlich keine Kinderportion und mit rund zwei Franken erst noch günstig. Die Rechnung wird dann doch noch etwas höher, weil wir noch zwei Espressos und ein Wasser dazu bestellen. Zurück beim MGD beschliessen wir, wieder hier zu übernachten. Wir kochen nichts, sondern begnügen uns mit kalter Küche. Es gibt einen Salat Matmata. Das ist Thon mit Tomaten und etwas Beigemüse, für die, die es nicht mehr wissen.

Dienstag, 20.10.2009 – Windhoek

Regenwolken zeugen vom nahen Ende der Trockenzeit Isabella ist heute früher auf den Beinen als Thomas, der gestern noch länger vor dem Laptop gesessen ist. Obwohl wir nicht allzu spät frühstücken kommen wir erst am Nachmittag dazu, unseren Grosseinkauf für die Zeit nach Namibia zu machen. Ute und Florian melden per SMS, dass sie auf dem Weg nach Windhoek sind, aber wetter- und pisten­mässig Gegenwind haben und es heute vielleicht nicht mehr ganz schaffen werden. Sieht wieder fein aus, unser fertiges Biltong Wir fahren mit einem Umweg über den Truckport, wo wir mal den einen Dieseltank füllen, zum Schwimmbad, wo wir auf die beiden warten. Heute gab es im Spar mehr von den kleinen, feinen Spargeln aus Swakopmund zu kaufen. Daraus machen wir jetzt zum zweiten Mal in diesem Jahr eines unserer Lieblingsgerichte aus Schweizer Zeiten, Spargel Lukullus. Spargel Lukullus, für uns ein Hochgenuss Gerade als wir an der Arbeit sind klopft es an der Tür. Es sind nicht Ute und Florian, die hätten wir ja ankommen hören, sondern ein Mann, der uns auf Schweizerdeutsch anspricht. Das Gesicht kommt uns bekannt vor und es stellt sich heraus, dass er der Mann ist, der uns vor knapp einem Jahr in Namutoni im Etosha Nationalpark zu einem Bier eingeladen hatte. Alex Frech ist zu einem Treffen des Tauchklubs, der hier sein Clubhaus hat, gekommen, hat unser Fahrzeug gesehen und ist kurz vorbeigekommen um Grüezi zu sagen. Dann aber geniessen wir unser Essen, das zusammen mit einem Rosé-Shiraz einfach wunderbar schmeckt.

Mittwoch, 21.10.2009 – Windhoek

Auch diese Nacht verläuft ruhig, hier auf dem Kiesparkplatz vor dem Schwimmbad. Wir sind gerade beim Kaffee, als unser Namibia-Handy klingelt. Otti Reitz von Action Mobil möchte wie abgemacht unseren Zwischenrahmen anschauen um herauszufinden, ob die aufgetretenen Risse Massnahmen erfordern. Wir verabreden uns auf zehn Uhr in Klein Windhoek, was für uns heisst, dass wir nach diesem Kaffee gleich los müssen. Dort angekommen sehen wir auch schon ihren zum Pick-up umgebauten Range Rover da stehen. Otti hat gerade festgestellt, dass er vorne rechts einen Platten eingefangen hat. So ein Pech. Zuerst sehen wir uns aber den Rahmen an und auch er meint, nach Kai Gorn und Dänu, dass kein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht, das heisst, dass Obelix seinen Hinkelstein auf dem Rückweg nach Europa nicht verlieren wird. Hoffen wir das Beste. Dann pumpen wir mit unserer Druckluft ihren platten Reifen auf, aber schon bald hören wir es zischen. Bei diesem Pneu ist Hopfen und Malz verloren, den kann man nur noch wechseln. Wir gehen inzwischen in die Apotheke um für Isabella Hustensirup gegen ihren hartnäckigen Reizhusten zu kaufen. Als wir zurück sind hat Otti den Reifen bereits gewechselt. Wir verabschieden uns von ihnen und fahren zurück zum Schwimmbad. Dort essen wir erst mal unser Frühstück, zu dem es ein wirklich ganz feines “Schweizer Landbrot“ aus dem Spar gibt. Am Mittag kommen Ute und Florian an und damit ist der Tag in Punkto Dinge erledigen gelaufen. Für einmal gibt es getrennte Gespräche, die Frauen tratschen im MGD, die Männer im Magirus. Dabei geht der Nachmittag wie im Flug vorbei und das Schwimmbad hat bereits geschlossen, so dass es für uns nichts mehr mit Duschen wird. Obwohl wir noch ein Schweinsfilet im Kühlschrank haben kochen wir heute nicht mehr, sondern begnügen uns mit unserem Avocado-Dip. Nachdem dann auch noch das Frühstücksgeschirr abgewaschen ist gehen wir nochmals zu den beiden hinüber, wo sie uns auf ihrem Laptop einige Bilder ihrer Reise zeigen. Es ist wieder einmal Mitternacht bis wir ins Bett kommen. Gegen zwei Uhr morgens schreckt Isabella auf weil sie etwas gehört hat. Als sie aus dem Fenster schaut sieht sie zwei Gestalten, die so nahe an unserem Fahrzeug um diese Zeit sicher nichts zu suchen haben. Bei uns herrscht sofort Alarmstufe Rot! Isabella schreit aus dem einen Fenster was sie hier zu suchen hätten und Thomas, der inzwischen auch aus dem Bett gesprungen ist, aus dem anderen, dass sie abhauen sollen. Dabei holt der Typ unter Thomas’ Fenster mit seiner Eisenstange aus, lässt es dann aber bleiben, weil er einfach zu weit unten steht. Obwohl wir direkt unter der hellen Strassenlaterne stehen schaltet Isabella alle unsere Aussenscheinwerfer ein und Thomas steigt barfuss und im Pyjama ins Fahrerhaus, damit wir sofort losfahren können. Zum Glück sind wir diesbezüglich diszipliniert und haben auch für heute Nacht Abfahrbereitschaft erstellt. Die Ganoven wenden sich von uns ab und nehmen dafür das Fahrzeug von Ute und Florian ins Visier. So können wir sehen, dass es drei Schwarze sind und Isabella sieht, wie einer von ihnen versucht mit dem Brecheisen die Eingangstüre des Magirus aufzuhebeln. Und wieder schreit sie, er solle verschwinden. Wenig später fliegt ein Stein quer durch das Fahrerhaus des Magirus und in beiden Seitenscheiben klafft ein grosses Loch. Schliesslich startet nach Thomas auch Florian den Motor und nach kurzer Zeit ziehen die drei Kriminellen ab. Ute ruft auf dem Handy an und meldet, dass sie hinten links Luft verlieren. Offensichtlich haben sie ihnen den Reifen zerstochen und sie fragt ob wir um sie herum fahren könnten um den Schaden abzuschätzen. Die Luft entweicht nur langsam, so dass sie zum einen Kilometer entfernten Truckport losfahren, dorthin, wo wir jeweils Diesel tanken und wo man auch unromantisch, aber relativ sicher übernachten kann. Wir folgen ihnen, denn es ist klar, dass wir hier beim Schwimmbad nicht bleiben können, auch wenn jetzt wieder Ruhe herrscht. Nach kurzer Zeit beim Truckport angekommen begutachten wir die Schäden. Bei uns können wir nichts ausmachen, aber bei ihnen bröseln die Seitenscheiben aus ihrem Rahmen und der Reifen wird immer platter. Florian bockt die Hinterachse gleich auf um den Reifen zu entlasten, damit das kleine Loch nicht grösser wird und der Reifen noch gerettet werden kann. Wechseln will er ihn aber erst morgen früh, denn es bringt nichts, das jetzt mitten in der Nacht zu tun. Florian erzählt, dass nach dem Steinwurf einer ins Führerhaus hinein wollte, er ihm aber mit seiner Machete eins auf den Arm verpassen konnte. Hoffentlich hat er den Schweinehund ordentlich erwischt! Als die Typen feststellen mussten, dass es für sie auch nicht ganz ungefährlich werden könnte, haben sie wohl ihr Vorhaben aufgegeben und sind abgezogen. Um drei Uhr gehen wir wieder ins Bett um weiterzuschlafen. Es dauert natürlich, bis sich unsere Puls- und Adrenalinwerte etwas normalisiert haben und wir endlich Schlaf finden.

Donnerstag, 22.10.2009 – Gobabis

Tatort Besichtigung Tatwaffe Wurfsteine Es wurde eine kurze Nacht, denn um halb sieben Uhr geht hier am Truckport der Betrieb wieder los. Dreiviertel Stunden später klopft Florian bei uns. Er hat seinen Reifen gewechselt und sie wollen sofort losfahren um Ersatz für ihre Seitenscheiben zu organisieren, damit ihr Fahrerhaus vom nun fast jeden Tag drohenden Regen nicht eingeschwemmt wird. Wenn wir schon mal hier sind füllen wir gleich noch unseren zweiten Dieseltank bis zum Rand, was wir vor unserer Weiter­reise nach Botswana sowieso tun wollten. Unsere zerschnittene Türgummidichtung Thomas entdeckt, dass sich die Kriminellen letzte Nacht tatsächlich an unserer Eingangstür zu schaffen gemacht haben. Die Gummidichtung der Tür ist zerschnitten, wahrscheinlich mit demselben Messer, mit dem sie später Ute und Florians Reifen zerstochen haben. Der Schaden ist gering, aber trotzdem ärgerlich, und wir müssen uns überlegen, wie wir ihn reparieren können. Byby Ute und Florian Wir fahren mal wieder zum Maerua Spar, wo wir zuerst noch einige Dinge erledigen, die gestern liegen geblieben sind und dann einkaufen. Weiter geht’s ins südliche Industriequartier von Windhoek, wo der Magirus vorläufig Plexiglasscheiben verpasst bekommt, da die Original-Glasscheiben erst aus Italien angeliefert werden müssen. Wir sind da hingefahren um uns ordentlich von Ute und Florian zu verabschieden, denn wir haben uns entschlossen, heute Richtung Botswana aufzubrechen. Isabellas Zahnweh hat soweit nachgelassen, dass sie jetzt ein besseres Gefühl hat und somit einer Weiterreise nichts im Wege steht. Unterwegs nach Osten, Windhoek liegt hinter uns Selbst der Husten, der sie immer noch plagt, vermag sie nach dem vergangenen Erlebnis nicht hier zu halten. Mehr Wolken, aber noch kein Regen Wie soll man dem nun sagen? Fit for Travel oder einfach nur transport­fähig? Wie auch immer, wir verabschieden uns herzlich von Ute und Florian, denn wir werden sie und Tiger, ihren Hund, sicher länger nicht mehr sehen. Die Fahrt nach Gobabis ist recht ereignislos. Ein bisschen aufregend wird es bloss, als wir von einem Tanklastwagen überholt werden, der vorne links schon fast einen Plattfuss hat und ganz ordentlich in der Fahrspur eiert. Wir hornen und lichthupen, setzen schliesslich selber zum Überholen an und bremsen ihn sozusagen an den Strassenrand. Nach zwei Stunden Fahrt hat sich zumindest die Strassenmarkierung stark verändert Dort zeigen wir ihnen ihr Malheur und sie holen sofort ihren Wagen­heber hervor um den Reifen zu wechseln. Gobabis, der einzige grössere Ort auf dem Weg an die Grenze In Gobabis fahren wir zum Transkalahari End Resort, das hübsch an einem kleinen Stausee liegt. Dort duschen wir nach drei Tagen wieder einmal und werfen dann den Grill an. Thomas’ Schwester Manuela meldet per SMS, dass heute 50 Jahre Asterix und Obelix gefeiert wird, ein Fakt, den wir nicht wussten. Da kommt es gerade gelegen, dass ein paar Schweinsfilet-Medaillons auf dem Grill landen. Unser Idefix mag natürlich noch lieber Wildschwein, aber in der Not tut es auch ein normales Schweinsfilet. Zusammen mit den gebratenen, kleinen Kartoffeln, einer selbstgemachten Rahmsauce und einem feinen Shiraz schmeckt’s auch uns.

Freitag, 23.10.2009 – Gobabis

Unser Standplatz im Transkalahari End Resort Thomas schläft wieder einmal kräftig durch, aber Isabella wird weiterhin von ihrem Husten geplagt. Dazu kommt, dass es draussen nachts um ein Uhr plötzlich unruhig wird. Zwei Autos fahren vor und es wird gelärmt und diskutiert. Isabella ist natürlich sofort auf zweihundert und beobachtet das Geschehen genau, während Thomas wie ein Murmeltier schläft und von allem nichts mitbekommt. Schliesslich beruhigt sich das Ganze wieder, offensichtlich sind es nur sehr spät ankommende Gäste. Am Morgen ist Isabella völlig auf den Socken und sie ist froh als Thomas vorschlägt heute noch hier zu bleiben, damit wir morgen etwas ausgeruhter über die Grenze können. Schliesslich ist auch der Platz hier am kleinen Stausee ganz angenehm, so dass wir es gut einen weiteren Tag aushalten. Goldenbreasted Bunting (Gelbbauchammer) Da wir ja heute über die Grenze wollten haben wir das Frischfleisch ausgehen lassen. So sattelt Thomas am Nachmittag wieder einmal das Velo um ins Städtchen zu fahren und eine Boerewors zu kaufen, damit wir heute Abend noch etwas zum Grillieren haben. Gobabis selber ist recht gross, aber nicht sehr attraktiv. Es herrscht der Grösse der Stadt entsprechend viel Betrieb, vielleicht weil es Freitag ist. Der Tag heute ist recht sonnig und so wird es ziemlich heiss. Das ist wahrscheinlich ein Vorgeschmack auf das, was uns in Botswana kurz vor der Regenzeit erwarten wird. So sind wir froh auch heute wieder eine erfrischende Dusche nehmen zu können. Bevor wir diese aufsuchen kommt der Chef des Camps mit seiner Frau vorbei und fragt mit einem Glace in der Hand, ob er hereinkommen dürfe. Ähm, nein, das geht jetzt leider nicht... Thomas erklärt ihm später, warum unser MGD kein Ausstellungsstück ist und er sich leider mit der Aussenansicht zufrieden geben muss. Gleich nebenan haben sich vier junge, farbige Namibier installiert, bei denen Musik läuft. Wir hoffen wieder einmal, dass wir kein zweites Gross Barmen erleben müssen, aber bei Einbruch der Dunkelheit wird die Musik zum Glück abgestellt. Die Wurst aus dem Supermarkt schmeckt ganz gut, jedenfalls besser als die letzte, die vom bekannten Produzenten Hartlief stammte. Bis richtige Ruhe einkehrt wird’s dann doch zwei Uhr früh, denn die Jungs haben sich ein paar Mädels angelacht und da wird natürlich lange geplaudert und gelacht. Auch bei uns dauert es bis zur Bettruhe etwas, denn Isabellas Husten lässt uns einfach nicht in Ruhe.

Samstag, 24.10.2009 – Ghanzi

Stimmiger Morgenhimmel über Gobabis Diese Nacht konnte Isabella etwas besser schlafen, ausgeruht ist sie deswegen aber trotzdem nicht. Hauptstrasse in Gobabis Heute verlassen wir Namibia und machen uns deshalb zügig auf die Socken. Bis zur Grenze sind es hundert ziemlich gerade, eintönige Kilometer und nur kurz vor Buitepos, dem namibischen Grenzposten, haben wir einmal etwas Aussicht auf die weite Ebene. Zur Ausreise aus Namibia benötigen wir fast eine Stunde, einerseits, weil wir die Mehrwert­steuer für die Reifen und die teuren Kabinenlager zurückfordern wollen, andererseits, weil sich Thomas auf eine längere Diskussion über die neu und zusätzlich zu bezahlende kilometer­abhängige Schwerverkehrsabgabe einlässt. Es hilft alles nichts, wir müssen noch einmal 45 Franken abdrücken. Mal schauen, ob wir wenigsten die Mehrwertsteuer erstattet bekommen. Geld auf die Hand gibt es natürlich keines, aber spätestens in zwei Monaten sollte das Geld auf unserem Konto klingeln. Während Thomas noch mit der “Road Fund“-Kassiererin streitet lässt Isabella im MGD vorsichtshalber alle potentiell gefährdeten Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank verschwinden.

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