Mauretanien

Samstag, 01.03.2008 – Nouâdhibou

Am Morgen früh kommt gleich mal ein bisschen Hektik auf, denn Köbi hat erfahren, dass man sich in die Fahrzeugreihe vor dem noch geschlossenen Zoll stellen soll, um nicht stundenlang warten zu müssen. Als wir schliesslich in den Zollhof fahren speit der Unimog Kühlwasser. Super, und das am südlichen Ende der Westsahara, in the middle of nowhere... Köbi und Thomas sehen sich die Sache an und kommen dann zum nicht wirklich befriedigenden Schluss, dass eigentlich alles normal ist, ausser dass die Hitze gestern dem Unimog wohl etwas zugesetzt hat. Köbi und Gaby entschliessen sich, doch nach Mauretanien weiterzufahren. Bis wir soweit sind dauert es aber rund dreieinhalb Stunden, teils weil es der marokkanische Zoll nicht besonders eilig hat, teils natürlich auch durch unsere “Panne“. Fahrzeugschieber-Autofriedhof im vermienten Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien Schliesslich geht es auf die Piste im Niemandsland, die man eigentlich nicht verfehlen kann, vor allem wenn man sich im Vorfeld etwas über ihren Verlauf informiert. Sie ist auch nicht schwierig zu fahren, hat nur wenige sandige Stellen, ist aber dafür sehr steinig und holprig, so dass wir schon fast etwas Respekt für die Fahrer von normalen Wohnmobilen haben, die sich hier durchkämpfen. Wir kommen, wie nicht anders zu erwarten war, wohlbehalten beim mauretanischen Gendarmerieposten an, der unsere Daten aufnimmt und gleich mal nach einem “Cadeau“ fragt. Von uns gibt’s wieder einmal nichts und so geht es weiter zur Polizei, wo zwei eher mürrisch blickende Beamte unsere Pässe ohne weitere Kommentare abstempeln. Dann folgt der Zoll, wo unsere Carnet de Passage für die erwartete Gebühr von 10 Euro abgestempelt werden. Der Beamte kennt das Papier offensichtlich, denn er hat keine Mühe, das eher komplizierte Dokument richtig zu behandeln. Eine Devisenerklärung wird von uns nicht verlangt. Schliesslich folgt der interessantere Teil der Zollabfertigung: die Fahrzeugkontrolle. Der junge Beamte fragt uns gleich, ob wir Alkohol dabei hätten, die Einfuhr nach Mauretanien sei verboten. Wir schütteln beide unschuldig unsere Köpfe... So lässt er Isabella einen Schrank nach dem anderen öffnen und bald schon wird er fündig. Eine etwas spezielle Düne auf dem Weg von der Grenze nach Nouâdhibou Nachdem im Kühlschrank auch noch eine Flasche Roséwein und eine Campariflasche stehen, findet er, dass er nun genug gesehen habe und es nun Zeit zum Verhandeln sei. Da wir ja wissen, dass wir etwas Verbotenes getan haben, gehen wir auf die Verhandlungen ein. Wir wollen ihm 10 Euro geben, damit er grosszügig über unseren nicht ganz landesgemässen Proviant hinwegsieht, aber er findet 50 Euro müssten es schon sein. Das finden wir aber eindeutig zuviel und drohen damit, eher alle Flaschen draussen in den Sand zu leeren, als so viel zu bezahlen. Schliesslich akzeptiert er die 10 Euro und der Fall ist erledigt. Oder doch nicht ganz: Als Thomas gerade mit dem Kauf der Haftpflichtversicherung für Obelix beschäftigt ist, scheint es sich der Zöllner nochmals überlegt zu haben und fragt Isabella tatsächlich ob diese 10 Euro ein Geschenk seien, er dürfe ja kein Bestechungsgeld annehmen. Da ist er bei ihr aber an die falsche Adresse geraten: Er wisse doch genau wie dieser “Deal“ zustande gekommen sei, also kein “Cadeau“ und nimmt die zehn Euro zurück. Wir staunen nur noch, dass wir so glimpflich davon gekommen sind... Immer noch während wir die Versicherung abschliessen zeigt ein Guide Isabella ein Fotobuch des Nationalparks “Banc d’Arguin“. Uns kommen fast die Tränen, dass wir dieses wunderschöne Gebiet und ebenfalls die Wüstenorte im Adrar-Bergland im Osten des Landes wie Atâr und Chinguetti nicht besuchen können. An der Baie du Lévrier entlang nach Nouâdhibou Es ist verrückt, was ein paar islamische Fundamentalisten, die wild um sich schiessen, anrichten können, denn unser Plan ist nach wie vor Mauretanien auf dem schnellsten Weg zu durchqueren. Nach Abschluss aller Formalitäten sind wir nun definitiv in Mauretanien und nehmen die wenigen verbleibenden Kilometer auf perfekter Teerstrasse nach Nouâdhibou unter die Räder. An jedem der drei Kontrollposten werden wir von den Polizisten nach “Cadeau“ gefragt, und einer zeigt gar auf den Laptop im Fahrerhaus, ob er den haben könne. Die Hauptstrasse in Nouâdhibou Wir lachen ihn freundlich an, etwa in dem Sinne: Das kannst du ja gar nicht ernst gemeint haben, oder? Na also, hat er nicht. Im Stadtverkehr von Nouâdhibou wird schlagartig klar, dass das Verkehrsverhalten der Autofahrer hier eine ganz andere Qualität hat als in Marokko. Hier wird keine Rücksicht genommen auf niemanden, jeder schaut nur auf sich. Die Autos sehen denn auch entsprechend aus. Auf dem Campingplatz Abba treffen wir ein luzerner und ein deutsches Paar, die in den letzten Monaten zum Teil gemeinsam in Westafrika unterwegs waren und jetzt auf dem Weg nach Marokko sind. Von ihnen erhalten wir viele interessante Informationen und Tipps. Am Abend gehen wir mit ihnen zum “Chinesen“ gleich um die Ecke essen, eines der wenigen Restaurants in Mauretanien, die Bier ausschenken. Wir essen einen leckeren Fisch vom Grill, fein!

Sonntag, 02.03.2008 – Nouâkchott

Sonnenaufgang in der Nähe von Nouâdhibou Heute ist die Mega-Etappe nach Nouâkchott angesagt, fast 500km über grösstenteils brandneue Strassen, zum Glück. Wir sind auch gespannt, wie der Unimog von Gaby und Köbi die lange Strecke in der Hitze meistern wird. Statt Frühstück machen wir uns ein paar Parfait-Brötli zum Essen unterwegs, nur der Kaffee muss einfach sein. Wir sind bereits vor Tagesanbruch abfahrbereit und müssen uns noch einig Minuten gedulden, bevor es langsam hell wird. Die selben Kontrollposten, die uns gestern noch mit Cadeau-Forderungen genervt hatten, sind offensichtlich noch zu verschlafen so früh am Morgen, sie öffnen den Schlagbaum und winken uns wortlos durch. Rastplatz mit Restaurant auf halbem Weg nach Nouâkchott Es ist eine endlos lange Fahrt durch zum grössten Teil flache Wüstenlandschaften und nur ab und zu gibt es Abwechslung durch Dünen, Salzseen, eine Oueddurchquerung oder farbige Sandformationen. Unterwegs gibt es nur wenige Kontrollen, dafür an der vierspurigen Einfallstrasse nach Nouâkchott drei, die bereits 25km vor der Stadt im Nichts beginnt. Der Sand links und rechts dieser Einfallstrasse dient als Baumaterial und wir können exemplarisch sehen, wie billig die Arbeitskraft in Mauretanien sein muss. Wir sehen dreiachsige Lastwagen mit grossen Kippmulden, die sicherlich 10-15 Tonnen Sand laden können, die von 6 Männern mit normalen Schaufeln, im Takt schaufelnd, bei grösster Hitze beladen werden. Unglaublich! Wir fragen uns, wie lange die wohl brauchen, um so einen Kipper zu füllen... Wir fahren in die staubige Stadt und glauben schon, unser Camp “Nouvelle Auberge“ verfehlt zu haben, als wir es an einem Kreisel hinter einer Tankstelle doch noch entdecken. Nach der langen ermüdenden Fahrt in der Hitze genehmigen wir uns unsere letzten verbliebenen, leider nur kleinen Bierbüchsen und gehen schlafen sobald sich die Temperatur im MGD einigermassen abgekühlt hat, sprich nur noch wenig über 30 Grad beträgt...

Montag, 03.03.2008 – Nouâkchott

Warten aufs Visum für den Senegal Am Vormittag machen wir uns auf den Weg zur senegalesischen Botschaft um unsere Visa zu beantragen. Als die Dame, die die Anträge entgegen nimmt sagt, dass wir die Visa am Nachmittag abholen könnten, meinen wir schon uns angenehm verhört zu haben, bis sie schliesslich noch die Tage abzuzählen beginnt. Leider müssen wir uns doch wie erwartet zwei Tage gedulden. Auf dem Heimweg kaufen wir noch etwas ein und verkriechen uns am Nachmittag in den Schatten, kein Wunder bei einer Temperatur um die 37 Grad. Nur Isabella macht auf hart: Da es draussen für den Dell-Laptop zu hell ist, um am an der Homepage zu arbeiten, bleibt sie im MGD wo es zwar nicht wärmer, aber wegen der um 10% höheren Luftfeuchtigkeit wie in einer Sauna ist. Tapfer, tapfer! Sie ist es sich eben noch vom Büro her gewohnt, da war es im Sommer auch nicht viel kühler....

Dienstag, 04.03.2008 – Nouâkchott

Am Strand von Nouâkchott Heute nehmen wir es wieder einmal gemütlich, abgesehen davon, dass wir wieder etwas an der Homepage basteln. Das Toughbook hat sich über Nacht verabschiedet, obwohl es ja eigentlich speziell für harten Einsatz gebaut ist. Fischerboote am Strand von Nouâkchott Das ist sehr, sehr ärgerlich, denn es ist unser Navi-Laptop und Thomas schreibt darauf unsere Tagesberichte und führt das Logbuch. Zum Glück haben wir die Marokko-Berichte bereits auf Isabellas Laptop transferiert. Hoffentlich können wir das Teil im Senegal reparieren lassen. Am Nachmittag gehen wir an den Strand von Nouâkchott, der mit Fischerbooten überstellt ist. Wir stellen uns unter einen Sonnenschirm beim Hotel Sabah und trinken einen sündhaft teuren Softdrink. Dafür haben wir Schatten und können gemütlich sitzen. Dann nehmen wir unser aller erstes Bad im Meer auf dieser Reise. Es ist herrlich erfrischend, denn das Wasser hat gerade mal etwa 20 Grad Celsius. Überhaupt ist es angenehm kühl am Strand, kein Vergleich mit unserem heissen Camp in der Stadt. Taxi in Nouâkchott Anschliessend beobachten wir das Treiben der Fischer, wie sie ihre Boote über die Wellen anlanden und wie die Fänge mit Eselskarren zum angrenzenden Fischmarkt gebracht werden. Das Ganze ist sehr bunt, dominiert von dunkelhäutigen Menschen, und wir haben irgendwie das Gefühl bereits im Senegal zu sein. Auf dem Fischmarkt sind die verschiedensten Fische auf langen Tischen zum Verkauf ausgelegt und wo sie teilweise auch gleich filetiert/zerlegt werden. Vor dem Fischmarkt suchen wir uns ein Taxi zurück in die Stadt und sehen dabei die abenteuerlichsten Schrottautos, die wir je haben fahren sehen. Der Fahrer solch eines “Autos“ bietet sich uns sogar als Taxi an...

Mittwoch, 05.03.2008 – Nouâkchott

Heute holen wir unsere Senegal-Visa ab. Da die zuständige Frau noch in der Pause ist, versuchen wir unser Glück inzwischen an einem der Geldautomaten, die es nach einheitlicher Beschreibung aller Reiseführer in ganz Mauretanien nicht gibt. Der Automat ist noch fast neu, aber er spuckt bei keiner unserer vier möglichen Karten Geld aus. Vor der Bank mit dem Automaten, der uns keine Ouguyas geben wollte Immerhin gibt er anstandslos die Karten wieder zurück, was doch auch schon was ist. Offensichtlich funktionieren die Automaten nur mit lokalen Bankkarten, die wir nicht haben. So wechseln wir in alter Manier ein Paar Euros in Ouguiyas in einer fast schon unterkühlten Wechselstube. Beim Abholen der Pässe gibt es ein paar Diskussionen, denn wir haben für unser Einmonats-Visum nur einen Eintritt bekommen, obwohl wir “multiple“ beantragt haben. Das würde heissen, dass wir nicht nach Gambia fahren könnten, ohne in Banjul ein neues Senegal-Visum beantragen zu müssen, denn schliesslich ist Gambia ganz vom Senegal eingeschlossen. Schliesslich lässt sich die Dame dazu erweichen, dass “une“ im Visum in ein “deux“ abzuändern. Immerhin... Anschliessend suchen wir wieder einmal einen Internetschuppen, wobei man in dieser staubigen, zusammengeschusterten Stadt wirklich einen Schuppen erwarten würde. Aber nein, wir landen in einem kühlen, abgedunkelten Raum mit vornehmem, wenn auch nicht ganz neuem, einheitlichem Equipement. Dies ist unser erster Internet-Zugriff seit bald vierzehn Tagen und wir haben einige Mails mit lobendem Inhalt zu unserer Internetseite erhalten. Nachtessen in der Nouvelle Auberge in Nouâkchott Das ist natürlich Balsam auf unsere Homepage-Seele, vor allem nachdem wir uns schon oft gefragt und auch darüber gestritten haben, ob sich der doch beträchtliche Aufwand auch lohnt. Vielen Dank! Leider können wir aber nur Mails empfangen, senden geht, aus was für Gründen auch immer, nicht. Zurück in unserem Camp baut Köbi seinen defekten Tachometer wieder in den Unimog ein, den die rührigen mauretanischen Mechaniker in zwei Tagen doch nicht wieder zum Geschwindigkeit anzeigen gebracht haben. Wäre irgendwie ja auch ein Wunder gewesen, denn wir haben in keinem Taxi, das wir gefahren sind, je einen funktionieren sehen. Zum Znacht lassen wir uns im Camp mit einem Tajine bekochen, und zu aller Überraschung zaubert Isabella vier Feldschlösschen Bier-Büchsen auf den Tisch, von denen nicht einmal Thomas wusste, dass diese noch an Bord sind.

Donnerstag, 06.03.2008 – St. Louis (Zebra-Bar)

Frühmorgens in Nouâkchott überholt ein Sammeltaxi Heute fahren wir wieder bei Tagesanbruch los, denn es liegt wieder einmal eine grosse Strecke, zusätzlich gespickt mit Piste und einem wahrscheinlich nicht ganz einfachen Grenzübergang auf dem Tages-Menu. Es herrscht zum Glück noch nicht viel Verkehr am Morgen in Nouâkchott, und vor allem: die meisten Taxi-Fahrer schlafen noch. Dennoch dauert es lange, bis wir endlich aus der Stadt heraus sind. Bei einer bald folgenden Strassenkontrolle verlangen die Beamten die Ehrenerklärung für das Fahrzeug, ein weisses Papier, das wir als Carnet-Besitzer nicht brauchen. Dorf zwischen Nouâkchott und Rosso Unsere diesbezüglichen Erklärungen akzeptieren sie jedoch nicht und meinen, wir müssten zurück in die Stadt fahren, um das Papier beim Zoll zu holen. Da passiert das Unmögliche: Thomas, der am Morgen sonst kaum den Mund aufbringt, redet sich in Rage (erst noch auf französisch...) und gibt den Beamten zu verstehen, dass wir nicht im Traum daran denken, das zu tun, ausser sie würden uns dahin eskortieren. Das wollen sie natürlich nicht und so findet einer der Beamten einen Ausweg: Wenn wir im Transit in den Senegal seien bräuchten wir es nicht, was wir natürlich sofort und sogar wahrheitsgetreu bejahen. So lassen sie uns endlich ziehen. Grosse Röhren reihen sich Kilometer an Kilometer Am Radio empfangen wir plötzlich einen Sender aus dem Senegal der stundenlang kubanische Musik spielt, und so cruisen wir beschwingt und aufgestellt durch die mauretanische Wüste, deren Sanddünen immer mehr, zuerst mit Dornsträuchern, dann auch mit Akazien bewachsen sind. Am Strassenrand liegen kilometerweise grosse, neue Röhren im Sand. Wir denken schon, dass da wohl wieder einmal ein Entwicklungsprojekt in die Hosen gegangen ist, als wir auf einmal brandneue Baumaschinen sehen, die die Röhren auch tatsächlich im Boden versenken. Auf einer Tafel sehen wir, dass eine Wasserleitung gebaut wird, und vermuten, dass damit Wasser aus dem Senegalfluss nach Nouâkchott gepumpt werden soll. In Rosso biegen wir nach 200km Strasse auf die sogenannte Damm-Piste ab, denn wir wollen den berüchtigten Zollübergang in der Stadt meiden, der als einer der Schlimmsten in ganz Afrika gilt. Baustelle - Die Röhren werden unter den Boden verlegt Auf der Piste kommen wir ganz flott voran, sie ist in ziemlich gutem Zustand. Wir sehen viele Vögel, darunter vor allem Reiher und die stattlichen Pelikane, ab und zu traben auch ein paar Warzenschweine von dannen. Die letzten 10km vor der Grenze am Diama Staudamm sind dann übelstes Wellblech, wahrscheinlich ein Vorgeschmack auf das, was uns in Afrika noch öfters begegnen wird. An der Diama Dammpiste kurz nach Rosso Etwas nach 15 Uhr sind wir am Zoll, das heisst schon einiges hinter unserem Zeitplan. Es ist allgemein bekannt, dass an der mauretanisch-senegalesischen Grenze für alles bezahlt werden muss, wobei vor allem die senegalesische Seite einen schlechten Ruf hat. So beginnen wir unsere (Tor-)Tour mit der Absicht, uns möglichst teuer zu verkaufen. Der mauretanischen Zoll verlangt zehn Euro für das Stempeln des Carnet: Ok, das haben wir bei der Einreise auch bezahlt. Dann soll eine obskure “Tax Communale“ bezahlt werden. Nach einer ersten Viertelstunde fruchtlosen diskutierens, beschliessen wir erst einmal die Pässe bei der Polizei stempeln zu lassen. Wir sehen, wie ein Franzose vor uns 20 Euro beim Beamten “abgibt“. Das kann ja interessant werden, denn für einen simplen Stempel in den Pass wollen wir jetzt wirklich nicht bezahlen. Die Unterhaltung beginnt ganz freundlich und unsere Pässe werden nach Eintrag aller Daten verzugslos gestempelt. Dann schiebt er uns die Pässe hin und meint: Macht 10 Euro pro Fahrzeug. Wir beginnen zu diskutieren und vor allem Isabella redet sich diesmal in Rage, wir staunen nur noch wie gut französisch sie plötzlich wieder kann... Schliesslich will er nur noch 10 Euro, aber als wir auch dafür noch eine Quittung verlangen geht es in die nächste Runde. Jetzt sagt ihm auch Köbi noch deutlich was er von diesem Grenzübergang hält und nach einer Stunde haben wir ihn endlich besiegt. Mit einem bitteren “jetzt habe ich die Schweizer kennen gelernt“ lässt er uns ohne Bezahlung ziehen. Im Diawling Nationalpark leben viele Wasservögel Dafür bezahlen wir nun die kleine, obskure Steuer für die Gemeinde und endlich öffnet sich der Schlagbaum und wir können Mauretanien verlassen. Nur wenige hundert Meter weiter stehen wir bereits vor dem nächsten Schlagbaum, der mit einer Kette und einem massiven Schloss gesichert ist. Ein Typ mit verschlissenem Anzug, dunkler Sonnenbrille und einem Hut taucht auf. Man könnte meinen wir seinen eben in Havanna, Kuba angekommen. Der Brückenzoll: 10 Euro für den Unimog, 20 Euro für den Camion. Eine neue Runde beginnt. Es wechseln sich freundliche Gespräche mit erregten und hitzigen Diskussionen im Minutentakt ab. Die Kette wird mehrfach auf- und wieder zugeschlossen, der “Kubaner“ läuft uns ein paar mal davon. Es führt nichts darum herum, diesen Brückenzoll müssen wir bezahlen. Danach gehen wir als erstes zur Polizei, wo der Beamte unsere Daten in die mit grosser Sorgfalt selbst gezogenen Spalten im Buch einträgt. Es dauert ein wenig und wir sind bereits angespannt, als er uns die Pässe mit einem freundlichen “Bon voyage“ wieder in die Hände drückt. Uns ist wahrscheinlich allen der Kiefer heruntergefallen, so unerwartet kam das. Na, dann nichts wie hinüber zum Zoll, bevor er es sich nochmals überlegt. Hier werden wieder 10 Euro pro Carnet verlangt und wir denken, was wir dem mauretanischen Zoll gegeben haben, können wir auch den Senegalesen geben. Ausserdem ist es auch schon reichlich spät und wir müssen noch gut 40km bis hinter St. Louis zur Zebra-Bar fahren. Als wir auch noch die Versicherung abgeschlossen haben und sich auch der letzte Schlagbaum öffnet, geht die Sonne gerade unter. Wir sind zwar abgezockt worden, aber wir haben uns so teuer wie möglich verkauft. Es ist unglaublich, aber jetzt haben wir fast ein wenig Mitleid mit dem mauretanischen Polizisten, den wir als einzigen um sein “Cadeau“ gebracht haben... Kurz vor St. Louis, das wir durchqueren müssen, wird es stockdunkel und Thomas kann wieder einmal seinem Lieblingssport frönen: Lastwagen fahren im nächtlichen Grosstadtgetümmel! Um halb neun kommen wir in der Zebra-Bar an, wo wir uns noch ein Bier genehmigen, bevor wir müde, aber glücklich im Senegal angekommen zu sein, ins Bett sinken.

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