Malawi

Montag, 05.07.2010 – Karonga

Unser Übernachtungsplatz direkt vor dem Zollgebäude Wir wurden gewarnt, dass der Grenzübergang um sechs Uhr morgens öffnet und so werden wir um diese Zeit auch ein erstes Mal geweckt, da wir wirklich direkt vor dem Eingang zum Zollgebäude stehen. Immerhin können wir nach diesem ersten Ansturm nochmals eine knappe Stunde schlafen, bevor auch wir aufstehen. Der Zöllner von gestern abend sieht in seiner geschniegelten, dunkelblauen Uniform, ein Zweireiher mit goldenen Knöpfen, eher wie ein Schiffsoffizier aus und wirkt hier fast etwas deplaziert. Wir bringen die letzten Kilometer in Sambia hinter uns und kommen dann zum Zoll von Chitipa. Ochsengespann ausgangs Chitipa Der Mann vom Zoll bearbeitet die Carnets souverän, während Thomas die Einreisekarten ausfüllt. Der Immigrationsbeamte hat dann mit den malawischen Visa etwas mehr Mühe und es dauert vergleichsweise lange, bis wir endlich die Einreisestempel im Pass haben. An diesem kleinen Grenzübergang fragt niemand nach einer Strassensteuer, die gemäss unseren Informationen in Malawi eigentlich fällig wäre und bei grossen Fahrzeugen wie unserem Obelix offenbar immer wieder zu Diskussionen Anlass geben soll. Uns soll’s recht sein. Es ist nicht weit bis in die Stadt Chitipa, wo wir erfolglos versuchen, sambische in malawisch Kwacha zu tauschen und Geld vom Bankautomaten zu ziehen. Strassenbau reisst Wunden in die Berglandschaft Ohne Lokalwährung im Portemonnaie machen wir uns auf die 100km lange Piste, die ebenfalls Teil der Old Stevenson Road ist, nach Karonga. Sie ist in schlechterem Zustand als auf sambischer Seite, jedenfalls kommen wir langsamer voran als gestern. Nach zehn Kilometern stossen wir auf eine erste Strassen­baustelle. Das Informationsschild, das kurligerweise am sambischen Zoll neben der Piste lag und auf ein chinesisches Strassenbau­projekt auf der malawischen Strecke Chitipa-Karonga hinwies, existiert also doch nicht grundlos. Von nun an fahren wir einmal auf der alten Piste, dann wieder auf der neuen, noch ungeteerten Trasse. Das geht so über Berg und Tal bis zwanzig Kilometer vor Karonga, wo doch tatsächlich der Teer beginnt. Wir fahren in Karonga ein Die Strecke führt durch eine tolle Berglandschaft, aber irgendwie stört die Bauerei mit ihren hässlichen Narben im Gelände den malerischen Eindruck. Das bereits geteerte Stück, das noch nicht alt sein kann, hat bereits einen bedenklich löchrigen Belag, und an einer Stelle sind die Chinesen bereits mit der Reparatur der Fahrbahnschäden beschäftigt. Wenig nördlich von Karonga überqueren wir den North Rukuru Fluss Wir kommen nach Karonga am Malawisee, den wir ein erstes Mal bereits aus 40km Entfernung aus den Bergen gesehen haben. Hier sind wir mit knapp 500m über Meer zum ersten Mal seit dem Krügerpark in Südafrika so deutlich unter der 1’000m-Höhenlinie. Als erstes müssen wir malawisches Geld auftreiben, was auch gelingt, nachdem wir nach einer Ortsrundfahrt den Platz der Banken gefunden haben. Mit Einkaufen haben wir weniger Glück, denn es gibt nur kleine Supermärkte ohne Frischprodukte, so dass wir ausser einem Brot nichts kaufen. Wir fahren einige Kilometer nordwärts zum Beach Chamber Motel, das am See liegt, und wo wir uns direkt auf den Sandstrand stellen können. Zum Glück haben wir unsere Pneus noch nicht aufgepumpt, sonst wären wir beim Rangieren wohl kläglich stecken geblieben. Heute genehmigen wir uns ein Bier an der Bar, aber es gibt zu unserer Enttäuschung nur ein lokal gebrautes Carlsberg. Wir machen direkt neben Obelix im Sand ein Feuer, das mit unserem trockenen Holz aus Sambia und dank dem Wind, der über den See weht, schnell lodert. Dadurch kommt Isabella ziemlich in Stress, denn ein Salat muss gerüstet und Teigwaren müssen gekocht werden. Auf den Grill schmeissen wir, nach der Erfahrung mit den “Cervelats“ ziemlich skeptisch, zwei Bratwürste vom Schweizer Metzger in Lusaka. Sie sind aber, und dies nicht nur wegen Isabellas Zwiebelsauce, ganz geniessbar.

Dienstag, 06.07.2010 – Karonga

Der Pflücksalat von Kapishya Hot Springs in Sambia Endlich wieder einmal ausschlafen. Draussen, fünfzehn Meter hinter Obelix plätschern die Wellen des Malawisees an den Strand. Trotzdem reizt es uns hier nicht zum Baden, denn erstens besteht im See grundsätzlich Bilharziosegefahr und zweitens findet gleich links und rechts vom Campgelände das afrikanische Leben statt. Das heisst, hier wird gewaschen, gespielt, Körperpflege betrieben und was sonst noch so zum menschlichen Dasein gehört... Am Vormittag hängt noch eine Wolkendecke über dem See, die sich aber bald westwärts verabschiedet und der Sonne Platz macht. Thomas am Billardtisch, dahinter Obelix am Strand Auf dieser geringen Höhe nähern sich die Temperaturen wieder der 30 Grad-Marke und auch im MGD ist es nicht wirklich kühler. Wir haben natürlich an unseren Laptops zu tun, denn es gilt Sambia für die Homepage aufzuarbeiten. Zum Zmittag lassen wir uns noch etwas Schnittfleisch und Käse aus Botswana schmecken. Das Gericht sieht nicht nur wie ein Auflauf aus, es schmeckt auch fast so Am Nachmittag gönnen wir uns mal eine Pause und spielen zwei Runden Billard. Danach kümmert sich Isabella um das Nachtessen, während Thomas im Eilzugstempo alle Bilder von Sambia durchgeht. Wir sind heute früh dran mit essen, und der gebratene Schinken zusammen mit den gebratenen Krawättli sieht nach einem Auflauf aus, obwohl Isabella nur mit der Bratpfanne hantiert hat. Hier im Motel haben sie in der Bar einen Fernseher stehen, der natürlich von einer Satellitenschüssel gespiesen wird. Klarer Fall, dass wir uns den ersten Halbfinal der Fussball-WM zwischen Holland und Uruguay anschauen. Es ist ein gutes Spiel mit schönen Toren, das Holland erwartungsgemäss gewinnt. Danach sitzen wir wieder einmal noch viel zu lange vor unseren Laptops. Wir werden einfach nie gescheiter...

Mittwoch, 07.07.2010 – Karonga

Von Isabella selbst geschnittene Haarspitzen Es war ja irgendwie klar, dass wir nach dem späten Schlafengehen heute nicht besonders motiviert sind, weiterzufahren. Ausserdem findet ja noch der zweite Halbfinal statt, den wir an unserem nächsten Ziel mit Sicherheit verpassen würden. Darum läuft der heutige Tag fast genau so wie gestern ab. Das Feuer für das Rindsfilet brennt bereits Wir sondieren, ob wir uns hier ans Stromnetz hängen können, denn unter dem Baum vermögen unsere Solar­paneele die Batterien nicht genügend aufzuladen. Thomas verlegt ein langes Kabel ins nächste Motelzimmer, von wo der Strom dann fliesst. Die Spannung schwankt zwar zwischen 190 und 240 Volt, aber unsere Geräte scheinen diesbezüglich nicht besonders heikel zu sein. Heute ist einmal mehr grillieren angesagt und das Holz brennt wieder vorzüglich. Wir legen den letzten Teil unseres Rindsfilets aus Sambia auf den Grill und dazu macht Isabella ein einfaches Risi-Bisi. Danach ist natürlich wieder Fussball-WM-Zeit und in der Bar scheint man schon die Stühle für uns freizuhalten. Spanien besiegt Deutschland nach einem guten, spannenden Spiel verdient mit 1:0. Und wir erinnern uns: Schweiz 1, Spanien 0...

Donnerstag, 08.07.2010 – Karonga

Die Nokia Software sorgt bei Isabella nicht gerade für gute Laune Wir haben uns entschlossen, noch etwas hierzubleiben und den Sambia-Update unserer Homepage möglichst weit voranzutreiben. Offensichtlich ist hier ein ruhiges Plätzchen, wo wir ungestört arbeiten können. Das scheint an anderen, bekannteren Plätzen, vor allem am Malawisee, nicht immer der Fall zu sein, wie wir verschiedenen Berichten entnehmen können. Ausserdem verpassen wir so den WM-Final garantiert nicht und der Manager des Resorts hat uns sogar einen Discount in Aussicht gestellt. Unser kleiner Strand Allerdings beschäftigt sich Isabella dann fast den ganzen Tag nicht mit unserer Webseite, sondern mit ihrem Handy. Sie will die vielen SMS die sich angesammelt haben auf den Laptop transferieren, denn das Natel verweigert regelmässig die Annahme von neuen Meldungen wegen des vollen Speichers. Die Software die das bewerkstelligen soll treibt sie aber fast zum Wahnsinn. Irgendwann am Nachmittag ist es dann doch geschafft und Thomas hat inzwischen sogar wieder einmal ein Brot gebacken. Nun ist es langsam Zeit, uns doch noch etwas an der frischen Luft zu bewegen, und wenn es nur rund um den Billardtisch ist. Damit ist der Tag auch schon gelaufen und es kommt der Moment um unsere hungrigen Mägen zu besänftigen, denn die haben heute ausser Kräckern und Frischkäse noch nichts Grossartiges bekommen. Wir haben Lust auf Kohlenhydrate und machen uns eine rechte Portion Chakalaka-Spaghetti. Heute sind wir etwas vernünftiger, aber auch müder, und gehen darum wieder einmal etwas zeitiger schlafen.

Freitag, 09.07.2010 – Karonga

Fischer begutachten den morgendlichen Fang An diesem geschlachteten Schwein ist uns nicht genug Fleisch dran Vor dem Frühstück, aber erst nach einem Kaffee, gehen wir die dreihundert Meter vom Strand die Strasse hinauf, wo an der Einmündung auf die Teerstrasse ein ganz kleiner Markt ist. Wir kaufen dort schöne Tomaten, Orangen und einige Zwiebeln. Vom kleinen Schwein, das gerade zerlegt wird, können wir uns aber für nichts richtig begeistern. Irgendwie ist uns da nicht genug Fleisch am Knochen, darum lassen wir es sein. Das gestern gebackene Brot sieht zwar etwas fahl aus, lässt sich zur Abwechslung aber gut mit Butter bestreichen und schmeckt auch nicht schlecht. Sonst gibt es nicht mehr viel Aufregendes zu berichten, darum also gleich zum Wesentlichen des Abends: Die “Cervelat“-Würste, die vom Grill so schrecklich schmeckten, sind aus der Pfanne, von Isabella kräftig gebraten und gewürzt, gar nicht mehr so ungeniessbar. Dazu gibt’s Teigwaren- und etwas Tomatensalat. Also, geht doch...

Samstag, 10.07.2010 – Karonga

Wolken von kleinen Fliegen über dem Malawisee Heute stellen wir, obwohl noch gar nicht Sonntag, einen Ausschlafrekord auf, denn es ist neun Uhr, bis alle aus dem Bett gekrochen sind. Draussen über der Seeoberfläche stehen komische, dunkle Schwaden, die wie Rauchsäulen aussehen. Der Strand gleich neben dem Hotel wird intensiv genutzt Dank unserem Reiseführer wissen wir, dass diese Wolken aus Abermillionen von kleinen Seefliegen, die aus ihren Larven im See geschlüpft sind, bestehen. Wenn sie vom Wind an Land getrieben werden fangen die Malawier sie ein, um aus ihnen eine Art fritierten Fladen zu backen. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden... Auch heute sitzen wir die meiste Zeit hinter den Laptops. Allerdings widmen wir uns anderen Dingen als der Homepage, denn die Arbeit an dieser ist wegen Meinungsverschiedenheiten vorüber­gehend eingestellt. Heute machen wir uns einen griechischen Salat, danach ist wieder Fussball angesagt. Es geht zwar nur um den goldenen Blumentopf, also eigentlich um nichts, zwischen Uruguay und Deutschland. Aber es gibt ein unterhaltsames Spiel mit fünf Toren, von denen Deutschland drei schiesst und damit gewinnt.

Sonntag, 11.07.2010 – Karonga

Am Strand werden auch Velos gewaschen Heute verbringen wir den letzten Tag hier am ruhigen Strand und er verläuft ziemlich gleich wie gestern, ausser, dass jetzt wieder an der Homepage gearbeitet wird. Lautstarke Diskussionen von Restaurantbesuchern Am Sonntag ist etwas mehr Betrieb im Resort. So ist eine Gruppe von Südafrikanern über Mittag hier und am Nachmittag und frühen Abend vergnügen sich einige einheimische Männer recht lautstark. Wir machen dann auch Feierabend und sitzen mit einem Bier gemütlich unter den Bäumen. Heute essen wir im Restaurant und bestellen einen Fisch aus dem Malawisee. Der Chambo genannte Barsch ist knusprig fritiert, genau so wie die Pommes-Frites, die besten seit langer Zeit. Thomas beim Feierabendbier Dann zügeln wir in die Bar, um den WM-Final zu schauen. Die besten Plätze sind heute zwar schon besetzt, aber man stellt uns gleich zwei Polsterstühle hin, so dass wir das Spiel trotzdem bequem verfolgen können. Chambo Fisch mit knusprigen Pommes frites Die Mehrzahl der Zuschauer, ausser uns alles Schwarze, unterstützt Holland. Wir fiebern mit Spanien, das sich in der Verlängerung nach einem zwar spannenden, aber nicht wirklich berauschenden Spiel in der Verlängerung einmal mehr mit dem Minimalresultat von 1:0 durchsetzt. Wir machen zwar nicht gerade eine Flasche Cava auf, aber wir haben doch Grund zu feiern. Die Schweiz hat ja Spanien, also den Weltmeister, 1:0 geschlagen und ist darum der Oberweltmeister... Als wir um Mitternacht schlafen gehen hören wir für einmal keine Wellen an den Strand schlagen. Es geht nicht der Hauch eines Windes und der See liegt spiegelglatt da. Draussen auf dem See sehen wir die Lichter der Fischer und vom angrenzenden Strand fahren noch mehr beleuchtete Fischerboote hinaus.

Montag, 12.07.2010 – Livingstonia

Fischer bringen ihren Fang an Land Vom nahen Strandabschnitt dringt heute schon früh Lärm an unsere Bettstatt. Die Fischer, die über Nacht draussen auf dem See waren, bringen ihren Fang an Land, wo er von Frauen in Empfang genommen wird. Obelix hinterlässt Spuren im Sand Es ist ein buntes, geschäftiges Treiben und immer wieder verlässt ein mit Fischen gefülltes Becken auf dem Kopf einer Frau den Strand. Wir packen nach dem Frühstück zusammen und bezahlen unsere Rechnung. Der vom Manager in Aussicht gestellte Rabatt fällt mit 500 Kwacha, oder knapp vier Franken aber eher symbolisch aus. Macht nichts, uns hat’s hier ganz gut gefallen, denn das Personal war extrem nett und zuvorkommend. Wir fahren zuerst noch nicht sehr weit, denn bevor wir auf die Teerstrasse einbiegen, müssen wir erst den Luftdruck etwas anheben. Währenddessen kann Isabella auf dem kleinen Markt mehr von den feinen Tomaten und einige Orangen kaufen. Bei Livingstonia kommen die Berge nahe an den See Im Ort Karonga kitzeln wir noch etwas die Geldautomaten und die Hälfte der Ausbeute verschwindet gleich zu Diesel raffiniert im Tank. Der Treibstoff ist hier in Malawi mit Abstand der teuerste in letzter Zeit und dabei dachten wir, dass nur Sambia so extrem teuer sei. Gegenverkehr auf den engen Serpentinen Wir fahren dem See entlang Richtung Süden und biegen in Mkondowe rechts ab, den Bergen entgegen. Hier führt eine spektakuläre Serpentinenpiste den Berghang hinauf nach Livingstonia, einer Mission aus der Anfangs­zeit der malawischen Kolonial­geschichte. Die Kehren haben es tatsächlich in sich, denn Obelix muss bei vielen der 20 Kurven etwas sägen. Aber mit Vierradantrieb und Untersetzung schafft Obelix alle Aufgaben. Unangenehm ist eigentlich nur der relativ dichte Verkehr. Insgesamt fünf Mal müssen wir auf der engen Piste anderen Fahrzeugen ausweichen, einmal sogar einem Lastwagen der uns überholt, mit einer Ladefläche voller singender Menschen. Auf dem letzten Stück hinauf zur Mission, mit den Serpentinen nun hinter uns, ist die Piste hart und mit tiefen Spurrillen versehen. Blick von der Serpentinenpiste auf den Malawisee Hier möchten wir in der Regenzeit auf keinen Fall fahren müssen. Zwei Kilometer vor unserem Ziel steht ein Pick-up auf dem Weg, dem hinten rechts das Rad fehlt. Der Fahrer entschuldigt sich, dass er den Weg versperrt, aber sein Differential ist blockiert und er ist nun mit der Reparatur beschäftigt. Wir sehen schnell, dass hier kein Vorbeikommen ist, denn links und recht steht ein steiles Bord. Es gäbe zwar die Variante umzukehren und zur letzten Abzweigung zurückzufahren um die Alternativroute zu nehmen. Wir haben aber nicht wirklich Lust, die schlechte Piste nochmals zu erleiden und sehen uns deshalb nach einem Übernachtungsplatz um. Unser unvorhergesehener Übernachtungsplatz kurz vor Livingstonia Der nächste Platz, bei einer Bar gelegen, fällt nach kurzer Inspektion aus den Traktanden, denn die Anwesenden haben jetzt schon ziemlich glasige Augen und Artikulations­schwierigkeiten. Etwas weiter unten stehen einige Häuser und zwischen ihnen ein einigermassen ebenes Fleckchen. Wir finden einen gut englisch sprechenden, älteren Herrn, der die Häuser als “mein Dorf“ bezeichnet und er lädt uns sofort dazu ein, auf dem Platz zu übernachten. Es stellt sich heraus, dass Boma Mkandawire wohl irgendwie zu den Notabeln des Landes gehört, denn er war bis vor einigen Jahren Mitglied des malawischen Parlamentes und als Chef der Vereinigung der Tabak­produzenten ein weitgereister Mann, der dabei offensichtlich auch mehrmals die Schweiz besuchte. Nun hat er sich hier, wo sein Grossvater schon zu Zeiten der Gründung der Mission Livingstonia 1894 eine gewisse Rolle gespielt haben muss, zur Ruhe gesetzt. Auch wir setzen uns für heute zur Ruhe und lassen sogar das Nachtessen sausen. Die anstrengende Strecke hat uns doch ganz schön geschafft und der Rest macht die Höhenluft, die wir hier auf fast 1’300m wieder atmen.

Dienstag, 13.07.2010 – Rumphi

Das Stone House Nach zehn Stunden Schlaf sind wir um sechs Uhr morgens wieder wach und auch auf den Beinen. Bevor wir losfahren gehen wir erst einmal nach­schauen, ob die Strecke jetzt frei ist. Ganz soo alt kann dieses Teil doch noch nicht sein Sie ist es und so können wir die letzten zwei Kilometer zur Mission fahren. Wir besuchen das sogenannte Stone House, das einzige Gebäude in Livingstonia, das nicht aus roten Laterit­backsteinen, sondern Sandstein gebaut ist. Es wurde nach der Fertigstellung 1903 während 25 Jahren vom Gründer der Mission, Robert Laws, bewohnt. Im Gebäude befindet sich ein kleines Museum, das viele Gegenstände und Fotos, sowie Informationen aus dieser Zeit enthält. Anschliessend machen wir einen Rundgang durch die weitläufige Anlage mit den vielen roten Backstein­gebäuden. Eines der vielen roten Backsteingebäude in Livingstonia Im Coffee Shop kaufen wir malawischen Kaffee; mal schauen wie der schmeckt. Zum Schluss sehen wir uns noch die grosse Missionskirche an, die abgesehen von einem schönen Glasfenster, das den Entdecker David Livingstone mit seinen beiden schwarzen Begleitern zeigt, ziemlich schmucklos ist. Die 1894 erbaute Missionskirche Am Himmel um uns herum haben sich viele dunkle Wolken angesammelt, was einige Sorgenfalten auf Isabellas Stirn bewirkt. Die Hauptroute, die wir als Abfahrt vom kleinen Plateau auf dem die Mission liegt wählen, ist genau so schlecht wie die gestrige Zufahrt. Es ist eng und natürlich kommen uns zwei Autos entgegen. Es sind die beiden Holländer, die uns gestern in den Serpentinen überholt haben. Die Piste ist die ersten paar dutzend Kilometer eine kurvige Gebirgspiste, es geht auf und ab, in Taleinschnitte hinein und wieder hinaus. Wir kommen nur sehr langsam vorwärts und unser Schnitt liegt nur wenig über Schrittempo. Unter diesen Dächern wird Tabak getrocknet An einer Stelle ist die Piste tatsächlich tief morastig, aber Obelix wühlt sich dank Vierradantrieb problemlos durch. Als wir ins Tal des South Rukuru Flusses kommen wird die Gegend etwas flacher und unsere durchschnittliche Geschwindigkeit steigt auf 15km/h. Uns ist schon seit geraumer Zeit klar, dass wir es heute nie bis in den Nyika Nationalpark schaffen werden. Unterwegs sehen wir viele Tabakfelder. Piste im South Rukuru Tal Es dauert aber etwas, bis wir die Pflanzen als solche erkennen, denn sie sind aufgeschossen, tragen an den Enden der langen Stengel Früchte und nur einig verdorrte Blätter. Offensichtlich werden die guten Tabakblätter vorher geerntet. Nach fünf Stunden rütteln und rumpeln für nur 80km kommen wir nach Rumphi und finden, dass es für heute genug ist. Wir fahren zur Matunkha Safari Lodge, die Teil eines Waisenhausprojektes ist. Im Restaurant genehmigen wir uns ein Bier. Leider gibt es auch hier kein lokales Kuche Kuche, so dass wir spontan ein “Elephant“ bestellen. Wir erhalten ein Starkbier mit 7,2% Alkoholgehalt, das ebenfalls von Carlsberg Malawi gebraut wird. Na dann Prost! Wir kochen trotzdem noch und Thomas träumt von einem feinen Bananen-Curry. Isabella nimmt sich aber gleich die Pouletoberschenkel vor, um das Fleisch von den Knochen zu lösen. Eine elende Arbeit... Das Resultat, verfeinert mit zwei Bananen, ist die Mühe wert, aber Chickenthighs werden wir sicher keine mehr kaufen.

Mittwoch, 14.07.2010 – Nyika Nationalpark

Blue Waxbill (Angola-Schmetterlingsfink oder Blauastrild) Wir sind zeitig wach und müssen darum nicht hetzen. Das gibt uns Zeit, vor, während und nach dem Frühstück dem Treiben der zahlreichen Vögel in den Sträuchern und auf dem Gras um uns herum zuzuschauen. Aufgestengelte Tabakpflanzen Dabei können wir neben Blue Waxbill, Southern Grey-headed Sparrow, Tropical Boubou, Variable Sunbird und Speckled Mousebird auch Yellow-fronted Canarys bestimmen. Thomas glaubt sogar, einen Kingfisher wegfliegen gesehen zu haben. Die Anlage ist also ein richtiges kleines Vogelparadies. Kurz nach zehn Uhr biegen wir auf die Strasse die zum Nyika Nationalpark führt ein. Natürlich ist es weiterhin eine rumpelnde Piste aber heute sollten wir die 110km bis zum Camp im Park schaffen. Vorerst geht es noch über eine Ebene, in der viel Tabak angebaut wird. Tabakballen zum Abtransport bereit, im Hintergrund eine Ballenpresse Ab und zu sehen wir Ballen von getrocknetem Tabak zum Abtransport bereitliegen und einmal begegnen wir einem Lastwagen, der gerade meterhoch damit beladen wird. Die Strecke steigt kontinuierlich an, bis wir rund 500m über unserer Ausgangshöhe in Rumphi das Eingangstor zum Park erreichen. Wir bezahlen unseren Eintritt und besuchen das kleine Informationszentrum, gemäss dem wir im Park neben vielen Antilopen theoretisch sogar Löwen und Elefanten antreffen könnten. Ein Fleckchen Urwald Auf der Weiterfahrt liegt tatsächlich zweimal Elefantendung auf der Strasse, der allerdings schon lange vertrocknet ist. Die Strasse steigt weiter an und gibt tolle Ausblicke auf die tiefer liegende Ebene im nahen Sambia frei. Der niedrige Wald verschwindet mit zunehmender Höhe und wir fahren durch eine Graslandschaft mit vereinzelten Urwaldflecken. Am Himmel stehen immer mehr Wolken. Wir sehen bald, dass diese wohl aus dem Rauch der vor uns aufsteigt entstanden sind. Abgebrannte Grasflächen: Und das soll ein Nationalpark sein? Weite Gebiete sehen frisch abgebrannt und damit ziemlich trostlos aus. Und dafür bezahlen wir Eintritt? Immerhin sehen wir nach zwei Mäusen, die vor uns über die Piste vor dem Feuer fliehen, eine Gruppe von sechs Roan Antilopen. So nahe haben wir diese stolzen Tiere noch nie gesehen. Roan Antilope Unterwegs nach Chilinda, dem einzigen Camp im Park, sehen wir noch mehr von ihnen und ebenfalls eine grössere Herde von Common Reedbuck. Das Camp liegt inmitten von Pinienplantagen, die scheint’s vor fünfzig Jahren gepflanzt wurden. Als wir um eine Kurve kommen sieht es aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Hier werden die Bäume geschlagen und gleich vor Ort zu Holzlatten verarbeitet. Irgendwie passt das auch nicht ganz mit einem Nationalpark zusammen, aber in unmittelbarer Nähe sehen wir zwei Bushbuck und noch eine Roan. Als wir auf den Campingplatz fahren machen wir erst mal lange Gesichter, denn das Areal liegt an einem Hang. Zum Glück wurden an einigen Stellen kleine Flächen planiert, so dass wir mit Hilfe von ein paar Feuerholzscheiten doch noch einigermassen gerade stehen. Wir sind hier auf 2’336m über Meer, unserem bisher höchsten Übernachtungsplatz auf der Reise. Bei nur noch 12 Grad Aussentemperatur reizt es uns nicht, eine Dusche im halboffenen Sanitärblock zu nehmen und wir verziehen uns ins warme MGD. Wir kochen uns wieder einmal ein feines Pilzrisotto und dazu gibt’s Tomatensalat.

Donnerstag, 15.07.2010 – Nyika Nationalpark

Am morgen ist das Gras mit Rauhreif überzogen Isabella hat wieder einmal eine eher unruhige Nacht, denn sie hört Geräusche, die eigentlich nicht sein sollten. Zum Glück ist es dann aber nichts und wir können weiterschlafen. Thomas kriecht als erster aus dem warmen Bett und sieht, dass draussen auf dem Gras Reif liegt. Es muss also ganz schön kalt sein. Auf dem Gegenhang tummeln sich ein paar Reedbucks und am Grund des kleinen Tälchens sehen wir eine Gruppe von Roan Antilopen mit Jungtieren. Der Campingplatz von Chelinda Nachdem wir uns sattgesehen haben genehmigen wir uns erst einmal einen Kaffee und dann noch einen, bevor es auch noch Frühstück gibt. Am frühen Nachmittag getrauen wir uns endlich unter die Dusche, denn die Sonne wärmt nun ganz schön. Auch das Wasser aus dem holzbeheizten Boiler ist angenehm warm, doch der Wind der durch die Dusche zieht lässt uns trotzdem Zittern, vor allem natürlich Thomas. Später gehen wir auf eine kleine Wanderung, die uns allerdings nicht sehr weit vom Camp wegführt. Wir marschieren über eine weite Graskuppe und entdecken auf dem Hang des nächsten Hügels sechs Zebras. Neben ihnen grasen noch mehr Reedbucks. Als wir weiter über die Graskuppe gehen tauchen im Talgrund vor uns eine Truppe von Roan Antilopen auf. Es sind fünf Jungtiere und ebenso viele Erwachsene. Augur Buzzard (Augurbussard) Wir können uns bis auf etwa 300m nähern, es uns dort auf einem mit Flechten gepolsterten Felsbrocken bequem machen und die Herde in aller Ruhe beobachten. Schön! Auf den nächsten Steinbrocken weiter unten sitzen prominent zwei Common Fiscal. Malawi Batis (Malawischnäpper) Als wir uns auf den Rückweg machen scheuchen wir noch einen Denham’s Bustard, eine grosse Trappe auf, die sich fliegend davonmacht. Am Rande des Pinienwaldes, der das Camp umgibt, entdecken wir zwei Flycatcher, die von ihrem Sitzplatz aus fliegend Insekten jagen. Dazu sehen wir noch einen Bar-throated Apalis und einen Malawi Batis. Vor lauter in den Wald schauen übersehen wir beinahe einen Augur Buzzard, der auf einem abgestorbenen Baum über unseren Köpfen sitzt und dann einen Abflug macht. Was für ein toller Ausflug! Zurück im Camp darf uns der Caretaker heute ein Feuer machen, denn wir wollen die restlichen Pouletoberschenkel loswerden. Dazu kommt noch ein gefüllter Butternuss-Kürbis nach Anne Pannes Rezept in die Glut. Die Pouletteile kriegen etwas viel Hitze ab, dafür sind sie aber auch garantiert durchgebraten. Viel geben sie nicht gerade her, aber wir haben ja den grossen Kürbis als fein gewürzte, gesunde Sättigungsbeilage.

Freitag, 16.07.2010 – Rumphi

Junge Roan Antilopen Diese Nacht scheint es nicht ganz so kalt gewesen zu sein, denn auf der Wiese liegt kein Reif. Heute gibt’s gleich Frühstück, denn wir wollen ja weiter. Reedbucks Das gestern gebackene Roggenbrot schmeckt gut, vor allem auch mit der Guavakonfitüre aus Sambia. Während wir frühstücken grast ein Bushbuckpäärchen am Rande des Areals. Bevor wir losfahren füllen wir noch den leeren Wassertank, denn hier oben sollte das Wasser sauber sein, zumindest versichert uns das der Caretaker. Wir begeben uns auf einen kleinen, zehn Kilometer langen Rundkurs, der zum Chosi Aussichtspunkt führt. Wir kommen an zwei kleinen Staudämmen vorbei, an denen jeweils eine Holzbrücke über den Ausfluss führt. Sie sehen etwas handgestrickt aus, weswegen Thomas sich die Konstruktionen zuerst näher anschaut bevor wir darüber fahren. Sie halten aber beide Obelix’ Gewicht problemlos aus. Die typische Nyika Graslandschaft Die schmale Piste, die über flache, grasbewachsene Hügel führt wurde eben erst frisch gegradet und ist sehr gut zu befahren. Auch heute sehen wir einen Augurbussard und wir bekommen wieder reichlich Roan Antilopen zu sehen. Einmal stehen auf der rechten Seite der Piste neun Jungtiere beisammen und kurz darauf bevölkern mindestens zwei Dutzend Tiere wie Kühe eine grosse Weide. Mutter mit Kind unterwegs in Rumphi Dazwischen sind jeweils noch einige Reedbuck eingestreut, so dass wir wirklich nicht zu kurz kommen. Nur die Eland, die es hier im Park auch geben soll, bleiben sie uns schuldig. Auf der Fahrt zurück zum Parkausgang zeigen sich dafür noch zwei Klippspringer und ein Bushbuck. Entlang der Piste brennt es nun nirgends mehr, nur in der Ferne sehen wir noch Rauchsäulen aufsteigen. Zusammen mit dem kleinen Umweg rütteln wir heute sogar 120km über Pisten, bis wir um siebzehn Uhr in Rumphi ankommen. Wir steuern wieder die Matunkha Safari Lodge an, schliesslich hat es uns hier ja gefallen. Heute kochen wir nicht selber, sondern essen im Restaurant, denn wir haben von anderen Schweizer Reisenden vernommen, dass es hier die besten Pommes in ganz Afrika geben soll. Wir werden nicht enttäuscht, die Pommes-Frites schlagen auch die, die wir neulich in Karonga gegessen und gelobt haben. Überhaupt ist das Essen, ein Poulet-Curry und Fischfilets, wirklich gut und fast mit unseren Standards zu vergleichen. Immerhin legen sich dafür auch drei Köche in der kleinen Küche ins Zeug. Sie erhalten von uns ein grosses Lob bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Samstag, 17.07.2010 – Rumphi

Variable Sunbird (Gelbbauch-Nektarvogel) Heute machen wir wieder einmal eine kurzfristige Programmänderung. Isabella findet, dass sie lieber hier auf 1’000m Höhe, wo es nicht so heiss ist, als unten am Malawisee an der Homepage arbeiten würde. Yellow-fronted Canary (Mosambikgirlitz) und Blue Waxbill (Blauastrild) Gesagt, getan. Für einmal essen wir trotzdem gleich Frühstück, denn es hat ja noch vom Brot aus der MGD-Bäckerei. Am späten Nachmittag benützen wir das vorhandene Internet um wieder einmal unsere Mails runterzuladen und zu versenden. Dazu trinken wir ein Bier, und endlich, endlich bekommen wir das einheimische Kuche Kuche, das zwar ebenfalls von Carlsberg gebraut wird, weniger Alkohol, dafür mehr Inhalt hat und erst noch günstiger ist. Unser Kühlschrank leert sich langsam, denn wir haben schon länger keine grossartige Einkaufsmöglichkeit mehr gehabt. Für ein Gemüse-Curry, das einzig noch Karotten enthält, reicht es aber noch und dazu gibt es wieder einen Tomatensalat, denn Tomaten gibt’s auch in Malawi im Überfluss.

Sonntag, 18.07.2010 – Kande Beach

Bronze Mannikin (Kleinelsterchen) Wie vor vier Tagen können wir auch heute den Vögeln in aller Ruhe zusehen wie sie beim leckenden Wasserhahn, der sich zwei Meter neben unserem Eingang befindet, zum Trinken kommen. Unterwegs nach Mzuzu Neben den bereits damals erwähnten kommen heute noch Orange-winged Pytilia, Cinnamon-breasted Bunting und Bronze Mannikin dazu. Nach einem trotz Sonntag einfachen Frühstück mit den letzten Stücken des hausgemachten Brotes verlassen wir diesen sympathischen, empfehlenswerten Ort. Kurz nach Rumphi, wo die Brücke den South Rukuru Fluss überquert, entdecken wir auf den Felsen Mocking Cliff-Chats, recht auffällige, amselgrosse Vögel auf den Felsen. In Ekwendeni steht eine grosse, alte Missionskirche, aus der kurz nach dem wir sie erreichen die Leute aus der Sonntagsmesse strömen. Es ist interessant, mit was sie so aus der Kirche kommen: In der Missionskirche von Ekwendeni Einige Männer mit ihren Fahrrädern und viele Frauen mit Mais-, Cassava- oder was-auch-immer-Säcken, die flugs auf den Kopf wandern. Danach fahren wir weiter nach Mzuzu, wo wir unseren Kühlschrank wieder etwas aufzufüllen hoffen. In der Stadt gibt es gerade keinen Strom, so dass im grössten Supermarkt nur einige wenige generatorbetriebene Lampen leuchten. An Frischprodukten finden wir eigentlich nichts, einzig von der einheimischen UHT-Milch im Beutel, die weniger als die Hälfte der Importware aus Südafrika kostet, bunkern wir etwas. Draussen auf dem Parkplatz kaufen wir verschiedene Früchte und Gemüse. Papaya und Bananen stehen am Strassenrand zum Verkauf Irgendwie sind wir diesbezüglich aber noch nicht wieder richtig auf Afrika eingestellt, denn wir kaufen die Sachen zumindest teilweise von jungen Männern, die mit uns ein gutes Geschäft machen, selbst wenn wir nur die Hälfte des von ihnen verlangten Preises bezahlen. Wir nehmen uns vor, in Zukunft wirklich nur noch von Marktfrauen zu kaufen. Glück haben wir bei der Geldbeschaffung, denn einige der Geldautomaten funktionieren trotz Stromausfall. Und auch die Total-Tankstelle liefert, im Gegensatz zur Konkurrenz BP, Diesel, von dem wir gerne wieder einige Liter in den Tank füllen, womit wir bis Lilongwe versorgt sein sollten. Von Mzuzu aus schlängelt sich die Strasse wieder in tiefere Gefilde. Die Strasse windet sich durch eine Kautschukplantage Unterwegs fahren wir durch eine riesige Kautschukplantage, die uns mit ihren terrassierten und aufgeräumten Wäldern als ordnungsliebende Schweizer irgendwie anspricht. Am Strassenrand versuchen junge Männer Gummibälle zu verkaufen, die gemäss einer Warntafel wohl aus gestohlenem Kautschuk hergestellt worden sind. Weisse Velofahrer als Kinderattraktion auf der Piste nach Kande Beach Eigentlich sollten wir noch unser Abwasser loswerden bevor wir uns möglicherweise für einige Tage an einem Strand installieren. Aber Malawi ist, vor allem in der südlichen Hälfte des Landes, so dicht bevölkert, dass wir uns nirgends nur eine Minute ungestört hinstellen können. So kommen wir dann halt schwerer als erhofft nach Kande Beach, wo wir uns auf einen der Plätze im Camp stellen und uns gleich ein Feierabendbier am Strand genehmigen. Der Malawisee spielt sich hier schon fast als Meer auf. Die Wellen, die an den Strand schlagen, sind viel grösser als in Karonga und vom anderen, mosambikanischen Ufer ist weit und breit nichts zu sehen. Trotz unserer eingeschränkten Auswahl an Frischvorräten versucht Isabella für den heutigen Achtzehnten ein spezielles Essen zu kreieren. So entsteht dann ein Fried Rice mit Shrimps, zu dem es natürlich den obligaten Tomatensalat gibt. Danach macht Thomas ohne noch irgend etwas erledigt zu haben einen raschen Abgang, während Isabella dann für einmal ungestört Fotos für die Homepage aussuchen kann.

Montag, 19.07.2010 – Kande Beach

Morgens um fünf Uhr beginnt es doch tatsächlich ziemlich kräftig auf unser Dach zu pochen. Der grosse Regen ist es zwar nicht, aber als wir später aufstehen sieht es weit und breit nicht nach schönem Wetter aus. Red-billed Firefinch (Senegal-Amarant) Weibchen Im Gegenteil, es ist stark bewölkt und der stramme Wind hat wohl die Brandung auf dem Gewissen, die vom Strand herauf tönt. Damit ist natürlich vorerst einmal nichts mit Waschen, aber Thomas hat ja noch genug von gestern nachzuholen und Isabella sucht die restlichen Fotos von Sambia aus. So wird es Mittag und das Wetter bessert so weit, dass ab und zu die Sonne durchscheint. Red-billed Firefinch (Senegal-Amarant) Männchen Dann können wir ja, nachdem wir uns mit einem Vesperplättchen gestärkt haben, doch noch die dringendsten Wäschestücke waschen. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist wieder Handwäsche angesagt. Das ist keine grosse Hexerei, aber es wird bald klar, dass wir wohl zu spät begonnen haben und die Wäsche bis am Abend wegen der nicht sehr hohen Temperatur und der dafür umso höheren Luftfeuchtigkeit nicht trocknen wird. Wie auch immer, wir besuchen die Tauchschule gleich neben unserem Standplatz um uns über einen möglichen Tauchgang zu erkundigen. Von den Schweizern, denen die Basis gehören soll, ist leider nichts zu sehen. Wir bekommen aber unsere Informationen und damit ist es Zeit zum Feierabendbier überzugehen. Wir unterhalten uns längere Zeit mit Polyanna und James, einem jungen englischen Paar, das mit ihrem Landy auf der Ostroute unterwegs nach Kapstadt und heute hier angekommen ist. Da wir wegen der nicht trocknen wollenden Wäsche unsere gute Stube wieder einmal in einen Trocknungsraum verwandelt haben, verzichten wir auf dampfende und brutzelnde Pfannen und machen uns einen einfachen Matmata Salat.

Dienstag, 20.07.2010 – Kande Beach

Vom Regen gestaltete Erdskulptur auf der Ersatzradabdeckung Nachdem wir vom Wecker geweckt werden sieht das Wetter auch heute etwas durchzogen aus. Wir essen gleich Frühstück, damit wir für einen eventuellen Tauchgang gestärkt sind. In der Tauchbasis meint man, dass es beim herrschenden Wind wohl etwas wackelig ist, mit dem Boot zur Kande Insel rauszufahren, und so ist vor allem Isabella gar nicht unglücklich, dass wir das Ganze auf den Nachmittag verschieben. Inzwischen können wir dafür noch mehr Wäsche waschen, die heute dank der längeren Wäscheleinenverweildauer sogar trocknen sollte. Unser Platz in Kande Beach Am Mittag ist die Wäscherei erledigt und wir kochen uns ein Süppchen um bei Kräften zu bleiben. Am Nachmittag ist es dann soweit, das Wetter ist recht freundlich und der Wind hat nachgelassen. Wir machen in der Tauchbasis die Tauchausrüstung bereit und zwängen uns in den bei 25 Grad Wassertemperatur nötigen Tauchanzug. Mit dem kleinen Tauchboot fahren wir zur Insel hinaus und machen an einer Boje fest. Wir tauchen zum ersten Mal in einem See und für uns ist die geringe Sichtweite von rund vier Metern ungewohnt. Das bedeutet, dass man beim Abstieg zum Seeboden während einigen Metern ausser den Mittauchern keinerlei Sichtreferenzen hat. Das ist gar nichts für Isabella mit ihrer Platzangst und sie bricht den Tauchgang ab bevor er richtig begonnen hat. Sie klettert zurück ins Boot und unterhält sich dafür mit Karen, die heute Divemaster hätte sein sollen, über Gott und die Welt, während Thomas mit Elize, der Managerin der Basis und einem dritten Taucher auf den Tauchgang geht. Es gibt zwar viele kleine, bunte Aquariumsfische zu sehen und Thomas sieht sogar zwei Krabben, aber die Unterwasserwelt hier lässt sich niemals mit der Farbigkeit eines Tauchganges an einem Meeresriff vergleichen. Zudem muss er bei dieser Sichtweite höllisch aufpassen, den Sichtkontakt zu Elize nicht zu verlieren, was zeitweise recht anstrengend ist. Nach vierzig Minuten hat Thomas seine Atemluft verbraucht und wir tuckern mit dem Boot das kurze Stück zurück zum Strand vor der Basis. Isabella muss für den Tauchgang nicht bezahlen, was keineswegs selbstverständlich und sehr grosszügig ist, denn sie hat ja bis auf den grössten Teil der Luft in ihrem Tank die gesamte Infrastruktur beansprucht. Zurück im Camp holen wir uns ein Bier an der Bar, die inzwischen sehr belebt ist, denn heute sind vier Overlandertrucks angekommen. Wir gesellen uns lieber zu zwei schwedischen Motorradfahrern, Adam und Alexis, und Tim und Tom, zwei Australiern, die von Kenia aus eine Tour unternehmen. Polyanna und James sind auch schon dort und Tim beginnt gerade damit, eine Pasta zuzubereiten. So bleiben wir bei ihnen hängen, werden gleich noch zum Essen eingeladen und haben einen unterhaltsamen Abend rund um ein Lagerfeuer. Für ein letztes Bier stürzen wir uns dann auch noch ins Gewühl an der Bar, wo es ziemlich laut zu und her geht. Kurz vor Mitternacht haben wir von allem genug und verziehen uns ins MGD, in der Hoffnung, ruhigen Schlaf zu finden.

Mittwoch, 21.07.2010 – Nkhotakota

Überdachte Overlander-Zeltstadt im Kande Beach Resort Draussen bleibt es lange ruhig heute morgen, alle haben wohl etwas Schlaf nötig. Nach dem Aufstehen müssen wir uns erst einmal unserer Wäsche widmen die seit gestern abend überall im MGD hängt und liegt, da ja nichts mehr erledigt wurde. Kande Beach Zum Glück müssen wir, mit bestem Dank an die Aussis, wenigstens nicht abwaschen. Nicht, dass es uns schlecht ginge, aber heute morgen verzichten wir, nicht zuletzt wegen fehlenden Brotes, auf ein ordentliches Frühstück und begnügen uns mit Kaffee. Nachdem wir alles aufgeräumt haben und mehr oder weniger reisefertig sind setzen wir uns mit unserem zweiten Kaffee ins “Camp“ des schwedisch-australischen Quartetts. In bester australischer Buschküchen-Manier machen Tim und Tom gerade “Egg-in-a-hole-toast“. Männerrunde Das ist eine Scheibe Toast, aus dem in der Mitte mit einem Glas ein Loch ausgestochen, dann in der Pfanne mit einem Ei gefüllt und gebraten wird. Eine ausgesprochen leckere Angelegenheit. Die Schweden haben ein Problem mit ihrem Primus Benzinkocher und Alexis bastelt an einer Reparatur. Wir versuchen ihm so gut es geht mit Bohrmaschine und Werkzeug zu helfen, aber die Zuleitung leckt hartnäckig. Als erste fahren Polyanna und James los, die einen kleinen Bogen nach Norden fahren, bevor sie via Lilongwe nach Sambia reisen. Velotaxis warten in Nkhotakota auf Kundschaft Kurz nach Mittag verabschieden auch wir uns von den vier jungen Männern und die Chance besteht, dass wir zumindest die Australier vielleicht nochmals sehen werden. Wir waren zwar wirklich nicht lange zusammen, aber es hat uns mit Adam, Alexis, Tim und Tom grossen Spass gemacht. Wir fahren weiter südwärts dem Malawisee entlang, wo auf der Strasse wieder ziemlich viele Fussgänger und Radfahrer unterwegs sind. Draussen über dem See stehen wieder die dunklen “Rauchsäulen“, die die Schwärme von winzigen Seefliegen markieren. Unsere Chambo Fische werden ausgenommen Rund um Dwangwa machen die kleinen Cassava- und Maisfelder grossen Zuckerrohrplantagen Platz. Noch etwa später fahren wir doch tatsächlich einige Kilometer durch unbewohntes Buschland, etwas das wir für das südliche Malawi schon gar nicht mehr für möglich gehalten hatten. In Nkhotakota versuchen wir weiter glücklos in kleinen Supermärkten etwas Vernünftiges einzukaufen. Wenigsten gibt es hier einen schönen, grossen Markt, der für einmal etwas mehr als nur Tomaten und Zwiebeln bietet. So kaufen wir neben Tomaten und einer Aubergine ein grünes Kraut, von dem wir nicht wissen, wie es heisst. Das unbekannte grüne Kraut Es soll heute unser Gemüse als Beilage zu den Fischen sein, von denen wir uns drei Stück der Sorte Chambo besorgen. Wenige Kilometer nach der Stadt zweigen wir auf eine kleine Piste zum See ab, die uns zum Sani Beach Resort führen soll. Isabella findet schon am Eingang, dass die Anlage am Strand arg verlassen aussieht. Die Chambos bereit für den Grill Es kommt uns aber immerhin ein Mann entgegen, um uns zu begrüssen. Er bescheidet uns, dass sie leider kein Wasser hätten, wir also weder Dusche noch Toilette benützen können. Isabella ist überhaupt nicht begeistert, aber Thomas will trotzdem bleiben. Dafür handeln wir den Übernachtungspreis um fast die Hälfte auf 500 Kwachas herunter, was Isabella eigentlich immer noch zu teuer findet. Die Fische sollen auf den Grill, darum macht Thomas mit herumliegendem Holz ein Feuer. Oder er versucht es zumindest, denn das Holz ist komplett feuerresistent. Immerhin bringt uns der Mann anderes Holz, das dann besser brennt. Und das Fazit der recht aufwändigen Kocherei ist, dass Isabellas Gemüse bestehend aus Zwiebeln, Knoblauch, dem geschnittenen Kraut und fein gewürfelten Tomaten phänomenal schmeckt, während Thomas’ Fische nicht so richtig gelingen wollen. Da muss er dann wohl noch einmal üben...

Donnerstag, 22.07.2010 – Senga Bay

Sani Beach Nach einer ruhigen Nacht essen wir gemütlich Zmorge und räumen zusammen. Wir haben uns entschieden, von hier aus nicht ins Landes­innere zu fahren, sondern weiter dem See zu folgen um nach Senga Bay zu gelangen. Die Felsen am Ende der Sani Beach sehen fast wie gestrandete Wale aus Dort wollen auch die Australier hin und vielleicht treffen wir sie ja wieder. Damit liegen nur rund 130km vor uns und wir müssen nicht speziell pressieren. So können wir bevor wir losfahren noch einen kleinen Spaziergang über den Strand und durch die Anlage machen. Am Strand sitzt eine Frau die Steine sammelt, zwei Fischer ordnen ihre Netze und einige Kinder spielen herum. Im Resort ist keine Seele mehr zu sehen. Wir fahren zurück zur Teerstrasse, wo Isabella kleine Bananen zum bisher günstigsten Preis in Malawi erhandelt. Wir fahren meist durch flaches Land und der See ist selten in Sichtweite. Nach gut einer Stunde kommen wir zu einer Stahlbrücke, die als Ersatz für eine weggespülte Betonbrücke über deren Überreste gelegt wurde. Viele Zuschauer an der blockierten Brücke Arbeiter sind gerade damit beschäftigt neue Latten auf die Fahrbahn zu nageln und wir müssen einige Minuten warten. Dann aber unterbrechen sie ihre Arbeit um die Fahrzeuge passieren zu lassen. Zuerst kommt die Gegenseite dran und als vierter fährt ein Sattelschlepper auf die Erdrampe, die auf die leicht erhöht liegende Brücke führt. Er kommt mit seinem Tieflader nicht sehr weit und bleibt stecken. Unser Spaten ist doch nicht gefragt Statt zurückzusetzen verkeilt er seinen Anhänger in einem zweiten Versuch noch mehr und jetzt geht es auch nicht mehr zurück. Weil die Brücke nur einspurig ist, ist sie nun komplett blockiert, einzig Fussgänger, Velo- und Motorradfahrer können passieren. Während zwei Stunden, in denen die Besatzung des Sattelschleppers versucht, ihr Fahrzeug wieder flott zu kriegen, setzt eine richtige Völkerwanderung ein. Passagiere von grossen und kleinen Bussen marschieren mit ihrem zum Teil recht umfangreichen Gepäck auf die andere Flussseite, um dort mit anderen Bussen, die gewendet haben, weiterzufahren. Ein Mann bietet am einen Ende der Brücke Süsskartoffeln zum Verkauf an. Zwischen Salima und Senga Bay Nach einiger Zeit bringen wir unseren Spaten zum Ort des Geschehens, damit die Erde unter dem Auflieger abgetragen werden kann. Doch der Mann, der danach gefragt hatte, ist nicht mehr da und die Besatzung des Lastwagens hat kein Interesse daran, so dass wir mit der Schaufel wieder abziehen. Schliesslich kommt der Sattelschlepper doch frei und wir können endlich weiterfahren. In Salima versuchen wir einmal mehr erfolglos etwas einzukaufen und auch der Markt gibt ausser Tomaten und Zwiebeln gar nichts her. Wegen des unfreiwilligen Aufenthaltes an der Brücke kommen wir erst kurz vor Sonnenuntergang in Senga Bay an, wo wir auf die Steps Campsite fahren. Auch hier steht ein Overlandertruck und ein zweiter kommt kurz darauf noch dazu. Ganz hinten finden wir Alexis und Adam, die über der Michelin-Karte brüten, und Tom und Tim sitzen auf einem Felsen am Strand. Es gibt ein freudiges Wiedersehen, das wir natürlich gleich mit einem Bier feiern. Die Australier haben in Salima tatsächlich Filetsteak aufgetrieben und wir werden einmal mehr zum Essen eingeladen. Die Schweden gehen heute früh schlafen, denn sie haben sich morgen Lusaka als Ziel gesetzt und wollen früh losfahren. Wir sitzen noch ein Weilchen mit den Aussis zusammen und haben es wieder lustig, wohl nicht zuletzt wegen des Gin-Tonic, den sie auffahren. Wir sind aber ganz vernünftig und um elf Uhr sind alle schon im Bett.

Freitag, 23.07.2010 – Senga Bay

Auch am Strand von Senga Bay sehen die Felsen fast wie gestrandete Wale aus Die Töfffahrer stehen sehr früh auf und auch wir sind um sechs Uhr, kurz nach Sonnenaufgang, bereits draussen. Adam und Alexis sind (fast) abfahrbereit Adam und Alexis packen zusammen und um halb sieben Uhr brausen sie mit ihren schweren KTM’s und unseren guten Wünschen für eine gute Fahrt davon. Statt wieder schlafen zu gehen machen wir einen Spaziergang am schönen Sandstrand, an den wegen des starken Windes ziemlich hohe Wellen schlagen. Nach dem Frühstück nehmen wir es heute gemütlich, wir tun für einmal nicht sehr viel. Wir haben Tim und Tom für den Abend eine Pizza versprochen und so bereiten wir am frühen Nachmittag so viel wie möglich dafür vor. Der Strand beim Livingstonia Hotel resp. Steps Campsite Später gehen wir für ein erstes Bier in die Strandbar, bevor Tim uns beibringt, wie man “500“, ein Kartenspiel, das unserem Jass nicht unähnlich ist, spielt. Isabella und Tim spielen gegen Tom und Tom und es ist schon lange dunkel bis die beiden Toms ganz knapp verloren haben. Die Australier zaudern vor dem kalten Wasser des Malawisees So wird es schliesslich fast neun Uhr bis die Pizza aus dem Ofen kommt. Sie schmeckt ganz lecker, nur der Boden ist leider wieder einmal überhaupt nicht knusprig geworden. Den beiden Australiern scheint es trotzdem zu munden, denn sie putzen alles was wir ihnen auf den Teller schöpfen im Nu weg. Dazu gibt’s natürlich Tomatensalat, was den sonst? Fürs Dessert haben die beiden Damper, australischen Bush-Tucker, vorbereitet. Das ist grundsätzlich Brot das in der Glut gebacken wird. In unserem Falle halten wir den Teig, der um einen Stecken gewickelt ist, über die Glut, bis das Brötchen knusprig ist. Ins Loch das der Stecken hinterlässt wird Butter und Honig gefüllt, was eine süsse, leckere Nachspeise ergibt. Nach dem Genuss dieser Köstlichkeit platzen wir fast und wir wollen nur noch liegen. Bevor wir schlafen gehen genehmigen wir uns um der Verdauung etwas zu helfen noch einen Schnaps. Um das Geschirr abzuwaschen reicht unsere Energie aber definitiv nicht mehr.

Samstag, 24.07.2010 – Senga Bay

Tim und Tom packen zusammen Heute sind wir nicht so früh auf den Beinen. Tim und Tom kriechen auch erst gegen acht Uhr aus ihrem Zelt, brechen dieses dann aber rasch ab, da sie heute über Lilongwe nach Sambia fahren wollen. Wir schauen ihnen mit einem Kaffee in der Hand bei der Arbeit zu, nichts ist schöner... Es gibt eine herzliche Verabschiedung und dann sind wir wieder allein. Aber nicht allzulange, denn wie im Reiseführer beschrieben trudeln am Wochenende ziemlich viele Leute, zumeist aus Lilongwe, ein. Gleich neben uns parkt ein Kleinbus dem vorwiegend Frauen entsteigen. Ein Tisch und viele Stühle werden hingestellt. Das stört uns nicht weiter, aber ein Stirnrunzeln entlocken uns die grossen Lautsprecherboxen, die hinzukommen. Wir finden heraus, dass es sich um die Abschlussfeier einer Sekundarschule für Frauen handelt und das lässt uns immerhin etwas hoffen. Allerdings scheppern dann schon bald die Basslautsprecher, und schlimmer, der DJ klickt auf seinem Computer alle fünf Sekunden ein neues Musikstück an. Er ist irgend etwas am ausprobieren und das macht er natürlich bei voller Lautstärke. Afrika pur! Am Nachmittag zieht Bewölkung auf Wir schliessen halt auf der entsprechenden Seite die Fenster und lenken uns mit unserem allerletzten Pack namibischem Hartlieb Landrauchschinken, dem allerletzten südafrikanischen Camembert und Gouda ab. Hoffentlich finden wir in Lilongwe wieder etwas einigermassen ähnlich Geniessbares. Danach kann sich Thomas weiterhin ablenken, denn das Geschirr von gestern abend ist immer noch nicht gewaschen. Am Vormittag ging wieder ein starker Wind, der am Nachmittag aber schwer nachgelassen hat. So ist die “Brandung“ nicht mehr so arg und wir wagen uns für ein Bad in den See. Das Wasser ist gar nicht so kalt und wir können in den nun kleineren Wellen sogar etwas surfen, was ganz schön Spass macht. Die Abschlussfeier der Schule ist zu einer kleinen Gartenparty geworden und wir lenken uns bis zu deren Ende noch ein wenig mit Fotos sichten ab. Danach wird es langsam ruhiger, denn die Tagesbesucher ziehen einer nach dem anderen ab. Heute abend kochen wir wieder einmal ordentlich für uns selber. Isabella kreiert ein Omelett “Senga Bay“, eine Variante unserer beliebten Berber-Pizza, diesmal mit der in Nkhotakota gekauften Aubergine.

Sonntag, 25.07.2010 – Lilongwe

Obelix auf seinem Platz im Steps Campsite Die Bewölkung, die gestern nachmittag schon aufgezogen ist, überzieht auch heute morgen noch den Himmel. Es windet ordentlich und der See ist ziemlich rauh. Blühende Mangobäume bei Salima Bis in die malawische Hauptstadt Lilongwe ist es nicht wirklich weit, darum haben wir es auch nicht sehr eilig. Die Strecke bis Salima kennen wir ja schon. Danach steigt die Strasse bis auf fast 1’300m Höhe an bevor sie bis nach Lilongwe wieder leicht absinkt. Der Verkehr in der Stadt hält sich in Grenzen, das liegt wohl am Feiertag. Wir steuern Lilongwe eigentlich nur an um a) unsere Homepage zu aktualisieren und b) unser Vorräte wieder aufzustocken. Mit zweiterem haben wir schon einmal Mühe, denn der Shoprite Supermarkt ist geschlossen und die beiden anderen, Metro und Peoples, bezüglich Warenangebot mehr als nur bescheiden. Grosser Korbwarenverkauf zwischen Salima und Lilongwe Wir finden einige wenige Dinge, darunter zum Beispiel die dringend benötigte Butter, dank Import aus Südafrika zu zwanzig Franken das Kilo. Wir sind etwas frustriert und steuern das Mabuya Camp am Rande der Stadt an. Auch auf dem Motorrad reist das Kind auf dem Rücken der Mutter Mangels Hinweis­schildern haben wir zuerst Schwierigkeiten den Eingang zu finden, dann will uns der Torhüter, warum auch immer, nur widerwillig das Tor öffnen. Im Camp ist es ziemlich eng und wir haben Mühe einen ebenen Platz zu finden. Kurz nach uns trudeln auch Polyanna und James mit ihrem Landy ein. Wir sind nicht sehr überrascht, denn sie hatten in Kande Beach angedeutet, hier in Lilongwe ins Mabuya Camp gehen zu wollen. Nach einer kurzen Begrüssung widmen wir uns aber dem Internet, in das wir uns hier zu günstigen Bedingungen einklinken können. Wir setzen uns natürlich sofort hinter unsere Kisten, aber die Ernüchterung folgt auf dem Fuss, denn die Wireless-Verbindung ist wieder einmal katastrophal langsam. Isabella lädt trotzdem tapfer Bilder auf den Server und wir nähren uns mit einem Kuche Kuche-Bier. Zum Kochen bleibt keine Zeit, aber um zehn Uhr ist der Hunger dann doch so gross, dass wir etwas unternehmen müssen. Wir haben noch eine Tube Le Parfait im Kühlschrank, die uns nun gerade recht kommt. Brot haben wir auch genug und so müssen wir wenigstens nicht verhungern. Im Verlaufe des Abends wird die Verbindung besser, so dass wir bis in die ersten Morgenstunden versuchen, möglichst viel der Sambia-Daten auf unseren Homepage-Server zu laden.

Montag, 26.07.2010 – Lilongwe

Isabella schafft es heute, nach eher kurzem, aber tiefem Schlaf, vor Thomas aus den Federn zu kriechen. Sie will noch die restlichen Bilder hochladen, bevor das Netz hier wieder so langsam wird. Wir braten unsere eigenen “Egg in a hole“ Draussen ist es richtig grau, so dass wir nichts verpassen, wenn wir drinnen arbeiten. Eigentlich wollten wir heute auf Einkaufstour gehen, aber wir sind mit der Website nun doch schon so weit, dass wir sie unbedingt fertigstellen wollen. So gibt’s halt Kaffee statt Frühstück. Am Mittag machen wir uns die genialen, von den Australiern abgeguckten “Egg in a hole“. Links und recht von Obelix standen am Abend im Camp noch zwei Overlander-Trucks Sie sind einfach zu machen, das Ei wird richtig durchgebraten und es schmeckt erst noch gut. Nachdem in der Küche wieder aufgeräumt ist gehen wir Polyanna und James besuchen und unterhalten uns eine Weile mit ihnen. Als richtige Engländer nehmen sie am Nachmittag natürlich ihren Tee. Wir machen dasselbe bei uns zu Hause, bereits wieder hinter den Laptops. Es dauert dann doch länger als gedacht, bis der Sambia-Update aufgeschaltet ist, aber das Netzwerk ist halt wieder zur Schneckenpost mutiert. Bis am Abend finden sich drei Overlander-Lastwagen auf dem kleinen Camp ein und es wird ziemlich eng. Zum Glück haben wir unser Plätzchen schon, sonst hätten wir wohl ein Problem. Einen Meter links von uns tönt es nun vor allem holländisch, während es zwei Meter weiter rechts in schnellem Spanisch sprudelt. Hoffen wir, dass die Leute nicht zu spät schlafen gehen. Heute bringt die MGD-Küche wieder etwas Warmes zustande. Wir haben zwar weiterhin kein Fleisch im Kühlschrank, aber Karotten. So gibt es wieder einmal eines der feinen Gemüse-Curries, das diesmal mit Bananen angereichert ist, auf den Tisch.

Dienstag, 27.07.2010 – Lilongwe

Morgens um fünf Uhr steht Isabella wieder einmal im Bett, denn beim nahen Fenster rumort es. Es ist aber nur die Küche des einen Overlander-Lastwagens die gerade öffnet. Von da weg schlafen wir nicht mehr sehr gut, denn zuerst hören wir die Holländer, von denen es eine Frau besonders lustig zu haben scheint, dann die Spanier frühstücken. Das Problem mit den Overlandern ist also nicht nur, dass sie abends nicht schlafen gehen, sondern für uns auch zu früh aufstehen. Als wir schliesslich unser bequemes Bett verlassen sind alle drei Lastwagen bereits weg. Polyanna und James verlassen das Camp ebenfalls vor uns, denn sie wollen heute bis nach Sambia fahren, wogegen wir nur eine, allerdings ausgedehnte Fahrt in die Stadt vor uns haben. Zuerst geht’s zur Immigration, wo wir unsere Malawi-Visa um einen Monat verlängern lassen, damit wir sicher nicht in einen Ausreisestress geraten. Unterwegs in Lilongwe Das ist in einer Dreiviertelstunde erledigt, kostet aber auch wieder 5’000 Kwacha, oder rund 35 Franken pro Person. Eine Bekannte aus der Schweiz hat uns geschrieben, dass die mosambikanischen Visa, die an der Landesgrenze ausgestellt werden, neuerdings 82 US$ kosten. Da ist es ein Versuch wert herauszufinden, was sie denn hier in der Botschaft von Mosambik vorab kosten würden. Wir sind kurz vor Mittag dort und erhalten gleich zwei erfreuliche Auskünfte. Erstens kosten hier unsere beiden Visa zusammen genau so viel wie ein einzelnes an der Grenze, und zweitens können wir die Visa, wenn wir die Anträge jetzt gleich abgeben, in gut zwei Stunden bereits wieder abholen. Also ran an die Formulare! Monumentaler Eingang zum Parlamentsgebäude Die zwei Stunden nützen wir um endlich den Shoprite Supermarkt heimzusuchen und Gross­einkauf zu machen. Alles ist, mit wenigen Ausnahmen, extrem teuer. Jeden Artikel den wir in den Einkaufswagen legen kostet im Schnitt drei Franken fünfzig. Dafür ist die Auswahl aber wirklich um Welten besser als was wir bisher in Malawi angetroffen haben und wir können viele Dinge auf unserem extensiven Einkaufszettel abhaken. Nach dem wir die Visa abgeholt haben fahren wir noch zu einem anderen Supermarkt, Foodworth genannt, der zwar eine etwas kleinere, aber exquisitere Auswahl zu noch einmal höheren Preisen führt. Wir geben heute die Kleinigkeit von etwas über 300 Schweizer Franken in diesen Supermärkten aus, mehr als das Doppelte als in den vergangenen sechsundzwanzig Tagen dieses Monats zusammen. Kleber auf Auto: Relax, God is in Control Dafür und auch um die Visa-Geschichten zu bezahlen müssen wir den Geldautomaten vier Mal Banknoten spucken lassen, denn die Limite pro Transaktion beträgt 20’000 Kwacha. Jedes Mal kriegen wir ein Bündel von vierzig Noten, denn die grösste Banknote die im Umlauf zu sein scheint ist mit 500 Kwacha gerade einmal drei Franken fünfzig wert. Um vier Uhr sind wir vom Einkaufen so geschafft, dass wir den Markt links liegen lassen und statt dessen zum Golfplatz fahren, wo es ebenfalls einen Campingplatz gibt. Hier ist es wesentlich ruhiger als im Mabuya Camp, wenn man von der Musik, die von irgendwo her tönt und dem Muezzin, der für einmal aber glasklar und mit voller Stimme von einem Minarett ruft, absieht. Es steht einzig ein Zelt mit einem Velo davor auf dem Platz, von dessen Bewohner, respektive Besitzer aber nichts zu sehen ist. Bei uns dauert es erst einmal bis alle Einkäufe fein säuberlich versorgt sind. In unserem Kühlschrank findet sich nach langem wieder einmal Fleisch, unter anderem ein Corned Beef, das wir irgendwie nicht einordnen können. Es sieht fast wie ein Rindsfilet-Pavé aus, kann es aber vom Namen und Preis her eigentlich nicht sein. Darum degustieren wir es heute auch gleich, damit wir bei Gefallen mehr von dem vakuumierten Fleisch einlagern können. So gibt es halt auch heute ein Curry, das ganz gut kommt, denn das Fleisch ist definitiv mehr zum Schmoren als zum Braten geeignet. Im Foodworth haben wir sogar einen richtigen Kopfsalat gefunden, den ersten seit Monaten und erst noch zu einem lächerlich günstigen Preis. Dazu machen wir wieder einmal eine Flasche Wein auf, die wir heute erstanden haben. Aber Schande, es ist ein süsser Traubensaft! Wir hätten beim Einkauf etwas besser hinschauen sollen, dann hätten wir das “Naturally Sweet“ auf der Etikette sehen können.

Mittwoch, 28.07.2010 – Lilongwe

Ach wie schön, wenn niemand um fünf Uhr morgens draussen lärmt. Wir schlafen wunderbar bis acht Uhr und überlegen uns erst einmal, was wir denn heute anstellen sollen. Aber klar, es gibt auch nach dem Homepage-Update noch Arbeit. Erst gibt’s aber mal zwei Kaffee und um elf Uhr beginnen wir mit einer Runde Waschen. Eigentlich ist es ja nur die Bettwäsche, die wir in Kande Beach nicht geschafft hatten, plus was sich in der Woche seither noch angesammelt hat. Das ist aber mehr als man denkt und so wird es drei Uhr bis wir die Wäsche komplett erledigt haben. Anschliessend wird drinnen noch etwas geputzt und schon ist es später Nachmittag, also höchste Zeit für einen Kaffee und ein paar Guetzli. Die Garage, die wir uns eigentlich noch vorgenommen hatten, verschieben wir auf morgen und widmen uns statt dessen unserem Nachtessen. Gehacktes mit Hörnli hatten wir nun schon länger nicht mehr und wir freuen uns wie kleine Kinder darauf. Mit gutem Grund.

Donnerstag, 29.07.2010 – Lilongwe

Staubige Heckklappeninnenseite Wir erleben eine weitere ruhige Nacht und schlafen wieder eher lange, denn wir sind gestern einmal mehr viel zu lange aufgeblieben. Natürlich benötigen wir auch heute einen Kaffee um richtig wach zu werden, aber dann gibt’s schon Frühstück. Staubige Garage Thomas kümmert sich noch um die Erneuerung unserer Carnets, die in knapp zwei Monaten wieder anstehen, bevor wir uns der Garage annehmen, die wir ja eigentlich gestern auf dem Plan hatten. Action Mobils Fähigkeiten in Ehren, aber so viel Sandstaub hat in einer staubdichten Garage eigentlich nichts zu suchen. Wir holen Asterix aus seiner Loge damit wir sein Zuhause auch richtig reinigen können. Isabella kümmert sich liebevoll um ihn, während sich Thomas die Garage vornimmt. Der geputzte Asterix abfahrbereit Auch diese Aktion dauert einiges länger als wir angenommen hatten. Als Belohnung für uns alle machen wir mit Asterix, dessen Batterie fast drei Monate nach seiner letzten Fahrt den Motor tadellos zu starten vermag, ein kleines Ausfährtchen. Wir wollen irgendwo in der Stadt einen Kaffee trinken. Dumm ist, dass wir natürlich genau in der Stossverkehrszeit, die es auch in Lilongwe gibt, unterwegs sind. Aber wir schlängeln uns an den Kolonnen vorbei wie wir es uns in der Schweiz nicht getrauen würden. Wir finden kein passendes Café und landen darum nach knapp einer Stunden wieder im Golf Club, wo wir halt statt eines Kaffees nun ein Bier und ein paar Chips geniessen. Wir sitzen bis zum Eindunkeln draussen und gehen dann rein, schliesslich wollen wir noch etwas Rechtes essen. Wir haben noch die Hälfte des Currys von vorgestern bereits gekocht im Kühlschrank. Dazu kommt heute ein Blumenkohl der von Isabella in kleinste Röschen zerteilt zuerst gedünstet wird. Das Curry schmeckt auch in dieser Variante einfach grossartig.

Freitag, 30.07.2010 – Lilongwe

Mit Tabakballen beladene Lastwagen Nach dem für einmal zeitigen Frühstück satteln wir gleich Asterix und fahren quer durch die Stadt in ihren nördlichen Teil. Gemäss unserem Reiseführer findet dort in einem Industriequartier die Auktion der Tabak­ballen, die wir unterwegs in Malawi schon oft gesehen haben, statt. Das möchten wir uns gerne ansehen, finden aber entgegen den Informationen im Buch keinerlei Hinweisschilder an der Strasse. Mit Asterix unterwegs in Lilongwe So kurven wir kreuz und quer durch das Gebiet, entdecken aber nur Dutzende von hochbeladenen Lastwagen, die offenbar darauf warten, ihre Tabakgeruch verströmende Fracht abladen zu können. Den Ort des Geschehens finden wir trotz aller Anstrengungen nicht und fahren darum über die Peripherie wieder ins Stadtzentrum zurück. Dort versuchen wir im Crossroads Shopping Center einen Fax zu verschicken, was wegen Stromausfalls leider nicht gelingt. Asterix im kleinen Crossroads Shopping Center Im Café nebenan sieht es dunkel aus und so wird auch heute nichts aus einem Espresso. Als nächstes versuchen wir den Markt anzusteuern. Dafür müssen wir diesmal von West nach Ost durch die Old Town und das asiatische Viertel, und auf dieser Strecke herrscht ein einziges Verkehrschaos, das wir dank Asterix etwas schneller meistern. Beim Markt herrscht ein solcher Rummel, dass wir nicht wüssten, wo wir hier Asterix mit gutem Gewissen stehen lassen könnten. So fahren wir auch an diesem Ort unverrichteter Dinge vorbei, zurück zu Obelix auf den Golfplatz. Jetzt haben wir aber Hunger und stärken uns erst einmal mit Schnittfleisch und Käse. Nach einem Kaffee geht Thomas noch einmal auf die Piste, denn der Fax muss unbedingt noch weg, während Isabella für einmal eine kurze Ruhepause einlegt. Als Thomas zurückkommt staunt er nicht schlecht, denn inzwischen sind zwei Minibusse mit jungen Bleichgesichtern auf dem Platz eingetroffen. Wir wären zwar ganz gerne alleine geblieben, stören uns aber nicht weiter daran. Es ist höchste Zeit einige unserer Kleidungsstücke mit Insektenschutzmittel einzusprühen, schliesslich halten wir uns ja, spätestens seit wir in Sambia eingereist sind, dauernd in Malariagebiet auf. Im Kühlschrank liegen als letztes Fleisch unseres Grosseinkaufs von Dienstags noch drei Porterhouse-Steaks, die natürlich nach dem Grill schreien. Wir machen ihnen den Gefallen und legen sie zusammen mit etwas Gemüse, bestehend aus Zucchini und Karotten, auf den Grillrost. Nicht zu ihrem Schaden, wie noch zu bemerken wäre.

Samstag, 31.07.2010 – Lilongwe

Taxifahrer drängelt sich an der Kolonne vorbei Um fünf Uhr morgens ist es mit dem besseren Teil unserer Nachtruhe vorbei. Wir sind nicht sicher ob es am Muezzin liegt, der allerdings, wie wir gestehen müssen, mit einer wunderbaren Stimme zum Gebet ruft, oder doch an unseren vielen jungen Nachbarn, die bereits aus ihren Zelten gekrochen und jetzt natürlich nicht mäuschenstill sind. Wie auch immer, wir weigern uns noch einige Zeit aufzustehen bevor’s dann doch ans Frühstück geht. Werktags ist in Lilongwe ziemlich Verkehr Dann machen wir uns abfahrbereit, denn wir wollen nochmals einige Sachen einkaufen. Asterix lassen wir inzwischen unseren Platz freihalten. Als erstes besuchen wir den einen Markt der nahe der Old Town stattfindet. Das Angebot an Gemüsen und Früchten ist verlockend, die Ware sieht gut aus und wird auch gut präsentiert. Einzig die jungen Burschen, die uns mit ihren Erdbeeren verfolgen nerven ein bisschen. Wir kaufen, wie wir es uns vorgenommen haben nur von einer Frau, einen Blumenkohl und einige Karotten zu einem guten Preis wie wir finden. Zu anderen Dingen wie Tomaten oder Bananen kommen wir allerdings nicht, denn hier sind wieder Männer die Verkäufer, und der Preis stimmt einfach nicht. Dafür geben wir anschliessend in den Supermärkten hundertfünfzig Mal mehr als auf dem Markt aus... Zurück im Camp auf dem Golfplatz füllen wir unsere Wassertanks. Das Wasser ist so stark gechlort, dass wir es ungefiltert zu brauchen gedenken. Erste Selbstversuche damit haben wir jedenfalls ziemlich unbeschadet überstanden. Während sich die Tanks wegen des geringen Wasserdrucks nur langsam füllen macht Thomas zusammen mit Asterix nochmals einen kurzen Abstecher in die Stadt um eine Scratchcard für einen der in Malawi verbreiteten “Skyband“ Wireless-Hotspots aufzutreiben. Als er zurückkommt verdunkelt sich der Himmel gerade ungemütlich und wir versorgen Asterix schnellstmöglich in seinem nun wieder sauberen Heim. Regen gibt’s dann doch nicht und wir können nach einem letzten Effort, dem Putzen der Technik-Stauraumklappe, unser Feierabendbier draussen geniessen, auch wenn wir dafür tatsächlich eine Jacke anziehen müssen. Mit dem Nachtessen machen wir es uns wieder einmal einfach. Es gibt Pasta, diesmal in der Form von für uns eher unüblichen Maccaroni, mit einer Chakalaka-Sauce.

Sonntag, 01.08.2010 – Cape Maclear

Die neue Flagge von Malawi Heute morgen ist der Himmel wieder grau. Es ist etwas ruhiger, denn die jungen Leute scheinen die Nacht irgendwo anders verbracht zu haben, obschon ihre Zelte noch hier sind, genau so wie ihr Koch. Obwohl Sonntag ist verzichten wir einmal mehr auf Eier zum Frühstück. Das wird irgendwie langsam zur Gewohnheit. Isabella hat gar keine Lust auf Eile und so dauert es etwas bis wir losfahren. Im Hochland südlich von Lilongwe Auf dem angrenzenden Fussball- und Cricketfeld, auf dem ein riesiges Festzelt steht, ist ziemlich viel Polizei präsent. Gestern wurde die Zufahrt mit einer Baumaschine neu hergerichtet und eine betonierte Abflussrinne provisorisch mit Erde gefüllt, damit die Autos gerade darüber fahren können. Entlang der Zufahrt wurden viele Bambus-Fahnenstangen aufgestellt an denen eine Flagge hängt, von der wir vermuten, dass es die neue, abgeänderte Fahne von Malawi sein könnte. Über Sinn und Unsinn einer neue Flagge wurde heftig diskutiert im Land, und unter diese Diskussion hat der Präsident mit seiner Unterschrift gestern einen Schlussstrich gezogen. Isabella kauft Tomaten Möglicherweise findet nun hier und heute die offizielle Feier zur Einweihung der neuen Flagge statt. Wir fahren durchs alte Stadtzentrum in dem heute erfreulicherweise wenig Verkehr herrscht und setzen dann Kurs Süd. Die Landschaft im Hochland wird immer interessanter. Wunderbarer Ausblick auf den südlichen Teil des Malawisees Mit ihren grossen Felsenkegeln erinnert sie uns an Teile von Nigeria oder Zimbabwe und wir erreichen in Dedza an der Grenze zu Mosambik eine Höhe von 1’600m. Kurz danach zweigt eine relativ neue, gemäss Schildern am Strassenrand von der EU finanzierte Teerstrasse nach Osten ab, die über den Golomotipass spektakulär tausend Meter hinunter ins malawische Flachland führt. Zu Beginn gibt es wunderbare Ausblicke auf den südlichen Teil des Malawisees und die Halbinsel, an deren Spitze unser Ziel Cape Maclear liegt. Einmal in der Ebene angekommen geht es auf der gleichen, nun deutlich breiteren Strasse mit fast schon ungewohntem Tempo siebzig Monkey Bay entgegen. Wir campieren direkt am Strand des Malawisees Kurz vorher zweigt die Piste nach Cape Maclear ab. Die knapp 20km sind grossenteils eine üble Wellblechpiste und machen weder uns noch Obelix Spass. Kerzchen für den 1. August In Chembe, das an einer schönen Bucht liegt und vom Nationalpark ausgenommen ist, fahren wir teilweise mitten durchs Dorf zur Chembe Lodge, zu der der Eagles Nest Campingplatz gehört. Wir zirkeln uns direkt an den Sandstrand mit Blick auf die Bucht. Obwohl das Gelände ziemlich uneben ist, stehen wir beim ersten Versuch gerade. Im Wasser vor uns sind zwei Pied Kingfisher am Fischen und African Palm Swifts, kleine Schwalben, ziehen ihre Runden. Es ist bald Zeit Feuer zu machen das wir mit Feuerholz, das man uns für sündhaft teure 500 Kwacha bringt starten. Wenigstens brennt es sehr gut. Da heute ja 1. August, also Schweizer Nationalfeiertag ist, kommt das letzte Paar Bratwürste des Schweizer Metzgers von Lusaka auf den Grill. Isabella macht dazu den leckeren Kartoffelgratin à la Dora, aber in der Pfanne, und einen Tomatensalat mit Tomaten, die wirklich nach Tomaten schmecken.

Montag, 02.08.2010 – Cape Maclear

Obelix mit den letzten Sonnenstrahlen Heute lacht uns wieder die Sonne. Wir nehmen es bei Kaffee gemütlich und stellen unsere bequemen Stühle auf. Die Sonne senkt sich über den See Im Verlauf des Vormittags beginnt Isabella aber ihr Magen zu plagen und sie verzieht sich wieder ins MGD um etwas Fencheltee zu trinken und zu liegen. So kann eigentlich nur Thomas diesen schönen Tag geniessen, wobei er sich peinlicherweise gleich seinen Oberkörper verbrennt. Heute ist Isabella nicht nach einem spät­nachmittäglichen Bier zumute. Immerhin isst sie etwas von der Schonkost die sie gekocht hat, aber die Karotten geben dem Reisgericht eine etwas ungewohnte Süsse. Nach dem wunderschönen, farbigen Sonnenuntergang sind heute Abend viele Fischerboote mit ihren Lichtern draussen, wie wir es in Karonga schon einmal gesehen haben.

Dienstag, 03.08.2010 – Cape Maclear

Als wir aufwachen machen wir eine sehr unerfreuliche Entdeckung: Eine Mücke hat sich in unseren Hochsicherheits-Schlaftrakt geschlichen und sitzt nun am Moskitonetz. Ein Nilwaran schleicht um unseren Platz Eigentlich sollte sie von dort tot herunterfallen, schliesslich haben wir es ja vor drei Monaten mit einem entsprechenden Mittel behandelt. Erstaunlicherweise spüren aber weder Isabella noch Thomas einen juckenden Stich. Wie auch immer, wir machen mit ihr kurzen Prozess, sie wir standrechtlich erschlagen. Isabella fühlt sich wieder etwas besser, aber wir starten trotzdem vorsichtshalber mal mit einem Tee. Etwas später wagt sie sich auch an das Frühstück und schliesslich gibt sie grünes Licht für einen Bootsausflug. Die farbigen Malawiseefische schwimmen in manchem Aquarium Am Nachmittag fahren wir mit dem Holzboot das sonst wenige Meter vor Obelix an einer Boje im See dümpelt los, zuerst dem langen Strand von Chembe mit seinen zahlreichen Lodges entlang, bevor wir hinüber zur Insel West Thumbi tuckern. Hier stoppen wir um zu schnorcheln. Wir fühlen uns wirklich fast wie in einem Aquarium, denn es schwimmen viele farbige Fische um uns herum die keinerlei Scheu zeigen. Nach einer Viertelstunde beginnt aber Thomas zu schlottern, denn das Wasser ist eher kühl und wir steigen zurück ins Boot. Ein African Fish-Eagle (Schreiseeadler) holt sich einen offerierten Fisch Wir umrunden die Insel und dabei veranstaltet unser Bootsführer eine kleine Schreisee­adler-Flugschau für uns. Er pfeift den Vögeln und wirft anschliessend kleine Fische ins Wasser. Die Fischadler lassen sich zuerst nicht lange bitten und holen sich im Stechflug mit ihren Krallen das offerierte Essen. Später scheinen sie aber etwas übersättigt zu sein, denn sie bleiben auf ihren Plätzen hoch in den Bäumen sitzen. Wir sind wohl nicht die einzigen Touristen denen dieses Spektakel geboten wird. Fischer bringen ihr Netz aus Neben den Adlern versuchen auch kleinere Raubvögel etwas vom Futter für sich aus dem Wasser zu fischen, und ein Hammerkopf fliegt unermüdlich Runden ums Boot, scheint aber die Beute im Wasser nicht zu finden. Nach zweieinhalb angenehmen Stunden kommen wir bei zunehmender Bewölkung zurück an den Strand der Lodge und überlegen uns, ob wir nun einen Kaffee oder ein Bier nehmen sollen. Obelix erwartet uns am Strand Nach der Dusche entscheiden wir uns für das Bier, was denn sonst. Isabella ist soweit wieder auf dem Damm, dass wir heute nochmals grillieren wollen. Wir haben einige Sirloinsteaks, für die Thomas gerade das Feuer anmachen will, als der Barman der Lodge einen Fischer, der in seinem Einbaum vorbeirudert, herbeordert um seinen Fang zu begutachten. Diese vier Cheni Fische werden grilliert Wir schauen auch mal was der Mann denn so gefangen hat und stehen wenige Minuten später mit vier Ncheni-Fischen da. Der Barmann organisiert, dass die Fische für uns ausgenommen werden und Thomas kann endlich einfeuern. Isabella kocht Reis und einen Blumenkohl dazu, während sich Thomas zum zweiten Mal an Fisch vom Grill versucht. Diesmal werden die Fische gut durchgebraten und schmecken fein, aber auf dem Grill sieht es wie auf einem Schlachtfeld aus. Die Häute der Fische bleiben auf der Alufolie die wir auf den Rost gelegt haben kleben und die Fische sehen nach dem Wenden schon wie zur Hälfte gegessen aus. So muss Isabella die Fische direkt an der Grillstelle auseinandernehmen, beziehungs­weise das was von ihnen noch übrig ist. Wir fürchten in Sachen Gräten schon das Schlimmste, können aber bald Entwarnung geben und unser Essen doch noch geniessen.

Mittwoch, 04.08.2010 – Liwonde

Im Dorf Chembe am Cape Maclear Heute morgen liegt der See seelenruhig unter einer geschlossenen Wolkendecke. Obwohl die Sonne nicht scheint ist es warm, irgendwie schwülwarm. Souvenirverkauf an der Strasse Nachdem wir draussen am Strand noch einen ersten Kaffee getrunken haben gibt’s Frühstück bevor wir zusammen­räumen. Wir rumpeln über die unangenehme Piste zurück zur Teerstrasse, wo es nun südwärts geht. Bis nach Mangochi ist die Teerstrasse in perfektem Zustand, so dass auch Thomas die Umgebung geniessen kann. Am südlichen Ende des Malawisees, dem wir nun fast in seiner ganzen Länge von über 500km gefolgt sind, stehen viele, viele Baobabs. Nach Mangochi ist der Teerbelag nicht mehr so schön eben, aber es sind zumindest alle Löcher geflickt. Dorf mit vielen Baobabs kurz vor Mangochi Auf diesem Stück kaufen wir in verschiedenen Dörfern 1.6 kg Tomaten, 1.2 kg kleine Orangen, ein gutes Kilogramm Bananen und eine fast eineinhalb Kilogramm schwere Papaya für zusammen umgerechnet einen Franken fünfzig. Markt bei Liwonde Hier ist das Angebot, auch wegen Isabellas Verhandlungskünsten, wieder deutlich günstiger als in der Hauptstadt. In Liwonde überqueren wir den Shire Fluss, der bei Mangochi aus dem Malawisee, dann durch den flachen Lake Malombe und schliesslich in Mosambik in den Sambesi fliesst. Ausgangs der Stadt biegen wir auf eine Erdpiste ab, die uns zum Liwonde Nationalpark führt. Am Eingang begrüsst uns ein sehr freundlicher Ranger der uns erklärt, dass das Nkalango Camp, das zur Chinguni Lodge gehört und wo wir gerne übernachten würden, vor kurzem geschlossen wurde. Überbreit mit Schilf beladener Velofahrer Die Betreiber seien aber dabei, ganz in der Nähe, wenn auch ausserhalb des Parks, eine neue Lodge aufzubauen und das Campieren dort sei ganz billig. Viele Tomaten und Früchte für Fr 1.50 Wir fahren also hin, wo uns ein ebenfalls sehr enthusiastischer, ziemlich alternativ aussehender und damit untypisch südafrikanischer Campmanager begrüsst und uns stolz die in nur einem Monat aus dem Busch gestampften Einrichtungen zeigt. Es ist aber noch nicht alles fertig. So ist das Restaurant noch ein Freiluftrestaurant, genauso wie die Küche, deren Dach erst aus Balken besteht. Wir stellen Obelix auf einen der Stellplätze und es fühlt sich richtig wie im Busch an. Peter, der Manager, warnt uns nachts nicht zu weit um das Fahrzeug zu streunen, denn dies sei Weideland der Flusspferde. Es dauert auch nicht lange bis wir das typische Grunzen der Tiere in der Umgebung vernehmen, aber wir haben auch nicht vor in der Nacht auf Wanderschaft zu gehen. Im Gegenteil, wir machen uns aus den vielen Tomaten einen griechischen Salat, für einmal ohne Gurke, damit wir möglichst bald ins Bett kommen um morgen wieder einmal wirklich früh aufzustehen.

Donnerstag, 05.08.2010 – Liwonde

Morgendämmerung Der Wecker klingelt bereits um viertel vor fünf Uhr. Eigentlich sind wir aber schon länger wach, weil ein Vogel oder Insekt, wir können es nicht sagen, bereits seit einer Stunde Lärm macht. Waterbuck-Baby Obwohl wir nur einen Kaffee trinken und einige Bananen essen schaffen wir es trotzdem nur ganz knapp vor sechs Uhr loszufahren. Zwanzig Minuten später sind wir am Eingang zum Nationalpark, an dem uns der Ranger von gestern wieder begrüsst. Isabella erledigt die Formalitäten, während Thomas noch die Fahrerhausscheiben fotografiertauglich putzt. Um halb sieben Uhr fahren wir durch das Parktor, wo uns nach wenigen Metern schon ein Striped Kingfisher begrüsst. So ein Auftakt gefällt uns! Wir fahren zuerst dem Riverside Drive entlang der teilweise ganz schön eng ist. Wasserböcke auf den Shire-Auen Bäume links und rechts der Piste bilden die Tore dieser Slalomfahrt. Als erstes sehen wir Impalas, bald darauf die ersten Wasserböcke, von denen wir noch jede Menge mehr sehen. Dieser erste Teil der Fahrt ist auch landschaftlich sehr schön, es geht teilweise über offene Ebenen am Shire Ufer entlang. An einer Stelle entdecken wir eine ganze Kolonie von Pied Kingfisher, wir zählen mehr als ein Dutzend der Vögel. Es gibt auch Kudus und Paviane zu sehen, nur die Elefanten machen sich noch etwas rar. Ausgewaschenes Flussbett Plötzlich treffen wir auf eine ganze Gruppe von Fahrzeugen, darunter einen grossen Lastwagen mit Anhänger, die in einem Feld stehen. Auch ein Helikopter steht dort und an den Lastwagen schliesst ein grosses mit Blachen abgegrenztes Pferch an. Später erfahren wir von Peter, dass hier 250 Waterbuck eingefangen werden. Im weiteren Verlauf geht es meist durch Miombo-Wald in dem erfahrungsgemäss nicht so viel los ist. In weiter Entfernung am Flussufer entdecken wir dann doch noch einen grösseren Trupp von Elefanten und schliesslich steht ein einzelner Bulle nur wenige Meter neben der Piste. Wir fahren etwas mehr als 25km über unterschiedlich rumpelnde, jetzt in der Trockenzeit aber gut befahrbare Piste, bis wir im Mvuu Camp direkt am Shire Fluss ankommen. Flusspferde im Shire Wir schauen uns etwas um und sind überrascht, auf dem uns zu teuren Campingplatz einen Overlanderbus anzutreffen. Überhaupt sind erstaunlich viele Leute in der Lodge, denn auf der Piste hierher war ja wirklich nicht viel Verkehr. Offensichtlich reisen die meisten mit dem Boot vom gegenüber liegenden Ufer an. Auf den Bäumen über dem Parkplatz entdecken wir einige wunderschön farbige Böhm’s Bee-eater, aber um unsere Mittagspause einzulegen behagt es uns hier trotzdem zu wenig und wir suchen nach einem schönen Plätzchen etwas weiter nördlich. Dieses finden wir nicht weit entfernt direkt am Ufer des Shire in Sicht- und Hörweite einer Gruppe von Hippos. Waterbucks gehen gerne ins Wasser Wir haben inzwischen richtig Hunger und Isabella brät wieder einmal eine feine Berber-Pizza in der Pfanne. Nach dem späten Frühstück haben wir noch ziemlich viel Zeit bevor wir uns auf die Rückfahrt machen. Wir nützen sie um einige hundert Fotos von Malawi zu sichten. Wir werden aber von einem Flusspferd unterbrochen das plötzlich fünf Meter neben uns am Ufer steht und irgendwie komisch Richtung Obelix äugt. Flusspferde haben bekanntlich schlechte Sehfähigkeiten und erst als Thomas seinen Kopf aus dem Fenster streckt scheint es die Anwesenheit von Fremden wahrzunehmen und stürzt sich rasch wieder ins Wasser. Abendstimmung am Shire Auf dem Rückweg auf derselben Strecke sehen wir noch zwei Elefanten aus der Nähe, zwei Bushbuck, zwei Sable Antilopen und wieder jede Menge Waterbuck. Bei Sonnenuntergang, aber eine halbe Stunde vor Torschluss, sind wir wieder am Gate, und bei beginnender Dunkelheit zurück im Bushman’s Baobabs, wo wir uns schnurstracks auf denselben Platz stellen. Thomas beim Apéro-Bier Wir haben nach dem langen Tag keine Lust mehr zu kochen und fragen die Chefin, ob wir uns noch für das Essen im Restaurant anmelden können. Das sei überhaupt kein Problem, es habe genug um ein zweites oder drittes Mal zu schöpfen. So freuen wir uns auf den Znacht der dann auch ganz gut ist. Es ist ein Auflauf mit Kartoffeln und Gehacktem und Gemüse dazu. Lange Gesichter gibt es nur, als das Essen nach einer Schöpfrunde bereits alle ist. Isabella gehört zu den ganz wenigen Glücklichen die auch ein zweites Mal etwas auf den Teller kriegen. Wir finden es etwas arg, ein solches Versprechen abzugeben und dann so krass nicht zu halten, vor allem wenn es ums Essen geht. Mit 15 US$ pro Person ist es ja notabene auch nicht gerade günstig. Dass es schliesslich auch keine Milch mehr zum Kaffee hat ist da nur ein kleines Detail. Wie auch immer, es war schön unter zwei Baobabs und dem Sternenhimmel zu tafeln.

Freitag, 06.08.2010 – Zomba

Kanus am Rande des Liwonde Nationalparks Heute weckt uns nichts und niemand. Thomas steht aber trotzdem schon um sieben Uhr auf, schliesslich sind wir ja gestern früh schlafen gegangen. Wir haben es nicht eilig, da wir nur rund 70km Fahrt vor uns haben. Fast wie in einem Buschcamp Die neue Lodge liegt direkt am Parkzaun, der fünfzig Meter vor dem Shire endet und damit den Park nicht wirklich dicht abschliesst. Auf einem kleinen Ausflug entdecken wir zu unserer Überraschung sogar ein richtiges Tor im Zaun, durch das die nahen Dorfbewohner zu ihren Kanus gelangen mit denen sie fischen gehen. Wir gehen auf einen Kaffee in die Lodge und plaudern dabei etwas mit dem Managerpaar. Dann gibt’s auch für uns endlich Frühstück. Unser Boden muss auch wieder einmal geschrubbt werden, aber dann, etwas nach Mittag, kann es endlich weitergehen. Streifenpolizist mit dem Velotaxi unterwegs In Liwonde wollen wir etwas Diesel Tanken, aber sowohl BP als auch Total sind trocken. Bei Petroda gibt es welchen, aber eigentlich halten wir uns lieber an die grossen Marken, denn damit haben wir bisher durch ganz Afrika durchwegs gute Erfahrungen gemacht. In Zomba kauft Thomas Brot So tanken wir nur gerade soviel, dass es sicher bis Zomba reicht. Die Strasse führt vom Shire Tiefland wieder etwas in die Höhe. In Zomba spendieren wir Obelix noch etwas mehr Most und steigen dann die enge, steile, aber geteerte Strasse auf’s Zomba Plateau hinauf. Unterwegs nehmen wir noch einen gestrandeten Automobilisten mit, dessen Fahrzeug eine Panne hat. Oben auf rund 1’500m ist es deutlich kühler. Am Strassenrand bietet ein Mann Himbeeren an. Dabei dachten wir, dass für die Beeren die es hier oben geben soll noch gar keine Saison ist. Gärtnerei im Stadtzentrum von Zomba Wir wollen das herausfinden und darum zum Queens View Aussichtspunkt fahren. Die Piste ist nach dem Ende der Teerstrasse aber so schlecht, dass wir nur noch knapp im Schrittempo vorwärts kommen. Damit müssten wir zumindest einen Teil des Rückweges in der Dunkelheit zurücklegen, weshalb wir nach gut einem Kilometer umkehren und direkt zur Forellenfarm fahren, die einen Campingplatz führt. Unser Platz auf der Forellenfarm Der Platz liegt zwischen hohen Pinienbäumen am kleinen Kanal, der die Forellenbecken mit Wasser speist. Das Gelände ist wieder einmal etwas abschüssig, aber mit einigen unterlegten Hölzern kriegen wir unser MGD einiger­massen horizontal hin. Wir kaufen eine Karette voll Holz und machen damit ein Feuer, denn heute soll wieder etwas Fleisch auf den Grill. Der Topside Roast ist zwar wahrscheinlich nicht gerade das geeignete Fleisch dazu, aber wir probieren es trotzdem. Das Pinienholz riecht wunderbar und brennt noch besser, ergibt aber nicht gerade viel Glut, und von daher ist es erstaunlich, dass das Fleisch tatsächlich gut vierzig Minuten auf dem Grill liegen kann. So lange benötigt das Fleisch aber auch bis es durchgebraten ist. Es ist nicht gerade zart, schmeckt aber ganz gut, genauso wie das Gemüse aus Zucchini und Karotten, das Isabella mit vielen, auch indischen Pülverchen würzt.

Samstag, 07.08.2010 – Zomba

Den heutigen Samstag machen wir zu einer Art Sonntag. Zuerst schlafen wir aus, dann machen wir es uns im MGD gemütlich. Isabella liest fast bis am Mittag im Bett und Thomas bearbeitet ein bisschen seinen Laptop. Brombeeren - leider noch nicht reif Draussen ist es bei nur gerade 15 Grad ziemlich grau, so dass wir vorerst gar keine grosse Lust haben aus unserer warmen Stube zu kriechen. Vor unserer Türe stehen ein kleines Tablett mit vielen Halbedelsteinen und eine Schüssel mit kleinen Kartoffeln am Boden. Auf dem Zomba Plateau spriesst üppige Vegetation Irgendwann räuspert sich der Mann der diese Sachen anzubieten hat um uns seine Anwesenheit anzuzeigen. Wohl zu seiner Überraschung interessieren wir uns nur für seine Kartoffeln. Nachdem er uns seine Phantasie-Preisvorstellung mitgeteilt hat nehmen wir unsere Küchenwaage hervor, wiegen ein Kilo ab und nennen ihm unseren Preis den wir zu zahlen bereit sind. Er willigt ziemlich schnell ein, so schnell, dass uns klar wird, dass wir wohl wieder einmal zuviel bezahlt haben. Am Mittag stärken wir uns mit einem kalten Plättchen. Zuleitungskanal zur Forellenzucht Anschliessend machen wir uns doch noch auf, die Umgebung etwas zu erkunden. Wir wandern dem kleinen Fluss entlang der auch die Forellen­farm speist. Am Wegesrand wuchern unzählige Brombeerstauden die leider erst in verschiedenen Stadien des Blühens sind, und nur an einigen wenigen sehen wir schon unreife Früchte. Mountain Wagtail (Langschwanzstelze) Schade, wir hätten gerne Konfitüre daraus gemacht. Nach kurzem will Isabella wieder umkehren, denn die Hinweise im Reiseführer auf vorgefallene Raubüber­fälle auf dem Plateau lassen ihr keine Ruhe. So nehmen wir statt dessen die Forellenfarm unter die Lupe. Sie scheint immer noch in Betrieb zu sein, auf jeden Fall werden die Becken mit Wasser aus dem Fluss gespiesen und in einigen schwimmen eher kleine Forellen. Es sind auch hier ein paar Vögel unterwegs. Wir können allerdings nur Mountain Wagtails genau bestimmen, eine Stelzenart die wir zum ersten Mal sehen. Am Abend machen wir aus dem Rest des Roast ein Voressen, das zusammen mit den kleinen Kartoffeln die wir heute gekauft haben und Rüebli in den Dampfkochtopf wandert. Wir haben dieses schnelle Gericht schon länger nicht mehr gekocht, aber es schmeckt immer noch gut.

Sonntag, 08.08.2010 – Blantyre

Die Forellenfarm Auch der heutige Tag beginnt hier oben eher grau und kühl. Für einmal machen wir wieder ein aufwändiges Sonntagsfrühstück. Wir braten Eier im Toast und es schmeckt einmal mehr vorzüglich. Es werden Himbeeren verkauft Dann kurven wir gemütlich die Strasse hinunter nach Zomba, wo es deutlich ruhiger ist als vor zwei Tagen. Dafür hat es an der Bergstrasse viel mehr Männer die Beeren, Passionsfrüchte, Kartoffeln, Bananen, Halbedelsteine oder Blumen­sträusse verkaufen wollen. Am Sonntag muss diese Strecke wohl ziemlich stark von Ausflüglern frequentiert sein. Kurz nach Zomba kommen wir an einen Polizei-Checkpoint, wo Thomas brav anhält statt wie von Isabella vorgeschlagen hinter einem anderen Lastwagen durchzuschleichen. Blick auf Zomba Ein junger Polizist verkündet uns frischfröhlich und aus heiterem Himmel, dass er jetzt unser Fahrzeug durchsuchen wolle, von wegen Drogen und so. Nach dieser Ankündigung sind wir dafür eher frisch als fröhlich und versuchen ihm die Idee auszureden. Denkmal der King’s African Rifles, einem schwarzafrikanischen Batallion der britischen Armee Ein weiterer Beamter kommt hinzu, der, nachdem er mitgekriegt hat, dass wir aus der Schweiz kommen, mit uns tatsächlich französisch spricht. Nach einiger Diskussion, unter anderem zum Thema “Schuhe ausziehen vor Betreten des Hauses“, und unserem Hinweis, dass wir nur Touristen seien, dürfen wir schliesslich ohne Kontrolle weiterfahren. Die Strasse zwischen Zomba und Limbe ist für uns eine “45er-Strasse“. Trotz Teer können wir nicht schneller als 45km/h fahren, dafür ist sie viel zu uneben. In der Mitte zwischen den Städten Limbe und Blantyre, die nur sieben Kilometer auseinander liegen, steht ein Shopping Center das wir ansteuern. Obelix vor dem geschlossenen Chichiri Shopping Center Die Läden haben aber, wie schon vor einer Woche in Lilongwe, bereits geschlossen als wir am frühen Nachmittag eintrudeln. So fahren wir zur presbyterianischen Mission, die der eigentliche Gründungs­kern von Blantyre ist. St. Michaels and All Angels Kirche Hier steht die St. Michaels and All Angels Kirche, die recht gross ist und zwischen 1888 und 1891 unter der Leitung eines Missionars ohne jegliche Architekturkenntnisse erbaut wurde. Da sie ja immer noch steht trauen wir uns ohne ein mulmiges Gefühl die schönen Kirchenfenster im Innern zu besichtigen. Einige hundert Meter weiter steuern wir die Doogles Lodge mitten in der Stadt an, wo wir entgegen unseren Befürchtungen mit Obelix sogar Platz finden. Der restliche Nachmittag geht rasch vorbei und nachdem das Elektrizitätswerk den Strom wieder angestellt hat können wir sogar warm duschen. Mit der übriggelassenen Hälfte des gestern im Dampfkochtopf gekochten Voressens macht Isabella, die Fleischstücke ganz klein geschnitten, ein Nasi Goreng, und als Ersatz für das fehlende Gemüse gibt es um so mehr Tomatensalat. Wir finden, dass wir dieses Gericht durchaus wieder einmal machen können.

Montag, 09.08.2010 – Blantyre

Heute ist ein typischer Erledigungs-Tag. Die meiste Zeit verbringen wir mit drei Dingen. Als erstes fahren wir noch einmal ins Shopping Center um im Shoprite unsere Vorräte im Hinblick auf Mosambik aufzustocken. Hausabbruch als Präzisionsarbeit mit dem Hämmerchen Dann verschwenden wir auf dem Parkplatz der Mall eineinhalb Stunden mit dem lokalen Hotspot ohne dass wir wirklich zu irgend etwas kommen. Natürlich wird die Zeit trotzdem von unserem Konto abgezogen. Dann fahren wir zu Iveco, deren Vertretung wir zufälligerweise an der Strasse gesehen haben. Polstermöbelverkauf in Blantyre Das ist zwar nicht die richtige Marke, aber einen Lastwagen werden sie wohl waschen können auch wenn es ein MAN ist. Obelix hat die Wäsche dringend nötig, denn seit der Komplettreinigung in Vanderbijlpark sind schon wieder vier Monate vergangen. Obelix glänzt danach nicht gerade, aber viel sauberer ist er allemal. Als wir wieder vom Werksgelände fahren ist gerade Sonnenuntergang. Wir wollen zum Country Club in Limbe, wo man wie im Golf Club von Lilongwe ebenfalls campieren kann. Als die Dame an der Rezeption uns den stolzen Preis von dreitausend Kwacha für eine Übernachtung verkündet winken wir dankend ab. Nur um für die Nacht zu parkieren ist uns das eindeutig zu viel. So tuckern wir durch den abendlichen Stossverkehr in der Dunkelheit wieder zurück nach Blantyre und fahren zur Doogles Lodge, die nur halb soviel kostet. Thomas denkt schon laut darüber nach heute das Nachtessen ausfallen zu lassen. Aber Isabella hat noch die Energie, Schinken mit Teigwaren auflaufmässig in der Bratpfanne zu machen, eine ihrer neueren Kreationen die sich “Teigwaren mit Schinken Karonga“ nennt. Good on you!

Dienstag, 10.08.2010 – Belua

Obwohl vor allem Thomas gestern noch viel zu lange aufblieb sind wir um acht Uhr auf den Beinen. Seine Hoffnung, heute zu einer vernünftigen Zeit loszufahren und noch möglichst weit nach Mosambik hinein zu kommen sieht er aber schon bald schwinden. Verkauf von (gespendeten?) Altkleidern einige Kilometer südlich von Limbe Es gibt einfach noch zuviel zu erledigen. So müssen noch ein, zwei Mails vorbereitet, der Boden, der schon wieder schmutzig ist aufgenommen, wir angesichts möglicherweise bevorstehender Bushcamps geduscht und die Mails schliesslich verschickt werden. Teil des Mulanje-Massivs an der Grenze zu Mosambik Und schwupps ist es Mittag... Diesmal fahren wir bei Tageslicht durch die Stadt nach Limbe und weiter nach Südosten der Grenze entgegen. Die Strasse über Thyolo ist in Topzustand und wir kommen gut voran. Bereits kurz nach Limbe beginnen die riesigen Teeplantagen, die uns bis nach Mulanje und darüber hinaus begleiten. Es ist das erste Mal, dass wir mitten durch ein solches Anbau­gebiet fahren und wir sehen auch zum ersten Mal Teepflücker an der Arbeit. Sie reissen die Blätter zum Teil einfach ab, oder aber schneiden sie mit einer modifizierten Heckenschere. Als wir Mulanje entgegensteuern taucht im Dunst das gleichnamige, dreitausend Meter hohe Gebirgsmassiv auf, das wie ein riesiger Felsblock aus der malawischen Tiefebene ragt. Kurz nach drei Uhr erreichen wir den malawischen Grenzposten, an dem wir in einer Viertelstunde problemlos ausreisen.

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