Kongo

Mittwoch, 15.10.2008 – Okouéssé

Mädchen hält sich die Ohren zu wegen dem unheimlichen Lärm beim Luftablassen Mitten im Dorf geht das Leben bei Tagesanbruch wieder los und es sind tatsächlich die Stimmen der Menschen die uns wecken, obwohl wir nur drei Meter neben der praktisch unbefahrenen Strasse stehen. Wir verrichten unser allmorgendliches Ritual, heute ergänzt durch Luftablassen für die bevorstehenden 200km Sandpiste im Kongo. Da wir ja gestern schon alle Formalitäten zur Ausreise erledigt haben, können wir einfach über die Grenze fahren, wo sofort eine sandige, aber ordentliche Piste beginnt. Sandige aber gute Piste Sie führt durch eine weite, hügelige Graslandschaft bis wir nach rund 30km zur kongolesischen Immigration in Mbié kommen. Hier macht der Beamte seine Arbeit und benützt den offensichtlich seltenen Besuch von Menschen aus dem Norden dazu, wichtige Themen der aktuellen Weltpolitik zu erörtern, wie zum Beispiel, die Chancen von Barak Obama als erster schwarzer Präsident der USA gewählt zu werden. Oder ob der vorgestern von Radio France International gemeldete Rückzug aller libyschen Vermögenswerte von den Schweizer Banken, etwas das wir noch gar nicht mitbekommen haben, negative ökonomische Auswirkungen auf die Schweiz habe. Die einmalige doppelstöckige Bambushütte Nachdem wenige Meter weiter auch noch die Polizei alle Daten in ein Büchlein eingetragen hat können wir 40km weiter nach Lékéti fahren, wo der Zoll seine Hütte hat und wo die Carnets gestempelt werden. Wir müssen dafür allerdings eine Gebühr von 2’000 CFA pro Carnet bezahlen, wofür uns der Beamte extra eine Weisung aus dem Jahr 1998 vorlegt. Auch dieses Schlammloch meistern wir ohne Probleme Ob gerechtfertigt oder nicht; es gibt immerhin eine mit fünf Stempeln versehene Quittung und wenigstens haben sie seit zehn Jahren nicht aufgeschlagen... Die Dörfer an der Piste bestehen meist aus Bambushütten, in einem Dorf sehen wir sogar eine zweistöckige. Die Piste führt nun wieder durch klassische Savannenlandschaft und auf der Sandpiste muss Obelix immer öfter Schlammlöcher durchpflügen und ab und zu ein wackliges Brücklein überqueren. Die Leute sind freundlich und winken zurück, teils aus lauter Freude, manchmal, speziell bei Kindern, spüren wir aber eine Erwartungshaltung und manchmal werden diesbezüglich ganz konkrete Gesten, z.B. die des Geldzählens, gemacht. Behelfspiste und gleich daneben gibt es ein schönes breites Trasse... In jedem grösseren Ort werden die Daten aufgenommen, wobei im Posten in Okoyo gleich drei Beamte dreimal die selben Daten in ihr Buch eintragen. Jedesmal sollen wir auch noch Passagiere mitnehmen, so dass wir Obelix schon bald als Bus anmelden könnten. Eine der zahlreichen Brücken Tatsächlich gibt es hier keinen öffentlichen Verkehr in der sonst üblichen Form der “Taxi Brousse“ und wir begegnen auch nur sehr selten einem anderen Fahrzeug. In Okoyo steht ein grosser Strassenbauer-Werkhof der Chinesen und gleich hinter dem Posten beginnt eine schöne, neue, breite Trasse. Leider gibt es wieder einmal eine “Déviation“ und wir dürfen diesen Traum nur von der holprigen Nebenpiste aus bewundern. Als sich der Tag zu Ende neigt suchen wir uns einen Schlafplatz den wir auf einem Stück alter Piste wenige Meter neben der aktuellen finden. Wir sind zwar gut sichtbar, aber innert weniger Minuten ist es dunkel und wir halten bis zum Schlafengehen die Jalousien geschlossen um möglichst wenig Licht abzustrahlen. Im Kongo machen wir uns schnell einen griechischen Salat mit Féta aus Yaoundé und schauen, dass wir so bald wie möglich ins Bett kommen, damit wir auch morgen wieder ein rechtes Stück Richtung Brazzaville hinter uns bringen.

Donnerstag, 16.10.2008 – Ngo

Bambushütte im Bau Wie es fast nicht anders zu erwarten war werden wir morgens um halb sieben von Menschenstimmen geweckt. Auf der Piste haben einige Leute die zu Fuss unterwegs sind ihren Gang unterbrochen und sprechen mit dem Mann der unmittelbar bei unserem Fahrzeug steht. Die Landschaft ist nebelverhangen, fast ein bisschen wie bei uns im Herbst. Die Leute ziehen weiter, den Mann begrüssen wir freundlich beim Fenster schliessen, ohne dass er irgendwelche weiteren Äusserungen macht. So bereiten wir wie üblich unser Frühstück und als wir uns abfahrbereit machen ist auch er verschwunden. Wir bewältigen die restlichen rund 80km Sandpiste bis nach Obouya, wo der Teer beginnt, ohne Probleme. Baukran in Oyo, dem Geburtsort des Präsidenten des Kongo Damit sind wir eine unserer Sorgen los, denn bis nach Angola werden wir nun auf mehr oder weniger anständigen Strassen fahren können, womit uns die zentralafrikanische Regenzeit nichts mehr anhaben kann. Obelix’ Reifen bekommen wieder Schnellfahrluft und Thomas kann auf der neuen Teerstrasse den Tempomat einschalten. Afrika oder Disneyland? Nach 40km kommen wir nach Oyo, dem Geburtsort des Präsidenten der Republik Kongo und bringen unsere Münder vor Staunen nicht mehr zu. Überall wird gebaut wie verrückt. Bei einer Baustelle, die einmal eine grosse Sporthalle geben könnte, sehen wir wohl das erste Mal seit wir Europa verlassen haben Baukräne. Es entstehen Prunkbauten und Villen noch und noch. Wir fühlen uns in eine Art Disneyland gebeamt, es ist irgendwie irreal. Auch diese tolle Brücke steht im Kongo Am Ortsausgang führt eine moderne Brücke über den Alima-Fluss, dem wir nun die meiste Zeit gefolgt sind. Die Brücke ist mit hübschen, antiken Laternen versehen und wir sind eigentlich überzeugt, dass sie nachts tatsächlich leuchten. Von der Brücke aus sehen wir etwas flussaufwärts eine grosse Yacht am Ufer verankert, es ist absurd. Genau so absurd ist, dass die neue Strasse genau bis zum wenige Kilometer südlich gelegenen neuen Flughafen von Ollombo führt, ab wo der Teer dann ziemlich alt und löchrig ist. Tiefe Löcher in der schlechten Teerstrasse: Hier fährt der Präsident nicht durch Die Parallelen zwischen den beiden Geburtsorten der Präsidenten von Gabun und Kongo sind verblüffend, aber hier im Kongo ist die Bevorteilung der Geburtsregion des Präsidenten noch ein, zwei Schuhnummern grösser und es ist unglaublich, wieviel Geld, woher auch immer, hier in diese Gegend fliesst. Spätestens ab dem Flughafen machen wir unsere Münder wieder zu, denn wir müssen uns auf die Schlaglöcher in der Strasse konzentrieren. Der Kongo ist für uns etwas wie eine Black Box, denn dies ist das erste Land auf unserer Reise, über das wir keinen Reiseführer haben. Da es hier keine Touristen gibt, gibt es auch keinen “Lonely Planet“. Rauchsäulen von Buschbränden am Horizont Wir stellten uns den Kongo, ungefähr wie Gabun, als mit Urwald überwachsenes Land vor. Offensichtlich trifft dieses Bild aber nur für den Norden des Landes zu, denn wir fahren weiterhin durch savannenartige Landschaft. Am Horizont stehen immer wieder Rauchsäulen von Buschbränden und einmal fahren wir unmittelbar an einem vorbei. Wir sehen zum ersten Mal seit langem wieder Rinder, teilweise sogar auf eingezäunten Weiden. Ab Gamboma, das wir in einem tropischen Regenschauer durchfahren, wird die Strasse bis zu unserem Tagesziel Ngo zum Glück wieder erste Sahne, so dass wir diese letzten 70km unserer langen Tagesetappe noch locker hinter uns bringen. In Ngo entpuppt sich ein Tipp aus einer Transafrikareisenden-Homepage für einen Übernachtungsplatz als Niete, aber wir dürfen uns wieder einmal bei einer Katholischen Institution, diesmal einfach der Kirchgemeinde von Ngo, hinstellen. Eine funktionierende Dusche haben sie zwar keine, aber eine Bucketshower nehmen wir diesmal mit Handkuss. Dann schnetzeln wir uns noch einige der frischen Rüebli in rahmige Nudeln und fertig ist der feine Znacht.

Freitag, 17.10.2008 – Réserve de Léfini

Blick ins Léfini-Tal In Ngo sind wir wieder einmal sehr früh wach, denn wie immer beginnt bei Tagesanbruch das Leben rund um unser Zuhause. Als wir abfahren wollen will uns der Priester noch ein grosses Couvert für einen Adressaten in der Schweiz mitgeben, in der Annahme, dass wir auf dem Weg nach Hause sind. Obelix unterwegs im Léfini-Reservat Wir erklären ihm, dass sein Brief mit uns noch sehr lange unterwegs sein wird und wir darum wohl nicht das geeignete Transportmittel sind, was er denn auch versteht. Von Ngo führt die Strecke nach Etsuali über die Hochebene und sinkt dann in einer spektakulären Fahrt über dreihundert Meter ins Tal des Léfini-Flusses hinab, das in einer grossartigen Savannenlandschaft liegt, um nach der Überquerung des Flusses auf der anderen Seite wieder auf das Plateau nach Inoni zu klettern. Sandpiste im Léfini-Reservat Bald darauf biegen wir auf eine schmale Sandpiste ab, die uns ins Léfini Reservat bringt, wo ein Projekt zur Wiederansiedlung von Gorillas besteht. Wir fahren zum Besuchercamp, wo unser unangemeldeter Besuch aber etwas Aufregung hervorruft. Wir können nicht bleiben und müssen hinüber zum Basiscamp, das in einigen Kilometern Entfernung liegt. Auf dem Weg dorthin müssen wir eine kurze, steile und sehr sandige Stelle überwinden, die Obelix überfordert. Obelix hat etwas Mühe Zum Glück ist die Piste fest, so dass Obelix sich nicht eingegraben hat. Als erste Massnahme lassen wir sehr viel Luft aus den Reifen, so dass einem der Anblick fast weh tut. Thomas holt nochmals etwas Anlauf und diesmal klettern die beiden ohne Probleme über die kritische Stelle. Im Basiscamp werden wir von der Administratorin des Camps begrüsst und sie erklärt uns die Möglichkeiten und Kosten eines Besuchs bei den Gorillas. Im Léfini-Reservat Für uns sind die Kosten von über 200 Franken pro Person ganz schön happig, aber man soll die Feste feiern wie sie fallen... Wir dürfen auch auf der Basis übernachten und eine Bucketshower benützen, angesichts der Schweiss treibenden Arbeit an der Sandrampe heute Nachmittag eine Wohltat. Wir laden die junge Frau auf ihren Feierabend hin auf ein schön kühles Bier bei uns ein. Wir plaudern dabei über ihre Arbeit, die Schwierigkeiten ein solches Projekt im Kongo zu betreiben und Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen ihrem Heimatland Belgien und der Schweiz. Dann machen wir uns nur noch einen einfachen Znacht und schauen, dass wir für einmal wieder früh ins Bett kommen, um den vielen winzigen, fliegenden Viechern, die von unserem Licht angezogen werden, zu entfliehen.

Samstag, 18.10.2008 – Réserve de Léfini

Vielleicht funktioniert das Multitool besser als das Sturmgewehr Heute bleibt es draussen auch nach Tagesanbruch ruhig, wie schön! Dafür weckt uns das Piepsen des Weckers, denn wir müssen um viertel vor acht bereit sein. Das heisst, es gibt wieder einmal nur Kaffee und diesmal noch ein Yoghurt als Vorfrühstück. Wir schaffen es tatsächlich zeitig bereit zu sein, damit uns der Landcruiser zurück ins andere Camp bringen kann. Hier werden wir schon von drei Rangers erwartet, die den Auftrag haben drei männliche Gorillas auf einer Insel im Louna-Fluss mit Nahrung zu versorgen. Sid, 21 Jahre alter Gorilla Wir dürfen sie begleiten und besteigen dafür eine Piroge. Als wir bereit sind eilt einer der Ranger schnell zurück zum Camp um mit einem Sturmgewehr wiederzukommen. Das sei für die Patrouille meint einer, aber wir haben eher das Gefühl, dass sie uns Touristen extra zeigen wollen, dass sie etwas für den Schutz der Gorillas tun. Wir fahren flussaufwärts entlang mit Bäumen überwachsenem Ufer, aber gleich dahinter beginnt die Savanne, auf die wir immer wieder schöne Ausblicke haben. Als wir bei der Insel ankommen trollt sich bereits einer der Gorillas bei der Futterstelle. Es ist Sid, mit 21 Jahren der Älteste der drei. Rupert, 19 Jahre alter Gorilla Die Ranger gehen nicht an Land, sondern werfen allerlei Früchte hinüber. Schnell tauchen auch die anderen beiden auf: Titi, erst 18 Jahre alt aber der verfressendste der drei und Rupert, 19 jährig. Als erstes stürzen sie sich auf die Bananenstaudenherzen; Bananen und Ananas sind ebenfalls beliebt, aber die vielen Avocados verschmähen sie. Titi, 18 Jahre alter Gorilla Wir schauen ihnen ein Weilchen von unserer in fünf bis zehn Meter Entfernung liegenden Piroge aus zu. Als sie sich wieder ins Unterholz schlagen fahren wir zurück zum Camp, in dem Obelix auf uns wartet. Nun gibt’s noch des Frühstücks zweiter Teil und kurz vor Mittag sind wir abfahrbereit. Wir verabschieden uns von der Betreuerin des Camps und machen uns daran, auf dem sandigen Pfad wieder auf das Plateau zu steigen, was uns ohne weitere Probleme gelingt. Unterwegs begeistern uns immer wieder die vielen Orchideen, die am Wegesrand blühen. Weiter geht es auf der Teerstrasse für knapp 30km Richtung Süden über das flache, eher langweilige Hochplateau. Schmale Piste im Léfini-Reservat Es ist kaum zu glauben, was für eine atemberaubend schöne hügelige Savannenlandschaft nur wenige Kilometer abseits dieser Strasse liegt, ohne sich auch nur einen Augenblick zu offenbaren. Nach dem Dorf Imvouba biegen wir wieder auf schmale Sandpisten ab, die uns zum Camp Vie des Gorilla-Projektes im Léfini-Reservat bringen. Léfini-Reservat Dabei machen uns erst mal einige eng stehende Bäume Sorgen und dann geht es eine teuflisch steile Rampe hinunter um einige Höhenmeter zu vernichten. Hoffentlich kommen wir hier morgen wieder hoch, aber immerhin ist die Spur mit Steinplatten belegt, so dass es eigentlich klappen sollte... Die Piste führt wieder durch eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, wir können uns kaum sattsehen. In der Tiefe liegt pittoresk der Lac Bleu, ein See in dem man sogar baden kann. Unser Ziel ist aber möglichst bald zum Camp zu kommen, damit wir den Besuch bei den Baby-Gorillas nicht verpassen. Dort angekommen werden wir schon mehr oder weniger erwartet und brechen gleich auf zum kurzen Spaziergang zum Ort des Geschehens. Fütterung der Gorillababies Von einem Steg am Ufer eines Flüsschens aus können wir vier Gorillakindern zusehen, wie sie auf der anderen Seite von ihren menschlichen Ersatzeltern ihre Flasche kriegen. Gorilla-Mädchen auf Klettertour Drei der kleinen sind gut zwei Jahre alt und die vierte im Bunde rund das Doppelte. Sie ist es auch, die anschliessend in die Bäume klettert und sich in einige fotogene Posen wirft. Die Kleineren tollen derweil noch etwas auf ihrem Steg herum und nach rund 10 Minuten ist der Besuch beendet. Zugegebenermassen fühlt sich das Ganze etwas wie im Zoo an, aber herzig war es trotzdem, den Kleinen zuzuschauen. Anschliessend genehmigen wir uns im Camp ein tatsächlich kühles kongolesisches Bier und plaudern mit Gästen, die für das Wochenende aus Brazzaville angereist sind. Als es eindunkelt gehen wir zurück ins MGD, bestaunen den glühenden Abendhimmel und öffnen zufrieden eine Flasche Chlöpfmost. Es ist ja wieder einmal ein 18.

Sonntag, 19.10.2008 – Brazzaville

Isabella unterwegs ins Camp Nach der wahrscheinlich für einige Zeit letzten schön ruhigen Nacht, wir werden heute Abend ja in Brazzaville sein, stehen wir gemütlich auf. Nach dem Zmorge gehen wir nochmals ins Camp um uns zu verabschieden. Wir haben unsere Michelin-Karten mitgebracht, um Robert, einem der Gäste, unsere bisherige Route zu zeigen. Das gediegene Camp Vie oder Iboubikro Er liebäugelt mit dem Gedanken, von seinem Arbeitsort Brazzaville mit einem Fahrzeug etappenweise nach Belgien zu fahren. In Gegenzug macht er uns ein Kroki vom Weg zum “Hippocampe“, einem Restaurant in der Hauptstadt, das von einem Franzosen und seiner vietnamesischen Frau geführt wird und als Travellertreffpunkt bekannt ist. Ausserdem verspricht er uns mit seinen Kontakten zu diplomatischen Kreisen in Brazzaville abzuklären, ob er uns in der Sache “Angola-Visum“ helfen kann. Na ja, wir werden sehen. Wir starten Obelix und fahren die knapp 20km über die schmalen Sand- und Feldwege zurück zur Teerstrasse, wofür wir eineinhalb Stunden benötigen. Die eine oder andere Minute kosten uns einige Fotostopps, nicht zuletzt in der gestern erwähnten steilen Rampe, die unser tapferer Obelix, zu unserer Erleichterung, im untersetzten Kriechgang in aller Ruhe erklettert. Ein erster Blick auf den Kongo-Fluss Die weitere Fahrt nach Brazzaville ist nicht besonders interessant, man möchte meinen, auf der Hochebene liege entlang der Strecke ein einziges, langes Strassendorf. Kurz vor der Hauptstadt wird es noch einmal interessanter als die Strasse aus der Höhe mit schönen Ausblicken auf das Kongobecken nach Brazzaville am Kongo hinunterführt. Zufahrtsstrasse nach Brazzaville Hier nimmt man den riesigen Strom nicht als solchen wahr, denn es liegt eine grosse Insel im Fluss die ihn etwas versteckt. Der Verkehr in der Hauptstadt ist wie üblich etwas chaotisch, vor allem die vielen dauernd stoppenden Taxis und Minibusse sind eine Pein. Da ist Thomas doppelt gefordert aufzupassen, nicht zuletzt, da wir seit heute ohne gültige Versicherung unterwegs sind. Dank dem Kroki von Robert und vorhandener GPS-Koordinaten finden wir das “Hippocampe“ tatsächlich auf direktem Weg, und das ohne sonst irgend einen Stadtplan zur Verfügung zu haben: Thomas’ Copilotin und Orientierungssinn sei Dank. Im Restaurant empfängt uns die Chefin, die sogar deutsch spricht und uns gleich einen Platz zuweist, einen Schlüssel für WC und Dusche gibt und lapidar meint, dass alles, ausser Essen und Trinken im Restaurant, gratis sei. Wow! Die nächsten Tage werden wir mit Gängen zur angolanischen Botschaft, dem Update unserer Homepage, waschen und ähnlichen Dingen verbringen.

Montag, 20.10.2008 – Brazzaville

Obwohl wir nur gerade einige Meter neben einer Strasse stehen, schlafen wir recht gut, es ist wieder einmal der einsetzende Regen, der uns um vier Uhr in der Früh weckt. Zumindest haben wir eine gute Ausrede, uns nochmals umzudrehen, dann gemütlich aufzustehen, etwas zu essen und später an die Laptops zu sitzen. Der grosse Wurf, acht Hundebabys mit ihrer Mutter Irgendwann hören wir draussen jämmerliches Fiepen. Thomas vermutet, dass das ganz junge Welpen sind und als wir draussen nachschauen drängeln sich in einem Verschlag acht bis neun winzige, schwarze Knäuelchen an die Zitzen der Mutter. Es ist unglaublich putzig, ihnen ein Weilchen zuzuschauen. Dann ist aber auch für uns wieder Zeit, uns etwas zu stärken und anschliessend weiter zu arbeiten. Eine besondere Freude bereitet Isabella Thomas, als sie ein File mit Titeln für Fotos von Gabun überschreibt und damit zwei Stunden Arbeit vernichtet... Zum Trost muss er heute dafür nicht abwaschen, denn wir essen hier im chinesischen Restaurant. Wir freuen uns riesig darauf, denn es riecht im offenen Restaurant fein. Das Essen selber ist dann allerdings keine Offenbarung, aber immerhin. Im Verlauf des Abends taucht dann noch Robert auf, mit dem wir vorher schon kurz telefoniert haben. Er hat uns für morgen Abend zu sich zum Nachtessen eingeladen und will sich weiter um die Akte “Angola Visum“ kümmern. Da er nun schon einmal hier ist geben wir ihm gleich unsere Pässe mit zwei Passfotos mit, damit der Versuch unverzüglich gestartet werden kann. Er verspricht uns, dass wir die Pässe spätestens am nächsten Montag, mit oder ohne Visum, zurückerhalten werden. Wir haben uns schon gefragt, ob wir nicht etwas leichtsinnig sind, im Kongo einem wildfremden Mann einfach unsere Pässe auszuhändigen. Aber immerhin ist er hier im Hippocampe bei den Besitzern bekannt, ausserdem kennen wir sein Nummernschild und seine funktionierende Handynummer. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt...

Dienstag, 21.10.2008 – Brazzaville

Heute gibt’s zwar keinen Regen, aber wegen der Strasse ist ab sechs Uhr fertig mit schlafen. Daran werden wir uns während der Zeit hier in Brazzaville wohl gewöhnen müssen und versuchen, früher ins Bett zu kommen. Wieder einmal beherrscht unsere Internetpräsenz unseren Tagesablauf, das heisst wir sitzen den ganzen Tag am PC. Einzig kleine Pausenausflüge zu den Welpen bringen Abwechslung. Im Verlauf des Vormittags ruft uns Robert an, dass er uns einen Mann mit Formularen für die Beantragung des Angola-Visums vorbeischicken werde. Zehn Minuten später klopft ein schwarzer Herr im Anzug mit einer Europastecknadel am Revers an unsere Türe und stellt sich als Protokollchef der Delegation der EU in Brazzaville vor. Er hat die Formulare und unsere Pässe dabei und sagt uns wie wir die Formulare ausfüllen müssen. Lustigerweise müssen wir als Schweizer auf einer Linie angeben, dass wir in Mission der Europäischen Union unterwegs sind. Wenn das Ch. Blocher wüsste würden wir wahrscheinlich ausgebürgert. Aber nein, er ist ja nicht mehr BR... Wir dürfen auch noch gleich je 110 US-Dollar mitgeben, was uns doch schon gewisse Hoffnungen macht. Der Gesandte meint, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, wir würden das Visum sicher bekommen, auch wenn die Angolaner zur Zeit etwas kompliziert wären. Na denn... Obelix: Unser Standplatz im Hippocampe Am Nachmittag geht Thomas etwas die Umgebung erkunden, insbesondere, ob wir Obelix bei der nahen Tankstelle seine verdiente Wäsche angedeihen lassen können. Dem ist leider nicht so, dafür bringt er wenigstens zwei Baguettes und zwei kleine unreife Mangos mit nach Hause. Unterwegs ist er wieder einmal einem wichtigen Regierungskonvoi begegnet: Voraus ein Dutzend schwerer BMW-Motorräder gefolgt von einigen weissen BMW-Polizeiautos mit Militär drin, gefolgt von einer Mercedes-Staatslimousine, gefolgt von dunklen Geländewagen mit mehr Militär drin, und alle Fahrzeuge wie direkt aus dem Verkaufsraum. Geld ist in diesem Staat definitiv vorhanden. Um halb acht Uhr holt uns Robert ab und fährt mit uns zu seinem Haus, an dessen von zwei uniformierten Wachmännern gesicherten Haus das Emblem der EU prangt. Im Haus stellen wir mit Schrecken fest, dass die Tafel für mindestens zehn Leute gedeckt ist, also noch viele Gäste erwartet werden. Das Ganze ist aber locker und es stellt sich heraus, dass die anderen Gäste, die meisten Belgier wie Robert selbst, aus allen Ecken von Zentralafrika kommen und zur Delegation der EU gehören. Sie sind mit irgendwelchen Missionen in diesen Ländern betraut und treffen sich für einen Informationsaustausch hier in Brazzaville, eingeladen von Robert, der zur hiesigen Organisation der EU-“Botschaft“ gehört. Darum also sein CD-Nummernschild, darum seine Möglichkeiten, uns mit dem Angola-Visum zu helfen. Es wird ein kurzweiliger Abend und wir essen lokale Gerichte, die von seiner jungen kongolesischen Frau zubereitet wurden. Wir werden zwar sprachlich ziemlich gefordert, aber so kann es einem auch gefallen...

Mittwoch, 22.10.2008 – Brazzaville

Dank der Strasse können wir heute wieder viel erledigen, denn wir sind früh wach. Nach einem Kaffee begibt sich Isabella gleich mal in den Raum mit dem Internetanschluss, wo sie weiter Bilder auf den Server schickt. Die Verbindung ist gar nicht übel, wir haben schon viel Schlimmeres erlebt. Thomas überprüft inzwischen den fertigen Reisebericht noch auf Fehler, aber der eine oder andere geht ihm garantiert durch die Lappen. Am Mittag gibt’s dann endlich Frühstück und als uns Robert anruft, dass er unsere Angola-Visum mit einer Gültigkeitsdauer von 30 Tagen erhalten habe fällt uns schier das Konfibrot aus der Hand... Wir können es noch nicht recht glauben und wollen erst mal den Abend abwarten, wenn er uns die Pässe vorbeibringen will. Am Nachmittag hängen wir nun beide im Netz und Isabella komplettiert unseren Gabun-Update. Als es bereits dunkel ist gehen wir zurück ins MGD um auf Robert zu warten. Es klopft aber nicht, oder höchstens von innen an unseren Bauch, weshalb wir ins Restaurant dislozieren. Es riecht wieder fein und darum ändern wir unsere Absicht, ein westliches Gericht zu bestellen und entscheiden uns für chinesisches Essen. Es ist zwar wieder nicht schlecht, aber man sollte seine Vorsätze einfach nicht so schnell über Bord werfen... Kurz bevor wir fertig gegessen haben taucht tatsächlich Robert mit zwei seiner EU-Kollegen auf und überreicht uns unsere Pässe. Schnell schauen wir nach, und das eingeklebte Visum bestätigt es schwarz auf weiss: Wir müssen nicht durch Angola hetzen, sondern haben 30 Tage Zeit dafür. Dass das Visum bereits ab heute läuft ist nur ein kleiner Schönheitsfehler, denn wir werden bereits in wenigen Tagen in Angola einreisen. Die drei trinken noch ein Bier mit uns, auf das wir sie einladen. Anschliessend im trauten Heim köpfen wir zur Feier des Tages noch ein Piccolo “Henkel Trocken“, das seit der Schweiz auf einen solchen Moment gewartet hat...

Donnerstag, 23.10.2008 – Brazzaville

Warum auch immer, heute schlafen wir etwas länger, obwohl die Strasse wie eh und je befahren ist. Dann schauen wir erst mal nach, ob die Angola-Visa immer noch in den Pässen kleben und wir das alles nicht nur geträumt haben. Sie tun es und wir können erleichtert zum Zmorge übergehen. Angesichts der nahen Strasse und der etwas ungünstigen Umstände entschliessen wir uns das Waschen ausfallen zu lassen und statt dessen ein paar längst fällige Antwort-Mails zu verfassen. Thomas nimmt sich auch noch dem schon wieder vereisten Kühlschrank an und so geht der Tag dahin. Am Nachmittag sitzen wir im Internet-Kabäuschen und im Nu ist es dunkel. Wir kochen das erste Mal seit drei Tagen wieder, Spam an einer Currysauce. Mit Poulet wär’s zwar besser, aber dank der feinen Sauce von Isabella schmeckt es auch so.

Freitag, 24.10.2008 – Brazzaville

Stadtzentrum von Brazzaville Heute ist Isabella zuerst auf den Beinen, aber ihre Hoffnung, dass sie in Ruhe noch etwas am Schläbbi schaffen kann während Thomas noch etwas schläft, erfüllt sich nicht. Bald schon tigert er durchs MGD und dann muss auch gleich das Frühstück auf den Tisch. Heute Vormittag wollen wir noch etwas einkaufen und machen uns darum zu Fuss auf zum Supermarkt. Blick über den Kongo nach Kinshasa Unterwegs machen wir noch einen kleinen Abstecher ans Kongo-Ufer und schauen hinüber nach Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, dort wo wir morgen mit der berüchtigten Fähre hin wollen. Weiter geht’s am Mausoleum des Namensgebers der Stadt, Savorgnan de Brazza, einem italienischstämmigen Franzosen, vorbei zum Casino Supermarkt. Wir merken, dass wir uns offensichtlich mehr als erwartet an die riesige Auswahl des Supermarktes in Libreville gewöhnt haben, denn wir sind arg enttäuscht von der hiesigen Auswahl. Dafür sind die Preise nochmals eine Stufe höher, so dass wir dem Tipp von Robert folgen und noch den günstigeren Supermarkt “Park’n Save“ aufsuchen. Mausoleum und Denkmal des Entdeckers Savorgnan de Brazza Dort erhalten wir ein 50 Franc Stück als Wechselgeld und weil wir ziemlich viel eingekauft haben noch ein Päckchen Kaugummi dazu. Isabella aber meint, aus einschlägiger Erfahrung in Mexiko, dass der Kaugummi mangels Barem ebenfalls Wechselgeld ist. Schnurstracks geht sie zurück in den Laden, gibt den Kaugummi und das 50 Franc Stück zurück und kommt stolz mit einer 100 Franc Münze wieder, worauf Thomas sie über den wahren Sachverhalt aufklärt. Oops ist das peinlich, aber Isabella geht trotzdem nochmals zum Kassier um sich zu entschuldigen und das 100 Franc Stück zurückzugeben. Der aber meint nur, dass es schon in Ordnung sei... Von da geht’s im Taxi zurück zum Hippocampe wo Isabella nach dem Verstauen der ganzen Sachen eine Stärkung verdient hat. Anschliessend suchen wir bereits die Fotos für die Fotogalerie des Kongo aus, denn viel berauschendes wird es bis morgen nicht mehr geben. Dann müssen wir nochmals für eine Runde in den teuren Supermarkt, denn Frischprodukte gibt’s nur dort. An der Kasse müssen wir die letzten CFA zusammenkratzen, danach reicht es grade noch um einen “Brotzopf“ zu kaufen und das Taxi zum Hippocampe zu bezahlen... Insgesamt haben wir heute den Klacks von knapp 300 Franken für Einkäufe ausgegeben. Zugegeben, es hatte auch einige Flaschen Wein und ein paar Büchsen Bier dabei... Thomas macht sich dann alleine noch auf die Suche nach Geldnachschub, was ihm glücklicherweise auch gelingt, denn morgen brauchen wir noch eine hübsches Sümmchen um den Kongo zu überqueren. Derweil lädt Isabella bereits die ausgesuchten Kongo-Bilder auf den Server. Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir spät ins Restaurant zum Essen. Heute ist Buffet angesagt mit entsprechend nach oben angepasstem Preis. Dafür schlagen wir unsere Bäuche so richtig voll, wie wenn es in ganz Angola nichts mehr zu essen gäbe. Dabei entdecken wir noch eine für die Tropen gültige physikalisch-kulinarische Gesetzmässigkeit: Das Bier auf dem Tisch wird immer wärmer und die Speisen vom Buffet immer kälter, bis der nach seinen Entdeckern genannte TIM-Punkt erreicht ist. Ab diesem Moment ist das Bier tatsächlich wärmer als das Essen, respektive viceversa...

Samstag, 25.10.2008 – Kinshasa

Die etwas müde Mutter der acht Hundebabys Heute geht der Wecker wieder einmal um sechs Uhr los. Olivier, der Besitzer des Hippocampe hat uns gestern den Tipp gegeben, möglichst um halb acht im Hafen, an der sogenannten “Beach“ zu sein, um für alle Gegebenheiten gewappnet zu sein. Für uns gibt es darum jetzt nur einen Kaffee, aber wir rechnen damit, die sicherlich anstehende Wartezeit zu einem Frühstück nützen zu können. Wir hätten uns gerne von Olivier und seiner Frau verabschiedet und uns für ihre Grosszügigkeit bedankt, aber leider sind sie nirgends zu sehen und wir müssen los. Eingang zum Hafen von Brazzaville An der Hafeneinfahrt ist die erste Gebühr von 20’000 CFA oder rund 50 Franken fällig, damit wir überhaupt auf das Hafengelände fahren dürfen. Zum Glück haben wir über diese Beträge Informationen von anderen Reisenden, so dass sich Zweifel und Diskussionen erübrigen. Sogleich nehmen sich zwei Helfer mit offiziellen Ausweisen unserer an und zeigen uns wo wir die Pässe stempeln lassen müssen, jetzt vor acht Uhr aber noch geschlossen ist. Jetzt wird es etwas knifflig: Haben wir die Dienste der Helfer mit dem Hafeneintritt bezahlt oder wollen sie am Schluss Geld sehen? Eigentlich ist ja immer zweiteres der Fall und so erklärt ihnen Thomas, dass er nach dem Bezahlen der Fährbillette kein Geld mehr für sie haben werde. Die Situation klärt sich sofort, in dem sie ohne weitere Diskussion abziehen. Wir parkieren unser Fahrzeug in der Nähe des eigentlichen Fährterminals und Thomas macht sich zu Fuss auf, unsere Papiere in Ordnung zu bringen. Die Polizei, gleich bei der Hafeneinfahrt, hat inzwischen geöffnet und stempelt die Pässe nachdem noch ein Ausreiseformular ausgefüllt ist. Schwieriger wird es den Zoll für das Carnet zu finden. Am dritten Ort, im Fährterminal auf der Flussseite des Gebäudes, findet sich schliesslich jemand, der sich zuständig fühlt. Das Problem ist einzig, dass dessen Chef, der das Carnet visieren muss, noch nicht da ist. Aber bis wir mit der Fähre ablegen wird das erledigt sein, keine Bange. Na klar... Auf dem Gelände der Anlegestelle trifft Thomas noch auf eine etwas schwerverdauliche Ansicht auf nüchternen Magen: In ein hastig zusammengeknüpftes Leintuch, bedeckt von einer Fliegenschar, liegt eine Leiche mitten auf dem Platz. Der aus dem Leintuch hervorstehende Arm sieht so aus, wie wenn der Mann Opfer eines gröberen Stromunfalls geworden ist. Etwas später taucht ein Leichenwagen der Stadtverwaltung auf, und irgendwann, nur keine Hast, ist der Leichnam dann weggeräumt. Während Isabella tapfer im Fahrerhaus ausharrt, die nähere Umgebung um Obelix herum im Auge behält und dabei schwitzenderweise vor sich hin schmilzt, versucht Thomas ein Fährticket zu kaufen. Inzwischen ist klar, dass nur die blaue Fähre aus Kinshasa Fahrzeuge transportieren kann, und die zwischen zehn und elf Uhr hier ankommen und am Mittag wieder ablegen sollte. Nachdem die Fähre um halb elf angelegt hat tauchen auch die Leute der Fährgesellschaft an den Ticketschaltern auf. Das Billet kostet genau den erwarteten Betrag, 40’000 CFA oder rund 100 Franken für Obelix samt Fahrer, plus 6’500 CFA für die Beifahrerin. Wir werden angewiesen zu warten, bis man uns auf die Fähre einweist. Inzwischen ist tatsäschlich auch unser Carnet gestempelt worden und wir sind papiertechnisch aus der Republik Kongo ausgereist. Aus unserem gemütlichen Frühstück wird leider nichts, denn erstens ist es mit rund 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit viel zu ungemütlich um im MGD etwas zu essen und zweitens sind wir viel zu angespannt und immer auf dem Sprung für die Dinge, die da kommen mögen. Als ein Mann vobei kommt und vielsagend auf seine Uhr deutet geht Thomas zum Zugangstor zur Anlegestelle und fragt den Ticketverkäufer, der hier die Tickets kontrolliert, was den jetzt los sei. Er werde uns in wenigen Minuten holen kommen, wir sollten uns nur bereit halten. Als die wenigen Minuten verstrichen sind und das Tor geschlossen ist, geht Thomas wieder hin und sieht dabei die Fähre bereits munter Kinshasa entgegentuckern... Schöne Sch...ande!! Der Mann, den sich Thomas vorknöpfen will ist natürlich bereits verschwunden. Im Ticketbüro sind noch einige Leute der Fährgesellschaft da. Es ist ja alles so einfach: Das sei wohl ein Kommunikationsproblem gewesen und sie würden uns bei der zweiten Passage gleich zu Beginn verladen. Schön, schön, aber für uns ist es ein riesengrosser Ärger, denn wir werden nun spät in Kinshasa ankommen und nicht mehr bis zur Mission in Kisantu in etwas mehr als 100km Entfernung fahren können, sondern uns ein Quartier für die Nacht in einer der berüchtigsten Städte der Welt suchen müssen. Na super... Thomas verlangt, dass wir jetzt sofort ins Verladegelände fahren können, damit wir das nächste Mal nahe am Geschehen sind. Aber sicher doch, “pas de problème“. Isabella hat wie immer schwitzend unser MGD gesichert und ist froh auch wieder einmal “frische Luft“ schnuppern zu können. Sie lotst Thomas aus dem Parkplatzgetümmel an den im Wege stehenden Autos vorbei über ein Bahngeleise zum Eingangstor. Als wir die Fährgesellschaftsleute wieder suchen sind sie natürlich wie vom Erdboden verschluckt. Dafür verlangt ein Mann in Uniform 2’000 CFA “Einfahrtsgebühr“ um das Tor aufzuschliessen. Thomas drückt, wohl das erste Mal auf unserer Reise, ohne Diskussion das Schmiergeld in die Hand des Mannes, der darauf tatsächlich das Schloss aufschliesst und uns einfahren lässt. Wir stellen uns etwas auf die Seite, aber doch nahe genug, dass wir sehen was los ist. Inzwischen hat sich nebenan eine ganze Kolonne von zum Teil skurrilen Behinderten-Gefährten angesammelt, die alle mit einem Behinderten, einigen Helfern und sackweise Gütern bestückt sind. Wie auf ein Kommando setzt sich die Kolonne in Bewegung um den Terminal zu verlassen. Wir haben gelesen, dass Behinderte zwischen Brazzaville und Kinshasa Zollvergünstigung für ihre Waren erhalten und so hat sich hier ein unglaublicher Warenhandel entwickelt. Wir warten weiter und im Fahrerhaus steigt die Temperatur inzwischen auf über 37 Grad Celsius. Auf der rechten Seite von Obelix gibt es langsam immer mehr Schatten, der von immer mehr “Rollstuhlfahrern“ und ihren Helfern gesucht wird. Um halb drei Uhr legt schliesslich die “Matadi“ zum zweiten Mal an; immerhin. Blick vom MGD-Dach kurz vor der Abfahrt hinüber nach Kinshasa Es beginnt ein unglaublich chaotisches, gleichzeitiges Ent- und Beladen der Fähre. Einzig zwei Fahrzeuge sind auf der Fähre, der Rest ist gefüllt mit Menschen und ihren Waren. Uns wird klar, dass hier mit anständigem Warten nichts zu gewinnen ist und fahren darum bis vor die Verladerampe. Das zweite Fahrzeug ausser uns, das auf die Fähre will macht das Gleiche und so tragen wir das unsere zum grossen Chaos bei, ohne dass die Leute gross darauf reagieren würden. Wir können es nicht glauben, wie viele grosse Pakete und Säcke von der Fähre getragen werden, es ist wie wenn die Fähre noch eine riesige Ladeluke hätte. Schliesslich werden wir angewiesen auf die Fähre zu fahren, was wir vorsichtig und mit öfterem Gebrauch der Hupe tun. Immerhin, wir haben es auf die Fähre geschafft und das erst noch ohne jemanden zu überfahren. Jetzt kann uns nur noch eine Havarie oder der Zoll in Kinshasa davon abhalten, Obelix’ Füsse auf den Boden der Demokratischen Republik Kongo zu setzen.

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