Kenia

Mittwoch, 22.12.2010 – Eldoret

Am kenianischen Zoll beginnt es gleich mal etwas chaotisch. Überall drängeln Lastwagen und so schickt uns ein Mann auf die verkehrte Durchgangsseite, denn hier hat es etwas mehr Platz. Wir zögern nicht lange, wir sind ja schliesslich in Afrika. Bei der Immigration geht das Prozedere noch einigermassen zügig vor sich, wenn man einmal davon absieht, dass wir nach dem Ausfüllen der Einreisekarte auch noch einen Visumsantrag nachreichen müssen. Dafür ist das Visum mit 25 US$ pro Person für drei Monate eines der günstigsten, das man bekommen kann. Beim Zoll wird es dann etwas komplizierter, denn der ist auch für das Einziehen der Strassensteuer zuständig. Für Asterix lösen wir einen “Foreign Registration Permit“ der pro Monat 20 US$ kostet. Da wir voraussichtlich eher länger als einen Monat im Land sein werden, könnte das bei der Ausreise Probleme geben, aber das lassen wir dann auf uns zukommen. Für Obelix ist es etwas schwieriger, denn als LKW ist er selbstverständlich wieder einmal ein gewerbliches Fahrzeug. Als sich dann aber herauskristallisiert, dass ein Privatfahrzeugpermit für zwei Monate 80 US$, die streckenabhängige, aber zeitlich unbeschränkte Lastwagen-Roadtax nach Moyale im Norden von Kenia 84 US$ kostet, lässt es Thomas gut sein. Um die 84 Dollar zu bezahlen dauert es dann etwas, obwohl die Schlange am Schalter nicht einmal besonders lang ist. Mit Schrecken sieht er während des Wartens, dass jetzt die Seite, auf der Obelix steht, von Lastwagen total verstopft ist und er fragt sich, ob wir hier heute überhaupt noch wegkommen. Als eine kurze Lücke entsteht nützt Isabella die Gelegenheit und bringt Obelix auf ein sicheres Plätzchen mit Wegfahrgarantie. Schliesslich erledigt Isabella auch noch die Registrierung bei der Polizei und nach eineinhalb Stunden sind wir, auch hier ohne Kontrolle des Fahrzeuges, eingereist. Der Grenzübertritt ist zwar einiges mühsamer als erwartet, aber alle Personen mit denen wir zu tun haben, ob Beamte oder Geldwechsler, sind nicht nur korrekt, sondern auch ausnehmend freundlich. Auf der Strasse nach Eldoret fahren wir erst einmal einige Kilometer an Schlange stehenden LKWs vorbei, die alle nach Uganda und weiter wollen. Der Teer hat unter den tausenden von Sattelschleppern sichtlich gelitten, denn teilweise fahren wir eher in einer Skiliftspur als auf einer Strasse. Überhaupt ist die Strasse nach Eldoret in eher schlechtem Zustand und Erinnerungen an Nigeria werden wach. Es gibt immer wieder hässliche, tiefe Löcher, die Thomas’ volle Aufmerksamkeit erfordern. Unterwegs begegnen wir tatsächlich einem Fahrzeug mit Genfer Nummernschildern: Es ist ein Rotkreuz-LKW, wahrscheinlich unterwegs in den Kongo. In Eldoret, einer der grösseren Städte in Kenia, besorgen wir uns aus einem Automaten lokale Schillinge und decken uns dann im Uchumi Supermarkt mit einigen Dingen ein. Den Laden finden wir, vor allem was Frischprodukte betrifft, nicht besonders und wir werden uns wohl noch die Konkurrenz Nakumatt ansehen müssen. Doch dafür ist heute keine Zeit, denn als wir aus dem Supermarkt kommen ist es bereits dunkel und wir müssen noch siebzehn km bis zu unserem Camp fahren. Zu Beginn ist auch diese Strasse in ziemlich üblem Zustand und wir fahren langsam und vorsichtig. Schliesslich wird es besser und um acht Uhr kommen wir im Naiberi River Camp an. Wir stellen uns hin, was einmal mehr nicht ganz einfach ist. Unsere Energie reicht gerade noch für ein Bier und ein kleines Tasting von verschiedenen Chips die wir in Eldoret gekauft haben. Mehr geht nicht, dafür sind wir definitiv zu müde.

Donnerstag, 23.12.2010 – Eldoret

Heute morgen erwachen wir früher und heftiger als uns lieb ist. Verantwortlich ist wieder einmal ein Overlander-Truck, von dem jemand um halb sechs Uhr den Waschtrog unseres Platzes benützt um sehr geräuschvoll einen Blechkessel abzuwaschen. Sehr freundlich, danke schön! Wir schliessen die Fenster und schlafen noch eine Runde. Hier auf 2’300m Höhe ist es so kühl, dass wir bei geschlossenen Fenstern nicht gleich verschmachten müssen. Wir benützen den Tag um mit Uganda abzuschliessen und uns auf Kenia einzustellen. Mittag ist schon vorbei bevor wir eine kalte Platte geniessen. Der Gouda aus Uganda schafft es leider nicht darauf, denn er ist in der vakuumdichten Originalverpackung vor dem aufgedruckten Ablaufdatum schon grau geworden. Am Nachmittag spazieren wir etwas durch das Camp, das recht gross und ziemlich aufwändig angelegt ist. Auch ein grosser Pool fehlt nicht, aber wir fragen uns ob es je warm genug ist damit er zum Bade lädt. Heute lassen wir wieder einmal etwas Kohle glühen. Statt dass sie auf dieser Glut landen müssen wir zwei anständige Stück vakuumiertes Fleisch leider entsorgen. Woher es wohl stammt? Natürlich aus Uganda. Noch in keinem anderen Land haben wir so viele Nahrungsmittel, ob gekühlt oder ungekühlt haltbar, wegwerfen müssen. Dafür braten wir kleine Würstchen aus Kenia, die aber leider für den Grill auch nicht besonders geeignet scheinen. Zum Glück gibt’s noch den feinen, hausgemachten Teigwarensalat, da weiss man was man hat.

Freitag, 24.12.2010 – Eldoret

Wir haben uns entschieden über Weihnachten hier zu bleiben, denn die Infrastruktur ist gut und es scheint einigermassen ruhig zu sein. So geniessen wir die Ruhe und lesen erst einmal noch etwas im Bett. Dann stellen wir Tisch und Stühle auf und setzen uns gemütlich nach draussen. Allerdings erst, als es für das Frühstück warm genug ist. Isabella brät wieder einmal die feinen Egg-in-a-hole-toasts. Den restlichen Tag verbringen wir mit Lesen, Route planen und Vogelkunde. Und für die Feiertage bäckt Thomas wieder einmal einen richtigen Zopf, wir haben ja schliesslich Eier. Zum Nachmittagskaffee gibt’s neben den Weihnachtsguetzli noch ein Stück vom original italienischen Panettone, den wir noch in Kampala, Uganda erstanden haben. Am Nachmittag kommt ein südafrikanischer Landy auf der Cape to Cairo-Route an, mit dessen Besatzung wir uns kurz unterhalten. Für das feierliche Heiligabend-Essen spendieren wir ein Rindsfilet für auf den Grill. Thomas ist offensichtlich etwas aus der Übung mit dem Grillieren, denn die Fleischstücke werden etwas gar knusprig mit einer sehr dunklen Panade... Wenigstens überdeckt das den auch nicht mehr ganz so tollen Geruch des Fleisches. Das einzige das perfekt ist kommt wieder einmal aus Isabellas Kochtöpfen: Feines, zartes Gemüse und der Kartoffelgratin aus der Pfanne. Wir haben unseren Tisch so gut es geht geschmückt und lassen einige farbige Kerzchen erstrahlen. Dazu ertönt unsere traditionelle Weihnachtsmusik, vornehmlich von südamerikanischer Provenienz, aus den Lautsprechern.

Samstag, 25.12.2010 – Eldoret

Der heutige Weihnachtstag verläuft im Grossen und Ganzen gleich wie der gestrige Tag. Zum Zmorge widmen wir uns dem frischen Zopf, dessen etwas flache Form dem feinen Genuss keinen Abbruch tut. Dazu gibt’s für Thomas Ovo und Isabella Schokolade, mit schön warmer Milch. Am späten Nachmittag setzten wir uns zu Irena und Rikus, den beiden Südafrikanern und plaudern etwas mit ihnen. Später kommt der angekündigte Overland-Truck an, von dem wir hoffen, dass die Passagiere brav ruhig sein werden. Nicht ganz so ruhig ist der Himmel, der uns ein kleines, hübsches Gewitter schickt. Es hagelt sogar kleine Körner, etwas das man bei Gewittern in Afrika eher selten antrifft. Wir betrachten es als winterlichen Weihnachtsgruss von Petrus, der damit auch die Temperatur noch etwas weiter zum Sinken bringt. Heute abend wollen wir im Restaurant essen. Es herrscht ziemlich Betrieb, viele indischstämmige Kenianer sind als Tagesbesucher hier, wahrscheinlich auch weil das Camp einem der ihren gehört. Obwohl eigentlich niemand beim Essen ist herrscht bei der Bedienung irgendwie Unordnung und wir sind nicht sicher, ob wir nicht gescheiter wieder abziehen sollen. Schliesslich können wir aber doch bestellen und die Wartezeit aufs Essen verkürzen uns Irena und Rikus, die sich zu uns gesellen. Isabellas “Shrimps Masala“ entpuppt sich als der Haupttreffer, sie ist ganz und gar zufrieden. Thomas’ “Mutton Choma“ ist zwar auch fein gekocht, aber das Schaffleisch ist nicht gerade erste Wahl. Es gibt trotzdem einen vergnüglichen Abend und Rikus gibt uns einige Tipps für Kenia, da er schon einige Male im Land war. Wir begeben uns nicht zu spät zur Ruhe, aber wie es scheint sogar nach den jungen Leuten vom Overland-Truck.

Sonntag, 26.12.2010 – Eldoret

Der Overland-Truck fährt, nachdem die Passagiere gestern abend im Restaurant nur kurz und sehr brav Weihnachten gefeiert haben, so leise wie es geht weg. Wir können also fast ungestört ausschlafen. Wir beschäftigen uns auch heute mit Fotos aussuchen, planen, lesen und natürlich essen. Beim Frühstück gibt’s heute zum Zopf Rührei und wieder schön warme Schoggi, respektive Ovo. Nach dem Gewitter gestern scheint auch heute wieder die Sonne, aber am Nachmittag werden wir nur knapp vor einem weiteren Regenguss verschont. Wir benützen wieder einmal unseren kleinen Printer, eine goldige Investition. Es gibt einige Listen für nächstes Jahr auszudrucken, Antragsformulare für das äthiopische Visum, die wir wahrscheinlich in die Schweiz werden schicken müssen, und natürlich Isabellas Kalender fürs 2011. Zum Znacht machen wir mit dem restlichen Rindsfilet ein chinesisches Gericht, ein Sate Beef. Dank der kräftigen Sate/Soja-Marinade ist das unangenehm riechende Fleisch doch noch ganz geniessbar.

Montag, 27.12.2010 – Lake Baringo

Als wir aufstehen geht ein so kräftiger Wind, dass wir sicher nicht draussen frühstücken werden. Immerhin überwiegt weiterhin die Farbe Blau im Himmel, also nicht die schlechtesten Voraussetzungen für unsere heutige Strecke, die in der Michelinkarte zum grossen Teil als “landschaftlich schön“ gekennzeichnet ist. Nachdem wir zusammengepackt haben fahren wir zurück nach Eldoret und sehen nun wo wir vor fünf Tagen in der Dunkelheit durchgefahren sind. Die Strasse ist in der Tageswirklichkeit viel besser befahrbar als es sich in der Dunkelheit angefühlt hat. Das als übel empfundene Stück ist in Tat und Wahrheit nur einige hundert Meter lang. In der Stadt besorgen wir uns eine Telefonkarte von Safaricom, dem grössten Mobildienstanbieter in Kenia. Nachdem Thomas das Handy konfiguriert hat gelingt es tatsächlich im ersten Anlauf, damit das Internet anzuzapfen. In Eldoret gibt es eine Molkerei die allerlei Milchprodukte herstellt und verkauft, vor allem verschiedene Käse. Dort haben wir aber Mühe, Obelix vernünftig zu parkieren, weshalb Isabella alleine zum Laden geht. Die Käse kann man verkosten und Isabella bringt eine Reihe von Proben zu Thomas. Schliesslich entscheiden wir uns für Red Highland und Highland Jira, zwei uns unbekannte lokale Käsesorten, die aber lecker schmecken. Anschliessen kaufen wir noch etwas im Nakumatt ein, dem modernsten Supermarkt in der Stadt. Hier kann man ganz einfach an der Kasse mit der Kreditkarte bezahlen, ohne dass dann die Kasse für zehn Minuten geschlossen werden muss, weil man auf einen Supervisor warten und dem dann hinterher zu einem Kreditkartenkästchen folgen muss. Kurz nach ein Uhr verlassen wir endlich Eldoret auf einer Strasse die zuerst nach Nordosten über die Hochebene führt. Die Ebene wird durchgehend landwirtschaftlich genutzt, teils als Weide, teils werden grosse Felder offensichtlich maschinell angebaut. Auf jeden Fall sehen wir unterwegs einige Traktoren und die sind im Gegensatz zu anderen Ländern in Afrika sogar im Einsatz. Bei Iten kommen wir an den Rand der Hochebene und haben das Keriotal vor uns, das Teil des ostafrikanischen Grabenbruchs ist. Bevor wir die weiterhin gute Teerstrasse die uns 1’200m ins Tal hinunter führt in Angriff nehmen, halten wir kurz am Aussichtspunkt und geniessen das fantastische Panorama über das akazienbestandene, ziemlich unbewohnt wirkende Tal. Dort wo die Strasse schliesslich den Keriofluss überquert halten wir erneut kurz an, denn der Fluss hat sich hier tief in die Felsen gefressen. Als wir aussteigen werden wir sofort von einer Schar von Kindern umgeben, die gerne Führer spielen würden. Sie verhalten sich sehr gesittet und erst als wir zurück zu Obelix gehen und sie merken, dass wir kein Interesse an den Krokodilen haben die sie uns zeigen wollen, wird dann doch noch gebettelt. Gleich nach der Brücke beginnt die Strasse wieder anzusteigen um das in 2’000m Höhe auf den Tugen Hills gelegene Städtchen Kabernet zu erreichen. Auch auf dieser Seite haben wir wieder wunderbare Ausblicke ins Keriotal. Kabernet wirkt fast ein bisschen wie ein Luftkurort, natürlich in einer bunten, quirligen, halt afrikanischen Ausgabe. Die Strasse führt nun zuerst durch eine Hügellandschaft, bevor sie ein zweites Mal in die Tief taucht, diesmal um die Seenkette im Rift Valley zu erreichen. Dabei sehen wir in der Ferne auch den Baringosee, unser Tagesziel. Die Temperatur steigt von knapp 30 Grad in Kabernet bis auf 36 Grad im Rift Valley an. Die Landschaft wird deutlich trockener und ist von Schirmakazien geprägt. Bis nach Marigat dürfen wir auf einer bis auf wenige Löcher hervorragenden Strasse fahren, doch von Marigat bis an den Lake Baringo ist die Strasse nur noch ein Wrack. Zum Glück muss Obelix, und wir mit ihm, nur etwas mehr als ein Dutzend Kilometer leiden. In Kampi ya Samaki, wo wir an den See fahren, kassiert die Bezirksbehörde eine Gebühr, ähnlich wie am Lake Natron in Tansania. Auch hier wissen wir nicht was mit dem Geld passiert, aber wenigstens ist der Betrag mit knapp sechs Franken für uns und Obelix etwas vernünftiger. In Robert’s Camp direkt am See sind wir erst einmal schockiert. Mit so vielen Leuten hatten wir nicht gerechnet. Irena und Rikus sind vor uns angekommen und haben sich ein schönes Plätzchen direkt am Ufer ergattert. Wir stellen uns weiter hinten neben einen Baum in dem White-browed Sparrow-weaver nisten. Es ist zwar bereits am Eindunkeln, aber ein Bier draussen haben wir uns verdient. Dazu gibt’s Dip und Chips, und zusammen mit ein paar kalten Käsesandwiches, die Isabella noch zubereitet, ist das gleich unser einfaches, aber nach dem langen Tag angemessen bequemes Abendessen.

Dienstag, 28.12.2010 – Lake Baringo

Trotz der vielen Leute und der wieder ungewohnten Wärme schlafen wir gut, werden jedoch bei Tagesanbruch von den Webervögeln im Baum neben uns geweckt. Sie geben aber, vielleicht sind sie ausgeflogen, schon bald wieder Ruhe und wir können noch eine Runde schlafen. Als wir den Tag dann doch endlich in Angriff nehmen, setzen wir uns mit einem Kaffee nach draussen und geniessen wieder einmal das bunte Treiben der Vögel rund um uns herum. Es ist einiges los, auch wenn wir die meisten Vögel schon mal gesehen haben. Rikus kommt auch noch auf einen Schwatz vorbei und so wird es rasch Mittag. Wir bekommen natürlich langsam Hunger und Isabella richtet eine kalte Platte her. Am Nachmittag sind wir sogar noch etwas fleissig, auch wenn Thomas eher widerwillig dabei ist. Heute sind Bier und Dip nur der Apéro und anschliessend begeben wir uns an das Seeufer, wo uns aus nur etwas über fünf Meter Distanz ein Krokodil kurz mustert bevor es wieder unter der Wasseroberfläche verschwindet. Das ist uns eigentlich zu nahe und so gehen wir zu Irena und Rikus hinüber, mit denen wir uns bis zum Eindunkeln unterhalten. Jetzt ist es aber höchste Zeit endlich duschen zu gehen und unser Nachtessen zuzubereiten. Mit dem Znacht machen wir es uns einfach: Salat Matmata. Das ist erst noch angenehm bei den doch eher hohen Temperaturen, bei denen wir diese einfache Köstlichkeit draussen geniessen.

Mittwoch, 29.12.2010 – Lake Baringo

Heute geht wieder einmal der Wecker, denn wir wollen mit einem Guide losziehen um möglichst viele interessante Vögel zu sehen. Doch Isabella ist nicht auf dem Damm, sie hat sich wegen Magenproblemen schon die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Sie bleibt im Bett und Thomas macht sich alleine bereit. Aber am Treffpunkt beim Restaurant tut sich nichts. Schliesslich heisst es um zehn nach sieben Uhr: Übung abgebrochen. Heute morgen gebe es keine Tour, nachmittags um drei könne er sich einer Gruppe anschliessen. So einfach geht das... Das Geld wird zwar anstandslos zurückerstattet, aber Thomas hat sich wohl etwas gar schnell abwimmeln lassen. Während Isabella noch lange schläft setzt sich Thomas etwas nach draussen und lässt den Morgen auf sich wirken. Rikus kommt kurz vorbei um sich zu verabschieden. Sie fahren heute nach Nairobi und sie werden wohl bereits Richtung Äthiopien aufgebrochen sein bis wir auch dort ankommen. Eigentlich wollten wir nach dem morgendlichen Ausflug an den nahen Bogoriasee weiterziehen. Aber es macht keinen Sinn dort happig Eintritt zu bezahlen, wenn Isabella nichts davon hat. Also bleiben wir heute noch hier und hoffen, dass sie sich etwas erholen kann. Beim späten Frühstück ist Thomas noch alleine, aber später ist sie dann wieder bei den Leuten. Der Tag ist heute wolkenlos und es wird im Verlauf des Tages recht warm. Natürlich haben wir Zeit, dem einen oder anderen Vogel nachzuschauen, und es gibt ein paar hübsche Neuigkeiten zu entdecken. So zum Beispiel die weisse Form des African Paradise-Flycatcher, die Thomas bei der Bestimmung ganz schön Schwierigkeiten bereitet, einen wunderbar farbigen Red-and-yellow Barbet, einen Red-fronted Tinkerbird und ein Paar des zwar nicht seltenen, aber nur in einem beschränkten Gebiet in Kenia vorkommenden Jackson’s Hornbill. Als Thomas am Nachmittag wieder einmal erfolglos das Schilf am Seeufer nach Eisvögeln absucht schielt er immer wieder ins ufernahe Wasser, prüfend ob sich wohl wieder ein Krokodil herumtreibt. Er staunt aber nicht schlecht als er statt dessen in nicht mehr als fünf Meter Entfernung zwei Nilpferde friedlich im Wasser liegend entdeckt. Das muss er natürlich sofort Isabella erzählen, die auf dem Rückweg von ihrer Besichtigung der zwei Kolosse einen Kardinalspecht findet, der sich von ziemlich nahe fotografieren lässt. Thomas hat unterdessen im MGD die Backstube eingerichtet. Heute werden gleich zwei Teige zubereitet, darum darf für einmal unser Rotor-Knetwerk an die Arbeit. Zuerst macht er einen Teig für unseren Neujahreszopf. Den wollen wir im Kühlschrank lagern bis wir ihn übermorgen backen. Wir staunen aber nicht schlecht, als er schon nach kurzer Zeit im Kühlschrank aus dem vermeintlich dichten Gefäss zu quellen beginnt. Als zweites folgt noch ein gewöhnliches Brot das sofort in den Backofen wandert. Eigentlich haben wir es mit 34 Grad in unserem Haus schon warm genug, aber es geht halt nichts über ein feines Brot. Ausserdem können wir uns ja einfach nach draussen setzen und etwas kühles trinken. Heute ist es für einmal kein Bier, sondern etwas südafrikanischer Sprudel, denn es gibt wieder einmal etwas zu feiern. Auf den Tag genau vor drei Jahren sind wir in Eschenmosen bei Bülach zu unserer Reise durch Afrika aufgebrochen. Nach diesem Apéro kocht Isabella mangels Fleisch wieder einmal ein Gemüse-Curry. Welche Variante es diesmal war? Keine Ahnung, denn sie hat die verschiedenen Rezepte nicht mal angeschaut. Geschmeckt hat es natürlich trotzdem.

Donnerstag, 30.12.2010 – Nakuru

Thomas ist als erster auf den Beinen und geniesst draussen den üblichen Kaffee. Isabella schläft noch etwas; angeblich konnte sie wegen Thomas’ Schnarchen in der Nacht nicht schlafen. Schliesslich gibt’s auch das letzte Frühstück hier draussen. Nichts schmeckt besser als selbst gebackenes Brot und selber gemachte Konfitüre. Vielleicht sollten wir uns für die Butter und die Milch auch eine Kuh zulegen? Bevor wir losfahren füllen wir noch einen Wassertank und nehmen eine kurze, erfrischende Dusche. So wird es kurz nach Mittag bis wir endlich das Ufer des Lake Baringo verlassen. Zuerst geht es wieder die üble Teerstrasse zurück bis Marigat. Anschliessend ist die B4 zum Glück deutlich besser, sie ist einfach etwas holprig. Einzig ein kurzes Stück zwingt uns unterwegs kurz zum Slalomfahren. Die Strecke führt zunächst durch ziemlich trockene Baumsavanne und ist eher dünn besiedelt. Je mehr wir uns Nakuru nähern, desto grüner wird es und desto mehr Felder sehen wir der Strasse entlang. Wir steigen kontinuierlich an und knacken kurz vor Nakuru die 2’000 Meter. Damit ist eine kühlere Nacht garantiert und zusätzlich sieht es in der Umgebung nach Schauern aus. Wir wollen uns in der viertgrössten Stadt von Kenia für das Neujahrsweekend mit einigen Esswaren eindecken, aber Isabella bekommt nach dem Besuch von zwei grösseren Supermärkten eine mittelschwere Depression. Es gibt an Frischprodukten schlicht nichts Schlaues zu kaufen. So fahren wir mit nur etwas UHT-Milch, Zwiebeln und Karotten Richtung Lake Nakuru Nationalpark. An der Strasse, die zum nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt gelegenen Eingangstor führt, finden wir immerhin noch einige Früchte. Am Haupteingang wollen wir eigentlich nur den Eintritt für morgen bezahlen und dann zum Lanet Gate, das keine Kasse führt, neben dem aber ein Platz zum Campieren liegt, fahren. Man erklärt uns, dass sie nur ungern Tickets für den nächsten Tag ausstellen, wir aber morgen problemlos beim Lanet Gate einfahren und später einfach am Main Gate bezahlen könnten. So fahren wir also noch einige Kilometer weiter zum Lion Hill Hotel und werden dabei ganz schön geduscht. Es ist fast so etwas wie ein Hinterhof in den wir uns bei strömendem Regen stellen, aber uns soll es bis morgen früh reichen. Wir haben noch einige Bohnen, die wir schmoren und zusammen mit Teigwaren und einer ziemlich gut nährenden Champignonrahmsauce vertilgen.

Freitag, 31.12.2010 – Lake Elmenteita

Natürlich ist sehr frühes Aufstehen angesagt, denn um halb sieben Uhr öffnet der Nakuru Nationalpark seine Tore. Wir trinken einen Kaffee um etwas wach zu werden und essen rasch ein Joghurt. Am Eingang zum Park stellt sich heraus, dass es doch nicht so problemlos geht, wie uns die Kassiererin gestern weisgemacht hat. Schliesslich wird telefoniert und wir erhalten doch einen temporären Eintrittspass mit der Aufforderung, unbedingt am Haupteingang zu bezahlen. Wir wundern uns, wie um Gottes Willen wir denn den Park ohne zu bezahlen verlassen könnten. Wir haben aber keine Lust gerade jetzt, zur besten Zeit um die Tiere zu sehen, am Haupteingang unsere Zeit zu verplempern und fahren deshalb auf der Ostseite des Sees südwärts. Als erstes fallen uns die Safarifahrzeuge auf, die alle mit mindestens dem erlaubten Tempo 40 unterwegs sind. Ob die so etwas sehen? Wir sehen jedenfalls schon bald Paviane, auch Büffel, Impalas und später einige Wasserböcke. Zwischen uns und dem Ufer des Sees steht ein Wald aus grossen, gelben Fieberbäumen, so dass von Flamingos, für die der See ja so berühmt ist, nichts zu sehen ist. Unmittelbar vor dem südlichen Ende des Sees liegt ein kleiner Teich, an dem vogelmässig einiges los ist. Pelikane schwimmen darin, gelbschnäblige Störche stochern im Dutzend zusammen mit einigen Löfflern nach Leckerbissen und heilige Ibisse sind zusammen mit verschiedenen Reihern auch da. Alle diese Vögel fliegen in heller Aufregung auf als einige Wasserböcke zum Teich kommen. In der Grasebene im Hintergrund weiden viele Zebras und natürlich wieder Büffel, von denen es im Park sehr viele zu geben scheint. Vom Damm aus der auf der Südseite des Sees durch das Sumpfland führt können wir drei Breitmaulnashörner von ziemlich nahe sehen. Hier halten sich auch Hunderte von Pelikanen auf, so dass wir fast den Eindruck haben, dass der Nationalpark eher für seine Pelikane denn für Flamingos berühmt sein sollte. Als wir so dastehen und zuschauen fährt ein Wagen des Parks vor und ein Ranger steigt aus. Er will unsere Tickets kontrollieren und wird ganz aufgeregt, als wir ihm nur den provisorischen Permit zeigen. Wir werden auch langsam aufgeregt, denn wir wollten uns die Tickets ja gestern besorgen, jetzt haben wir nur Ärger. Er ermahnt uns streng, spätestens bis am Mittag am Haupteingang unsere Tickets zu bezahlen. Auf der Westseite ist das Seeufer offener und hier halten sich auch mehr Flamingos auf. Wir fahren zu einem Plätzchen am Ufer und geniessen unser Frühstück mit Blick auf die verschiedensten Wasservögel. Schliesslich kommt eine Herde von Zebras vorbei, die ein einziges, winziges Fohlen dabei hat und durch einen kleinen Seitenarm des Sees watet. Fast gleichzeitig wird unser bisher ruhiges Plätzchen von Gruppen von Besuchern überfallen. Die Leute stürzen aus ihren Fahrzeugen und versuchen sich für Erinnerungsfotos möglichst nahe vor die Zebras zu postieren. Die Tiere sind offensichtlich gestresst, es ist ein Graus. Schliesslich fährt noch ein Overlander-Lastwagen vor unsere Nase. Rücksicht ist ein Wort, das diese Leute nicht kennen. Isabella wird richtiggehend wütend und wir schauen, dass wir hier möglichst schnell wegkommen. Auf dem Weg zum Haupteingang sehen wir auch noch einige Giraffen und den einen oder anderen Vogel. Nachdem wir unsere Schuld beglichen haben machen wir uns wieder auf den Rückweg, denn Mittag ist nun bereits vorbei. Nach einem erneuten Abstecher zum Seeufer mit vielen Flamingos und Pelikanen fahren wir zum Baboon Cliff, einem Aussichtspunkt mit tollem Blick über den ganzen See. Die Stadt Nakuru, die nur wenige Kilometer nördlich des Sees liegt lässt sich leider nicht ausblenden. Wir fahren weiter südwärts durch die Hügel, aber zu sehen gibt es ausser wenigen Impalas nichts. Wieder unten auf Seehöhe angekommen machen wir einen weiten Bogen in den Süden, bevor wir wieder das östliche Ufer anpeilen. Hier sehen wir ein bisschen von allem, aber nicht gerade im Übermass. Bei den drei Nashörnern von heute morgen hat sich nun eine richtige Fahrzeugkolonne gebildet. Wir schauen nur von ferne und fahren weiter Richtung Lanet Gate. Wir trauen fast unseren Augen nicht, als wir plötzlich ein Eland entdecken; genau die Sorte Antilope, die wir lange Zeit für ein Fabelwesen gehalten haben. Wir können unser Glück aber nicht lange geniessen, denn es verschwindet schon bald im Busch. Als Abschluss gibt’s in der Ferne noch eine riesige Büffelherde und in der Nähe ein Nashorn zu bestaunen. Um sechs Uhr verlassen wir den Park und nehmen die gut 20km zum Lake Elmenteita unter die Räder, wo wir Silvester feiern wollen. Ein entgegenkommender Autofahrer scheint aber etwas dagegen zu haben, denn er beginnt einen Lastwagen zu überholen, als wir noch etwa zweihundert Meter von ihm entfernt sind. Wir können nur bremsen und auf den Seitenstreifen ausweichen. Zum Glück überholt in dem Moment nicht gerade ein Matatu auf dem Streifen, wie es kurz zuvor geschehen ist. Wahnsinn! Kenia schlägt, was Psychopathen auf Überlandstrassen betrifft, alles bisherige. Wir sind froh ab dieser Strasse zu kommen und fahren über eine furchtbar schlechte, drei Kilometer lange Zufahrt durch ein Dorf zum Flamingo Camp, wo wir bei hereinbrechender Dunkelheit eintreffen. Ein Flügel des Eingangstores liegt auf der Seite, was Isabella gar nicht gefällt, denn es erinnert sie an Sani Beach in Malawi, wo wir ein halbverlassenes, eigentlich geschlossenes Camp vorfanden. Es sind aber Leute hier und wir können uns auf einen schön ebenen Platz mit Sicht auf den Elmenteitasee stellen. Der einzige Ärger sind die Abertausenden von harmlosen, aber lästigen Seemücken, die von unserem Licht im MGD angezogen werden und hinein wollen. Wir stellen uns gemütlich eine opulente, kalte Platte zusammen, die wir schon ziemlich spät am Abend geniessen. Punkt Mitternacht, das Zeitzeichen kommt wieder von der BBC, stossen wir unter dem Sternenzelt aufs neue Jahr an.

Samstag, 01.01.2011 – Lake Naivasha

Wir verbringen, abgesehen von zwischenzeitlichem Hundegebell, eine ruhige Nacht. Nach dem nicht zu späten Aufstehen sehen wir nun wie es draussen aussieht. Der See liegt ruhig da und unten am Ufer stehen drei Pelikane und ein paar Flamingos auf einigen flachen Felsen. Als erstes sehen wir uns bei einem Kaffee ein paar hundert Fotos von Uganda an, denn Isabella hat auf ihrem Laptop akuten Platzmangel. Dann begeben wir uns auf einen kleinen Neujahrsspaziergang durch die Anlage und ans Seeufer. Das Wetter ist schön, aber nicht zu heiss, also richtig angenehm. Es sind ein paar Tagesbesucher hergekommen die leider die Wasservögel am Ufer vertreiben. Auch Thomas sieht nun, was Isabella schon gestern abend gesagt hat: Hier muss vor nicht allzulanger Zeit ein Besitzerwechsel stattgefunden haben, denn die Bungalows zerfallen langsam, die holzbefeuerten Warmwasserboiler sind schon lange nicht mehr benützt worden und die Safarizelte haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Erstaunlich ist, dass der Garten noch einigermassen gepflegt ist und darin entdecken wir Fischer’s Lovebird, eine kleine, bunte Papageienart. Zurück im MGD gibt’s ein kleines, einfaches Frühstück mit dem etwas abenteuerlich ausschauenden, aber doch sehr geniessbaren Zopf. Dazu kommt als Erfrischung eine schön kühle Ovi. Nach dem Abwasch erkundigt sich Thomas an der Bar, in welchem Zimmer wir denn nun eine Dusche nehmen könnten. Das erweist angesichts der desolaten Wasserinstallation als Problem und man bietet uns eine Kübeldusche an. Eigentlich wollten wir ja noch eine Nacht hierbleiben, aber so haben wir schlicht keine Lust mehr. Unser nächstes Ziel, der Lake Naivasha, ist nur rund sechzig Kilometer entfernt und deshalb noch zeitig erreichbar. Wir packen so schnell wie noch selten zusammen und fahren zurück auf die Hauptstrasse die nach Nairobi führt. Auch am Neujahrstag ist ziemlich viel Verkehr und es wird wieder genau gleich gestört gefahren. Und auch heute können wir einen schweren Unfall nur knapp vermeiden. Auf einem ansteigenden Stück Strasse mit Überholspur sind wir gerade dabei einen langsamen Lastwagen zu überholen. Das geht einigen nicht schnell genug, darum werden wir auf der langsamen Spur selber links überholt. Ein grosser Lieferwagen zieht zwischen uns und dem Lastwagen gerade noch auf unsere Spur hinüber, das war schon ganz knapp. Für das folgende Auto ist das Fenster bereits zu, die Lücke zum links vor uns fahrenden LKW vielleicht noch zwei Meter. So denken wir jedenfalls, nicht aber der Fahrer des Autos. Er zieht einfach vor unserer Nase nach rechts und wenn Thomas nicht gleichzeitig gebremst und noch nach rechts ausgewichen wäre hätten wir ihn glatt abgeschossen. Wahnsinn! Wir sind froh wenige Kilometer später von dieser Psychopatenstrasse runterzukommen, denn wir nehmen die Schotterstrecke, die westlich um den Naivashasee führt. Die Strasse ist ziemlich ruppig und führt am Rande von riesigen Blumenplantagen vorbei, die einen Grossteil der Schnittblumen produzieren, die wir in Europa in den Läden kaufen. Dann folgen riesige Farmen, deren Ländereien sich die weissen Kolonialisten Ende des neunzehnten Jahrhunderts unter den Nagel gerissen haben. Wir fahren zum Crater Lake, einige Kilometer westlich des Sees gelegen, wo wir campen wollen. Hier liegt auch ein kleines, privates Wildtierreservat, aber wir waren uns nicht bewusst, dass das Camp mittendrin liegt und wir deshalb Eintritt bezahlen müssen. Jä nu, nachdem wir ausgehandelt haben, dass Obelix ein Zweisitzer ist und deshalb den tiefsten Tarif bezahlt, fahren wir zum Camp. Das Gelände des Campingplatzes liegt auf dem Aussenhang des Kraters und ist deshalb natürlich abschüssig. Wir benötigen sage und schreibe eine Stunde bis wir mehr erschöpft aufgeben, als dass wir richtig gerade stehen. Ausserdem kriegt Isabella wieder einmal einen richtig gemeinen Mückenstich ab. Wir sind davon so geschafft, dass wir eigentlich nichts mehr tun mögen. Aber Isabella muss schliesslich schauen, dass Thomas nicht verhungert. Also kocht sie ziemlich spät noch Reis, den wir zusammen mit dem vorgekochten Bohnensalat verdrücken.

Sonntag, 02.01.2011 – Lake Naivasha

Ei, war das eine kühle Nacht. Wir waren wieder einmal richtig froh um unsere Daunendecke. Draussen ist es am Morgen gerade noch knapp über 10 Grad und drinnen etwa das Doppelte. Aber die Sonne wärmt die Luft ziemlich schnell. Wir setzen uns mit einem Kaffee vor die restlichen Uganda-Bilder. Am späten Vormittag machen wir uns auf, den Krater mit seinem See näher zu inspizieren. Es ist nicht weit und der Weg mit Platten belegt. Auf dem See schwimmen ein rundes Dutzend Flamingos und andere kleine Wasservögel. Wir spazieren um den See herum und sehen dabei Spuren von Zebras, Büffeln und Antilopen, die wohl hierher kommen um zu trinken. An Säugetieren entdecken wir gegen Ende der Umrundung dafür Seidenaffen, die sich an den Beeren eines Strauches gütlich tun. Nach dieser sportlichen Betätigung haben wir aber endlich etwas in den Magen verdient. Eine deftige Berberpizza ist da genau das Richtige. Am Nachmittag beschäftigen wir uns etwas an den Laptops und verdrücken dabei von einem weiteren Kaffee begleitet noch einige Weihnachtsguetzli. Da wir gestern abend etwas angeschlagen waren, holen wir das Neujahrsessen sozusagen heute nach. Aus Ruanda haben wir noch einige tiefgefrorene, kenianische Cervelats, die wir bisher in Kenia selber noch in keinem Supermarkt gefunden haben. Die kommen auf den Grill und dazu gibt es Safranrisotto, Tomatensalat und Merlot. Bei den Cervelats kann sogar Thomas samt fehlender Übung nichts falsch machen. Und sie schmecken ganz einfach sensationell gut, genau so wie das Risotto.

Montag, 03.01.2011 – Nairobi

Auch diese Nacht ist es kühl, die Temperatur fällt im MGD-Innern sogar unter zwanzig Grad. Heute wollen wir Nairobi erreichen, das nur rund hundert Kilometer entfernt liegt. Da wir also etwas Zeit haben gehen wir noch auf einen Game-Drive im kleinen Reservat. Es gibt Giraffen, Zebras, Impalas und Thomson’s Gazellen zu bewundern. Und auch hier steht wieder ein einzelnes Eland in der Gegend. Nur von den Hyänen, die wir jeweils abends gehört haben, Leoparden und den Büffeln ist nichts zu sehen. Nach einer guten Stunde haben wir eine Runde gedreht, verlassen das Crater Lake Game Sanctuary und gehen auf die Strecke. Der kleine Oloiden Lake einige Kilometer südlich des Reservats ist mit rosaroten Punkten gespickt. Vor lauter Flamingos sieht man schon fast den See nicht mehr, genau so, wie wir uns eigentlich den Lake Nakuru vorgestellt hatten. Am Südende des Naivashasees stehen wieder kilometerweise Treibhäuser für Schnittblumen. Eines der Unternehmen ist so gross, dass es neben den Häusern für seine Angestellten auch Schulen und Spitäler betreibt. In der Nähe der Stadt Naivasha erreichen wir die Hauptstrasse nach Nairobi und uns fürchtet es nach den Erlebnissen von neulich schon vor der Fahrt dorthin. Doch wir fahren auf der alten Strasse auf der nicht viel Verkehr herrscht, die aber trotzdem in perfektem Zustand ist. Sie steigt sanft am Fusse des Longonotvulkans entlang bis auf 2’200m an, um dann genauso sanft wieder bis auf 1’850m bei Mai Mahiu abzusinken. Dort beginnt dann der spektakuläre Ausstieg aus dem Rift Valley auf einer nun etwas holprigeren Strasse, die mit fantastischer Aussicht den Talhang hinauf bis auf den 2’300m hohen Plateaurand steigt. Allerdings verlieren wir bis nach Nairobi die gesamte gemachte Höhe wieder. Bei Limuru treffen wir auf unsere gefürchtete Hauptstrasse A104, aber richtungsgetrennte Fahrbahnen machen dem Überholwahnsinn glücklicherweise ein Ende. Wir kommen erstaunlich gut nach Nairobi hinein, wo wir wie üblich zuerst ein Einkaufszentrum ansteuern. Der Nakumatt Supermarkt lässt wirklich fast keine Wünsche offen, sogar die kleinen, feinen Cervelats finden wir hier endlich. Weiter geht’s quer durch die Stadt zu MAN, doch die haben leider schon Arbeitsschluss, so dass wir keinen Termin für einen Service abmachen können. Wir wollen zum nicht weit entfernt liegenden Upper Hill Campsite fahren, doch dort wo er gemäss Koordinaten sein sollte ragt ein halbfertiges Hochhaus in den Himmel. Also dann halt zur Jungle Junction, DEM Treffpunkt der Afrikafahrer in Nairobi. Als wir dort ankommen hält sich unsere Begeisterung erst mal in Grenzen, denn auf der Campingwiese stehen die Fahrzeuge schon in Reih und Glied. Wir können uns auf den Kiesparkplatz stellen, was uns auch nicht wirklich glücklich macht. Der JJ’s genannte, von einem hängengebliebenen Deutschen geführte Platz scheint ein bisschen das Opfer seines Erfolges geworden zu sein. Es wird schon bald Zeit, sich um unser Essen zu kümmern. Wir haben schönen Chinakohl gefunden und Isabella macht nach langer Zeit wieder einmal ihr Original Nasi Goreng, das genau so originalgetreu von einem die Kehle kühlenden Bier begleitet wird.

Dienstag, 04.01.2011 – Nairobi

Auch hier verbringen wir eine angesichts der Lage mitten in der Stadt erstaunlich ruhige Nacht. Selbst auf dem dicht gedrängten Platz bleibt es ruhig. Wir können mit MAN telefonisch einen Service-Termin für morgen abmachen und hoffen, dass es diesmal besser klappt als in Tansania. Einer der ganz grossen Pluspunkte, der das JJ’s besitzt ist eine Waschmaschine. Die Nachfrage der handwäschegeplagten Reisenden ist scheinbar derart gross, dass gleich drei Maschinen betrieben werden. Wir geben einen grossen Teil unsere Wäsche in Auftrag, aber nur nachdem Isabella klar gemacht hat, dass sie die Stücke anschliessend selber aufhängen will, denn erstens will sie keine komisch zerknitterten Kleider und zweitens sicherstellen, dass die Textilien nicht nach afrikanischer Manier auf dem Rasen oder auf Büschen getrocknet werden. Wir beschäftigen uns an diesem freundlichen Tag neben der Wäsche mit allerlei Sachen und gewöhnen uns langsam etwas an die Verhältnisse hier. Am Nachmittag müssen die letzten Weihnachtsguetzli dran glauben und später gibt’s draussen klassisch Bier, Chips und Avocado-Dip. Und wenn wir schon beim Essen sind: Eine halbe Zucchetti und alte Rüebli warten dringend darauf, angerichtet zu werden. Isabella verdonnert sie zu einem Gemüse-Curry, das sie schon wieder ohne Rezept kocht. Das reisst aber langsam ein...

Mittwoch, 05.01.2011 – Nairobi

Jetzt müssen wir aber endlich mal Nägel mit Köpfen machen. Darum geht der Wecker um sechs Uhr und wir sind wahrscheinlich mit Abstand als erste auf den Beinen. Wir benötigen natürlich unsere üblichen zwei Stunden bis wir losfahren können und sind rund vierzig Minuten später bei MAN am anderen Ende der Stadt. CMC Motors, der Vertreter von MAN macht erst mal keinen sehr guten Eindruck, der Empfang ist ein bisschen phlegmatisch. Sie begreifen und akzeptieren aber rasch, dass wir Obelix nicht aus den Augen lassen wollen und dürfen ihn selber in die Werkstatt fahren. CMC Motors ist zwar ein alteingesessener grosser Betrieb, hat aber erst vor kurzem die Vertretung von MAN übernommen. Der Vorarbeiter meint, dass der Service wohl zwei Stunden in Anspruch nehmen werde. Entgegen der üblichen Gepflogenheit werden erst einmal alle zu ersetzenden Filter abgeschraubt. So wie sie die entfernten Teile studieren haben sie offensichtlich keine grosse Ahnung, welche Ersatzteile sie für welchen Typen benötigen, oder aber, und das wäre noch schlimmer, sie überlegen sich welche markenfremden Ersatzfilter wohl auch noch passen könnten. Zu unser Erleichterung stehen dann aber doch Teile in original MAN-Schachteln auf dem Tisch zum Einbau bereit. Einzig beim Separ-Filter müssen sie einen Ersatz extern organisieren, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Kaum haben die Arbeiten begonnen ist auch schon Znünipause und wir werden von den Mechanikern zu einem Tee und einer Banane in ihren Pausenraum eingeladen. Danach geht es weiter und der Mechaniker der an Obelix arbeitet macht einen ganz kompetenten Eindruck. Natürlich sind wir bis zur Mittagspause nicht fertig, denn alleine die Wäsche von Obelix dauert über eine Stunde. Ein Vorarbeiter, der von Isabella etwas über die Verhältnisse in der Schweiz erfahren will, opfert dafür sogar die Hälfte seiner Pause. Irgendwann kramt er etwas in seiner Pultschublade und zeigt ihr seinen Lohnzettel. Sein Monatslohn beträgt etwa 350 Franken im Monat. Isabella versucht ihm klarzumachen, dass die Leute in der Schweiz zwar mehr verdienen würden, aber auch entsprechen höhere Lebenskosten zu bestreiten hätten. Nach Abschluss der Servicearbeiten dauert es noch etwas mit der Fakturierung und schliesslich fahren wir kurz vor drei Uhr vom Gelände. Unsere anfänglichen Befürchtungen wurden also überhaupt nicht bestätigt, und damit, dass es etwas dauern würde hatten wir sowieso gerechnet. Schliesslich hatte MAN in Johannesburg den Service in einem ganzen Tag nicht geschafft. Ganz in der Nähe lassen wir bei Chemigas noch unsere leere Gasflasche füllen, was erfreulicherweise nach der Beisteuerung eines unserer Adapter zügig vor sich geht. Heute wollen wir noch einen Versuch machen, den Upper Hill Campsite zu finden, nachdem wir seinen neuen Standort ausfindig gemacht haben. Auf dem Weg dorthin, einmal mehr quer durch die Stadt, machen wir noch einen Stopp im Uchumi Supermarkt um einige Dinge zu kaufen, aber auch um die Preise mit der Konkurrenz Nakumatt zu vergleichen. Als wir vor dem Upper Hill Camp stehen will man uns zuerst wieder einmal das Tor nur widerwillig öffnen. Wir sehen bald, dass wir auch hier auf einem engen Kiesplatz stehen müssten und winken dankend ab. Der andere Platz, den sie noch haben ist bereits mit vier Pink Caravan Bussen aus Schweden vollgeparkt. So fahren wir wieder ins JJ’s, da wissen wir was wir haben, auch wenn das immer noch eher teuer als lieb ist. Nach dem langen Tag können wir wieder einmal mit Fug und Recht behaupten, dass wir unser Feierabendbier verdient haben. Kurz darauf macht Isabella einen Wurst-/Käsesalat mit Gouda und Parmesan. Es ist wunderbar, aber auf den Parmesan verzichten wir das nächste Mal, denn der kommt in diesem deftigen Gericht einfach nicht richtig zur Geltung.

Donnerstag, 06.01.2011 – Nairobi

Der Wecker geht eine Stunde später als gestern. Wir essen Frühstück und nehmen dann Asterix aus der Garage. In den gut vier Monaten in seinem Quartier wurde er wieder ganz schön eingestaubt und Isabella muss ihn erst wieder etwas hübsch machen. Die Batterie ist nach dieser Zeit zwar nicht tot, aber nicht mehr genug geladen um den Anlasser drehen zu können. Dank der gut ausgerüsteten Garage im JJ’s ist das aber diesmal kein Problem, denn wir können die Batterie rasch überbrücken. Als erstes fahren wir ins geschäftige und moderne Stadtzentrum. Mit seinen modernen Bürogebäuden wirkt die City fast schon europäisch. Die Schweizer Botschaft liegt im 7. Stock eines dieser Bürogebäude. Zum Glück sind wir mit Asterix unterwegs, mit Obelix hätten wir hier keine Chance einen Parkplatz zu finden. In der Botschaft erhalten wir unsere neuen, biometrischen Pässe und ein Empfehlungsschreiben für das noch zu beschaffende Sudan-Visum. Die neuen Pässe wollen wir gleich einscannen, genauso wie die Carnets, damit wir bei Bedarf Kopien davon ausdrucken können. Dafür geht Thomas ins nahe gelegene Xerox Center, während Isabella im Hilton Hotel einen feinen Cappuccino und einen Muffin geniesst. Man gönnt sich ja sonst nichts... Die Scannerei dauert etwas länger als erwartet, aber schliesslich schaffen wir es noch vor der Mittagspause noch einmal zu MAN, wo wir unser Wartungsbüchlein nachtragen lassen. Dann schlängeln wir uns zurück durch den dichten Verkehr ins JJ’s. Das ist noch anstrengender als mit Obelix unterwegs zu sein, denn mit dem Töff muss man aufpassen wie ein Häftlimacher was links, rechts, vorne und hinten los ist. Dafür kommen wir um einiges schneller durch den Verkehr. Unterwegs kommen wir an einem Blumenverkaufsstand vorbei, etwas das zwischen dem südlichen Afrika und Europa auch eher selten ist. Isabella kauft sich eine Rose, wohl die erste seit einem halben Jahr. Chris, der Besitzer des JJ’s, bietet uns an, die Batterie der BMW über Nacht zu laden, damit sie morgen wieder in Topzustand ist. Das Ausbauen der Batterie ist zwar eine mühsame Sache, aber auch Asterix hat ab und zu eine Streicheleinheit verdient. Am späteren Nachmittag lässt Isabella sich von der französischen Nachbarin die Haare etwas schneiden. Wir setzen uns mit unserem Feierabendbier zu ihr und ihrem Mann, die seit sieben Jahren mit ihrem Landcruiser mit Wohnaufbau auf Weltreise sind. Lustig ist, dass sie Rebsamen heissen und ihre Vorfahren aus Rüti ZH stammen. Ebenfalls hier ist ein deutsches Paar das seit vielen, vielen Jahren jedes Jahr nach Afrika fährt, in den letzten Jahren oft in den Südsudan. Als es langsam dunkel wird ist es für uns Zeit unser Nachtessen zu machen. Wir haben Pouletbrüstchen und noch etwas Chinakohl, wollen aber nicht schon wieder ein Nasi machen. Darum wird das Huhn heute auf dem in Streifen geschnittenen Chinakohl gedünstet.

Freitag, 07.01.2011 – Nairobi

Auch heute müssen wir noch einmal den Wecker erdulden, aber wir ignorieren ihn wenigstens schon einige Minuten. Nach dem Zmorge gehen Thomas und Asterix alleine auf Tour. Ungeachtet aller anders lautenden Informationen wollen wir trotzdem versuchen, auf der äthiopischen Botschaft ein Visum zu erhalten. Der Fall erledigt sich aber rasch, denn die Botschaft ist geschlossen. In Äthiopien herrscht der orthodoxe christliche Glaube vor und heute feiert diese Kirche Weihnachten. Es hat keinen Zweck bis am Montag zu warten, nur um dann einen voraussehbaren, abschlägigen Bescheid zu erhalten. So tritt dann also Plan B in Kraft, der eigentlich schon lange Plan A ist. Thomas fährt mit dem dafür vorbereiteten Couvert zu DHL um die Pässe mit den Visumsanträgen in die Schweiz zu schicken. Dort wird sie Thomas’ Bruder in Empfang nehmen, das nötige Geld einzahlen um den Einzahlungsscheinabschnitt beilegen zu können und dann die Anträge an die äthiopische Botschaft in Genf senden. Von dort hoffen wir sie in zehn bis vierzehn Tagen zurückzuerhalten. DHL liegt im Yaya Shopping Center und hier gibt es auch eine französische Bäckerei und eine ebensolche Metzgerei. In ersterer kauft Thomas ein wunderbares Baguette und in der Zweitgenannten etwas Hackfleisch. Zurück im JJ’s verspeisen wir das Baguette gleich mit etwas Fleisch und Käse. Am Nachmittag hören wir draussen Schweizerdeutsch und tatsächlich steht da ein blauer Mitsubishi L300 mit Zürcher Schildern. Wir plaudern etwas mit den Schweizern bis die Franzosen von ihrem Ausflug zum Elefanten-Waisenhaus zurückkommen. Wir beginnen für einmal früh unser Nachtessen zu kochen, so haben wir später vielleicht noch etwa Zeit zum plaudern. Bereits kurz vor sechs Uhr können wir unser Gehacktes mit Hörnli zusammen mit etwas Tomatensalat draussen geniessen. Die Franzosen verziehen sich heute in ihren Toyota und so plaudern wir mit den Deutschen, die ebenfalls einen Landcruiser fahren.

Samstag, 08.01.2011 – Nairobi

Heute bleibt der Wecker stumm, schön. Das Wetter ist weiterhin gut, trotz feuchter Prognose. Bei einem Kaffee schauen wir uns wieder einen Stapel Bilder an, immerhin sind wir schon in Kenia angekommen. Wir geben noch eine Waschmaschine in Auftrag, aber da der Strom ausfällt dauert es bis in den frühen Nachmittag bis die Ladung gewaschen ist. Thomas nimmt sich wieder einmal die Abwasserpumpe zur Brust, denn die saugt nicht mehr richtig. Es stellt sich heraus, dass das Pumpengehäuse, nicht zum ersten Mal, einen Riss aufweist, der aber möglicherweise noch nicht der Verursacher des Problems ist. Schlimmer ist, dass einer der Schraubbolzen, die die Pumpe zusammenhalten und der eigentlich geschützt im Gehäuse liegt, gebrochen ist. Damit der im Gehäuse verbliebene Teil des Bolzen entfernt werden kann muss er aufgebohrt werden. Erich, ein älterer Österreicher, der mit seiner Frau ebenfalls nordwärts unterwegs ist, hilft netterweise mit Rat und Tat. Um das Problem temporär zu lösen nimmt Thomas einen der Bolzen aus der anderen Pumpe, weil die das Abwasser nicht ansaugen muss, sondern schwerkraftmässig mit Wasser versorgt wird. Isabella reinigt derweil, und wenn sie sich nicht gerade um die Wäsche kümmert, wieder einmal die Garage. Am Nachmittag kommt ein zweites, noch grösseres Wohnmobil, ein Unicat Aufbau auf einem Volvo Chassis, eines deutschen Ehepaares an. Scheinbar stehen wir auf ihrem gewohnten Standplatz, aber jetzt müssen sie halt mit dem Platz neben uns Vorlieb nehmen. Thomas bastelt bis zum Sonnenuntergang an den Pumpen, so dass sogar das Bier mangels Feierabend ausfällt. Irgendwann beginnen wir mit Ferdinand und Sabine, unseren neuen Nachbarn, zu plaudern und bleiben bis kurz vor Mitternacht bei ihnen hängen. Wir haben noch nicht einmal alles weggeräumt und schmeissen deshalb das meiste rasch in die Führerkabine. Gegessen haben wir natürlich auch noch nichts und so kocht Isabella noch schnell eine Bouillon mit etwas Einlage. Damit wird es natürlich wieder einmal später als spät, bis wir ins Bett kommen.

Sonntag, 09.01.2011 – Nairobi

Verständlicherweise stehen wir nicht sehr früh auf, aber es ist ja auch Sonntag und heute wollen wir eigentlich auch gar nicht sehr viel tun. Auch das Wetter scheint sich nicht speziell anstrengen zu wollen und bleibt deshalb weiterhin wie es ist: schön. Ein gemütlicher Kaffee ist an einem solchen Morgen für den Beginn genau das Richtige. Um die Dinge die gestern liegengeblieben sind müssen wir uns natürlich doch noch kümmern. Isabella nimmt sich die Wäsche vor und Thomas baut die Abwasserpumpe wieder ein. Dann fährt Thomas mit Asterix zum Yaya Center um in der Croissanterie Alexandre drei der knusprigen, perfekten Baguettes zu kaufen. Eines davon bekommen unsere Nachbarn, eines essen wir zu unserem herrlichen Rührei-Brunch und eines behalten wir für morgen. Isabella möchte schon lange gerne unsere Fenster putzen, und da Ferdinand gerade seine Teleskopleiter hervorgeholt hat fragt Isabella ihn, ob sie sie dafür schnell benützen darf. Wie war das nun mit dem nicht viel tun heute? Immerhin verbringen wir den Rest des Nachmittags gemäss unserem ursprünglichen Vorsatz. Nach der Dusche genehmigen wir uns das übliche Bier, das heisst Ferdinand lädt uns als Dank für das gelieferte Baguette dazu ein. So sitzen wir auch diesen Abend wieder mit ihnen zusammen und plaudern was die Stories hergeben. Dank Isabella, die irgendwann am Abend kurz verschwindet um einen griechischen Salat zu machen, gehen wir heute nicht hungrig schlafen. Ganz nüchtern auch nicht, denn bis um halb zwei Uhr morgens, so lange dauert das Palaver heute, hat die Flasche kühler Rosé natürlich nicht gereicht...

Montag, 10.01.2011 – Makindu

Das Aufstehen fällt uns auch heute natürlich etwas schwer. Zwei solche lange Abende hintereinander sind wir uns schon nicht mehr so gewohnt. Deshalb gehen wir süferli, aber doch bestimmt ans Werk. Es gibt gleich Frühstück und dann beginnen wir zusammenzuräumen und Asterix einzupacken. Als wir kurz nach Mittag abfahrbereit sind können wir uns von unseren Nachbarn der letzten Tage leider nicht verabschieden, denn die sind vorübergehend alle ausgeflogen. Die Franzosen werden wir höchstwahrscheinlich wieder antreffen, vielleicht sogar mit ihnen zusammen die Lake Turkana Route fahren. Wir werden sehen. Vorerst machen wir uns auf zum Yaya Center um mehr von den wunderbaren Baguettes und ein toll aussehendes Roggenbrot zu kaufen. Beim Metzger erstehen wir für einmal etwas Schweinernes, Idefix wird es hoffentlich zu würdigen wissen. Anschliessend fahren wir zum riesigen Nakumatt Supermarkt an der “Junction“ und geben wieder ziemlich Geld aus. Immerhin finden wir Teekerzen für unsere Tischlichtlein, etwas das wir seit Südafrika vergebens suchen. Es dauert natürlich etwas bis die ganzen Einkäufe verstaut sind und so ist es bereits viertel nach drei Uhr als wir Nairobi für ein Weilchen den Rücken kehren. Doch vorerst müssen wir noch mittendurch und auf der Ngong Road geht es nur harzig vorwärts. Danach läuft es aber nicht schlecht und wir sind schon bald auf einer steppenartigen Ebene nach Südosten unterwegs. Hier durchfährt unser tapferer Obelix seinen 100’000sten Kilometer, eine runde Zahl die wir für einmal nicht verpassen und für die wir kurz anhalten um den historischen Moment festzuhalten. Weiter geht es durch eine hügeligere Landschaft, in der wir einiges von der Höhe verlieren die wir bis nach Mombasa abbauen müssen. Der Verkehr ist hier schon dünner und es sind vor allem Sattelschlepper unterwegs, die wir überholen müssen. Dafür ist jedesmal TIMwork gefragt, denn Isabella auf dem “Beobachtersitz“ muss jeweils melden, ob die Gegenfahrbahn zum Überholen frei ist. Für einmal erleben wir keine haarsträubenden Situationen, nur den üblichen Überholwahnsinn, an den wir uns fast schon gewöhnt haben. Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir nach Makindu, wo ein grosser Sikh-Tempel steht. Gemäss einem Tipp von Michèle und Eric kann man hier gratis übernachten und es gibt ein dazugehörendes indisches Restaurant. Das tönt natürlich verlockend und wir steuern die Anlage an, wo wir auch eingelassen werden und bleiben dürfen. Hier ist das Rauchen und Alkohol verboten, so dass wir sogar auf unser Feierabendbier verzichten, obwohl wir das im MGD ja unbemerkt geniessen könnten. Das Restaurant entpuppt sich als eine Art Kantine, in der man genau so gratis isst, wie man hier schlafen kann. Vom fleischlosen Essen gibt es aber erst ab acht Uhr, so dass uns einstweilen nur das Wasser im Mund zusammenläuft. Am Eingang zum Esssaal steht “Bitte Kopf bedecken“ und in einem Behälter liegen orange Tücher bereit. Wir tun wie geheissen und sehen damit wie Nonne und Pirat aus, ein komisches Paar unter den sonst indischstämmigen Gästen. Das Essen schmeckt wirklich hervorragend und ist ziemlich gut gewürzt, so dass unsere Magenwände etwas jammern. Hier wird Wert darauf gelegt, dass kein Essen vergeudet wird, darum darf man trotz Selbstbedienung nicht selber nachschöpfen. Doch der Buffetjunge hat Erbarmen mit Thomas und er bekommt noch etwas Zugabe auf sein Chromstahltablett. Nach dem Essen helfen wir unseren Mägen etwas mit einem kühlen Rockshandy bevor wir für einmal wieder etwas früher ins Bett sinken.

Dienstag, 11.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

Obwohl wir bis nach Mombasa über dreihundert Kilometer vor uns haben stellen wir keinen Wecker. Wir sind nach einer guten Nacht aber früh genug und erfrischt wach, so dass wir es problemlos schaffen sollten. Nach dem Frühstück machen wir uns reisefertig und sehen uns noch etwas auf dem Areal um. Es herrscht nicht viel Betrieb und die beiden Räume, von denen wir denken, dass es Gebetsräume sind, sind leer. Wir werfen eine kleine Spende in den dafür vorgesehenen Briefkasten und machen uns dann auf den Weg. Zuerst begleiten uns auf der rechten Seite die Chyulu Hills, die im gleichnamigen Nationalpark liegen. Nach Mtito Andei führt die Hauptverkehrsachse Nairobi-Mombasa durch den Tsavo Nationalpark, links Tsavo East, recht Tsavo West. Wir sehen keine Tiere und sind eigentlich erstaunt, dass auch keine Kadaver von den Parkbewohnern am Strassenrand liegen. Schliesslich fahren wir dann doch noch an einigen Zebras vorbei, die offensichtlich an den Strassenverkehr gewöhnt sind. Der Verkehr ist hier nicht sehr dicht und es sind wesentlich mehr Lastwagen als Autos unterwegs. Es ist mehr vom Überhol-TIMwork gefragt und bis Mombasa überholen wir sicher zwei bis drei Dutzend von den Brummern. Die Landschaft ist nach dem Nationalpark nicht mehr sonderlich aufregend und wir sinken fast kontinuierlich immer weiter der Meereshöhe entgegen. Dementsprechend nimmt auch die Temperatur immer mehr zu und draussen ist es bald einmal 37 Grad warm. Da sind wir doch einmal mehr für unsere Klimaanlage dankbar. Das Meer, das wir vor ziemlich genau drei Monaten nur 130km von hier entfernt zum letzten Mal gesehen haben, zeigt sich erst als wir unmittelbar vor der Stadt sind. Wir wollen an die Tiwi Beach auf der Südseite von Mombasa. Dafür müssen wir die Stadt, deren Zentrum auf einer Insel liegt, durchqueren und dann mit der Fähre nach Likoni übersetzen. Obelix kämpft sich prächtig durch das Verkehrsgewühl aus Matatus und Tuk-Tuks und wir können gleich auf die erste Fähre fahren, so dass wir aus Mombasa wieder raus sind bevor wir es richtig begriffen haben. Wir müssen rund zwanzig Kilometer südwärts fahren, auf einer Strasse die zwar etwas eng, aber wenigstens in gutem Zustand ist. Von der Strasse führt eine drei Kilometer lange Wellblechpiste ans Meer und die Zufahrt zur Twiga Lodge erfordert tatsächlich noch den Einsatz des Untersetzungsgetriebes. Wir installieren uns nicht direkt am Strand sondern auf dem kleinen Plateau einige Meter oberhalb. Die Brise geht etwas unangenehm stark und die Lust auf einen Schwumm im Meer hält sich darum in Grenzen. Hinter Obelix, etwas vom Wind geschützt, starten wir ein kleines Feuerchen, denn heute sollen ein schönes Schweinskotelett und die famosen kenianischen Cervelats brutzeln. Zu diesen Leckereien schmeckt der hausgemachte Teigwarensalat natürlich wunderbar. Danach ist es um Thomas wieder einmal geschehen. Der lange Fahrtag mit den vielen Überholmanövern fordert seinen Tribut und er verabschiedet sich ins Bett, die Küche in desolatem Zustand hinterlassend. Isabella hält sich noch etwas besser, folgt aber auch bald dem Ruf des Kissens.

Mittwoch, 12.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

Welcome back to the tropics. Es gibt schöneres, als nachts bei fast 30 Grad im eigenen Saft zu schmoren. Aber wir werden uns wieder daran gewöhnen und etwas an unserer Lüftungstechnik feilen. Der Wind, der uns gestern noch unangenehm zu schaffen machte, wäre jetzt schon fast willkommen. Auf jeden Fall sind wir nach einer unruhigen Nacht eher früh auf den Beinen. Wir benützen die Gelegenheit, dass gerade Flut ist und stürzen uns nach einem Kaffee ins wenigstens ein bisschen kühlende Nass. Bei einem jungen Fischer der vorbeikommt bestellen wir für morgen einen Fisch und über den von ihm jetzt genannten und viel zu hohen Preis will er dann morgen verhandeln. Danach stärken wir uns mit einem Frühstück, denn schliesslich gibt es danach noch zu tun. Thomas räumt endlich die Küche auf, was dank Isabellas Hilfe erstaunlich rasch geht. Wir richten uns an unserem Platz etwas besser ein und montieren wieder einmal den zusätzlichen Sonnenschutz an unsere Markise. Bei jetzt tieferem Wasserstand steigen wir wieder in die Badekleider und legen uns in eine der zurückgebliebenen Sandbadewannen. Das Wasser ist ein Traum. Als uns danach der Hunger schon wieder plagt tischt Isabella einen Teller Tomatensalat auf. Tomaten, Olivenöl, Balsamico, Salz und Pfeffer, was will man mehr? Den Nachmittag über tun wir ein bisschen dies und das, aber möglichst nicht zu viel. Zum Apéro gibt’s ein Bier und wir bereiten unseren Znacht vor. Doch bevor der auf den Tisch kommt hüpfen wir nochmals kurz ins Meer, das nun wieder hereinkommt. Idefix freut sich schon auf das Schweinsfilet, darauf musste er schliesslich lange genug warten. Das feine Rahmsösslein ist ihm aber einerlei und mit dem grünen Salat dazu hat er eh nichts am Hut. Am liebsten wäre ihm, wir würden mit den Nudeln und der Sauce vorlieb nehmen. Denkste!

Donnerstag, 13.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

Diese Nacht waren alle Löcher inklusive der Dachluke offen. Nachdem die kühlende Brise abgestellt hat, haben wir im Schlaf aber trotzdem geschwitzt. Wir fühlen uns dennoch etwas besser ausgeruht und machen heute mehrheitlich das gleiche wie gestern: Kaffee trinken, baden, essen, lesen, planen. Der Fischer kommt am Mittag mit den bestellten Fischen vorbei. Es sind Red Snapper, die er gleich filetiert. Den grosszügigen “Abfall“ nimmt er wieder mit, womit er vom Fisch fast mehr erhält als wir. Der Geldeinzieher der Lodge hatte uns gestern gemahnt, mit den Fischern hart zu verhandeln. Ob wir hart genug waren sind wir nicht sicher, auf jeden Fall bezahlen wir etwa das Doppelte von dem was wir in Mosambik bezahlt haben. Wie auch immer, für morgen bestellen wir Lobster und auch über diesen Preis wird dann bei der Lieferung verhandelt. Der Campingplatz hier in der Twiga Lodge hat sich gestern und heute etwas geleert, doch heute kommen wieder deutsche Motorradfahrer und ein holländischer Landrover an. Die Snapper-Filets dünstet Isabella abends auf einem Lauchbeet, dazu gibt es Basmatireis. Frischer Fisch schmeckt einfach gut.

Freitag, 14.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

In der Nacht fallen doch tatsächlich einige Tropfen Regen auf unser Dach und lassen auf den eben erst geputzten Scheiben den inzwischen schon wieder angesammelten Staub sichtbar werden. Der Fischer kommt mit vier kleinen Hummern an, was Isabella nicht wirklich glücklich macht. Bei mehreren kleinen anstelle von wenigen grossen Tieren fällt natürlich mehr Abfall an und dazu findet sie es nicht sehr nachhaltig, solch kleine Tiere zu harpunieren. Noch weniger Freude hat sie, als sich die vom Fischer als 1.2kg Lobster angelieferten Schalentiere auf unserer Waage als gerade mal 740g schwer herausstellen. So ist am Schluss er nicht zufrieden, weil er weniger Geld erhält als er sich vorgestellt hat, und wir schon gar nicht, weil er uns zu übervorteilen versucht hat. Wir werden uns wohl einen neuen Lieferanten suchen müssen. Die Hummer landen sofort im Salzwasser, wo sie gut zehn Minuten kochen müssen. Nachdem sie erkaltet sind nehmen wir sie mit Hilfe von Schere, Nussknacker und Spitzzange auseinander, so dass wir möglichst viel vom kostbaren Fleisch erhalten. Der Ertrag beläuft sich auf 220g, also sicher nicht zuviel für ein Nachtessen. Da wir schon in der Küche stehen und das feine Roggenbrot aus Nairobi langsam aber sicher zur Neige geht, macht Thomas noch den Teig für einen Brotzopf. Nach der zweiten Runde Baden wollen noch einige E-Mails geschrieben werden und dann müssen wir uns natürlich wieder unserem Hummerfleisch widmen. Thomas kommt die glorreiche Idee, dazu Safrannudeln zu machen. Er findet im Internet ein interessantes Rezept, das auch Isabella reizt, denn die Teigwaren werden in der genau gleichen Art wie ein Risotto gekocht. Das Hummerfleisch wird in der selbstgemachten Knoblauchkräuterbutter geschwenkt und mit etwas Broccoli zusammen haben wir ein wahres Festtagsmenu. Obwohl, ein kleiner Feiertag ist eigentlich erst morgen, denn dann sind es genau drei Jahre her, seit wir in Ceuta afrikanischen Boden betreten haben.

Samstag, 15.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

Der Tag beginnt wie immer mit einem Kaffee. Heute können wir nur beim Früchte- und Gemüseverkäufer etwas kaufen, denn der andere Fischer, dem wir die Abnahme eines Fisches in Aussicht gestellt haben, lässt uns links liegen. Na ja, so halten wir uns zumindest am Morgen halt an den recht gut gelungenen Brotzopf. Sonst verläuft der Tag auch nicht anders als die vorangegangenen und wir bringen ihn ohne Mühe hinter uns. Im Verlauf des Nachmittags treffen Michèle und Eric zusammen mit den sie besuchenden Sohn und dessen Freundin ein. Später unterhalten wir uns bei einem Bier am Strand mit ihnen, in einer bunten Mischung aus Französisch und Englisch. Da uns die Fische für auf den Grill nun fehlen lassen wir den vorbereiteten Teigwarensalat auch im Kühlschrank. Statt dessen machen wir ein einfaches Reisgericht. Es ist eine Art Riz Casimir ohne Fleisch, mit einer abgelaufenen Curry-Fertigsauce und ebenso abgelaufenem Fruchtsalat aus der Büchse. Es ist noch ganz geniessbar...

Sonntag, 16.01.2011 – Mombasa-Tiwi Beach

Auch dieser Tag beginnt mit Sonnenschein und unser erster Gang nach dem Kaffee ist für einmal nicht ins, sondern übers Wasser. Wir stiefeln bei Niedrigwasser zum Riff hinaus und sehen neben wenigen kleinen Fischen vor allem eine Art von Seesternen und Einsiedlerkrebse. Nach dem Frühstück gehen wir dann doch noch auf einen Schwumm und kurz darauf kommt der Fischer, der uns gestern verschmäht hatte, mit Fischen vorbei. Wir kaufen ihm zwei nicht sehr grosse Fische ab und Isabella persönlich entschuppt sie und nimmt sie aus. Zum Kaffee gibt’s heute eine Schoggicrème und dann beginnen wir damit, nach einer weiteren “Erfrischung“ in der warmen Badewanne genannt Meer, unseren Sonnenschutz wegzuräumen. In den wenigen Tagen ist er ziemlich schmutzig geworden und die Reinigung nimmt mehr Zeit in Anspruch als wir gedacht haben. Schliesslich ist es geschafft und wir begeben uns mit einem Bier zu den Franzosen hinunter. Wir müssen uns noch etwas über unsere Pläne unterhalten, damit es dann mit der gemeinsamen Fahrt dem Lake Turkana entlang auch etwas wird. Sie haben ebenfalls Fisch erstanden und gedenken sie ebenfalls zu grillieren. Gut für uns, so müssen wir uns nicht um das Feuer kümmern, denn das macht ihr Sohn Yoric noch so gerne. Wir haben auch noch einige Kastanien für auf das Feuer, aber erstens lässt sie Thomas zu lange drauf und zweitens lässt sich die innere Haut nicht recht schälen, so dass sich der Genuss in Grenzen hält. Die Fische hingegen, die wir in der Alufolie schmoren, kommen ganz gut, auch wenn sie herzlich wenig hergeben. Zum Dessert offerieren die Rebsamens noch Banane mit Schokolade vom Grill, eine leckere Sache. Beim Abräumen unseres Tisches geschieht dann leider das Malheur: Isabella stösst aus Versehen das Weinglas um. Nicht, dass uns dies nicht schon vorher passiert wäre, aber diesmal zerbricht es leider. Eigentlich ist es schon erstaunlich, dass es bis zu diesem Missgeschick drei Jahre gedauert hat.

Montag, 17.01.2011 – Mida Creek

Es ist nicht einfach hier wegzukommen, aber alles Schöne und Gute hat einmal sein Ende. Wir frühstücken noch draussen und packen dann zusammen. Nachdem wir noch eine letzte, wenigstens etwas erfrischende Dusche genommen haben und uns von verschiedenen Leuten auf dem Platz verabschiedet haben, machen wir uns auf den Weg nach Mombasa. Wir kommen problemlos zur Likoni-Fähre, wo das Theater beginnt. Der Mann am Schalter macht Obelix ohne auch nur aus dem Fenster zu schauen neun Meter lang, was uns natürlich gar nicht passt, denn selbst mit dem Reserverad kommt er nur auf sieben Meter achtzig. Da Isabella auf der Zahlseite sitzt beginnt sie natürlich zu diskutieren und es wird bald ziemlich heftig. Man teil uns mit, dass wenn wir mit dem Fährpreis nicht einverstanden sind, wir uns ja bei der Fährgesellschaft beschweren können. Als Isabella nichts erreicht mischt sich auch noch Thomas ein, doch es nützt alles toben nichts. Ein Polizist mit Sturmgewehr will uns vom Zahlhäuschen weghaben, denn wir verursachen natürlich einen Rückstau. Damit haben wir noch an einer zweiten Diskussionsfront zu kämpfen. Es hilft alles nichts, und als wir schliesslich aufgeben und auf die Rampe fahren wollen kommt dann noch der Höhepunkt der Affäre: Eine Angestellte verlangt die Quittung, angeblich zur Kontrolle, und will sie uns nicht mehr zurückgeben. Jetzt ist aber fertig mit lustig. Thomas steigt aus, geht ihr hinterher und reisst sie ihr fast handgreiflich aus der Hand. Die Überfahrt auf die Insel Mombasa selbst verläuft dann anschliessend ereignislos... In der Stadt kaufen wir für die kommende Woche ein und besorgen uns beim Nationalparkbüro eine Smartcard für den Tsavo Nationalpark. An den meisten Eingangspforten kann man nur mit diesen mit Guthaben aufgeladenen Karten einfahren. Die Strasse, an der die für die kenianische Küste typischen Kanga-Tücher verkauft werden, suchen wir leider vergebens. Auf der Fahrt durch die Stadt, und speziell entlang der Altstadt, hat man angesichts des starken islamischen Einflusses manchmal den Eindruck, in einer Stadt nördlich der Sahara unterwegs zu sein. Ausgangs Mombasa füllen wir noch den fast leeren Dieseltank, denn hier ist der Most etwas günstiger als in Nairobi. Nachdem wir die zahlreichen Strandhotels hinter uns gelassen haben wird die Gegend ländlicher. Entlang der guten Strasse stehen nicht nur Mango- und Cashewbäume, sondern auch sehr viele Kokospalmen und manchmal auch alle drei bunt gemischt. Auf der Fahrt der Küste entlang nach Norden sehen wir das Meer nur ein einziges mal ganz kurz. Zwanzig Kilometer vor Malindi drängen Mangrovensümpfe ins Land hinein und hier soll es einen Campingplatz geben. Wir fahren zum auf dem GPS eingezeichneten Platz, finden dort aber nur ein Visitors Center, das verschiedene Aktivitäten rund um die Mangroven anbietet. Man gibt uns aber einen Führer mit, der uns zum in der Nähe liegenden Camp begleiten soll. Die Zufahrt glänzt schon bald mit vielen tiefhängenden Ästen, die wir teils nur mit Mühe unter- oder umfahren können. Isabella ist gar nicht begeistert, aber wir schaffen es bis zum Camp. Allerdings reissen wir bei der letzten kritischen Stelle mit einem Ast das Antennenkabel von unserer GPS-Antenne ab, womit dann auch Thomas nicht mehr so begeistert ist. Das Camp ist zwar hübsch angelegt, aber am einzigen Platz wo wir uns hinstellen können müssen wir erst etwas im Sand graben, bis wir halbwegs akzeptabel eben stehen. Wir sind zwar nicht speziell weit gefahren, aber irgendwie hat uns der Tag geschafft. Wir machen kein Nachtessen, sondern halten uns an Bier und Chips und für Thomas gibt’s noch den restlichen Teigwarensalat von gestern. Isabella macht schon sehr früh einen Abgang und Thomas folgt ihr auch wieder einmal zu einer vernünftigeren Zeit.

Dienstag, 18.01.2011 – Tsavo East Nationalpark

Trotz Eseln in der Nähe verbringen wir eine schön ruhige Nacht. Von Vögeln ist am Morgen aber weniger zu sehen als wir angesichts der Umgebung erwartet hätten. Nachdem wir gemütlich gefrühstückt und den in Kenia bisher günstigsten Übernachtungspreis bezahlt haben, schleichen wir uns wieder unter den Bäumen hindurch zurück zur Strasse. Isabella geht dabei wieder voraus und kommt diesmal auf dem Sandweg ganz schön ins Schwitzen, denn um halb elf Uhr ist es bereits 33 Grad warm. Bis Malindi ist es nicht mehr weit und in der quirligen Stadt füllen wir auch noch den anderen Dieseltank, versorgen uns mit mehr Keniaschillingen, füllen unseren Biervorrat auf Normalbestand und kaufen als Wegzehrung ein Baguette. Der Teer der Strasse die westwärts zum Tsavo Nationalpark führt endet gleich ausgangs Stadt und ist zuerst einmal unangenehm löchrig. Wir lassen, wie es sich gehört, etwas Luft ab. Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto besser wird die Piste aber. “Besser“ ist allerdings ein relativer Begriff, denn schneller als 20km/h können wir selten fahren. Die ersten fünfzig Kilometer fahren wir immer wieder durch Dörfer, die im Schatten von Mango- und Cashewbäumen liegen. Danach wird es einsamer und links und rechts steht recht dichter Busch. Eigentlich könnte es hier wilden Tieren schon gefallen, aber vielleicht sehen wir sie im Dickicht einfach nicht. Die Piste wird immer sandiger, doch leider ist sie stark korrugiert. Draussen wird es deutlich heisser als an der windgekühlten Küste. Obelix’ Thermometer zeigt bis zu 37 Grad an und wir sind froh um unsere Klimaanlage. Je mehr wir uns dem Park nähern, desto lichter wird der Busch, doch wir sehen, bis auf einen Trupp Paviane, weiterhin keine Tiere. Das Camp unmittelbar am Gate das wir ansteuern will uns leider nicht haben und auch am Eingangstor selber dürfen wir nicht stehen. Gleich daneben steht aber ein Curio-Shop und der Besitzer meint, dass wir uns auf seinem Grundstück hinstellen dürfen wo wir wollen. Wir einigen uns auf ein kleines Entgelt und alle sind zufrieden. Von unserem Platz aus entdecken wir am Ufer des nahen Galanaflusses einen Elefanten der genüsslich am Futtern ist. So kommt bei uns natürlich Freude auf. Wir löschen unseren Durst erst mal mit einem Bier und überlegen uns, was wir heute als Znacht machen könnten. Wir haben Pouletbrüstchen, Bohnen und dünne Speckscheiben. Damit machen wir eines unserer Lieblingsrezepte, nämlich das Huhn an einer Nussrahmsauce, zusammen mit in Speck gewickelten Bohnen und Krawättli. Das Datum liefert einen guten Grund, denn der 18. Januar ist unser zweithöchster familieninterner Feiertag. Darauf stossen wir sowieso noch mit einem Glas Pongrácz, unserem südafrikanischen Lieblingsschaumwein an. Einen haben wir noch...

Mittwoch, 19.01.2011 – Voi

Es ist noch stockdunkel als um fünf Uhr der Wecker geht. Nachdem wir uns aus dem Bett geschält haben gibt es wie üblich vor der Pirsch Kaffee und Joghurt. Wir sind um viertel nach sechs Uhr am Gate wo unsere Einfahrt in den Park problemlos gelingt. Als erstes sehen wir tatsächlich einen Schakal, also sozusagen ein Raubtier. Wir fahren dem Galanafluss entlang, der auch jetzt in der Trockenzeit noch Wasser führt. Das bedeutet, dass hier viele Tiere zu trinken finden und so sehen wir verschiedene Tierarten: Impalas, Grant Gazellen, Zebras, Elefanten, Waterbuck, grosse Büffelherden und Kirk Dikdiks. Im Fluss selber entdecken wir auch einige Hippos. Nach vierzig Kilometern und knapp vier Stunden machen wir direkt am Fluss grosse Pause. Ausser einem Graukopfliest gibt es zwar nicht viel zu sehen, aber die Szenerie ist friedlich. Zur Stärkung genehmigen wir uns Rührei mit Schinkenspeck. Kurz vor Mittag sind wir wieder unterwegs und verabschieden uns vom Fluss Richtung Süden. Wir erwarten auf dem Weg zum Arubadamm nicht viele Tiere zu sehen, aber schon nach kurzer Zeit entdecken wir ein Gerenuk. Dies ist eine Gazelle die gerne eine Giraffe geworden wäre, es aber nicht ganz geschafft hat. Immerhin hat ihr der liebe Gott einen langen Hals gegeben, so dass sie nun irgendwie unmöglich, für uns aber sehr interessant aussieht. Bei einem Wasserloch in der Nähe des Arubadammes grasen einige Hartebeest und auf der gegenüberliegenden Seite des Stausees stehen viele Zebras zusammen mit anderen Paarhufern und hier sehen wir auch die ersten Giraffen und die einzigen Warzenschweine des ganzen Tages. Auf dem Weg zum Ausgang folgen wir der Piste, die dem Voi River entlang führt. Der Fluss ist allerdings trocken, so dass wir wenige Tiere sichten. Gewaltig ist dann aber der Aufmarsch an Elefanten am Kanderi Swamp. Bei einer ersten raschen Zählung kommen wir locker auf achtzig Dickhäuter. Als wir uns bei einem guten Aussichtspunkt hinstellen sind wir sicher, verstreut über den ganzen Sumpf, der allerdings auch nicht gerade mit Wasser glänzt, rund zweihundert von den Tieren zu zählen. Es stehen meist kleine Familiengruppen zusammen und an verschiedenen Orten sehen wir winzige Elefäntchen, die fast unter ihrer Mutter hindurchspazieren können. Auf dem weiteren Weg zum Ausgang sehen wir sicher nochmals hundert Elefanten, so dass wir heute alles in allem drei- bis vierhundert von diesen grossen Tieren sehen. So etwas haben wir noch nie erlebt und damit erheben wir diesen Tag natürlich zum Tag der Elefanten. Ebenfalls unterwegs zum Ausgang begegnen wir auch noch einem gelben Landcruiser: Die Rebsamens sind auch schon Richtung Nairobi unterwegs. Ziemlich genau nach zwölf Stunden verlassen wir den Tsavo East Nationalpark wieder und auch diesmal haben sich alle Raubkatzen vor uns versteckt. Gleich ausserhalb des Parks liegt die Red Elephant Lodge, die auch Camping anbietet. Es ist zwar der bisher teuerste Übernachtungsplatz, aber dafür können wir Dusche und WC in einem Zimmer benützen. Und wenn es nicht schon so spät gewesen wäre, wären wir sicher auch noch in den Pool gesprungen. Auf der Campingwiese steht schon ein deutscher Landrover und ein belgischer Landcruiser kommt noch hinzu. Wir setzen uns nach der Dusche mit einem Bier zu ihnen und erfahren, dass sie teilweise zusammen auf der Ostroute seit drei Monaten südwärts unterwegs sind. Danach wollen wir aber doch auch noch etwas essen. Eine Salatsauce haben wir noch im Kühlschrank und so ist der Matmatasalat heute noch schneller als üblich gemacht. Leider benötigen wir die gesparte Zeit später noch, um wieder einmal eine Kakerlake in der Nasszelle unschädlich zu machen. Kein besonders erbaulicher Tagesabschluss...

Donnerstag, 20.01.2011 – Tsavo West Nationalpark

Wir dürfen heute länger schlafen, während die beiden anderen Fahrzeuge früh wegfahren um sich den Tsavo Ost Nationalpark anzusehen. Wir gehen durch unser normales Morgenprogramm und sind kurz vor zehn Uhr auch unterwegs. Von Voi aus fahren wir auf der Mombasa-Nairobi Teerstrasse nordwärts. Wir sind gemütlich unterwegs, denn für vierzig Kilometer fahren wir mit zu tiefem Luftdruck. Dafür müssen wir auch keine LKWs überholen, im Gegenteil. Unterwegs sehen wir von der Strasse aus doch tatsächlich den in 120km Entfernung im Westen gelegenen Kilimanjaro. In Tsavo River biegen wir zum gleich an der Strasse liegenden Gate des Tsavo West Nationalparks ab. Erst scheint es ein Problem zu sein, hier ohne Smartcard in den Park einfahren zu wollen, doch Kreditkarte sei Dank können wir den Park mit einem altmodischen, papierenen Permit in der Hand dann doch erkunden. Eine Piste führt dem Tsavofluss entlang und wir wollen ihr folgen, doch sie ist recht ruppig und als eine erste Umfahrung einer weggespülten Furt in den Busch führt kehren wir um und folgen der Hauptroute. Nach dem Begrüssungs-Impala sehen wir tatsächlich ein Kudu, das erste in Kenia, das sich aber sogleich in den recht dichten Busch verschlauft. Dafür sehen wir viele von den kleinen Dikdiks. Sonst nervt die Piste mit ziemlich happigem Wellblech und wir kriegen dafür noch nicht mal viel zu sehen. Am frühen Nachmittag haben wir langsam einen Kaffeestopp nötig und zufälligerweise findet sich gerade ein Plätzchen an einem Wasserloch. Leider ist dort absolut tote Hose, die Tiere sind wohl alle schon in der Siesta. Nach der Pause geht’s weiter und wir stossen endlich auf einige Elefanten und, eher überraschend, zwei scheue Büffel. Im Verlauf des Tages sehen wir auch noch den einen oder anderen Raubvogel, von denen einer auf einem Baum nach Thomas’ Ansicht gerade den Schlegel eines Dikdiks verspeist, was Isabella aber nicht recht glauben will. Seit längerem sehen wir wieder einmal Racken und erst noch gleich drei Arten davon: Lilac-breasted, Purple und European Roller. Wesentlich spannender als die Tiere ist aber eigentlich die Landschaft, die ein viel interessanteres Relief als Tsavo East bietet: Felsige Hügel, Vulkankegel und in der Ferne der nun wieder in Wolken verborgene Kili. Kurz nach sechs Uhr stellen wir uns auf den Campingplatz beim Chyulu Gate, wo wenig nach uns noch ein älteres deutsches Ehepaar im Mietfahrzeug ankommt. Sie haben gewisse Bedenken im Zelt zu schlafen, denn man hört bereits die Hyänen heulen. Der Campingplatz ist besser ausgestattet als wir angenommen haben. Es gibt eine Dusche, in der Spültoilette ist sogar WC-Papier vorhanden und alles ist sauber. Für uns ist es höchste Zeit Znacht zu machen, denn morgen wollen wir wieder früh raus. Isabella zaubert schnell einen Härdöpfelgratin, ein wenig Gemüse und mit Senf marinierte, in der Bratpfanne gebratene Cervelats hin. Ein Genuss!

Freitag, 21.01.2011 – Kiboko

Heute geht der Wecker wieder sehr früh. Wir brauen uns einen Kaffee und räumen zusammen, so dass wir bei Tagesanbruch abfahrbereit sind. Als Isabella dabei das Fahrerhaus einrichtet sieht sie im Lichte des immer noch fast vollen Mondes zwei Schakale über den Campingplatz trippeln. Noch in der Dämmerung fahren wir ans Gate wo alles noch zu schlafen scheint. Doch ein Ranger kommt gesprungen und öffnet uns sogleich die Barriere. Und falls er bis dahin noch nicht recht wach gewesen sein sollte, so hilft ihm Obelix ein bisschen nach. Die Schnur, mit der die Barriere niedergezogen wird, verfängt sich hinten zwischen den Rammschutzrohren und Obelix reisst damit die nur auf einem frei stehenden Betonsockel stehende Barriere um. Ein toller Tagesbeginn... Doch der Ranger versichert uns, dass das Wiederaufstellen der Barriere mit ihrem Grader kein Problem sei und so können wir ohne Diskussionen weiterfahren. Da haben wir aber Glück gehabt, auch dass die Barriere Obelix nicht erwischt hat. Wir fahren im Park südwärts und sehen schon bald den grossen Kilimanjaro, seine hoch oben verbliebenen Schneefelder im ersten Sonnenlicht strahlend. Davor breitet sich eine lichte Savanne aus, in der leider nur die Tiere fehlen. Einzelne Exemplare von Warzenschweinen, Dikdiks, Elefanten, Kudus und Grant Antilopen gibt’s zwar zu sehen, aber im Tsavo West Nationalpark geht landschaftliche Schönheit über die botanische. Das gilt auch für die Mzima Springs, eine Quelle die wie ein Fluss aus einigen vulkanischen Felsen rauscht und jeden Tag um die 350’000’000 Liter Wasser hervorbringt. Sie ergiesst sich in zwei aufeinanderfolgende Teiche in denen viele Fische schwimmen. Im unteren Pool wohnen auch Hippos und Krokodile. Im klaren Wasser können wir für einmal das ganze Kroki von der Schnauze über die Zehen bis zur Schwanzspitze studieren, während man sonst im trüben Wasser meist nicht viel vom Tier sieht. Ein kleines Exemplar der Echsen liegt sogar faul im Quellzufluss. Die wunderschöne, baumbestandene Oase dient, scheint’s, auch als wichtige Tränke für die Wildtiere, doch davon ist heute leider nichts zu sehen. Da hilft es uns auch nicht, dass gemäss einem Ranger gestern um fünf Uhr abends dort in zehn Meter Entfernung ein Leopard auf einem Ast gelegen hat. Nachdem wir uns sattgesehen haben machen wir uns auf den Weg zum Mtito Andei Gate, das in Marathonentfernung liegt. Unterwegs bewundern wir so oft wie möglich den Kili und sonst halten wir meist vor allem wegen Vögeln. Unser Liebling ist heute ein kleiner Pygmy Falcon, der sich im besten Licht präsentiert. Ausserdem begeistert uns ein kleiner Schwarm von Fischer’s Starlings, einer für uns neuen Starenart. Bateleur erfreuen uns wieder einmal mit ihren Segelkünsten und am Boden sind Yellow-necked Spurfowl, Black-faced Sandgrouse und Buff-crested Bustard unterwegs. Wir sind nur eine Viertelstunde vor Ablauf unserer vierundzwanzig Stunden am Ausgangsgate, wo uns ohne unseren Permit zu kontrollieren Adieu gewunken wird. Draussen müssen wir dann aber trotzdem noch anhalten, denn für den nun folgenden Asphalt kriegen die Pneus wieder mehr Luft. Wir fahren zügig knapp achtzig Kilometer bis Kiboko und überholen dabei wieder den einen oder anderen Sattelschlepper. In Kiboko gibt es die Hunters Lodge, in der wir zur Benutzung der Sanitäranlagen ein Zimmer erhalten. Die Lodge liegt schön zwischen Bäumen an einem grossen Teich, einzig die Sattelschlepper, die auf der nahen Hauptverkehrsachse über die Schwellen rumpeln, beinträchtigen den idyllischen Eindruck etwas. Es ist erst früher Nachmittag und wir setzen uns mit einem kalten Plättchen und einem kühlen Bier nach draussen. Dabei kommen wir fast nicht zum Essen, denn in den Bäumen ist einiges los. Wir sehen Greyheaded Kingfisher, Retz’s Helmetshrike, zwei verschiedene Woodpecker, Woodhopoes, einen Black-headed Oriole, Kormorane am Teich und laute Black-headed Heron auf ihren Nestern in den Bäumen über dem Teich. Doch nach dem Vergnügen kommt die Arbeit, wir machen wieder einmal Inventur unserer Vorräte. Wir gehen davon aus, dass wir in Nairobi für längere Zeit das letzte Mal ein so grosses Warenangebot zu sehen bekommen und wollen deshalb unsere Vorräte im Keller aufs Maximum aufstocken. Sicher noch genug an Vorrat haben wir an Knorr Jägersauce aus der Schweiz. Deshalb machen wir es uns mit dem Abendessen einfach in dem wir eine davon zu einigen Spiralen geben. Dazu noch etwas Tomatensalat und wir sind ganz und gar zufrieden.

Samstag, 22.01.2011 – Nairobi

Die Reiher geben überraschenderweise die ganze Nacht keine Ruhe und auch auf der Strasse rumpeln die Lastwagen durchgehend. Wir schlafen trotzdem ganz gut, einzig am Morgen werden wir etwas früher als erwünscht von den beiden Geräuschen geweckt. Nach dem Frühstück geht es wieder Richtung Nairobi, mit dem inzwischen üblichen Überhol-TIMwork, denn bergaufwärts gibt es einiges zu tun. Das Wetter ist heute zum ersten Mal seit längerer Zeit stark bewölkt und damit ist vom Kili natürlich nichts mehr zu sehen. Im Verlauf des Tages kommt die Sonne dann doch immer besser durch und es wird ein recht freundlicher Tag. In Nairobi suchen wir in der Industrial Area “Kingsway Tyres“, einen gemäss Chris von der Jungle Junction fähigen Reifenladen. Als wir um zwei Uhr auftauchen sind sie gerade dabei zu schliessen, aber wir könnten anfangs nächste Woche problemlos vorbeikommen. Als nächstes steuern wir den Uchumi Supermarkt an der Mombasa Road in der Nähe an. Damit ist der restliche Nachmittag gelaufen und wir stehen schliesslich mit einem buchstäblich randvoll gefüllten Einkaufswagen an der Kasse. Entsprechend gross ist auch der Betrag, der auf dem ellenlangen Kassenzettel steht. Aber unsere Kreditkarte erträgt ja einiges... Wir fahren statt zum Nakumatt zur Jungle Junction und können uns gleich wieder auf unseren altbekannten, zu Beginn eher ungeliebten Platz stellen. Chris hat wie fast immer volles Haus, auf dem Rasen stehen die Autos dicht an dicht. Entgegen unseren Erwartungen sind die Franzosen aber noch nicht da, dafür sehen wir sonst das eine oder andere bekannte Gesicht. Unter anderen sind das Armgard und Erich, die ihre Äthiopienvisa nun auch auf sicher haben und sich wohl unserem Turkana-Konvoi anschliessen werden. Auch hier ist Christian, ein junger Schweizer mit Landy, der unwissend in die Äthiopienvisum-Problematik gestolpert und nun etwas in Zeitnot ist, weil er in einem Monat bereits in Alexandria in Ägypten sein muss. Ausserdem ist ein schweizer Ehepaar mit einem Auto mit togolesischen Kennzeichen hier, das etappenweise unterwegs ist und sein Auto in Kenia abstellen wird. Nachdem wir mit den Leuten bei unserem Feierabendbier ein bisschen geplaudert haben machen wir uns einen feinen Wurst-/Käsesalat. Isabella ist noch schwer mit Vorräten wegräumen beschäftigt, aber Thomas bringt nichts Schlaues mehr zustande. Trotzdem wird es wieder einmal viel zu spät, bis wir schlafen gehen.

Sonntag, 23.01.2011 – Nairobi

Sonntag, Ruhetag? Heute leider nicht. Wir haben gestern ein paar schöne Mangos gekauft, damit wir noch einige Gläser Mango/Ingwerkonfitüre bunkern können. So beginnt Isabella nach einem Kaffee (oder waren es zwei?) mit dem Rüsten der Früchte. Wir verarbeiten fast vier Kilogramm davon, eine neuer Rekord. Um diese Menge zu bewältigen müssen wir zwei Schübe kochen. Isabella tut dies in der Küche des JJ’s, so können wir etwas Gas sparen und im MGD wird’s nicht so heiss. Auf jeden Fall schmeckt der Inhalt der sieben Gläser ziemlich vielversprechend. Als wir unsere und die JJ’s-Küche wieder aufgeräumt haben ist es bereits früher Nachmittag und das Morgenessen ist irgendwie einfach ausgefallen. Aber bevor es etwas zwischen die Zähne gibt kommt noch Asterix aus der Garage, denn morgen vormittag muss er sich wieder ins Gewühl des Stadtverkehrs stürzen. Isabella nimmt die Gelegenheit der offenen Garage wahr und putz einmal mehr Sand und Staub weg und silikoniert die Klappendichtung. Schliesslich kommen unsere Franzosen an und können sich ebenfalls auf ihren angestammten Platz stellen. Natürlich strömen zur Begrüssung alle Bekannten zusammen und Eric erzählt wie sie in Magadi fast ihr linkes Vorderrad verloren haben weil ein Mechaniker in Südafrika seine Arbeit nicht richtig gemacht hat. Nachdem es am Vormittag noch bedeckt war können wir Bier und Dip nun bei Sonnenschein geniessen. Heute machen wir bezüglich Abendessen wieder einmal etwas neues: Wir bestellen per Telefon beim kenianischen Ableger einer südafrikanischen Pizza-Kette zwei Teigfladen. Die Lieferung klappt, die Pizzas sind günstig und essbar, und wir haben damit wenigstens am Abend ein bisschen Ruhetag.

Montag, 24.01.2011 – Nairobi

Es ist noch dunkel als wir wieder einmal ein paar Tropfen auf unser Dach fallen hören. Doch heute scheint es etwas Ernsteres zu werden, denn es bleibt nicht bei den paar Tropfen, sondern es beginnt richtig zu regnen. Wir hoffen einfach, dass der Spuk bis am Vormittag vorbei ist. Aber weit gefehlt, auch als wir aufstehen ist es draussen grau und feucht. Immerhin scheint es ein bisschen zu schonen als sich Thomas nach dem Frühstück aufmacht, mit Asterix unsere in der Schweizer Botschaft liegenden Pässe mit dem Äthiopienvisum abzuholen. Die Strassen sind noch nass und der Stau wohl deshalb grösser als sonst, so dass sich Asterix nicht ganz ungefährlich an endlos langen Kolonnen vorbeischlängeln muss. Dazu beginnt es wieder zu nieseln, dann zu regnen und schliesslich zu schütten, so dass Thomas pflotschnass und Asterix richtig schmutzig wird. Am Eingang zum Gebäude in dem die Botschaft liegt nimmt der seine Arbeit ernstnehmende Sicherheitsmann dem tropfenden Thomas das Sackmesser ab, das er beim Verlassen problemlos zurückbekommt. Auf dem Rückweg holt er in der sudanesischen Botschaft das Visums-Antragsformular ab, weiterhin tropfend. Isabella hat inzwischen im MGD gewirkt und hier und da und dort sauber gemacht. Die ausgefüllten Visaantragsformulare samt zugehörigem Kopienkram wollten wir dann eigentlich mit Obelix auf dem Weg zum Reifenhändler abgeben und Isabella wollte gerade damit beginnen, unser MGD abfahrbereit zu machen. Angesichts des weiterhin schlechten Wetters verwerfen wir die Idee vom Reifen wechseln aber wieder und Thomas fährt gegen halb zwölf Uhr, Antragsschluss ist am Mittag, mit der BMW erneut zur sudanesischen Botschaft. Um viertel vor zwölf Uhr bescheidet ihm die Schalterbeamtin, dass sie noch gerne zwei Kopien mehr hätte, die für Thomas allerdings absolut keinen Sinn machen. Wie dem auch sei, die Frau von der Botschaft hat natürlich immer recht und so jagt Thomas zum nahen Uchumi-Supermarkt, in der Hoffnung, dort einen Kopierer zu finden. Er hat Glück und steht um fünf vor zwölf wieder am Schalter wo die Beamtin nun zufrieden auch noch 8’000 kenianische Schillinge entgegennimmt. Isabella empfängt Thomas, der auf der Rückfahrt noch einmal kurz geduscht wird, mit einer heissen Suppe. Das tut gut! Dazu gibt es eines der himmlischen Baguettes, die Thomas im Yaya Center noch schnell besorgt hat. Den nun frei gewordenen Nachmittag frönen wir nicht etwa dem Müssiggang, sondern sind ganz schön fleissig. Erst sortieren wir einige Fotos aus, dann widmen wir uns wieder einmal unseren Abwasserpumpen. Der fehlende, weil gebrochene Schraubbolzen an der mobilen Pumpe wird mit einem Stück Gewindestange ersetzt das Chris aufgetrieben hat. Isabella bastelt aus einer alten Schneidematte einen kleinen Dichtungsring und jetzt wird sie hoffentlich nicht mehr so lecken. Die Ursache für die Arbeitsverweigerung der anderen Pumpe finden wir aber nicht. Nachdem Thomas den Abwassertank mit x-maligem Gang zum Waschtrog entleert hat kann er nur feststellen, dass das Ansaugrohr am Eingang nicht verstopft ist. Da bleibt wohl nur, die Pumpe einmal mehr auszubauen. Das machen wir aber nicht mehr heute, denn jetzt, nach dem Isabella auch noch den Kühlschrank mit dem Schraubenzieher schnellgetaut und anschliessend gereinigt hat, ist es endlich Zeit für ein Bier. Im Verlauf des Nachmittags hat sich das Wetter gebessert und wir können Bier und Dip draussen geniessen. Kühl ist es aber schon noch ein wenig, so dass wir nicht unfroh sind, fürs Nachtessen wieder hinein an die Wärme zu können. Thomas hat aus dem Yaya Center auch noch Gehacktes mitgebracht, womit eigentlich ziemlich klar ist, was es heute gibt...

Dienstag, 25.01.2011 – Nairobi

Am Morgen ist der Himmel wieder stahlblau wie wenn nie etwas gewesen wäre. Auch heute praktizieren wir getrenntes Aufgaben erledigen. Isabella wäscht, Thomas geht mit Obelix Reifen wechseln. Zuerst gibt’s aber noch Frühstück und es ist kurz nach 10 Uhr als Thomas losfährt. Um diese Zeit ist der Verkehr wieder recht flüssig, die beiden kommen gut quer durch die Stadt. Beim von Chris empfohlenen Reifenbetrieb kommt das Unternehmen aber etwas ins Stocken. Thomas hat den Angestellten wohl etwas zu viel Angst gemacht, als er ihnen drohte, dass sie für jeden Schaden aufkommen müssten, als sie husch, husch die schweren Ersatzreifen herunternehmen wollten. Es braucht ein kurzes Gespräch mit dem Chef der Firma bis sich alles als Missverständnis herausstellt und nach eineinhalb Stunden geht es dann endlich los. Die ganze Wechslerei dauert etwas, aber wir kommen schliesslich zum gewünschten Ziel. Nach drei Stunden sind auch die neuen, alten Ersatzreifen auf ihren Haltepositionen und Thomas kann sich auf den Rückweg machen. Jetzt ist der Verkehr quer durch die Stadt etwas dichter und um punkt drei Uhr kommt er bei der sudanesischen Botschaft an. Michèle und die beiden Schweizer sind auch schon dort und alle kriegen ihre Visa. Thomas macht sich noch auf die Suche nach Diesel, aber zwei Shell Tankstellen sind trocken. Schliesslich kann er bei einer Total Tankstelle den zweiten Tank auffüllen und damit reicht unser Diesel sicher bis nach Äthiopien. Zurück im JJ’s hat Isabella für heute die Wäsche erledigt, aber morgen gibt’s leider noch mehr davon. Nachdem alles weggeräumt ist gibt’s Bier und Chips. Die Franzosen wollen in der Nähe Samosas holen und Isabella schliesst sich ihnen an. Diese Samosas, die wir als Znacht essen, sind zwar ganz lecker, aber leider alle ohne Ausnahme mit Linsen gefüllt. Nach dem kleinen Nachtessen kommen Erich und Armgard, die beiden Österreicher, auf ein Glas Wein zu uns. Ihre Pässe mit dem äthiopischen Visum wurden statt an die Austrian Embassy an die Australian Embassy ausgeliefert. Immerhin wissen sie nun nach zwei Tagen der Unsicherheit wo ihre Pässe zu finden sind.

Mittwoch, 26.01.2011 – Nairobi

Noch ein Tag an dem Dinge zu erledigen sind. Zum Glück scheint auch heute wieder die Sonne. So kann Thomas mit Asterix trocken in die Stadt düsen und Isabella mit gutem Gewissen im JJ’s nochmals eine Wachmaschinenladung in Auftrag geben. Thomas fährt zur Kenya Revenue Authority, bei der er die Carnets stempeln lassen will, denn bei Ileret am Lake Turkana, wo wir aus Kenia ausreisen wollen, gibt es keinen Zollposten der das machen könnte. Als Eric auch auftaucht und vom Beamten mit “you are back?“ begrüsst wird ist klar, dass Thomas auch an den Mann geraten ist, der zuerst den Ausreisestempel der Immigration im Pass sehen möchte, bevor er ein Carnet stempelt. So macht sich Thomas, mit Instruktionen von Eric an welche Schalter er gehen muss, auf den kurzen Weg durchs Stadt-, respektive Verwaltungszentrum von Nairobi zur Immigration. Hier kriegt er an besagtem ersten Schalter auch das richtige Formular, wird danach aber von einem Schalter zum nächsten weitergereicht. Das passt ihm gar nicht und er beschwert sich bei der Chefin, die darauf dafür sorgt, dass er die Stempel auch bekommt. Isabella kümmert sich im JJ’s um die gewaschenen Kleider und hängt sie an unseren patenten Stewi zum Trocknen. Die übrige Zeit steht sie in der Küche um Geschirr zu waschen, Tee, Reis und Rüebli für einen Salat zu kochen, und nochmals abzuwaschen. Thomas kurvt derweil zurück zum Zoll wo man ihm um fünf vor zwölf Uhr bescheidet, dass alle Stempelberechtigten in einem Meeting seien und er doch bitte um zwei Uhr nachmittags wiederkommen solle. Na super, Afrika wieder einmal in Reinkultur. Aber er hat neben der Stempeljagd ja noch anderes vor. Wieder geht es durchs Stadtzentrum, diesmal zum Sarit Centre, dem Shoppingcenter mit dem angeblich besten Buchladen in Nairobi. So riesig ist die Auswahl dann doch nicht, aber er findet tatsächlich einen Reiseführer für Ägypten der uns bisher noch gefehlt hat. Ausserdem kann er in einer Bank Euros zu einem halbwegs vernünftigen Kurs in US-Dollars tauschen, nachdem eine Wechselstube zuvor einen lächerlich schlechten Wechselkurs angeboten hatte. Der Grund für diese Transaktion ist, dass wir an Bargeld ungefähr gleichviel Euros und Dollars mitgenommen haben, was sich leider als Fehler erwiesen hat. Euros kann man zwar in Afrika in Lokalwährung wechseln, aber wenn fremdes Geld in Bar verlangt wird, wie zum Beispiel für Visa an Landesgrenzen, dann zählt nur der Greenback. Euros in Afrika kann man sich also schenken, denn nur der Dollar geht immer und überall, wie wir nun mit teurem Lehrgeld lernen müssen. Bis zu seinem Termin hat Thomas noch etwas Zeit um mit einem Espresso seinen Adrenalinspiegel wieder auf Strassenverkehrsnahkampfniveau zu heben und dazu verdrückt er gleich noch ein rechtes Stück Schoggikuchen, damit auch der Zuckerspiegel stimmt. Beim Zoll sind die Carnets dann rasch abgestempelt und um drei Uhr ist er endlich zurück bei Isabella, die ihn gleich mit einer leckeren Berberpizza erwartet. Die Wäsche ist bereits erledigt, aber unsere Kleider müssen wieder einmal mit einem Mückenschutzmittel behandelt werden. Das übernimmt nach dem Imbiss Thomas, während Isabella Asterix vom Regenwetterdreck von vorgestern befreit. Nachdem Asterix wieder glänzt laden wie ihn in die Garage, denn morgen wollen wir Nairobi langsam aber sicher den Rücken kehren. Die Franzosen haben das bereits heute am frühen Nachmittag gemacht und wir werden sie wohl in ein paar Tagen in Archer’s Post für unsere Fahrt dem Turkanasee entlang wieder treffen. Die Österreicher sind heute endlich wieder in den Besitz ihrer Pässe gelangt, aber für den Visumsantrag auf der Sudanbotschaft hat es nicht mehr gereicht. Damit verlieren sie wieder einen Tag mehr und sie werden sich sputen müssen um uns wieder einzuholen. Nach der Dusche setzen wir uns mit einem Bier und den von Isabella vorbereiteten Salaten nach draussen wo es schon ziemlich abkühlt. Wir vermögen ausser dem Bier nicht alles wegzuputzen, aber das macht gar nichts, so haben wir für morgen auch schon wieder etwas Beilagensalat.

Donnerstag, 27.01.2011 – Thika

Wir sind einigermassen zeitig auf den Beinen, so dass wir es heute schaffen sollten aus Nairobi wegzukommen. Wir essen bald Frühstück und sitzen dann noch kurz hinter unsere Laptops. Dann beginnen wir zusammenzuräumen, der Boden wird noch einmal gesaugt und aufgenommen, und die Fahrerhausscheiben werden geputzt. Es geht gegen halb zwölf Uhr als wir abfahrbereit sind und bald schon gegen eins als wir uns von den Leuten im JJ’s verabschiedet haben. Zuerst fahren wir zum Yaya Centre, wo wir noch einmal feines Brot bunkern, im Gemüseladen gesunde Kost kaufen und in der Metzgerei zwei, drei Fleischstücke vakuumieren lassen. Danach geht’s noch zum Nakumatt Junction wo wir den finalen Einkauf vor unserer Fahrt in den einsamen Norden tätigen. Wir geben nochmals wesentlich mehr Geld aus als wir gedacht haben, aber Isabella schätzt es, wenn sie bei einer ungewissen Versorgungslage reichlich Vorräte an Bord hat. Als sie nach dem Einkäufe Wegräumen unsere Wohnung als fahrbereit taxiert ist es bereits halb fünf Uhr. Eigentlich könnten wir jetzt gleich wieder zur nahen Jungle Junction fahren, aber das kommt natürlich nicht in Frage. Statt dessen durchqueren wir Nairobi ein letztes Mal von West nach Ost. Zuerst kommen wir überraschend gut voran und erst als wir denken, dass wir das Gröbste schon hinter uns haben beginnt es richtig zu stauen. Die A2 nach Norden wird zur breiten Autobahn ausgebaut, aber leider ist sie noch im Bau, so dass wir wieder einmal nur die Unannehmlichkeiten zu spüren bekommen. Sicher ist auf jeden Fall, dass wir heute nicht mehr sehr weit kommen werden. Zwischen Ruiru und Thika sehen wir in der Ferne einen massiven Berg, in dem wir den Mount Kenya, den zweithöchsten Berg Afrikas vermuten. Falls dem so wäre, was wir wohl morgen herausfinden werden, beträgt die Sichtweite wieder einmal deutlich über 100km. In Thika entschliessen wir uns, uns nach einer Schlafgelegenheit umzusehen, auch wenn wir keinerlei Informationen über eine solche haben. Falls alle Stricke reissen wollen wir es wieder einmal mit einer Tankstelle versuchen. Zuerst aber suchen wir Kirchen. Bei der anglikanischen Kathedrale ist leider ausser dem Wachpersonal, das nicht entscheiden kann, niemand da den wir fragen können. Mitten in der Stadt sind wir am Polizeiposten vorbeigefahren und hier starten wir unseren nächsten Versuch. Wir dürfen uns tatsächlich hinstellen, wenn auch etwas in einer “Kopf tief“-Position. Mit sieben Uhr vorbei ist es bereits ziemlich spät und kochen mögen wir nicht mehr. Statt dessen geniessen wir etwas frischen Avocado-Dip und essen anschliessend die als Beilage gedachten Salate von gestern. Zum Dessert, und damit wir sicher genug haben, verdrücken wir zwei im Yaya Centre in der Bäckerei Alexandre gekaufte Apfeltörtchen die zwar etwas trocken sind, sonst aber ganz lecker schmecken.

Freitag, 28.01.2011 – Timau

Gut bewacht schläft es sich bestens. Allem Anschein nach war auch nicht so viel Betrieb auf der Wache, auf jeden Fall gab es nachts keinen Lärm. Nach dem Aufstehen begnügen wir uns mit einem Kaffee und einem Joghurt, so dass wir ihnen mit einem schnellen Abgang auf dem Hof wieder etwas Platz schaffen. Für uns ist halb neun Uhr eine frühe Startzeit, aber wir wollen unterwegs ja noch unser Frühstück nachholen. Es geht weiter nordwärts und dort wo wir gestern den Mount Kenya vermutet haben stehen heute nur Wolken. Obwohl wir auf die Central Highlands zusteuern geht es vorerst bergab und beim Masinga Reservoir erreichen wir auf etwas über tausend Meter den tiefsten Punkt. Entgegen unserer ursprünglichen Absicht schlagen wir den Weg auf die Westseite des Mount Kenya ein und entlang des Saganatales wird die Landschaft nun abwechslungsreich hügelig. Je näher wir dem grossen Berg kommen, desto besser sehen wir nun zumindest die Flanken des Vulkans. Dank den in Kenia nicht immer vorhandenen oder manchmal nicht lesbaren Strassenschildern machen wir einen Umweg über Nyeri. Auf dieser Nebenstrasse machen wir unseren Frühstücksstopp, auch wenn es bereits gegen Mittag geht. Hier sind wir auch schon wieder etwas höher und gegen Nanyuki hin, der wichtigsten Stadt westlich des Berges, steigen wir bis auf fast 2’000m. Ganz kurz vor der Stadt überqueren wir zum achten und letzten Mal den Äquator. Wenn alles gut geht absolvieren wir nun den Rest der Reise definitiv auf der Nordhalbkugel. In Nanyuki besuchen wir, wie wir annehmen, den letzten Nakumatt Supermarkt in Kenia und ergänzen die gestern und heute verbrauchten Frischprodukte. Nach Nanyuki ist die Strasse ein Stück weit in ziemlich schlechtem Zustand, wir müssen um viel Löcher herumkurven. Auf nun über 2’000m Meereshöhe stehen nicht mehr viele Bäume und wir blicken über weite Grassavannen. Wir können jetzt den für einen Vulkan untypischen spitzen Gipfel des Mount Kenya sehen und von seinen Hängen steigen Rauchschwaden auf, so dass man fast meinen könnte, der Vulkan sei aktiv. Doch es sind wohl nur Buschbrände die hier wüten. Kurz nach Timau, nun schon fast auf der Nordseite des Mt. Kenya, biegen wir auf einen Fahrweg ab, der durch den trockenen Timau Fluss zur gleichnamigen Lodge führt. Alle Gebäude sind wie Blockhüten aus Holz gebaut und es fühlt sich fast etwas wie der wilde Westen an. Wir sind zwar heute relativ früh dran, trotzdem beschäftigen wir uns schon bald mit unserem Nachtessen. Heute gibt’s zum zweiten Mal ein “Capuns“, auch wenn wir anstelle des bündnerischen Bergkrautes einmal mehr auf anderes Kraut zurückgreifen müssen. Ausserdem ersetzen wir die nicht vorhandenen Landjäger durch kenianische Kabanos, ähnlich würzige, runde Würstchen. Und da wir in der Küche schon mal am Wüten sind bereiten wir uns gleich ein weiteres Essen vor, so dass wir in den nächsten Tagen Hacktätschli mit gebratenen Knöpfli ohne viel Aufwand werden geniessen können. Das “Capuns“ gelingt, natürlich unter Federführung von Isabella, wieder ganz toll und wir verschlingen es zusammen mit einem Tomatensalat mit grossem Genuss.

Samstag, 29.01.2011 – Samburu Reservat

Auf 2’200m schläft es sich wunderbar, zumindest bis am frühen Morgen als ein Feuer zu knistern beginnt. Natürlich bekommt das wieder nur Isabella mit und da es noch dunkel ist dauert es eine Weile bis sie zwei Angestellte ausmachen kann, die einen Boiler einheizen. Phu, also keine Gefahr! Thomas schläft derweil wie ein Murmeltier. Da wir heute bis nach Archer’s Post nur rund hundert Kilometer vor uns haben, können wir es gemütlich nehmen. Darum setzen wir uns mit dem ersten Kaffee erst einmal in den Viewpoint No.2, der sich im oberen Stock eines offenen Chalets befindet. Von dort aus haben wir eine tolle Sicht auf den stotzigen Gipfel des Mount Kenya und die schöne und vor allem friedliche Anlage der Lodge. Bis wir am Mittag endlich von diesem tollen Ort loskommen ist es dann trotzdem fast ein bisschen zu spät, denn wir haben unseren Plan wieder einmal geändert. Statt nur bis nach Archer’s Post zu fahren wollen wir heute noch ins Samburu Reservat gelangen und dort drin übernachten. Die Strasse, die nun in sehr gutem Zustand ist, steigt zunächst weiter bis auf über 2’500m an. Hier an den sanften Hängen des Mount Kenya wird grossflächig und intensiv Landwirtschaft betrieben. Einerseits sehen wir riesige, abgeerntete Getreidefelder und andererseits stehen wieder einmal grosse Treibhäuser für Schnittblumen entlang der Strasse. Von hier oben haben wir einen tollen Ausblick in die Ebene von Isiolo, die rund 1’500m unter uns liegt und in die wir hinunterstechen. Unten ist es erwartungsgemäss wesentlich wärmer als in Timau, das Thermometer klettert bald über dreissig Grad. Isiolo ist ein geschäftiges, staubiges Städtchen, das nur aus kleinen Geschäften zu bestehen scheint. Bis hierher hat es noch keine der Supermarktketten geschafft. Bis nach Archer’s Post ist es auf der perfekten, weil fast neuen Teerstrasse nur noch ein Katzensprung. Schon bald stehen wir am Eingangstor zum Wildreservat und bezahlen sogar noch etwas mehr Eintritt als für einen Nationalpark. Es soll es uns Wert sein, denn dies ist wahrscheinlich der letzte substantielle Tierpark, den wir auf unserer Reise besuchen werden. Schon wenige Meter nach dem Eingang müssen wir ein erstes Mal anhalten, den wir begegnen gleich einem Gerenuk-Päärchen. Der Bock stellt sich sogar, wie es für diese seltene Antilopenart typisch ist, schön auf die Hinterbeine um in einem Busch Blätter zu fressen. Als nächstes laufen uns ... ja was denn??... tatsächlich Esel über den Weg. Das ist wohl der Unterschied zwischen einem Nationalpark und einem Reservat. Neben verschiedenen anderen Antilopenarten begegnen wir auch einem Gravy’s Zebra, das eine eindeutig andere Streifenzeichnung als die Steppenzebras spazieren führt. Der Höhepunkt sind aber Geparde die wir in rund fünfzig Meter Entfernung von der Hauptpiste im Schatten eines Busches entdecken. Es ist eine Mutter mit zwei Jungtieren deren Bäuche so kugelrund sind, dass wir vermuten, dass sie vor kurzem wohl ziemlich viel Frischfleisch verschlungen haben. Wir können den in der vierziggrädigen Nachmittagshitze zugegebenermassen nicht sehr aktiven Katzen eine Viertelstunde alleine und ungestört zuschauen, bevor ein anderes Fahrzeug kommt. Neben Elefanten, denen wir manchmal gar nahe kommen, sehen wir auch die hier speziell gemusterten Giraffen und nach langer Zeit wieder einmal Oryx. Auf der Suche nach unserem Campingplatz landen wir an der angeblich weggeschwemmten Brücke, die über den Ewaso Ngiro Fluss hinüber ins Buffalo Springs National Reserve führt. Ein Ranger bestätigt uns was wir sehen, nämlich dass die Brücke neu gebaut wurde und benützt werden kann. Damit eröffnen sich für uns morgen ganz neue Routenvarianten. Statt dass wir im gesuchten Beach Camp ankommen landen wir am Schluss doch auf dem öffentlichen Campingplatz direkt am Ufer des besagten Flusses. Unmittelbar auf der anderen Seite ist ein Elefant am Futtern und abgesehen von zwei weiteren Dickhäutern sind auch noch einige Waterbuck unterwegs. Hier gefällt es uns und wir setzen uns, wie es sich bei schönem Wetter gehört, mit einem Bier nach draussen. Kurz vor dem Eindunkeln kommt ein bewaffneter Ranger im Kampfanzug zu einem kurzen Schwatz vorbei. Er meint, dass wir nicht erschrecken sollen, wenn wir nachts Schüsse hören. Sie würden mit Platzpatronen Elefanten aus den Camps vertreiben. Als der Elefant die Flussseite wechselt und noch etwa dreissig Meter von uns entfernt ist finden wir es gescheiter, uns ins sichere MGD zu verziehen. Es ist ja auch höchste Zeit endlich etwas zu kochen. Mit dem restlichen Spinat, einigen Tomaten und Reis gibt es ein feines, fleischloses Essen. Bis alles wieder aufgeräumt ist wird es fast ein wenig spät dafür, dass wir morgen sehr früh aufstehen wollen.

Sonntag, 30.01.2011 – Archer’s Post

Heute erwacht einmal Thomas ab einem unbekannten Geräusch. Vor unserem Fenster knackt und knistert es um viertel nach fünf Uhr ohne Unterlass. Es ist bald klar, dass sich Elefanten an den vier Meter entfernten Sträuchern zwischen uns und dem Flussufer gütlich tun. Im knappen Licht des leider fast leeren, aufgehenden Mondes können wir die Umrisse von einem grossen und einem kleinen Elefanten erkennen. Aufgrund der Geräusche vermuten wir aber mindestens fünf Dickhäuter um uns herum. Nach nicht allzulanger Zeit sind sie essenderweise weitergezogen, aber mit Schlaf wird es nichts mehr, da um halb sechs Uhr sowieso der Wecker geht. Um sechs Uhr beginnt es zu dämmern und ausnahmsweise fahren wir einmal nicht möglichst früh weg, sondern setzen uns mit dem Kaffee nach draussen, um zu schauen, was es zu sehen gibt. Etwas flussaufwärts sehen wir unsere Elefanten, es sind sechs an der Zahl. Sonst sind aber nur noch ein paar Dutzend Perlhühner im Flussbett unterwegs. Gegen acht Uhr fahren wir dann doch los und steuern gleich die Brücke über den Ewaso Ngiro an. Im Buffalo Springs National Reserve werden wir nicht gerade mit Tieren überhäuft, aber nach und nach sehen wir wieder alle hier typischen Tiere. Unter einer grossen Schirmakazie machen wir unseren Frühstückshalt und fahren dann eine grosse Acht legend zurück zur Brücke. Auffällig sind heute einmal mehr die Vultrine Guineafowl, die unter einem eigenartigen, geierhaften Kopf ein exzentrisch vornehmes Federkleid tragen. Auf dem weiteren Weg, relativ nahe dem Parkausgang nach Archer’s Post, staunen wir nicht schlecht, als wir zwei Hirtenjungen mit ihrer Rinderherde begegnen. Sie treiben ihre Rinder zum Ewaso Ngiro um sie zu tränken, wo schon zwei Elefanten trinken. Wir waren etwas weniges länger als 24 Stunden im Park, aber unsere diesbezügliche Sorge ist unbegründet, denn am Gate interessiert das niemanden. Bis zum Umoja Campsite der ebenfalls am Fluss liegt ist es nicht weit und dort steht auch schon der Landcruiser der Franzosen. Nach einem freundlichen Hallo und nachdem wir uns eingerichtet haben setzen wir uns mit einem kühlen Bier und einem Dip zu ihnen. Nach der Dusche kochen wir wieder einmal aufwändig, es gibt Pouletbrüstchen an einer Cashew-Rahmsauce, gebratenen in Speck gewickelte Bohnen und Krawättli. Eigentlich ist es ja zu warm für so etwas, aber gut ist es natürlich trotzdem. Nach dem Essen gehen wir noch auf einen Schwatz zu den Franzosen, waschen ab und schauen dass wir bald in die Heia kommen. Es war schliesslich ein langer Tag.

Montag, 31.01.2011 – Laisamis

Trotz der Wärme schlafen wir erstaunlich gut bis uns die Sonne weckt. Ranger im Park haben unseren französischen Reisebegleitern wegen Sicherheitsproblemen geraten, nicht zwischen Laisamis und South Horr wild zu campieren. Damit ist klar, dass Laisamis in gut 120km Entfernung unser Tagesziel sein wird. Wir können es also relativ gemütlich nehmen, denn die Strasse ist bis auf rund 20km neu geteert. Mangels Brot gibt es heute wieder einmal ein Cerealienfrühstück, das wir draussen zu uns nehmen. Die Sonne brennt schon morgens um neun Uhr ganz schön und bevor wir abfahren stellen wir uns noch einmal schnell unter die fast schon zu warme kalte Dusche. Im Ort Archer’s Post füllen wir unseren Biervorrat auf und dann steuert wieder einmal Isabella Obelix nordwärts durch die karge Landschaft. Manchmal stehen zwar einige Hügel zur Abwechslung in der Gegend, aber speziell spannend ist es doch nicht. Ab und zu sind Samburus entlang der einsamen Strasse unterwegs, die einen mehr, die anderen weniger traditionell mit Schmuck behangen und gekleidet. In Merille endet der Teer und die berüchtigte Wellblechpiste, die fast 400km bis an die äthiopische Grenze bei Moyale führt, beginnt. Wir werden davon aber nur rund 20km erleben, denn nach Laisamis wollen wir auf eine kleine Piste nach South Horr und den Lake Turkana abbiegen. In Laisamis finden wir die Rebsamens schon bald fast etwas verloren auf einem Platz etwas abseits stehend. Die Polizei hat ihnen gesagt, dass sie hier problemlos und sicher übernachten können. Da wir schon früh am Nachmittag da sind haben die Kinder ganz schön viel Zeit vor unserer Tür zu sitzen und zu schauen. Als unsere Treppe in Beschlag genommen wird versuchen wir es mit dem Linien-Trick. Thomas zeichnet einen Strich in den Sand, der wie der Sechzehner auf einem Fussballfeld vor dem Tor markiert ist. Er schärft den Jungen und Mädchen ein, dass dies für sie eine verbotene Zone ist und bei Zuwiderhandlung Prügelstrafe droht. Meist halten sie sich an die Regel, aber einmal muss Thomas einen der Jungen an den Ohren nehmen und ihm kurz den Hintern versohlen, damit auch ein glaubwürdiges Exempel statuiert ist. Damit wir morgen wieder etwas Knuspriges zum Frühstück haben bäckt Thomas ein Brot, keine sehr angenehme Arbeit bei fast 35 Grad in der Küche. Später am Nachmittag gehen wir mit den Franzosen für ein Bier in eine Bar. Zu unserer Enttäuschung ist das Bier leider warm. Dafür ist es recht günstig und es wird auch mit nur einem Bier ganz lustig mit den Einheimischen, denen das warme und wahrscheinlich auch nicht erste Bier offensichtlich genauso zusetzt. Bevor es dunkel wird gehen wir zurück zu unserem Parkplatz und verziehen uns. Wir können ohne grossen Aufwand unsere fertigen Hacktätschli, natürlich an einer Pfeffersauce, mit den gebratenen Knöpfli und etwas Bohnensalat geniessen. Klar ist das bei dieser Wärme viel zu mastig. Aber weisch wie guet!

Dienstag, 01.02.2011 – South Horr

Gegen morgen findet es Isabella in unserem Schlafzimmer schon fast ein bisschen kühl, aber wir haben ja auch wieder einmal beide Fenster offen. Der Wecker geht um halb sieben, damit wir wie abgemacht um acht Uhr abfahrtbereit sind. Vor unserem Schlafplatz werden zweimal grosse Herden von Kamelen vorbeigetrieben, wahrscheinlich zu den Brunnen. Das lustige ist, dass viele von ihnen Glocken tragen, die zum Teil aus Holz gemacht sind. Zum Zmorge gibt es vom Brot das mit einem letzten Rest Roggenmehl gemacht ist und es schmeckt gar nicht übel. Die Piste nach South Horr zweigt wenige hundert Meter nach Laisamis nach Westen ab und ist zunächst einmal viel angenehmer zu fahren als die Rüttelpiste Richtung Moyale. Sie ist schön sandig, womit wir oft mit für uns schnellen 30km/h unterwegs sind. Unterwegs nehmen wir einen jungen Mann mit, der zu Fuss zu seinem Dorf unterwegs ist und die offerierte Mitfahrgelegenheit gerne annimmt. Wenigen Kilometer nachdem wir sein Dorf passiert haben beginnen Staubsandfelder, denen wir so gut es geht auf Wegen durch den Busch ausweichen. Der Wind bläst genau von hinten, so dass wir ab und zu einfach anhalten müssen, weil wir im von uns selbst aufgewirbelten Staub schlicht nichts mehr sehen. Der Staub, der sich auf der Windschutzscheibe festsetzt, müssen wir zwei, drei Mal mit dem Scheibenwischer wegwischen und das sieht genau so aus, wie wenn leichter Pulverschnee weggefegt wird. Die Piste ist immer gut ersichtlich und wir haben keine Schwierigkeiten ihr zu folgen. Für uns ist es noch leichter, da wir hinter den Franzosen herfahren können. Sie sind immer etwas schneller als wir unterwegs und wir verlieren sie ab und zu aus den Augen, aber ihre Reifenspur sehen wir immer. Was wir auch noch sehen sind ab und an Dikdiks, Kamele und Strausse. Die Kamele sind nicht wild, sondern werden von den Samburus und den Rendiles als Nutztiere gehalten. Wenige Kilometer nach Ngornit, einem erstaunlich grossen Dorf an einem trockenen Flusslauf, machen wir Mittagshalt unter einigen Akazien. Wir genehmigen uns etwas Wurst und Käse und runden mit einem Kaffee ab. Während der anderthalb Stunden werden wir von einigen schüchternen Kindern aus sicherer Distanz beobachtet. Wir fahren nun am Rande der Ndoto Berge entlang, wobei die Szenerie ganz schön eindrücklich ist. Wir steigen etwas in die Höhe und überqueren einen kleinen Pass, der ziemlich steinig ist, womit wir für einmal etwas langsamer vorankommen. Knapp zehn Kilometer vor South Horr stossen wir auf die grössere, oder zumindest wichtigere Piste, die von Maralal und Baragoi herkommt. Der französische Toyota wartet wieder einmal auf uns und hinter ihnen steht noch ein Fahrzeug. Das werden doch nicht etwa... Aber sicher! Wie es der Zufall so will treffen wir Armgard und Erich, die Österreicher genau hier. Nach der freudigen Begrüssung fahren wir zusammen die letzten Kilometer nach South Horr, wobei wir auf diesem eher steinigen Stück natürlich wieder abgehängt werden. Hier fahren wir auf den Lekuka Campsite, wo wir in einer Stunde das Kunststück fertig bringen, sieben Personen durch die einzige Dusche zu schleusen, denn um sechs Uhr ist es vorbei mit der plätschernden, erfrischenden Herrlichkeit. Nach einem heute, da aus unserem Kühlschrank stammend, kühlen Bier in der Runde der Gesellschaft verziehen wir uns für das Abendessen ins MGD. Wir halten es einfach mit einem Salat Matmata. Danach setzen wir uns mit einem Glas Wein nochmals zu den anderen, die inzwischen um ein Lagerfeuer sitzen. Als der gelinde gesagt etwas aufgekratzte Besitzer abends um halb zehn Uhr verkündet, dass wir dann noch für den Aufpasser für die Nacht bezahlen müssen, kommt etwas schlechte Stimmung auf, denn vor allem Isabella reagiert auf solche Spielchen äusserst gereizt. Wir erklären ihm klipp und klar, dass wir nicht daran denken, ausser der abgemachten Campinggebühr noch etwas zu bezahlen. Um zehn Uhr ist allgemeines Lichterlöschen, ausser bei uns natürlich, denn es gibt noch dies und das zu tun. So kommen wir für die gesetzte Weckzeit wieder einmal viel zu spät ins Bett.

Mittwoch, 02.02.2011 – Loiyangalani

Der Wecker piepst um die gleiche Zeit wie gestern und zumindest für Thomas war es eine kurze Nacht. Wir schaffen es nach dem Frühstück nicht ganz um acht Uhr abfahrbereit zu sein, eine Viertelstunde später sind es aber auch wir. Zunächst geht es weiter durch das schöne Bergtal in dem South Horr liegt und als die Berge links und rechts langsam zurückweichen verleitet uns die russische Generalstabskarte zur Annahme, den mythischen Turkanasee schon bald zu Gesicht zu bekommen. Eric zerstört unsere Hoffnung aber mit der Information, dass der entsprechende Wegpunkt auf seinem GPS noch 43 Kilometer entfernt liege. Langsam wird die Vegetation immer spärlicher und die Lavagesteinsbrockenfelder immer ausgedehnter. Im gleichen Masse wird auch die Piste immer steiniger und wir kommen langsamer voran. Als wir schliesslich nach fast fünf Stunden den See zu Gesicht bekommen bietet sich uns ein einzigartiger Anblick: Ein riesiger See der in einer absolut kahlen Landschaft liegt. Mit wunderbarem Blick auf diesen See machen wir unsere Mittagsrast, die heute etwas kürzer als gestern ausfällt. Als wir schliesslich auf Seehöhe ankommen klettert das Thermometer auf über 40 Grad. Wir folgen nun dem See und sind erstaunt, wie viele Menschen hier in dieser Wüste leben, wobei der Begriff “viele“ natürlich relativ zu nehmen ist. Der See ist so salzhaltig, dass er nur begrenzt zur Wasserversorgung genutzt werden kann. Darum finden sich in der von Frischwasserquellen gespiesenen Oase von Loiyangalani dann um so mehr Menschen. Wir sind überrascht wie gross der Ort ist und natürlich haben wir auch hier Verbindung mit unseren Handys. Wir fahren auf den hübschen Palm Shade Campingplatz wo wir uns auf den Rasen unter etwas Schatten spendenden Bäumen stellen können. Jetzt gibt es erst einmal ein Bier, das es hier im Camp sogar einigermassen kühl und günstig gibt. Ausserdem kaufen wir für Fr. 1.25 einen Tilapia Fisch, der für uns gleich noch filettiert wird. Isabella macht den Fisch in der bewährten Fisch-Panade zusammen mit Broccoli und Salzkartoffeln, die mit etwas Butter übergossen werden. Bei immer noch 35 Grad können wir natürlich draussen essen und Moskitos sind auch keine in Sicht. Eine Israeli, die schon länger hier im Camp ist und viele Leute im Ort kennt, hat auf ihren heutigen Geburtstag viele Turkanas eingeladen. Die tanzen auf dem Platz des Camps ihre traditionellen Tänze, die an diesem Abend sicher keine Touristenshow sind. Wir werden von der Israeli aufgefordert mitzutanzen, aber nur Armgard und Isabella machen eine Weile mit. Am späteren Abend sitzen alle vom Konvoi noch etwas draussen, wo es nun kräftig windet. Jeden Abend stürzen Fallwinde vom östlich gelegenen Mount Kulal über Loiyangalani herein. Draussen kühlt das etwas unsere erhitzten Körper, aber zum schlafen wird es wohl etwas unangenehm warm bleiben im MGD.

Donnerstag, 03.02.2011 – Loiyangalani

Der Wecker piepst heute ... gar nicht. So schön! Und dies obwohl wir auch am Morgen noch über 31 Grad in unserer Wohnung messen. Der Wind bläst weiter stark und wir können uns gar nicht mehr vorstellen wie es hier ohne ist. Draussen bei den anderen, die schon vor uns auf den Beinen sind, genehmigen wir uns wie gewohnt erst einmal zwei Kaffees. Die Franzosen wären heute gerne schon weitergefahren, doch die Österreicher und wir haben ihnen einen Ruhetag abgerungen. Richtig ruhen tun wir dann aber doch nicht, denn es gibt, vor allem in einer solchen staubigen Umgebung, immer etwas zu tun. Isabella macht alleine das volle Waschprogramm, während Thomas dies und das erledigt. Kurz vor Mittag ist der Hunger so gross, dass wir schnell ein kaltes Plättchen verdrücken. Und der Wind bläst weiterhin wie wenn es immer so sein müsste. Am späteren Nachmittag machen sich Thomas, die Franzosen und Erich auf einen Spaziergang an den See. Jetzt sollte es eigentlich nicht mehr so heiss sein, aber der etwas kühlende Wind hat natürlich genau jetzt abgestellt. Sie spazieren zum See hinunter und werden dabei von einem penetrant überflüssigen Einheimischen, der sich einen Verdienst ausrechnet, begleitet. Sie versuchen ihn so gut es geht zu ignorieren, aber er bleibt wie eine Klette an ihnen hängen. Bei einer kleinen Bootswerft, in der gerade ein Boot gebaut wird, kommt dann die grosse Show. Es sei fotografiert worden und die Besitzer verlangten nun fünfhundert Schillinge dafür. Später betet er der Gruppe vor, dass er dieses Geld bezahlt habe um sie vor der Polizei oder Schlimmerem zu bewahren. Man glaubt ihm natürlich jedes Wort... Zurück im Palm Shade Camp ist Isabella immer noch am krampfen und Thomas hat schon fast ein schlechtes Gewissen. Doch sie hat sich schon an einem kühlen Bier gelabt, was Thomas natürlich schleunigst nachholt. Das Nachtessen ist auch heute wieder recht aufwändig, ein Beef Stroganoff gibt es nicht gratis. Wir können es auch heute draussen geniessen, wo der Wind mit Einbruch der Dunkelheit wieder kräftig eingesetzt hat.

Freitag, 04.02.2011 – Hurran Hurra

Der Wind bläst die ganze Nacht wie verrückt und macht in den Palmen einen Riesenkrach. Es ist fast schon erstaunlich, dass wir deshalb und wegen der weiterhin grossen Wärme am Morgen nicht gerädert sind. Da wir die nächste Etappe durch ein Buschcamp unterbrechen wollen, können wir auch heute fast ausschlafen. Um viertel vor zehn Uhr, nach einer letzten, schnellen Dusche, geht es los. Wir folgen zunächst der Hauptpiste die Richtung North Horr führt. Dort wo der See etwas nach Westen abknickt steigen wir über ein steiniges Pistenstück auf ein wüstenhaftes Plateau. Wir kommen nicht schlecht vorwärts und machen in einem trockenen Flussbett unter einigen Akazien unsere Mittagsrast. Einige Kilometer später biegt eine kleinere Piste nach Norden ab, die als Abkürzung North Horr rechts liegen lässt. Hier ist die Piste oft extrem staubig und je nach Fahrtrichtung werden wir immer wieder von unserem eigenen Sandstaub eingenebelt. Vegetation gibt es hier so gut wie keine mehr, links und rechts von uns dominiert die Farbe Braun der weiten Geröllfelder. Hier treffen wir auch auf keinen Menschen mehr und nur ganz selten sehen wir mal ein Kamel oder einige Ziegen. Nach rund 35 Kilometern Abkürzung treffen wir wieder auf die Hauptpiste, die von North Horr herkommt und zum Sibiloi Nationalpark führt. Es geht weiterhin staubig zu und her und kurz vor Hurran Hurra sehen wir eine grosse Kamelherde. Bald darauf treffen wir auf den Brunnen von Hurran Hurra, in dem tatsächlich offenes Wasser steht. Jetzt ist ausser einem alten Mann zwar niemand hier, aber jemand muss die Tränken für die Tiere mit Wasser gefüllt haben und die grosse Kamelherde von vorhin muss hier vor kurzem wohl getrunken haben. Wir wollen die Nacht hier verbringen und stellen uns auf ein kleines Plateau direkt oberhalb des Brunnens hin. Zuerst putzen wir innen und aussen noch etwas Staub weg, aber dann gibt’s endlich das verdiente, kühle Bier. Auch hier bläst der Wind, doch das hindert uns nicht daran, eine von den Franzosen organisierte, improvisierte Runde Boule zu spielen, die die Frauen gegen die Männer haushoch gewinnen. Wir haben bereits damit begonnen, einen Wurst-/Käsesalat zuzubereiten, der dann im Nu fertig ist. Nebenbei kochen wir noch gut fünf Liter Tee, denn unser Flüssigkeitsbedarf hat sich hier in der trockenen, heissen Luft mehr als verdoppelt. Wir geniessen noch kurz den mondlosen, glitzernden Sternenhimmel, bevor wir alle schlafen gehen. Alle? Nicht ganz alle. In einer kleinen Wohnung namens MGD schimmert noch ein Weilchen ein Licht.

Samstag, 05.02.2011 – Sibiloi Nationalpark

Man merkt, dass es hier ein wenig landeinwärts vom Turkanasee nachts bereits etwas kühler wird. Michèle meldet, dass ihr Thermometer frühmorgens noch 22 Grad angezeigt habe und auch in unserem Schlafzimmer war es diese Nacht vier Grad kühler. Wir müssen auch heute nicht pressieren, denn wir sollten die siebzig Kilometer bis zum Sibiloi Nationalpark eigentlich locker schaffen. Am Brunnen tut sich heute nichts und so bleiben die Egyptian Vulture von gestern, eine Geierart, der tierische Höhepunkt unseres Aufenthaltes hier. Es geht weiter über Stock und Stein, aber es ist meistens weniger staubig als gestern. Selten sehen wir mal eine Ziegenherde und einige Kamele, Menschen sind noch seltener. An Wildtieren begegnen uns einzig zwei Dikdiks. Mittagspause machen wir wieder in einem Flussbett, diesmal in einem richtig grossen. Wir begnügen uns mit einer Passionsfrucht und einem Kaffee, wir wollen dann ja am Abend wieder richtig essen. Nach dieser Pause nehmen wir noch die restlichen Kilometer bis zum Parkeingang unter die Räder und sehen hier nahe am Park auch wieder mehr Menschen mit ihren Nutztieren, sprich Ziegen und Kamelen. Die Franzosen möchten gerne am See übernachten. Ein Reisender im JJ’s in Nairobi hat ihnen erzählt, dass das gratis möglich sei, aber unsere diesbezügliche Skepsis wird bestärkt, als die Ranger den normalen Tarif von fünfzehn Dollar pro Person verlangen. Es gibt lange Diskussionen und Rückfragen mit ihren Vorgesetzten, aber vorerst führt alles zu nichts. Schliesslich ergibt sich der Kompromiss, dass wir im Guesthouse des Nationalpark-Hauptquartiers für ungefähr den halben Preis pro Person übernachten können. So fahren wir die knapp zehn Kilometer hin und sehen unterwegs so viele Gerenuk wie noch nie, Grant Antilopen, Hartebeest, Strausse und auch Zebras. Sie sind zwar etwas weit entfernt, übertreffen aber unsere aufgrund von Berichten anderer Reisender tiefen Erwartungen bei weitem. Das Hauptquartier ist einige Hundert Meter vom Seeufer entfernt und dort sind viele der vorhin genannten Tiere jetzt gerade am Trinken. Später sehen wir neben Wasservögeln auch noch Krokodile und überraschenderweise sogar Flusspferde, die wie Wale Fontänen blasen. Es ist heiss wie immer, hier sind es wieder mindestens vierzig Grad, und auch der Wind bläst weiterhin volles Rohr. Wir können das kühle Bier aus unserem Kühlschrank im Gästehaus geniessen und anschliessend gibt’s eine fast so erfrischende Dusche im Haus. Inzwischen ist die Sonne im See versunken und wir machen uns daran ein gemeinsames Fischmahl zu bereiten. Federführend sind Armgard und Estelle, die Schwiegertochter in spe von Michèle und Eric. Wir steuern eine grosse Pfanne Reis bei und der Fischeintopf schmeckt wirklich lecker, so dass sowohl Fisch, wie auch Reis restlos weggeputzt werden. Bis alles wieder abgewaschen ist haben alle etwas mitgeholfen, also ein rundum gelungenes Gemeinschaftswerk.

Sonntag, 06.02.2011 – Sibiloi Nationalpark

Heute stehen wir noch eine halbe Stunde früher als sonst auf, damit wir sicher nicht zu spät sind. Wir essen im MGD Zmorge, wobei es nur für die Bären Honig gibt, denn Brot ist keines mehr da. Es sind schon verschiedene Tiere unterwegs zum See um zu trinken und im Wasser hören und sehen wir Hippos. Wir wollen zuerst den versteinerten Wald besuchen und die Piste dorthin sieht nicht aus, wie wenn sie neulich benützt worden wäre. Heute fahren wir voraus und schon bald erreichen wir ein trockenes Flussbett das durchquert werden muss. Bis zur Ausfahrt, die leicht schräg versetzt ist, haben wir keine Probleme, aber dann beginnen die Vorderräder seitlich zu schieben und die Hinterräder, vor allem das rechte, graben sich ein. Guter Rat ist hier nicht teuer. Die Sandbleche kommen vom Dach runter vor die Räder und wir lassen noch mehr Luft aus den Reifen. Alle helfen bei der Aktion und nach einer guten halben Stunde sind wir wieder flott und auf festem Boden. Auch bei den beiden anderen Fahrzeugen wird vorsichtshalber noch ein wenig mehr Luft aus den Reifen gelassen. So gibt es für sie keine Probleme und auch Obelix schafft mit weniger Luft in den Reifen das kurz darauf folgende noch breitere Bachbett. Schliesslich kommen wir zum Petrified Forest und sehen auf dem Weg dorthin eine Hyäne die ziemlich eilig unterwegs ist. Vielleicht ist es dieselbe, die wir gestern abend gehört haben. Der Wald ist nichts Weltbewegendes, wir haben schon Eindrücklicheres gesehen. Aber vom etwas erhöhten Standort haben wir eine gute Aussicht. Wir sehen auch von hier aus das eine oder andere Wildtier, aber vor allem sehen wir viele, grosse Ziegenherden. Wie war das jetzt genau mit dem Nationalpark für den wir Eintritt bezahlen mussten...? Es geht schon gegen Mittag als wir weiter Richtung Kobi Fora fahren, wir zwischen den Franzosen und den Österreichern. Bei einer Abzweigung warten wir, bis Armgard und Erich aufgeschlossen haben und fahren dann weiter. Kurz darauf haben wir sie schon wieder verloren, wir warten einige Minuten. Die Franzosen sind bereits weitergefahren, aber wir entschliessen uns umzukehren um zu schauen, wo die Österreicher denn geblieben sind. Nach wenigen hundert Metern kommen uns die beiden auch schon entgegen. Erich, der Hobby-Geologe hat einige Steine entdeckt und mit dem Hammer bearbeitet. Wenn wir das gewusst hätten... In Kobi Fora machen wir Mittagsrast. Hier wurden vor Jahren Skelette von Vorfahren des Menschen gefunden und der Park ist darum auch Unesco Weltkulturerbe. Es gibt ein kleines Museum, das die anderen nach der Pause besuchen wollen. Wir haben keine Lust darauf und fahren bereits weiter, nun dem See entlang, denn wir sind ja sowieso die Langsamsten. Die Strecke bewältigen wir problemlos, auch wenn sie nicht ganz ohne kleine Herausforderungen ist. Auf jeden Fall möchten wir hier nicht fahren müssen, wenn es auch nur eine Spur von feucht ist. Nach eineinhalb Stunden haben uns unsere Reisepartner eingeholt, und weitere anderthalb Stunden später und nach der Durchquerung eines letzten, breiten, sandigen Bachbettes erreichen wir die Tafel, die die nördliche Parkgrenze bezeichnet. Wir beschliessen hier ein Buschcamp aufzuschlagen und beginnen mit der Vorbereitung des Abendessens. Wir haben alle noch Fisch von gestern, den Armgard für die deutschsprachigen unter uns in unserer Bratpfanne kocht. Im Gegenzug gibt’s unseren bewährten Teigwarensalat als Beilage. Armgard bringt die Fische mit Butter und Öl erstklassig hin, es ist ein Genuss. Abschliessend offeriert Erich noch einen feinen Dessert. Es sind in Alkohol eingelegte Früchte, die unter dem treffenden Namen “drunken fruits“ laufen. Wir geniessen sie unter dem unendlichen Sternenhimmel.

Montag, 07.02.2011 – Turmi

In der Nacht kühlt es wieder angenehm ab. Wir schlafen gut, aber zu kurz, denn der Wecker geht wieder um sechs Uhr. Immerhin sind wir so schon vor der abgemachten Abfahrtszeit um acht Uhr startklar. Als erstes müssen wir die 13km bis nach Ileret hinter uns bringen, was unter dem wolkenlosen Himmel keine Sache ist. In Ileret gibt es keinen Zoll und keine Immigration, einzig die Polizei trägt uns in ihr grosses Buch ein. Das ist eine kurze und schmerzlose Prozedur, während der Isabella im MGD noch ein letztes Mal E-Mails über das Handynetz auf unseren PC lädt. Die Strecke von Ileret bis zur Piste, die Turmi mit Omorate verbindet gilt als der schwierigste Teil der ganzen Turkanastrecke und darum reduzieren wir noch einmal den Druck in Obelix’ Reifen. Es geht gleich mal durch ein breites Flussbett, aber die Durchfahrt ist schon ziemlich festgefahren und darum überhaupt kein Problem. Bedenken haben wir wegen steilen Flussbettein- und -ausfahrten, aber nur einmal stellt sich dieses Problem mit einer allerdings nicht sehr hohen Ausfahrtskante. Die beiden anderen Fahrzeuge unseres Konvois, die vorausfahren, halten an um zu schauen, ob und wie Obelix die Stelle meistert. Natürlich macht er das bravourös, wohl zur grossen Erleichterung der anderen. Wir bringen die Strecke bis zur Grenze schneller als erwartet hinter uns. Wo die Grenze genau verläuft wissen wir allerdings nur dank unseres GPS, denn es gibt keinen Zaun, keine Tafel, rein gar nichts.

Zur Fotogalerie von Kenia