Kamerun

Sonntag, 17.08.2008 – Maroua

Wenige Meter nach der nigerianischen Barriere steht die kamerunische, aber es ist weit und breit nichts von einem Zollgebäude zu sehen. Der Töfffahrer will uns in eine Seitenstrasse lotsen, aber wir haben keine Lust dazu und stellen uns erst mal vor die Barriere. Der Lotse wird zum Taxi und bringt Thomas zur Polizei wiederum mitten im Ort, nur diesmal auf kamerunischem Boden. Der Beamte schreibt wie üblich alles auf und stempelt die Pässe, total problemlos. Er organisiert auch jemanden, der die Barriere in etwa 200m Entfernung öffnet, während Thomas vor der Polizei noch rasch die restlichen Naira in zentralafrikanische CFA wechselt. Inzwischen hat Isabella bei der Schranke herausgefunden, dass sie gar nicht verschlossen ist, denn als ein Junge daran herumturnt fällt sie einfach zu Boden. Als schliesslich der losgeschickte Mann kommt um die Barriere “aufzuschliessen“ denkt Isabella, dass der sie nun richtig abschliessen will, denn er manipuliert am nicht richtig vorgehängten Schloss herum. Thomas kommt von der Rekognoszierung zurück: Der Platz links am LKW vorbei muss für Obelix reichen So aber nicht! Ob der gute Mann sie versteht als sie ihm sagt, dass dies nun gar keinen Sinn macht? Ihre Gesten scheinen aber zu wirken und er öffnet die Schranke tatsächlich. Damit er es sich nicht noch anders überlegt macht sie sich gerade daran sich ans Steuer von Obelix zu setzen und durchzufahren als Thomas mit dem Taxi zurück kommt. Geschäftige Furt in Banki Der Töfffahrer fährt ungefragt wieder voraus und biegt in einen Weg ab, den wir sicher nicht genommen hätten. Wir folgen ihm und stehen kurze Zeit später vor einem Sattelschlepper, der mitten im Ort in einem Schlammloch steckt. Wir kommen knapp daran vorbei und es geht weiter über eine sehr “belebte“ Furt und an vielen weiteren LKWs vorbei bis zum Ortsausgang zum Zoll. Hier werden die Carnets in einem dunkeln, etwa 100m zurückversetzten Gebäude ebenso problemlos gestempelt. Es ist sogar der erste Beamte überhaupt auf dieser Reise, der das Carnet wirklich korrekt ausfüllt. Es ist immer ein grosser Vorteil, wenn die Beamten weit weg von Obelix sitzen, denn sie werden sich nie aus ihren Schreibstuben erheben um sich die Fahrzeuge, speziell Asterix, anzuschauen. Glitschige Piste nach Mora Nachdem wir noch eine kleine Lastwagenblockade ausgesessen und den Lotsen für seine Dienste entlöhnt haben begeben wir uns auf die kleine Piste mit ihren vielen Schlaglöchern. Es ist aber ganz klar eine Allwetterpiste; ein beruhigender Anblick, denn es ist gehörig dunkel geworden und in Fahrtrichtung sehen wir, dass es dort kräftig giesst. Unheimlich schöne, aber auch beunruhigende Wolkenbilder Nach kurzer Zeit sind wir in der Waschküche und die Piste ist teilweise sehr glitschig, aber langsam, langsam geht’s eigentlich problemlos voran. Kurz nach fünf Uhr erreichen wir schliesslich Mora, die erste Stadt, die am Nord-Süd Asphaltband liegt: Geschafft! Wir entschliessen uns noch die 55km bis nach Maroua, der grössten Stadt im Norden von Kamerun, unter die Räder zu nehmen, nicht zuletzt weil die Teerstrasse gut sein soll. Das entpuppt sich allerdings als Irrtum, denn es wechseln sich geflickte Stücke mit miserablen Abschnitten alle paar hundert Meter ab. Viel Wasser nach den heftigen Niederschlägen Auch hier gibt es einige Kontrollen, aber nur ein Beamter will alle Papiere sehen, sogar die Versicherung, die wir für Kamerun noch nicht haben. Wir strecken ihm die alte, zuletzt in Nigeria gültige Versicherung hin und er ist tatsächlich damit zufrieden. Schwein gehabt... Es wird hier auch wieder früher Nacht, so dass wir schon bald im Dunkeln fahren, etwas, das in Afrika eigentlich absolut tabu ist. Die Teerstrasse führt uns auch nicht in die Stadt hinein sondern darum herum und plötzlich stehen wir vor einer Brücke und werden von jungen Männern angehalten. Das Restaurant im Hotel Mizao Es heisst, die Brücke sei für Lastwagen gesperrt, die müssten durch eine Furt fahren, die aber erst morgen früh wieder offen sei. Wir drehen um und suchen uns einen Weg in die Stadt. Wir folgen einem Schild, das uns zum Hotel Mizao führt, bei dem wir fragen, ob wir auf ihrem Parkplatz stehen können. Der Deal, den Thomas aushandelt, ist schliesslich: Im Restaurant zu Abend essen plus 5’000 CFA Parkgebühr. Nicht gerade billig, aber es ist bereits acht Uhr abends und wir sind beide müde. Zur Begrüssung im Restaurant rennt uns erst mal eine Maus über den Weg, aber das Essen ist gut und vor allem Isabella rühmt ihren “Capitaine“, den bekannten Binnenlandfisch. Zum Glück herrscht im angrenzenden Nachtclub Ruhe, so dass wir nach dem Essen sofort ins Land der Träume entfliehen können.

Montag, 18.08.2008 – Maroua

Die frühmorgendliche Putzequippe bei Obelix an der Arbeit Morgens um halb sechs Uhr werden wir an unserem 20. Hochzeitstag etwas früh und unsanft geweckt. Als wir nachschauen was los ist trauen wir unseren Augen nicht: Zwei Angestellte haben gerade damit begonnen Obelix mit Wasser abzuspritzen und zu waschen... Erst haben wir Angst, dass sie uns in die Fenster spritzen, merken aber bald, dass dem nicht so ist. Nun überlegen wir uns, was wichtiger ist: Weiterschlafen oder ein wenigstens teilweise wieder sauberer Obelix. Wir entscheiden uns für Variante zwei und nehmen mal an, dass dies einfach zum Service dieses Hotels gehobeneren Standards gehört. Nach einer halben Stunde ist der Spuck vorbei und wir holen den Schlaf nach. Dass das Hotel eines der besseren am Platz sein muss merken wir auch als am späteren Vormittag ein Konvoi, angeführt von einem Pick-up mit schwer bewaffneten Soldaten, gefolgt von neuen, teuren Geländewagen und begleitet von einem Fahrzeug des Fernsehens, im Hotelhof einfährt. Wir vermuten hochrangige Regierungsmitglieder auf Dienstreise. Allee aus Neembäumen mit für Obelix eher tief hängenden Ästen Wir hingegen begeben uns auf eine kurze Reise durch die Stadt auf der Suche nach einer neuen Bleibe, in der wir wieder einmal duschen können. Wir fahren durch eine lange Allee mit Neembäumen, kommen dann am Markt vorbei und fahren zur katholischen Mission bei der unauffälligen Kathedrale direkt am Kaliao Fluss. Der Fluss führt zwar dank der Regenzeit Wasser, allerdings nicht sehr viel und wir sehen Leute darin stehend sich und ihre Wäsche waschen. Wir dürfen uns in der Mission in den Hof stellen und stärken uns erst einmal mit einigen tunesischen Datteln, die wir in Lomé für ein Heidengeld erstanden haben. Dann machen wir uns auf den Weg in die Stadt und natürlich brauen sich wieder dunkle Wolken zusammen. Es gibt auch hier schon viele Geldautomaten und die Geldbeschaffung gestaltet sich problemlos. Dann beginnt es auch schon zu regnen und wir bewegen uns von Vordach zu Laubengang vorwärts auf der Suche nach einem Internetkaffee um endlich wieder einmal Mails herunter zu laden. Wir finden eines und während wir uns installieren beginnt es draussen richtig zu giessen. Thomas wollte eigentlich los gehen um für Obelix eine neue Versicherung abzuschliessen, aber nun braucht er sich nicht mehr zu beeilen und kann die Mails gleich mitlesen. Schliesslich hört der Niederschlag wieder auf und Thomas geht. Als er unterwegs ist beginnt es aber wieder zu gewittern und er muss, nachdem er schon ziemlich nass geworden ist, für eine halbe Stunde unter einem Vordach Schutz suchen. Die zweite Versicherung bietet die Haftpflicht für eine vernünftige Prämie an und Obelix ist ab morgen wieder voll legal unterwegs. Der Agent und vor allem seine Vorgesetzte können es fast nicht glauben, dass wir aus der Schweiz bis nach Kamerun gefahren sind und weiter nach Südafrika fahren wollen. Es wird ein richtig gemütliches Verkaufsgespräch und es gibt sogar einen Kaffee. Die überflutete Strasse vor dem “Cyber“ Für Asterix wollen wir uns eine eigene Versicherungsbestätigung am Laptop basteln, das muss für die wenigen Kilometer, die er fährt vorläufig genügen. Zurück bei Isabella, die wie immer fleissig bereits wieder mit dem Upload unserer Homepage begonnen hat, wird schnell klar, dass es für sie mit ihren Laufschuhen keinen trockenen Weg aus dem “Cyber“ gibt, denn die Strassen und Gassen sind mindestens knöcheltief überflutet. Ausserdem macht der Regen der Verbindung zu schaffen und überhaupt ist es Zeit zum Gehen. Draussen gibt es nur eine Lösung: Thomas nimmt Isabella sehr zum Gaudi der einheimischen Passanten Huckepack, denn er hat Sandalen an, die eh schon nass sind. Das offizielle Foto zum 20. Hochzeitstag Allerdings entpuppt sich der Gunten auf der Strasse als tiefer denn erwartet, so dass Thomas’ Hosen, trotz hochkrempeln, nass werden. Never mind... Wir gehen zurück zur Mission, wegen des Wassers auf einigen Umwegen. Der Kaliao Fluss ist inzwischen ein richtiger Fluss geworden, der nun, innert weniger Stunden, sein ganzes Bett eingenommen hat. Nach dem Duschen stossen wir mit Schaumwein endlich auf unseren Jubeltag an, und um es gemütlich zu haben verzichten wir auf ein aufwändiges Geköch und geniessen statt dessen den vorbereiteten Guacamole-Dip mit feinen Corn-Chips. Der historische Augenblick muss natürlich auf einem Föteli festgehalten werden und wir benötigen den halben Abend bis wir ein anständiges Foto im Kasten haben...

Dienstag, 19.08.2008 – Maroua

In der Nacht schüttet es wieder wie aus Kübeln und es hört erst am frühen Vormittag auf. Einige Eisvögel necken uns mit ihren Rufen: wir können sie zwar hören, bis auf eine Ausnahme aber nicht sehen. Obelix in der Katholischen Mission am Kaliao Fluss Unsere Homepage nimmt uns den ganzen Vormittag in Anspruch und am frühen Nachmittag geht’s wieder ins Internetkaffee um das Ergebnis zu publizieren. Isabella macht mit dem Upload dort weiter wo sie gestern stehen geblieben ist und Thomas sieht nach, ob noch etwas Geld auf der Seite ist um weiter zu reisen. Nach dem er alle Informationen die er braucht gefunden hat lässt er Isabella alleine zurück und macht auf dem Markt einige kleine Einkäufe. Leider gelingt es uns wegen der miserablen, langsamen Leitungen wieder einmal nicht, in vier Stunden einige Dutzend Fotos rauf zu laden, so dass wir die Berichte und Fotos von Togo und Benin noch nicht freigeben können. Schade und etwas frustrierend... Trockenen Fusses und im letzten Tageslicht gehen wir zurück zur Mission und machen uns einen Salat Matmata. Wir haben uns entschieden, angesichts des vielen Regens der in den letzten Tagen gefallen ist, nicht in die Mandara-Berge im Westen von Maroua zu fahren. Die Pisten, die durch diese Berge führen, sind schon in der Trockenzeit eher mühsam zu befahren. Statt dessen wollen wir morgen wieder ein Stück Richtung Süden ziehen.

Mittwoch, 20.08.2008 – Baila

“Kopierläden“ auf der Strasse in Maroua Unser nächstes Ziel, der Lac Lagdo, ist gegen 300km entfernt, eine weite Strecke, wenn die Strasse so löchrig bleibt wie sie bisher war. So entscheiden wir uns diese Etappe in zwei Teile aufzuteilen und dafür am Vormittag nochmals einen Versuch mit unserem Homepage-Upload zu wagen. Landschaft kurz nach Maroua In einem in der Nähe liegenden Schuppen trauen wir unseren Augen nicht: Ein Bild ist in rekordverdächtigen 7.5 Sekunden raufgeladen. Gestern dauerte es bis zu 10 Minuten pro Bild... Aber irgendwann beginnt irgendwer im Laden intensiv Zeugs runterzuladen und wir bringen es tatsächlich nicht zu Stande die noch verbleibenden kleinen Files zum Server zu schicken. In der Nähe von Bidzar zwischen Maroua und Garoua Internet kann ganz schön frustrierend sein... Wir gehen zurück in die Mission, räumen zusammen und fahren los. Auf unserem Weg sollten wir noch am, gemäss Reiseführer, schnellsten Internetkaffee der Stadt vorbei kommen, aber es ist natürlich längst für immer geschlossen. In der Nähe finden wir noch ein anderes und –HALLELUJA– wir schaffen es tatsächlich unsere Aktualisierung in einer halben Stunde abzuschliessen. Inzwischen ist es 13 Uhr und wir machen uns nun tatsächlich auf Richtung Garoua. Strassenrenovation südlich von Figuil Wir haben schönes Wetter und die Sonne leuchtet in die grünen Flächen, von denen wir annehmen, dass sie nur dank der Regenzeit so aussehen. Die Strasse ist zwar eng aber in gutem Zustand, fast alle Löcher sind geflickt. Das ändert sich schlagartig nach der ersten Zahlstelle, an der wir den Einheitspreis von 500 CFA bezahlen müssen. Ab hier ist wieder einmal ein Schlagloch-Slalom angesagt, der sowohl für den Fahrer wie auch die Beifahrerin wegen der Rüttelei ziemlich anstrengend ist. Obwohl wir meistens durch flaches Gelände fahren ist die Landschaft recht interessant, denn immer wieder kommen wir an Hügeln vorbei oder sehen Berge in der Ferne. Unser Strassenbauer-Camp Nach Figuil steht ein Schild, das vom Projekt der “Rehabilitierung“ der Strasse von Figuil nach Garoua kündet. Vorerst merken wir noch nicht viel davon, die Strasse ist löchrig wie eh und je. Wir spotten schon, dass da wohl das Schild aufgestellt, das Geld von der EU kassiert und dann nichts mehr gemacht wurde, als wir auf den Beginn der Baustelle, einen schönen neuen Strassenkoffer, treffen. Viele ungebetene Gäste in unserem Haus, zum Glück stechen sie wenigstens nicht Wir fahren an Dutzenden von Strassenbaumaschinen vorbei, die aber bereits Feierabend haben. Wir halten schon seit längerem nach einem Bushcamp Ausschau, als wir einen riesigen Kiesplatz, der wohl zum Strassenbau gehört, entdecken. Es stehen nur zwei Fahrzeuge dort und wir fahren kurz entschlossen hin. Der Nachtwächter ist bereits da und meint wir könnten problemlos hier übernachten. Sehr schön! Da er nichts zu essen dabei hat kochen wir eine extra grosse Portion Kartoffel-Gemüse-Eintopf und geben ihm einen schönen Teller davon ab. Mal sehen wie es ihm morgen nach dem ungewohnten Mahl gehen wird.

Donnerstag, 21.08.2008 – Lagdo

Blüte der Baumwollpflanze Der Nachtwächter wird schon früh von einem Lastwagen abgeholt, er scheint unsere Kochkünste also gut überstanden zu haben. Wir stehen auch auf und während wir beim Frühstück sind kommt eine Serie von Lastwagen, die je eine Ladung Kies hinkippen. Nachdem wir dann abfahrbereit sind, gehen wir noch zu einer Familie, die im angrenzenden Baumwollfeld arbeitet. Wir wollen uns die Pflanze, die wir unterwegs schon so oft gesehen haben, mal von Nahem anschauen. Landwirtschaft mit Baumwolle und Hirse Wir unterhalten uns kurz und machen uns dann auf nach Garoua und weiter zum Lagdo-Stausee. Erst müssen wir noch auf einer “Deviation“ dahinrumpeln, können dann aber für einig Dutzend Kilometer bis nach Garoua das schöne neue Asphaltband geniessen. In der Stadt gehen wir zum Markt, auf dem wir Gemüse kaufen, aber keine einzige Frucht finden. Zufälligerweise treffen wir auf der Strasse auf einen Jungen der auf seiner Schubkarre noch einige Bananen zu verkaufen hat. Zufahrt zur Lagon Bleu Nachdem wir auch noch unseren zweiten Dieseltank gefüllt haben fahren wir weiter über den Bénoué-Fluss zur Abzweigung zum Stausee, der genau diesen Fluss einige Kilometer flussaufwärts staut. Von der Abzweigung geht es langsam über eine zwar intakte Bitumendecke, die aber sehr uneben ist, bis nach Lagdo, wo wir durch das langgestreckte Dorf bis zur Lagon Bleu fahren. Lagon Bleu Um dorthin zu gelangen muss Isabella einmal sogar aufs MGD-Dach steigen um ein Strom-Kabel hochzuheben, während Thomas vorsichtig durchfährt. Das Hotel ist wunderbar auf einer kleine Anhöhe am Stausee gelegen. Wir haben schon verschiedentlich gehört, dass die Anlage etwas vernachlässigt ist seit sie verkauft wurde und dieser Eindruck bestätigt sich. Am Abend als wir duschen wollen sind nur noch die Nachtwächter da, die einige Mühe haben, für uns einen Zimmerschlüssel aufzutreiben. Das Zimmer selbst ist aber schön gemacht und sauber, einzig etwas mehr Wasser könnte aus der Brause kommen. Wenn das Wetter einigermassen mitmacht wollen wir morgen einen Waschtag einlegen, unser “Wäschekorb“ ist randvoll.

Freitag, 22.08.2008 – Lagdo

Waschtag im Paradies, Lagon Bleu Spät in der Nacht beginnt es kräftig zu regnen und als wir erwachen denken wir schon, dass es wohl nichts wird mit dem Waschen. Beim Aufstehen ist es dann aber schon fast vorbei mit dem Regen und der Himmel wird langsam heller. Na, dann versuchen wir unser Glück nach dem Frühstück... Der Tag wird tatsächlich so schön sonnig, dass sich Isabella beim Wäsche aufhängen sogar einen Sonnenbrand holt: Anfängerin... Als wir einmal nachsehen, wie es dem Klappvelo in der Alukiste auf dem Fahrerhaus geht, erleben wir eine böse Überraschung. Idyllischer Lagdo-Stausee Das kleine Teil des Rahmens beim Hinterrad, das den Wechsler hält, ist glatt weggebrochen. Wir müssen uns das in Yaoundé mal genauer anschauen, aber gebrochenes Alu zu flicken wird nicht einfach sein. Abendstimmung am Lagdo-Stausee Ansonsten wird der Tag von einem stimmungsvollen, farbigen Sonnenuntergang gekrönt. Die Lage des Lagon Bleu hier am See ist wirklich wunderschön, es ist friedlich und ruhig. Wenn die Anlage nur besser gepflegt wäre: Als wir im zugewiesenen Bungalow duschen wollen ist es bereits dunkel und das Licht geht nicht. Natürlich ist wieder niemand mehr da vom Hotel und der Nachtwächter muss die Suppe auslöffeln. Beim nächsten Bungalow geht das Licht ebenfalls nicht, und der folgende hat weder Strom noch Wasser. Schliesslich erhalten wir den selben Schlüssel wie gestern, und siehe da: alles funktioniert.

Samstag, 23.08.2008 – Lagdo

Obelix sitzt fest, was nun? Heute haben wir uns eine rechte Strecke bis nach Ngaoundéré, mehr als 200km, vorgenommen. Isabella geht bis zum Ausgang zu Fuss und macht ein paar Fotos von Obelix. Sozusagen beim Ausgang, nach rund 250m Fahrstrecke, schwups, sitzen wir auf dem hinteren Differential, die Hinterräder sind im weichen Grund eingesunken. Es sieht fast ein bisschen wie in Tunesien aus. Der erste Befreiungsversuch ist fehlgeschlagen Der Unterschied ist, dass hier auf dem Weg auch noch Wasser fliesst, was das nun folgende Schaufeln auch nicht einfacher macht. Wir machen die hinteren Räder etwas frei und legen einige Steine davor und sind guten Mutes wieder frei zu kommen, da die Vorderräder noch gute Traktion haben. Der Versuch misslingt aber und wir sitzen tiefer fest als zuvor. Während Isabella Drainagen legt, damit das Wasser schön abfliessen kann, liegt Thomas unter Obelix und schaufelt das hintere Differential wieder frei. Einige Jungen aus der Umgebung helfen etwas mit. Als wir kurz davor stehen einen neuen Versuch zu starten, kommt ein Mann vom Hotel und meint, wir würden es selber nie schaffen. Ein Gewitter zieht auf Im Dorf hätten sie einen Lastwagen, der könne uns ganz einfach herausziehen. Thomas geht mit einem Töff-Taxi ins Dorf und sieht unterwegs noch einige weiche Stellen, die ihm Sorgen machen. Er kommt mit einem weiteren Mann zurück, der sich die Sache ansehen soll. Der meint es sollte gehen, und wir verhandeln den hohen Preis. Es bleibt teuer und wir vereinbaren dafür, dass darin auch die Wiederinstandsetzung der Zufahrt zum Hotel eingeschlossen ist. Da wir schon beim Handeln sind findet auch der Töfffahrer, er habe einen fantastischen Lohn zu gut. Wir halbieren seine Vorstellungen und er versucht mangels Wechselgeld noch etwas herauszuschinden. “Hong-Hong“, das chinesische Ungeheuer Da hat er die Rechnung aber ohne Isabella gemacht, die ihn mit ihrem bösen Blick bedroht. Schliesslich ziehen die beiden ab und versprechen mit dem Camion und vier Leuten wieder zu kommen. Es kommt aber gar nichts ausser einem schönen Gewitter. Das haben wir gerade noch gebraucht.. Schliesslich tauchen zwei mit Schaufeln bewaffnete Arbeiter im Regen auf und beginnen zu graben. Viel Rauch für nichts Nachdem der Regen wieder aufgehört hat kommt sogar auch noch der Lastwagen, ein blaues, rauchendes Ungeheuer chinesischer Provenienz. Nun kann ja nichts mehr schief gehen! Wir hängen an und versuchen es, aber der Lastwagen hat nicht genug Traktion und Obelix gräbt sich nochmals tiefer ein. Die Tagesbilanz: Obelix sitzt tiefer im Schlamm denn je Jetzt sind wieder die Arbeiter gefragt, einer von ihnen kriecht unter Obelix und legt das Differential wieder frei. Aber es nützt alles nichts, auch der nächste Versuch scheitert. Inzwischen ist es Abend geworden und heute schaffen wir es sicher nicht mehr. Bis um neun Uhr werden wir morgen draussen sein, verspricht der eine. Sein Wort in Gottes Ohr! Alle gehen nach Hause und wir verkriechen uns im schiefen MGD. Wir mögen heute nicht mehr kochen und begnügen uns mit Bier und Chips und etwas vorigem Avocado-Dip. Wir gehen früh schlafen, denn die Arbeiter wollen morgen um sechs Uhr wieder da sein.

Sonntag, 24.08.2008 – Lagdo

Leider nicht nur ein schlechter Traum: Obelix sitzt fest In der Nacht hört es Thomas aufs Dach tröpfeln. Er ist ja sonst nicht sehr fleissig mit Beten, aber für einmal bittet er den lieben Gott es doch für heute mit den wenigen Tropfen bewenden zu lassen. Tatsächlich hört es kurz darauf wieder auf. Am Morgen haben wir den Wecker auf fünf Uhr gestellt, damit wir bereit sind wenn die Arbeiter in einer Stunde kommen. Schliesslich trudeln die zwei von gestern aber erst um sieben ein. Beim ersten Bergeversuch bewegt sich Obelix überhaupt nicht Sie legen sich wieder voll ins Zeug, oder besser gesagt in den Dreck, denn unter Obelix ist eine Badewanne entstanden. Später kommen auch noch der Chauffeur des Lastwagens und ein Vorarbeiter, die sich ebenfalls rein knien, ein Begriff den man durchaus wörtlich nehmen kann. Sie arbeiten mit dem Wagenheber um Steine unter die Räder legen zu können. Isabella’s Füsse: Keine Tatoo’s, nur Schmutz und Blasen und das schon am Mittag Leider machen sie ihren Vorsatz nur beim leichter zu hebenden linken Hinterrad richtig wahr, die Vorderräder werden nur etwas freigeschaufelt. Ein erster Versuch Obelix mit dem chinesischen Ungeheuer herauszuziehen bringt nach Stunden der Arbeit überhaupt nichts. Na dann muss wohl das hintere Differential doch freigeschaufelt werden. Von Zeit zu Zeit kommen immer wieder verschiedenen Personen mit dem Motorrad angerauscht, wir vermuten, dass es Notabeln aus dem Dorf sind, die sich das Malheur anschauen wollen. ...und Obelix bewegt sich doch... Man wünscht uns allenthalben “bon courage“ und hat Mitleid mit unserer “souffrance“. Beim nächsten Versuch bewegen wir uns tatsächlich um einen Meter und es sieht gar nicht schlecht aus. Das rechte Hinterrad, das bisher am tiefsten im Dreck steckte, ist nun aus seinem Loch heraus, dafür steckt sein Partner auf der linken Seite genau so tief drin. Wieder ist Differential freilegen angesagt. “Katastrophentourismus“ Beim nächsten Versuch schaffen wir nochmals einen Meter, nun stehen wir aber vor allem mit den Vorderrädern an, die Vorderachse steckt jetzt im Dreck. Zwischendurch versuchen sie es mit einem 5-Tonnen Kettenzug, der an einem günstig gelegenen Baum verankert wird. Die Kette spannt sich und sie können das Kettenrad kaum mehr bewegen, ohne dass Obelix auch nur einen Wank macht. Das war wohl nichts. Inzwischen ist es bereits halb sechs Uhr abends geworden und wir machen einen letzten Versuch mit dem Lastwagen. Amandé versucht sich am Kettenzug Ausser dass Obelix, trotz aller eingelegten Sperren, wie wild mit allen Rädern spult, bewegt sich gar nichts und für heute ist es vorbei. Unserer Ansicht nach sollte nun unbedingt eine richtige Drainage gemacht werden, damit alles Wasser unter dem Fahrzeug abfliessen kann. Unsere Arbeiter machen dann allerdings nur etwas halbbatziges und wir selber mögen auch nicht mehr. Die Tagesbilanz: Das Schlammloch wird tiefer und grösser Wir packen unsere Sachen wieder ein, waschen uns etwas, denn heute haben wir selber viel geschaufelt, und machen uns nach einem wohlverdienten kühlen Bier, das in kürzester Zeit in unseren Kehlen verdunstet, an den Znacht. Wir müssen unbedingt Kohlenhydrate bunkern, da wir heute noch nicht viel schlaues gegessen haben und damit wir morgen wieder an die Säcke mögen. Wir machen einen grossen Topf Tomatenspaghetti, den wir restlos wegputzen. Kurz darauf sinken wir müde ins Bett, das heute genauso schräg wie gestern ist, heute allerdings mit dem Kopf nach unten. Und hoffentlich bleibt es trocken...

Montag, 25.08.2008 – Lagdo

Dabei wäre es so schön am Lagdo-See... Heute kommen die Arbeiter erst um halb acht, und sie versprechen, dass heute keine halben Sachen mehr gemacht werden, sondern dass das Fahrzeug überall sauber freigelegt und dann mit grossen Ästen eine schöne Strasse gemacht wird, die festen Untergrund bietet. Das Freilegen ist auch bitter nötig, denn dank der fehlenden richtigen Drainage ist Obelix bis zu allen möglichen Auflageflächen schön mit Sand eingeschwemmt. Thomas, Mamadou und Amandé an der Arbeit Der Arbeiter, der meist das Heft in der Hand hält, macht mit seiner Machete erst mal einige kleinere Bäume zu Kleinholz, die er später für den “Strassenbau“ benötigt. Am Mittag kommt Isabella auf die Idee, sie könnte eigentlich schon den Pastasalat für heute Abend vorbereiten. Dabei macht sich auch gleich noch eine kräftigende Bouillon mit Buchstaben für den Zmittag. Zum Glück haben wir gestern Abend auch eine extra grosse Portion Tee gemacht, denn wir schwitzen bei der Arbeit ungemein. Bis in den frühen Nachmittag ist also schaufeln angesagt und wir sind meist zu viert am Werk. Plötzlich fragt der eine Arbeiter ob wir ihnen nicht 1’000 CFA für ihr Essen hätten. Wir sind eigentlich nicht der Meinung, dass wir nebst dem versprochenen Geld für die Arbeit auch sonst noch für ihr Wohl sorgen müssen. Ein geflickter Reifen des chinesischen Lastwagens Profil? Was für ein Profil? Es stellt sich aber bald heraus, dass es gar nicht um das Essen geht, sondern um generell mehr Geld für ihre Arbeit. Offensichtlich haben sie sich im Aufwand etwas getäuscht und nicht damit gerechnet, zwei volle Tage schaufeln zu müssen. Uns haut es aber fast aus den Socken, als er nun mehr als das doppelte der abgemachten Pauschale dafür fordert. Es folgt eine längere, wie immer fruchtlose, Diskussion, nach der wir das in Aussicht gestellte Entgelt leicht erhöhen, sonst könnten sie gleich gehen. Sie arbeiten dann weiter, so nach dem Motto: So oder so lassen wir euch nicht im Stich. Klar ist aber auch, dass es sicherlich weitere Diskussionen geben wird. Nachdem auch sie etwas gegessen haben arbeiten sie weiter, erst wird der Rest unter dem Fahrzeug freigelegt und anschliessend mit den Ästen die Rampe gebaut. Plötzlich pressiert es aber und der Lastwagen, der uns ziehen soll, wird in Position gefahren. Das Resultat des Bergeversuchs von vorne... Zusätzlich tritt ein gestern schon kurz anwesender junger Wichtigtuer wieder auf den Plan, der alles viel besser weiss, aber nichts wirklich kann. Gestern wollte er mit 50 Leuten kommen um Obelix anzuheben... Wieder einmal ist die Arbeit nicht richtig fertig gemacht, denn vor dem rechten Hinterrad haben sie entgegen ihren eigenen Plänen keine Hölzer gelegt. Erst nachdem Thomas sie ziemlich deutlich darauf hinweist wird das noch, husch husch, nachgeholt. Wieder fährt das blaue Qualmmonster in Position, es ist nun späterer Nachmittag. Beim zweiten Zug bewegt sich Obelix und es geht einen Meter vorwärts, bevor er sich bedrohlich auf die linke Seite neigt und an der vom graben entstandenen Seitenwand ansteht. Na super! ...und von hinten Nun sitzen wir tiefer in der Tinte als je zu vor. Wir sind offensichtlich links mit dem Vorderrad von der Rampe gerutscht und vor dem Hinterrad wurden schlicht zu wenig Holz eingetragen. Die Seitenneigung beträgt schätzungsweise 30 Grad, es ist also absolut unmöglich noch in unserem MGD zu wohnen und diese Position werden wir heute garantiert nicht mehr verbessern können... Richtig sauer werden wir, als der ältere der beiden findet, nun sollten wir ihnen ihr verdientes Geld geben, denn sie hätten ja jetzt ihre Arbeit erledigt. Schliesslich sei dies unsere Schuld, wenn Thomas nur in die richtig Richtung gelenkt hätte, wäre das gar nicht passiert. Das Küchentuch hängt tatsächlich senkrecht... Davon, dass man im Schlamm automatisch dorthin fährt wo man hingezogen wird, hat er wohl noch nie etwas gehört. Isabella wird richtig, wirklich richtig wütend und kann sich kaum halten. Wir sagen ihm, dass er jetzt sicher kein Geld erhalten werde, er aber morgen wiederkommen solle, wenn wir vielleicht schlauer sind als gerade jetzt. Der jüngere der beiden meint, dass hier wohl nur noch der Pneukran des Kraftwerkes wirklich helfen könne. Der junge Wichtigtuer soll Thomas dorthin fahren, was er natürlich nicht macht, sondern er bringt ihn zum gerade beim Fussballmatch weilenden Patron der Camions. Der schnappt sich ein Moped und fährt mit Thomas los. Natürlich fährt auch er nicht dorthin wo Thomas will, erst muss er noch zweimal insistieren bis wir endlich beim Eingang des Kraftwerkes sind. Der Chef dort hört sich die Sache an und sie besichtigen zusammen den betagten Kran. Es stellt sich heraus, dass ein Pneu kaputt ist... Immerhin will er einen Augenschein nehmen und wir fahren zum Ort des Geschehens. Im unfreiwilligen Exil: Unser Hotelzimmer Dort sieht er sich das Malheur an und verspricht, wenn möglich den Pneu zu wechseln und den Kran zu schicken. Der Lastwagenbesitzer oder -verwalter verspricht wieder Arbeiter zu organisieren, die die linke Seite freilegen. Wir werden also sehen was passiert... Sicher ist, dass wir die erste Nacht seit unserer Abreise Ende Dezember 2007 nicht im MGD verbringen werden. Zum Glück sind wir ja immer noch auf dem Hotelgrund, ein Zimmer nicht weit. Wir hätten nicht gedacht, dass wir das Zimmer Nummer 2, in dem wir jeweils geduscht hatten und das offensichtlich eines der wenigen ist, in dem fast alles funktioniert, nochmals wiedersehen werden. Wir nehmen zwei Bier mit aufs Zimmer und verdrücken unseren, von Isabella in weiser Voraussicht (?), bereits gemachten Pastasalat.

Dienstag, 26.08.2008 – Lagdo

Spuren der Arbeit: Isabellas Kleider Die Nacht wird wie erwartet nicht wirklich erholsam. Da die Klimaanlage nur bläst aber nicht kühlt wird vor allem Thomas von Moskitos geplagt und wir müssen uns zum Schlafen mit “Anti-Brumm“ einsprayen. Thomas studiert die halbe Nacht, was wir wohl sinnvolles mit dem Kran anstellen könnten, und das Bett ist natürlich eine Katastrophe. Es wird aber trotzdem Morgen und wir gehen ohne Frühstück zurück zu Obelix. Leider immer noch kein schlechter Traum: Obelix sitzt schief fest Hier ist noch absolute Ruhe, niemand ist hier. Am Vormittag kommen dann die beiden Arbeiter, Amandé und Mamadou wieder, um zu schauen ob es nun Geld oder Arbeit oder beides gibt. Eigentlich müssten sie vom Camioneur ja wissen, dass es weiter geht, aber Schaufeln und Pickel haben sie trotzdem nicht mitgebracht und müssen diese erst holen gehen. Wir telefonieren inzwischen mit MAN in Otelfingen in der Schweiz um herauszufinden, wo wir mit dem Kran, ohne Schaden anzurichten, überhaupt angreifen könnten. Auch von hinten sieht es nicht besser aus... Die Auskünfte sind nicht sehr ermutigend, es gibt nur sehr beschränkte Möglichkeiten. Wir rufen auch noch unseren ehemaligen Nachbarn Martin an, der sehr intensiv mit Lastwagen zu tun hat. Er mahnt uns vor allem bei dieser Schräglage nur sehr vorsichtig und an den richtigen Punkten anzuheben, da sonst sehr schnell die Gefahr besteht, dass das Fahrzeug kippt. Nach diesen Auskünften ist uns klar, dass wir für den Kran sicher keine Verwendung haben bevor nicht das Fahrzeug mittels graben wieder in eine stabile, horizontale Lage gebracht wird. Der Kran wird aber auch nicht kommen, da mit Pneuwechsel noch gar nichts ist. Das rechte, hintere Rad wir freigeschaufelt um es abzusenken Die Arbeiter werden also angewiesen, unter dem Fahrzeug genug Platz zu schaffen, damit wir anschliessend das hoch stehende rechte Hinterrad bis in eine tiefe Lage abgraben können. Der ältere der beiden verspricht uns, dass wir heute Abend wieder im MGD werden schlafen können. Dieses Versprechen, wie fast jede konkrete Aussage, wird mit dem Ausspruch “wenn Gott will“ erweitert, was ausgedeutscht nichts weiter heisst als: “ohne jegliche Haftung“... Wir werden sehen. Es ist wieder eine anstrengende Büetz für die zwei, aber manchmal wird Isabella fast wahnsinnig wenn, sie alle zwei Minuten wieder etwas plaudern und sich ausruhen. Thomas macht eine kleine Atempause Besonders ärgerlich ist es, wenn wieder ein paar “Katastrophentouristen“ auf dem Motorrad vorbeikommen und unsere Arbeiter versäumen. Wir versuchen ihnen beizubringen, dass wir für den Besuch von Sehenswürdigkeiten in ihrem Land Eintritt zu bezahlen hätten und deshalb ab sofort bei uns ebenfalls eine 1’000 CFA Gebühr fällig wird. Sie finden das zwar witzig, wir glauben aber nicht, dass sie uns wirklich verstehen. Am frühen Nachmittag, nachdem die Arbeiter die Erde unter den Rädern entfernt haben und sich die Wohnkabine etwas absenkt sind sie zufrieden und wollen für heute Feierabend machen. Die Tagesbilanz: Es geht nicht viel Wir müssen sie erst darauf aufmerksam machen, dass das MGD immer noch nicht bewohnbar ist, was sie mit einem ungläubigen Staunen quittieren. Sie machen sich daraufhin unter Zuhilfenahme des Wagenhebers nochmals an die Arbeit, und haben nach einem weiteren Erfolg endgültig genug für heute, ohne dass wir aber tatsächlich wieder hier wohnen könnten. Schade um die vergebene Chance, aber genau so funktioniert Afrika! Da sie nicht den ganzen Tag gearbeitet haben ziehen wir ihnen einwenig vom abgemachten Lohn ab und erstaunlicherweise reklamieren sie nicht einmal. Ob da doch irgendwie eine Einsicht ist? Der Camion-Patron bringt noch einen Mann von der Firma, zu welcher gestern alle Thomas bringen wollten. Die haben einen grossen fast 1’000PS starken Radbagger und mit dem werden wir, ruck-zuck, draussen sein. Skeptischer Blick beim Feierabendbier Wahrscheinlich genau so, wie wir schon vor drei Tagen hätten ruck-zuck draussen sein sollen... Ausserdem kostet der Radbagger über 50 Franken in der Stunde, kein Preis für den wir ihn einfach einen Tag herumstehen lassen können. Wir feilschen etwas um den Preis aber der Mann muss erst Rücksprache nehmen. Wir ziehen derweil wieder ins Hotel, genehmigen uns ein Bier, duschen und essen den Rest des Pastasalates. Gleichzeitig geht ein Gewitter über uns hinweg und später gibt es nochmals einen Schauer. Wir hoffen, dass die Grabungsarbeiten heute nicht wieder für die Katz waren und die neue Badewanne nicht wieder mit Sand zugeschwemmt wird. Wie hatte Amandé heute so schön gesagt: Die nächsten drei Tage wird es nicht regnen, wenn Gott es so will...

Mittwoch, 27.08.2008 – Lagdo

Diesmal haben wir zwar ein kleineres Zimmer, aber fast alles funktioniert darin und wir schlafen etwas besser. Allerdings nur bis fünf Uhr morgens, dann beginnt es zu regnen, was der Himmel hergibt. Es will nicht mehr aufhören und wir sind uns sicher, dass die Arbeit von gestern für die Katz war. Auch die Chance, Obelix wieder schön waagrecht zu bringen ist damit vertan. Was allerdings noch schlimmer ist: Die Badewanne, in der Obelix steht, wird mit Wasser und Geschiebe gefüllt sein und wir dürfen gar nicht daran denken welche Staukästen alle unter Wasser stehen. Ein scheuer Blick aus der Ferne: Obelix ist noch nicht ganz in der Badewanne verschwunden Soviel wissen wir inzwischen: Wirklich dicht sind diese Alukästen nicht, vor allem der Kasten mit den Starterbatterien, der uns schon länger Sorgen macht dürfte tief im Sumpf sein. Sorgen über Sorgen. Nach vier Stunden hört der Regen endlich auf und wir machen uns auf, nachdem Isabella uns beiden Beruhigungstropfen verabreicht hat, einen Augenschein zu nehmen. Auf den ersten Blick sieht es weniger schlimm aus als befürchtet, aber im grossen Ganzen stehen wir wieder bei Null. Wie wir nicht anders erwartet haben ist kein Arbeiter da. Wir gehen zurück zum Bungalow und am späten Vormittag taucht Amandé auf um uns mitzuteilen, dass erst das Wasser zurückgehen müsse, bevor sie morgen weiterarbeiten könnten. Hütten auf dem Weg nach Lagdo Wir räumen dann wieder das Zimmer und beschliessen ins Dorf Lagdo zu gehen, da wir dringend Mineralwasser benötigen. Ausserdem gehen uns langsam die CFA aus und wir wollen herausfinden, wie wir am einfachsten ins 60km entfernte Garoua gelangen können, wo wir Geldautomaten anzutreffen hoffen. Im Dorf treffen wir auf Amandé, der sich gerade die Schuhe putzen lässt und mit dem selben Bauhelm herumstolziert, mit dem er am Vormittag bei uns aufgetaucht ist. Den muss er sich wohl mit dem Geld, das er gestern von uns gekriegt hat, gekauft haben. Dabei jammert er uns immer von seiner Frau und den sechs Kindern vor, für die er Essen kaufen muss... Wir versuchen einen privaten PW als Taxi anzuheuern, den Preis von 20’000 CFA nach Garoua und zurück finden wir dann aber doch zu happig. Als gerade ein Taxi-Brousse auftaucht, das nach Garoua fahren würde, handeln wir mit dem Fahrer den Deal aus, dass er uns für 10’000 CFA nonstop dorthin bringt, wartet bis wir unsere Geschäfte erledigt haben, und uns als normale Taxigäste für je 1’000 CFA wieder zurückbringt. Erst prügelt er das arme Minibüschen mit rund 70 Sachen über die miserable Teerstrasse, die für Obelix mit rund 40Km/h kaum erträglich war. Dann fahren wir konstant mit neunzig bis hundert auf der Hauptstrasse Richtung Norden, Dorf hin oder her. Da schaut selbst sein Helfer ab und zu kritisch drein und einzig betonierte Bodenschwellen können ihn bremsen. In Garoua gibt es tatsächlich Geldautomaten und wir können wieder etwas aufatmen. Es gelingt uns sogar noch schnell Mineralwasser und Brot zu kaufen, bevor das Büschen voll ist und es zurück nach Lagdo geht. Isabella gebrandmarkt: Der Töffauspuff hat seinen Abdruck hinterlassen Auf dem Rückweg staunen wir nicht schlecht, als der Fahrer bei jedem der vier Kontrollpunkte kurz nach Garoua anhält und mit Geld zu den Beamten geht. Wir waren auf der Durchfahrt mit Obelix einfach durchgefahren... Küchenarbeit unter erschwerten Bedingungen: Thomas’ Begeisterung hält sich in Grenzen Zurück in Lagdo schnappen wir uns ein Moto-Taxi, das uns zwei, die zwölf Flaschen Mineral und zehn Baguette über die üble Piste zu Obelix bringt. Beim Aufsteigen verbrennt sich Isabella den Unterschenkel ganz übel am Auspuff. Brauchen wir denn das auch noch? Als wir uns im Hotel ein kühles Bier genehmigen wollen ist der Kühlschrank der Bar leider leer, die Angestellten sitzen mit einem Gast vor den letzten Flaschen. Na ja, auch das passt ja irgendwie hierher. Wir haben uns, nach einem kurzen Probeliegen von Isabella, entschlossen die Nacht im rund 10 Grad geneigten MGD zu verbringen. Es ist zwar etwas umständlich, aber wir bringen einen Tomaten/Thonsalat zustande. Zum Glück haben wir einen klappbaren Tisch und können so die Teller am halboffenen Tisch anstellen und brauchen sie nicht in der Hand zu halten. Und dank unserem wie im Segelschiff aufgehängten Kochherd können wir sogar Tee kochen. Diese Einrichtung wollten wir eigentlich schon wieder ausbauen lassen, da wir sie für völlig nutzlos hielten...

Donnerstag, 28.08.2008 – Lagdo

Der Morgen danach: Obelix mit Sand eingeschwemmt Wir erwachen mitten in der Nacht, denn um uns herum plätschert das Wasser und immer wieder hören wir, wie Sand und/oder Erde von der Böschung ins Wasser rutscht. Nachdem das Oberflächenwasser vom Regen von gestern eigentlich abgeflossen ist, gibt nun der Hang rechterhand von uns sein gespeichertes Wasser ab und sandet uns doch noch komplett ein. Der Staukasten mit dem Generator ist praktisch nicht mehr sichtbar und auch der Starterbatteriekasten ist noch einmal tiefer im Schlamm versunken. Als um halb acht, statt wie abgemacht um sieben, unsere zwei Arbeiter da sind gibt es nur einen Auftrag: Eine möglichst tiefe Drainage zu legen, damit so wenig Wasser wie möglich unter dem Fahrzeug liegen bleibt. Die Drainage funktioniert, das Wasser fliesst ab Der vermeintlich einfache Auftrag ist ihnen aber gar nicht so einfach beizubringen. Während Isabella mindestens alle 5 Minuten (kein Witz!) den Auftrag wiederholen muss und aufpasst, dass sie wirklich die Drainage so legen wie wir das wollen, fährt Thomas mit einem Motorrad-Taxi zum Unternehmen, das den starken Schaufelradbagger hat, denn irgendwie müssen wir die linke Seite anheben um Obelix wieder flott zu kriegen. Das Unternehmen entpuppt sich als eine Kiesfirma und als Thomas ankommt brennt in einer Hütte gerade irgend etwas fast ab, was grosse Hektik auslöst. Thomas spricht mit dem Mann, der bei uns schon einmal einen Augenschein genommen hat und erörtert mit ihm die Möglichkeiten, um mit dem Bagger bei Obelix an der Felge anzusetzen. Schliesslich will der verantwortliche Manager am Platz, dass der Mann erst noch mal einen Augenschein nehmen soll. So fahren Thomas und er zurück ins Lagon Bleu, wo die Drainage gerade vor der Öffnung steht. Als der Damm bricht fliesst das Wasser ab, dass es eine Freude ist. Eine der unzähligen Arbeitspausen Unsere beiden Arbeiter können’s beinahe nicht glauben, dass es funktioniert... Der gute Mann der Kiesfirma meint, dass er wohl kein passendes Kabel habe, um durch die Löcher der Felge zu ziehen und so verblasst leider auch diese Option. Mit dem Fleiss unserer zwei Arbeiter sind wir heute gar nicht zufrieden, vor allem Mamadou, der kleinere, jüngere der beiden steht fast nur herum. Nachdem die Drainage gegraben ist, sollen sie Steine suchen, ein Unterfangen, das ewig dauert: Alle 30 Minuten einen Stein herbringen ist nicht wirklich das was wir unter Arbeiten verstehen. Kurze Zeit später taucht der Chef des Kraftwerkes auf und fragt, was wir hier denn noch machen würden. Der Lastwagen-Mann sei nie zu ihm gekommen. Dabei wäre es so schön am Lagdo-See... oder hatten wie das schon mal? Aha, der wollte Thomas ja auch nie ins Kraftwerk fahren, sondern das Geschäft seinem eigenen Kollegen mit dem Radbagger zuhalten. Mister Inoua verspricht mit dem Cheftechniker in Kürze wieder zu kommen. Inzwischen schaufeln unsere zwei eher lustlos weiter und sind froh, immer wieder Besuch zu bekommen um einwenig zu plaudern. Einmal lassen sie sogar einen Jungen für sich arbeiten, was Thomas ziemlich schnell unterbindet. Als die Kraftwerkleute zurück kommen, meint der Techniker, dass ihr Kran schon sehr altersschwach sei. Dafür hätten sie aber sehr starke Seilwinden, mit denen man vielleicht etwas machen könne. Aus dem Weg wird ein Bachbett Sie geben uns noch einen Kontakt zur grossen Strassenbaufirma, der wir nördlich von Garoua begegnet sind, vielleicht könnten die uns noch helfen. Es ist nun Mittag und wir schicken die Arbeiter nach Hause, da wir erst weitere Abklärungen mit den Strassenbauern treffen wollen. Als wir ihnen den Lohn für den halben Tag geben sind sie nicht zufrieden und es gibt wieder grosse Diskussionen. Isabella platzt der Kragen, vor allem auch als ihnen Thomas doch wieder mehr gibt, auch wenn nicht ganz so viel wie gefordert. Als die zwei abgezogen sind fährt Thomas wieder mit einem Moto-Taxi ins Dorf um eine lokale Telefonkarte zu kaufen, vielleicht müssen wir hier ja noch öfter telefonieren. Als er zurückkommt stellt sich heraus, dass er sich eine bereits gebrauchte, fast leere Karte hat aufschwatzen lassen. Zum Glück hat er auch noch gleich zwei Scratch-Cards gekauft, so dass wir doch noch telefonieren können. Die Anfrage bei den Strassenbauern ergibt noch nichts Konkretes und wir fragen uns was wir nun morgen machen sollen. Isabella hat inzwischen den, allerdings etwas hoffnungslosen, Kampf mit dem Wasser und dem Sand wieder aufgenommen. Schweren Herzens gibt sie ihn auf und wir gehen ein Feierabendbier trinken. Wir hoffen nächste Nacht trotz Schräglage wieder etwas besser zu schlafen.

Freitag, 29.08.2008 – Lagdo

Wir sind wieder früh auf den Beinen und machen uns erneut ein reduziertes, schräglagentauglichen Frühstück. Gerade als wir uns aus dem MGD begeben ist Mamadou bereits mit dem Werkzeug da, von Amandé ist allerdings noch nichts zu sehen. Der sei eines der chinesischen Monster bergen helfen gegangen. Der Tag fängt ja gut an, auch wenn Isabella die beiden eigentlich am liebsten gar nicht mehr sehen möchte. Kurze Zeit später taucht der Ältere schliesslich doch noch auf. Sie sollen erst mal unsere in den sechs Tagen entstandenen Erdhaufen in eine gewisse Entfernung umlagern, damit wir Platz für den neuen Sand von unter dem Fahrzeug haben. Dies ist etwas, das sie nicht begreifen können, denn sie wollen unbedingt am Fahrzeug arbeiten. Weiter im Süden zieht gerade eine hässliche Regenfront über den See und die abziehenden Nachtwächter des Hotels sind felsenfest davon überzeugt, dass sie in Kürze hier sein wird. Nur Mamadou meint, das sie uns nicht beelenden wird. Die Wetterprognosen unserer zwei haben sich aber bisher als nicht sehr treffsicher herausgestellt. Wir haben uns entschieden, den Spatz in der Hand zu nehmen, statt auf die Taube auf dem Dach zu warten. Vom Strassenbauunternehmen haben wir nichts mehr gehört, und da das Wetter immer noch trocken ist, wollen wir heute die Leute vom Elektrizitätswerk hinzuziehen. Den Chef erreichen wir am Handy aber nicht, darum macht sich Thomas erst mal auf den Weg zur MAG, dem Kieswerk. Klar ist, dass wir auf jeden Fall viele Steine, mehr als bei der Lagon Bleu herumliegen, benötigen. Isabella versucht derweil durch exemplarisches Schaufeln als Vorbild unsere zwei “Angestellten“ bei guter Arbeitslaune zu halten... Der “Hong-Hong“ bringt Steine Unterwegs kommt Thomas bei einem der Eingänge zum Kraftwerk vorbei und bittet die Wache doch schnell den Chef anzurufen. Der bekräftigt noch einmal, dass er uns gerne helfen wolle und bittet Thomas zu sich ins Büro. Schliesslich meldet sich ein höherer Angestellter mit einem Stück Papier in der Hand bei ihm, offensichtlich mit dem Auftrag des Chefs. Er sammelt sieben Arbeiter ein und wir fahren zurück zu Isabella und Obelix und unseren zwei Spezies, wo vor allem erstere wie wild am Schaufeln ist um letzteren zu zeigen was sie unter arbeiten versteht. Die delegierten Arbeiter legen dann ebenfalls los, die Hoffnung steigt. Die Steine benötigen wir aber immer noch und diesmal begibt sich Isabella mit auf den Weg. Mit diesen Steinen bauen wir uns eine Strasse Thomas versucht inzwischen, dass die Arbeiter vor Ort ihrem Auftrag nachkommen, aber bald schon stellt sich das typische afrikanische Stilleben ein: Einer tut etwas und sechs schauen ihm zu. Unsere Achtung vor Amandé und Mamadou steigt wieder, auch wenn sie in den letzten zwei Tagen einen ziemlichen Durchhänger hatten. Die Steinrampe ist gebaut Irgendwann kommt auch Isabella wieder zurück und etwas später taucht ein blauer, Rauch speiender chinesischer Drachen auf, der uns die Ladung Steine für etwa 40 Franken bringt. Jetzt kommt wieder etwas mehr Schwung in die Baustelle, es wird eine schöne Rampe mit den Steinen gebaut. Dank dem harten Einsatz unserer zwei Getreuen gelingt es das linke Vorderrad aufzubocken und auch unter dieses stabilisierende Steine zu legen. Auch der Chef des Kraftwerkes taucht wieder auf und bringt sogar einen Mann aus den Ferien mit, der sich als Spezialist für Bergearbeiten entpuppt. Kapputes Rücklicht als kleiner Kollateralschaden der Grabearbeiten Der sorgt dafür, dass die Leute auch die richtigen, wichtigen Sachen machen und wir haben sofort grosses Vertrauen in ihn. Während der Arbeiten rund um Obelix geht auch unser zweites Rückfahrlicht in die Brüche und Amandé bringt es fertig, den Deckel über dem Schmutzwasserablassventil abzureissen... Wir verspüren deutlich, dass den Leuten langsam die Geduld ausgeht und sie lieber früher als später mit dem Seilzug zu ziehen beginnen möchten. Unangenehm nahe Gewitteraktivitäten Das Ansinnen, unter dem linken, hinteren Rad ebenfalls Steine zu plazieren entpuppt sich allerdings als Ding der Unmöglichkeit, zu tief sitzt das Rad im Dreck und dort, wo man den Wagenheber ansetzten müsste ist eine einzige mit braunem Wasser gefüllte Badewanne. In der Nähe sehen wir auch wieder ein heftiges Gewitter niedergehen und die Ungeduld der Leute wird immer grösser. Nachdem unser Bergespezialist meint, dass wir es auch unter diesen erschwerten Bedingungen schaffen sollten, lassen wir sie um halb vier am “Habegger“ hebeln. Obelix wird mit dem Seilzug bewegt Obelix beginnt sich tatsächlich Zentimeter um Zentimeter zu bewegen, und die Vorderräder haben wir bald auf der Steinrampe. Auch das rechte hintere Rad steigt nach einigen Schwierigkeiten auf die gelegten Steine, nur das linke Hinterrad, das auch am tiefsten liegt, schiebt die Steine einfach vor sich her. Das Resultat ist wieder eine extreme Schräglage und plötzlich schreit Isabella, das unser MGD langsam am Kippen ist. Thomas wirft sich sofort rechts auf den Unterfahrschutz und beginnt auf französisch zu schreien, dass wir am Kippen sind und sofort weitere Hände benötigen. Viele Hände helfen unser MGD vor dem Umkippen zu bewahren Es dauert einen Moment bis die Leute kapieren was los ist, aber dank der hohen Seitenmauer, auf der sie stehen können, können sie dann relativ einfach an der Dachkante dagegen drücken. Das war knapp und unser Adrenalinspiegel für einen Moment wohl über dem gesunden Limit... Irgendwann erreicht dann auch das linke Hinterrad den festen Grund und es scheint ausgestanden. Nun stellt sich nur noch die Frage ob Obelix auch wieder anspringen wird, denn der Kasten mit den Batterien war tief im Wasser, die Batterien komplett mit feinem Schlick überzogen. Geschafft!! Gott sei Dank gibt sich Obelix keine Blösse und zu unserer grossen, grossen Erleichterung haben wir nach sieben Tagen unser Schlammloch-Gefängnis verlassen. Auch die Arbeiter sind froh und einige applaudieren. Nicht hoch genug können wir heute unsere zwei “Maulwürfe“ schätzen, denn sie haben sich wahnsinnig ins Zeug gelegt. Thomas ist der Meinung, dass wir ohne sie jetzt nicht draussen wären. Genau so wahr ist allerdings Isabellas Ansicht, dass die zwei uns durch ihr dilettantisches Vorgehen mit der Aussicht auf leicht verdientes Geld erst in diese missliche Badewanne geritten haben. Follow me! Die beiden sind froh, unsere ausgesetzte Prämie für die Befreiung von Obelix doch noch kassieren zu können und zudem legen wir ihnen heute noch einen Bonus mit zum Lohn. Amandé, der das Geld entgegennimmt scheint zufrieden und teilt dies Mamadou, der sich bereits im See wäscht, lauthals mit. Die Leute vom Kraftwerk fahren uns voraus, denn wir dürfen in ihrem Gelände stehen um morgen mit dem Retablieren zu beginnen. Obelix braucht etwas Pflege und wir müssen uns die entstandenen Schäden genauer anschauen. Unser neues Domizil: vor dem Club der Cité Sonel Bis dorthin haben wir aber noch einige tückische Stellen auf der miserablen Piste mit nassem Sand zu bewältigen, vor denen sich Thomas schon seit Tagen fürchtet. Obelix passiert diese dank dem reduzierten Reifendruck aber ohne Probleme und wir stehen schon bald vor dem “Club“ des Kraftwerk-Angestellten-Dorfes, wo es kühles Bier und eine Dusche gibt. Anschliessend stossen wir auf unsere Wiedergeburt mit einer Flasche Freixnet an, die wir schon länger im Kühlschrank stehen haben, von der wir aber nicht angenommen haben, dass wir sie für solch eine Gelegenheit öffnen werden. Das Gefühl, sich im ebenen MGD wieder ganz normal bewegen und einfach eine Pfanne voll feinem Nudeln-Gemüse-Curry kochen zu können, ist unbeschreiblich!

Samstag, 30.08.2008 – Lagdo

Aussicht in die Ebene des Benoué-Flusses Auch heute können wir nicht ausschlafen, denn wir wollen zwischen acht und neun Uhr den “Directeur“ des Kraftwerkes besuchen, um förmlich unseren Dank auszusprechen. Dass wir gut daran getan haben, es gestern geschafft zu haben, merken wir um fünf Uhr in der Früh, als es wieder einmal zu regnen beginnt. Nach unserem Zmorge hört es allerdings wieder auf und wir können trockenen Fusses zur Zentrale spazieren. In seinem Büro übergeben wir Monsieur Inoua eine Prämie für seine Arbeiter und ihm selber ein Schweizer Sackmesser, denn er hat die grosszügige Hilfe ja erst möglich gemacht. Wir plaudern ein ganzes Weilchen mit ihm und schliesslich nimmt er uns noch zu einer Fahrt über die Staumauer mit. Jetzt in der Regenzeit sind alle Schleusen geöffnet um das überflüssige Wasser im See los zu werden und das nasse Gut donnert mit ungeheurer Kraft hinunter ins breite Flussbett. Nach dieser kleinen Besichtigungstour bringt er uns zurück zu Obelix, wo wir uns noch einen kleinen Kaffee gönnen, bevor wir uns bereits nach Mittag in die Arbeit stürzen. An der Kastentür kann der Höchststand des Wassers abgelesen werden Zum ersten Mal auf der Reise kommt unser Kärcher Hochdruckreiniger zum Einsatz, mit dem Thomas den ganzen Sand unter Obelix wegspült. Eine ziemlich feuchte Angelegenheit, aber das Fahrgestell wird es uns sicher danken. Isabella räumt während dessen in der Wohnkabine auf und putzt das in den letzten Tagen arg vernachlässigte und durch Dreckhände, -beine, -füsse verschmutzte Innere des MGD wieder auf Hochglanz. Der Nachmittag geht schnell vorbei aber repariert ist noch nichts. Wir räumen zusammen und nehmen eine Dusche, die vor allem Thomas bitter nötig hat. Der Sand will sich fast nicht mehr aus seinen Haaren spülen lassen. Dann ist es fast schon wieder zu spät um zu Abend zu essen, aber die tapfere Köchin mag sogar noch Reis mit unseren letzten Rüebli und Spam (= Rindfleischpastete) kochen. Eigentlich haben wir das Büchsenfleisch als eiserne Notreserve dabei, aber bisher haben wir noch keines davon gebraucht. Genau der richtige Zeitpunkt also, es einmal auszuprobieren. Dank Isabella schmeckt auch das noch toll.

Sonntag, 31.08.2008 – Lagdo

Eigentlich wollten wir heute ja etwas länger schlafen, ist ja schliesslich Sonntag. Aber bereits um zehn vor sechs beginnt vor dem Club das Frühturnen. Einige Sportler machen ihre Übungen auf dem Kiesplatz vor unserem Schlafzimmerfenster, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Hier fehlt die abgerissenen Schutzklappe des Ablassventils Um halb sieben meldet sich auch noch der Wecker, den Thomas gestern wohl in seiner Müdigkeit vergessen hat abzustellen. Honig gibt es mangels Brot wieder einmal nur für unsere Bären. Wir müssen uns mit Cerealien begnügen, die wir, angesichts der zur Neige gehenden Milchvorräte, mit aus Milchpulver angerührter Milch essen. Na ja... Die abgerissenen Schutzklappe des Ablassventils Dann geht’s an die Arbeit, es gibt viel zu tun. Als wir die Schutzklappe des Abwasserventils mittels Schrauben und Sikaflex wieder montieren wollen machen wir erst mal lange Gesichter: Die billige Kartuschen-Pistole versagt ihren Dienst, d.h. der Pistolengriff aus Blech verformt sich total und kann keine Kraft mehr auf die Kartusche abgeben. Vielleicht ist ja der Klebstoff selbst daran mit Schuld, denn die Haltbarkeit ist abgelaufen. Mittels unserer Schraubzwingen gelingt es uns dann doch noch etwas vom Kleber herauszuquetschen und die Klappe zu montieren. So Gott will (...) wird sie halten, ansonsten werden wir es rumpeln hören wenn das Hinterrad darüber fährt. Die Welle des Mittellagers ist ausgetreten und bearbeitet den Batteriekasten Dann betrachten wir den grossen Bolzen, der sehr unschön aus dem Hilfsrahmen ragt und nicht nur am Batteriekasten sichtbare Spuren hinterlassen hat. Wir fotografieren das Teil und werden uns bei Action Mobil bei nächster Gelegenheit erkundigen, was davon zu halten ist. Der Zwischenrahmen hat uns schon einmal grossen Ärger verursacht, aber da waren wir noch in Europa und konnten das Problem beheben lassen. Als nächstes separiert Thomas den Diesel-Wasserabscheider wieder vom Luftvorratbehälter, der nach oben und in den Separfilter gedrückt wurde, während Isabella unser Bergematerial reinigt und wieder versorgt. So eine Materialauslegeordnung wie heute hatten wir bisher noch nie. Die mit Schlick überzogenen Starterbatterien Als wir gerade unter Obelix liegen kommt ein dunkel bebrillter Mercedesfahrer vorbei, der sich als Chef des Clubs vorstellt und sagt wir sollen schnell umparkieren, denn sie müssten für ein Jugendfest heute Abend einige Tische und Bänke aufstellen. Das hat uns gerade noch gefehlt! Bevor wir uns an das Dessert machen, nämlich die beiden gefluteten Staukästen zu reinigen, schicken wir uns darin und Isabella parkiert Obelix gekonnt um. Thomas baut die Starterbatterien, die total im Wasser standen und von einer Schlickschicht bedeck sind, aus und reinigt sie. Retablierungsarbeiten beim Club Erstaunlich und vor allem erfreulich, dass sie ihren Dienst weiterhin klaglos tun. Isabella wagt sich an den Schrank mit unserem Generator, der mit seinen Gummifüssen noch im Schlammbad steht. Ob auch er noch funktioniert werden wir später mal ausprobieren, denn der Tag neigt sich bereits wieder dem Ende zu und wir räumen auf. Nach der verdienten Dusche kommt ein Wächter vorbei und meint wir sollten doch etwas weiter weg parkieren, denn hier vor dem Club sei heute die ganze Nacht Fest. Auf die Frage, was denn die ganze Nacht heisse meint er ohne zu zögern bis morgen früh, eben die ganz Nacht. Na super... Wir bleiben trotzdem stehen, denn wir wollen uns im Dunkeln nicht noch irgendwo eingraben. Obwohl wir von der Schufterei geschafft sind rafft sich Isabella, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht irgend ein Fertiggericht das wir noch dabei haben zu wärmen, auf, mit Kartoffeln, Apérowürstchen, vielen Zwiebeln und Knoblauch ein provenzalisch gewürztes Gericht hinzuzaubern. Fein!

Montag, 01.09.2008 – Lagdo

Die ganze Nacht dauert bis um vier Uhr dreissig in der Früh, dann wird es ruhig. Die Musik auf der einen Seite hätte uns ja nicht einmal so gestört, hier machten wir die Schotten dicht. Auf der anderen Seite aber quatschen die Leute laut miteinander, so dass wir nicht wirklich viel Schlaf finden. Anschliessend wird noch zusammengeräumt und dann ist es auch schon Zeit für den ersten Hahn. Wir finden den Zeitpunkt von Sonntagabend für das Fest etwas sonderbar, aber vielleicht hat es etwas mit dem heute oder morgen beginnenden Ramadan zu tun. Eigentlich wollten wir heute ja nach Ngaoundéré fahren, aber Isabella plagt der Gedanken an die streunende Welle des Mittellagers, die aus dem Rahmen ragt, und wir entschliessen uns erst ein Mail mit den Bildern an Action Mobil zu schicken und deren Meinung zu erfragen, bevor wir unser Haus weiterem Risiko aussetzen. Um den Prozess zu beschleunigen telefonieren wir kurz mit Stephan Wirths und fahren dann zur Kraftwerkszentrale, wo wir den Internetanschluss benützen dürfen um das Mail zu senden. Bis wir eine erste Einschätzung erhalten fahren wir ein paar Kilometer mit Obelix und Thomas schaut sich immer wieder kurz an, ob sich die Position der Welle durch die Fahrerei verändert. Gebrochene Strebe des Hilfsrahmens Tatsächlich ist sie einmal am Batteriekasten dran, dann wieder ein, zwei Millimeter davon entfernt. Auf dem Weg zurück zum Standplatz vor dem Club fahren wir durch das Dorf Lagdo und kaufen auf dem kleinen Markt nach langer Zeit wieder mal etwas Frisches ein. Am Nachmittag erhalten wir von Stephan die nicht sehr erfreuliche Nachricht, dass wir so nicht weiterfahren sollten. Halb wieder eingeschobene Welle des Mittellagers Ausserdem erklärt er uns, wie die Reparatur in etwa vonstatten gehen soll, verspricht uns aber noch ein ausführliches Mail. Wir zwei legen uns unter das Fahrzeug um die Sache genauer zu studieren und zu verstehen. Wenn wir den Aufbau etwas schaukeln, können wir die Welle ein schönes Stück ins Lager schieben, aber irgendwann scheint sie anzustehen. Thomas fährt noch mit dem Velo zur Zentrale um das Mail mit den Anweisungen zu holen, aber unser Rettungsengel hat seinen Kommandoposten bereits verlassen. Derweil reinigt Isabella noch die Motorradgarage, deren linke Ecke auch im Wasser stand und befreit auch die restlichen Aluschranktüren vom Dreck. Dann ist dieser Tag auch schon wieder vorbei. Isabella tischt noch ein leckeres selbstgemachtes Risotto ai Funghi auf. Nach dem Essen fordert die letzte fast schlaflose Nacht ihren Tribut und Isabella nickt schon auf der Sitzgruppe ein, bevor sie sich notfallmässig ins Kabäuschen verzieht.

Dienstag, 02.09.2008 – Lagdo

Mitten in der Nacht erwacht Isabella und erinnert sich daran, dass sie ja eigentlich noch Joghurt machen wollte. Gesagt getan, und nach einer halben Stunde verkriecht sie sich wieder um weiter zu schlafen. Als wir das Joghurt zum Frühstück mit den Crisps mischen wollen stimmt die Konsistenz noch nicht wirklich, aber essen kann man es allemal. Thomas macht sich ein weiteres Mal mit dem Velo auf in die Kraftwerkszentrale, um die erwarteten Mails von Action Mobil herunterzuladen. Da es in Lagdo unmöglich scheint Brot zu kaufen, macht sich für einmal Isabella daran einen Teig zu kneten. Als Thomas mit den Mails zurückkommt verzweifelt sie gerade daran, dass der Teig immer feuchter zu werden scheint. Mit dem Wagenheber wird die Wohnkabine angehoben Es ist, wie wenn sie mit ihren schwitzenden Händen dauernd Feuchtigkeit zuführen würde. Schliesslich lassen wir den Teig wie er ist und es wird auf Teufel komm raus gebacken. Wir werden sehen was es taugt. Ab Mittag widmen wir uns unserer wandernden Welle und versuchen mit unseren bescheidenen Bordmitteln das Ding wieder rein zu kriegen. Weiter hinein will die Welle einfach nicht... Mittels des Wagenhebers, den wir auf dem Blattfederpaket über der Achse ansetzen, heben wir unsere Wohnkabine auf der rechten Seite auf das erforderliche Niveau an, können dann aber die Welle nicht mehr bewegen. Die Lösung müsste eigentlich sein, dass wir auf beiden Seiten gleichzeitig anheben, wofür wir aber einen zweiten Wagenheber bräuchten. Thomas fährt rasch ins Dorf, wo es zwar einen Wagenheber gibt, über dessen Benützungsgebühr aber erst verhandelt werden muss. Schliesslich zahlt er für eine gut zweistündige Benützung den halben Tageslohn eines unserer Arbeiter von letzter Woche. Zurück beim MGD müssen wir erst mal noch etwas mit Steinen basteln, bevor wir das grobe Teil einsetzten können. Wir können nun zwar beide Seiten gleichzeitig anheben, aber zum Erfolg führt es trotzdem nicht. Obelix vor dem “Club“ Anscheinend braucht es eben doch die rohe Gewalt eines Vorschlaghammers, um die Welle wieder einzuschlagen, aber dafür müssen wir unseren Batteriekasten aufschneiden lassen, etwas das hier nicht möglich ist. Wir kapitulieren und beschliessen vorsichtig zurück nach Garoua zu fahren, um dort das Problem zu beheben. Thomas ist müde, dreckig und verschwitzt aber der Drahtesel muss noch versorgt werden in der Garage Bevor wir das aber machen, wollen wir noch einen Retablierungstag für uns selber einlegen, denn seit bald zwei Wochen sind wir fast ununterbrochen am Malochen. Wir müssen wieder einmal einen Tag etwas anderes machen und sei es nur unsere Wäsche zu waschen.... Zum Znacht machen wir mit dem zweiten Teil der feinen Tomaten, die wir vorgestern gekauft haben einen Tomaten/Thonsalat Matmata. Und das von Isabella gebackene Brot ist zwar innen drin noch etwas klebrig, aber dafür ist die Krume schön luftig, etwas das Thomas bis jetzt nie zustande brachte. Wenigstens das Essen haben wir noch einigermassen unter Kontrolle...

Mittwoch, 03.09.2008 – Lagdo

Langsam durchschauen wir das Wetter hier in Lagdo: Immer wenn es regnet, beginnt es um zehn vor fünf Uhr am Morgen. Auch heute, mit einem kleinen Gewitter. Na ja, mal schauen was es noch wird mit dem Waschen... Als wir etwas später aufstehen ist es auch schon wieder vorbei mit dem Regen. Waschtag Heute gibt es ja wieder einmal Konfibrot zum Frühstück, schmeckt lecker das selbstgebackene Brot, und anschliessend beginnt unser Waschtag. Einige Mädchen verfolgen unsere Arbeit hautnah und interessiert, etwas später auch einige kleine Buben. Die Wäscherei ist wirklich anstrengend, denn bei unserer Schufterei wurden einige Kleider ganz schön dreckig und müssen nun kräftig gerubbelt werden. Intelligenterweise haben wir die dreckigsten Sachen gestern in unserer “Waschmaschine“ in Lauge eingelegt. Zum Glück ist uns die Sonne heute wieder wohl gesonnen, so dass das Meiste bis zum Sonnenuntergang auf unserem Stewi trocknet. Für weitere Arbeiten ist der Tag einfach zu kurz, darum ist nun nur noch duschen/essen angesagt. Wir kochen eine schön grosse Portion Spiralen, die wir mit einer Knorr Jägersauce aufpeppen. Der Appetit stimmt auf jeden Fall auch noch.

Donnerstag, 04.09.2008 – Garoua

Heute ist der Tag, an dem wir Lagdo nach tatsächlich zwei Wochen wieder verlassen. Als wir gerade am Abfahrtbereitschaft erstellen sind zieht ein Gewitter auf. Ok, manchmal regnet es also auch zu einer anderen Zeit als um fünf Uhr in der Früh. Im strömenden Regen verlassen wir den Club und fahren über den Rumpelasphalt zur Hauptstrasse, auf der wir leider in die falsche Richtung, nämlich nach Norden abbiegen müssen. Wir fahren gemütlich bis Garoua und ignorieren freundlich winkend die Aufforderung der uniformierten Strassenräuber zum Anhalten. Im beim letzten Besuch entdeckten Supermarkt können wir unsere arg dezimierten Vorräte wieder etwas aufstocken. Auf dem Markt gibt es noch etwas Gemüse und auf der Strasse kaufen wir einige Früchte. Da es heute wegen des regnerischen Tages nicht so warm ist und auch fast keine Fliegen auf dem Fleisch herum krabbeln, wagen wir es, auf der Strasse ein rechtes Stück Fleisch zu kaufen. Es schaudert uns zwar, wie der Metzger die verschiedenen Fleischteile kreuz und quer zerschneidet, aber am Schluss haben wir unser Stück sogar einigermassen dressiert. Nun müssen wir uns noch einen Platz für die Nacht suchen. Wir versuchen es erst bei der Kathedrale, wo aber niemand Entscheidungsfreudiger anzutreffen ist. Bei der Lutheranischen Mission dürfen wir uns hinstellen und der Verwalter verspricht noch einen seiner Mechaniker vorbeizuschicken um abzuklären ob der uns helfen kann. Inzwischen trinken wir mal einen Kaffee und mampfen dazu die feinen Sachen, die wir in der Boulangerie gekauft haben. Wieder einmal sind die Kinder, die um unser MGD herumschleichen und alles anfassen, ein Ärgernis. Als ein Mädchen sogar versucht die MGD Türe zu öffnen wird Isabella etwas laut. Müssen die denn nie ins Bett? Der Mechaniker kommt dann doch nicht und wir sehen morgen weiter... Wir hätten es eigentlich wissen müssen. Dafür tritt unser bewährter Fleischwolf wieder einmal in Aktion und spuckt tadelloses Hackfleisch aus. Daraus machen wir unser geliebtes Gehacktes und Hörnli, das natürlich wunderbar schmeckt.

Freitag, 05.09.2008 – Lagdo

Auch heute muss wieder der Wecker gestellt werden, aber wir sind sowieso schon wach. Auch beim Zmorge tritt langsam wieder der Alltag ein, denn wir haben nun von allem genug. Der Liter UHT-Milch kostet hier in Garoua im Supermarkt allerdings vier Franken, ein ungeheurer Luxus. Der Verwalter der Mission meldet uns beim Centre Technique Garoua an und gibt uns seinen Chauffeur als Pfadfinder mit. Das heisst, dass Isabella wieder einmal im Aufbau reisen muss, etwas das sie gar nicht liebt. Kurz vor besagtem Zentrum sind fünf Meter der Piste weggeschwemmt, es sieht ziemlich übel schlammig aus. Nein, nein, da will Thomas nach der harten Erfahrung von letzter Woche nicht reinfahren. Zum Glück gibt es noch eine zweite Zufahrt, die zwar schmäler und uneben, dafür fest ist. Als wir ins Gelände einfahren wollen müssen wir ab der festen Piste durch einen Graben fahren... und schon sitzen wir mit dem rechten Hinterrad fest. Isabella kriegt einen kleinen Anfall weil Thomas wieder einmal versucht, sich rückwärts aus der misslichen Lage zu befreien. Sofort erscheint aber der weisse Leiter der Anlage, der uns mit seinen Arbeitern gleich hilft: Zwei Schaufeln werden gebracht und wir staunen nicht schlecht, als auch noch zwei richtig stabile Sandbleche auftauchen. Obelix im “Centre Technique Garoua“ Innert kürzester Zeit sind wir wieder flott und im Gelände. Wir erklären unser Problem mit der verschobenen Welle und welche Arbeiten gemacht werden müssen, um herauszufinden, ob sie uns auch helfen können. Das scheint alles kein Problem zu sein, aber Probleme gibt’s in Afrika ja bekanntlich nie, und wenn, dann nur hinterher... Bevor wir unseren Batteriekasten aufschneiden lassen, probieren wir es aber noch einmal mit Wagenhebern, wer weiss vielleicht geht es ja jetzt. Die Welle lässt sich heute aber nicht so schön bewegen wie vor zwei Tagen, mit dem Fäustel können wir sie immerhin wieder bis zum Anschlag der Buchse einschlagen. Der Angestellte, der sich um uns kümmert, kommt auf die Idee, auch die Welle mit einem Wagenheber hineinzudrücken, einen Gedanken den wir auch schon hatten, mangels geeigneter Gerätschaft aber wieder fallen liessen. Der vorhandene “Crique“ benötigt aber zu viel Platz. Die eingeschweisste Welle des Mittellagers Sie haben aber auch noch einen hydraulisch betriebenen Zylinder, den wir mittels eines schweren Eisens am Batteriekasten ansetzen. Und tatsächlich, die Welle bewegt sich ruckweise in die Buchse. Dann aber, kurz bevor die Welle am richtigen Ort ist, geht nichts mehr. Wir verzweifeln fast, bis der Angestellte merkt, dass der Zylinder ganz ausgefahren ist. Wir setzen nochmals neu an und jetzt geht die Welle fast wie Butter in die Endlage. Freude herrscht!! Und das erst noch ganz ohne Batteriekasten aufschneiden, etwas, das wir vor allem Isabellas Widerwillen dies zu tun verdanken. Der Arbeiter schweisst dann, wie von Action Mobil empfohlen, noch eine Stahlplatte vor die Welle, damit sie hoffentlich nie mehr herausrutschen kann. Da die Werkstatt für afrikanische Verhältnisse wirklich hervorragend ausgerüstet ist und “unser“ Mann auch weiss was er macht, lassen wir auch noch unser lädiertes hinteres Schutzblech der Treppe wieder richten. Auf dem Weg nach Lagdo kurz nach Garoua Das CTG in Garoua, allem Anschein nach ein Projekt der presbyterianischen Kirche, ist eine wirklich empfehlenswerte Adresse wenn es mechanische Probleme zu beheben gibt. Um drei Uhr Nachmittags haben wir wieder zusammengepackt und sind restlos glücklich. Thomas kommt auf die etwas merkwürdige Idee, statt in Garoua zu bleiben und uns wieder von den Kindern ärgern zu lassen, zurück nach ... LAGDO ... zu fahren. Wir haben genügend Zeit, es liegt in der richtigen Richtung, es hat eine Dusche, es gibt kühles, billiges Bier und kostet erst noch nichts. Also nichts wie los, es liegt sogar noch ein kleiner Stopp in der Boulangerie und im Supermarkt drin. Die Leute in der Cité Sonel sind natürlich erstaunt uns wieder zu sehen, aber wir erklären ihnen, dass wir morgen endgültig weiter Richtung Süden ziehen. Zum Znacht gibt’s Matmata Salat (Tomaten, Thon, etc.). So langweilig, aber sooo gut! Vor allem mit dem frischen Baguette aus der Bäckerei.

Samstag, 06.09.2008 – Ngaoundéré

Die Strasse vom Kraftwerk ins Dorf Lagdo Heute herrscht absoluter Alltag, wunderbar! Aufstehen, Toilette machen, frühstücken, Abfahrbereitschaft erstellen, losfahren. Herz, was willst du mehr? Als wir durch Lagdo fahren sehen wir noch einmal Amandé, der uns lachend zuwinkt. Dorf an der Strasse von Lagdo zur Nord-Südachse Wir rumpeln einmal mehr über den Teer zur Nord-Süd-Achse und dürfen, endlich, endlich, nach links, sprich Süden abbiegen. Die Strasse erlaubt ein zügiges Tempo, es gibt praktisch keine Löcher. Isabella ist aber nicht wirklich zufrieden, wie soll man da vernünftig fotografieren können. Wir fahren erst durch flaches Gelände, nur in der Ferne sehen wir Berge. Die Gegend entlang der Strasse ist stark besiedelt, ein Dorf folgt dem anderen. Hirsefeld Zum Glück gibt es nicht wie im Senegal vor jedem von ihnen eine 50er Tafel oder eine Schwelle. Die Dörfer sind zum Teil recht gross und sie bestehen beinahe ausnahmslos aus traditionellen, strohgedeckten Lehmbauten. Angebaut wird vor allem Hirse, viel Mais und ab und zu Baumwolle. Über längere Zeit fahren wir dem Nationalpark Bénoué entlang, Tiere zu sehen gibt es aber nicht. Auf dem Adamaoua-Plateau vor Ngaoundéré Nach Wak, einige Kilometer südlich von Mbé, beginnt die Strasse zu steigen, wir klettern aus rund 400m bis auf über 1’000m auf das Adamaoua-Plateau, auf dem Ngaoundéré, unser Tagesziel liegt. Hier ist auch der nördliche Terminus der “Transcamerounais“, der Eisenbahnlinie, die den Süden Kameruns mit dem Norden verbindet. Dass es keine gute Strassenverbindung zwischen den beiden Landesteilen gibt merkt man an den grosszügigen und funktionierenden Güterumschlaggebäuden beim Bahnhof. Auf dem Adamaoua-Plateau vor Ngaoundéré Wir fahren am kleinen Markt vorbei und kaufen einige Tomaten, später im Zentrum der Stadt noch einige wenige Sachen im Supermarkt. Unterschlupf für die Nacht finden wir im “Centre Acceuil Dioecesan“ der katholischen Kirche. Hier werden wir von Sybille, einer Zürcherin, angesprochen mit der wir uns eine Weile unterhalten. Zum Nachtessen gehen wir schon relativ früh ins Zentrum. Im Restaurant “La Plazza“ sind wir heute Abend die ersten Gäste. Der charmante, libanesische Chef kümmert sich persönlich um uns. Die Karte ist vielfältig und das Restaurant strahlt eine unerwartete Klasse aus, selbst ein Kerzchen fehlt nicht auf dem Tisch. Wir bestellen wieder einmal “Capitaine“-Fisch in zwei verschiedenen Zubereitungsarten; es schmeckt ausgezeichnet. Nach langer Restaurant-Abstinenz lassen wir es uns so richtig gut gehen und bestellen auch noch flambierte Bananen zum Dessert. Und beim Libanesen gibt es natürlich auch türkischen Kaffee. Mit vollen Bäuchen tappen wir durch die in der Dunkelheit angeblich unsicheren Strassen zurück zu Obelix, wo wir heil ankommen.

Sonntag, 07.09.2008 – Garoua-Boulaï

Ngaoundéré Eigentlich wollten wir um sechs Uhr aufstehen, wir waren ja auch früh zu Bett gegangen. Mitten in der Nacht plagt Thomas dann aber etwas der Magen und erst Klosterfraumelissengeist auf Zucker und ein Fencheltee bringen Abhilfe. Durch die gestörte Nachtruhe müssen wir dann doch etwas Schlaf nachholen und erwachen erst, als der Wecker um sieben Uhr piepst. Nach langer, langer Zeit gibt’s wieder einmal ein richtiges Sonntagsfrühstück mit Eiern, nur der Zopf fehlt. Viele Sattelschlepper unterwegs auf der schmalen Pisten von Ngaoudéré nach Maiganga Wir machen uns dann zügig reisefertig, denn es liegen gut 250km Piste bis nach Garoua-Boulaï, einem Grenzort zur Zentralafrikanischen Republik, vor uns. Je nach Angaben soll es die Strecke in sich haben, vor allem während der Regenzeit. Von den drei Routen, die den Norden mit dem Süden Kameruns verbinden soll diese ganz im Osten verlaufende Piste aber die Beste sein, und alle Leute mit denen wir gesprochen haben empfahlen uns diese zu nehmen. Gleich nach Ngaoundéré hört der Asphalt sofort auf, aber die Piste ist in gutem Zustand. Auf dem Adamaoua-Plateau erreichen wir fast 1’500m Höhe Wenn uns nur nicht ganze Konvois von Sattelschleppern mit arg schwankenden Containern als Ladung auf der relativ engen Piste kreuzen würden. Die Piste führt weiter über das Adamaoua-Plateau in rund 1’000m Höhe, die Gegend ist hügelig und immer dünner besiedelt. Es gibt zwar immer noch kleine Dörfer aber wir sehen keine grossen Felder mehr. Wir kommen auf den ersten 150km bis Meiganga wirklich flott voran; offensichtlich ist die Piste, notabene die Nationalstrasse Nr. 1 von Kamerun, gut unterhalten und wir schaffen einen 40er Schnitt, für Obelix ein sehr hoher Wert, wenn er nicht auf Asphalt unterwegs ist. Ab Meiganga, für die restlichen rund 100km, ändert sich das aber sehr, so sehr, dass wir schon bald befürchten, unser Tagesziel nicht mehr zu erreichen. Die Piste ist mit Wellblech durchsetzt und Löchern übersät, unsere durchschnittliche Geschwindigkeit sinkt auf 25km/h. Ein Opfer der Piste oder eher der Fahrweise... Hier im Osten von Kamerun sind nicht sehr viele Privatfahrzeuge unterwegs, uns begegnen weiterhin vor allem Sattelschlepper und kleine Busse. Den Einfluss der Fahrweise der Chauffeure und derjenige der schlechten Piste auf die Fahrzeuge sehen wir hier deutlich: Immer wieder stehen Lastwagen defekt am Pistenrand und zwei bis drei liegen umgekippt auf der Seite. Auf der Strecke gibt es viele Kontrollen und jedesmal geht die Hand des Beamten in die Höhe um uns anzuhalten. Die Trillerpfeife, von der sie so gerne Gebrauch machen, hören wir dank der geschlossenen Fenster und des Motorgeräusches nicht. Die Piste einige Kilometer vor Garoua-Boulaï So fahren wir jeweils langsam und freundlich winkend an ihnen vorbei, wobei ihnen dann nichts anderes übrig bleibt, als selbiges zu tun, oder verdutzt hinterher zu schauen. Nur zweimal kommen wir nicht darum herum anzuhalten weil die Strasse versperrt ist, aber die Gendarme begnügen sich mit der Kontrolle der Pässe. Nach der Überquerung des Flusses Lom rund 30km vor Garoua-Boulaï beginnt der Asphalt, was uns aber nicht wirklich glücklich macht, denn es sind nur Asphaltreste, die uns eher noch langsamer vorwärts kommen lassen. Zum Glück hört dieser Mist einige Dörfer später wieder auf. Lädierte Brücke kurz vor Garoua-Boulaï Dafür treffen wir auf einen Konvoi von Tanklastzügen, die in die gleiche Richtung wie wir unterwegs sind und offensichtlich vor einer so genannten Regenbarriere angehalten wurden. Die Barriere wird aber einige Zeit nach einem Schauer gerade wieder geöffnet, so dass wir alle weiterfahren können. Regenbarrieren gibt es auf den Pisten immer wieder. Wenn es stark regnet werden diese für einige Zeit geschlossen, damit die Lastwagen die aufgeweichte Piste nicht umpflügen und zerstören. Tanklastzug-Konvoi am Ortseingang von Garoua-Boulaï Am Ortseingang von Garoua-Boulaï reihen sich die Tanklastzüge dann wieder in einer Kolonne auf und wir haben keine Lust uns hinten anzustellen. So fährt Thomas, wie dazumal beim Zoll zwischen Togo und Benin, links an ihnen vorbei, was bei den Chauffeuren gar keine Freude auslöst. Schliesslich stehen wir tatsächlich vor einer Zollschranke und viele Hände werden verworfen... Thomas erklärt, dass wir Touristen sind und nicht, wie die meisten Tanker, aus dem Tschad sondern der Schweiz kommen und dürfen deshalb gleich problemlos passieren. Wir fahren zur katholischen Mission wo wir ein Plätzchen finden. Isabella schnupft schon den ganzen Tag vor sich hin, irgendwie scheint sie sich letzte Nacht erkältet zu haben. Das Fieberthermometer meint auch noch, dass sie Fieber hat, und wir hoffen, dass es tatsächlich nur eine Erkältung ist. Angesichts dieser Umstände belassen wir es heute bei einem Dip und Crackers und verschieben die Zubereitung des Voressens auf morgen.

Montag, 08.09.2008 – Bertoua

Perfekte Teerstrasse in der Nähe von Bétaré Oya Unsere heutige Tagesetappe soll uns bis Bertoua bringen und allen unseren Informationen zu Folge auf einer guten Teerstrasse. Wir werden sehen... Der Beginn ist auf jeden Fall nicht schlecht, die Strasse ist schön breit, makelloser Teer samt Mittel- und Seitenlinie. Die Strasse führt erst durch relativ flache, savannenartige Landschaft, so dass sich Thomas fast wie auf der Autobahn fühlt und sogar den Tempomaten gefahrlos einsetzen kann. Es herrscht auffallend wenig Verkehr, es dünkt uns sogar weniger als auf der Piste gestern. Dorf zwischen Garoua-Boulaï und Bertoua Unterwegs müssen wir dreimal je rund 1.25 CHF Strassengebühr bezahlen, etwas das wir hier auf dieser Topstrasse gerne tun. Je weiter wir in den Süden kommen, desto mehr besteht die Gegend aus Wald, es ist aber natürlich kein ursprünglicher Urwald mehr. Entlang der Strassen stehen nun immer mehr Bananenstauden und überall werden Bananen am Strassenrand verkauft. Landschaft zwischen Garoua-Boulaï und Bertoua Es gibt auch heute wieder viele Kontrollen, vor allem kurz vor oder nach grösseren Ortschaften; bei den meisten fahren wir in bewährter Manier aber einfach freundlich winkend vorbei. Die Strasse bleibt auf den ganzen 250km perfekt, wir sehen nur ein einziges Loch und das auf der Gegenfahrbahn. In Bertoua kaufen wir Weniges ein, hier gäbe es auch wieder Orangen, doch der Preis von über einem Franken für fünf kleine Früchte schreckt uns ab. Wir fahren weiter zur katholischen Mission, wo wir uns wiederum hinstellen dürfen. Wir sind heute schon relativ früh am Nachmittag an unserem Ziel angekommen, so dass wir Zeit haben einen Kaffee zusammen mit den gekrömelten Süssigkeiten aus der Boulangerie, Kokosmakkrönchen und Berliner, leider ohne Füllung, zu geniessen. Heute kochen wir endlich das Voressen und das auf der Strasse gekaufte Fleisch schmeckt wirklich ganz hervorragend. Wir müssen uns wohl mehr getrauen, bei den hiesigen “Strassen-Metzgern“ einzukaufen.

Dienstag, 09.09.2008 – Ayos

In der Nacht macht sich Isabellas Erkältung mit hartnäckigem Husten bemerkbar. Bonbons schaffen Abhilfe und lassen uns beide anständig schlafen. Wir dürfen etwas für den Nachtwächter bezahlen und machen uns dann auf den Weg. Wieder einmal sind wir im Ungewissen, wie dieser Weg aussehen wird. Urwaldpiste zwischen Bertoua und Doumé Kurz nach Bertoua gabelt sich die Strasse, aber beide Wege führen nach Yaoundé. Für einmal halten wir freiwillig beim Gendarmerie-Kontrollposten um nach einer Streckenempfehlung zu fragen. Die Route, die wir uns vorgenommen haben sei die bessere, es seien aber Bauarbeiten im Gange und ausserdem nur für Fahrzeuge bis 3.5 Tonnen zugelassen. Jetzt erinnern wir uns daran, dass Hans von den fliegenden Holländern von einer Brücke gesprochen hatte, über die man sie nicht fahren lassen wollte. Da wir aber Touristen seien, werde man uns schon durchlassen, meinen die Gendarmen, die andere Strecke sei in schlechtem Zustand und es herrsche viel Lastwagenverkehr. Bananenland Wir studieren nicht mehr lange und biegen nach links auf die südlichere Route via Abong Mbang ab. Die Piste ist nicht gerade ein Hit, dafür werden wir mit hautnaher Regenwaldszenerie entschädigt. Alle paar hundert Meter ist ein Flecken neben der Strasse gerodet, wo ein Haus oder eine Hütte, meist mit einigen Bananenstauden, steht. Nach einigen Kilometern wird die Piste plötzlich breiter, wir fahren auf einer neuen Trasse, die uns viel besser vorwärtskommen lässt. In kurzer Zeit wird sich hier wohl einmal ein Asphaltband durch den Wald ziehen. Dank der Gewichtsbeschränkung haben wir ausser ein paar Autos und Büschen auch keinen Verkehr. Die alte Brücke bei Abong Mbang, über die man uns nicht fahren lassen wollte Immer wieder folgen Dörfer, die nun nicht mehr aus strohgedeckten Lehmgehöften, sondern aus einzelnen wellblechbedachten Häusern bestehen. Kurz vor Abong Mbang werden wir dann von einem Posten angehalten, der uns effektiv mitteilt, dass wir mit mehr als 3.5 Tonnen Gewicht nur mit einer Bewilligung des Gouverneurs über die folgende Brücke fahren dürfen. Thomas lamentiert, dass wir extra in Bertoua gefragt hätten, ob wir diese Strecke fahren können und wir jetzt sicher nicht 100km über die Piste zurückfahren werden. Nach einigem hin und her, das aber immer im freundlichen Rahmen bleibt, dürfen wir schliesslich passieren. Die kleine, alte Brücke, gleich daneben steht schon die Neue im Rohbau, erträgt Obelix’ Gewicht aber anstandslos. Nach der Stadt, die wir nur am Rande berühren beginnt tatsächlich Asphalt. Nach unseren Informationen rechneten wir mit nochmals 100km Piste, aber uns soll’s recht sein. Gute Kiespiste kurz vor Ayos Sicherheitshalber fragen wir, ob der Teer wirklich durchgehend bis nach Ayos, unserem Tagesziel, reicht. Dies wird uns bestätigt und wir können Obelix’ Reifen wieder auf Normaldruck bringen. Komisch ist einzig, dass wir nur ab und zu auf dem fertigen Deckasphalt fahren, das Ganze sieht irgendwie halbfertig aus. Kurz nach dem wir an der Basis der Strassenbaufirma vorbeikommen, rund 30km vor Ayos, hört der Asphalt wieder auf und weiter geht’s auf immer schlechter werdender Piste. Was uns weiter erstaunt ist, dass wir auf der ganzen Strecke keine einzige Baumaschine sehen. Vielleicht ist hier bei einem Projekt wieder einmal das Geld ausgegangen? Unmittelbar vor Ayos durchquert die Piste das Schwemmland eines Flusses Wir erreiche Ayos trotzdem zeitig am Nachmittag und erkundigen uns, ob es hier eine katholische Mission gibt. Man weist uns den Weg und wir werden von Pater François, der eigentlich Frantisek heisst und aus einem siebenhundertjährigen Orden aus Polen kommt, herzlich aufgenommen. Wir dürfen im eben neu renovierten Zimmer als erste Gäste die Dusche benützen und werden am Abend zum Nachtessen eingeladen. Für einmal nehmen wir uns zusammen und stehen pünktlich um 19 Uhr vor der Eingangstüre, womit wir die Patres doch tatsächlich noch bei der Meditation stören. Es gibt eine polnische Teigwarensuppe, Fisch, Kochbananen, Salat und eine “Spam“ enthaltende Pistazienpaste, von den einheimischen Priestern sehr fein gekocht. Pater François, der seit 11 Jahren hier in Ayos ist, erzählt, was sie in der Diözese alles machen und wir sind tief beeindruckt. Neben einer Schule mit 650 Schülern wird noch eine 6 Hektaren grosse Kaffeeplantage betrieben und auf dem Gelände der Mission wird munter gebaut. Wir erfahren auch, dass ein griechisches Unternehmen an der halbfertigen Strasse baut und dass die Arbeiten jetzt während der Regenzeit eingestellt sind. Nach dem Essen verziehen wir uns ins MGD und für die Patres ist noch eine Runde beten angesagt.

Mittwoch, 10.09.2008 – Yaoundé

Pater François Die Hunde, die nachts die Mission bewachen, machen erst ziemlich Radau und wir fürchten schon um unseren tiefen, gesunden Schlaf. Während der Nacht nehmen sie aber Rücksicht auf uns und wir erwachen ausgeruht. Gerade als wir unseren Zmorge am Zubereiten sind, ruft Pater François, dass das Frühstück bereit sei. Mission in Ayos, im Vordergrund Kaffeesträucher Wir lassen uns nicht zweimal bitten. Nach dem Zmorge zeigt er uns die Mission im Detail: Den Neubau für die Novizen, den er selber entworfen hat, den Garten, das “Sportstadion“. Es wurden viele neue Bäume gepflanzt und die Kaffeeplantage, die bis vor kurzem arg vernachlässigt wurde, ist mit tausenden neuen Sträuchern bestückt worden. Ausserdem wird die in der Stadt liegende Schule gerade nochmals vergrössert. Uns dünkt, dass hier richtige Aufbruchstimmung herrscht. Gleich nebenan, aber separat, wohnen Nonnen von einem ebenfalls polnischen Orden, die eine Hauswirtschaftsschule betreiben und denen wir zusammen mit dem Pater einen Besuch abstatten. Später als geplant verabschieden wir uns von der gastfreundlichen Mission mit einer kleinen Spende und machen uns auf den Weg Richtung Yaoundé. Die Strasse ist perfekt und praktisch ohne Verkehr. Vorortsverkehr in Yaoundé Was vor allem Thomas, der Obelix durch die kamerunische Hauptstadt lenkt, auffällt, sind die unendlich vielen gelben Taxis, die alle paar Meter am Strassenrand halten und um potentielle Fahrgäste buhlen, gleichzeitig aber halb die Strasse versperren und dann ohne in den Rückspiegel zu schauen wieder losfahren. Meist bleiben zwischen den Taxis und dem Gegenverkehr nur ein paar Zentimeter Luft, die es zu nutzen gilt. Im Zentrum steuern wir gleich einen Supermarkt an, in dem das Angebot gross, aber natürlich teuer ist. Über hundert Franken sind schnell ausgegeben. Dem tapferen Obelix lassen wir wieder einmal eine lange versprochene Vollwäsche angedeihen, die eine Stunde dauert. Yaoundé Danach strahlt er aber... Auf dem Weg zur presbyterianischen Mission liegt noch ein Supermarkt am Weg, den wir natürlich auch noch heimsuchen und in dem wir noch einmal ein paar Batzen liegen lassen. Die Mission finden wir relativ schnell, haben aber Bedenken mit Obelix auf den feuchten Rasen des Guesthouse, der als Campingplatz dient, zu fahren. Gebranntes Kind scheut das Feuer... Wir wagen es schliesslich doch und haben kein Problem mit dem Boden. Etwas Probleme haben wir aber als wir erfahren, dass wir pro Tag ausser den zuerst genannten 1’500 CFA pro Person auch noch 2’500 CFA für das Fahrzeug bezahlen sollen. Als Grund wird der durch Obelix arg strapazierte Rasen genannt, der dann mit Sand wieder geflickt werden müsse. Eine etwas schräge Begründung. Wenn wir zehn Tage hier blieben, könnten sie mit dem Geld eine ganze Lastwagenladung Sand kaufen... Erst versucht Isabella ohne Erfolg zu verhandeln und später erreicht auch Thomas nichts. Die unfreundliche Art der Verantwortlichen erinnert uns an die Sala-Fälle in Guinea, wo wir ebenfalls viel Geld für wenig Leistung bezahlen sollten. Toilette und Dusche im Haus können nur während vorgegebenen Zeiten benützt werden und wenn wir diese nicht benützen, so müssen wir halt dafür bezahlen, dass wir anwesend sind... Wir haben das Gefühl, dass das Geld der “Gäste“ willkommen ist, man auf sie selber aber lieber verzichten würde. Isabella möchte morgen am liebsten gleich wieder weg von hier. Da wir uns im Supermarkt wieder einmal zu Rindsfilet verholfen haben, kochen wir uns zum Znacht ein chinesisches “Curried Beef“, das superb schmeckt. Wenn nur die Abwascherei danach nicht wäre.

Donnerstag, 11.09.2008 – Yaoundé

Die schlechte Ausstrahlung des Gasthauses lässt Isabella schlecht schlafen, respektive beschert ihr schlechte Träume. Ein Grund mehr uns eine neue Bleibe zu suchen. Erst müssen wir aber auf die Schweizer Botschaft um unsere in Lomé, Togo bestellten Pässe abzuholen. Ausserdem sollten auch die neuen Carnet de Passage, die Thomas’ Schwester mittels Kurier dorthin gesandt hat, abholbereit sein. Wir tappen also los, denn gemäss Reise Know-How Führer sollte die Botschaft in Gehreichweite liegen. Als wir am bezeichneten Ort sind stellt sich einmal mehr heraus, dass die Angaben im Buch nicht stimmen. Wir fragen uns zur Botschaft durch, die in der Nähe bei allen anderen Botschaften liegt. Zum ersten Mal füllen wir ein Formular aus, das uns als temporär im Lande ansässige Schweizer registriert. Yaoundé Frau Haller, mit der wir früher schon telefoniert hatten, gibt uns auch noch einen Tipp für eine katholische Mission in der Nähe, wo wir übernachten könnten. Für unsere Dokumente müssen wir noch etwas warten, denn die zuständige Person ist gerade ausser Haus. Kurze Zeit später erhalten wir unsere neuen Pässe und den Kurierbrief, womit wir mindestens mit unseren Dokumenten vorläufig keine Sorgen mehr haben sollten. Wie es dann an der Grenze bei der Ausreise mit dem Kamerun-Visum im alten, gelochten Pass funktionieren wird, werden wir sehen... Gleich anschliessend bringen wir die neuen Pässe zur Botschaft von Gabun, wo wir pro Visum wiederum satte 125 Franken liegen lassen. Die grosse Enttäuschung ist aber, dass wir die Visa erst morgen Nachmittag abholen können. Das heisst, dass wir wegen unseres am Dienstag ablaufenden Kamerun-Visas hier keine weiteren Visa mehr werden einholen können, es sei denn wir würden die Visa für Kamerun verlängern lassen, etwas, das wir uns nicht wirklich antun wollen. Mit dem Taxi fahren wir zur empfohlenen Mission, sehen aber bald, dass die Platzverhältnisse für uns, resp. Obelix ungünstig sind obwohl sie sehr gut und zentral gelegen wäre. Wir gehen zurück zu Obelix und packen zusammen. Man wäre uns jetzt zwar mit dem Preis einwenig entgegengekommen, aber wir haben uns schon entschieden und dabei bleibt es. Dem Gardien, der im Gegensatz zum Hausdrachen immer sehr freundlich war, ist es nirgends recht. Wir wollen nun unser Glück beim Benediktinerkloster auf dem Mont Fébé versuchen, einem schönen Ort mit toller Aussicht, aber etwas abseits gelegen. Auf dem Weg dorthin halten wir noch in einem richtigen Internet-Kaffee, das heisst, es ist ein gediegenes Kaffee mit schnellem Wireless-Anschluss. Es ist entsprechend auch mindestens dreimal so teuer, aber wir können in kurzer Zeit unsere Mail herunterladen und gleich noch die Fotos der Fotogalerie von Nigeria hochladen. Dazu trinken wir einen genau so teuren Espresso, aber man gönnt sich ja sonst nichts... Am späten Nachmittag kommen wir beim Benediktinerkloster an, die Aussicht ist wirklich grandios. Wir können uns auf dem Spielplatz hinstellen und die Dusche im Centre d’Acceuil benützen. Was es kostet? Was immer wir bezahlen wollen, eine kleine Spende sei willkommen. Isabella macht uns aus einem weiteren Teil des Rindsfilets ein “Stroganoff“. Es ist so gut und so viel, dass wir den anschliessend fälligen Kampf am Abwaschbecken verloren geben und unter das Leintuch kriechen, das wir bei den Temperaturen hier von nachts knapp über 20 Grad wirklich brauchen.

Freitag, 12.09.2008 – Yaoundé

Heute können wir seit langem wieder einmal wirklich ausschlafen. Draussen bleibt es auch nach sechs Uhr ruhig, so dass wir erst nach acht Uhr aufstehen. Unser Termin auf der Botschaft ist erst am Nachmittag, wir haben keinen Stress. Allerdings muss in der Küche nach dem gestrigen Schwächeanfall erst wieder für Ordnung gesorgt werden, womit es erst am späteren Vormittag Frühstück gibt. Plötzlich klopft es an der Tür. Draussen steht ein Schweizer Pater, allerdings in Zivilkleidern. Er ist 82 Jahre alt und der letzte Weisse hier oben im von Engelberger Benediktinern gegründeten Kloster Mont Fébé. Ob’s hier wohl auch Gipfeli gibt? Wir unterhalten uns ein Weilchen mit ihm, müssen leider seine Einladung am Nachmittag das Museum mit ihm zu besuchen aber ausschlagen, da wir ja unser Gabun-Visum abholen müssen. Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg zur gabunesischen Botschaft, wo die Pässe tatsächlich schon bereit liegen. Nun wollen wir unser Glück doch noch auf der kongolesischen Botschaft gleich um die Ecke versuchen, vielleicht können wir sie ja zu einem Sondereffort bewegen. Im Zentrum von Yaoundé Und siehe da, nachdem wir unser Leid mit dem auslaufenden Kamerun-Visum geklagt haben versprechen sie uns zweimonatige Multientry-Visa bis morgen Samstag bereit zu machen. Die Kosten für diese Visa brechen alle bisherigen Rekorde, sie kosten je 175 Franken! Aber vielleicht und hoffentlich ist es gut investiertes Geld, denn wir versprechen uns mit diesem Visum die Eintrittskarte in die Demokratisch Republik Kongo gelöst zu haben, die einem nach unseren Informationen zufolge nur noch mit einem gültigen Anschlussvisum einreisen lässt. Aussicht vom Mont Fébé auf Yaoundé Danach fahren wir ins Stadtzentrum um noch mehr CFA zu organisieren, denn die Visa gehen ganz schön ins Geld und Volltanken steht am Montag auch noch auf dem Programm. Im Zentrum statten wir der Kathedrale Nôtre Dame einen Besuch ab und gerade als wir eintreten beginnt es kräftig zu schütten. Obelix beim Benediktinerkloster Mont Fébé Das Interessante daran ist, dass rund herum die Sonne scheint; es ist als ob eine Wolke über der Kirche steht und ihre feuchte Fracht genau hier ablädt. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und wir nehmen ein Taxi zurück auf den Mont Fébé mit einem kleinen Einkaufsstop unterwegs. Beim Benediktinerkloster hat es wie erwartet überhaupt nicht geregnet. Inzwischen ist es auch schon Abend geworden und ein goldiger Schleier liegt über der Stadt. Für uns ist es Zeit zu kochen. Wir machen uns ein leicht modifiziertes Nasi Goreng, das wir mit einem “33“, dem feinen lokalen Bier, hinunterspülen.

Samstag, 13.09.2008 – Yaoundé

Ein Gewitter zieht über den Mont Fébé Um 10 Uhr sollen wir unser Kongo-Visum abholen und um diese Zeit ist Thomas auch dort. Die zuständige Dame muss erst herbeitelefoniert werden, denn die Botschaft ist am Samstag natürlich geschlossen. Thomas fährt nach einem Abstecher zum Geldautomaten im Zentrum zurück auf den Mont Fébé, wo Isabella inzwischen fleissig an der Homepage gearbeitet hat. Wir stärken uns etwas mit Wurst, Käse und Brot und machen dann weiter mit den Laptops. Am Nachmittag zieht ein Gewitter mit kräftigen Schauern, die über längere Zeit anhalten, über den Berg. Und so geht auch dieser Samstag schnell vorbei, hoffentlich können wir die Früchte der Arbeit mit dem Upload unserer Homepage morgen ernten.

Sonntag, 14.09.2008 – Yaoundé

Da wir schon einmal an einem Sonntag gleich vor einer Kirche stehen und der Gottesdienst ausschlaffreundlich erst um 11 Uhr beginnt, wollen wir nach langer Zeit wieder einmal einen Kirchgang machen. Da bleibt sogar noch Zeit für ein gediegenes Frühstück mit Schinken und Ei. Die Messe beginnt zwar etwas verspätet, aber der Organist lockt aus seinem Keyboard schon einmal klassische Orgelklänge. Es stehen gleich zwei Chöre bereit und es wurde bis vor die Kirche gestuhlt, offenbar werden viele Leute erwartet. Als die Messe mit dem Einzug von vielen Geistlichen durch den Haupteingang beginnt ist uns klar, dass es sich hier um ein spezielles Fest handeln muss. Tatsächlich legen heute 3 Mönche ihr Gelübde ab. Zwei von ihnen stammen aus der Demokratischen Republik Kongo weshalb sogar “His Excellency“ der Botschafter der D.R. Kongo anwesend ist. Einer der Chöre singt klassische Kirchenchorale und der andere trommelt und singt nach einheimischer Art. Jedes Mal wenn die Trommeln sprechen beginnt es in der Kirche, vor allem die Frauen sind es, zu wippen... Kurz nach dem Moment der eigentlichen Weihe droht sich der Gottesdienst in der allgemeinen Freude und unter dem Einfluss der zündenden Musik für einen Moment in eine grosse Party zu verwandeln, aber mit einem feierlichen Choral kann die Ordnung knapp wieder hergestellt werden. Blick vom Mont Fébé über Yaoundé Kurz vor halb drei ist der Segen gesprochen, und wir haben beide den mit dreieinhalb Stunden längsten Gottesdienst unseres Lebens miterlebt. Wir waren wahrscheinlich einige der wenigen, die während dieser Zeit nicht einmal kurz die Kirche verlassen haben... Jetzt ist es aber höchste Zeit ins Internetkaffee zu gehen, wenn wir unsere Homepage doch noch aktualisieren wollen. Dort können wir, oder besser gesagt Isabella, dank der guten Infrastruktur das ganze Prozedere für einmal nervenschonend, stressfrei und ganz ohne Fluchen durchführen. Als wir wieder zurück auf dem Mont Fébé sind beginnt schon die Dämmerung und in der Klosteranlage wird immer noch die Weihe der Mönche gefeiert. Wir kochen die feinen geräuchten Rippli, die wir im Supermarkt gefunden haben, aber mit den Dörrbohnen haben wir etwas Mühe: sie bleiben etwas “dörr“. Wir sind wohl etwas aus der Übung oder improvisieren schon zu sehr auf afrikanische Art...

Montag, 15.09.2008 – Ambam

Ein Prunkbau in Yaoundé Heute verlassen wir den angenehmen Platz auf dem Mont Fébé und fahren Gabun entgegen. Auf dem Weg dorthin müssen wir aber erst einmal Yaoundé von Nord nach Süd komplett durchqueren. Dabei machen wir im Supermarkt noch etwas last minute shopping. Unter anderem kaufen wir mehr vom Rippli, damit wir mit den Dörrbohnen nochmals üben können. Auch Obelix bekommt etwas gegen den Durst, seine Tanks werden an einer Tankstelle randvoll gefüllt. Ebolowa Schliesslich finden wir nach einer unfreiwilligen Zusatzschlaufe die richtige Strasse und fahren gegen Ebolowa. Schon bald hält uns ein Kontrollposten der Gendarmerie an, durchfahren ist nicht möglich. Es werden der Fahrzeugausweis und die Versicherung verlangt und sie fragen nach der technischen Prüfplakette und einer Vignette. Die letzten beiden Kleber haben wir natürlich nicht und vor allem die Vignette müssten wir auf jeden Fall haben, meinen sie. Es entwickelt sich eine unerfreuliche Debatte zwischen Thomas und der Vorgesetzten am Posten, wobei Thomas genau so stur behauptet, dass ein im Ausland immatrikuliertes Fahrzeug keine Vignette benötigt. Kurz nach Ebolowa auf dem Weg nach Ambam Auf die Frage, warum wir denn bei den dutzenden von Kontrollen noch nie danach gefragt wurden meint sie, dass die anderen halt ihre Arbeit nicht richtig machen. Das haben wir, glaub, auch schon mal gehört... Irgendwann verleidet ihr dann die Diskussion und wir dürfen weiterfahren. Während Thomas am Strassenrand diskutiert kann Isabella zusehen, wie die Lastwagenfahrer, die passieren, den Gendarmen Geldnoten in die Hand drücken. Ein klassischer Abkassierposten, wahrscheinlich wollte man auch uns um ein paar Noten erleichtern. Regenwaldszenerie zwischen Ebolowa und Ambam Angesichts dieser Erfahrung beschliessen wir nicht nur bis Ebolowa, welches etwa 130km vor der Grenze liegt, sondern bereits heute noch näher an die Grenze zu fahren, denn wer weiss wie viele zeitraubende Diskussion wir bis dorthin noch führen “dürfen“. Und morgen müssen wir unbedingt an der Grenze sein, denn unser Kamerun-Visum läuft dann ab. Wir fahren also weiter durch eine imposante Regenwaldszenerie, in der in Rodungen entlang der guten Strasse immer wieder kleine Dörfer auftauchen. Der Abgebrochenen Luftdrucktank hängt zum Glück noch an der robusten Leitung Wenige Kilometer vor Ambam, dem letzten grösseren Ort vor der Grenze, hören wir plötzlich ein lautes, ungewöhnliches Geräusch von Obelix’ Fahrgestell her. Thomas hält sofort an und schaut nach, was das denn sein könnte. Schliesslich sieht er, wie ein Luftdrucktank nur noch an der Leitung pendelnd frei unter dem Fahrzeug hängt. Als Nicht-Mechaniker vermuten wir, dass es der Vorratstank der vorderen Feststellbremse ist. Na super, in einer Stunde ist es dunkel und zusätzlich braut sich auch am Himmel noch etwas zusammen. Bei der genaueren Untersuchung stellt sich heraus, dass das Befestigungsblech, mit dem der Tank am Rahmen befestigt war, einfach gebrochen ist. Es ist also schleunigst eine provisorische Reparatur gefragt. Mittels mitgeführter Zurrgurte befestigen wir den Tank provisorisch am Dieseltank. Dieses Provisorium muss bis über die Grenze halten, denn erst in Gabun haben wir Zeit, die Aufhängung schweissen, oder was auch immer, zu lassen. Wir fahren weiter bis nach Ambam, wo wir wieder nach der katholischen Mission fragen, die abgelegen auf einem kleinen Hügel liegt. Gerade als wir ankommen, beginnt es zu schütten, so dass Thomas ziemlich nass wird als er fragen geht, ob wir hier übernachten dürfen. Wir dürfen und es ist auch schon wieder Zeit etwas feines zu kochen. Heute gibt’s ein indisches Curry, das wir mit den letzten beiden Flaschen “33“er Bier löschen.

Dienstag, 16.09.2008 – Abang-Minko’o

Am Morgen haben wir es nicht so eilig, denn die Grenze ist ja nicht mehr weit. Isabella holt noch etwas Schlaf nach während Thomas bereits im MGD umherwuselt. Und da soll frau schlafen können.... Regenwald zwischen Ambam und der Genze zu Gabun Nach dem Zmorge wollen wir uns vom Père verabschieden, aber der ist im Moment nicht da. So fahren wir vorsichtig über die steile und zum Glück nur im Flachen glitschige Piste zurück auf die Teerstrasse. Nach kurzer Zeit sind wir in Abang-Minko’o, dem letzten Dorf vor der Grenze, wo zu unserer Überraschung bereits die Zollformalitäten der kamerunischen Seite stattfinden. Unsere alten und bis auf das kamerunische Visum gelochten und darum eigentlich ungültigen Pässe werden vom Polizisten ohne mit der Wimper zu zucken gestempelt. Wir sind erleichtert, dass wir damit eine Sorge weniger haben. Wir fahren fünfzig Meter weiter zum Zoll, wo der Beamte die beiden Carnets, die er offensichtlich kennt, problemlos ausfüllt. Die komplette Ausreise in nur fünfzehn Minuten, das war ja rekordverdächtig. Nichts wie los auf die gabunesische Seite. Aber hoppla, jetzt bockt Obelix. Als Thomas den Zündschlüssel dreht passiert wieder einmal gar nichts. Das ist ja eigentlich nichts neues, es braucht einfach etwas Geduld, bis sich Obelix besinnt. Aber heute bleibt er hartnäckig ruhig. Dann kommt auch noch ein Polizist, der sich gerne das Innere unseres MGD ansehen möchte. Das hat uns gerade noch gefehlt, wir sind ja bereits ausgereist und nur wegen Obelix’ Trötzelei noch hier. Er sagt, dass er heute Morgen den Befehl bekommen habe, alle Fahrzeuge genauestens zu kontrollieren. Wir haben keine Lust dazu und so geht Thomas mit, sich den Befehl zeigen zu lassen. Dort steht, dass alle Militärpersonen kontrolliert werden sollen, aber dass das auf uns nicht zutrifft will er einfach nicht einsehen. So ruft er denn beim Vorgesetzten an, der aber offensichtlich nicht die gewünschte Anweisung gibt, so dass er uns grimmig doch weiterfahren lässt. Obelix will aber immer noch nicht starten, selbst als sich Isabella hinters Steuer setzt, und so geben wir ihm einfach noch etwas Zeit und essen mal etwas Kleines, denn es ist inzwischen bereits Mittag vorbei. Als alle weiteren Versuche nichts bringen rufen wir bei MAN in der Schweiz an, die uns gleich den Spezialisten an den Draht geben. Er erklärt uns, wie wir Obelix kurzschliessen können, um herauszufinden, ob der Anlasser selber noch tut. Wir kippen zum ersten Mal auf der Reise das Fahrerhaus um an den Anlasser zu kommen. Kurzschliessen funktioniert allerdings auch nicht, was wohl bedeutet, dass der Anlasser defekt ist. Als Thomas messen will, ob auch wirklich Spannung am Anlasser anliegt, ergibt die Messung ebenfalls ein negatives Ergebnis. Feuchte Abendstimmung im Grenzort Ambang-Minko’o Hm, das kann ja fast nicht sein, vielleicht hat er als Nichtfachmann einfach falsch gemessen. Wir müssen unsere Arbeiten abbrechen, denn ein Gewitter, es ist ja schliesslich Regenzeit, zieht auf. Wir werden also die nächste Nacht hier vor dem Zoll, zwar auf kamerunischem Boden, aber für uns sozusagen im Niemandsland verbringen. Feuchte Abendstimmung im Grenzort Ambang-Minko’o Unser Problem ist nun, dass wir einen Lastwagenelektriker aus dem 20km entfernten Ambam benötigen, selber aber nicht hinfahren können um dort einen zu organisieren, weil wir aus Kamerun ausgereist sind und kein Visum für eine Wiedereinreise haben... Thomas schildert das Problem den Zöllnern, die gerade einen spannenden Film am Fernseher schauen. Sie versprechen morgen einen “Mécanicien“ zu organisieren. Obelix macht uns zur Zeit schon etwas das Leben schwer: Den Drucklufttank von gestern haben wir noch gar nicht richtig verdaut, geschweige den geflickt, und nun dies... Kamerun scheint uns nicht wirklich Glück zu bringen und nun will es uns nicht einmal gehen lassen. Die eine Hälfte des Monats, die wir im Land verbracht haben waren wir in Lagdo blockiert, und die andere Hälfte waren wir je zur Hälfte in Maroua bzw. Yaoundé, und unterwegs vom Norden in den Süden. Gerne hätten wir noch eine Runde in den Nordwesten des Landes gemacht, aber es hat nicht sollen sein...

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