Guinea

Mittwoch, 02.04.2008 – Koundâra

Am Morgen kommt einer der Soldaten um nachzufragen, ob wir gut geschlafen haben, und ob wir nicht schon lange losfahren wollten. Vielleicht haben sie Angst, dass wir bei ihnen im Niemandsland um Asyl nachfragen... Affen kreuzen die Piste auf dem Weg nach Koundara Zuerst machen wir Obelix aber noch pistenfertig indem wir den Unterfahrschutz hochklappen und etwas Luft aus den Reifen lassen. Unterwegs auf der guten, etwas wellblechigen Piste bis zur Grenze sehen wir noch eine Gruppe von Affen, die sich aber sofort in die Büsche verzieht. Direkt am Grenzstein hört die schöne Piste dann auf und wir kommen oft nur noch im Schrittempo vorwärts. Der Grenzstein zwischen Senegal und Guinea markiert auch den unterschiedlichen Zustand der Piste Die Einreise nach Guinea in Boundou-Foudou verläuft problemlos, auch wenn die drei Kontrollen von Gendarmerie, Zoll und Polizei natürlich ihre Zeit brauchen. Ausgerechnet hier und zum ersten Mal an einer Grenze überhaupt möchte ein Zöllner in die Motorradgarage schauen. Dazu müssen wir den Unterfahrschutz wieder senken, den wir mit den Schrauben extra gesichert haben. Aber wir haben ja Zeit, darum stresst uns das eigentlich nicht, um so mehr als alles in einer lockeren, freundlichen Atmosphäre verläuft. Wir fahren rund 25km weiter nach Sambailo, wo die drei Kontrollen, allerdings ohne Inspektion, wiederholt werden. Dort in der Gegend sehen wir zum ersten Mal seit der Westsahara wieder etwas strukturiertes Gelände, man sieht ab und zu in die Ferne und sogar so etwas wie Hügel. Maître Momo führt uns zur katholischen Mission in Koundara Wir sind allerdings immer noch auf der selben Höhe wie gestern als wir in Koundara, unserem Tagesziel, ankommen und darum ist es auch immer noch genau gleich heiss. Wir haben irgendwo den Tipp aufgeschnappt, dass man bei der katholischen Mission übernachten könne und fragen im Ort gleich mal danach. Ein Velofahrer, von dem wir nicht ganz sicher sind, ob er jetzt der Bürgermeister ist oder nicht, nimmt uns ins Schlepptau zur Mission, dort ist aber alles abgeschlossen. Es stellt sich heraus, dass das Auto der Mission, dem wir auf der Piste begegnet sind, mit allen Priestern auf dem Weg nach Dakar zu einem Konvent ist. Es gibt aber noch eine Art Dependance, wo ein pensionierter einheimischer Lehrer der Mission mit seiner Familie wohnt. Seine Frau ist vor kurzem gestorben und einige der Kinder sind zur Beerdigung aus verschiedenen Ecken des Landes zurück gekommen. Wir werden trotz der Umstände freundlich aufgenommen und dürfen sogar die Dusche in ihrem Haus benützen. Inzwischen hat unser Lotse, Maître Momo, auf unseren Wunsch hin noch einen Geldwechsler organisiert, denn wir haben noch keine guineische Francs. Der Wechselkurs zum Euro ist mit 6000GF hier schon wesentlich besser als er an der Grenze angeboten wurde, und so kriegen wir für 50 Euro schon ein ganzes Bündel Banknoten.

Donnerstag, 03.04.2008 – Sebemere

Unser Standplatz in der Dependance der katholischen Mission in Koundara Wir erwachen nach einer sehr warmen Nacht, in der wir trotzdem einigermassen gut geschlafen haben. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von der Mission mit einigen kleinen Geschenken und schon nimmt uns der “Syndical“ wieder ins Schlepptau. Zuerst geht’s zur Polizei, wo der Beamte interessiert unsere vielen weltweiten Stempel im Pass begutachtet. Danach gibt’s noch eine Ansprache, worin unter anderem erwähnt wird, dass wir in Guinea herzlich willkommen seien, wie wichtig seine Person sei und dass wir nun, da wir ja schon die teuren Visa bezahlt hätten, bis nach Conakry nichts mehr bezahlen müssten. Hoffentlich wissen das alle seine Untergebenen. Dann fahren wir ins “Stadtzentrum“, in dem im letzten Jahr bei Unruhen einige der öffentlichen Gebäude in Schutt und Asche gelegt wurden. Maître Momo stellt uns dort zwei junge Männer vor, mit denen wir uns kurz unterhalten. Der eine sieht gut gekleidet und smart aus und scheint gut gebildet zu sein. Piste zwischen Koundara und Labé Er beklagt sich über die isolierte Lage der Stadt, in der es keine Elektrizität und kein Internet gebe und die nur über schlechte Pisten mit den grösseren Städten des Landes verbunden sei. Der andere ist ein lokaler Vertreter des roten Kreuzes, dem unser Maître gemeldet hatte, wir seien auch vom roten Kreuz... Piste zwischen Koundara und Labé Nachdem wir uns auch noch herzlich mit einem kleinen Geschenk von unserem Führer verabschiedet haben, geht es auf weiterhin nicht so toller, aber immerhin besserer Piste weiter. Nach 25km begegnet uns ein junges französisches Paar auf Velos. Sie sind sozusagen auf dem Nachhauseweg ihrer Weltreise und man merkt, dass sie eindeutig Frankreich als nächstes Ziel haben. Wir bewundern ihre Leistung, denn draussen ist es wieder weit über 30 Grad heiss und die Piste verspricht auch nicht gerade Velo-Fahrspass. Obwohl, mancher lokaler Velofahrer ist schneller unterwegs als wir und wir werden ab und zu von einem überholt. In Kounsitel oder Sériba, je nach Karte, gibt’s wieder einmal eine Kontrolle, in der die Beamten gewissenhaft nach irgend einem Fehler in den Papieren suchen, wohl mit dem Gedanken, dann abkassieren zu können. Da ist bei uns, für sie leider, Fehlanzeige. So bleibt halt nur noch die Frage, was wir ihnen aus der Schweiz mitgebracht hätten. Thomas verspricht, sie ins Nachtgebet einzuschliessen; ein Geschenk, das sie niemals ablehnen können, ohne das Gesicht zu verlieren. Nur diesmal möchte der Beamte, dass das Gebet gleich hier gesprochen wird! Gesagt, getan, und alles ist gut. Ab hier wird die Landschaft nun bereits hügliger und die Piste wird kurvig, steigt und fällt. Bergung des eingebrochenen Lastwagens auf der Piste zwischen Koundara und Labé Unsere höchste Höhe erreichen wir heute bei für uns inzwischen schwindelerregenden 330m. Die Hügel sind oft dicht mit Bäumen bewachsen und alles ist sehr grün. Leider fehlt der Kontrast zum blauen Himmel, denn alles ist mit einem grauen Schleier überzogen, weil die Luft so diesig ist, dass man selten weiter als bis zur nächsten Hügelkette sieht. Unterwegs ist die Piste plötzlich durch zwei Lastwagen blockiert. Zum Glück gibt es genau um sie herum eine Umfahrungsspur. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass der eine Lastwagen mit dem rechten Hinterrad bei einer kleinen betonierten Überführung durch den Beton eingebrochen ist. Die Besatzung ist gerade dabei, die Ladung in den anderen Lastwagen umzuladen. Der Fahrer des eingebrochenen Fahrzeuges kommt zu uns herüber und fragt uns, ob wir ihn herausziehen könnten. Das Malheur sei gestern Nacht um 11 Uhr passiert. Das Stahlkabel um zu ziehen ist bereits vorbereitet und so hängen wir seinen Mercedes an Obelix. Verhandlungen mit dem “Fährimaa“ Die Befreiung gelingt und die Leute jubeln, denn nun müssen sie den Rest der Getränkeflaschen und -büchsen, mit denen der Lastwagen beladen ist, nicht auch noch hinübertragen. Dann kommen wir zur ersten handbetriebenen Buschfähre in Afrika. Mittels einer Kurbel wird ein Kettenrad betrieben, dass die Fähre an der Kette über den Fluss zieht. Der Preis ist happig, 70’000 FG, fast 20 Schweizerfranken. Die Zürichsee-Fähre kann eigentlich auch nicht viel teurer sein... Der Referenzpreis in unserem Reiseführer ist zehn mal tiefer, allerdings war das vor zehn Jahren. Aber was soll man machen, der Fährmann sitzt definitiv am längeren Hebel. Was uns dann aber madig macht, ist, dass der Mann noch unverblümt nach einem Cadeau verlangt. Wir geben ihm deutlich zu verstehen, was wir von seinem Verlangen halten und fahren noch ein paar Kilometer bis zum nächsten Dorf. Hier stellen wir uns nach Rückfrage mit dem Dorfchef neben die Piste zum Übernachten. Zum ersten Mal seit dem 21. Februar in Marokko hören wir am Abend einige wenige Regentropfen auf unser Dach trommeln.

Freitag, 04.04.2008 – Chutes de la Sala

Piste zwischen Koundara und Labé Wir machen uns wieder auf den Weg, um die zweiten rund hundert Kilometer Piste nach Labé hinter uns zu bringen. Auf der Piste findet Isabella, dass die Frontscheibe doch etwas gar schmutzig sei um anständige Fotos machen zu können. Thomas beim Scheibenputzen auf der Piste Thomas putzt ohne Begeisterung und nur gerade die Beifahrerseite der Frontscheibe. Doch schon zwei Kurven später behält Isabella recht, denn eine Gruppe von Pavianen trollt sich über die Piste. Das Gelände wird nun richtig hügelig und wir steigen kontinuierlich bis wir schliesslich die 1’000m Marke knacken. In der Höhe sollte es ja etwas kühler werden, aber Thomas ist von der Temperaturanzeige von Obelix enttäuscht, denn die zeigt immer noch 37 Grad an. Nun ja, abgekühlt hat es ja, denn gestern stand da noch die Zahl 42... Paviane am Rand der Piste zwischen Koundara und Labé Einige Kilometer später kommen wir nach Tiânguel-Bori, einem grösseren Ort aus lauter einstöckigen Häusern mit Blechdächern, auf denen auch einige Geier hocken. Hier kaufen wir Brot für die nächsten Tage und einige Avocados. Obelix beim Einkaufsstopp in Tiângel-Bori Ab hier wird die Piste, wie versprochen deutlich besser, aber je mehr wir uns Labé nähern, desto arger wird es wieder mit Löchern. 10km vor der Stadt zweigen wir zu den Chutes de la Sala ab. Die ersten 21km der Piste sind in erfreulich gutem Zustand, dann geht es nach einem Abzweig noch 4km zu den Wasserfällen über eine sehr schmale und steinige Piste auf der Obelix gerade Platz hat. Nicht immer Platz hat er unter den Bäumen, unter denen wir durchfahren müssen, so dass wir uns schon überlegen, ob wir wohl noch den Fuchsschwanz hervorholen müssen. Felsformation auf dem Weg zu den Chutes de la Sala Wir schaffen es nach einigen Passagen mit Untersetzung und Kriechgang zum Campement, wo entgegen aller Erwartungen schon ein Auto mit Banjul-Nummernschildern steht. Es gehört Wolfgang, einem Deutschen mit seiner senegalesischen Frau und ihrem Baby. Sie waren schon in Labé und er meint, dass die Lage in den Städten von Guinea angespannt, und dass für den 10. April ein landesweiter Streik angesagt sei. Wie wir in Koundara gesehen haben, kann das ganz schön brenzlig werden... Wir müssen wohl dieses Datum im Auge behalten und uns entsprechend disponieren. Wir gehen noch kurz zum Fluss hinunter, der hier durch einige Felsen fliesst, bevor er dann über eine erste 20m hohe Stufe fällt. Der Hauptfall liegt noch weiter unten und ist von hier aus nicht zu sehen. Die Landschaft ist traumhaft und es gibt auch einen natürlichen grossen Pool, der Abkühlung verspricht. Wir kochen wieder einmal etwa warmes, denn am Abend kühlt es tatsächlich schön ab. Beim zu Bett gehen sind es sage und schreibe gerade noch 22 Grad. Schööön!

Samstag, 05.04.2008 – Chutes de la Sala

Blick über die Bruchkante des Chutes de la Sala Wir schlafen wunderbar, denn die Nacht ist recht eigentlich kühl hier in dieser Höhe. Am Morgen zeigt das Thermometer noch knapp 20 Grad und wir liegen zum ersten Mal seit einigen Tagen wieder unter der Bettdecke. Am Vormittag sehen wir uns etwas im Campement um. Es wären noch Bauarbeiten an Rundhäusern und am Sanitärblock fällig, wobei die noch nicht fertigen Gebäude bereits wieder Zerfallserscheinungen zeigen. Wolfgang hat für am Mittag einen Guide organisiert, mit dem wir zur Abbruchkante des 200 Meter hohen Wasserfalls gehen wollen. Es wird dann allerdings 14 Uhr bis es endlich los geht. Wir folgen dem Fluss über einige Steilstufen bei denen wir auch ein wenig kraxeln müssen, bis wir dann dort ankommen. Wir haben einen grandiosen Blick in den von Steilwänden gesäumten Talkessel, der wunderbar grün überwachsen ist. Erfrischende Dusche unmittelbar oberhalb des Chutes de la Sala Das Schönste aber ist die kleine Steilstufe unmittelbar über uns, über die der Fluss hinunter fällt. Es ist herrlich erfrischend sich unter diese natürliche Dusche zu stellen. Zurück im Camp relaxen wir noch ein bisschen, bevor dann noch etwas Arbeit am Fahrzeug ansteht. Wenn nur die kleinen, lästigen Fliegen nicht wären, die ständig an einem herum krabbeln, am Liebsten aber in die Augen, Nasenlöcher oder Gehörgänge kriechen. Zusätzlich bekommt Isabella noch einen ganz sturmen Kopf, weil der Guide in einem gewöhnungsbedürftigen Englisch seine Familiengeschichte und Ansichten über “Gott und die Welt“ darlegt. Isabella merkt plötzlich, dass die Anderen sich klamheimlich verzogen hatten und findet es nun auch an der Zeit, sich etwas zurück zu ziehen. Damit wir nicht zu lange in der Küche stehen müssen, kochen wir heute wieder einmal Spaghetti.

Sonntag, 06.04.2008 – Chutes de la Sala

Müllverbrennung Es ist Sonntag, es gibt wieder einmal ein etwas ausgedehnteres Frühstück. Dann müssen wir uns endlich mal unserem Abfallproblem annehmen. Bis anhin konnten wir diesen immer irgendwo offiziell in einem Camp oder einer Abfalltonne loswerden; was immer danach damit geschieht ist natürlich eine andere Frage. Hier aber haben wir diese Möglichkeit nicht, wie wir auch aus dem leider herumliegenden Müll ersehen können. Zeit also, unsere eigene Kehrichtverbrennung einzuweihen. In einiger Distanz zum Camp hebt Thomas eine kleine Grube aus, in der der Abfall mit gütiger Hilfe von dürren Blättern abgefackelt wird. Thomas vor dem Chutes de la Sala Dann wird der verbleibende Rest mit dem Aushub wieder zu gescharrt und fast nichts ist mehr zu sehen. Das Ganze wird natürlich trotzdem nicht ganz der schweizer Umweltschutzverordnung gerecht, aber immerhin... Isabella macht Mango-Ingwer Konfitüre Am Mittag machen wir einen Spaziergang zur Aussichtsplattform, von der man einen schönen Ausblick auf den eigentlichen Wasserfall hat. Wir können die Stelle sehen, wo wir gestern mit dem Guide hingegangen sind und die kühle Dusche genossen haben. Es fällt trotz fortgeschrittener Trockenzeit noch ansehnlich Wasser die 200m hinunter und wir versuchen uns vorzustellen, wie das wohl hier in der Regenzeit donnert. Zurück im Camp trinken wir am Nachmittag trotz der Wärme seit langem wieder mal einen Zvieri-Kaffee draussen im Schatten eines Baumes. Dann macht sich Isabella hinter die vielen Mangos, die wir in Koundara in der Mission geschenkt bekommen haben. Wir machen daraus rund 1,5kg Mango-Ingwer Konfitüre und die ersten Schleckversuche schmecken vielversprechend... Anschliessend genehmigen wir uns eine verdiente Abkühlung mit einem kleinen Schwumm im grossen Natur-Pool und schliesslich ist noch Duschen unter einem kleinen, kräftigen Wasserfall angesagt. Einfach herrlich!

Montag, 07.04.2008 – Labé

Unsere feine hausgemachte Mango-Ingwer Konfitüre Wir geben dem Guide von vorgestern um 10 Uhr den Auftrag uns einen Liter Honig aus dem Dorf mitzubringen. Er fährt mit Wolfgang, der dort ebenfalls einige Einkäufe machen will, dorthin und wir denken, dass es schon etwas knapp werden könnte, dass sie bis zum Mittag, unserer geplanten Abfahrtszeit, zurück sind. Inzwischen versuchen wir herauszufinden, wieviel wir hier im Campement wohl fürs Übernachten bezahlen müssen. Der Gérant meint, dass es gleich viel ist, wie wenn wir eine Hütte genommen hätten. Unser Einwand, dass es, ausser den Hütten selbst, in denen gerade mal ein Bett steht, absolut keine Infrastruktur, nicht einmal Wasser, nichts gebe, was wir benützen könnten, wird nicht gehört oder verstanden. Wir bräuchten ja den Platz... Um 13 Uhr bringt der Guide die Flasche mit Honig, der erst gestern gewonnen worden sei und in dem auch noch ein paar Insekten schwimmen. Den müssen wir wohl noch filtern, aber eine kleine Probe schmeckt vielversprechend. Dann geht’s in die zweite Diskussionsrunde mit dem Géranten und diesmal auch dem Guide, wobei Isabella und der Guide ziemlich heftig aneinander geraten. Das Resultat ist schliesslich, dass wir soviel bezahlen sollen wie wir wollen, und der Guide stocksauer ist. Wir bezahlen zwei Drittel des geforderten Preises, was immer noch rund 5 Franken und angesichts des (nicht) Gebotenen zuviel ist. Uns scheint, dass hier ein gut gemeintes und gedachtes Entwicklungsprojekt schief gelaufen ist. Obelix’ gebrochene Auspuffaufhängung Der Aufbau des Campement wurde von einer französischen Organisation finanziert, mit der Absicht, dass das Dorf vom Tourismus profitieren kann. Das Ganze ist mit genossenschaftsähnlichen, basisdemokratischen Auflagen verbunden. Leider ging vor Vollendung des Projektes das Geld aus, aber die Gemeinde kassiert nun trotzdem, obwohl für die Besucher, wie gesagt, weiterhin nichts geboten wird und überall Abfall herumliegt. Wir fahren gegen zwei Uhr endlich los, zum Glück ist es nur ca. 35km bis nach Labé. Die unsäglich schlechte Piste unmittelbar vor Labé Wir kommen aber nicht weit, denn Thomas entdeckt bei einem kurzen Stopp, dass die Auspuffaufhängung gebrochen ist. Wir machen eine provisorische Reparatur mit Draht und hoffen, dass es einigermassen hält und wir den Auspuff nicht verlieren. In Labé werden wir das Teil schweissen lassen müssen. Flugplatz mit Piste von Labé Bis dorthin ist aber nochmals ein ziemliches Geschüttel angesagt, denn die Piste ist kurz vor der Stadt in wirklich schlimmem Zustand. In der Stadt wollen wir uns an der einzigen Tankstelle nach dem Preis für den Diesel erkundigen, damit wir wissen wieviel Geld wir wechseln müssen. An der Tankstelle gibt es aber erst übermorgen wieder von dem Saft, im Moment ist er nur auf dem Schwarzmarkt in Kanistern erhältlich. Wir fahren zum Hotel Tata, das einen ruhigen Innenhof hat und lassen uns zum Znacht eine Pizza auffahren. Wir sind die einzigen Gäste hier und weil wir müde sind und früh schlafen gehen, können sie ihren Strom-Generator schon bald wieder abschalten womit auch ihr Fernsehabend relativ kurz ausfällt.

Dienstag, 08.04.2008 – Labé

Die geschweisste Auspuffaufhängung So lange haben wir schon lange nicht mehr geschlafen, es hat gut getan. Nach dem Frühstück macht sich Thomas auf den Weg zum Schweisser, während Isabella wieder an der Homepage arbeitet. Das Auto, das Thomas dorthin bringt, ist ein Peugeot 504, das innen wie ein Rallye-Fahrzeug aussieht. Es hat auch nur noch das Allernötigste drin, Fahrer- und Beifahrertüre haben keine Innenverkleidung mehr und werden mit einem Schieberiegel geschlossen. Thomas als Aschenputtel? Um schweissen zu können muss erst der Generator, der den Strom liefert, angeworfen werden, was wiederum heisst, dass erst ein Junge gerufen werden muss, der einen Liter Diesel in einer Flasche bringt. Die Bedingungen hier sind für uns Infrastruktur-verwöhnte Menschen schon speziell. Strom gibt es nur während und einige Zeit nach der Regenzeit, halt solange die Stauseen genug Wasser für die Kraftwerke haben. Das heisst anders herum, dass es während einigen Monaten im Jahr in der drittgrössten Stadt in Guinea einfach keinen Strom gibt, ausser man macht ihn sich selbst mit einem Generator. Ausser, wenn es dann auch noch, wie gerade jetzt, an den Tankstellen in der Stadt keinen Treibstoff gibt. Immerhin kann man sich noch auf dem Schwarzmarkt aus 20 Liter Kanistern versorgen, wobei der Liter dann knapp über zwei Franken kostet. Das Schweissen unter freiem Himmel am Strassenrand geht rasch und kostet etwas mehr als einen Franken. Zurück im Hotel montiert Thomas das Teil wieder; mal schauen wie lange es hält.

Brotverkauf im Zentrum von Labé Später machen wir uns beide nochmals auf ins Stadtzentrum. Erst wollen wir ins Internet, (ja, Cyber Café gibt’s) was aber doch nicht geht, weil die Telefonleitungen tot sind. Dann gehen wir halt noch ein paar Sachen einkaufen und suchen den Supermarkt, der möglicherweise ein gewisses Sortiment haben könnte. An dessen Stelle finden wir aber nur eine Baustelle. Thomas unterwegs mit Motorrad-Taxi zum Hotel in Labé Es muss ein ziemlicher Albtraum sein, als “Porto“ (Weisser) hier länger leben zu müssen. Nur schon in der Hitze ein gekühltes Getränk zu bekommen ist Glückssache. So decken wir uns halt auf dem Markt mit Brot, Früchten und ein wenig Gemüse ein. Dazu kommen noch ein halber Karton Bier und ein Sixpack Mineralwasserflaschen. Für den Rückweg zum Hotel nehmen wir uns zwei Töfftaxis zum Fahrpreis von je fünfzig Rappen, für die unser “Gepäck“ nicht wirklich viel ist wenn man mit der sonstigen Beladung vergleicht, aber Isabella traut sich nicht zu dritt auf einen Töff, vor allem nicht bei diesen Strassenverhältnissen.

Mittwoch, 09.04.2008 – Chutes de Kambadaga

Die Terrasse des Hotel Tata in Labé Bevor wir losfahren bringen wir Obelix’ Reifen wieder auf Teerstrassendruck, denn sowohl Reiseführer wie auch Strassenkarten versprechen guten Teer ab Labé. Wir wechseln nochmals etwas Geld und verlassen schliesslich das angenehme, ruhige Hotel Tata. Die Strasse Richtung Pita ist wirklich ganz passabel, wir kommen gut voran. Wie immer auf den Strassen Schwarzafrikas ist grosse Vorsicht vor den anderen Verkehrsteilnehmern angesagt. Ein Uniformierter mit seinem Motorrad fährt uns vom linken Strassenrand her, ohne sich auch nur umzuschauen, direkt vor das Fahrzeug. Gott sei Dank sind Obelix’ Bremsen in Ordnung, so dass der “Selbstmordkandidat“ nochmals davon kommt. Kraftwerkinfrastruktur bei den Chutes de Kinkon Nach 35km ist bereits wieder Piste angesagt und damit wieder Luft ablassen. Chutes de Kinkon Die 10km lange Piste zu den Kinkon Wasserfällen ist nicht ohne, meist geht’s nur im Schrittempo vorwärts. Oberhalb der Wasserfälle ist eine kleine Staumauer, deren See jetzt gegen Ende der Trockenzeit aber nicht sehr viel Wasser hat, womit das Kraftwerk auch keinen Strom liefern kann. Wir parkieren Obelix unter einem Baum und machen uns zu Fuss auf den Weg zum Wasserfall. Eine betonierte Strasse, mit nicht mehr funktionierenden Strassenlampen, die hinunter zum Turbinenhaus führt, führt auch am Wasserfall vorbei. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Blick auf den Canyon, in den der Fluss fällt. Ausserdem kann man über eine Treppe auf die Abbruchkante des Wasserfalles gelangen. Wir waren uns nicht sicher, ob wir hier bereits wieder übernachten wollen, aber um 14 Uhr finden wir, dass wir es gesehen haben und entschliessen uns die Piste zu den Kambagada Fällen in Angriff zu nehmen.

Die Wegbeschreibung im Reiseführer ist besser als wir aus den wenigen Angaben befürchtet haben und wir finden den Weg eigentlich ziemlich gut. “Baumfällaktion“ auf dem Weg zu den Kambadaga-Fällen Ab und zu fragen wir in den Dörfern nach, ob wir auch richtig sind. Schliesslich stehen wir vor dem Hindernis Nummer 1: In einem Dorf hat ein Baum zwei dicke Äste über den Weg gespannt, etwas zu dick und zu tief, als dass wir sie wie üblich einfach über die Kabine schleifen lassen können. Es geht nicht lange und der Mann des Hauses vis à vis steigt in den Baum und entfernt die hinderlichen Äste kurzerhand mit einer Machete. Thomas hilft tatkräftig mit bei der Torerweiterung auf dem Weg zu den Chutes de Kambadaga Wir bedanken uns für die freundliche Hilfe mit einem T-Shirt und können weiterfahren zum Hindernis Nummer 2: Ausgangs eines Dorfes steht ein Gatter, das mit rund 1.90m definitiv zu schmal für Obelix ist. Auch hier sind die Leute des Dorfes für eine Lösung besorgt: Ein Torpfosten und ein Stück des angrenzenden Hages werden entfernt, so dass die Breite nun gerade reicht. Die Leute fragen einzig, wann wir wiederkommen, wohl damit sie wissen, wann sie dann das Tor wieder weitermachen müssen. So schaffen wir schliesslich die 28km in rund vier Stunden, wobei bei den letzten Kilometern nicht mehr wirklich von einer Piste gesprochen werden kann, es ist mehr ein Trampelpfad. Die unwillkommene Willkommenstafel kurz vor den Chutes de Kambadaga Was wir deutlich sehen, ist dass hier seit längerer Zeit kein Fahrzeug mehr durchgefahren ist, denn es sind keine Reifenspuren zu erkennen. So kommen wir schliesslich am im Reiseführer beschriebenen Tor mit der Aufschrift “Village Touristique“ an und stehen nun, unmittelbar vor unserem Ziel, vor dem Hindernis Nummer 3: Obelix’ Räumungstrupp auf dem letzten Kilometer zu den Kambadaga-Fällen Die oben genannte Aufschrift ist ein über die beiden Betonpfosten gespanntes und inzwischen herabhängendes Blechschild ... und so oder so natürlich zu wenig hoch für Obelix. Argh! Aber bereits ist wieder Abhilfe da. Drei Männer und ein Junge hauen mit einer Machete eine Umfahrungsschneise durch das Dickicht um das Tor herum, so dass wir auch hier wieder weiter kommen. Nach einer weiteren kurzen, aber steilen und schmalen Abfahrt kommen wir endlich bei Sonnenuntergang am schön ebenen Platz unmittelbar am Fluss an. Wir entlöhnen die drei Helfer, die sich auch gleich verabschieden. Hier am Fluss ist es ruhig und friedlich, einzig die Frösche quaken um die Wette. Hoffentlich tun sie es nicht die ganze Nacht!

Donnerstag, 10.04.2008 – Chutes de Kambadaga

Die Frösche haben dann im Verlauf der Nacht auch Feierabend gemacht, oder haben wir sie schlicht nicht mehr gehört? Hängebrücke über den Fluss oberhalb des ersten Kambadaga Wasserfalls Eigentlich wollten wir heute die vier Fälle besuchen, aber als wir soweit bereit wären ist es schon Mittag und Isabella findet, dass das eigentlich wieder einmal die dümmste Tageszeit ist um zu so einem Unternehmen aufzubrechen. Thomas lässt sich widerwillig überzeugen und so machen wir halt nur eine kleine Erkundungstour in der Umgebung unseres schönen Platzes. Wir folgen dem Fluss und sehen schon bald einen Eisvogel der sich im Wasser etwas zu fressen holt. Thomas will Isabella ein kleines Schlammloch in den Felsen voll von Quaulquappen zeigen, das er zuvor schon auskundschaftet hat. Blick über den Flusslauf unmittelbar vor der Abbruchkante des ersten Kambadaga Wasserfalls Bei der Suche gehen wir in die falsche Richtung, nämlich flussabwärts, sehen dafür aber noch einen Eisvogel. Wir folgen ihm, sehen ihn aber nicht mehr, dafür ist die Hängebrücke über den Fluss gleich etwas weiter unten, die wollen wir uns noch schnell ansehen. Eins, zwei, ... Thomas und Isabella’s Fuss an der Abbruchkante des obersten Kambadaga Wasserfalls Von der Brücke aus ist gut zu sehen, dass einige hundert Meter weiter vorne die Abruchkante des ersten, grossen Falles sein muss. Na, da wir nun schon einmal hier sind... Wir suchen uns eine Stelle im Fluss, an der wir ihn überqueren können, denn der Brücke trauen wir nicht recht. Schliesslich sind wir tatsächlich an der Kante vorne und haben einen tollen Ausblick auf den Fall, der jetzt wie alle Fälle nicht sehr viel Wasser hat, und weiter talauswärts wo die weiteren drei Fälle sein sollen. Zurück im MGD merken wir, dass die Sonne ihre Spuren hinterlassen hat, denn wir hatten uns natürlich nicht mit Sonnencrème eingestrichen für diesen “kurzen“ Ausflug. Jetzt haben wir uns aber erst einmal eine Erfrischung in Form von essen und trinken verdient. Unser Camp oberhalb der Kambadaga Wasserfälle direkt am Fluss Ein Mann, der schon am Morgen bei uns vorbeigezogen ist und uns einen guten Morgen gewünscht hatte, kommt von der Arbeit auf dem Feld oder dem Wald zurück. Wir fragen ihn, ob er uns morgen Vormittag nicht zu den Fällen führen wolle. Er willigt ein, sagt aber, dass er erst um neun Uhr kommen könne, denn sein Dorf, dasjenige in dem sie für uns das Tor weitermachen mussten, sei ein rechtes Stück entfernt. Wir möchten eigentlich lieber schon früher losgehen, solange es noch nicht so heiss ist, aber neun Uhr ist für uns auch noch früh genug, da müssen wir ja wieder einmal den Wecker stellen... Nachdem alle zurück ins Dorf gezogen sind, genehmigen auch wir uns noch einen kühlen Schwumm im Fluss, bevor wir beim Kochen noch einmal ins Schwitzen kommen.

Freitag, 11.04.2008 – Chutes de Kambadaga

Sichtausbeute unseres Ausfluges zu den weiteren Fällen Nach einer wiederum angenehm kühlen Nacht müssen wir heute morgen für unsere Verhältnisse etwas Gas geben... Der Führer ist denn auch schon bald nach acht Uhr, zusammen mit einem zweiten Mann, beide mit Windjacken ausgerüstet, hier. Er sagt uns, dass er nur bis um 10 Uhr Zeit habe, denn er müssen um 11 Uhr für eine Versammlung zurück im Dorf sein. Er werde uns aber den Weg zu den Fällen zeigen. Na ja, mal schauen wie das funktionieren soll... Village Touristique, oder was davon schon, oder noch, existiert Zum Glück hat es heute zum ersten Mal seit langer Zeit so etwas wie einen Schleier am Himmel, so dass die Sonne nicht so erbarmungslos brennt. Schon bald sind wir bei den Hütten gegenüber dem ersten grossen Fall, die so etwas wie eine touristische Infrastruktur sein sollen. Es hat einige Stühle und Tische, die zum Restaurant mit Bar gehören, wobei aber beides wohl schon länger nicht mehr geöffnet war. Es hat auch eine Rundhütte zum Schlafen und einen halb fertigen Sanitärblock. Auch unsere Führer suchen den Weg zu den unteren Kambadaga-Fällen Nach einem kurzen Ausblick auf den Fall, der von hier aus, vor allem wenn der Fluss nicht viel Wasser führt, nicht sehr gut zu sehen ist, beginnen wir den Abstieg zum zweiten Fall. Es ist eine ziemlich mühsame Angelegenheit, denn es gibt keinen klaren erkennbaren Pfad hinunter und alles ist mit Buschwerk überwachsen. Der Führer hat nur ein Klappmesser dabei, mit dem er den Weg einigermassen freischneidet. Ausserdem haben wir das Gefühl, dass er den Weg auch nicht wirklich kennt, denn meistens muss ihm der zweite Mann, der beinahe kein französisch spricht, die Richtung weisen. Schliesslich kommen wir nach einer halben Stunde beim zweiten Fall an, von dem wir knapp etwas durchs Buschwerk sehen. Der Zugang zum Fall selber scheint nicht einfach zu sein. Unser Camp oberhalb der Kambadaga Wasserfälle direkt am Fluss Irgendwie finden wir die ganze rutschige Kletterei durch das dornig Gestrüpp nicht so toll und entschliessen uns, angesichts der Tatsache, dass der nächste Fall ein ganzes Stückchen entfernt ist und mit der Aussicht den Weg zurück unter Umständen selber suchen zu müssen, die Tour abzubrechen. Der Führer entschuldigt sich, dass er die Machete vergessen hätte, er diese aber das nächste Mal mitnehmen würde. Offensichtlich war er auch schon länger nicht mehr hier unten... Thomas wird beim Schuheputzen genau beobachtet Zurück bei den Hütten, der Aufstieg war weniger tragisch als befürchtet, verabschieden wir uns von den zwei und legen eine Pause ein, bevor wir uns gemütlich auf den restlichen Rückweg machen. Am Mittag sind wir zurück bei Obelix und theoretisch hätten wir uns nun auf den Weg zurück über die Rüttelpiste machen können. Wir haben aber schon gestern beschlossen, dass wir noch einen Tag an diesem wunderschönen, friedlichen Platz bleiben wollen, an dem man wirklich seine Ruhe hat, selbst wenn immer mal wieder Einheimische vorbei kommen. Am Nachmittag hängen wir noch eine kleine Waschrunde an, denn die Kleider haben unter der Kletterei gelitten. Kurze Zeit später ist alles schon wieder trocken und bereit für weitere Abenteuer.

Samstag, 12.04.2008 – Chevalier-Gärten, Dalaba

“Zufahrt“ zu den Chutes de Kambadaga Wir sind wieder zeitig auf, denn es gilt ja die Rüttelpiste zurück zur Teerstrasse nochmals zu bewältigen. Ausserdem wollen wir wenn möglich unterwegs an einem Brunnen noch den leeren Wassertank füllen, was durchaus einige Zeit dauern kann, denn die Pumpen werden manuell betrieben. Zum Abschied zeigen sich uns nochmals zwei Eisvögel, so dass wir guten Mutes losfahren. Es zeigt sich wieder einmal, dass es angenehmer ist eine Strecke zu fahren, die man schon kennt, auch wenn wir nicht wirklich viel schneller als auf dem Hinweg sind. Im Dorf, in dem das Tor “erweitert“ werden muss, erwartet uns schon Sulejman, der Führer von gestern, und sein Kollege zusammen mit einigen anderen Männern. Obelix bei einer Baum-Hindernisumfahrung auf dem Rückweg von den Kambadaga-Fällen Als Isabella fragt ob sie fotografieren dürfe, winkt einer der Männer ab. Es ist derselbe, der beim Tor an der Dorfausfahrt findet, wir müssten jetzt noch etwas für den angerichteten Schaden bezahlen. Ausser einigen unreifen Mangos, die Obelix “gepflückt“ hat ist aber nichts weiter passiert. Piste auf der Rückfahrt von den Kambadaga-Fällen Irgendwie findet sich offensichtlich immer irgend ein Typ, der den guten Eindruck unbedingt versauen muss... Nach einer fruchtlosen Diskussion fahren wir weiter ohne zu bezahlen. Leider war auch der Brunnen, den wir ins Auge gefasst hatten in diesem Dorf, so ist vorderhand nichts mit frischem Wasser für den zweiten Tank. Wir erreichen schliesslich nach bald wieder vier Stunden die Teerstrasse. In einem Dorf verkauft eine Frau Tomaten und wir halten an um uns damit einzudecken. Sogleich kommt ein Mann auf uns zu und sagt, er sei Transportunternehmer, wir seien eben an seinem liegengebliebenen Sattelschlepper vorbeigefahren. Es stellt sich heraus, dass er unbedingt für uns arbeiten, das heisst Waren transportieren, möchte. Strasse zwischen Pita und Dalaba Wir müssen ihm erklären, dass wir in seinem Land nur als Touristen unterwegs sind und ihm deshalb nicht helfen können. Er sieht das ein und wünscht uns gute Fahrt. Die Frau mit dem Gemüse will uns nur die von ihr ausgewählten Tomaten verkaufen, was uns aber gar nicht passt, weil da dann meistens auch noch vermanschte darunter sind und so fahren wir weiter durch eine abwechslungsreiche, hügelige Landschaft. Die Strasse ist in gutem Zustand, man muss aber immer vor vereinzelten Löchern im Asphalt auf der Hut sein. Obelix im Kiefernwald der Chevalier-Gärten Kurz vor Dalaba, das in 1’200m Höhe liegt, zweigen wir zu den Chevalier-Gärten ab, einer Versuchsplantage aus der französischen Kolonialzeit, die sich vor allem durch einen grossen Pinienwald auszeichnet. Zur Bewässerung der Gärten, in denen Piniensetzlinge und Gemüse gezogen werden, hat es ein kleines Stauseelein, das jetzt aber auch nicht mehr sehr viel Wasser enthält. Die ganze Anlage ist recht idyllisch gelegen und wir suchen uns ein möglichst ebenes Plätzchen für die Nacht, was uns aber wieder einmal nicht wirklich gelingt. Inzwischen hat sich der Himmel verdunkelt und kaum haben wir Obelix parkiert, beginnt es zu regnen. Wir erleben den ersten Regen seit bald zwei Monaten und unser erstes, allerdings nur kurzes, Tropengewitter auf dieser Reise, dafür riecht die Luft danach fein nach Pinien.

Sonntag, 13.04.2008 – Chevalier-Gärten, Dalaba

Kiefernwald in den Chavalier-Gärten Wir haben gestern beschlossen, heute einen richtigen Sonntag einzulegen und schlafen deshalb erst mal aus. Das geht wunderbar, denn hier zwischen den Pinien sind wir ungestört. Aus dem Rührei, das wir uns machen wollen wird aber nichts, denn irgendwie sind die Eier in der Schachtel zu Bruch gegangen, obwohl wir das Gefühl hatten, sie seien nach der gestrigen Rüttelfahrt noch ganz gewesen. In den Chevalier-Gärten werden Kiefern-Setzlinge gezogen Später machen wir uns auf einen Rundgang durch die Gärten. Im ehemaligen Farmhaus glotz uns eine Kuh entgegen, es riecht auch fast wie in einem Stall. Obwohl die Bauten am Verfallen sind, werden die Gärten noch genutzt und offensichtlich neue Pinien gepflanzt. Wir hatten uns eh gewundert, dass die Bäume nicht schon alle zu Brennholz verarbeitet wurden, aber irgendwie scheint es hier doch eine gewisse Ordnung zu geben. Bald ziehen sich bei unserem Rundgang wieder dunkle Wolken zusammen und das Donnergrollen kommt immer näher. Bei Dalaba zieht ein Gewitter auf Wir verziehen uns gerade rechtzeitig in unser MGD, bevor das Gewitter beginnt. Es ist stärker als gestern und dauert längere Zeit und geht schliesslich am Abend in leichten Regen über. Drinnen haben wir es gemütlich und trocken. Wir sortieren unsere Fotosammlung, denn wir sollten die Bilder endlich einmal auf eine DVD brennen, damit sie auf der sicheren Seite sind. Leider geht das Brennen nicht wie gewünscht, denn irgendwie scheint der Wurm drin zu hocken, der immer mal wieder an den Fotodateien knabbert. Am späten Abend bekommen wir Besuch von hunderten von winzigen Fliegen, die ums Licht schwirren und bald darauf von der Decke fallen und noch etwas herumkrabbeln bevor sie den Geist aufgeben. Da Isabella im Bett liest ist sie bald übersät mit den Viechern, was ihr ganz und gar keinen Spass macht. Thomas macht sich daran, die Tierchen wieder wegzuräumen, damit wir einigermassen ungestört schlafen können.

Montag, 14.04.2008 – Mamou

Nach dem Frühstück fahren wir zum Brunnen, den wir vorgestern bei der Anfahrt zu den Gärten gesehen haben. Heute wollen wir den leeren Wassertank füllen, gehauen oder gestochen. Es sind einige Jugendliche dort die wir fragen, ob wir unseren Tank füllen dürfen. Kein Problem, ist die Antwort. Aber wir benötigen 14 der gängigen, gelben 20 Liter Kanister... Auch kein Problem. Wir füllen unseren Wassertank an einem Pumpbrunnen Zuerst versuchen wir es mit der einfachsten Methode: Kanister über den Einfüllstutzen stemmen und durch einen Trichter hineingiessen. Das ist aber ganz schön anstrengend. Der Junge, der uns hilft, meint dann, wir sollen doch Obelix ganz nahe an den Brunnen stellen. Da sie dort auch einen Zuber haben, könnte damit die bequemere Methode funktionieren, nämlich den Tank mittels unserer Tauchpumpe zu füllen. Der Brunnen selbst ist geschlossen, d.h. es gibt keinen offenen Schacht. Mittels einer Fusspumpe wird das Wasser gefördert, das dann bei jeder Pumpbewegung aus einem Hahnen läuft. In unserem Fall lassen wir es in den Zuber laufen, von dem aus wir es mittels unserer Tauchpumpe in den Tank befördern. Eins zu eins haben wir das noch nie ausprobiert, aber es funktioniert wunderbar. Zwei Jungen treten die Pumpe gemeinsam und sie kommen ganz schön ins Schwitzen. Nach einer viertel Stunde haben sie es aber geschafft, unser Tank ist voll guten Trinkwassers. Wir bedanken uns mit einem Trinkgeld, packen zusammen und fahren in die Stadt Dalaba, die ja nicht mehr weit entfernt ist.

Hotel Fouta in Dalaba Schöne Decke im Restaurant des Hotel Fouta in Dalaba Dort gehen wir zum Hotel du Fouta, dem besten Hotel am Platz, das eine fantastische Lage mit Aussicht hat, aber ziemlich unterbesetzt ist. Wir trinken etwas und essen ein Omelett, das einzige was es am Mittag gerade gibt. Anschliessend decken wir uns am Markt noch mit Früchten ein, leider beschränkt sich das Angebot an Gemüse auf Auberginen, die wir im Moment noch verschmähen. Auf der Weiterfahrt Richtung Mamou werden an der Strasse immer wieder Mangos, Mangos und nochmals Mangos verkauft. Typisches Taxi in Guinea. Auch die Hühner fahren auf dem Dach mit Es ist jetzt absolute Saison für diese wunderbaren Früchte und wir geniessen sie jeden Tag. Da wir wieder einmal eher spät unterwegs sind ändern wir kurzfristig unseren Plan und fahren nur bis Mamou, wo wir uns in der von der Schweiz aufgebauten Forstschule einquartieren. Hier wird auch tatsächlich Unterricht abgehalten und es gibt sogar einen Raum mit einer Wireless Installation, die wir benützen können. Nicht ganz so toll sind dann aber die sanitären Einrichtungen, vor allem wenn wir es mit dem Hotel Tata in Labé vergleichen, wo wir gleich viel bezahlt haben. Aber für heute Abend sind wir eh mit dem Internet beschäftigt und morgen sieht ja alles wieder anders aus. Leider bockt Isabellas Laptop und will nach dem ersten senden/empfangen einfach keine Antworten mehr verschicken. Zudem ist er wieder so langsam, dass sie beinahe einen Anfall kriegt und ihn ziemlich muff in die Ecke stellt.

Dienstag, 15.04.2008 – Dabola

Jetzt wollen wir endlich wieder einmal richtig duschen, aber leider ist in der uns gestern gezeigten Dusche gerade der Klempner am Werk, das Wasser ist abgestellt. Auch im anderen Trakt kommt aus keiner der acht Duschen ein Tropfen Wasser. Schliesslich dürfen wir in eine der Villas der Forstschule, die wahrscheinlich für Gäste reserviert sind, um unsere Dusche zu nehmen. Aber auch hier gibt es kein fliessendes Wasser. Wir sind etwas frustriert und stellen uns auf eine wieder einmal fällige Diskussion über die Bezahlung des Gebotenen ein. Aber es kommt wieder einmal anders, denn die Leute scheinen eine Einsicht zu haben und meinen wir bräuchten gar nichts zu bezahlen. Der Aufbau der Schule wurde 1980 von der Schweiz finanziert und die Substanz der Anlage, insbesondere der Gebäude, scheint gut zu sein. Bei genauerem Hinschauen sieht man allerdings schon, dass es wohl auch hier eher bergab geht. Immerhin wird aber noch Ausbildung betrieben, was ja eigentlich die Hauptsache ist. Hauptstrasse in Mamou dem Verkehrsknoten von Guinea Wir verabschieden uns und fahren zurück in die Stadt, wo wir uns auf dem Markt mit verschiedenen Sachen eindecken. Hier finden wir zum ersten Mal in Afrika ein Brot, das die Formen eines Pfünderlis und nicht die eines Baguettes hat. Strasse zwischen Mamou und Dabola Damit könnten wir schöne Brotschnitten machen, also kaufen wir es sofort. In Mamou haben wir für einige Zeit unseren südlichsten Punkt erreicht, nun geht es wieder etwas gegen Norden und vor allem nach Osten. Die Teerstrasse bis Dabola ist in unterschiedlich gutem Zustand, Löcher hat es immer wieder, manchmal alle 500m eines quer über die ganze Strasse. Da kommt sich Thomas dann wie im Stadtverkehr vor, wenn er durch alle Gänge hinunter und wieder hinauf schalten muss. Ok, nicht bis in den höchsten, das wäre viel zu schnell und damit zu gefährlich... Unterwegs fahren wir durch ein Dorf, in dem heute Markttag ist. Die letzten Hügel des Fouta Djalon kurz vor Dabola Es ist ein unglaublich farbiges Gewusel auf der Strasse und wir müssen immer wieder schauen, dass wir an den entgegenkommenden Autos auf der einen, und den Marktständen auf der anderen Seite, vorbeikommen. Typisches Taxi Brousse in Guinea Kurz vor Dabola ist die Landschaft am schönsten, die Berge des Fouta Djalon sinken als teilweise kahle, grosse, runde Felsformationen in die Ebene Oberguineas ab. In Dabola stellen wir uns in den Hof des Hotel Tinkisso und können in einem Zimmer endlich die ausgefallene Dusche nachholen. Wir nützen die Gelegenheit, dass das Hotelrestaurant eine richtig Auswahl an Menus hat und essen dort wieder einmal Fleisch, beziehungsweise Poulet. Am halben Poulet ist aber eher wenig, dafür zähes Fleisch dran und Thomas opfert sich dieses von den Knochen zu nagen. Da hat Isabella mit Thomas’ Pfeffersteak etwas mehr Glück. Auch wenn es eher ein Plätzli und nicht gerade eine Riesenportion ist, ist das Fleisch gut. Na ja, da sind wir mit Isabellas fleischloser, dafür um so feinerer Küche für ein Zeitchen wieder wunschlos glücklich!

Mittwoch, 16.04.2008 – Niandankoro

Die Frauen tragen uns unbekannte Früchte nach Hause In Guinea sind viele Männer mit einem Gewehr unterwegs Heute haben wir uns vorgenommen, ein zünftiges Stück zur Grenze voranzukommen und sind darum für unsere Verhältnisse wieder einmal früh auf den Beinen. Wir lassen uns die Gelegenheit aber nicht entgehen, nach der warmen Nacht noch einmal kurz die Dusche aufzusuchen, bevor wir losfahren. In Dabola machen wir noch eine Ehrenrunde durch das Städtchen, da wir vor lauter Umherschauen die richtige Abzweigung verpassen. Dann folgt für Thomas gleich ein zünftiges Einturnen, denn wie gestern sind die Löcher im Teer wieder zahlreich. Nach Bissikrima gibt es für einige Dutzend Kilometer eine Erholungspause, bevor es dann bis Kouroussa im gleichen Stil weitergeht. Brücke über den Niger in der Nähe von Kouroussa Immerhin sind zwischendurch noch einmal für einige Kilometer die Löcher mit Erde aufgefüllt. Man kann dann zwar nicht so schnell fahren, dafür entfällt das anstrengende stop-and-go fahren. Nach Kouroussa folgt eine tadellose Teerstrasse und wir sind so schnell unterwegs, das wir glatt den Abzweig auf die Piste nach Siguiri verpassen. Macht nichts, wir wollen eh bis zur Brücke über den Niger fahren, um den drittgrössten Fluss Afrikas, der hier noch nicht so mächtig ist, und der uns einige Zeit begleiten wird, ein erstes Mal zu sehen. Gute Piste von Kouroussa nach Niandankoro Es sieht so aus, dass der Niger jetzt gegen Ende der Trockenzeit nur noch einen kleinen Teil seines hier schon breiten Bettes benötigt, und wir stellen uns vor, wie es aussehen mag, wenn er mehr Wasser führen würde. Jetzt aber haben wir erst einmal die 80km Piste vor uns, die dem Fluss entlang führt, den wir aber trotzdem auf dieser Strecke nur ein, zwei Mal zu Gesicht bekommen. Die Fahrt ist abwechslungsreich und im Grossen und Ganzen ist die Piste nicht übel zu befahren. Trotzdem benötigen wir dreieinhalb Stunden und kurz vor Einbruch der Dunkelheit sehen wir den Asphalt vor uns, der uns bis zur malischen Grenze und darüber hinaus treu sein sollte. Hier in Niandankoro fragen wir im Dorf, ob wir übernachten dürfen, was wieder einmal wie selbstverständlich kein Problem ist. Etwas müde von der langen Fahrt rafft sich Thomas doch noch auf, das “Pfünderli“ von gestern zu Brotschnitten zu veredeln. Dazu macht Isabella frischen Mangokompott und kommt auf die geniale Idee die fertigen Schnitten mit unserer feinen Mangokonfitüre zu bestreichen. Mango, Mango, Mango! Es ist wahr: Alle essen Mango in den Dörfern, wir auch.

Donnerstag, 17.04.2008 – Kalasa

Kinder in Niandankoro Kinder in Niandankoro Als wir beim Frühstück sind, findet vor unserem Fenster eine eigentliche Prozession statt. Dutzende von Leuten, vor allem Frauen und Kinder, man könnte meinen das ganze Dorf sei einem Marschbefehl gefolgt, ziehen mit Netzen und Rausen zum Niger, offensichtlich um zu fischen. Bevor wir weiterfahren machen wir einen kleinen Rundgang durch Niandankoro, denn wir wollen noch ein paar ... - richtig geraten: Mangos kaufen. Das ist aber gar nicht möglich, denn auf dem kleinen Markt werden keine angeboten weil sich das Dorf die Früchte ja einfach von den Bäumen holt. Als wir weiter durch das Dorf schlendern schenken uns Kinder ein paar frisch geangelte Mangos. Frauen unterwegs zum Fischen im Niger “Zum Dank“ machen wir ein paar Fotos von ihnen und lassen sie sich zu ihrem Gaudi auf dem kleinen Bildschirm betrachten. Unterwegs zum Niger zum Fischen Die Kinder haben wie immer grossen Spass daran, zu posieren. Wir fahren weiter auf der perfekten Teerstrasse nach Siguiri, wo es gilt unsere letzten guineischen Francs los zu werden. Mit Einkäufen auf dem Markt hätten wir keine Chance dies zu bewerkstelligen, abgesehen davon, dass wir uns schon eingedeckt haben. Aber das Bier im Kühlschrank droht uns langsam auszugehen, und nach einem anstrengenden Tag auf der Strasse gibt es einfach nichts schöneres, als so eine schön kühle Büchse in der Hand zu halten. Thomas mit dem Töff-Taxi unterwegs in Siguiri Erst finden wir zwar einen Laden der Bier verkauft, allerdings nur Importbier zu stark erhöhten Preisen. Ein junger Mann eines anderen Ladens nimmt uns dann ins Schlepptau quer durch die ganze Stadt, wobei wir nicht so sicher sind ob er wirklich weiss wo es zu finden ist, denn er muss immer wieder nachfragen. Schliesslich landen wir in einer Bar. Offensichtlich hatte er uns missverstanden und angenommen wir möchten ein Bier trinken. Macht nichts, wir nehmen einige Büchsen mit über die Gasse und schwingen uns auf drei Motorrad-Taxis, die uns zurück zu Obelix bringen. Wir bedanken uns beim flotten Mann mit einem Trinkgeld und machen uns dann auf zur nächsten Tankstelle, um die restlichen 170’000 Francs in 24,3l Diesel zu verwandeln. Rund 80 Kilometer später sind wir in Kourémalé an der Grenze zu Mali, die wir in einer Stunde komplett passieren, ohne dass auch nur ein Beamter sich in die Nähe unseres Fahrzeuges bewegt. Alles wird korrekt und freundlich abgewickelt, das Carnet de Passage muss nicht erst erklärt werden. Auch unsere kleine Sorge, ohne Visum an der Grenze aufzutauchen könnte vielleicht Probleme bescheren, bewahrheitet sich nicht. Wir bezahlen je 15’000 CFA und erhalten Quittung und Einreisestempel, mit der Auflage uns dann umgehend bei der Immigration in Bamako das endgültige Visum zu besorgen. Felsformationen der Manding-Berge (Mali) Kinder in Kalasa (Mali) Eigentlich haben wir damit unser Tagesziel bereits erreicht, aber da wir noch früh dran sind fahren wir noch bis 50km vor Bamako, wo die Mandingo-Berge ein paar besonders schöne Felsformationen bilden. Wir fragen, genau wie gestern, im Dorf Kalasa ob wir übernachten dürfen. Der Dorfälteste weist uns einen Platz direkt neben dem Stall, in dem Esel und Rinder hausen, zu. Im Moment ist die Dorfjugend gerade mit dem Fussballmatch beschäftigt, was sie etwas von uns ablenkt. Später wollen es dann ein paar Kleine doch noch genauer wissen, und wir veranstalten eine kleine Fotosession mit ihnen.

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