Burundi

Donnerstag, 28.10.2010 – Bujumbura

Eine Tafel fordert die Fahrer auf die Strassenseite zu wechseln, denn in Burundi herrscht Rechtsverkehr. So einfach geht das also. Wir parkieren Obelix auf dem grossen Parkplatz beim Zoll und Thomas geht auf die Behördentour. Wir wären besser einfach auf der Strasse geblieben, denn Isabella bekommt es mit einer Bande saufrecher Jugendlicher zu tun und ärgert sich gewaltig. Es ist kein Beginn wie man es sich wünscht. Bei der Immigration allerdings verläuft alles in geordneten Bahnen, nichts macht den Anschein, dass wir nicht einreisen dürften. Schliesslich erhalten wir für 20 US-Dollar ein Visum das drei Tage gültig ist und das wir in der Hauptstadt verlängern lassen können. Der Zöllner stempelt die jungfräulichen Carnets nachdem ihn Thomas davon überzeugen kann, dass das rot eingestempelte Senegal nicht der Gültigkeitsort ist. Wir wechseln in einer praktischerweise vorhandenen Wechselstube einige tansanische Shilling in burundische Franc um und fahren dann nach Burundi hinein. Wir wechseln die Zeitzone und gewinnen ein Stunde, womit wir genügend Zeit haben um bis nach Bujumbura zu gelangen. Sofort fällt uns neben den allgegenwärtigen Bananen eine andere Nutzpflanze auf, die wir nach einiger Zeit als Kaffee identifizieren können. Die Fahrt geht über Hügel und Hügel, meist auf einer Höhe zwischen 1’500 und 1’800m. Wir kommen innert relativ kurzer Zeit an drei Unfallstellen vorbei und vermuten, dass die steilen Strassen und die schlechte Wartung die Bremsen der Fahrzeuge wohl manchmal überfordern. Vor grösseren Orten steht jeweils eine Schranke zwecks Einzug einer “Taxe de comune“, wir dürfen aber immer ohne zu bezahlen durchfahren. Je näher wir nach Bujumbura kommen desto öfter sehen wir bewaffnete Soldaten auf der Strasse patrouillieren. Die Gegend rund um die Hauptstadt gilt nach wie vor als relativ unsicher und damit soll wohl die wichtige Hauptverbindungsroute in die benachbarten Länder gesichert werden. Das Fahrrad ist wieder das lokale Haupttransportmittel. Es wird mit allen erdenklichen Waren beladen und auf der Strasse geschoben wenn es bergauf geht. Das heisst, dass die Platzverhältnisse auf der Strasse manchmal sehr eng werden und volle Aufmerksamkeit erfordern, was ganz schön anstrengend ist. Wir sind ja jetzt schon beinahe drei Jahre in Afrika unterwegs, aber hier erleben wir wieder einmal eine Novität: Die Velotransporteure hängen sich auf ihren Leerfahrten an Lastwagen an, was vor allem bergauf natürlich bequem ist. Bei kurzen horizontalen oder gar sinkenden Strassenabschnitten lassen sie sich bei zum Teil wahnwitzigen Geschwindigkeiten mitziehen. Es ist einfach auszurechnen, dass so wohl schon der eine oder andere schlimme Unfall passiert ist. Bei Bugarama erreichen wir mit 2’234m den höchsten Punkt auf unserer heutigen Strecke. Ab hier geht es nur noch hinunter in die Hauptstadt Bujumbura die 1’400m tiefer am Tanganjikasee liegt. Schon bald und auf der ganzen Talfahrt haben wir einen grandiosen Blick auf See und Stadt. Am See suchen wir das Circle Nautique auf, das gemäss unserem französischen Reiseführer die einzige Campingmöglichkeit in Buja bietet. Das mag im Jahr 2006 gestimmt haben, jetzt aber ist die Anlage geschlossen, wenn auch immerhin in Renovation. Wir müssen uns eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen und fahren zur nahen Kathedrale als sich gerade ein Gewitter zusammenbraut. Auch hier können wir nicht bleiben, aber ein junger Angestellter vermittelt uns ein Platz im Wohnheim in dem er logiert. Melchior, ein Kollege von ihm holt uns ab und wir fahren gemeinsam zur Stiftung Focolare. Der grosse Parkplatz entpuppt sich dann als doch nicht so gross, aber es genügt damit wir uns hinstellen können. Nach unserem obligaten Feierabendbier dürfen wir eine Dusche in einem Zimmer benützen. Trotzdem ist Thomas dann aber zu müde um noch dem Nachtessen entgegenzusehen. Darum gibt es heute einmal eher früh Feierabend, denn wir gehen ohne Znacht ins Bett.

Freitag, 29.10.2010 – Bujumbura

Wir schlafen gut, auch wenn es auf dieser niedrigeren Höhe wieder viel wärmer ist. Auf jeden Fall ist es um uns herum sehr ruhig, was mitten in der Stadt nicht unbedingt zu erwarten ist. Gerade als wir aufstehen gibt es noch einige Tropfen, aber ein Regentag scheint es dann doch nicht zu werden. Wir müssen uns noch überlegen was wir jetzt weiter machen wollen. Isabella ist gar nicht glücklich als ihr Thomas eröffnet, dass er abgemacht hat, dass wir zwei Nächte hier stehen können. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, aber davon würde sie gerne etwas früher erfahren, denn dann hätte sie nicht schon mit Zusammenräumen angefangen. Wir entschliessen uns es mit der Visaverlängerung zu versuchen, denn gemäss der Auskunft des Immigrationsbeamten an der Grenze ist das eine Sache von zwei Stunden. Wir erkundigen uns bei Melchior nach dem Weg zum “PAFE“, der “Polizei der Luft, der Grenzen und der Ausländer“. Wir erhalten gleich einen anderen jungen Mann mit auf den Weg geschickt, der uns den Weg zeigen soll. Der macht mit uns erst einmal einen ausführlichen Stadtrundgang bevor wir beim unangeschriebenen Amt landen. Wir erhalten Formulare zum Ausfüllen und sollen ein Foto und Kopien der wichtigen Seiten des Passes mitbringen. Die Kopien wären leicht zu organisieren, aber ein Foto mitzunehmen, daran haben wir leider nicht gedacht. Statt gleich zu Obelix retour zu hetzen, um 12 Uhr ist Schalterschluss, fragen wir den Beamten erst mal, wann wir denn unsere Visumsverlängerung abholen könnten, denn schliesslich naht das Wochenende. Der meint denn auch seelenruhig, dass sie am Dienstag abholbereit sei, denn der Montag sei Feiertag. Für uns ist damit der Fall erledigt, denn wir wollen nicht vier Tage hier auf ein Visum warten um dann vielleicht noch vier Tage im Land herumzureisen. So machen wir uns statt hastig eher gemütlich auf den Rückweg. Auf dem Weg zu einem Laden um burundischen Kaffee zu kaufen führt uns unser Führer zuerst zu einer Metzgerei in der uns fast die Augen aus dem Kopf fallen. Es ist wohl die bestsortierte Metzgerei, die wir bisher auf unserer ganzen Reise in Afrika angetroffen haben, alles ist tadellos präsentiert und blitzblank sauber. Das hätten wir in Bujumbura nun wirklich nicht erwartet. Wir kaufen uns etwas Hackfleisch, das es in vier verschiedenen Qualitäten gibt. Dann geht’s weiter zum kleinen Supermarkt der voll von Importwaren ist. Neben in Thailand produzierter Ovomaltine gibt es tatsächlich auch Kelloggs Smacks, aber der Preis von achtzehn schweizer Franken für ein Paket ist uns dann doch ein bisschen zu hoch. Den einheimischen Kaffee kaufen wir dafür zu einem ganz vernünftigen Preis. Zurück im Focolare-Wohnheim legen wir erst einmal eine Erholungspause vom langen Fussmarsch durch die Stadt ein. Zwei Stunden später machen wir uns noch einmal auf die Socken, denn wir wollen noch den Markt besuchen. Wenn man einmal in der Nähe ist, ist er unübersehbar, denn er liegt unter riesigen, hohen Wellblechdächern. Wir wollen etwas Früchte und Gemüse kaufen, womit wir aber erst etwas Mühe haben, denn davon ist nichts zu sehen. Nach der Umrundung des Marktes finden wir an einer kleinen Ecke schliesslich doch noch die Marktfrauen mit ihren Frischprodukten. Es ist eine enge, hektische und laute Szenerie, aber schliesslich verlassen wir den Markt mit zwei Plastiksäcken voll Ware, die wir für knapp drei Franken erstanden haben. Dann steuern wir noch einmal die Metzgerei an. Nachdem wir uns in einer Wechselstube noch einige burundische Franc organisiert haben, können wir diesmal etwas mehr zulangen. Es gibt wunderbare Entrecôtes und Rindsfilet, das, warum auch immer, etwa gleich teuer wie Rindshack ist. Ausserdem finden wir noch Cervelats von denen wir auf gut Glück einfach ein Paar kaufen. Der nächste Wurst-/Käsesalat wird zeigen ob sie etwas taugen. Auf dem Rückweg genehmigen wir uns in einem Restaurant im hübschen, angenehmen Garten noch ein hiesiges Primus Bier, denn wir wollen Burundi ja nicht verlassen ohne den lokalen Gerstensaft probiert zu haben. Die Flaschen haben es in sich, nicht unbedingt wegen der Qualität oder dem Alkoholgehalt, aber wegen der Grösse: 7,2 dl auf den nüchternen Magen... Nach diesem zweiten Ausflug in die Stadt machen wir uns gleich daran das Hackfleisch zu verarbeiten. So können wir uns nach der verdienten Dusche gleich an den gedeckten Tisch setzen. Und wer es noch nicht geahnt hat: es gibt Gehacktes und Hörnli zum Znacht.

Samstag, 30.10.2010 – Cyangugu

Es ist zwar auch diese Nacht ruhig, aber auf dem Nachbarsgrundstück nur einen Meter neben uns hinter der Begrenzungsmauer wird schon wieder irgendwelcher Abfall verbrannt. Das ist ein bisschen ein Ärger, denn so können wir unsere Fenster auf dieser Seite zwecks Belüftung auch diese Nacht nicht offen halten, was bei der Wärme ganz angenehm wäre. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Melchior und lassen auch hier etwas Geld zurück, denn schliesslich waren wir sehr froh einen sicheren Übernachtungsplatz erhalten zu haben. Melchior versichert uns auf unsere Frage hin, dass die Strasse zur ruandischen Grenze durchs Rusizital und damit durch die Hochburg der burundischen Rebellen bei Tage sicher sei. So fahren wir los und machen nochmals einen Abstecher zum Ufer des Lake Tanganjika, den Thomas ja unbedingt sehen musste. Die Stadt, der man den etlichen eleganten Restaurants wegen ansieht, dass sie schon bessere Zeiten hatte, macht eigentlich zu wenig aus ihrer Lage direkt am Nordende des Sees. Wir fahren am Hafen vorbei der zwar funktionierende Kräne zu haben scheint, aber nicht sehr geschäftig aussieht. Die Strasse durchs Rusizital verläuft fast schnurgerade auf einem Damm, links und rechts wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Es herrscht wieder dichter Verkehr auf der schmalen Strasse, diesmal aber fast ausschliesslich von schwer beladenen Velos die allerlei Landwirtschaftsprodukte, vor allem aber Gras transportieren. Auf der anderen Seite des Grenzflusses zur Demokratischen Republik Kongo zeichnen sich 3’000m hohe Berge ab. Die Strecke ist zwischendurch in ziemlich schlechtem Zustand und hier sind auch keine Patrouillen der Armee unterwegs. Dies ist wohl ein Zeichen, das der burundische Staat hier nur die zweite Geige spielt. Jedenfalls erreichen wir unbehelligt die Grenze zu Ruanda, die am nördlichen Ende der Rusiziebene liegt. Wir reisen ohne weitere Probleme aus Burundi aus, wenn wir einmal davon absehen, dass der Zöllner etwas länger braucht bis er das ihm ungeläufige Carnet ausgestempelt hat.

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