Benin

Samstag, 02.08.2008 – Grand Popo

Auf der Benin-Seite stellt Thomas Obelix mitten auf der Fahrbahn auf die schraffierte Fläche im Zollhof und geht um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Als ein Polizist vorbeikommt und deutet, dass wir das Fahrzeug weiter vorne rechts parkieren sollen zeigt Isabella auf den leeren Fahrersitz und die Sache ist erledigt. Zum Schluss findet noch die Kontrolle des Fahrzeuges statt. Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Beamte möchte das Fahrzeug inspizieren. Am Eingang bittet ihn Thomas nicht mit der Waffe einzutreten, was den Zöllner zur Frage bewegt, ob er Angst davor habe, was Thomas zum Gaudi aller Umstehenden sofort bejaht. Fischerdorf kurz vor Grand Popo Auch der Beamte lacht und begnügt sich mit einem flüchtigen Blick durch die Eingangstüre bevor er uns weiterfahren lässt. Der Grenzübertritt hat rund eine Stunde gedauert, ein für Westafrika typischer Wert, wie uns scheint. Wir fahren weiter auf guter Strasse bis Grand Popo, wo wir beinahe an unserem Ziel Hotel Awalé Plage vorbeirauschen und Obelix etwas in die Eisen steigen muss. Hier gibt’s einen sandigen Platz für Camper direkt am Meer. Es stehen schon ein Unimog und ein Landcruiser dort, mit holländisch sprechender Besatzung. Obelix im sandigen Camp des Hotel Awalé Plage bei Grand Popo Einzig das komische Nummernschild des Toyos verwirrt uns ein bisschen. Es stellt sich heraus, dass es tansanische Schilder sind und die Besitzer nach vier Jahren Projektarbeit in Tansania nun mit einem kleinen Umweg unterwegs nach Hause, sprich Holland, sind. Nach einem Rundgang durch die Hotelanlage setzen wir uns mit einem Bier zu den beiden Paaren um mit ihnen zu plaudern. Sie kommen ja aus dem Süden, machen also die umgekehrte Route wie wir, und sind darum natürlich eine gute Informationsquelle. Uns interessiert vor allem wie sie Nigeria erlebt haben und auch sie können, ausser den vielen Strassenkontrollen, nur Positives berichten. Wir sind an und für sich erleichtert dies zu hören, aber Thomas hat langsam Angst vor all den guten Nachrichten. Denn was haben wir gelernt hier in Afrika? Negative Erwartungen werden positiv überrascht und umgekehrt. Hhm, wir werden sehen... Während die Holländer ins Restaurant gehen um zu essen, verarbeiten wir einen Teil des Rindsfilets, das wir heute gekauft haben, zu einem feinen Curry-Geschnetzelten.

Sonntag, 03.08.2008 – Grand Popo

Angesichts der Tatsache, dass wir hier andere Afrikareisende treffen und dass wir das Meer nun wiederum für einige Wochen nicht mehr sehen werden haben wir uns bereits gestern Abend entschlossen, heute hier zu bleiben, den Sonntag zu geniessen und die Holländer etwas auszufragen. Awalé Plage bei Grand Popo Isabella schläft wieder einmal schön aus, halt wie an einem ordentlichen Sonntag. Sie wird erst richtig wach, als der Unimog am späten Vormittag den Platz verlässt. Der Toyota mit den tansanischen Schildern aber bleibt noch hier. Wir frühstücken gemütlich, wenn auch ohne Sonntag-Extras, ausser dem Honig natürlich, und machen uns dann, es ist bereits Mittag, auf zu einem Strandspaziergang. Anschliessend fläzen wir uns auf zwei eher unbequeme Liegestühle am Strand und geniessen einen Nachmittag lang wieder Strandleben. Dann stürzen wir uns noch vorsichtig in die hier mit ihrer Strömung etwas tückische Brandung und drehen anschliessend eine Runde in Pool. Um noch mehr mögliche Infos von den Holländern zu bekommen gehen wir trotz unserer Frischvorräte heute ins Restaurant essen, wo wir zusammen mit ihnen einen angeregten Abend verbringen.

Montag, 04.08.2008 – Abomey

Lagune bei Grand Popo Heute fahren wir definitiv weiter, erst noch der Küste entlang bis kurz vor Cotonou, der Hauptstadt Benins, dann Richtung Norden bis nach Abomey, der einstigen Hauptstadt des mächtigen Dahomey-Königreiches. Thomas und der unerwünschte Guide am “Tor ohne Wiederkehr“ in Ouidah Unterwegs halten wir in Ouidah, einem wichtigen Städtchen im damaligen Sklavenhandel. Von hier mussten die Sklaven einen vier Kilometer langen Weg zum Sandstrand gehen, von wo die meisten von ihnen nach Brasilien verschifft wurden. Am Strand wurde ein grosses Tor als Denkmal, die “Porte de non-retour“, geschaffen. Hier können wir unsere Fertigkeit im “Guide-Abschütteln“ wieder etwas auffrischen, aber sonst geht es eigentlich eher ruhig zu und her. Wir fahren weiter Richtung Cotonou und der Verkehr wird immer dichter. Hier hat es wieder Horden von Mofa- und Motorradfahrern auf die man wie ein Häftlimacher aufpassen muss. Am Lac Ahemé bei Comé Wir haben zwar noch nicht viel Platz im Dieseltank, trotzdem wollen wir unsere Reservoire jetzt immer schön gefüllt behalten, damit wir wenn nötig ohne aufzutanken durch Nigeria kommen. Man winkt aber schon an der ersten Tankstelle ab: Nix Diesel. Der Agglomerationsverkehr von Cotonou reicht bis Abomey-Calavi Alle Tankstellen hier sind trocken, sind wie ausgestorben. Da müssen wir unser Glück halt weiter im Norden versuchen. Die ersten paar Kilometer nach der Abzweigung Richtung Norden sind eine einzige Baustelle, dann dauert es nochmals ewig, bis wir uns nicht mehr im Agglomerationsverkehr befinden. Die rund 130km bis nach Bohicon kurz vor Abomey sind nicht besonders abwechslungsreich, wir fahren praktisch durchgehend im flachen, landwirtschaftlich genutzten Land. Das ist auch besser so, dann kann sich Thomas wenigstens auf die mit jedem Kilometer zahlreicher werdenden Löcher konzentrieren. Recht Verkehr auf der Nord-Süd-Hauptverkehrsachse kurz vor Bohicon bei Abomey Vor Bohicon sind dann tatsächlich Dutzende von Bauarbeitern mit dem Ausbessern der Strasse beschäftigt. Alle tragen einen schönen neuen Orangen Helm und eine ebensolche Warnweste; sogar unser BFU hätte seine helle Freude daran. Na ja, wenigstens wenn es grosszügig darüber hinweg sähe, dass die meisten Barfuss oder in Flip-Flops die Pickel schwingen... In Bohicon zweigt eine wunderbare neue Strasse nach Abomey ab. Es stellt sich aber heraus, dass sie eigentlich um Abomey herum und nach Togo führt. Nicht gerade Suva konformes Schuhwerk beim Strassenlöcher flicken Dort wollen wir aber, zumindest jetzt, nicht wieder hin und biegen deshalb auf eine kleine Piste, die offensichtlich fast nur von Zweirädern befahren wir, ab. Wir landen tatsächlich mitten in der Stadt und finden unser Ziel “Chéz Monique“ auf Anhieb. Wir sind zwar für einmal zeitig angekommen, aber Thomas ist vom Schlagloch-Slalomfahren ganz schön geschlaucht. Trotzdem wirft er den Fleischwolf für ein Gehacktes an, das Isabella für einmal ziemlich scharf würzt, aber so haben wir es ja gerne. Als wir später am Abend noch Tee für den nächsten Tag kochen geht das Gas aus, d.h. die Flasche ist leer. Sie ist aber im Nu gewechselt und wir hoffen, dass es dieses Mal keine Odyssee wie in Bamako braucht um sie wieder zu füllen.

Dienstag, 05.08.2008 – Abomey

Mauer und Eingang zum Königspalast in Abomey Heute veranstalten wir wieder einmal einen Kulturtag und besuchen den ehemaligen Königspalast, der ein Museum beherbergt. Auf dem Weg dorthin findet Thomas einmal mehr die richtige Abzweigung nicht und wir wandern unvermittelt in engen Gassen zwischen Wohnhöfen. Dabei kommen wir an vielen Fetisch-Tempeln vorbei. Nach einem weiteren unfreiwilligen Umweg, der Isabella auch nicht glücklicher macht, finden wir den Palast schliesslich doch noch. Er ist von einer hohen Mauer umschlossen und die grossen Innenhöfe sind recht eindrücklich. Wir bekommen einen Führer zugeteilt, den wir mit seinem Französisch leider nur schlecht verstehen. So halten wir uns meist an die Informationstafeln, womit der Guide dann jeweils ungeduldig darauf wartet bis wir alles gelesen haben. Die Ausstellungsstücke sind nicht sehr spektakulär, auch den Thron der auf vier Schädeln von Feinden ruht haben wir uns imposanter vorgestellt, und im Museum funktioniert das Licht nicht, so dass man gewisse Exponate kaum sieht. Trotzdem gibt uns die Führung durch das Museum einen interessanten Einblick in die Kultur der Dahomey, die, ähnlich wie die Ashanti in Ghana, ein ziemlich kriegerisches Volk waren, und im Sklavenhandel mit den Europäern eine wichtige Rolle spielten. Bar in Abomey, auf dessen Terrässchen wir Tags zuvor eine Erfrischung genossen Das Artisanat, also die Verkaufsstände mit Kunsthandwerksartikeln, nehmen wir in einem grosszügigen Bogen mit und begeben uns dann ins nahe Zentrum der Stadt. Das Marktgelände ist eine Baustelle und wir sehen nur wenige Verkäuferinnen entlang der Strassen. Wir genehmigen uns in einer kleinen Bar, einem sogenannten “Maquis“, auf einer kleinen Terrasse an der Hauptstrasse eine Erfrischung. Obelix im weitläufigen Gelände bei “Chéz Monique“ in Abomey Auch hier gibt es die ungewöhnlichen 6dl Softdrinkflaschen, die wir das erste Mal in Lomé gesehen haben. Wir machen uns auf den Rückweg zu “Chéz Monique“ und es ist eine wahre Freude durch die Stadt zu schlendern. Die Leute sind freundlich und wir kommen fast nicht nach mit “bonjour“ sagen, aber noch öfters heisst es “bonsoir“ und das kurioserweise bereits ab Mittag. Wie heute schon fast üblich nimmt Thomas wieder einmal eine falsche Abzweigung und wir landen in einer Sackgasse. Ein kleiner Junge nimmt uns ins Schlepptau und führt uns wieder auf den rechten Weg. Müde vom vierstündigen Spaziergang erreichen wir schliesslich Obelix.

Mittwoch, 06.08.2008 – Parakou

Abomey Entgegen unserem ursprünglichen Plan hier in Abomey nach Osten abzubiegen und bei Ketou nach Nigeria einzureisen haben wir uns aufgrund eines Tipps der beiden Holländer in Grand Popo entschlossen, dies erst rund 300km weiter nördlich zu tun und damit wenigstens einige Kilometer des angeblich so verrückten nigerianischen Verkehrs zu vermeiden. Wir müssen dadurch zwar in Nigeria zu Beginn über 100km Pisten fahren, aber gemäss den Holländern, die die Strecke erst gerade gefahren sind, sollte dies für uns kein Problem sein. On the road bei Dassa-Zouma nördlich von Abomey Wir verlassen das zum Stehen zwar angenehme aber mangels geeigneter Sanitärinfrastruktur für Camper viel zu teure “Chéz Monique“ und machen uns erst mal auf die Suche nach Sprit, den wir in Bohicon finden. Die Fahrt in den Norden ist um einiges angenehmer als die vorgestern, die Gegend ist interessanter und die Strasse ist in erstklassigem Zustand, man kann die Schlaglöcher fast an einer Hand abzählen. Besonders schön ist die Gegend um Dassa, hier liegen malerische Felshügel entlang der Strasse. Kirche in Dassa-Zouma Isabella übernimmt heute nach langem wieder einmal die Zügel über Obelix und fährt mehr als 100km ohne dass Thomas etwas auszusetzen findet. Was uns erstaunt, ist die unglaublich grosse Anzahl von Lastwagen “en panne“ auf der Strecke. Wir haben das Gefühl, dass mehr Fahrzeuge am Strassenrand stehen als auf der Fahrbahn unterwegs sind. Dank der guten Strasse sind wir zu einer vernünftigen Zeit in Parakou und suchen schon wieder Diesel. Wir wollen, wie gesagt, mit möglichst vollen Tanks in Nigeria einreisen und hier ist die letzte Gelegenheit diese Tanks nochmals zu füllen. Wir fragen uns jeweils wie die Chauffeure es fertigbringen, so neben der Strasse zu landen Da wir dafür aber noch einmal ein paar CFA brauchen, die wir nicht mehr haben, wollen wir erst wissen ob es auch Diesel gibt. Wir fahren also zuerst quer durch die Stadt, dann fünf Kilometer an den Stadtrand zur Tankstelle, zurück in die Stadt um am zum Glück funktionierenden Automaten CFA abzuheben und wieder hinaus zur Tankstelle. Allee zum ruhigen Zisterzienserkloster bei Parakou Es stinkt uns nochmals zurück in die Stadt auf Hotel-Standplatz Suche zu gehen und versuchen deshalb unseren Geheimtipp, die Mission des Zisterzienserklosters einige Kilometer weiter nordwärts. Die Nonnen sind gerade bei der Abendandacht und wir müssen etwas warten, dürfen uns dann aber irgendwo in der Anlage hinstellen. Das Nachtessen fällt etwas kurios aus. Wir machen Voressen und müssen dazu einen Teil des Rindsfilets verwenden. Dafür vergessen wir vor lauter Müdigkeit und Gstürm, dass auch noch Kartoffeln zum Gericht gehören würden. Na ja, macht nichts, es schmeckt auch so noch gut und Thomas ist ja sowieso nicht der 100%ige Härdöpfel-Fan...

Donnerstag, 07.08.2008 – Tchikandou

Stockcar-Rennen oder was? Konvoi von Importfahrzeugen kurz vor Ndali unterwegs in den Norden Wir kaufen im kleinen Laden des Klosters vier Eier und eine Papaya-Konfitüre und bedanken uns fürs Übernachten mit den Malaria-Medikamenten, die wir in Mali gekauft hatten und für die wir keine Verwendung mehr haben. Die Strasse nach Ndali ist nun wieder löchriger, aber was viel schlimmer ist, wir geraten in einen Konvoi von Dutzenden von importierten Gebrauchtwagen, die wahrscheinlich im Norden von Benin über die Grenze in ein Nachbarland gebracht werden. Piste kurz vor Nikki auf dem Weg zur nigerianischen Grenze Die fahren wie die Henker, überholen sich gegenseitig und wir können sogar zuschauen, wie einer von ihnen einen anderen abschiesst. Zum Glück passiert dabei nichts Schlimmes. In Ndali sind wir sie los, denn wir biegen nach Osten Richtung nigerianischer Grenze ab. Nach gut 50km unangenehm löchriger Piste sind wir in Nikki. “Huddelwetter“ kurz vor der nigerianischen Grenze Hier müssen wir unser Carnet de Passage abstempeln lassen. Der einzig zuständige Beamte kommt aber erst in einer halben Stunde wieder, wir müssen warten. Wir sind etwas skeptisch und deklarieren alles unter einer Stunde als Erfolg. Zehn Minuten vor Ablauf dieser Stunde kommt der Beamte dann tatsächlich und erledigt das Carnet schnell und problemlos. Den Coupon, der eigentlich zu Akten des Zolls wäre, will er nicht, er bleibt im Carnet. Auch gut, solange er unseren Abschnitt abstempelt. Weiter geht’s im Regen ganz an die Grenze, wo auch die Pässe freundlich und speditiv gestempelt werden. Einige Meter weiter sind wir in Nigeria.

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