Angola

Mittwoch, 29.10.2008 – M’banza-Congo

Der angolanische Zollposten erwartet uns schon ennet der Grenzbrücke Die letzte Schranke der D.R.C. öffnet sich und wir fahren über das Grenzflüsschen auf angolanisches Gebiet. Damit haben wir auch für längere Zeit den französischen Sprachraum verlassen und müssen uns das erste Mal auf der Reise mit einer Sprache auseinandersetzen, von der wir nur einige wenige Wörter kennen: Portugiesisch. Durch die Hügel nach M’banza-Congo Unmittelbar nach der Brücke wird der Pass kontrolliert und wir dürfen ins Dorf Luvo fahren wo wir in einer knappen halben Stunde die Formalitäten erledigen, ohne dass am oder im Fahrzeug etwas kontrolliert wird. Weiter geht die Fahrt auf nun besserer Piste zuerst noch durch flaches Gelände bevor der Weg in die Hügel führt. Wir freuen uns an der Fahrt durch die zahlreichen Dörfer, wo uns alle Leute, aber wirklich alle, entweder zuwinken oder “thumbs up“ zeigen. Gut, auch hier zeigt der eine oder die andere auf ihren Bauch, und lustigerweise sind es meist speziell gut genährte Personen... Dorf in der Provinz Zaire vor M’banza-Congo In jedem Dorf weht am Strassenrand die Fahne der MPLA, der regierenden, ehemaligen Befreiungsorganisation und sehr viele Leute tragen auch MPLA T-Shirts. Als wir nach dreieinhalb Stunden, für 65km Piste, in M’banza-Congo eintreffen, beschliessen wir es für heute gut sein zu lassen und wiederum die katholische Mission zu suchen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem brandneuen Supermarkt vorbei der toll aussieht, aber ein doch eher begrenztes Warenangebot hat. Vorort von M’banza-Congo Da wir erst einige wenige Kwanzas haben besteht für einmal keine Gefahr, dass wir den Laden fast leerkaufen. Wir dürfen wie üblich in der Mission übernachten und der Bischof persönlich zeigt uns den Platz. Er ist ein sehr tatkräftiger Franziskaner, im Moment verbrennt er im Hof gerade zwei Lastwagenpneus und kartonweise Papier. Wenn es nur nicht so stinken würde... Wegen des Rauchs halten wir die MGD-Fenster geschlossen und kommen deswegen doch noch etwas ins Schwitzen. So nehmen wir für einmal gerne wieder das Angebot einer “Bucket-Shower“ an. Bezüglich unserer Weiterfahrt Richtung Luanda rät man uns hier die Route via N’Zeto und Meer zu nehmen, die Piste nach Uige sei in schlechtem Zustand. Interessant... Dazu werden wir morgen wohl noch die eine oder andere Meinung einholen, wenn wir uns denn verständlich machen können. Zum Znacht gibt’s wieder einmal ein feines Gemüse-Curry “Avéposo“, da vermisst man das Fleisch überhaupt nicht.

Donnerstag, 30.10.2008 – Tomboco

Vertrauenserweckende Brücke Nach einigen Tropfen in der Nacht, die wegen der geöffneten Fenster wieder Unruhe stiften, beginnt es am Morgen früh dann richtig zu schütten. Nicht gerade das, was wir uns für die Weiterfahrt wünschen. Um halb zehn lässt der Regen nach und wir verabschieden uns mit einer kleinen Spende vom Franziskanerbischof. Chinesischer Strassenbauerwerkhof Nach reiflicher Überlegung, auch der Bischof rät uns dazu, machen wir uns auf, nach Südwesten ans Meer bei N’Zeto zu fahren. Die ersten paar Kilometer fahren wir auf einer Piste mit Teerresten, nach 70km nochmals für 17km, der Rest ist Piste in unterschiedlichster Verfassung, die Obelix wieder einmal ganz schön schmutzig werden lassen. Nicht weit nach M’banza-Congo kommen wir an einem chinesischen Strassenbauercamp vorbei, das selbst noch im Bau ist. Offensichtlich soll diese Strasse in den nächsten Jahren neu gemacht werden. Unterwegs treffen wir auf eine grössere Kolonne von Minenräumern, die das Land angrenzend an die Piste nach Minen durchforsten. Minenräumer am Werk Was uns etwas erschreckt ist die Tatsache, dass sie mit ihren Suchgeräten effektiv bis an den Pistenrand suchen. Auch diese Arbeiten sind ein Indiz für den anstehenden Strassenbau. Die Piste führt durch hügeliges Gelände, immer wieder mit steilen Steigungen und Abfahrten. Ungesichertes Fahrzeugwrack am Pistenrand In einem Abschnitt von wenigen Kilometern treffen wir auf mindestens ein Dutzend Wracks von Lastwagen, die wohl Zeugnisse des Bürgerkriegs sind, und die Überreste eines grossen Helikopters russischer Provenienz. Unterwegs läuft uns ein Chamäleon über den Weg und es hat grosses Glück, genauso wie Thomas, der aussteigt um es zu fotografieren, dass es von einem überholenden Fahrzeug nicht überfahren wird. Piste über die Serra Cucembe Insgesamt kommen wir langsamer vorwärts als erhofft und so benötigen wir für die rund 145km bis zu unserem Minimalziel Tomboco sechseinhalb Stunden reine Fahrzeit, was einen nicht gerade erhebenden Schnitt von wenig über 20km/h ergibt. Immerhin hat sich das Wetter im Verlauf des Tages stark gebessert und wir entschliessen uns bei schönstem Sonnenschein wiederum die Mission zu suchen. Hier werden wir von den beiden jungen Padres Marcelino und Bento, beides Angolaner, freundlich begrüsst und bekümmern sie, dass wir ihre Offerte ein Zimmer zu benützen ausschlagen. Dafür nehmen wir ihre Einladung Nachrichten am TV zu schauen und anschliessend mit ihnen zu essen gerne an. Padre Marcelino spricht dank seinem fünfjährigen Studium in Kenia gut englisch und so ist eine Unterhaltung problemlos möglich. Er erzählt uns einiges über Angola, die Verhältnisse hier und die überstandenen Wahlen vom September. Als er schliesslich bei den angolanischen News vor dem Fernseher eindöst und auch Isabella einnickt ist es Zeit für uns, uns ins traute Heim zurückzuziehen.

Freitag, 31.10.2008 – Musserra

Isabella und Padre Marcelino Am Morgen bleibt es für einmal erstaunlich ruhig draussen, man scheint fast Rücksicht auf uns nehmen zu wollen. Wir stehen kurz nach sieben Uhr auf und eine halbe Stunde später bittet uns Padre Marcelino zum Frühstück. Anschliessend zeigt er uns ihre neue Schule, die von verschiedenen Ölmultis gesponsert und vor einem Jahr gebaut wurde. Hauptstrasse in Tomboco Man merkt, dass er stolz darauf ist und sie sind daran noch eine Bibliothek einzurichten, wohl die erste überhaupt an einer Schule im Norden Angolas, wie er meint. Nachdem wir uns noch eine Weile mit ihm unterhalten haben verabschieden wir uns von ihm und hinterlassen wieder eine kleine Spende. Weiter geht es auf der Piste, die zu Kolonialzeiten einmal geteert war, ins rund 80km entfernte N’Zeto am Meer. Wir kommen eher noch langsamer als gestern vorwärts und benötigen gut vier Stunden. Unterwegs läuft uns eine Art Meerkatze mit einem langen Schwanz über den Weg und ein kleiner malachitfarbiger Eisvogel erfreut unser Auge. Landschaft zwischen Tomboco und N’Zeto Die Landschaft bietet steinige Hügel mit riesigen, aufeinanderliegenden Felsbrocken. Und dann kommt die Landschaft der Baobabs, der Bäume die wir zwischen Senegal und Burkina Faso auf der anderen Seite des Äquators bereits angetroffen haben. Hier zwischen Tomboco und N’Zeto gibt es tausende und manchmal fahren wir durch regelrechte Wälder davon. Sukkulentenbäume kurz vor N’Zeto Wir kommen aus dem Staunen fast nicht heraus. An einem Kontrollposten werden wir von einem Beamten mit einem Fernglas ins Visier genommen; wir fühlen uns arg beobachtet, er lacht aber freundlich und wir dürfen wie bisher an jeder Kontrolle in Angola durchfahren. In N’Zeto sehen wir zum ersten Mal seit Libreville und bei schönstem Sonnenschein das Meer wieder. Das Städtchen hat unter dem Bürgerkrieg arg gelitten, es stehen noch einige Hausruinen an der Hauptstrasse. Andererseits sind viele Häuser auch schon wieder aufgebaut und neu gestrichen worden. Bürgerkriegsruinen in N’Zeto Nach einem kleinen Abstecher an den “Hafen“ biegen wir nach Süden ab und rotteln weiter Piste wie bisher. Auch diese Strasse war einmal geteert, aber davon ist nicht mehr viel, und dann nur störend, übrig. Immerhin begegnen uns noch zwei Affen, von denen der eine zuoberst in einem Baobab sitz. Darum heisst der Baum auf deutsch ja auch Affenbrotbaum... Damit ist Angola eigentlich schon fast das Land in dem wir am meisten “Wildlife“ ausserhalb von Parks gesehen haben. Wir fahren heute was der Tag hergibt, das heisst rund 50km nach N’Zeto bei Musserra nähern wir uns zeitlich dem Sonnenuntergang. Hier kaufen wir noch etwas frisches Brot und machen uns dann auf die Suche nach einem Bushcamp. Darum heisst der Baobab Affenbrotbaum Wir folgen einer neuen Piste die abzweigt und stehen schon bald vor einem ... chinesischen Strassenbauercamp. Wenn wir schon noch nichts von ihren Strassenbau-Künsten profitieren konnten, so fragen wir via einen angolanischen Angestellten, ob wir uns nicht in einer Ecke ihres grossen Geländes hinstellen dürfen. Das geht hier leider nicht, aber wir sollen mit zum anderen Camp kommen. Abendstimmung bei Musserra Gesagt, getan, doch dort ist DER Chinese, der etwas portugiesisch spricht und offensichtlich entscheidungsmächtig ist, gerade mit einem Tanklastwagen weggefahren um Wasser zu holen. Wir müssen warten. Irgendwie kennen wir diese Situation aus Nigeria und uns fängt es an zu stinken, nicht zuletzt, weil es auch bereits dunkel geworden ist. Nach einer dreiviertel Stunde kommt er zurück und wir dürfen zu unserer Überraschung sogar bleiben. Wir bekommen von ihm noch dazu ein kleines Fläschchen chinesische Medizin geschenkt, die gemäss englischer Packungsbeilage gegen fast alles hilft. Wir kontern sofort mit einer kleinen Toblerone aus den Tiefen unseres Kühlschrankes und er strahlt über das ganze Gesicht. Jetzt können wir uns endlich an unseren Znacht machen, der wieder einmal aus dem schnell zubereiteten und doch so feinen Tomaten/Thonsalat “Matmata“ besteht.

Samstag, 01.11.2008 – Luanda

Angolanisches Brot Natürlich sind die Chinesen zum Arbeiten hier, darum beginnt der erste Bagger bereit um sechs Uhr dreissig zu dröhnen. Macht auch nichts, wir wollen heute ja bis nach Luanda kommen, und wer weiss, was uns da von den Strassenverhältnissen her noch blüht. Wir bedanken uns beim chinesischen Boss, der uns sogar noch Wasser für unsere Tanks anbietet. Angolanische Teerstrasse Padre Marcelino hatte gestern versprochen, dass die Strasse ab der Provinz Bengo besser sei, die in 35km Entfernung beginnt. Das einzige das sich ändert ist, dass viel mehr Teerresten vorhanden sind, was uns aber kein bisschen schneller vorwärts kommen lässt, denn nun ist wieder Schaltarbeit mit Bremsen und Beschleunigen angesagt. Die Landschaft ist die gleiche wie gestern mit vielen Baobabs und Sukkulentenbäumen und wir sehen auch wieder ein kleines Äffchen. Die Gegend hier an der Küste im Nordwesten von Angola ist wirklich extrem dünn besiedelt. Grössere Dörfer sind rar und nur ab und zu stehen einige ärmliche Hütten am Weg. Halleluja, eine neue Teerstrasse beginnt Wir kommen auch wieder an zwei riesigen Chinesenbasen vorbei, aber wo nur, wo um Gottes Willen sind sie an der Arbeit? Die Landschaft gefällt uns zwar nach wie vor, aber nach vier Tagen Rüttelei mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h würden wir gerne wieder mal etwas anderes sehen. Barra do Dande 35km vor Caxito und nach rund sechs Stunden holpriger Fahrt wird unser Wunsch erhört. Hier steht ein neuer riesiger Wegweiser der nach Luanda auf eine brandneue Strasse der Küste entlang weist. Wir lassen Caxito links liegen und müssen erst mal wieder etwas mehr Luft in die Reifen füllen. Die Strasse führt über Barro do Dande, einem Fischerstädtchen mit lebhaftem Strandleben. Nach der ebenso neuen Brücke über den Dande-Fluss fahren wir auf noch schwarz glänzendem Asphalt ohne Markierungen bis, mit einem kleinen Satz von Obelix, der Deckbelag plötzlich aufhört. Schon wieder Pech mit dem Strassenbau Nun ja wir sind auch mit dem Grundbelag noch ganz zufrieden, wenn nur nicht... Wenige Kilometer später ist es dann soweit: Kein Teer mehr. Na ja, was gibt es schöneres als eine neue Piste. Bis dann nochmals zwei Kilometer später zwei über die Piste gestellte Baumaschinen auch diesem Spass ein Ende bereiten und wir uns wieder mit 20km/h auf der Ausweichpiste finden. Zum Glück sind es nur noch knapp zehn Kilometer bis zur guten Strasse, die von Caxito nach Luanda führt. An der Kreuzung werden wir zum ersten Mal in Angola kontrolliert. Einem Herrn der Immigration müssen wir die Pässe und das Innere des MGD zeigen. Slums von Luanda Dann geht es endgültig Luanda entgegen, das nach verschiedenen Berichten eines der schlimmsten Verkehrschaos der ganzen Welt haben soll. Es gibt zwar hektischen Verkehr und wie an anderen Orten rücksichts- und hirnlos drängelnde Kleinbusfahrer, aber sonst sind wir praktisch immer in Bewegung. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass Luanda eigentlich gar keine richtig Stadt ist, denn wir fahren meist nur Industriegebäuden entlang. Meerespromenade von Luanda Als dann auch noch ein ganz übler Slum an einem Hang folgt denken wir schon dass es das war, als wir plötzlich unten an der Luanda-Bucht auf das Stadtzentrum mit Hochhäusern und einer imposanten Meerespromenade treffen. Am Ende der Bucht steht das alte portugiesische Fort São Miguel auf einem Hügel und wir fahren am ersten Verbotsschild für Fahrzeuge über 3.5t vorbei. Wir ignorieren es, wie meist, tapfer, denn unser Ziel, der Yachtclub von Luanda, liegt auf der Ilha de Luanda, die nur auf diesem Weg zu erreichen ist. Das portugiesische Fort São Miguel Dank einer GPS-Koordinate finden wir unser Ziel relativ problemlos. An diesem unter Afrikafahrern bekannten Ort dürfen wir uns gratis hinstellen und Duschen und Toiletten benützen. Dank unserem 30 Tage Visum können und wollen wir einige Tage hier bleiben bevor wir weiter gen Süden ziehen. Thomas’ Geburtstagsessen findet im Restaurant des Yachtclubs statt, das allerdings so seine Limitationen hat: Luandas Skyline by Night Wir warten ziemlich lange bis wir bestellen können und dann gibt es die beiden Gerichte, die wir ab der Karte bestellen wollen nicht, genauso wenig wie den Weisswein. Ausserdem ist es, wie Luanda überhaupt, teuer. Ein Tellergericht mit Fisch kostet zwischen 30 und 45 Franken... Es ist allerdings gar nicht übel, von einer Brise umweht auf einer Terrasse sitzend mit einem wirklich feinen Fisch auf dem Teller über die Bucht auf die nächtliche Skyline von Luanda zu blicken. Und so geniessen wir den Abend bis es ans Bezahlen geht. Da folgt dann die nächste Überraschung: Trotz Kleber an der Tür und mündlicher Versicherung funktioniert unsere VISA-Karte mit ihrem modernen, drahtlosen Kästchen nicht. So bezahlen wir mit einem Mix aus Kwanza und US-Dollars.

Sonntag, 02.11.2008 – Luanda

Na ja, wir sind halt wieder in der Stadt, einige Meter neben einer Strasse und die Musik einer Openair-Disco dringt zu uns. Isabella beim Haare waschen im Yachtclub Wir schlafen mit vielen kurzen Unterbrüchen und sind darum am Morgen nicht wirklich ausgeschlafen, auch wenn wir relativ spät aufstehen. Thomas nimmt eine Freiluftdusche Nach einem gediegenen Frühstück mit Rührei höckeln wir natürlich wieder einmal vor den Laptops und es ist früher Nachmittag als wir die Dusche besuchen. Schön und gut, aber es gibt kein Wasser... Hm, wir haben das Bett frisch bezogen und wollen uns eigentlich nicht so schmutzig hineinlegen. Da ist guter Rat gefragt. Da unsere eigene Dusche weiterhin als Lagerraum fungiert und es uns stinkt, diese auszuräumen, montieren wir wieder einmal unsere Aussendusche. Wir können erstaunlicherweise sogar ohne Zuschauer duschen, obwohl viele Leute im Yachtclub sind. Da haben wir aber ein Bier verdient, für das wir ins Restaurant gehen. Beim Bezahlen ist das Getränk dann 20% teurer als in der Karte aufgeführt und der lapidare Kommentar des Kellners lautet: “Es ist so im Computer“. Heute gibt’s im Gegensatz zu gestern kein Bier vom Fass mehr, und von den vielen Sorten in der Karte können wir effektiv aus etwa dreien auswählen. Isabella geniesst die tolle Aussicht trotz teurem Bier Nachdem wir gestern schon den Eindruck hatten, dass die verrechneten Preise, natürlich zu unseren Ungunsten, nicht mit der Karte übereinstimmen gibt es nur noch eines: Dieses Lokal werden wir in Zukunft meiden. Anschliessend machen wir noch einen kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung. Als wir wenige Minuten später den selben Weg zurückgehen steht mitten auf der ganz oben erwähnten vielbefahrenen Strasse ein ziemlich demoliertes Auto um das sich der Verkehr zwängt. Wenige Meter daneben steht rechtwinklig zur Strasse und in unserem Weg noch ein Auto, das auch nicht mehr fahren wird. Davor liegt ein abgerissenes Rad, das zu keinem der beiden Fahrzeuge gehört. Etwa fünfzig Meter weiter steht eine Menschentraube und ein Polizist um ein Fahrzeug, dessen Felgen zum abgerissenen Rad passen. Uns wundert’s ja nicht wenn wir sehen wie hier gefahren wird. Aber zu denken gibt uns das zweite Fahrzeuge, das uns, wären wir zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, getroffen hätte. Da bereiten wir doch lieber ganz schnell unser Nachtessen: Chorizo, Camembert, eingelegten Tomaten, Oliven und Spargeln mit etwas Brot und einem Fläschchen Wein. Man weiss nie, ob’s nochmals für ein Tröpfchen reicht...

Montag, 03.11.2008 – Luanda

Obelix im Clube Naval de Luanda mit Skyline im Hintergrund Heute ist in Angola Feiertag, es macht für uns aber keinen grossen Unterschied, denn wir arbeiten beide meistens an unserer Homepage, Isabella fast ohne Unterbruch. Thomas macht zwischendurch einen kleinen Spaziergang zur nahe gelegenen Wimpy-Schnellimbissbude, nicht aber um einen Hamburger zu verdrücken, sondern um den Geldkasten, den wir gestern hier entdeckt haben, zu kitzeln. Und tatsächlich, er spuckt die gewünschten Kwanzas, von denen wir den grössten Teil für Dieseleinkauf benötigen, aus. Am Nachmittag bäckt er dann noch ein Brot, da in der Nähe nichts zu kaufen ist, und das Resultat sieht wieder einmal nicht schlecht aus. Morgen werden wir sehen wie’s schmeckt. Zum Znacht gibt’s dann noch eine zünftige Portion Spiralen all’Arrabiata, denen eine Jalapeño-Schote ganz schön einheizt. Zum Glück mögen wir es scharf...

Dienstag, 04.11.2008 – Luanda

Feines, selbstgebackenes Brot Irgendwie ein Tag zum Vergessen. Wenigstens ist das gestern gebackene Brot gelungen. Heute wollten wir unsere Homepage updaten, aber weder das Internet des in der nähe liegenden Buchladens noch die Verbindung im Büro des Yachtklub-Direktors funktioniert. Thomas ist sichtlich frustriert: Kartenstudium zur Therapie Isabella ist zwar glücklich, dass sie endlich dazu kommt alte E-Mail Schulden abzutragen, aber Thomas ist frustriert weil nichts geht. Dabei müsste er sich glücklich schätzen, denn wer hat schon eine so tolle Aussicht vom Arbeitsplatz aus! Waschen oder duschen können wir auch nicht, da es seit Samstag kein Wasser auf dem Gelände gibt. So nehmen wir auch heute wieder unsere Aussendusche in Betrieb, was eigentlich reine Trinkwasserverschwendung ist, da das Wasser durch den Filter läuft. Wenigstens gibt es heute noch einen zweiten Lichtblick: das Nachtessen. Wir braten Kartoffelwürfel à la provençale und mischen Krawättli und Spam darunter. Gut gewürzt ist selbst Spam erträglich.

Mittwoch, 05.11.2008 – Luanda

In der Nacht schlafen wir recht gut, da hat sich wohl etwas Schlafmanko angesammelt. Einzig ein Lastwagen, der mitten in der Nacht noch eine Ladung Material, die wohl zur Landgewinnung in der Bucht dient, hier ablädt, weckt uns auf. Er hat ein Problem den Rückwärtsgang einzulegen (langanhaltendes Getriebekratzen) und schraubt mehrmals seinen Motor auf höchste Tourenzahl. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk glücklicherweise vorbei. Am Morgen versuchen wir es wieder mit dem Internetanschluss im Yachtclub und haben Glück, er funktioniert. Im Yachtclub von Luanda Isabella hat gerade das Frühstück bereit gemacht, das wir aber sofort verschieben, denn diese Gelegenheit gilt es zu nutzen. Wir können tatsächlich unsere Mails empfangen und versenden und beginnen gleich mit dem Upload unserer Webseite auf den Server. Und nicht nur das, nein, sogar das Wasser fliesst wieder. Nach einer guten Stunde ist es aber schon vorbei mit der Herrlichkeit, die Internetverbindung geht nicht mehr. Na gut, dann gibt’s jetzt halt Zmorge, vielleicht funktioniert es ja nachher wieder. Isabella geht dann später alleine wieder ins Büro, das sich inzwischen dank Klimaanlage in einen Kühlschrank verwandelt hat, so dass sie lange Hosen samt Socken und ein Faserpelzgilet anzieht. Die Verbindung will zwar immer noch nicht, aber sie arbeitet dort an der Homepage weiter und versucht von Zeit zu Zeit ins Netz zu kommen. Thomas macht sich unterdessen im und am MGD etwas nützlich und bäckt am Nachmittag schon wieder ein Brot. Auch das Nachtessen ist für einmal sein Werk. Er macht einen Teigwarenauflauf, den ersten Auflauf überhaupt, den es auf dieser Reise gibt. Isabella kommt nach dem Eindunkeln tiefgekühlt und frustriert, weil internetmässig überhaupt nichts gegangen ist, zurück. Wenigstens gibt der Ofen, in dem der Auflauf entsteht, schön warm... Und geniessbar ist der Auflauf sogar auch. Aber Isabella bleibt nichts erspart, später plagt sie eine Mücke, die sich ins MGD geschlichen hat, sich aber gut versteckt. Vorerst entkommt sie unserer Rache, etwas später aber ist es um sie geschehen. Leider hat sie vorher mindestens sechs mal zugeschlagen. Klar, nur bei Isabella!

Donnerstag, 06.11.2008 – Luanda

Fort São Miguel und Werkstagverkehr Heute gibt’s wieder einmal ganz normal am Morgen Frühstück und dann, nachdem der Direktor des Yachtclubs eingetrudelt ist, geht Isabella in Sachen Internet sondieren. Leider ist die Verbindung so langsam, dass wir uns entschliessen in der Stadt ein Cyber-Kaffee zu suchen. Bruno gibt uns den Tipp, dass wir es im Hotel Continental, nicht allzuweit entfernt von hier, versuchen sollen. Wir machen uns also mit dem Laptop im Rucksack auf den Weg, unter dem Fort vorbei zu besagtem Hotel. Dort spüren wir, trotz vorhandener Infrastruktur, keinen grossen Willen uns helfen zu wollen und so marschieren wir weiter durch die Innenstadt zum nächsten Hotel, ohne unterwegs so etwas wie ein Internet-Kaffee zu sehen. Im Zentrum Luandas Im Stadtzentrum wird gebaut wie verrückt, meist werden neue Bürohochhäuser hochgezogen, aber dazwischen gibt es auch immer wieder alte Kolonialbauten, teils schon restauriert, teils noch im Zustand des Zerfalls. Mitten im Stadtzentrum stehen auch noch einige mehrstöckige Wohnblocks aus den sechziger Jahren, die einen ziemlich verwohnten Eindruck machen. Und zwischen allem zwängt sich ein wahnsinniger Verkehr durch die Strassen, der nur noch von der total chaotischen Parkiererei übertroffen wird. Wir schlängeln uns von Hotel zu Hotel und erhalten in einem Sportartikelgeschäft(!) den Tipp, es im “Centro de Imprensa“ zu versuchen. Hier gibt’s die beste Internetverbindung in der Stadt Die Wegbeschreibung verstehen wir nur teilweise, aber unterwegs treffen wir zufälliger- und glücklicherweise auf einen englischsprachigen Mann, der uns geradewegs dahin führt. In diesem Pressezentrum, ohne dass draussen ersichtlich wäre, dass es hier so etwas gibt, ist ein moderat gekühlter, mit modernem PC-Equipment eingerichteter Raum vorhanden. Wir dürfen für 300 Kwanzas, also teure 4.50 Franken pro Stunde, sogar unseren Laptop einstöpseln. Erst geht der Datentransfer ganz flott, dann aber verzweifeln wir wieder schier und wollen schon aufgeben. Schliesslich bessert sich die Verbindung wieder und nach gut drei Stunden ist unsere Homepage für alle Besucher mit unseren Erlebnissen in den beiden Kongos aktualisiert. Blick vom Fort auf die Luandainsel mit den Yachtclubs Wir sind erleichtert, denn jetzt können wir morgen zufrieden weiter gegen Süden fahren. Auf dem Rückweg zum Yachtclub kaufen wir noch sechs Bananen für den lächerlichen Preis von knapp vier Franken. Dann wollen wir noch das portugiesische Fort auf dem Hügel besichtigen, aber nach zu zwei dritteln überwundener Treppe versperrt ein geschlossenes Eisentor den Zugang und dahinter steht ein Soldat. Die Festung scheint also nicht öffentlich zugänglich zu sein und so begnügen wir uns mit der tollen Aussicht über die Luanda-Bucht und die Uferpromenade der Stadt. Zurück bei Obelix schauen wir gleich mal nach, ob im Club Wasser fliesst und siehe da, es tut. Also nichts wie alles stehen und liegen lassen und sofort unter die Dusche. Es ist herrlich, auch wenn aus der Brause nicht gerade ein Wasserfall rauscht. Anschliessend gehen wir in ein nahes Restaurant, wo wir uns nochmals einen feinen Fisch schmecken lassen, diesmal eine Seezunge vom Grill, ein Mordsstück und erst noch schmackhaft. Die Preise sind natürlich wieder nicht ohne, aber wir haben ja sonst hier in Luanda das Geld nicht gerade mit vollen Händen ausgegeben.

Freitag, 07.11.2008 – Samba

Auch in Luanda gibt’s Strassenwischer Heute Morgen ist das Wetter irgendwie anders. In den vergangenen Tagen war es am Morgen immer fast hochnebelartig bedeckt, bevor um den Mittag herum die Sonne die Wolken weggeputzt hat und eine angenehme Seebrise einsetzte. Heute gibt’s schon am Vormittag nur leichte Bewölkung und dafür Sonnenschein. Damit kommen wir schon bei unseren Abfahrtsvorbereitungen ins Schwitzen, denn um 10 Uhr ist es bereits 30 Grad warm. Wir nehmen deshalb unmittelbar vor der Abfahrt nochmals eine Dusche und bedanken uns dann bei Bruno, dem jungen Geschäftsführer des Clubs, für die freundliche Aufnahme. Lagune im Süden von Luanda Wir können sogar noch unseren Wassertank füllen und haben für den Aufenthalt keinen Rappen zu bezahlen. Als kleines Dankeschön überreichen wir ihm eine original Schweizer Toblerone, die freudig im Kühlschrank Büro versorgt wird. Wir fahren los und finden den Weg aus der Stadt problemlos. Im Vorort Talamona gibt’s ein grosses Shoppingcenter und eine Tankstelle. Wie an allen Tankstellen in Angola sind auch hier lange Autoschlangen anzutreffen und auch die Lastwagen, inkl. Obelix, müssen anstehen. Da gerade zwei Tanklastwagen mit Diesel entladen werden geht im Moment überhaupt nichts. Es lohnt sich: Obelix steht für Diesel an Während sich Thomas weiter ums Tanken kümmert macht sich Isabella auf, das Einkaufszentrum zu erkunden. Es ist allerdings weiter entfernt als gedacht und sie muss eine dreiviertel Stunde marschieren. Thomas kann inzwischen rund 450 Liter Diesel zum Sparpreis von etwas über 45 Rappen pro Liter tanken, der günstigste Sprit in ganz Afrika, zumindest bisher auf unserer Reise. Im Shoppingcenter treffen wir uns wieder und kaufen im Supermarkt ein paar Sachen ein. Neues Wohnghetto in einem südlichen Vorort von Luanda Zurück an der Tankstelle, es gibt dort eine der raren Waschboxen, möchten wir Obelix wieder mal gründlich reinigen lassen. Leider scheint niemand besonders motiviert zu sein, wir sollen morgen um sieben Uhr wiederkommen. Auch hier in der Gegend wird wie verrückt gebaut, vor allem Wohnviertel der gehobenen Klasse entstehen. Es sind richtige kleine Ghettos mit einer streng bewachten Einfahrt und von einer hohen Mauer umgeben. Dahinter reiht sich dicht gedrängt ein Einfamilienhaus ans andere und alle sehen haargenau gleich aus. Küste südlich von Luanda Nachdem wir den Stau hier im Vorort endlich überwunden haben ist es bereits über vierzehn Uhr und wir sind endlich richtig unterwegs. Die Fahrt entlang der Küste mit fast dauerndem Blick aufs Meer ist wunderschön, etwas das wir auf unserer Reise noch nicht oft geniessen konnten. Über den Cuanza-Fluss führt eine grosse Brücke für die wir eine Gebühr von 460 Kwanza bezahlen müssen. Romantische Stimmung am weniger romantischen Übernachtungsplatz Recht teuer, aber sehen wir es doch einfach als Strassengebühr für die wirklich hervorragende Teerstrasse. Ab hier sehen wir das Meer nicht mehr so oft und die Landschaft wird auch immer trockener, aber die Baobabs bleiben uns erhalten. Wir fahren durch den Quicama Nationalpark in dem nur sehr selten irgendwelche Pisten abgehen, etwas das wir benötigen um in der aufkommenden Dämmerung ein Nachtlager zu suchen. Querfeldein zu fahren ist keine Option, da Angola vom vor sechs Jahren beendeten Bürgerkrieg immer noch Minenverseucht ist. Wir müssen davon ausgehen, dass da wo nicht schon irgendwelche Fahr- oder Trampelspuren sind für uns unsicheres Land ist. Schliesslich kommen wir an einem grossen Antennenmast vorbei bei dem wir fragen, ob wir uns neben das umzäunte Gelände stellen dürfen. Zu unserer Überraschung dürfen wir, etwas, das uns bisher immer verwehrt wurde. Schnell stellen wir uns bei einbrechender Dunkelheit hin und machen unser Nachtessen, Gehacktes und Hörnli, wobei es diesmal das gekaufte Hackfleisch nicht mit dem aus unserem Fleischwolf aufnehmen kann.

Samstag, 08.11.2008 – Lobito

Küste kurz vor Porto Amboim Obwohl auf der einen Seite der Generator der Antennenanlage vor sich hin brummt und auf der anderen Seite ab und zu ein Fahrzeug über die Strasse braust schlafen wir recht gut. Isabella hat was den Schlaf betrifft noch etwas Nachholbedarf und so fahren wir am späteren Vormittag los. Sumbe Die Strasse ist bis Sumbe weiterhin in erstklassigem Zustand. Dort machen wir nochmals einen Versuch Obelix waschen zu lassen, aber auch hier hat man kein Erbarmen mit ihm. Südlich von Sumbe macht die Strasse einen Abstecher ins Landesinnere an den Fuss der Serra Cambonda. Für uns ist es mit knapp 1’500m Höhe schon ein recht beeindruckendes Gebirge, nachdem wir länger nichts vergleichbares mehr gesehen haben. Wir überqueren dabei die beiden Flüsse Balombo und Cuula, die sehr viel Wasser aus den Bergen bringen. Regenwolken über der Serra Cambonda Wir können sehen wie die dichte Bewölkung an den Hängen ausregnet, ohne dass wir selber mehr als winzige Tröpfchen abkriegen. Unterwegs kaufen wir am Strassenrand Tomaten und Avocados. Ein ganzer Kessel Tomaten für 500 Kwanzas ist uns aber zuviel weshalb wir selber einen Kessel zur Hälfte füllen. Die Marktfrau gibt dann noch ein halbes Dutzend Tomaten dazu, so dass er zu dreiviertel voll ist und es dann 250 Kwanzas kostet. Die letzte Rampe hinunter nach Lobito Hier sind wir mit unserer Logik dann doch etwas überfordert... Weiter geht es nach Lobito, wo wir in kurzer Distanz aus rund dreihundert Metern Höhe hinunter ans Meer stechen und entsprechend gute Sicht auf die Stadt, den Hafen und die Landzunge haben. Am Ende dieser Landzunge soll es einige Restaurants geben, bei denen man übernachten kann. Am Anfang steht aber natürlich wieder mal ein Verbotsschild für schwere Fahrzeuge, das wir geflissentlich ignorieren. Fast am Ende der Halbinsel werden wir dann doch noch von einem Polizisten angehalten und wegen unserer Grösse zurückgeschickt. Obelix in Wartestellung in Lobito So schnell geben wir aber nicht auf und parkieren erst mal am Rand des grossen Rondells. Zu Fuss geht Thomas die Umgebung erkunden und findet ein Restaurant mit einem grossen Sandplatz samt Freiluftduschen, also eigentlich genau das, was wir gesucht haben. Thomas beim Bier im Restaurant Embala in Lobito Im Restaurant findet er jemanden der etwas englisch spricht und erklärt ihm unser Anliegen und Problem. Wir dürfen den Parkplatz benützen und der Angestellte kommt mit, um dem jungen Polizisten gut zuzureden. Der aber faselt etwas von Prinzip und eigentlich sei schon viel weiter vorne Fahrverbot für Lastwagen. Jedes zweite Wort das er benützt ist “multa“, also Busse. Schliesslich sprechen wir bei dessen Boss vor, der nach einer kurzen Diskussion mit dem jungen Prinzipienreiter grünes Licht für die Einfahrt gibt. Na also, geht doch. Im Restaurant genehmigen wir uns erst mal ein Bier, bevor wir die öffentliche Freiluftdusche benützen. Dann essen wir auch noch im Restaurant, für einmal wieder ein Stück Fleisch. Isabella ist mit ihrem brasilianischen Picanha nicht ganz glücklich, das Messer dürfte ein bisschen schärfer sein um es einmal so auszudrücken... Thomas’ Bifstec sieht zwar etwas komisch aus, schmeckt aber mit der Zwiebelsauce doch noch ganz lecker.

Sonntag, 09.11.2008 – Lobito

Die Nacht war erstaunlich ruhig, die laute Musik von nebenan verstummte schon um Mitternacht und auch in der Bar des Restaurants wurde bald darauf zusammengeräumt. Lagune von Lobito Keine Spur von Wochenend-Rambazamba in der Gegend, wie wir es befürchtet hatten. Heute, es ist ja schliesslich Sonntag, legen wir einen Ruhetag ein und wollen vielleicht etwas den Strand geniessen. Aber schon bevor wir aufstehen beginnt es leicht zu regnen und es bleibt den ganzen Tag bewölkt. Na ja, dann machen wir es uns halt im MGD bequem und studieren vor allem unsere weitere Route in Angola. Schliesslich entschliessen wir uns, trotz einem Umweg von 200km, die in der Michelin-Karte grün eingezeichnete, weil landschaftlich besonders schöne, Strecke ostwärts nach Huambo unter die Räder zu nehmen und von dort wieder Kurs Süd nach Lubango einzuschlagen. Unsere Show-Shower im Restaurant Embala Wir haben keine Ahnung, wie schnell wir auf dieser Hauptverkehrsachse vorwärtskommen werden, auf jeden Fall sah es an der Abzweigung, an der wir gestern vorbeigefahren sind, schwer nach Piste aus. Wir werden sehen. Noch vor unserem sehr späten Frühstück machen wir einen Rundgang durch das Ende der Landzunge, die rundum von, wegen des schlechten Wetters allerdings fast leerem, Strand umgeben ist. Sonnenuntergang in Lobito Am späteren Nachmittag danken wir unserem Gastgeber, dem Restaurant Embala, in dem wir ein Bier konsumieren. Gleich darauf leben wir unsere nicht sehr entwickelte exhibitionistische Seite aus und duschen wieder öffentlich: natürlich badebekleidet, wie es sich gehört. Dann machen wir noch einen kleinen Spaziergang an die Westseite der Landzunge um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Die Sonne selber sehen wir zwar nicht, aber sie zaubert mit den Wolken doch ein faszinierendes Farbenspiel an den Himmel, bevor es rasch dämmert. Zeit fürs Nachtessen, das aussieht wie Chili-con-Carne, aber weder Chili noch Indianer-Bohnen drin hat, und trotzdem superb schmeckt.

Montag, 10.11.2008 – Balombo

Hier auf der Meerespromenade dürfte Obelix nicht fahren Nach einer wiederum ruhigen Nacht und dem Zmorge machen wir unsere normalen Reisevorbereitungen. Unser Standplatz ist aus purem Sand und wir hoffen, dass wir hier auch wieder rauskommen. Falsch gehofft. Erst müssen wir Luft ablassen und ein wenig Sand wegschaufeln, bevor es im zweiten Anlauf gelingt. Auf der Strasse ist dann natürlich gleich wieder pumpen angesagt, denn wir fahren ja erst mal ein Stück auf Teer. Auf der Fahrt durch die Stadt, an einer weiteren Verbotstafel für Obelix vorbei, suchen wir vergeblich nach einem Bancomaten der mit der Visa-Karte funktioniert. Auf dem Weg nach Huambo führt erst mal noch eine gute Strasse durch die Landschaft Wir klettern aus Lobito wieder auf die Höhe und kommen schliesslich an die Abzweigung nach Huambo. Hier sehen wir gleich, dass an der Piste gearbeitet wird und wir kommen gut voran. Damit ist zum zweiten Mal heute Reifendruck senken angesagt. Ein oder zwei Kilometer später beginnt einerseits wieder Teer, andererseits die Strasse stark zu steigen. Es ist alter Teer, der aber offensichtlich unterhalten wird. Nach der Steigung verschwindet der Asphalt wieder bis die Piste plötzlich in eine neue Teerstrasse übergeht. Hier beginnt die Piste, aber es wird bereits an der neuen Teerstrasse gearbeitet Wir sind nun auf einer Hochebene auf fast 1’000m mit noch höheren Bergen links und rechts. Immer wieder fahren wir durch Regenschauer, die Regenzeit findet entgegen Thomas’ fälschlicher Vorstellung auch in Angola statt. In Bocoio treffen wir auf das Camp der Strassenbauer, die die Strasse bis nach Balombo erneuern. Hier ist es eine brasilianische Firma, die genau gleich wie die Chinesen auch die Kipper aus dem eigenen Land mitbringt. Auch Angola kennt eine Regenzeit Erfreut über die guten Strassenverhältnisse rechnet Thomas schon, dass wir es heute bis in die Gegend von Huambo schaffen könnten. Das ist dann bereits seine zweite Fehleinschätzung heute, denn eh wir uns versehen hört der Teer wieder auf. Na ja, wenn die Piste gut bleibt sind wir auch ganz zufrieden. Und zack, sind wir auf der alten Piste mit Teerresten, etwa das Übelste was es gibt. Vielfach fahren wir mit einer oder beiden Spuren neben der Strasse, um möglichst vielen Löchern auszuweichen. Häuserruinen zwischen Bocoio und Balombo Hier auf der Hochebene treffen wir das bisher am intensivsten genutzte Land in Angola an. Eine Zeit lang fahren wir durch grosse Ananasplantagen und es wird Mais, Maniok und anderes angebaut. Leider lädt das Wetter nicht so sehr dazu ein, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, so dass sich der Blick meist auf die vermaledeite Piste heftet. Einige wenige Kilometer vor Balombo machen wir wieder einmal einen Pipistopp und Thomas macht eine Kontrollrunde um Obelix. Und was sieht er da? Der Speichertank der Feststellbremse baumelt zum zweiten Mal unter Obelix’ Bauch. Wir stellen das Fahrzeug auf einen Teerresten, damit unsere Blache nicht allzu dreckig wird, wenn wir darunter liegen um das Teil wiederum mit Zurrgurten festzumachen. “Teerstrasse“ Natürlich beginnt es jetzt gerade zu regnen und vor allem Isabella wird mit Schmutzwasser beträufelt, toll! Die Halterung des Tanks ist nun an einer zweiten Stelle gebrochen und da wir das Problem wegen der Rüttelei kaum sofort bemerkt haben ist auch der Leitungsschlauch, an dem der Tank noch hing, angerissen. Fotos gibt es diesmal keine vom Malheur, dafür ist Isabella zu sehr frustriert. Zum Glück wissen wir aber vom letzten Mal, dass das Problem gut provisorisch gelöst werden kann. Dann können wir weiter holpern und unser GPS prophezeit uns, dass wir es bis Sonnenuntergang gerade noch bis Balombo schaffen werden. Dorf kurz vor Balombo Im recht grossen Ort liegt ebenfalls neuer Teer und eine Tafel kündet von der Erneuerung des Strassenstücks das vor uns liegt. Diese Hoffnung wird aber schnell enttäuscht und wir landen nun auf einer wirklich schlechten, sehr holprigen Piste. Höchste Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen. Es ist aber bereits stockdunkel als wir endlich auf eine kleine, obelixbreite abgehende Piste stossen, die wahrscheinlich zu einem Dorf führt. Wir fahren rückwärts rund hundert Meter auf diesem Weg und bleiben dann einfach stehen. Autospuren haben wir keine gesehen, so dass wir hoffen, niemanden zu behindern. Wir sind noch nicht lange da als sich bereits ein Motorrad an uns vorbeizwängen muss und wir befürchten schon baldigen Besuch. Es bleibt aber ruhig und wir können in Ruhe unser Nachtessen, gebratene Kartoffeln à la provençale mit Tomatensalat, geniessen.

Dienstag, 11.11.2008 – Nova Monção

Thomas kommt von der Rekognoszierung ... Nach einer ruhigen Nacht, in der es fast immer leicht regnet, geht der Wecker um sechs Uhr los. Wir trinken jetzt nur einen Kaffee, wollen rasch losfahren und dann das Frühstück später essen, auch damit wir möglichst bald kein Hindernis mehr sind auf diesem Zugangsweg. Es gehen nämlich bereits Leute an unserem MGD vorbei, ohne sich aber gross um uns zu kümmern. Wir fahren nicht sehr weit und kommen an eine Kolonne von stehenden Lastwagen. ... der blockierten Stelle Die Rekognoszierung zeigt, dass bei der Baustelle einer Brücke, die für die Strasse neu gebaut wird, ein Sattelschlepper die Wegfahrrampe der Umfahrung blockiert. Wir müssen also warten, was uns gerade gelegen kommt, um unser Zmorge nachzuholen. Kaum sind wir fertig und haben alles zusammengeräumt, starten die Lastwagen vor uns auch schon die Motoren. Die Rampe ist durch den Regen extrem glitschig geworden und wir können zusehen, wie der Sattelschlepper vor uns nur mit allergrösster Mühe hochkommt. Obelix passiert vorsichtig die nächste glitschige Stelle Für Obelix ist die Steigung dank Vierradantrieb und immer noch ordentlichem Profil auf den Reifen aber ein Kinderspiel. Wenig später stehen wir nochmals an einer glitschigen Stelle, diesmal einer kurzen Gefällstrecke, die den Lastwagen Probleme macht, die wir aber wiederum problemlos passieren. Die Landschaft in der wir eine maximale Höhe von 1’900m erreichen ist wieder ein Genuss und heute ist auch das Wetter ein bisschen freundlicher zu uns. Die neue Teerstrasse nach Huambo In den Dörfern sehen wir viele aus Holz gefertigte Trottinets, die aber nicht etwa Kinderspielzeug sind, sondern als Warentransporter dienen und gegenüber Karretten den Vorteil haben, dass sie bergab gefahren werden können. Irgendwann beginnt dann auf einer Strassenseite eine Teerspur, die sich schliesslich auf die ganze Strassenbreite ausbreitet und uns bis zur Kreuzung mit der angolanischen Nord-Süd Achse nicht mehr verlässt. Es schüttet in Huambo Endlich können wir unsere Reifen wieder für raschere Fahrgeschwindigkeiten pumpen. Ab hier führt eine perfekte, neue Teerstrasse weiter bis nach Huambo und Caala. Als wir Huambo durchfahren wird es gerade von einem heftigen Schauer begossen, davor und danach herrscht schönster Sonnenschein. Nach Caala fahren wir dann wieder auf der alten Teerstrasse, die immer mehr von Pistenstücken durchsetzt ist und schliesslich zur meist schlechten Piste mutiert. Am späten Nachmittag fahren wir kilometerweit durch eine riesige Nadelholzplantage, von der wir uns fragen für was sie dient, denn sie sieht nicht sehr stark genutzt aus. Kurz vor sechs Uhr, heute noch bei Tageslicht, finden wir wieder einen kleinen Weg der rechtwinklig weg von der Strasse führt und wenig benützt ausschaut. Wir stellen uns wieder einige Meter rückwärts hinein, beidseits recht gut sichtgeschützt von hohen Sträuchern. Zum Znacht gibt’s Nudeln mit Gemüse an Curryrahmsauce und feinen Tomatensalat.

Mittwoch, 12.11.2008 – Lubango

Das Bushcamp am Morgen Diese Nacht ist es zum ersten Mal richtig kühl, die Aussentemperatur liegt gerade noch bei 16 Grad. Wir verkriechen uns unter Leintuch und Wolldecke, die Daunendecke aber bleibt noch in der Truhe. Wir machen es gleich wie gestern und nehmen nach dem Aufstehen um sechs Uhr nur einen Kaffee und fahren dann los. Unser Tagessoll ist gut 300km wenn wir es bis nach Lubango schaffen wollen und wir wissen von der Strecke einzig, dass die letzten 55km vor unserem Tagesziel eine gute Teerstrasse ist. Parkanlage in Caconda Wir rütteln also weiter auf den verschiedensten Pistenqualitäten und erreichen nach rund zwei Stunden Caconda, die letzten paar Kilometer davon auf neuem Teer. Dieses Städtchen macht uns einen guten Eindruck, viele alte Gebäude sind schon renoviert oder sind im Begriff es zu werden, und die Parkanlage in der Hauptstrasse wird auch frisch angepflanzt. Auch eine Bank steht hier, samt Geldautomat. Zwischen Caconda und Caluquembe Thomas versucht sein Glück und tatsächlich, ihm gelingt was ihm in der Grossstadt Lobito nicht gelang, nämlich mit der Visa-Karte Kwanzas zu ziehen. Wir sind richtig begeistert! Als wir auf der Strasse weiterfahren und den Ort verlassen landen wir nur im Strassenbauercamp. Der Portier erklärt uns, dass wir im Ort die Abzweigung zur provisorischen Umfahrungsstrasse verpasst haben. Wir fahren zurück, finden die Piste und kurz darauf beginnt schon wieder neuer Teer, wunderbar! Hier holen wir aber erst mal unser Frühstück nach, wir haben schon ganz schön Hunger. Pflugtransport Da wir heute lange unterwegs sind übernimmt Isabella das Steuer, aber sie hat wieder einmal Pech, die schöne Strasse hört schon nach wenigen Kilometern wieder auf. Tapfer kämpft sie sich für zweieinhalb Stunden über 60km durch alles was angolanische “Strassen“ zu bieten haben. Die Landschaft ist unterschiedlich, mal eher eintönig eben, dann bietet sie wieder schöne Ausblicke auf Ebenen und Berge. Piste vor Cacula, wo eine neue Teerstrasse beginnt Jetzt werden viele Felder mit ochsenbespannten Pflügen bestellt und die Pflüge werden auf von den Ochsen gezogenen Schlitten zum nächsten Feld oder nach Hause transportiert. In Cacula beginnt überraschend bereits die neue Teerstrasse und wir haben für einmal das Glück auf unserer Seite und geniessen rund 90km easy driving. Dank einer hervorragenden Sicht können wir Lubango und die umgebenden Berge schon aus einer Entfernung von gut 40km sehen. Blick bis zu den Bergen von Lubango Wir erreichen Lubango, das am Fusse einer Bergkette, aber selber schon auf fast 1’800m liegt, bereits am späteren Nachmittag. Schon bald werden wir auf die erste, natürlich nicht beschilderte, nicht geteerte und darum holprige, Umleitung geschickt. Wir finden den Weg zur Mission “La Salette“, beziehungsweise zu den entsprechenden Koordinaten gut, haben dann aber etwas Mühe, die Mission selber zu lokalisieren. Holprige Umleitung in Lubango Auf der Suche danach landet Thomas erst bei der Konkurrenz auf der anderen Strassenseite, von wo ihm ein netter Pater den Weg zur gesuchten Mission zeigt. Hier werden wir von Pater Tarcisio empfangen, einem Schwarzen, der sehr gut französisch und sogar recht gut deutsch spricht und erst im Juli letztmals in der Schweiz war. Er zeigt uns ein Plätzchen zum hinstellen und die sanitären Anlagen. Anschliessend bringt er uns zu zwei Padres aus der Schweiz, beziehungsweise Lichtenstein, die uns sofort in ihre gute Stube einladen, wo wir bei einem N’Gola Bier eine angeregte Stunde verbringen. Es ist schön, wieder einmal mit jemand anderem als nur unter uns Schweizerdeutsch zu plaudern. Dann ist es für uns Zeit zu gehen, denn wir sind müde und wollen unbedingt noch die warme Dusche geniessen. Wir sind so müde vom langen Fahrtag, dass wir sogar das Kochen sein lassen und uns mit einem Dip und Chips begnügen bevor das Kissen ruft.

Donnerstag, 13.11.2008 – Lubango

Heute machen wir wieder einmal einen ernsthaften Versuch Wäsche zu waschen, denn unsere Schmutzwäschetruhe ist gestossen voll und Thomas’ Unterhosenabteilung in der Wäscheschublade leer. Isabella ist wieder vor Thomas aufgestanden und wirft sich gleich in Arbeit: Sie macht endlich einmal einen Teigwarensalat. “Strolchi“ Eigentlich hatten wir geglaubt hier in Angola, falls wir nur ein fünftage Transitvisum erhalten hätten, mangels Zeit um richtig zu kochen immer nur Pastasalat zu essen. Kommen wir aber zum Wetter: Hurra die Sonne scheint! Das Klima hier auf fast 1’900m ist wirklich sehr angenehm. In der Nacht ist es schön kühl und während des Tages angenehm warm mit viel Sonnenschein und trockener Luft. Hier herrscht eine Art permanenter Föhn, denn die Luft die von der Küste kommt trocknet beim Ansteigen aus. “Struppi“ Wir merken es deutlich an unserer Haut, denn die Nasenschleimhäute trocknen aus und wir streichen dauernd Pomade auf die Lippen. Höchste Zeit also, nach dem Frühstück mit dem Waschen zu beginnen. Für den Rest des Tages machen wir auch nichts anderes, denn der Berg ist gross. Na gut, um halb zwei gönnen wir uns eine kurze Mittagspause mit Wurst und Käse. Und anschliessend demontiert Thomas die Lufttankhalterung, denn Pater Viktor, der siebzigjährige Schweizer der beiden Padres, hat versprochen Thomas am Nachmittag zu einem Schweisser zu bringen. “Irrtum“ sprach die Raupe, als sie von Thomas stieg Thomas bekommt also etwas Abwechslung, während Isabella weiter am Waschtrog steht. Im zweiten Anlauf finden wir einen Schweisser, der die gewünschte Arbeit erledigt, währenddessen Pater Viktor haarsträubende Geschichten aus der Zeit des angolanischen Bürgerkriegs erzählt. So hatten sie zum Beispiel während dreier Jahre keinen Kontakt zu einem Missionar in Caluquembe und mehrmals hiess es, er sei tot, bis er eines schönen Tages wohlbehalten in Lubango auftauchte. Oder dass sie einmal einen Mann zu Fuss zur obengenannten in rund 200km Entfernung liegenden Mission losschickten um die Lage zu erkunden und dieser Kundschafter nach drei Wochen mit einigen Zeilen des Paters zurückkam. Der Schweisser hat ganze Arbeit geleistet und die Befestigung wiegt nun mit der Verstärkungsplatte rund doppelt so viel wie das Originalteil. Bezahlt haben will er nichts, das ist wohl der Missionsbonus, von dem wir hier profitieren dürfen. Zurück in der Mission ist Isabella immer noch am Krampfen und bis eine Stunde vor Sonnenuntergang haben wir den ganzen Wäscheberg geschafft. Dank der trockenen Luft haben wir tatsächlich nur einige wenige Wäschestücke, die nicht ganz trocknen bis wir zusammengeräumt haben. Was für ein Unterschied zu Kisantu in der D.R.Kongo, als die Wäsche nach sechs Stunden noch pflotschnass am Stewi hing. Wir haben gerade noch Zeit von unserem Pastasalat zu essen, denn für sieben Uhr haben uns die Padres zum Nachrichtenschauen eingeladen. Auch sie haben Satellitenempfang und so sehen wir zuerst “Heute“ im ZDF und dann die Tagesschau der ARD. Wie üblich dominieren die schlechten Wirtschaftsnachrichten. Anschliessend schauen wir bei einem Glas Wein eine köstliche Tierquizshow mit Frank Elstner, wohl die erste zusammenhängende Fernsehsendung, ausser Nachrichten, seit wir unterwegs sind. Nachher ist es Zeit schlafen zu gehen, denn auch wir sind rechtschaffen müde vom anstrengenden Tag.

Freitag, 14.11.2008 – Lubango

Obelix in der Mission “La Salette“ Ursprünglich wollten wir heute ja weiterziehen, aber nachdem wir gestern den ganzen Tag nur gearbeitet haben entschliessen wir uns, uns auch wieder einmal etwas verschnaufen zu lassen und die schöne Umgebung in der Mission zu geniessen. Das Wetter ist wieder wunderbar, die Sonne strahlt soviel sie kann. Unbekanntes Gemüse (Pflückkohl, oder so) Wir stellen unseren Campingtisch auf, heute nicht um darauf zu waschen, sondern um gemütlich zu frühstücken und dann einfach etwas zu sein. Isabella liest fleissig im Namibia Reiseführer und markiert wichtige Informationen, denn dieses Land ist ja nicht mehr weit. Thomas hat noch etwas in der Küche aufzuräumen, schliesslich hat er das seit gestern morgen nicht mehr gemacht. Und anschliessend will der Bäckersohn unbedingt noch ein Brot backen. Aber es ist ein richtig erholsamer Tag und am späten Nachmittag wandeln wir durch den riesigen Garten in dem unglaublich viele verschiedene Pflanzen wachsen. Ein Teil des riesigen Gemüsegartens der Mission Dutzende von Obst- und Zitrusbäumen, Bananenstauden, viele Beete mit Tomaten, Rüebli, Salat, Knoblauch und mehr, Mais und Zuckerrohr, sogar ein Holunderstrauch blüht und hat erste schwarze Dolden. Isabella und Pater Viktor Pater Viktor, der zu uns stösst, erzählt, dass dies Teil einer Fazenda, eines Bauernhofes war, als sie das Gelände 1988 kauften. Heute können hier 40 Personen übernachten und bis zu 100 Personen verköstigt werden. Wir werden wiederum zu den Nachrichten eingeladen, was uns ein bisschen in Zeitnot bringt, denn wir wollen noch duschen. Da bleibt gerade noch Zeit, um ein wenig Dip zu verdrücken, bevor wir mit einer Flasche Wein und zwei kleinen Toblerone anrücken. Nach den News gibt’s einen interessanten Abend mit Gesprächen über Gott, beziehungsweise seine Stellvertreter auf Erden, und die Welt, und wir sind von Pater Viktors pointierten Ansichten beeindruckt. Etwas später als gestern verabschieden wir uns wieder und schauen, dass auch wir ins Bett kommen, denn morgen geht’s wieder weiter mit einem Abstecher nach Namibe ans Meer.

Samstag, 15.11.2008 – São João do Sul

Haus in Lubango Nach einer erholsamen Nacht packen wir gemütlich zusammen, verabschieden uns von den Padres und fragen gleich an, ob wir auf dem Rückweg nochmals für eine Nacht willkommen wären. Wir umfahren die Stadt mehr oder weniger, verpassen aber prompt die richtige Abzweigung. Auf der Hochebene zwischen Lubango und der “Leba“ Schliesslich steigen wir aus der Stadt bis auf knapp 2’050m Höhe, bevor sich die Strasse über eine Hochebene sanft wieder gegen das Meer neigt. Nach rund 35km kommen wir an das Ende dieser Hochebene, die abrupt um 1’500m abfällt. Hier wird die Strasse über mehrere Haarnadelkurven spektakulär in die Tiefe geführt, genau wie wir es von unseren Alpenpässen kennen. Obelix in der “Leba“ Die Aussicht ist gerade so, wie wenn man von der Rigi mit dem Auto auf der Nordseite über die Seebodenalp hinunter nach Küssnacht fahren würde. Isabella steigt in einer Kurve aus um einige Fotos von Obelix eine Wende weiter unten zu schiessen. Unten, wo es wieder flach wird, steigt das Thermometer rasant bis auf 37 Grad an, und wir fragen uns, ob es wohl eine gute Idee war, hier hinunter zu fahren. Am Fusse der “Leba“ gibt’s wieder Baobab Es wachsen auch wieder Baobabs, denen es in der Höhe offensichtlich nicht gefällt. Was uns auch noch auffällt ist, dass hier die Menschen anders oder besser gesagt kaum bekleidet sind. Männer und Frauen tragen ein Tuch um die Hüfte, aber nichts um den Oberkörper. Die Frauen haben einzig Schnüre über die Brüste gebunden, was für uns ein wirklich ungewohnter Anblick ist. Wir fragen uns, ob dies wohl praktische Gründe hat oder aber eine Art Schmuck ist. Die ganze Strasse ist in hervorragendem Zustand, sie wurde erst vor wenigen Jahren neu gebaut. Oase am Giraul-Fluss kurz vor Namibe So kommen auch wir für einmal schön schnell voran. Je näher wir zur Hafenstadt Namibe kommen, desto trockener wird die Landschaft. Erst verschwinden immer mehr Bäume, dann werden auch die Sträucher immer kleiner bis kaum noch etwas Gras wächst. Strand von Namibe Kurz vor der Stadt fahren wir durch einen spektakulären Canyon, den der Fluss Giraul geschaffen hat. Der Fotoapparat muss Schwerarbeit leisten. In Namibe, einer hübschen Stadt die grösser ist als wir gedacht haben, machen wir einen kleinen Abstecher an die Strandpromenade, wo am ersten Tag des Wochenendes ganz schön Betrieb ist. Wir fahren aber schon bald wieder aus der Stadt weiter Richtung Süden. Die Landschaft wird nun endgültig wüstenhaft und nur noch ab und zu wächst etwas weniges, darunter auch viele Welwitschia-Pflanzen, ein eigentümliches Gewächs, das wir aus Namibia kennen. Landschaft bei São João do Sul Nach Dutzenden von kerzengeraden Kilometern auf einer alten, aber guten Teerstrasse biegen wir auf eine breite, aber holperige Piste ab, die uns zu einem See in einem Tal mitten in der Wüste bringt. Ein Sirren lieg in der Luft Der Blick auf diese Landschaft ist atemberaubend und die nächsten paar Dutzend Fotos werden geschossen. Am See wohnen Menschen in einfachen Hütten und so suchen wir uns einen Platz für die Nacht etwas abseits und weiter talaufwärts. Wir stellen uns direkt neben die schmale Piste und geniessen die Abendstimmung. In der Luft liegt das Sirren von Millionen von kleinen Insekten, die fast wie Moskitos aussehen und in grossen Wolken umherschwirren. Wir verziehen uns ins MGD und machen uns wieder einmal einen Tomaten/Thonsalat “Matmata“, den wir mit dem ordentlichen, selbstgebackenen Brot geniessen.

Sonntag, 16.11.2008 – Namibe

Isabella auf Erkundungstour Wir erwachen nach einer extrem ruhigen Nacht bei Sonnenaufgang und machen gleich ein, zwei Fotos bevor sich die Sonne noch etwas hinter den Nebel verzieht. Na gut, das können wir auch und verziehen uns nochmals unter das Leintuch. São João do Sul Nach dem Frühstück gehen wir etwas die Gegend erkunden und schlagen uns durch die dornigen Büsche. Dann machen wir uns auf den Rückweg und geniessen nochmals die wirklich einmalige Landschaft mit dem See und den kahlen Bergen rundum. Weiter geht es wieder nordwärts und bei einem Schild, das den Weg zu einer Fischerlodge am Meer weist, biegen wir auf eine Piste ab. Mit der Lodge hatten wir einmal wegen der Angola-Visa kurz in Kontakt gestanden und da wir nun schon einmal in der Nähe sind gehen wir sie doch einfach besuchen... Nach rund einem Kilometer kommt ein ziemlich hässliches Stück Weg mit anschliessendem extremem Weichsand. Wir haben aber keine Lust Luft abzulassen, und da wir nicht wissen was auf den folgenden 22km noch kommt lassen wir es sein und drehen um. Einfach atemberaubend diese Landschaft Kurz zuvor hatten wir schon eine besser aussehende Piste Richtung Meer abgehen sehen und so beginnen wir einmal dieser zu folgen. Einen kurzen Schreck kriegen wir als wir realisieren, dass die Hochspannungsleitung die wir unterqueren und die nach Tombua führt sehr, sehr tief herabhängt. Es bleiben gerade mal knapp 20cm zwischen unserem Aufbau und den Kabeln. Zum Glück haben wir gesehen, dass die Leitung höchstwahrscheinlich keinen Strom führt, denn einige der Masten sind anderenorts geknickt und Kabel hängen durchtrennt zum Boden. Die Flamingo-Lodge: So nahe und doch so fern Diese Piste führt im Gegensatz zur anderen auf einem Plateau dem Canyon entlang und immer wieder haben wir eine phantastische Aussicht in das trockene Flusstal. Am Ende der Strecke, etwa 100m über Meer und ca. 2km davon entfernt, steht ein Leuchtturm, der offensichtlich ganz neu gebaut wurde, im Moment aber verlassen da liegt. Die Aussicht ist wiederum grandios, diesmal auf die Canyons, die Küste und das Meer. Am unwirtlichen Strand sehen wir die Fischerlodge und dort steht auch ein grosses Magirus-Deutz Wohnmobil. Es sind sicherlich andere Afrikareisende aus Europa, so nahe und doch so fern: zwar nur zwei Kilometer Luftlinie, aber etwa 40 Pistenkilometer entfernt. Ob wir sie irgendwo unterwegs treffen werden? Die Welwitschia Pflanze ist wahrscheinlich etwas älter als Thomas Wir machen hier gleich unsere Mittagsrast und plötzlich tauchen zwei Leute beim Leuchtturm auf, die uns zu verstehen geben, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Kein Problem, wir wollen sowieso weiter, zurück nach Namibe, wo wir uns die Strände etwas ansehen und an einem davon nach Möglichkeit übernachten wollen. Die Saline südlich von Namibe Unterwegs sehen wir noch einen Hasen, der zuerst vor Obelix davonspringt, sich dann aber drei Meter neben der Piste auf einen dunklen Fleck kauert, um sich zu tarnen. Wir kommen auch noch an einem ganzen Feld von Welwitschias in allen Grössen vorbei, die wir bestaunen. In Namibe biegen wir gleich wieder ab zu den Stränden, die etwas südlich liegen. Zum Baden ist es aber viel zu windig und damit nicht sehr einladend. Wir suchen uns ein Plätzchen zum Hinstellen, das wir nahe dem Strand bei einer Saline finden. Gerade als wir unser Risotto mit Steinpilzen in die Teller schöpfen fängt draussen der Nachtwächter zu lärmen an. Na dann Mahlzeit! Er redet etwas portugiesisch daher, das Thomas nicht verstehen will. Nach kurzer Zeit zieht er wieder ab und wir können unser selbstgemachtes Risotto mit Tomatensalat in Ruhe geniessen. Hoffen wir, dass er uns in Ruhe lässt, oder noch besser, gut bewacht.

Montag, 17.11.2008 – Lubango

Gemässe Pater Viktor ist diese Kirche in Namibe die älteste von Angola Punkt sechs Uhr steht der Wächter wieder vor der Tür und begrüsst uns zum neuen Tag. Er redet wieder etwas daher von dem wir kein Wort verstehen und stapft davon. Na wenigstens hat er uns in der Nacht in Ruhe gelassen und wir wollten ja sowieso früh los. Nach einem Kaffee fahren wir an die Esplanade von Namibe und essen endlich Frühstück. Die “Raststätte“ kurz vor dem Aufstieg in die “Leba“ Dann geht’s auf der selben Strasse wieder zurück Richtung Lubango, aber nicht bevor wir ausgangs der Stadt an einer brandneuen Tankstelle auch noch unseren zweiten Tank mit dem billigen Most gefüllt haben. Die Temperatur steigt gegen das Landesinnere wiederum stark an, heute bis auf 38 Grad Celsius, bevor wir uns dem Plateauabbruch nähern. Kurz davor gibt es eine grosse “Raststätte“ die aus Dutzenden von Restaurants in kleinen Baracken und einigen Verkaufsständen besteht. Wir kaufen kleine feine Tomaten, ebensolche Bananen sowie eine Papaya und lassen Obelix dann die 1’500 Meter in die Höhe klettern. Thomas sucht mit dem Feldstecher die Supermärkte von Lubango Kurz vor Lubango biegen wir zur Statue “Christo Rei“ ab, die rund 300 Meter über der Stadt thront und von wo man einen herrlichen Blick über das ganze Häusermeer hat. Nach einem kleinen Imbiss da oben stechen wir hinunter in das Verkehrsgewühl der Stadt, wo wir ohne Missachtung der 3,5t Gewichtsbeschränkung wieder einmal nirgends hin kämen. Über Lubango thront die “Christo Rei“ Statue Nach einer Suchrunde finden wir den Supermarkt, den wir bereits vom Aussichtspunkt ausgemacht hatten, aber das Angebot ist nicht gerade umwerfend. Wir kaufen einige Sachen und decken uns dafür auf dem Gemüse- und Früchtemarkt auf der Strasse davor mit allerlei Frischwaren ein. Es beginnt sich gerade ein Gewitter zusammenzubrauen, als wir auf dem Weg zur Mission auch noch einige Brötchen ins Trockene bringen. In der Mission stellen wir uns auf den genau gleichen Platz und nehmen erst mal die nötige Dusche. Dann müssen wir sehen, dass wir bis um sieben Uhr mit unserem Nachtessen durch sind, denn dann sind wieder die Nachrichten bei Pater Viktors und Josefs TV angesagt. Da wir unseren Notvorrat angesichts des baldigen Erreichens des versorgungssicheren Namibia abbauen wollen, kommt uns die Büchse Hero Ravioli für einmal gerade richtig.

Dienstag, 18.11.2008 – Cahama

Schöne neue Teerstrasse südlich von Lubango... Nach einer erholsamen Nacht und dem üblichen Morgengeplänkel verabschieden wir uns nun endgültig von der Mission in Lubango und sagen allen Padres vielen Dank und auf Wiedersehen. Abgesehen von einer kleinen Missleitung in eine Baustellen-Sackgasse können wir einfach den Wegweisern durch die Stadt folgen, etwas, das wir in Afrika nicht oft erlebt haben. ...aber alles hat einmal ein Ende: Kurz vor Tchibemba In der Nähe des Flughafens toppen wir nach dem meist obligatorischen Anstehen den einen Dieseltank nochmals und sind dann endlich richtig unterwegs. Gemäss neuesten Angaben soll die berüchtigt schlechte Strasse bis zur namibischen Grenze nun bereits über 130km weit neu gemacht sein. Tatsächlich geht der neue Asphalt bis kurz vor Tchibemba und wir sind über jeden anständigen Kilometer froh. Dann schleichen wir wieder abwechslungsweise über Teerreste, starkes Wellblech und steinige Piste, so dass wir doch noch den grösseren Teil des Nachmittags bis zu unserem Ziel Cahama benötigen. Dies ist nicht die schöne, glatte Baustellenpiste Die Landschaft bietet auch keine grosse Abwechslung, so dass die Strasse heute unser Hauptthema ist. Einmal dürfen wir einem Pick-up mit zwei Kälbern hinten drauf etwas Luft in einen Reifen geben, unsere gute Tat heute... Nach einigen Dutzend Kilometern Gerüttel kommen wir in den Genuss einer neuen Baustellenpiste, die uns für einige Zeit fast schon schweben lässt. In Cahama sind die Wege ziemlich sandig Dann aber dürfen wir die letzten Kilometer vor Cahama wieder einmal einen wunderschönen, glatten Strassenkoffer von einer wirklich rumpeligen Nebenpiste aus neidisch bewundern. In Cahama suchen wir die Mission, die etwas Abseits auf einem noch ziemlich leeren, eingezäunten Gelände steht. Wir werden vom mexikanischen Padre Andrew enthusiastisch willkommen geheissen. Er erklärt uns, dass dieser Standort neu und im Aufbau begriffen ist. Wir dürfen die Dusche in einem der grosszügigen Zimmer benützen. Dann ist, 18. sei Dank, eine kleine Feierstunde angesagt, bevor wir uns ans Nachtessen machen. Wir produzieren eine Art Carbonara Nudeln, die so fein schmecken, dass sie in unsere Rezeptsammlung unter dem Namen “Cahama“ Einzug halten werden. Hoffen wir nur, dass die darin enthaltenen Eier auch halb roh geniessbar sind...

Mittwoch, 19.11.2008 – Naulila

Nach dem Frühstück sitzen wir mit Pater Andrew noch zu einem Kaffee zusammen. Danach zeigt er uns die provisorische Kapelle und die Bau-Pläne für die Mission. Einer der in Angola gar nicht so seltenen Hummer heizt über die Piste Nächstes Jahr wird eventuell mit dem Bau einer Kirche begonnen und später sollen noch weitere Gebäude wie ein Gästehaus und Häuschen für die Nonnen dazu kommen. Wir erkundigen uns über die Piste von hier direkt an die namibische Grenze bei Ruacana und auch er meint, wie Pater Viktor in Lubango, dass man dafür einen Führer braucht. Im Fahrerhaus hat es einfach keinen Platz für eine zusätzliche Person und so entscheiden wir uns, erst in Xangongo auf die einfacher zu findende Piste, die dem Kunene-Fluss folgt, abzuzweigen. Leere südafrikanische Sattelschlepper auf dem Heimweg Der Pater wechselt uns auch noch einige Dollars in angolanisches Geld da wir noch etwas vom billigen Diesel wollen, aber keine Kwanzas mehr haben. Wir verabschieden uns vom rührigen Geistlichen und bekommen an der Tankstelle in Cahama tatsächlich Diesel, und erst noch ohne anzustehen. Ein Bus unterwegs zwischen Xangongo und Humbe Dann geht die Fahrt weiter ins rund 100km entfernte Xangongo. Die erste Hälfte kommen wir noch ganz anständig voran, es gibt sogar einige Kilometer guten alten Teer. Dann aber wird die Piste ziemlich übel, wenn wir kurz mal mit 20km/h fahren können sind wir richtig glücklich. Kurz vor Xangongo wird dann wieder an der Strasse gebaut, aber wir können einmal mehr nicht davon profitieren. Im Gegenteil vor dem Ort werden wir kreuz und quer über die Felder geschickt. Der Kunene wird auf einer kleinen Brücke und einem aufgeschütteten Damm überquert. Brückengenerationen über den Kunene in Xangongo Daneben sehen wir die im Bürgerkrieg zerstörte Brücke mit einer auf die Trümmer gepappten Hilfsbrücke. Darüber bauen die Chinesen jetzt eine neue imposante, hohe und lange Stahlbrücke. Hier in Xangongo ist für uns die letzte Tankstelle in Angola und so mosten wir nochmals knapp 25 Liter in den Tank. Die hier abgehende Piste ist erst auch ziemlich rumpelig, bis sie nach rund 20km hervorragend wird und wir mit über 40km/h dahinsausen. Obelix an unserem letzten Übernachtungsplatz in Angola Als der Spass dann wieder ein Ende hat sehen wir zum ersten Mal den Kunene wieder, der hier, im Gegensatz zu Xangongo, ganz stattlich wirkt. Der Fluss liegt in Fahrtrichtung rechter Hand und dauernd laufen uns am späten Nachmittag Rinderherden von rechts nach links über die Piste. Klar: Die Viecher sind auf dem Heimweg von der grossen Viehtränke, dem Fluss. Das Gebiet ist erstaunlich dicht besiedelt und links und rechts der Piste sind sehr viele Weiden eingezäunt. Die Zäune bestehen vielfach nicht aus Pfosten und Draht, sondern angehäuftem Dorngebüsch. Dreissig Kilometer vor der Grenze finden wir trotzdem einen guten Platz bei einem Baobab etwas abseits der Piste und wir sehen für einmal auch keine Hütten in der unmittelbaren Nähe. Wir machen uns einen einfachen Znacht aus einer Fertigrösti und Eiern mit Tomatensalat und hoffen auf eine ruhige letzte Nacht, einen guten letzten Tag in Angola und einen freundlichen Empfang in Namibia.

Donnerstag, 20.11.2008 – Ruacana

Der letzte Tag in Angola bricht an Isabella erwacht nach einer ungestörten Nacht bei Tagesanbruch und wir bestaunen beide den Sonnenaufgang. Heute drehen wir uns nicht noch einmal um, sondern stehen gleich auf, denn Isabella zieht es sehr nach Namibia. Thomas aber findet, dass wir nicht so pressieren müssen, denn die Grenzübergänge öffnen ja erst um acht Uhr. Auf dem Weg nach Namibia zwischen Naulila und Calueque Auf dem Baobab unter dem wir stehen lässt sich ein Woodland Kingfisher vernehmen, sehen können wir ihn aber nicht. Als wir losfahren ist es zwar früh für uns, aber doch schon viertel vor acht Uhr. Das GPS vermeldet, dass wir bis zum nächsten Grenzübergang bei Omahenene eineinhalb Stunden benötigen. Die Piste ist teils sandig, teils rumpelig und es gibt viele Abzweigungen. Bei einer dieser Gabelungen fahren wir nach rechts und landen laut russischer Karte auf einer kleineren Piste, die direkt zum Damm bei Calueque führt. Damit sind wir auf dem Weg nach Ruacana, einem Grenzübergang, der rund 50km weiter im Westen liegt. Wir fahren durch den “Stausee“ Laut Michelin-Karte soll diese Strecke entlang des Kunene Flusses besonders schön sein. Die Stämme der Bäume unterwegs haben alle auf der gleichen Höhe einen Farbwechsel und wir kommen darauf, dass dies wohl dem normalen Wasserstand des Staussees entspricht zu dem der Kunene hier gestaut wird, wir folgedessen also durch den See fahren. Hier in Calueque wird nicht mehr gestaut Komisch ist nur, dass hier richtig stabile Hütten errichtet wurden. Als wir beim Staudamm sind sehen wir weshalb: Das Wehr ist nicht mehr in Betrieb. Wir überqueren den Kunene nach Norden und fahren nun auf einer meist guten Piste weiter. Beim Eingang zu einer Fazenda hört es mit der schönen Piste auf und sie wird immer schlechter, steiniger und enger. Unmittelbar links und rechts stehen fast nur stachelige Sträucher, die unser MGD ganz schön plagen. Die Kratzgeräusche gehen uns durch Mark und Bein. Den Kunene sehen wir nie und wir fragen uns, was an dieser Strecke so besonders sein soll. Die vielen Streifenhörnchen die uns über den Weg huschen können es ja nicht sein. Vielleicht, dass sie etwas für Offroad-Freaks ist, denn es gibt viele steile, steinige oder felsige Abfahrten. Es ist in der Tat das gröbste Stück Weg, das wir auf unserer Reise bisher gefahren sind. Diese felsige Passage hat uns ganz schön gefordert... Den Vorderradantrieb zuzuschalten ist zwar nur selten nötig, aber öfter fahren wir mit untersetztem Getriebe im Kriechgang und mit sehr, sehr unangenehmer Seitenneigung. Isabella hat gar keine Freude an dieser Strecke, so hat sie sich den heutigen Tag überhaupt nicht vorgestellt. ...da war die sandige Flussbettdurchfahrt ein Kinderspiel dagegen Wir benötigen für 45km rund zweieinhalb Stunden und statt um viertel nach neun sind wir um ein Uhr an der namibischen Grenze. Kurz davor passieren wir unterhalb der Staumauer den Kunene ein weiteres Mal. Kein Tropfen fliesst hier, was auch heisst, dass der an und für sich gewaltige Ruacana-Wasserfall etwas weiter unten trocken ist. Schade. Die Ausreise aus Angola geht an dem ruhigen Grenzübergang in Ruacana problemlos vonstatten, zumindest sobald der Beamte vom Zoll fertig zu Mittag gegessen hat. Er wirft einen kurzen Blick in die Kabine und einige Schubladen und ist dann zufrieden. Als er sieht, dass die Besichtigung von Asterix mit einigem Aufwand verbunden ist, lässt er es bleiben. Wir haben nun noch einige Kwanzas übrig, die wir gerne in namibisch Dollars tauschen möchten, doch die junge Dame im Dorfladen wechselt zu einem derart lächerlich schlechten Kurs, dass wir es bleiben lassen und die restliche angolanische Landeswährung illegalerweise aus dem Land schmuggeln. Vielleicht treffen wir ja noch auf Reisende, die Richtung Norden unterwegs sind und durch Angola fahren werden.

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