Ägypten

Mittwoch, 06.04.2011 – Wadi Halfa - Aswan

Um halb zwölf Uhr fahren wir an Abu Simbel vorbei und den Anblick des von vielen Scheinwerfern angestrahlten, monumentalen Tempels lassen wir uns nicht entgehen. Dann aber nichts wie ab in unsere Kajüte. Wir haben für unsere Kojen Seidenschlafsäcke mitgenommen und hoffen, dass wir darin nicht zu kalt haben werden.

Donnerstag, 07.04.2011 – Aswan

Wir schlafen erstaunlich gut in unseren Seidenschlafsäcken, auch das Klima ist kein Problem. Wir bleiben noch lange liegen, es gibt eigentlich keinen Grund früh aufzustehen. Aufs Frühstück verzichten wir, es ist im Gegensatz zum Nachtessen auch nicht im Fahrpreis inbegriffen. Als wir später auf Deck gehen ist ein Imam gerade dabei über die Bordlautsprecher zu predigen. Es tönt extrem laut und aggressiv. Ob er wohl gerade zum heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufruft? Zu sehen gibt es sonst nicht sehr viel. Das Schiff zieht seine Bahn über den ruhigen See und an seine Gestade schliesst gleich die unspektakuläre Wüste an. Die Immigration findet noch unterwegs auf dem Schiff statt und dank der nur halb vollen Fähre geht das mehr oder weniger schmerzlos und ohne anstehen oder drängeln. Kurz nach Mittag ägyptischer Zeit treffen wir in Assuan ein, oder besser gesagt am Hafen oberhalb der Staumauer des Nassersees. Entgegen anders lautenden Berichten legen wir gleich an und es dauert nicht allzu lange bis wir von Bord können. Das schaffen wir aber nur, weil wir selber am Ausgang genauso rücksichtslos wie die Ägypterinnen drängeln. Wir werden von Kamal empfangen, der hier in Assuan unser Helfer, auch Fixer genannt, ist. Er hilft uns möglichst schnell zur Sicherheitskontrolle, wo das Gepäck durchleuchtet wird, zu kommen, aber auch dazu müssen wir mit gnadenlosem Drängeln unseren Anteil leisten. Bei der Durchleuchtungsmaschine herrscht das nackte Chaos. Das Band wird immer wieder vor- und zurückbewegt, so dass immer wieder Gepäckstücke vom völlig überladenen Band fallen. Der Beamte am Bildschirm schreit und tobt, aber er hat seinen Grund, denn er findet in einem Gepäckstück Gewehrpatronen. Als wir diesem ganzen Wahnsinn entronnen sind steigen wir zu acht ins von Kamal organisierte Taxi, das uns in die Stadt zum Hathor Hotel fährt. Die Zimmer sind für umgerechnet 16 Schweizer Franken tadellos, da gibt es nichts zu mäkeln. Wir organisieren uns wieder eine lokale Telefonkarte, diesmal von Vodafone. Vorerst will sie allerdings noch nicht funktionieren, doch Anlaufschwierigkeiten gab’s auch schon früher. Auch mit der VISA-Karte gibt es Schwierigkeiten, denn Thomas kann damit kein Geld ziehen. Immerhin klappt es mit der Postkarte. Während die Mitreisenden zusammen essen gehen halten wir uns an unseren Pastasalat, weil wir den sonst wegschmeissen müssen. Anschliessend machen wir doch noch einen kleinen Ausflug. Wir gehen zum Taxfree Shop und stocken unsere etwas leere Hausbar wieder auf. Dazu kaufen wir noch etwas lokales Bier um unsere hiesige Hausmarke zu erküren. Noch später, die Läden schliessen hier erst um zehn Uhr abends, geht Thomas nochmals zu Vodafone, da unsere Nummer immer noch nicht funktioniert. Und siehe da, der klassische Demoeffekt wirkt wieder einmal Wunder. Allerdings haben wir weiterhin keinen Zugriff aufs Internet. Von unserem Hotelzimmer aus haben wir zwar eine wunderbare Aussicht auf den Nil, die Wüste dahinter und das Mövenpick Hotel auf Elephantine Island dazwischen. Aber die Corniche, die Hauptstrasse zwischen Hotel und Fluss ist unglaublich laut, vor allem deshalb, weil die Ägypter wie die Irren hupen. Da ist die lokale Tamburingruppe, die auf dem Trottoir ein Hochzeitspaar aus dem gegenüberliegenden Isis Hotel empfängt, zur Abwechslung ein Genuss dagegen.

Freitag, 08.04.2011 – Aswan

Das Hotelbett ist einwandfrei, wir schlafen wunderbar darin. Der Verkehr auf der Corniche muss in der Nacht wohl doch stark nachgelassen haben, denn keine Hupe hat unseren Schlaf gestört. Nach dem Frühstück, das im Zimmerpreis inbegriffen ist, versuchen wir unsere Laptops ans Stromnetz zu hängen. Wir können aber keinen Strom ziehen, was wohl an der fehlenden Erde in der Steckdose liegt. So machen wir uns nach dem Mittag auf, einen anderen Steckdosenadapter zu suchen. Unterwegs bringen sie im Vodafone Shop endlich unseren Internetzugang zum laufen, aber einen Adapter finden wir nicht. Dafür sehen wir viele Marktstände mit einer grossen Auswahl an Früchten und Gemüse, und Brotläden mit Konfekt. Wir kaufen ein halbes Kilo mit Dattel gefülltes Gebäck zu einem viel zu teuren Touri-Preis und setzen uns damit in ein Kaffee, wo wir einen türkischen Kaffee zu einem ebenso überteuerten Touri-Preis trinken. Danach geht’s schon bald mit einem kühlen Bier aus unserem kleinen Hotelzimmer-Kühlschrank aufs Dach, wo sich na-di-na die restlichen Leute aus unserer Gruppe einfinden, wenigstens die, die heute noch nicht nach Luxor weitergezogen sind. Zu sechst beschliessen wir einem Tipp von Holländern folgend, die schon eine Woche hier sind und deren Fahrzeug mit auf unserer Fähre ist, ins Mövenpick Hotel essen zu gehen. Wir halten uns trotz unserer geringen Begeisterung für Buffets an selbiges, von dem einige Sachen besser, andere aber eher mässig sind. Dafür geben wir erst noch etwas mehr Geld als üblich aus, aber hier funktioniert ja wenigstens wieder die Kreditkarte.

Samstag, 09.04.2011 – Aswan

Wir schlafen wieder gut in unserem Hotelbett, doch um sechs Uhr dreissig müssen wir aufstehen, damit wir um halb neun, wenn Kamal uns abholt, auch bereit sind. Wir schaffen es gut, in dieser Zeit zu packen, zu duschen und zu frühstücken. Wir drücken uns zu sechst auf die hinteren zwei Sitzbänke, denn neben Kamal, der einen alten Peugeot 504 fährt, kommt der Zöllner, den wir in einer schmalen Gasse abholen, zu sitzen. Beim Hafen am Nasser Stausee angekommen gehen wir gleich zur Anlegestelle hinunter und zu unserer grossen Verblüffung ist von unserer Fähre mit den Fahrzeugen drauf weit und breit nichts zu sehen. Die Stimmung fällt ins Bodenlose, vor allem bei den Holländern, die nun schon seit neun Tagen auf ihr Fahrzeug warten. Wollen die uns eigentlich alle, gelinde gesagt, auf den Arm nehmen? Kamal telefoniert und zeigt plötzlich triumphierend auf den See hinaus. Tatsächlich, dort bewegt sich etwas mit weissen Flächen. Wir haben unseren Feldstecher dabei und können bestätigen, dass es unsere Fähre ist. Nach einer halben Stunde hat sie angelegt und im Nu sind alle Fahrzeuge, inklusive Obelix, wieder auf sicherem Grund. Wir parkieren auf dem Hafengelände und stürzen uns in den Papierkrieg, der im kleinen fensterlosen Zollbüro ausgetragen wird. Der Zöllner, der im Auto mitgefahren ist, erledigt die Schreibarbeit und das Stempeln von Carnet und Pass in Zeitlupe. Und dann kommt der Hammer: Wir können Asterix nicht nach Ägypten einführen, weil sowohl das Carnet von Obelix wie auch das von Asterix auf Thomas ausgestellt ist und keine Person mehr als ein Fahrzeug temporär nach Ägypten einführen darf. Thomas hält diesen schlechten Scherz zunächst für einen Versuchsballon der Beamten, zusätzlichen Bakschisch zu kassieren. Doch es ist ihnen ernst, und die Lösung dazu völlig grotesk: Das Carnet von Asterix muss auf Isabella umgeschrieben werden. So weit, so gut, aber dazu muss ein Mensch vom ägyptischen Automobilclub, nachdem er vom TCS in der Schweiz eine entsprechende Ermächtigung per Fax erhalten hat, von Kairo 900km nach Assuan reisen um das Zolldokument zu ändern!! In welchem Jahrhundert lebt dieses Land eigentlich? Thomas versucht alternative Lösungen vorzuschlagen, aber nichts anderes scheint wirklich möglich zu sein. An diese Kosten dürfen wir noch gar nicht denken, aber für Obelix können wir schon mal 600 ägyptische Pfund für den Zoll hinlegen. Für 522 Pfund kriegen wir eine Quittung, was nichts anderes heisst, als dass die Beamten den Rest ungefragt als Bakschisch für ihre Arbeit in den eigenen Sack stecken. Dann werden die Fahrgestellnummern abgerubbelt, wofür wir das Fahrerhaus kippen müssen. Als Kamal dies bei uns erledigt hat, hebeln wir Obelix’ Köpfchen mit seiner Zustimmung in Normalposition zurück und räumen das Fahrerhaus wieder ein. Als ein Mann der Verkehrspolizei, die für diesen Teil der Geschichte verantwortlich ist, die Chassisnummer auch noch sehen will platzt uns der Kragen und wir werden etwas lauter als gewöhnlich. Auf jeden Fall nützt unser Protest, das Fahrerhaus bleibt wie und wo es ist. Kamal verschwindet mit allen Papieren in die Stadt und wir laden inzwischen Asterix aus, den wir vorläufig, wenn auch schweren Herzens, hierlassen müssen. Ärgerlich ist auch, dass in der Schweiz Wochenende ist und bis am Montag morgen sicher einmal gar nichts passiert. Wenn wir Glück haben können wir Asterix vielleicht Mitte nächster Woche wieder einladen. Immerhin können wir inzwischen Abu Simbel besuchen, das wird uns zwei Tage beschäftigen. Nachdem Kamal wieder aufgetaucht ist befestigen wir die von ihm mitgebrachten ägyptischen Nummernschilder an Obelix. Auch dies ist eine Masche um uns Geld aus der Tasche zu ziehen. Unsere in Sambia abgeschlossene Versicherung wäre theoretisch auch in Ägypten gültig, aber natürlich nur für das Fahrzeug mit den original Nummernschildern. So können wir nochmals 222 Pfund für die Schilder und die Versicherung abdrücken. Ach ja, und falls wir es vergessen haben sollten: Für Asterix müssen wir für jeden Tag 30 Pfund Kost und Logis bezahlen. Wir sind ja schliesslich auch selber Schuld, dass unsere Papiere nicht in Ordnung sind... Jetzt haben wir aber genug von dieser Bande von Halsabschneidern und Ignoranten und fahren aus dem Hafen. Auf dem grossen Parkplatz davor, der auch an den Bahnhof grenzt und an dem wir vorgestern das Taxi bestiegen hatten, wollen wir uns für nächste Nacht hinstellen, denn direkt in Assuan gibt es für uns keine Übernachtungs­möglichkeiten. Wir fragen einen höheren Uniformierten der Sicherheitstruppe die den Hafen bewacht, ob wir dürfen, was er uns für etwas Bakschisch, was denn sonst, erlaubt. Wir haben heute nicht mehr sehr viel Energie zu verschwenden und versuchen uns mittels Spaghetti an einer Chakalakasauce selbige möglichst energiesparend wieder zuzuführen. Hoffen wir, dass es eine möglichst ruhige Nacht wird.

Sonntag, 10.04.2011 – Abu Simbel

Sogar die Lokomotiven geben in der Nacht Ruhe und wir schlafen für ein “Buschcamp“ gar nicht schlecht. Leider geht auch heute wieder um halb sieben der Wecker, aber der erste Zug hätte uns eh schon bald geweckt. Um elf Uhr fährt der Konvoi nach Abu Simbel, dem wir uns anschliessen müssen. Bis dahin wollen wir noch frühstücken, unser Gepäck im Hotel in der Stadt holen und etwas einkaufen. In Assuan finden wir sogar einen Parkplatz in der Nähe des Souk. Dort kaufen wir einige Frischwaren, darunter natürlich Tomaten. Von Erdbeeren, von denen wir ein halbes Kilo kaufen, haben wir letzte Nacht noch gar nicht geträumt. Der Taxfree Shop, in dem wir wieder einige Bier kaufen wollen, ist um zehn Uhr immer noch geschlossen. So suchen wir halt bereits den Sammelpunkt des Konvois. Ein fliegender Polizist lotst uns mit seinem Motorrad freundlicherweise gleich an den richtigen Ort. Dort genehmigen wir uns zur Stärkung noch einen Kaffee, bevor der Konvoi pünktlich startet. Schon nach wenigen hundert Metern schiebt sich bei einer schmalen Stelle ein Radlader zwischen uns und das Fahrzeug, dem wir folgen. So verlieren wir natürlich den Kontakt, finden den Weg aber trotzdem. Unsere Route führt über den alten Nil Damm, doch das Militär das ihn bewacht, will uns nicht weiterfahren lassen. Selbst die Polizisten die den Konvoi begleiten können nichts ausrichten, wir müssen warten. Schliesslich dürfen wir dann doch passieren und treffen beim Checkpoint in der Nähe des Flughafens auf wenigstens einen Teil der Fahrzeuge des Konvois. Als uns einer der ungeduldig Wartenden fragt, ob wir uns etwa verfahren hätten, erzählt im Thomas etwas gereizt, dass er doch das ägyptische Militär fragen soll was los war. Wir haben nun noch 250km bis Abu Simbel vor uns, das nur 65km Luftlinie von Wadi Halfa im Sudan entfernt liegt. Wir fahren also wieder ganz schön weit zurück in den Süden. Wir tuckern mit immerhin 75 km/h durch die eher langweilige Wüste, also eher schneller als wir sonst unterwegs sind. Aber die anderen Fahrzeuge sind natürlich schon bald über alle Berge und nur der Besenwagen mit einem Polizisten drin klebt, durchaus wörtlich zu nehmen, noch hinter uns. Rund hundert Kilometer vor Abu Simbel deutet man uns anzuhalten. Ein Tourist aus dem Büsschen, das offensichtlich den schwarzen Peter gefasst hat und den Besenwagen spielen muss, steigt aus und fragt uns, ob wir nicht den Polizisten übernehmen können. Wir erklären, dass wir leider nur zwei Sitzplätze hätten, was dem Mann die nicht gerade originelle Frage entlockt, ob wir wüssten, wieviel Zeit sie das koste hinter uns herzufahren. Als ihm Thomas erklärt, dass das eigentlich nicht unser Problem sei stapft er wütend zurück zum Fahrzeug. So spulen wir auch die restlichen Kilometer noch ab und kommen um halb vier Uhr in Abu Simbel an. Wir fahren auf den riesigen, vollkommen leeren Parkplatz, wo wir uns für die Nacht sollten hinstellen können. Abends um halb sieben Uhr findet eine “Light and Sound“-Vorführung statt, bei der die beiden Tempel von Ramses II und Hathor als Projektionsfläche benützt werden. Gemäss unserem Reiseführer gibt es sonst jeden Abend drei Vorstellungen, aber jetzt verlieren sich in der einzigen Darbietung gerade mal zwei Dutzend Besucher in den Bänken. Die Vorführung ist toll, hundertprozentig professionell. Der Sound ist perfekt und es ist schon ganz erstaunlich, was für Lichteffekte man auf Stein projizieren kann. Nach einer Dreiviertelstunde ist der Spass vorbei und wir spazieren gemütlich zurück zu Obelix. Dort machen wir rasch einen Salat Matmata und schauen, dass wir eher früh ins Bett kommen. Morgen wollen wir noch früher aufstehen, damit wir uns die Tempelanlage vor dem Ansturm der Tagestouristen aus Assuan ansehen können, wenn es denn überhaupt einen Ansturm gibt.

Montag, 11.04.2011 – Aswan

Es ist hart, aber heute geht der Wecker noch früher, nämlich schon um fünf Uhr. Der Tag ist bereits angebrochen und hinter dem Tempel glänzt das goldene Band der nächstens aufgehenden Sonne. Wir trinken nur einen Kaffee und schauen, dass wir um sechs Uhr am Eingang zum Tempel stehen. Die neue Sonne bescheint den monumentalen Eingang mit den vier berühmten, riesigen Statuen von Ramses. Im Innern befinden sich wandfüllende Reliefs, die dank der cleveren Beleuchtung gut zu sehen sind. Wir sind ganz allein, sogar der Aufpasser hat sich kurz abgesetzt. Danach sehen wir uns den weniger spektakulären Tempel der Hathor an. Die Reliefs sind wieder hervorragend erhalten und zumindest teilweise sehr ähnlich wie im Ramses Tempel. Für uns sind sie so ähnlich, dass wir es bald einmal gesehen haben. Um acht Uhr, als wir uns in einer Halle die Bildtafeln der dannzumal spektakulären Rettung der Tempel von Abu Simbel vor den Fluten des sich füllenden Nasser Stausees anschauen, beginnen die Touristen in Scharen aufzutauchen. Auf dem grossen Parkplatz stehen nun doch ein Dutzend Reisecars, die alle heute morgen um vier Uhr in Assuan aufgebrochen sind. Bis zum Start des Rückfahrt-Konvois nach Assuan um zehn Uhr haben wir noch schön Zeit für ein Frühstück. Wiederum pünktlich geht es los und wir werden sogar einige Positionen nach vorne geschickt. Diesen Platz halten wir bis wir die Stadt verlassen haben, werden dann aber innert kurzer Zeit nach hinten durchgereicht. Im Unterschied zu gestern gibt es heute aber keinen Besenwagen, was uns ganz und gar nicht stört. So können wir ungestört anhalten, wenn wir wieder einmal telefonieren müssen. Zuerst tun wir es mit der Schweizer Botschaft in Kairo, die für uns abklärt, ob das Vorgehen des ägyptischen Zolls überhaupt statthaft ist. Leider ist dem so und so rufen wir den TCS in Genf an, der für uns Kontakt mit dem ägyptischen Automobilclub aufnimmt um die Namensänderung im Carnet vornehmen zu können. Als wir in Assuan ankommen suchen wir das Immigration Office, denn wir möchten unser Visum gerne auf zwei Monate verlängern lassen. Wir finden das Büro mit einiger Mühe und natürlich hat es um zehn vor vier bereits geschlossen. In Bezug auf Asterix’ Carnetgeschichte scheint alles auf gutem Weg zu sein, bis wir unseren Kontaktmann vom ägyptischen Automobilclub, der die Änderung vornehmen soll, gegen halb fünf Uhr anrufen. Er verklickert uns, dass er tatsächlich aus Kairo anreisen muss, ja jetzt sogar noch in Suez sei. Zu unserer Verblüffung kann er aber morgen früh um neun Uhr hier am Hafen sein. Und natürlich ist seine lange Reise mit Kosten verbunden. Hier stinkt irgendwie noch einiges... Anschliessend, nach einem kleinen Intermezzo mit Ahmed dem Zöllner im Hotel Hathor, fahren wir zum Taxfree Shop, der nun endlich geöffnet hat und wo wir noch einige einheimische Stella Bier kaufen. Wir wollen zum Übernachten wieder zum Hafen fahren und lassen unterwegs noch einige Kopien von unseren Pässen erstellen, die wir morgen benötigen. Wir sind erst gegen acht Uhr vor dem Bahnhof am Hafen und müde dazu. Mit Kochen ist nicht mehr, darum machen wir rasch einen griechischen Salat mit dem tollen Feta aus dem griechischen Supermarkt in Addis Ababa.

Dienstag, 12.04.2011 – Aswan

Für einen so exponierten Ort schlafen wir auch diese Nacht nicht schlecht. Wir beschliessen, es nicht eilig zu haben und erst aufzutauchen, wenn wir mit dem ägyptischen Automobilclub in Kairo gesprochen haben. Aber heute haben es die Zöllner und Konsorten eilig, denn sie rufen zweimal auf unser lokales Handy an und schliesslich taucht Kamal auf. Wir schwindeln ihm ein bisschen vor, dass wir auf einen Ratschlag der Schweizer Botschaft in Kairo warten und auch vom Automobilclub in der Schweiz noch Informationen bekämen. Damit wollen wir etwas Zeit gewinnen und vielleicht erwischt die das ja ein bisschen auf dem falschen Fuss. Dann taucht der Mann vom Automobilclub auf, von dem wir inzwischen wissen, dass er nicht von Kairo, sondern von Safaga am Roten Meer angereist ist, also nur halb so weit, als was er uns angegeben hat. Als er die vereinbarten, respektive von ihm diktierten 800 Pfund sehen will beginnen wir etwas zu streiten. Unsere Argumentation, dass er ja nicht so weit reisen musste und wir deshalb weniger Reisespesen zu bezahlen gedenken kommt aber gar nicht gut an, denn er droht damit, gleich wieder abzureisen. Darauf gibt es ein paar Telefonate zwischen uns und dem Automobilclub und ihm, hin und her, aber schliesslich bleibt uns nur in den sauren Apfel zu beissen und seine Reisespesen zu bezahlen. Wir rächen uns damit, dass er alle Seiten des Carnets selber ändern muss und das dauert, da er mit den lateinischen Buchstaben seine liebe Mühe hat. Nachdem die Namensänderung erledigt ist können wir nun endlich zum Zoll. Wir machen weiter auf Guerillataktik und schicken Isabella, denn a) lautet das Carnet nun ja auf sie und b) sind sich die Zöllner nicht gewohnt es mit einer Frau zu tun zu haben. Isabella macht auf krank und der Chef zeigt sogar ein gewisses Erbarmen. Schliesslich schafft es Isabella gar noch den üblichen Bakschisch von über 70 Pfund nicht zu bezahlen. Das soll ihr erst einmal jemand nachmachen! Kamal geht nun wie gehabt in die Stadt um den Papierkram für das Nummernschild und die Versicherung zu erledigen. Als er nach gut einer Stunde wiederkommt und die Nummer mit einer Schnur superprovisorisch befestigt ist können wir Asterix tatsächlich aus dem Hafen fahren und wieder mit Obelix vereinen. Kamal bezahlen wir nicht soviel wie er gerne möchte, denn wir können mit unserem Fixer schlicht nicht zufrieden sein, wenn wir vier Tage benötigen um unsere Fahrzeuge einzuführen. Er nimmt es gelassen, denn er wirkt ziemlich verladen, durch was auch immer. Nachdem wir Asterix in seinem Zuhause einquartiert haben fahren wir zurück in die Stadt. Supermarkt, Taxfree Shop und Geldautomaten sind unsere Stationen. Thomas erhält weiterhin kein Geld, was vielleicht an seinem sechsstelligen PIN-Code liegt, denn Isabella hat mit vier Ziffern keine Probleme. Wir fahren bei hereinbrechender Dunkelheit einige Kilometer nordwärts zur Brücke über den Nil, überqueren den Strom und fahren wieder Richtung Assuan. Hier liegt Adam’s Home, ein Gästehaus in einem typisch nubischen Haus mit Campmöglichkeit. Das schönste daran ist für uns die Dusche, deren Duschkopf wahrlich nicht mit Wasser geizt. Mit einem kleinen Fläschchen südafrikanischem Sprudel feiern wir die Wiedervereinigung mit Asterix. Wir sind spät dran, kochen aber trotzdem noch ein Gemüse-Curry mit Spiralen. Das schmeckt auch um halb elf Uhr super. Natürlich wird es noch viel später und Thomas hat dazu noch nicht einmal abgewaschen.

Mittwoch, 13.04.2011 – Aswan

Zum ersten Mal seit x Tagen weckt uns kein Wecker, sondern unsere innere Uhr. Wir schlafen bis gegen acht Uhr und sind trotzdem nicht ausgeschlafen, weil wir gestern einfach mit allem spät dran waren. Ein feiner Kaffee aus unserem italienischen Espressokocher hilft immerhin etwas mit dem Tagesbeginn. Wir lassen uns nicht stressen und wollen heute den Tag wieder selber einteilen. Unser erklärtes Ziel ist es, heute eine Visumsverlängerung zu erhalten, wobei wir uns keine allzu grosse Erfolgschance ausrechnen. Aber ein Versuch ist es allemal wert, vor allem weil wir bei Gelingen dann wieder bei den Zöllnern vorbeigehen können, die uns des Langen und Breiten erklärt haben, dass wir dann die Fahrzeugpapiere ohne nochmals etwas zu bezahlen bei ihnen ebenfalls verlängern lassen können. Zum Frühstück gönnen wir uns wieder einmal Rühreier und bis dann alles Geschirr das sich seit gestern abend angesammelt hat abgewaschen ist und wir startklar sind, ist es beinahe elf Uhr. Na ja, vielleicht haben wir es jetzt doch etwas zu gemütlich genommen und wir bekommen wieder einmal Probleme mit den Öffnungszeiten. Doch Isabella, die wir heute wieder vorschicken, kann tatsächlich den Antrag für die Visumsverlängerung einreichen. Die Beamtin am Schalter will dann aber Thomas doch noch in Person sehen und so bestellt ihn Isabella mit einem SMS her. Knappe zwei Stunden nachdem Isabella das Passport Office via Hintereingang des Polizeigebäudes an der Corniche betreten hat verlässt sie es tatsächlich mit einer zweimonatigen Visumsverlängerung. Jaa!!! Und gekostet hat die Verlängerung gerade mal etwa einen Franken achtzig pro Person. Wir rufen sofort Kamal an um die Verlängerung der Fahrzeugpapiere zu organisieren. Doch der meint, dass der Zoll bereits geschlossen sei und wir das erst morgen machen können. Wir rufen auch noch Ahmed den Zöllner an, der uns für morgen um neun Uhr dreissig ins Büro bestellt. Mal schauen wie reibungslos das dann abläuft, nachdem ihn Isabella gestern um seinen Bakschisch gebracht hat. Da wir sonst nichts mehr tun können kümmern wir uns um unsere Internetverbindung, die mit dem Laptop immer noch nicht klappt. Bei Vodafone sehen sie sich ausserstande uns zu helfen, so ganz nach dem von Kompetenz zeugenden Motto: In Ägypten funktioniert das halt nicht. So versuchen wir unser Glück bei Mobinil, einem der anderen Mobilnetzanbieter. Nach wenigen Minuten haben wir eine neue SIM-Karte und wir kommen problemlos mit unserem Laptop ins Netz. Perfekt! Wir gehen im gleichen Supermarkt wie gestern noch einige Dinge einkaufen und vor allem lassen wir uns von Hassan, dem freundlichen Gemüse- und Früchteverkäufer, alle gängigen Preise in seinem Rayon erklären, damit wir auf dem Markt nicht noch einmal mit drei- bis vierfach überhöhten Preisen beschissen werden. Da wir morgen vormittag ja wieder am Hafen von Assuan sein müssen entschliessen wir uns kurz und bündig, wieder dort zu schlafen. Am späten Nachmittag herrscht dort eine fast schon gespenstische Ruhe, aber uns soll’s recht sein. Nach langer Zeit gibt es wieder einmal einen Dip, den wir mit feinem lokalem Sauerrahm herstellen. Auch die billigen Doritos-Chips von hier schmecken und mit dem heimischen Bier geniessen wir einen ganz und gar ägyptischen Apéro. Bei der Vorbreitung des Abendessens sind wir dann von der einheimischen Ware weniger begeistert. Das Fleisch für unser Curry, das wir heute im Supermarkt gekauft haben, ist mehr als dürftig. Um es zu dressieren und zu schneiden benötigen wir fast eine Stunde. Es ist dann schon fast erstaunlich, dass es einigermassen geniessbar ist. Aber das liegt natürlich an Isabellas Würzkünsten.

Donnerstag, 14.04.2011 – Aswan

Auch heute müssen wir nicht speziell früh aufstehen, der Zoll will uns ja erst um halb zehn Uhr sehen. Also frühstücken wir gemütlich und machen uns soweit abfahrbereit, dass wir Kamal sofort zur Strassenpolizei folgen können, wenn der Zoll erledigt ist. Heute versucht wieder Thomas sein Glück, denn diese Formalität sollte ja eigentlich einfach zu erledigen sein. Während er sich mit allen möglichen Papieren auf den Weg macht kümmert sich Isabella wieder einmal um das Innere unserer Wohnung, denn in den letzten Tagen blieb für die innere Sauberkeit einfach keine Zeit und Kraft mehr. Thomas bekommt schon am ersten Hindernis Schwierigkeiten, nämlich am Eingang zum Hafen. Kamal kommt ihm entgegen, offensichtlich geschickt von den Zöllnern, denn er versucht ihn gleich mal abzuwimmeln. Doch Thomas will mit den Zöllnern selber sprechen und nach einer geschlagenen halben Stunde und der Bezahlung eines Permit über neun Pfund darf er das Hafengelände endlich betreten. Er geht schnurstracks zum Zollbüro, wo er den Zöllner Hamam und anstelle von Ahmed eine Frau vorfindet. Natürlich ist nun alles ganz anders als sie uns am Samstag erklärt haben. Wir müssten warten bis die für die Fahrzeuge bewilligte Frist von einem Monat abgelaufen ist, bevor wir einen Verlängerungsantrag stellen könnten. Er könne leider gar nichts machen, so sei das Gesetz. Als ihn Thomas fragt warum uns dann Ahmed, sein Kollege, für heute hierher bestellt habe, geniert er sich nicht, diesen als unfähigen Beamten hinzustellen. Wie auch immer, Thomas kann nichts ausrichten. Zurück im MGD hat Isabella die Idee, den ägyptischen Automobilclub um Rat zu fragen. Die Frau, mit der wir im Zusammenhang mit der Umschreibung des Carnets für Asterix zu tun hatten, ist der Meinung, dass wir durchaus das Recht auf eine Verlängerung der Fahrzeugzollpapiere hätten. Wieder beim Zöllner lässt sie sich am Telefon von diesem aber überzeugen, dass er leider überhaupt nichts tun könne, notabene mit einer wiederum anderen Begründung, als er sie Thomas aufgetischt hatte. Das wird dann wohl endgültig nichts mit einem sorglosen Aufenthalt in Ägypten. Immerhin haben wir uns den Namen von Hamams Vorgesetzten in der Stadt geben lassen, den wir noch zu belästigen uns vorgenommen haben. Auf dem Weg vom Hafen in die Stadt liegt der Sitz der Strassenpolizei, bei der wir nach dem Zoll als dritte Stelle unsere Papiere verlängern lassen müssen. Spontan fassen wir den Entschluss, es hier doch einfach auch zu versuchen, vielleicht können wir ja wenigstens diese Papiere schon in Ordnung bringen. Bei einer solch heiklen Mission kommt selbstverständlich wieder Isabella zum Zug, denn eine Frau die etwas hilflos und kompliziert auftritt, und deren dünnes Nervenkostüm Weinkrämpfe begünstigen, kann ja nicht einfach barsch abgewiesen werden. Natürlich kann auch sie ohne Zollpapiere nichts bewerkstelligen, aber sie macht so viel Eindruck, dass sich ein junger Mann namens Ahmed, der selber Staatsangestellter ist, sich aber ebenfalls mit den Behörden herumärgern muss, ihrer annimmt. Er fährt mit uns zum Hauptsitz der Zollbehörde ganz in der Nähe der katholischen Kirche und hält unterwegs mit seiner Meinung zu den Verhältnissen bezüglich der Korruption nicht zurück. Er schwärmt von der ägyptischen Revolution, die Präsident Mubarak weggespült hat und meint, dass sie nun hoffentlich auch mit dem restlichen korrupten Pack aufräumen können. Isabella nimmt auch den Gang zum Chef des Zolls von Assuan auf sich, unterstützt vom hervorragend Englisch sprechenden Ahmed. Dort klagt sie den Leuten tränenreich unsere ganze Leidensgeschichte mit dem Zoll am Hafen und scheut sich auch nicht Klartext zu reden, wie die Zöllner Geld in ihren eigenen Sack stecken. Das bringt etwas Bewegung in die Angelegenheit und um Isabella etwas ruhigzustellen wird ihr eine Lösung in Aussicht gestellt. Die grosse Chefin in Kairo wird angerufen und aufgrund dessen wird Hamam im Hafen schliesslich angewiesen, uns die Papiere zu verlängern. Der weigert sich aber rundweg solches zu tun bis er ein entsprechend lautendes Papier in Händen hält. Das setzt der hilfsbereite Ahmed schliesslich auf und der Chef des Zolls unterschreibt es. Damit könnten wir nun wieder zum Hafen fahren, aber inzwischen ist es bereits spät geworden, so dass wir es heute sowieso nicht mehr zur Verkehrspolizei schaffen würden. Also nehmen wir das Schreiben mit, laden Ahmed wieder bei der Verkehrspolizei ab und fahren zu Adam’s Home, wo wir das muslimische Wochenende mit einem gemütlichen Tag zu verbringen gedenken. Heute stellen wir uns auf den Platz hinter dem nubischen Anwesen, von dem aus wir eine viel bessere Aussicht über den Nil haben. Hier stehen auch zwei Autos die auf dem Sprung in den Sudan sind. Die Nationalität können wir leider nicht eruieren, da ihre originalen Nummernschilder durch die ägyptischen Kennzeichen abgedeckt sind. Nach der Dusche gibt’s nach diesem die Psyche fordernden Tag erst mal einen Apéro, bevor wir uns dem Znacht widmen. Heute gibt’s eine feine Rösti mit einer sämigen Champignonsauce. Leider kann der einheimische Cabernet Sauvignon nicht mithalten. Nach den ersten zwei Schlücken wird er zum Kochwein verdonnert. Anschliessend mag Thomas zwar noch den Abwasch machen, aber danach ist es um ihn geschehen und er schaut, dass er möglichst rasch in der Versenkung des Tiefschlafs verschwindet.

Freitag, 15.04.2011 – Aswan

Solch einen Tag haben wir wieder einmal nötig: Sich nicht bewegen müssen, daher ausschlafen können und dann erst mal einen Kaffee geniessen dürfen. Bis wir zum Kaffee kommen ist es bereits viertel vor neun Uhr und es stört uns ganz und gar nicht. Mit dem Kaffee schauen wir uns am Vormittag erst mal Fotos an, was gut ausgeruht auch viel besser geht. Nach langer Zeit gibt’s zum Zmittag wieder einmal eine kalte Platte, wobei der sudanesische Käse nicht nach wahnsinnig viel schmeckt, fast genau so wie der französische Brie aus der Alubüchse. Auch am Nachmittag hängen wir hinter unseren Laptops und schreiben ein paar Mails. Auf dem Nil passieren heute immer wieder Kreuzfahrtschiffe, es ist wie wenn der Tourismus plötzlich wieder eingesetzt hätte. Später betätigt sich Thomas nach längerem wieder einmal als Bäcker. Fürs Wochenende drängt sich ein Zopf auf, aber um von der kostbaren Butter zu sparen, von der wir in Ägypten noch keine zu kaufen gefunden haben, machen wir lieber einen Brotzopf. Nach der Dusche kocht Isabella ein Gemüse Reis “Seronga“, in das wir unseren gesamten Vorrat an Zucchini schnetzeln. Der einheimische Wein den wir heute dazu trinken ist immerhin wieder ganz geniessbar.

Samstag, 16.04.2011 – Edfu

Heute geht der Wecker um viertel nach sieben Uhr. Thomas steht auf und Isabella dreht sich nochmals um. Wir frühstücken vom Brotzopf, der nicht übel, dessen Kruste aber etwas trocken ist. Dann machen wir uns auf zum Hafen, wieder vierzig Kilometer südwärts und quer durch die Stadt. Auf dem Weg dorthin klingelt schon unser lokales Telefon: Kamal will wissen wo wir stecken. Wir schaffen es nicht um zehn Uhr im Hafen zu sein und bis Thomas endlich von der Polizei eingelassen wird, vergehen noch einmal zwanzig Minuten. Im Büro des Zolls erwartet ihn Hamam, den zunächst einmal nur der Brief des Chefs in Assuan interessiert. Er schnappt sich das Papier und faselt etwas davon, dass er diesen Brief nun nach Kairo faxen müsse. Danach verschwindet er für fast eine Stunde und für Thomas ist klar, dass es hier nicht wie vorgesehen klappen wird. Er ruft deshalb unseren Helfer von vorgestern, Ahmed, an, der sich spontan bereiterklärt, sofort herzufahren und uns zu helfen. Als er an der Hafenpforte eintrifft lässt ihn die Polizei aber nicht passieren und Hamam, der dazu grünes Licht geben könnte, will ihn natürlich auch nicht dabei haben. Immerhin scheint der nun gewillt, uns die Papiere auszustellen. Kamal hilft ihm dabei und es ist ziemlich offensichtlich, dass er in dieser ganzen Angelegenheit nichts anderes als ein kleiner Helfer des Zolls ist. Thomas muss zweimal moderate 22 Pfund bezahlen. Das ist nicht viel, aber immer noch mehr als das grossspurig verkündete “ihr müsst dann für die Verlängerung nichts mehr bezahlen“. Kurz vor halb ein Uhr ist es vollbracht, wir haben den ägyptischen Zoll besiegt! Ahmed, unser Freund und Helfer, kommt mit uns zur Verkehrspolizei um auch diesen Teil noch in Ordnung zu bringen. Die Versicherung zu verlängern ist noch der leichteste Teil, aber danach sieht Thomas ihn von einem Schalter zum nächsten wetzen und er hat nicht das Gefühl, dass er wirklich etwas erreichen kann. Dabei kennt sich Ahmed hier sehr gut aus, denn er ist als Angestellter der Staudammbetriebsgesellschaft für die Papiere derer Fahrzeuge zuständig. Ausserdem hatte der diensthabende Chef der Verkehrspolizei Isabella vorgestern noch gesagt, wenn wir die verlängerten Papiere vom Zoll brächten gäbe es von ihm ruckzuck zwei Stempel und die Sache wäre erledigt. Plötzlich ist dem dann auch so und wir können nun sorglos bis am 1. Juli in Ägypten bleiben. Als Dank möchten wir Ahmed gerne zu einem Getränk oder zu einem Essen einladen. Aber im Gegenteil, er spendiert uns noch zwei schön kühle Sprite und von einer kleinen finanziellen Entschädigung für seine Mühe will er sowieso nichts wissen. Wir schiessen noch zwei Erinnerungsfotos mit ihm und gehen dann wieder unsere eigenen Wege. Wir fahren ein letztes mal in Assuan zum Masria Supermarkt um nochmals einige Dinge einzukaufen. Dann geht es endlich nordwärts rund 100km nach Edfu. Wir folgen dem Niltal, sehen den Fluss aber nur zu Beginn. Meist folgen wir mit der guten Strasse auch der Bahnlinie, und beide Verkehrsstränge verlaufen meist innerhalb, oder am Rand des vom Nil bewässerten Grüngürtels. Die Autofahrer überholen wie in Kenia, wenn nicht noch schlimmer. Wir kommen aber sicher nach Edfu und fahren direkt zum Tempel von Horus, der auf der Westseite des Nils liegt. Dort möchten wir uns gerne für die Nacht hinstellen, aber sowohl die normale, wie auch die Touristenpolizei winken kategorisch ab. So fahren wir in die Stadt zur Uferpromenade, wo an einem langen Quay die grossen Nil-Kreuzfahrtschiffe anlegen. Wir stellen uns bei Sonnenuntergang einfach hin und schauen mal, was passiert. Der nahe Polizei-Checkpoint interessiert sich offensichtlich nicht für uns und so widmen wir uns dem Nachtessen. Es gibt gebratene Makkaroni mit Schinkenspeck “Lake Bunyonyi“. Dabei versucht Isabella die Teigwaren mit einem doppelten Rittberger in die Pfanne zu geben. Das gelingt ihr natürlich nicht und sie landet auf dem Hintern. Das ginge ja noch, aber sie malträtiert sich dabei eine Rippe, die schon zünftig schmerzt. Da kann sie sich ja auf etwas gefasst machen... Als wir in der Küche an der Arbeit sind legt doch tatsächlich genau vor unserer Nase ein Mövenpick Kreuzfahrtschiff an. Wir können nur hoffen, dass sein Schiffsdiesel nicht die ganze Nacht wummert, oder dann wenigstens nicht so laut. Später klopft es doch noch an unser MGD und wir befürchten schon das Schlimmste. Es sind vermutlich Sicherheitsleute, und die wollen nur wissen, wie viele wir sind und von wo wir kommen. Offensichtlich ist dieser Ort voller Touristen genügend gesichert und damit wird akzeptiert, dass wir hier schlafen. Das beruhigt uns ungemein.

Sonntag, 17.04.2011 – Marsa Mubarak

Irgendwann, spätestens als die Kaffees schliessen, wird es auch auf der Strasse ruhig und es schläft sich eigentlich ganz gut. Aber zu Isabellas Leidwesen muss um halb vier Uhr wieder einmal genau vor unserem Fenster ein Typ ein lautstarkes Telefongespräch führen. Thomas weiss davon am Morgen nichts, ist ja klar. Wir haben unseren Wecker auf halb sechs Uhr gestellt, eine furchtbar frühe Zeit. Aber wir wollen möglichst früh beim Tempel sein, der gemäss unserem Lonely Planet um sechs Uhr die Tore öffnet. Damit versuchen wir wie in Abu Simbel dem Touristenansturm, wenn es ihn denn gibt, zu entgehen. Wir trinken also nur einen Kaffee und schaffen es natürlich trotzdem niemals, innert einer halben Stunde vor Ort zu sein. Zum Glück, wie sich herausstellt, denn der Tempel des Horus öffnet erst um sieben. Mit uns warten schon einige Dutzend Touristen, die meist in Pferdekutschen hergefahren worden sind. Wie viele Leute wohl hier stehen, wenn der Tourismus in Ägypten wieder in voller Blüte steht? Der Tempel, der rund 200 Jahre vor Christi Geburt erbaut wurde ist einfach gigantisch und beeindruckend. Erneut sind alle Gemäuer gänzlich mit Reliefs bedeckt und zum Teil erst noch faszinierend detailliert. Aber sie wiederholen sich auch hier wieder und nach einiger Zeit haben wir genug gesehen. Zum Abschluss wollen wir noch das sogenannte Nilometer unter die Lupe nehmen. Damit mass man im alten Ägypten den Wasserstand des Nils und die Bürokraten des Pharao errechneten daraus die von den Bauern abzuliefernden Steuern. Es geht eine Treppe hinunter unter Tag und ehe Thomas sich versieht steht er auch schon im Wasser. Isabella lacht nur, aber Thomas behauptet steif und fest, dass er die spiegelglatt daliegende Wasserfläche schlicht nicht wahrgenommen habe. Wie auch immer, Thomas pflatscht in seinen nassen Sandalen aus dem Tempel, wo auf dem Parkplatz erst mal eine typisch ägyptisch unverschämte Parkplatzgebühr von zehn Pfund zu bezahlen ist. Jetzt aber ab ans Rote Meer! Wir fahren über die Brücke zurück zum Ostufer des Nils und finden den Abzweig nach Osten problemlos. Zuerst fahren wir noch mindestens ein Dutzend Kilometer weit durch intensiv genutztes Landwirtschaftsland das sicherlich mit Nilwasser bewässert wird. Dann beginnt die Wüste, genannt Eastern Desert weil sie östlich des Nils liegt. Zuerst ist sie nicht gerade attraktiv, aber ein Plätzchen um endlich unser Sonntags­frühstück nachzuholen finden wir trotzdem. Auch heute ist das Wetter diesig, es liegt Sandstaub in der Luft und es wird mit bis zu 38 Grad wieder sehr warm. Die zweite Hälfte der rund zweihundert Kilometer langen Strecke ist dann aber ganz abwechslungsreich, vor allem als wir einem langen Wadi bis ans Meer bei Marsa Alam entlangfahren. Ab hier folgen wir der spröden Küste nordwärts bis zum Beach Safari Camp, einem der wenigen Orte am Westufer des Roten Meeres wo man campieren kann. Wir finden es aber etwas übertrieben, dass wir dafür hier fast genauso viel wie für das Hotel in Assuan bezahlen sollen und noch nicht einmal ein Frühstück erhalten. So fahren wir halt weiter nordwärts auf der Suche nach einer Alternative. Einige Dutzend Kilometer weiter steht ein Tauchcamp mit viel Platz und wir fragen den Manager der Basis, ob wir vielleicht hier einige Tage stehen könnten. Er gibt sich Mühe uns zu helfen, muss aber erst mal verschiedene Leute anfragen ob das möglich ist. Schliesslich meldet sich der Manager des Hotels zu dem die Tauchbasis gehört und verkündet, dass wir uns für fünfzig Euro pro Tag hinstellen und die Einrichtungen am Strand benützen dürfen. Danke für das Angebot und auf (Nimmer)Wiedersehen! Es geht nun langsam gegen Sonnenuntergang und uns wird klar, dass wir uns etwas buschcampmässiges organisieren müssen. Obwohl wir ja extra ans Meer gefahren sind müssen wir uns nun wieder der Wüste zuwenden, da die Polizei campieren am Strand kaum tolerieren wird. Nach zwei Fehlversuchen finden wir eine Piste die westwärts und an einem Betonwerk vorbei führt. Wir fragen kurzerhand den Manager, ob wir uns auf den Parkplatz vor ihrem Werk stellen dürfen, was er uns zwar ohne Begeisterung, aber immerhin erlaubt. Wir beginnen gleich ein Pilzrisotto zu köcheln, damit wir nicht zu spät dran sind. Wie nicht anders zu erwarten schmeckt es uns zusammen mit dem unvermeidlichen Tomatensalat wunderbar.

Montag, 18.04.2011 – El Quseir

Nach einem kurzen Weckruf aus der werkseigenen Moschee schlafen wir nochmals gut, sind aber auch heute schon früh wieder auf. Wir entschliessen uns, gleich und ohne Kaffee wegzufahren, um an geeigneter Stelle am Strand das Frühstück nachzuholen. In Sichtweite des Werks finden wir direkt am Strand gleich einen Platz. Wir frühstücken gemütlich, sehr gemütlich sogar und fahren erst knappe drei Stunden später weiter nordwärts. Wir haben es auch nicht eilig, denn unser nächstes Ziel liegt keine hundert Kilometer entfernt. Im historischen Städtchen El Quseir kaufen wir noch etwas ein und fahren dann wenige Kilometer weiter zum Mövenpick Resort, wo wir einfach mal unser Glück versuchen wollen, ob sie uns hier irgendwie campen lassen. Isabella geht zur Rezeption um unser Anliegen vorzutragen. Nach einer guten Stunde kommt sie mit der schweizer Guest Relation Managerin zurück um das Ergebnis der Verhandlungen zu verkünden: Wir dürfen bis morgen gratis hierbleiben und die Einrichtungen benützen, wenn wir heute abend à la carte im Restaurant speisen. Ab morgen müssen wir dann aber das “supergünstige Spezialangebot“ eines Zimmers mit Halbpension für 110 Euro akzeptieren um weiter bleiben zu können. Mit dem Parkieren für die nächste Nacht ist uns erst mal gedient und das Spezialangebot wollen wir uns bis morgen reiflich überlegen. Natürlich wollen wir uns den Pool nicht entgehen lassen und gehen etwas später dort hin. Um den Pool herum hat es erstaunlich wenig Liegen für die erstaunlich vielen Gäste. Unten am Strand sieht es etwas besser aus und so wollen wir uns erst einmal Badetücher besorgen damit wir nicht zu sehr auffallen. Natürlich geht das ohne Zimmer nicht so einfach und wir landen wieder an der Rezeption. Hier müssen wir erst mal warten bis uns schliesslich wiederum die Guest Relation Managerin das Verdikt des General Managers überbringt: Solange wir noch nicht als normale Gäste eingecheckt haben, hätten wir im Pool nichts zu suchen. Na ja, das waren wohl nicht seine genauen Worte, aber so haben wir es zumindest verstanden. Wir schauen uns nur etwas belämmert an und fragen uns, wie das jetzt wohl gemeint war mit der Benützung der Resort­einrichtungen. Wir verlieren keine Zeit und gehen rasch im Gym duschen, bevor der General Manager uns auch dies noch verbietet. Wir haben definitiv genug von der Gastfreundschaft von Herrn Grässlich (oder so ähnlich...) und machen uns aus dem Staub ohne Geld in seinem Restaurant liegen zu lassen. Wir versuchen unser Glück noch im nahen Radisson Resort, aber hier wimmelt bereits der Mann an der Rezeption Isabella ab. Einige Kilometer weiter liegt das Rocky Valley Beach Camp, wo gemäss unseren Informationen Camping möglich sein sollte. Hier zahlen wir etwas weniger als 110 Euro, auch wenn die geforderten 80 ägyptischen Pfund vergleichsweise immer noch teuer sind. Wir können uns direkt an den Strand stellen und schaffen es sogar ohne Luft aus den Reifen zu lassen unser Plätzchen zu erreichen. Wir nehmen unsere Stühle heraus und stossen bei Sonnenuntergang mit südafrikanischem Schampus auf den 18. an. Danach versuchen wir mit unseren limitierten Möglichkeiten etwas dem Datum angemessenes, spezielles zu kochen. Wir machen uns Safrannudeln, die wir zusammen mit gedämpften Tomaten und gewärmten Spargeln und Artischockenherzen schnabulieren. Dazu gibt es einen feinen Tropfen 2006 Pinotage aus dem DeWaal Weingut in Stellenbosch, das wir einst besucht hatten. Solch kräftige Weine sind wir uns nicht mehr gewohnt und sinken darum, in der Küche ein Durcheinander hinterlassend, bald ins Bett.

Dienstag, 19.04.2011 – El Quseir

Heute haben wir uns eigentlich einen Erholungstag verschrieben und starten ihn mit einem Kaffee. Doch es kostet uns fast den ganzen Tag, über die Webseite der Confiserie Sprüngli ein süsses Geburtstagsgeschenk für eine uns wichtige Person zu organisieren. Da ist der Fischadler, der auf einem der palmwedelgedeckten Hüttchen sitzt nur ein kleiner Trost. Isabella schafft es gerade noch, uns zur Stärkung am frühen Nachmittag ein kaltes Plättchen zu bereiten, aber insgesamt ist dieser Tag ein Frust. Und das Geschirr von gestern abend glotzt uns den ganzen Tag mahnend an: Wann kommen eigentlich wir dran? Thomas schafft es mit Isabellas Hilfe gerade noch vor dem Nachtessen. Wir setzten tatsächlich den ganzen Tag keinen Fuss vor unser MGD, erst als es bereits dunkel ist gehen wir in der Lodge essen. Trotz der Dunkelheit sehen wir, dass die Anlage auf der anderen Seite der Strasse hübscher gestaltet ist als es am Tag von weitem den Anschein macht. Man serviert fritierten Fisch mit Reis und Salat, nicht gerade ein kulinarisches Highlight, aber ganz geniessbar. Danach sind wir schon bald wieder im MGD und betätigen uns noch ein wenig an unseren Laptops.

Mittwoch, 20.04.2011 – El Quseir

Selbst wenn wir so lange schlafen können wie wir wollen stehen wir nicht ausgeschlafen auf. Dafür sind wir gestern, respektive heute einfach zu spät ins Bett gegangen. Da muss wieder einmal Kaffee als “hallo wach“ herhalten. Heute können wir endlich das machen was wir gerne möchten. Doch draussen geht ein stierer Wind, der recht grosse Wellen an unseren kleinen Strand treibt. Unter diesen Bedingungen haben wir keinen Bock nach draussen, und erst recht nicht ins Wasser zu gehen. So bleiben wir auch heute erst mal drinnen und Isabella brät zum Zmittag eine Berber-Pizza. Immerhin verlassen wir unsere Wohnung eine Stunde vor Sonnenuntergang dann doch und werfen uns sogar noch schnell ins Rote Meer. Das Wasser ist zwar nicht gerade so warm wie am Äquator, aber wenn man einmal drin ist, ist es gut auszuhalten. Sogar für Thomas. Das einzige was dann noch bleibt ist für unser kulinarisches Wohl zu sorgen. Heute machen wir es uns wieder mal einfach: es gibt Spaghetti Bolo mit Bohnensalat. Die Pasta kommt aus Südafrika und die Sauce ist von Barilla Italien, gekauft in Uganda.

Donnerstag, 21.04.2011 – El Quseir

Heute sind wir eher ausgeschlafen, aber der weiterhin starke Wind vermag uns nicht ins Meer zu locken. Dafür gibt’s wieder einmal ein reguläres Frühstück für das Thomas gestern ein Brot gebacken hat. Etwas Vollkorn schmeckt so zur Abwechslung schon ungemein gut. Wir tun auch heute einwenig dies und das, insgesamt ist es ein gemütlicher Tag. Am Nachmittag liest Thomas draussen, aber der inzwischen schon etwas abgeflaute Wind ist fast ein bisschen kühl. Trotzdem genehmigen wir uns dann im Sand ein Bier bevor wir wieder ans Essen denken. Aus Addis Ababa haben wir vom Schweizer Metzger noch ein Pack geräucherte Würste, die wir kurz im heissen Wasser ziehen lassen. Dazu gibt es, ausnahmsweise, Kartoffelsalat und, wie üblich, Tomatensalat.

Freitag, 22.04.2011 – El Quseir

Heute gibt’s mehr vom selben wie gestern. Aber zwischen zwei Kaffees und dem späten Frühstück packen wir endlich einmal unsere Taucherbrillen und stürzen uns ins Wasser. Nur wenige Meter vom Strand entfernt beginnt das Riff und es ist eine wahre Freude was es da alles zu sehen gibt. Die Korallen sind schön bunt und trotz der einfachen Erreichbarkeit gut erhalten. Zwischen den Stöcken schwimmen viele verschiedene, zum Teil recht farbige Riffische, genau so wie es sich gehört. Wenn nur das Wasser noch etwas wärmer wäre, denn so sind wir nach einer Viertelstunde schon wieder draussen weil Thomas bereits kalt hat. Wir nehmen uns vor, am Nachmittag nochmals zu schnorcheln, aber jetzt haben wir erst mal zünftig Hunger. Frühstück! Danach tun wir wieder etwas für unsere Homepage, mit der wir ja schrecklich im Rückstand sind. Auch ein Osterzopf will noch gemacht werden, so dass wir schliesslich mit dem Schnorcheln etwas spät dran sind. Diesmal sind wir aber noch weniger lang im Wasser, vor allem weil wir am Riff ziemlich viele Quallen entdecken. Die Fische haben mehr Freude daran, sie tun sich an den Medusen gütlich. Wir gehen duschen und schauen dann, dass wir unseren Zopf vor dem Nachtessen noch fertig gebacken kriegen. Irgend etwas ist bei der Teigbereitung schief gelaufen, denn das Gebäck will einmal mehr nicht richtig aufgehen. Das Abendessen lassen wir uns heute wieder im Restaurant servieren. Das angekündigte Beefsteak entpuppt sich als eine Art Voressen, nur dass die Stückchen viel kleiner sind. Es schmeckt aber ganz gut und auch die neben dem offensichtlich obligaten Reis servierten Kartoffeln munden.

Samstag, 23.04.2011 – El Quseir

Dank dem frühen Zubettgehen schlafen wir viel, das tut gut. Nach einem Kaffee gehen wir auch heute bereits am Vormittag schnorcheln, ziemlich genau bei Flut. Das Wasser ist aber eher auf der kühlen Seite und die Quallen sind auch noch nicht verschwunden. Dazu herrscht eine starke Strömung, gegen die zu schwimmen wir ohne Flossen keine Chance haben. So sind wir auch heute bald wieder draussen und lassen uns vom Wind und der Sonne trocknen, bevor es Frühstück gibt. Nach den letzten Scheiben Vollkornbrot kommt der Zopf unters Messer, der eine glatte Lachnummer ist. Beim Schneiden zerfällt er doch tatsächlich in seine einzelnen Stränge... Üben, üben! Den zweiten Schnorchelgang unternehmen wir etwas früher als gestern und das ist gut. Die Strömung ist weg, die Quallen ziemlich ausgedünnt und das Wasser deutlich wärmer. So kann auch Thomas länger im Wasser bleiben und die vielen verschiedenen Fische bestaunen. Zu guter Letzt entdecken wir noch einen blau getupften Rochen, der gemütlich unter einem einzelnen, im hüfttiefen Wasser liegenden Korallenblock ruht. Wir sind mit allem früher dran, so dass nach dem Abspülen des Salzwassers unser Abendessen für einmal bevor es dunkel ist auf dem Tisch steht. So ein griechischer Salat ist aber auch schnell gemacht. Im Kühlschrank findet sich sogar noch eine Flasche südafrikanischen Rosés, der natürlich hervorragend dazu passt.

Sonntag, 24.04.2011 – El Quseir

Dieses Jahr haben wir am Ostersonntag für einmal keine gekochten Eier zum Tütschen. Doch bevor wir uns am Osterbrunch gütlich tun halten wir es wie gestern: Zuerst ein Kaffee, dann Schnorcheln. Der Brunch lässt keine Wünsche offen (abgesehen vom Zopf, natürlich...): Ein feines Champignon-Omelette, Joghurt, Kaffee, Ovomaltine, Zopf mit Butter und Honig. Viel vorgenommen haben wir uns heute nicht, aber ein bisschen Abwasch und ein wenig Laptop muss natürlich trotzdem sein. Am Nachmittag liegen wir lesenderweise etwas draussen, denn die Brise hat heute für einmal früh etwas abgeflaut. So ist es von der Temperatur her wirklich angenehm und wir müssen aufpassen, dass wir nicht zuviel Sonne abbekommen. Natürlich gehen wir auch am Nachmittag wieder schnorcheln und es ist einmal mehr einfach toll, die vielen farbigen Riffische zu bestaunen. Für unser Abendessen versuchen wir etwas wenigstens ein bisschen Spezielles zu kochen. Das ist nicht ganz einfach, denn dazu fehlt uns eines der wichtigeren Elemente: Gutes Fleisch. So halten wir uns an etwas, das schon länger nicht mehr auf den Tisch kam, nämlich gebratene Kartoffeln mit Apérowürstchen-Rugeli, begleitet von einem Bohnensalat. Ausnahmsweise gibt’s für einmal ein Dessert, es soll ja schliesslich ein Festmahl sein. So eine Schoggicrème mit schön viel daruntergezogenem geschlagenem Rahm eignet sich nicht schlecht dazu.

Montag, 25.04.2011 – El Quseir

Noch eine gute Nacht, doch am Morgen um acht Uhr ist draussen am Strand schon ziemlich viel Betrieb. Heute windet es besonders stark darum haben wir keine Lust schon am Vormittag schnorcheln zu gehen. Ausserdem ist der Strand voll von Ägyptern wie die ganze vergangene Woche nie. Wir wundern uns etwas, finden später aber heraus, dass heute Sham an-Nessim ist, ein eigentlich koptischer Feiertag, an dem alle Ägypter einen Picnic-Ausflug machen, zum Beispiel ans Meer. Am Nachmittag wagen wir uns dann doch noch nach draussen und unternehmen unsere übliche Schnorchel-Runde. Es ist wie immer interessant, aber Thomas stört die nicht zu unterschätzende Strömung. Wahrscheinlich ist dies für einige Tage unser letzter Schwumm im Meer, denn morgen wollen wir wieder landeinwärts ziehen. Nach der Dusche geniessen wir mit einem Bier und Chips die letzten Sonnenstrahlen und kochen uns dann gemütlich ein Gemüse-Curry. Es schmeckt einfach wieder sagenhaft.

Dienstag, 26.04.2011 – Luxor

Heute morgen ist es draussen am Strand wieder ruhig und der Wind geht auch nicht mehr so stark. Wir stehen gemütlich auf, essen Crisps zum Frühstück und machen uns dann bereit zur nächsten Etappe nach Luxor. Gegen elf Uhr, nachdem wir uns von Hassan, dem etwas aufgekratzten Besitzer des Rocky Valley Beach Camp verabschiedet haben, geht es endlich los. Wir fahren zurück nach El Quseir, von wo eine Verbindungsstrasse nach Qift am Nil landeinwärts führt. Im Ort kaufen wir im kleinen Supermarkt noch etwas weniges ein und beim gleichen Obst- und Gemüsehändler wie vor einer Woche gibt’s wieder Tomaten und Bananen. Nach wenigen Kilometern kommen wir zum Polizei-Checkpoint, einem wie es ihn in Ägypten überall gibt. Sie fordern uns auf umzukehren und den Weg über Safaga und Qena nach Luxor zu nehmen. Das passt uns aber überhaupt nicht, denn erstens ist das ein rechter Umweg und zweitens sind in Qena seit Tagen gewaltsame Proteste mit Strassenblockaden im Gang, vor denen uns Ahmed der Gute telefonisch gewarnt hat. Thomas wird zum jungen Chef des Postens gebracht, der immerhin Englisch spricht. Die Strasse sei für Touristen gesperrt, weil die Polizei nicht für ihre Sicherheit garantieren könne. Was denn konkret so gefährlich sei, wenn dauernd Taxis und Lastwagen durchfahren könnten, kann er allerdings auch nicht sagen. Thomas wiederholt sein Argument mit der Situation in Qena und so beginnt der Beamte wenigstens mal zu telefonieren. Das dauert etwa eine Stunde und irgendwann darf Thomas seinen Vorgesetzten, den “General Manager“ am Handy sprechen. Der schnauzt ihn mehr oder weniger an, dass wenn die Polizei die Durchfahrt sperre, dann sei deren Autorität gefälligst zu respektieren. Thomas’ Frage, warum die Strecke denn nicht sicher sei entlockt ihm die kundenfreundliche Antwort, dass ihn das überhaupt nichts angehe. Ein Gespräch zum vergessen... Trotzdem wird weiter telefoniert und schliesslich taucht mit einem Polizeiauto ein weiterer Beamter in Zivil auf, der noch besser Englisch spricht. Er leiert in etwa die selben Argumente herunter und Thomas besteht auf unserem Standpunkt. Schliesslich meint er, dass wir uns einen Permit von der Touristenpolizei holen könnten, etwas, das in dreissig Minuten erledigt sei. Sie geben uns einen Polizisten mit der uns hinführen soll. Kaum sind wir aufgebrochen, überholt uns das Polizeiauto, das offensichtlich ebenfalls dorthin fährt. Das Tüpfelchen aufs i ist dann aber, dass der mitfahrende Polizist gar nicht weiss wo die Touristenpolizei ist und unterwegs erst nach dem Weg fragen muss. Ägypten... Der Chef der Touristenpolizei, in dessen abgedunkeltes, klimatisiertes Büro Thomas nach einigen Minuten vorgelassen wird, macht rasch klar, dass er nicht im Traum daran denkt, einen Permit auszustellen. Er stelle drei sichere Verbindungen vom Roten Meer zum Nil zur Verfügung und wir könnten uns aussuchen welche wir benützen wollten, aber die von Quseir nach Qift stehe nicht zur Verfügung. Thomas gibt sich geschlagen, denn inzwischen haben wir eindeutig zuviel Zeit für diese Frage vergeudet. Wir setzen wieder Kurs Nord und folgen der Küste bis nach Safaga. In dieser Hafenstadt gibt es auch eine Bootsbauwerft und erstaunt stellen wir fest, dass hier modern gestylte Tauchboote ganz in Holzbauweise erstellt werden. Von Safaga geht es nun westwärts ins Küstengebirge hinein, zu dessen Überquerung Obelix bis auf über 700m klettern muss. Es ist Teil der Eastern Desert und deshalb bar jeden Bewuchses. Da wir wegen des Umwegs erst beim Eindunkeln in Luxor ankommen werden überlegen wir uns ein Plätzchen für die Nacht in der Wüste zu suchen. Aber auf der Strasse herrscht so viel Verkehr, dass wir nie unbemerkt in einen Weg einbiegen können, wenn sich denn eine Gelegenheit ergäbe. Als wir kurz vor Qena sind ist klar, dass wir bis Luxor fahren werden. Einige Kilometer vor dem Ort der uns etwas Sorgen macht biegt eine neue Strasse nach Süden ab, die dem Nil als Umfahrungsstrasse in etwa fünf bis zehn Kilometer Abstand am Rand der Wüste folgt. So treffen wir tatsächlich bei Einbuch der Dunkelheit im Rezeiky Camp am Nordrand von Luxor ein. Es scheint hier nicht gerade viel Betrieb zu herrschen, wir sehen keine einzige Touristenseele. Wir stellen uns vorläufig einmal auf den Parkplatz, denn die Campingwiese wurde heute gewässert und ist nicht benutzbar. Da es bereits recht spät ist zögern wir nicht lange und setzen uns ins Restaurant. Auch hier sind wir die einzigen Gäste. Der Manager plaudert etwas mit uns und bestätigt, dass zur Zeit im Hotel und Camp Flaute herrscht. Zu essen gibt es ägyptische Gerichte: Zuerst eine leckere Suppe, von der wir fast nicht genug kriegen können, dann kommen zwei kochend heisse Gerichte auf den Tisch. Im einen Topf sind Auberginenscheiben an einer Knoblauchsauce und im anderen eine Art Rindsvoressen, gekocht mit vielen, vielen Zwiebeln. Es schmeckt uns so gut, dass wir am Schluss kugelrunde Bäuche haben. Als wir bei der anschliessenden Besichtigung der Sanitäranlagen die Sauberkeit monieren stellt uns der Manager, angesichts der wenigen Gäste, ein Zimmer zur Benützung von Toilette und Dusche zur Verfügung. Immerhin bezahlen wir hier ja auch gleich viel wie für das Hotelzimmer mit Frühstück in Assuan.

Mittwoch, 27.04.2011 – Luxor

Heute ist Einkaufstag. Der Manager des Hotels kann zwar nicht verstehen, dass wir angesichts der engen Verhältnisse mit Obelix ins Stadtzentrum fahren wollen, aber Thomas ist sich diesbezüglich ja einiges gewohnt. Bevor wir gross einkaufen können müssen wir uns aber erst wieder einige ägyptische Pfund besorgen, eine Aufgabe, die hier Isabella übernehmen muss, weil die hiesigen Automaten wahrscheinlich an Thomas’ sechsstelligem PIN-Code keine Freude haben und dessen Karte refüsieren. Im dritten Anlauf gelingt es ihr schliesslich und wir können den Dutyfree Laden ansteuern, von dem wir sogar ungefähr wissen wo er liegt und aus dem wir unseren Weinvorrat wieder etwas aufstocken. Als nächstes fahren wir zum Masria Supermarkt, der nach dem tollen Laden in Assuan leider eine einzige Enttäuschung ist. Das Angebot ist sehr beschränkt und Frischwaren führt er abgesehen von Feta-Käse überhaupt keine. Wir unternehmen noch eine kleine Rundfahrt um eventuell einen weiteren Laden der Kette zu entdecken. Dabei umrunden wir die weitläufige Tempelanlage von Karnak, finden aber keinen weiteren Masria. So sind wir bereits um ein Uhr zurück im Rezeiky Camp, wo wir uns nun etwas unter die Bäume stellen. Es ist heiss und allmählich steigt auch im MGD-Innern die Temperatur bis auf 35 Grad. Trotzdem springen wir nicht in den Pool, kühlen uns später aber mit der kalten Dusche in unserem Zimmer ab. Einige unserer Tomaten sind schwer angeschlagen und müssen dringend verwertet werden, deshalb macht Isabella für einmal ein Ratatouille, in das auch noch Zucchetti und einige Peperoncini kommen. Zusammen mit etwas Reis ist das für uns ein schmackhafter, vollwertiger Znacht.

Donnerstag, 28.04.2011 – Luxor

Es ist schon erstaunlich, dass wir trotz 35 Grad beim zu Bett gehen so gut schlafen. Allerdings kühlt es im Verlauf der Nacht so weit ab, dass wir am Morgen knapp unter 30 Grad liegen. Heute ergreift Isabella die Initiative um unser Tagessoll zu erfüllen. Waschen ist angesagt und hier steht uns sogar eine Waschmaschine zur Verfügung. Heaven! Nach einigen Startschwierigkeiten funktioniert sie tadellos und wäscht sogar in der gewünschten Temperatur. Nach zwei Stunden spuckt sie Wäsche aus, die schon lange nicht mehr so sauber war. Wenn nur das Waschen so schnell gehen würde wie das Trocknen. Dank der heissen und trockenen Luft ist es innert kürzester Zeit möglich, die Wäsche wieder von der Trocknungs­leine zu nehmen. Am Mittag, wir sind gerade dabei unsere zum Anlass übliche kalte Platte zu geniessen, kommen drei englische Fahrzeuge an, die offensichtlich von Nord nach Süd unterwegs sind. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass das eine geführte Tour sein könnte, jedenfalls verschwinden sie nach einem kurzen Sprung in den Pool zum Sightseeing. Nach drei Waschmaschinenladungen lassen wir es gut sein und zügeln ebenfalls an den Pool. Dort kühlen wir uns mit einem Sprung ins Wasser erst äusserlich, und dann mit einem ägyptischen Weizenbier, das erstaunlich gut schmeckt, auch innerlich ab. Nach der fälligen Dusche macht sich Thomas auf, etwas Brot zu kaufen. Das scheint kein einfaches Unterfangen zu sein, denn nach einer Stunde beginnt sich Isabella Sorgen zu machen, vor allem als er auch auf ein SMS nicht reagiert. Brot gibt es zwar schon zu kaufen, doch es dauert lange, bis er jemanden findet, der es ihm auch zum normalen Preis verkaufen will. Diesen Laden findet er schliesslich im Souq für die Einheimischen, in dem ihm kein einziger Tourist begegnet. Zurück von seinem Gewaltmarsch erwartet ihn Isabella bereits mit einem Salat Matmata, eine Stärkung die gut tut. Unser Flüssigkeitskonsum ist wieder drastisch gestiegen, vor allem auch weil es heute so warm ist. Die üblichen zweieinhalb Liter Tee reichen nirgends hin und wir schütten mindestens nochmals soviel Mineralwasser und Bier hinterher. Für morgen sorgen wir vor und stellen vier Liter Tee bereit. Mal schauen ob das dann reicht.

Freitag, 29.04.2011 – Luxor

Das war die bisher mühsamste Nacht hier im Rezeiky Camp. Das lag einerseits an der hohen Temperatur, die auch in der Nacht nur langsam zurückging und andererseits an den drei englischen Fahrzeugen, die morgens um fünf Uhr mit wenig Rücksicht, aber viel Lärm zusammenpacken. Als wir aufstehen haben wir immer noch 31 Grad im Fahrzeug. Das nennen wir eine Tropennacht... Wir machen uns sogleich wieder hinter die Wäsche, die wir heute mit zwei Maschinen erledigen. Damit haben wir dann aber wirklich alles gewaschen, sogar Kleidungsstücke die eigentlich sauber in der Schublade lagen, aber wieder einmal eine gründliche Reinigung mittels Maschine verdient haben. Unsere gute Laune wird nur etwas getrübt, als wir beim Entladen der zweiten Maschine feststellen müssen, dass die uns irgendwer vom Personal abgestellt haben muss bevor sie geschleudert hat, womit jedes Wäschestück vor Nässe noch trieft. Isabella ist gar nicht begeistert, packt alles grummelnd wieder ein und gibt’s nochmals in die Maschine. Diese zusätzliche Arbeit schätzen wir nicht wirklich, speziell wenn wir für eine Maschine schon 25 Pfund bezahlen... Eigentlich sollte gemäss unserem Reiseführer in Ägypten ab heute Sommerzeit gelten, doch im Internet finden sich Informationen, dass diese von der neuen Regierung abgeschafft worden sei. So sind wir nicht sicher was nun gilt und lassen unsere Uhren vorerst mal so wie sie sind. Während die Wäsche der zweiten Maschine trocknet sind wir weiterhin fleissig und staubsaugen wieder einmal richtig gründlich das Innere unseres MGDs, schliesslich hängen wir hier ja am Stromnetz. Den eigentlich für den späteren Nachmittag geplanten Ausflug zum Luxor Tempel verschieben wir nach so viel getaner Arbeit und hüpfen statt dessen wieder kurz in den Pool. Als wir wieder aus dem Wasser steigen frieren wir schon fast ein wenig, denn heute ist es deutlich weniger heiss als gestern, schätzungsweise um rund fünf Grad. Eigentlich wollte Thomas noch etwas Brot kaufen gehen, aber dafür reicht die Zeit bis zu unserem auf sieben Uhr bestellten Abendessen im Restaurant nicht mehr. Es ist sogar so, dass der Manager um fünf vor sieben an unser Haus klopft, mit der Mitteilung, dass unser Fisch auf dem Tisch steht. Damit sind wir etwas überrumpelt und als wir zehn Minuten später zum Fisch sitzen ist das Essen, abgesehen von der Suppe, schon nur noch lauwarm. Isabella hat daran gar keine Freude und auf ihre Reklamation hin schwimmen ihre fritierten Fischstücke noch eine kurze Zusatzrunde im Öl. Das Essen ist wieder ganz lecker, Isabella schlingt es so gierig hinunter, dass sie schon bald genug hat. Die Schlafprognose für kommende Nacht verspricht aufgrund der tieferen Temperatur und der ruhigeren Umgebung einen tiefen, gesunden Schlaf. Schaun mer mal...

Samstag, 30.04.2011 – Luxor

So tief war dann der Schlaf, zumindest von Thomas, doch nicht, irgendwie war es trotzdem noch zu warm. Interessanterweise ist es aber Isabella, die am Morgen laaange schläft. Bei Kaffee bearbeiten wir wieder einmal unsere Homepage, aber so richtig vorwärts geht es mit ihr nicht. Mittag ist schon vorbei als sich Thomas aufmacht, Brot kaufen zu gehen, denn ohne Brot kein Frühstück. Heute kommt er schon nach einer halben Stunde zurück und nicht nur mit Brot, sondern gleich auch mit Gebäck, Tomaten und Zucchetti. Danach nützen wir die Gunst des vorhandenen Landstroms und produzieren mit unserem Rotor aus hart gewordenem Brot etwas Paniermehl. Am späten Nachmittag stresst Thomas Isabella mit dem Ausflug zum Luxor Tempel, aber etwas Sightseeing muss in Luxor schon noch sein. Wir spazieren dorthin und folgen dabei einem Teil der Sphinx-Allee. Diese ist ein von Sphinx-Statuen gesäumter Prachtweg, der auf einer Länge von drei Kilometern den Tempel von Karnak mit dem Tempel von Luxor verbindet. Hier haben wir noch unsere Ruhe, doch je näher wir dem Tempel von Luxor kommen, desto öfter werden wir angequatscht. Wir sind aber schon ziemlich abgehärtet und ignorieren die Typen kaltschnäuzig, falls wir ihnen nicht gleich deutlich zu verstehen geben, dass sie sich verdünnisieren sollen. Als wir die Tempelanlage betreten neigt sich die Sonne langsam dem Horizont zu und das Licht ist gleichzeitig warm und kontrastfördernd. Der Tempel in Edfu war zwar insgesamt und besonders was die Reliefs betrifft besser erhalten, aber die ganze Anlage hier ist mit seinen vielen Säulenhallen atmosphärisch wesentlicher dichter und imposanter. Ausserdem stehen hier noch viele der klassischen Pharaonenstatuen in verschiedenen Grössen und Erhaltungsgraden am Eingang und zwischen den Säulen. Als es dunkel ist und alle Beleuchtungsscheinwerfer eingeschaltet sind machen wir noch eine zweite Runde durch den Tempel. Die Leuchten erzeugen eine magische Stimmung und die Reliefs sind so noch besser zu sehen. Wir sind zwar bei weitem nicht die einzigen Touristen, aber wir haben nicht das Gefühl, dass die Anlage von Gruppen überflutet wird. So nehmen wir nach diesem gelungenen Besuch den Heimweg in Angriff. Wir machen den kleinen Umweg über den Markt für die Einheimischen, also dort wo Thomas vorgestern das Brot gekauft hat. Wir treffen diesmal einen einzigen anderen Touristen an und Isabella hat ihre Freude, durch die quirlige Gasse mit den vielen Verkäufern und Läden zu schlendern ohne dauernd angequatscht zu werden. Wir benützen die Gelegenheit, bei einem Gemüsehändler der seine Preise mit Tafeln angeschrieben hat, ein Kilo Kartoffeln zu kaufen. Gut haben wir die arabischen Zahlen lesen gelernt! Zurück im Camp trinken wir erst mal ein Bier und bleiben dann bei Katharina hängen. Sie ist gestern mit ihrem Freund Ingmar per Motorrad eingetroffen und nun dabei, ihre Sudan-Visa zu beschaffen. Wir können ihr dabei helfen, indem wir ihr mit unserem Printer Antragsformulare ausdrucken, nachdem sie das erfolglos in verschiedenen Internetkaffees versucht hat. Wir plaudern mit ihr bis nach elf Uhr und gehen dann ohne Znacht ins Bett. Obwohl, ein paar Feigen- und Dattelguetzli haben wir dann doch noch schnell genascht.

Sonntag, 01.05.2011 – Luxor

Eigentlich wollten wir heute ja früh aufstehen, uns den Tempel von Karnak ansehen und dann zur West Bank auf der anderen Seite des Nils hinüberfahren. Den ersten Stolperstein haben wir uns aber schon gestern abend gelegt, als wir den Wecker erst auf halb acht Uhr stellen konnten, damit wir wenigsten noch sechs Stunden Schlaf erhalten. Immerhin machen wir vorwärts, nachdem wir aufgestanden sind. Nach den üblichen zwei Stunden sind wir, gestärkt durch ein Frühstück, zu Fuss unterwegs zum nicht sehr weit entfernt liegenden Kulturgut. Die Sonne brennt schon ordentlich vom Himmel, obwohl die Temperatur noch ganz erträglich ist. Natürlich stehen um diese Zeit schon ein Dutzend Reisebusse vor dem Eingang und entsprechend viele Touristen sind zwischen den Säulen, Statuen, Obelisken und Mauern unterwegs. Das Ausmass der Anlage, an der während 1’500 Jahren immer wieder gebaut wurde, ist einfach riesig und eine eingehende Besichtigung könnte einem für mehrere Tage beschäftigen. Am imposantesten ist die “Great Hypostyle Hall“, eine gigantische Säulenhalle mit nicht weniger als 134 grossen Säulen. Hier sieht man auch, dass in den Gemäuern von den alten Ägyptern auch Farbe verwendet wurde, wovon leider meist sehr wenig bis nichts erhalten geblieben ist. Bei der Restaurierung des Tempels mussten hier mehr als anderswo Säulen und Mauern aus zum Teil einzelnen Bruchstücken zusammengesetzt werden, worunter natürlich vor allem die Reliefs leiden, von denen dann immer wieder Teile fehlen. Nach zwei Stunden beginnen wir vor lauter Steinen die Tempel nicht mehr zu sehen und vielleicht ist daran auch die Sonne mitschuldig, vor der wir uns angesichts des spärlichen Schattens um die Mittagszeit nur schwer verstecken können. Wir nehmen ein paar Fotos mit und gehen dem Nil entlang zurück zu unserem Basiscamp. Eigentlich wollten wir ja jetzt weiterziehen, aber irgendwie ist es schon etwas spät, irgendwie sind wir etwas zu müde und irgendwie auch nicht bereit. So machen wir uns erst mal einen Tomatensalat mit dem in Ägypten günstigen und überall erhältlichen Feta-Käse. Etwas später ist dann der Pool dran, der wieder ganz angenehm erfrischt. Dabei kommt ein Minibus mit einer Ladung Touristen an, die Thomas spontan als Overlander ohne ihren richtigen Truck taxiert, sie würden zumindest in dieses Touri-Profil passen. Nicht viel später kommt doch tatsächlich ein leerer Dragoman-Lastwagen an: Bingo! Das Restaurant lockt uns heute mit Shrimps und Isabellas Augen beginnen zu leuchten. Bis es soweit ist toppen wir unseren angebrauchten Tank, was dank dem dicken Schlauch und dem reichlich fliessenden Wasser in wenigen Minuten erledigt ist. Das Garnelenmahl ist dann leider eine Enttäuschung, denn die sechs Schwänzchen geben fast nichts her und die Qualität lässt auch zu wünschen übrig. Zum Glück gibt’s den üblichen Reis und ein paar Pommes-Frites dazu, die wir aber schon bald “trocken“ essen müssen. Wenigstens war die Fischsuppe zu Beginn richtig gut. Wir reden noch etwas mit den deutschen Töfffahrern, von denen Katharina heute vergebens zum Konsulat des Sudans in Assuan gefahren ist. Wegen 1. Mai geschlossen...

Montag, 02.05.2011 – Al Gourna

Auch letzte Nacht wurde es wieder spät und wieder muss uns der Wecker aus dem Schlaf holen. Immerhin haben wir heute keinen Stress mit dem was wir so ungefähr geplant haben. So ist es auch nicht weiter schlimm, dass wir erst gegen elf Uhr aus dem Rezeiky Camp fahren. Zuerst geht es in die Stadt. Der Manager des Rezeiky hat uns einen Supermarkt genannt der nichts zu wünschen übrig lassen soll. Wir finden ihn recht problemlos und sind restlos begeistert. Wir füllen einen Einkaufskorb randvoll und bezahlen dafür gerade mal gut vierzig Franken. Danach suchen wir weniger erfolgreich den Verkaufsladen des ägyptischen Alkoholmonopolisten “Al Ahram Beverages“ beim Bahnhof. Isabella macht sich zu Fuss auf die Suche und wird gleich von einem Besitzer eines Souvenirladens unter die Fittiche genommen. Er bringt sie zu einem Schnapsladen der angeblich seinem Vaters gehören soll und dort geht das Theater los. Der selbst deklariert aufrichtige Mann nennt völlig haltlose Preise für die einheimischen Weine und das lässt Isabella explodieren. Sie stapft nach einem hitzigen Wortgefecht davon und wir fahren statt dessen wieder zum Dutyfree Laden, wo wir wissen, dass wir die Getränke zu einem reellen Preis erhalten. Dann versuchen wir aufgrund einer Empfehlung des Lonely Planets “Arkwrights Gourmet Foods“, doch dieser kleine Spezialitätenladen kann dem anderen Supermarkt das Wasser nicht reichen. Weiter geht’s zu einer Tankstelle wo wir zuerst Obelix waschen lassen, was wegen der salzigen Woche am Meer und der letzten, staubigen Woche in Luxor dringend nötig ist. Wir füllen auch noch den Dieseltank, was, wenn unbedingt nötig, für die restliche Zeit in Ägypten reichen sollte. Jetzt aber hinüber zur Westbank. Wir kaufen im zentralen Ticketoffice eine Eintrittskarte für die Medinat Habu und fahren dann zu diesem nicht weit entfernt liegenden Tempel von Ramses III. Bis der Tempel um fünf Uhr schliesst bleiben uns noch anderthalb Stunden, das sollte genügen. Wir sind absolut die einzigen Besucher, was zur Abwechslung ganz schön ist. Der Tempel mag in der Grösse mit den Tempeln in der Stadt Luxor nicht mithalten, dafür haben wir noch nie so viele Farben auf den Reliefs, den Decken und an den Kapitellen gesehen. Es gefällt uns gut, aber was wir weniger mögen ist, dass ein älterer Mann ständig um uns herum schleicht und uns dorthin und dahin schicken will. Es ist absehbar, dass das alles auf Bakschisch hinausläuft. Wir ignorieren ihn so gut es geht, geben ihm aber schliesslich zu verstehen, dass er uns ziemlich stört und er uns allein lassen soll. So geht er verärgert zum Ausgang, den auch wir langsam wieder ansteuern. Dort wollen wir uns noch ein paar Sachen ansehen, doch um viertel vor fünf Uhr gibt man uns zu verstehen, dass der Tempel nun geschlossen sei und wir gehen müssten. Wir wissen genau, dass alle Tempel im Sommer bis um siebzehn Uhr geöffnet sind und zieren uns, aber schliesslich kommt ein bewaffneter Touristen-Polizist und komplementiert uns hinaus. Das ist wohl die Rache des verschmähten Führers, und Ägypten skort wieder einige Minuspunkte auf unserem Beliebtheitskonto. Wir wollten eigentlich hier auf dem Parkplatz zu übernachten versuchen, aber nach dem Disput lassen wir die Idee fahren. Statt dessen verschieben wir uns zum grossen Parkplatz vor dem Hatshepsut Tempel, wo, nun wirklich nach Torschluss, noch ein einziger Polizist Wache schiebt. Natürlich können wir auch hier nicht bleiben und so fahren wir zurück zum zentralen Ticketoffice. Gleich daneben liegt das Nour Al Gourma, eine kleine Lodge, wo man auch campieren können soll. Wir können uns für 50 Pfund hinstellen und damit ist uns gedient. Im Supermarkt konnten wir Hackfleisch kaufen, woraus wir natürlich Ghackets mit Hörnli und Hacktätschli machen. Dafür müssen wir zwei Stunden bei 36 Grad in der Küche leiden, aber es lohnt sich.

Dienstag, 03.05.2011 – El Kharga

Der Wecker geht um fünf Uhr, aber ein Esel weckt uns schon eine halbe Stunde früher. Vor allem für Thomas war es eine sehr kurze Nacht, was wieder mal keine sehr gute Vorbereitung ist, denn wir wollen ja noch einige Kilometer fahren. Kurz nach sechs Uhr sind wir schon unterwegs zum Tempel der Hatshepsut. Wir sind die ersten und bleiben bis auf eine fünfköpfige Minibusgruppe auch während des gesamten Besuchs alleine. Beim nicht so toll erhaltenen und wohl deshalb auch nicht so berühmten benachbarten Tempel überraschen wir sogar einen Schakal, der uns verwundert mustert, bevor er zwischen den Steinblöcken verschwindet. Der Hatshepsut-Tempel ist vor allem von weitem gesehen eine Wucht, die Reliefs und Säulen sind von nahe besehen nichts besonderes. Die Position am Hang verspricht eigentlich eine tolle Sicht über den Nil und nach Aswan, doch wegen starkem Dunst ist nicht viel zu sehen. Wir fahren weiter zum Valley of the Kings, wo sich über sechzig Pharaonengräber befinden. Wir stellen uns auf den grossen Parkplatz neben ein paar Busse, aber ein Sicherheitsmann mit einer Maschinenpistole scheucht uns auf einen entfernten Kiesparkplatz. Als wir zur Kasse gehen will uns einer ein Parkticket verkaufen, aber Thomas erklärt ihm, dass wir nicht daran denken etwas zu bezahlen, wenn wir schon nicht richtig parkieren dürfen. Wir kaufen ein Eintrittsbillet das dazu berechtigt, drei Gräber zu besuchen, wobei für das berühmteste aller Gräber, das von Tutankhamun, hundert Pfund extra bezahlt werden muss. Wir entscheiden uns für die Gräber von Seti II, Marenptah and Ramses III. Das von Seti II liegt ganz hinten im Tal und wird deshalb von eher wenigen Leute besucht. Leider lauern auch hier wieder zwei aufdringliche Wächter in Djellabas, die einem wegen Bakschisch belabern. Es gibt einige schöne, farbige Reliefs der Götter und Pharaonen zu sehen, aber vieles ist nur rasch gemalt worden. In der Grabkammer liegt ein Sarkophagdeckel, der uns aber auch nicht wirklich zu berauschen vermag. Das Grab von Marenptah ist zentraler gelegen und zieht deshalb ein wenig mehr Leute an. Die Reliefs sind hier noch schöner erhalten. Das Grab von Ramses III ist sicherlich das schönste der drei, aber die Reliefs sind von Plexiglas geschützt, von deren Scheiben noch nicht einmal die mit Filzstiften gesetzte Montage­nummerierung weggeputzt wurde. Um viertel nach elf haben wir für ein Weilchen genug Kultur gesehen und verabschieden uns Richtung westliche Wüste. Wir spulen Kilometer um Kilometer ab und nicht immer ist die Wüste gleich interessant, dafür werden wir ab und zu von einem Checkpoint der Polizei unterhalten. In Bagdad erreichen wir das sogenannte New Valley, eine fast 100km lange, in nord-süd-Richtung verlaufende Oase, die hier allerdings noch nicht sehr grün aussieht. Rund zwanzig Kilometer vor El Kharga sehen wir uns beim Ksar al Ghueita nach einer Übernachtungs­gelegenheit um, allerdings ohne Erfolg. Auch bei der nahen Lodge mit dem eindrücklichen Namen “Hamadalla Sahara City“ ist nichts. Kurz darauf eiert Obelix wieder verdächtig auf dem Asphalt und im Rückspiegel ist der Aufbau nicht mehr genau in der Position, in der er sein sollte. Das darf doch nicht wahr sein... Wieder ist es der Reifen hinten rechts, der platt ist. Vielleicht war der Flick in Khartoum doch keine hundertprozentige Meisterleistung. Wie auch immer, wir müssen den Reifen wechseln, was uns in der Rekordzeit von zwei Stunden diesmal problemlos gelingt. Wir fahren weiter und erreichen bald darauf, aber bereits nach Einbruch der Dunkelheit, El Kharga. Das Oasis Hotel, bei dem campieren möglich sein sollte, ist leider geschlossen und für die Nacht parkieren dürfen wir auch nicht. So beginnt eine anderthalbstündige Suche nach einem Schlafplatz, die schliesslich an einer Tankstelle endet, an der wir uns gratis hinstellen dürfen. Isabella offeriert zwar trotz aller Müdigkeit zu den Hacktätschli Teigwaren zu kochen, aber Thomas lehnt kategorisch ab, denn es wäre schlicht schade um das gute Essen. Lieber halten wir uns kurz und bündig an Bier, Chips und Dip, denn es ist schliesslich schon spät genug.

Mittwoch, 04.05.2011 – Mut

Natürlich ist eine Tankstelle nie der ruhigste Platz in der Stadt, und diese läuft erst noch gut. Dazu kommt noch die lästige Huperei der Ägypter, die auch ihre Ankunft an der Tankstelle noch mit einem “Tüüt, tüüt“ ankündigen müssen. So erleben wir nicht gerade die erholsamste Nacht, nicht zuletzt weil die Temperatur nach dem heissen Tag auch in der Nacht hoch bleibt. Beim Aufstehen haben wir immer noch 32 Grad in unserem Haus, und unsere Pyjamas müssen zum Trocknen erst mal auf die Leine. Wir versuchen eher schnell hier wegzukommen und essen darum nur ein Joghurt, begleitet vom üblichen Kaffee. Wir fragen den Boss der Tankstelle, der gestern extra noch vorbeigekommen war, ob er uns einen Reifen-Laden empfehlen kann. Er meint, dass es bei der Dattelfabrik einen gebe, der aber um diese Zeit wohl noch geschlossen sei. Wir fahren trotzdem gleich hin um ihn zumindest mal zu finden. Das gelingt uns auch und der gute Mann in seinem kleinen Lädchen ist sogar schon an der Arbeit. Wir denken aber, dass wir einen solchen Laden in Dakhla, der nächsten Oase in knapp zweihundert Kilometer Entfernung, auch finden werden. So verlassen wir die Stadt und fahren westwärts. Nach rund zwanzig Kilometern passieren wir einige schöne Wanderdünen, von denen eine die Strasse zu einem Bogen um sie herum zwingt, nachdem sie sich über das alte, gerade Strassenstück geschoben hat. Sonst ist die Wüste meist eine Kies- und Steinwüste, die unterwegs dank einigen Felsformationen ganz gute Möglichkeiten um wild zu campen bieten würde. Beim ersten, wie immer kahlen Ausstellplatz an der Strasse halten wir an um unser Frühstück nachzuholen. Es wird einen heissen Tag geben, denn bereits jetzt, um zehn Uhr meldet Obelix 43 Grad. Unterwegs steht natürlich wieder der eine oder andere Polizei-Checkpoint. Doch die Beamten sind etwas träge und wir sind meistens schon vorbei, bis der erste auftaucht. In Mut, dem grössten Ort der Oase Dakhla begeben wir uns gleich auf die Suche nach Reifenläden und finden auch zwei in derselben Grössenordnung wie in El Kharga. Wir benötigen unbedingt einen Baum oder etwas ähnliches in der Nähe, um mit unserem Kettenzug am Ende der ganzen Wechslerei unseren Reifen wieder auf das Fahrerhausdach zu heben. Leider suchen wir vergeblich danach. So wenden wir uns an die Polizei, unseren Freund und Helfer, in der Stadtmitte, denn die haben selber Lastwagen an denen sie wohl auch ab und an Reifen wechseln müssen. Die Kommunikation entpuppt sich bald als Knackpunkt der Übung, denn ein einziger Beamter kann ein paar Brocken Englisch. Schliesslich wird ein Polizist beauftragt, uns zu einem der Reifenläden zu bringen. Der erste schüttelt den Kopf und der zweite hat seinen Laden geschlossen, was angesichts der Uhrzeit, es ist mitten am Nachmittag, auch kein Wunder ist. Immerhin haben wir dort einen passenden Baum gesehen, an dessen Ast wir unseren Kettenzug wohl werden hängen können. Den fleissigen Polizisten können wir nun verabschieden, bevor er uns peinlicherweise noch dorthin führt, wo man uns gesagt hat, wir könnten gleich mit dem Wechseln beginnen. Jetzt wollen wir uns aber zuerst um einen Schlafplatz kümmern, damit es uns nicht wie letzten Abend geht, als wir in der Dunkelheit vergeblich nach einer Bleibe suchten. Im El Forsan Hotel erhalten wir für siebzig Pfund ein Zimmer und können uns zwischen einigen Bäume auf eine sandige Wiese stellen. Gar nicht schlecht. Wenn es nur nicht so heiss wäre! Mit 46 Grad erleben wir hier wohl einen der heissesten Tage unserer gesamten Reise. Wir nehmen gleich mal eine Dusche, aber oh graus, das kalte Wasser ist auch 45 Grad warm, also schlicht heiss. Wir leeren Getränke in uns hinein wie die Weltmeister und unsere vier Liter Tee sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Als unverbesserliche Gewohnheitstiere kochen wir natürlich trotzdem, heute sind Pouletstücklein auf einem Chinakohlbett angesagt. Spät gehen wir nochmals duschen, doch das Wasser taugt auch jetzt nur um den Schweiss abzuwaschen, eine richtige Erfrischung wäre etwas anderes.

Donnerstag, 05.05.2011 – Mut

Dank offener Dachluke und ebensolcher Fenster im Schlafzimmer schlafen wir gar nicht schlecht. Heute muss das Wechseln der Reifen einfach über die Bühne gehen, damit wir mit gutem Gewissen weiterfahren können. Asterix laden wir noch im Hotel aus, damit wir ungehinderten Zugang zu den benötigten Gerätschaften in der Garage haben. Es ist nicht weit bis zum kleinen Betrieb, der jetzt auch tatsächlich geöffnet hat. Der Meister, der natürlich kein Wort Englisch spricht, erklärt sich mittels Kopfnicken als kompetent, unsere Felgen zu wechseln. Damit können wir loslegen, also das defekte Rad von der Rückwand nehmen und den zu montierenden Reifen vom Fahrerhausdach schmeissen. Beim Demontieren können wir sehen, dass der Mann etwas vom Fach versteht, denn er fasst die Sprengringfelge richtig an. Als er den Reifen von der Felge genommen hat, klärt sich das Rätsel des Defekts: Der Flick von Khartoum hat nicht gehalten. Mal schauen, ob wir diesen Reifen, der erst 16’000km gelaufen ist, in der Schweiz noch retten können. Wir kümmern uns inzwischen darum, das linke Rad von der Hinterachse zu nehmen, denn dorthin kommt der alte, aber frisch aufgezogene Reifen. Es ist heute dank einer hohen Bewölkung zwar nicht ganz so heiss wie gestern, aber mit der körperlich anstrengenden Arbeit bekommen wir ziemlichen Durst. Unsere vier Liter Tee sind wieder im Nu in unseren Rachen verschwunden. Zuletzt wollen wir die geschweisste Felge wie üblich auf der Ersatzradposition haben, was noch einen weiteren Wechsel erfordert. Unser Reifenmensch hat dabei etwas Mühe, den Dichtungsring wieder richtig auf der Felge zu plazieren, so dass der Reifen beim Aufpumpen Luft verliert. Für ihn ist klar, dass daran der O-Ring schuld sein muss. Er hätte von uns nun gerne einen neuen, obwohl der alte bei genauerer Inspektion noch tadellos aussieht. Statt dessen geben wir ihm einen kleinen Gratistipp: Wenn er die Felge auf zwei Klötze stellt kann er den Dichtungsring in aller Ruhe und völlig problemlos positionieren. Das Resultat ist eindeutig, der Reifen behält nun seine Luft. Damit sind wir mit dem Reifenmenschen fertig, aber wir müssen noch unseren Pneu aufs Fahrerhausdach hieven. Unter dem gestern ausgekundschafteten Baum steht heute natürlich ein Auto, wir müssen uns also etwas anderes suchen. Nicht weit entfernt finden wir einen Laternenpfosten, genau das Richtige für uns. Beim Anheben des Reifens gibt es aber noch einen Zwischenfall der ins Auge hätte gehen können: Weil Thomas den Kettenzug an der Laterne nicht sorgfältig genug befestigt, donnert das kiloschwere Teil vier Meter in die Tiefe. Zum Glück ist Isabella nicht genau darunter gestanden... Gut vier Stunden nachdem wir mit der Reifenrochade begonnen haben ist es aber geschafft, der nun unbrauchbare, sechste Reifen sitzt wieder auf dem Dach und wir können zurück ins Hotel. Als allererstes leeren wir je einen Liter Rockshandy in uns hinein, bevor wir duschen gehen. Natürlich ist das Wasser auch heute nicht gerade erfrischend. Danach gibt’s noch ein bisschen aufzuräumen, eine Blinkerbirne, übrigens die erste auf der Reise, zu wechseln und Asterix wieder einzuladen. Isabella klemmt sich dann hinter den Herd, denn die Hacktätschli sollen nun endlich dran glauben. Leider haben wir keine Pfeffersauce mehr, aber mit einer Jägersauce schmecken sie auch nicht schlecht. Ziemlich spät gehen wir nochmals duschen, wie gestern mehr um den Schweiss abzuwaschen, als dabei erfrischt zu werden.

Freitag, 06.05.2011 – Mut

Eigentlich stand auf Thomas’ rollender Routenplanung heute die Weiterfahrt zur nächsten Oase. Aber Isabella erkämpft sich nach dem anstrengenden Tag von gestern eine verdiente Ruhepause. So versenkt sie sich in ein spannendes Buch, aus dem sie nur zum Brunch, der unter anderem aus den letzten Hacktätschli besteht, und zum Abendessen, das sie allerdings nicht nur isst, sondern auch kocht, auftaucht. Thomas tut wie meist in solchen Fällen ein bisschen dies und das; im Reiseführer und Berichten von anderen Reisenden lesen, im Internet Informationen über die Verschiffung nach Europa suchen, die nächste Steuererklärung vorbereiten und unseren Wasserfilter wechseln. Nach nur knapp 1’000 Litern ist der Filter schon wieder so zugesetzt, dass das Wasser praktisch nur noch tröpfchenweise aus den Hähnen kommt, was völlig untragbar ist. Als wir gerade unser Abendessen vorbereiten kommt der freundliche Manager des Hotels vorbei und bringt uns eine süsse Überraschung als Geschenk des Hauses. Als wir mit dem Essen fertig sind bringt er sogar noch zwei Tassen Cappuccino, die natürlich wunderbar zum wirklich feinen Gebäck passen.

Samstag, 07.05.2011 – Qasr Farafra

Es ist kaum zu glauben, aber gegen den Morgen hin beginnen wir so ohne Decke schon fast etwas zu frieren. Irgendwer muss die heisse Luft über der westlichen Wüste gegen kühlere ausgetauscht haben, wofür wir natürlich nicht undankbar sind. Bis wir unsere Morgenroutine ohne Stress hinter uns gebracht haben ist es halb elf Uhr. Damit sollten wir die 300km bis in die Farafra Oase problemlos schaffen. Nach Verlassen von Mut fahren wir weiterhin durch die grosse Oase von Dakhla, in der ziemlich intensiv Landwirtschaft betrieben wird. Jetzt ist gerade Erntezeit für das Korn und wir sehen viele bereits abgeerntete Felder mit einem Hügel aus Spreu mitten drin, und noch mehr Felder mit zum Abtransport oder Dreschen bereitliegenden Garben. Schliesslich hört das Grün dann doch auf und wir spulen wieder Kilometer über Kilometer durch die Wüste ab. Obelix’ Thermometer scheint schon fast defekt zu sein, denn es weigert sich über 31 Grad zu klettern. Das kann nicht nur an der leichten Bewölkung liegen, aus der doch tatsächlich etwa zwei Dutzend feine Tröpfchen auf unserer Windschutzscheibe landen. Bei Abu Minqar treffen wir auf einige riesige, kreisrunde, bewässerte Felder, deren sattes Grün mitten in der hier sandig-gelben Wüste fast schon absurd aussieht. Kurz nach dieser eher kompakten Oase wird die Wüste wieder einmal interessanter. Es stehen viele Inselberge in der Gegend und wir überqueren einen Höhenrücken, bevor wir in die Senke der Farafra Oase eintauchen, die nicht einmal mehr einhundert Meter über Meer liegt. Im Hauptort Qasr Farafra biegen wir nach Westen ab um die fünfte Quelle zu suchen, an der man übernachten können soll. Wir finden sie auch, doch die kahle, vegetationslose Umgebung sieht etwas trostlos aus. So ziehen wir weiter zur Quelle Nummer sechs, bei der ein Hotel steht. Als wir uns dort nach einer Übernachtungs­möglichkeit erkundigen erklärt man uns, dass wir uns einfach bei der Quelle hinstellen können. Na hoffentlich bleibt es dann so einfach. Das warme Wasser strömt aus einem dicken Rohr in ein Auffangbecken, in dem man baden kann. Zuerst aber, es geht bereits gegen halb sechs Uhr, kümmern wir uns um unseren Znacht. Seit Luxor fahren wir einige Zucchetti spazieren, die auch nicht besser werden. So machen wir aus der Hälfte davon den “falschen“ provenzalischen Gratin. “Falsch“, weil die Zucchetti nicht in den Ofen kommen, sondern in der Pfanne garen. Es schmeckt ja trotzdem wunderbar. Mit dem Baden in der Quelle wird es dann doch nichts mehr, denn Thomas übermannt nach der langen Fahrt wieder einmal der Schlaf. Mal schauen ob er, der Wasser am Morgen nicht besonders mag, in den Pool springt, wenn er dann ausgeschlafen ist.

Sonntag, 08.05.2011 – Qasr Farafra

Abgesehen von einigen hektischen Minuten in der Nacht, als Isabella Geräusche vor dem Fahrzeug hört, schlafen wir gut. Mehr noch als in der Nacht davor kühlt es ab und wir müssen am Morgen das Fenster an der Fuessete schliessen, damit wir nicht mehr an die Beine frieren. Noch vor dem ersten Kaffee gehen wir baden und sogar Thomas tut sich dank des warmen Wassers nicht schwer damit. Wir haben die Quelle für uns alleine, was angesichts der herumliegenden Seifen offensichtlich nicht ganz selbstverständlich ist. Das Wasser riecht zwar manchmal etwas nach Schwefel und der Bassinrand ist voller Algen und sonstiger unappetitlich aussehender, aber wohl einfach mineralischer Ablagerungen. Aber es ist herrlich im 38,5 Grad warmen Wasser zu planschen, so dass wir schon fast unvernünftig lange drin bleiben. Danach gibt’s aber endlich einen Kaffee, das muss sein. Später, es ist nun bereits Mittag, kommt ein ausgiebiges Frühstück mit einem Champignon-Omelette auf den Tisch, es ist ja schliesslich Sonntag. Und wenn schon Sonntag, denn schon Sonntag: Für einmal ist es Thomas, der einen gemütlichen Ruhetag vorschlägt, was Isabella natürlich ganz und gar nicht stört. Am späteren Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang durch die Oase, die ohne einen richtigen Palmenhain allerdings nicht ganz bilderbuchmässig aussieht. Wir hoffen einige Vögel zu entdecken, aber in einem Schilfgürtel necken sie uns nur mit ihrem Ruf, zu sehen bekommen wir sie nicht. Immerhin fliegen ab und zu einige Cattle-Egret vorbei, und von der Ecke einer Hütte jagt ein hübscher Flycatcher immer wieder nach fliegenden Insekten. Als Nachtessen gibt es eine neue Variante von gebratenem Schinkenspeck mit Makkaroni: In der Variante “Farafra“ kommen noch einige Champignons dazu.

Montag, 09.05.2011 – White Desert Nationalpark

Wir erleben eine weitere angenehm kühle Nacht, von uns aus könnte es so bleiben. Auch heute springen wir noch einmal in das Brunnenbecken, es ist einfach herrlich. Danach gibt es einen Kaffee, das Frühstück wird aufgeschoben bis wir wieder Brot haben. Das suchen wir dann im Städtchen, aber ein Ladenbesitzer meint, dass er erst in einer Stunde frisches Brot anbieten könne. Wenige Meter weiter fahren wir beim Bäcker vorbei, der die Brote in einer Minute aus dem Ofen zu holen verspricht. Als sie frisch auf der Theke liegen sehen sie noch richtig nach Broten aus, aber später stellen wir fest, dass es Blätterteigfladen sind, völlig ungeeignet um sie mit Butter und Konfi zu bestreichen. Wir fahren nordwärts, der weissen Wüste entgegen, die wir uns näher ansehen wollen. 36km nach Farafra biegen wir auf eine markierte Piste ab, die uns, wie wir hoffen, zu den berühmten weissen Gebilden aus Kalkstein, die der Wind geschaffen hat, führen soll. Erst sind wir noch etwas ratlos, denn wir haben uns die weisse Wüste als wirklich weiss vorgestellt. Es liegt aber zwischen den Kalkablagerungen sehr viel Sand, der die übliche Farbe zeigt. Wegen dieses Sandes entschliessen wir uns nach einigen Kilometern doch mal etwas Luft aus den Reifen zu lassen, statt darauf zu warten, dass wir das erste Mal einsanden. Es macht uns zunehmend Spass durch die Gegend zu kurven und die Landschaft ist schon speziell, wie wir nun zugeben müssen. Wir würden gerne hier in der Wüste übernachten und finden schon früh am Nachmittag ein geeignetes Plätzchen bei einer einsamen Akazie, die erst noch auf einem kleinen Hügel steht. Als Thomas wie üblich die Koordinaten unseres Tagesendpunktes aufschreibt, staunt er nicht schlecht, dass das GPS noch eine Höhe von zehn Meter über Meer anzeigt. Später sehen wir, dass unser tiefster Punkt heute gerade mal einen einzigen Meter über Meer war. Nachdem das Morgenessen ja ausgefallen ist, spachtelt Thomas einheimischen Gouda-Käse mit dem zuwenig gebackenen Blätterteigbrot. Isabella bevorzugt derweil eine Runde Schlaf; das mineralhaltige Wasser der Quelle hat sie wohl müde gemacht. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang gehen wir mit einem Bier auf den kleinen Hügel, hinter den wir Obelix gestellt haben. Von hier aus geniessen wir die letzten Sonnenstrahlen und das daraus resultierende Farbenspiel. Wenn nur die vielen Fliegen nicht wären, so lästig haben wir diese Viecher schon lange nicht mehr erlebt. Dass wir die ungebetenen Gäste anziehen scheint einem kleinen Flycatcher zu gefallen, denn er treibt sich schon ein ganzes Weilchen um uns herum. Eigentlich hätten wir ja nichts dagegen, wenn er uns die lästigen Fliegen vom Leib halten würde, aber wir zucken dann doch ein bisschen zusammen, als er nur wenige Zentimeter neben unserem Kopf vorbeizischt. Als die ersten Sterne am Firmament dem Mond Gesellschaft zu leisten beginnen verziehen wir uns wieder ins MGD. Die meisten Zutaten für unser Abendessen haben wir bereits vor dem Sundowner vorbereitet, so dass es nicht all zu spät wird, bis wir unser Gemüse-Curry geniessen können. Spät am Abend gehen wir noch einmal auf unseren Hügel. Obwohl wir ja einsam mitten in der Wüste stehen, sehen wir in der Ferne an zwei Orten Licht. Weil der Mond noch am Himmel steht ist das Sternenzelt etwas glanzlos, und weil der Mond erst halb voll ist, ist die Beleuchtung der Wüste nicht ganz perfekt. Da haben wir wohl etwas Pech mit dem Timing...

Dienstag, 10.05.2011 – El Jaffara

Wir schonen uns nicht und stellen den Wecker auf fünf Uhr, damit wir die Sonne aufgehen sehen. Als wir wenige Minuten später auf unserem Hügel stehen denken wir, dass die schönsten Farben wohl schon abgeklungen sind. Dafür sehen wir die Sonne wieder einmal als roter Ball am Horizont auftauchen. Es ist recht kühl, nicht zuletzt durch den leichten Wind der weht. Nachdem wir genug gesehen haben wollen wir nochmals eine Runde schlafen gehen. Als wir wieder im MGD sind entdeckt Isabella draussen doch tatsächlich einen Wüstenfuchs, der uns einmal umkreist und dann weiterzieht. Gegen neun Uhr ist es dann doch endgültig Zeit aufzustehen, wir wollen schliesslich noch bis in die nächste Oase fahren. Da das Brot ja nichts taugt sind heute zum Frühstück wieder einmal Kelloggs Flocken angesagt. Von unserem Übernachtungs­platz aus ist ein kleines Stück wirklich weisser Wüste zu sehen, zu dem sogar eine markierte Piste führt. Wir fahren natürlich hin und sehen uns auch dort etwas um. Es sind grössere Buckel aus reinem Kalk, die manchmal versteinerte Einschlüsse, seien es Fossilien, Wurzeln oder Aststückchen, enthalten. Wir sind uns einig, dass sich dieser Abstecher in die Weisse Wüste wirklich gelohnt hat. Auf dem Weg zurück zur Asphaltstrasse kommen wir noch an der kleinen Oase Ain Khadra, auf den meisten Karten als Ain el-Wadi verzeichnet, vorbei. Von hier aus ist der Weg mehr steinig als sandig, und wir fahren vorsichtig, damit wir unsere Reifen wegen dem reduzierten Luftdruck nicht unnötig gefährden. Auf der Teerstrasse säumen im Westen zunächst noch viele kleine Inselberge unseren Weg, bevor wir selber aus der Farafra-Senke auf die Höhe dieser Zeugen vergangener Zeiten klettern. Einige Dutzend Kilometer später kommen wir am Crystal Mountain vorbei. Diesen “Berg“ aus Quarz hätten wir glatt verpasst, wenn dort nicht eine Tafel gestanden wäre. Es handelt sich eher um einige grosse Felsblöcke und die Kristalle sehen wir auch erst, als Isabella mit dem Fernglas ein Glitzern entdeckt. Einiges später beginnt dann die schwarze Wüste, die ihren Namen trägt, weil sie vom Niederschlag eines Ascheregens bedeckt zu sein scheint. Das ist nicht weiter aufregend, aber schliesslich trägt die Topographie mit vielen pyramidenförmigen, hohen Kegeln zur gesteigerten Dramatik der Szenerie bei. Isabella gefällt es auf jeden Fall sehr. Am späteren Nachmittag kommen wir in der Bahariya Oase an. Uns fällt auf, dass schon weit ausserhalb neue Plantagen von Oliven, Mangos und Dattelpalmen angelegt werden. Die Bewässerungsleitungen aus schwarzem Kunststoff sind offen verlegt und wir fragen uns, wie lange sie wohl dem UV-Licht der Sonne standhalten werden bevor sie zu zerbröseln beginnen. Wir wissen zwar nicht ob es etwas damit zu tun hat, aber ab und zu sehen wir ein aufgegebenes Projekt, dessen verdorrte Palmen traurig anzusehen sind. In Bawiti, dem Hauptort der Oase kaufen wir einige Brötchen, diesmal wieder von der normalen Sorte, und ein Kilo Tomaten. Sonst hält uns eigentlich nichts hier und wir fahren zur kleinen Oase von El Jaffara, einige Kilometer südöstlich. Hier liegt das Garden Eden Camp, in dem wir uns installieren. Nach einem Begrüssungs-Tee gehen wir vor dem Duschen noch auf einen kurzen Schwumm in den von der nahen, heissen Quelle gespiesenen Pool. Das Wasser hier ist noch heisser als in Farafra und bräunlich trüb. Lange hält es uns nicht im Wasser, aber es ist auch bereits Sonnenuntergang. Die letzte Zucchetti brät Isabella antipastimässig in Butter und Öl, und dazu gibt es leckeren Bouillonreis und Tomatensalat. Das einzige was Thomas daran nicht passt ist, dass die eine Zucchetti viel zu wenig hergibt...

Mittwoch, 11.05.2011 – Cairo

Dafür, dass gut 350km bis nach Kairo vor uns liegen haben wir eigentlich viel zu wenig geschlafen. Einen ersten Teil der Strecke fährt Thomas, dann übernimmt Isabella für 150km. Zuerst ist die Wüsten­landschaft noch einigermassen interessant, dann aber wird es in der unendlichen Ebene eher langweilig. Gegen Kairo hin nimmt der Verkehr langsam zu und wir sehen ab und zu Ölbohrtürme und nickende Förderpumpen. Vor der Stadt setzt sich Thomas wieder ans Steuer und dann geht es gleich los. Der Verkehr auf der peripheren Autobahn ist extrem hektisch und damit bei der relativ hohen Geschwindigkeit gefährlich. Wir wollen zur Dandy Mall westlich der Stadt weil es dort einen Carrefour Supermarkt geben soll. Dabei kommen wir in Giza vorbei, also dort, wo die berühmten Pyramiden stehen, die in ihrer Grösse natürlich nicht zu übersehen sind. Leider gibt es vom Stadtautobahnviadukt auf dem wir unterwegs sind keine Abfahrt auf die Strasse, die uns zum Einkaufszentrum führen soll, womit eine fast zweistündige Odyssee durch den Teil südlich des Stadtzentrums beginnt. Natürlich ist der Verkehr auch hier chaotisch, aber wenigstens nicht so schnell. Es gilt einfach extrem auf der Hut zu sein, denn für einen ägyptischen Autofahrer existiert keine Welt ausserhalb seines Tunnelblick-Sichtfeldes. Schliesslich landen wir doch noch beim Shoppingcenter und stürzen uns in den riesige Supermarkt. Unser Einkaufswagen füllt sich immer mehr, kein Wunder, wenn es neben vielen anderen Sachen wieder einmal so etwas wie anständigen Eisbergsalat gibt. Da es bereits dunkel geworden ist und wir keine Lust haben nachts durch Kairo zu fahren, wollen wir hier bei der Shopping Mall zu übernachten versuchen. Doch zuerst gehen wir erst mal etwas essen. Hier gibt es einen Food Court, wobei sich die Auswahl aber in Grenzen hält. Wir bestellen beim Libanesen, und obwohl es auch nur Fast Food ist, schmeckt das Essen richtig gut. Leider wird es allzuschnell kalt, Klimaanlage sei Dank... Ganz zum Schluss genehmigen wir uns noch einen guten, aber vergleichsweise teuren Espresso. Wir parkieren unseren Obelix auf eine Zufahrtsstrasse auf der Seite der Mall, hinter einen anderen Lastwagen um, in der Hoffnung dort nicht so sehr aufzufallen. Doch nach Mitternacht klopft es natürlich an unser MGD und ein Mann in einer Djellaba, möglicherweise von der Security, will uns wegscheuchen. Wir versuchen ihn davon zu überzeugen, dass es für niemanden ein Problem ist, wenn wir hier übernachten. Schliesslich zieht er ab, und wir können nur hoffen, dass er nicht mit Verstärkung zurück kommt.

Donnerstag, 12.05.2011 – Cairo

Offensichtlich wurden wir den Rest der Nacht in Ruhe gelassen, denn wir schlafen ganz gut. Wir essen gemütlich unser Frühstück um uns für den nächsten Kampf in Kairos Stadtverkehr zu stärken. Die Rush-hour ist aber bereits vorbei und verglichen mit gestern ist es ziemlich harmlos. Der Weg zum Salma Camping, wo wir für zwei, drei Tage bleiben wollen, führt an den Pyramiden vorbei und natürlich wollen wir uns das einzige erhaltene der sieben alten Weltwunder ansehen. Immerhin bilden sie sozusagen die etwas grösser ausgefallenen Markierungssteine des nördlichen Endpunktes der Cape-to-Cairo Route, die wir mit dem Erreichen derselbigen natürlich auch geschafft haben. Wir finden den Eingang zu den Pyramiden dank lesbarer Strassenschilder ganz einfach, doch danach wird es kompliziert. Auf dem Parkplatz, auf den wir uns zuerst stellen, dürfen wir nicht bleiben. Also stellen wir uns auf den grossen leeren Carparkplatz etwas weiter entfernt. Doch auch hier kommt ein Polizist und schickt uns dorthin, wo offensichtlich alle hin müssen. Davor liegt so etwas wie ein Sicherheits-Checkpoint wo uns einer der Touristen-Polizisten mit der Mitteilung empfängt, dass er jetzt unser Fahrzeug durchsuchen wolle. Darauf haben wir natürlich keinen Bock und Thomas fragt ihn, ob wir zuerst schnell sein Haus durchsuchen gehen könnten, was immerhin ein Schmunzeln bewirkt. Dann fragt er uns ob wir Gasflaschen dabei hätten und Thomas zeigt sie ihm. Nach kurzer Beratung mit einem Typen in Zivil bescheidet er uns, dass wir damit auf dem Gelände nicht parkieren dürften und uns einen Parkplatz ausserhalb suchen müssten. Vielleicht hätten wir ihn fragen sollen, wie viele von den Bombenanschlägen in Ägypten denn von westlichen Touristen ausgeführt worden sind, aber darauf hätte er wohl auch keine schlauere Antwort gewusst, als dass es so Vorschrift sei. Isabella ist nicht nur wütend, sie tobt richtiggehend im Fahrerhaus, sie will nur noch weg hier. So fahren wir halt bereits jetzt am Mittag zum nicht sehr weit entfernt liegenden Salma Camping. Zuerst stehen wir vor einem verschlossenen Tor und befürchten schon, dass es das Camp nicht mehr gibt, denn es ist weit und breit keine Seele zu sehen. Zehn Meter weiter ist aber eine zweite Einfahrt, die offen steht und auf dem Gelände steht sogar ein englischer Landrover der mit “London to Cape“ angeschrieben ist. Die Besatzung, ein Vater mit seinem Sohn, taucht kurze Zeit später auf. Thomas redet nur kurz mit ihnen, denn sie sind auf dem Sprung in die westliche Wüste. Sie sind vor einigen Tagen durch Syrien gefahren, entgegen Gerüchten, dass die Grenze dieses Landes geschlossen sei. Wir machen es uns am Nachmittag im MGD gemütlich und sitzen natürlich hinter den Laptops. Das Wetter ist warm, aber nicht heiss, auf jeden Fall gerade richtig für einen Dip und ein Bier. Duschen müssen wir zusammen mit Hunderten von Moskitos, doch zum Glück besteht hier keine Malariagefahr mehr. Fürs Nachtessen können wir nach dem Einkauf von gestern wieder aus dem Vollen schöpfen. Es gibt feine Pouletbrüstchen an einer Macadamianusssauce, zusammen mit Blumenkohl und Broccoli, und Teigwaren. Statt noch etwas zu tun, zum Beispiel abzuwaschen, ziehen wir uns als Bettmümpfeli wieder einmal eine DVD rein. Es gibt tatsächlich immer noch welche, die wir noch nicht geguckt haben.

Freitag, 13.05.2011 – Cairo

Der heutige Tag ist von Anfang an als Arbeitstag ausersehen. Isabella tut von morgens bis abends nichts anderes als Fotos anzuschauen, ab und zu auch zusammen mit Thomas. Der muss mit dem Strassen­verkehrsamt in Zürich telefonieren, weil ihm mangels fälligem Arztzeugnis für die Lastwagenkategorie der Führerausweisentzug angedroht wird. Das gleiche Problem liess sich vor einem Jahr bei Isabella noch mit einem e-Mail regeln. Später am Nachmittag beginnt bei Thomas der Magen Probleme zu bereiten, obwohl wir beide das selbe gegessen haben. Das geht dann so weit, dass er um acht Uhr ohne Essen schlafen geht, oder wenigstens ins Bett, denn mit Schlafen ist es so nicht weit her. Isabella bleibt derweil tapfer hinter ihrem PC und hofft, dass die Dutzenden von Mücken, die an den Fenstern auf den Moskitonetzen hocken, keinen Weg in unser MGD finden.

Samstag, 14.05.2011 – Cairo

Für Thomas war es eine lange und unangenehme Nacht, auch wenn er vom Schlimmsten, sprich dem dauernden Gang aufs Klo, verschont wurde. Er hat aber Temperatur, womit wir unseren geplanten Ausflug in die Innenstadt von Kairo und das ägyptische Museum verschieben. Er bleibt statt dessen im Bett und Isabella macht da weiter wo sie gestern aufgehört hat. Im Verlaufe des Tages bessert sich Thomas’ Befinden ein wenig, so dass er schliesslich sogar noch das eine oder andere Sinnvolle tun kann. Heute gehen wir früher duschen, damit wir nicht wieder von Hunderten von Moskitos angeglotzt werden. Zum Znacht soll’s heute panierte Schnitzel geben, aber oje, das Kalbfleisch ist eine Katastrophe. Die eine Seite sieht noch anständig aus, aber die andere ist von einer Sehnenhaut überzogen. Isabella findet es eine Frechheit, was uns im Carrefour als teuerstes erhältliches Fleisch angedreht wurde. Sie muss erst mit dem Messer dahinter, damit wir nach dem Dressieren wenigstens noch etwas Fleisch zu braten haben. Immerhin ist dann das, was übrig bleibt ganz anständig. Und dazu gibt es wieder einmal einen Eisbergsalat. Wir wissen gar nicht mehr, wann uns dieses in der Schweiz selbstverständliche Grünfutter das letzte Mal untergekommen ist. Unser Kühlschrank muss wieder einmal dringendst abgetaut werden, nicht zuletzt, weil wir ihn bei unserer Wegfahrt aus Kairo wieder randvoll zu füllen gedenken. Isabella kann’s nicht lassen und muss dem Kühlschrank unbedingt nachhelfen, während Thomas kopfschüttelnd schon in die Horizontale geht.

Sonntag, 15.05.2011 – Cairo

Thomas erhält von Isabella noch einen Rekonvaleszenztag aufgebrummt, obwohl er doch eigentlich gar keine Temperatur mehr hat. Beim Staubsaugen und so am Vormittag darf er dann aber doch mithelfen. Sonst geschieht heute nichts aufregendes, ausser dass am Abend vier Motorradfahrer eintrudeln. So wie sie ihre Zelte aufstellen kommen sie direkt von der Visemar-Fähre, die von Venedig nach Alexandria fährt. Noch später, es ist bereits dunkel, kommt auch noch ein Landy an. Wir haben bereits geduscht und machen ein richtiges Nasi zum Znacht. Isabella hat es angeblich extra wegen Thomas für einmal nicht sehr scharf gemacht...

Montag, 16.05.2011 – El Shallufa

Heute soll wieder einmal etwas gehen. Auch wenn wir von der Stadt noch nicht viel gesehen haben zieht es uns fort von hier, in den Sinai. Immerhin kommen wir nochmals in den Genuss einer Stadtrundfahrt, denn einer der Läden in dem man Bier und Wein bekommt und von dem wir als einzigem den genauen Standort zu kennen glauben, liegt in Zamalek, im Stadtzentrum auf einer Insel im Nil. Der Verkehr ist nicht all zu schlimm und wir benötigen nicht mehr als ziemlich genau eine Stunde bis wir beim Laden ankommen. Auf dem Weg dorthin überqueren wir den im Winter als Schauplatz der Revolution berühmt gewordenen Tahrir Platz. Jetzt herrscht hier wieder Normalbetrieb, nicht einmal Armee ist auf dem Platz präsent. Einzig ein in der Nähe stehender, grosser, ausgebrannter Gebäudekomplex weist noch auf die Ereignisse hin. Als wir weiter nordwärts der Corniche entlang fahren wollen, müssen wir uns beim Ramses Hilton am Abdel Moniem Riad Platz dann aber einen neuen Weg suchen, denn das Nil-Quai vor dem Radio- und Fernsehgebäude ist von Demonstranten besetzt und die Strasse dahin vom Militär abgeriegelt. Nach dem Einkauf im Schnapsladen geht es überraschend flüssig wieder den gleichen Weg zurück, wo wir es mit einem kleinen Umweg durch ein Wohnquartier auf die Ringroad schaffen, die uns ostwärts führt. Nach einigen Kilometern folgt ein Carrefour Supermarkt, in dem wir nochmals so richtig zulangen. Das dauert natürlich wieder ein wenig und so ist vier Uhr bereits vorbei, als wir Kairo endlich richtig den Rücken kehren. Oder doch nicht, denn kurze Zeit später entdeckt Thomas ein grosses Gaswerk. Wir haben eine leere Gasflasche und wollen versuchen sie füllen zu lassen. Doch die Hoffnung stirbt bald, denn ein nicht allzu hilfsbereiter Mann am Eingang des Werks erklärt uns, dass sie nur die alten, zerbeulten Stahl-, nicht aber unsere schöne Aluflasche füllen. Um wieder auf die Autobahn Richtung Suez zu gelangen, die wir wegen dem Gaswerk verlassen mussten, müssen wir ein bisschen nach Gefühl und durch ein modernes Wohnquartier fahren. Wir sollten gelegentlich auch noch etwas vom billigen Diesel nachfüllen, aber der Hinweis des Briten im Salma Camp, dass er an einer Tankstelle wegen Treibstoffknappheit nur zwanzig Liter erhalten habe, scheint sich zu bestätigen. Entweder sind die Tankstellen gleich abgesperrt, oder es stehen lange Schlangen von Sattelschleppern davor, ohne Anzeichen, dass wirklich betankt wird. Eines unserer Reservoire ist aber noch zu drei Vierteln voll, so dass wir keine Not haben und uns unbedingt anstellen müssten. Je näher wir gegen den Suezkanal kommen, desto öfters sehen wir nun Militär mit Panzern an den Strassencheckpoints. Als wir in El Shallufa am Westportal des Tunnels unter dem Suezkanal hindurch ankommen, sehen wir am wiederum von Militär mit Panzern kontrollierten Kreisel eine Tankstelle, die tatsächlich Diesel auszuschenken scheint und auch keine sehr lange Warteschlange aufweist. Wir erhalten tatsächlich 250 Liter, was unsere Reichweite wieder um gut 1’000km erhöht. Die Sonne ist bereits untergegangen und wir entschliessen uns, die nächste Nacht noch auf dem afrikanischen Kontinent zu verbringen, bevor wir ihn mit der Unterquerung des Suezkanals zumindest vorübergehend verlassen werden. Wir haben aber Mühe einen zufriedenstellenden Platz für die Nacht zu finden und landen schliesslich auf den Parkplatz einiger Cafeterias nahe beim genannten Kreisel. Es ist nicht gerade das ruhigste Plätzchen und der Wind weht genau aus der Richtung der stinkenden Müllhalde direkt hinter dem Parkplatz. Aber für eine Nacht werden wir es aushalten. Natürlich ist es wieder spät und natürlich verzichten wir, abgesehen von ein paar Chips, wieder auf ein Abendessen. Dabei wäre unser Kühlschrank doch so voller feiner Sachen...

Dienstag, 17.05.2011 – St. Catherine

Na ja, die Nacht ist vorbei, auch wenn wir nicht sehr gut erholt sind. Immerhin hat uns die Polizei, die ihren Wagen gestern spät direkt vor unser MGD geparkt hat, ungestört schlafen lassen. Wir schauen, dass wir mit unserem Frühstück vorwärts machen, denn wir müssen, weil wir gestern unser Soll nicht erfüllt haben, heute einige Kilometer mehr abspulen um das Katherinen-Kloster zu erreichen. Die Tankstelle an der wir gestern noch Most erhalten haben ist heute verwaist, ein deutliches Zeichen, dass nun auch hier der Diesel ausgegangen ist. Wir unterqueren nach Bezahlung einer geringen Gebühr den Suezkanal, womit Obelix unseres Wissens das erste Mal den Meeresspiegel unterschreitet. Von der Ostseite des Kanals sehen wir einen grossen Gastanker durch die Landschaft ziehen. Leider kommt man hier nicht nahe an den Kanal heran, alles scheint irgendwie militärisches Sperrgebiet zu sein. So ziehen wir dann wieder südwärts, vorbei an der Stadt Suez und sehen schon bald das Rote Meer. Hier stehen immer wieder Resorts in allen möglichen Stadien zwischen Bau und Verfall. Diese Resorts findet man in keinem europäischen Badeferienprospekt, denn sie sind für die Leute aus Kairo, die sich solche Ferien leisten können, gebaut. Unterwegs halten wir immer wieder nach Diesel Ausschau, aber erst in Abu Rudeis erhalten wir 120 Liter, womit der eine Tank immerhin fast voll wird. Etwas später verlassen wir die Küste und folgen dem Wadi Feiran ins Innere der Sinai-Halbinsel. Die 100km lange Fahrt durch eine wunderbare, gebirgige Wüstenlandschaft gefällt uns sehr gut, die Berge leuchten in den verschiedensten Farbtönen. Unmerklich steigen wir in die Höhe und erreichen zum ersten Mal seit Äthiopien wieder eine Höhe von über tausend Metern. Wir fahren zum Desert Fox Camp, wo wir uns in eine ruhige Ecke stellen können. Im weiteren läuft dann unser normales Abendprogramm, in dem ein feines Essen ansteht. Vier Entrecôtes von der Dicke eines Schnitzels landen in der Bratpfanne, dazu gibt es das Standardgemüse Blumenkohl und Broccoli und Isabella macht wieder einmal einen Härdöpfelgratin in der Pfanne. Das Fleisch schmeck wirklich ausgezeichnet, so schmackhaftes und zartes Rindfleisch durften wir schon längere Zeit nicht mehr geniessen.

Mittwoch, 18.05.2011 – St. Catherine

Eigentlich wollten wir heute ja den Sonnenaufgang vom Berg Sinai aus bewundern. Dazu hätten wir aber praktisch eine Freinacht machen müssen, wozu wir physisch schlicht und einfach nicht in der Lage gewesen wären. Statt dessen schlafen wir wieder einmal richtig aus, was an diesem wunderbar ruhigen Plätzchen zwischen Olivenbäumen ausgezeichnet geht. Wir haben es uns gerade mit einem Kaffee gemütlich gemacht als wir herausfinden, dass man das berühmte Kloster nur am Vormittag besuchen kann, und dass es am Donnerstag, also morgen, geschlossen ist. Also nichts wie los! Wir erreichen das im vierten Jahrhundert gegründete, befestigte Kloster in einem viertelstündigen Fussmarsch, womit uns doch noch genügend Zeit bleibt, um uns die Anlage anzusehen. Im Kloster drin selber ist neben dem Museum eigentlich nur die Kirche zu besichtigen. Sie ist nicht gross, aber sie beeindruckt durch eine Dichte von Kunstschätzen, die einem fast den Atem stocken lässt. Dazu kommt, dass alles in einem erstklassigen Zustand ist, etwas, das uns uns in ein anderes Land versetzt fühlen lässt. In einer Ecke der Umfriedung steht der Brennende Busch, durch den Gott vor langer, langer Zeit zu Moses gesprochen hat. Er ist aber nur aus einer gewissen Entfernung zu sehen, also nicht zugänglich. Das Museum kostet zwar extra Eintritt, aber dieses kleine Museum ist sein Geld wert. Darin sind viele wunderbare Schriftstücke, Ikonen, Buchumschläge, Messutensilien und so weiter ausgestellt. Es ist schon etwas ehrfurchtgebietend, wenn man vor einem eintausend Jahre alten, handgeschriebenen Buch, oder einer tausendvierhundert Jahre alten Ikone steht. Wir sind jedenfalls begeistert, auch wenn uns das Personal schon zehn Minuten vor dem Ende der Besuchszeit zu verstehen gibt, dass wir langsam gehen könnten. Als wir wieder draussen sind steigen wir noch etwas den dem Kloster gegenüberliegenden Hang hinauf, von wo aus wir einen wunderbaren Blick über das am Fusse eines Vorberges des Mount Sinai in einem trockenen Tal gelegene Kloster haben. Danach geht es gemütlich zurück in unser Camp, wo wir uns jetzt aber auf einen zweiten Kaffee und ein ausgiebiges Frühstück freuen, schliesslich haben wir wegen des hastigen Aufbruchs noch nichts gegessen. Zur Feier des Tages, heute ist ja Isabellas Geburtstag, gibt es ein feines Rührei, das sicherheitshalber aber sie selber macht. Die Bären freut’s auch, denn Isabella ist in guter Laune und sie spendiert ihnen eine Runde Honig. Bis wir mit unserem Brunch fertig sind ist es bereits mitten am Nachmittag. Nach einer Dusche kümmern wir uns schon bald um das Abendessen, denn heute wollen wir früh dran sein. Für ein Gläschen ägyptischen Schaumwein zum Anstossen reicht es dann aber schon noch. Der Sprudel ist zwar nicht gerade ein Traum, aber immerhin ganz trinkbar. Trotz Isabellas Geburtstag halten wir den Znacht einfach, es gibt einen Salat Nsoko, was einem um einen Eisbergsalat erweiterten Salat Matmata entspricht, sozusagen einer Luxusvariante davon. Danach packen wir unsere sieben Sachen und machen, dass wir früh ins Bett kommen, denn morgen gibt es ein frühes Aufstehen wie noch nie auf unserer Reise.

Donnerstag, 19.05.2011 – Dahab

Um halb ein Uhr weckt uns der Wecker nach nur drei Stunden Schlaf. Wir trinken einen Kaffee um unsere Lebensgeister etwas zu wecken und essen ein Joghurt um wenigstens ein kleine Stärkung zu erhalten. Wir schaffen es tatsächlich, kurz vor halb zwei Uhr loszumarschieren. Dank der vollen Mondscheibe am Himmel können wir den Weg zum Kloster problemlos ohne Lampen unter die Füsse nehmen. Wir sind baff erstaunt als wir mehrere grosse Cars leer vom Kloster zurückkommen sehen, denn das heisst nichts anderes, als dass sehr viel mehr Leute als wir uns das vorgestellt haben heute Nacht das gleiche Ziel wie wir haben. Beim Eingang zum Klostergelände, von wo aus der Weg auf den Berg startet, hält uns die Touristenpolizei an und brummt uns einen Guide auf, was absolut Vorschrift sei. Leider war mit uns nicht gerade ein Bus voller Touristen angekommen, denn dann hätten wir uns einem Tipp von Farag, dem Besitzer des Desert Fox Camps folgend, vorübergehend einfach dieser Gruppe anschliessen können. Der Guide kostet ja kein Vermögen, aber es ist als bergwandergewohnte Schweizer einfach ein Witz, wenn einem jemand auf einem ausgetretenen, fast in Kolonne und von Kamelen begangenen Weg zur Sicherheit begleiten soll. Wir steigen also langsam auf, vorbei an immer wieder am Weg liegenden Erfrischungs­ständen, die von Gaslampen erleuchtet werden. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Stelle, von wo aus alle gehen müssen, denn es fehlen noch rund zweihundert Meter, oder siebenhundertfünfzig Stufen, bis zum Gipfel des Berg Sinai. Im Osten hat eine Stunde vor Sonnenaufgang bereits die Dämmerung eingesetzt. Mit unserem Bewegungsdefizit spüren wir die Wirkung der Anstrengung und der Höhe langsam aber sicher. Auf dem restlichen Weg wird es noch anstrengender, denn wir überholen immer wieder Leute, was viele Stop-and-go-Manöver erfordert. Oben auf dem Gipfel haben sich schon Dutzende von Menschen ein Plätzchen gesucht und blicken nun gespannt nach Osten, wo in Kürze die Sonne erscheinen wird. Isabella hat das restliche Stück den Rest gegeben, sie muss sich hinlegen weil ihr schlecht ist. Dazu muss sie dringend aufs Örtchen, das es hier oben erstaunlicherweise sogar gibt, und erst noch in sauberem Zustand. Der Mann der es betreibt verdient nicht schlecht, denn wer will hier oben schon mit ihm über den Preis streiten. Ausserdem bietet er ja auch einen tadellosen Service an. Isabella kommt gerade zurück als die Sonne aufgeht, aber so richtig aufnahmefähig ist sie noch nicht. Der Sonnenaufgang hat nichts spektakuläres, das Besondere liegt wohl eher am Ort, an dem wir ihn uns ansehen. Hier oben hat Moses von Gott die zehn Gebote empfangen und entsprechend sind auch ein grosser Teil der Berggänger wohl als Pilger einzustufen. Wir sehen mindestens zwei Gruppen, eine indische und eine portugiesische, die religiöse Lieder singen oder beten. Auf dem Abstieg geht es Isabella schon wieder besser und unser junger, sonst freundliche und gut englisch sprechende Beduinen-Guide nervt uns nur einmal, als er uns bei einer Pause zum raschen Wiederaufbruch mahnt, weil er müde sei und schlafen gehen wolle. Rund sechseinhalb Stunden nach unserem Abmarsch sind wir zurück im Fox Camp und legen uns erst einmal noch für zwei Stunden schlafen. Diese kurze Erholung tut uns gut und sind für die anstehende Fahrt nach Dahab ans Meer sicher nicht falsch. Ausserdem gibt’s natürlich vor der Abfahrt noch ein Frühstück mit Kaffee, das weckt uns zusätzlich. Angst vor dem Einschlafen müssen wir aber nicht haben, denn die weitere Fahrt durch den Sinai führt auch hier durch eine tolle Landschaft mit Bergen und Tälern, verschiedenfarbigen Gesteinsschichten und Sand. In Dahab klappern wir die Strandpromenade nach einer möglichen Bleibe ab, aber alles ist sehr eng und klein, es gibt keinen Platz für Obelix. Bei einer deutschen Bäckerei kaufen wir ein dunkles Brot und zwei feine Berliner, die wir gleich verdrücken. Dort steht auch der Rundhauber eines Deutschen und der gibt uns den Tipp, dass es ganz im Süden der Stadt neben einer neuen Hotelanlage einen schönen Stellplatz direkt am Meer gäbe. Wir fahren aber erst mal weiter nach Norden und fragen bei einem Hotel mit einem schönen grossen Parkplatz, ob wir bei ihnen für wenig Geld stehen könnten, leider ohne Erfolg. So landen wir schliesslich doch im Süden und fragen auch im dortigen Resort, ob sie uns einen Deal anbieten würden. Doch auch hier, wo so offensichtlich wie fast überall ziemliche Gästeflaute herrscht, lässt sich nichts machen. So stellen wir uns halt an den Strand neben ein paar Palmen wo wenig später auch Frank, der uns den Tipp gegeben hat, eintrifft. Wir unterhalten uns mit ihm noch ein Bier lang und verziehen uns dann ins MGD, denn wir haben ja noch nichts gegessen. Doch für ein richtiges Menu ist es, erstens, zu spät und sind wir, zweitens, zu müde. So bereiten wir uns rasch einige mit Lachs belegte Crackers, die wir zum aufgesparten ägyptischen Schampus geniessen. Damit müssen wir wenigstens nicht hungrig ins Bett.

Freitag, 20.05.2011 – Dahab

Pah, was waren das für angenehme Nächte oben beim Katherinen-Kloster! Hier schwitzen wir wieder beim Liegen und nachts kühlt es nur wenig ab. Vom Meer hören wir fast nichts, es liegt ruhig da wie ein See. Das liegt daran, dass das Rote Meer hier im Golf von Aqaba nicht sehr breit und der vorherrschende Wind erst noch ablandig ist. Am Morgen setzen wir uns nach langer Zeit wieder einmal mit einem Kaffee nach draussen. Dort sitzt bereits Frank, der uns lokales Salzgebäck zum Kaffee anbietet. Schon bald sind wir in ein reges Gespräch vertieft und es kristallisiert sich heraus, dass Frank ein Aussteiger wie aus dem Bilderbuch ist. Obwohl wir ja auch für eine, je nach Sichtweise, kürzere oder längere Zeit “ausgestiegen“ sind, könnten unsere Ansichten nicht verschiedener sein. Auf jeden Fall ergibt sich eine interessante Diskussion, von der Thomas aber nach einem Weilchen genug hat und sich ins MGD hinter seinen Laptop verzieht. Isabella bleibt und dazu gesellt sich Dieter, ein älterer Deutscher der seinen Urlaub im nahen, unsäglich benannten “Happy Life Village“ verbringt. Die Diskussionsrunde dauert bis am Nachmittag, als Frank mit seinem Mercedes Rundhauber in die Stadt fährt. Sein kirgisischer Windhund namens Abraxas, ein Taigan, adoptiert uns zwischenzeitlich als seine Ersatzherrchen. Es ist auch heute sehr warm und am späteren Nachmittag hüpfen wir mit Maske und Schnorchel bewaffnet endlich ins angenehme Wasser. Der Uferbereich sieht nicht sehr vielversprechend aus, aber je mehr wir uns vom steinigen Ufer entfernen, desto eher sehen wir kleine Korallenstöckchen. Wir schliessen daraus, dass wir einfach noch weiter hinaus schwimmen müssen und es dann besser wird. Und wie es besser wird! Wir kommen an den Rand des Uferplateaus und blicken hinunter in eine fast berauschende, tiefblaue Unendlichkeit. Und sobald wir an der Kante sind sehen wir auch die korallenbestandene, fünf bis zehn Meter hinunterreichende Riffwand mit vielen, bunten Fischen, darunter auch zwei Feuerfische. Fantastisch! Wenn nur nicht auch noch einige Hundert Quallen dabei wären... Dem Riff folgend kurven wir um sie herum und bestaunen die Pracht, die sich uns darbietet. Irgendwann haben wir dann aber genug vom ständigen auf-die-Quallen-aufpassen-müssen und schwimmen wieder an Land. Mit unserer Aussendusche spülen wir uns das Salz vom Leib und mit einem Bier aus den Kehlen. Anschliessend gibt’s wieder einmal etwas Exquisites aus Isabellas Küche: ein Stroganoff mit Reis und viel grünem Salat. Draussen hat Frank ein kleines Lagerfeuer angefacht und wir setzen uns mit einem Glas Wein dazu. Wir schaffen es zwar bis Mitternacht wieder zu Hause zu sein, aber bis wir unsere Küche aufgeräumt haben ist der neue Tag bereits angebrochen. Wir tun uns das in erster Linie wegen unserer Sicherheit an, schliesslich sind wir auch hier in einem Buschcamp und wollen nachts jederzeit abfahrbereit sein.

Samstag, 21.05.2011 – Dahab

Heute sind wir vor Frank draussen und nippen an unserem Kaffee. Schon bald entwickelt sich wieder eine spannende, manchmal gar hitzige Diskussion über Gesellschaft, Menschen, Politik, Wirtschaft, Systeme und so weiter. Irgendwann am Vormittag will Thomas dann aber lieber Schnorcheln gehen, eine durchaus ebenso interessante Beschäftigung. Zehn Meter vor unserm Haus steigen wir ins Wasser und schwimmen direkt ans Riff. Heute sind die Quallen verschwunden und eine leichte Strömung schubst uns den Korallen entlang. Um so mehr ist es wunderbar und wir bleiben eine halbe Stunde im Wasser bis wir es doch etwas kühl finden. Rund fünfhundert Meter von Obelix entfernt steigen wir beim Steg des Resorts wieder aus dem Wasser, wo uns auch schon Dieter zuwinkt. Er zeigt uns die Strandduschen wo wir uns das Salzwasser abspülen können und lädt uns ein, später am Tag die Dusche in seinem Zimmer zu benützen, worauf wir sicherlich gerne zurückkommen werden. Auf dem Weg zurück zum MGD steht ein kleines Beduinen-Restaurant am Strand und der Besitzer lädt uns zu einem Glas Tee ein. Uns ist klar, dass er uns auch gerne mal als zahlende Gäste in seinem Restaurant begrüssen möchte, aber er lässt es uns zu keiner Zeit spüren. Zurück im MGD stillen wir unseren Heisshunger mit einer kalten Platte, bevor wir uns kurz an die Laptops setzen. Tja, auch hier wollen diese Zeilen halt erst mal in den PC getippt werden... Etwa um die gleiche Zeit wie gestern gehen wir noch auf eine zweite Schnorchelrunde. Doch jetzt macht es keinen Spass, denn die Quallen sind wieder da, und das in grosser Zahl. So sind wir schon bald wieder draussen und gehen zu Dieter, worauf wir wieder geputzt und gestrählt sind. Auf dem Weg zurück zum MGD gehen wir nochmals kurz zum Steg des Resorts wo wir ein fast schon komisch langsames Ballet von drei Feuerfischen verfolgen können, die einem Schwarm von kleinen Fischen zwecks Nahrungsaufnahme hinterher schwimmen. Da fällt uns doch gleich ein, dass wir uns auch noch um unser leibliches Wohl kümmern sollten. Wir haben noch Rindfleisch das gar nicht schlecht aussieht, woraus Isabella zusammen mit Gemüse an einer Rotweinsauce ein in Uganda erfundenes Rezept macht. Danach sitzen wir wieder zu Frank ans Feuer und erörtern bis Mitternacht den Weltenlauf und seine Ursachen.

Sonntag, 22.05.2011 – Dahab

Nach einem Kaffee und dem üblichen Morgenklatsch mit Frank montieren wir wieder unsere Taucherbrillen und machen einen letzten Ausflug hier am Riff. Es ist wieder fantastisch: die Strömung stimmt, die Quallen sind weg und die Sonne taucht die Korallen und Fische ins beste Licht. Nach dem anschliessenden Frühstück packen wir zusammen und machen uns abfahrbereit. Bevor wir aber effektiv fahren können, müssen wir nochmals beim Beduinen vorbei, der uns zum Abschied zu einem Tee eingeladen hat. Dann aber geht’s weiter. Gemäss Frank soll es ganz im Norden von Dahab ein halbfertiges, kleines Resort eines Italieners geben, der ihm einen Platz für fünfzig Pfund angeboten hat. Das wäre vielleicht etwas für uns und wir wollen versuchen ihn zu finden. Im Ort Dahab kaufen wir in der deutschen Bäckerei für teures Geld gutes Brot und in einem anderen Laden eine ebenfalls eher teure Melone. Schliesslich finden wir bei einem Tauchplatz namens Rick’s Reef einen kleinen Komplex, auf den Franks Beschreibung zutreffen könnte. Der Besitzer ist zwar nicht hier, aber sein Hilfssheriff ruft ihn an und Isabella kann mit ihm sprechen. Er willigt zu den von Frank geschilderten Konditionen ein und wir parkieren Obelix zwischen zwei Bungalowreihen. Das dauert etwas, denn wir müssen wieder einmal mit Schaufel und Steinen nachhelfen, aber danach schnappen wir uns ein Bier und gehen hinunter zum grossen Pool, in dessen kühlem Wasser wir erst mal noch ein paar Runden drehen. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit, bis wir uns mit unserer scheinbaren Hauptbeschäftigung auf dieser Reise befassen: Kochen und essen... Heute gibt es wieder einmal ein Curry mit Fleisch, und es schmeckt einfach herrlich.

Montag, 23.05.2011 – Dahab

Nach einer wieder eher warmen Nacht werden wir durch den schon gestern stärker gewordenen Wind wachgeschaukelt. Im Golf draussen stehen viel weisse Schaumkrönchen und richtige Wellen werden aufs Riff getrieben. Das ist dann heute wohl nichts mit schnorcheln. So haben wir Zeit uns mit dem Ende unserer Reise auseinanderzusetzen. Thomas hat gestern noch herausgefunden, dass die Fähre von Alexandria nach Venedig nun plötzlich am 5. Juni zum letzten Mal fährt, was eine Woche früher ist, als uns eigentlich lieb gewesen wäre. Die sonst übliche und vielleicht auch stilvollere Heimfahrt um das östliche Mittelmeer haben wir beim Anblick der Riffe hier im Golf von Aqaba gleich aufgegeben. Warum sollten wir in einem Monat 5’000km abspulen, wenn wir hier statt dessen einige zusätzliche Tage am Meer geniessen können. Als zusätzliche Entscheidungshilfe diente uns noch die schwierig einzuschätzende Situation in Syrien. So buchen wir denn im Internet mit einem komischen Gefühl in der Magengegend die Fähre, die uns am 8. Juni in Europa ausspucken wird. Am Nachmittag machen wir noch einen Erkundungsgang zum Meeresufer um uns die möglichen Ein- und Ausstiege anzusehen. Einen Schnorchler der gerade aus dem Wasser steigt fragen wir nach seinen Eindrücken und auch er meint, dass es heute mit den Wellen etwas suboptimal sei. So begnügen wir uns auch heute mit ein paar Runden im Pool, in dem der Wind doch tatsächlich auch einige Wellen zustande bringt. Der Znacht ist heute recht schnell gemacht, denn wir haben zur Abwechslung wieder einmal Lust auf etwas schlichtes, zum Beispiel Spaghetti an einer Tomatensauce.

Dienstag, 24.05.2011 – Dahab

Wir sind etwas erstaunt, dass der Wind auch heute morgen wieder zügig bläst, nachdem er gestern abend doch stark nachgelassen hatte. Isabella hat sich früh aus den Federn gestohlen, damit sie in Ruhe an ihrem Laptop arbeiten kann. Den reisst sich dann nämlich Thomas unter den Nagel um auch endlich einmal die Bilder für die Fotogalerie von Kenia auszusuchen. Nach zwei Kaffees kommt dann im Verlauf des Vormittags doch irgendwann der Hunger und Isabella lässt sich nicht lumpen, sie macht eine leckere Berberpizza. Am Nachmittag gehen wir trotz des Windes doch hinunter ans Meer und setzen die Tauch­masken auf. Einige Meter von unserem kleinen Resort entfernt gibt es eine Einstiegsstelle für Taucher, die ein grosses, sandiges Becken ist und das mehrheitlich von einem Riff umschlossen und damit einigermassen geschützt ist. Zuerst sind wir schwer enttäuscht, denn es ist kein Vergleich mit der Stelle südlich von Dahab, an der wir schon geschnorchelt haben. Je weiter wir aber an den äusseren Rand des Beckens kommen, desto mehr Korallen und damit auch Fische sind zu sehen. Besonders gefallen uns einige kleine, farbige Pufferfische. Weniger Gefallen findet Thomas dafür an einigen anderen kleinen Fischen, die allzu neugierig hinter ihm her sind und den gebührenden Respekt­abstand partout nicht einhalten wollen. Die Bedingungen sind zwar ein wenig anstrengend, aber wir beschliessen morgen nochmals hier zu schnorcheln bevor wir zum Ras Mohammed Nationalpark südlich von Sharm el Sheikh weiterziehen. Nachdem Thomas alle 4’500 Bilder aus Kenia durchgesehen hat gehen wir auch heute wie gewohnt noch eine Runde im Pool schwimmen und genehmigen uns anschliessend ein Bier, während uns die letzten Sonnenstrahlen der hinter dem Küstengebirge versinkenden Sonne trocknen. Isabella hört ein kleines Kätzchen miauen, dessen Mutter wir auch schon begegnet sind. Sie findet es und will es auf die Arme nehmen und zur Mutter bringen, aber das herzige Kleine erschrickt dabei so stark, dass es sie doch tatsächlich in die Hand beisst. Isabella kann ihm dafür einfach nicht böse sein. Nach der Dusche wollen auch wir etwas zu beissen haben und kochen ein feines Gemüse-Curry mit Nudeln. Es ist fast so etwas wie ein Klassiker geworden auf unserer Reise.

Mittwoch, 25.05.2011 – Dahab

Auch heute will der Wind nicht schwächer werden und darum müssen wir zum Schnorcheln wiederum mit der Sandarena vorlieb nehmen. Danach gibt’s ein paar mit Eiern belegte Parfait-Brote zur Stärkung. Sonst beschäftigen wir uns mit der Bereinigung der Fotogalerie Kenia. Es ist fast nicht zu glauben wieviel Zeit wir benötigen, um das letzte Dutzend an vakanten Plätzen in der Galerie zu vergeben. Die Auswahl ist einfach zu gross. Am Nachmittag wollen wir unbedingt noch eine zweite Runde am Riff verbringen. Jetzt, wo die Brise etwas schwächer geworden ist, versuchen wir einfach mal den Einstieg ziemlich genau vor unserem Resort. Bisher hatten wir uns wegen der auf das Riff getriebenen und sich dort brechenden Wellen nicht getraut. Es lässt sich aber ziemlich problemlos dem Riff entlang schwimmen und die Strömung geht erst noch in die richtige Richtung. Dieser Teil des Riffs wird auf einer Tafel mit “Coral Garden“ bezeichnet und dieser Beschreibung können wir nur zustimmen. Es ist ein fantastischer Korallen­garten mit vielen bunten Fischen darin. Isabella gefällt es so gut, dass sie morgen gleich noch einen Tag hier bleiben und einen weiteren Schnorchelgang machen will. Auf dem Rückmarsch begegnet uns ein grosses geländegängiges Wohnmobil auf einem Fiat-Chassis. Unter den temporären, ägyptischen Nummernschildern können wir italienische erkennen, und wir vermuten, dass es die Bekannten von Frank sind, deren Ankunft er erwartet hatte. Isabella winkt kräftig und nach kurzem Zögern hält das Fahrzeug auch tatsächlich an. Es steigen ein Mann, eine Frau und zwei Kinder aus, womit unsere Vermutung bestätigt wird. Unsere kurze Konferenz mit den sympathischen, perfektes Englisch sprechenden Italienern mitten auf der Strasse lässt zu unserer Überraschung erkennen, dass sie gar nicht nach Südafrika wollen, sondern eigentlich nach Asien unterwegs sind. Aufgrund der politischen Umwälzungen hat es sie mehr oder weniger hierher verschlagen und sie suchen sich nun einen Weg via Ostafrika und per Schiff nach Indien. Zurück im Canyon Estate gibt es am Pool ein grosses Bier als Sundowner, denn der Wind hat uns beim Plaudern mit den Italienern total ausgetrocknet. Danach macht sich ausnahmsweise wieder einmal Thomas in der Küche breit, denn Isabella hat noch mit der Homepage zu tun. Einen griechischen Salat bringt schliesslich auch er zustande.

Donnerstag, 26.05.2011 – Dahab

Machen wir es kurz: Es ist immer noch heiss, es windet immer noch, wenn auch in der Stärke abnehmend, wir besuchen zweimal unseren Korallengarten und sind immer noch begeistert, essen ab und zu mal etwas und genehmigen uns ein Bier bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Zum Znacht löschen wir die letzte Dose Spam aus unseren Vorräten. Nicht, dass wir nach Fleisch lechzen würden, aber wir werfen aus Prinzip keine einwandfreien Esswaren weg und einmal musste halt auch diese Büchse dran glauben. Mit Jasminreis gemischt und in der Bratpfanne gebraten ist sogar dieses Dosenfutter geniessbar, auch wenn es den von Isabella in Knoblauchöl gebratenen Auberginenscheiben schon etwas hinterherhinkt.

Freitag, 27.05.2011 – Ras Mohammed Nationalpark

Nach einer weiteren schweisstreibenden Nacht bereiten wir uns ohne Stress auf die Weiterfahrt an die Südspitze der Sinai Halbinsel vor. Der Wind ist jetzt fast ganz abgeflaut und der Golf von Aqaba liegt wieder so glatt da, wie als wir angekommen sind. In der Stadt kaufen wir beim deutschen Bäcker nebst Brot wieder zwei der feinen Berliner und ein Baguette wird gleich auf der Fahrt verspiesen. Die mit getrennten Doppelspuren fast wie eine Autobahn ausgebaute Strecke führt einige Kilometer von der Küste entfernt durch kahles, gebirgiges Terrain. Dabei überqueren wir einen Pass der immerhin 650 Meter über Meer erreicht. Bei Sharm el Sheikh werden wir wieder ans Meer geführt und fahren durch eine Stadt, die scheinbar nur aus Resorts, Restaurants und Läden besteht. Alle grossen, luxuriösen Hotelketten sind vertreten, meist mit einem riesigen Gelände, das sich auf beide Seiten der Hauptstrasse erstreckt. Hier gibt es auch einen kleinen Carrefour Supermarkt, in den Isabella heute alleine einkaufen gehen muss, denn wir können Obelix nicht vernünftig parkieren und Thomas wartet mit ihm im Halteverbot. Als wir in der Stadt, die sowieso vor Sicherheitskräften in Uniform und in Zivil strotzt, auf ein speziell dichtes Polizeiaufgebot treffen und dann auch noch Demonstranten vor einem grossen Gebäude stehen sehen schliessen wir daraus, dass in diesem Spital wohl der ehemalige ägyptische Präsident Mubarak liegen muss. Die Situation ist aber friedlich und wir können problemlos passieren. Nachdem wir die grosse Retortenstadt durchquert haben ist es nicht mehr weit bis zum Ras Mohammed Nationalpark. Der Eintrittspreis ist nicht ohne, wir müssen für einen Tag umgerechnet knapp zwanzig Franken bezahlen. Wir fahren zur Khashaba Beach, an der auch das Campingareal liegt. Wir wissen nur aus unserem Reiseführer und dank GPS-Koordinaten wo genau wir hinfahren müssen, denn Wegweiser suchen wir bisher vergeblich in diesem Park. Der Platz direkt am Strand, auf den wir uns hinstellen, ist bereits von einer einheimischen Familie zwecks Picknick bevölkert, aber das stört uns nicht weiter. Es ist mitten am Nachmittag und wir steigen gleich in die Badekleider und stürzen uns mit unserer bescheidenen Ausrüstung ins Meer. Die Korallen sind auch hier wunderschön, auch wenn unser Korallengarten in Dahab noch toller war. Dafür sehen wir hier eine grössere Auswahl an Fischen, darunter einen herrlichen Feuerfisch, zwei grosse Napoleonfische und als Höhepunkt einen im Sand liegenden Blaupunktrochen. Das Wasser ist noch etwas wärmer als in Dahab und dank der geschützten Bucht und dem schwachen Wind sind auch kaum Wellen vorhanden. So kann es uns gefallen... Die Picknick-Familie wird von einer anderen abgelöst und wir genehmigen uns draussen ein kühles Bier. Das tut gut, denn heute stieg die Temperatur auf über vierzig Grad. Dank Isabellas Einkauf müssen wir beim Essen nicht darben, schon bald brutzeln in der Pfanne zwei Entrecôtes, die wir zusammen mit Bohnen und Nudeln geniessen. Nach Einbruch der Dunkelheit kommt plötzlich starker Wind auf und wir befürchten schon, dass Petrus uns das Schnorcheln auch hier zu vergällen versucht. Doch später am Abend beruhigt sich die Situation wieder und wir freuen uns schon auf das kühle Nass morgen.

Samstag, 28.05.2011 – Ras Mohammed Nationalpark

Als wir einen ersten Blick aus dem Fenster werfen staunen wir nicht schlecht, denn die seit Wochen scheinende Sonne ist nirgends zu sehen, wirft keine Schatten. Es ist tatsächlich stark bewölkt. Wir setzen uns trotzdem mit einem Kaffee nach draussen und kriegen sogar ein paar Regentropfen ab. Das scheint aber auch die Taucher nicht abzuhalten, denn am Vormittag tuckert ein Tauchboot nach dem anderen in unsere Bucht. Auch wir steigen wieder ins Wasser, das für einmal ohne jede Strömung ist und die Sonne kommt genau jetzt wieder hervor, wo wir eine kleine Runde durch die Korallen schwimmen. Durch die fehlenden Wellen und Strömung können wir die Korallen und Fische für einmal in aller Ruhe und von ganz nahe betrachten, ohne Angst haben zu müssen, dass wir die Korallen beschädigen könnten. Nach dem Schnorcheln gibt’s eine kalte Platte, auf deren ägyptische Wurst, die eher nach Karton als nach Fleisch schmeckt, wir gerne verzichtet hätten. Wir geniessen es draussen zu sitzen und für einmal einen Moment nichts zu tun. Aber dieser Zustand kann ja nicht für immer anhalten, darum setzen wir uns dann doch noch nach drinnen an die Laptops. Es geht nicht lange, bis die Windrichtung dreht und plötzlich ein Wind wie aus einem Föhn zu blasen beginnt. Die bisher gemässigte Temperatur in unserem MGD steigt innert kurzer Zeit um fünf Grad an und wir werden regelrecht eingesandet, obwohl wir die Fenster nur auf der windabgewandten Seite offen stehen haben. Irgendwann gibt es nur noch eines: Ab ins Wasser. Wegen des Windes ist jetzt wieder klar wohin die Reise geht, nämlich zur selben Bucht wie gestern. Es ist wieder ein wunderbarer Ausflug entlang des Riffs, Isabella entdeckt wieder Feuerfische und ganz zum Schluss sehen wir im Sand noch einen Blaupunktrochen. Inzwischen ist der Wind abgeflaut, so dass wir nach der schnellen Dusche Bier und Dip draussen geniessen können. Das Nachtessen wird aber drinnen gekocht, gefüllte Peperoni stehen auf dem Programm. Wir sind wie meist etwas spät dran, aber dafür haben wir den Update unserer Homepage mit Kenia heute fast fertiggestellt.

Sonntag, 29.05.2011 – Ras Mohammed Nationalpark

Unser letzter Tag am Meer im Süden des Sinai hat geschlagen. Damit wir möglichst viel davon haben schlägt Thomas vor, gleich nach dem Aufstehen und noch vor dem ersten Kaffee eine erste Schnorcheltour zu unternehmen. Isabella ist’s recht und so schwimmen wir schon bald um die von der Sonne ins beste Licht getauchten Korallen herum. Das gibt natürlich Hunger und wir gönnen uns ein richtiges Sonntags­frühstück mit Rührei. Heute scheinen wir zuerst alleine zu bleiben auf unserem Standplatz, aber als wir vom zweiten Schnorchelausflug zurückkommen stehen dann doch drei Autos da, deren Familien sich am Strand vergnügen. Unser zweiter Schnorchelgang wird etwas vom Wind verblasen und die Sicht ist weniger gut als auch schon, und das nicht nur weil die Maskengläser beschlagen. Da nehmen wir dann gerne einen Kaffee und ein paar feine Shortbread fürs Gemüt. Da aller guten Dinge drei sind kommt am Nachmittag bei Flut unser letzter Gang ans und aufs Riff. Er lässt zum Abschluss keine Wünsche offen. Auch heute sehen wir wieder den Blaupunktrochen, einen schönen Feuerfisch und etwas von dem wir zuerst gar nicht wissen, was wir davon halten sollen. Ein scheinbar fast freistehendes Augenpaar guckt uns aus einer Koralle an, an der ein unförmiges Etwas hängt. Schliesslich kommen wir drauf, dass das wohl eine Krake sein könnte, die sich hier versteckt. Als wir zurück zum MGD kommen um uns abzuduschen sind die Familien gerade beim Zusammenpacken. Die Männer stehen etwas ratlos bei einem ihrer Autos und schliesslich kommt einer von ihnen vorbei, um uns um Hilfe zu bitten. Bei zweien ihrer Autos ist die Batterie, wohl wegen der den ganzen Tag trällernden Autoradios, leer. Sie haben kein Überbrückungskabel dabei und so können wir ihnen mit dem unsrigen aushelfen, so dass sie kurz darauf glücklich von dannen fahren können. Wir kümmern uns um unser Abendessen, das heute für einmal kalt ist. Es gibt Reis- und Bohnensalat, das tut’s auch. Angesichts der morgen zu fahrenden Kilometer wird es wieder einmal etwas spät. Dafür gibt es auf unserer Webseite neue Bilder aus Kenia zu bewundern.

Montag, 30.05.2011 – El Qantara

Der Familienclan, der gestern abend beim Eindunkeln noch hier ankam und am Strand campiert hat, macht sich am Morgen bei uns mit Klopfen bemerkbar. Sie hätten gerne etwas Wasser, das wir ihnen in eine Petflasche abgefüllt geben. Wir nehmen noch einen letzten Kaffee draussen, essen dann Frühstück und packen zusammen. Die Strasse führt zuerst wie gehabt durch die Berge, folgt dann aber bis El Tur der langweiligen Küstenebene, womit wir immerhin fortwährend Blick auf das Rote Meer haben. Ab dem Wadi Feiran kennen wir die Strecke bereits und Isabella hilft fleissig mit, die Kilometer abzuspulen. Wir wollen nicht die kürzeste Route nach Kairo nehmen, sondern den Umweg über Ismailiya machen und damit hoffentlich etwas mehr vom Suezkanal sehen. Nachdem wir den Abzweig zum Tunnel unter dem Kanal hindurch hinter uns gelassen haben wird die Strasse sofort um Klassen schlechter, dafür sind wir nun fast allein unterwegs. Sie verläuft aber immer weit vom Kanal entfernt, womit sich unser Umweg wohl doch nicht lohnt. Überall ist das Militär präsent, was bei der Bedeutung des Kanals für den ägyptischen Staat nicht unverständlich ist. Auf der Höhe von Ismailiya, aber immer noch auf der östlichen Kanalseite, machen wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungs­platz. Vor einem Polizeiposten gibt es einen grossen, ebenen Platz, und die zwei Polizisten, die kein Englisch können, meinen, dass wir hier bleiben könnten. Sie laden uns gleich zum Tee ein, den wir draussen schon fast ein wenig fröstelnd trinken. Als der Tee ausgetrunken, es dunkel ist und wir sie fragen, wo genau wir uns denn nun hinstellen sollen, geht es plötzlich nicht mehr. Sie geben uns zu verstehen, dass sie nicht bewaffnet seien und uns deshalb nicht vor Banditen schützen könnten. Super! Da bleibt uns wohl nur in Ismailiya eine Tankstelle oder einen Rastplatz zu suchen. Die Brücke über den Suezkanal ist aber gar nicht wie wir fälschlicherweise angenommen haben hier, sondern rund dreissig Kilometer nordwärts bei El Qantara, wo wir dann um acht Uhr ankommen. Wir sehen ein paar Lastwagen herumstehen und gesellen uns dazu. Das wird sicher kein ruhiger Nachtplatz werden, aber was soll’s... Nach mehr als 450km sind wir wohl müde genug um etwas Schlaf zu finden. Der schnell gemachte Matmatasalat schmeckt wie immer toll und so gehen wir dann verglichen mit den letzten Tagen früh in die Heija.

Dienstag, 31.05.2011 – Cairo

Wie zu erwarten war haben wir schon besser geschlafen. Immerhin brausten zwischen ein und fünf Uhr in der Nacht praktisch keine Lastwagen mehr zwei Meter neben unserem Kopf vorbei. So sind wir beim Frühstück doch einigermassen fit, schliesslich wartet ja der Kairoer Verkehr auf uns. Wir überqueren den Kanal auf der imposanten “Mubarak Friendship Bridge“. Wie lange die wohl noch so heisst? Doch zuerst müssen wir die Sicherheitskontrolle hinter uns bringen, vor der im Gegensatz zu gestern abend immerhin keine Fahrzeugschlange steht. Neben dem üblichen Vorzeigen der Pässe wollen die Soldaten unbedingt einen Blick ins Innere des Fahrzeugs werfen. Nachdem wir ihnen unsere “keine Schuhe im MGD“-Regel durchgegeben haben wird ein Typ in Zivil vorgeschickt um unsere Wohnung zu inspizieren. Er scheint damit etwas überfordert zu sein, denn er weiss nicht recht, welche Kästen er nun geöffnet haben will, dafür studiert er eingehend unser Büchergestell. Schliesslich können wir, nachdem wir noch eine kleine Brückengebühr bezahlt haben, die Brücke überqueren. Auf dem Kanal sind gerade vier Schiffe südwärts unterwegs und wir haben aus fünfundsiebzig Metern Höhe eine tolle Sicht auf die Kähne und die Wasserstrasse. Danach geht eine richtungsgetrennte Strasse nach Ismailiya, auf der wir gemütlich und stressfrei dahintuckern. Es gibt viel zu sehen, denn hier wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Es werden vor allem Früchte angebaut, darunter viele Mangos. Am Kanal, der die Plantagen mit Wasser versorgt, können wir zu unserer Freude auch den einen oder anderen Pied Kingfisher ausmachen. Nach Ismailiya führt die Autobahn durch eher wüstenhafte Gebiete, in denen immer wieder riesige Gelände der Armee zu sehen sind. Rund sechzig Kilometer vor Kairo beginnen die ersten Industriegebiete und an einer Tankstelle wollen wir unseren Tank wieder auffüllen. Nach 125 Litern ist aber Schluss, der Diesel sei alle. Der Tankwart verrechnet uns trotzdem 130 Liter, die zusätzlichen 5 Liter seinen sein Bakschisch verkündet er uns treuherzig. Dieses Vorgehen können wir nun auf den Tod nicht ausstehen und er muss sich mit der Hälfte des Betrages zufrieden geben. Wir fahren weiter Richtung Kairo und mit dem zunehmenden Verkehr wird es auf der Autobahn auch hektischer. Als wir die Ringautobahn erreichen versuchen wir während eineinhalb Stunden erfolglos auf diese und in die gewünschte Richtung zu gelangen. Diese Odyssee führt uns unter anderem durch ein wohl typisches Kairoer Vorortsquartier mit seinen schlechten Strassen, dem Gewusel von Menschen und Autos, und dem vielen Müll. Die richtige Auffahrt auf die Ringstrasse finden wir schliesslich durch einen kleinen Marktplatz, ohne dass irgend etwas angeschrieben wäre, nicht einmal in Arabisch. Die ägyptischen Verkehrsplaner können einem wirklich zum Wahnsinn treiben. Sie haben auch die vielen Geisterfahrer auf dem Gewissen, denn die Ägypter haben einfach keine Lust, ihretwegen kilometerlange Umwege zu fahren. Das einmal ganz abgesehen davon, dass die ägyptischen Autofahrer genau so wahnsinnig sind und vor keinem Verbrechen gegen die elementarsten Verkehrsregeln zurückschrecken. Wir erreichen schliesslich mit etwas Verspätung den Carrefour Supermarkt, in dem wir uns für die letzten Tage in Afrika noch etwas aufdotieren. Dabei machen wir den kleinen Fehler wieder nach einem Rindsfilet zu fragen, das wir nach einer Viertelstunde drei Kilogramm schwer und frisch aus einer Kuh gesäbelt in Händen halten. Unter einem Filet verstehen wir eigentlich etwas anderes und natürlich ist es viel zu viel... Wir fahren ohne weitere Zwischenfälle und tatsächlich auf dem kürzesten Weg zum Salma Camping, wo wir gleich mal unseren Wassertank auffüllen. Isabella macht sich verzweifelt am Filet zu schaffen, von dem sie noch dreiviertel Kilo Sehnen und ähnliches Zeug wegschneidet. Den Abfall bekommt der Hund eines deutschen Paares, die auch auf dem Platz stehen und die in Jordanien mit Frank und dem italienischen Paar aus Dahab gereist, und nun auf dem Weg in den Süden sind. Leider sind auch die Moskitos wieder hier und vor allem Isabella kriegt natürlich gleich einige Stiche ab. Während eines von Blitz und Donner begleiteten, leichten Schauers gehen wir schnell duschen und braten dann einen ersten Teil des Filets in der Bratpfanne. Da wir mit dem Fleisch grössere Portionen als gewöhnlich machen müssen gibt es nur einen Salat dazu. In der Schweiz würde man so was wohl als Fitnesssteak bezeichnen.

Mittwoch, 01.06.2011 – Cairo

Fast der einzige Grund, warum wir überhaupt wieder nach Kairo gefahren sind ist, dass wir wieder einmal waschen müssen und dafür eine vernünftige Infrastruktur benötigen. Hier im Salma Camping gibt’s Wasser in rauhen Mengen und wir können auch eine anständige Wäscheleine spannen. Petrus unterstützt unser Vorhaben und so verbringen wir den grösseren Teil des heutigen Tages mit waschen, per Hand wohlverstanden! Wie üblich stärken wir uns zwischendurch mit einer kalten Platte und ausnahmsweise gibt es dazu einmal ein Bier. Anschliessend versucht Isabella in unserem Haus mittels Staubsauger all den Sand aus dem Sinai wieder loszuwerden. Für die ungeniessbare ägyptische Wurst haben wir eine potentielle Abnehmerin gefunden: die Hündin des Campingplatzbesitzers, die gerade einen pummeligen, scheuen Welpen aufzieht. Doch nach der Degustation eines halben Rädchens verschmäht auch sie die Wurst; zum Glück ist der Hund der Deutschen da nicht so wählerisch. Wir können zu einer anständigen Zeit Feierabend machen, aber weil wir dann noch ein ganzes Weilchen mit den Deutschen quatschen wird es wieder einmal spät bis der Znacht auf dem Tisch steht. Klar gibt es mehr vom Rindsfilet, diesmal in Form eines Currys. Heute gibt’s weniger Salat, dafür aber etwas Basmatireis, denn der gehört einfach dazu. Später am Abend hören wir immer wieder Geknatter, das in Thomas’ Ohren nach Gewehrfeuer tönt. Eigentlich hätten wir das zum Ende unserer Reise nicht noch gebraucht, aber wir nehmen einfach an, dass es sich um Freudenbezeugungen zum heute bekannt gewordenen Gerichtstermin für den ehemaligen Präsidenten von Ägypten handelt.

Donnerstag, 02.06.2011 – Baltim

Nachdem wir gestern unsere Aufgaben tadellos gemacht haben gibt es keinen Grund länger hier zu bleiben, nicht zuletzt auch weil auf Freitag in Kairo Proteste angekündigt sind, und wegen der vielen Moskitos sowieso. Wir wollen in zwei Tagen nach Alexandria fahren und dies nicht auf direktem Weg, sondern nordwärts durch das Nildelta bis ans Mittelmeer und dann auf der neuen Küstenstrasse westwärts in die zweitgrösste Stadt des Landes. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von den anderen Reisenden auf dem Platz, die heute ebenfalls weiterziehen wollen. Wir finden den Weg durch die Stadt ganz gut und sind schon bald ins Herz des Deltas unterwegs. Der Verkehr auf der Strecke ist recht dicht, denn hier verläuft neben der Wüstenstrasse die zweite Hauptachse zwischen Kairo und Alexandria. In Benha haben wir etwas Mühe die Strasse nach El Mansura zu finden, doch nach einigen Umwegen schaffen wir auch das. Die Strasse führt die ganze Zeit Kanälen entlang, die zur Bewässerung der ausgedehnten Landwirtschaftszonen dienen und in denen wir auch heute einige Graufischer fischen sehen. Wir sehen neben Tonnen von Zwiebeln und Tomaten auch in vollem Laub stehende Reben. Von landwirtschaftlicher Idylle kann aber keine Rede sein, denn in allen Ortschaften stehen mehrstöckige, halbfertig aussehende Wohnblocks und die Kanäle werden dort als Mülldeponien missbraucht. Unterwegs erhalten wir die schockierende und traurige Nachricht, dass Isabellas Schwester gestern verstorben ist. Damit ändern sich voraussichtlich einige Dinge in unserem verbleibenden Reiseverlauf. Wir können zwar nicht schneller nach Europa gelangen als mit der für den nächsten Sonntag bereits gebuchten Fähre nach Venedig. Aber die geplante langsame Annäherung an die Schweiz wird sich in eine Direktfahrt auf schnellstem Weg in unser Heimatland verwandeln. Bedrückt erreichen wir bei Gamasa das Mittelmeer, das wir dort aber noch nicht sehen können. Die Küstenstrasse hält einen Abstand von rund zwei Kilometern zum Meer und führt durch eher langweilige Landschaft. Bei Baltim erreichen wir den nördlichsten Punkt des Nildeltas und es ist Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Wir steuern Richtung Meer und landen schliesslich an einem Tor das mit “Baltim Resort“ angeschrieben ist. Von hier dirigiert uns ein Mann auf Obelix’ Trittbrett zur Polizeistation, wo wir sofort von vielen Leuten umringt werden. Westliche Touristen sind hier offensichtlich nicht üblich. Man deutet uns, dass wir bei der Polizeistation stehen bleiben müssten und dass der Strand, an den wir uns viel lieber stellen würden, für uns zu gefährlich sei. Mit Hilfe eines Englisch sprechenden Mannes aus Kairo können wir uns schliesslich mit der Polizei verständigen. Eigentlich ist es uns ja egal wo wir stehen, denn wir müssen uns sowieso mit den Folgen des Todesfalles auseinandersetzen und das können wir auch hier. Trotzdem gehen wir noch auf einen Auslüftungs­spaziergang an den Strand, wo wir einige Minuten schweigend übers Meer schauen. Eine ältere, verschleierte Ägypterin, die mit ihrem Mann dem Strand entlang spaziert, bemerkt, dass bei uns etwas nicht stimmt und nimmt, als ihr Isabella den Grund nennt, tröstend ihre Hand. Es ist eine berührende Geste. Zurück beim MGD führt Isabella ein erstes Telefongespräch mit Esther, der Freundin ihrer Schwester. Das Nachtessen fällt heute den widrigen Umständen zum Opfer und Thomas hält sich statt dessen an Bier, Chips und Dip.

Freitag, 03.06.2011 – Alexandria

Am Morgen steht noch ein weiteres Telefongespräch in die Schweiz an, aber dann machen wir uns nach einem Kaffee aus dem Staub. Die Küstenstrasse führt gleich nach Baltim über eine Sandzunge, die den Burullussee vom Meer abschliesst. Auf diesem See sehen wir viele Segelboote, die mit ihren Dhau-Takelagen, vor allem aber wegen ihrer Rumpfform auffallen. Sie gleichen überdimensionierten Surf­brettern, weil sie einen kastenförmigen Rumpf, der fast keinen Tiefgang hat, besitzen. Nicht am Seeufer, aber innerhalb des Bereiches des überraschend grossen Sees legen wir einen Frühstückshalt ein. Bei Rashid, oder Rosetta, überqueren wir einen grossen Arm des Nils. Danach wälzt sich die Strasse bis kurz vor Alexandria durch riesige Dattelplantagen, in deren Schatten noch allerlei andere Nutzpflanzen wachsen. Viele Palmen tragen bereits kleine Früchte und einige Fruchtbüschel sind bereits in Plastiksäcke gepackt. In der Stadt versuchen wir die San Stefano Mall an der Corniche anzusteuern um herauszufinden, ob wir uns nächste Nacht eventuell dort hinstellen könnten. Wir schaffen es schlicht und ergreifend nicht, das Einkaufszentrum zu finden, ja wir können uns trotz aller Bemühungen nicht einmal bis zur Ufer­promenade durchkämpfen. Immer wieder werden wir in andere Richtungen gezwungen, einmal müssen wir auf engstem Raum sogar umkehren, als sich die Strasse in einen Markt verwandelt. Es geht hier zwar nicht hektisch zu, aber sehr eng. Oft bleiben nur wenige Zentimeter Abstand zu den abgestellten Autos und in den engen Strassen herrscht Gegenverkehr. Ein Autofahrer bringt es schliesslich fertig, sein Rücklicht an unserem Unterfahrschutz zu demolieren, fährt aber einfach weiter. Obelix hat sich nur kurz geschüttelt... Wir aber geben die Suche nach San Stefano auf und steuern die Mall mit dem Carrefour Supermarkt an, die an der Ausfallstrasse nach Kairo liegt und deshalb einfacher zu finden ist. Im riesigen Einkaufszentrum herrscht reger Betrieb, es ist ja schliesslich auch islamischer Sonntag. Wir kaufen im Supermarkt nur ein paar wenige Sachen ein, denn für die verbleibenden zwei Tage benötigen wir nicht mehr viel. Wir versuchen hier zu übernachten, denn wir haben gehört, dass es schon geduldet wurde, auch wenn sich die Zeiten inzwischen geändert haben. Natürlich sind wir genau beim Nachtessenkochen als ein Sicherheitsmann an unser MGD klopft. Immerhin ist ihm unser Anliegen nicht ganz fremd und er führt ein kurzes Telefongespräch mit dem Ergebnis, dass wir bis morgen hier bleiben dürfen, wenn das Militär, das mit zwei Schützenpanzern einen abgesperrten Teil des Parkplatzes besetzt hat, einverstanden ist. Die haben damit kein Problem und somit ist zumindest eine Nacht im campingplatzlosen Alexandria gesichert. So können wir unsere Rindsfiletsteaks an einer selbstgemachten, grünen Pfefferrahmsauce in aller Ruhe geniessen.

Samstag, 04.06.2011 – Alexandria

Bewacht vom Militär schlafen wir ganz gut und es stört auch niemanden, dass wir nicht wie versprochen um neun Uhr, sondern erst gegen zwölf den riesigen Parkplatz verlassen. Um von der Ausfahrt aus einen nötigen U-Turn zu erreichen machen wir es wie die Ägypter: Wir fahren erst rund fünfzig Meter auf der fünfspurigen, richtungsgetrennten Strasse rückwärts, um dann alle fünf Spuren zu überqueren. Danach geht’s auf der Schnellstrasse Richtung Stadtzentrum und dort werden wir überraschend rasch an der Corniche ausgespuckt. Natürlich schickt man uns hier zuerst wieder in die falsche Richtung, aber schon bald gibt’s einen schön ausgebauten U-Turn der uns in Richtung Hafen führt. Dort wollen wir den Eingang finden, durch den wir morgen in den Hafen fahren müssen. Wir erreichen ihn problemlos und parkieren Obelix einfach mal in der zweiten Reihe am davor liegenden Platz. Zur Ausreise aus Ägypten müssen wir uns noch ein Papier von der Polizei besorgen, das wohl bestätigen soll, dass wir uns in Ägypten keine Verkehrsbussen zu Schulden haben kommen lassen. Dafür müssen wir einen Ort Namens “Morrar Abis“ aufsuchen. Die einzige Chance den Ort zu finden ist, den Namen einem Taxifahrer zu flüstern und sich hinfahren zu lassen. So macht es Thomas denn auch und nach zwei Stunden ist er mit den hoffentlich richtigen Wischen für Asterix und Obelix zurück. Wir fahren wieder Richtung Carrefour und müssen etwas rumkurven bis wir eine Tankstelle finden um unsere Tanks mit dem gegenüber Europa nur einen Zehntel kostenden Diesel bis zum Rand zu füllen. Dabei bekommt Obelix gleich auch noch eine Wäsche verabreicht um das Salz des Roten Meeres abzuspülen. Ganz in der Nähe entdecken wir zufälligerweise die MAN-Vertretung in Alexandria und fragen dort kurzerhand, ob wir bei ihnen übernachten dürfen. Der Vice-Chairman gibt uns die Erlaubnis und damit ist auch unser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit letzter Übernachtungs­platz in Ägypten gesichert. Zuerst fahren wir aber noch ein letztes Mal zum Carrefour Supermarkt und kaufen noch ein paar wenige Dinge ein. Bei MAN können wir uns schön eben hinstellen und bei einem kühlen Bier stellen wir fest, dass wir heute wirklich alle uns vorgenommenen Punkte erledigen konnten. Heute gibt es noch einmal ein kleines Festessen: Isabella kocht ein Stroganoff. Es wird ziemlich spät bis wir den Schmaus geniessen können und so schauen wir, dass wir, statt bis spät in die Nacht zu packen, ins Bett kommen. Lieber stehen wir morgen etwas früher auf.

Sonntag, 05.06.2011 – Mittelmeer

Um fünf Uhr früh lassen wir uns wecken um das zu machen, was wir gestern abend nicht mehr schafften: Packen. Unser Ziel ist es, um neun Uhr abfahrbereit zu sein und für einmal sind wir pünktlich, samt relativ gemütlichem Frühstück. Die jungen Ingenieure von MAN laden uns noch auf einen Tee in ihr Büro ein. Einer von ihnen überreicht uns ein kleines Abschiedsgeschenk, das sich später als eine Reihe von Werbepamphleten für den Islam herausstellt. Kurz nach halb zehn Uhr fahren wir los und erreichen relativ problemlos über den gestern erkundeten Weg den Eingang zum Hafen. Mit Hineinfahren ist aber nichts, wir müssen erst einmal den Agenten von Visemar, unserer Schiffahrtslinie anrufen. Nach einer halben Stunde taucht schliesslich ein Vertreter auf und händigt uns das Ticket und die Einstiegkarte aus. Dann folgen wir ihm in einen Warteraum, in dem vermutlich die gesamte Abfertigung erfolgen wird. Als erstes taucht ein Zöllner auf, dem wir eine Gelddeklaration ausfüllen müssen und der ziemlich viele Schränke im MGD anschauen will. Wir wundern uns nicht mehr, dass bei der Ausreise genauer kontrolliert wird als bei der Einreise, wir sind ja immer noch in Ägypten. Dann geht lange nichts mehr, bevor die Verkehrspolizei kommt, die die ägyptischen Nummernschilder einsammelt und die Chassisnummern abrubbelt. Wir müssen noch letzte Gebühren von insgesamt 220 Pfund bezahlen und dürfen dann ... weiter warten. Der grösste Teil der Gebühren ist für die Bearbeitung der Carnets fällig, die irgendwie ewig dauert. Ausser uns warten noch ein deutsches Wohnmobil und zwei weitere Autos auf bessere Zeiten. Immerhin müssen wir uns nicht weiter mit Zoll und Immigration herumschlagen. Um halb fünf Uhr kommt plötzlich Hektik auf, als der Visemar-Vertreter mit den gestempelten Carnets und Pässen wieder auftaucht. Jetzt geht es weiter zur Sicherheitskontrolle, in der alle Passagiere ihr Handgepäck zum Scannen in ein Gebäude tragen müssen. Ausser uns, was uns ehrlich gesagt nicht im Geringsten stört. Dann geht die Fahrt durch den zugegebenermassen sehr ordentlichen Hafen weiter direkt vor unser Fähre, die “Visemar One“. Bevor wir aufs Schiff fahren können wird Obelix noch von zwei Polizeihunden beschnüffelt, die weder bei uns noch bei den anderen Fahrzeugen anschlagen. Ziemlich genau um sechs Uhr verlässt Obelix den afrikanischen Boden und besteigt über die Laderampe den Kahn. Wir kommen nicht aufs oberste, offene Deck wie wir es erwartet haben, sondern einen Stock darunter zu vielen Kühlaufliegern, die zu unserer Verwunderung das Deck fast füllen. Obelix wird von der Schiffscrew gleich verzurrt. Wir packen unsere Taschen und steigen einige Treppenstufen hinauf zur Rezeption. Dort erhalten wir den Schlüssel zu unserer Kabine, die genau auf der Längsachse des Schiffes mit einem Fenster aufs Vorschiff liegt. Das Schiff ist erst ein Jahr alt und darum in tadellosem Zustand. So freuen wir uns auf die Dusche, unter die wir uns sogleich stellen. Kaum sind wir mit duschen fertig, bemerken wir, dass die Schiffsdiesel auf Touren gebracht werden und Thomas sieht durch das Fenster einen Mann am Poller bereitstehen, um das vordere Tau zu lösen. Eigentlich ist die planmässige Abfahrt um acht Uhr und jetzt ist es erst halb sieben. Schnell gehen wir nochmals zu Obelix hinunter um noch zwei, drei Sachen zu holen, denn unterwegs ist dies nicht mehr möglich. Als wir wieder an Deck sind tuckert unser Schiff bereits durch den Hafen und wir schreiben noch schnell einige SMS, solange dies noch funktioniert. Wir stehen noch ein Weilchen draussen, bis wir auf dem offenen Mittelmeer sind und es langsam dunkel, zu windig und kühl wird. Zurück in der Kabine öffnen wir eine Flasche ägyptischen Schaumweines und stossen mit Plastikbechern darauf an, erfolgreich der ägyptischen Bürokratie entronnen zu sein und unser dreieinhalbjähriges Abenteuer in Afrika, das eigentlich nie besonders abenteuerlich war, glücklich und gesund überstanden zu haben. Zum Rebensaft dippen wir ein paar Chips in würzigen Sauerrahm und das ist auch gleich unser Znacht, denn schon bald schlafen wir nach einigen eher kurzen Nächten tief und fest.

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